Die Gnade Gottes unterweist uns - Hilfe zum Studium des Brief an Titus, Henri Rossier

11/19/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Einleitung
Mit Recht wurde schon darauf hingewiesen, dass der erste Brief an Timotheus, wie auch der Brief an Titus, jeder durch den Auftrag, womit der Apostel seine beiden Vertreter und Mitarbeiter im Werke betraut hat, seinen Charakter erhielt. Timotheus sollte über die gesunde Lehre wachen (1. Tim 1,3–4),
Titus über die Ordnung im Hause Gottes (Tit 1,5).
Wir wollen uns hier aber nicht mit dem beschäftigen, worin sich diese beiden Briefe unterscheiden –
andere haben dies schon getan – sondern uns im Laufe dieser Betrachtung auf ihre Berührungspunkte begrenzen, um so in unserem schwachen Masse zum Verständnis dieses wichtigen Gegenstandes beizutragen.
Der Brief an Titus, der wie der erste Timotheusbrief nachdrücklich auf der Lehre oder der Belehrung unter den Gläubigen [1,9; 2,1.3.7.10; 1. Tim 1,10; 2,7; 4,6.13.16; 5,17; 6,1.3 .] besteht, indem er sie der Unterweisung der falschen Lehrer gegenüberstellt, verweilt mehr bei den fundamentalen Wahrheiten des Christentums. 

Er zeigt die Früchte dieser Wahrheiten, die aus dem praktischen Leben der Gläubigen hervorgehen sollen, damit eine schöne Ordnung das Haus Gottes kennzeichnen und
eine gute Harmonie zwischen allen Gliedern bestehen kann.


Die «gesunde Lehre» umfasst die göttlichen Grundsätze, die in den drei Hauptteilen dieses Briefes dargelegt werden. 
1. in der ersten dieser Stellen (Kap. 1,1–4), die Lehre des Christentums, zusammengefasst in den grossen Wahrheiten, die es charakterisieren;
2. in der zweiten (Kap. 2,11–14), die Summe des Christentums, nicht mehr in ihren typischen
Wahrheiten, sondern in ihrer praktischen Verwirklichung in unserem Wandel und in unserem
Verhalten;
3. die dritte schliesslich (Kap. 3,4–7) unterweist uns über das Werk Gottes in uns und über die
Mittel, deren es sich bedient hat, um uns zu Ihm zu führen und uns das Heil zu erwerben.
Wir werden Gelegenheit haben, auf alle diese Stellen im einzelnen zurückzukommen und sie zu
erläutern. Aber bevor wir dazu übergehen, drängt sich eine Bemerkung auf: In den Tagen, durch
die wir gehen, ist es von allergrösster Wichtigkeit, auf dieser grossen Wahrheit zu bestehen: Die
Praxis des christlichen Lebens ist untrennbar von der gesunden Lehre. 

Tatsächlich, man begegnet heute immer mehr der Meinung, man könne die Christen trotz ungesunder Lehren, welche die Wahrheiten, oft die fundamentalsten des Christentums, verändern oder verderben, gleichwohl dazu bringen, gottgemässe Früchte zu tragen. Damit wertet man die Heiligen Schriften ab, die einzige und unfehlbare Sammlung dieser Wahrheiten.

 Indem aber dem christlichen Leben seine absolute Grundlage – das inspirierte Wort – entzogen wird, vergisst man, dass nicht ohne den Baum, der sie trägt, Früchte produziert werden können. Der gefallene Mensch kann aus sich selbst überhaupt keine Früchte für Gott hervorbringen, so wenig wie ein schlechter Baum gute Früchte tragen kann.

 Indem man aus dem Worte Gottes einen Führer macht, der zwar mit einer höheren Moralität ausgestattet ist, aber unter dem Einuss der Irrtümer und Vorurteile seiner verschiedenen Schreiber verfasst wurde, vergisst man ferner, dass selbst ein guter Baum, durch die Verstümmelung seiner Rinde des ihn nährenden Saftes beraubt, unfähig ist, eine genügende Ernte oder überhaupt eine Ernte zu bringen.

Die enge Verbindung zwischen der Lehre und dem praktischen Leben ndet sich in der Schrift
auf Schritt und Tritt. Der 119. Psalm zeigt uns, dass der Pfad des Gerechten allein durch das Wort vorgezeichnet und erleuchtet wird. Der Gläubige bekennt, dass er ohne die Unterweisung der Schrift
«umherirrte wie ein Schaf». Die beiden Briefe an Timotheus sind voll von dieser Wahrheit. In
2. Timotheus 3,16 wird gesagt, dass es die von Gott inspirierten Schriften sind, die uns bezüglich der praktischen Gerechtigkeit in unserem ganzen Wandel belehren und unterweisen. Das zweite Kapitel unseres Briefes genügte schon allein, um uns von dieser wichtigen Wahrheit zu überzeugen und uns zu ersparen, weitere Beispiele anzuführen. Erinnern wir uns ferner daran, dass selbst der Christ, der ein völliges Vertrauen in die absolute Autorität des geschriebenen Wortes besitzt, immer wiedersehen wird, wie die Gesundheitseines praktischen Lebens von dem Masse abhängt, in welchem er sich von den Schriften nährt, mit ihnen in Kontakt bleibt und sich ihrer Unterweisung unterwirft.

«Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist, in der Honung des ewigen Lebens, welches Gott, der nicht lügen kann, verheissen hat vor den Zeiten der Zeitalter, zu seiner Zeit aber sein Wort geoenbart hat durch die Predigt, die mir anvertraut worden ist nach dem Befehl unseres Heiland-Gottes, – Titus meinem echten Kinde nach unserem gemeinschaftlichen Glauben: Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und Christo Jesu, unserem Heilande!» (V. 1–4).

Das ist die erste Hauptstelle in unserem Brief. Wie wir schon gesagt haben, wird in diesen vier
Versen in gedrängter Kürze das unerschöpiche Thema der grossen Wahrheiten des Christentums
zusammengefasst.
Wir lernen zuerst, dass die Quelle dieser Segnungen sich in Gott selbst bendet. Er wird uns in erster Linie in Seinem absoluten Charakter als Gott vorgestellt; dann als der wahre Gott, der nicht lügen kann; hierauf als der Heiland-Gott, dersich Verlorenen gegenüber alssolcher oenbart;schliesslich als Gott, der Vater, als Gott der Liebe. 

Doch haben wir in Christo Jesu, unserem Heilande die Oenbarung alles dessen, was Gott für uns ist. Der Apostel Paulus ist das Werkzeug dieser Oenbarung. Er nennt sich Knecht Gottes. Diesem
Titel begegnen wir in den Briefen nur zweimal (hier und in Jakobus 1,1) und etliche Male in der
Oenbarung, während der Ausdruck Knecht Christi öfters vorkommt. 

Ein Knecht Gottes zu sein, setzt eine völlige Abhängigkeit voraus, Furcht und Zittern in seinen Tätigkeiten, Achtung vor jedem Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgegangen ist, tiefes Bewusstsein unserer Verantwortung.
Gleichzeitig wird der grosse Apostel der Nationen durch seine Eigenschaft als Knecht in die geringste und bescheidenste Stellung versetzt. Diese Haltung sollte Titus zum Beispiel sein, der soeben berufen
worden war, einen Ehrenplatz einzunehmen: Wenn der Apostel selbst eine so bescheidene und
abhängige Stellung einnahm, wieviel mehr sollte dies bei seinem Jünger der Fall sein!
Als Knecht oder Sklave Gottes gehörte sich Paulus nicht selber an. Was Gott von Seinem Knecht
erwartet, ist vorbehaltloser Gehorsam, eine gewissenhafte Treue in der Ausrichtung der Botschaft, die der Meister, dem er angehört, ihm anvertraut hat. Aber diese ernste Botschaft hat nichts Erschreckendes an sich und enthält keinerlei Drohung; denn der, welcher sie zu andern trägt, ist
Knecht des «Heiland-Gottes».
Daher nennt sich Paulus auch «Apostel Jesu Christi». Wenn Gott ihm die Wahrheit in die Hände
gegeben hat, so sendet ihn Christus aus, um sie bekanntzumachen und sie zu verbreiten. Dieser
Auftrag versetzt Paulus in eine besondere Beziehung zu Christo, als Sein Apostel, durch Ihn
ausgesandt, um der Welt die Wahrheiten zu bringen, die Gott von Ewigkeit her in Aussicht hatte,
Wahrheiten, die den Menschen als solche angeboten wurden, die ihr Teil sein würden, auf Grund
des Werkes Christi. Daher konnte Paulus sagen: «Christus Jesus, unser Heiland»; der Urheber des

Heils, das zu aller Zeit zum Ratschluss des Gottes der Liebe uns gegenüber gehörte. Von diesem Heil redet Paulus als ihm selbst angehörend. Er kann sagen: Christus ist nicht nur der Heiland, Er ist auch der meinige und aller derer, die an Ihn glauben: unser Heiland. Das Heil ist uns durch Jesum
Christum erworben worden. Er selbst ist Knecht Gottes geworden, um es uns zu erwerben, und uns zum Diener, um es auf uns anzuwenden, nachdem Er es vollbracht hat (Phil 2,6–8).
Kapitel 1,1–4
Betrachten wir jetzt, worin der Dienst des Apostels bestand:
1. Sein Apostelamt hat mit den Grundsätzen des Judentums nichts gemein. Es ist völlig unabhängig vom Gesetz. Es ist «nach dem Glauben der Auserwählten Gottes». Es richtet sich weder an das Fleisch, noch an den Willen des Menschen, sondern an den Glauben, im Gegensatz zum Gesetz. Ferner schliesst es den jüdischen Grundsatz eines Volkes, das auf eine eischliche Herkunft gegründet ist, gänzlich aus. Gewiss, diese Abstammung war ursprünglich von dem Glauben des einen Abraham abgeleitet, indem sie aber die Beziehungen nach dem Fleische zu dem aus ihm hervorgegangenen Volke bestehen liess. Aber dieses Volk nach dem Fleische, berufen, sich dem Gesetz zu unterwerfen, hat durch seinen Ungehorsam jedes Recht verloren, als das Volk Gottes anerkannt zu werden. 

