Barnabas
"Joseph aber, der von den Aposteln Barnabas zubenannt wurde, (was verdobnetsch,t heißt Sohn des Trostes), ein Levit, ein Cyprier von Geburt, der einen Acker besaß, verkaufte ihn, brachte das Geld und legte es nieder zu den Fußen der Apostel" (Apg.4,36-37).
Barnabas gehörte zu denen, die zwar nicht von Anfang an dem Herrn Jesus gefolgt waren, aber doch wohl recht früh der Versammlung hinzugetan wurden. Wahrscheinlich hatte er die Pfingstpredigt des Petrus gehört und war dadurch von der Gnade Gottes überzeugt worden. Die Gemeinschaft der gläubig Gewordenen war ein starkes Zeugnis für den Herrn, sie waren "ein Herz und eine Seele" (Apg.4,32). Die Apostel bezeugten kraftvoll die Auferstehung des Herrn Jesus und bekundeten damit, daß sie einen "lebendigen" Herrn hatten. Es war ihnen bewußt, daß sie nun eine ganz besondere Stellung einnahmen und daß diese Stellung auch nach außen erkennbar sein sollte und mußte, nämlich durch die Gemeinschaft, das Zusammenhalten. "Nicht einer sagte, daß etwas von seiner Habe sein eigen wäre, sondern es war ihnen alles gemein" (Apg.4,32). Sie stellten damit ihre ganze. Habe dem Herrn zur Verfügung.
Gemeinschaft der Gläubigen
Wir können uns heute kaum vorstellen, wie harmonisch und gesegnet das Zusammen leben der ersten Gläubigen gewesen sein muß. Warum hat es aber nur eine so kurze Zeit bestanden? Wie bei so vielen anderen Gelegenheiten, so hat auch hier das arglistige menschliche Herz schon bald wieder die Oberhand über die geistliche Gesinnung bekommen. Wie sich das auswirkt, zeigt sich in dem Bericht über Ananias und Saphira, der uns in Apg.5,1-1I gegeben wird.
Sie verkauften einen Acker, stellten einen Teil des Gegenwertes den Aposteln zur Verfügung, behielten aber den ande ren Teil für sich zurück, ohne die Apostel. darüber zu informieren. Sie gaben sogar vor, ihren ganzen Besitz dem Herrn gegeben zu haben.
Damit belogen sie, und zwar ganz bewußt, den Heiligen Geist. Gott strafte sie sofort und brachte so zum Ausdruck, wie ernst Er diese Sünde - wie auch Sünde ganz allgemein - beurteilt. Selbst wenn Gott heute kaum noch so direkt und so schnell eingreift, wenn Gläubige sündigen, sollten wir doch daran denken, daß Er jede Mißachtung Seiner Heiligkeit und Größe bestrafen wird, wenn auch vielleicht erst am "Richterstuhl des Christus", wo dann der Betreffende, der natürlich als Gotteskind nicht das ewige Leben verliert, Schaden bei der Bewertung seines Glaubenslebens erleiden muß. Zum mindesten führt die Sünde dazu, daß der Gläubige, der sie begangen hat, so lange Zeit die "Freude des Heils" verliert, bis er durch Bekenntnis und Buße in die enge Gemeinschaft mit seinem Herrn zurückgefunden hat.
Barnabas hatte anders gehandelt als Ananias und Saphira. Er hatte seinen Grundbesitz verkauft und den gesamten Erlös zu den Füßen der Apostel niedergelegt, ohne Hintergedanken, in reiner Gesinnung des Herzens.
Herkunft des Barnabas
Nur an dieser Stelle lesen wir kurz etwas über die Herkunft des Barnabas. Sein eigentlicher Name war "Joseph" (ER, Gott, möge hinzufügen). Die Apostel hatten ihm einen Zunamen gegeben, unter dem er fortan genannt wird: Barna-bas = Sohn des Trostes.
