Dass es verschiedene Haushaltungen gibt, erkennt im Grunde genommen fast jeder Gläubige an. Warum ist das so wichtig für uns? Nun, sonst müssten wir ja noch - so wie im Alten Testament - Schafe, Rinder etc. auf einem Altar opfern. Das ist wohl den meisten klar: In unserer „Haushaltung“ werden geistliche Schlachtopfer gebracht (also Lob), und nicht materielle (1. Pet 2,5). Außerdem wird jeder Gläubige zugeben, dass es ein Altes Testament und ein Neues Testament gibt, mit deutlichen Unterscheidungsmerkmalen.
Haushaltungen - was ist das eigentlich? Gehört haben den Begriff viele, aber was bedeutet er - und warum ist das Thema wichtig?
Bevor wir uns an einer Antwort versuchen, was Haushaltungen eigentlich sind, möchte ich hier eine interessante Geschichte wiedergeben, die Bruder Ironside 1(1876 - 1951) einmal dazu erzählte:
Betty's Entdeckung
Nehmen wir an, eine junge Frau - nennen wir sie Betty - sucht eine Stelle als Haushaltshilfe. Schließlich wird ihr eine Stelle angeboten, und zwar in einer einfachen Arbeiterfamilie. Dort gibt es eine Reihe von Regeln, die sie beachten muss: Morgens um 5 Uhr steht sie auf, macht Frühstück und Butterbrotpakete für die, die zur Arbeit gehen. Um 6 Uhr läutet sie die Glocke: Es ist Zeit zum Aufstehen. Um 6.30 ist die Familie am Frühstückstisch und um 7.00 Uhr gehen sie zur Arbeit. Schnell lernt Betty, was sie tagsüber zu tun hat, und sie lernt die Wünsche der Hausherrin (oder die Regeln der „Haushaltung“) gut kennen.
Einige Zeit später bekommt sie eine neue Stelle, diesmal in einer Villa auf dem Berg. Als Betty dann in die Villa einzog, wollte ihre neue Hausherrin sie in ihre neuen Pflichten einweisen. Aber Betty hielt das nicht für nötig: „Sie brauchen mir keine Anweisungen zu geben“, sagte sie ihrer erstaunten Chefin. „Ich weiß genau, wie man einen Haushalt führt, ich habe Erfahrung ...“
Am nächsten Morgen ertönt - um 6.00 Uhr morgens - die Glocke. Die Bankiersfamilie, die andere Arbeitszeiten gewöhnt ist, ist entrüstet, so früh aus dem Schlaf gerissen zu werden. Zur Rede gestellt entgegnet Betty: „Es ist Zeit zum Aufstehen. Das Frühstück ist bald fertig.“
„Aber wir frühstücken doch nie vor 8.30 Uhr!“, ruft die Hausherrin. Betty, bemüht ihre gute Arbeit zu beweisen, entgegnet: „Die Butterbrotpakete sind auch schon fertig!“ - worauf sie nur zu hören bekommt: „Bei uns nimmt niemand Butterbrote mit zur Arbeit. Siehst du, Betty, du verstehst noch nicht, wie sich das Leben in unserem Haus abspielt. Ich werde dir heute alles genau erklären“.
So lernte die arme verwirrte Betty, wie wichtig es ist, die „Haushaltungen“ zu verstehen
In der Bibel gibt es auch verschiedene „Haushaltungen“, oder verschiedene Arten der „Verwaltungen“. Das griechische Wort (oikonomia) – von dem unser Wort Ökonomie kommt – setzt sich aus zwei Teilen zusammen: oikos (Haus) und nomos (Gesetz). Es kann also frei übersetzt werden als „Gesetz oder Prinzip, nach dem ein Haus verwaltet wird“. Dazu gehörte(n) früher nicht nur die Familie im engeren Sinn, sondern oft auch Diener, Angestellte und ein landwirtschaftlicher Betrieb. Der „oikonomos“ war also der Verwalter, der das alles zu planen und zu „managen“ hat (z.B. in der Geschichte vom ungerechten Verwalter in Lukas 16,1 ff.).
Eine interessante Stelle, in der dieses Wort vorkommt, ist Epheser 1,10: „Verwaltung der Fülle der Zeiten“. Gemeint ist damit das 1000-jährige Reich. Gott hat einen Plan dafür, wie dieses Reich verwaltet werden soll, nämlich indem Christus der unbestrittene Herrscher ist: „alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das was in den Himmeln und das, was auf der Erde ist“ (Eph 1,10.11).
Dieses Beispiel zeigt einen wichtigen Punkt: Eine „Haushaltung“ im biblischen Sinn bedeutet, dass Gott bestimmt, nach welchen Grundsätzen ein bestimmter Zeitabschnitt der Weltgeschichte „verwaltet“ werden soll. Es geht also um Epochen oder Phasen in der Geschichte, in denen Gott jeweils unterschiedliche Grundsätze festgelegt hat.
Der Frage, welche Haushaltungen es gegeben hat und noch geben wird, wollen wir im nächsten Artikel nachgehen. Zunächst einmal geht es darum, überhaupt einzusehen, dass es Haushaltungen gibt, mit anderen Worten: dass Gott nicht immer mit allen Menschen in verschiedenen Zeitaltern gleich verfährt.
Kann Gott sich etwa ändern?
Das bringt unwillkürlich die Frage mit sich: Kann Gott sich etwa ändern? Natürlich nicht. Bei Gott gibt es keine Änderung, noch nicht einmal „der Schatten eines Wechsels“ (Jak 1,17). Außerdem lesen wir: „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit“ (Heb 13,8).
Was ändert sich dann?
Wenn sich Gott nicht ändern kann – was kann sich denn dann ändern? Im Prinzip zwei Dinge: Gottes Offenbarung und Gottes Wege.
Gott hat sich stückweise – oder schrittweise – offenbart: Adam und Eva wussten etwas von Gott, aber noch nicht so viel wie Abraham. Ihm offenbarte sich Gott als der Allmächtige (1. Mo 17,1). Mose lernte ihn kennen als Jahwe: der Gott, der einen Bund mit dem Volk Israel machte. Aber das war immer noch nicht die volle Offenbarung Gottes. Die gab es erst, als der Herr Jesus kam. Der Sohn Gottes selbst hat das gewaltige Geheimnis gelüftet: Gott ist ein Gott der Liebe, Er hat einen Sohn, Er liebte die Welt (d.h. die Menschen) so sehr, dass Er Seinen Sohn gab (Joh 1,18; 3,16). Und jetzt liebt Er uns – mit derselben Liebe, mit der Er Seinen Sohn geliebt hat (Joh 17,23). Das hatte keiner der Gläubigen im Alten Testament wissen können!
Soll sich etwa die Wahrheit weiter entwickeln?
Ändert sich denn dann die Wahrheit – entwickelt sie sich weiter? Natürlich nicht. Die Wahrheit über Gott bleibt immer dieselbe. Aber es war nicht immer alles bekannt. Gott ist beispielsweise noch immer der „Allmächtige“, aber wir kennen Ihn viel besser: Für uns ist Er der „Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus“ (Eph 1,3; 3,14). Es handelt sich also um eine progressive (oder fortschreitende) Offenbarung Gottes, die allerdings mit dem Kommen seines Sohnes abgeschlossen wurde (Heb 1,1).
