Einleitung zum Neuen Testament, J.N.Darby  (9)

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Das Wort Gottes ist der Natur des Menschen angepaßt: "Das Leben ist das Licht der Menschen." Es gibt viele Dinge, welche eine Wirkung hervorbringen, der Natur des Gegenstandes entsprechend, auf den sie angewandt werden, ohne daß dieselben durch diesen Gegenstand be­urteilt würden ‑ eine Tatsache, die bei jedem chemischen Prozeß hervortritt. 

Man gibt mir ein Heilmittel, das seine Wirkung meiner Natur entsprechend auf mich aus­übt. Ich werde auf diese Weise von jener Wirkung und von der Kraft der Arznei überzeugt. Es handelt sich aber für mich gar nicht darum, mir über die Arznei selbst, als meinem Beurteilungsvermögen unterworfen, ein Ur­teil zu bilden. Geradeso verhält es sich durch die Gnade mit der Offenbarung Christi, nur mit dem Unterschiede, daß der böse Wille des Menschen diese Offenbarung auch zurückstößt und verwirft, so daß sie ein Geruch des To­des zum Tode wird. Nicht das Wort Gottes wird beurteilt, wenn es seine Wirkung hervorbringt, es selbst ist viel­mehr "ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens" (Hebr. 4, 12). Der Mensch ist dem Wort unter­worfen, er beurteilt es nicht.

Wenn der Mensch durch die Gnade das Wort der Wahr­heit, das sich als solches an ihn richtet, aufgenommen hat, so ist er unter dem Beistand des Heiligen Geistes fähig, die ganze Tragweite dieses Wortes zu verstehen ‑und in diesem Falle werden die Umstände der Personen' an welche das Wort geschichtlich gerichtet wurde, ein Mittel zum Verständnis der Absichten und Gedanken Got­tes in dem in Rede stehenden Teile des Wortes. 

Wie wir gesehen haben, ändern diese Umstände nichts an der gött­lieben Reinheit des Wortes, sondern weil Gott zu den Menschen redet ihrem Zustande gemäß, erleichtert uns dieser Zustand, so wie er uns in dem Worte selbst dar­gestellt wird, in hohem Maße das Verständnis des Mit­geteilten; dieser Zustand selbst aber wird nur durch das Wort und mit Hilfe des Heiligen Geistes verstanden. Zu­weilen ist er die Folge der ' Bosheit des menschlichen Herzens, zuweilen ist er zum Teil von den Wegen Gottes abhängig.

Doch wie dem auch sei, die Gnade richtet sich an die Menschen ihrem Zustand entsprechend*, gemäß den Treue Gottes betreffs Seiner Verheißungen sowie in Verbindung mit Seinen ihnen bereits kundgemachten Wegen. Nicht als ob das wahre Licht, nachdem es gekommen ist, ver­dunkelt oder verringert wäre, um es so der Finsternis anzupassen; denn dann wäre es nicht mehr das Licht selbst, noch auch geeignet, den Menschen aufzurichten, indem es ihn aus dem Zustand befreit, in welchem er sich befindet; sondern das wahre Licht ist in einer den Menschen zugänglichen und auf ihren Zustand anwend­baren Weise mitgeteilt. Das ist es, was die Menschen be­durften, und was zugleich Gottes würdig war; aber auch nur Gott konnte es ausführen. 

* Es ist Gott, der in Gnaden in die Mitte des Bösen tritt ‑eine Gnade, die dem Menschen in demselben angepaßt ist. Sie offenbart Gott, wie nichts anderes ihn offenbaren könnte, aber sie ist dem Menschen angepaßt, so böse er auch sein mag, ja als böse; so daß sie, während sie einerseits darbietet, was rein himm­lisch und göttlich ist, andererseits dem Bösen hier begegnet, und zwar um so mehr, weil sie in dieser Weise dem Menschen an­gepaßt ist. Das ist (obwohl die Gnade offenbart, wie Gott im Himmel gekannt sein wird), was die Tatsache seiner Wirkung betrifft, in einem irdischen oder himmlischen Paradiese un­bekannt. 

Es ist das Gute inmitten des Bösen. Die Engel begehren hineinzuschauen. Überdies ist es Unumschränktheit, Gnade, Weisheit, was das einfach Gute nicht sein kann, obwohl es in seiner höchsten Form dahin führt.

Einleitung zum Neuen Testament, J.N.Darby  (10)

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Und es ist ebenso gut an­wendbar auf die Gegenstände, von denen der Herr redet, wie auf diejenigen, von denen der Heilige Geist durch die Apostel spricht. Der Herr konnte sich an bekehrte, aber noch dem jüdischen System anhangende Juden wenden, um die Absichten Gottes, der immer Seinen Verheißungen treu bleibt, hinsichtlich dieses Volkes hervorzuheben; und Er konnte‑auch, nachdem Er in den Himmel erhöht war, durch Seinen Geist alle Folgen mitteilen, die aus der Ver­einigung der Versammlung mit Ihm in den himmlischen Örtern, außerhalb aller Wege Gottes auf der Erde, hervorgegangen sind. 

Ebenso konnte Er Seelen, die, im Widerspruch mit dieser himmlischen Erhöhung, sich von weltlichen Dingen nährten, und die sich in jener Erhöhung nicht das zunutze7machten, was sie von ihren weltlichen und fleischlichen Neigungen befreit haben würde ‑, Er konnte, sage ich, solchen Seelen die Beweise des Bösen darlegen, in das zu fallen sie im Begriff waren; und Er konnte dies tun durch Mittel, welche diese Seelen in Über­einstimmung mit den ewigen Wahrheiten Gottes brachten, und in einer Weise, die, so einfach sie war, diese fleisch­liche Gesinnung richtete, die zu allen Zeiten in denen gefunden wird, die sich nicht bis zu der Höhe der Ab­sichten Gottes erheben. 

Auch mochte der Geist die Wahr­heit in mehr einfacher Weise in der ihr eigentümlichen Erhabenheit offenbaren, indem Er bei den wesentlichen Charaktereigenschaften der Natur Gottes verweilte, um alles das zu richten, was unter scheinbar sehr annehm­baren Formen vorgab, christliches Licht zu sein, was aber gegen diese Natur in den gewöhnlichsten Dingen verstieß, und indem Er so die einfachsten und ungereiftesten See­len mit den erhabensten Eigenschaften Gottes, in dem Wesen Seiner Natur, in Verbindung brachte.

Das Verständnis über die Stellung der Personen, an welche die Schriften gerichtet sind (ein Verständnis, das aus diesen Schriften selbst geschöpft wird), trägt unter der Leitung des Heiligen Geistes viel dazu bei, die darin enthaltene göttliche Wahrheit zu erfassen. Diese Wahr­heit, obwohl an und für sich absolut, wird durch die Gnade.