In mancherlei Hinsicht ist dieser Name sehr bezeichnend. Einmal soll damit sicher gesagt werden, daß dieser Mann wirklich Trost empfangen hatte, dann aber auch, daß er Trost weitergeben konnte. Beides ist sehr wichtig, denn Trost ist zu allen Zeiten für die Menschen bedeutsam gewesen. So sprachen gerade diejenigen Propheten vom Trost, die andererseits dem Volk Israel Drangsal ankündigen mußten; so wird auch verschiedene Male im Buch Hiob der Tröst als Ermunterung für den Leidenden erwähnt. Von dem alt gewordenen
Simeon sagt Lk.2,25, daß er auf den "Trost Israels" wartete. Diesen "Trost" durfte er sehen m dem "Heil", das von Gott in der Person Seines Sohnes auf diese Erde gesandt wurde Aber dieser "Trost kam nicht nur für Israel, sondern für alle Menschen, alle Nationen, und zwar von dem, der allein wirklich Trost geben kann, dem "Gott alles Trostes' (2 Kor. 1,3)
Wie Simeon warteten damals viele Juden auf den "Trost Israels', aber nur wenige erkannten, daß Jesus von Nazareth dieser Trost war. Und doch empfingen viele Trost durch Ihn, als Er Kranke heilte, Blinden das Augenlicht gab, Gelähmte aufrichtete Aber es geht hier um tiefer gegründeten Trost, um das Seelenheil Zwar ist für die Menschen, die der Herr Jesus von Krankheiten des Leibes heilte, dieses Erlebnis ein starker Trost gewesen, doch wieviel wichtiger ist der Trost, der der Seele gespendet wird, der Trost, der dem Herzen Ruhe und Frieden garantiert! Mit dem Auftrag, solchen Trost zu bringen, war der Herr Jesus auf diese Erde gekommen. Barnabas hatte das wohltuende Erlebnis des Getröstet-Werdens gehabt, und er hatte -nun die besondere Gabe bekommen, anderen Menschen Trost zu spenden. Doch be-
achten wir wohl, wirklicher Trost geht nur vom Herrn aus! Das -macht uns auch Apg.9,31 klar, wo es heißt, daß nach
der ersten großen Verfolgung die Versammlung Frieden hatte und vermehrt wurde "durch den Trost des Heiligen Geistes 't.
Auch heute brauchen viele, ja alle Menschen Trost. Trösten bedeutet, anderen Mut zu machen. Es gibt viel Leid, viele Krankheiten, viele Note auch unter Gläubigen. Wir sollen und können nicht leichthin über die Probleme des Bruders, der Schwester hinweggehen. Als "Glieder am Leib des Christus" haben wir die Aufgabe, einander zu stützen, zu helfen. Hilfestellung kann auf mancherlei Weise geleistet werden, so wie es jeweils in den einzelnen Fallen angebracht ist Wohltuend ist immer ein Wort des Trostes - doch finden wir es auch immer? Es gibt zweifellos auch Situationen, in denen Menschen nur "leidig Tröster" (siehe hob 16,2) sein können. Aber in irgendeiner Form dürfen wir stets auf- den hinweisen, der wirklich trösten und ermuntern kann - auf unseren Herrn.
Wir möchten aber auch dafür dankbar sein, daß dieser Herr dem einen oder anderen die besondere Gabe geschenkt hat, Menschen in notvollen Lagen Mut zuzusprechen, - so wie Er damals den Barnabas dazu befähigt hatte.
Barnabas - ein Levit
Mit wenigen Worten sagt uns der angeführte Bibeltext etwas über die Abstammung des Barnabas. Er war ein Levit. Levi war der dritte Sohn Jakobs. Wegen der Greueltat, die
er zusammen mit seinem Bruder Simeon beging, indem er die Bewohner der Stadt Sichern erschlug (siehe 1.Mo.34), sprach Jakob vor seinem Tod das Urteil: "Ich werde sie verteilen in Jakob und sie zerstreuen in Israel" (1.Mo.49,7).
Jahrhunderte später standen die Nachkommen Levis treu zu Mose, als das Volk Israel durch Anbetung des goldenen
Kalbs in schwere Sünde gefallen war (2.Mo.32,26). Dem Stamm Levi wurde das Priestertum (Aaron und seinem Geschlecht) und die Hut der Geräte des Hauses Gottes anvertraut.
Das Wort aus 1.Mo.49 wurde damit jedoch nicht ungültig.
Gott zeigte, wie beides in Übereinstimmung gebracht werden kann: Als Priester und Diener am Haus Gottes hatten sie die bevorzugte Stellung, aber ihre Wohnsitze waren über ganz
Israel verteilt.
So sind Gottes Wege! Das Wort kann nicht aufgelöst, nicht ungültig gemacht werden, und der Herr selbst zeigt, wie bei scheinbarem Widerspruch alles in harmonischen Einklang gebracht wird.
Als Levit gehörte Barnabas zu den für den Dienst am Heiligtum Auserwählten. Das Bewußtsein der Zugehörigkeit n diesem Stamm geriet nicht in Vergessenheit, obwohl er vielleicht schon seine Vorfahren seit einer gewissen Zeit - in Cypern ansässig geworden war. -Nun aber hatte er etwas weit Besseres gefunden inden Er war Glied einr Gernemschaft geworden, in der es, wie es später Paulus zum Ausdruck brachte, nicht mehr darum ging, Jude oder Grieche zu sein, sondern m der der Herr Jesus alleiniger Mittelpunkt ist (Gal 3,28) Dadurch war er auch Angehöriger des "königlichen Priestertums" geworden (1. Petr. 2,9), dieser Gemeinschaft, in der jeder Wiedergeborene die Aufgabe hat, Seinem Herrn priesterlich zu dienen.
