Rossier Henry

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Könige

Rossier Henry, Die symbolische Sprache der Offenbarung

05/19/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Man hat schon oft daran gedacht, die symbolische Sprache der Offenbarung zu deuten. Wie nützlich es ist, das zu unternehmen, hat schon viele überrascht. Die Deutung selbst aber bot zahlreiche Schwierigkeiten: man bedenke nur, daß es unmöglich ist, ein Symbol durch eine Definition zu umschreiben. Ein Symbol enthält - wie jemand gesagt hat - "einen unbegrenzten Gedanken in einer begrenzten Form". Ohne solche Symbole wären wir nicht in der Lage, eine ungeheure Fülle von Wahrheiten zusammengefaßt, gleichsam auf einmal, zu überblicken. 

Fast alles in der Offenbarung ist Symbol. Denken wir nur an das Lamm, die Ältesten, das Weib und den männlichen Sohn, die Hure, die beiden Zeugen, die 144 000, die vier lebendigen Wesen, die zwei Tiere, Babyion, das neue Jerusalern, usw. Das Symbol hat eine unbegrenzte Bedeutungsweite, denn es stellt den Gedanken Gottes zu einer bestimmten Sache in seiner Vollständigkeit dar. Deshalb muß es sich unserem menschlich begrenzten Deutungsversuch entziehen. 

Das braucht jedoch nicht zu gelten für die bildlichen Elemente, aus denen das Symbol sich zusammensetzt. Diese einzelnen Elemente können meistens so ausreichend erklärt werden, daß sie uns ein tieferes Verständnis dessen ermöglichen, was uns der Heilige Geist als abgerundetes Ganzes vor Augen stellt.

Wir wollen das an einem Beispiel erläutern. Wir brauchen kein Symbol, um uns klarzumachen, was ein Thron ist. Neben seiner materiellen Bedeutung ist ein Thron für jedermann das Kennzeichen der Königsherrschaft.
Das ist soweit höchst einfach. Aber schlagen wir einmal Offenbarung 4 auf; da finden wir einen Thron "in dem Himmel" und eine geheimnisvolle Person, die auf dem Thron sitzt. Der Thron erscheint als Mittelpunkt eines Rades, dessen Umfang von einem Regenbogen gebildet wird, der in einer einzigen Farbe erstrahlt. Vierundzwanzig Throne sind mit dem Thron im Mittelpunkt verbunden wie die Speichen eines Rades.

Weitere Personen sitzen darauf, von anderem Ansehen als die erste. Aus dem Thron im Mittelpunkt gehen Blitze und Stimmen und Donner hervor; vor ihm brennen sieben Feuerfackeln und breitet sich ein gläsernes Meer aus. Vier lebendige Wesen, zum Throne gehörig, sind inmitten des Thrones und um ihn her. Ihre gemeinsamen Merkmale, ihre Worte und ihre Besonderheiten werden uns beschrieben. Johannes hört (in Kap
5, 5) von dem Löwen, der aus dem Stamme Juda ist, und was er dann (in Vers 6) sieht, ist ein Lamm inmitten des Thrones.

Alle diese Züge zusammen bilden den symbolischen Thron. Unsere geistliche Erkenntnis ist unvollkommen und beschränkt. Sie vermag dieses Symbol nicht zu durchdringen oder völlig zu überschauen. Das Symbol ist göttlich, und deshalb übersteigt es unsere Erkenntnis. Die Deutung seiner verschiedenen Bestandteile aber erlaubt uns, bis zu einem gewissen Grad in die unbegrenzte Tiefe des Symbolganzen einzudringen, und eben das wollen wir hier versuchen, mit der Hilfe des Geistes Gottes und in Abhängigkeit von Ihm.

Noch eine grundlegend wichtige Bemerkung. Die Deutung der symbolischen Sprache ist nicht Sache der Willkür oder der Mutmaßungen des menschlichen Verstandes. Das Wort Gottes genügt immer sich selbst. Es bildet den Ausgangspunkt und die Grundlage dieser Deutung. Fehler, die wir eindringen lassen könnten, entspringen immer einer unvollkommenen Schriftkenntnis. Deshalb geben wir in jedem Einzelfall eine Auswahl der Schriftstellen, von denen wir unsere Erklärung herleiten. Die Anzahl der Stellen ist größer oder kleiner, je nach der Bedeutung des Gegenstandes.

Unter den Schwierigkeiten, mit denen wir auf Schritt und Tritt zu tun haben, ist eine, deren Gewichtigkeit nicht übersehen werden darf. Wenn es so ist, wie wir gezeigt haben, daß nämlich das Symbol seinem ureigenen Wesen entsprechend sicH nicht durch die Deutung eines einzelnen Wortes erfassen läßt, so gilt diese Feststellung, wenn auch nicht durchgängig, ebenso für die symbolische Sprache überhaupt. Um dies aufzuweisen, brauchen wir nur den ersten zu deutenden Begriff des ersten Kapitels zu betrachten. Das Wort "Engel" hat eine völlig andere Bedeutung als der Ausdruck "sein Engel". Und diesen Ausdruck gilt es also zu bestimmen. Deshalb müssen wir in unserer Deutung oft einen ganzen Satz anführen. Der Leser wird daraus folgenden Schluß ziehen müssen: eine solche Arbeit, bereits unvollkommen durch die Unzulänglichkeit ihres
Verfassers, muß lückenhaft bleiben. Denn auch bei einem an scheinend noch so einfachen Gegenstand flechten sich überaus viele zusätzliche Gedanken ein, die wir nicht alle aufzeigen
können.

Der Herr möge diese kleine Schrift dennoch segnen, zum Nutzen für solche, die angesichts der Gefahren des gegenwärtigen Zeitlaufs wachsam sind und sich von der "prophetischen Lampe" führen lassen wollen inmitten der zunehmen den Finsternis.

Kapitel I, 1-4

Die symbolische Sprache der Offenbarung

Kapitel 1
Vers 1. - Sein Engel.
Der Engel Jesu Christi ist der "Engel Jehovas" im Alten Testament1), der mystische Stellvertreter Seiner Person, die noch keinen menschlichen Leib angezogen hat. Dem Engel werden verschiedenartige Aufträge zugewiesen. In der Offenbarung offenbart er den Herrn in Seinen Wegen, noch bevor ER persönlich und öffentlich erscheint.
I) 2. Mo 3, 2; 23,23. Ri 2, 1. 4; 6, 12; 13, 3. 6; 2. Kön I, 3. 15; Sach 3, 1. 3.
Vers 2. - Das Zeugnis lesu Christi.
Der Geist der Weissagung (Prophetie) und die Worte, die in diesem Buch enthalten sind.
Offb I, 2. 9; 11, 7; 12, 11.17; 19, 10; 20, 4; 22, 18.
Vers 4. - der da ist und der da war und der da kommt.
Der da ist: Seine eigentliche Natur, Sein Wesen, immer gegenwärtig und immer derselbe.
Bemerkung: Die Abkürzung S. ("Siehe") verweist auf eine schon gegebene Erklärung. Die Abkürzung Vgl. ("vergleiche") gibt Stellen an, die zwar keine eigentliche Deutung des vorliegenden Begriffs liefern, die ihn aber immerhin aufhellen oder zumindest durch Gegensätze deutlicher machen.

Kapitel 1,4-10,11
Der da war: "der da ist" in der Vergangenheit. Der da kommt: "der da ist" in der Zukunft, wenn Er Seine Königsherrschaft in der Person des Messias antreten wird.
(Mk 11, 10; Mt 11, 3; Mal 3, 1; Hebr 10, 37).

Die sieben Geister, die vor seinem Throne sind.
In Kap. 4, 5 werden sie beschrieben als die "sieben Feuerfackeln", die "vor dem Throne" brennen, in Kap. 5, 6 als die "sieben Augen" des Lammes. Sieben ist die höchste einstellige Primzahl, die Zahl der Fülle, d. h. einer in sich vollendeten Sache, sei es die Fülle des
Guten2) oder des Bösen. Ihr ist nichts mehr hinzuzufügen. Zugleich ist sieben die Einheit in der Verschiedenartigkeit (1. Kor 12,4). Diese Zahl wird im Wort häufiger als jede andere verwendet. Sie kehrt 45 mal in der Offenbarung wieder, z. B.
1,4.12.16; 5, 1.6; 8, 1. 2; 10, 3; 15, 1; 16,1. Die Zahl sieben wird oft in vier und drei zerlegt. Drei ist die göttliche Zahl, vier die des Menschen, der Welt oder der ganzen Schöpfung
(so gibt es 4 Königreiche (Dan 2), 4 Flüsse, 4 lebendige Wesen, 4 Ecken der Erde (7, I), 4 Winde des Himmels, 4 Reiter (Kap. 6), 4 Evangelien). 4 und 3 zeigt so das Walten Gottes in der
Schöpfung.

Hieraus schließen wir, daß sieben die Zahl der Fülle ist, auch in bezug auf die Regierung Gottes. Demgemäß finden wir gewöhnlich 7 erforderliche Eigenschaften bei solchen, denen die Verwaltung des Hauses Gottes anvertraut ist.
2) 1. Mo 2, 2.3; 7, 2.3; 2. Mo 12, 15; 29, 30.35; 3. Mo 4,6; 14, 16; 16, 14; 23, 15. 34; 25, 8; Jos 6, 4; 1. Sam 2, S;    2. Kön 5, 10; Ps 12, 6; Mt 18, 22; Lk 11, 26.
Sieben Geister: Die Fülle des Heiligen Geistes. Sieben Geister, "die vor seinem Throne sind". Die Geistfülle, oder besser die Einheit des Geistes und gleichzeitig Seine Vielfalt, gemäß wel
cher Gott die Erde regiert. In Jesaja 11, 2 ruht diese Fülle mit ihrer siebenfältigen Auswirkung auf Christus.
Vers 7. - Die Wolken.
Die Engel, im Gegensatz zu "die Wolke" (Einzahl, s. Kap. 10,1)
Vers 10. - hinter mir.
Die Geschichte der sieben Versammlungen gehört zu "dem,
was ist", aber der Apostel erblickt dies hinter sich, während er..

Format:    18 x 11 cm
Seiten:    66
Verlag:    Ernst Paulus
Erschienen:    1972
Einband:    Taschenbuch

Das erste Buch der Könige Einleitung R.H Brockhaus 1907

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger


Das zweite Buch Samuel schildert die E r r i c h t u n g des israelitischen Reiches durch David;BN405-40.jpg?1673102115378 der Anfang des ersten Buches der Könige zeigt uns dieses Reich endgültig errichtet durch Salomo. Es ist zu beachten, daß die Regierung Salomos mit der Regierung Davids ein zusammenhängendes Ganzes bildet. Der Tod des alten Königs bringt nicht einmal eine augenblickliche Unterbrechung hervor, da Salomo sich schon bei Lebzeiten Davids auf den Thron seines Vaters setzte. Es handelt sich nämlich, vorbildlich, um eine einzige zusammenhängende Regierung, die zwar, entsprechend dem einen oder dem anderen ihrer Abschnitte, scharf getrennte Charakterzüge darbietet, aber doch beide zu einer unzertrennlichen und völligen Einheit verbindet.

 

Will man diese Regierung in ihrer Gesamtheit betrachten, so beginnt sie mit der Verwerfung des wahren Königs Israels (l. Buch Samuel); sie festigt sich, nach dem Siege, inmitten der Streitigkeiten des Volkes und der Kämpfe mit äußeren Feinden (2. Buch Samuel) und besteht in Frieden, Gerechtigkeit und Herrlichkeit im Anfang des Buches, das uns jetzt beschäftigt. Dieser Bericht, wie ja überhaupt das ganze Wort Gottes, richtet unsere Blicke auf Christum und stellt uns Seine Regierung in allen ihren unterschiedlichen Abschnitten dar. Als Messias verworfen, betritt Er zur Zeit des Endes aufs neue den Schauplatz, sammelt nach und nach Juda und die Stämme Israels unter Sein Zepter und dehnt durch Gerichte, aber auch in Gnade, Seine Herrschaft über die Völker aus bis zur schließlichen Errichtung Seines allumfassenden tausendjährigen Königtums. Er genießt dann in Frieden und Gerechtigkeit Seinen Triumph und läßt Sein irdisches Volk daran teilnehmen.

 

So finden wir in diesen Büchern die Darstellung der ganzen Ratschlüsse Gottes über das irdische Erbe des Messias, des Gesalbten Jehovas, des wahren David und wahren Salomo. Mit Ausnahme des Abschnittes über die Drangsale Davids haben diese Ratschlüsse ihre Erfüllung noch nicht gefunden; sie werden jedoch im Tausendjährigen Reiche verwirklicht werden, wenn der Herr auf Seinem Throne sitzen wird als König Israels und der Nationen, als König der Gerechtigkeit und des Friedens, als der wahre Melchisedek, der Priester in Ewigkeit.

 

Indes stellen diese Bücher noch einen anderen, sehr wichtigen Charakterzug dar, dessen Außerachtlassung uns beständig in die Gefahr bringen würde, die Vorbilder, denen wir in ihnen begegnen, falsch anzuwenden. Wir haben auf diesen Charakterzug schon bei der Betrachtung des zweiten Buches Samuel hingewiesen: der von Gott eingesetzte König ist ein verantwortlicher Mensch. Diese Verantwortlichkeit, die auf Christo ruhen wird mit all ihren herrlichen und gesegneten Folgen, führt notwendigerweise zum Verfall, sobald sie den Händen fehlbarer und sündiger Menschen anvertraut wird. Daher zeigen uns die beiden Bücher der Könige den Verfall des Königtums in den Händen des Menschen und sein schließliches Gericht.

 

Gott hält einerseits die Gewißheit Seiner Gnadenratschlüsse aufrecht, aber andererseits auch ebenso sicher die Gewißheit seiner Gerichte, falls der König den Forderungen Seiner Heiligkeit nicht entsprechen sollte. Diese beiden Ströme, die Gnade und die Verantwortlichkeit, laufen nebeneinander her, ohne sich jemals zu vermischen. Die Worte Jehovas an David über Salomo (2. Sam. 7, 1316) stellen diese Wahrheit in sehr bemerkenswerter Weise ans Licht. Wir sehen dort einerseits die Gnadenwahl und andererseits die Verantwortlichkeit des Königs und ihre Folgen und schließlich, n a c h diesen beiden Grundsätzen, die Zusicherung, daß die Ratschlüsse Gottes nichtsdestoweniger in Erfüllung gehen werden.

 

Alles dieses ist um so eindrucksvoller, da die beiden Bücher der C h r o n i k a uns das Königtum von einer anderen Seite vorstellen. Sie erzählen die Geschichte des Hauses Davids v o m Gesichtspunkt der Gnade aus. Wenn der Herr uns erlaubt, demnächst auch diese Bücher zu betrachten, werden wir reichlich Gelegenheit haben, das festzustellen. Heute genüge der kurze Hinweis, daß diesem Grundsatz entsprechend die Bücher der Chronika uns nicht die Geschichte der Könige Israels, sondern die der Könige Judas mitteilen, welche viel länger treu blieben als jene und denen das Zeugnis Gottes anvertraut war. Der Geist Gottes läßt bei ihnen das Werk der Gnade und alles, was Jehova anerkennen konnte, ans Licht treten, indem Er oft, um Seinen Zweck zu zeigen, ihre Fehler mit stillschweigen übergeht, keineswegs aber ihre Schwächen zu verbergen sucht.

 

Die beiden Bücher der Könige dagegen schildern uns die Geschichte der Könige von Israel und führen die Könige von Juda nur als Richtpunkte für die Erzählung, oder zur Hervorhebung der gegenseitigen Beziehungen der beiden Königshäuser ein.

Stellen wir hierzu noch eine andere wichtige Tatsache fest. In den Büchern der Könige bleiben die Grundsätze, nach denen Gott Sein Volk regiert, dieselben wie in dem ganzen Alten Testament. Israel und auch seine Könige sind u n t e r d i e Herrschaft des Gesetzes gestellt. Freilich handelt es sich hier nicht um das Gesetz in seinem ersten Charakter der absoluten und unvermischten Gerechtigkeit, wie Moses es im Anfang empfing. Die Tafeln, auf denen dieses Gesetz geschrieben stand, wurden von Mose am Fuße des Berges zerbrochen und gelangten nie zu dem Volke, welches schon vorher das goldene Kalb gemacht hatte. Dieses erste Gesetz würde das Volk von dem Augenblick seiner Verkündigung an unter dem Gericht zermalmt haben. Es handelt sich vielmehr in der ganzen Geschichte, die wir betrachten wollen, um das Gesetz, wie Gott es zum zweiten Male dem Mose gab und wie wir es im 34. Kapitel des 2. Buches Mose finden. Es war ein gemildertes Gesetz, welches dem Menschen gegeben wurde, damit er es erfülle, vorausgesetzt daß sein Fleisch dazu fähig war, und wäre das Ergebnis auch nur ein relativ gutes. Es verkündete zu allererst d i e B a r m herzigkeit und die Gnade Jehovas, welche das reine Gesetz niemals offenbaren konnte. "Jehova, Jehova, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit, der Güte bewahrt auf Tausende hin, der Ungerechtigkeit, Übertretung und Sünde vergibt." Es verkündete zweitens d i e G e r e c h t i g k e i t : "Keineswegs hält er für schuldlos den Schuldigen". Drittens verkündigte es d i e V e r g e 1 t u n g nach der Regierung Gottes hienieden: "Der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, am dritten und am vierten Gliede" (V. 68). Im Laufe der Geschichte, die uns beschäftigen wird, werden wir Gelegenheit haben, die eben besprochenen Grundsätze angewandt zu sehen, sei es hinsichtlich der Könige oder des Volkes.

 

Die vorliegenden Bücher stellen schließlich noch eine dritte allgemeine Wahrheit ans Licht. Das Priestertum hatte seit seinem Verfall aufgehört, das öffentliche Verbindungsmittel zwischen dem Volke und Gott zu sein. Der K ö n i g, der Gesalbte Jehovas, war an die Stelle des Priesters getreten, um diesen Dienst zu erfüllen (siehe den Anfang des i. Buches Samuel). Die ganze Segnung Israels, wie auch sein Gericht, hingen von da an von dem Wandel des Königs ab. Wenn der König seiner Verantwortlichkeit nicht entsprach ' so war es, streng genommen, um die Beziehungen des Volkes zu Gott geschehen. Aber dann zeigt sich eine Erscheinung, die während der ganzen Dauer des Königtums und darüber hinaus besteht: der P r o p h e t tritt auf den Schauplatz. Sein Auftreten beweist, daß die Gnade und Barmherzigkeit Gottes nicht aufgehoben werden können, selbst wenn alles in Verfall geraten ist.

 

Ohne Zweifel bestand die Prophezeiung schon vor der Zeit, von der wir reden. Der Fall des Menschen gab zu dem ersten prophetischen Wort Anlaß. Abraham war ein Prophet (l. Mose 20, 7); Jakob prophezeite; Moses war ein Prophet (5. Mose 18, 15; 34, 10). Doch erst Samuel eröffnet die Reihe der Propheten, welche wir in den Büchern, die uns jetzt beschäftigen, in Tätigkeit sehen (Apgsch. 3,24). In jenen dunklen Tagen wird, in Ermangelung des Königs, der Prophet das Band zwischen dem Volke und Gott. Er ist d e r T r ä g e r d e s W o r t e s ; ihm wird die Offenbarung der Gedanken Gottes anvertraut. Welch große Gnade! Allerdings k ü n d i g t d e r Prophet die schrecklichen Gerichte an, welche das Volk und die Nationen treffen werden; aber er stellt zugleich dem Glauben die Gnade vor als das Mittel, dem Gericht zu entrinnen. Er legt Zeugnis ab gegen die Ungerechtigkeit, befreit selbst, wie Elias, das Volk durch machtvolle Handlungen, um es wenn möglich wieder dahin zu bringen, daß es in den Wegen Gottes wandle. Er u n t e r w e i s t das Volk; er gibt ihm, wie jemand es ausgedrückt hat, den Schlüssel zu den Wegen Gottes, die ohne diesen Schlüssel unbegreiflich sein würden. Er t r ö s t e t auch, indem er die Blicke auf eine Zukunft voller Segnung richtet, auf "die Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge"" auf "ein unerschütterliches Reich", auf die Zeit, in der die Verantwortlichkeit des Hauses Davids von Christo, dem Sohne Davids, übernommen werden wird zur völligen Genugtuung Gottes. Indem er die Augen des Glaubens auf die herrliche Person des Gesalbten Jehovas hinlenkt, verkündet er die Leiden des Messias und die darauf folgenden Herrlichkeiten. Er fühlt zugleich die Kluft, welche die damalige Zeit von der zukünftigen "Wiedergeburt" trennt. Er d e m ü t i g t s i c h für das Volk, wenn dieses es nicht tun kann noch will. Ohne ihn würde dem armen, schuldigen und gezüchtigten Volke in den finsteren Tagen des Königtums kein einziger Lichtstrahl bleiben. Der Prophet belebt die Hoffnung und läßt sie wieder neu entstehen.

 

Doch kraft der unter der Herrschaft des Gesetzes angekündigten Grundsätze erkennt die Barmherzigkeit Gottes sofort den König an, wenn er im Glauben handelt und treu ist. Wie unvollkommen diese Treue auch sein mag, Gott schätzt sie und sie führt selbst dann zur Segnung des Volkes, wenn das Band offensichtlich gebrochen ist. Daher sehen wir während des Auftretens der Propheten, daß lichtvolle und finstere Tage abwechseln und daß trotz des angekündigten Gerichts oft ein Aufschub gewährt wird, weil der König seinen Blick auf Jehova richtet. Diese Treue des Königs findet man im allgemeinen in Juda, wo Gott noch für einige Zeit "Seinem Gesalbten eine Leuchte" gab, während Israel und seine Könige auf dem im Götzendienst begonnenen Wege verharrten und bald die Beute der Dämonen wurden, die sie nicht hatten beseitigen wollen.

1. Könige 1, Salomo

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 1-11 SALOMO

 Zu der Zeit, in der unser Bericht beginnt, war der König David ungefähr siebzig Jahre alt. Er hatte noch keineswegs das höchste Greisenalter erreicht; aber ein Leben voll Leiden, Kämpfe und Kümmernisse verzehrt die Kräfte des stärksten Mannes, so daß der König "alt, wohlbetagt" war. Mit dreiunddreißig Jahren schien der Herr Selbst nicht weit von fünfzig zu sein (Joh. 8, 57); doch Seine Kraft war ungebrochen. Er war nicht wie David von Gram verzehrt; aber als der Mann der Schmerzen war "sein Aussehen entstellt, mehr als irgendeines Mannes". Die Liebe drückte Seinen Zügen diesen Stempel auf; denn Er trug in Seinem Mitgefühl all die Leiden, welche die Sünde über unser unglückliches Geschlecht gebracht hat.

 

Die Knechte des Königs ersannen ein Mittel, ihn wieder zu beleben, indem sie dem Beispiel der Könige der Völker ringsum folgten. Es scheint, daß es David an der nötigen Willenskraft gemangelt hat, sich dem Plan seiner Umgebung zu widersetzen. Die Sunamitin*) wird zu ihm gebracht; sie pflegt und bedient ihn. *) Das Wort Gottes gibt uns keine Unterlage für den zuweilen ausgesprochenen Gedanken, daß diese Sunamitin die im Hohenliede gefeierte Sulamith sei (Hob. 6, 13).

Diese "überaus schöne" israelitische Jungfrau wird später von Salomo als einer der kostbarsten Edelsteine seiner Krone betrachtet. Sie soll ihm gehören, und jeder, der wagen wird, seine Augen zu ihr zu erheben, um sie zu begehren, wird die Strafe dafür tragen. Doch wir wollen den Ereignissen nicht vorauseilen. Was das Wort uns hier sagt, ist, daß sie nicht die Gemahlin Davids, des Königs der Gnade, wird. So ist es jetzt mit Christo. Obwohl Er Seine Augen auf Israel gerichtet hält, hat Er jetzt eine andere Braut, die aus den Heiden genommen ist. Er wird sie für Sich als König der Herrlichkeit aufbewahren doch wird Er, als solcher, auch Seine Beziehungen zu dem Überrest Israels, den Herrlichen Seines Volkes, wieder aufnehmen.

 

Bevor Salomo den Schauplatz betritt, sucht Adonija, der Sohn Haggiths, sich des Thrones seines Vaters David zu bemächtigen (V. 58). Gleich nach Absalom, obwohl von einer anderen Mutter, geboren (V. 6; 2. Sam. 3, 3), meinte er ohne Zweifel, dieselben Rechte wie dieser auf den Thron zu haben. "Er erhob sich und sprach: 1 c h will König werden." Stolz, ein ungezügelter Wille, der wohl nie gebrochen worden war, und eine hohe Meinung von sich selbst leiteten ihn  er war "sehr schön von Gestalt". Diese Fehler waren ohne Zweifel durch die Schwäche des Vaters genährt worden, welche in den Mißgeschicken des Lebens Davids eine so große Rolle gespielt hatte. David war, wie die Geschichte Absaloms zeigt, nicht ohne Empfindungen gegenüber dem Ä u ß e r e n seiner Kinder. Vielleicht hatte er aus diesem Grunde auch bei Adonija die Rute gespart. Wir lesen: "Sein Vater hatte ihn, so lange er lebte, nicht betrübt, daß er gesagt hätte: Warum tust du also?" So wird das Zeugnis gläubiger Familien sehr oft durch die Schwäche der Eltern zerstört. Indem sie die Rute bei ihren Kindern sparen, bereiten sie diese für sich selbst, ja, sogar zur Verunehrung Christi. Gott handelt niemals so. Er beweist Seine Liebe zu uns gerade durch die Züchtigung. Die Schwäche der Eltern ist kein Beweis von ihrer Liebe, wohl aber von ihrer Selbstsucht, die sich selbst schonen will, indem sie die Kinder schont (Spr. 13, 24).

 

Adonija schlägt denselben Weg ein wie Absalom (2.Sam.15,1), vielleicht mit weniger Hinterlist; denn er gibt seine Ansprüche offen zu erkennen und schafft sich wie ein Herrscher Wagen, Läufer und Hofleute an. Joab und Abjathar schließen sich ihm an. Joab ist stets derselbe. Er sucht nur seinen eigenen Vorteil und wendet sich in der Meinung, David sei dem Ende nahe, Adonija zu, wie er es einst, ganz im Anfang, auch bei Absalom getan hatte. Wie hätte er sich auch auf die Seite des Königs der Gerechtigkeit stellen können? Die bösen Taten seines vergangenen Lebens mußten ihm eine zu nahe Berührung mit Salomo bedenklich erscheinen lassen. Überdies gibt es in dem wahren König nichts, was ein Anziehungspunkt für das Fleisch sein könnte. Der natürliche Mensch wendet sich ohne Zögern dem Empörer und dem falschen König zu. So war es, und so wird es bleiben. Am Ende der Tage wird die ganze Erde sich über das Tier verwundern und es anbeten (Offbg. 13, 3. 4). Adonija ist das Bild des Menschen, welcher sich zu erheben suchen wird bis zum Throne Gottes (Dan. 11, 36). Joab und Abjathar sind die, welche daraus Nutzen ziehen werden (Dan. 11, 39), während die Umgebung Adonijas aus denen besteht, welche durch seinen Einfluß fortgerissen werden (Offbg. 13, 4).

 

In Joab sehen wir, daß das Fleisch, so geschickt es auch sein mag, sich früher oder später unverhüllt offenbaren und seinen wahren Charakter zeigen muß. Joab hatte sich lange in der Gesellschaft Davids, des Gesalbten Jehovas, erhalten und über die Beweggründe, welche sein Herz leiteten und beherrschten, andere irreführen können; doch es kommt immer eine Gelegenheit, wo das natürliche Herz sich feindlich und e m p ö r e r i s c h zeigt und beweist, daß es sich dem Gesetz Gottes nicht unterwirft, noch unterwerfen k a n n .

 

Abjathar, der Vertreter der Religion, welche schon vorher, seit dem über Eli*) *) Vergl. die Betrachtungen über das i, Buch Samuel, und zwar die An­merkung auf den Seiten 7 und 8.

ausgesprochenen Gericht, verurteilt war, ist auch von der Partei Adonijas. Es ist nun nicht zu verwundern, daß der letztere, von so schönem äußerem Schein umgeben, für die große Menge ein Mittelpunkt wurde, um den man sich sammelte. F ü r d e n G 1 a u b e n war er es nicht. Was könnte der Glaube finden in der Gesellschaft des Empörers? Zadok, Nathan, Benaja und die Helden Davids sind nicht mit Adonija. Was hat der wahre Priester, was der Prophet, der Träger des Wortes Gottes, was der wahre Knecht  Benaja, der in den Fußstapfen seines Herrn wandelte,*) *) Vergl. die Betrachtungen über das 2. Buch Samuel, Seite 167.

  mit ihm zu schaffen? Der Priester hat acht auf Gott, der Prophet auf den Geist Gottes, der Knecht auf David, auf Christum. Benötigen sie etwas anderes? Werden die Helden, die Männer, welche ihre Kraft in David gefunden haben, mit Adonija gehen, der ihnen eine solche nicht mitteilen kann?

 

Benaja interessiert uns in besonderer Weise. Schon zur Zeit Davids nahm er einen hervorragenden Platz des Dienstes ein (i. Chron. 27, 5. 6). War er, der gleichsam Schritt für Schritt in allem den Fußstapfen seines Herrn gefolgt war, nicht würdig, später zum Anführer des ganzen Heeres gemacht zu werden? Benaja besaß keinen anderen Ehrgeiz, als seinem König treu zu bleiben und ihm nachzufolgen. Er war nicht wie Joab, der die Burg Zion einnahm, um den ersten Rang zu bekleiden; nein, er war demütig, weil er nur den einen Zweck kannte, David in seinem Verhalten darzustellen.

