Einleitung zum Neuen Testament, J.N.Darby  (4)

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Angesichts aller dieser Schwierigkeiten ermuntern mich zwei Dinge; erstens, daß wir es mit einem Gott von vollkommener Güte zu tun haben, der uns diese wundervollen Mitteilungen zu unserem Nutzen gemacht hat, und zweitens, daß ‑ obwohl die Quelle der Wahrheit unendlich und vollkommen ist und obwohl diese Offenbarungen aus der Fülle der Wahrheit Gottes quellen und deren Mitteilung vollkommen ist gemäß der Vollkommenheit Dessen, der sie gegeben hat ‑ diese Mitteilung doch vermittelst verschiedener Werkzeuge geschehen ist, welche, in sich selbst von begrenzter Fähigkeit, von Gott gebraucht worden sind, um den einen oder anderen Teil der Wahrheit ans Licht zu stellen. 

Dieses lebendige und reine Wasser ist in keinerlei Weise getrübt, wohl aber in jeder Mit­teilung nach der Absicht Gottes in der Anwendung des Werkzeuges begrenzt worden, wiewohl. stets in Verbin­dung mit dem Ganzen nach der vollkommenen Weisheit Dessen, der alle Wahrheit mitgeteilt hat. Der Kanal ist nicht unendlich; das darin fließende Wasser ist unend­lich, doch nicht in seiner Mitteilung, denn die Schreiber prophezeiten stückweise und wir erkennen stückweise.

 Die Darstellungsweise und die Anwendung der Wahr­heit tragen sogar, je nach dem Gefäß, durch das Gott die­selbe mitgeteilt hat, einen besonderen Charakter. Das lebendige Wasser ist in seiner vollkommenen Reinheit vorhanden. Es sprudelt aus der Quelle, so wie es sie « h darin findet; der Kanal, durch den es den Menschen zu­ fließt, erhält seine Form nach der Weisheit Dessen, der ihn zu diesem Zweck zu Seinem Werkzeug gemacht hat. 

Der Heilige Geist wirkt im Menschen, in dem dazu bereiteten Gefäß. Gott hat dasselbe geschaffen, gebildet, gestaltet und es, in sittlichem und geistlichem Sinne, für diesen oder jenen Dienst hinsichtlich der Wahrheit pas­send gemacht. Er wirkt in diesem Gefäße dem Zweck gemäß, für den Er es bereitet hat. Christus war und ist die Wahrheit. Andere haben dieselbe mitgeteilt, je nach dem einem jeden gegeben war, und zwar in Verbindung mit jenen Grundsätzen, durch die Gott Verstand und Herz des Werkzeugs in Einklang gebracht, und mit dem Zweck, für den der Heilige Geist es gerade so zubereitet hatte.

Indem ich daher meine Befürchtungen beiseite setze, trete ich mit Zuversicht an diesen Dienst heran, indem mein Herz in der vollkommenen Güte Gottes ruht, dessen Wonne es ist, uns zu segnen. Möge das rechte Gefühl meiner Verantwortlichkeit mich bewahren, irgend etwas zu sagen, das nicht nach Gottes Gedanken ist; und möge es dem Herrn Selbst in Seiner Gnade gefallen, mich zu leiten und mir das darzureichen, was dem Leser zum Segen gereicht!

Einleitung zum Neuen Testament, J.N.Darby  (5)

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Das Neue Testament trägt augenscheinlich einen vom Alten Testament durchaus verschiedenen Charakter. Das Wesentliche dieser Verschiedenheit habe ich bereits oben angedeutet. Das Neue Testament handelt von der Offen­barung Gottes Selbst und zeigt uns, wie der Mensch in Gerechtigkeit in die Herrlichkeit der Gegenwart Gottes eingeführt wird. Ehemals gab Gott Verheißungen und übte Gerichte aus. Er regierte ein Volk auf der Erde und handelte gegen die übrigen Nationen in einer Weise, daß Er dieses Volk als den Mittelpunkt Seiner Ratschlüsse bezüglich der Erde stets im Auge behielt. 

