So gross ist unser Gott, Ken Campbell Leseprobe:Ein kleiner Junge: „Mutti, wer hat mich gemacht?" Mutter: „Gott hat dich gemacht, mein Sohn." Junge: „Wer hat die Welt gemacht?" Mutter: „Auch die hat Gott gemacht." Junge: „Und wer hat Gott gemacht?" M

08/04/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Ein kleiner Junge: „Mutti, wer hat mich gemacht?" 

Mutter: „Gott hat dich gemacht, mein Sohn." 
Junge: „Wer hat die Welt gemacht?"
Mutter: „Auch die hat Gott gemacht."
Junge: „Und wer hat Gott gemacht?"
Mutter: „Niemand hat Gott gemacht. Gott gibt es eben." Junge: „Dass verstehe ich nicht."
Mutter: „Ja, ich verstehe es auch nicht, aber so ist es!"
Wer erschuf Gott?
Das ist die natürliche Frage eines Kindes, aber die falsche für ein Kind Gottes. Nicht, weil sie schwer zu beantworten ist, sondern, weil sie von einer falschen Annahme ausgeht. Die Frage: „Wer erschuf Gott?", setzt voraus, dass Gott ein Teil des geschaffenen Universums und deshalb von diesem abhängig bzw. ihm untergeordnet ist. Sie nimmt an, dass er den gleichen Gesetzmäßigkeiten unterliegt, durch die wir uns Menschen verstehen und den Rest der Schöpfung begreifen können. Wenn wir bei unseren flüchtigen Studien die Frage: „Wer hat Gott gemacht?", stellen, ist das ungefähr so, als ob wir den Schöpfer unter ein Mikroskop legen würden.
Aber Gott ist von allem unabhängig, da er nicht erschaffen wurde. Gott - und ausschließlich Gott - existiert in völliger Unabhängigkeit in und durch sich allein. Dafür gibt es einen Ausdruck, den die Theologen benutzen, seit Anselm von Canterbury ihn im ii. Jahrhundert einführte: Aseztät.2 Er bezieht sich auf die Selbst-Existenz Gottes.


2 Absolute Unabhängigkeit Gottes
Jahrhunderte vor Anselm brachte Jesaja es auf den Punkt:
Alle Nationen sind wie nichts vor ihm und gelten ihm als nichtig und leer. Mit wem wollt ihr Gott vergleichen, und was für ein Abbild wollt ihr ihm gegenüberstellen? (Jes 40,1 7.18)
Man kann es nicht deutlicher ausdrücken: Wir können Gott mit nichts vergleichen, da er einzigartig in seinem Wesen und seiner Selbst-Existenz ist.
Doch im Gegensatz zu Gott, dem Schöpfer, der von nichts abhängig ist, sind wir Menschen völlig abhängig von Gott, der uns geschaffen hat. Alle Versuche, uns von Gott zu „befreien" und ihm gegenüber unsere Unabhängigkeit zu erklären, enden im Ruin. Dafür gibt es Beispiele im Überfluss.
Eine Biographie über Ernest Hemingway berichtet, dass er seine „Bestimmung darin sah, ein freier Mensch zu sein, der sein Leben ungebunden von Traditionen nach pragmatischen Prinzipien ausrichten wollte". Er sagte sich vom christlichen Glauben los, da er ihn als traditionelle Moralvorstellung abtat (entsprechend war er in seinem Leben mit mehreren Frauen verheiratet). Die Suche nach einem Leben voller Abenteuer brachte ihn nach Europa, Afrika, Kuba und wieder zurück in die USA. Seine intensiven Beobachtungen über das Leben - besonders in Kriegszeiten - ermöglichten es ihm, außergewöhnliche Literatur zu schreiben. Mit seinem letzten großen Buch, Der alte Mann und das Meer, erhielt er auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn als Schriftsteller den Nobelpreis.
Hemingway hat das Abenteuer gefunden - er wurde im 1. Weltkrieg in Italien verwundet, er war Korrespon-
dent im spanischen Bürgerkrieg und Pilot bei der Royal Air Force während des 2. Weltkrieges. Er lebte seine hedonistische Autonomie auf drei Kontinenten aus. Dies verhalf ihm zwar zu großen schriftstellerischen Leistungen, führte ihn aber gleichzeitig zur völligen Desillusion und Verzweiflung über die Menschheit und sich selbst. Sein letzter Roman scheint den Standpunkt zu vertreten, dass die Menschen Würde und Werte finden können, wenn sie in ihrem Leben kleine Aufgaben vollständig allein und gut ausführen. Aber ebenso wird angedeutet, dass es keinen Sieg, keine Freude und kein Paradies für den Menschen gibt, der unabhängig sein will. Folglich erschoss er sich im Alter von 62 Jahren, einer der geehrtesten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
George Eastman hinterließ vor seinem Selbstmord eine Nachricht, die einen ähnlichen Gedanken widerspiegelt: „Ich habe alles, was ich tun konnte, getan. Wozu soll ich noch warten?" Ein brillianter Erfinder, der auch ein cleverer Geschäftsmann war - was durchaus eine seltene Kombination ist! Eastman entwickelte den Kodak-Film und die Kodak-Kamera, wodurch die Photographie weltweit revolutioniert wurde. Er war ebenso ein großzügiger Menschen freund und hinterließ vielfältige Eindrücke seines Genies und Scharfsinns. Trotzdem sah Eastman am Ende, nachdem er „alles getan hatte, was er konnte", die Sinnlosigkeit seines Lebens und von allem, was er getan hatte. Deshalb nahm er sich das Leben.
 