 

Adonija gibt der Zusammenkunft in En=Rogel, ein falsches Aussehen, als ob es sich um ein Dankopfer handle. Er wandelt in den Fußstapfen seines Bruders Absalom, welcher sagte, er wolle Jehova ein Gelübde erfüllen (2. Sam. 15, 7). Er lädt seine Brüder, die Söhne des Königs, ein, ja, sogar d i e Knechte des Königs. Die genannten gehen zu seinem Feste; der Empörer befürchtet nicht, daß sie ausbleiben werden. Man weiß, was der Titel "Knechte des Königs" wert ist, wenn das Herz nicht wirklich an David hängt, oder "Knechte Gottes", wenn Christus nicht der Gegenstand der Zuneigungen ist. Wie viele dieser "Knechte des Königs" sieht man nicht auch in unseren Tagen denen zulaufen, welche unter dem Schein der Frömmigkeit den Krieg verbergen, den sie gegen Christum führen? Indes ist Adonija zu gut unterrichtet, um diejenigen einzuladen, welche durch ihren Glauben und ihr Zeugnis in inniger Verbindung mit David blieben. Er lädt a 11 e seine Brüder ein, ausgenommen einen, und dieser eine war der, welcher nach dem Willen Gottes und seines Vaters Anspruch auf den Thron hatte, Salomo, der im Begriff stand, der König der Herrlichkeit zu werden. Es ist klar, daß er den von seinem Feste ausschließen mußte, dessen Anwesenheit ihn nur verurteilen und verdammen konnte, und alle seine Pläne und ehrgeizigen Absichten zunichte machte. Christus ist der Letzte, den die Welt einladet; sie hat vielmehr einen Schrecken davor, Ihn einzuladen. Aber gab es denn gar nichts bei diesem Feste, woran Salomo sich hätte beteiligen können? Nein, wenn er dort erschienen wäre, so würde es nur dazu gedient haben, die Empörer ihrer verdienten Strafe zuzuführen.

 

An dem Tage, da dem Volke Israel diese große Gefahr drohte, war keine Maßregel getroffen worden, um ihr zu begegnen. Der König, durch das Alter geschwächt und in seinem Palast zurückgehalten, "wußte nicht" was vorging. Glücklicherweise wachte Gott über ihn. Gott, der die Verherrlichung Seines Sohnes und Sein Reich im Auge hat, läßt die Absichten des Empörers nicht gelingen. Er sendet den Propheten Nathan, um Bathseba ein weises Wort zu überbringen. Laßt uns überzeugt sein, daß wir in dem Worte Gottes stets das Mittel finden werden, durch welches Christus verherrlicht werden kann und wir selbst vor den listigen Nachstellungen des Feindes bewahrt bleiben. Welch ein Gegensatz zwischen dem Eingreifen Nathans und demjenigen Joabs bei David durch das tekoitische Weib (2. Sam. 14)1 Dort war alles List und Lüge, um auf den Geist des Königs einzuwirken, indem man seinen geheimen Neigungen schmeichelte, und um schließlich einen arglistigen und gewalttätigen Mann als König über Israel an Davids Stelle zu setzen. Hier lehrt zwar die Klugheit was zu tun ist, aber sie weicht in keiner Weise von der Wahrheit ab. Es war nötig, daß der König sich der dringenden Gefahr bewußt wurde; er mußte dahin gebracht werden, entschieden für Gott zu handeln. Die Gedanken Jehovas bezüglich Salomos waren David geoffenbart worden; er kannte sie sehr gut. Nicht ohne Grund hatte der Herr dem Sohne Davids den Namen Jedidjah, Geliebter Jahs, gegeben (2. Sam. 12, 25). David kannte die Gedanken Gottes in dieser Beziehung so gut, daß er Bathseba "bei Jehova g e s c h w o r e n " hatte, indem er sprach: "Dein Sohn Salomo soll nach mir König sein, und e r soll auf meinem Throne sitzen an meiner Statt" (V. 17 u. 30). Es genügte, diesen Mann des Glaubens an seinen Schwur zu erinnern, um ihn den Weg erkennen zu lassen, den er zu gehen hatte.

 

Adonija hatte ohne Zweifel auf die Abnahme der Kräfte seines Vaters gerechnet, um das Königtum an sich zu reißen; aber er hatte seine Rechnung gemacht ohne Gott, ohne den Propheten und ohne die Wahrhaftigkeit im Herzen des Königs. Bathseba spricht mit Ehrerbietung und Kühnheit. Sie zeigt David, daß er von der Gefahr nichts weiß (V. 18), daß seine bestimmte Absicht war, einen König nach dem Herzen Gottes zum Nachfolger zu haben (V. 17); sie erinnert ihn auch an seine Verantwortlichkeit ihr, ihrem Sohne und dem Volke gegenüber, "denn die Augen von ganz Israel waren auf David gerichtet, daß er ihnen kundtue, wer nach ihm auf seinem Throne sitzen solle. Wahrhaftigkeit ist im Herzen dieser Frau, gerade so wie in dem des Propheten, ein schönes Beispiel dafür, in welchem Geiste wir gegeneinander handeln sollen. Sodann erscheint Nathan und hebt in einer geheimen Unterredung mit dem König hervor, daß Adonija nicht nur keinen der treuen Knechte Jehovas geladen habe, sondern vor allem, daß Salomo absichtlich unbeachtet gelassen worden sei. Was kann man von jemandem erwarten, der dem Herrn, dem wahren König, keinen Platz in seinen Plänen oder in seinem Leben einräumt?

 

Auch weist Nathan darauf hin, daß die wahren Knechte des Königs seine Pläne nicht kennen.*) Das ist mit uns nicht so.

*) So nach der französischen Übersetzung des 27. Verses. Man vergleiche an der betreffenden Stelle die Anmerkung unter dem Text. (Der Übersetzer)

 

Gott "hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan" (Eph. 1), nämlich, daß Er alle Dinge unter Christo vereinigen will. Doch der alte König muß an sein Geheimnis erinnert werden; und sogleich ist sein Entschluß gefaßt. Wenn es sich um den Geliebten handelt, so wacht seine ganze Energie wieder auf. "Also", sagt er, "werde ich an diesem Tage tun" (V. 30).

 

Wir haben gesehen, daß das Eingreifen Nathans in diesem Kapitel Gott gemäß war und der Achtung entsprach, die er dem König schuldete. Es handelt sich hier nicht um einen m e n s c h 1 i c h e n Rat wie damals, als derselbe Nathan zu David sagte: "Gehe hin, tue alles, was du im Herzen hast" (2. Sam. 7, 3), sondern um g ö t t 1 i c h e Weisheit, welche bezweckte, David, den König=Propheten, vor einem Fall zu bewahren und Salomo, den Gesalbten Jehovas nach seinem Vater, zu der ihm gebührenden Ehre zu bringen. Es handelt sich vor allem darum, das Banner Gottes zu entfalten, als Satan das seinige aufgerichtet hatte. Zwei Lager bilden sich: in dem ersten befindet sich die große Masse, die für den Empörer ist, in dem zweiten, und hier ist die kleinere Zahl, sind die Anhänger Davids und Salomos versammelt.

 

Sicher hatte die Energie Davids, als des Trägers und Vertreters der Macht, nachgelassen. Dasselbe ist mit der Kirche Christi der Fall gewesen. Doch die Treue Gottes besteht und wird immer dieselbe bleiben; das Wort, dessen Vertreter Nathan ist, bleibt; Christus, von welchem Salomo ein Vorbild ist, bleibt; auf dieser Seite gibt es keine Schwäche. Man redet heute oft so, als ob die Zeit des Wortes Gottes und des Christus des Wortes vorüber sei. Man spricht viel von einer allmählichen Entwicklung der Wahrheit, die nur relativ sei, von einem Christentum, welches veraltet sei und bald sein Ende erreichen werde. Allerdings, das Christentum ist veraltet; die Kirche, die Vertreterin Gottes hienieden, ist schwach geworden. Aber das Wort, welches die Wahrheit ist, ist dasselbe geblieben; Christus hat sich nicht verändert, und das ist es, was die Christen vergessen. Anstatt durch das Bewußtsein des Verfalls, den sie selbst hervorgerufen haben, enger mit Christo verbunden zu werden, verwerfen sie einen Salomo, um auf Adonijas und deren Umgebung zu achten. Der falsche König zieht ihre Blicke auf sich. Adonija war s e h r s c h ö n . Vergessen wir nicht, daß dieses Äußere dem Verführer, welcher die Menschen hinter sich herzieht, als Zeichen dient. Sie ziehen die Herrschaft des Menschen im Fleische Christo vor, und für die Christenheit wird dieses Vorziehen in völligem Abfall enden.

Adonija, Joab und Abjathar dachten kaum daran, daß sie in dem alten König ein Hindernis für die Ausführung ihrer so geschickt angelegten Verschwörung finden würden. Dieses Hindernis war, ungeachtet des Alters des Königs, eine Gewalt, die Gott in Davids Hände gelegt hatte und die Er trotz dessen Schwachheit zur Anwendung bringen wollte. Das war es, was in jenem Augenblick das Überhandnehmen des Bösen zurückhielt, und das ist es auch, was heute die verfrühte Offenbarung des Menschen der Sünde verhindert (2. Thess. 2, 6).

 

Nach seiner Unterredung mit Nathan läßt der König Bathseba rufen. Er schwört ihr, Salomo zum König machen zu wollen, indem er sich auf den Charakter seines Gottes beruft, "der seine Seele aus aller Bedrängnis erlöst habe". Die Gnade hatte ihn alle Tage seines Lebens begleitet und seine Seele selbst von den Folgen seiner Fehltritte erlöst. Doch all diese Gnade sollte jetzt ihre Krönung finden; sie geht in der Tat immer bis zur Herrlichkeit. "Gnade und Herrlichkeit wird Jehova geben" (Ps. 84, 11), zwei unzertrennliche Dinge, von denen das eine notwendigerweise auf das andere folgt .

 

Salomo begibt sich, auf der Mauleselin seines Vaters reitend, nach Gihon, wird dort gesalbt und kehrt zurück, um sich auf den Thron des Königs zu setzen. Wie wir in der Einleitung gesehen haben, folgt seine Regierung, indem sie mit derjenigen Davids gleichsam zu einer gemacht wird, dieser ohne jede Unterbrechung: dasselbe königliche Reittier, dieselbe Salbung, derselbe Thron. Salomos Thron der Herrlichkeit ist in diesem Augenblick derselbe wie Davids Thron der Gnade. Das zeigt sich noch weit ausgeprägter, wenn wir uns von dem Vorbilde zu seinem Gegenbilde wenden; denn da findet man nicht wie hier zwei Personen, die auf demselben Thron einander folgen, sondern nur eine. Unsere Augen werden in der Person des Königs der Herrlichkeit Den erblicken, der Leiden, Angst und Not erfahren, den Heiland, der für uns gelitten hat!

 

Alle, die dem König der Gnade treu geblieben sind, nehmen an der feierlichen Ausrufung des Königs der Herrlichkeit teil und bilden sein Gefolge. Geradeso wird es mit dem Überrest Israels sein im Beginn der tausendjährigen Regierung Christi; aber aus einem noch viel stärkeren Grunde mit den Gläubigen der jetzigen Zeit, die dem Heiland während Seiner Verwerfung gefolgt sind,  ihm, der, von den Menschen aus dieser Welt vertrieben, sich im Himmel auf einen Thron der Herrlichkeit gesetzt hat. Diesen Thron umgeben wir jetzt schon; doch er bleibt der Thron der Gnade geradeso lange, wie unser Herr verworfen ist. Wenn Er anerkannt sein wird, werden wir mit Ihm auf S e i n e in Throne sitzen und Seine Herrschaft und Regierung über Israel und die Nationen mit Ihm teilen.

 

Bis Salomo nun, wie wir später sehen werden, seinen eigenen Thron errichtet, bedarf es einer Zwischenlösung. Sein Vater findet sie: "Er setze sich auf meinen Thron! und er soll König sein an meiner Satt." Benaja, der treue Diener, schätzt diesen Wechsel höher als jeder andere; er sagt: "Amen! also spreche Jehova, der Gott meines Herrn, des Königs! So wie Jehova mit meinem Herrn, dem König, gewesen ist, also möge er mit Salomo sein, und er möge seinen Thron noch größer machen als den Thron meines Herrn, des Königs David!" (V. 36, 37).

 

Salomo empfängt die königliche Salbung. "Das Ölhorn" war "in dem Zelte." Es war eine private, sozusagen geheime Salbung, welcher nur der treue Teil des Volkes beiwohnte. So ist es auch heute. Bevor der Herr in Herrlichkeit auf der ganzen Erde regiert, hat Er die Salbung des Heiligtums empfangen. Er hat das himmlische Königtum auf dem Throne des Vaters, Er ist hoch erhoben, Er hat einen Namen, der über jeden Namen ist. Das Salböl ist ein Freudenöl, das Ihn erhöht über Seine Genossen. Doch es ist zugleich eine priesterliche Salbung; denn Jehova hat geschworen, und es wird Ihn nicht gereuen: Er ist König und Priester nach der Ordnung Melchisedeks. Von Anfang an war der Herr der Gesalbte Jehovas, wie David es von seiner frühesten Jugend an gewesen war. Der Herr war "dazu geboren". Bei der Taufe durch Johannes war Er für Seinen Dienst mit dem Heiligen Geiste gesalbt worden (Luk. 3, 21; 4, 18; Apgsch. 10, 38; 4, 27). Nach Seiner Auferstehung ist Er gesalbt worden mit dem Öl des Heiligtums, als König und Priester, um denen, die mit Ihm vereinigt sind, geistliche Gaben mitzuteilen. Israel wird diese Segnungen zur Zeit des Endes genießen. Inzwischen sind w i r die Genossen Christi; die über Sein Haupt ausgegossene Salbung hat sich auch über unser Haupt ergossen und erlaubt uns, in Erwartung Seiner Herrlichkeit an Seiner Freude teilzunehmen.

 

In En=Rogel konnte die Partei Adonijas das Freudengeschrei Jerusalems hören, aber was in Gihon vorging konnte die Ohren des Empörers und seiner Schar nicht erreichen. So ist es auch heute. Die Welt verfolgt ihre Pläne, um die Würde Christi an sich zu reißen; der Mensch ist auf dem Wege, sich selbst zu vergöttern, und ist unwissend über das, was in seiner nächsten Nähe vorgeht.

Doch es gibt Treue, welche den Sohn ehren, und dadurch den Vater ehren, der Ihn gesandt hat. Sie sehen diesen Jesus, den die Welt nicht zu ihrem Feste geladen hat, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Dem Festmahl Adonijas gänzlich fern, sind sie auf dem Wege, der Einsetzung des Königs der Herrlichkeit auf Seinen Thron beizuwohnen. Von dem allen weiß und versteht die Welt nichts. Gihon (zu deutsch: Quelle) mit seinen erfrischenden Wassern scheint Adonija unbekannt zu sein.

 

Doch welch ein Erwachen! Welche Bestürzung überfällt die Welt bei ihrem Festmahl! Auf einmal, während der Festlichkeit, hören der falsche König, Joab und alle Geladenen den Ton der Posaune und ein solches Freudengeschrei, daß die Erde barst von dem Geschrei des Gefolges Salomos. "Weshalb dieses Geschrei der lärmenden Stadt?" fragt Joab. So wird auch die öffentliche Einsetzung der Herrschaft Christi die Welt überfallen und tiefe Bestürzung wachrufen. Dann wird in Erfüllung gehen, was wir im 2. Psalm lesen: "Der im Himmel thront lacht, der Herr spottet ihrer . . . Habe doch ich meinen König gesalbt auf Zion."  Vernimmt man nicht schon das Getöse dieser Szene in unserem Kapitel?

Heute befinden wir uns noch in Gihon. Unser König ist gesalbt worden, hat aber die Zügel Seiner Regierung noch nicht ergriffen. Unsere Freude ist noch nicht öffentlich, und diejenige Seines Volkes Israel wartet noch auf einen zukünftigen Tag. Aber wenn man das Getöse des Freudengeschreies hören wird, welch ein Schrecken wird dann die Widersacher befallen, als Vorläufer des Gerichts' das über sie kommen wird, ohne nach rechts oder links abzubiegen!

 

Jonathan, der Sohn Abjathars, erscheint plötzlich unter den Tischgenossen. Einst (2. Sam. 17, 17) war er in Gesellschaft Achimaaz', des Sohnes Zadoks, von En=Rogel aufgebrochen, um auf Gefahr seines Lebens David von dem zu benachrichtigen, was man gegen ihn im Schilde führte. Jetzt kommt er wieder dahin, um Adonija den Mißerfolg seines Anschlags zu berichten, obwohl er keineswegs mit den Empörern verbündet ist. Er kommt, voll von dem, was f ii r i h n eine gute Botschaft ist; denn man hört an seiner Sprache, daß sein Herz David treu geblieben ist. "Bringst du gute Botschaft?" fragt Adonija. "jawohl!" antwortet er. Sie war das für ihn, aber nicht für seine Hörer. Sie war ein vernichtender Schlag für Adonija. Dies schließt keineswegs aus, daß bei Jonathan die Gefühle eines Sohnes vorhanden waren für den Vater, der durch seinen eigenen Fehler in eine Sackgasse geraten war. Diese Gefühle haben Jonathan auch wohl dazu gebracht, jener Versammlung alles Vorgefallene der Wahrheit gemäß mitzuteilen und ihnen nichts zu verbergen. Mögen sie sich inachtnehmen! Was ihn betrifft, So fühlt man, daß er seine Freude an dem Nachfolger Davids hat. Sein Dienst hat seit der Drangsalszeit seines Königs seinen Charakter nicht geändert. Er ist immer bereit, Nachrichten zu überbringen, wie sein Gefährte Achimaaz bereit ist, zu laufen. Sein Charakter bleibt derselbe. Ob er seinen Dienst an David während dessen Verwerfung ausübt, oder an der Welt am Tage des Triumphs des Sohnes Davids, Jonathan bleibt derselbe treue Bote.  Die Zeit drängt; es ist nötig, sich sogleich zu unterwerfen, indem man "den Sohn küßt". So wird es auch am Ende der Tage sein, wenn die, welche der König Seine Brüder nennen wird, ausgehen werden um weit und breit zu verkünden, wie notwendig es ist, die Herrschaft des wahren Salomo anzuerkennen.

 

Wie einst Jakob, so hatte auch der alte König "auf seinem Lager angebetet" (V. 47). Man findet bei David die dem Alter eigene Langsamkeit, eine Entscheidung zu treffen; aber sobald das Wort Gottes durch Nathan an ihn gelangt ist, verändert sich alles. Er zögert nicht; er bestimmt und ordnet alles an und handelt in jeder Beziehung nach den Gedanken Gottes, welche das Wort ihm in Erinnerung gebracht hat. Zuerst wußte er nichts von der Verschwörung, jetzt weiß er alles; er weiß, daß die Stunde der Herrschaft seines Sohnes geschlagen hat. Es bereitet Ihm keinen Kummer, kein Mißvergnügen, die Zügel der Regierung anderen Händen anzuvertrauen. Er tut es neidlos. Nur e i n Gedanke erfüllt ihn mit Glück und Anbetung: "Gepriesen sei Jehova, der Gott Israels, der heute einen gegeben hat, der auf meinem Throne sitzt, w ä h r e n d m e i n e Augen es sehen!"

 

Hier ist David nicht mehr das Vorbild von Christo, sondern ein Bild von dem Gläubigen, der sich selbst vergißt und sich in Dank und Anbetung versenkt, um allen Ruhm dem wahren König darzubringen; er ist das Vorbild von jenen Heiligen, die ihre herrlichen Kronen von ihren Häuptern nehmen, um damit die Stufen des Thrones des "Löwen aus Juda, der Wurzel Davids", zu schmücken. Doch dieser L ö w e aus Juda ist das La mm, welches geschlachtet worden ist. Davids Gnade und Salomos Herrlichkeit vereinigen sich in dieser einzigen Person. Die Freude eines Simeon, der die Gnade und das Heil Gottes, durch das Kindlein Jesus dargestellt, in seinen Armen hält, wird sich im Himmel vereinigen mit der Freude eines David, der die Herrlichkeit Gottes in der Person des Königs erglänzen sieht.

 

In den Versen 4953 sehen wir, wie die Geladenen Adonijas erschrocken nach allen Richtungen hin fliehen. Sie versuchen nicht mehr, Widerstand zu leisten, wie es auch die Menschen bei der Ausrufung des Königtums Christi nicht tun werden; denn sie würden sofort zerschmettert werden. Adonija fleht die Güte des Königs an und sucht von ihm das feierliche Versprechen zu erlangen, daß er sein Leben schonen wolle. Salomo erklärt sich bereit zu vergessen, noch einmal Gnade zu üben, doch stellt er Adonija unter Verantwortlichkeit gegenüber der Herrlichkeit seiner Regierung: "Wenn er sich als ein wackerer Mann erweisen wird, so soll von seinem Haar keines auf die Erde fallen; wenn aber Böses an ihm gefunden wird, so soll er sterben".

 

So wird es auch unter der zukünftigen Herrschaft des Messias sein. Er wird viele Empörer verschonen, die sich Ihm mit Zeichen der Reue nahen werden; aber sobald Böses an ihnen gefunden wird, wird Er sie aus dem Lande ausrotten (2. Sam. 22 45; Ps. 101, 8). Wenn die G e r e c h t i g k e i t herrscht, wird sie den Bösen nicht mehr ertragen. Salomo, das Bild des Königs im Tausendjährigen Reiche, kennt Adonija und mildert sein Urteil nicht, wenn er ihn auch auf seinem Angesicht vor sich sieht. Er weiß, was in diesem stolzen Herzen vorgeht, welches nur eine äußerliche Unterwerfung und Reue kennt. "Gehe in dein Haus", sagt er zu ihm. Kurze und strenge Worte! Adonija sollte darauf achten. Fortan war seine Rolle, zu schweigen als ein Mensch, der schuldig befunden ist und unter Aufsicht steht. Er genießt diese Verzeihung genau so lange, wie das Böse sich nicht bei ihm offenbaren wird.

1. Könige 2, Anordnungen Davids

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

1. Könige KAPITEL 2, 1-12 Die letzten Anordnungen Davids

David gibt sterbend seinem Sohne Salomo ein Gebot und legt ihm seine Verantwortlichkeit ans Herz. Es ist sozusagen das T e s t a m e n t des alten Königs und die Frucht seiner langen Erfahrung. Wir haben hier nicht die letzten Worte Davids"; diese werden uns in 2. Sam. 23, 17 mitgeteilt. Die in dem vorliegenden Abschnitt enthaltene Unterredung geht der Zeit nach jenen "letzten Worten" voran. Man könnte sie vielleicht zwischen den Versen 9 und 10 einschalten. Wir haben hier nicht David vor uns, wie er sein ganzes Verhalten im Blick auf das des wahren Königs, des "gerechten Herrschers unter den Menschen", beurteilt und die Unfehlbarkeit der Gnadenratschlüsse Gottes verkündet. Nein; was ihm zunächst obliegt, ist, Salomo beim Antritt seiner Regierung vor allem zu schützen, was dieser Regierung hinderlich sein oder ihren Untergang herbeiführen könnte.

 

Es besteht eine große Ähnlichkeit zwischen den Worten Davids an seinen Sohn und den Worten Jehovas an Josua (Jos. 1). Der König sollte vor allem "stark und ein Mann sein". Der Gehorsam gegen Jehova und die Abhängigkeit von Ihm sind die Beweise dieser Stärke, die man gebrauchen muß, um "auf seinen Wegen zu wandeln". Der Wandel selbst wird geleitet durch Gottes Wort, wie wir hier und im 119. Psalm sehen. Dieses Wort hat verschiedene Charakterzüge, und es ist nötig, auf alle zu achten. Es heißt hier: "Indem du seine Satzungen, seine Gebote und seine Rechte und seine Zeugnisse beobachtest". Das ist die Gesamtheit des Wortes. Seine S a t z u n g e n sind die Anordnungen, die Er getroffen hat und mit denen Seine Autorität verbunden ist; Seine G e b o t e sind der Ausdruck Seines Willens, dem wir uns zu unterwerfen haben; Seine R e c h t e die Grundsätze, welche Er zum Ausdruck bringt und nach denen Er handelt; Seine Z e u g n i s s e endlich die Gedanken, die Er uns mitgeteilt hat und die der Glaube aufnehmen soll. Alles das war für den Israeliten das Gesetz Moses" und sollte die göttliche Regel für den Wandel des Gläubigen bilden. Ein auf diese Weise geregeltes Leben mußte ein glückliches Leben sein, von welcher Seite man es auch betrachten mochte: "Auf daß es dir gelinge in allem, was du tust, und überall, wohin du dich wendest". Das sollte das Geheimnis der Regierung Salomos und seiner Nachfolger sein. Bei diesen Grundsätzen würde es nie "an einem Manne fehlen auf dem Throne Israels".

 

Geradeso ist es für uns. Unser Leben findet seine Nahrung und Kraft in dem Worte Gottes, und nur indem wir auf dieses Wort achten, können wir eine feindselige Welt ohne Furcht durchschreiten und alles, was wir tun, gelingen sehen (Ps. 1, 2.3). Es unterweist uns, auf Gottes Wegen zu wandeln. Kann es ein größeres Glück geben, als hienieden einen vollkommenen Pfad zu finden, den Pfad des Christen, auf dem das Auge Gottes mit Wohlgefallen ruht?

 

Das also war die Aufgabe Salomos und seiner Nachfolger. Wenn sie auf dem Wege Gottes und vor Seinem Angesicht wandelten, sollte ihre Regierung auf immerdar bestehen bleiben (Ps. 132, 11. 12).

Die zweite Anordnung Davids für seinen Sohn bezog sich auf Gerichte, welche er ausführen sollte (V. 59). David, der die Gnade darstellt, hat Verständnis über das, was der Herrschaft der Gerechtigkeit geziemt, Wenn es keine Gerechtigkeit gäbe, so würde die Gnade selbst nur eine schuldbare Schwäche sein. Als Mensch würde David sich weniger schuldig gezeigt haben, wenn er diesen beiden Dingen den ihnen gebührenden Platz angewiesen hätte. So finden wir ihn wiederholt zu schwach, um Gerechtigkeit zu üben, wie in dem Falle Joabs, oder Gnade mit Gerechtigkeit walten zu lassen, wie in dem Falle Absaloms. Gott allein läßt die Gnade durch Gerechtigkeit herrschen. Er allein hat, in Christo, das Mittel gefunden, um diese beiden Dinge zu vereinigen: Seinen vollkommenen Haß gegen die Sünde und Seine vollkommene Liebe zu dem Sünder.

 

Doch diese Unterlassung des Gerichts hatte nicht einzig und allein in der Schwäche Davids seinen Grund. Es wird eine Zeit kommen, wo die Taten der Menschen gemessen und abgewogen werden nach dem Gesetz der Gerechtigkeit, welches, lange zurückgehalten, dann erst zu seiner vollen Ausübung kommen wird. Wenn die Gerechtigkeit herrschen wird, könnte sie dann den Anschein erwecken, als übersähe sie die Sünde? Man übertritt nicht ungestraft die Gesetze des Reiches; und wenn dasselbe dereinst in Macht errichtet sein wird, werden diejenigen, welche diese Gesetze unter der Herrschaft der Gnade mit Füßen getreten haben, die bitteren Folgen ihrer Empörung erfahren müssen. Es gibt vor dem Gesetz Gottes keine Verjährung, wie vor dem der Menschen. Die gottlose Tat des Sünders wird sich wiederfinden, vielleicht "beim grauen Haar"; aber sicherlich wird ihrer wieder gedacht werden.

 

Joab kommt zuerst an die Reihe. Wir haben bei der Betrachtung des zweiten Buches Samuel seine Laufbahn zur Genüge kennengelernt, so daß wir nicht mehr darauf zurückzukommen brauchen. Die Schwäche Davids (2. Sam. 3, 39) hatte den König verhindert, die Ermordung Abners und später diejenige Amasas sofort zu rächen; aber er hatte beides nicht vergessen. Was Joab diesen Männern angetan hatte, hatte er David angetan. "Du weißt, was Joab m i r g e t a n h a t. " *) Vielleicht meinte dieser blutdürstige Mensch, seinem König zu dienen, während er nur seinen eigenen Interessen diente. Aber das ist unmöglich. Was man für sich selbst tut, tut man wider Gott. In Friedenszeiten waren "der Gürtel und die Schuhe"

*) Wir glauben nicht, daß der König hierbei an die Ermordung Absaloms durch Joab denkt.

 

Joabs sein Dienst und sein Wandel, durch Kriegsblut befleckt worden. Das war ein Schandfleck. Der Krieg sollte auch über ihn kommen. Er mußte erfahren, daß es für ihn keinen Frieden gab; denn er ist nur für die, welche Frieden stiften (Jak. 3, 18). Weder Salomos Friedensreich noch seine Regierung in Gerechtigkeit konnten solche Elemente zulassen. Joab mußte o h n e A u f s c h u b und ohne Barmherzigkeit getötet werden. "Handle nach deiner Weisheit", sagt David. Ja, es gibt eine Vergeltung nach der Weisheit Christi (Offbg. 5,12). Ohne diese würde Seine Herrlichkeit nicht völlig zur Darstellung kommen.

 

Doch die Gedanken Davids verweilen viel lieber bei dem, was Barsillai für ihn getan hat (2. Sam. 19, 3140). Diesem hingebenden Greise vergilt er über seine Wünsche hinaus in seinen Söhnen. Anfangs handelte es sich nur um Kimham; jetzt haben alle Söhne Barsillais ein Recht an dem Tisch des Königs, zur Belohnung der Treue ihres Vaters. Sie genießen die Herrlichkeit des Reiches in einer Stellung hoher Ehre und besonderer Vertraulichkeit. Laßt uns daran denken im Blick auf unsere Familien! Die Hingebung der Eltern für Christum wird in ihren Kindern belohnt. "Indem ich mich erinnere", sagt der Apostel, Aes ungeheuchelten Glaubens in dir, der zuerst wohnte in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike" (2. Tim. 1, 5).

Als dritter kommt Simei, der Benjaminiter, der David geflucht und dann bei dessen Rückkehr Zeichen von Buße gegeben hatte, indem er seine Sünde bekannte. Dieser Simei hatte sich nicht der Partei Adonijas angeschlossen;*) er war in Verbindung mit den Helden Davids geblieben und war Salomo gefolgt. *) Obwohl manche anderer Meinung sind, sehen wir doch keinen Grund, weshalb der Simei In Kap. 1, 8 eine andere Person als der Sohn Geras gewesen sein sollte.