Er gab diesem Volke Sein Gesetz und, vermittelst der Propheten, einzunehmendes Licht, das immer näher und näher die An­kunft Dessen ankündigte, der ihm alles von Gott kund­tun sollte. Doch die Gegenwart Gottes Selbst, eines Menschen unter Menschen, brachte alles in eine neue Stel­lung. Entweder mußte der Mensch Ihn als eine Krone des Segens und der Herrlichkeit aufnehmen ‑ Ihn, dessen Gegenwart alles Böse verbannen und jedes Element des Guten entwickeln und zur Vollkommenheit bringen sollte, und Der zugleich einen Gegenstand darbot, der der Mittel­punkt aller Zuneigungen sein sollte ‑ und dann wäre der Mensch durch ' den Genuß dieses Gegenstandes völlig glücklich gemacht worden; oder unsere arme Natur mußte, indem sie Ihn verwarf, sich in ihrer wahren Gestalt, als Feindschaft wider Gott, offenbaren und die Not­wendigkeit einer gänzlich neuen Ordnung der Dinge dar­tun, in der das Glück des Menschen und die Herrlichkeit Gottes auf eine neue Schöpfung gegründet sein würden.

Wir wissen, was geschehen ist. Er, der das Bild des unsichtbaren Gottes war, mußte nach Ausübung einer vollkommenen Geduld sagen: "Gerechter Vater! und die Welt hat dich nicht erkannt"‑. 

Ja, leider noch mehr als das. Wir hören Ihn sagen: "Sie haben gesehen und ge­haßt sowohl mich als auch meinen Vater" (Joh. 17, 25; 15, 24).Dieser Zustand ‑des Menschen verhinderte Gott jedoch keineswegs, Seine Ratschlüsse zu erfüllen; im Gegenteil der eine wurde gerade das Mittel zur Ausführung der anderen. Gott wollte den Menschen nicht verwerfen, ‑bevor der Mensch Ihn verworfen hatte ‑ geradeso wie einst im Garten Eden, wo der Mensch, der Sünde sich bewußt und unfähig, die Gegenwart Gottes zu ertragen, sich aus ihr entfernte, ehe Gott ihn aus dem Garten vertrieb. 

Als aber der Mensch seinerseits Gott, der in Güte inmitten seines Elends erschienen war, ganz und gar verworfen hatte, war Gott frei ‑ wenn man so sagen darf und der Ausdruck richtig ist ‑, Seine ewigen Ratschlüsse auszuführen. Aber nicht Gericht ist es, das Gott jetzt vollzieht, wie seinerzeit in Eden, als der Mensch sich bereits von Ihm entfernt hatte. Nein, es ist unumschränkte Gnade, die da, wo der Mensch offensichtlich verloren ist und sich als Feind Gottes erklärt hat, ihr Werk tut, um ihre Herrlichkeit in der Errettung armer Sünder, die Ihn verworfen hatten, angesichts des ganzen Weltalls ausstrahlen zu lassen*. 

Damit sich jedoch die vollkommene Weisheit Gottes sogar in den Einzelheiten kundgebe, mußte dieses Werk der unumschränkten Gnade, in welchem Gott Sich Selbst offenbarte, mit allen Seinen früheren, im Alten Testament geoffenbarten Wegen übereinstimmen und auch Seiner Regierung über die Welt ihren ungeschmälerten Platz einräumen. 

Alles das hat zur Folge, daß außer dem einen großen, alles beherrschenden Gedanken sich vier Gegenstände im Neuen Testament vor den Augen des Glaubens entfalten. 

* Siehe Tit. 1, 2; 2. Tim. 1, 9. 10; und vergleiche Sprüche 8, 22‑31, besonders V. 30 u. 31, und Röm. 16, 25. 26; Eph. 3, 5. 10; Kol. 1, 26. Unter dem Gesetz trat Gott nie aus Seiner Verborgenheit hervor, und der Mensch konnte nicht zu Ihm hineingehen. Im Christentum ist Gott hervorgetreten und der Mensch ist eingegangen. Diese Dinge kennzeichnen das Wesen beider Haushaltungen ‑ früher gab es nur Verheißungen ‑; es sind charakteristische Merkmale.