Es wird später diesen Anspruch – gleichwie wir – nur auf dem Boden des Glaubens der Auserwählten wiedernden. Das Apostelamt des Paulus richtet sich an den individuellen Glauben und nicht an ein bevorzugtes Volk, hervorgegangen aus einer irdischen Abstammung. Die diesen Glauben empngen, waren Auserwählte Gottes, die Er von Ewigkeit her auserkoren hatte, Ihm anzugehören, und die, durch Glauben errettet, fortan durch ihre Vereinigung ein himmlisches Volk bildeten.

Diese beiden Dinge, der Glaube und die Auserwählung, kennzeichnen das Christentum in einer
absoluten Weise, im Gegensatz zum Judentum. Das eine wie das andere ist ausschliesslich von der Gnade und nicht vom Gesetz abhängig.
2. Der zweite Gegenstand des Apostelamtes des Paulus war «die Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist». Es war die Wahrheit, die ganze Wahrheit, die er bekannt machte, nichts weniger als das! Was ist denn Wahrheit? Sie ist die volle Oenbarung dessen, was Gott ist (Seine Natur), was Er sagt (Sein Wort) und was Er denkt (Sein Geist); mit andern Worten: die Oenbarung des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Was Gott ist, wurde uns in Christo geoenbart, in welchem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig
wohnt (Kol 2,9). In Christo erkennen wir Gott als Den, der Licht ist und der Liebe ist.
Wahrheit ist sodann auch, was Gott sagt, also Sein Wort. Jesus sagt: «Dein Wort ist Wahrheit»
(Joh 17,17). Dieses Wort ist uns durch Christum gebracht worden. Er ist also gleichzeitig das, was Gott ist und was Gott sagt. Im Evangelium Johannes, das Ihn als «Sohn Gottes» vorstellt, sagt Er immer wieder: «Ich bin». Wenn die Juden Ihn fragen: «Wer bist du?», antwortet Er ihnen: «Durchaus das, was ich auch zu euch rede» (Joh 8,25). Die absolute Vereinigung dieser beiden Seiten der Wahrheit in Christo – was Gott ist und was Er sagt, Seine Natur und Sein Wort – wird uns in dieser Stelle vorgestellt.

 In Christo («im Sohne») hat Gott zu uns geredet, im Gegensatz zu der bruchstückhaften Weise, in der Er einst durch die Propheten geredet hatte (Heb 1,1), indem Er durch jene gewisse Seiten der Wahrheit vorstellte, während Gott sie jetzt in Christo, welcher das Wort ist, in ihrer Fülle bekanntmacht. Das Christentum ist der erhabene und einzig vollständige Ausdruck der Wahrheit, weil die Wahrheit darin «im Sohne» zu uns redet. Sie ist durch Ihn geworden, nicht durch Mose, weil sie in einer Person gekommen ist, welche die Wahrheit selbst ist, so wie das Wort sie uns enthüllt.

Die Wahrheit ist schliesslich der Gedanke Gottes über alle Dinge. Dieser Gedanke ist in Christo, und der Geist gibt Zeugnis davon, denn «der Geist ist die Wahrheit» (1. Joh 5,6). Er gibt Zeugnis davon,
dass das ewige Leben in Christo ist und uns durch Sein Opfer erworben wurde.
Die Wahrheit ndet also in Christo ihren vollkommenen Ausdruck, denn Er selbst ist die Wahrheit:
«Ich bin die Wahrheit», sagt Er (Joh 14,6).
Unter der Herrschaft des Gesetzes oenbarte Gott keineswegs Seinen ganzen Gedanken über
irgend etwas. Er liess sich nicht als der Gott der Liebe erkennen: Die Oenbarung Seiner selbst,
die Jehova unter dem Gesetz gab, war höchstens von der Ausrufung Seiner Barmherzigkeit begleitet
(2. Mose 34,6).
Unter dem Gesetz oenbarte Gott auch nicht, dass der Mensch verloren ist, denn das Gesetz setzte für den Menschen die Möglichkeit voraus, durch Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes das Leben zu erlangen. Jehova oenbarte darin auch nicht Seinen Gedanken über die Welt, denn unter
Gesetz wurde die Welt noch nicht dargestellt, als endgültig Satan unterworfen und gerichtet. Es
bezeugte auch nicht Gottes Gedanken über den Himmel; denn da der Mensch ein Sünder war, blieb
ihm der Himmel verschlossen, und das Gesetz konnte ihm nur eine irdische Segnung verheissen.
Auch Gott selbst war unter dem Gesetz nicht geoenbart; Er blieb hinter dem Vorhang in tiefer
Dunkelheit verborgen. Unter dem Gesetz war auch die Frage eines Opfers ungeklärt, das die Sünden
hinwegzunehmen und den Sünder ein für allemal mit Gott versöhnen konnte.
Kurz, die Erkenntnis der Wahrheit blieb unter dem Gesetz unbekannt, oder sie war nur stückweise
erkennbar. Diese Erkenntnis ist in ihrer Fülle ausschliesslich dem Christentum eigen.
Aber beachten wir hier einen zweiten Punkt: diese Erkenntnis der Wahrheit ist «nach der Gottseligkeit».
Die Gottseligkeit ist die Aufrechterhaltung der innigen Beziehungen zwischen unserer Seele und
Gott, welche aus der Erkenntnis der Wahrheit hervorgeht. Das «Geheimnis der Gottseligkeit» in
1. Timotheus 3,16 ist nichts anderes; es ist das Geheimnis, wodurch Gottseligkeit hervorgebracht
wurde, mittels welcher die Seele dazu geführt wird, ihre Beziehungen mit Gott zu geniessen und darin
zu bleiben. Die ganze Wahrheit ist, wie wir gesehen haben, in einer einzigen Person zusammengefasst, in Jesus, Gott geoenbart im Fleische. Er allein hat uns Gott erkennen lassen und bringt uns in Beziehung zu Ihm. Darum ist das grosse «Geheimnis der Gottseligkeit» in der Erkenntnis Christi
allein zusammengefasst: «Gott ist geoenbart worden im Fleische, gerechtfertigt im Geiste, gesehen
von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit»
(1. Tim 3,16). Die Erkenntnis der Wahrheit, wenn sie nicht die Gottseligkeit zum Ergebnis hat, würde den Menschen zu seiner ewigen Verdammung führen, denn sie vermöchte ihn nie in Beziehung zu Gott zu bringen. Statt die Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist, zu haben, kann man sie «in Ungerechtigkeit besitzen» (Röm 1,18), und der Mensch, der sie in dieser Weise besitzt, ist ein Gegenstand des Zornes Gottes, statt ein Gegenstand Seiner Gunst.

3. Das dem Paulus anvertraute Apostelamt hatte «die Honung des ewigen Lebens» zur Grundlage.
Diese Honung ist eine Gewissheit, die nichts Unbestimmtes, Unsicheres an sich hat, wie die
menschliche Honung, denn sie gehört dem Glauben an. Das ewige Leben ist von Gott selbst
verheissen worden, vor ewigen Zeiten, und wie hätte Gott gegenüber Seiner eigenen Verheissung der
Ewigkeit lügen können? Hatte Er nicht gesagt: «Ich bin Gott, und gar keiner wie ich; der ich von
Anfang an das Ende verkünde, und von alters her, was noch nicht geschehen ist; der ich spreche: Mein
Ratschluss soll zustande kommen»? (Jes 46,9.10). Die «Auserwählten Gottes» besitzen dieses Leben
jetzt schon, durch den Glauben an einen gestorbenen Christus (Joh 6,54). «Er ist der wahrhaftige Gott
und das ewige Leben.» Wer an Ihn glaubt, hat dieses Leben, nicht ein menschliches, vergängliches
Leben, sondern ein geistliches Leben ohne Ende, das Leben Gottes selbst, ein Leben, fähig, Gott zu erkennen, Ihn zu geniessen, Gemeinschaft mit Ihm, dem Vater, und mit Seinem Sohne Jesus Christus
zu haben. Solcherart ist «das ewige Leben». Solange der Christ hienieden ist, wird der Genuss dieses Lebens ohne Zweifel unvollkommen sein. Aber bald werden wir den ganzen Wert dieses Lebens in der Herrlichkeit verwirklichen; wenn wir Ihn, unser Leben, sehen und Ihm gleich sein werden; wenn
wir erkennen werden, wie wir erkannt worden sind; wenn wir die unaussprechliche Wonne einer vollkommenen und ununterbrochenen Gemeinschaft mit Ihm, dem Gegenstand unserer Honung, geniessen.
Das ist die christliche Lehre, das eigentliche Wesen des Christentums. Gewiss, wir können mit dem Apostel ausrufen: «O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes!»
Ja, welch unermesslicher Reichtum! Welch einen Gegenstand gibt uns das Christentum! Welche
Sicherheit! Welchen gegenwärtigen Genuss! Welche Glückseligkeit und welchen Frieden in unseren
Beziehungen mit Gott! Welch völlige Freude in Seiner Gemeinschaft! Welche Gewissheit für die
Zukunft! Gibt es eine Erkenntnis, die mit der verglichen werden kann, die das Evangelium uns bringt?
«Zu seiner Zeit aber (hat es) sein Wort geoenbart.» Im Gegensatz zu den «ewigen Zeiten» gibt es
ein «seiner Zeit». In dieser Zeit sind wir jetzt; es ist der heutige Tag, an welchem Gott den ganzen
Ratschluss Seiner Gnade, von welchem wir reden, völlig geoenbart hat. Dieses «seiner Zeit», das
Gott zum voraus festgesetzt hatte, ist jetzt erschienen. Diese Zeit ist durch eine in der Geschichte
einzigartige Tatsache eingeführt worden, deren Auswirkung ebensowenig ein Ende hat, wie die
Ewigkeit selbst: das Kreuz Christi und die Auferstehung des Sohnes Gottes aus den Toten. Da war es,
wo der Ratschluss Gottes in Bezug auf uns völlig geoenbart worden ist. Der Vorhang, der uns von
Gott trennte, ist zerrissen, der Zugang zu Ihm in dem vollen Licht aufgetan, die Beziehung zu Ihm, als unserem Vater, auf immerdar festgemacht, das Erbteil, als unser Teil mit Christo in der Herrlichkeit,
testamentiert – und alles das durch Ihn und in Ihm.
Nichts von all dem war vordem angekündigt und bekannt gewesen. Das Wort des Gottes, der
nicht lügen kann, ist jetzt geoenbart. Die ewigen Gedanken Gottes bestanden bis dahin in dem
Verborgenen Seiner Ratschlüsse, jetzt aber sind sie bekannt, und die Predigt dieses Wortes ist Paulus
anvertraut worden. Welch ungeheure Bedeutung hatte also sein Apostelamt! Seitdem ist das Wort
der Wahrheit vollendet (Kol 1,25). Seine Predigt war ein Gebot, und wir wissen, wie der Apostel
ihm gehorcht hat. Aber dieses Gebot hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem Gesetz, denn es war nicht

