Adonijas Umsturzversuch
Die erste Erwähnung Jerusalems im Worte Gottes macht uns mit einem lieblichen Vorbild von dem Herrn Jesus bekannt, mit Melchisedek, dem König der Gerechtigkeit und dem König des Friedens (1. Mose 14,18-20 und Hebr. 7, 1.2). Die zweite Erwähnung Jerusalems ist durch ihren Kontrast bestürzend. Josua fand dort Adoni-Zedek an der Regierung, der gegen Gottes Absichten diese Stadt zu halten beschloß (Jos. 10, 1). Dieser König deutet auf den Antichristen hin, der auch dem Lamme Gottes bei Seinem Erscheinen Trotz bieten wird. Adoni-Ze-dek kam schändlich um und wurde mit den ihm verbündeten Königen erhängt.
Der Antichrist, in der Offenbarung als „der falsche Prophet" bezeichnet, wird mit seinem Genossen der Ungerechtigkeit, dem Tier mit den zehn Hörnern, dem Feuersee überliefert, tausend Jahre früher, als Satan selbst dorthin geworfen wird (Offb. 19,20);
Die Offenbarung einer göttlichen Absicht ruft stets den Widerstand Satans hervor, und er bemüht sich sofort, ihre Erfüllung zu vereiteln. 1. Chronika 22, 9. 10 beschreibt eine bedeutsame Versammlung in Jerusalem, in der David bekanntgab, daß Salomo, obgleich er einer seiner jüngsten Söhne war, von Jehova für den Thron ausersehen war.
Er beauftragte ihn sogleich mit dem Bau eines Hauses für Gott, das er selbst so gern gebaut hätte, und gebot allen Obersten Israels, Salomo beizustehen (Vers 17) Dann wurde der junge Salomo feierlich auf den Thron gesetzt (Kap. 23, 1).
Herauf - und somit in voller Kenntnis des Vorsatzes Gottes - „erhob sich Adonija, der Sohn Hag-giths, und sprach: Ich will König werden". In seiner Eitelkeit „schaffte er sich Wagen und Reiter an und fünfzig Mann,, die vor ihm herliefen" (1. Kön. 1, 5). So gewiß, wie Salomo ein Vorbild von Christus ist, bildet Adonija den Antichristen vor. Beachten wir die unheilvollen Worte: „Ich will!" In Jesaja 14, 13. 14 hören wir Satan, den wir wohl in dem König von Babel erkennen dürfen, zweimal sagen: „Ich will!" Der Eigenwille ist das eigentliche Wesen der Sünde. 1. Johannes 3, 4 belehrt uns: „Die Sünde ist die Gesetzlosigkeit", und Eigenwille ist Gesetzlosigkeit., Jakobus ermahnt uns, daß wir stets sagen sollten: „Wenn der Herr will ... werden wir auch dieses oder jenes tun"• (Jak. 4,15). Eigenwille war von jeher der Verderb des Menschengeschlechts, aber seine ganze Bosheit ist noch nicht völlig ausgereift.
Alle, die aus dem Geiste geboren sind, sollten die Wirksamkeit des Fleisches in jeder Form verabscheuen und ihre Freude daran finden, den Willen Gottes zu tun. Der Mensch Christus Jesus ist darin unser vollkommenes Vorbild.
Als Er in die Welt kam, sagte Er: „Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust" (Ps. 40, 8), und selbst in jener schweren Nacht in Gethsemane wünschte Er nur den Willen des Vaters zutun (Matth. 26,39). Aber auch während Seines Dienstes sagte Er zu der Ihn umringenden Volksmenge „Ich bin vom Himmel hierniederge-kommen, nicht auf daß ich meinen Willen tue; sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat" (Joh. 6, 38). Der geringste Eigenwille, den wir bei uns dulden, entspricht nicht der Gesinnung Christi, sondern der des Antichristen.
Adonija war offenbar ein verzogenes Kind, denn der Heilige Geist sagt: „Sein Vater hatte ihn, solange er lebte, nicht betrübt, daß er gesagt, hätte: Warum tust du also? Und auch er war sehr schön von Gestalt" (1. Kön. 1, 6). Der schöne Absalom, wenig älter, war von seinem Vater ähnlich behandelt worden. Hübsche Kinder sind in besonderer Gefahr, wenn sie törichten Eltern anvertraut sind. Des weisen Königs Worte in Sprüche 19, 18 bleiben für alle Zeiten wahr: „Züchtige deinen Sohn, weil noch Hoffnung da ist." Wie viele gebrochene Herzen gibt es unter den Kindern Gottes als Folge einer vernachlässigten elterlichen Erziehung! Noch schwerer wiegt die Ver-unehrung des Namens des Herrn, denn das Haus des Christen sollte dem Hause Gottes gleichen, in dem allein Gottes Wille maßgebend ist.
Der Umsturzversuch Adonijas war nur kurzlebig. Genauso wird es mit der unheilvollen Gestalt sein, von der Adonija ein trauriges Vorbild war. Wenn der Eigenwille sich zu voller Höhe erhebt und der Mensch sich zum Gott erklärt, wird das Gericht schnell hereinbrechen.
