und Ihr sollt auch leben - mit Christus in die Weite, Siegfried Kettling

04/15/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Geburt - ich wurde nicht gefragt bei meiner zeugung und die mich zeugten wurden auch nichtBN2925.jpg?1681555507110 gefragt bei ihrer zeugung niemand wurde gefragt außer dem Einen und der sagte ich wurde nicht gefragt bei meiner geburt

• und die mich gebar wurde auch nicht gefragt bei ihrer geburt niemand wurde gefragt außer dein Einen und der sagte ja

• »... niemand wurde gefragt«
Dichtung macht dicht, kondensiert, preßt den Extrakt heraus: sIch wurde nicht gefragt... niemand wurde gefragt.« Das ist die menschliche Grundsituation, die menschliche Urerfahrung - in einen Satz geballt. Ich wurde nicht gefragt, ob ich überhaupt leben wollte, erst recht nicht gefragt, ob als Junge oder Mädchen; Meine Eltern, meine soziale Herkunft habe ich mir nicht ausgesucht. Meine Hautfarbe konnte ich nicht wählen. Weder bin ich Europäer aus Entscheidung noch Mensch des 20. Jahrhunderts. Ich wurde nicht gefragt.
Von draußen geht's nach drinnen: Fähigkeiten oder Schwächen, gesunde: Konstitution oder stets angegriffene Gesundheit, gewinnende Frohnatur oder dunkler Hang zur Schwermut - all dieses prägt unser Ich bis ins Tiefste, aber wir wurden nicht gefragt. Es würde uns zudiktiert. Heidegger spricht vom »Geworfen-Sein«, Goethe vom »Gesetz, wonach du angetreten«. »Gesetz« ist das uns Gesetzte, vor uns wie eine Mauer Hingestellte, das Unausweichliche, Unübersteigbare.
Schon die Geburt richtet also eine Mauer auf. »So mußt du sein, du kannst dir nicht entfliehen« (Goethe) Das Schicksal fugt eine zweite hinzu jenes jähe Hereinbrechen des Unvorhergesehenen und Unabwendbaren, jene Katastrophen, die alle meine Sicherh-eitsnetze durchschlagen, der Herzinfarkt, der Verkehrsunfall... Die dritte Mauer fügt sich bruchlos an: die Schuld. Tief verwoben sind hier Zwang und Entscheidung, Freiheit und Geschick. »Das Gute, das ich tun will, nie ich nicht; son-dem das Böse, das ich nicht tun will, das tue ich« (Röm 7,19). Die vierte Mauer heißt Tod. Sie verriegelt den Platz

Inhalt Vorwort.
Leben Sie schon?
Geburt- ................. 10
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein 1-5
Leben Sie schon, oder sind Sie noch tot 22.
jesusprovokativ
Du sollst nicht... 32
Buße - Gottes Geschenk an uns 39
Jesus provokativ - er stort uns 69
Wie kann Gott das zulassen) 83
Echt sein 93
Nun lebe ich wieder? 98
Schalom . 103
Aufwachen Seltsame Logik 114
Aufwachen .......................117
Fünf Brote und zwei rasche 124
Christenhumor ...................135
Maranatha Normal oder toll 142
Die Brucke zum »Goldenen Tor« 149
Adventsfreude .................... 164 --

»- außer dem Einen«.

»Der Eine« - mit dem bestimmten Artikel davor! »Der Eine«, den man großschreiben muß, wo ringsum alles kleingeschrieben wird' Der Einzigartige' Das ist von vornherein sicher Diese Ausnahme, die die Regel zerbricht, kann ich nicht unter meinesgleichen suchen Der Gefragte stammt nicht von uns Ungefragten Er gehört auf die andere Seite, auf die Seite der Freiheit, er gehört zu— Gott
Und nun müssen wir, sehr menschlich reden Da steht der Eine neben Gott, und Gott zeigt ihm sein künftiges Geschick, zeigt es ihm, ohne zu schonen Gott macht den Einen zu einem Wissenden, zu einem, der durchschaut, und dann erst stellt er die Fragen
»Siehst du den Mann, der unbehaust und angefeindet durchs Land zieht, ohne Nest, ohne Bau, armer als ein Tier Siehst du in ihm alles Ausgestoßensem, alles Flüchtlingselend? Sieh diesen Paria, diesen Outcast Das ist dein Lebens Willst du es?« -
»Siehst du den Mann, angepflockt, blutüberströmt? .ødernemen zerfetzen seine Haut Siehst du an ihm alle