Jehova, der Gott vom Sinai, sondern der Heiland-Gott, der sich zu gegebener Zeit durch das Wort
oenbarte, dessen Predigt dem Apostel anvertraut war.
Paulus richtete seinen Brief an Titus (V. 4). Dieser war das echte Kind des Apostels. Er war nach
der Wahrheit gezeugt worden und hatte sie auf dem gleichen Boden empfangen wie sein geistlicher
Vater: auf dem Boden des Glaubens. Dieser Glaube war also Paulus und Titus, dem Juden und dem
Heiden, gemeinsam, aber Paulus war das Werkzeug gewesen, um ihn dem Titus mitzuteilen.
Gott, der Vater, und Christus Jesus, unser Heiland, die göttliche Liebe und die göttliche Gnade
vereinigen sich, um Titus eine frohe Botschaft der Gunst und des Friedens als gegenwärtige Segnungen
zu überbringen, die sein Teil waren, wie auch das des Apostels, welcher denselben Heiland hatte wie
sein Jünger.
«Deswegen liess ich dich in Kreta, dass du, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste anstellen möchtest, wie ich dir geboten hatte: Wenn jemand untadelig ist, eines Weibes Mann,
der gläubige Kinder hat, die nicht eines ausschweifenden Lebens beschuldigt oder zügellos sind.
Denn der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht zornmütig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend, sondern
gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam, anhangend dem zuverlässigen Worte nach der Lehre, auf dass er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen, als auch die Widersprechenden zu überführen» (Kap. 1,5–9).

Wir haben gesehen, welches die Grundlagen des Christentums sind: Der Glaube der Auserwählten, die Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist, das ewige Leben, das Wort Gottes, und schliesslich die Predigt, welche diese Dinge aus dem Worte schöpft. Alle diese Gegenstände sind in dem enthalten, was als «die gesunde Lehre» bezeichnet wird.

Die soeben angeführten Verse 5–9 befassen sich mit der guten Ordnung in der Versammlung, und
diese gute Ordnung kann nicht Platz greifen ohne die gesunde Lehre und die Unterweisung, die sie den Gläubigen vorstellt. Darauf haben wir schon am Anfang dieser Betrachtung hingewiesen.
Diese Unterweisung ist allen denen anvertraut, welchen Gott in der Versammlung eine besondere Verantwortung gegeben hat: zuerst Titus (2,1), den Ältesten (1,9), den alten Frauen, wenn auch in einem sehr begrenzten Masse (2,3), den Jünglingen (2,7). 

Schliesslich hat die Unterweisung ihr vollkommenes Vorbild in der Unterweisung der Gnade, die in Jesu erschienen ist (2,12). Die Titus anvertraute Verwaltung bestand darin, die gute Ordnung in den Versammlungen Gottes in Kreta festzulegen, zu regeln und aufrecht zu halten, während die Timotheus anvertraute Verwaltung in der Versammlung zu Ephesus darin bestand, in besonderer Weise über die Lehre zu wachen, damit sie nicht verfälscht würde.

 Die Verwaltung, die dem Apostel Paulus übergeben wurde, war viel weiter ausgedehnt, als die seiner Delegierten: er hatte die Verwaltung des Geheimnisses des Christus in dieser Welt (Eph 3,2.9; 1,10; 1. Kor 9,17), des Geheimnisses, das von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen, jetzt aber durch den Geist geoenbart war. Dieses Geheimnis war die Vereinigung der Versammlung mit Christo zu einem Leibe. Paulus sollte diese ihre Stellung
und ihre Berufung bekanntmachen, und die Verwaltung dieses Geheimnisses war verbunden mit
einem unaufhörlichen Wirken und einer beständigen Überwachung, denn der Apostel wünschte,
dem Christus Seine Braut als «eine keusche Jungfrau» darzustellen.

Was Titus anbelangt, handelte es sich mehr, wenn auch nicht ausschliesslich darum, die äussere
Ordnung in den persönlichen Beziehungen der Christen untereinander aufrechtzuhalten. In dieser Beziehung blieben verschiedene Dinge zu regeln, unter anderem die Einsetzung von Ältesten.
Die Frage der Ältesten, die so oft von denen erhoben wird, die in den protestantischen Kirchen den Klerus verteidigen, ist im Lichte des Wortes geklärt und ist für jeden geregelt, der sich der Autorität der Schriften unterwirft, so dass es unnütz erscheint, hier näher darauf einzugehen. Wir beschränken uns darauf, sie zusammenzufassen.

Die Ältesten, ein Name, der identisch ist mit Bischöfen oder Aufsehern, werden sorgfältig
unterschieden von den Gaben des Geistes oder den Gaben, die der verherrlichte Christus Seiner
Versammlung gegeben hat. Die Identikation dieser Gaben mit den Ämtern der Bischöfe (oder
Aufseher) und der Diakone (oder Diener) ist ein Kennzeichen des Verfalls der Kirche und hat diese nach dem Verlassen der ersten Liebe sehr bald charakterisiert. Die Ältesten, wie auch die Diakone, sind lokale Ämter, das heisst, sie überschreiten die Abgrenzung einer lokalen Versammlung nicht.

Diese Ämter bestanden, zwar nicht öentlich, aber ebenso wirklich in den aus dem Judentum
hervorgegangenen Versammlungen, während sie in den Versammlungen der Nationen durch den
Apostel oder durch seine Beauftragten eingesetzt wurden. Es könnte noch andere gegeben haben, aber nur zwei dieser Beauftragten, Timotheus und Titus, werden in den Briefen als Gesandte des Apostels Paulus erwähnt. Auf alle Fälle sind wir nur ermächtigt, diese, die im Wort erwähnt sind, anzuerkennen. Titus ist der Beauftragte, mit dem unser Brief uns beschäftigt.

Die Gaben werden bis zum Ende bestehen (Eph 4,11–14). Von den Ämtern wird das nie gesagt. Ihr gegenwärtiges Fehlen (denn wir können die in oenem Widerspruch zum Worte Gottes eingesetzten Ältesten in keiner Weise anerkennen), ist ein ebenso greifbarer Beweis des Verfalls der Kirche, wie ihre Einsetzung ohne die Sanktion der Schriften. Tatsächlich, wo bendet sich heute die Autorität, um sie einzusetzen? Gewiss gibt es der Herr den Seinen ins Herz, da wo sie nach dem Worte versammelt sind, sich der Notwendigkeit der Aufsicht, die inmitten der Versammlungen vorhanden ist, zu unterziehen, aber jede Einsetzung oder Weihe von Ältesten, die auf eine andere Weise als in der geschieht, die das Wort lehrt, ist im Widerspruch zum Gedanken des Geistes Gottes. 

Die Christen, die dem Worte unterworfen sind, werden sich strikte an seine Unterweisungen halten, sowohl in diesem wie auch in jedem anderen Punkt.
Die Gabe und das lokale Amt können bei der gleichen Person vorhanden sein, aber in der Schrift
werden sie nie miteinander vermischt. Ob so oder so, waren die Ältesten alle dazu bestimmt die
Herde zu weiden, aber es gab Älteste, die nicht am Worte dienten. Ausser ihren Funktionen, die darin bestanden, die Herde zu überwachen und zu pegen, sollten die Ältesten fähig sein, zu unterweisen, dem Worte anzuhangen nach der Lehre, damit zu ermahnen und die Widersprechenden zu überführen, aber mit dem Wort in dem Werke zu arbeiten und zu lehren war nicht unerlässlich für ihr Amt. Siehe
1. Timotheus 5,17, wo gesagt wird: «sonderlich die da arbeiten in Wort und Lehre».
Wir nden also in den Versen 6–9 die von den Ältesten geforderten Eigenschaften, damit Titus sie
einsetzen konnte. Es handelt sich in erster Linie um Eigenschaften äusserlicher Art (V. 6), weil sie von allen festgestellt werden können. Sie zeigen sich beim Ältesten im Verhalten seines Hauses und im Leben seiner Familie. Der Älteste musste in dieser Beziehung untadelig sein. Wie hätte er andere zurechtweisen können, wenn er selber der Zurechtweisungen bedurfte? Er sollte verheiratet sein und konnte nicht zwei Frauen haben, was nicht gemäss der göttlichen Ordnung war, eingesetzt bei der Schöpfung, aber gebräuchlich unter den Nationen und üblich bei den Juden, die eine Frau entliessen, die ihnen nicht geel, um eine andere zu nehmen. 