Der unabhängige Mensch ist eine einsame und traurige Erscheinung. Der Schrei nach völliger Freiheit und Unabhängigkeit hört sich im sicheren Schutzraum eines Klassenzimmers sehr attraktiv an. Aber mitten in der Sahara, wo keine Versorgungssysteme zur Verfügung stehen, sieht es mit völliger Selbständigkeit schon ganz anders aus! Auch wenn ein Mensch für seine körperlichen Bedürfnisse selbst sorgen könnte, so würden doch seine eigenen geistigen Reserven nicht ausreichen, um ein tägliches Minimum an normaler seelisch, geistig und emotional gesunder Entwicklung aufrechtzuerhalten.
Der Mensch, der in völliger Unabhängigkeit leben möchte, ist im Grunde ein unwissender Parasit, denn er profitiert sowohl von dem, was ihm Gott in der Schöpfung zur Verfügung stellt, als auch von den Möglichkeiten, die ihm die Gesellschaft bietet. Einzig und allein Gott ist unabhängig, selbst-existent und autonom. Diese Wahrheit prägt zutiefst unsere Beziehung zu ihm.
Gott und das Universum
Blaise Pascal sagte, dass „der Gott der Philosophen, nicht der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs" ist. Der Gott der Philosophen ist „eine unerschütterliche Kraft", „das Absolute". Dieser Gott ist nicht einmal ein ‚Er', sondern ein ‚Es' - eine unpersönliche Kraft von unbestimmter Art. Die Theologie Hollywoods wird durch den weisen Obi-Wan Kenobi treffend ausgedrückt, als er dem jungen Luke Skywalker den Segen erteilt: „Möge die Kraft mit dir sein". Aber die Götter von weltlichen Philosophen und Entertainern sind nichts anderes als Schöpfungen der menschlichen Phantasie, die letztlich dem endlichen Wissen, der Erfahrung und dem Wunschdenken des Menschen entspringen.
Paulus behauptet in Römer 1,19-23, dass Gottes Existenz anhand der Schöpfung wahrgenommen werden kann. Allerdings reicht dieses Wissen nicht aus und wird von denen verdreht, die eher an ihre eigenen Überzeugungen glauben als an das Wort Gottes. Daher hat Pascal Recht, wenn er herausstellt, dass der „Gott" der weltlichen Philosophen nicht der Gott der Bibel ist. Er ist zwangsläufig ein „Gott", den sie nach ihren eigenen Vorstellungen geschaffen haben. Dies trifft ebenso auf die Götter der großen Weltreligionen zu.
 