»... und der sagte ja«
Da halten Himmel und Erde den Atem an. Der Eine ist gefragt worden. Nun muß die Entscheidung fallen, die 'alles entscheidet. (Kurt Marti hat in sein. Gedicht die Pause hineinkomponiert, der breite Zeilenabstand zeigt sie an.) Da fällt in das Schweigen das weltverwandelnde Wort: Ja.
Dieses Ja heißt Weihnachten: »Von einem Weibe geboren und unter das Gesetz getan« (Gal 4,4). Darin ist letzte Solidarität mit -uns. Der Gefragte kommt zu den Ungefragten, der Großgeschriebene zu uns Kleinen. Er wird Kamerad, atmet die Luft unseres Gefängnisses.
Dieses Ja heißt Karfreitag: »Er ward ein 'Fluch für uns« (Gal 3,13) Da nimmt der Eine, der ja zu uns sagt, Gottes richtendes Nein stellvertretend auf sich, läßt sich von diesem Nein zerschlagen für uns.
Dieses Ja heißt Ostern. Da ruft Gott sein schöpferisches Ja diesem Einen zu, reißt ihn aus dem Tode und sprengt damit das Gefängnis, reißt die Wände nieder, von denen bisher unser Nein widerhallte. Dieses Ja verwandelt das Gesetz der Geburt. Ich lerne das Ja nachsprechen - zunächst zu mir selbst: Ich kann mich annehmen, ohne neidisch nach dem anderen zu blicken. Ich bin »geschaffen«, nicht »geworden«, ein unverwechselbarer, originaler Gedanke Gottes. - Dann aber gilt das Ja auch dem anderen Feinde werden Brüder. Es gilt auch der Welt ringsum: Ich darf sie ernst nehmen, sie froh nehmen.
Dieses Ja verwandelt das Gesetz des Schicksals. Durch alle schrillen Dissonanzen hindurch klingt nun der gute Grundton. Durch alles verzweifelte und resignierte Nein in mir und ringsum tönt Gottes tiefes, heimliches Ja: »Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen« (Röm 8,28).
Dieses Ja verwandelt auch das Gesetz der Schuld und des Todes. Vergebung verschließt das quälende Gestern und öffnet das- Morgen, öffnet es für immer. Einer wurde gefragt, und der sagte ja zu uns —Jesus Christus.
Die begnadigte Gemeinde
- sagt zu Christi Wegen: Ja!
Ja, wir danken deinen Schmerzen;
ja, wir preisen deine Treu;
ja, wir dienen dir von Herzen;
ja, du machst einst alles neu.
Friedrich von Bodelschwingb