Der Älteste sollte seiner eigenen Familie gottgemäss vorstehen (um Ältester zu sein, war es nötig, dass er Kinder hatte), wenn nicht, wie konnte ihm da die Aufsicht über die Versammlung anvertraut werden? Seine Kinder sollten gläubig sein.

Das setzte bei ihnen Bekehrung, Glauben, Gottseligkeit voraus. Es ging nicht an, dass seine Kinder der Ausschweifung angeklagt werden mussten, das heisst, der Unbeherrschtheit und des schlechten Lebenswandels. So war es einst bei den Söhnen Elis. Diese dienten ihrem Vater zum Fall, weil er nicht streng gegen sie war und seine Söhne mehr ehrte als Jehova. Daher hatten ihre Ausschweifungen über sie und ihren Vater ein schreckliches Gericht herabgezogen. Die Kinder der Ältesten sollten
nicht den Vorwurf der Zügellosigkeit auf sich laden, indem sie die Autorität ihres Vaters über sich missachteten. An diesen Wesenszügen konnte die Welt erkennen, dass in der Familie des Ältesten eine Gott gemässe Ordnung aufrechterhalten wurde.

Der 7. Vers stellt uns den Ältesten selbst bezüglich seiner inneren und persönlichen Eigenschaften vor. Wenn er in seinem Familienleben untadelig sein musste, so sollte er es auch als Verwalter Gottes sein. Er war weder gegenüber dem Apostel verantwortlich, der seine Einsetzung angeordnet, noch gegenüber Titus, der ihn angestellt hatte, sondern Gott gegenüber, der ihm die Verwaltung Seines
Hauses anvertraute. Wir nden hier also drei Grade in der Verwaltung: zuerst den Apostel, dann
Titus, sein Abgeordneter, dann den Ältesten, aber ihrer aller Verantwortlichkeit war gegenüber Gott
allein. Wie wichtig ist es, dies festzuhalten! Welches auch immer die Aufgabe sein mag, die Gott
uns anvertraut hat, wir sollen sie im Blick auf Ihn verrichten. Wie wir gesehen haben, sind die
Verwaltungen sehr verschiedenartig; ein Ältester konnte nicht übergreifen auf die Aufgabe des Titus,
noch ein Titus auf die des Apostels. Ein solches Handeln des einen oder des andern hätte verweriche
Selbstgefälligkeit und Unabhängigkeit bewiesen, die in diesen verschiedenen Verwaltungen zu einer
völligen Unordnung geführt hätte. Aber es blieb dabei nicht weniger wahr, dass die Verantwortung eines jeden – hier des Ältesten – vollständig und keineswegs abgeschwächt war gegenüber Gott, weil
er sich in einer untergeordneten Stellung befand. Hier war diese Verwaltung zweifellos äusserlich,
aber es gibt nichts Nebensächliches, wenn es sich um das Haus Gottes handelt.
Kapitel 1, Vers 7
Bezüglich der erforderlichen persönlichen Eigenschaften des Ältesten weist der Apostel zunächst auf
fünf negative Eigenschaften hin.
1. Er soll «nicht eigenmächtig» sein. Das Vorhandensein dieser ersten negativen Eigenschaft
ist leider nur zu häug unter den Kindern Gottes. Gewisse Geister kann man nie von ihrer
eigenen Meinung abbringen. Diesem Verhalten liegt viel Selbstzufriedenheit, Eigensinn und
eigentlich viel Selbstsucht und Hochmut zu Grunde, mit einem Eigenwillen, der sich den
Gedanken anderer nicht unterwerfen will, vergessend, dass gesagt ist: «Einander unterwürg
in der Furcht Christi» (Eph 5,21). Dieser Fehler allein schon macht einen Christen unfähig,
ein Aufseher zu sein, das heisst, das Haus Gottes weise zu verwalten; daher ist er in der Liste
der Dinge, die einen Bruder zum Ältesten ungeeignet machen, an erster Stelle. Eine gute
Verwaltung ist unmöglich ohne Selbstverleugnung.

2. Nicht zornmütig.» Ein jähzorniger Mann hat nicht die weise und ruhige Selbstbeherrschung.
Wie sollte er da andere leiten können?
3. «Nicht dem Wein ergeben.» Hier geht es nicht um einen Trunkenbold, von dem gesagt ist, dass
er das Reich Gottes nicht ererben werde, sondern um eine Gewohnheit der Unenthaltsamkeit,
verbunden mit Zorn, welche oft dessen Ursache ist.
4. «Nicht ein Schläger.» Schlagen ist die Folge von Zorn.
5. «Nicht schändlichem Gewinn nachgehend.»
1 Auch von den Diakonen oder Dienern wird in
1. Timotheus 3,8 gesagt: «nicht vielem Wein ergeben, nicht schändlichem Gewinn nachgehend».
Der gleiche Ausdruck wird in 1. Petrus 5,2 auf die Ältesten angewandt: «Aufsicht nicht aus
Zwang, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig.» Es
ist schändlich, sein Amt als Aufseher im Blick darauf auszuüben, einen nanziellen Gewinn
daraus zu ziehen. Geld um des Geldes willen zu lieben, ist eine schreckliche Schlinge und
verleitet, es überall und mit allen Mitteln zu suchen.
Im achten Vers nden wir sieben positive Eigenschaften des Ältesten. Bevor ich sie aufzähle sei
darauf hingewiesen, dass nach 1. Timotheus 3,2–4 vierzehn Eigenschaften den Ältesten zieren sollen,
freilich mit negativen Eigenschaften vermischt. Dort ist die Liste also vollständiger als hier (sozusagen
zweimal vollkommen). Die Zahl 7 spielt im Worte Gottes im moralischen Sinn eine grosse Rolle und
sogar auch, wie einige bemerkt haben, in der rein äusserlichen Struktur der Heiligen Schrift. Sieben
ist die Zahl der Vollkommenheit in Verbindung mit der göttlichen Verwaltung. Im Timotheusbrief
ist das Amt der Ältesten durch die Zahl 14 gehoben, gegenüber den Funktionen der Diener und
Dienerinnen, von denen nur 7 Eigenschaften angeführt sind.
Treten wir jetzt auf die positiven Eigenschaften des Ältesten ein, die in Titus 1 aufgezählt sind.
1. «Gastfrei». Gastfreundschaft lässt sich nicht mit Gewinnsucht und Geiz vereinbaren. In
Hebräer 13,1.2 wird diese Gastfreundschaft allen Heiligen anempfohlen; sie habe oft dazu geführt,
göttliche Boten als Träger besonderer Segnungen zu beherbergen. Hier soll der Aufseher weder seine
Bequemlichkeit suchen, noch sich vor der Störung seiner Gewohnheiten fürchten. Sein Haus soll
allen oen stehen; es soll einladend sein in dem kleinen Kreise, der ein Bild ist von dem grossen
Bereich des Hauses Gottes, das die Ältesten örtlich verwalten.
2. «Das Gute liebend.» Das ist mehr als «das Böse hassen». Im letzteren Fall beschäftigt das Böse
die Gedanken, im Blick darauf, sich davon abzusondern; im ersten Fall aber sind sie mit dem Guten
beschäftigt, um es zu geniessen. Die unmittelbare Folge ist die, dass man sich mit den Menschen des
Guten verbindet und mit ihnen Gemeinschaft hat.
3. und 4. «Besonnen, gerecht.» Ein besonnener und gerechter Mann ist umsichtig, ausgeglichen, er
lässt sich nicht vom ersten Eindruck bestimmen und bewegen und weis die Umstände, in denen sich
die andern benden, gerecht abzuwägen.
1 Hier besteht die Schande nicht eigentlich in der Liebe zum Geld, die nach 1. Tim 3,3 beim Ältesten nicht sein darf,
sondern in der Liebe zum Gewinn, zu der die Geldliebe führt. Diese Gewinnsucht wird mit Recht als schändlich
bezeichnet, weil dabei heilige Funktionen, die kein anderes Motiv haben sollten als selbstlose Hingabe für das Haus
Gottes, zur Befriedigung niederer Begierden missbraucht und ausgenützt werden.