Salomo scheint während des sich entwickelnden Aufruhrs geschwiegen zu haben, denn sein Vater war es, der gegen den Aufrührer handelte. So wird auch der Christus Gottes dem Tun Seiner Feinde in großer Geduld zuschauen und erst einschreiten, wenn der Vater es Ihn heißt Adonija wurde schließlich auf Befehl Salomos getötet, und auch der Mensch der Sonde, der Gesetzlose, wird durch den Hauch des Mundes Dessen hinweggetan werden, gegen den er sich erheben wird Jes. 11,4; 2. Thess. 2, 8).
Untersuchen wir kurz einige Schriftstellen, die jenen Menschen der letzten Tage in Jerusalem betreffen! Daniel 11,36 und Jesaja 30,33 bzw. 57, 9 sprechen von ihm als König. Die Daniel gegebene abschließende Offenbarung Ober sein Volk umfaßt Kapitel 10, 12 bis zum Schluß des Buches. Bis Kapitel 11, 35 hat sich bereits alles erfüllt. Wir lesen von Anschlägen lind von Kriegen zwischen aufeinanderfolgenden Königen des Nordens und des Südens (Syrien und Ägypten), deren Schlachtfeld das heilige Land ist.
Zwischen den Versen 35 und 36 besteht eine Lücke von mehr als zwanzig Jahrhunderten. Von den Tagen der Makkabäer gelangen wir gleich zur letzten Krise der Welt. Ein König herrscht in Palästina, den nur Fahrlässigkeit mit den Königen des
Nordens und des Südens verwechseln kann, denn beide führen Krieg gegen ihn. Besondere Beachtung verdient die Beschreibung dieses Mannes, des letzten Königs im Lande Palästina vor Errichtung des Reiches durch den Herrn Jesus „Der König wird nach seinem Gutdünken handeln, und er wird sich erheben und groß machen über jeden Gott, und wider den Gott der Götter wird er Erstaunliches reden" (Dan. 11, 36). Jede Einzelheit ist das Gegenteil von Christus: Er tat nichtSeinen Willen, sondern den Willen Seines Vaters und Gottes, Er erhöhte sich nicht selbst, noch verherrlichte Er sich selbst. Im Gegenteil, Er erniedrigte Sich selbst und verherrlichte Den, der Ihn gesandt hatte. Aber Christus entsprach nicht dem Geschmack des von Jehova abgefallenen Volkes. Der Mensch in Daniel 11,36 wird willkommener sein, wovor der Herr Jesus die Juden warnte (Joh. 5,43).
Wie Adonija sagt er: „Ich will König werden!" Der Wille Gottes und das Wohlergehen des Volkes sind für ihn völlig fremde Dinge. Er wird jede göttliche Einrichtung zu beseitigen und die wenigen ihm widerstehenden Frommen zu vernichten suchen, während er die Bösen ehren und belohnen wird (Den. 11,3739). Sein Ende wird in Daniel 11 nicht erwähnt Der, auf dessen Ende im letzten Vers hingewiesen wird, ist der König des Nordens, der mächtige und unerbittliche Feind des abtrünnigen Herrschers der Jji-
den.
Wenn wir Daniel 11 mit 2 Thessalonicher2verglei-chen, so finden wir, daß die Sprache dieser Kapitel so ähnlich ist, daß beide sich ohne Zweifel auf dieselbe Person beziehen „Der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, welcher widersteht und sich selbst erhöht über alles, was Gott heißt oder ein Gegenstand der Verehrung ist, so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, daß er Gott sei" (2 Thess 2, 4) Deutlich ist hier Jerusalem zu erkennen, wo der Tempel der Juden noch stand, als der Brief an die Thessalonicher geschrieben wurde Ein anderer, von den zurückgekehrten Juden erbauter Tempel wird dort in den letzten Tagen bestehen Es ist gesagt worden, daß der Antichrist die volle Entwicklung Adams" sei.
Zu Adam wurde gesagt:,, Ihr werdet sein wie Gott", und der Antichrist sagt Ich bin Gott In Daniel 11 sehen wir ihn in Verbindung mit den Juden und in 2. Thessalonicher 2 als den Führer und die Vollendung der abtrünnigen Christenheit In 1 Johannes 2, 22, wo allein wir den Titel „Antichrist" finden, sind beide Dinge vereinigt ‚Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der da leugnet, daß Jesus der Christus ist? Dieser ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet" Die Juden leugneten von Anfang an, daß Jesus der Christus ist, und die Christenheit wird bald den Vater und den Sohn verwerfen Sowohl die Juden als auch die Masse derer, die sich Christen nennen und zum Christentum bekennen, werden sich dann in der Anbetung des Menschen der Sünde vereinigen. Welch ernster Gedanke: Dieselbe Stadt, aus der einst die Wahrheit Christi hervorging und vielen Millionen Menschen Segen brachte, wird dann die Luge des Antichristen verbreiten zum Verderben aller, die sie annehmen' Gerichtliche Blindheit von Gott wird alle befallen, die die .Wahrheit hätten erfassen können, sie aber nicht geliebt haben! (2;Thes. 2, 9-12).
Gott wird alle stolze Anmaßung am Tage Seines Zorns zu unterwerfen wissen. „Denn Jehova der Heerscharen hat einen Tag über alles Hoffärtige und Hohe und über alles Erhabene, und es wird erniedrigt werden Und der Hochmut des Menschen wird gebeugt und die Hoffart des Mannes erniedrigt werden; und Jehova wird hoch erhaben sein, er allein, an jenem Tage" (Jes. 2,12-17). Der Herr bewahre uns alle vor dem Geist des Hochmuts und der Selbsterhebung eines Adonija!