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein
»Wovon lebt der Mensch«
Diese Frage klingt verschieden, je nachdem, ob eine Diätberaterin damit ihre ernährungswissenschaftlichen Empfehlungen einleitet oder ein Todeskandidat in der Krebsstation sie seinen Mitpatienten vorlegt Eben das tat Jefrem, der unheilbare Fall, in Solschenizyns Roman »Krebsstation« Nie hatte der kerngesunde, bärenstarke Kerl sich mit solchem »Tiefsinn« herumgeschlagen, er hatte über Ärzte und Medizin gelacht, das Leben in die eigenen Fauste genommen - bis die heimtückische Krankheit seine Zunge befiel, dann den Hals und sich nun unaufhaltsam in den Kopf-hineinbohrte. Jetzt steht die Frage im Raum Er braucht Antwort, die Hilfe der anderen, das Gespräch. - Aber es kommt sucht zustande Die Antworten greifen nicht, erreichen nicht die Frage, noch weniger den Menschen »Vor allem von der Luft, dann vom Wasser, dann vom Essen«, doziert einer. Früher hatte Jefrem genauso geantwortet, vielleicht mit dem Zusatz Vom Alkohol! - »Vom Arbeitslohn'«, ruft der Pfleger dazwischen »Von der Qualifikation«, heißt es aus einer Ecke »Von der Heimat«, sagt ein Sterbender, »da ist alles leichter.« Schließlich außen sich Rusanow, ein verdienter Parteifunktionär, der seine Einquartierung in diese Station als Skandal empfindet Seine Antwort kommt wie vorprogrammiert »Darüber kann doch kern Zweifel bestehen
.yoh der Ideologie und dengesellschaftlichen Interessen ... «

Wer als Christ dieses Kapitel lies dem schießt es durch den Kopf: Weiß denn keiner die richtige Antwort? Nur banales Geschwätz und ideologische Phrasen? Wie gut, daß wir es besser wissen! »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein«, sagt Jesus, »sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht« (Mt 4,4; 5.Mose 8,3). Also: vom Gespräch mit Gott lebt der Mensch. —Ja, i wir Christen wissen es besser. - Aber reicht dies »Besser-wissen«, tut's die richtige Antwort? Meldet sich da nicht sofort der Ideologieverdacht? Ist das auch nur eine vorgestanzte Vokabel, heruntergeplappert, weil »indoktriniert?« - Leben wir davon? Bewährt sich das - auch auf der Krebsstation? Wir fragen: Wo liegt die Begründung? Und: Wie gestaltet sich von daher das Leben?
..»Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei..:«
»Pflegen Sie Ihr Kind optimal, baden Sie es täglich in Kleie, wickeln Sie es in keimfreie Windeln, füttern Sie es mit feinster Babykost, sparen Sie nicht an Creme und Vitaminen aber zeigen Sie ihm nicht Ihr Gesicht, versagen Sie ihm die Liebkosung Ihrer Hände, lassen Sie es nicht Ihre Stimme hören, nicht Ihre Augen sehen - dann werden Sie es garantiert vernichten!«
Es hat sich herumgesprochen, ist experimentell erhärtet: Ein Mensch lebt von der Zuwendung des anderen, nicht nur seelisch-geistig, auch biologisch-vital. Mensch ist nur, wem der andere das DU schenkt und ihn so zum ICH erweckt, und wer dem anderen das DU zurückgeben kann und so sein ICH entbindet. Wer das nicht erfährt, wird zurückgestoßen ins ES, .hineingebannt ins:

Dinghaft-Sächliche - und erstickt darin. So (Martin:Bu-ber hat es eindrücklich beschrieben) wird der Mensch »Person«, lebt vom Dialog zwischen ICH und DU. Das Gespräch ist ein Lebenselement. Dies ist das Geheimnis, das Wunder der Sprache: Sie baut die Brücke zum anderen. Wir betreten die Brücke - du und ich, wir transportieren nicht nur etwas auf ihr, sind nicht nur Informationsträger, wir bringen uns selbst, teilen von uns mit, verlassen uns, vertrauen uns an. Dieses Herüber und Hinüber auf der Brücke der Sprache heißt Leben. Sprache ist dabei weit zu fassen: nicht nur die Stimmbänder sind beteiligt, nicht nur Vokale und Konsonanten fügen sich zusammen. Alles nimmt die Sprache in Dienst - das Winken der Hand, das Zwinkern der Augen, Lachen und Weinen; beredt kann auch das Schweigen sein. Unser ganzer Leib ist Instrument der Sprache, wohlklingendes oder verstimmtes; auch was er gestaltet und gibt, beginnt zu reden: das Bild, der Blumenstrauß.
»Und Gott setzte den Menschen in den Garten
und sprach zu ihm...«
Menschliche Existenz ist »worthaft«. Warum ist das so? Anthropologische Beobachtungen, Erhebungen aus Psychologie oder Verhaltensforschung umschreiben das
- Geheimnis nur von außen, schließen sein Herz nicht auf. Der Schlüssel liegt hier: Gottes Geschöpf ist der Mensch, und das heißt: »Nicht der Mensch hat das Wort gemacht, sondern umgekehrt, das Wort hat den Menschen ins Leben gerufen« (Helmuth Schreiner). Die Tide der Sprache gründet in dem »Und Gott sprach«, in dem »Lasset uns

