Hallesby Ole, Wie ich Christ wurde

07/14/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Vom Zweifel zum Glauben

Es gibt zwei Arten von Zweiflern.
Zunächst gibt es solche, die ihre Zweifel lieben, weil diese sie vor den Anklagen ihres Gewissens decken. Sie wollen ihr selbstsüchtiges Leben nicht aufgeben, das sie entweder in groben und offenbaren Sünden oder in der gewöhnlichen Weltliebe oder in moralischer Selbstgerechtigkeit führen. Wenn sie vom Gewissen beunruhigt werden, ist der Zweifel das beste Mittel, um es zum Schweigen zu bringen.
Darum sehen wir, daß diese Leute ihre Zweifel wie einen kostbaren Besitz verteidigen, den sie nicht missen möchten. Daher wählen sie auch Literatur, die ihre Zweifel bestärkt. Sie ergreifen jede Gelegenheit, über christliche Fragen zu debattieren. Vermögen sie ihren Gegner in der Debatte auch nicht zu überzeugen, so fühlen sie sich jedesmal bestärkt, wenn sie in einer solchen Debatte ihren gläubigen Gegner wenigstens verwirrt und an die Wand getrieben haben. Wenn ein solcher Zweifler dieses Buch in die Hände bekommen sollte, dann will ich gleich sagen, (laß er es nicht ist, dem ich meine Hilfe anzubieten wage.

Er will debattieren und erwartet von mir, daß ich alle diese Fragen zur Debatte aufnehmen soll. Aber das will ich nicht. Ich glaube nämlich nicht, daß Debatten gegen Zweifel helfen.

