E Schriftsteller

Elliot Elisabeth, 100 Ermutigungen

07/08/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Du bist der Herr, der in dem Boot einst schlief, 
du bist der Herr, der ruhig machte Sturm und Meer. 
Was zählt der Wind, was zählt das Meerestoben, 
wenn wir im Boot zusammen sind mit dir?

Bewahr' den Frieden uns, wenn sich Minuten dehnen, 
wenn Winde heulen und du nur zu schweigen scheinst 
Kann untergehn das Boot, in dein du bist?
Lässt scheitern du das Herz, das auf dich wartet?
(nach Amy Carmichael, »Gen Jerusalem«)

EIN RUHIGES HERZ
Während eines wütenden Sturms lag Jesus im Boot auf einem Kissen und schlief. Wie war das möglich? Die erschrockenen Jünger waren sicher, dass die nächste Welle sie auf den Grund des Sees hinabschicken würde. Sie rüttelten Jesus wach und machten ihm Vorwürfe. Wie konnte er sich nur so wenig um ihrer aller Schicksal kümmern?
Er konnte es - weil er es in der sicheren Gewissheit tat, dass sein Vater die Situation absolut unter Kontrolle hatte. Eine tiefe Ruhe erfüllte sein Herz. Wir sehen in den Evangelien, dass er allen Ereignissen seines Lebens gelassen begegnete. Wenn er beschimpft wurde, schalt er nicht zurück. Als er wusste, dass er vieles würde leiden müssen und in Jerusalem getötet werden würde, wich er doch keinen einzigen Schritt von dem eingeschlagenen Weg ab. Er »machte sein Angesicht hart« und unempfindlich wie einen »Kieselstein«. Beim letzten Abendmahl saß er zusammen mit einem, der ihn verleugnen und mit einem anderen, der ihn verraten würde. Und doch war er dazu fähig, mit ihnen zusammen zu essen und sogar bereit, ihnen die Füße zu waschen. In ungebrochener, inniger Gemeinschaft mit dem Vater und in der Geborgenheit seiner Liebe behielt er ein ruhiges Herz.


Keiner von uns besitzt ein Herz, das so vollkommen unbesorgt ist, denn keiner von uns lebt in einer solchen innigen göttlichen Gemeinschaft. 
Aber wir können jeden Tag ein wenig mehr von dem lernen, was Jesus kannte Ein Schriftsteller nannte es die »Gelassenheit«, die »lässige Ungezwungenheit« eines Vertrauens, in dem Gott zu finden ist. Wem würde es einfallen, den Begriff »Ungezwungenheit« oder »Lässigkeit« in Verbindung mit Jesus zu bringen? 
Lässig zu sein bedeutet, etwas zu unterlassen, was ein Mensch vernünftigerweise tun würde. Konnte Jesus sich so verhalten? Ja, bei Gelegenheit - wenn der Glaube über den Verstand hinausreichte.

Dieses »lässige« Vertrauen - ist das sorglos im Sinn von nachlässig, unaufmerksam, träge? Nein, soweit es ihn betraf, ganz sicher nicht. Jesus konnte wirklich ohne Sorgen seht, weil sein Wille mit dem des Vaters vollkommen eins war. Er hatte die wunderbare Gewissheit, dass sein Vater alle Fürsorge übernehmen und auf die Bedürfnisse seines Sohnes
achten würde. War Jesus träge? Auch das nicht. Er war niemals faul, träge oder nachlässig. Aber er wusste, wann er selbst aktiv werden und wann er die Dinge seinem Vater
überlassen musste. Er lehrte uns, zu arbeiten und aufmerksam zu sein, aber uns niemals Sorgen zu machen. Wir sollten fröhlich all das aufgreifen, was uns vor die Füße und in die Hände fiel, und alles andere Gott überlassen.
Reinheit des Herzens, so sagt es Kierkegaard, heißt, eine Sache von ganzem Herzen wollen und verfolgen. 