Und Gottes Wege?
Gottes Wege ändern sich auch. Hier einige Bibelstellen und Beispiele 1 dazu:
Es gibt noch andere Stellen, die man in diesem Zusammenhang zitieren könnte (z.B. „das Ende der Zeitalter“ in 1. Korinther 10,11 etc.), aber soviel steht doch nun fest:
Damit stellt sich die Frage, welche Haushaltungen es eigentlich gibt. Wann hat es Gelegenheiten gegeben, wo Gott ganz klar eingegriffen hat und seine Vorgehensweise geändert hat (nicht etwa, weil Er einen Fehler gemacht hätte, sondern weil Er den Menschen auf eine neue Weise erproben wollte – oder eben nicht mehr erprobte, nämlich in der Gnadenzeit). Einige Beispiele sind wohl leicht zu erkennen, zum Beispiel:
Die sieben verschiedenen Haushaltungen
Müssen es genau sieben sein? Nicht unbedingt. Manche Zeitabschnitte sind etwas schwerer zu erkennen, und es hat verschiedene Einteilungen gegeben. Aber das soll uns nicht beunruhigen. Wichtig ist, dass man die Entwicklung in den Wegen Gottes mit dem Menschen überhaupt erkennt. Eine mögliche Unterteilung sieht so aus:
Zeitraum | Haushaltung | Bibelstelle | Versagen | Gericht | |
1. | Von der Schöpfung bis zum Sündenfall | Unschuld | 1. Mo 2,15–17 | Der Sündenfall (1. Mo 3) | Vertreibung aus dem Garten Eden (1. Mo 3,24) |
2. | Vom Sündenfall bis zur Flut | Gewissen | 1. Mo 3,7 | Kain (1. Mo 4,8) | Flut (1. Mo 7) |
3. | Von der Flut zur Berufung Abrahams | Regierung | 1. Mo 9,6 | Noah (1. Mo 9) | Sprachverwirrung (1. Mo 11) |
4. | Von der Berufung Abrahams bis zum Sinai | Verheißung | 1. Mo 12,1 | 1. Mose 12,10–20 | Knechtschaft in Ägypten (2. Mo 1) |
5. | Von Mose (Sinai) bis zu Christus | Gesetz | 2. Mo 19,1 | 2. Mo 32,19 | Gefangenschaften in Assyrien und Babylon (2. Kön 17,25), Zerstörung Jerusalems (Lk 21,6.21.24) |
6. | Von Pfingsten bis zur Entrückung | Gnade/Ver-sammlung | Apg 2,1 | Apg 5,6 | Kraft des Irrwahns (2. Thes 2,7–12; s. auch Off 3,16) |
7. | Von der Erscheinung Christi in Macht (1000 Jahre Herrschaft) | 1000-jähriges Reich | Off 20,4 Eph 1,10 | Ps 101 und Off 20,8.9 | Gericht der Nationen (Off 20,9) und der große weiße Thron (Off 20,11). |
Dabei erkennt man schnell ein gewisses „Muster“: Am Anfang der Haushaltung bestimmt Gott die Grundsätze, die nun gelten sollen. Sehr schnell danach sieht man dann – immer wieder – dass der Mensch versagt und den Segen Gottes, der mit den neuen Grundsätzen verbunden ist, missbraucht. Somit muss schließlich Gericht folgen.
Kleine Unterschiede
Manche nehmen eine etwas andere Einteilung vor, indem sie
Man könnte noch weitere Unterscheidungen treffen, etwa die Zeit, in welcher der Herr Jesus auf der Erde war, die Versammlung aber noch nicht existierte; oder die Zeit zwischen der Entrückung und dem Beginn des 1000-jährigen Reiches.
Das Wesentliche
Aber das Wichtige erst einmal ist nicht, ob es nun sechs oder sieben (oder auch acht) Haushaltungen gibt. Wichtig ist vielmehr
Dass es verschiedene Haushaltungen gibt, erkennt im Grunde genommen fast jeder Gläubige an – wenn auch nur in der Praxis und oft nicht mit diesen Worten... Warum? Nun, sonst müssten sie ja noch, so wie im Alten Testament, Schafe, Rinder etc. auf einem Altar opfern. Das ist wohl der weiten Mehrheit klar: In unserer „Haushaltung“ werden geistliche Schlachtopfer gebracht (also Lob), nicht materielle (1. Pet 2,5). Außerdem wird jeder Gläubige zugeben, dass es ein Altes Testament und ein Neues Testament gibt, mit deutlichen Unterscheidungsmerkmalen.
Auf den zweiten Punkt, nämlich dass wir in einer ganz besonderen Haushaltung leben, möchte ich in einem späteren Artikel eingehen.
Fußnoten
Der erste Teil der Serie über „Haushaltungen“ war eine Einführung in die Thematik. Was sind Haushaltungen oder Verwaltungsarten eigentlich? Dieses Wort ist die Übersetzung des griechischen Wortes oikonomia. Wir haben gesehen, dass es darum geht, dass Gott mit den Menschen nicht in jeder Zeit in derselben Art und Weise handelt. Es wurde gezeigt, dass die Offenbarung Gottes und die Wege Gottes mit den Menschen nicht immer dieselben sind. Darüber hinaus wurde im ersten Teil auch noch ein Überblick über die sieben verschiedenen Haushaltungen gegeben.
Im zweiten Teil wird nun die Frage beantwortet: Bedeutet die Tatsache, dass es verschiedene Haushaltungen gibt zugleich, dass es verschiedene Wege der Errettung geben kann? Darüber hinaus wird erklärt, wie man die Bibel richtig lesen und „verstehen“ kann: akzeptiert man, dass sie (ganz wörtlich) das meint, was sie sagt, so entdeckt man „automatisch“, dass es verschiedene Haushaltungen gibt.
Gott hat zu verschiedenen Zeiten - oder in verschiedenen „Haushaltungen“ 1 in unterschiedlicher Weise mit den Menschen gehandelt. Diese Tatsache wird oft bestritten. Es müsse dann ja verschiedene Wege der Errettung geben, wird eingewendet. Aber stimmt das?
Natürlich wird heute ein Evangelium verkündigt, das es in anderen Haushaltungen nicht gab: das Evangelium der Gnade. Dieses sagt aus: Christus ist gestorben, begraben und auferstanden, das Werk der Erlösung ist vollbracht und von Gott anerkannt worden. Denn Gott hat Christus auferweckt und Ihm den Ehrenplatz zu seiner Rechten gegeben (Eph 1,20). Daher wird nun jedem das Heil in dem Herrn Jesus angeboten. Jeder kann errettet werden, und zwar aus reiner, unverdienter Gnade.
Was muss man dann tun, um diese Errettung zu bekommen? Gar nichts - nur Gott glauben. Mit anderen Worten:
Dieses Evangelium der Gnade kannten die Menschen im Alten Testament nicht. Wohl hatten die Propheten von Christus und von seinen Leiden gesprochen. Aber erstens hatten die Propheten selber kein volles Verständnis über die Bedeutung dieser prophetischen Voraussagen (1. Pet 1,11). Und zweitens konnte die Botschaft einer vollbrachten Erlösung noch gar nicht verkündigt werden, denn sie war noch nicht geschehen.