Der lebendige Gott kann jedoch nicht wirklich durch das logische Denken und die Vorstellungskraft des Menschen erkannt werden, da er sich gänzlich vom Menschen und all seinen Erfahrungen unterscheidet. Gott sagt, dass er unsterblich ist und sich außerhalb dessen befindet, was wir wahrnehmen können: „[Gott] der selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und Herr der Herren, der allein Unsterblichkeit hat und ein unzugängliches Licht bewohnt, den keiner der Menschen gesehen hat, auch nicht sehen kann" (iTim 6,15.16). Unser Gott ist ewig und nicht ein Teil dieser Schöpfung: „Ehe die Berge geboren waren und du die Erde und die Welt erschaffen hattest, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, Gott" (Ps 90,2). Gott ist einmalig; er ist der einzig wahre Gott: „Damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, dass ich es bin. Vor mir wurde kein Gott gebildet, und nach mir wird keiner sein" (Jes 43,10).
 
Gott fängt mit der Offenbarung seiner selbst bereits im ersten Vers der Bibel an: Im Anfang schuf Gott Auch Nicht-Christen können diesen Vers zitieren, ohne seine Wahrheit anzuerkennen. Aber diese vier Worte sind absolut grundlegend, um Gott und unsere Beziehung zu ihm zu verstehen. Durch sie beschreibt Gott, dass er bereits existierte, bevor er das Universum erschuf, und weiterhin jenseits des Universums existiert. Sie berichten uns, dass Gott die Wahl traf, etwas um seiner selbst willen zu erschaffen. Gott braucht die Schöpfung nicht; er wollte sie aber. Wenn wir darüber nachdenken, sollte uns das sehr viel Mut machen.
 
Einen weiteren Blick auf die Selbstgenügsamkeit
Gottes finden wir in 2. Mose 3,14. Dort spricht Gott zu' Mose nicht nur aus einem brennenden Dornbusch heraus, sondern stellt sich auch mit dem Namen vor, den wir mit Jahwe übersetzen: „Ich bin, der ich bin. Das ist mein Name in Ewigkeit, und das ist meine Benennung von Generation zu Generation". Der hebräische Text lautet eigentlich: „Ich bin der Gott, der ist". Das ist tatsächlich ein seltsamer Name und sicherlich einer, der uns nicht einfallen würde. Aber der Name selbst ist die Art, in der Gott seine Existenz erklärt. Er macht sein ewiges Sein deutlich, das über und gleichzeitig außerhalb unseres Universums besteht. Wir haben keine Vorstellung von dem, was der Name Gottes alles beinhaltet, da soetwas vollständig hinter unseren begrenzten Erfahrungen liegt.
Alles, was wir aus unserem physikalischen Universum kennen, hat, einen Ursprung. Unsere gesamte Wissenschaft beruht auf dem Prinzip von Ursache und Wirkung. Alles, was existiert, ist in einer Kette von vorangegangenen Ursachen miteinander verknüpft. Wir wurden aufgrund des Geschlechtsverkehrs unserer Eltern geboren, die wiederum aufgrund des Verkehrs ihrer Eltern geboren wurden, diese wurden ... und so weiter.
 
Aber Gott existiert ohne Ursprung oder Ursache - er ist einfach. Ihn gibt es schon immer und er wird auch immer sein. Es gibt keine Folge von Ereignissen, die ihm vorangegangen sind: ganz im Gegenteil! Die gesamte Schöpfung kann Stück für Stück bis zum Schöpfer zurückverfolgt werden. Er ist es, der diese Kette in der Hand hält. Er ist selbst-existent, unabhängig und selbstgenügsam wie nichts und niemand anderes. „So ist doch für uns ein Gott, der Vater, von dem alle Dinge sind und wir auf ihn hin, und ein Herr, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn" (1 Kor 8,6)

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