 

David sagt über ihn  "Siehe, b e i d i r ist Simei, der Sohn Geras". Er war also a n s c h e i n e n d wiederhergestellt; aber wenn David ihn auch in Gnaden verschont hatte, so hielt er ihn doch nicht für schuldlos. Alles sollte von seinem Betragen unter dem König der Gerechtigkeit abhängen. Dieses Betragen würde zeigen, ob seine Buge echt war oder nicht. Wie der Fall Joabs wird derjenige Simeis der Weisheit Salomos überlassen (V. 9).

 

David stirbt. Das Wort sagt hier nichts von den ersten Anfängen der Regierung Salomos, sondern hebt nur das hervor, was sie im allgemeinen und in ihrer Gesamtheit kennzeichnete: "Sein Königtum wurde sehr befestigt". Das ist der Charakter des Reiches der Gerechtigkeit im Gegensatz zu dem der Gnade, welches voll von Unruhen und Empörungen war.

 

1.Könige 2,13 Grundfeste des Thrones

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 2,13-46, Gerechtigkeit und Gericht sind seines Thrones Grundfeste

Kaum ist der Thron bestiegen, so offenbaren sich die dein Königtum feindlichen oder fremden Elemente; doch der Charakter der Herrschaft der Gerechtigkeit besteht darin, daß sie alles unterdrückt, was nicht mit ihr in Übereinstimmung ist. In der Gegenwart Salomos kann das Fleisch sich nicht mehr geltend machen, noch seinen Neigungen freien Lauf lassen. 

Adonija wendet sich an Bathseba, damit sie dein König, ihrem Sohne, sein Begehren vorstelle. "Ist Friede dein Kommen?" fragt diese gottesfürchtige Frau. Sie mißtraut dem Sohne der Haggith. Sie weiß ganz gut, daß, wenn seine Pläne gelungen wären, sie und ihr Sohn Salomo hätten "büßen müssen" (Kap. 1, 21). 

Dieser Mensch scheint äußerlich gebrochen zu sein, in seinem Herzen ist er jedoch weit davon entfernt. "Du weißt", sagt er, "daß das Königtum mein war, und daß ganz Israel sein Angesicht auf mich gerichtet hatte, daß ich König sein sollte" (V. 15). Wie hätte nicht eine solche Behauptung in dem wahren König gerechte Entrüstung hervorrufen sollen? 

Er, Adonija, sollte alle Rechte auf die Nachfolge, auf die Krone und auf das Volk Davids haben? Seine Worte verraten an sich schon ein mißmutiges Herz, eine lange unterdrückte Bitterkeit, die sich Luft macht, weil nicht das mindeste Selbstgericht bei ihm vorhanden ist. Allerdings fügt er hinzu: "Das Königtum hat sich gewandt und ist meinem Bruder geworden, denn von Jehova aus gehörte es ihm". 

Aber ist das eine wahre Erkenntnis des Willens Gottes, eine wahre Unterwerfung unter den Thron der Gerechtigkeit? Adonija nimmt es so an, weil er nicht anders kann. Sicherlich gehört er nicht zu dem "willigen Volke" am Tage der Macht des Sohnes Davids (Vergl. Ps 110, 3). Nach seiner Meinung ist Salomo ein Eindringling, und was ist für Adonija in diesem Falle Jehova, der Salomo eingesetzt hat? 

"Und nun", sagt er, "bitte ich e i n e Bitte von dir; weise mich nicht ab! ... daß er mir Abischag, die Sunamitin, zum Weibe gebe." Abischag? diese Jungfrau, welche David bedient und ihn mit Sorgfalt gepflegt hatte, welche in der größten Vertraulichkeit mit dem König der Gnade gelebt hatte, sie sollte dies ein Empörer gegeben werden, den nur die Langmut Salomos bis dahin verschont hatte? Wie wenig kannte er David und Salomo!*) *) Wie wir schon früher gesagt haben, gibt uns die Schrift keinen stich­haltigen Grund, in der Sunamitin die von Salomo geliebte Sulamith des Hohen Liedes zu sehen. Auch sollten wir in der Anwendung dieser Vorbilder nicht über das hinausgehen, wa5 das Wort uns deutlich zeigt.

 Ihm Abischag geben, das würde heißen, ihm ein gewisses Anrecht auf die Nachfolge seines Vaters zuzuerkennen, eine gewisse Verbindung mit dem Königtum, welches er bei einer günstigen Gelegenheit als sein Eigentum beanspruchen könnte; es wäre die Anerkennung der Gesetzmäßigkeit seiner Behauptungen und der durch Joab und Ab­jathar geleiteten Verschwörung (V. 22). Sollte das Weib, wel­ches David als eine reine Jungfrau bedient hatte, diesem Unheiligen gegeben werden? 

Und wenn wir jetzt an die Kirche denken, wird wohl der König der Herrlichkeit jemals darin einwilligen, die Braut, welche Er Sich als König der Gnade erwählt hat, einem anderen abzutreten? Der Antichrist, der Mensch der Sünde, mag vielleicht glauben, Christo die Braut rauben zu können, indem er sich der abtrünnigen Christenheit bemächtigt, die zu dem großen

Babylon der letzten Tage geworden ist; allein seine Anstrengungen, sich an die Stelle Christi zu setzen, um Dessen Braut zu besitzen und sich des Reiches zu bemächtigen, werden sowohl für die Hure wie für ihn selbst in dem Feuer und Schwefelsee endigen. Hier, bei Adonija, läßt das Gericht nicht auf sich warten: er wird noch an demselben Tage getötet. 

Nachdem das Haupt der Verschwörung, der falsche König, seinem Lose überliefert worden ist, trifft der Richterspruch Salomos den Priester, der von David lange ertragen worden war, über welchen aber Jehova schon vor den Ohren Elis das Urteil gesprochen hatte (l. Sam. 2, 35). Man findet hier den Grundsatz wieder, der in den Worten: "

Ich habe Jakob geliebt, Esau aber habe ich gehaßt" (Mal. 1, 2), zum Ausdruck kommt, in Worten, die dreizehnhundert Jahre später ausgesprochen wurden als die: "Der Ältere wird dem Jüngeren dienen" (i. Mose 25, 23). In den letzteren gibt sich die freie Wahl Gottes kund; das U r t e i 1 aber wird erst gesprochen, nachdem Esau sich als der unversöhnliche Feind Gottes und Seines Volkes erwiesen hatte. So ist es auch mit Abjathar. Hundertfünfunddreißig Jahre nach der Ankündigung des Gerichts wird er aus dem Priestertum gestoßen, nachdem er durch sein Bündnis mit dem Empörer eine Ursache zum Gericht gegeben hatte. 

So führt sich die Herrschaft der Gerechtigkeit ein durch das Gericht über alle, welche unter die Gnade und Langmut Gottes gestellt waren, diese aber nicht dazu benutzt hatten, ihr Herz und ihre Handlungen mit jener Herrschaft in Übereinstimmung zu bringen. Abjathar war um so schuldiger, weil er "die Lade des Herrn Jehova vor David getragen" hatte; auch hatte er an dessen Trübsalen von Anfang an teilgenommen (l. Sam. 22, 20). 

Indem er so an dem Zeugnis des Gesalbten Jehovas teilgehabt hatte, hatte er auch mitgelitten. Salomo erkennt das an; aber in dem einzigen Falle, wo die Treue Abjathars auf die Probe gestellt wurde und es sich um d i e Ehre des Sohnes Davids gehandelt hatte, hatte er Schiffbruch gelitten und seinen Herrn verlassen. Das lange aufgeschobene Wort Jehovas geht in Erfüllung: Abjathar wird verstoßen. 

Sodann kommt Joab. Von ihm wird ausdrücklich gesagt, daß er sich "nicht nach Absalom geneigt" habe, welche Anwand­lung dazu er auch gehabt haben mag, wie wir dies im 2. Buche Samuel sahen. Aber es war ein weit schwereres Vergehen, sich von der Herrschaft der Gerechtigkeit bei ihrer Errichtung abzuwenden; denn das bewies einen gänzlichen Mangel an Furcht angesichts dessen, der dazu bestimmt war, sich als König der Herrlichkeit auf seinen Thron zu setzen. 

Joab flieht in das Zelt Jehovas und erfaßt die Hörner des Altars. Doch das kann ihn nicht retten. Das Wort Gottes ist gegen ihn: "So jemand wider seinen Nächsten vermessen handelt, daß er ihn umbringt mit Hinterlist  von meinem Altar sollst du ihn wegnehmen, daß er sterbe" (2. Mose 21, 14). Salomo erinnert sich dieses Wortes. Nachdem das Urteil über Joab gesprochen ist, ist es z u s p ä t ; der Altar kann ihn nicht mehr schützen. Die Rache muß an ihm vollzogen werden, damit "David und seinem Samen und seinem Hause und seinem Throne F r i e d e sei auf ewig von seiten Jehovas" (V. 33); denn sonst würde das Blut auf dem Hause Davids geblieben sein. Seine Ehre erforderte das Gericht. 

Schließlich kommt Simei an die Reihe. Er wird durch Salomo unter seine eigene Verantwortlichkeit gestellt und nimmt dies an. Er offenbart dadurch eine völlige Unkenntnis seines sündigen Zustandes und infolgedessen auch seiner Unfähigkeit, zu gehorchen. Hatte Israel nicht ebenso gesprochen, als das Gesetz ihm vorgelegt wurde? "

Alles was Jehova geredet hat wollen wir tun" (2. Mose 19, 8). So sagt Simei: "Das Wort ist gut; so wie mein Herr, der König, geredet hat, also wird dein Knecht tun" (V. 38). Der unglückliche Mann wußte, daß Ungehorsam sein Tod war, und daß sein Blut auf seinem Kopfe sein würde  und doch war er unfähig, nicht ungehorsam zu sein. 

Er konnte nicht auf zwei entflohene Sklaven verzichten; und um dieses eintägige Gut wieder zu erlangen, opferte er sein Leben! Welch ein Bild von der Welt, die das Gesetz Gottes kennt, sich demselben aber weder unterwerfen will noch kann, sobald ein vorübergehender Vorteil sich zwischen sie und den Willen Gottes stellt! Simei wird nach seinem eigenen Wort verurteilt: "

Das Wort ist gut, das ich gehört habe" (V. 42). Der unter Verantwortlichkeit gestellte Mensch, der diese Verantwortlichkeit annimmt und darin fehlt, kann unter der Herrschaft der Gerechtigkeit nicht geduldet werden.

1. Könige 3,Tochter des Pharao

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 3, 13 Die Tochter des Pharao

"Und Salomo verschwägerte sich mit dem Pharao, dem König von Ägypten; und er nahm die Tochter des Pharao und brachte sie in die Stadt Davids, bis er den Bau seines Hauses und des Hauses Jehovas und der Mauer von Jerusalem ringsum vollendet hatte".

Auf die Erwähnung der Befestigung des Königtums in der Hand Salomos in Kap. 2, 12 folgt das Gericht, welches das Reich von allem reinigt, was sich wider David erhoben hatte. Auf die Wiederholung jener Erwähnung in Kap. 2, 46 folgt im 3. Kapitel die Verschwägerung mit dem König von Ägypten. Salomo geht eine Verbindung sogar mit der Nation ein, die einst sein Volk unterdrückt hatte, indem er eine Vereinigung der innigsten Art schafft: er nimmt seine Gemahlin in Ägypten.

 

Diese Vereinigung erinnert an diejenige Josephs mit einer Ägypterin, der Tochter des Priesters zu On; aber die vorbild­liche Bedeutung beider ist verschieden. Joseph, der von seinen Brüdern Verworfene, findet, e h e e r s i c h i h n e n w i e der zuerkennen gegeben hat, in Ägypten, unter den Nationen, eine Gemahlin und Söhne, gemäß dem was in Jes. 49, 5 und 6 von Christo gesagt wird: "Israel ist nicht gesammelt worden; aber ... ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um mein Heil zu sein bis an das Ende der Erde". Die Verheiratung Josephs ist ein Vorbild von den Beziehungen des verworfenen Christus zu der Kirche, sowie von der Nachkommenschaft die Er außerhalb des Landes der Verheißung erworben hat bevor Er Seine Beziehungen zu Seinem irdischen Volke wieder aufnimmt. 

Die Verbindung Salomos mit der Tochter des Pharao hat, gleichwie sie unter anderen Umständen vollzogen wurde, auch eine andere Bedeutung. Das Königtum ist in der Hand des Königs befestigt; die Zeit der Verwerfung des Gesalbten Jehovas in der Person Davids ist vorüber; Salomo ist als König der Gerechtigkeit über sein Volk Israel eingesetzt, was er eben durch das Gericht bewiesen hat. Erst dann geht er eine Verbindung mit dem Pharao ein und nimmt dessen Tochter zur Gemahlin, wie es in Jes. 19, 2125 heißt: "Und Jehova wird sich den Ägyptern kundgeben, und die Ägypter werden Jehova erkennen an jenem Tage; und sie werden dienen mit Schlachtopfern und Speisopfern, und werden Jehova Gelübde tun und bezahlen ..

 

An jenem Tage wird Israel das dritte sein mit Ägypten und mit Assyrien, ein Segen inmitten der Erde; denn Jehova der Heerscharen segnet es und spricht: Gesegnet sei mein Volk Ägypten, und Assyrien, meiner Hände Werk, und Israel, mein Erbteil!"

Salomo bringt seine ägyptische Gattin i n d i e S t a d t Da v i d s . So wird es auch im Beginn des Tausendjährigen Reiches sein: die Nationen werden zunächst unter die Beschirmung des Bundes gestellt werden, welcher mit Israel errichtet werden wird, und der hier durch die auf dem Berge Zion aufgestellte Bundeslade vorgebildet wird (2. Sam. 6, 12). Später werden sie ihren bestimmten Platz des Segens haben, So wie Salomo später für seine heidnische Frau ein Haus außerhalb der Stadt Davids erbaute, "denn er sprach: Mein Weib soll nicht in dem Hause Davids, des Königs von Israel, wohnen; denn die Orte sind heilig, in welche die Lade Jehovas gekommen ist (2. Chron. 8, 11).

 

Bis zu jenem Augenblick wird die Tochter des Pharao in den Genuß der Segnungen  nicht der Beziehung  gesetzt, deren Vorbild die Bundeslade ist. Überall, wo diese Lade sich befand, sei es im Hause ObedEdoms (2. Sam. 6, 11. 18. 20), oder in der Stadt Zion, brachte sie Segen mit. Während des Tausendjährigen Reiches werden die Nationen sich dieses Vorrechts bewußt sein: viele Völker und mächtige Nationen werden kommen, um Jehova der Heerscharen in Jerusalem zu suchen und Jehova anzuflehen. ... In jenen Tagen werden zehn Männer aus allerlei Sprachen der Nationen ergreifen, ja, ergreifen werden sie den Rockzipfel eines jüdischen Mannes und sagen: Wir wollen mit euch gehen; denn wir haben gehört, daß Gott mit euch ist" (Sach. 8, 22. 23).

 

KAPITEL 3, 4-15 Gibeon

Aus dem 2. und 3. Verse unseres Kapitels ersieht man deutlich, daß bei Beginn der Regierung Salomos die Dinge noch nicht endgültig geordnet waren. Die Lade Jehovas wohnte unter Teppichen; es blieb dem Sohne Davids noch übrig, das Haus Jehovas zu bauen. Zu jener Zeit befanden sich die Stiftshütte und der Altar auf der Höhe zu Gibeon, und die Bundeslade, die David zurückgeholt hatte, war in Jerusalem. 

Diese Bundeslade, den Thron Jehovas, das Zeichen Seiner persönlichen Gegenwart in der Mitte Seines Volkes, trug David auf seinem Herzen (Ps. 132). Aus seiner Geschichte geht nicht hervor daß er von dem Augenblick an, wo er sie nach Zion gebracht hatte, persönlich einen anderen Ort der Anbetung aufgesucht hätte, obwohl Gibeon ihm nicht gleichgültig war. Gleich nach der Überführung der Lade nach Jerusalem hatte er Sorge getragen, daß die Anbetung vor der Lade wieder mit den Opfern auf dem Altar zu Gibeon in Verbindung gebracht wurde (i. Chron. 16, 37-43), indem er so d i e E i n h e i t d e s G o t t e s d i e n s t e s aufrechthielt. Der Dienst vor der Lade, wie der vor dem Altar zu Gibeon, geschah jeden Tag, so daß also in demselben Augenblick und "beständig" diese beiden Teile des Gottesdienstes, obwohl räumlich getrennt, zusammen ausgeübt wurden.

 

Später errichtete David auf Befehl Jehovas einen Altar auf der Tenne Arawnas, des Jebusiters, und brachte dort Brandopfer und Friedensopfer dar. Sein Gott ließ ihn nicht lange ohne einen Altar in Verbindung mit der Bundeslade. Gibeon verlor gerade dadurch seinen Wert und seine Bedeutung.

 

Der Gedanke an diese Einheit scheint dem König Salomo im Beginn seiner Regierung nicht gekommen zu sein. Gott gibt ihm gewiß ein schönes Zeugnis. "Salomo liebte Jehova, indem er in den Satzungen seines Vaters David Wandelte"; doch ist dieses Zeugnis nicht ohne eine Einschränkung: "nur", heißt es, "opferte und räucherte er auf den Höhen". Er paßt sich hierin den gottesdienstlichen Gewohnheiten seines Volkes an, von welchem in V. 2 gesagt wird: " N u r opferte das Volk auf den Höhen".

 

Das war nicht eine b e s t i in in t e Sünde gegen Jehova, wie es später für gewisse fromme Könige von Juda zur Sünde wurde, nachdem die Erbauung des Tempels jeden Vorwand für solche Gewohnheiten weggenommen hatte. Sie erregten in jenen späteren Tagen das tiefe Mißfallen Jehovas, weil sie notwendigerweise zu götzendienerischen Gebräuchen führen mußten.*) *) Siehe 1. Kön. 14, 23. In 1. Kön. 15, 14; 22, 44; 2. Kön. 12, 3; 2. Chron. 20,33 scheint das Volk nichts anderes getan zu haben, als was auch im Anfang der Regierung Salomos geschah. Aber daß der Götzendienst mit den Höhen verbunden wurde, ersehen wir aus der erstgenannten Stelle, wie auch aus 2.Kön.18,4; Z. Chron. 31, 1 usw. 

Der gottlose Manasse baute die Höhen wieder auf und errichtete dem Baal Altäre (2. Kön. 21, 3). Als er zur Buße kam, "opferte das Volk noch auf den Höhen, wiewohl Jehova, ihrem Gott" (2. Chron. 33, 17). Das beweist das oben Gesagte, nämlich daß die Höhen zu gewissen Zeiten in der Geschichte Israels nicht notwendigerweise mit dem Götzendienst verbunden waren, obwohl sie dahin führten. Von dem Augenblick an, wo der Gottesdienst nicht mehr Christum zum Mittelpunkt hat, gleich der Bundeslade in Zion, und nur noch Raum hat für empfangene Segnungen, (und seien es auch die des Heils), weicht er aus der rechten Bahn ab, und wird ein Werkzeug in der Hand Satans, um schließlich die falschen Götter an die Stelle Christi zu setzen. Josia zerstörte die Höhen gänzlich mit all ihrem Götzendienst in Juda und Israel (2. Kön. 23, 8).

 

In den Tagen des Segens und der Kraft unter dem jungen König Salomo war dies nicht so; aber "er opferte und räucherte a u f d e n H ö h e n ", nicht nur "zu Gibeon, welches d i e g r o 2 e H ö h e war", wo sich der eherne Altar befand und die Stiftshütte mit allen ihren Geräten. Diese Gewohnheit war auf jeden Fall eine Z e r t e i 1 u n g d e s G o t t e s d i e n s t e s in Israel. Er verlor dadurch seine Einheit; denn der Altar war (neben anderen Eigenschaften) der Ausdruck dieser Einheit, wie es der Tisch des Herrn heute für die Christen ist. Einst unter Josua, bei der Errichtung des großen Altars (Jos. 22), hatte Israel Verständnis hierfür gehabt und war mit Energie und Eifer aufgetreten gegen das Darbringen von Opfern auf einem anderen Altar, als dem der Stiftshütte.

 

Gott duldete diesen Stand der Dinge, solange die volle Offenbarung Seines Willens bezüglich des Gottesdienstes noch nicht durch die Einweihung des Tempels stattgefunden hatte. Dennoch war es eine Schwäche des großen Königs. Wieviel einsichtsvoller war dagegen der Gottesdienst Davids, selbst vor Morija! Für David war die Bundeslade alles; sie war für ihn Jehova, der Mächtige Jakobs (Ps. 132, 5), dessen Anbetung da war, wo sich die Lade befand. Salomo stand nicht auf der Höhe dieser Segnungen und besaß nicht die Innigkeit dieser Beziehungen zu Gott. Er ging nicht über den Höhepunkt der allgemeinen Religionsübung seines Volkes hinaus.

Finden wir nicht in unseren Tagen dieselbe Schwachheit, denselben Mangel an Verständnis, wenngleich der Wunsch nach Ausübung des Gottesdienstes keineswegs fehlt? jeder wählt sich seine Höhe, ohne sich weiter um die Anwesenheit der Bundeslade (Christus) zu kümmern. Jeder errichtet seinen Altar, ohne daran zu denken, daß es seit dem Kreuze, wie damals seit Morija, nur ein einziges Symbol der Einheit für das Volk Gottes geben kann.

 

Salomo geht nach Gibeon; doch er liebte Jehova, und Jehova zieht immer die Liebe in Betracht, die wir zu Ihm haben. Er erscheint ihm dort i n e i n e in T r a u m. Diese Tatsache ist von Wichtigkeit. Im Traum ist man nicht imstande, den wahren Zustand seines Herzens zu verbergen; man steht auch nicht unter dem Einfluß der Vernunft oder des Willens, um die Offenbarung dessen, was sich in ihm befindet, zu unterdrücken. In einem Traume steht die Seele sozusagen nackt vor Gott. Welche Gedanken waren nun in dem Herzen des jungen Königs, als Gott zu ihm sagte: "Bitte, was ich dir geben soll"? Was das göttliche Wort zuallererst in diesem Herzen antrifft, ist die Dankbarkeit für die große Güte Jehovas gegen David: "

Du hast an deinem Knechte David, meinem Vater, große Güte erwiesen", sodann die Hochachtung, welche er für diesen hegt, weil er in Wahrheit und in Gerechtigkeit und in Geradheit des Herzens gewandelt hatte  ein Beweis, daß David Jehova fürchtete (Spr. 14, 2). Ferner zeigt sich Dankbarkeit gegenüber der Güte Gottes gegen ihn, den Sohn Davids: "Du hast ihm diese große Güte bewahrt und ihm einen Sohn gegeben, der auf seinem Throne sitzt, wie es an diesem Tage ist". Schließlich ist das Bewußtsein seiner Jugend, seiner Unwissenheit und seiner Unfähigkeit vorhanden: "Und ich bin ein kleiner Knabe, ich weiß nicht aus und einzugehen". Ein solcher Seelenzustand läßt überströmende Segnungen voraussehen. Er läßt sich in folgende Punkte zusammenfassen: Jehova fürchten, das Bewußtsein Seiner Gnade haben, andere höher achten als sich selbst und sich für nichts halten.*)

*) Das alles kommt später wieder zum Vorschein in den Sprüchen, den Unterweisungen der Weisheit des Königs. Siehe zum Beispiel Spr. 3, 7; 4, 7 usw.

 

Salomo stand vor Gott mit ungeteiltem Herzen; auch erbat er nur eins: daß er imstande sein möchte, dem Herrn in den Umständen zu dienen, in welche Er ihn als Führer des Volkes gestellt hatte. Er bittet Jehova um "ein v e r s t ä n d i g e s Herz", oder, wie andere übersetzen, "um ein Herz, w e 1 c h e s h ö r t ", denn das Hören ist die Tür zum Unterscheiden und Verstehen. Um selbst weise zu sein, muß man damit beginnen, auf die Weisheit zu hören.

"Glückselig der Mensch, der auf mich hört!" (Spr. 8, 34). Damit fängt jeder wahre Dienst an. Salomo wußte nicht "ein und auszugehen"; er konnte es nur lernen' indem er hörte. Wer nicht damit beginnt, sich in die Schule der Weisheit zu setzen, wird nie ein wahrer Diener werden. Das war auch der Weg für den Dienst Christi Selbst als Mensch: "Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre gleich solchen, die belehrt werden" (Jes. 50, 4).

 

Beachten wir auch, daß Salomo Jehova um ein verständiges H er z bittet. Man lernt die Gedanken Gottes nur mit dem Herzen wirklich kennen, nicht mit dem Verstande. Das wahre Verständnis wird durch die Liebe zu Christo hervorgebracht. Das Herz hört, und wenn es die Unterweisungen, deren es bedarf, empfangen hat, ist es weise geworden, fähig, zu unterscheiden zwischen Gutem und Bösem und das Volk Gottes zu regieren. Daß das H e r z in dem Dienst eine so wichtige Rolle spielt, rührt daher, daß kein Urteil Gott gemäß sein kann, wenn es nicht die Liebe zum Ausgangspunkt hat. Wir erfahren dies, wenn es sich um Zucht, um Seelenpflege, um Leitung der Heiligen und der Versammlungen handelt.

 

Das Wort Salomos "war gut in den Augen des Herrn". Welche Gnade, Gottes Beifall zu haben in allem, was wir von Ihm erbitten, und das Zeugnis zu empfangen, daß wir Ihm wohlgefällig gewesen sind! Auch gewährt Jehova dem Salomo, um was er bittet, und es gefällt ihm, alles das hinzuzufügen, was Salomo nicht erbeten hatte. Er gewährt ihm den ersten Rang in der Weisheit: "so daß d e i n e s g 1 e i c h e n vor dir nicht gewesen ist, und deinesgleichen nach dir nicht aufstehen wird". Er gibt ihm auch "sowohl Reichtum als Ehre, so daß deinesgleichen n i e m a n d unter den Königen sein wird alle deine Tage". 

Die demütige Abhängigkeit Salomos bringt ihn auf den ersten Platz, wie geschrieben steht: "Wer irgend unter euch groß werden will, soll euer Diener sein; und wer irgend von euch der erste sein will, soll aller Knecht sein". So war es auch mit Christo: "Der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele" (Mark. 10, 4345). In allen Dingen gibt es niemanden, der Ihm gleich wäre. Auch werden die Weisheit, die Macht, die Reichtümer, die Ruhmes und Ehrenkrone, ja alle Dinge Ihm gehören "an dem Tage, den Gott machen wird", und die größten und herrlichsten Dinge werden nur der Schemel Seiner Füße sein.

 

Im 14. Verse tritt, wie in allen Büchern, die wir betrachten, die Frage der Verantwortlichkeit des Königs hervor. " W e n n du auf meinen Wegen wandeln wirst, indem du meine Satzungen und meine Gebote beobachtest, so wie dein Vater David gewandelt hat, werde ich deine Tage verlängern." Das ist das ernste W e n n, welchem selbst Salomo nicht hat entsprechen können, und welches zum Verfall und zur Teilung seines Reiches geführt hat.

 

Nach Entgegennahme dieser Segnungen verläßt Salomo Gibeon und kommt nach Jerusalem; und "er stand vor der Lade des Bundes Jehovas". Das ist das Tun eines unterwürfigen Herzens, welches das Verständnis der Gedanken Gottes besitzt, die erste Kundgebung der Weisheit, die Salomo soeben empfangen hat. Er verläßt die Formen, um die Wirklichkeit zu ergreifen; er verläßt den äußeren Schein seiner Religion, um die in der Bundeslade dargestellte Gegenwart Gottes (Christi in einem Bilde) aufzusuchen. Der Altar zu Gibeon genügt ihm nicht mehr; dieser Ort spielt fortan keine Rolle mehr in dem religiösen Leben Salomos. Der Herr offenbart sich ihm später noch einmal (Kap. 9, 2), aber das geschieht nicht mehr zu Gibeon.

Salomo opfert vor der Bundeslade "Brandopfer und Friedensopfer, und macht allen seinen Knechten ein Mahl". Vor der Bundeslade gibt es mehr Freude als zu Gibeon, obwohl der König an diesem Orte wahrscheinlich viel mehr Opfer dargebracht hatte (2. Chron. 1, 6) als hier; aber vor der Bundeslade finden wir Friedensopfer, die wahren Opfer der Gemeinschaft, und zugleich ein Fest für alle Knechte des Königs.

 

KAPITEL 3, 16-28 Das gerechte Urteil

Nach dem Verständnis für die Ausübung des Gottesdienstes vor der Bundeslade, der ersten Kundgebung der Weisheit, finden wir in Salomo "die Weisheit Gottes, Recht zu üben" (V. 28). Salomo kannte das gerechte Urteil. Daß es sich um Huren handelt ändert nichts an dieser Gerechtigkeit' Die Menschen lassen sich durch den Charakter derer, welche zu ihnen reden, beständig in ihrem Urteil beeinflussen; so ist es aber keineswegs bei Gott. 

Was Ihm wichtig ist, das ist das H er z , nicht das, was jemand äußerlich ist. Das Urteil Salomos gründet sich auf die Zuneigungen, welche das Herz an den Tag legt. Behauptungen und Verneinungen waren in diesem Falle von gleichem Wert; auf sie konnte das Urteil sich nicht gründen (V. 22). Was zur Entscheidung führen konnte, war die Kundgebung des Herzens. 

Ebensowenig handelte es sich um die Frage, welche von diesen beiden Frauen die würdigere war  beide waren Huren; auch nicht darum, ob die Tat nur wahrscheinlich war, oder wirklich stattgefunden hatte  es war kein Zeuge zugegen gewesen; auch nicht darum, ob die wahre Mutter ihr Kind an äußeren Zeichen erkennen konnte  solche waren nicht vorhanden. 

Das einzige Zeugnis bestand darin, daß eins dieser Weiber s a g t e , sie könnte in dem toten Kinde ihren Sohn nicht erkennen. Es blieb also nichts anderes übrig, als nach ihrem H e r z e n s zustand zu urteilen; und das kann man nur auf Grund der sich offen­barenden Zuneigungen. Die eine dieser Frauen besaß einen Gegenstand, den sie liebte. Aber welche von den beiden war es? Wenn wirkliche Bande vorhanden sind, möchten wir um jeden Preis den, der uns teuer ist erhalten sehen, selbst auf die Gefahr hin, ihn für uns selbst zu verlieren. So ist die L i e b e; sie ist nicht selbstsüchtig; sie opfert sich auf für den geliebten Gegenstand. Die Liebe Christi hat dies für uns getan, und wir können es wiederum für Ihn tun: "Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag" (Röm. 8, 36).