Der Sohn wollte nur eines: den Willen des Vaters tun. Aus diesem Grund kam er auf die Erde. Sonst gab es kein Ziel für ihn. Ein Mensch, der ein derart reines Ziel hat, kann ein vollständig ruhiges Herz haben. Er weiß, was auch der Psalmist wusste:
»Der Herr ist mein Gut und mein Teil; du erhältst mir mein Erbteil« (Ps 16,5). Ich wüsste nichts, was unser Leben leichter und einfacher machen könnte. Was auch immer geschieht, ist uns zugeteilt. Sträubt sich unser Verstand dagegen? Können wir sagen, dass es Dinge gibt, die uns wider-
fahren, die nicht zu dem uns von einem liebenden Vater zugewiesenen »Teil« gehören (dies gehört dazu, das aber nicht)? Gibt es Ereignisse, die für den Allmächtigen außer Kontrolle geraten sind?
Alles, was mir zufällt, ist zu meinem ewigen Heil berechnet und überprüft. Wenn ich das- mir Zugewiesene akzeptiere, fallen andere Möglichkeiten unt,r .den Tisch. Entscheidungen werden leichter, die Richtung isAt klarer und infolgedessen wird mein Herz unaussprechlich viel ruhiger.
Was wünschen wir eigentlich im Leben wirklich? Manchmal habe ich die Gelegenheit, diese Frage an Oberschüler oder Collegestudenten zu richten. Ich bin überrascht, wie wenige darauf eine fertige Antwort haben. Natürlich können sie mir eine lange Liste von begehrten Dingen vorlegen, aber gibt es irgendetwas, das sie sich vor allem anderen wünschen?

»Eines bitte ich vom Herrn, das hätte ich gerne: dass ich im Hause des Herrn bleiben könne mein Leben lang« (l's 27,4), so sagt es David. Dem reichen jungen Mann, der das ewige Leben haben wollte, sagt Jesus: »Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast ...« (Mk 10,21). Im Gleichnis vom Sämann erklärt Jesus, dass der von den Dornen erstickte Same in ein Herz gefallen ist, das voll von Sorgen für dieses Leben, vom Reichtum geblendet und von allen möglichen anderen Wünschen beschlagnahmt ist. Paulus schreibt einmal: »Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus« (Phil 3,13-14).

Ein ruhiges Herz ist zufrieden mit dem, was Gott gibt. Das ist ihm genug. Alles ist nur Gnade. Eines Morgens wollte mein Computer mir einfach nicht gehorchen. Wie lästig war das! Ich hatte meine Arbeit geplant, die Zeit entsprechend einkalkuliert und mich gedanklich darauf eingestellt. Jetzt blieb meine Arbeit liegen, der Zeitplan war durcheinander gebracht und der Gedankengang unterbrochen. Dann fiel mir plötzlich ein: Es war nicht umsonst. Das gehörte zu einem Plan (nicht zu meinem, aber zu dem des Vaters). »Herr, du hast mir mein Teil zugewiesen, du hast das für mich vorgesehen.«

Wenn die Unterbrechung durch einen Menschen erfolgt wäre - statt durch einen außer Kontrolle geratenen Mechanismus —‚wäre es nicht so schwer gewesen, das als den wichtigsten Programmpunkt meiner Tagesarbeit anzusehen. Doch alles ist ja unter der Kontrolle meines Vaters: ja, auch widerspenstige Computer, fehlerhafte Programme, Zugbrücken, die gerade oben sind, wenn man in Eile ist. Das ist dann mein mir zugemessenes Teil - meine Sache. Mein Herz kann in Frieden bleiben. Mein Vater hat den Überblick nicht verloren. Wie einfach ist das doch alles!
Meine Bestimmung schließt ein, dass ich das mir Zugewiesene bereitwillig akzeptiere. Das gilt auch in Angelegenheiten, die weit über die Trivialität der eben angesprochenen Dinge hinausgehen, wie zum Beispiel der Tod eines geliebten Kindes. Eine Mutter schrieb mir vom Verlust ihres kleinen Söhnchens, das gerade einen Monat alt gewesen war. Eine Witwe berichtete von der langen Qual, ihren dahinsiechenden Gatten zu begleiten. Die Jahre, die ihnen in einer glücklichen Ehe geschenkt worden waren, schienen gar zu kurz zu sein. Wir können uns nur daran halten, dass die Ewige Liebe weiser ist als wir. Und wir beugen uns in Anbetung vor dieser liebenden Weisheit.