Wie konnten dann die Menschen im Alten Testament zu Gott kommen und gerechtfertigt werden? Nehmen wir einmal den Fall Abrahams: Wie konnte er gerechtfertigt werden? Über diese Frage lässt uns das Wort Gottes nicht im Dunkeln: Paulus beweist in Römer 4 am Beispiel Abrahams, dass auch die Gläubigen im Alten Testamen aus Glauben gerechtfertigt wurden, und nicht aus Werken (oder irgendwie sonst): „Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet“ (Röm 4,3).
Aber wie passt das nun zusammen? Nun, es gab natürlich einen Unterschied in dem „Glaubensinhalt“: Das, was Abraham glaubte, war nicht das Evangelium der Gnade Gottes (das kannte er nicht). Der gerade zitierte Vers gibt die Antwort: Abraham glaubte „Gott“. Die Offenbarung Gottes geschah nicht mit einem Mal, sondern in Fortsetzungen und zunehmend - bis Christus kam (Heb 1,1). Dementsprechend änderte sich auch die Botschaft Gottes im Lauf der Zeit, aber der Weg zu Gott bleibt in allen Zeiten derselbe: der Glaube.
Auch die Grundlage der Errettung bleibt unverändert: das Werk Christi am Kreuz von Golgatha. Aber, so mag man einwenden, das kannten die Menschen im Alten Testament doch noch gar nicht. Natürlich - sie nicht, aber Gott kannte es. Und Gott sah es im Voraus. Und im Blick auf dieses große Werk konnte er schon damals Sünden vergeben - und dennoch gerecht sein, denn ein Anderer würde diese Sünden der Glaubenden tragen.
Das wird klar ausgedrückt in Römer 3,25: Gott konnte diese „vorher“ geschehenen Sünden „hingehen lassen“ oder vergeben, weil Er damals schon Christus und den Wert des vergossenes Blutes im Blick hatte.
Was sich ändert im Lauf der Haushaltungen:
Was sich nicht ändert im Lauf der Haushaltungen:
Was bedeutet ein Satz? „Dumme Frage!“, werdet Ihr sagen. „Genau das, was er auch aussagt!“ Nun gut, dann frage ich weiter: Was bedeutet ein Wort? „Noch dümmere Frage!“, werdet ihr sagen. „Natürlich genau das, was dieses Wort sonst auch bedeutet - ist doch klar!“ Und wenn ein Wort mehrere Bedeutungen haben kann, z.B. ein „Ton“: Es kann sich auf einen Laut oder auf eine Farbe beziehen? „Nun“, werdet ihr sagen, „dann entscheidet natürlich der Zusammenhang“.
Das alles sind ganz einfache Regeln der „Hermeneutik“, also des Verstehens von Sprache. Die meisten von uns haben vielleicht noch nicht einmal darüber nachgedacht und dennoch beachten sie diese Regeln tagtäglich in Gesprächen, Briefen, Dokumenten, E-Mails, usw.
Wie kommt es dann, dass diese einfachen Regeln plötzlich so schwierig zu sein scheinen, wenn es um das Verständnis bestimmter Bibelstellen geht? Ohne weiter auf Einzelheiten einzugehen, nur ein paar Beispiele, die uns zeigen, was dabei „herauskommt“, wenn man diese Grundregeln nicht beachtet:
Grundsätzlich ist man zwar einverstanden, dass man die normalen Regeln des Textverständnisses anwendet, aber man macht oft Ausnahmen, gerade wenn es um die prophetischen Bücher geht. Woran liegt das?
Es gibt eine ganz einfache Antwort: Die Propheten des Alten Testamentes hatten vorhergesagt, dass das Volk Israel wieder gesammelt und in das Land Israel zurück gebracht werden würden, und dass der Messias dort von Jerusalem aus über sie und über alle anderen Staaten (‚Nationen') regieren würde. Außerdem hatte Christus versprochen wieder zu kommen, und zwar
Doch haben sich diese Prophezeiungen bis heute nicht erfüllt.
Petrus hatte vorhergesagt, dass Spötter fragen würden, wo eigentlich „die Verheißung seiner Ankunft“ bleibe (2. Petrus 3,3.4). Es sollte nicht lange dauern, bis selbst herausragende christliche Führer anfingen, an diesen Verheißungen zu zweifeln. Selbst der bekannte Kirchenvater Augustinus (352-430) verwarf, was er vorher gelehrt hatte, nämlich dass Christus buchstäblich wiederkommen würde und ein wirkliches 1000-jähriges Reich aufrichten würde. Mit anderen Worten: Da bestimmte Prophezeiungen sich nicht erfüllt hatten, folgerte man, dass Gott sie nicht so buchstäblich gemeint haben konnte und dass sie sich stattdessen wohl schon erfüllt hätten - in irgendeinem übertragenen Sinn, in einer „geistlichen“ Bedeutung. Aber ist es fair, Gottes Wort so zu behandeln?
Nehmen wir an, der Postbote bringt mir einen dicken Brief. Aber anstatt diesen Brief zu öffnen und sorgfältig durchzulesen, gehe ich wie folgt vor: Ich schaue mir den Absender an. Da ich den Absender recht gut kenne, weiß ich eigentlich schon (so meine ich), was in diesem Brief steht. Ich male mir genau aus, was der Brief sagen will. Dann öffne ich den Brief. Ich fange an zu lesen. Dabei komme ich an einen merkwürdigen Satz, der nicht so recht zu dem passt, was ich mir vorher überlegt hatte. Also entscheide ich, dass etwas anderes gemeint sein muss und fange an, den Wörtern nach und nach andere Bedeutungen zu geben ... - bis der Satz genau (oder nahezu genau) das aussagt, was ich mir vorher überlegt hatte!
Wer kann nur auf solch eine Idee kommen? Nun, man kann sich hier leicht täuschen. Wie schnell geschieht es, dass man „voreingenommen“ ist. Und wenn dann eine Bibelstelle nicht „passt“, dann biegt man eben so lange, bis sie passt ... Wenn man von der Prämisse (Annahme) ausgeht, dass alle Prophetie schon erfüllt ist, dann muss die betreffenden Stellen „vergeistlichen“. Wenn es beispielsweise heißt: „Und der Wolf wird bei dem Lamm weiden“ (Jes 11,6), dann hat man nur zwei Möglichkeiten: Entweder, man gibt zu, dass diese Prophezeiung noch nicht erfüllt ist, oder man fängt an, sie zu vergeistlichen und schreibt den Satz um, etwa so: „Und es wird Friede sein“, oder „Und der Gläubige soll nicht zu Schaden kommen“ (wobei eigentlich selbst das heute noch nicht zutrifft).
Es geht mir nicht darum, mich über andere Gläubige oder über Bibelausleger lustig zu machen, ganz bestimmt nicht. Aber wir müssen doch sehen, wie gefährlich es wird, wenn wir Texten ein falsches Schriftverständnis überstülpen und sie dann entsprechend falsch vergeistlichen und ihnen den wirklichen Sinn nehmen.
