Gottes zu einer angewandten, praktischen Wahrheit und verwirklicht sich in der Seele durch die in ihr wirkende Kraft Gottes und bewahrt diese dadurch vor der fleischlichen Neigung des Herzens, in jene Übel zu fallen, welche die Veranlassung zu den davon redenden Schriften wurden.
Sie läßt sich, was auch unser Zustand sein mag, bis zu uns herab, verändert aber keineswegs ihren Charakter, um sich uns anzubequemen, noch nimmt sie irgendwie eine Form an, die unserem Zustande entspräche.. sondern sie steigt herab, um uns bis zu der Quelle zu erheben, aus der sie herniederkam und von der sie sich nimmer trennt; denn die uns mitgeteilte Wahrheit bleibt immer die Wahrheit in Gott und in Christo, um uns innerlich zu der ganzen Höhe der göttlichen Natur zu erheben: "
Das was wahr ist in ihm und in euch, weil die Finsternis vergeht und das wahrhaftige Licht schon leuchtet" (l. Joh. 2, 8). Es ist die Wirkung der Dazwischenkunft Christi, mit Dem wir durch den Heiligen Geist vereinigt sind, und Der eins ist mit Gott dem Vater.
Diese Wahrheit, daß die Mitteilungen Gottes der Stellung derer, die sie tatsächlich empfingen, angepaßt sind. führt uns in das Verständnis aller Ratschlüsse , Gottes ein; denn in diesen Ratschlüssen offenbart Er Sich in Seiner Autorität, Seiner Weisheit und Seiner Unumschränktheit, so wie Er Sich in Seiner Natur durch die Offenbarung Seiner Selbst in Christo zu erkennen gibt. Christus ist der Mittelpunkt dieser Ratschlüsse; aber jede Familie in den Himmeln und auf der Erde ist dem Vater unseres Herrn Jesus Christus untergeordnet.
Engel, Fürstentümer, Mächte, Juden, Heiden, alles, was genannt werden mag, wird einmal unter Seine Oberhoheit gestellt werden, wenn einmal die Versammlung mit Christo in der Herrlichkeit vereinigt ist. Nun, die Ratschlüsse Gottes in bezug auf uns sind in Seinem Warte geoffenbart; und wiewohl Gott nicht zu uns redet, um unsere Neugierde zu befriedigen, so offenbart uns dieses Wort doch viele, außer der eigentlichen Heilswahrheit liegende Dinge, die verbunden sind mit der Oberhoheit Christi sowie mit dem, was uns Gott, als Entwicklung Seiner Wege hienieden, zu unserer Belehrung mitteilt.
Obwohl also die Absichten Gottes betreffs der Juden naturgemäß weit mehr in dem Alten Testament entwickelt sind, muß doch notwendigerweise der Zusammenhang ihrer Geschichte mit den Gegenständen des Neuen Testaments, sowie der geschichtliche Übergang der alten Haushaltung zu der neuen, und endlich das in Einklang bringen der den Juden gegebenen Verheißungen mit der Allgemeinheit der Haushaltung des Evangeliums einen Platz im Neuen Testament finden, wenn uns anders die Wege Gottes bekannt werden sollen.
Ich sage die Wege Gottes, denn wir haben nicht allein an die Juden zu denken; es ist Gott, welcher handelt und Sich in Seinen Wegen zu erkennen gibt. Obwohl also das volle Licht im Neuen Testament ausstrahlt, findet man doch manches darin, was an die Juden und an die Jünger, die einen Teil jenes Volkes gebildet hatten, gerichtet ist, und was die Wege Gottes betreffs ihrer offenbart. Wären diese Offenbarungen nicht gegeben worden und bezögen sich dieselben nicht auf die Stellung dieses Volkes, so würde es keine Übereinstimmung in den Wegen Gottes geben; wenigstens wäre dieselbe vor uns verborgen und innerlich nicht vorhanden. Das bezieht sich sowohl auf die Lehre, als auch auf die Geschichte (d. h. die Darstellung des Messias), auf die Prophezeiung, welche die Treue Gottes zeigt, und auf die Gerichte über dieses Volk.
Um Gott zu erkennen ‑ den Gott, welchem es gefallen hat, in die Angelegenheiten dieser Welt einzugreifen ‑ genügt bloßes Licht nicht. Er muß erkannt werden, nicht allein wie Er in Seiner Natur ist (obwohl das das Wesentlichste und Hauptsächlichste ist), sondern auch, wie Er Sich in der Gesamtheit aller Seiner Wege geoffenbart hat: in jenen Einzelheiten, in denen unsere kleinen und engen Herzen Seine treue, langmütige und herablassende Liebe kennenlernen können ‑ in jenen Wegen, die den abstrakten Begriff Seiner Weisheit derartig enthüllen, daß sie unserem beschränkten Verständnis zugänglich gemacht wird.
Und unser Verständnis findet in dieser Weisheit Dinge, die inmitten der Menschen verwirklicht worden sind, wenn auch ganz und gar außer und über allen ihren Erwartungen, Dinge, die von Gott verkündigt wurden, so daß wir wissen, daß sie von Ihm sind.
Vor allem hat es Gott wohlgefallen, Sich in allen diesen Dingen auf eine besondere Weise mit dem Menschen zu verbinden. Wunderbares Vorrecht für Sein schwaches Geschöpf! Die sinnlose, beschränkte und in allen ihren Vernunftschlüssen tatsächlich törichte Philosophie hält die Welt für zu klein ‑ ein Pünktlein nur in dem unermeßlichen Weltall ‑, als daß Gott Sich mit einem so schwachen Wesen, wie der Mensch ist, abgeben sollte. Verächtliche Torheit!
Als ob die stoffliche Ausdehnung des Schauplatzes das Maß der darin bewirkten sittlichen Offenbarungen und des darin zum Austrag gebrachten Prinzipienkampfes wäret Was in dieser Weit vorgeht, ist das Schauspiel, das vor den Augen aller mit Vernunft begabten Wesen des Weltalls die Wege, den Charakter und den Willen Gottes entfaltet.
Wir sollen dadurch deren Verständnis und die Macht zum Genusse derselben durch die Gnade empfangen, auf daß Gott nicht allein durch uns (denn Er wird durch alle Dinge in irgendeiner Weise verherrlicht), sondern auch in uns verherrlicht werde.
Das ist unser Vorrecht durch die Gnade, die in Christo ist, und durch unsere Vereinigung mit Dem, der die Weisheit Gottes und die Kraft Gottes ist. Je mehr wir, wie kleine Kinder, gehorsam und demütig sind, desto mehr werden wir diese herrliche Stellung verwirklichen. Einmal werden wir erkennen, wie wir erkannt worden sind. Je mehr inzwischen Christus unser Teil und der Gegenstand unserer Beschäftigung ist, desto mehr werden wir Ihm persönlich gleichen. Gott sei Dank!
Er hat diese Dinge vor Weisen und Verständigen verborgen und sie Unmündigen geoffenbart. "Wir reden aber", sagt Paulus, "Weisheit unter den Vollkommenen, nicht aber Weisheit dieses Zeitlaufs, noch der Fürsten dieses Zeitlaufs, die zunichte werden, sondern wir reden Gottes Weisheit in einem Geheimnis, die verborgene, welche Gott zuvorbestimmt hat vor den Zeitaltern, zu unserer Herrlichkeit" (l. Kor. 2, 6. 7).