Der Zweifel, von dem wir hier sprechen, läßt sich nämlich nicht durch logische Argumente entfernen. Allein die Erfahrung von Tatsachen kann unsere Seele vom Zweifel zur Gewißheit bringen. Die Zweifler, denen ich meine Hilfe anzubieten wage, sehen anders aus. Sie leiden unter ihren Zweifeln. Sie sind der peinigenden Ungewißheit müde und sehnen sich nach der tiefen Ruhe einer stillen und unangreifbaren Gewißheit. Aber jedesmal, wenn sie glauben, festen Grund unter die Füße bekommen zu haben, sinken sie zurück in das grundlose Meer des Zweifels.
Diese innere Ungewißheit wird schwerer für sie, wenn sie ihre Freunde und Kameraden ansehen, die Gott gefunden haben. Für diese ist Gott nicht länger ein Problem, auch nichts Gedachtes, Gesuchtes oder Ersehntes. Für sie ist Gott eine lebendige Wirklichkeit. Sie erleben Gott. Die Gewißheit gibt ihnen Ruhe, Freude und Kraft.
Diese ehrlichen, suchenden und leidenden Zweifler sind es, denen ich meine Hilfe anbiete.
Ich bin selbst durch alle Grade des Zweifels gegangen und kenne seine Pein. Aber ich kenne auch einen Weg vom Zweifel zum Glauben. Einen Weg, der für jeden Zweifler gangbar ist. Er tut keiner menschlichen Anlage Zwang an, auch nicht der logischen.
Diesen Weg hat Jesus schon vor 19oo Jahren gewiesen. Er drückte es so aus: »So jemand will des Willen tun, der wird innewerden, ob diese Rede von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede«, (Joh. 7,17). Hier verspricht er persönliche Gewißheit auf Grund von Erfahrungen. Als Bedingung stellt er nur eins: so jemand will Gottes Willen tun.
In diesem Wort Jesu wird etwas vom Zweifel und der Ursache des Zweifels gesagt, was sehr wichtig ist. Manche meinen, ihre vielen Kenntnisse oder ihr scharfes Denken seien der Grund ihrer Zweifel. Andere sind bescheidener und glauben, ihre Zweifel beruhen darauf, daß sie nicht scharf genug denken und nicht genug Kenntnisse haben.
Nein, der Grund deiner Zweifel ist ein ganz anderer. Es fehlen dir gewisse notwendige Erfahrungen, darum befindest du dich in Zweifel und Ungewißheit.
Wenn ich dir meine Hilfe anbiete, will ich deinen Zweifeln nicht mit logischen Argumenten begegnen. Hingegen wjJl ich, so gut ich kann, auf die Erfahrungen hinweisen, die du haben mußt, ehe der Zweifel weichen kann. Und gleichzeitig will ich versuchen, den Weg zu zeigen, den du gehen mußt, um diese Erfahrungen machen zu können.
Gehst du diesen Weg und kommst du zu diesen Erfahrungen, so werden die Erfahrungen deine Zweifel beseitigen und dir den einzigen und einfachen Weg zum Leben freigeben.
Mein erster Rat ist folgender: Lies das Neue Testament. Ja, sagst du, glaubte ich nur daran, so wäre mir geholfen. Denn es ist ja gerade das biblische Wort, über das ich im Zweifel bin. Ich verneine nichts. Im Gegenteil, ich will glauben, aber ich vermag es nicht. Ich zweifle anstatt zu glauben.
Ich weiß, daß es so mit dir steht. Dieses Fahrwasser ist mir vertraut. Ich setze darum nicht allzuviel bei dir voraus.
Ich setze voraus, daß du an dem übernatürlichen Zustandekommen der Heiligen Schrift zweifelst und ebenso an den meisten, vielleicht allen Wunderberichten im Neuen Testament.
Jesus verlangte niemals von seinen Zuhörern, daß sie im voraus eine große oder kleine Anzahl Dogmen über ihn annehmen oder anerkennen sollten. Er bat sie vielmehr, daß sie zu ihm kommen sollten, seine Stimme hören und ihm folgen.
Und was dann? Ja, alle, die das redlich taten, erlebten Jesus und waren danach persönlich überzeugt von dem, was er über sich selbst sagte. Und als sie ausdrücken wollten, was sie erlebt hatten und wovon sie persönlich überzeugt waren, da schrieben sie die Schriften nieder, die wir im Neuen Testament haben. Lies nun diese seltsame Schriftsammlung durch, dann wirst du sehen, wie erstaunlich die verschiedenen Verfasser in ihren Jesusberichten übereinstimmen.
Seit jener Zeit sind Millionen Menschen Jesus begegnet und haben seine wunderbare Persön1ichet erlebt. Und wenn sie in Worten ausdrücken sollten, was sie erfahren hatten und wovon sie überzeugt waren, fanden sie keine besseren Worte dafür, als im Neuen Testament gebraucht sind.
Späterhin hatten sie das Bedürfnis, in kurzen Sätzen das Wesentliche von dem auszusprechen, was sie bei ihrer Begegnung mit Christus erlebt hatten. Diese Sätze nennt man kirchliche Bekenntnisse. Von diesen nenne ich vor allem das apostolische Glaubensbekenntnis, weil es allen christlichen Kirchen der Welt gemeinsam ist.
Und nun höre, wie es sich mit den Dogmen verhält, die in diesem gemeinsamen kirchlichen Bekenntnis enthalten sind. Die Dogmen sind nicht von den Kirchen aufgestellt als etwas, was der einzelne annehmen muß. Hingegen sind sie der Ausdruck von den Dingen über Christus, die einem Menschen zur freudigen Gewißheit werden, wenn er ihn als seinen Erlöser erkennt. Jesus stellt allen Zeiten, heute wie vor 1900 Jahren, nur eine Bedingung, um uns zur persönlichen Gewißheit zu verhelfen, und diese eine Bedingung lautet: »Wenn jemand will Gottes Willen tun.«
Nimm nun dein Neues Testament und lies es, um »Gottes Willen« zu finden.
Ja, sagst du, aber es ist für mich so schwierig, das Neue Testament zu lesen. Alle diese Wunderberichte und viele andere unwahrscheinliche Gedanken und Erzählungen verwirren mich, ja stoßen mich ab und machen es mir schwer, mit ruhigem und offenem Sinn zu lesen.
Diese Einstellung kenne ich gut von meiner eigenen Zweiflerzeit her. Darum will ich dir den Rat geben, daß du vorläufig ganz einfach all das beiseite läßt, was deinem Intellekt allzu große Schwierigkeiten bereitet. Lies nur das