Remmers Arend, Das Neue Testament im Überblick

05/18/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Der vorliegende Band bietet zu jedem der 27 Bücher des NT eine knappe Einleitung mit den wesentlichen Informationen über den Verfasser, die Entstehungszeit und den Zweck des jeweiligen Buches sowie eine gegliederte Inhaltsangabe, um den Zugang zum Verständnis der Botschaft zu erleichtern.

Weitere Hilfen bieten eine vergleichende Übersicht über die vier Evangelien, Aufstellungen über alttestamentliche Zitate im NT, ein Stichwortverzeichnis s0wie Karten und Abbildungen.

18 Markus 19
Das Evangelium nach Markus
16 Kapitel
1. Verfasser und Entstehungszeit
Nur ein Mann im NT trägt den Namen Markus, und ihm wird bereits seit dem Anfang des 2. Jh. das gleichnamige Evangelium zugeschrieben. Dieser Markus, der eigentlich Johannes hieß, war der Sohn einer Maria, die in Jerusalem ein Haus besaß (Apg 12,12). Dorthin ging Petrus, als er aus dem Gefängnis befreit worden war. Johannes-Markus war auch ein Neffe (oder Vetter) des Barnabas, der zeitweilig ein Begleiter des Apostels Paulus war (Kol 4,10), und er wurde von diesen beiden als Diener mit auf ihre erste Missonsreise genommen (Apg 12,25; 13,5). Aber in Perge verließ der wohl noch junge Mann Markus sie und ging nach Jerusalem zurück (Apg 13,13). Als Bamabas seinen Verwandten auch auf die zweite Reise mitnehmen wollte, verweigerte Paulus seine Zustimmung, so daß eine Trennung erfolgte (Apg 15,3739). Erst ca. 12 Jahre später tauchte der Name des inzwischen wohl gereifteren Markus in den Briefen an die Kolosser und an Philemon wieder auf (Kol 4,10; PhIm 24). Er befindet sich jetzt in Rom bei dem gefangenen Paulus. Im zweiten Brief an Timotheus bittet der Apostel kurz vor seinem Tode, diesen jetzt nützlichen Diener mitzubringen (2. Tim 4,11). Zum letzten Mal wird Mai kus in 1. Petrus 5,13 erwähnt. Hier nennt Petrus ihn seinen Sohn, wohl um das innige geistliche Verhältnis zu Markus anzudeuten.
Nicht nur Paulus, sondern auch Petrus besaß also eine besonders enge Beziehung zu Markus. Nach sehr alten Überlieferungen soll Markus das nach ihm genannte Evangelium auf der Grundlage von Predigten und Mitteilungen des Petrus in Rom für die Gläubigen dort geschrieben haben. Die Benutzung verschiedener lateinischer Worte, die Gewohnheit, jüdische Begriffe zu erklären, das seltene Vorkommen alttestamentlicher Zitate und der prägnante, lebendige Stil werden teilweise bis heute als Beweismaterial für diese These angeführt. Für das rechte Verständnis des
Evangeliums ist die Kenntnis dieser Überlieferungen jedoch nicht erforderlich. Dafür ist die eingehende Beschäftigung mit Inhalt und Aufbau dieses vom Heiligen Geist inspirierten Bibel-
buches maßgeblich. .
Über die Zeit der Abfassung läßt sich nichts Genaues sagen. Die Meinungen der Forscher schwanken zwischen den Jahren 55 und 70 n. Chr.

2. Thema und Zweck der Niederschrift
Das Evangelium nach Markus ist das kürzeste und in der Art der Darstellung das gedrängteste. Markus gibt nicht so sehr die Lehren, sondern die Taten des Herrn wieder. Oft gebraucht Markus in seinen Berichten das Präsens statt einer Vergangenheitsform. Besonders auffällig ist das über vierzigmal vorkommende Wort eutheös (alsbald, sogleich). Weder der Stammbaum noch die Geburt Jesu wird erwähnt. Bereits im ersten Kapitel beginnt Markus seinen Bericht über den Dienst des Herrn.
Viel häufiger als in den anderen Evangelien zieht der Herr Jesus sich in die Stille zurück (Mk 1,12.35; 6,31.46; 7,17.24; 9,2; 11,19). Besonders oft erwähnt Markus, daß Er nicht wollte, daß Seine Taten bekannt wurden (Mk 1,34.44; 3,12; 5,43; 7,36; 8,26.30; 9,9.30).
Kein einziges Mai nennen die Jünger Jesus „IIerr' und nur siebenmal wird Er „Christus" (Gesalbter) genannt.
Alle diese Eigenarten zeigen uns, daß das Thema dieses Evangeliums die Darstellung Christi als Knecht Gottes ist. Er war nicht nur der verheißene König Israels, wie im Evangelium nach Matthäus, sondern auch der wahre Knecht des HERRN (vgl. Jes 42,1-9; 49,1-6; 52,13-15; Sach 3,8). Nach Seinen eigenen Worten ist Er nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und Sein Leben zu geben als Lösegeld für viele (Mk 10,45).
Der Herr Jesus wird im Evangelium nach Markus jedoch auch als der wahre Prophet vorgestellt (vgl. 5. Mo 18,15). Als solcher verkündigte Er die gute Botschaft Gottes, das Evangelium. Dieses Kernwort kommt bei Markus achtmal vor, bei Matthäus viermal, bei Lukas (außer in dem griechischen Verb „evangelisieren") und Johannes überhaupt nicht. Seinen Dienst als Prophet, der das Wort Gottes mit Autorität verkündet, umschreibt der Herr in Markus 1,38 mit den Worten: „Laßt uns anderswohin in die nächsten Flecken gehen, auf daß ich auch daselbst predige; denn dazu bin ich ausgegangen".