Das Herkunftsland des Barnabas
'Von Geburt" war Barnabas ein Cyprier, d.h., er war auf der Insel Cypern geboren, wo er "in der Zerstreuung" ansässig geworden war. Das heißt jedoch keineswegs, daß er nun kein Israelit mehr gewesen wäre. Es ist das Besondere bei diesem Volk, für uns heute vorrangig erkennbar bei dem Stamm der Juden, daß sie zwar aufgrund göttlichen Urteils, göttlicher Strafe, über die ganze Welt zerstreut sind, aber dennoch niemals die Zugehörigkeit zu ihrem Volk vergessen haben. Der Prozentsatz der Juden, die ganz in anderen Völkern aufgegangen sind, ist verschwindend gering. Grundsätzlich haben sie sich über die Jahrhunderte hindurch abgesondert gehalten, sind für sich geblieben, gleich ob in für sie guten Zeiten oder unter Verfolgungen.
Bei keinem anderen Volk ist das so deutlich erkennbar oder überhaupt der Fall gewesen. Zwar haben sich verschiedentlich im Laufe der Geschichte kleine Gruppen von Menschen aus einigen wenigen Völkern in der Diaspora für lange Zeit, 2 oder 3 Jahrhunderte, für sich halten können, aber in aller Regel tritt sehr bald die Vermischung mit den (alten oder neuen) Nachbarvölkern ein.
Den Sonderfall der Juden bzw. des ganzen Volkes Israel können wir nur dadurch erklären, daß Gott darüber gewacht und acht gehabt hat auf alle gemeinsam und auf jeden Einzelnen. Er hat dieses Volk auserwählt und ihm Verheißungen gegeben, die Er auch erfüllen wird. Zu den Verheißungen gehört das 1000-jährige Friedensreich unter der Herrschaft 3emes Sohnes, m dem das Volk Israel die absolut dominierende Nation auf der Erde ist. Zur Aufrichtung dieses Reiches muß das ganze Volk Israel gesammelt und in sein Land zurückgeführt werden.. Gott weiß auch, wo jeder Einzelne von ihnen zu finden ist und von wo er hergeholt werden muß. Wir wissen nicht, wo z.B. die 10 Stämme des Nordreichs geblieben sind, Gott aber wird es sammeln, so daß Sein Plan mit ihnen zur Vollendung kommen wird.
"Neuheit des Lebens"
Mit Barnabas war nun etwas Besonderes geschehen. Er war von der Abstammung her Levit - Israelit - und gehörte somit zu dem auserwählten Volk, das Gott mit irdischen Segnungen bedacht hatte. Sein irdisches "Heimatland" war Cypern, wo er auch ein" Heimatrecht" besaß. Doch dann war der Herr Jesus in sein Leben getreten. Barnabas hatte in Ihm das ewige Heil gefunden und war ein "Glied am Leib des Christus" geworden. Damit gehörte er von dem betreffenden Zeitpunkt an zu einer ganz anderen Gruppe von Menschen, nicht mehr zu den Israeliten, auch nicht zu den Nationen, in deren Mitte er gewohnt hatte, sondern zu denen, die das himmlische Volk des Herrn bilden, zu denen, die Segnungen "in den himmlischen Örtern" haben. Das "Alte" lag hinter ihm, "Neues" war geworden; er hatte nun ein "Bürgertum in den Himmeln", wie Paulus es den lhilippern
schrieb (Phil .3 ‚20J.
Damit war er noch nicht "in den Himmel entrückt", sondern bei aller Gewißheit der himmlischen Berufung noch ein Mensch, der hier auf-der Erde seinen Mann stehen mußte. Mit der "Wiedergeburt" wird ein Mensch Kind Gottes und der Gemeinde/Versammlung hinzugefügt. Doch für die Zeit, die der Herr ihn noch auf der Erde läßt, lebt er - auch noch - in diesem irdischen Zeitlauf. Der Herr Jesus bringt die Bedeutung dieser Stellung in Seinem "Hohenpriesterlichen Gebet" oh. 17) dadurch zum Ausdruck, daß Er sagt: "SiS - die Gläubigen - sind noch in der Welt, aber nicht von der Welt".
@ 1992 CV Dillenburg