In der Bibel gibt es auch verschiedene „Haushaltungen“, oder verschiedene Arten der „Verwaltungen“. Das griechische Wort (oikonomia) – von dem unser Wort Ökonomie kommt – setzt sich aus zwei Teilen zusammen: oikos (Haus) und nomos (Gesetz). Es kann also frei übersetzt werden als „Gesetz oder Prinzip, nach dem ein Haus verwaltet wird“. Dazu gehörte(n) früher nicht nur die Familie im engeren Sinn, sondern oft auch Diener, Angestellte und ein landwirtschaftlicher Betrieb. Der „oikonomos“ war also der Verwalter, der das alles zu planen und zu „managen“ hat (z.B. in der Geschichte vom ungerechten Verwalter in Lukas 16,1 ff.).
Eine interessante Stelle, in der dieses Wort vorkommt, ist Epheser 1,10: „Verwaltung der Fülle der Zeiten“. Gemeint ist damit das 1000-jährige Reich. Gott hat einen Plan dafür, wie dieses Reich verwaltet werden soll, nämlich indem Christus der unbestrittene Herrscher ist: „alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das was in den Himmeln und das, was auf der Erde ist“ (Eph 1,10.11).
Dieses Beispiel zeigt einen wichtigen Punkt: Eine „Haushaltung“ im biblischen Sinn bedeutet, dass Gott bestimmt, nach welchen Grundsätzen ein bestimmter Zeitabschnitt der Weltgeschichte „verwaltet“ werden soll. Es geht also um Epochen oder Phasen in der Geschichte, in denen Gott jeweils unterschiedliche Grundsätze festgelegt hat.
Der Frage, welche Haushaltungen es gegeben hat und noch geben wird, wollen wir im nächsten Artikel nachgehen. Zunächst einmal geht es darum, überhaupt einzusehen, dass es Haushaltungen gibt, mit anderen Worten: dass Gott nicht immer mit allen Menschen in verschiedenen Zeitaltern gleich verfährt.
Kann Gott sich etwa ändern?
Das bringt unwillkürlich die Frage mit sich: Kann Gott sich etwa ändern? Natürlich nicht. Bei Gott gibt es keine Änderung, noch nicht einmal „der Schatten eines Wechsels“ (Jak 1,17). Außerdem lesen wir: „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit“ (Heb 13,8).
Was ändert sich dann?
Wenn sich Gott nicht ändern kann – was kann sich denn dann ändern? Im Prinzip zwei Dinge: Gottes Offenbarung und Gottes Wege.
Gott hat sich stückweise – oder schrittweise – offenbart: Adam und Eva wussten etwas von Gott, aber noch nicht so viel wie Abraham. Ihm offenbarte sich Gott als der Allmächtige (1. Mo 17,1). Mose lernte ihn kennen als Jahwe: der Gott, der einen Bund mit dem Volk Israel machte. Aber das war immer noch nicht die volle Offenbarung Gottes. Die gab es erst, als der Herr Jesus kam. Der Sohn Gottes selbst hat das gewaltige Geheimnis gelüftet: Gott ist ein Gott der Liebe, Er hat einen Sohn, Er liebte die Welt (d.h. die Menschen) so sehr, dass Er Seinen Sohn gab (Joh 1,18; 3,16). Und jetzt liebt Er uns – mit derselben Liebe, mit der Er Seinen Sohn geliebt hat (Joh 17,23). Das hatte keiner der Gläubigen im Alten Testament wissen können!
Soll sich etwa die Wahrheit weiter entwickeln?
Ändert sich denn dann die Wahrheit – entwickelt sie sich weiter? Natürlich nicht. Die Wahrheit über Gott bleibt immer dieselbe. Aber es war nicht immer alles bekannt. Gott ist beispielsweise noch immer der „Allmächtige“, aber wir kennen Ihn viel besser: Für uns ist Er der „Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus“ (Eph 1,3; 3,14). Es handelt sich also um eine progressive (oder fortschreitende) Offenbarung Gottes, die allerdings mit dem Kommen seines Sohnes abgeschlossen wurde (Heb 1,1).
Und Gottes Wege?