Der Knecht Gottes ist auch der leidende Knecht. Im Verhältnis zur Länge des Evangeliums nimmt der Bericht über das Leiden und Sterben des Herrn bei Markus einen verhältnismäßig großen Raum ein. Viermal kündigt der Herr den Jüngern Sein bevorstehendes Leiden an: Markus 8,31; 9,12.31; 10,32-34.
Aus der Übersicht „Vergleich der vier Evangelien" (5. 39) ist zu entnehmen, daß Markus im Unterschied zu den beiden anderen Synoptikern die Ereignisse mehr in ihrer chronologischen Reihenfolge wiedergibt.
3. Besonderheiten
a) Eigenstücke des Markusevangeliums
Obwohl Markus das kürzeste aller Evangelien schrieb, berichtet er verschiedene Tatsachen, die in den anderen Evangelien nicht vorkommen. Dabei sind besonders zu nennen
zwei Wunder:
- der Taubstumme in Dekapolis (Mk 7,31-37) - der Blinde in Bethsaida (Mk 8,22-26)
zwei Gleichnisse:
- die von selbst wachsende Saat (Mk 4,26-29) - Aufruf zur Wachsamkeit (Mk 13,34-37).
b) Die Person des Markus
Markus war in seiner Jugend ein untreuer Diener. Gerade er wurde vom Herrn beauftragt, Sein Leben als der treue Diener Gottes aufzuzeichnen
Nur Markus berichtet in Kapitel 14,51-52 die Episode von einem Jüngling, der dem Herrn Jesus bei dessen Gefangennahme folgte und, als die Männer auch ihn ergreifen wollten, nackt vor ihnen floh. Eine alte Überlieferung will in diesem jungen Mann Markus selbst sehen.
c) Der Schluß des Markusevangeliums
Über die letzten Verse des Markusevangeliums (Kap. 16,9-20) ist viel diskutiert worden. Er fehlt nämlich in einigen der alten griechischen Handschriften des NT (Cod. Sinaiticus und Vaticanus). Andere Handschriften wiederum enthalten einen kürzeren Schluß. Trotz aller Kritik haben auch die Herausgeber der wissenschaftlichen Ausgabe des griechischen NT, Nestle-Aland26, die Verse 9-20 - wenn auch in doppelten Klammern (d. h. von ihnen zwar als sehr alt, aber nicht als ursprünglich betrachtet) - im Text stehen. Da dieser Abschnitt in den meisten griechischen Handschriften und alten Übersetzungen jedoch enthalten ist, besteht wohl kein Zweifel daran, daß er seinen jetzigen Platz bereits hatte, bevor die Handschriften, die ihn auslassen oder in Frage stellen, entstanden sind. Von den verschiedenen Forschern, die diesen Abschnitt dennoch als nicht ursprünglich ansehen, werden auch inhaltliche und stilistische Gründe für ihre Auffassung geltend gemacht. Diese sind jedoch im vergangenen Jahrhundert u. a. von H. Olshausen, J. P. Lange, J. W Burgon, C. E Keil und W Kelly und in jüngster Zeit von W R. Farmer und J. van Brng-gen m. E. hinreichend widerlegt worden.

4. Inhaltsübersicht
L Markus 1,1-13, Einleitung: Das Kommen des Knechtes Gottes IL Markus 1,14 - 3,6: Der Anfang Seines Dienstes in Galiläa
Kapitel 1,14-45 Taufe Jesu, Berufung der ersten Jünger und erste Taten
Kapitel 2,1-3,6 Heilungen und Fragen der Pharisäer
III. Markus. 3,7 - 10,52, Hauptteil: Der Dienst des Knechtes und Propheten Gottes
Markus 23
Kapitel 15 Verurteilung, Kreuzigung und Tod Christi
V Markus 16,1-20, Schluß: Die Vollendung des Knechtes Gottes
Kapitel 16 Auferstehung, Sendungsbefehl und Himmel-
fahrt Christi
Kapitel 3,7-35 Kapitel 4 Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7 Kapitel 8
Heilungen und Reden
Verschiedene Gleichnisse; Stillung des Sturms Heilung des Besessenen und der blutflüssigen Frau; Auferweckung der Tochter des Jairus Aussendung der Zwölf; Tod Johannes' des Täufers; Speisung der Fünftausend; Jesus auf dem See
Jesus tadelt die Pharisäer, heilt die Tochter der Syro-Phörli7ierin und den Taubstummen Speisung der Viertausend; Warnung vor dem Sauerteig; der Blinde in Bethsaida; das Bekenntnis des Petrus und erste Leidensankündigung Jesu Verherrlichung; die Ohnmacht der Jünger; Rede über Demut und Vergebung Über die Ehescheidung; der reiche Jüngling; Bartimäus
Kapitel 9 Kapitel 10
IV Markus 11,1 - 15,47: Ende Seines Dienstes in Jerusalem
Kapitel 11 Einzug in Jerusalem und Tempelreinigung; der unfruchtbare Feigenbaum
Kapitel 12 Die bösen Weingärtner; die Pharisäer, Sadduzäer und Schriftgelehrten
Kapitel 13 Jesu Endzeitrede auf dem Ölberg
Kapitel 14 Jesu Salbung in Bethanien, das letzte Passahmahl, Gethsemane und Gefangennahme

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