Und es ist ebenso gut anwendbar auf die Gegenstände, von denen der Herr redet, wie auf diejenigen, von denen der Heilige Geist durch die Apostel spricht. Der Herr konnte sich an bekehrte, aber noch dem jüdischen System anhangende Juden wenden, um die Absichten Gottes, der immer Seinen Verheißungen treu bleibt, hinsichtlich dieses Volkes hervorzuheben; und Er konnte‑auch, nachdem Er in den Himmel erhöht war, durch Seinen Geist alle Folgen mitteilen, die aus der Vereinigung der Versammlung mit Ihm in den himmlischen Örtern, außerhalb aller Wege Gottes auf der Erde, hervorgegangen sind.
Ebenso konnte Er Seelen, die, im Widerspruch mit dieser himmlischen Erhöhung, sich von weltlichen Dingen nährten, und die sich in jener Erhöhung nicht das zunutze7machten, was sie von ihren weltlichen und fleischlichen Neigungen befreit haben würde ‑, Er konnte, sage ich, solchen Seelen die Beweise des Bösen darlegen, in das zu fallen sie im Begriff waren; und Er konnte dies tun durch Mittel, welche diese Seelen in Übereinstimmung mit den ewigen Wahrheiten Gottes brachten, und in einer Weise, die, so einfach sie war, diese fleischliche Gesinnung richtete, die zu allen Zeiten in denen gefunden wird, die sich nicht bis zu der Höhe der Absichten Gottes erheben.
Auch mochte der Geist die Wahrheit in mehr einfacher Weise in der ihr eigentümlichen Erhabenheit offenbaren, indem Er bei den wesentlichen Charaktereigenschaften der Natur Gottes verweilte, um alles das zu richten, was unter scheinbar sehr annehmbaren Formen vorgab, christliches Licht zu sein, was aber gegen diese Natur in den gewöhnlichsten Dingen verstieß, und indem Er so die einfachsten und ungereiftesten Seelen mit den erhabensten Eigenschaften Gottes, in dem Wesen Seiner Natur, in Verbindung brachte.
Das Verständnis über die Stellung der Personen, an welche die Schriften gerichtet sind (ein Verständnis, das aus diesen Schriften selbst geschöpft wird), trägt unter der Leitung des Heiligen Geistes viel dazu bei, die darin enthaltene göttliche Wahrheit zu erfassen. Diese Wahrheit, obwohl an und für sich absolut, wird durch die Gnade.
Gottes zu einer angewandten, praktischen Wahrheit und verwirklicht sich in der Seele durch die in ihr wirkende Kraft Gottes und bewahrt diese dadurch vor der fleischlichen Neigung des Herzens, in jene Übel zu fallen, welche die Veranlassung zu den davon redenden Schriften wurden.
Sie läßt sich, was auch unser Zustand sein mag, bis zu uns herab, verändert aber keineswegs ihren Charakter, um sich uns anzubequemen, noch nimmt sie irgendwie eine Form an, die unserem Zustande entspräche.. sondern sie steigt herab, um uns bis zu der Quelle zu erheben, aus der sie herniederkam und von der sie sich nimmer trennt; denn die uns mitgeteilte Wahrheit bleibt immer die Wahrheit in Gott und in Christo, um uns innerlich zu der ganzen Höhe der göttlichen Natur zu erheben: "
Das was wahr ist in ihm und in euch, weil die Finsternis vergeht und das wahrhaftige Licht schon leuchtet" (l. Joh. 2, 8). Es ist die Wirkung der Dazwischenkunft Christi, mit Dem wir durch den Heiligen Geist vereinigt sind, und Der eins ist mit Gott dem Vater.
Diese Wahrheit, daß die Mitteilungen Gottes der Stellung derer, die sie tatsächlich empfingen, angepaßt sind. führt uns in das Verständnis aller Ratschlüsse , Gottes ein; denn in diesen Ratschlüssen offenbart Er Sich in Seiner Autorität, Seiner Weisheit und Seiner Unumschränktheit, so wie Er Sich in Seiner Natur durch die Offenbarung Seiner Selbst in Christo zu erkennen gibt. Christus ist der Mittelpunkt dieser Ratschlüsse; aber jede Familie in den Himmeln und auf der Erde ist dem Vater unseres Herrn Jesus Christus untergeordnet.
Engel, Fürstentümer, Mächte, Juden, Heiden, alles, was genannt werden mag, wird einmal unter Seine Oberhoheit gestellt werden, wenn einmal die Versammlung mit Christo in der Herrlichkeit vereinigt ist. Nun, die Ratschlüsse Gottes in bezug auf uns sind in Seinem Warte geoffenbart; und wiewohl Gott nicht zu uns redet, um unsere Neugierde zu befriedigen, so offenbart uns dieses Wort doch viele, außer der eigentlichen Heilswahrheit liegende Dinge, die verbunden sind mit der Oberhoheit Christi sowie mit dem, was uns Gott, als Entwicklung Seiner Wege hienieden, zu unserer Belehrung mitteilt.
Obwohl also die Absichten Gottes betreffs der Juden naturgemäß weit mehr in dem Alten Testament entwickelt sind, muß doch notwendigerweise der Zusammenhang ihrer Geschichte mit den Gegenständen des Neuen Testaments, sowie der geschichtliche Übergang der alten Haushaltung zu der neuen, und endlich das in Einklang bringen der den Juden gegebenen Verheißungen mit der Allgemeinheit der Haushaltung des Evangeliums einen Platz im Neuen Testament finden, wenn uns anders die Wege Gottes bekannt werden sollen.
Ich sage die Wege Gottes, denn wir haben nicht allein an die Juden zu denken; es ist Gott, welcher handelt und Sich in Seinen Wegen zu erkennen gibt. Obwohl also das volle Licht im Neuen Testament ausstrahlt, findet man doch manches darin, was an die Juden und an die Jünger, die einen Teil jenes Volkes gebildet hatten, gerichtet ist, und was die Wege Gottes betreffs ihrer offenbart. Wären diese Offenbarungen nicht gegeben worden und bezögen sich dieselben nicht auf die Stellung dieses Volkes, so würde es keine Übereinstimmung in den Wegen Gottes geben; wenigstens wäre dieselbe vor uns verborgen und innerlich nicht vorhanden. Das bezieht sich sowohl auf die Lehre, als auch auf die Geschichte (d. h. die Darstellung des Messias), auf die Prophezeiung, welche die Treue Gottes zeigt, und auf die Gerichte über dieses Volk.
Um Gott zu erkennen ‑ den Gott, welchem es gefallen hat, in die Angelegenheiten dieser Welt einzugreifen ‑ genügt bloßes Licht nicht. Er muß erkannt werden, nicht allein wie Er in Seiner Natur ist (obwohl das das Wesentlichste und Hauptsächlichste ist), sondern auch, wie Er Sich in der Gesamtheit aller Seiner Wege geoffenbart hat: in jenen Einzelheiten, in denen unsere kleinen und engen Herzen Seine treue, langmütige und herablassende Liebe kennenlernen können ‑ in jenen Wegen, die den abstrakten Begriff Seiner Weisheit derartig enthüllen, daß sie unserem beschränkten Verständnis zugänglich gemacht wird.
Und unser Verständnis findet in dieser Weisheit Dinge, die inmitten der Menschen verwirklicht worden sind, wenn auch ganz und gar außer und über allen ihren Erwartungen, Dinge, die von Gott verkündigt wurden, so daß wir wissen, daß sie von Ihm sind.