Es geht um unsere Reaktion. Erinnern wir uns doch einmal daran, dass unsere biblischen Vorväter alle von der Wolkensäule geführt wurden, alle durchs Schilfmeer gingen und alle von der gleichen himmlischen Speise aßen und tranken. Aber Gott hatte kein Wohlgefallen an den meisten von ihnen. Ihre Reaktion war falsch und böse. Sie waren bitter über das, was Gott ihnen zugeteilt hatte und verfielen in Götzendienst, Gefräßigkeit und sexuelle Sünde. Und Gott ließ sie umkommen - durch Schlangen und durch einen Engel der Vernichtung.
Dieser allmächtige Gott bestimmte ja auch das Maß dessen, was sie erleben mussten. Alle Ereignisse dienen seinem Willen. Manche reagierten im Glauben darauf, die meisten nicht.
»Bisher hat euch nur menschliche Versuchung betroffen. Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr es erfragen könnt« (1. Kor 10,13).

Denken wir doch an diese Ve'rh.ißung, und behalten wir ein ruhiges Herz! Dem >'Feind« macht es Freude, uns zu beunruhigen. Unser Erlöser und Helkr freut sich, wenn er uns zur Ruhe bringen kann. »Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet«, heißt seine Verheißung Ges 66,13). Bei uns liegt die Freiheit zur Reaktion. Alles hängt ab von unserer Bereitschaft, die Dinge von Gott her zu sehen, alles aus seiner Hand zu empfangen und mit Dankbarkeit genau das zu akzeptieren, was seine Hand uns anbietet. Soll ich ihn eines Fehlers in seinen Maßstäben bezichtigen oder ihm nachsagen, dass er den Bereich nicht richtig beurteilt hat, in dem ich am besten lernen kann, ihm zu vertrauen? Hat er mich an den falschen Platz gestellt? Kennt er die Dinge oder die Menschen nicht, die mich meiner Ansicht nach daran hindern, seinen Willen zu tun?
Der Sohn Gottes kam in diese gleiche Welt und lebte hier als Mensch. Er zeigte uns, wie wir in dieser Welt leben sollen - ihren Wechselfällen und Notwendigkeiten unterworfen. 
Wir sollen verwandelt werden - nicht in Engel oder Märchenprinzessinnen, nicht, indem wir in eine andere Welt versetzt werden, sondern - zu »Heiligen« in dieser Welt. 
Das Geheimnis heißt: Christus in mir, nicht ich in veränderten Umständen!

"Der freundlich ist über alles Maß hinaus,
gibt jeden Tag, was er am besten für uns hält.
Liebe steht hinter dem, was er gibt
an Schmerzen und an Freude,
Müh' und Plagen mischt er uns mit Frieden
und mit Ruhe.«
Linda Sandell (Schweden)

DER ZELLE
Mein Bruder David Howard reist viel herum und bringt von seinen Fahrten wunderbare Geschichten mit. Als wir sechs Geschwister uns in einem Sommer mit unseren Ehepartnern zu einem Treffen verabredet hatten, erzählte er uns eine davon. Er hatte sie von dem Sohn des Mannes gehört, von dem hier die Rede ist.
Ein Mann - wir wollen ihn Iwan nennen - war Gefangener in einem ungenannten Land. Man holte ihn aus seiner Zelle, verhörte und folterte ihn und schlug ihn halb tot. Der einzige Trost, den es in seinem Leben noch gab, war eine Decke. Als er in seine Zelle zurückgestolpert war, um sich in diesen billigen Trost hineinfallen zu lassen, erschrak er. Da lag einer, der sich in seine Decke gewickelt hatte. Vermutlich war es ein Spitzel. Völlig verzweifelt sackte er auf dem schmutzigen Boden in sich zusammen und schrie: »Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht noch mehr verkraften! « Aus der Decke tönte ihm eine Stimme entgegen: »Was meinst du damit, Iwan, dass du nicht mehr kannst?« Da er fürchtete, dass der Fremde nur etwas aus ihm herausholen wollte, um es dann gegen ihn zu verwenden, gab Iwan keine Erklärung. Er wiederholte nur noch einmal die gleichen Worte.
»Iwan«, kam die Stimme erneut, »hast du vergessen, dass Jesus bei dir ist?«
Dann war die Gestalt in der Decke plötzlich verschwunden. Iwan, der noch eine 'Minute vorher nicht mehr in der Lage gewesen war, gerade zu gehen, sprang auf seine Füße, tanzte in der Zelle herum und lobte Gott. Am nächsten Morgen kam der Wächter, der ihm die Nahrung verweigert und ihn geschlagen hatte, und fragte: »Wer hat dir was zu essen gebracht?« »Keiner«, lautete die Antwort.
»Aber wieso siehst du so verändert aus?« »Weil letzte Nacht mein Herr bei mir war.«
»Oh, so ist das. Und wo ist er jetzt?«
Iwan knöpfte sein Hemd auf und zeigte auf sein Herz. »Hier.«
»O.K. Ich werde dich erschießen und dann deinen Herrn zu sehen bekommen«, meinte der Wächter und richtete die Pistole auf Iwans Brust.
»Erschieß mich, wenn du willst. Ich werde dann bei meinem Herrn sein.«
Der Wärter steckte seine Pistole wieder ins Halfter zurück und schüttelte verwundert den Kopf.
Später erfuhr Iwan, dass seine Frau und seine Kinder in der gleichen Nacht für ihn gebetet hatten, nachdem sie das Wort aus Jesaja 51,14 gelesen hatten: »Der Gefangene wird eilends losgegeben, dass er nicht sterbe und begraben werde, und dass er keinen Mangel an Brot habe.« Kurz darauf wurde Iwan frei und predigte weiter in treuem Glauben das Evangelium. .Er starb mit über achtzig Jahren.
@1998 Hänssler

