Eickhoff Klaus, Angenommen - ernstgenommen - Wenn junge Leute Christen sind

05/15/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

1. Wenn junge Leute Christen sind

Jungsein ist schön. Christsein ist schön. Wenn junge Leute Christen sind, ist das in doppelter Weise schön.
»Ach du liebe Zeit. Hat der 'ne Ahnung !« höre ich im Geiste Ihren Protest. Doch es läßt sich nicht leugnen: Junge Leute werden um ihrer Jugend willen beneidet. Sie sind erst am Anfang und müssen noch nicht auf das Ende sehen. Sie haben noch Träume und müssen noch nicht ihr Zerrinnen sehen. Junge Gesichter sind nur selten von den Spuren herber Enttäuschung gezeichnet. Das Abenteuer des Lebens vor sich zu haben das ist der Vorzug junger Leute. Darum beneidet man sie. - Darum beneidet man Sie.


Aber mehr noch sind Christen zu beneiden. Sie haben das Leben empfangen, das die Güte und Schwere der Ewigkeit birgt. Auch wenn sie das Abenteuer des irdischen Lebens einst hinter sich haben, haben sie das Leben im Eigentlichen weiterhin vor sich. Leben aus Gott ist ewiges, unzerstörbares, eigentliches Leben. Wer sich der Herrschaft Jesu Christi anvertraut, empfängt es. »Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben«, sagt die Heilige Schrift. Wer ewiges Leben empfing, kann also seine »Straße fröhlich« ziehen in der Gewißheit, daß es ihm nicht mehr genommen wird.
Wenn wir vom »schönen« Leben junger Christen sprechen, ist das Wort »schön« in unserem Zusammenhang allerdings nicht romantisch oder sentimental gemeint, nicht leicht kitschig oder süßlich fromm. Es umschliaßt Höhe und Tiefe, Ruhe und Streit, Sieg und Niederlage, Erfüllung und Verfehlung, Geborgenheit und Verachtung, Stille und Auseinandersetzung - und vieles mehr.
Jungsein ist schön. Aber - und das wissen Sie selbst am besten - es ist auch voller Spannungen. Das wird von der älteren Genration gern übersehen. So wird z. B. in der Werbung eine Welt gezaubert, die den Eindruck erweckt, als sei Jungsein der Inbegriff des Glucks Sind die betreffenden Erwachsenen schon so uralt daß sie sich nicht mehr an ihre eigene Jfgend erinnern? 

Wer jung ist, der erlebt doch auch Zeiten tiefen Unglücks, Spannungen, in de-neu er zu zerreißen droht. Jungsein ist schön, aber gleichzeitig heißt es: in Spannungen leben.
Dasselbe gilt für das Christsein. Es ist schön. Und dennoch: Wer sich in dies er Welt auf den Herrn einläßt, der gesagt hat, daß sein Reich nicht von dieser Welt ist, der wird sich auf manche Auseinandersetzung einzurichten haben. Leider wird das von vielen Evangelisten und Predigern unserer rage nicht genügend betont. Wenn sie junge Menschen zum Glauben rufen, geht das oft nach der Melodie: »1(6mw zu Jesus, und du wirst glücidichlc In einem ganz tiefen Sinne stimmt das auch, wer wollte das bestreiten. Es wird aber meist nur in einem oberflächlichen Sinne verstanden. Und da stimmt es dann nicht mehr. Jesus Christus ist nicht gekommen, uns unser irdisches Glück zu garantieren oder abzusichern. Wer Ihnen sagt: »Jesus Christus löst all deine Probleme., der verspricht Ihnen etwas, was unser Herr nicht versprochen hat und darum auch nicht zu halten gedenkt. Wer zu Jesus Christus findet, bekommt oft zu den Problemen, die er ohnehin schon hat, noch ein gerütteltes Maß hinzu.