5. «Fromm» (heilig). Fromm sein heisst: heilig sein in seinem Wandel und Gott wohlgefällig in seinen
Wegen, ein Leben führen, worin Gott Mittelpunkt ist, ein durch Gott genährtes und geregeltes Leben.
6. «Enthaltsam.» So haben die eischlichen Leidenschaften keine Gelegenheit, sich zu oenbaren,
und die natürlichen Begierden sind unterdrückt.
7. «Anhangend dem zuverlässigen Worte nach der Lehre.» Die Aufgabe des Ältesten war, dem Worte
unerschütterlich anzuhangen und es aufrechtzuhalten. Es war das zuverlässige Wort, nach der Lehre
der Apostel, das nicht täuscht, auf das man sich unbedingt stützen kann, weil es das Wort des
treuen Gottes ist. Aber der Älteste konnte nicht im Ursprung der sein, «der da lehrt»; er war selber
unterwiesen worden durch die den Aposteln anvertraute Lehre, durch die gesunden Worte, die sie
mitzuteilen beauftragt waren, und diese Worte waren nichts anderes als die «von Gott eingegebene
Schrift», in den Mund der Apostel gelegt, und der Älteste musste sie daher festhalten. Die Lehre
war also nichts anderes als die volle Anerkennung des Wortes, denn sie war eins mit ihm. Das Wort,
vorgestellt durch schriftgetreue Unterweisung, gilt es festzuhalten, nicht eine Lehre, die man daraus
entwickelt.
Dieses Festhalten am Wort machte den Ältesten fähig, (die Treuen) mit der gesunden Lehre zu
ermahnen, als auch die Widersprechenden zu überführen (die sich der christlichen Lehre widersetzen).
Die durch die Liebe zum Worte Gottes erworbene Fähigkeit war eines der Dinge, die der Älteste nötig
hatte. Wenn es darum geht, die Ordnung im Hause Gottes aufrechtzuhalten, genügen die sittlichen
Eigenschaften und der persönliche Wandel nicht. Zweifellos, wenn sie nicht vorhanden waren, so
bestand keinerlei moralische Autorität für die Verwaltung, aber es ist tatsächlich keine Verwaltung
möglich, wenn sie nicht das Wort zur Grundlage und zur Richtschnur hat.
Diese Dinge wurden von den Dienern, in 1. Timotheus 3,8–10, nicht verlangt, ausgenommen dieses,
dass sie «das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen bewahren» sollten. In diesem gleichen
Kapitel nden sich zwei Geheimnisse, das des Glaubens und das der Gottseligkeit «Das Geheimnis
des Glaubens» ist die Gesamtheit der Wahrheiten, die jetzt geoenbart, dem Glauben angehören. Es
brauchte für den einfachen Dienst eines Diakonen eine Vertrautheit mit den grossen Linien des Wortes,
die das Gewissen erreicht haben mussten, um darin bewahrt zu werden. Das gab dem bescheidensten
Dienst, wie dem die Tische bedienen, einen besonderen Wohlgeruch, aber es bereitete den Diener zu,
«voll Gnade und Kraft» zu sein, wie Stephanus, der dann berufen wurde, ein öentliches Zeugnis vor
der Welt abzulegen.
Die Verantwortung des Ältesten ist viel weitgehender als die der Diener, die übrigens im Titusbrief
nicht erwähnt sind, was leicht erklärlich ist: es war die Versammlung, welche die Diener wählte.
Jene Diener in Apostelgeschichte 6,3–5 wurden erst nachher durch die Apostel zu einem besonderen
Dienst eingesetzt. Um die Ordnung zu beaufsichtigen oder aufrechtzuhalten muss man oft ermahnen
oder die Widersprechenden überführen. Die Grundlage der Ermahnung selbst ist die gesunde Lehre,
und wir haben hier Gelegenheit festzustellen, was wir am Anfang sagten, dass praktische Heiligkeit
und ein gerader und gottseliger Wandel von der gesunden Lehre unzertrennlich sind und ohne diese
nicht bestehen können, was die Menschen auch immer sagen mögen. Durch diese allein auch können
die Widersprechenden zum Schweigen gebracht und gehindert werden, durch Widerstand gegen die
Wahrheit die Versammlung anzustecken.

Man sieht also, welche Wichtigkeit der Funktion des Aufsehers beigemessen wird, wenn auch die
Sphäre seines Dienstes auf die örtliche Versammlung begrenzt ist. Dieses Amt muss folglich den
lokalen Umständen der Versammlung angepasst sein, in welcher es ausgeübt wird. So war es, wie
wir noch sehen werden, in den Versammlungen in Kreta. Darum waren auch die erforderlichen
Eigenschaften der Ältesten hier nicht unbedingt die gleichen, wie in der ersten Epistel an Timotheus,
wo es sich um die Versammlung in Ephesus handelte.
Die Ältesten waren nicht Gaben des Heiligen Geistes, gekennzeichnet durch Allgemeinheit
(Universalität) ihrer Wirksamkeit, sondern ihre gewohnte Tätigkeit war das praktische Ergebnis eines
heiligen, gottseligen hingebenden Lebens, das am Worte festhielt. Aber das Amt des Ältesten schloss
die Gabe nicht aus, so wenig wie dies beim Amt des Dieners der Fall war. Das sehen wir aus der
wunderbaren Predigt des Stephanus in Apostelgeschichte 7. Das nden wir auch in 1. Timotheus 5,17.
Aus dieser Stelle geht hervor, dass nicht alle Ältesten «in Wort und Lehre arbeiteten». Ihre Tätigkeit
auf diesem Gebiet wird als vortreiche Ausnahme bezeichnet, in bezug auf die Hilfe doppelter Ehre
würdig, in welcher Art ihnen diese auch immer geleistet werden sollte.
Kapitel 1, ab Vers 10
«Denn es gibt viele zügellose Schwätzer und Betrüger, besonders die aus der Beschneidung, denen
man den Mund stopfen muss, welche ganze Häuser umkehren, indem sie um schändlichen Gewinnes
willen lehren, was sich nicht geziemt. Es hat einer aus ihnen, ihr eigener Prophet, gesagt:,Kreter
sind immer Lügner, böse, wilde Tiere, faule Bäuche.‘ Dieses Zeugnis ist wahr; um dieser Ursache
willen weise sie streng zurecht, auf dass sie gesund seien im Glauben und nicht achten auf jüdische
Fabeln und Gebote von Menschen, die sich von der Wahrheit abwenden. Den Reinen ist alles rein;
den Beeckten aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern beeckt ist sowohl ihre Gesinnung als
auch ihr Gewissen. Sie geben vor, Gott zu kennen, aber in den Werken verleugnen sie ihn und sind
greulich und ungehorsam und zu jedem guten Werke unbewährt» (V. 10–16).
Die Verse 10–11 beschreiben die Widersprechenden in Vers 9, eine wahre Plage der Versammlungen
von Kreta. Sie haben drei Kennzeichen: 1. Auehnung. Indem sie keine über sie eingesetzte
Autorität dulden, lehnen sie sich dagegen auf und erheben sich gegen jede Aufsicht, die Gott zur
Aufrechterhaltung der Ordnung in Seinem Hause gegeben hat. 2. Zügellose Schwätzer. Oft genügt
eine gewisse Redegewandtheit, hinter welcher sich die geistliche und moralische Nichtigkeit dieser
Menschen verbirgt, um Christen anzuziehen, die unwissend, oberächlich oder weltlich sind, und
deshalb unfähig, die Absicht dieser Schwätzer zu erkennen. 3. Betrüger. Sie sind in Wirklichkeit
Instrumente Satans, dem Lügner im wahrsten Sinne des Wortes, um das Werk Gottes zu schädigen
und zu zerstören. Diese Werkzeuge fanden sich besonders unter denen aus der Beschneidung.
Es gibt nichts, was die religiöse Welt mehr verführt, als ein gesetzliches System, das sich auf die
vermeintliche Fähigkeit des Menschen stützt, Gutes zu tun. Die Lehre der absoluten Unfähigkeit des
sündigen Menschen ist diesen Gegnern zuwider. Man muss ihnen den Mund stopfen und nicht dulden,
dass sie die Lehre der Gnade und des Glaubens in der Versammlung angreifen und zerstören. Ihre
Tätigkeit kehrt ganze Häuser um. Man weiß, wie gefährlich die Autorität des Hauptes der Familie
ist, wenn er sich selbst mitreissen lässt und den falschen Lehrern und Verführern nachgibt, statt
zu widerstehen. Man hat sehen können, wie ganze Familien gesamthaft die gesunde Lehre der

Versammlung Gottes aufgaben, um zur gesetzlichen Belehrung zurückzukehren und dadurch neue
Werkzeuge des Zerfalls wurden, anstatt zur Auferbauung des Leibes Christi beizutragen.
Diese Leute lehrten, was sich nicht geziemt, im Widerspruch zur «gesunden Lehre» der Ältesten und
des Titus selbst, welcher ermahnt wurde (2,1), zu reden, was der gesunden Lehre geziemt. «Was sich
nicht geziemt», war das, was der moralischen Gesundheit der Christen unweigerlich schadete und
sie von Christo und der Wahrheit abzog. Man brauchte nur ihre Motive zu erkennen: sie lehrten um
schändlichen Gewinnes willen. Deshalb war es so wichtig, ihnen Älteste entgegen zu stellen, die Gott
gemäss ausgewählt wurden und nicht «schändlichem Gewinn nachgingen» (V. 7). Diese Männer
wussten, dass ihre verfälschte Ware dem Geschmack etlicher entsprach; sie machten sich das zunutze,
um irgendwie zu dem Geld zu kommen, das sie begehrten. Abraham hätte einen schändlichen Gewinn
gemacht, wenn er die Gaben des Königs von Sodom angenommen hätte; ebenso Petrus, wenn er das
Geld von Simon, der Zauberei trieb, genommen hätte.
Verse 12–14. Diese Schwätzer, und unter ihnen Angehörige des jüdischen Volkes, waren ursprünglich
von Kreta. Auch die Kreter hatten wie andereNationen ihre eigenen Propheten, Poeten und Moralisten,
die in ihren Werken ihre tiefe Verachtung für ihre Mitbürger zeigten. Zu diesem Urteil gelangen
die meisten klarsehenden Moralisten in der Welt, wenn sie sich zur Aufgabe stellen, die Menschen
zu erkennen. Sie schätzen sie schliesslich sehr gering ein, gehen aber nie so weit, sich selbst zu
verachten, weil sie sich nie vor Gott gesehen haben, um wie Hiob zu sagen: «Ich verabscheue mich.»
So hat Epimenides, Philosoph und Staatsmann, ihr eigener Prophet, in dem einzigen Bruchstück,
das uns, wenn ich nicht irre, von ihm geblieben ist, seine Mitbürger 600 Jahre vor Christo wie folgt
beurteilt: «Kreter sind immer Lügner, böse, wilde Tiere, faule Bäuche.» Lüge, bestialische Bosheit
und Völlerei, Begierden, die sich ohne Arbeit und Mühe befriedigen wollen, das war der Charakter
der Kreter; so sind sie vielleicht noch heute. Dieses Zeugnis ist wahr, sagt der Apostel. Was die
Beurteilung seiner Mitbürger betrit, hatte jener Mann Gott gemäss gesprochen; er «besass die
Wahrheit» (Röm 1,18); er war ein von Gott anerkannter Zeuge der Verderbtheit der Kreter. Was
war im Hinblick auf diese Menschen zu tun? «Weise sie streng zurecht», sagt der Apostel zu seinem
treuen Beauftragten. In 2. Kor 13,10 nden wir den gleichen griechischen Ausdruck, wo Paulus davon
spricht, «Strenge zu gebrauchen nach der Gewalt, die der Herr mir gegeben hat zur Auferbauung und
nicht zur Zerstörung». Es handelte sich somit darum, gegen die «Verführer» Strenge zu gebrauchen,
mit Gewalt, einer Funktion, die nicht den Ältesten anvertraut wurde, sondern Titus, bezeichnet durch
den Apostel, welcher selbst diese Autorität direkt vom Herrn empfangen hatte. Diese Strenge hatte
auch Paulus mehr als einmal gebraucht, selbst hinsichtlich des Petrus, wie er ein Apostel, als der
Glaube auf dem Spiel stand und die gesunde Lehre in Gefahr war. Aber der Tadel selbst, der sich an
diese zügellosen Schwätzer und Betrüger richtete, hatte die Liebe als Motiv. Sein Ziel war nicht, diese
störenden und gefährlichen Menschen zu verwerfen, sondern sie dazu zu führen, gesund im Glauben
zu sein. Diese Entfaltung geistlicher Autorität war notwendig, um sie zur Erkenntnis der durch den
Glauben empfangenen Wahrheiten zurückzuführen.2 Selbstverständlich wurde diese Autorität durch
den Gebrauch des Wortes Gottes in der Kraft des Geistes ausgeübt.
2 Das ist hier, wie in vielen anderen Stellen, der genaue Sinn des Wortes Glauben, während es sonst häuger gebraucht
wird, wie in Kap. 1,1, um den Zustand des Herzens zu bezeichnen.