 

Als die wahre Mutter das Schwert über ihr Kind erhoben sah, "wurde ihr Innerstes erregt über ihren Sohn". Der Gegenstand unserer Liebe ist für uns mehr, als unsere Liebe zu ihm. Daran unterscheidet man die Wirklichkeit, die w a h r e M u t t e r. So ist es auch im Blick auf das christliche Bekenntnis: wer nicht einen Gegenstand für sein Herz und sein Inneres gefunden hat, verrät sich sehr schnell. "Zerteilet es", sagt die, welche nicht die Mutter des Kindes ist, indem sie ihrem Groll gehorcht. Man hat schnell Christum geopfert, wenn es sich darum handelt seine Leidenschaften zu befriedigen. Die göttliche Weisheit allein ist imstande, die Wirklichkeit des Bekenntnisses vermittelst des Herzenszustandes zu unterscheiden. Wie oft ist dieses Bekenntnis ohne Wirklichkeit! Wo sind die innerlichen Gefühle für Christum? 

Wo ist die Hingebung, welche bereit ist, für Ihn auch die rechtmäßigsten Vorteile und die bestbegründeten Rechte aufzugeben? Es handelt sich an dieser Stelle weder um natürliche Gutherzigkeit, noch um einen edlen Sinn; wir haben es, wie bereits gesagt, mit Huren zu tun. Es handelt sich um von Gott geschaffene Bande, um einen Gegenstand, der von Ihm gegeben ist und den die Seele schätzt. Niemals wird Gott ihn uns nehmen; im Gegenteil, in der Prüfung empfangen wir ihn gleichsam aufs neue aus Seiner Hand. "Gebet jener das lebendige Kind und tötet es ja nicht! sie ist seine Mutter."

1. Könige 4, Herrlichkeit des Reiches

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 4 Die Herrlichkeit des Reiches

Dieses Kapitel redet von der inneren Ordnung und dem Glanze des Reiches Salomos, aber auch von seiner m o r a l i s c h e n Herrlichkeit, die durch die Weisheit des Königs dar­gestellt wird. 

Ganz Israel war unter seinem Zepter vereinigt und bildete so eine friedliche Einheit, welche der Regierung seines Vaters fremd war, wie dies die sieben Jahre in Hebron, der Aufstand Absaloms, derjenige Schebas, des Sohnes Bikris und endlich der Aufstand Adonijas beweisen. Jetzt ist alles in Ordnung und dieser herrlichen Regierung würdig; doch findet man nur elf Oberste (V. 26). Die vollkommene Ordnung in bezug auf die Regierung der Erde, welche durch die Zahl z w ö 1 f dargestellt wird, war noch nicht erreicht, und soll auch erst erreicht werden bei der Erscheinung eines Größeren als Salomo. 

Asarja, der Sohn Zadoks, ist an die Spitze der Obersten gestellt. "Dieser ist es, der den Priesterdienst ausübte in dem Hause, welches Salomo zu Jerusalem gebaut hatte" (i. Chron. 6, 10).*) Der höchste Dienst ist ihm zugefallen. Der Tempel wird der Mittelpunkt der ganzen Ordnung des Salomonischen Reiches, wie er es auf der Erde sein wird, sobald das Tausendjährige Reich Christi errichtet ist (Hes. 40-48). Abjathar selbst, der aus dem Priestertum verstoßen worden war, wird unter den Obersten neben Zadok aufgezählt. Er hatte die Bundeslade getragen und an den Trübsalen Davids teilgenommen, und obwohl sein A in t ihm genommen ist, will sein Herr ihm doch nicht die Würde rauben, welche er allen denen verleiht, die mit dem verworfenen König gelitten haben.

*) Wahrscheinlich war dieser Asarja der Sohn des Achimaaz und der Enkel Zadoks. Der Ausdruck "Sohn" für einen Nachkommen findet sich immer wieder In den jüdischen Geschlechtsverzeichnissen. Die etwas unklare Stelle in 1. Chron. 6, 9 und 10 könnte den Gedanken erwecken, als ob das Priestertum Asarja, dem Urenkel des Achimaaz, übertragen worden sei. eine andere Person. 

Unter den zwölf Aufsehern Salomos (V. 719) finden wir zwei, welche Töchter Salomos geheiratet hatten, eine besondere Ehre, die dem Sohne jenes Abinadab zuteil wurde, welcher die Bundeslade bei sich aufgenommen und sie zwanzig Jahre lang in dem Hause auf dem Hügel behütet hatte. In den Augen des Königs war es ein Ehrentitel, zu der Familie zu gehören, die gewissenhaft über die Bundeslade Jehovas gewacht hatte. 

Eine gleiche Ehre wird Achimaaz, dem Sohne Zadoks,*) zuteil, der mit Gefahr seines Lebens David treu ergeben war und dem der alte König das Zeugnis gegeben hatte: "Das ist ein guter Mann, und er kommt zu guter Botschaft". Er hatte als erster David den Sieg gemeldet, der ihm seinen Thron zurückgab und ihn dem von Gott bestimmten Erben sicherte.

*) Die Kritiker machen, augenscheinlich ohne Grund, aus diesem Achimaaz 

Die Verse 2028 beschreiben uns die Lage des Volkes unter der Regierung Salomos und den Charakter dieser Regierung. „Juda und Israel waren zahlreich, wie der Sand, der am Meere ist, an Menge." Die Verheißung, die einst Abraham gegeben worden war, nachdem er seinen Sohn auf dem Altar dargebracht hatte, ging jetzt, wenigstens teilweise, in Erfüllung; denn Gott hatte gesagt, daß sein Same sein solle "wie d i e Sterne des Himmels und wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist" (i. Mose 22, 17). Die Verheißung wird erst v ö 11 i g erfüllt werden, wenn das Tausendjährige Reich Christi da ist, wo, was Israel betrifft, die beiden Teile des Reiches, der himmlische und der irdische, in vollkommenem Einklang auf immerdar errichtet sein werden. Hier ist das Volk zahlreich wie der Sand des Meeres; es umfaßt zu gleicher Zeit die umliegenden Völker und hält sie in ihren Grenzen. Die Untertanen Salomos "aßen, tranken und waren fröhlich". Sie hatten Überfluß an allen irdischen Gütern; unbefriedigte Bedürfnisse gab es nicht mehr. F r e u d e er­füllte die Herzen; überall herrschte Sicherheit. Jeder hatte sein Besitztum und wohnte unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum. Was die Menschen vergeblich suchen in dieser ungerechten Welt, aus welcher Christus hinausge­worfen worden ist wird sich völlig verwirklicht finden, wenn der Herr, von allen anerkannt, h e r r s c h e n wird über alle Königreiche der Erde (V. 21 und 24). überdies wird diese mächtige Herrschaft eine Herrschaft a 11 g e m e i n e n F r i e d e n s sein: "Er hatte Frieden auf allen Seiten ringsum". Das ganze Gedeihen des Reiches und alle seine Hilfsquellen müssen dazu dienen, den König zu erhöhen; sie vereinigen sich, um seine Herrlichkeit erglänzen zu lassen (V. 22. 23; 2628). 

Doch was vor allem jene zukünftige allgemeine Herrschaft kennzeichnete, war das sittliche Bild, welches Salomos Regierung darbot; dies war noch viel herrlicher als die materielle Seite. "Gott gab Salomo W e i s h e i t und sehr große E i n sicht und Weite des Herzens, wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist." W e i s h e i t ist das sittliche Unter­scheidungsvermögen bezüglich aller Dinge, des Guten, des Bösen, der verschiedenen Umstände des Menschen usw., sowie die Kenntnis des hinsichtlich dieser Dinge zu beobachtenden Verhaltens. Dieses sittliche Unterscheidungsvermögen findet sich nur da, wo die Furcht Jehovas vorhanden ist; und diese kennzeichnete, wie wir gesehen haben, Salomo im Beginn seiner Laufbahn. Das Wort Gottes ist das Mittel, durch welches uns diese Weisheit mitgeteilt wird; darum erbat Salomo von Gott "ein verständiges (oder hörendes) Herz". Diese Weisheit hat ihren Ausdruck in den Sprüchen Salomos gefunden, die selbst Gottes Wort geworden sind. 

Ferner hatte Gott Salomo "sehr große E i n s i c h t " gegeben. Die Einsicht Salomos war ebenso groß wie seine Weisheit und innig mit ihr verbunden. Einsicht ist die Fähigkeit, die Gedanken Gottes zu verstehen und sich so anzueignen, daß man sie anderen mitteilen kann. Außerdem " W e i t e d e s H e r z e n s wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist",  ein Herz, welches fähig war, das ganze Volk zu umfassen. Salomo machte Israel mit sich eins, trug nach seiner Liebe Sorge für alle Bedürfnisse, widmete sich allen Angelegenheiten des Volkes, indem er sie zu den seinigen machte. Redet das nicht zu uns von Christo, von dem, was Er völlig offenbaren wird, wenn Er uns dereinst in die herrliche Ruhe Seiner Gegenwart eingeführt haben wird? wenn Sein Herz in Seiner göttlichen Weite uns alle umfassen wird, wenn Er "schweigen wird in seiner Liebe" (Zeph. 3, 17)? 

Die Größe der Einsicht Salomos wird uns in den Versen 33 und 34 beschrieben. Es gab in seinem Reiche weit mehr als nur eine Herrschaft über äußere Dinge; seine Einsicht beherrschte alles. "Er redete über die Bäume, von der Zeder, die auf dem Libanon ist, bis zum Ysop, der an der Mauer herauswächst; und er redete über das Vieh und über die Vögel und über das Gewürm und über die Fische." Adam hatte äußerlich geherrscht "über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das sich auf der Erde regt" (i. Mose 1, 26). 

So hatte Gott auch "alles Getier der Erde und alles Gevögel des Himmels, alles, was sich auf dem Erdboden regt und alle Fische des Meeres" in Noahs Hände gegeben (i. Mose 9, 2). Später gab der Gott des Himmels die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels in die Hände des Königs der Nationen und bestellte diesen zum Herrscher über sie und über die Menschen (Dan. 2, 38). Alles das wird nicht von Salomo gesagt; aber s e i n e W e i s h e i t beherrschte alle diese Dinge, von der Ceder bis zum Ysop, von den Tieren der Erde bis zu den Fischen. 

Er kannte ihr Leben, die Ursache ihres Seins, ihre Beziehungen zueinander und zu der Gesamtheit der Schöpfung, die Beispiele, welche Gott durch sie für das sittliche Leben der Menschen gegeben hat, und er redete über das alles. Die moderne Wissenschaft mit ihren stolzen Behauptungen ist nur ein Haufen Finsternis gegenüber diesen Gewißheiten. Jedoch besaß Salomo, wie gesagt, nicht die allgemeine Herrschaft unter ihren b e i d e n Gesichtspunkten. 

Diese ist einem Größeren als Salomo, dem letzten Adam, aufbewahrt: "Mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt; du hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt: Schafe und Rinder allesamt und auch die Tiere des Feldes, das Gevögel des Himmels und die Fische des Meeres, was die Pfade der Meere durchwandert" (Ps. 8, 58). Und von Ihm wird auch gesagt: "Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und W e i s h e i t und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung" (Offbg. 5, 12).

Die Herrschaft Salomos war nur ein schwaches Vorbild von derjenigen Christi, der "die Enden der Erde zum Besitztum ­haben wird" (Ps. 2, 8). Der König Israels „herrschte über das ganze Diesseits des Stromes"  "bis zu dem Lande der Philister und bis zu der Grenze Ägyptens". Das war, mit einem Wort, das Gebiet, welches Jehova in Josua 1, 4 Israel zugewiesen hatte; wenn es sich indes um die Weisheit Salomos handelte, so wurden diese Grenzen weit überschritten: a 11 e Völker kamen, um ihn zu hören; a 11 e Könige der Erde wünschten, ihn zu befragen, und man sah im Vorbilde verwirklicht, was von Christo gesagt wird: "Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um mein Heil zu sein bis an das Ende der Erde" (Jes. 49, 6). 

"Die Weisheit Salomos war größer als die Weisheit aller Söhne des Ostens und als alle Weisheit Ägyptens. Und er war weiser als alle Menschen, als Ethan, der Esrachiter, und Heman und Kalkol und Darda, die Söhne Machols" (V. 30 und 31). Die beiden letztgenannten Männer werden nur in 1. Chron. 2,6 erwähnt; dagegen enthält das Wort eine Mitteilung über die Weisheit Ethans und Hemans. Heman, der Esrachiter, ist der inspirierte Dichter des 88., und Ethan, der Esrachiter, der des 89. Psalms. 

Und worin besteht die in diesen beiden Psalmen enthaltene Weisheit? Psalm 88 trägt einen ganz besonderen Charakter, den kein anderer Psalm bis zu diesem Grade an den Tag legt. Er zeigt uns Israel überzeugt, d a s G e s e t z ü b e r t r e t e n zu haben, und wie es unter den Folgen dieses Ungehorsams liegt. Etwas Schrecklicheres gibt es nicht! Tod, Grab, Verwerfung und Finsternis sind das Teil des Redenden. Noch mehr, der Grimm Jehovas liegt schwer auf ihm; Er hat ihn niedergedrückt mit allen Seinen Wellen. 

Er ist verlassen von den Menschen und hat keinen Ausweg. Er schreit; doch er schreit vergebens. Er ist verworfen; Gott verbirgt Sein Angesicht vor ihm. Die Zornesgluten Jehovas sind über ihn hingegangen; er ist vernichtet durch Seine Schrecknisse. Alle, welche Mitgefühl mit ihm haben könnten, hat Gott von ihm entfernt. Und was ist das Ergebnis von dem allen? Gar nichts! Nicht e i n Hoffnungsstrahl zeigt sich. Da ist ein Seele, die schreit, und Gott, der nicht antwortet!*)

*) Wir finden dieselben Gefühle in dem Gebet Moses, im 90. Psalm, ausgedrückt, Vers 16 wegen der Sünde, Vers 712 wegen der Übertretung des Gesetzes, jedoch nicht ohne Hoffnung. 

Doch beachten wir, daß dieser Psalm das einzige Zeugnis ist, welches uns von der Weisheit Hemans gegeben wird. Es ist in der Tat eine große, außerordentliche Weisheit, welche bei der Betrachtung der Verantwortlichkeit des Menschen gegenüber den Forderungen der Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes feststellt, daß die Lage aussichtslos ist und daß das Gesetz (der Maßstab für diese Verantwortlichkeit) den Menschen in die Finsternis des Todes werfen muß, auf immer fern von dem Angesicht Gottes. 

Heman gelangte durch seine Weisheit zu demselben Ergebnis, welches Gott den Menschen durch das Gesetz Moses lehren wollte. War nicht der Geist dieses Mannes Gottes schon von dem überzeugt, was die schließliche Erfahrung der jahrhundertelangen Geschichte des Menschen sein sollte und was die Grundlage des Evangeliums bildet? Meint man nicht beim Lesen dieses Psalmes die Beschreibung des Gesetzes, welches den Sünder t ö t e t, im Römerbrief zu lesen? 

Im 89. Psalm unterweist uns die Weisheit Ethans. Wovon redet dieser andere Weise? Von der G n a d e ! Dieser Psalm beschreibt die unveränderlichen Verheißungen Gottes und die gewissen Gnaden Davids. Die Beziehungen des Volkes Israel zu Gott auf dem Boden des Gesetzes können nur in das Dunkel des Gerichts und des Todes führen; diese Beziehungen, auf dem Boden des mit David gemachten Gnadenbundes, führen zu dem Schluß: Auf ewig wird die Güte gebaut werden; die Himmel, in ihnen wirst du feststellen deine Treue" (V. 2) in den Himmeln, wo niemals etwas ihn antasten kann. 

Dieser herrliche Psalm ist das Lied von der Gnade und von der ganzen Herrlichkeit Gottes, welche durch diese Gnade begründet und ans Licht gestellt wird. Die Gerechtigkeit, das Gericht, die Güte, die Wahrheit, die Treue und die Macht Gottes werden verherrlicht, als in einer Person geoffenbart, welche selbst der Mittelpunkt und Schlüssel des Psalmes ist; in dem wahren David nämlich, der als ein Auserwählter aus dem Volke erhöht ist, dem Gesalbten Jehovas (V. 19 und 20), in dem, der zum Erstgeborenen gemacht wird, zum Höchsten der Könige der Erde (V. 27), von welchem Er Seine Güte nicht weichen lassen und dem Er Seine Treue nicht verleugnen wird (V. 33), dessen Same ewig, dessen Thron wie die Sonne sein wird vor Jehova (V. 36)! 

Es ist klar, daß in diesem wunderbaren Gemälde der Gnade, die in dem wahren David und in Seinem herrlichen Throne erblickt wird, die Frage der Verantwortlichkeit der Söhne Davids (V. 3032) nicht fehlen kann, noch auch die Folgen, die daraus für das Volk, welches gefehlt hat, hervorgehen (V.3851); aber selbst diese dunkle Szene schließt mit dem Segen: "Gepriesen sei Jehova ewiglich! Amen, ja, Amen!" 

Das sind die Unterweisungen der Weisheit durch den Mund dieser beiden Männer Gottes: der eine beschreibt die Herrschaft

des Gesetzes, welche zum Fluch und der Finsternis des Todes führt, der andere die Herrschaft der Gnade, die auf die Person des wahren David gegründet ist und zur ewigen Herrlichkeit leitet. Der erste verkündigt das Ende des alten Menschen, der zweite die nie endende Herrschaft des neuen Menschen.

Wie groß mußte also die Weisheit Salomos sein, wenn sie diejenige dieser beiden Weisen noch übertraf!

1. Könige 5, Hiram

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 5 Hiram. Vorbereitungen für den Tempel

Nachdem der Heilige Geist die innere Ordnung des Salomonischen Reiches und die ganze Weisheit, welche den Vorsitz darin führte, beschrieben hat, bringt Er uns jetzt zu dem, was in ganz besonderer Weise diese Regierungszeit kennzeichnen sollte: zu dem T e m p e l J e h o v a s . David hatte dieses Haus nicht bauen können; denn sollte Jehova Seine Wohnung endgültig in der Mitte Seines Volkes aufschlagen können, so mußte zunächst d e r F r i e d e fest gegründet sein. Solange das Volk in der Wüste umhergewandert war, hatte Jehova Sich durch die Stiftshütte seiner Stellung als Pilgrim und Wanderer angepaßt. 

Dann waren die Kriege in Kanaan unter Josua und den Richtern gekommen, und sie hatten erst mit der Regierungszeit Davids ihren Abschluß gefunden. Da wo Krieg ist, kann Gott nicht in Ruhe wohnen. Die erste Bedingung für Sein e n d g ü 1 t i g e s *) *) Wir sagen "endgültig", weil die erste Bedingung für das Wohnen Gottes bei Seinem Volke die E r 1 ö s u n g ist, vorbildlich dargestellt durch das Passah und das Rote Meer. 

Wohnen bei Seinem Volke in Kanaan war der Abschluß des Friedens. Geistlicherweise ist es mit der Kirche ebenso. Seitdem das "Evangelium des Friedens" verkündigt wird, wird das Haus Gottes, der heilige Tempel im Herrn, gebaut, und dieses Werk geht voran bis zur völligen Ruhe der Herrlichkeit. 

Unter Salomo war dieser Friede äußerlich, gleichsam materiell. Jehova hatte ihm ringsum Ruhe geschafft (V. 4). Die Segnungen, mit denen seine Regierungszeit angefüllt war, trugen denselben Charakter. Alles Begehrenswerte der Erde wurde zu ihm gebracht, und er benutzte es zur Verherrlichung Jehovas, welcher ihn auf seinen Thron gesetzt hatte. 

Der König von Tyrus wird als erster erwähnt, der dem entstehenden Reiche seine Dienste anbietet. Tyrus ist im Worte Gottes ein Bild der Welt mit all ihren Reichtümern und begehrenswerten Dingen. Man sieht in Hes. 27, was Tyrus im Altertum war. Sein Handel erstreckte sich über die ganze Erde, und von allen Seiten flossen ihm die Hilfsquellen der ganzen Welt zu. 

Wertvolles Holz, das die Zidonier ausgezeichnet zu bearbeiten verstanden, Elfenbein und Ebenholz, feines Leinen, weiße Wolle, Stickereien, blauer und roter Purpur; Silber, Eisen, Zinn, Blei und Erz; Karfunkel, Korallen, Rubinen und andere kostbare Steine; Gold in ungeheurer Menge; wohlriechender Balsam, Öl und Getreide; unermeßliche Herden; zahlreiche Krieger, um das alles zu verteidigen, Steuerleute und Matrosen zur Bemannung der gewaltigen Flotten, Weise, um seine Hilfsquellen in die richtigen Bahnen zu lenken und nutzbar zu machen  das war in kurzen Worten der Reichtum von Tyrus. Alles was das menschliche Herz auf Erden begehren mochte, stand ihm zu Gebote. 

Zur Zeit Salomos hatte Tyrus noch nicht den stolzen Charakter angenommen, der durch Jesajas und namentlich durch Hesekiel verurteilt wird, und der sich bis zur Vergötterung der Einsicht des Menschen verstieg. Hiram, der Freund Davids, regierte noch über dieses Volk. Er war früher aus freiem Antrieb gekommen, um dem Vater Salomos seine Dienste anzubieten, und seine Arbeiter hatten diesem ein Haus gebaut (2. Sam. 5, 11). 

Derselbe freie Wille veranlaßte ihn jetzt, seine Knechte zu dem Sohne Davids zu senden, weil er allezeit ein Freund des Vaters gewesen war. Wie sollte man nicht von dem König der Herrlichkeit freundlich empfangen werden, wenn man allezeit den König der Gnade geliebt hat? 

Salomo teilt Hiram seine Pläne mit, die keineswegs die Frucht seines eigenen Willens waren. Er hatte beschlossen, das Haus Jehovas zu bauen, weil Gott es so bestimmt hatte, indem Er Seinen Willen vorher David mitgeteilt hatte (V. 5). Das ist es, was den E n t s c h 1 i e ß u n g e n des Glaubens ihren wahren Charakter verleiht. Der Glaube entschließt sich, weil Gott beschlossen hat. Das ist ein wichtiger Punkt. 

Wir kennen oft im voraus den Willen Gottes und, anstatt zu sagen: I c h b i n entschlossen, ihn zu tun, suchen wir nach Vorwänden und guten Gründen, ihm auszuweichen, oder wenigstens nicht unser ganzes Herz auf seine Erfüllung zu richten. Zu anderen Zeiten haben unsere Entschlüsse den eigenen Willen zum Beweggrund und führen dann notwendigerweise zu bitteren Enttäuschungen. 

Die Regierungszeit Salomos wird also durch eine irdische Herrlichkeit gekennzeichnet, zu der alle natürlichen Hilfsquellen, welche die Welt bieten kann, beitragen. Doch sollte diese Herrlichkeit zur Verherrlichung Gottes sein und Ihm in der  Mitte Seines Volke seinen Tempel geben, der Seine Heiligkeit und Seine Größe pries. So wird es auch dereinst bei der herrlichen Regierung des Messias sein. Leider werden wir sehen, daß Salomo, der verantwortliche König, sich nicht mit dem begnügt hat, was ihm von Jehova zugeteilt worden war, sondern daß er später gesucht hat, sich d u r c h u n d f ü r s i c h s e 1 b s t zu vergrößern, und daß er die Folge­ davon tragen mußte. 

Hiram freut sich sehr, als er die Worte Salomos hört; er fühlt sich geehrt, daß er durch seinen Dienst zur Verherrlichung des Gottes Israels beitragen kann. Dieser König der Nationen sagt: "Gepriesen sei heute Jehova! Er betrachtet Jehova, den Gott Salomos, als seinen Gott und preist Ihn dafür, daß Er David einen Sohn gegeben hat, um über Sein Volk zu herrschen. Die Zuneigung zu David, dem verworfenen König, führt die Seele zur Wertschätzung des Königs der Herrlichkeit, ja, zur Wertschätzung Gottes Selbst, zur Liebe zu dem Volke Gottes. 

Die Frucht eines glücklichen Herzens ist gänzliche Widmung für den Dienst Christi. "Ich will all dein Begehr tun" (V. 8). Und was ist schließlich der Dienst Hirams im Vergleich zu dem, was Salomo für ihn tut? Zuweilen hat das, was wir für den Herrn tun, einen gewissen Schein. Die Zedern des Libanon und die ganze Mühe des Transports waren nichts Geringes; nur benutzte Salomo noch viele andere Dinge zu dem Bau des Tempels, außer den Zedern und Zypressen Hirams. 

Die großen wertvollen Steine, sowie das Gold, mit dem alles überzogen wurde, waren für die Grundlegung und Herrlichkeit des Gebäudes wichtiger als die Bäume des Libanon. Nichtsdestoweniger erfüllt Salomo das Begehr Hirams, weil dieser dasjenige Salomos erfüllt hatte; und das Begehr Hirams ist der Unterhalt seines Hauses. Der Herr könnte ohne uns fertig werden; doch das will Er nicht. Er weiß, was es ist, unsere Herzen zu erfreuen und ihnen den Segen, sie in Seinem Dienst zu benutzen, zu schenken  aber w i r können nicht ohne Ihn fertig werden. 

Er ist es, der uns Leben, Nahrung, Kraft und Wachstum gibt. Die Nahrung des Landes Hirams, das Getreide, mit dem seine Kaufleute Handel trieben, kam für sie aus Palästina (Hes. 27, 17). Das Land Jehovas liefert das, was zu unserem Bestehen notwendig ist. Auch Hiram ist darin von Salomo abhängig: "Du sollst den Speisebedarf meines Hauses geben", sagt er (V. 9). Und welcher Überfluß herrscht von da ab unter den Knechten des Königs von Tyrus! Ungefähr fünf Millionen Liter Weizen jährlich! Man kann Zedern und Zypressen besitzen und doch Hungers sterben. Aber sicherlich stirbt man nicht an Hunger, wenn man sie in den Dienst Salomos stellt! 

Der Friede kennzeichnet diese ganze Szene: Hiram und Salomo machten einen Friedensbund.

"Und Jehova gab Salomo Weisheit, so wie er zu ihm geredet hatte." Salomo hatte sie erhalten zur Reinigung seines Reiches durch das Gericht (Kap. 2, 6); dann, um richtige Entscheidungen zu treffen im Blick auf die Regierung seines Volkes (Kap. 3, 12); ferner hinsichtlich der Behandlung und Unterweisung der Nationen, der Völker und Könige der Erde (Kap. 4, 29); er empfängt sie schließlich im Blick auf die Erbauz u n g d e s T e m p e 1 s, des großen Werkes, welches seine glorreiche Regierung kennzeichnen sollte. 

Die Verse 1318 geben uns Bericht über die Einrichtung der Vorarbeiten für den Tempel. Dabei wird jeder nach seiner eigenen Fähigkeit angestellt. Die Weisheit Salomos ordnet alles an. Seine Arbeiter kommen denen des Königs Hiram bei dem Bauholz zu Hilfe, sie tragen Lasten, brechen die Steine im Gebirge. Auch die Gibliter nehmen daran teil. Sie werden von Hesekiel (Kap. 27, 9) erwähnt als geschickte Leute, um die Lecke von Tyrus auszubessern, welches unter dem Bilde eines auf den Meeren fahrenden Prachtschiffes dargestellt wird.*)

*) Die Gibliter werden in Josua 13, 5 erwähnt in Verbindung mit dem Libanon und als noch nicht von Israel unterworfen, Gebal, ein Seehafen am Fuße der nördlichen Abhänge des Libanon (vergl. Hesek. 27, 9), war wahr­scheinlich ihre Stadt. In dieser glorreichen Regierungszeit Salomos waren sie tributpflichtig, da sie zu dem unterworfenen Geschlecht Kanaans gehörten. 

Das erste, was Salomo tut, ist, daß er "große Steine, wertvolle Steine, um den Grund des Hauses zu legen, behauene Steine", herbeischaffen läßt. Es handelt sich vor allem darum, dem Tempel Gottes ein Fundament von großem Wert und von einer Festigkeit zu geben, die jeder Probe standhält. Das ist es, was Gott auch für Sein geistliches Haus getan hat. 

Der Grund ist Christus, der Eckstein; die Grundlagen sind alle Wahrheiten, die auf Christum und Sein Werk Bezug haben, so wie Er sie durch Seine Apostel und Propheten kundgetan hat. Das sind große Steine, wertvolle Steine. Man kann keinen einzigen von ihnen wegnehmen, ohne das ganze Gebäude in Gefahr zu bringen oder zu erschüttern. Das hatte die Weisheit Salomos gut verstanden, indem er behauene Steine herstellen ließ, auf welchen das Haus Gottes errichtet werden sollte.

1. Könige 6, Tempel

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 6 Der Tempel

Vierhundertundachtzig Jahre waren seit dem Auszug aus Ägypten verflossen; der Zweck Jehovas in der Erlösung Seines Volkes war erreicht. Was Israel am Ufer des Roten Meeres gesungen hatte, wird endlich zur Wirklichkeit: "Du wirst sie bringen und pflanzen auf den Berg deines Erbteils, die Stätte, die du, J e h 0 v a, zu deiner Wohnung gemacht, das Heiligtum, H e r r , das deine Hände bereitet haben" (2. Mose 15,17). Die beiden Dinge, von welchen in dieser Stelle gesprochen wird, sind vorbildlich durch David und Salomo verwirklicht worden. David hatte für den Bau des Tempels alles vorbereitet (i. Chron. 22, 14). 

Weiter waren ihm die Pläne des Gebäudes und seines ganzen Inhalts "durch Schrift' mitgeteilt worden (Vergl. 1. Chron. 28, 11-19). Diese Pläne übergibt David dem Salomo, und der baut das Haus. Der Retter bereitet vor; die Hände des Herrn bauen. Das von Gott für Seine Wohnung bei den Menschen und zur Erfüllung aller Seiner Ratschlüsse vorbereitete Material ist die Frucht der Leiden und der Verwerfung des wahren David; Christus, der Sohn des lebendigen

Gottes, errichtet das Gebäude und sagt: "Auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen".

Bevor wir auf den Bau des Tempels näher eingehen, ist es nötig, mit einigen Worten der Bedeutung dieses Gebäudes zu gedenken.