Menschen schaffen ein Gegenüber, das uns entspricht.« Gott wii mich als sein Du. Im Geheimnis  der Sprache meldet sich das Geheimnis Gottesebenbildlichkeit. Zu gleich wird dabei das Ziel unseres Sprechens, ja unseres ganzen Daseins durchsichtig: > ...daß du Gottes Namen ohne Unterlaß segnest, lobst und ehrst. Denn wozu anders ist die Zunge, Stimme, Sprache und der Mund geschaffen?« (Luther). Mensch-sein ist demnach Sprache-sein mit dem Ziel des Gotteslobs. Unser Gespräch miteinander - das zwischenmenschliche -ist dann im Grunde ein Dreiecksgespräch, geschieht über den Dritten, den Ersten. Nur »via Gott«, der mein Schöpfer ist und der des anderen, dem wir beide offenstehen, geschieht menschliche Kommunikation. »Kommunikation« müßte man übersetzen: Zwei haben Anteil an einem Dritten und so aneinander. Dann reicht das alltägliche Gespräch in den Raum des Betens hinein (schon das süddeutsche »Grüß' di Gott!« weist darauf hin).
»Da sprach die Schlange zum Weibe....«
Genau hier steht neben dem Wunder der Sprache ihre Verderbnis, ihre Perversion, die sie zur mörderischen Waffe macht. Streiche ich das »via Gott«, dann bricht die Klammer: Ich und Du fallen auseinander. »Entfremdete« stehen sich gegenüber, Konkurrenten. An die Stelle der Grundvokabel der »heiligen Sprache«, an den Platz des DU, tritt das stolze, sich selbst behauptende, herrische ICH. Da entartet Sprache zur Lüge, wird Heuchelei, Flucht vor helfendem Tun in verbale Vertröstung, ätzende Polemik, vergiftende Ironie, verletzende