Elliot Elisabeth, Eine harte Liebe - Zwischen Reinheit und Leidenschaft

05/17/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Denn Christus ist mein Leben

Ein junger britischer Prediger sprach eine Woche lang in unserer Collegekapelle. Unter anderem redete er von zwei Dingen, die mir im Gedächtnis haften blieben: »Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, daß ihr die Liebe nicht aufweckt und nicht stört, bis es ihr selbst gefällt« (Wd 2,7). Er legte das Wort so aus, daß ein Mensch, sei es Mann oder Frau, sieh im Hinblick auf die Partnerwahl nicht sorgen, sondern im Willen Gottes ruhen sollte, bis 6s Gott gefiele, ihn »aufzuwecken«. Das zweite, was er uns nahelegte, war das Führen eines geistlichen Tagebuches. Ich beschloß, seinem Rat in beiden Punkten zu folgen.
Ich kaufte ein kleines braunes Ringbuch von fast der gleichen Größe wie meine braune, in Leder gebundene Bibel. Beide gehörten nun für mich zusammen - für alle Zeiten. Auf das Deckblatt des Ringbuches schrieb ich in Griechisch die Worte: »Denn Christus ist mein Leben . . .« (Phil 1,21). Auf die erste Seite klebte ich die Kopie einer Liedstrophe von Johann Franck:


Jesu, meine Freude,
meines Herzens Weide,
Jesu, meine Zier,
ach, wie lang, ach lange
ist dem Herzen bange
und verlangt nach dir!
Gottes Lamm, mein Bräutigam,
außer dir soll mir auf Erden
nichts sonst Liebers werden.
Ich nannte das Notizbuch »Gomer für Manna« (Gomer = hebräisches Hohlmaß), in dem ich den Gedanken von 2. Mose 16,32 aufgriff: »Mose sagte: Der Herr ordnet folgendes an. Ein volles Gomer Manna ist für die Generationen nach euch aufzube wahren, damit sie das Brot sehen, das ich euch in der Wüste zu essen gab, als ich euch aus Ägypten herausführte« (Einheitsübersetzung).
Herr, was ist Liebe?
»... Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt
in Gott...« 1. Johannes 4,16
»Das ist mein Gebot, daß ihr euch untereinander liebt, wie
ich euch liebe.« Johannes 15, 12
Vater, wie ist das möglich?
»... die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch
den heiligen Geist, der uns gegeben ist. « Römer 5, 5
Gut und Blut, Leib, Seel und Leben
ist nicht mein; Gott allein
ist es, der's gegeben.
Will er's wieder zu sich kehren,
nehm er's hin; ich will ihn
dennoch fröhlich ehren.
Paul Gerhardt

»Will er's wieder zu sich kehren, nehm er's hin«. -Bin ich dazu bereit? Es ist doch mein Leben, oder nicht? »Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt und ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft ...«  (1. Kor 6,19-20).
Das ist mein Schicksal: Einer hat für mich mit seinem Blut bezahlt. Wie sehr hebt dieses Wissen meinen Horizont über die Sehnsucht des Augenblicks hinaus!
»Und nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein« (Jes 43, 1).
Damit ist meine Bestimmung klar umrissen: geschaffen, gestaltet, erlöst, bei meinem Namen gerufen. Was für Israel galt, gilt fürjeden Christen, der durch den Glauben ein Kind Gottes geworden ist.
»Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland« (Jes 43,2-3).
@1988 Hänssler