Vers 14. «Nicht achten auf jüdische Fabeln.» Die «Fabeln» sind im ersten Brief an Timotheus (1,4)
erwähnt, wo sie von den «endlosen Geschlechtsregistern» unterschieden, aber doch damit verbunden
werden. Diese «Geschlechtsregister» haben keine Beziehung zu den Geschlechtsregistern im Alten
Testament, wie man geneigt wäre zu denken, sondern sind eine Mischung von jüdisch-spiritistischen
und philosophischen Spekulationen mit dem Christentum, hernach bei seinem Verfall durch das
Heidentum übernommen. Die jüdischen Fabeln, in 1. Tim 4,7 als «ungöttliche Fabeln» und AltweiberGeschichten bezeichnet,sind das Produkt orientalischer Einbildung, die sich auf die Schriften auswirkt
und unter dem Vorwand, die Wahrheit zu zieren, sie entstellt und sogar zunichte macht. Der Apostel
Petrus nennt sie «künstlich erdichtete Fabeln» (2. Petrus 1,16).3
In unserem Abschnitt wird zwischen jüdischen Fabeln und «Geboten von Menschen» unterschieden,
obwohl die einen wie die andern von «denen aus der Beschneidung» kamen. Die Gebote, von denen
hier die Rede ist, sind nicht die Gebote des Gesetzes, die Gott gegeben hatte, sondern durch Menschen
erfundene und zur Tradition erhobene gesetzliche Vorschriften, deren es im Judentum eine Fülle gibt.
Man begegnet ihnen häug in den Evangelien, wie beispielsweise dem Waschen der Becher und
Krüge und «vielen andern ähnlichen Dingen». Durch diese Dinge wandten sich solche Menschen von
der Wahrheit ab. Sie waren im krassen Gegensatz zum Apostelamt des Paulus, das auf der «Erkenntnis
der Wahrheit» beruhte (1.1).
Vers 15. «Den Reinen ist alles rein.» Der Christ ist rein, nicht in sich selbst, aber vor Gott, auf Grund
des Werkes Christi und unter der Wirkung des Heiligen Geistes(1. Kor 6,11). Alssolcher kann er durch
Schmutz nicht beeckt werden, und genau das war es, was diese Anhänger der jüdischen Lehren
durch ihre «Gebote von Menschen» verneinten, während das Wort Gottes den neuen Menschen
auordert, in den Fussstapfen Jesu zu wandeln. Nie konnte der Herr beeckt werden, weder durch den
Schmutz des Aussatzes noch durch irgend eine andere Unreinheit. Eine Sünderin, eine Ehebrecherin
konnten durch Ihn gereinigt werden, aber Er wurde durch sie nicht beeckt. Im Gegenteil, «die
Beeckten und die Ungläubigen» werden durch keine Reinheit beeinusst, denn es ist das Innere,
d. h. «ihre Gesinnung und ihr Gewissen», die beeckt sind.
In Vers 16 wird uns der Charakter dieser beeckten Menschen beschrieben: dem Bekenntnis nach
kennen sie Gott, während ihre Werke das Gegenteil zeigen; durch diese verleugnen sie Gott. Ihre Werke
lassen uns erkennen, ob sie Gott wirklich kennen, wie sie behaupten; und wenn ihre Werke böse
sind, können wir in dieser Frage sicher sein. Man kann von ihnen kein gutes Werk erwarten. Sie sind
«unbewährt», in dieser Hinsicht gänzlich von Gott verworfen; sie sind» greulich und ungehorsam».
Das führt uns dazu, den Charakter der guten Werke zu betrachten. Sie werden in diesem kurzen Brief
sechsmal erwähnt (1,16; 2,7.14; 3,1.8.14).
Eine Lehre, die nicht zu guten Werken führt, ist nicht die «gesunde Lehre», und es ist äusserst
wichtig, diesen Punkt zu beachten. Gott ist keine praktische Tätigkeit wohlgefällig, wenn sie nicht
3 Die endlosen Geschlechtsregister sind erdichtete Vorstellungen über den Ursprung und die Anfänge der geistigen
Wesen. Sie sind das Produkt jüdischen Aberglaubens, verbunden mit der heidnischen Philosophie. Diese Kabale oder
jüdische Überlieferung über die Auslegung des Alten Testaments enthält viele märchenhafte Bestätigungen bezüglich
dieser «Anfänge». Gemäss der Kabale gibt es zehn «Sephiroth» oder Anfänge, die von Gott herrühren sollen. Sie
scheinen die Äonen der Gnostiker veranlasst zu haben. Auf diese Theorie wurde ein System der Magie gepfropft, das
vor allem im Gebrauch von Wörtern der Schrift bestand, um übernatürliche Wirkungen zu erzeugen.

die «gesunde Lehre» des Wortes als Grundlage hat. Der erste Brief an Timotheus, der uns von der
Aufrechterhaltung der «gesunden Lehre» im Hause Gottes spricht, erwähnt die guten Werke ebenso
oft (2,10; 3,1; 5,10.25; 6,18). In einem wichtigen Abschnitt des zweiten Briefes an Timotheus (2,21)
wird uns gezeigt, dass man sich «zu jedem guten Werke zubereitet», wenn man sich vom Bösen im
Hause Gottes reinigt, d. h. absondert. Nun wird aber diese Wahrheit von den lieben Kindern Gottes
wenig verstanden. Sie sprechen bei jeder Gelegenheit von guten Werken, ohne je das getan zu haben,
was allein sie dazu vorbereiten kann: sich von den Gefässen zur Unehre reinigen. Die guten Werke
haben als Merkmal, dass sie das Ergebnis der Heiligkeit und der Liebe sind. Jesus, der «heilige Knecht
Gottes», der mit «heiligem Geiste gesalbt» worden war, ging wohltuend von Ort zu Ort (Apg 10,38).
Es gab nicht eines der «guten Werke, die Er den Menschen von Seinem Vater zeigte», das nicht ein
Werk der Liebe gewesen wäre. So war es auch bei Seinen Jüngern. Dorkas war «voll dieser guten
Werke». Die Liebe war die innere Triebkraft all ihrer Tätigkeit. In Heb 10,24 kommen die guten
Werke aus der Liebe hervor; sie sind nicht davon zu trennen. So ist es auch mit jenen der heiligen
Witwen in 1. Tim 5,10.
Nach Epheser 2,10 ist der Christ geschaen in Christo Jesu zu guten Werken, aber nicht, um sie nach
seinem Gutdünken zu wählen; denn Gott selbst hat sie «zuvor bereitet», und wir haben nur darin zu
wandeln. Gemäss Heb 13,21 haben sie zum Ziel, Seinen Willen zu tun und ihm wohlgefällig zu sein.
Diese guten Werke, von Gott vorbereitet – nicht durch uns, was ihnen den ganzen Wert nehmen
würde –, haben das Merkmal, dasssie im Namen Jesu Christi getan werden (Apg 4,9–10). Sie geschehen
an Jesus (Markus 14,6), an den Heiligen (Apg 9,36) und an allen Menschen (Gal 6,10), aber sollen immer
für Christum getan werden.
Die Welt kann nichts verstehen von den guten Werken, die für Christus getan werden, denn nicht
nur kennt sie den Herrn nicht, sondern sie ist Sein Feind. Die Salbe der Maria ist Torheit in ihren
Augen; die göttliche Liebe, die das Herz des Gläubigen einerseits zu den Heiligen und anderseits zu
den Verlorenen in der Welt treibt, ist für den natürlichen Menschen toter Buchstabe.
Im Gegensatz zu den guten Werken haben die bösen Werke das Böse als Ursprung und zum Ziel.
Ein Christ, selbst der vorzüglichste, ist in dieser Hinsicht in Gefahr und hat nötig, von jedem bösen
Werke bewahrt zu bleiben (2. Tim 4,18). Die bösen Werke kennzeichnen gewöhnlich die Feinde Gottes
(Kol 1,21).
Die toten Werke sind das Gegenteil der lebendigen Werke. Sie haben nicht das göttliche Leben zum
Ursprung. Sie werden nicht «böse Werke» genannt, aber sie haben keinen Wert für Gott, und da
sie die sündige Natur als Ausgangspunkt haben, ist es notwendig, von ihnen gereinigt zu werden
(Heb 6,1; 9,14). So gut wie die bösen Werke werden sie Gegenstand der Verurteilung sein, die vor
dem grossen weissen Thron über die Menschen ausgesprochen wird.
Wenn es sich um die gute Ordnung im Hause Gottes handelt, so erkennt man sie an den guten
Werken derer, die zu diesem Haus gehören, und nicht an ihrem Bekenntnis. Das Bekenntnis hindert
die Personen, die im 16. Vers unseres Kapitels erwähnt werden, nicht, «greulich und ungehorsam»
zu sein. Gott nahm nicht nur ihr Bekenntnis nicht an, sondern verwarf auch sie selbst.

