Kinderkrankheiten des Glaubens - Gesetzlichkeit und Schwärmerei, Hans Brandenburg

03/26/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

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 Als Kinder haben wir fast alle den Keuchhusten oder die Windpocken durchgemacht. So quälend für Kinder und Eltern diese Krankheiten auch sein mögen — sie sind meist ungefährlich und nach kurzer Zeit überwunden. Es kann sogar dazu kommen, daß wir nach der Rekonvaleszenz gesünder und kräftiger wurden als vor der Erkrankung. Es ist, als hätte der Kinderkörper im Kampf mit der Krankheit seine Kräfte gestärkt. Etwas Ähnliches geschieht mit dem Glaubenden, der in der Wiedergeburt ein neues Leben erhielt. »Als die neugeborenen Kindlein« - so spricht der erfahrene Apostel Petrus von solchen neu für Jesus gewonnenen jungen Christen. 

Wie das neugeborene Menschenkind leicht anfällig ist und vor Erkältung, Infektion, Darmbeschwerden und ähnlichen Dingen bewahrt werden muß, so brauchen Neuerweckte gleichfalls Schutz und Pflege, und es ist eine alte Erfahrung, daß die Seelsorge an ihnen schwieriger ist als an Ungläubigen. Diesen kann man ja nur die Botschaft bringen: Komm und wag es mit Jesus ! Aber jene, die sich üben müssen, bei Jesus zu bleiben wie die Reben am Weinstock, kommen in unzählige gefahrvolle Situationen, Gegenangriffe des Feindes, dem sie entrissen wurden, Versuchungen zur Selbstsicherheit oder auch zum Verzagen usw. Von zwei Gefahren wurden wir fast alle auf den ersten Schritten des Glaubens bedroht: 

Entweder wir wurden skrupelhaft ängstlich und eng, um ja das Ziel nicht zu verfehlen. Dann wurden wir gesetzlich. Oder aber wir suchten, mit eigenen Mitteln die Wirkung des heiligen Geistes zu steigern, und hörten begierig auf jene Stimmen, die uns noch mehr versprachen, als der Glaube dem Bußfertigen gibt. Und so gerieten wir in Unnüchternheit und Schwärmerei. Beide Abweichungen sind so naheliegend, daß es überraschend wäre, wenn jemand unangefochten bliebe. Wir wollen die Gefahr nicht dramatisieren.

An Windpocken ist wohl kaum ein Kind gestorben. Aber es können Nebenwirkungen eintreten, und der Körper kann sich den Einwirkungen anderer Bazillen nicht erwehren. Dann wird's gefährlich. Wenn Gesetzlichkeit kein Durchgangsstadium ist, wenn Schwärmerei zu einem chronischen Zustand wird, dann ist die Gefahr allerdings nicht gering. Wie leicht wird das Evangelium Jesu Christi verfälscht. Diese Kinderkrankheiten sind auch ansteckend. Davon zeugt die Kirchengeschichte eindeutig. Auch die Apostelbriefe sprechen davon. Hätten wir mehr geschichtliches Denken, das heute so verpönt ist, so hätten wir auch mehr Abwehrstoffe. Weil das nicht der Fall ist, soll durch dieses Buch der Versuch zur Hilfe gemacht werden. Es geht hier nicht um ein schulmeisterliches Warnen. Wir kennen jene Krankheitsstoffe im eigenen Leben zur Genüge. Wir drücken den gesetzlichen wie den schwärmerischen Christen brüderlich die Hand. Laßt uns miteinander unsere Lage in Ruhe und Nüchternheit zu beurteilen suchen - als die Beschenkten Jesu Christi ! Nur er, der die Quelle des neuen Lebens ist, hat auch die Heilmittel. Und er verheißt, daß sein Vater mit dem Winzermesser die Reben reinigen wolle. Darum heißt unsere Bitte: »Reinige uns, damit wir mehr Frucht bringen!« Für den Anfänger sind die hier behandelten Fragen insofern nicht leicht, als jene beiden Irrwege sich scheinbar auf die Bibel berufen dürfen. Eine gute Bibelkenntnis schützt noch nicht ohne weiteres vor Verirrungen. Haben nicht Jesus und Paulus die Verbindlichkeit des Gesetzes betont? Lesen Sie dazu Matth. 5,17—19; Rom. 2,13; 3,31; 1. Kor. 9,21. Andererseits wissen wir, daß es ohne den heiligen Geist keinen Christenglauben und kein Christenleben gibt. Denken wir an das Wort des Paulus (Eph. 5,18): »Werdet voll Geistes!« Es ist für den Anfänger schwer, auf dem schmalen Wege zu bleiben, ohne nach links oder rechts abzugleiten. Darum tut eine Besinnung uns allen not. Sowohl die Gesetzlichkeit wie auch die Schwärmerei haben den Wunsch, in uns das göttliche Leben durch Christus zu stärken. Daher werden beide Abweichungen gerade bei eifrigen Christen gefunden. Diese aber werden scharf beobachtet, und durch ihr Verhalten kann ihr Zeugnis gefährdet werden. Denn der Unglaube beurteilt nach ihnen das »Christentum« : Ist es das wahre, oder ist es verzerrt? Das ist unsere Frage.