opaganda, leeres Geschwätz. Die freundliche Geste d Fassade, im Lächeln versteckt sich Aggression, das '.bweigen ist Rückzug ins vermauerte Ich.
- Wir spüren den tödlichen Riß: Ist Leben Gespräch, edeutet Verstummen den Tod. Mit Eifer werden Repa-iturarbeiten an der Brücke in Angriff genommen (z.B. uppendynamische). Verräterische Beteuerungen und eschwörungen laufen um: das »echte« Gespräch, der hrliche« Dialog, die »ernsthafte« Bereitschaft zum Hö-
Diese Adjektive signalisieren die Krise, so wie der Id nur in einer Welt voller Lüge gebraucht wird.
Unsere menschliche Sprache steht im Zwielicht: der bglanz des göttlichen Schöpferwortes, des »Urworts« gt darauf und das irrlichternde Gleißen der Sünde, die amonie des Falls. Und wer will das eine vom anderen heiden - beim anderen und in sich selbst?
TUnd alsbald ward er von seinem Aussatz rein. und Jesus sprach zu ihm «
Die Bibel verkündet gute Nachricht, Wende der Si-ation Gott selbst nimmt in souveränem Entschluß, in reier, nicht hinterfragbarer, von uns her nicht begrund-arer Liebe das abgebrochene Gespräch wieder auf. Er bergreift den Graben unseres feindlichen Schweigens, Unseres brüllenden Lasterns, unseres stummen Desmter-bsses Er tut das nicht nur verbal, sondern so handelt er! Das Wort ward Fleisch« (Joh 1,14) Gott bricht das chweigen tathaft, personhaft, leibhaft Das ist Gottes Sprache Er gibt sich, wirft sich selbst als Brücke über den Riß Jesus Christus heißt dieses Wort Dieses Tatwört, dieses Person-wort Gottes setzt sich unserem mör4 denschen Nein-aus, laßt sich niederstimmen, totschreien - und wird doch wieder laut aus dem Grabe heraus: »Ich bin das Leben« (Job 11,25).
Und nun - seit Ostern und Pfingsten - übersetzt
dieses. eine Wort sich stets neu hinein in die Wörter und Fragen unserer Zeit und meines Lebens. Die Bibel ist das:
Instrument dazu, es klingt auf im Gespräch über eine Text, im Rat eines Mitchristen, in der Predigt am Sonn tag. Schuldspruch -und Freispruch ist dieses Wort, weckt aus dem Tode, weist neu ins Leben ein.
- Antwort sucht das Wort, möchte sie herauslocken,': will nicht Monolog bleiben, bittet - ums Gespräch »Furchte dich nicht, du bist mein« Ges 43,1), sagt es und möchte uns damit herausziehen aus der Todesstarre der Sprachlosigkeit. So wie der Skeptiker Thomas, der dann rief: »DU. Mein Herr und mein Gott!« (Job 20,28). -
- Wie kann dies neue »Zur Sprache-kommen« bei uns aussehen? Ich nenne als Beispiel ein Psalmwort, das mir selbst in der Auslegung eines Bruders einmal sehr gehoffen hat, lebendiges Wort wurde, »Lebensbrot«. Psalm 27,8: »Mein Herz hält dir vor dein Wort: Ihr sollt mein'
- Antlitz suchen! Damm suche ich auch, Herr, dein Antlitz.« Da ist einer am Ende mit sich selbst und seinem Glauben Vielleicht hat er sich ernsthaft vorgenommen, vielleicht auch Gott versprochen »Das geschieht bei mir nicht mehr. Hier fange ich neu an!« Aber aus der Umkehr wurde - zum wievielten Male schon? - der Rück fall. Sprachlos steht er nun vor seinem Versagen. Ihn: packt der Ekel vor sich selbst, wie eine Woge geht die.
- Scham über ihn hin. Verstecken will er sich - vor sich selbst, vor Gott. Gott anzuschauen, ihn wieder anzusprechen, das ist, unmöglich. Das wäre unanständig, ehrlos, skandalös... Da bricht Gott das Schweigen Ein unmißverständlicher Befehl »Du sollst mein Gesicht suchen
Jetzt Gerade jetzt' Bleib nicht bei deinen Scherben sitzen. Meditiere sie nicht, füg dir nicht noch weitere Wunden zu. Du sollst kommen, ich bin dein Arzt.« Wie solch ein »autoritärer« Befehl befreien kann; reinstes Evangelium ist er!
So wage ich es denn »Herr, ich habe kein Recht, und ich schäme mich entsetzlich. Aber nun nehme ich dein Wort wie einen Schild. Du hast befohlen, hast mir-das Hocken in meinen Trümmern nicht erlaubt Auf deine Verantwortung...« Wie einen Schild halte ich Gott dieses Wort vor, und es -deckt mich.. So 'fliehe ich vor Gott - zu Gott!
Wer, so kommt, findet den Vater, der schon lange wartend ausschaut. Der findet sich selbst neu - als Gottes Kind. Der entdeckt den anderen wieder - als Bruder und Schwester.
So kommt von Gott her das verdorbene Gespräch
grundsätzlich und je neu wieder in Gang - das vertikale wie das horizontale; ein Ende aber ist nicht vorgesehen.
Luther sagt »Wo also und mit wem Gott redet, es sei in Zorn oder in Gnäden, der ist gewiß unsterblich. Die Person Gottes und das Wort zeigen an, daß wir solche Kreaturen sind, mit denen Gott bis in Ewigkeit... reden will.«,