Kapitel 2
«Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt: dass die alten Männer nüchtern seien, würdig,
besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im Ausharren; die alten Frauen desgleichen in ihrem
Betragen, wie es dem heiligen Stande geziemt, nicht verleumderisch, nicht Sklavinnen von vielem
Wein, Lehrerinnen des Guten; auf dass sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre
Kinder zu lieben, besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, den eigenen Männern
unterwürg zu sein, auf dass das Wort Gottes nicht verlästert werde. Die Jünglinge desgleichen
ermahne, besonnen zu sein, indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst;
in der Lehre Unverderbtheit, würdigen Ernst, gesunde, nicht zu verurteilende Rede, auf dass der
von der Gegenpartei sich schäme, indem er nichts Schlechtes über uns zu sagen hat. Die Knechte
ermahne, ihren eigenen Herren unterwürg zu sein, in allem sich wohlgefällig zu machen, nicht
widerprechend, nichts unterschlagend, sondern alle gute Treue erweisend, auf dass sie die Lehre, die
unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem» (V. 1–10).
«Du aber rede, was der gesunden Lehre geziemt.» Wie wir bereits darauf aufmerksam gemacht haben, ist
jede Ordnung im Hause Gottes, alle christlichen Beziehungen der Glieder dieses Hauses untereinander,
auf die «gesunde Lehre» gegründet, die in der Versammlung gelehrt und festgehalten wird, und
ohne diese gibt es nur Verwirrung und Unordnung. Erklärt dies nicht zu einem grossen Teil die
Abweichungen der Christenheit in den Dingen, womit sich der Titusbrief besonders auseinandersetzt:
bezüglich der Gaben und Ämter, der Rolle der alten Männer und des Platzes der Frauen, alt oder jung,
der Beziehungen der Knechte zu ihren Herren?
Es gibt Dinge, die der gesunden Lehre nicht geziemen, und diese Dinge könnten im Worte Gottes nie
Unterstützung nden. Eine Lehre, wie erhaben sie auch in den Augen der Menschen sein mag, wäre
nicht gesund, wenn sie die Christen nicht anspornen würde zu einem Leben der Heiligkeit und der
praktischen Gerechtigkeit, das den Herrn ehrt. Diese Lehre betrit alle Klassen der Familie Gottes,
aber wir müssen sie vor allem auf uns selbst anwenden, in unserem Leben, unserem Wandel und
unserer Honung.
Die Gesundheit des Körpers ist immer mit dem Gleichgewicht seiner verschiedenen Teile verbunden;
so betreen auch die Dinge, die Titus lehren musste, alle Klassen derer, die zum Leib des Christus
und zum Hause Gottes gehören.
Wie es sich gehört, beginnt der Apostel bei den alten Männern, die eine ehrwürdige Stellung
einnehmen, und deshalb besonders verantwortlich sind, in der Familie Gottes ein Beispiel zu
geben: «dass die alten Männer nüchtern seien, würdig, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, im
Ausharren» (V. 2). Nüchtern (nephalios) hat gewöhnlich eine Beziehung zu Getränken oder anderen
Nahrungsmitteln. So mangelte es bei Isaak in seinen alten Tagen an Nüchternheit, was, zusätzlich zu
den Gebrechen seines Alters, seine geistliche Sicht trübte. Hier jedoch, wie im 1. Timotheus-Brief,

geht es mehr um Nüchternheit im bildlichen Sinn, um einen Geist, der sich nicht durch Leidenschaft
berauschen lässt, weil er sich der Gegenwart Gottes bewusst ist. Gesund im Glauben: Ihre moralische
Gesundheit sollte sich im verständnisvollen Erfassen der Gegenstände des Glaubens zeigen, die
eine gesunde Lehre ihnen vorgestellt hatte, denn mit Glauben ist hier nicht die Aufnahme des
göttlichen Zeugnisses in der Seele, sondern die Wahrheiten, welche das Wort Gottes dem Glauben
vorstellt, gemeint. Wie wir bereits gesagt haben, setzt die Gesundheit ein gutes Gleichgewicht in
allen Dingen voraus. Der erfahrene Christ muss Sorge tragen, dass er in der Belehrung nicht auf
gewisse Dinge, unter denen die den Glauben ausmachen, ein unverhältnismässiges Gewicht legt.
Um nur die wichtigsten Dinge zu nennen, könnte man zum Beispiel den ganzen Akzent auf die
himmlische Stellung des Christen legen, ohne auf seinem Wandel und seinem Betragen zu bestehen,
oder umgekehrt.
Gesund in der Liebe. Das gleiche geistliche Gleichgewicht muss sich in der Bruderliebe zeigen.
Unterschiede zu machen, oder gewissen Gliedern des Hauses Gottes gegenüber andern den Vorzug zu
geben (es handelt sich hier nicht um die Liebe für Christum, die selbstverständlich keine Abmessung
erlaubt), das ist nicht gesund sein in der Liebe.
Gesund im Ausharren. Hier könnte sich der Mangel an Gesundheit in einer gewissen Gleichgültigkeit
in der Prüfung zeigen was bei alten Männern oft der Fall ist – oder in einer gewissen Abstumpfung
gegenüber dem nahen Kommen des Herrn.
All das, zusammen mit Würde und Besonnenheit [Der Ausdruck besonnen in den Versen 2,5,6 und 12
könnte übersetzt werden roh: sich selbst mässigen und in der Gewalt haben.] gibt den Eindruck von
grosser Ausgeglichenheit im praktischen Leben der alten Männer und könnte nicht verwirklicht
werden ohne die Nüchternheit, welche die Grundlage ihres ganzen Betragens bilden muss. Auf diese
Weise werden sie zu erfahrenen Männern, bei denen man Rat holt, und die zum Wohlbenden und
zur guten Ordnung der ganzen Familie Gottes beitragen.
«Die alten Frauen desgleichen in ihrem Betragen, wie es dem heiligen Stande geziemt.»
Sie müssen in allen Dingen, in ihrem Wesen, ihrer Erscheinung, ihrem Äusseren, eine passende
Haltung einnehmen, der besondere Schmuck der Frau; aber diese Haltung muss den Charakter
innerer Heiligkeit widerspiegeln. Diese Ermahnung ist in Übereinstimmung mit dem, was uns in
1. Tim 2,9–10 und 1. Pet 3,2–5 von der christlichen Frau gesagt wird. Das Fehlen jeglichen weltlichen
Einusses soll sie in erster Linie charakterisieren.
Nicht verleumderisch. Sie müssen ihre Zunge im Zaum halten, übles Nachreden über den Nächsten
vermeiden – eine besonders gefährliche Falle für ihr Geschlecht.
Nicht Sklavinnen von vielem Wein. Das ist eine Gefahr für alte Frauen, welche im Hinblick auf ihre
abnehmende Gesundheit zu diesem Mittel Zuucht nehmen, Wenn sie nicht genügend achtgeben auf
sich selbst, verfallen sie in diese Sklaverei, deren der Feind sich zu ihrem moralischen Schaden bedient
und um sie daran zu hindern, einen heilsamen Einuss auf ihre Umgebung auszuüben. Eine solche
Gebundenheit ist um so gefährlicher für die Frau, als ihr Gewissen ihr zeigen wird, wie unpassend
solche Gewohnheiten sind und sie deshalb versuchen wird, diese zu verbergen. So verfällt sie in
Heuchelei.