Der Tempel (wie auch die Stiftshütte) war d i e W o h nung Gottes in der Mitte Seines Volkes, das sichtbare Zeichen Seiner Gegenwart. Hier befand sich Sein Thron, die Bundeslade, wo Er Sich zwischen den Cherubim niedergelassen hatte. Die Lade enthielt die Gesetzestafeln, das Zeugnis des Bundes zwischen Jehova und Seinem Volke. Dieser Bund war von seiten Gottes mit gewissenhafter und unveränderlicher Treue beobachtet worden, aber er war auf Bedingungen gegründet. Solange Israel diese Bedingungen erfüllte, blieb Gott in der Mitte Seines Volkes. Wenn es ungehorsam wurde, war Jehova gezwungen es zu verlassen, Seinen Thron und Sein Haus in Israel aufzugeben. 

Der Tempel war der Mittelpunkt des G o t t e s d i e n s t e s. Man nahte Gott in Seinem Tempel vermittelst der Opfer und des Priestertums. Dennoch blieb Gott tatsächlich unnahbar, weil der Mensch im Fleische Ihm nicht nahen konnte. Der Weg ins Heiligtum, obwohl im Vorbilde enthüllt, war noch nicht g e o f f e n b a r t . Das Werk Christi allein konnte ihn einweihen. 

Der Tempel, der Ort des Gottesdienstes, war auch der Mittelpunkt der R e g i e r u n g Israels. G er t t war der Regierende. Der König war nur der verantwortliche Vertreter des Volkes vor Gott und der Ausführer der Willensäußerungen Jehovas in Seiner Regierung. 

Von dem Augenblick an, da Gott Sich ein irdisches Volk erworben hatte, war eine Hütte oder ein Tempel unentbehrlich und wurde der Mittelpunkt ihres ganzen politischen und religiösen Lebens. Sobald das Volk "LoAmmi" (Nicht=mein=Volk) genannt wird, verläßt die Herrlichkeit Gottes den Tempel, welcher schließlich, nachdem er einige Male zerstört und wieder aufgebaut worden ist, verschwindet. Doch wenn dereinst die unfehlbaren Beziehungen Jehovas zu Seinem Volke unter dem neuen Bunde der Gnade wiederhergestellt sein werden, wird der Tempel wiedererscheinen, und zwar herrlicher als er jemals gewesen ist. 

Der Tempel hat, gleich der Stiftshütte, auch eine v o r b i 1 d liche Bedeutung. Er stellt den Himmel, das Haus d e s V a t e r s, dar, und wir können deshalb die verschiedenen Symbole auf die Beziehungen anwenden, in welchen wir heute als Christen zu Gott stehen. Alles was sich in dem Tempel befand, war nur ein Abbild der geistlichen Dinge, welche das Teil der Christen sind,

wie wir zu sehen reichlich Gelegenheit haben werden.*)

*) Noch manche andere, ins einzelne gehende Betrachtungen werden sich uns im Laufe dieses und des folgenden Kapitels von selbst darbieten. 

Da der Tempel die Wohnung Gottes ist, so ist er notwendigerweise auch die Wohnung derer, welche Ihm a n g e h ö r e n (Joh. 14, 2; 4, 2124). Darum sehen wir, daß bei dem Tempel Salomos die Zimmer der Priester mit dem Hause ein Ganzes bildeten. Dies führt uns dahin, auf einen beachtenswerten Unterschied in der Art der Beschreibung des Tempels in 1. Kön. 6 und 2. Chron. 3 hinzuweisen. 

Im 1. Buch der Könige bilden die Wohnungen der Priester einen Teil des Hauses; 2. Chron. 3, 9 erwähnt sie nur nebenbei und ohne auf ihre Verbindung mit dem Hause aufmerksam zu machen. Ferner fehlen im 1. Buch der Könige die beiden wichtigsten Teile des jüdischen Systems, der A 1 t a r und der V 0 r h a n g, vollständig, während die Chroniken sie erwähnen. Ohne sie konnte man Gott nicht n a h e n. Nach diesen Tatsachen können wir im voraus schließen, daß die Bücher der Könige uns den Tempel mehr als W o h n o r t darstellen, die Chroniken dagegen als Ort des Hinzunahens. 

Wir werden diesen Charakter bei der Betrachtung dieser Kapitel im Auge behalten müssen.

Der Tempel, als Ganzes betrachtet, ist auch das Bild der christlichen Gemeinde, der Kirche, des geistlichen Hauses, des heiligen Tempels, der Behausung Gottes im Geiste.*)

*) Die folgenden Seiten werden daher notwendigerweise eine beständige Vermengung des jüdischen und christlichen Elements darstellen. 

Schließlich ist der Tempel C h r i s t u s. Brechet diesen Tempel ab", sagte Er, und in drei Tagen werde ich ihn aufrichten." Er war hienieden der Tempel, in welchem der Vater wohnte (Joh. 14, 10). Doch wenn der Tempel i m a 11 g e meinen Christus ist, so stellen auch alle seine Teile unter ebenso vielen verschiedenen Charakterzügen Ihn dar. Die Bundeslade mit dem Gesetz in ihrem Inneren, der Sühndeckel auf der Lade, der Vorhang, alle Gegenstände im Heiligtum und im Vorhof, bis zu den Wänden und den Grundlagen des Gebäudes  alles, durchaus alles, redet (wie in der Stiftshütte in der Wüste) zu uns von Ihm. 

Alles stellt uns Seine Herrlichkeiten dar, die Wirksamkeit Seines Werkes, das Licht Seines Geistes, den Wohlgeruch Seines Namens, den Wert Seines Blutes, die Reinheit, die Heiligkeit, die Herrlichkeit Seiner Person. Nach welcher Seite wir uns wenden mögen, auf welchen Gegenstand in diesem wunderbaren Gebäude unser Auge fallen mag, überall finden wir die Vollkommenheiten Dessen wieder, an dem der Vater Sein völliges Wohlgefallen findet und in welchem Er Sich uns geoffenbart hat. Wenn wir in das Haus des Vaters eintreten, so geschieht es, um dort die vollkommene Offenbarung von allem, was Er ist, in der Person Seines Sohnes zu finden.

Laßt uns nun im einzelnen die Unterweisungen unseres Kapitels betrachten. 

"Und das Haus, das der König Salomo Jehova baute: sechzig Ellen war seine Länge, und zwanzig Ellen seine Breite, und dreißig Ellen seine Höhe." Auf den ersten Blick könnten die Größenverhältnisse des Tempels in Erstaunen setzen, denn sie sind nichts weniger als gewaltig. Diese Tatsache hat sogar die Ungläubigen befremdet. Die Abmessungen des Tempels Salomos bleiben weit hinter denen der riesenhaften Heiligtümer Ägyptens zurück. Es ist eben nicht die G r ö ß e , welche das Haus Gottes kennzeichnet, sondern die Heiligkeit, die vollkommene Ordnung, die Gerechtigkeit, die Herrlichkeit, das heißt die gleichmäßige Verteilung und Harmonie aller Vollkommenheiten Gottes. Die Abmessungen des Tempels waren in Länge, Breite und Höhe genau das Doppelte derjenigen der Stiftshütte, aber das Verhältnis der verschiedenen Teile zueinander blieb d a s s e l b e. 

Die Stiftshütte konnte während des Zuges durch die Wüste als etwas verhältnismäßig Unwichtiges erscheinen im Vergleich mit dem, was das Haus Gottes in Herrlichkeit sein sollte; aber der ganze P 1 a n Gottes, die ganze 0 r d n u n g Seines Hauses fand sich schon in diesem Übergangsgebäude und mußte darin geoffenbart sein. So verhält es sich auch mit der Kirche; darum wird dem Timotheus gesagt: "Dieses schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen; wenn ich aber zögere, auf daß du wissest, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, welches die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit" (l. Tim. 3, 14. 15). In der Herrlichkeit wird die Ordnung der Regierung des Hauses völlig geoffenbart werden, wie wir dies in der Beschreibung des neuen Jerusalem in Verbindung mit dem Reiche sehen (Vergl. Offbg. 21). 

Wenn man ferner die Weise, in welcher der Tempel gebaut wurde, sorgfältig betrachtet, So kann man, abgesehen von der erstaunlichen Übereinstimmung seiner Abmessungen mit denen der Stiftshütte, feststellen, daß der Tempel nach keinem anderen Modell gebaut worden ist, als jene. Wir betonen diesen Punkt nachdrücklich, weil die Menschen (deren Herz, oft ohne daß sie es meinen, von Unglauben gegen die Offenbarung Gottes erfüllt ist,) sich viel Mühe geben, zu ergründen, ob nicht die syrischen, assyrischen, ägyptischen oder babylonischen Tempel mehr oder weniger als Modell für den Tempel Salomos gedient haben, während er sich selbst als Modell g e d i e n t h a t. Wäre das nicht des wahren Baumeisters dieses Tempels würdig, der alle Einzelheiten dem David geoffenbart hatte (i. Chron. 28), wie einst dem Mose diejenigen der Stiftshütte? Doch, was bei keinem menschlichen Werke möglich wäre, hier hatte jede dieser Einzelheiten eine göttliche Bedeutung, welche die Gedanken des Glaubens auf die Person und das Werk Christi hinlenkte. 

Die H a tt e des Tempels und dessen einziger Zugang unterschied sich, was seine Abmessungen betrifft, von dem, was wir bei der Stiftshütte sehen. 2. Chron. 3, 4 sagt uns, daß ihre Höhe hundertundzwanzig Ellen betragen habe. Danach war sie also viermal so hoch wie das Haus selbst. 

Rings um den Tempel  sein Eingang ausgenommen  befanden sich die Seitenzimmer, d i e Wohnungen d e r Priester. Es gab nichts dergleichen bei der Stiftshütte in der Wüste. Damals konnte Gott ohne Zweifel herabsteigen, um in der Mitte eines Volkes nach dem Fleische unter der Bedingung zu wohnen, daß Er Sich in einem tiefen Dunkel verbarg. Er konnte aber nicht dem Menschen erlauben, zukommen und bei Ihm zu wohnen. Das letztere wird hier zur Wirklichkeit unter der herrlichen Regierung Salomos, wie es sich für uns verwirklichen wird, wenn der Herr uns ins Vaterhaus einführen wird. Wir Kinder Gottes gehören alle zu dieser Familie von Priestern, die ihren Wohnplatz rings um ihr Überhaupt haben wird, obwohl das Vaterhaus schon jetzt für unseren Glauben offensteht und wir dort wohnen können, während wir uns noch in dieser Welt befinden. 

Die Wohnungen der Priester waren nicht von dem Hause zu trennen und bildeten ein Ganzes mit ihm, jedoch ohne einen seiner Teile in seiner Würde zu beeinträchtigen. 

Die Mauern des Tempels hatten Absätze, welche ein Auflegen des Gebälks gestatteten, ohne daß die Balkenköpfe in die Wände eingriffen. Auf diese Weise erhielt man ein völliges Anpassen der priesterlichen Zimmer an das Haus, ohne die Unversehrtheit des Gebäudes irgendwie preiszugeben. So werden wir in der Herrlichkeit wohnen. Die Tatsache unseres Dortseins, weit entfernt davon, die Vollkommenheit des Hauses Gottes abzuschwächen, wird nur dazu dienen, sie zu erhöhen. "Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott" (Offbg. 21, 3). 

"Und das Haus wurde bei seiner Erbauung aus vollständig behauenen Steinen*) erbaut; und Hammer und Meißel, irgendein eisernes Werkzeug, wurde nicht am Hause gehört, als es erbaut wurde." Man sah während der Errichtung des Tempels keine Spur von einem menschlichen Werkzeug. Er wurde in der Stille erbaut; man hörte weder Hammer noch Meißel. 

Es war das Werk Gottes; alles war vorher zubereitet. Die Steine, aus denen das Haus bestand, trugen d e n s e 1 b e n C h a rakter wie die Fundamentsteine, die ebenso wertvoll und vorher bearbeitet waren (Kap. 7, 912). So ist es auch mit der Versammlung (i. Petr. 2, 4. 5), insoweit ihre Erbauung nicht der Verantwortlichkeit des Menschen anvertraut ist (l. Kor. 3, 1015). *) Wörtl.: aus vollständigen Steinen des Steinbruchs, das heißt aus Steinen, die im Bruch gleich fertig zugerichtet wurden. (Anmerkung des Übersetzers.) 

Doch diese Verantwortlichkeit ruhte auch auf Salomo in Verbindung mit der Erbauung des Hauses. Wie so viele andere hat auch er in seiner Verantwortlichkeit gefehlt und dadurch den Untergang seines Reiches herbeigeführt. "Und das Wort Jehovas geschah zu Salomo, indem er sprach: Dieses Haus, das du bauest, w e n n du in meinen Satzungen wandeln wirst ... , so werde ich inmitten der Kinder Israel wohnen und werde mein Volk Israel nicht verlassen" (V. 1113). Die Treue des Königs war die einzige Bedingung, welche Gott dafür stellte, daß Er Sein Volk nicht verlassen würde; die ganze Segnung des Volkes hing von der Erfüllung dieser Bedingung ab. 

Der S p r a c h o r t, das Allerheiligste, wie auch das H e i 1 i g t u m (der Teil des Tempels vor dem Sprachort) waren mit Zedernholz bekleidet. Die Zeder ist im Worte das Bild d e r Majestät, der Höhe ' der Dauerhaftigkeit und der Stärke. Es gab an den Mauern innerhalb keine einzige Stelle, die nicht damit bekleidet gewesen wäre. Der Stein kam nirgends zum Vorschein. Doch das Zedernholz selbst, sowie der Fußboden aus Zypressenholz, alles wurde vollständig mit Gold überzogen. Das Gold stellt in dem Worte stets d i e göttliche Gerechtigkeit und Herrlichkeit dar. 

Das Haus bestand also aus wertvollen, vorher bearbeiteten Steinen und war errichtet auf den großen, wertvollen Steinen, welche die Grundlage bildeten. Das gab dem Tempel seinen Wert in Gottes Augen. Aber im Innern war alles fest, dauerhaft, daher unverderblich, der Größe und Majestät Jehovas würdig. Und diejenigen, welche in den Tempel eintraten, um bei Gott zu verweilen, erblickten um sich her nur göttliche Gerechtigkeit. ja, bis zu dem Boden, über den der Fuß hinschritt, war alles damit bekleidet. Zudem waren alle Geräte des Heiligtums entweder von Gold oder doch mit geläutertem Golde überzogen, wie der Räucheraltar, die Cherubim und die Türflügel des Allerheiligsten. 

Wie in der Stiftshütte in der Wüste, bildete das A 11 e r heiligste einen vollkommenen Würfel: "Das Innere des Sprachortes: zwanzig Ellen die Länge, und zwanzig Ellen die Breite, und zwanzig Ellen seine Höhe".*)

*) Das Haus selbst war dreißig Ellen hoch (V. 2). Es ist eine bemerkens­werte Tatsache, daß der von Hesekiel beschriebene Tempel des Tausendjährigen Reiches trotz der ungeheuren Ausdehnung seines äußeren und inneren Vorhofs und der äußeren Maße des Gebäudes, welches mit seinen Zimmern eine Länge und Breite von hundert Ellen erreichen wird (Hes. 41, 13 und 14), in bezug auf das Heilige und das Allerheiligste die Maße des Tempels Salomos nicht überschreiten wird. Das sind unveränder­1 i c h e M a ß e. Was von Anfang an im Plane Gottes lag, das muß sich ohne Änderung und Entwicklung im Zeitalter der Herrlichkeit Christi verwirklichen. Die Maße des Ganzen können sich der zukünftigen Größe dieser Herrschaft anpassen; aber das Heiligtum bleibt dasselbe. 

So wird es auch bei dem neuen Jerusalem sein: "Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind g 1 e i c h " (Offbg. 21, 16). Das Ergebnis des Werkes Gottes ist vollkommen; es ist ihm nichts hinzuzufügen, noch etwas davon wegzunehmen. Alles ist geordnet nach den Gedanken des göttlichen Baummeisters. Das neue Jerusalem ist sozusagen ein u n g e h e u z res Allerheiligstes, wo Gott, wie in dem Sprachort des Tempels, wohnen kann, weil dort alles Seiner Heiligkeit und Seiner Gerechtigkeit entspricht. Man findet keinen Tempel in ihr. "Gott, der Allmächtige, ist ihr Tempel, und das Lamm"; aber sie entspricht selbst a ll e d e m, w a s e s a n A 11 e r h e i 1 i g s t e m in dem Tempel Gottes gibt. Das Heiligtum Gottes ist die Kirche in der Herrlichkeit. 

Wie wir bereits gesagt haben, wird der Vorhang hier nicht erwähnt. An seine Stelle tritt eine Tür von Ölbaumholz (V. 31), aus zwei mit Gold überzogenen Türflügeln, ein freier und weiter Zugang, welcher dem Blick erlaubt, in das Allerheiligste einzudringen, obwohl, der Herrschaft des Gesetzes entsprechend, noch goldene Ketten vor dem Sprachort ausgespannt sind (V. 21). 

Die C h e r u b i m spielen eine große Rolle im Tempel. Die Cherubim auf der Bundeslade waren aus einem Stück mit dem Deckel und überschatteten diesen. Sie blickten hin auf das, was in der Lade verborgen war, auf den Bund des Gesetzes, der, auf steinerne Tafeln geschrieben, dort niedergelegt war. Die Cherubim, zwei an der Zahl, waren die Z e u g e n von dem, was die Lade enthielt (Matth. 18, 16). Sie waren zugleich die Merkmale der richterlichen Macht Gottes. Diese Merkmale sicherten den Bund. Von Seiner Seite beobachtete Gott ihn treu durch alles, was Ihn in Seiner Regierung kennzeichnete.*) Die Bundeslade und die Cherubim der Stiftshütte waren in den Tempel gebracht worden. Unter der Bedingung, daß der König seinerseits treu war, blieb Gott auf Seinem Thron zwischen den Cherubim sitzen und beobachtete, an Seinem Teile treu, den mit Seinem Volke geschlossenen Bund. *) Wir werden bei der Betrachtung der Ausschmückung des Tempels und des Vorhofs auf diese Merkmale zurückkommen. 

Der Tempel enthielt aber noch zwei andere Cherubim, jeder zehn Ellen hoch, welche mit ihren ausgebreiteten Flügeln an der einen Seite einander, und an der anderen Seite die Wand des Heiligtums berührten. "Ihre Angesichter waren dem Hause zugewandt" (2. Chron. 3,13), d. h. sie blickten aus dem Heiligtum hinaus. Sie schauten nach außen, weil unter der Regierung der Herrlichkeit diese richterlichen Merkmale Gottes, die für den sündigen Menschen erschreckend sind, in Segen auf ihn blicken können. In unserem Kapitel, in welchem es sich um das Wohnen bei Gott handelt, werden uns die Cherubim nicht als nach außen blickend dargestellt. 

Noch einige andere Einzelheiten der Ausschmückung erfordern unsere Aufmerksamkeit. Die Wände waren innerhalb und außerhalb mit Cherubim und Palmen und aufbrechenden Blumen geschmückt. Die Cherubim sind, wie wir gesehen haben, die Merkmale des gerechten Gerichts Gottes. Die „lebendigen Wesen" der Offenbarung (Kap. 4, 6) sind Cherubim und stellen dar: der Löwe  die Kraft, das Kalb (oder Stier)  die Festigkeit oder Beharrlichkeit, der Mensch  die Einsicht der Adler  die Schnelligkeit der Gerichte und der Regierungswege Gottes (Offbg. 4 und 5). 

In den Kapiteln, die uns beschäftigen, haben die Cherubim wohl mehr den Platz von einsichtsvollen Wesen. Wir lesen nichts von den Merkmalen der Kraft (Löwe) oder der zähen Beharrlichkeit (Stier); es sind einfach "die Cherubim". Der Adler wird gar nicht erwähnt, weder bei der Ausschmückung des Tempels noch der Becken des Vorhofs, weil der Adler die Schnelligkeit der Gerichte darstellt und sich nicht auf eine befestigte und friedliche Regierung anwenden läßt. Kap. 7, 29 liefert den Beweis hierfür: "Auf den Feldern ... waren Löwen, Rinder und Cherubim". Einsicht in die Regierung Gottes schmückt also das Haus Gottes. Die Hinzunahenden können sie sehen in allen Einzelheiten des göttlichen Gebäudes. Alle Wege Gottes in Seiner Regierung geben Zeugnis von dieser Einsicht, von dieser unendlich verschiedenartigen Weisheit. 

Die Palmen oder Palmenzweige haben in dem Wort auch ihre Bedeutung. Wenn der Herr als König des Friedens in Jerusalem einzieht, tragen die jünger Palmzweige vor Ihm her. Das ist das Zeichen des friedlichen T r i u m p h s einer Herrschaft, die errichtet werden soll. Ebenso trägt die unzählbare Menge in Offenbarung 7 Palmen in den Händen, indem sie den Triumph des Lammes feiert. Die Palmbäume von Elim sind das Zeichen der friedlichen Beschirmung in der Wüste; der Palmzweig in Jes. 9, 14 eine Beschirmung, unter der man Schutz sucht; Palmzweige wurden benutzt am Laubhüttenfest, dem Sinnbild der tausendjährigen Festfeier, wo das Volk unter Zweigen von Palmen und anderen grünen Bäumen an der allgemeinen Ruhe des Reiches teilnehmen wird, jedoch nicht ohne sich der Prüfungsjahre der Wüste zu erinnern. Die Palmzweige waren also Sinnbilder des Friedens, der Sicherheit und des Triumphes der Herrschaft der Gerechtigkeit. 

Die aufbrechenden Blumen sind das Bild einer neuen Jahreszeit, des beginnenden Frühlings (Hohel. 2, 12). In Psalm 92, 12 und 13 sehen wir, daß "der Gerechte sprossen wird wie der P a 1 in b a u in . . . . Die gepflanzt sind in dem Hause Jehovas, werden blühen in den Vorhöfen unseres Gottes." Diese Symbole sind also einerseits Sinnbilder der Regierung und andererseits Bilder von denen, die zu ihr gehören. Es wird eine völlige Übereinstimmung bestehen zwischen den Herrlichkeiten der Regierung und denen, die daran teilnehmen werden, zwischen dem Hause des Vaters und denen, die darin wohnen.

Und das alles wird in völligem Einklang sein mit Christo, dem wahren Salomo. Denn "auf ihm wird ruhen der Geist Jehovas, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und Furcht Jehovas" (Jes. 11, 2). Er ist "der Wunderbare, Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst' * ' (Jes. 9, 6). Er ist der wahre Sohn Davids, und auf Ihm wird Seine Krone blühen (Ps. 132, 18). 

Göttliche Einsicht, völliger Friede, Schönheit, Frische und Freude kennzeichnen also diesen ganzen Schauplatz, und auch wir werden, Christo ähnlich und mit Ihm, dem Träger all dieser Herrlichkeiten, vereinigt, daran teilnehmen.

Die Cherubim finden wir wieder mit den Palmen und Blumen auf den Türflügeln des Sprachortes (V.32). Wie der Vorhang, an dessen Stelle sie treten, stellen uns auch die Türflügel Christum dar, welcher durch die Hingabe Seiner Selbst uns den Zugang zu Gott geöffnet hat. Christus auf dem Kreuze ist Gottes Weisheit; durch Sein Kreuz treten wir in vollem Frieden, in völliger Freude ins Heiligtum ein, und können dort mit Verständnis das Lamm preisen, das geschlachtet worden ist.

In den aufbrechenden Blumen und Koloquinthen (V. 18) erblickt man die Darstellung eines fortwährenden Blühens, eines Lenzes voller Frische und Schönheit, in Beziehung zu der Ruhe Gottes das Bild einer ewigen Freudenzeit, bedeckt und beschützt von der göttlichen Herrlichkeit in dem Tempel Gottes, der für u n s das Vaterhaus ist!

1. Könige 7, Häuser Salomos

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 7, 1-12 Die Häuser Salomos

"Und an seinem Hause baute Salomo dreizehn Jahre, und er vollendete sein ganzes Haus." Salomo hatte sieben Jahre gebraucht, um das Haus Jehovas zu bauen. Man erkennt daraus den Eifer, den er diesem Werke zuwandte. Zum Bau des herodianischen Tempels waren sechsundvierzig Jahre nötig (Joh. 2, 20). Der Dienst Jehovas ging im Herzen des Königs im Beginn seiner Laufbahn allem anderen voran. Sein eigenes Haus, das sicher weniger wichtig war als der Tempel, kostete ihn eine dreizehnjährige Arbeit. 

In dem vorliegenden Abschnitt ist die Rede von drei verschiedenen Häusern. Das erste wird "sein Haus" genannt. Es war das Haus, in welchem Salomo wohnte, seine Privatwohnung. Es wird uns wenig darüber gesagt, nur daß an Stelle der "Thronhalle", welche "das Haus des Waldes Libanon" kennzeichnete (V. 7), das Haus des Königs innerhalb der Eingangshalle (V. 6) "einen anderen Hof" hatte, welcher in derselben Weise ausgeführt war (V. 8). In diesem Hause richtete Salomo nicht; e r w o h n t e d a r i n. 

Es wird uns einigermaßen geheimnisvoll dargestellt; es ist e i n H a u s inniger Vertraulichkeit. Doch wird es unmittelbar nach dem Tempel erwähnt und bildet das Gegenstück zu diesem. Gott wohnte in dem Tempel, und hier gab es "viele Wohnungen" für die Seinigen. Der Tempel war ein Bild des Vaterhauses. Das Haus, welches wir hier vor uns haben, war das Haus des Sohnes (i. Chron. 17, 13). Wenn wir das Gegenbild davon im Neuen Testament suchen, so wenden sich unsere Gedanken sofort jener Kirche zu, hinsichtlich welcher der Herr gesagt hat: "Auf diesen Felsen will ich m e i n e Versammlung bauen". 

Die Kirche war, wie wir wissen, im Alten Testament nicht geoffenbart. Sie bildete ein Geheimnis, welches erst nach der Auferstehung des Herrn gekannt werden konnte. Doch spricht im Alten Testament nichts gegen diese zukünftige Offenbarung. Im Gegenteil scheint zuweilen ihr Platz dort im voraus angedeutet zu sein, um sie selbst im gewollten Augenblick einzuführen. Gewisse Vorbilder gehen über die jüdischen Beziehungen hinaus und lassen innigere ahnen. Denken wir nur an die Geschichte von Adam und Eva, von Rebekka und Isaak, von Abigail und David. Denken wir namentlich an die "Versammlung" im 22. Psalm und die Anführung der Stelle in Hebr. 2, 12. Betrachten wir schließlich dieses Haus Salomos, dessen herrlichen Bau uns das Neue Testament beschreibt. 

Die Herrschaft Christi im Tausendjährigen Reiche wird nicht nur durch Seine Beziehungen zu Seinem irdischen Volke und zu den Nationen gekennzeichnet sein, sondern auch d u r c h die herrliche, innige Verbindung der Kirche mit Ihm. Sie wird als die Braut das Weib des Lammes, gesehen werden. Doch wir wiederholen, daß die vorliegende Stelle keineswegs so weit geht; sie zeigt uns diese Dinge nur in dunklen und geheimnisvollen Umrissen. 

Anders ist es mit dem "Hause des Waldes Liban o n ". Der Name erinnert zunächst an die Bauart des Hauses, vielleicht auch an seine äußere bauliche Erscheinung. Es war von Z e d e r n h o 1 z erbaut. Überall, von innen und außen, zeigte es Zedernsäulen, welche, in langen Reihen angeordnet, ihm das Aussehen eines großen Waldes verleihen konnten. Andererseits kann man in dieser Benennung ein schönes Bild der glorreichen Regierungszeit sehen, von welcher wir soeben sprachen. Der Libanon blickte nach Tyrus und Phönizien hin und gehörte ihm sogar. Es bestand daher eine Beziehung zwischen diesem Hause und den Nationen, welche dem großen König untertan waren. Hier war es, wo Salomo als Beherrscher und Richter seines Volkes sowohl wie der Nationen seinen Sitz hatte. 

Das Haus des Waldes Libanon hatte eine Länge von hundert Ellen (vierzig mehr als der Tempel), eine Breite von fünfzig und eine Höhe von dreißig Ellen. Es ruhte auf vier Säulen­reihen. Auf jeder der beiden Seiten des Hauses erhoben sich auf drei Lagen von Balken drei Reihen von je fünfzehn, allem Anschein nach übereinander liegenden Zimmern in drei Stockwerken wie die des Tempels.*) Ihre Fenster wurden gegenüberliegend angeordnet, d. h. wahrscheinlich gingen die einen nach außen hin, die anderen nach dem Inneren des Gebäudes, der Säulenhalle hin. Über diesen Zimmern befand sich eine Zederndecke, welche das Dach bildete und zugleich den mittleren Teil des Gebäudes bedeckte, der diese Bedeckung durch vier Säulenreihen stützte. Dieser mittlere Teil selbst bestand aus zwei Hallen. Da war zunächst die Säulenhalle, mit Recht so genannt wegen der sechs seitlichen Säulenreihen und der vier Säulenreihen, die sich in der Mitte der Halle erhoben; sodann die Thronhalle oder Gerichtsh a 11 e , die hinter der ersten lag und den Abschluß des Gebäudes bildete.**) Im Hintergrund dieser Halle erhob sich der wundervolle Thron, auf den wir weiterhin noch zurückkommen müssen.

*) Der Ausdruck Fenster gegen Fenster d r e i m a 1 " (V. 5) kann, wie uns scheint, kaum anders verstanden werden. Diese Zimmer enthielten die goldenen Schilde, die Salomo für seine Leibgarde hatte machen lassen; denn das Haus des Waldes Libanon diente zugleich als Zeughaus (Kap. 10, 16. 17; 14, 2628; Jes. 22, 8).

**) Der Ausdruck "Säulenhalle" läßt vermuten, daß die seitlichen Zimmer sich nicht über die Hälfte der Länge des Gebäudes hinaus erstreckten und keinen Blick auf die Thronhalle gewährten. 