Natürlich gibt es in der Bibel viele Symbole, auch Gleichnisse usw. Aber das ist absolut kein Widerspruch. Wenn es sich um Symbole oder Gleichnisse handelt, müssen diese als solche verstanden werden. Aber wo der Zusammenhang nicht ganz deutlich und für andere nachvollziehbar ein Gleichnis oder eine Symbolik „verlangt“, bedeuten die Wörter genau das, was sie sonst auch bedeuten und nicht etwas ganz anderes (z.B. bedeutet „Israel“ nicht „Kirche“ oder „Versammlung“).
Aber, so wird mancher einwenden, haben denn die Dinge, die Israel betreffen, nicht auch eine geistliche Bedeutung für Christen? Ist die Wüstenreise Israels nicht ein Bild des Weges der Gläubigen durch eine geistliche Wüste? Und illustriert die babylonische Gefangenschaft nicht den Zustand der Christenheit heute, und steht die Rückkehr eines Überrestes aus dieser Gefangenschaft nicht für die Rückkehr einiger Christen zu biblischen Grundsätzen? Natürlich. Alle dies Anwendungen sind richtig und nützlich, wie 1. Korinther 10 klar zeigt (s. besonders Vers 11: „alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder … zu unserer Ermahnung“). Aber: in keinem Fall heben diese geistlichen Anwendungen die buchstäbliche Bedeutung auf.
Und genauso ist es mit der Prophetie: zunächst einmal ist Prophetie buchstäblich gemeint. Wenn Gott Israel verspricht, dass er ihnen das Land wiedergeben wird, auf das sie jedes Anrecht verloren hatten, dann ist das ganz buchstäblich zu verstehen. Dass wir diese Prophezeiungen für geistliche Anwendungen nutzen (etwa in dem Sinne, dass Gott uns segnet, obwohl wir keinerlei Anrecht hatten) ist durchaus legitim. Probleme gibt es, wenn man sagt, dass diese geistlichen Anwendungen die buchstäbliche Bedeutung ersetzen (‚Substitutionstheologie').
Dass auch Prophezeiungen zunächst einmal buchstäblich gemeint sind, wird gerade auch durch die schon erfüllte Prophetie bestätigt. Als Gott sagte, dass der Messias in Bethlehem geboren werden würde (Micha 5,1), da bedeutete Bethlehem eben Bethlehem und nicht „ein kleines Dorf“ oder etwas anderes. Interessanterweise verstanden die Schriftgelehrten das sehr genau (Mt 2,6). Ebenso verhält es sich mit den anderen Vorhersagen: Seine Hände und Füße wurden durchgraben (Ps 22,16), seine Kleider wurden verlost (Ps 22,18), in seinem Durst gab man Ihm Essig zu trinken (Joh 19,28–30) - alles ganz buchstäblich.
Der Prophet Jeremia traf drei Grundaussagen in Bezug auf „dieses Land“
Was bedeutet nun der Ausdruck „dieses Land“? Nach den normalen Regeln des Textverständnisses bedeutet es in allen drei Fällen dasselbe: der geographische Ort, das Land Israel. Man merkt hier ganz deutlich, wie man dem Propheten Jeremia Gewalt antun würden, würde man behaupten, dass „dieses Land“ in den ersten beiden Fällen das geographische Israel meint, im dritten Fall aber plötzlich als „geistliche Segnungen“ zu verstehen sei.
Sind wir nicht besser bedient, wenn wir einfach Gott vertrauen, dass Er auch die Verheißungen noch erfüllen wird, die bis heute unerfüllt geblieben sind?
Das prophetische Wort ist eben eine Lampe. Sie wirft Licht auf die Zukunft und auf unseren Weg bis dahin. Wir tun gut daran, auf dieses prophetische Wort zu achten (1. Pet 1,19). Und dazu gehört auch, dass man die Aussagen des prophetischen Wortes so nimmt und versteht, wie Gott sie uns gegeben hat, nämlich buchstäblich 3 und nicht „vergeistlicht“. Dann wird man schnell feststellen, dass Gottes Heilplan zwei große Teile beinhaltet: einen für Israel und einen für die Versammlung (Gemeinde, Kirche). Das möchte ich in Teil 3 dieser Serie zeigen.
Fußnoten
Der unvoreingenommene Bibelleser merkt schnell, dass Gott mit der Versammlung (Gemeinde, Kirche) ein ganz besonderes Programm (oder einen speziellen Plan) verfolgt. Für das Volk Israel hat Gott auch einen Plan, aber einen ganz anderen. Zum Verständnis vieler Teile der Bibel ist es wichtig, das zu erkennen. Nur wenn man bestimmten Wörtern immer neue Bedeutungen gibt, bis alle Unterscheidungen zwischen diesen beiden Teilen des Heilsplans Gottes vollkommen verwischt sind, wird man die Versammlung zum geistlichen Israel machen oder sogar die Versammlung und Israel gleichsetzen. Das hatten wir im vorigen Teil gesehen.
Ein Experiment
Vielleicht kann folgendes Gedankenexperiment helfen: Stell Dir einmal vor, Du würdest die Bibel unvoreingenommen von Anfang bis Ende durchlesen. Was würdest Du entdecken?
Schon im ersten Buch Mose würdest Du feststellen, dass Gott einen Menschen, nämlich Abraham, berief. Er versprach ihm eine große Nachkommenschaft und ein gutes Land, das seine Nachkommen besitzen sollten. Du liest weiter und merkst, dass Abrahams Enkel Jakob von Gott „Israel“ genannt wurde und dass sich seine Nachkommen zunächst in Ägypten niederließen, wo sie zu einem großen Volk wurden, nämlich „Israel“. Im nächsten Buch (2. Mose) lernst Du dann, dass Gott dieses Volk aus Ägypten herausführte, in der Wüste einen Bund mit dem Volk schloss: Israel sollte das Land Kanaan bekommen – aber der Besitz dieses Landes war an Bedingungen geknüpft. Schließlich kommt das Volk Israel dann in das versprochene Land Kanaan (Buch Josua).
Die weiteren geschichtlichen Bücher des Alten Testamentes befassen sich weiter mit diesem einen Volk (und erwähnen einige andere Völker, die mit ihm zu tun hatten). Und die prophetischen Bücher? Beim Weiterlesen merkst Du schnell, dass diese sich auch zum allergrößten Teil mit einem einzigen Volk befassen, nämlich Israel bzw. seinen beiden Teilen: Juda (2-Stämmereich) und Israel (10-Stämmereich). Einerseits verheißen die Propheten diesem Volk Gericht, Krieg, Drangsal und Zerstreuung über die ganze Erde. Andererseits kündigen sie an, dass ein Nachkomme Davids einmal dieses Volk retten und darüber herrschen wird.
Schließlich liest Du, dass Israel in solch schlimmer Weise gegen Gott sündigte, dass es das Land – es wurde in fremde Länder in Gefangenschaft weggeführt – und sogar seine Beziehung zu Gott verlor. Nun handelt es sich nicht mehr um „Gottes Volk“, sondern um „Lo-Ammi“, d.h. „Nicht mein Volk“ (Hos 1,9). Nur eine kleine Minderheit aus Juda gelangt zurück in das Land Israel.
