1. Die Folgen des Kompromisses
Es war eine sehr vielsagende Karikatur: Ein Student sprach mit einem Missionar, der unschwer am sprichwörtlichen Tropenhelm und den Khakishorts zu erkennen war. Leicht verwirrt fragte der Student: »Aber was tun Sie, wenn Sie den Aberglauben, die Gewalttätigkeit und Unmoral nicht länger aushalten können?« - »Ganz einfach!« kam die Antwort. »Ich steige ins Flugzeug und fliege zurück aufs Missionsfeld!«
Jeden Tag schreien die Medien es geradezu heraus, was wir lieber nicht hören möchten. Die Stromversorgung einer Großstadt bricht zusammen und das Ergebnis ist eine Orgie von Gesetzlosigkeit. Die Betonschluchten unserer Städte sind gefüllt mit Menschen, die sich vor Furcht sozusagen in ihren Wohnungen verbarrikadieren. Eine große Zeitschrift berichtet über die furchterregende Macht organisierten Verbrechertums, und einige Wochen später folgt eine bestürzende Chronikjugendlicher Verbrecher und Gewalttäter, die kaltblütig handelten. Eine große kanadische Kirche gibt eine - vorläufige - Untersuchung heraus, in der allen Ernstes diskutiert wird, ob schwer geistig behinderte Kinder getötet werden sollen, und einer der Autoren versteigt sich sogar zu der Behauptung, solche Kinder seien keine vollwertigen menschlichen Wesen. Homosexualität ist bereits so weit verbreitet, daß man behauptet, ein Viertel der Bevölkerung einer - ungenannten - amerikanischen Großstadt praktiziere sie. Gleichzeitig wird der Maßstab biblischer Moral lächerlich gemacht oder als irrelevant abgetan, und das sogar in populären Fernsehprogrammen. Die Scheidungsraten steigen, während das »Miteinanderleben« unverheirateter Paare zur akzeptierten Lebensform geworden ist.
Man könnte diese Aufzählung beliebig erweitern, und keiner, der die Lage realistisch beurteilt, wird bezweifeln, daß die westliche Welt in einer ernsten moralischen Krise ist. Wir leben in einer »Schnittblumenzivilisation«, d, h. wir haben uns von unseren biblischen Wurzeln abgeschnitten, in den Wurzeln bleibt zwar eine Spur von Leben, während die Blüten schon zu welken beginnen. Es ist keine Übertreibung, zu behaupten, daß wir eine Gesellschaft
ohne Grundsätze sind. Der junge Rockmusiker, der einem Interviewer sagte: »Ich glaube an absolut nichts!«, spricht für einen großen Teil seiner Generation.
Eins steht fest. Zu keiner Zeit ist das Volk Gottes von solch einer Flut von Unmoral und Amoral überschwemmt worden. Man könnte von einer Springflut sprechen, die alles vor sich her wegschwemmt und eine Spur der Zerstörung hinterläßt.
Hat es all das nicht schon einmal gegeben? Wir verniedlichen die gegenwärtigen Probleme nicht, wenn wir sehen, daß die Vergangenheit bedeutungsvolle Parallelen zu unserer Zeit enthält und daß die für uns wichtigsten Beispiele in einem etwas vernachlässigten Buch des Alten Testamentes zu finden sind, im Buch der Richter. Es ist dies ein Teil der Heiligen Schrift, der eine Zeit geistlicher, moralischer und ethischer Anarchie beschreibt, eine Gesellschaft ohne Maßstab, deren Lebensstil mit einem unwahrscheinlich treffenden Ausdruck charakterisiert wird, den wir ganz am Ende des Buches der Richter finden: »... Ein jeder tat, was recht war in seinen Augen« (Richter 21, 25).
Das Buch der Richter spricht in besonderer Weise in unsere Zeit, weil es uns lebendige Beispiele von Menschen vor Augen stellt, die Gott in einer solchen Zeit dienten, und die nicht nur geistlich gerade eben dahinvegetieren, sondern zu hoher Blüte kamen. Ebenso können wir das Gegenteil sehen: Menschen, die der Sünde nachgaben. Das Buch der »Richter« zeigt uns die Folgen geistlichen Kompromisses und Ungehorsams gegen Gott sehr deutlich, gerade heute, wo man erneut versucht, die Gläubigen dem allgemeinen Weltbild anzupassen. Kein anderes Buch der Schrift macht so klare Aussagen über die katastrophalen Folgen einer nur halbherzigen Hingabe an den Herrn Jesus.
Es ist gefährlich und aufregend, in unserer Zeit dem Herrn zu dienen. Er hat seinem »Leib«, der Gemeinde, im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts einmalige, anregende Herausforderungen und
Gelegenheiten gegeben. Doch Satan ist auch wach, und wenn wir uns nicht die großen Prinzipien eines geistlichen Lebens zu eigen
machen, die im Buch der Richter dargestellt sind, könnten wir uns plötzlich als geistliche Außenseiter wiederfinden, als solche, die den
Höhepunkt des unsichtbaren Krieges zwischen Gott und Satan nur als Zuschauer erleben.
Das Buch beginnt mit einer geradezu plastischen Darstellung der...
@1982 CV Dillenburg