Vor der Säulenhalle befand sich eine Eingangshalle, deren Maße uns nicht angegeben sind. Sie war ebenfalls mit Säulen geschmückt und hatte einen Aufgang oder eine Freitreppe, über welche man in das Haus gelangte. Man kann sich leicht das Majestätische dieses Bauwerkes vorstellen. Wenn man das Auge durch den Wald von Zedernsäulen in dem mittleren Teil bis in die zweite Halle schweifen ließ, in deren Hintergrund sich der kunstvoll gebildete goldene und elfenbeineme Thron erhob, so konnte man auf diesem Thron den glorreichen König betrachten, Salomo, den Friedlichen, Jedidjah, den Geliebten Jahs, dessen Weisheit niemals übertroffen wurde, ihn, den gerechten und Recht übenden König. 

Diese Thronhalle war die "Halle des Gerichts ". Hier befand sich der Sitz der Regierung über die Nationen, der Ort, wo Gerechtigkeit geübt wurde. Das Haus des Waldes Libanon verband sozusagen die Regierung über Israel mit der über die Nationen. Dieses Haus, in welchem man überall auf Säulen traf, bildete einen Gegensatz zu dem Tempel, wo es keine Säulen gab, ausgenommen die beiden am Eingang des Hauses stehenden, Jakin und Boas; wenigstens wird keine Säule erwähnt weder im Heiligen noch im Sprachort. Das Haus Gottes wird durch sich selbst gestützt und bedarf bei seiner vollkommenen Festigkeit keinerlei Stütze. Die Herrlichkeit Gottes genügt Sich Selbst, abgesehen davon, daß Gott der Vater Seine Kinder mit ihr verbindet und ihnen eine Wohnung in ihr gibt. Mit der Herrschaft Christi über die Nationen wird es anders sein. Die Heiligen sind berufen, daran teilzunehmen, mit Christo die Welt zu richten (Vergl. 1. Kor. 6, 2; Ps. 2, 9; Offbg. 2, 26. 27). Der Herr wird an Seiner Regierung Teilnehmer haben, die immer bei dem König wohnen werden, wie einst die Gefährten Salomos im Hause des Waldes Libanon wohnten. So hatte Jehova auch Priester, die bei Ihm in Seinem Tempel wohnten. 

Das d r i t t e H a u s ist das der heidnischen Gemahlin, der Tochter des Pharao. Über dieses wird kaum mehr gesagt, als über das Haus, in welchem der König wohnte. Wir wissen nur, daß es nach dem Plan der Halle (wahrscheinlich der Säulenhalle) des Libanonhauses gebaut war. Wir haben weiter oben gesagt, daß die Vereinigung Salomos mit der Tochter des Pharao nicht die Beziehungen des Herrn zu der Kirche vorbildlich darstellt, sondern diejenigen der Nationen, der ehemaligen Bedrücker des Volkes Gottes, zu dem Messias. Diese ohne Zweifel herrliche Vereinigung trägt nicht dieselbe Innigkeit zur Schau, wie diejenige des Messias mit Israel, noch viel weniger wie diejenige Jesu mit der Kirche.*)

*) Dennoch ist sie weit inniger als die mit den Völkern, welche jenseits der Grenzen des Reiches wohnen. Unter den Nationen gibt es verschiedene Klassen. Unter der Regierung Salomos wurden diejenigen, welche von den Kanaanitern übriggeblieben waren, als Fronarbeiter verwandt (2. Chron. 2,17. 18; 8, 79). Andere Nationen, wie Tyrus, halfen freiwillig an diesem Werke mit. Ägypten und Assyrien, die ehemaligen Unterdrücker Israels, werden sich im Tausendjährigen Reich Jehova zuwenden und Ihm gemeinschaftlich dienen. "An jenem Tage wird Israel das dritte sein mit Ägypten und mit Assyrien, ein Segen inmitten der Erde; denn Jehova der Heerscharen segnet es und spricht: Gesegnet sei mein Volk Ägypten, und Assyrien, meiner Hände Werk, und Israel, mein Erbteil!" (Jes. 19, 24. 25). 

Die Verse 912 verbinden die Herrlichkeit dieser Häuser mit derjenigen des Tempels und seines inneren und äußeren Vorhofs. Die nämlichen wertvollen Steine wurden für alle diese Gebäude verwandt. Ihre Grundlagen waren die gleichen. Kein Material kam zur Verwendung, welches mit dem Charakter Jehovas und Salomos nicht in Übereinstimmung gewesen wäre.

Diese drei Häuser geben uns mit dem Tempel eine kurzgefaßte Darstellung von dem, was die glorreiche Herrschaft des Sohnes Gottes, des Sohnes des Menschen und des Sohnes Davids kennzeichnen wird. Es wird dort einen himmlischen Bereich geben, das Haus des Vaters, wo ein Volk von Priestern bei Ihm wohnen wird  eine herrliche Versammlung, das Haus des Sohnes, Seine besondere Wohnung und Seine Braut. 

Man wird ferner einen irdischen Bereich finden, gewissermaßen eine heidnische Braut, die an den Segnungen des Bundes teilnehmen wird  eine Regierung über alle Nationen, die dem Zepter des großen Königs unterworfen sind, ohne von Israel zu reden, welches seiner Untreue wegen so lange beiseitegesetzt war, dann aber dem neuen Bunde gemäß in Gnade angenommen sein wird als die jüdische, geliebte Braut, der Mittelpunkt der irdischen Regierung des Messias.

1. Könige 7, Hiram und der Vorhof

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 7, Hiram und der Vorhof

Salomo ließ Hiram von Tyrus holen, damit er ihm die Gegenstände aus Erz bereite, die für den Vorhof des Tempels bestimmt waren. "Hiram war der Sohn einer Witwe aus dem Stamme Naphtali, (sein Vater aber war ein Tyrer) ein Arbeiter in Erz."

In der Wüste hatte Jehova für das Werk der Stiftshütte Bezaleel aus Juda und Oholiab aus Dan erwählt (2. Mose 35, 3035). Damals lag die Herstellung der Stiftshütte allein den Söhnen Israels ob. Das Volk war von den Nationen völlig getrennt und konnte daher mit ihnen keine gemeinsame Arbeit haben. Unter Salomo veränderte sich das Bild; d i e N a t i o n e n werden mit Seinem Volke zum Dienst Gottes verwandt. Der Gesalbte Jehovas herrscht über die Nationen und über das Volk Israel. Hiram gehört durch seine Geburt beiden an; das Bündnis Israels mit den Heiden bildet gleichsam seine Herkunft, eine beachtenswerte Tatsache, die der Szene, die wir vor uns haben, völlig angepaßt ist. 

Hiram "war voll Weisheit und Einsicht und Kenntnis, um allerlei Werk in Erz zu machen". Er ist gleichsam der Vertreter des Geistes Gottes (Jes. 11, 2) für diese Arbeit.

Zwei Metalle, Gold und Erz, spielen bei der Errichtung des Tempels eine hervorragende Rolle. Das G o 1 d ist immer das Sinnbild der göttlichen Gerechtigkeit, welche uns den Zutritt in die Gegenwart Gottes gibt; durch sie können wir uns vor Gott aufhalten. Wir besitzen sie in Christo in dem Himmel. Das E r z ist das Sinnbild der Gerechtigkeit Gottes, welche auf der Erde das entfaltet, was Er für den sündigen Menschen ist. Die Geräte des Tempels waren von Gold, die Geräte des Vorhofs waren von Erz und standen in Beziehung zur Erde. Hiram beschäftigt sich nur mit dem Erz. 

Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß das 1. Buch der Könige nicht von dem ehernen Altar redet, dessen Verfertiger doch Hiram ist (Vergl. 2. Chron. 4, 1). Dieser Altar stellt die Gerechtigkeit Gottes dar, der Sich zugunsten des sündigen Menschen offenbaren will, da wo dieser sich befindet, und in einer Weise, die ihm gestattet, G o t t z u n a h e n kraft des auf dem Altar dargebrachten Opfers. 

Das Buch der Könige enthüllt diesen Gesichtspunkt nicht, es redet zu uns von einem W o h n e n b e i G o t t in Seinem Tempel, und wenn es das Erz erwähnt, so stellt es dieses nicht als Bild der göttlichen Gerechtigkeit dar, durch welche wir Gott nahen, sondern als die Offenbarung dieser Gerechtigkeit vor den Augen der Welt, einer Gerechtigkeit, die das Reich und die Regierung Salomos und Christi kennzeichnet. Mit einem Wort, es ist die Gerechtigkeit Gottes, aber i n d e r R e g i e r u n g n a c h außen hin geoffenbart. 

Die in unserem Kapitel erwähnten Geräte des Vorhofs zeigen uns, was nötig ist, damit diese Offenbarung nicht verhindert werde. Der Geist Gottes, vertreten durch Hiram, beschäftigt sich hiermit. Wir finden also in den vorliegenden Kapiteln, wie Gott uns Sein Haus öffnet, damit wir dort bei Ihm wohnen sollen, indem Christus uns die hierzu erforderliche göttliche Gerechtigkeit (das Gold) darreicht; ferner wie der Sohn, als König der Gerechtigkeit, die Herrlichkeit Seines Reiches offenbart, und wie der Heilige Geist tätig ist, damit diese Gerechtigkeit den Augen aller Menschen auf der Erde ohne Hindernis dargestellt werde. 

Betrachten wir jetzt die Gegenstände, welche Hiram für Salomo in der Jordanebene gegossen hat. Sie gehören alle, wie schon gesagt, zum Vorhof des Tempels, d. h. zur äußeren Offenbarung der glorreichen Regierung Christi. 

Die Säulen (Verse 15-22)

Die vor der Halle des Tempels aufgestellten ehernen Säulen zogen den Blick des Beschauers zuerst auf sich. Sie brachten die Grundsätze des Reiches nach außen hin zur Darstellung. Wir haben schon gesagt, daß außer ihnen in dem Tempel von keiner Säule geredet wird. Sie wurden Jakin ( e r w i r d b efestigen) und Boas (in ihm ist Stärke) genannt. Das waren die beiden großen Wahrheiten, welche sinnbildlich einem jeden vor Augen geführt wurden, der an der gesegneten Herrschaft Salomos teil hatte. Alles kommt von Ihm: die Stärke ist in Ihm, in Ihm persönlich. Er stützt Sich durch Sich Selbst und bedarf keiner äußeren Hilfe irgendwelcher Art. Seine Stärke wird zum Befestigen gebraucht; sie hat nicht nötig, befestigt zu werden. Die Segnung im Tausendjährigen Reich stützt sich auf diese beiden Grundsätze, geradeso wie unsere Segnung gegenwärtig sich darauf stützt.

Der Thron Salomos, seine Regierung, die Beziehung seines Volkes zu Gott, sein Gottesdienst, alles war bildlich auf das gegründet, was Gott getan hatte: Er h a t t e Salomos Herrschaft b e f e s t i g t. Doch unter Salomo selbst redet die Säule Jakin (er w i r d befestigen, nicht: er h a t befestigt) von einer zukünftigen Befestigung, von welcher die Regierungszeit Salomos' nur ein schwaches Vorbild war. Die Säule Boas: in ihm i s t Stärke, redet von Vergangenem, Gegenwärtigem, Zukünftigem und Ewigem. Die Stärke ist i n 1 h m. Salomo, wie jeder gottesfürchtige König in Israel, mußte das verstehen. Von dem Augenblick an, da das Band mit Gott sich zu lockern begann, hatten König und Reich keine Kraft mehr.

 

Wir machen heute dieselbe Erfahrung. Philadelphia hatte "eine kleine Kraft"; aber seine Kraft war in Christo, denn Er hat den Schlüssel des David. Und der Herr sagt zu dieser Versammlung: "Ich werde dich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes"; mit anderen Worten: du sollst ein Jakin und ein Boas sein. In künftigen Tagen wird der arme, kraftlose Überrest öffentlich anerkannt werden. Christus mit Seiner unermeßlichen Kraft wird bewundert werden in allen denen, die geglaubt haben.

Wir brauchen indes nicht eine zukünftige Zeit abzuwarten, um dies zu e r f a h r e n ; denn Er ist unsere Kraft heute ebenso, wie Er es stets sein wird. Doch die Zeit wird kommen, wo die Zeugen Christi befestigt sein und in herrlicher Weise alles zur Schau fragen werden, was in Ewigkeit ihr Teil sein wird. "Ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen" (Offbg. 3, 12). 

Die Säulen liefen oben in Lilien aus: ein Bild, denke ich, von der Herrlichkeit dieses Reiches bei seinem Entstehen (Matth. 6, 28. 29). Eine andere bezeichnende Einzelheit war, daß sie Hunderte von G r a n a t ä p f e 1 n an ihren Kapitälen trugen. Der Granatapfel scheint im Worte das Bild der für Gott gebrachten Frucht zu sein. Das Kleid des Hohenpriesters war an seinem Saum abwechselnd mit Schellen und Granatäpfeln geschmückt (2. Mose 28, 3135). Die Schellen stellen das Z e u g n i s dar, die Granatäpfel die F r u c h t . Diese letzteren waren von blauem und rotem Purpur und Karmesin", d. h. sie stellten eine himmlische Frucht dar, welche zugleich der Würde des Herrn und Seiner königlichen Würde als Messias entspricht. Unsere Frucht muß den Charakter Christi tragen und Seiner würdig sein; andererseits muß sie unserem Zeugnis entsprechen und ihm gleich sein, wie die Granatäpfel an Zahl mit den goldenen Glocken übereinstimmten. Man findet bei den Christen oft mehr Glocken als Granatäpfel, mehr Worte als Früchte. 

Die Granatäpfel von Erz schmückten den Kopf der Säulen. Wie könnte der göttliche Charakter vor allen dargestellt werden,

ohne eine reiche Frucht der Gerechtigkeit zubringen? Der Herr will mit Frucht gekrönt sein. Wenn die Kraft in Ihm ist, so ist es zu dem Zwecke, Frucht hervorzubringen. Er ist hienieden der wahre Weinstock, und als solcher hat Er keine andere Verrichtung. Die ganze Sorgfalt, die Er den Seinigen widmet, Seine ganze Zucht, hat zum Zweck, sie Frucht bringen zu lassen. Er muß sich vor aller Augen als Derjenige erweisen, der diese Frucht hervorbringt. 

Der Geist Gottes hat öffentlich eine Säule errichtet. Diese Säule ist Christus. Er trägt die Seinen, die ihre Kraft nur in Ihm haben. "Außer mir könnt ihr nichts tun." Was Gott pflanzt und was Seine Kraft aus Christo zieht, bringt notwendigerweise Frucht in Überfluß. Unsere Stelle bezieht sich genau genommen auf die Frucht der Gerechtigkeit, die unter der Herrschaft und der Regierung des Herrn zutage tritt. 

Wenn es sich um die Herrschaft Salomos handelt, so konnten die ehernen Säulen wegen der Untreue des Königs und seiner Nachfolger nicht erhalten bleiben. Sie sind von den Chaldäern zerschlagen worden (Jer. 52, 1723). Sein Reich hat nicht befestigt werden können, weil er seine Stärke nicht in Gott gesucht hat; doch wenn auch die wirklichen Säulen verschwunden sind, die moralischen Säulen bleiben. 

Der Tag wird kommen, wo Jehova, in welchem die Stärke ist, vor aller Augen zeigen wird, daß Er ein Reich in Gerechtigkeit aufgerichtet hat, das niemals erschüttert werden wird. Dann wird gesagt werden: "Jehova regiert, er hat sich bekleidet mit Hoheit; Jehova hat sich bekleidet, er hat sich umgürtet mit Stärke ­auch steht der Erdkreis fest, er wird nicht wanken. Dein Thron steht fest von alters her, von Ewigkeit her bist du" (Ps. 93,1. 2). 

Das eherne Meer (Verse 23-26)

Außer den Säulen enthielt der Vorhof des Tempels das eherne Meer. In 1. Chron. 18, 8 wird uns ausdrücklich gesagt, daß Salomo "das eherne Meer und die Säulen und die ehernen Geräte" aus dem Erz machte, welches David aus den Städten Hadaresers genommen hatte. Das Erz stellt, wie wir gesehen haben, die Gerechtigkeit Gottes dar, die dem Menschen dahin entgegenkommt, wo er sich befindet, um ihn zu befreien und um sich nach außen hin in der Weise kundzutun, wie man sie unter der herrlichen Regierung Christi sehen wird. Diese Gerechtigkeit zeigt sich hier in der Vernichtung der Macht des Feindes, den David besiegt hatte. Wir wissen, daß dies schon auf dem Kreuze Christi stattgefunden hat; doch wird unter Seiner Herrschaft der Gerechtigkeit die Macht Satans, der für tausend Jahre gebunden ist, aufgehoben werden, damit sie nicht mehr die praktische Reinigung der dem Herrn dienenden Heiligen verhindere. 

Das eherne Meer ist verschieden von dem ehernen Altar. Der Altar stellt die Gerechtigkeit Gottes dar, wie sie dem sündigen Menschen entgegenkommt, um seine Sünde durch das Blut des Opfers zu sühnen und ihn zu reinigen durch den Tod, so daß er Gott nahen kann. Aus der durchbohrten Seite Christi ist das B 1 u t, welches sühnt, und das W a s s e r, welches reinigt, hervorgeflossen. Unter dem Gesetz entspricht die Waschung der Priester bei ihrer Weihung der R e i n i gung durch den Tod. Sie wurden ganz und gar ge­waschen, und zwar e i n f ii r a 11 e m a 1 (2. Mose 29, 4; 3. Mose 8, 6). Diese Zeremonie geschah weder an dem ehernen Becken, noch an dem ehernen Meer. Sie wurde auch nie wiederholt. Sie stellte "die Waschung der Wiedergeburt" (Tit. 3, 5) dar, den Tod des alten Menschen, und die Reinigung, die den Gläubigen in eine ganz neue Stellung, die Stellung Christi vor Gott versetzt (Vergl. Joh. 13, 10). 

Das eherne Meer diente zur täglichen Reinigung der Priester; sie wuschen in ihm ihre Hände und ihre Füße. So wurden sie fähig gemacht, ihren Dienst auszuüben und da zu wohnen, wo Jehova wohnte (Es handelt sich, wie schon wiederholt bemerkt, in diesem Buch immer um das Wohnen, nicht um das Hinzunahen). So konnten auch die Jünger kein Teil mit Christo im Hause des Vaters haben, wenn Er nicht ihre Füße wusch (Joh. 13, 8). 

Diese Waschung geschieht durch das Wort Gottes kraft des Eintretens Christi als Sachwalter. Unter dem Gesetz wurde diese Waschung auf Hände und Füße, d. h. auf die Werke und auf den Wandel angewandt. Unter der Gnade findet nur eine Anwendung auf den Wandel statt; denn wir sind gereinigt worden von den toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen, und das hat ein für allemal stattgefunden, was unter dem Gesetz nicht möglich war. 

Das eherne Waschbecken der Stiftshütte ist einigermaßen verschieden von dem ehernen Meer des Tempels. Wir haben gesehen, daß das letztere die Offenbarung der göttlichen Gerechtigkeit war, welche die Macht des Feindes bricht, um die tägliche Reinigung der Priester möglich zu machen. In der Wüste war dieser Sieg noch nicht errungen. Das Becken wurde nicht aus Erz gegossen, welches den Feinden abgenommen war, sondern "aus den Spiegeln der Weiber, die sich scharten am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft" (2. Mose 38, 8). Diese Stelle spielt auf das an, was der Sünde des goldenen Kalbes folgte. Mose hatte ein Zelt außerhalb des Lagers aufgeschlagen und hatte es "Zelt der Zusammenkunft" genannt. 

Das ganze Volk mußte als Zeichen der Demütigung seinen Schmuck ablegen, und jeder, der Jehova suchte, ging hinaus zu dem Zelt der Zusammenkunft außerhalb des Lagers (2. Mose 33, 47). Die Spiegel der bußfertigen Weiber Israels dienten zur Herstellung des ehernen Beckens. Sie kamen, um ihre Sünde anzuerkennen und sich darüber zu demütigen; sie legten das ab, was bis dahin ihrer Eitelkeit gedient hatte. Wie sollten sie noch Gefallen daran haben, ihr natürliches Angesicht zu betrachten? 

Sie wollten und konnten sich nicht mehr beschauen. Sie verurteilten tatsächlich sich selbst, ihre Eigenliebe, ihre Leichtfertigkeit, alles, was dazu beigetragen hatte, daß sie Gott für ein Götzenbild aufgegeben hatten. D a s, w a s s i e i n ihrem sündigen Zustande darstellte, mußte vernichtet werden. Das eherne Becken stellt also die Gerechtigkeit Gottes dar, die das Gericht über den alten Menschen ausspricht, aber zu dem Zweck, daß der Gläubige die praktische und tägliche Reinigung durch das Wort empfangen kann. Um uns zu befreien, ist diese Gerechtigkeit an Christo ausgeübt worden. In Ihm verwirklichen wir jetzt das "Erkenne dich selbst", was dem sündigen Menschen unmöglich ist. 

Da das Hindernis, welches das Fleisch und Satan unserer täglichen Reinigung in den Weg legten, beseitigt ist, lehrt uns das W a s s e r des ehernen Meeres, daß wir ohne diese Reinigung keine Gemeinschaft in Dienst und Wandel mit Gott haben können, und daß jede Regung des Fleisches im täglichen Leben niedergehalten werden muß. 

In Offenb. 4,6 finden wir das Meer wieder, wie in dem Vorhof des Tempels Salomos, aber es ist ein "gläsernes Meer, gleich Kristall". Es ist das endgültige Ergebnis der Gerechtigkeit, welche den Sieg über Satan errungen und ihn zunichte gemacht hat. Die, welche da vor Gott stehen, befinden sich in einem fortdauernden Zustande der Heiligkeit und Reinheit, indem sie ihren unveränderlichen Charakter erlangt haben und sozusagen für immer kristallisiert sind. In dem kristallenen Meere kann man sich nicht mehr waschen; man i s t das, was dieses Meer darstellt ' ewiglich vor Gott. 

In Offenb. :15, 2 finden wir eine zweite himmlische Szene. Da ist ein gläsernes Meer, mit Feuer gemischt, an welchem die Überwinder über das Tier und über sein Bild stehen. Es sind die Gläubigen aus den Nationen, welche, nachdem sie durch die Drangsal gegangen und bis zum Märtyrertode standhaft geblieben sind, an der ersten Auferstehung teilhaben. Sie besitzen die völlige und endgültige Reinheit erst, nachdem sie die Feuertaufe erlitten haben. 

Kehren wir jedoch zum ehernen Meer zurück. Es ruhte auf zwölf Rindern, die zu je drei nach den vier Himmelsrichtungen hin blickten. Das Rind ist eines von den vier Tieren, welche die Merkmale des Thrones (Offbg. 4) bilden, und die wirkenden Eigenschaften Gottes, die Grundsätze Seiner Regierung, darstellen. Das Rind bezeichnet bekanntlich die Festigkeit und das Ausharren Gottes in Seinen Wegen. 

Die zwölf ehernen Rinder sind die vollständige (und zwar in jedem Sinne vollständige) Darstellung dieses Ausharrens Gottes in Seinen Wegen, durch das es Ihm gelingt, Israel unter das Zepter des Messias zu bringen, indem Er es fähig macht, in Heiligkeit vor Ihm zu stehen. Das will nicht sagen, daß in dem Tausendjährigen Reiche, wovon das Reich Salomos ein Vorbild ist, die Reinigung eines Volkes von Priestern nicht mehr nötig sei. Die Sünde wird noch nicht von der Welt weggenommen sein. 

Ohne Zweifel wird sie eingeschränkt und in ihrem Hervortreten behindert werden, weil Satan dann gebunden ist; aber das Fleisch wird nicht verändert sein (das ist unmöglich), noch weniger beseitigt sein (das wird erst geschehen), und das Wort Gottes wird in den Händen Christi, des Hohenpriesters, immer seine reinigende Kraft behalten. 

Es ist interessant, festzustellen, daß das M e er in dem Tempel Hesekiels nicht erwähnt wird; nicht als ob es dann nicht da wäre, aber seine Bedeutung wird sozusagen in den Hintergrund treten. Dagegen hat der A 1 t a r dort den wichtigsten Platz; und obwohl das Sündopfer noch dargebracht wird, wird doch dem Brandopfer und dem Friedensopfer die Hauptrolle zugewiesen. Wie die Säulen, wurde auch das M e e r von den Chaldäern zerschlagen (Jer. 52, ~J,0). 

Die Becken und ihre Gestelle (Verse 27-40)

Das eherne Meer diente zur Reinigung der Priester; die zehn Becken, fünf auf der rechten und fünf auf der linken Seite des Vorhofs, waren da, "um darin zu waschen was zum Brandopfer gehörte" (2. Chron. 4, 6). In 3. Mose 1, 9 wird uns gesagt daß der Priester Aas Eingeweide und die Schenkel" des Opfertieres mit Wasser wusch. Mit anderen Worten: das Vorbild mußte mit der kommenden Wirklichkeit, der Opferung Christi für Gott in vollkommener Reinheit, in Übereinstimmung gebracht werden. Der, welcher Sich als ein duftender Wohlgeruch geopfert hat, war die Heiligkeit selbst und bedurfte keinerlei Waschung; das Vorbild dagegen mußte gewaschen werden, damit es die Vollkommenheit des Opfers Christi darstellen konnte. 

In dem Brandopfer erblicken wir das Opfer Christi, wie Er Sich Selbst Gott opfert und Ihn in allem, was Er ist, verherrlicht, und zwar hinsichtlich der Sünde. Der Vollkommenheit dieses Opfers gemäß kann Gott uns annehmen. Da das Schlachtopfer vor Gott keine Befleckung aufweisen durfte, mußte erwiesen werden, daß es vollkommen war, daß diese Reinheit sich nicht nur auf den Wandel, sondern auch auf das ganze Innere des Opfers erstreckte. 

Diese Wahrheit wurde durch das Wasser in den Becken dargestellt. In dem Meere wuschen sich die Priester. Alle nahmen Zuflucht zu diesem einen Mittel, um von den Befleckungen ihres Wandels gereinigt zu werden; Christus, zur Sünde gemacht, ist die Quelle der Reinigung der Seinigen; Sein Wort ist das Mittel dazu. Indes waren z eh n Becken nötig, um die Schlachtopfer zu waschen, welche die Reinheit vor Gott darstellen sollten; sie waren wohl das Sinnbild der vollkommenen Reinheit Christi.

Die Becken gehörten nicht zur Stiftshütte in der Wüste, obwohl auch in dieser ohne Zweifel geeignete Gefäße zum Waschen des Brandopfers vorhanden gewesen sein dürften (2.Mose27,19;38,30). Sie bekundeten im Reiche die Vollkommenheit des Brandopfers, der Grundlage der Annahme des Volkes vor Gott. Diese Reinheit, diese Heiligkeit des Opfers genügt allen Anforderungen der Regierung Gottes. Auch sehen wir, wie die Gestelle und die Schulterstücke der Ges t e 11 e , auf welchen die Becken ruhen, durch ihre Verzierun­gen alle Merkmale dieser Regierung zur Schau tragen.*)

*) Mit Ausnahme der Adler. Wir haben schon weiter oben gesagt, daß die Schnelligkeit der Gerichte nichts zu tun haben kann mit einer Herrschaft der Gerechtigkeit und des Friedens. 

Auf den Gestellen selbst waren "Löwen, Rinder und Cheru­bim" **) eingegraben: göttliche Stärke, Ausdauer und Einsicht. Das Brandopfer wird diesen Eigenschaften gemäß rein dargestellt. Sie schaffen gleichsam ein Opfer, nach dem das Volk von Gott wohlgefällig angenommen werden konnte, indem es mit dem Opfer einsgemacht wurde. Man konnte auf den "Gestellen" lesen, was der Gott war, der Seinem Volke ein Mittel gegeben hatte, um bei Ihm zu wohnen.

**) Die Cherubim haben hier einfach menschliche Gestalt wie auf den Wänden des Tempels. In Hesek. 41, 19 haben sie zwei Angesichter, das eines Löwen und das eines Menschen: Macht und Einsicht welche allein die endgültig errichtete Herrschaft Christi kennzeichnen werden. In Hesek. 1 besitzen die vier lebendigen Wesen je vier Angesichter, denn dort handelt es sich darum, den Thron Gottes Im Gericht darzustellen. 

Diese Becken, die je nach Bedürfnis auf ihren Rädern hin. und hergeschoben werden konnten, stellte man in die Nähe der Erhöhung für den Altar, damit die Schlachtopfer b e s t ä n d i g als rein erwiesen würden.

In die Erhöhung oder Bekrönung am oberen Teile der "Gestelle" waren nur Cherubim (Menschen) und Löwen und Palmen eingegraben, wie auf den Wänden des Tempels in Hesekiel (Kap. 41, 18. 19).*) Stärke und Einsicht krönen die Grundlage der Regierungswege Gottes. So werden dereinst göttliche Stärke und Einsicht ihre Blicke zur Seite auf die Palmen, die Sinnbilder des Triumphes und der friedlichen Beschirmung, richten können. F r i e d e a u f E r d e n ! Die Friedensherrschaft wird dann errichtet sein in Gerechtigkeit; was hier die Becken des Brandopfers vorbildlich ankündigen, wird dann auf den Wänden des Tempels zu lesen sein.

*) In unserem Buche tragen die Wände außerdem noch aufbrechende Blumen, vielleicht weil die volle Entfaltung der Herrschaft noch nicht da war. Diese aufbrechenden Blumen fehlen in 2. Chron. 3, 57. 

Gott wurde durch das Brandopfer verherrlicht. Alles, was Er war, wurde durch das heilige Opfer ans Licht gestellt. Unter der herrlichen Regierung Salomos hatte das Volk Israel diese Dinge überall vor Augen; doch sollte wohl dieses Reich, welches der Verantwortlichkeit des Menschen anvertraut war, sich halten können? 

Es ist zu beachten, daß die Becken, welche in 2. Chron. 4, 6 nur eine kurze Erwähnung finden, hier bis in die kleinsten Einzelheiten beschrieben werden, weil es sich um die äußere Offenbarung dessen handelt, was Gott in Seiner Regierung und in Seinem Reiche ist. Diese Offenbarung Gottes zeigt sich in Christo, der angesichts der Welt herrscht.

Hiermit schließt das Werk Hirams. Es stellte (in Vorbildern) die durch die Macht des Heiligen Geistes in dieser Welt bewirkte Enthüllung dessen dar, was Christus ist, und was Gott Selbst ist in Seiner Regierung. 