Nun kommst Du zum Neuen Testament. Was lernst Du dort? Gott sendet nun seinen Sohn, den verheißenen Messias, aber Er wird verworfen (Joh 1,11). Er stirbt am Kreuz, wird nach drei Tagen auferweckt und fährt auf zum Himmel. Und nun?
Plötzlich lernst Du (in der Apostelgeschichte), dass es eine zweite Gruppe gibt, die Gott sehr wichtig ist, nämlich die Versammlung (Gemeinde, Kirche). Ihre Gründung war so etwas Besonderes, dass Gott sie mit Wundern begleitete (Apg 2). Zuerst wurde sie aus gläubigen Juden in Jerusalem gebildet, aber später wurden auch Menschen aus anderen Völkern hinzugefügt (zum Beispiel Kornelius, Apg 10). Christus selbst hatte es ja schon angekündigt, dass Er diese Versammlung bauen würde (Mt 16,18). Nun fällt auf, dass es bei der Versammlung nicht auf natürliche Abstammung ankommt, wie es bei Israel der Fall war. Sie wurde vom Heiligen Geist gebildet, der aus dem Himmel auf die Erde kam. Und nur wer glaubte, wurde der Versammlung hinzugefügt (vgl. Apg 11,21).
Vermutlich ist Dir dabei die Frage gar nicht gekommen, ob diese Versammlung etwa dasselbe sein könnte wie Israel. Falls doch, so lernst Du dann in den Briefen, dass es sich bei dem Thema „Christus und seine Versammlung“ um ein Geheimnis handelt, dass in der Zeit vor dem Apostel Paulus noch nicht „gelüftet“ worden (Eph 3,5) und das in der Zeit des Alten Testamentes verborgen war, ja nicht einmal versteckt angedeutet in den Propheten, sondern „verborgen in Gott“ (Eph 3,9).
Mehr Kontrast als Parallele ...
So lernt der (unvoreingenommene) Bibelleser recht schnell, dass Israel und die Versammlung zwar etwas gemeinsam haben (beide sind Gruppen von Menschen und beide stehen in einer besonderen Beziehung zu Gott), aber dass es viel mehr Unterschiede gibt. Ein Blick auf die folgende Tabelle bestätigt das.
Israel | Versammlung | |
Ursprung | Irdisch | Himmlisch (Apg 2) |
Zugehörigkeit | Durch natürliche Abstammung | Durch Glauben |
Heiliger Geist | ... kam auf einzelne Personen | ... wohnt in ihr und in jedem Gläubigen: 1. Kor 3, 16 und 6, 19) |
Nationalität | Von großer Bedeutung | Unterscheidung zwischen Juden und Heiden entfällt |
Bündnisse | Grundlage von Israels Beziehung zu Gott (Röm 9,4) | Kein Bund wurde oder wird mit der Versammlung geschlossen |
Basis des Segens | Gehorsam 1 | Gnade |
Charakter der | · Materiell (überwiegend) · Irdisch (überwiegend) | · Geistlich · Himmlisch |
Folge von Gehorsam | Segen, Ruhe, Frieden, Wohlstand | Drangsal, Verfolgung, Hass (allerdings mit innerer geistlicher Freude) |
Vorkommen im AT | 1958 mal im AT (von 2003 mal in der Bibel) | Nie (siehe Eph 3,5–10) |
Gesetz | unter Gesetz | „Nicht unter Gesetz“ (Röm 6,14 und Gal 5,18) |
Heiligtum | Ein physisches Gebäude (Zelt der Zusammenkunft/Tempel), kein freier Zutritt | Nicht mit Händen gemacht; freier Zutritt (Heb 10,19) |
Anbetung | Schlachten von Tieren, verbrennen von Weihrauch | Geistliche Anbetung, geistliche Schlachtopfer (1. Pet 2,5), Opfer des Lobes (Heb 13,15) |
Hoherpriester | Von Menschen genommen, sterblich, mit Schwachheiten, kann sündigen | Gott und Mensch in einer Person, unsterblich, ohne Sünde (Heb 7) |
Rache an Feinden | Ein legitimer Wunsch – Gericht über die Feinde bedeutet Befreiung für Israel | Ist Gott vorbehalten. „Liebt Eure Feinde, segnet die euch fluchen ...“ (vgl. Röm 12,21). |
Hoffnung | Erde | Vaterhaus/Himmel |
Beziehung zu Christus | König, Bräutigam, Mann | Herr/Haupt/Bräutigam |
Einführung des Segens | Durch Macht und Gericht | Durch ein Evangelium der Gnade und dann durch die Entrückung |
Ort der Gegenwart | Geographischer Ort | Geistlicher Ort (Mt 18,20) |
Priester | Besondere Klasse (Familie Aarons) | Alle Gläubigen (1. Pet 2,5) |
Zukunft auf der Erde | Königreich, etabliert auf der Erde, in Frieden als „Kopf“ der Nationen. | - Keine - (wird weggenommen von der Erde). Aber: Herrschaft über die Erde (Off 5,10) |
Gegenargumente
Natürlich gibt es auch Bibelstellen, die manchmal angeführt werden, um das Gegenteil zu beweisen, nämlich dass die Prophezeiungen, die Gott seinem Volk Israel gab, sich schon erfüllt hätten, und zwar in den geistlichen Segnungen, die die Versammlung heute besitzt. Dass diese „Beweise“ nicht haltbar sind, wollen wir jedenfalls andeutungsweise zeigen.
1. Argument: Römer 4,11–17
„Darum ist es aus Glauben, damit es nach Gnade sei, damit die Verheißung der ganzen Nachkommenschaft fest sei, nicht allein dem vom Gesetz, sondern auch dem vom Glauben Abrahams, der unser aller Vater ist (wie geschrieben steht: ‚Ich habe dich zum Vater vieler Nationen gesetzt‘)“ (Verse 16.17)
Dieser Abschnitt zeigt, dass Gläubige aus den Nationen, also Nicht-Juden, Kinder Abrahams sind. Warum? Weil sie Glauben haben, so wie Abraham damals. Dass Abraham unser Vater ist, streiten wir auch nicht ab. Aber wichtig ist, dass es hier um die Rechtfertigung und den Glauben geht, nicht um die Verheißung des Landes Israel. Weil uns der Glaube miteinander verbindet, heißt Abraham unser Vater. Nicht, weil uns die irdischen Segnungen Israels etc. geschenkt würden. Interessanterweise werden sogar die beiden Nachkommenschaften Abrahams in diesem Abschnitt ausdrücklich unterschieden: die „vom Gesetz“ und die „vom Glauben“ (V.16).
2. Argument: Galater 3,7
„Erkennt also: Die aus Glauben sind, diese sind Abrahams Söhne.“
Hier geht es darum, dass Abraham glaubte und dass seine Nachkommen – nämlich die, die auch glauben – gesegnet werden würden. Nun stellt sich die Frage: mit welchem Segen? Mit dem Land Kanaan? Natürlich nicht. Die Verheißung in diesem Kapitel bezieht sich auf „den Nachkommen“ (Einzahl, V. 16) Abrahams: auf Christus. In Ihm und durch Ihn werden wir gesegnet. Aber das bedeutet nicht, dass wir Israel die buchstäblichen Segnungen wegnehmen, oder dass unsere Segnungen diejenigen Israels ersetzen! Erneut ist der Glaube das Verbindungsglied zwischen Abraham und denen, „die aus Glauben sind“.