Gottes Wege ändern sich auch. Hier einige Bibelstellen und Beispiele 1 dazu:
Es gibt noch andere Stellen, die man in diesem Zusammenhang zitieren könnte (z.B. „das Ende der Zeitalter“ in 1. Korinther 10,11 etc.), aber soviel steht doch nun fest:
Damit stellt sich die Frage, welche Haushaltungen es eigentlich gibt. Wann hat es Gelegenheiten gegeben, wo Gott ganz klar eingegriffen hat und seine Vorgehensweise geändert hat (nicht etwa, weil Er einen Fehler gemacht hätte, sondern weil Er den Menschen auf eine neue Weise erproben wollte – oder eben nicht mehr erprobte, nämlich in der Gnadenzeit). Einige Beispiele sind wohl leicht zu erkennen, zum Beispiel:
Die sieben verschiedenen Haushaltungen
Müssen es genau sieben sein? Nicht unbedingt. Manche Zeitabschnitte sind etwas schwerer zu erkennen, und es hat verschiedene Einteilungen gegeben. Aber das soll uns nicht beunruhigen. Wichtig ist, dass man die Entwicklung in den Wegen Gottes mit dem Menschen überhaupt erkennt. Eine mögliche Unterteilung sieht so aus:
Zeitraum | Haushaltung | Bibelstelle | Versagen | Gericht | |
1. | Von der Schöpfung bis zum Sündenfall | Unschuld | 1. Mo 2,15–17 | Der Sündenfall (1. Mo 3) | Vertreibung aus dem Garten Eden (1. Mo 3,24) |
2. | Vom Sündenfall bis zur Flut | Gewissen | 1. Mo 3,7 | Kain (1. Mo 4,8) | Flut (1. Mo 7) |
3. | Von der Flut zur Berufung Abrahams | Regierung | 1. Mo 9,6 | Noah (1. Mo 9) | Sprachverwirrung (1. Mo 11) |
4. | Von der Berufung Abrahams bis zum Sinai | Verheißung | 1. Mo 12,1 | 1. Mose 12,10–20 | Knechtschaft in Ägypten (2. Mo 1) |
5. | Von Mose (Sinai) bis zu Christus | Gesetz | 2. Mo 19,1 | 2. Mo 32,19 | Gefangenschaften in Assyrien und Babylon (2. Kön 17,25), Zerstörung Jerusalems (Lk 21,6.21.24) |
6. | Von Pfingsten bis zur Entrückung | Gnade/Ver-sammlung | Apg 2,1 | Apg 5,6 | Kraft des Irrwahns (2. Thes 2,7–12; s. auch Off 3,16) |
7. | Von der Erscheinung Christi in Macht (1000 Jahre Herrschaft) | 1000-jähriges Reich | Off 20,4 Eph 1,10 | Ps 101 und Off 20,8.9 | Gericht der Nationen (Off 20,9) und der große weiße Thron (Off 20,11). |
Dabei erkennt man schnell ein gewisses „Muster“: Am Anfang der Haushaltung bestimmt Gott die Grundsätze, die nun gelten sollen. Sehr schnell danach sieht man dann – immer wieder – dass der Mensch versagt und den Segen Gottes, der mit den neuen Grundsätzen verbunden ist, missbraucht. Somit muss schließlich Gericht folgen.
Kleine Unterschiede
Manche nehmen eine etwas andere Einteilung vor, indem sie
Man könnte noch weitere Unterscheidungen treffen, etwa die Zeit, in welcher der Herr Jesus auf der Erde war, die Versammlung aber noch nicht existierte; oder die Zeit zwischen der Entrückung und dem Beginn des 1000-jährigen Reiches.
Das Wesentliche
Aber das Wichtige erst einmal ist nicht, ob es nun sechs oder sieben (oder auch acht) Haushaltungen gibt. Wichtig ist vielmehr
Dass es verschiedene Haushaltungen gibt, erkennt im Grunde genommen fast jeder Gläubige an – wenn auch nur in der Praxis und oft nicht mit diesen Worten... Warum? Nun, sonst müssten sie ja noch, so wie im Alten Testament, Schafe, Rinder etc. auf einem Altar opfern. Das ist wohl der weiten Mehrheit klar: In unserer „Haushaltung“ werden geistliche Schlachtopfer gebracht (also Lob), nicht materielle (1. Pet 2,5). Außerdem wird jeder Gläubige zugeben, dass es ein Altes Testament und ein Neues Testament gibt, mit deutlichen Unterscheidungsmerkmalen.
Auf den zweiten Punkt, nämlich dass wir in einer ganz besonderen Haushaltung leben, möchte ich in einem späteren Artikel eingehen.
Fußnoten