Es besteht ein kleiner Unterschied zwischen Sklavinnen sein und dem Wein ergeben sein, wie uns
von den Aufsehern und Dienern in 1. Tim 3,3.8 gesagt wird. Ergeben bezeichnet vielleicht eine
Neigung, die man nicht zu verbergen sucht, etwas ganz anderes, als sich berauschen (Eph 5,18), was
eine Entwürdigung ist. In 1. Tim 3,8 ist das kleine Wort «vielem», das bei den Aufsehern in V. 3 fehlt,
bei den Dienern hinzugefügt. Dieses kleine Wort lehrt uns folgendes: je wichtiger die Funktionen im
Hause Gottes, um so grösser die Verantwortung, alles zu meiden, was einer gesunden Einschätzung
alles dessen, was die Verwaltung des Hauses Gottes betrit, hinderlich sein könnte.
Lehrerinnen des Guten; auf dass sie die jungen Frauen unterweisen. . . Hier sind es die alten Frauen, die
lehren sollen. Sie lehren in dem einzigen Bereich, worin die Frau es tun soll: im Hause. Sie müssen das
Gute lehren, was sich geziemt, aber nie Männer unterweisen. Ihr Tätigkeitsbereich im Hause ist viel
mannigfaltiger als das Lehren, denn er kann sich auf alle beziehen, auf Männer, alte Leute, Frauen
und Kinder, Kranke, Arme, Ausgestossene; aber wenn es sich um das Lehren handelt, ist es auf die
Frauen beschränkt. «Ich erlaube aber einem Weibe nicht, zu lehren», sagt der Apostel, «noch über
den Mann zu herrschen, sondern still zu sein» (1. Tim 2,12). Das Lehren der alten Frauen hat zum
Ziel, dass die jungen Frauen in ihrem Leben ein vollständiges Zeugnis von der Belehrung des Wortes
darstellen. Mit dem Wort «vollständig» spielen wir an auf die nachfolgenden sieben Ermahnungen
an die jungen Frauen.
Die Zahl sieben kommt immer wieder vor in diesem Brief, und wir haben schon davon gesprochen.
Sie bedeutet im Worte immer etwas Vollständiges, sei es gut oder böse, auf geistlichem Gebiet.
Kapitel 2, ab Vers 4
Die jungen Frauen sollen also unterwiesen werden, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben,
besonnen, keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, den eigenen Männern unterwürg zu sein,
auf dass das Wort Gottes nicht verlästert werde. Die Belehrung an die jungen Frauen empehlt in erster
Linie «zu lieben», vorab Liebe zu üben im engsten Familienkreis. Der Ehemann hat den ersten Platz
in der rechtmässigen Zuneigung der Frau. Es kann in der christlichen Familie vorkommen, dass die
Liebe der Frau zu ihren Kindern den Vorrang hat, was dann die Liebe, die sie ihrem Mann schuldig
ist, unterdrückt. Die gesunde Unterweisung stellt alles an seinen Platz.
Besonnen sein. Dieses Wort bedeutet Mässigung, Bescheidenheit, Zurückhaltung, Selbstbeherrschung.
Mangel an Zurückhaltung, selbst in den rechtmässigsten Zuneigungen, könnte in der Tat vorkommen,
und das könnte den Gott gemässen Charakter der Zuneigungen in der Familie gefährden. Keusch. Die
Keuschheit ist die notwendige Begleitung und die Folge der Zurückhaltung; denn es handelt sich hier
um die Beziehungen der jungen Frau im intimsten Kreis. Die eischliche Leidenschaft gegenüber
ihrem Mann hat darin keinen Platz; und gegenüber den Kindern ist eine strenge Überwachung
notwendig, damit keine unreine Neigung geduldet wird.
Mit häuslichen Arbeiten beschäftigt. Das Haus ist, wie wir gesagt haben, der Bereich, welcher der
Frau zugeteilt ist. Dieser Bereich ist unendlich mannigfaltig, aber untersagt der christlichen Frau
absolut, in den öentlichen Bereich einzugreifen. Sie würde dadurch (und wie oft ist das leider
heutzutage der Fall!) ihren eigentlichen Charakter, nach den Grundsätzen der Regierung Gottes,
verlieren. Überall da, wo es sich um das Haus handelt, und zwar im weitesten Sinn dieses Wortes, hat
die Frau somit ihren Platz: zeitliche und geistliche Fürsorge, Gebet, Lesen des Wortes, Ermahnung,

Evangelisation, sogar Belehrung, (z. B. Apg 18,26), wenn sie dabei nicht über ihre Grenzen hinausgeht,
geistige und materielle Ordnung, Wohltätigkeit, Sorge um alte Leute, Kinder, Kranke und noch
vieles andere, all das gehört zum Wirkungsbereich der Frau. In unserem Abschnitt handelt es sich
für die jungen Frauen vor allem um die Fürsorge in ihrem eigenen Haus. Ihr Wirkungskreis wird
sich mit zunehmendem Alter erweitern, ebenso wie der Kreis des jungen Mannes. Wir haben darin
ein Beispiel in den heiligen Frauen, die dem Herrn nachfolgten und ihm dienten mit ihrer Habe
(Lukas 8,1–3). Die «häuslichen Arbeiten» beziehen sich hier auf materielle Fürsorge, und wir haben
eben gesehen, dass diese nicht vor allen andern den Vorrang haben; aber vom christlichen Standpunkt
aus gesehen, sind sie keineswegs unwichtig. Die Ordnung im Hause Gottes lässt keine Unordnung im
Hause Seiner Kinder zu. Es gibt eine Gott gemässe Ordnung, welcher sich Kinder und Dienstboten,
unter der Leitung der Frau, unterwerfen müssen; in diesem verkleinerten Bereich des Hauses Gottes
gilt es Ordnung zu halten, auszuteilen, Kleider auszubessern. für Nahrung und die verschiedenen
Bedürfnisse aller besorgt zu sein. In allen diesen Dingen ist uns das wackere Weib der Sprüche als
Vorbild gegeben (Sprüche 31,10–31).
Gütig. Die Güte erweist sich in Mitleid, Aufopferung und Hilfsbereitschaft für andere und wird hier
angeführt als Mittel gegen den Egoismus, der durch die Sorge um das eigene Haus hervorgebracht
werden könnte. Die Güte wendet sich in der Tat an alle, ohne Unterschied, und ist bemüht ihnen zu
helfen. Den eigenen Männern unterwürg. Die Unterwerfung kommt an letzter Stelle, sozusagen als
Krönung der Eigenschaften der jungen Frau. Diese schöne Ausgeglichenheit in allen Dingen kann
nicht bestehen ohne Selbstverleugnung und Abhängigkeit von der Autorität, welcher die Frau von
seiten Gottes unterstellt ist. Das heisst für sie, sozusagen, durch Vermittlung des Mannes, welcher
das Haupt der Frau ist, Gott unterwürg sein, welchem er selbst unterworfen ist.
Alle diese Dinge zusammengefügt verhindern, dass die Frau eine dieser Eigenschaften überbetont,
zum Nachteil des christlichen Lebens, wie im Fall von Martha, die «besorgt um viele Dinge» im
Hause, die Gemeinschaft mit dem Herrn und Seinem Wort vernachlässigte. In einem Wort, diese
Zusammenfügung ist es, was der Frau die Kraft gibt, das Gleichgewicht in allen Teilen ihres Zeugnisses
zu bewahren.
Auf dass das Wort Gottes nicht verlästert werde. Wie wir hier sehen, gehört diese ganze Ordnung,
selbst die materielle, zum christlichen Zeugnis. Die Welt, die sie sieht, ndet so keinen Anlass, wegen
Unordnung im christlichen Haus das Wort Gottes zu verlästern, indem sie dieses für das Böse
verantwortlich macht. Die Autorität des Wortes kann nicht in Frage gezogen werden, wenn man
dessen Früchte sieht. So sehen wir in diesem Kapitel die grosse Wahrheit immer wiederkehren, dass
die gesunde Lehre die Basis der ganzen Praxis des christlichen Lebens bildet.
Die Jünglinge desgleichen ermahne, besonnen zu sein. Die Jünglinge zu ermahnen ist keinesfalls die
Aufgabe der alten Frauen, sondern ist Titus anvertraut. Die einzige Ermahnung, die den Jünglingen
gegeben wird (im Gegensatz zu den sieben Ermahnungen an die jungen Frauen) ist Besonnenheit,
d. h. gesunder Sinn, Selbstzucht (siehe Fussnote zu 2. Tim 1,7), denn, wie wir sehen werden, hatten sie
in allen Dingen Titus und seinen Wandel in ihrer Mitte zum Vorbild. Deshalb wird von ihm gesagt:
indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst. Nichts durfte fehlen, und das wollte
viel heissen, im praktischen Leben des Abgeordneten des Paulus. Wir haben uns schon weitgehend
damit befasst, was «die guten Werke» bedeuten. Sie sind die sichtbaren Kennzeichen des Glaubens

und der Liebe, wie wir es in 1. Thess. 1,3 sehen. Die Ermahnungen des Titus, der selbst jung war,
an die Jünglinge mussten von seinem eigenen Beispiel begleitet sein; ohne dieses wären sie wertlos
gewesen. Aber nebst diesem Beispiel war er dazu berufen zu lehren:
In der Lehre Unverderbtheit, würdigen Ernst, gesunde, nicht zu verurteilende Rede, auf dass der von der
Gegenpartei sich schäme, indem er nichts Schlechtes über uns zu sagen hat.
Die Lehre des Titus musste drei Merkmale haben:
1. Unverderbtheit in der Lehre. Es ist wichtig, dass die Lehre nicht mit zweifelhaften und fremden
Elementen vermischt wird, Diese schlechten Zusätze könnten die Hörer dazu führen, die
gesunden Teile der Lehre zu verwerfen, oder das Ganze ohne Unterscheidungsvermögen
anzunehmen und selbst zu Verbreitern des Irrtums zu werden. Je weniger die Autorität dessen,
der die Lehre bringt, bestritten ist, um so ernster ist die zuletzt erwähnte Gefahr.
2. Würdiger Ernst in der Lehre. Diese Eigenschaft fehlt heute oft in der Predigt, in der man, um die
Aufmerksamkeit anzuziehen, versucht, Eindruck zu erzeugen, die Einbildung anzusprechen,
die Neugier zu wecken. Solche Gewohnheiten, derart leichtfertige oder unpassende Worte,
zerstören die heilsame Wirkung der Wahrheit und nehmen ihr den göttlichen Charakter. Sie
machen den Redner ungeeignet, und er verliert so das Recht, ein «Ausspruch Gottes» für die
Hörer zu sein.
3. Gesunde, nicht zu verurteilende Rede. Wer lehrt, wird immer Kritiker haben, und zwar häug in
den Reihen treuer Brüder, die seine Worte genau überprüfen, um Unrichtiges als Widerspruch
zur gesunden Lehre zu verurteilen. Der «Lehrer» soll keinen Anlass zum Widerspruch geben.
Worte, die zu wenig abgewogen und nicht wohlbegründet sind, kommen oft aus dem Wunsch,
Neuheiten zu bringen, die den Redner hervorheben. Derartige Aussprüche werden zu einer
Wae in der Hand Übelgesinnter, um den, der lehrt, anzugreifen und blosszustellen. Wenn sein
Wort «gesund» ist, so hat es Kraft in sich; man verurteilt kein Heilmittel, das denen, die es
nehmen, Gesundheit bringt. Wer unser Reden angreift, ist dann gezwungen, sich beschämt
zurückzuziehen, ohne einen annehmbaren Vorwand zum Widerspruch gefunden zu haben.

Die Gnade Gottes unterweist uns. . .
Henri Rossier
Die Gnade Gottes unterweist uns. . . (H.R.) Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Kapitel 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Kapitel 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Bibelstellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33