Heiner Wolfgang

12/30/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KinderBücher Von Wolfgang Heiner

Es begann im Zirkus, Wolfgang Heiner

12/30/2022
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

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An dem Tag, an dem sie in den Zirkus zurückkehrten, war Eugen in Höchstform. Die Walfreds gaben zwei Vorstellungen, nachmittags eine und abends eine. Ihre Arbeit war besonders gefährlich, weil man in der damaligen Zeit noch keine Sicherheitsnetze kannte. Und da geschah es.
Bei einem Solo-Akt in der Abendvorstellung glitt Eugen ab. Er bekam das Trapez nicht mehr zu fassen und stürzte kopfüber in die Tiefe In diesem Augenblick schwang sich ihm von der Seite her ein Seil entgegen. Eugen griff danach und konnte sich halten.
Das Publikum tobte vor Begeisterung. Die Zuschauer hatten nichts von dem Ernst des Augenblicks bemerkt. Doch Eugen bedeutete dieser Beifall nichts. Ihm war ganz deutlich geworden, daß Gottes Hand ihn im letzten Augenblick bewahrt hatte. Er wußte nun aber auch, daß er keinen Tag länger warten durfte, um den Vertrag zu erfüllen, den er am Krankenbett Blanches mit Gott geschlossen hatte. Er betete: »0 Herr und Gott, ich hätte nicht hierher zurückkehren sollen, du willst mich nicht hier haben. 0 zeige mir doch, was ich tun soll.« Dann meinte er, eine Stimme zu hören, die zu ihm sprach: »Ich will es tun. Vertraue mir!«
Während das Publikum auf die nächste Nummer wartete, griff Eugen nach der Leiter und stieg nach unten. Er wurde mit einer neuen Beifallssalve empfangen. Doch er verbeugte sich nur noch zum Dank und ging ab.
Hinter der Manege stellte sich ihm der Zirkusdirektor in den Weg: »Warum machen Sie nicht weiter? Ihre Nummer ist doch noch nicht beendet?«
»Haben Sie nicht gesehen, was eben passiert ist?«
»Doch, ein großartiger Trick, den Sie da gebracht haben!«
»Das war kein Trick! Das hätte mein Tod seinkönnen. Gott
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hat mich gerettet. Es war mein letzter Auftritt. - Gott hat etwas anderes mit mir vor.«
»Mensch, sind Sie verrückt geworden? Was fällt Ihnen denn ein? Sie haben doch einen Vertrag!«
»Ich muß Gott mehr gehorchen als den Menschen!«
»Das ist Vertragsbruch! Sie haben selbst unterschrieben!« »Ja, das habe ich, aber ich kann nicht mehr auftreten. Ich will es auch nicht mehr.«
»Wenn Sie den Vertrag kündigen, bekommen Sie für die heutige Vorstellung keinen Pfennig, keinen Pfennig, sage ich Ihnen.«
Blanche und Eugen wußten von diesem Augenblick an, daß Gott sie gerettet und gerufen hatte.
»Nun sag mir nur, wer lockerte das Seil?« fragte Blanche beim Hinausgehen.
»Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall rettete es mir das Leben. Ich glaube, Gott tat es.«
»Und was wollen wir jetzt tun?«
»Das kann ich dir auch nicht sagen. Ich weiß genau, daß Gott uns einen Weg zeigen wird. Diesen Weg wollen wir gehen.«
Eugen war bereit, einen Weg zu gehen, den Gott ihm zeigen würde. Aber dieser Weg war nicht einfach und leicht. In dem entscheidenden Augenblick seines Lebens hatte Eugen einen Vertrag mit Gott abgeschlossen. Das ist ein Ausdruck, der uns vermutlich ungewöhnlich erscheint, er stammt aus der Vorstellungswelt Eugens. Als Artist hatte er immer wieder Verträge abzuschließen, die er einhalten mußte. Nun aber waren all diese menschlichen Verträge und Bindungen aufgelöst. Ein neuer Vertrag, den er mit Gott abgeschlossen hatte, bestimmte von nun an sein Leben.
Beim Lesen von Gottes Wort und im Gebet trat es ihm und auch Blanche deutlich vor Augen, daß Jesus Christus Anspruch auf ihr Leben hatte. »Er hat uns mit seinem Tod am Kreuz erkauft, unsere Schuld ist ausgelöscht«, sagte Eugen zu Blanche.