A.    Die Gesetzlichkeit I.   

Was ist das Gesetz im Alten und und im Neuen Testament? Im weitesten Sinn wird die Bezeichnung »Gesetz« (hebräisch:Thora) für das ganze Wort des Alten Bundes benutzt.* Das Gesetz ist der sich in der Heilsgeschichte offenbarende Wille Gottes. Darum ist das Gesetz ewig, denn Gott ändert sich nicht. Die Ausdrücke und Formen dagegen können sich wandeln. Jesus selbst gibt eine Erklärung für das Ziel aller Gesetze Gottes, wenn er vom Liebesgebot gegenüber Gott und den Nächsten sagt : »In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten« (Matth. 22,40). Darum schreibt Paulus: »Wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt« und »So ist die Liebe des Gesetzes Erfüllung« (Rom. 13,8.10). * Der Israelit kennt drei Teile seiner Bibel: Das Gesetz (Thora), die Propheten (Nebiim), die Schriften (Ketubim). Die fünf Bücher Mose sind die Thora. Zu den Nebiim rechnet er die prophetisch erzählenden Bücher Josua, Richter, ersten und zweiten Samuel, ersten und zweiten Könige, die sogenannten großen Propheten Jesaja, jeremia, Hesekiel und die zwölf kleinen Propheten. Alle übrigen Schriften gehören zum dritten Teil: Der Psalter, die Sprüche Salomos, Hiob, das Hohelied, Ruth, die Klagelieder, der Prediger, Esther, Daniel, Esra, Nehemia und die beiden Bücher der Chronik. Die fünf zuletzt Genannten sind in den dritten Teil geraten, weil ihre Niederschrift nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft geschah (vgl. Luk. 24,27). Statt den »Schriften« sagte man auch kurz »die Psalmen«, weil diese am Anfang des dritten Teiles standen. (Vgl.auch Luk. 24,44). Meist aber sagte man für unser Altes Testament: »Das Gesetz und die Propheten« oder auch »Mose und diePropheten« (vgl. Luk.16,29.31; Matth. 5,17; 7,12; 22,40; Joh. 1,45; Apg. 24,14). Doch konnte statt dessen auch nur der wichtigste Teil genannt werden: »das Gesetz« oder »Mose. (vgl. Apg. 6,13; 15,21 ; Rom. 9,4; Gai. 1,14). Wenn in den Pslatnen das Gesetz hoch gepriesen wird, so ist damit das ganze Wort Gottes gemeint (vgl. Ps. 1,2; 94,12; besonders Ps. 119).

Gesetzlosigkeit führt zu Gottlosigkeit 

Ohne das Gesetz kennen wir Gottes Willen nicht. Ohne Kenntnis des Willens Gottes erkennen wir auch nicht unsern Ungehorsam und unsere Auflehnung gegen Gott, das heißt unsere Sünde (Rom. 3,20). Deshalb ist das Gesetz »unser Zuchtmeister auf Christushin« (Gai. 3,24). Das Gesetz überführt uns also von der Sünde und macht uns der Gnade Gottes bedürftig. So ist das Gesetz eine große, entscheidende Gabe Gottes an uns. Das Gesetz erinnert uns auch täglich daran, daß es ohne Gehorsam keinen Dienst für den lebendigen Gott gibt. Wer das Gesetz verneint, der ist in dauernder Gefahr, Gott in seinen Dienst zu nehmen, statt seinerseits Gott zu dienen. Darum ist jede Art von Magie und Zauberei dem Herrn ein Greuel. Denn auf diesem Wege -auch Wahrsagerei oder Beschwörung gehören dazu - versucht der Mensch, sich der Gottheit, ihres Wissens und ihrer Macht zu bemächtigen. Dazu gehört auch alle Besprechung von Krankheiten, der Rose, der Blutungen usw. Hier wird nicht nach dem sittlichen Gehorsam, sondern nach der rechten Zauberformel gefragt. Man redet gottlos von Gott und rechnet mit seiner Kraft ohne Buße oder Bekehrung. Aber auch alle Stimmungsfrömmigkeit, die unser Gottesverhältnis von frommen Gefühlen oder Gemütserhebungen abhängig macht, führt leicht zu einer Religiosität ohne Gehorsam. Das war die Gefahr der Romantik. Man denke an den jungen Schleiermacher, der in seiner »Lucinde« den Ehebruch schöngeistig entschuldigt. Das Genie ist danach moralisch frei und nicht an Gottes Gebot gebunden. Und schließlich gilt das Gleiche auch von einer intellektualistischen Frömmigkeit, wo folgerichtiges Denken, Lehrformen oder vernünftige Erklärungen das Entscheidende sind. Man flieht aus der Tat in die Gedanken. Adolf Schlatter nannte das die »griechische Gefahr«. 