»Was ist dann aber am Evangelium noch schön und anziehend?.
möchte man fragen. Nun, das Evangelium ist nicht dartun schön und anziehend, weil es ein leichteres Leben auf Erden verspricht. Das tut es nicht. Das Evangelium ist darum schön, weil es wahr ist. Um nichts ac*Ieresgeltt es. Wünschte ich mir ein leichteres, ange' nehmeres Leben auf Erden, so könnte ich mir durchaus etwas anderes als..Lebensgrundlage vorstellen, als ausgerechnet das Evangelium. Esgeht nichtumdasleichtere Leben, esgehtum das Leben aus dir Wahrheit. Sich an die Wahrheit zu binden, und zwar in einer Welt, die diese Wahrheit nicht will, führt zwangsläufig in Probleme hinein.
Wenn Sie also als junger Mensch Christ sind, werden Sie neben dem natürlichen. Spannungsfeld Ihrer Jugend noch zusätzlich durch das geistliche Spannungsfeld Ihres jungen Christseins hin durchmüssen. Sie stehen damit in doppelter Auseinandersetzung. Dennoch ist es schön, in jungen Jahren Christ zu sein, weil es schön ist, bereits aus der Wahrheit zu leben, wenn man noch das ganze Leben vor sich hat. Es ist schöner, um der Wahrheit willen Spannungen zu ertragen, als ohne Wahrheit ein etwas problemloseres, aber verfehltes Leben zu fristen.
Probleme? Ganz gewiß. Dennoch wollen wir nicht verschweigen, daß das Evangelium in der Tiefe froh macht, frei macht, ja, auch große Probleme löst. Wer weiß, daß das Problem seiner Schuld oder seines Todes gelöst ist, der wird sagen müssen: »Ja, seine Last ist leicht. (Matthäus.11,3o).

Aller Spannung und allein Leiden, die die Wahrheit Jesu mit sich bringt, geht nämlich die Befreiung schon voraus. Allem voraus geht die Gewißheit, daß die.Erfüllung, nach der alles Lebendige sich sehnt, in Jesus Christus von vornherein geschenkt ist. Ewigkeit, Rechtfertigung des Lebens wird ja nicht nach langem Kampf verdient, sondern längstvor dem Kampf geschenkt. Darum können wir mit Gelassenheit kämpfen, ohne fanatisch zu sein, ohne Angst zu haben. »Du bereitest vor mit einen Tisch im Angesicht meiner Feinde,, heißt es schon in einem Gebet des Alten Testaments (Psalm z3, 5a). Sollte das im Neuen Bund nicht erst recht erfahrbar sein?
Jungen Menschen, die es gewagt haben, sich auf die spannungsreiche Wahrheit Jesu einzulassen,, soll dieses Buch gewidmet sein. Es möchte die Spannungen, in denen Sie als junger Mensch und Christ stehen, nicht verschweigen, sondern zur Sprache bringen. Es möchte Ihnen helfen, sich in diesen Spannungen zu bewähren. Wir stehen in dem Kampf, der uns verordnet ist, nicht auf einsamen Posten. Gottes Wort sagt: »Er aber, der Gott des Friedens, heilige euchdurch und durch, und euer Geist samt Seele und Leib müsse bewahrt werden unsträflich auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi. Getreu ist er,der euch ruft; er wird's auch tun. (x. 1Thesealonicher 5,23.

II. Spannungsfelder 1. Vom Wachsen und Reifen
Vor einiger Zeit habe ich eine Blume wachsen sehen. Sie brach aus der Erde hervor, nickte, zuckte, bog sich, streckte sich. Dann entwickelte sie im lt ihre Blätter und entfaltete sie. Da sah man auch schon die grüne Knospe. Sie wurde dick und dicker, platzte auf - und fertig war die rote Rose. Zeitraffer.
Viele Stunden, viele Tage hatte man einfach übersprungen, ausgelassen. Nur ganz wenige Stadien im Wachsen der Blume waren aufgenommen, aneinandergereiht und dann vorgeführt worden. Skurrile, unnatürlich anmutende Bewegungen boten sich dem Betrachter. Natürlich war das Ganze irgendwie interessant. Dennoch: krampfhafte Zuckungen sind einer Rose nicht angemessen. Wer nur wenige Ausschnitte aus dem Werden einer Blume zeigt, hat sicher ein technisches Bravourstück zustandegebracht. Aber um das eigentliche Geheimnis des Geschöpfes »Rose« hat er uns betrogen. Das Geheimnis liegt jenseits aller Fotografierbar-keit. Es liegt gerade in dem Ausgelassenen, im stillen Wachsen.
Wachstum ist ein Geheimnis. Die biologischen und chemischen Abläufe können wir erkläret; vor dem eigentlichen Geheimnis verstummt alle Wissenschaft. Wo hat das Wachstum seinen Ausgang genommen, woher hat es seine Kraft, und was ist sein Ziel? Wer erklärt mir das Geheimnis der Gestalt eiter Blume, die kein Mensch erdacht hat und die ihn doch erfreut? Das beste, was wir mit einer Rose tun können, ist, sie wachsen zu lassen und uns nach langem Warten daran zu freuen, daß es etwas so Schönes gibt.
Vielleicht ist auch schon jemand darauf gekommen, das Wachsen eines Menschen im Zeitraffer darzustellen. Es ist kein angenehmer Gedanke, im Film zu sehen, wie sich die Glieder strecken, wie sich das Gesicht ruckartig verändert, die Gestalt in Zuckungen emporschießt. Aus einem Säugling in einer halben Minute einen starken Mann herauswachsen zu sehen - man erspare uns diesen