3. Argument: Galater 6,15.16
„Denn weder Beschneidung noch Vorhaut ist etwas, sondern eine neue Schöpfung. Und so viele nach dieser Richtschnur wandeln werden – Friede über sie und Barmherzigkeit, und über den Israel Gottes!“
Hier steht es doch nun ganz klar: die Versammlung ist heute das „Israel Gottes“! Wirklich? Im Gegenteil! Es werden zwei Gruppen genannt:
Bei der ersten Gruppe handelt es sich um bekehrte Heiden (die jetzt zur Versammlung gehören), und bei der zweiten Gruppe handelt es sich um bekehrte Israeliten (die jetzt auch zur Versammlung gehören). Diese bekehrten Israeliten, die in einer Glaubensbeziehung zu Gott stehen, bilden nun das „Israel Gottes“ und stehen in seiner besonderen Gunst – was im Blick auf das natürliche Israel nie der Fall war.
Weitere Bestätigung
Vielleicht findet mancher diese Stellen schwierig. Zugegeben, das sind sie auch. Aber es gibt darüber hinaus ganz klare und einfache Stellen, die uns auch zeigen, dass Israel nicht die Segnungen verliert, und dass die Versammlung nicht Israel ist:
Paulus macht klar, dass Israel als Volk ganz besondere Verheißungen besitzt. Das Evangelium, das er verkündigte, hob diese keineswegs auf:
„Israeliten, deren die Sohnschaft ist und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Dienst und die Verheißungen; deren die Väter sind, und aus denen, dem Fleische nach, der Christus ist, der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen. Nicht aber, dass das Wort Gottes hinfällig geworden wäre“ (Röm 9,4–6)
Man beachte, dass die Versammlung schon bestand, als Paulus diese Verse schrieb. Er unterscheidet also weiterhin ganz klar das Volk Israel von der Versammlung. Ganz klar sieht man das auch in folgendem Vers:
„Seid ohne Anstoß, sowohl Juden als Griechen als auch der Versammlung Gottes“ (1. Kor 10,32).
Es gibt also heute noch drei Gruppen von Menschen: (unbekehrte) Juden, (unbekehrte) Heiden, und solche, die zur Versammlung gehören – also bekehrte Leute, die vorher entweder Juden oder Heiden waren.
Segen im Übermaß
Dass die Versammlung nicht dasselbe ist wie Israel, haben wir nun gesehen. Aber das ist nicht einfach ein Dogma und auch nicht nur eine Tatsache. Es sollte uns von Herzen dankbar machen. Warum? Die Zeit der Versammlung ist eine Zeit des Segens, wie sie nie vorher da gewesen ist, in keiner der anderen Haushaltungen (s. Teil 1). „Wirklich?“, wird mancher fragen, „was ist dann so speziell an der ’Haushaltung’ der Versammlung?“ Sehr viel, ist die Antwort. Wir können hier nur eine Kostprobe, einen ganz kurzen Überblick geben.
1. Ein klarer Neubeginn
Der Herr Jesus selbst kündigte die Gründung der Versammlung an: „Auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen“ (Mt 16,18). Das lag zu dem Zeitpunkt, als der Herr Jesus sprach, also noch in der Zukunft. Vor seiner Himmelfahrt sagte Er den Jüngern, dass es nur noch „wenige Tage“ waren, bis sie mit Heiligem Geist getauft werden würden (Apg 1,5). Durch diese Taufe mit dem Heiligen Geist sollte die Versammlung gegründet werden (1. Kor 12,13; Eph 1,23). Und genau so geschah es wenige Tage später, also vor fast 2000 Jahren, und zwar am Pfingsttag (Apg 2,1).
2. Ohne Menschenhand ins Leben gerufen
Die Versammlung ist himmlisch. Sie ist nicht etwa eine Organisation, von Menschen gegründet. Sie hat einen himmlischen Ursprung, denn sie ist durch den Heiligen Geist, der aus dem Himmel kam, gebildet worden (1. Kor 12,13).
3. Eine göttliche Person wohnt auf der Erde
Die Versammlung wurde nicht nur durch den Heiligen Geist gebildet, sondern Er wohnt auch in ihr (Eph 2,22; 1. Kor 3,16). Sind wir uns bewusst, dass es so etwas noch nie zuvor gegeben hat? Im Alten Testament konnte der Heilige Geist nur vorübergehend „auf“ eine Person kommen, etwa um ihr zu erlauben, eine Prophezeiung auszusprechen. Als der Herr Jesus kam, blieb der Heilige Geist auf Ihm (Joh 1,32.33). Das war möglich, weil Er sündlos war. Aber dass der Heilige Geist in gefallenen Menschen wohnt, wurde erst möglich, als das Erlösungswerk vollbracht war. Das ist vollkommen neu und ausschließlich in dieser Haushaltung der Fall. Es trifft sogar in doppeltem Sinn zu: Der Heilige Geist wohnt in der Versammlung (kollektiv) und in den einzelnen Gläubigen (1. Kor 6,19).
Nie zuvor haben Menschen Gott so gekannt wie die Gläubigen, die in dieser Haushaltung leben. Warum? Nun, der Sohn Gottes hat den Vater offenbart (Joh 1,18), und der „Geist der Wahrheit“ hilft uns, diese ganze Wahrheit in unseren Herzen aufzunehmen (Joh 14,17–20).
Viele kennen den Präsidenten einer Firma oder eines Landes. Sie kennen ihn eben als den Präsidenten, als einen, der großen Einfluss hat und der eine hohe Stellung inne hat. Aber nur seine Kinder kennen ihn als ihren Vater. Das ist etwas ganz anderes. Abraham kannte Gott als den „Allmächtigen“. Als Christen dürfen wir Ihn, den „Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus“ (Eph 1,3.14) kennen, und als unseren eigenen Vater (s. z.B. Röm 1,7).
Der Sohn Gottes war immer schon beim Vater – aber nicht als Mensch. Mensch ist Er erst seit seiner Geburt durch Maria (vgl. Joh 1,14). Als Mensch 2 litt und starb Er und wurde begraben. Aber das Herrliche am Christentum ist, dass Christus nicht im Grab blieb, sondern auferstand und auffuhr in den Himmel. Dort bekam Er einen „Ehrenplatz“, nämlich „zur Rechten Gottes“. Dort ist Er nun „mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt“ (Heb 2,9), Gott hat Ihm „Herrlichkeit gegeben“ (1. Pet 1,21), hat Ihn als Mensch „verherrlicht“ (Joh 17,5). Somit gibt es jetzt einen verherrlichten Menschen im Himmel. Auch das hat es nie zuvor gegeben.