Eickhoff Klaus, Angenommen - ernstgenommen - Wenn junge Leute Christen sind

05/15/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

1. Wenn junge Leute Christen sind

Jungsein ist schön. Christsein ist schön. Wenn junge Leute Christen sind, ist das in doppelter Weise schön.
»Ach du liebe Zeit. Hat der 'ne Ahnung !« höre ich im Geiste Ihren Protest. Doch es läßt sich nicht leugnen: Junge Leute werden um ihrer Jugend willen beneidet. Sie sind erst am Anfang und müssen noch nicht auf das Ende sehen. Sie haben noch Träume und müssen noch nicht ihr Zerrinnen sehen. Junge Gesichter sind nur selten von den Spuren herber Enttäuschung gezeichnet. Das Abenteuer des Lebens vor sich zu haben das ist der Vorzug junger Leute. Darum beneidet man sie. - Darum beneidet man Sie.


Aber mehr noch sind Christen zu beneiden. Sie haben das Leben empfangen, das die Güte und Schwere der Ewigkeit birgt. Auch wenn sie das Abenteuer des irdischen Lebens einst hinter sich haben, haben sie das Leben im Eigentlichen weiterhin vor sich. Leben aus Gott ist ewiges, unzerstörbares, eigentliches Leben. Wer sich der Herrschaft Jesu Christi anvertraut, empfängt es. »Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben«, sagt die Heilige Schrift. Wer ewiges Leben empfing, kann also seine »Straße fröhlich« ziehen in der Gewißheit, daß es ihm nicht mehr genommen wird.
Wenn wir vom »schönen« Leben junger Christen sprechen, ist das Wort »schön« in unserem Zusammenhang allerdings nicht romantisch oder sentimental gemeint, nicht leicht kitschig oder süßlich fromm. Es umschliaßt Höhe und Tiefe, Ruhe und Streit, Sieg und Niederlage, Erfüllung und Verfehlung, Geborgenheit und Verachtung, Stille und Auseinandersetzung - und vieles mehr.
Jungsein ist schön. Aber - und das wissen Sie selbst am besten - es ist auch voller Spannungen. Das wird von der älteren Genration gern übersehen. So wird z. B. in der Werbung eine Welt gezaubert, die den Eindruck erweckt, als sei Jungsein der Inbegriff des Glucks Sind die betreffenden Erwachsenen schon so uralt daß sie sich nicht mehr an ihre eigene Jfgend erinnern? 

Wer jung ist, der erlebt doch auch Zeiten tiefen Unglücks, Spannungen, in de-neu er zu zerreißen droht. Jungsein ist schön, aber gleichzeitig heißt es: in Spannungen leben.
Dasselbe gilt für das Christsein. Es ist schön. Und dennoch: Wer sich in dies er Welt auf den Herrn einläßt, der gesagt hat, daß sein Reich nicht von dieser Welt ist, der wird sich auf manche Auseinandersetzung einzurichten haben. Leider wird das von vielen Evangelisten und Predigern unserer rage nicht genügend betont. Wenn sie junge Menschen zum Glauben rufen, geht das oft nach der Melodie: »1(6mw zu Jesus, und du wirst glücidichlc In einem ganz tiefen Sinne stimmt das auch, wer wollte das bestreiten. Es wird aber meist nur in einem oberflächlichen Sinne verstanden. Und da stimmt es dann nicht mehr. Jesus Christus ist nicht gekommen, uns unser irdisches Glück zu garantieren oder abzusichern. Wer Ihnen sagt: »Jesus Christus löst all deine Probleme., der verspricht Ihnen etwas, was unser Herr nicht versprochen hat und darum auch nicht zu halten gedenkt. Wer zu Jesus Christus findet, bekommt oft zu den Problemen, die er ohnehin schon hat, noch ein gerütteltes Maß hinzu.

