Der Hauptgegenstand, die am meisten hervortretende Tatsache ist, daß das vollkommene Licht geoffenbart worden ist: Gott offenbart Sich Selbst. Doch dieses Licht ist geoffenbart in Liebe, diesem zweiten Wesensnamen Gottes.
Christus, der die Offenbarung dieses Lichtes und dieser Liebe ist, und Der, wenn Er Aufnahme gefunden hätte, die Erfüllung aller Verheißungen gewesen wäre, ist also dem Menschen vorgestellt worden, und vorzugsweise Israel (in seiner Verantwortlichkeit betrachtet), mit allen persönlichen und sittlichen Beweisen und mit allen Beweisen der Macht, so daß dieses Volk ohne Entschuldigung ist.
Zweitens: da Christus verworfen ist (eine Verwerfung, durch die das Heil erfüllt wurde), wird die neue Ordnung der Dinge, die neue Schöpfung, der verherrlichte Mensch sowie die mit Christo an der himmlischen Herrlichkeit teilnehmende Versammlung vor unsere Augen gestellt.
Drittens werden die Beziehungen zwischen der alten und neuen Ordnung der Dinge auf der Erde hinsichtlich des Gesetzes, der Verheißungen, der Prophezeiungen oder der göttlichen Einrichtungen hienieden auseinandergesetzt, indem einerseits die neue Ordnung als die Erfüllung und Beiseitesetzung des Veralteten dargestellt, andererseits der zwischen der alten und der neuen Ordnung bestehende Gegensatz bestätigt und endlich die vollkommene Weisheit Gottes in allen Einzelheiten Seiner Wege bewiesen wird.
Schließlich wird die Regierung der Welt von seiten Gottes prophetisch ans Licht gestellt; und die Erneuerung der Beziehungen Gottes zu Israel, sei es in Gericht oder in Segnung, wird gelegentlich der Unterbrechung dieser Beziehungen durch die Verwerfung des Messias kurz, aber klar dargetan.
Man kann hinzufügen, daß alles, was der Mensch als Pilger auf der Erde bedarf, bis Gott die Vorsätze Seiner Gnade in Macht erfüllt, ihm reichlich dargeboten wird. Ausgegangen auf den Ruf Gottes von dem, was verworfen oder verurteilt ist, aber noch nicht im Besitz des Teiles, das Gott ihm bereitet hat, bedarf der Mensch, der diesem Rufe gefolgt ist, einer Leitung sowie alles dessen, was ihm einerseits die Quellen der nötigen Kraft offenbart, um dem Ziel seiner Berufung zuzustreben, und andererseits die Mittel zeigt, um sich diese Kraft anzueignen. Indem Gott ihn zur Nachfolge eines Herrn berief, den die Welt verworfen hat, hat
Er nicht ermangelt, ihm sowohl all das Licht und die Unterweisungen darzureichen, die nötig sind, ihn auf seinem Wege zu leiten und zu ermutigen, als auch ihn auf die Quellen der Kraft aufmerksam zu machen und ihm zu zeigen, wie er sich dieselben zunutze machen kann.
Jeder Bibelleser wird verstehen, daß diese Dinge im Neuen Testament nicht in methodischer Weise und jedes für sich behandelt sind. Wäre das der Fall, so würden sie viel unvollkommener verstanden werden. Sie enthüllen sich vor unseren Herzen in Leben und Kraft, sei es diejenige Christi oder die des in den inspirierten Schreibern wirkenden Heiligen Geistes.
Im allgemeinen offenbaren uns die Evangelien zunächst Christum als Licht und Gnade (zugleich, obwohl nicht in Ichhafter Weise, als Gott Selbst), den Menschen in dieser Welt vorgestellt, wie auch als Den, in welchem die dem Volke Israel gegebenen Verheißungen erfüllt werden sollten; und dann öffentlich als eine göttliche Person, in der die Vorsätze des Vaters ihre Erfüllung finden sollten, während die Juden in ihrer damaligen Stellung als verworfen betrachtet werden. Das Buch der Offenbarung zeigt die Einführung der Regierung Gottes über diese Welt in Verbindung mit der Verantwortlichkeit, unter welche dieselbe durch ihre Beziehungen zu einem geoffenbarten Gott gestellt ist. Die Schriften des Paulus entwickeln die Annahme und den Platz des Menschen vor Gott durch die Erlösung, d. h. die neue Schöpfung und die Versammlung nach den Ratschlüssen Gottes: das Geheimnis Gottes. Verschiedene hiermit verbundene Gegenstände werden jedoch überall in den Briefen gefunden, und jede einzelne Entwicklung eines dieser Gegenstände wirft Licht auf die übrigen.
Man kann noch hinzufügen, daß die Schriften des Johannes hauptsächlich von der Offenbarung Gottes reden sowie von dem göttlichen Leben, wie es sich zunächst in Christo gezeigt hat und nun in dem lebendig gemachten Menschen sich kundgibt, da beide notwendig einander entsprechen müssen, während die Schriften des Petrus von der auf die Auferstehung Christi gegründeten Pilgrimschaft des Christen und von der sittlichen Regierung Gottes über die Welt handeln.
Aber ich wiederhole. die Wahrheit, ob in der Person Christi oder in den Mitteilungen des Heiligen Geistes (indem das Leben Christi in der einen oder anderen Weise das Licht der Menschen ist), strahlt hervor durch die lebendige Offenbarung Gottes und in ihrer lebendigen Anwendung auf die Menschen. Zugleich ist die Wahrheit, ‑der Weisheit Gottes gemäß, mit der zunehmenden Entwicklung verbunden*, die ihr eigentümlich ist, sobald sie dem Menschen mitgeteilt und den besonderen Bedürfnissen und geistigen Fähigkeiten derer angepaßt wird, an ,die sie gerichtet wurde.
* Ich spreche selbstverständlich von der'im Neuen Testament geoffenbarten Wahrheit. Die Mitteilung derselben wurde in dieser 0ffenbarung stufenweise klarer, weil nach der Verherrlichung des Herrn der Heilige Geist gegeben wurde. Der Apostel Johannes konnte sagen, indem er von der Natur Gottes selbst sprach: "Was wahr ist in Ihm (Christus) und in euch, weil die Finsternis vergeht und das wahrhaftige Licht schon leuchtet" (1‑ Joh. 2, 8). Es ist ein Christus, der die Weisheit Gottes ist. "In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig" (Kol. 2, 9). "Es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen" (Kol. 1, 19). Er heiligte Sich Selbst, auf daß auch wir geheiligt würden durch Wahrheit. Der Heilige Geist leitete die Apostel in alle Wahrheit, indem Er die Dinge Christi nahm und sie ihnen offenbarte. Alles nun, was der Vater hat, gehört Christo; deshalb sagte Er, daß der Heilige Geist von dem Seinigen nehmen und ihnen verkündigen würde (Job. 16, 15).