Die Griechen waren begabte Dialektiker und machten aus dem Glaubensverhältnis zu Gott ein Gedankenspiel. Auch hier konnte auf eine Gewissensbindung an Gottes Gesetz verzich- tet werden. Wenn die Gedanken nur richtig sind ! Vor allen solchen Entgleistungen und Einseitigkeiten bewahrt uns das Gesetz. Mose erzog sein Volk zu sittlichem Glauben, zu einem auf Gehorsam beruhenden Verhältnis zum Schöpfer der Welt und Herrn der Geschichte. Im Neuen Testament ist das nicht anders : »Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote« sagte Jesus (Joh. 14,15 auch 15,10). Das gilt auch für seine Apostel, die in ihren Briefen viele sittlichen Anweisungen bringen. Wie Jesus das Gesetz versteht Jesus sagt an entscheidender Stelle: »Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen« (Matth. 5,17). Es fällt hier auf, daß Jesus die Propheten neben das Gesetz stellt und damit das ganze Buch des Alten Testaments bezeichnet (vgl. Luk. 16,29). 

Es geht also nicht nur um Einzelnes, sondern um das Ganze der alttestamentlichen Offenbarung. Allerdings fügt Jesus hinzu : »Ich sage euch wahrlich : Bis daß Himmel und Erde zergeht, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich« (Matth. 5,18.19). Ständen diese Worte allein in der Bergpredigt, so wären Jesu Botschaft und die der Schriftgelehrten sich gleich. Aber nur wenige Verse weiter lesen wir Jesu machtvolle Gegenüberstellung: »Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist... Ich aber sage euch ... « (Matth. 5,21ff. 27ff. 31f. 33ff. 38ff. 43ff). 

Wer diese Abschnitte im Zusammenhang liest, wird erkennen, daß Jesus sein Wort nicht nur über die rabbinische Auslegung des Gesetzes stellt, sondern daß er auch die Vollmacht hat, die Vorschriften des Alten Testaments zu übersteigern, ja zu korrigieren. Es scheint, als ob er doch manch »Tüttel« im Gesetz ändere. Aber er beweist damit, wie er jene Worte verstanden haben will. Er liest im Gesetz seines Vaters Absichten, die in allen Geboten auf das größte Gebot zielen, das er in der Antwort an den Schriftgelehrten mit den Worten ausdrückt: »Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemute ! Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist ihm gleich :

 Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst ! In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten« (Matth. 22,37-40). Wieder nimmt Jesus das alttestamentliche Wort als Einheit, zumal auch viele Prophetenreden auf die Gesetze Moses zurückverweisen oder ihre Bedeutung erklären. Nun darf Jesu Antwort gewiß nicht so verstanden werden, als wäre das übrige Gesetz überflüssig und als genügten diese beiden Gebote. Dem reichen Jüngling hat er auf seine Frage nach dem ewigen Leben geantwortet: »Willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote. « Und auf die Frage : »Welche ?« antwortete Jesus : »Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen ; du sollst nicht falsch Zeugnis geben ; Ehre Vater und Mutter ; und : du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (Matth. 19,16ff ). 

Jesus begnügt sich hier also nicht mit dem letztgenannten Gebot, sondern hält dem Fragenden auch vier Gebote der zweiten Tafel und ein Gebot der ersten Tafel Moses als Beispiele vor. Vom Ehescheidungsgesetz des Mose, das Jesus schon in der Bergpredigt überhöhte, sagt er im selben 19. Kapitel des Matthäus: »Mose hat euch erlaubt zu scheiden von euren Frauen wegen eures Herzens Härtigkeit; von Anbeginn aber ist's nicht also gewesen.« Mithin sieht Jesus in der Vorschrift des sogenannten Scheidebriefs nur eine vorläufige Erlaubnis. Auch hier ein Beispiel, daß es mit der äußerlichen Erfüllung der mosaischen Vorschriften nicht getan ist.   Der Sabbat ist für den Menschen gemacht Eines der wichtigsten Gesetze für das Volk Israel war das Sabbatgebot, auf das auch die Propheten ernst hinwiesen. 