Leben Sie schon, oder sind Sie noch tot
Mit Blaulicht und Krankenwagen zur Kinderklinik. Dort ist im OP schon alles vorbereitet Höchste Eile ist geboten, um das Leben eines Neugeborenen zu retten Der Rhesus-Faktor im Blut von Vater und Mutter waren unterschiedlich Nun ist die gefährliche Unvertraglich-keitsreaktion eingetreten Im Körper des Babys ballen sich die Blutkörperchen zusammen, die tödliche Gelbsucht zeigt sich Da hilft nur eins Das zerstörte Blut wird völlig abgepumpt, gesundes Blut aus der Konserve infundiert
Völliger Blutaustausch - das ist in der Tat eine Ra-dikalkurl Doch unvergleichlich radikaler ist der Satz, den Jesus beim nächtlichen Zwiegespräch dem Nikodemus zumutet »Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde « (Job 3,3) Neue Geburt, das ist mehr als ein paar Liter neues Blut, das zielt auf einen völlig neuen Lebensursprung, ein ganz neues Wesen Neue Geburt ist Austausch der ganzen Existenz
Im griechischen Grundtext steht wörtlich »anothen = geboren werden« Diese Vokabel hat einen seltsamen Doppelklang- Man kann übersetzen: »noch einmal (ein zweites Mal) geboren werden« So versteht es Nikode-
mus schüttelt fassungslos sein Gelehrtenhaupt Wie
sollt ich Greis noch einmal als Embryo in den Mutterschoß zurückkehren können. Verlockend ist die Melodie schon »Man mußte noch mal zwanzig sein!« Doch das ist unmöglich, unsinnig, absurd - Die Vokabel »anothen« kann aber auch bedeuten »von oben her - aus einer ganz anderen Wirklichkeit heraus - geboren werden.« So meint es Jesus zweifellos (vgl Job 3,3, 8,23, 19,11) Geburt aus Gott, Geburt senkrecht von oben - weniger ist nichts! »Was vom Fleisch (= von unten) geboren, das ist Fleisch, und was vom Geist geboren, das ist Geist« (Job 3,6) Ist das nicht erst recht ein absurdes Wort? Wenn uns schon ein Rückspulen der Zeit, eine Rückkehr zu unserem biologischen Ursprung unmöglich ist, dann hegt doch eine Geburt aus Gottes Welt erst recht jenseits unserer Reichweite
Ja, Jesu Wort ist schonungslos scharf Es zersetzt alle Versuche, den neuen Menschen »von unten her« aus Menschenweisheit und Menschenwitz zu produzieren Es ist nichts mit der roten Fahne des Revolutionärs, nichts mit dem weißen Kittel des Genetikers, nichts mit der Couch des Psychiaters, nichts mit der transzendentalen Meditation und dem Mantramurnieln, nichts mit gruppendynamischen Muhen und Selbstfindung, nichts mit pädagogischer Arbeit an der Bewußtseinsverande-rung Man mag einen Esel streicheln oder prügeln - nie wird er Goldstucke ausspucken Was vom Fleisch geboren ist, ist und bleibt Fleisch Doch zugleich ist Jesu Wort voll von grenzenlosem Erbarmen Das uns völlig Undenkbare - Er will es tun Den neuen Ursprung, Leben von Gottes Leben - Er will es in uns schaffen Eben dazu wurde doch das Wort »Fleisch« (Job 1,14) Nun soll das »Fleisch« an Gottes Art Anteil bekommen Kinder Gottes sollen wir werden. »Was vom Geist geboren ist, das ist Geist.« Wir merken Wenn wir das uns so geläufige Wort »Wieder-geburt« nachbuchstabieren, dann gilt es aufzupassen Das »Wieder« hat rein gar nichts zu..

© Copyright 1991 by Hänssler-Verlag, Neuhausen-Stuttgart
Das vorliegende Buch ist die überarbeitete und erweiterte Neuauflage
von »... und der sagte ja« (erschienen 1979 im Hänssler-Verlag)

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