Die goldenen Geräte (Verse 48-51)

Die go1denen Geräte werden hier, wie in 2.Chron.4, nicht als das Werk Hirams, sondern als das Werk Salomos hingestellt. Der König der Herrlichkeit beschäftigt sich mit all den Gegenständen, durch welche die göttliche Gerechtigkeit in ihrem herrlichen innersten Wesen gezeigt wird. Er allein kann sie offenbaren. Die Fürsprache (der goldene Altar), die Darstellung in Christo (der Tisch mit den Schaubroten), das Licht des Geistes (der Leuchter), die untergeordneteren Geräte des Heiligtums, entsprechen dieser durch Ihn errichteten Gerechtigkeit. Selbst die Türflügel des Heiligtums drehen sich in Angeln von Gold. Wie könnte man ohne göttliche Gerechtigkeit in das Allerheiligste eintreten und dort wohnen? 

Wir haben in diesem Kapitel die äußere Darstellung des Reiches gesehen und, als dazugehörend, einen herrlichen Tempel, der in Bildern dem himmlischen Teil dieses Reiches entspricht und in welchem die Priester bei Gott wohnen.

Alles was unter der Regierung der Gnade bereitet worden ist, muß das Haus Jehovas unter der Regierung der Herrlichkeit schmücken. Der Plan zu allem rührte von David her, nicht von Salomo, noch weniger von Hiram, wie die Rationalisten behaupten (i. Chron. 28, 11-19). Die erste Regierung hatte die Herrlichkeit der zweiten vorbereitet. 

Ein leidender und verworfener Christus geht einem in Herrlichkeit erscheinenden Christus voran. Was David getan hatte, war anscheinend geringer als das Werk Salomos, das Material scheinbar geringer als das herrliche Bauwerk; aber in Wirklichkeit diente die Arbeit Davids dem, was die ganze tausendjährige Segnung darstellt, zur unentbehrlichen Grundlage.

1. Könihe 8, Einweihung Tempel

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 8 Die Einweihung des Tempels

Nachdem der Tempel gebaut war und alle seine Geräte an ihren Platz gebracht waren, war es nötig, daß Der, für welchen Salomo alles dieses gemacht hatte, Selbst komme, um in Seinem Hause Seine Wohnung aufzuschlagen und Seinen Thron daselbst zu haben. Der Tempel war auf dem Berge Morija errichtet worden, an dem Ort, wo David seinen Altar gebaut hatte, auf der Tenne Ornans, des Jebusiters. Bis dahin war die Bundeslade unter Teppichen in Zion, der Stadt Davids, untergebracht. 

Salomo machte sich daran, sie mit allen Männern Israels, mit den Ältesten, den Häuptern der Stämme, und den Priestern von dort heraufzubringen in den Tempel. Es sind nicht mehr "die Auserlesenen in Israel" (2. Sam. 6, 1), wie zur Zeit Davids; das ganze Volk wohnt diesem endgültigen Feste bei. Es kann in der Tat endgültig genannt werden; denn die Einweihung des Tempels fand in den großen Tagen des Laubhüttenfestes statt, welches die ganze Reihe der jüdischen Feste beschloß (Vergl. 3. Mose 23). 

Es war " das Fest" in besonderem Sinne; wir lesen: "Und alle Männer von Israel versammelten sich zum König Salomo im Monat Ethanim, das ist der siebente Monat, a in F e s t e ". Dieses Fest umfaßte eigentlich sieben Tage, denen dann ein achter folgte, welcher "der große Tag des Festes" war (Joh. 7, 37). Es fand statt nach der Ernte und der Weinlese, den Bildern des Gerichts. Es war das Vorbild der wunderbaren Herrschaft Christi, wenn das Volk in Freude und Sicherheit in seinen Zelten wohnen und sich der auf immer entschwundenen Prüfungen der Wüste erinnern wird. Es ist die Freude des Tausendjährigen Reiches nach den vierzig Jahren der Züchtigung, welche sich das Volk durch seine Empörung zugezogen hatte. 

Der achte Tag, der große Tag, der Tag der Auferstehung und der neuen Schöpfung, ist dem Feste hinzugefügt, um anzudeuten, daß die himmlischen Heiligen, die Auferweckten, einen besonderen Anteil an dieser Freude haben werden. Es ist der himmlische Tag, der sich den irdischen Tagen anschließt. Als David die Bundeslade in die Stadt Davids brachte, war das mehr ein "Fest des Posaunenhalls" (2. Sam. 6, 15), eine Vorbereitung des Festtages Salomos. 

Hier ist der Tag in seiner Herrlichkeit angebrochen, und die Priester haben mit dem schließlich doch nur armseligen Zustand von Gibeon ein Ende gemacht. Alle Geräte des Heiligtums, der Altar, sogar das Zelt der Zusammenkunft (V. 4 und 64), sind jetzt an dem Orte vereinigt, wo sich die Bundeslade befindet. Das ist das Ende der S t i f t s h ü t t e ; von da ab ist keine Rede mehr von ihr. An diesem großen Feste bleibt allein das G e d ä c h t n i s Gottes übrig, dessen Zelt sich mit der Pilgerschaft Israels verbunden hatte. Gott hat endlich einen beständigen Ruheort in der Mitte Seines Volkes gefunden.*)

*) Beachten wir jedoch, daß wir hiermit eigentlich die Unterweisung des 1. Buches der Könige verlassen und in diejenige des 2. Buches der Chronika eintreten. Tatsächlich läßt unser Kapitel die Worte: "Stehe auf, Jehova, Gott, zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Stärke!" weg; und ebenso fehlt hier der Gesang, der im Tausendjährigen Reiche gehört werden wird: "Preiset Jehova, denn er ist gut, denn seine Güte währt ewiglich" (Vergl. 2. Chron. 6, 41; 7, 3. 6). Auch wird der achte Tag nur erwähnt, um uns zu sagen, daß an diesem Tage Salomo das Volk nach Hause entließ (i. Kön. 8, 66), während das 2. Buch der Chronika von der Festversammlung am achten Tage nach der ersten Woche der ,Einweihung des Altars und von der zweiten Festwoche redet (2. Chron. 7, 810). 

Alles dieses zeigt uns deutlich den verschiedenen Zweck Gottes in den beiden Erzählungen. Das Fest im 1. Buche der Könige ist notwendigerweise unvollständig, weil der verantwortliche König im Vordergrund steht; dasjenige im 2. Buch der Chronika ist vollständig, weil dieses Buch uns den König nach den R a t s c h 1 ü s s e n G o t t e s darstellt, folglich als ein weit vollkommeneres Vorbild von Christo. Die Ruhe im 1. Buche der Könige ist mehr das Ende eines ,Zeitabschnittes in der Geschichte des verantwortlichen Königs. Gott zeigt, daß Er, nachdem die Zeit der Gnade unter David vollendet war, unter Salomo end­gültig ruhen konnte, freilich unter der einen Bedingung, daß der König treu war. 

An diesem Tage werden zahllose Opfer, Brandopfer, Speisopfer und Friedensopfer dargebracht (V. 64). Die Freude der Gemeinschaft überwiegt alles: Salomo opfert allein an Friedensopfern zweiundzwanzigtausend Rinder und hundertundzwanzigtausend Schafe; und da der eherne Altar für alle diese Opfer zu klein war, heiligte er die Mitte des Hofes zum Opfern. 

Die Bundeslade wird an ihre Stelle gebracht, mit den Cherubim auf dem Versöhnungsdeckel, den Zeugen dieses Bundes, während die aufrechtstehenden und mit den Flügeln sich berührenden Cherubim als dessen Hüter betrachtet werden können. Von seiten Jehovas fehlte nichts; alles war sichergestellt. Gott wachte treu über die Ausführung Seines Willens. Doch wozu sollte das unter dem alten Bunde dienen, wenn der eine Teil, das Volk, diesem Bunde untreu war? So wird es nicht mehr sein, wenn Jehova mit Israel einen neuen Bund in völliger, bedingungsloser Gnade machen wird, wobei die Verantwortlichkeit des Volkes nicht mehr in Rechnung gezogen zu werden braucht. 

Die Cherubim bedeckten nicht nur die Lade, sondern auch i h r e S t a n g e n (V. 7). Von seiten Gottes war die Ruhe, die der Bund gab, ebenso sichergestellt wie der Bund selbst. Die Stangen der Lade, die Zeugen ihres Umherwanderns in der Wüste, sind von nun an unnötig und werden nicht mehr gebraucht; sie bleiben als Zeugen des Vergangenen an dem Ort der Ruhe selbst. In 1. Könige findet man nicht wie in 2. Chronika den Vorhang, wir haben schon gesagt warum; aber in beiden Büchern "wurden die Spitzen der Stangen vom Heiligen aus an der Vorderseite des Sprachortes gesehen; aber auswärts wurden sie nicht gesehen" (V. 8; 2. Chron. 5, 9). 

Das deutete offenbar die Ruhe Gottes an, und sie hatte einen ,am so höheren Wert, da sie begleitet war von dem beständigen Gedenken an das, was ihr voraufgegangen war. Wenn man jedoch dieser Ruhe versichert sein und sie genießen wollte, mußte man ins Heiligtum eintreten. Die Draußenstehenden konnten sich keine Rechenschaft darüber geben. Die endgültige Ruhe bei Gott ist das Teil derer, die bei Ihm weilen, der Priester, die in Seinem Hause wohnen. 

Noch andere Dinge kennzeichneten den Durchzug durch die Wüste in Verbindung mit der Bundeslade; es wurden in ihr Segnungen in kostbarer Weise aufbewahrt. Der goldene Krug, welcher das Manna enthielt, und der Stab Aarons, der gesproßt hatte, befanden sich zu der Zeit, da Salomo sie in den Tempel Gottes brachte, nicht mehr in der Bundeslade (V. 9; vergl. Hebr. 9, 4). In der Wüste gab Gott Sich als ein barmherziger Gott zu erkennen trotz der Strenge des Gesetzes, indem Er das Gesetz, welches verdammt, unter dem Versöhnungsdeckel verbarg und unter dem Schutze der Cherubim, der Sinnbilder des göttlichen Gerichts, die Gnade aufrichtete.

Er behütete vor Seinen Augen, samt diesem schrecklichen Gesetz, die Herrlichkeit eines Christus, der als das wahre Himmelsbrot auf diese Erde herabstieg, um Sein Volk zu nähren, nun aber auferweckt und als der Menschgewordene (das Manna) bekleidet ist mit einem herrlichen Leibe (dem goldenen Krug), welcher jetzt an dem geheimsten Ort der Hütte verborgen ist. Er behütete auch den Stab des Priestertums, der allein imstande war, das Volk wohlbehalten durch die Wüste zu führen. 

Diese beiden Gegenstände, das Manna und der Stab Aarons, werden unter der tausendjährigen Herrschaft, wie wir hier bildlich sehen, nicht mehr nötig sein. D e r B u n d w i r d a u f rechterhalten werden, da Gott der einzige vertragschließende Teil ist; das Priestertum wird nicht mehr Aaron, sondern Melchisedek zum Vorbild haben, und seine Verrichtungen werden nur im Segnen bestehen. Die Herrlichkeit des Menschen Christus wird, anstatt im Heiligtum verborgen, in der Person des wahren Salomo vor aller Augen geoffenbart sein.

"Und es geschah, als die Priester aus dem Heiligen herausgingen, da erfüllte die Wolke das Haus Jehovas; und die Priester vermochten wegen der Wolke nicht dazustehen, um den Dienst zu verrichten; denn die Herrlichkeit Jehovas erfüllte das Haus Jehovas" (V. 10 und 11). Welch eindrucksvolles Bild von dem, was selbst in den glorreichsten Zeiten der Herrschaft des Gesetzes nicht erlangt werden konnte! Die Gegenwart Gottes schloß diejenige der Priester aus. 

In dem himmlischen Heiligtum werden die Priester angesichts der Herrlichkeit stehen, da wohnen, daran teilnehmen können; aber in dem Tempel des Tausendjährigen Reiches wird nicht einmal das, was wir j e t z t s c h o n im Geiste haben, erreicht werden können. 

Darum beginnt Salomo in V. 12 damit, festzustellen: "Jehova hat gesagt, daß er im Dunkel wohnen wolle". Der Zugang war nicht geöffnet; die Einrichtung des Tempels zu Jerusalem blieb dieselbe wie die der Stiftshütte. Der Vorhang, der hier zwar nicht erwähnt wird, bestand nach wie vor (2. Chron. 3, 14). Doch Salomo wußte, daß dies nicht das letzte Wort der Ratschlüsse Gottes war, und er hatte Ihm ein Haus gebaut, eine Stätte zu Seinem Sitze für Ewigkeiten (V. 13). 

Nachdem der König sein Angesicht zu Gott gewandt hat, richtet er es auf die Versammlung Israels. Er übernimmt die Rolle Melchisedeks, während das aaronitische Priestertum nicht im Heiligtum stehen kann. Er segnet die ganze Versammlung Israels, und dann preist er Jehova. Er erinnert daran, daß die gewissen Gnaden Davids der Ausgangspunkt der Herrlichkeit seines Reiches sind, wie auch daran, daß diese Herrlichkeit von dem gesetzlichen Bunde abhängen wird. Gott hatte dem König der Herrlichkeit alles das erfüllt, was Er dem verworfenen und leidenden König verheißen hatte. 

Man findet hier in Salomo, wie in Christo, die Erfüllung aller Verheißungen, weil David, der verworfene König, der Gegenstand der besonderen Gunst Gottes, hienieden mit dem einen Zweck und dem einen Gedanken gewandelt hatte: einen Ruheort für den herrlichen Thron Jehovas zu finden. Christus hatte während all Seiner Drangsal nur das eine im Herzen, Gott zu verherrlichen, da wo die Sünde Ihn verunehrt hatte. Darum liebte Ihn der Vater und hat es bewiesen, indem Er Ihn zur Herrlichkeit erhöhte. 

Das ganze prachtvolle Haus war gebaut worden, um der Bundeslade eine Wohnstätte darin zu bereiten (V. 21). Die Verantwortlichkeit des Volkes sollte unter einer neuen, bis dahin unbekannten Regierungsform auf die Probe gestellt werden, unter der Regierung der Herrlichkeit nämlich, wobei jedoch die Gesetzestafeln die Richtschnur für diese Verantwortlichkeit blieben. So wird es auch im Tausendjährigen Reiche sein. Satan wird während der Dauer dieses Reiches gebunden sein; die Menschen werden nicht mehr durch seine Listen verführt werden, und die Herrschaft der Gerechtigkeit wird sie zwingen, sich ihren Forderungen zu unterwerfen. 

Salomo vollführt hier (V. 2230) in Wirklichkeit den priesterlichen Dienst. Er steht v o r d e m A 1 t a r , angesichts der ganzen Versammlung Israels. Dort breitet er seine Hände aus gen Himmel und nimmt den Charakter des M i t t 1 e r s an. Er ist wohl, wie schon gesagt, das Bild Melchisedeks, des Königs der Gerechtigkeit und des Friedens. Wie Melchisedek erkennt und verkündigt er in Jehova, dem Gott Israels, den Allerhöchsten, der Himmel und Erde besitzt.

 Er erkennt an, daß Gott Seinen Bund bewahrt (Israel hatte ihn nicht bewahrt) und Seine Güte. Hätte Er ohne diese Seinen Bund bewahrt, so würde das die endgültige Verurteilung des Volkes bedeutet haben. Dennoch entsprach selbst diese Güte dem Bund des Gesetzes: Gott bewahrte sie denen, die vor ihm wandelten mit ihrem ganzen Herzen. 

Sodann fleht er zu Gott, Seinem Knechte David zu halten, was Er ihm verheißen habe. Die ganze Treue Gottes gegenüber den Seinigen hängt von dem ab, was Er Christo verheißen hat. Man würde hier den Boden der reinen Gnade betreten, wenn es nicht ein W e n n gäbe. "Es soll dir nicht an einem Manne fehlen vor meinem Angesicht, der da sitze auf dem Throne Israels, w e n n n u r deine Söhne auf ihren Weg acht haben, daß sie vor mir wandeln, so wie du vor mir gewandelt hast.

" Wie verurteilt dieses "wenn nur" uns alle! Es 'hat den weisen Salomo verurteilt, wieviel mehr uns Armselige! Handelt es sich darum, unter dieser Herrschaft der Verantwortlichkeit etwas, was es auch sei, von Jehova zu erlangen, so sind wir von vornherein verurteilt. Es ist selbstverständlich, daß auch die Gnade eine Verantwortlichkeit im Gefolge hat für die, welche ihrer Herrschaft angehören; doch diese Verantwortlichkeit ist eine ganz andere. Man könnte sie mit den Worten ausdrücken: "Laßt uns das sein, was wir sind", während die gesetzliche Verantwortlichkeit sagt: "Laßt uns das werden, was wir sein sollen". 

"Aber", fährt Salomo fort, "sollte Gott wirklich auf der Erde wohnen?" Selbst im Tausendjährigen Reiche wird das nicht der Fall sein. Gott als solcher wird über der Erde in Seiner Versammlung, dem neuen Jerusalem, wohnen. Wenn die ewigen Himmel und die ewige Erde nach Offbg. 21, 3 da sein werden, wird Gott auf der Erde bei den Menschen wohnen. Salomo, der dies wußte, bittet Gott, daß " S e i n N a in e daselbst sei", dieser Name, der zugleich Seine Person Selbst darstellt. 

Er bittet, daß Gott von der Stätte Seiner Wohnung im Himmel den König, Seinen Knecht, und Sein Volk Israel hören möge, wenn sie sich nach Seinem Hause hinwenden würden. Er drückt zugleich das Bewußtsein aus, daß der eine oder andere der Vergebung bedürfen: "Höre und v e r g i b ! " 

Weiterhin zählt Salomo die verschiedenen Fälle auf, wo diese Bitten und diese Vermittlung sich an Jehova wenden würden. 

1. Der erste Fall ist p e r s ö n 1 i c h (V. 31. 32). Es ist die Bitte zu Gott, daß Er den Schuldigen verurteilen möge, wenn ihm der Eid vor dem Altar "in diesem Hause" auferlegt werde, und daß Er den Gerechten gerecht spreche. Die Gegenwart Gottes in Seinem Hause macht die Ungerechtigkeit unmöglich. Es ist die einfache und allgemeine Wahrheit von der persönlichen Vergeltung, wie sie unter dem Gesetz gekannt ist, wenn Gott es Sich gefallen läßt, in der Mitte eines Volkes im Fleische zu wohnen. 

2. Salomo setzt den Fall (V. 33. 34), daß das V o 1 k gegen Jehova gesündigt habe und daß Dieser ihm deswegen Feinde erwecke, um es zu schlagen. Wenn nun das Volk umkehre und

Jehova i n 5 e i n e in H a u s e suche, so möge Gott vergeben und es wieder in sein Land zurückbringen. 

3. Er nimmt an, daß Plagen, Dürre, Hungersnot, Heuschrecken, Angriffe seitens der Feinde usw. über das Land kommen würden wegen der Treulosigkeit seiner Bewohner. Wenn in ihren Herzen Buße gefunden würde, so möge Er Sich an dem Flehen eines e i n z e 1 n e n genügen lasse, wenn er seine Hände gegen dieses Haus hin ausbreite; Gott möge dann vom Himmel her hören und vergeben, aber indem Er einem jeden nach seinen Wegen gebe, auf daß Er gefürchtet werde. Es ist immer das Gesetz mit Gnade vermischt, welche das Gesetz zulassen kann, wenn Gott Wirklichkeit im Herzen findet (V. 3540). 

4. Auch für d e n F r e in d e n gibt es Hilfsquellen (V. 4143): er kommt aus fernem Lande, weil er von dem großen Namen und der starken Hand Jehovas gehört hat, und er richtet seine Bitte an Ihn gegen das Haus hin . Gott möge ihn hören im Himmel und ihn erhören; denn der König wünscht, daß alle Völker der Erde, ebenso wie sein Volk Israel, den Namen Jehovas kennen und fürchten möchten. Hier gibt es weder Gericht noch eine bedingungsweise Seg­nung. 

Der außerhalb des Kreises des Gesetzes stehende Fremde naht Gott durch den Glauben und empfängt eine volle Segnung. Das ist in wenigen Worten ein schönes Gemälde der Segnung der Nationen im Tausendjährigen Reiche, deren Vorrechte sich aus der Tatsache herleiten, daß Gott Sein Haus in Jerusalem hat, in der Mitte Seines Volkes. 

5. In den Versen 44 und 45 finden wir nicht die Fehltritte des Volkes, sondern den Fall, daß Israel nach dem Willen Gottes handelt und durch diesen Willen dahin geleitet wird, mit seinen Feinden Krieg zu führen. Das ist eine bemerkens­werte Tatsache. Nachdem die Nationen den Gott Israels an. erkannt haben, ist dieses Volk selbst ein williges Volk, um die Feinde Jehovas zu bekämpfen. D a s H a u s ist von da an der Mittelpunkt der Segnung und der Stärke des Volkes. 

6. Die Verse 4653 reden von dem Ende der Geschichte Israels als eines verantwortlichen Volkes. Sie sind in G e f a n g e n s c h a f t geführt wegen ihrer Sünde. Salomo ist hier ein P r o p h e t. Er redet im voraus von dem, was diesem Volke unter dem Gesetz notwendigerweise begegnen muß; denn da ist kein Mensch, der nicht sündigte. Dennoch ist noch eine Hilfsquelle vorhanden. 

D a s H a u s ist da, und Gott kann Seine Verheißungen nicht verleugnen. Salomo beruft sich dabei nicht aufs Gesetz, sondern auf die Gnade. Aus reiner Gnade hatte der Gott der Verheißungen Sein Volk aus Ägypten errettet  würde Er diese Gnade selbst unter der Herrschaft des Gesetzes verleugnen können? Sie sind Sein Volk; wird Gott sie verlassen? Nein, wenn sie sich in Buße nach dem Lande, nach der Stadt und dem Hause hin­wenden, wird Gott auf sie hören. Daniel ist ein Beispiel dafür (Dan. 6, 11). 

Er blieb aufrecht inmitten der schweren Heimsuchung, der einzig Gerechte, der für das Volk betete und sich für das Volk demütigte  und hat Gott nicht auf ihn gehört? Aber ein Größerer als Daniel, Salomo, der König der Herrlichkeit selbst war da. Er sagt zu Gott: "Deine Augen seien offen für das Flehen d e i n e s K n e c h t e s und für das Flehen deines Volkes Israel". Und dieser Salomo ist nur ein schwaches Bild von dem wahren König, dem wahren Knechte Jehovas. 

Das Eintreten Christi für Sein Volk bewirkt, daß Gott es aufs neue annimmt. Er stellt es wieder her zum Ruhme Dessen, der die Verheißungen gegeben hat, und zur Verherrlichung Seines Geliebten. So hängt die künftige Wiederherstellung des Volkes von der Tatsache ab, daß der wahre Knecht Jehovas vor Ihm ist, sowie von der Tatsache, daß Gott Seinen Gnadencharakter, der lange vor dem Gesetz geoffenbart ist, nicht verleugnen kann. 

Ein anderer charakteristischer Zug: Salomo geht in seinem Gebet über David hinaus bis zu Moses. Je mehr das Volk

Gottes sich von Ihm entfernt hat, um so mehr kehrt der Glaube zu dem zurück, was im Anfang errichtet wurde. Die Wege Gottes mit Seinem Volke können sich ändern je nach der Treue oder Untreue des Volkes, so daß Gottes Handlungsweise einer Zeit seiner Geschichte entsprechen und einer anderen Zeit nicht entsprechen kann; aber die Ratschlüsse Gottes ändern sich niemals. Seine Vorsätze bleiben von Ewigkeit her dieselben. 

Das ist es, was den Apostel am Ende seiner Laufbahn, als der Verfall der Kirche schon offenbar war, sagen läßt: ..Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist, in der Hoffnung des ewigen Lebens, welches Gott, der nicht lügen kann, v e r heißen hat vor den Zeiten der Zeitalter" (Tit. 1, 1. 2). Das ist es auch, was Salomo die Worte in den Mund legt: "

Du hast sie ausgesondert, dir zum Erbteil aus allen Völkern der Erde, so wie du durch deinen Knecht Mose geredet hast, als du unsere Väter aus Ägypten herausführtest, Herr, Jehova!" (V. 53). 

So ist es stets. Der Glaube findet in den dunkelsten Zeiten seine sichere Zuflucht in dem, "was von Anfang war" (i. Joh. 1, 1; 2, 7. 24; 2. Joh. 5. 6). "Ihr, was ihr von Anfang gehört habt, bleibe in euch!" 

Salomo hatte vor Jehova gekniet, um für sein Volk einzutreten; jetzt erhebt er sich, um die ganze Versammlung Israels zu segnen. Er preist Gott vor allem dafür, daß Er Seinem Volke Ruhe gegeben hat, eine Ruhe, die von derjenigen abhing, in welche Jehova gerade eingegangen war, Er und die Lade Seiner Stärke. Der König erkennt die völlige Erfüllung eines jeden Wortes Gottes an: "Kein einziges Wort ist dahingefallen von allen Seinen guten Worten, die Er durch Seinen Knecht Mose geredet hat" (V. 56). 

Er stellt seine eigene Fürbitte als einen Beweggrund hin, daß Gott Sein Volk segnen möge, und das Ergebnis dieser Segnung soll sein, daß "alle Völker der Erde erkennen, daß Jehova Gott ist, keiner mehr" (V. 60). Das wird in Erfüllung gehen in dem Tausendjährigen Reiche Christi, auf welches diese ganze Geschichte, wie wir immer wieder gesehen haben, uns beständig hinweist. 

Indessen, damit diese Segnung eintrete, ist es nötig, daß "das Herz Israels ungeteilt mit Jehova, unserem Gott, sei, um in seinen Satzungen zu wandeln und seine Gebote zu beobachten". Es ist immer die gesetzliche Bedingung, welcher zu genügen dem fehlbaren König und Volk unmöglich war, und die allein in Christo ihre Erfüllung gefunden hat.

1. Könige 9, Jehova redet

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 9, 1-9 Jehova redet

Dieser Abschnitt bildet den Schluß des zweiten Teiles der Geschichte Salomos. Der erste Teil erzählt uns die Ausrufung seines Königtums und die Grundlage, auf welcher es errichtet wurde, nämlich die Vollziehung des Gerichts über diejenigen, welche unter der Regierung Davids Gott verunehrt hatten. Die Kapitel 39, 9 machen uns mit der i n n e r e n Geschichte dieser herrlichen Regierung bekannt. 

In den Kapiteln 3 und 4 finden wir den Beginn in Gibeon, im Anschluß daran die Grundsätze und die Ordnung des Reiches, sowie den Charakter moralischer Vollkommenheit in dem König. In den Kapiteln 58 ist die Weisheit Salomos beschäftigt, Jehova einen Seiner würdigen Ruheort inmitten des dem König unterworfenen Volkes zu bereiten. Die Erbauung des Tempels steht als Hauptereignis im Mittelpunkt der Regierung Salomos; dann folgt die Erbauung des Palastes des Königs, wobei die Nationen dem Volk Gottes zugesellt werden. Schließlich kommt im 8. Kapitel die Einweihung des Tempels in Verbindung mit dem Laubhüttenfest  ein Vorbild der Ruhe des um Jehova gescharten Volkes während der tausendjährigen Regierung des Messias, wobei Salomo selbst in dem Charakter Melchisedeks und dem eines Mittlers vor unsere Blicke tritt. 

Diese innere Geschichte schließt mit einer n e u e n E r s c h e i n u n g Jehovas. Wieder erscheint Gott Salomo in einem Traum, wie einst zu Gibeon, und gibt ihm seiner Bitte entsprechend. "Ich habe dein Gebet und dein Flehen gehört, das du vor mir gefleht hast; ich habe dieses Haus, das du gebaut hast, geheiligt, um meinen Namen dahin zu setzen auf ewig; und meine Augen und mein Herz sollen daselbst sein allezeit". Das ist eine bedingungslose Antwort auf das, was Salomo, als Vorbild von Christo, für Jehova getan hat. Gott nimmt das, was Salomo gebaut hat als für allezeit unter Seine Augen gestellt an. 

Doch wie überall in diesem Buche, so tritt auch hier sogleich wieder die Frage der Verantwortlichkeit hervor, in unmittelbarem Gegensatz zu dem Vorhergehenden. Handelt es sich um Salomo als Vorbild, so ist alles gesichert; handelt es sich um ihn in seiner Verantwortlichkeit, so erscheint alles in Frage gestellt. Sein Thron kann nur befestigt werden, wenn er in Geradheit und Treue wandelt; seine Nachkommen können nur bestehen, wenn sie derselben Bedingung nachkommen. Ist Israel mit seinem König untreu, werfen sie sich vor anderen Göttern nieder, so wird nichts von dem erhalten bleiben, was der Herr durch Salomo errichtet hat. Das Volk wird aus dem Lande ausgerottet, und das Haus selbst wird verworfen und zerstört werden. 

Während Gott also zunächst bedingungslos erklärt daß Seine Augen und Sein Herz allezeit auf dieses Haus gerichtet seien, sagt  Er kaum drei Verse weiter, daß es von Seinem Angesicht weggeworfen werden würde! Widerspricht Sich Gott? Sicherlich nicht. Wie die bedingungsweise Drohung buchstäblich erfüllt worden ist, so wird auch die bedingungslose Verheißung buchstäblich in Erfüllung gehen, und zwar dann, wenn der wahre König, der König nach dem Herzen Gottes, Ihm ein Haus gebaut haben wird: einen Tempel hienieden, weit herrlicher als derjenige Salomos, und eine Wohnung in dem Himmel, wo der Thron Gottes und des Lammes sein wird. Dann wird Gott ruhen in Zion und in Seiner verherrlichten Versammlung zugleich. 

So endet dieser Teil der Geschichte Salomos. Der übrige Teil des 9. Kapitels und das 10. Kapitel reden von seinen Beziehungen zu den Nationen. Es ist die äußere Geschichte Seiner Regierung. Nicht als ob in dem vorhergehenden Zeitabschnitt davon nicht die Rede wäre; aber diese Beziehungen werden nur in ihrer Berührung mit dem Reiche nach innen erwähnt, wie z. B. die Heirat mit der Tochter des Pharao und das Verhältnis Hirams zu dem König bei der Erbauung des Tempels.