Gläubige hat es zu allen Zeiten gegeben: Adam, Eva, Abel, Henoch, Hiob, Mose, usw. Aber diese Gläubigen waren eben auch nur das: gläubige Einzelpersonen. Heute ist das ganz anders. Wer gerettet ist, bekommt ganz neue Beziehungen (und auch diese gab es in keiner einzigen anderen Haushaltung):
Wer heute das Evangelium der Gnade im Glauben annimmt, gehört zur Versammlung, dem Leib Christi. Damit ist er (oder sie) so eng mit Christus verbunden wie ein Körper mit dem Kopf, d.h. eine solche Person kennt Christus als „Haupt“. Darüber hinaus sind Gläubige so eng miteinander verbunden wie Körperteile: wieder untrennbar, harmonisch zusammenarbeitend, einer auf das Wohl des anderen bedacht, und einer auf die Hilfe des anderen angewiesen.
Die Bestimmung oder Zukunft der Versammlung ist genauso himmlisch wie ihr Ursprung (s. Punkt 2). Sie wird nicht für immer auf der Erde sein. Eigentlich „gehört“ sie hier gar nicht hin; zumindest ist sie hier nicht zu Hause. Zum Zeitpunkt der Entrückung (1. Thes 4,17) wird sie dann auch physisch aus der Welt herausgenommen (moralisch ist sie ja schon jetzt die „Herausgerufene“ („ekklesia“)).
Jeden Moment kann es losgehen: die Entrückung – in die Luft, dem Herrn Jesus entgegen. Das ist die Hoffnung der Gläubigen heute. Nichts muss vorher passieren – weder die „große Drangsal“ noch irgendetwas anderes. Manche haben entgegnet, dass Generationen von Gläubigen diese Hoffnung hatten und die Erfüllung nicht erlebt haben. Nun, dann sind sie in guter Gesellschaft: Schon der Apostel Paulus sprach so, als wenn er die Entrückung noch erleben würde („wir, die Lebenden“, 1. Thes 4,17). Genau so hat Gott es gewollt: dass jede Generation von Gläubigen der Gnadenzeit in der unmittelbaren Erwartung und Hoffnung dieses großen Ereignisses lebt. „So komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet (Joh 14,3).
Diese Liste ist keineswegs vollständig. Man könnte weitere Punkte anführen:
Und so könnte man fortfahren ... Haben wir Gott schon einmal gedankt, dass wir so „privilegierte“ Gläubige sind, dass wir in der Haushaltung leben, in der Gott den reichsten Segen, seit es Menschen gibt, ausschüttet? Außerdem dürfen wir sogar verstehen, warum Gott gerade jetzt so unendlich großen Segen geben kann: weil Christus Ihn am Kreuz so verherrlicht und zufrieden gestellt hat.
Und darüber hinaus dürfen wir uns auch freuen, dass Gott treu ist. Er hat die Verheißungen, die er Israel gegeben hat, nicht „annulliert“. Auch dieser Teil des Heilsplans Gottes wird noch in Erfüllung gehen!
Fußnoten
Oder: ein 1000-jähriges Reich, wirklich?
Die Großartigkeit der unterschiedlichen Programme Gottes für Israel und für die Versammlung (Gemeinde, Kirche) wird auch in der Zukunft sichtbar werden. Damit verbunden ist Segen im Himmel und Segen auf der Erde. In dieser Folge über die Haushaltungen soll besonders der letzte Punkt anhand des besten „Zukunftsbuches“, der Bibel, überdacht werden. Wird diese Welt noch einmal den verworfenen Christus sehen und Ihn endlich anerkennen?
Im Jahr 1943 bestieg König Simeon von Bulgarien, gerade einmal sechs Jahre alt, den Thron. Sein Vater war gestorben: von politischen Gegnern vergiftet, so vermutet man. Drei Jahre später wurde es brenzlig für den jungen König. Man wollte die Monarchie abschaffen. So musste der damals erst neunjährige König Simeon ins Ausland fliehen. In Alexandria, also in Ägypten, wurde ihm Asyl angeboten, danach lebte er in Spanien und eine Zeit in Amerika. 1962 heiratete er eine spanische Adelige. Insgesamt lebte er so 50 (!) Jahre im Exil. Er war zwar der rechtmäßige König von Bulgarien, aber man hatte seine Herrschaft nicht gewollt.
1996 kam der Wendepunkt: Am 26 Mai kehrte König Simeon - nach einem halben Jahrhundert - nach Bulgarien zurück. Tausende von jubelnden Menschen waren auf den Straßen, um ihn willkommen zu heißen. Im Juli 2001 trat er dann sein Amt als Premierminister von Bulgarien an. Wer hatte wohl während der langen Jahre der kommunistischen Herrschaft in Bulgarien gedacht, dass der einst ins Exil verbannte König Simeon einmal zurückkehren und das Land regieren würde?
Als ich vor kurzem diese Geschichte las, musste ich unwillkürlich an einen anderen König denken, der auch abgelehnt wurde und dann in ein entferntes Land zog. Das ist nun schon fast 2000 Jahre her, und noch immer ist Er nicht zurückgekehrt, um seine Herrschaft anzutreten. Aber Er wird es tun: Er wird kommen mit den Wolken (Off 1,7), und zwar aus dem Himmel (Off 19,11). Sein Ehrentitel ist an seiner Hüfte zu lesen: „König der Könige und Herr der Herren“ (Off 19,16). Es werden nicht nur ein paar Tausend Menschen in den Straßen von Sofia (Bulgarien) sein, die Ihm zujubeln, sondern „jedes Knie“ wird sich vor Ihm beugen und „jede Zunge“ bekennen, dass Er, Jesus Christus, Herr ist (Phil 2,10.11). Und dann wird Er seine Herrschaft antreten - und diese wird nicht weniger als 1000 Jahre lang dauern (Off 20,4-6).
Wie wird diese Herrschaft aussehen? Lies einmal Jesaja 11: Es wird endlich erreicht, was alle Politiker und Weltbeherrscher nicht erreicht haben. Der Herr Jesus wird in vollkommener Gerechtigkeit herrschen (Jes 11,3-5). Selbst die Schöpfung wird dann befreit sein und nicht mehr „seufzen“ (Rö 8,19-22). Der Wolf wird beim Lamm wohnen (Jes 11,6-8). Die Erde wird voll sein von der Erkenntnis des Herrn (Jes 11,9). Satan wird gebunden im Abgrund sein (Off 20,1.2), so dass er die Menschen in dieser Zeit nicht mehr verführen kann. Endlich wird der Friedefürst regieren (Jes 9,6) und es wird echten und dauerhaften Frieden geben (Jes 9, 7 und 32, 17).
Und wir? Wir sollen mit Ihm herrschen (Off 20,6) - nicht auf der Erde, aber doch über die Erde (Off 5,10; 20,4). Die Versammlung bildet die heilige Stadt „Jerusalem“, die eine himmlische Stadt ist (Off 21,9.10). Aber schon jetzt dürfen wir uns darauf freuen (2. Tim 4,8), dass Christus einmal in Macht kommen wird. Welch ein Triumph wird das sein, wenn dem, der jetzt noch so verachtet ist und verspottet wird, einmal universelle Anerkennung und Ehrerbietung gebracht wird - gerade hier, auf dieser Erde, wo Er gelebt und gelitten hat und dann gestorben ist!