»Was ist dann aber am Evangelium noch schön und anziehend?.
möchte man fragen. Nun, das Evangelium ist nicht dartun schön und anziehend, weil es ein leichteres Leben auf Erden verspricht. Das tut es nicht. Das Evangelium ist darum schön, weil es wahr ist. Um nichts ac*Ieresgeltt es. Wünschte ich mir ein leichteres, ange' nehmeres Leben auf Erden, so könnte ich mir durchaus etwas anderes als..Lebensgrundlage vorstellen, als ausgerechnet das Evangelium. Esgeht nichtumdasleichtere Leben, esgehtum das Leben aus dir Wahrheit. Sich an die Wahrheit zu binden, und zwar in einer Welt, die diese Wahrheit nicht will, führt zwangsläufig in Probleme hinein.
Wenn Sie also als junger Mensch Christ sind, werden Sie neben dem natürlichen. Spannungsfeld Ihrer Jugend noch zusätzlich durch das geistliche Spannungsfeld Ihres jungen Christseins hin durchmüssen. Sie stehen damit in doppelter Auseinandersetzung. Dennoch ist es schön, in jungen Jahren Christ zu sein, weil es schön ist, bereits aus der Wahrheit zu leben, wenn man noch das ganze Leben vor sich hat. Es ist schöner, um der Wahrheit willen Spannungen zu ertragen, als ohne Wahrheit ein etwas problemloseres, aber verfehltes Leben zu fristen.
Probleme? Ganz gewiß. Dennoch wollen wir nicht verschweigen, daß das Evangelium in der Tiefe froh macht, frei macht, ja, auch große Probleme löst. Wer weiß, daß das Problem seiner Schuld oder seines Todes gelöst ist, der wird sagen müssen: »Ja, seine Last ist leicht. (Matthäus.11,3o).

Aller Spannung und allein Leiden, die die Wahrheit Jesu mit sich bringt, geht nämlich die Befreiung schon voraus. Allem voraus geht die Gewißheit, daß die.Erfüllung, nach der alles Lebendige sich sehnt, in Jesus Christus von vornherein geschenkt ist. Ewigkeit, Rechtfertigung des Lebens wird ja nicht nach langem Kampf verdient, sondern längstvor dem Kampf geschenkt. Darum können wir mit Gelassenheit kämpfen, ohne fanatisch zu sein, ohne Angst zu haben. »Du bereitest vor mit einen Tisch im Angesicht meiner Feinde,, heißt es schon in einem Gebet des Alten Testaments (Psalm z3, 5a). Sollte das im Neuen Bund nicht erst recht erfahrbar sein?
Jungen Menschen, die es gewagt haben, sich auf die spannungsreiche Wahrheit Jesu einzulassen,, soll dieses Buch gewidmet sein. Es möchte die Spannungen, in denen Sie als junger Mensch und Christ stehen, nicht verschweigen, sondern zur Sprache bringen. Es möchte Ihnen helfen, sich in diesen Spannungen zu bewähren. Wir stehen in dem Kampf, der uns verordnet ist, nicht auf einsamen Posten. Gottes Wort sagt: »Er aber, der Gott des Friedens, heilige euchdurch und durch, und euer Geist samt Seele und Leib müsse bewahrt werden unsträflich auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi. Getreu ist er,der euch ruft; er wird's auch tun. (x. 1Thesealonicher 5,23.

II. Spannungsfelder 1. Vom Wachsen und Reifen
Vor einiger Zeit habe ich eine Blume wachsen sehen. Sie brach aus der Erde hervor, nickte, zuckte, bog sich, streckte sich. Dann entwickelte sie im lt ihre Blätter und entfaltete sie. Da sah man auch schon die grüne Knospe. Sie wurde dick und dicker, platzte auf - und fertig war die rote Rose. Zeitraffer.
Viele Stunden, viele Tage hatte man einfach übersprungen, ausgelassen. Nur ganz wenige Stadien im Wachsen der Blume waren aufgenommen, aneinandergereiht und dann vorgeführt worden. Skurrile, unnatürlich anmutende Bewegungen boten sich dem Betrachter. Natürlich war das Ganze irgendwie interessant. Dennoch: krampfhafte Zuckungen sind einer Rose nicht angemessen. Wer nur wenige Ausschnitte aus dem Werden einer Blume zeigt, hat sicher ein technisches Bravourstück zustandegebracht. Aber um das eigentliche Geheimnis des Geschöpfes »Rose« hat er uns betrogen. Das Geheimnis liegt jenseits aller Fotografierbar-keit. Es liegt gerade in dem Ausgelassenen, im stillen Wachsen.
Wachstum ist ein Geheimnis. Die biologischen und chemischen Abläufe können wir erkläret; vor dem eigentlichen Geheimnis verstummt alle Wissenschaft. Wo hat das Wachstum seinen Ausgang genommen, woher hat es seine Kraft, und was ist sein Ziel? Wer erklärt mir das Geheimnis der Gestalt eiter Blume, die kein Mensch erdacht hat und die ihn doch erfreut? Das beste, was wir mit einer Rose tun können, ist, sie wachsen zu lassen und uns nach langem Warten daran zu freuen, daß es etwas so Schönes gibt.
Vielleicht ist auch schon jemand darauf gekommen, das Wachsen eines Menschen im Zeitraffer darzustellen. Es ist kein angenehmer Gedanke, im Film zu sehen, wie sich die Glieder strecken, wie sich das Gesicht ruckartig verändert, die Gestalt in Zuckungen emporschießt. Aus einem Säugling in einer halben Minute einen starken Mann herauswachsen zu sehen - man erspare uns diesen