Es war wie die Beschneidung ein entscheidendes Kennzeichen des Bundesvolkes Gottes (Jes. 56,2; 58,13; Hes. 20,13). Aber gerade an dieser Vorschrift entzündete sich Jesu Kampf gegen die Pharisäer. Wiederholt hat Jesus am Sabbat geheilt und damit jedenfalls die Auffassung der Pharisäer und Schriftgelehrten verletzt (Matth. 12,10ff ; Luk. 13,15ff ; 14,3ff ; Joh. 5,16). Der Geheilte am Teich Bethesda trägt auf Jesu Geheiß hin sein Lager am Sabbat nach Hause! Auch die Heilung des Blindgeborenen geschieht am Sabbat, und Jesus veranlaßt den Geheilten, sich die Augen am Teich Siloah zu waschen (Joh. 9). Ja, Jesus beansprucht die Vollmacht für sich, über dem Sabbatgebot zu stehen: »Des Menschen Sohn ist ein Herr auch über den Sabbat« (Matth. 12,8). Nach Mark. 2,27 fügt er auch hinzu : »Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.« Das ist eine neue Stellung zum Gesetz, das dem Menschen einen hilfreichen Dienst tun soll, aber ohne diesen zu versklaven. Die Bindung an Jesus ist stärker als die Bindung an das Gesetz. 

Das nähert sich schon der Auffassung des Paulus (Gai. 3,19), von der noch die Rede sein soll. Nach der Meinung der Pharisäer war es auch eine Gesetzesübertretung, daß Jesus »mit den Zöllnern und Sündern« aß (Matth. 9,11 ; Luk. 15,2) oder daß ersieh von der »Sünderin« berühren ließ (Luk. 7,39). Nach Matth. 15,Iff lautet der Vorwurf der Schriftgelehrten und Pharisäer: »Warum übertreten deine Jünger die Vorschriften der Ältesten? Sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen.« Jesu Antwort ist eindeutig: »Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Vorschriften willen ?« Die Vorschriften der damaligen Gesetzesausleger gingen so weit, daß Kinder darüber die Fürsorge für ihre alten Eltern vergessen und sie darben lassen konnten. Ihre Gaben galten statt dessen dem Tempel. Jesus charakterisiert diese Haltung mit dem Wort aus dem Propheten :

»Dies Volk naht sich zu mir mit seinem Munde und ehrt mich mit seinen Lippen ; aber ihr Herz ist ferne von mir« (Matth. 15,8 ; Jes.29,13). Nach Jesu Haltung und Urteil gibt es also ein formales Halten des Gesetzes Gottes - im Ungehorsam! Äußerlich geschieht viel, aber das Herz, die persönliche Beteiligung der Liebe, fehlt. Dagegen haben schon die alten Propheten gepredigt und geschrieben (z. B. Jes. l,llff ; Jer. 6,20; Am. 5,22f). Jesus kennt und straft eine Gesetzlichkeit, die eigentlich eine Flucht vor Gott ist. Man kann sich nämlich durch äußere Frömmigkeit dem Bußruf Jesu entziehen. Wie der reiche Jüngling zu reich war, um in die Nachfolge Jesu zu kommen, so ist manch einer zu »fromm«, um sich Jesus anzuschließen. Man kann also formal das Gesetz halten und das zum Vorwand nehmen, um das Ziel des Gesetzes: volle Liebe zu Gott und dem Nächsten, zu umgehen. Christus — das Ziel des Gesetzes 

Das hat unter den Aposteln niemand so deutlich erkannt und darauf in seinen Predigten und Briefen hingewiesen wie der ehema- lige Pharisäer Saul von Tarsus, der Apostel Paulus. Er anerkennt Israels Reichtum auch am Gesetz (Rom. 9,4). Er anerkennt auch den Eifer Israels um das Gesetz. Aber er sagt: »Sie eifern um Gott, aber mit Unverstand« (Rom. 10,2). Er schämt sich nicht zuzugeben, daß er einst »zunahm im Judentum über viele seinesgleichen in seinem Geschlecht und eiferte über die Maßen um das väterliche Gesetz« (Gai. 1,14). Und er bekennt, daß er wohl »nach dem Gesetz ein Pharisäer . . . nach der Gerechtigkeit im Gesetz unsträflich« gewesen sei. Er fährt jedoch fort: »Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet« (Phil. 3,5-7). Er hat einen völlig anderen Weg zur Gerechtigkeit gefunden und so das Wohlgefallen Gottes gewonnen.