Weil manche eine wirkliche, zukünftige Herrschaft Christi auf der Erde abstreiten, ist es unbedingt erforderlich, das Wort Gottes selbst zu befragen. Viele Bibelstellen belegen die Tatsache eines Reiches Christi auf der Erde, das auch buchstäblich 1000 Jahre andauern wird. Eine kleine Auswahl dokumentiert diese biblische Wahrheit:
Dass Gott ein ganz besonderes Programm des Segens mit der Versammlung (also den Gläubigen, die heute leben) verfolgt, hatten wir in dem vorigen Artikel gesehen, und auch, dass dies in erster Linie ein himmlisches Programm ist. Aber warum sollte das etwa Gott daran hindern, auch ein zweites - in erster Linie irdisches - Programm zu verfolgen, in dem sein irdisches Volk, nämlich Israel, die zentrale 1 Rolle spielen wird?
Natürlich betrifft dieses zweite Programm primär Israel, und nicht uns. Aber ist es deshalb unwichtig? Denn zum einen sollten wir nicht zu egoistisch die Bibel lesen. Gott möchte uns seine Gedanken und Pläne mitteilen, unabhängig davon, ob sich diese auf uns oder auf andere beziehen. Gottes Plan überragt alle menschlichen Spekulationen wie ein hoher Fels die Wellen der Brandung. Gottes Plan wird eintreffen, und zwar mit absoluter Sicherheit! Sollten wir uns dafür nicht interessieren? Zum anderen gibt es aber noch mindestens drei konkrete Gründe, warum gerade die Wahrheit der zukünftigen Herrschaft Christi und eines buchstäblichen 1000-jährigen Reiches, und zwar hier auf der Erde, so wichtig ist:
Denken wir daran, dass diese Erde, auf der wir leben, eigentlich die Bühne ist, auf der sich das Drama der Menschengeschichte abspielt. Der Höhepunkt dieses Dramas war in der Tat ein schreckliches „Schauspiel“: „und das Volk stand und sah zu ...“ (Lk 23,35). Der Mensch hatte Christus, den Sohn Gottes, gekreuzigt. Somit ist diese Erde der Ort, wo Christus verachtet, gebunden, vor Gericht gestellt, unschuldig verurteilt, und geschlagen wurde, wo man es wagte, Ihm ins Gesicht zu spucken, Ihm die Kleider wegzunehmen und Ihn ans Kreuz zu nageln. Schließlich verging man sich noch an dem gestorbenen Christus, indem man Ihn mit einem Speer durchbohrte ...
Doch Gott wird nicht zulassen, dass dieses Bild das letzte ist, das die Welt von Christus sieht. Gottes „Drama“ hat einen „zweiten Akt“. Auf den Tag des Menschen wird der Tag des Herrn folgen. Christus wird wiederkommen, jedes Auge wird Ihn sehen (ich spreche jetzt von der Erscheinung zum 1000-jährigen Königreich, nicht von der Entrückung für die Gläubigen der Gnadenzeit), Er wird sein Volk befreien und seine und dessen Feinde besiegen, verurteilen und richten. Dann wird Er sein Reich aufrichten und in Gerechtigkeit herrschen.
In den Augen Gottes gibt es einen engen Zusammenhang zwischen den Leiden des Christus und seiner Erhöhung: „Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben....“ (Phil 2,9, vgl. Jes 53,12: „darum“).
Kurz gesagt: da wo Christus gelitten hat und verworfen war (und noch ist), da muss und wird Er auch einmal anerkannt, geehrt und gepriesen werden.
Ein weiterer Aspekt hat mit folgender Frage zu tun: Was war eigentlich Gottes ursprünglicher Plan mit der Erde, und: Ist dieser Plan etwa gescheitert? Gottes Plan war doch gewesen, dass Adam - mit Eva an seiner Seite - über diese Erde herrschen sollte:
“Macht sie (d.h. die Erde) euch untertan; und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen!“ (1. Mo 1,28).
Aber dann kam der Sündenfall. Es gab sehr bald schon Mord, es gab Regierungen, Kriege, Elend, usw. - bis heute. Was ist nun aus Gottes Plan geworden? Keine Sorge - die Ereignisse der mehr als 6.000 Jahre Menschengeschichte haben Gott nicht überrascht (wenn auch geschmerzt). Und die gesamte Bosheit des Menschen wird Gott nicht daran hindern können, seinen ursprünglichen Plan in die Tat umzusetzen: einen Menschen an der Spitze zu haben, als Haupt und Herrscher über das Universum. Dieser Plan wird seine Erfüllung finden, und zwar, indem Christus als der wahre Adam mit der Versammlung an seiner Seite über die Erde (und das gesamte Universum) herrscht:
„Wenn ich anschaue deine Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du auf ihn Acht hast? Denn ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt; und mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt...“ (Ps 8,4-7).
Das Neue Testament zeigt klar, dass hier Christus gemeint ist, der Sohn des Menschen (vgl. Heb 2,6-8). In Ihm wird sich Gottes Plan für die erste (oder „alte“) Schöpfung erfüllen.
Ein dritter und ebenso nicht unwichtiger Grund liegt in der Treue Gottes. Wenn Gott etwas verspricht, dann hält Er es auch. Die Kritiker des Apostels Paulus mochten wohl die Frage stellen, ob denn dieses Evangelium der Gnade, das Paulus verkündigte, etwa die Versprechungen Gottes an sein Volk Israel aufheben würde. Wenn wirklich alle Menschen Sünder sind, wenn alle gleichermaßen verloren sind und nur aus Glauben und durch die Gnade Gottes errettet werden können, so argumentierte man, was war dann mit den Verheißungen, die Gott ganz speziell seinem Volk Israel gegeben hatte?
Dieser Frage ging Paulus gründlich nach (Römer 9 - 11). Er stellt dabei heraus, dass das Evangelium der Gnade, das heute gepredigt wird, Gottes Verheißungen überhaupt nicht ungültig macht: „Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“ (Rö 11,29). Wenn Gott auch ein besonderes „Segensprogramm“ für die Versammlung eingeschoben hat, dann wird Er dennoch sein verheißenes Programm für Israel ausführen. Da können wir nur mit Paulus sagen:
„O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes!
Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unergründlich seine Wege!
Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen?
Oder wer hat ihm zuvor gegeben, und es wird ihm vergolten werden?
Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge;
ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“ (Rö 11,33-36)
Zuerst mag das Thema „Haushaltungen“ ja etwas kompliziert ausgesehen haben - und ganz einfach ist die Sache ja tatsächlich nicht. Dennoch haben wir beim Überdenken der Heilsgeschichte gemerkt, dass ein Verständnis der Haushaltungen ungemein hilfreich ist, um Gottes Plan in seinen verschiedenen Bereichen zu erkennen: seinen Plan für die Erde, für sein irdisches Volk, Israel, für seine Versammlung, und, vor allem, für seinen Sohn. Denn letztendlich ist Er es doch, der bei allem im Zentrum steht:
Haben wir Gott schon einmal für diesen Plan gedankt und Ihn dafür angebetet?
Fußnoten