Anblick. Es kann nur komisch wirken, krampfhaft und unnatürlich.
Über dem Wachsen und Reifen liegt ein Geheimnis. Es geschieht im Eigentlichen unbemerkt, in der Stille, im Verborgenen.
Man kann am Wachstum auch nicht »drehen«, darf nicht versuchen, es durch mechanische Eingriffe zu fördern. Man kann wohl die Bedingungen, unter denen Wachstum geschieht, verbessern. Das Waehstum selbst unterliegt jedoch nicht unserer Manipulier-barkeit und Machbarkeit.
Wenn Sie als junger Mensch Christ sind, haben Sie in besonderer Weise Anteil am Geheimnis, das über allem Wachsen und Reifen liegt. In »besonderer Weise, deshalb, weil Sie als natürlicher und geistlicher Mensch gleichzeitig heranwachsen und reifen. Sie leben gewissermaßen in zwei Existenzen, die allerdings zu einer
rtrennlichen Einheit zusamrnengewoben sind: in einer naturlichten und einer geistlichen Existenz. Manchmal geben beide 1-land in Hand, manchmal widerstreiten sie einander. Wo zwei Existenzweisen sich in einer Person zusammenfinden, tritt unendliche Bereicherung zutage. Gleichzeitig aber bleiben doppelte Auseinandersetzungen und Spannungen nicht aus. Der natürliche Wachstums- und Reif eproieß nimmt Zeit in Anspruch. Geistlich gesehen muß man gewöhnlich auch erste zaghafte Schritte tun, erste Erfahrungen sammeln. Man verbucht erste Siege, erleidet erste Niederlagen. Erwachsen zu werden ist schön und spannungsvoll. Erste Schritte im geistlichen Leben zu tun ist ebenfalls schön und spannungsvoll. All das gleichzeitig zu erleben, ist doppelt schön - und doppelt spannungsvoll.
Was die natürliche Seite des Lebens angeht, so stehen junge Menschen den Entwicklungsjahren oft mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber. Man eckt leicht an, macht vieles falsch. Sicher kennen Sie das: Die Eltern meckern, die Lehrer klagen, die Alten schütteln den Kopf. Sie ernten Widerspruch, wenn Sie eine ausgefallene Meinung zum Besten geben, finden wenig Anerkennung, wenig wirkliches Verständnis. Was wir gerne tu», dürfen wir nicht; was wir dürfen, wollen wir nicht. Unsiehlen Gelassenheit,

VII. Wie ein brennender Busch   88
1. Versklavung in unserer Zeit 89
2. Die Segenslinie  91
3. Wo der Dornbusch brennt  93
. Unser Umgangmit der Bibel
VIII. Vom Fallen und Wiederaufstehen
1. Vom Leid der Sünde
2. Ein Mensch in der Seelsorge Gottes
a) Erkenne die Sünde
b) Bekenne die Sünde
c) Vergebung der Sünde
IX. Gemeinde—Alleingehtmanein
1. Neue Masche Einsamkeit? 2. Menschliches und Göttliches über die Gemeinde -
2. Bleib nicht allein!
X. Vom Geheimnis des Dienens
1. Die große Zumutung: Ein dienender Gott
2. Die hohe Würde: Gottes geliebte Mitarbeiter
3. Der unvergleichliche Auftrag:
Rettet den Menschen
Xl. Verheißung für den grauen Alltag

@R.Brockhaus Verlag1976