Anblick. Es kann nur komisch wirken, krampfhaft und unnatürlich.
Über dem Wachsen und Reifen liegt ein Geheimnis. Es geschieht im Eigentlichen unbemerkt, in der Stille, im Verborgenen.
Man kann am Wachstum auch nicht »drehen«, darf nicht versuchen, es durch mechanische Eingriffe zu fördern. Man kann wohl die Bedingungen, unter denen Wachstum geschieht, verbessern. Das Waehstum selbst unterliegt jedoch nicht unserer Manipulier-barkeit und Machbarkeit.
Wenn Sie als junger Mensch Christ sind, haben Sie in besonderer Weise Anteil am Geheimnis, das über allem Wachsen und Reifen liegt. In »besonderer Weise, deshalb, weil Sie als natürlicher und geistlicher Mensch gleichzeitig heranwachsen und reifen. Sie leben gewissermaßen in zwei Existenzen, die allerdings zu einer
rtrennlichen Einheit zusamrnengewoben sind: in einer naturlichten und einer geistlichen Existenz. Manchmal geben beide 1-land in Hand, manchmal widerstreiten sie einander. Wo zwei Existenzweisen sich in einer Person zusammenfinden, tritt unendliche Bereicherung zutage. Gleichzeitig aber bleiben doppelte Auseinandersetzungen und Spannungen nicht aus. Der natürliche Wachstums- und Reif eproieß nimmt Zeit in Anspruch. Geistlich gesehen muß man gewöhnlich auch erste zaghafte Schritte tun, erste Erfahrungen sammeln. Man verbucht erste Siege, erleidet erste Niederlagen. Erwachsen zu werden ist schön und spannungsvoll. Erste Schritte im geistlichen Leben zu tun ist ebenfalls schön und spannungsvoll. All das gleichzeitig zu erleben, ist doppelt schön - und doppelt spannungsvoll.
Was die natürliche Seite des Lebens angeht, so stehen junge Menschen den Entwicklungsjahren oft mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber. Man eckt leicht an, macht vieles falsch. Sicher kennen Sie das: Die Eltern meckern, die Lehrer klagen, die Alten schütteln den Kopf. Sie ernten Widerspruch, wenn Sie eine ausgefallene Meinung zum Besten geben, finden wenig Anerkennung, wenig wirkliches Verständnis. Was wir gerne tu», dürfen wir nicht; was wir dürfen, wollen wir nicht. Unsiehlen Gelassenheit,

VII. Wie ein brennender Busch   88
1. Versklavung in unserer Zeit 89
2. Die Segenslinie  91
3. Wo der Dornbusch brennt  93
. Unser Umgangmit der Bibel
VIII. Vom Fallen und Wiederaufstehen
1. Vom Leid der Sünde
2. Ein Mensch in der Seelsorge Gottes
a) Erkenne die Sünde
b) Bekenne die Sünde
c) Vergebung der Sünde
IX. Gemeinde—Alleingehtmanein
1. Neue Masche Einsamkeit? 2. Menschliches und Göttliches über die Gemeinde -
2. Bleib nicht allein!
X. Vom Geheimnis des Dienens
1. Die große Zumutung: Ein dienender Gott
2. Die hohe Würde: Gottes geliebte Mitarbeiter
3. Der unvergleichliche Auftrag:
Rettet den Menschen
Xl. Verheißung für den grauen Alltag

@R.Brockhaus Verlag1976