1. Könige 9, Hiram

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 9, 10-23 Hiram

Die Verse 1014 reden von den äußeren Beziehungen Salomos zu Hiram. Als Belohnung für seine freiwillige Mitarbeit am Tempel und am Hause des Königs gab Salomo nach Verlauf von zwanzig Jahren, die der Bau der Häuser in Anspruch genommen hatte, dem Hiram einen Landstrich im Lande Galiläa, der zwanzig Städte umfaßte, den Hauptteil von dem, was später "das Galiläa der Nationen" genannt wurde (Vergl. Jes. 9, 1; Matth. 4, 15). 

Dieser Landstrich umfaßte ursprünglich einen Teil des Gebietes Naphtali und wurde später, unter Einschluß des Gebietes Sebulon, auf das ganze "obere Galiläa" ausgedehnt so daß er bei Kapernaum bis an den See Tiberias reichte. Der ursprüngliche Landstrich wurde also Hiram verliehen. Handelte Salomo nach Gottes Gedanken, indem er so zum Nutzen eines Fürsten der Nationen einen Teil, und war es auch vielleicht der geringste, von dem Erbteil Israels abtrennte? 

Wir zögern nicht, diese Frage mit Nein zu beantworten; denn das Land hätte nicht veräußert werden dürfen. Der Herr hatte gesagt: "Das Land soll nicht für immer verkauft werden, denn mein ist das Land ; denn Fremdlinge und Beisassen seid ihr bei mir" (3. Mose 25, 23). Das Land gehörte je h o v a . Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß das Buch der Chronika, welches aus schon erwähnten Gründen das Böse, das sich bei den Königen zeigte, nur da mitteilt, wo es zum Verständnis der Geschichte notwendig ist, von dieser Schenkung nichts sagt. 

Im Gegenteil, es nennt an Stelle des Berichtes eine Reihe von Städten, welche "Hiram dem Salomo“ schenkte und welche dieser, nachdem er sie ausgebaut und befestigt hatte, den Kindern Israel zum Wohnort gab (2. Chron. 8, 17). 

So verringert im 1. Buch der Könige Salomo das Erbteil Gottes, während er es im 2. Buch der Chronika vermehrt. Diese Tatsache erscheint uns sehr bezeichnend. Und noch bezeichnender ist es, daß dieser Landstrich einem Volke ausgeliefert wurde, dessen Götzendienst es mehr und mehr überwucherte, bis schließlich das ganze Land "Galiläa der Nationen" genannt wurde. Und doch war es gerade hier, wo die Gnade Gottes anfing, sich durch den Dienst des Herrn zu entfalten. So machte tausend Jahre nach Salomo die Gnade seinen Fehler wieder gut. 

Dieser Fehler hat eine sofortige Folge: er bringt das Land Jehovas in Mißkredit und Schmach. Hiram vermochte das nicht zu schätzen, was in den Augen Salomos und eines Israeliten großen Wert hatte. Er sagt: "Was sind das für Städte, die du mir gegeben hast, mein Bruder! Und er nannte sie das Land Kabul (unfruchtbar, nichts hervorbringend?  die Bedeutung des Wortes ist unsicher) bis auf diesen Tag." Er gab ihnen diesen Namen, weil sie "nicht recht waren in seinen Augen". 

So ist es immer. Wenn der Welt (mag sie auch wie Hiram die beste Gesinnung haben) als solcher, d. h. ohne Glauben, der Genuß der Güter des Christentums, die unsere Freude ausmachen, zuteil wird, so findet sie an ihnen keinen Geschmack. Diese Dinge langweilen sie, sie zählen in ihrem Leben nicht mit. Sie wird sie ohne Zweifel zu erhalten suchen, um sich bei Gelegenheit ihres Besitzes zu rühmen, aber sie kann sie nicht in ihrem ursprünglichen Charakter bewahren. Ohne sie zu schätzen, wird sie sie als ein Mittel benutzen, sich Geltung zu verschaffen, und Satan wird sich dieses äußeren religiösen Scheines bedienen, um seine Herrschaft über eine größere Zahl von Seelen auszudehnen. 

Er wird den Wert jener Güter verächtlich machen. Er wird dem König von Tyrus beweisen, daß das, was Salomo ihm anbietet, nicht verglichen werden kann mit dem Glanz eines durch die Freigebigkeit des Fürsten der Finsternis verliehenen Reiches. Wenn ein Christ, um seine Weitherzigkeit zu zeigen, der Welt auch nur den kleinsten Teil seines Erbteils preisgibt, so erreicht er dadurch nichts anderes, als daß er seinen Charakter herabgesetzt und seine Religion verachtet sieht; und schließlich fällt die Schmach auf Gott Selbst zurück. 

Wenn es sich darum handelt, Salomo etwas zu schenken, so zeigt Hiram sich sehr freigebig. Das entspricht dem Stolz des Fürsten der größten See und Handelsmacht von damals, dem England des Altertums. Hiram gibt Salomo hundertzwanzig Talente Gold (etwa 16 Millionen Mark). War das etwas Gutes, ein Nutzen für Salomo? So lange Hiram für die Erbauung des Tempels seine Abgaben entrichtete, fand alles die göttliche Billigung. jetzt aber nennt Hiram Salomo "seinen Bruder" und macht ihm Geschenke! 

Die Tätigkeit und Weisheit Salomos zeigen sich (V. 1523) in dem Bauen der Vorratsstädte und der Wagen und Reiter­städte. Das ist die äußere Einrichtung des Reiches, sowohl für den Handel wie für den Krieg. Er erhält Geser von dem Pharao, der die kanaanitischen Bewohner der Stadt erschlagen hatte und die Stadt dann seiner Tochter, der Gemahlin des Königs, schenkte. 

So wird, ohne Störung für die Friedensherrschaft Salomos, der Befehl ausgeführt, die Kanaaniter auszurotten. Ihre Stadt fällt von Rechts wegen Israel als Erbteil zu. Alle einst durch die Schwäche des Volkes verschonten Kanaaniter werden unterworfen, wie einst die Gibeoniter. Indes wiederholt Salomo nicht den Fehler Sauls hinsichtlich der Gibeoniter (2. Sam. 21), sondern er macht alles, was von den Kanaanitern unter dem Volke noch übrig ist, zu Fronarbeitern. 

Gleich Salomo haben die Christen die Rechte der Welt, welche infolge der Untreue der Kirche in deren Mitte festen Fuß gefaßt haben, nicht für gültig zu halten; ebensowenig sollen sie die Welt daraus vertreiben. Was sie zu tun haben, ist, für sich selbst in der Freiheit der Kinder Gottes zu wandeln, und jene in ihrem Joch der Knechtschaft zu lassen, der einzigen Religion, die dem Fleische entspricht und welche das Fleisch anerkennt. 

Nie hatte vor Salomo eine so völlige Absonderung in Israel stattgefunden; aber sie kann und soll verwirklicht werden in den schlimmsten Tagen der Geschichte Israels oder der Kirche. "jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit."  "Von diesen wende dich weg." Wenn einmal die Herrlichkeit regieren wird, wird die Absonderung eine völlige sein; dann wird man sogar auf den Schellen der Rosse lesen: "Heilig dem Jehova" (Sach. 14, 20).

1. Könige 9, Tochter des Pharao

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 9, 24-28 Die Tochter des Pharao

In Vers 24 zieht die Tochter des Pharao aus der Stadt Davids hinauf in ihr Haus, welches Salomo für sie gebaut hatte (Kap. 7, 8). In Verbindung mit diesem Hause baut der König das Millo, die Burg oder das Kastell, das von da an einen Teil von Jerusalem bildete (2. Sam. 5,9; 1. Kön. 11, 27; 2. Kön. 12,20; 1. Chron. 11, 8; 2. Chron. 32, 5). 

Das zweite Buch der Chronika (Kap. 8, 11) berichtet uns, aus welchem Grunde diese Wohnungsveränderung erfolgte. Salomo sagt: "Mein Weib soll nicht in dem Hause Davids, des Königs von Israel, wohnen; denn die Orte sind heilig, in welche die Lade Jehovas gekommen ist". Die Lade war zuerst in der Stadt Davids aufgestellt worden (2. Sam. 6, 12), und, wie die eben angeführte Stelle zeigt, sogar im Hause des Königs. Aus der Stadt Davids, oder Zion, hatte Salomo sie in den Tempel übergeführt. 

Die heidnische Frau sollte nicht an den durch die Gegenwart des Bundesgottes geheiligten Orten wohnen. Sie konnte ohne Zweifel ihr reichliches Teil an den Wohltaten des Bundes haben, sogar mit dem Manne verbunden sein, der auf Erden dessen Vertreter war; aber der Abstand wurde aufrechterhalten. Der mit Israel errichtete Bund schloß sie nicht ein. Es wird im Tausendjährigen Reich zwischen Israel und den Nationen einen Unterschied geben. Diese empfangen ihre Segnungen nur durch Vermittlung des Volkes Gottes. Der Bund wird nicht mit ihnen errichtet werden.

Dreimal im Jahre opferte Salomo auf dem ehernen Altar (V. 25), der durch den Dienst Hirams für den Tempel erbaut worden war (2. Chron. 4, 1). Dies ist die einzige Stelle im 1. Buch der Könige, wo das erwähnt wird, und dazu nur beiläufig. Auch verbrannte Salomo Weihrauch auf dem goldenen Altar: "Er räucherte auf dem, der vor Jehova stand". 

Wie wir im 8. Kapitel gesehen haben, versah Salomo bei gewissen feierlichen Gelegenheiten das Amt des Priesters, des Melchisedek und des Mittlers. Redet das nicht zu uns von Christo? Alle würden vereinigen sich in Seiner Person, und Er hat sie alle kraft Seines Todes erworben, ohne welchen Er keines Seiner Ämter bekleiden könnte. Der Anführer unserer Errettung ist durch Leiden vollkommen gemacht worden.

In den Versen 2628 finden wir aufs neue die Beziehungen Salomos zu Hiram im Blick auf die Herrlichkeit und die äußeren Verhältnisse des Reiches. Das Gold strömt nach Jerusalem. Hiram ist der heidnische Freund, stets bereit, der Größe des Königs, der auf dem Throne Jehovas sitzt, sich dienstbar zu erweisen, und sein guter Wille in bezug auf das Haus Jehovas dehnt sich auch auf den Wohlstand und das Gedeihen des Reiches aus.

1. Könige 10, Königin von Scheba

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 10, 1-13 Die Königin von Scheba

Das vorige Kapitel hat uns die Beziehungen Salomos zu den Vertretern der um ihn her wohnenden Nationen gezeigt. Tyrus, der Libanon, der Pharao von Ägypten, dessen Tochter, die Gemahlin Salomos, ferner das Land Edom, wo er seine Flotte erbaut, Ophir, die Wüste, wo er Tadmor baut, die Könige von Arabien (Kap. 10, 15), die Kanaaniter, deren Rest er unterwirft  alle diese verschiedenen Elemente bewegen sich um ihn als Mittelpunkt und tragen zum Ruhm seines Königtums bei. 

Nun kommt zuletzt die Königin von Scheba, diese "Königin des Südens, die von den Enden der Erde kam, um die Weisheit Salomos zu hören" (Matth. 12, 42). Was sie von allen anderen unterscheidet, ist die Tatsache, daß sie angezogen wurde durch den Ruf der Weisheit des Königs. Sie hatte davon reden hören, und das hatte in ihr den lebhaften Wunsch geweckt, diesen außergewöhnlichen Fürsten zu sehen, und dieser Wunsch ließ sie die gewaltige Entfernung, welche ihr Land von Jerusalem trennte, und die zahlreichen Schwierigkeiten einer solchen Reise überwinden. 

Das war eine Tat des Glaubens. Sie glaubte dem Worte, das ihr gesagt worden war; sie glaubte an die Vortrefflichkeit Salomos, obwohl sie zu deren Beurteilung nur das Wort besaß, welches sie gehört hatte. So ist es immer mit dem Glauben. Er wird durch die Person und die Vollkommenheit Christi angezogen. Rebekka, überzeugt von der Liebe Isaaks, über welchen Elieser zu ihr geredet hatte, macht sich auf den Weg zu ihm. Die Wüste schreckt sie nicht; denn sie verlangt nach ihrem Bräutigam. 

So Abigail. Sie eilt, als das Gericht vor der Tür ist, dem Manne entgegen, vor dem sie eigentlich hätte fliehen müssen. Warum? Weil sie vom Hören­sagen die sittliche Herrlichkeit Davids kannte. Später wurde sie die Gefährtin seiner königlichen Herrlichkeit. Rebekka wird angezogen durch die Liebe, Abigail durch die Vollkommenheit der Gnade, die Königin von Scheba durch die Weisheit. 

So geht es den Seelen, welche Bekanntschaft mit Christo machen. Für ein endliches Wesen ist es unmöglich, eine unendliche Vollkommenheit zu erfassen; um so mehr werden wir angezogen durch eine der verschiedenen Seiten dieses göttlichen Charakters, gleichviel durch welche; alle leiten uns dahin, Bekanntschaft mit Seiner Person zu machen, und von Ihm nährt sich der Glaube. 

"Sie kam, um die Weisheit Salomos zu hören." Die Königin war in der Tat eine außergewöhnlich einsichtsvolle Person, der nichts entging, und die sich gern über alles genau Rechenschaft gab; aber von dem Augenblick an, da sie von Salomo gehört hat, gibt es nur noch einen Gedanken für sie: seine Weisheit auf die Probe zu stellen. Für sie selbst besteht die Weisheit darin, keine zu haben und sie bei einem anderen zu suchen. Dunkle Fragen bringt sie ihm. 

Sicherlich hatte sie keinen Mangel daran: die Welt ist ja voll von Rätseln, für die der Mensch nie eine Lösung gefunden hat. Von den Geheimnissen der Schöpfung, für deren einfachste Hiob keine Antwort fand, bis zu den Geheimnissen des leiblichen Lebens; von dem Geheimnis der Seele bis zu dem von Gut und Böse in dieser Welt; von dem verschleierten jenseits bis zu dem Leben der Ewigkeit, ist alles Geheimnis, dunkles Rätsel. Der Mensch kann die unbekannte Schrift dieses Buches nicht entziffern. 

Gott muß seine Verborgenheit enthüllen, und wenn es keine göttliche, be­stimmte und unmittelbare Offenbarung gäbe, dann befände sich der arme, begrenzte Geist des Menschen, von der ersten Frage in die Enge getrieben, am Fuße einer unübersteiglichen Mauer. Er mag sich rühmen, sich selbst erheben; aber all seine Wissenschaft läßt ihn niemals weiterkommen als bis zur Feststellung der T a t s a c h e n , deren erste Ursachen ihm völlig verborgen bleiben. 

Die Königin von Scheba brachte ihre Rätsel zu Salomo, um durch sie seine Weisheit zu erproben. Doch was war der Grund ihres Vertrauens? Sie hatte von dem Rufe Salomos i n V e r bindung mit dem Namen Jehovas reden hören. Wenn dieser Ruf auf die Gegenwart Jehovas in Jerusalem gegründet war, durfte die Königin dann nicht von vornherein sicher sein, daß sie nicht ohne Nutzen diese weite Reise antreten würde? Wenn Salomo ihre Rätsel lösen könnte, war dann nicht bewiesen, daß seine Weisheit keine andere war als diejenige Jehovas, der sich ihm offenbarte?  Die Königin kommt also zu Salomo, und was wird sie von dieser Begegnung mitnehmen? Die Kenntnis Gottes durch ihn! 

Sie kommt mit einem großen Zuge, mit allem, was ihr Land an Kostbarkeiten hervorzubringen vermochte, und mit Gewürzen in großer Menge, wie sie nie wieder nach Jerusalem gekommen sind; denn sie hält diesen erhabenen Herrscher aller Ehren würdig. Bemerken wir an dieser Stelle, daß es nicht nur einer Königin, sondern auch der verworfensten der Sünderinnen gestattet wird, dem König mit ihrem Wohlgeruch zu nahen, ­denn es ist nicht ein Tausch, den die Seele begehrt, indem sie Ihm naht; sie kann Ihm nur die Ehrerbietung bezeigen, die Ihm zukommt. Das Knie beugt sich vor Ihm als Zeichen des Glaubensgehorsams und der Anbetung eines Herzens, welches in Ihm alle seine Quellen findet, die es wünscht und deren es bedarf. 

Doch die Königin brachte noch etwas Besseres als ihre Gaben; "sie redete alles zu ihm, was in ihrem Herzen war. Und Salomo erklärte ihr alles, um was sie fragte; keine Sache war vor dem König verborgen, die er ihr nicht erklärt hätte." Sie öffnete Salomo ihr Herz; "das Verborgene" ihres Herzens wurde "offenbar" (i. Kor. 14, 25); doch es fand eine vollkommene Beantwortung von seiten dessen, dem keine Sache verborgen war. Indem sie Salomo begegnete, hatte sie Gott Selbst gefunden. 

Gott war wirklich da, und Er war in herablassender Güte damit beschäftigt, volles Licht in diese Seele zu bringen, keinen Raum darin zu lassen für irgendeinen Zweifel oder für ein ungelöstes Rätsel. Der König kennt das Verborgene aller Dinge; er verbirgt nichts vor ihr; er zeigt, daß das Geheimnis Jehovas für die ist die Ihn fürchten (Ps. 25,14). 

Die Königin s a h dann die ganze Weisheit Salomos in dem Gedeihen und der vollkommenen Ordnung seines Hauses (V. 4. 5). So wird auch die wunderbare Ordnung des Tausendjährigen Reiches dereinst vor den Augen der Nationen stehen.

Die Königin von Scheba erkennt die W a h r h e i t dessen an, was sie von Salomo hatte sagen hören. Von seiner Person ist sie übergegangen zu den Worten seines Mundes, von diesen zu allem, was aus seinen Händen hervorgegangen war, zu allem, was ihn umgab, und sie hat nur Vollkommenheit gefunden. So macht jede Seele die Bekanntschaft mit Christo. Man hört von Ihm reden, das erweckt das Interesse eines Herzens, das Bedürfnisse hat. Man sucht Ihn auf; denn der Zugang zu Ihm ist leicht. 

Man tritt init Ihm in Verbindung; Er antwortet auf die Bedürfnisse des Herzens. Man bewundert Ihn, man betet Ihn an mit Lobgesängen. Man sagt wie die Königin: "Meine Augen haben gesehen", und du übertriffst alles, was ich von dir gehört hatte. Man schätzt Seine Leute und Seine Knechte glücklich, die beständig vor Ihm stehen und Seine Weisheit hören. 

Und auf diesem Wege weitergehend, rühmt sich die Seele in Gott, der Gefallen gefunden hat an Seinem König, der Seine Wonne gefunden hat an Christo, um Ihn auf den Thron zu setzen. Es ist zugleich der Beweis der Liebe Gottes zu Seinem Volke, daß Er ihm einen solchen König gegeben hat, um Recht und Gerechtigkeit zu üben. 

Der Lobgesang hier ist mehr ein Lobgesang des R e i c h e s. Auch die Kirche wird, geschart um das geschlachtete Lamm, ihren Lobgesang anstimmen, und zwar wird ihr Herz und Mund mehr noch von Seiner Liebe erfüllt sein, als von Seiner Weisheit und Gerechtigkeit. 

Die Königin von Scheba gibt dem König alle Schätze, die sie mitgebracht hat. Die Gewürze, aus denen man den Weihrauch machte, waren die geschätztesten von allen am Hofe Salomos. Niemals war eine solche Menge davon in Jerusalem gesehen worden. Das Herz der glücklichen Königin strömt so über in ihren Gaben. 

Doch weit, weit gehen Salomos Gaben über die der Königin hinaus! Er begnügt sich nicht mit einem Gegengeschenk (vergl. 2. Chron. 9, 12); er gibt ihr "all ihr Begehr, das sie verlangte". Ja gewiß, wir haben es mit Dem zu tun, der nichts von uns fordert, sondern dessen Ruhm es ist, der unumschränkte Geber alles Guten zu sein und zu bleiben. Bittet, und ihr werdet empfangen! Bittet nur; ihr werdet nie die Reichtümer Seines Reiches erschöpfen, diesen "unausforschlichen Reichtum des Christus". 

Freilich ist Sein Reich jetzt nicht von dieser Welt, so daß wir aus Seiner Gegenwart nicht die zeitlichen Güter mitnehmen werden, mit denen die Königin von Scheba überhäuft wurde. Diese untergeordneten Schätze werden für das Tausendjährige Reich des Messias aufgespart. Unsere Güter, unsere Schätze sind geistlich; die Welt verachtet sie; der Christ aber, der dieses Namens würdig ist, nennt sie die w a h r e n Schätze (Luk. 16, 11). 

Die Königin kehrt in ihr Land zurück mit einem Schatz in ihrem Herzen, der tausendmal größer ist als die Schätze, welche ihre Kamele tragen. Ihre Augen haben gesehen! Sie kennt jetzt den König der Herrlichkeit!

1.Könige 10, Der Thron

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 10, 14-29 Der Thron

Die Verse 14,22, beschreiben die Reichtümer und den Glanz des Reiches. Das Gold, das Sinnbild der göttlichen Gerechtigkeit ist unter der Herrschaft Salomos überall vorherrschend, vom Tempel bis zum Throne. Der Thron war wunderbar: "Desgleichen ist nicht gemacht worden in irgendeinem Königreiche". Es war der Thron der Gerechtigkeit und der Macht, und er trug deren Sinnbilder. 

Als Salomo zur königlichen Würde erhoben worden war, setzte er sich nach dem Befehl Davids selbst auf den Thron seines Vaters (Kap. 1, 35). jetzt sehen wir ihn auf seinem eigenen Thron in jenem wunderbaren "Waldhause", welches mit den fünfhundert goldenen Schilden geschmückt war und wo er Gericht übte in Gerechtigkeit. 

Gerade so wird es dereinst mit Christo sein. jetzt sitzt Er auf dem Thron Seines Vaters, zu Seiner Rechten, nach dem Worte: "Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße" (Ps. 110, 1). Durch diese Worte: "Setze dich zu meiner Rechten", drückt Gott der Vater Seine völlige Befriedigung aus über das durch den Sohn des Menschen vollbrachte Werk. 

Es ist, als ob Er zu Ihm sagte  Nimm diesen erhabenen und herrlichen Platz, du, mein Sohn, bis ich dir einen Thron für dich selbst bereitet habe. Dieser Thron muß jeden anderen Thron überragen. "Desgleichen wird nie in irgendeinem Königreiche gemacht werden." Nicht einer von denen, die sich wider Ihn erhoben haben, wird verschont werden, sie werden vertilgt werden. Sein Sieg über sie wird der erste Schritt auf dem Wege sein, auf welchem Er den Thron besteigen wird. 

Der Thron des siegreichen Menschensohnes wird keinem anderen gleichen, nachdem Er Sich einst freiwillig erniedrigt hat und so unter den letzten der Sünder hinabgestiegen ist. Dann wird jedes Knie sich vor Ihm beugen, und jeder Mund wird Ihn laut als Herrn auf Seinem Thron der Herrlichkeit bekennen. Bis dahin sitzt dieser wunderbare Mensch, der auf dem Wege aus dem Bache getrunken hat (Ps. 110, 7), auf dem Thron des höchsten Gottes zur Rechten der Majestät; aber es ist der Thron Seines Vaters; Er nimmt dort Platz als S o h n, ein Zeugnis der vollkommenen Befriedigung des Vaterherzens an Ihm. 

Die Königin von Scheba war nicht die einzige, die zu Salomo kam: " D i e ganze E r d e suchte das Angesicht Salomos, um seine Weisheit zu hören" (V. 2329). 0 glückliche Zeit, wann alle werden kommen können, um aus dieser göttlichen Quelle zu schöpfen in der Gewißheit, die ganzen Gedanken Gottes da zu finden! Die letzte Hälfte unseres Kapitels enthält auch die Aufzählung der Reichtümer des Königs. Beim Lesen dieser Verse schütteln die Ungläubigen den Kopf. Ihnen erscheint alles, was der Mensch sagt, wahrscheinlich, während alles was Gott sagt, nur Lüge sein kann. Das ist in der Tat ihre Art, die Dinge zu behandeln. 

In e i n e in Jahre empfing Salomo ungefähr hundert Millionen an Gold, die Königin von Scheba hatte ihm etwa sechzehn Millionen gegeben, und die gleiche Summe hatte ihm der König von Tyrus gesandt. Gibt es denn hierbei etwas Unwahrscheinliches im Vergleich mit den jetzigen Einnahmen der Weltreiche, und ist es nötig daran zu erinnern, daß unter Salomos Herrschaft "alle Könige der Erde" ihm Tribut entrichteten? 

In den Versen 26-29 wird die M a c h t des Königs durch seine Wagen und Reiter gekennzeichnet. So war alles vereinigt zum Ruhme der Herrschaft Salomos.

1. Könige 11, Ursache zum Verfall

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 11, 1-13 Die Ursache zum Verfall des Reiches

In diesem. Kapitel kommen wir zu der Geschichte des verantwortlichen Königs, über welche das zweite Buch der Chronika ganz mit Stillschweigen hinweggeht.

Bis hierhin haben wir, obwohl es sich um einen Menschheit (und infolgedessen um ein unvollkommenes Wesen) handelt, in dem Leben Salomos eine schöne, mit Weisheit gepaarte Einheitlichkeit sehen können, welche den Namen des Königs, und mit ihm den Namen Jehovas, unter den Nationen hoch erhob. Die Größe, die Majestät, die Macht und der Reichtum seiner Regierung waren nur ein ganz schwaches Bild von dem, was man dereinst im Tausendjährigen Reiche unter der Herrschaft des wahren Königs der Herrlichkeit sehen wird. 

jetzt macht Gott uns auf die Fehler dieser Regierung aufmerksam. Sie bestanden nicht in der Verbindung mit der Tochter des Pharao, die notwendig war, damit Salomo ein Vorbild von Christo in Seiner Regierung sein konnte. Joseph war seinerzeit eine ähnliche Verbindung eingegangen; die daraus hervorgegangenen Söhne hatten zwei Stämmen Israels ihre Namen gegeben, nachdem sie den Segen des Patriarchen, des Vaters des Volkes, empfangen hatten. 

Zudem hatte Salomo dieser heidnischen Gemahlin gegenüber nach Gottes Gedanken gehandelt, und die Bücher der Chronika tragen Sorge, wie wir weiter oben gesehen haben, uns zu zeigen, daß der König ihr nicht einen Platz in unmittelbarer Nähe der Bundeslade und der Stadt des Sohnes Davids gab. Es ist also nicht die Tatsache dieser Verbindung, welche den Tadel über Salomo brachte, dessen vorbildliche Stellung (für das Tausendjährige Reich) als das "Licht der Nationen" uns notwendigerweise mehr als die gewöhnlichen Züge eines Königs von Israel in ihm schauen läßt. Auch die Schrift gibt der Tochter des Pharao einen abgesonderten Platz unter den fremden Weibern (V. 1). 

,Der König Salomo liebte viele fremde Weiber, und zwar neben der Tochter des Pharao: moabitische, ammonitische, edomitische, zidonische, hethitische, von den Nationen, von welchen Jehova zu den Kindern Israel gesagt hatte: Ihr sollt nicht unter sie kommen, und s i e sollen nicht unter euch kommen; gewiß, sie würden euer Herz neigen ihren Göttern nach 1 . . . 

Und seine Weiber neigten sein Herz." Die Sünde Salomos besteht darin, daß er viele fremde Weiber liebte". Diese hatten im Leben Davids eine verhältnismäßig geringe Rolle gespielt; dennoch hatte er, wie wir im 2. Buche Samuel gesehen haben, aus den Kindern, die dieser verbotenen Verbindung entsprossten, schmerzliche, ja oft schreckliche Früchte geerntet. 

Durch die Züchtigung, die infolge dieser Verbindung über ihn gekommen war, hatte Gott Seinen Gesalbten vor den Schlingen bewahrt, welche sie seiner Frömmigkeit hätten legen können. Doch wenn seine Leidenschaften ihn in die Sache mit Bathseba, einer Tochter Israels, verwickelt hatten, so brachten diejenigen Salomos diesen auf die Seite f r e m d e r Weiber. 

Und doch hatte Gott gesagt: "Du sollst dich nicht mit ihnen verschwägern: deine Tochter sollst du nicht seinem Sohne geben, und seine Tochter sollst du nicht für deinen Sohn nehmen; denn sie würden deine Söhne von mir abwendig machen, daß sie anderen Götter dienten; und der Zorn Jehovas würde wider euch entbrennen, und er würde dich schnell vertilgen" (5. Mose 7, 3. 4), und weiter: "daß du nicht . . . von ihren Töchtern für deine Söhne nehmest und ihre Töchter ihren Göttern nachhuren und machen, daß deine Söhne ihren Göttern nachhuren" (2. Mose 34, 16). 

An der Spitze der demütigenden Liste stehen die Moabiter, welche Israel einst in den Götzendienst des BaalPeor verstrickt hatten, indem sie das Volk durch die Lust des Fleisches an sich lockten (4. Mose 25,15). Alle diese Nationen an den Grenzen Kanaans: Ammoniter, Edomiter, Zidonier, haßten Gott und Sein Volk. 

Die Hethiter, die zuletzt genannt werden, hätten vertilgt werden sollen; aber es ist nie geschehen. Salomo handelt in offenbarem Ungehorsam gegen Gott, der Seinem Volke gesagt hatte: "Ihr sollt nicht unter sie kommen, und sie sollen nicht unter euch kommen". Das war ein doppeltes Verbot. Wir sind in Gefahr, uns in die Welt zu begeben und ihr bei uns Eingang zu gestatten. 

Vielleicht ist das letztere noch gefährlicher als das erstere. Möglicherweise läßt sich der Christ noch durch sein Gewissen zurückhalten von einer Handlung des Eigenwillens oder des Ungehorsams, die ihn dahin bringen würde, in die Welt zu gehen, während es der Welt, wenn sie zu ihm kommt, leichter gelingt, ihn zu verführen. Sie schleicht sich nach und nach in unsere Häuser und in unser Leben ein, und wenn endlich unsere Augen für die Gefahr aufgehen, ist es oft schon zu spät. 

" G e w i ß ", hatte Jehova gesagt, sie würden euer Herz neigen ihren Göttern nach." Die Verbindung mit der Welt führt uns notwendigerweise auch zur Religion der Welt. Ein ernstes Wort, welches wohl wert ist heute von jeder Seele bedacht zu werden. In demselben Maße wie wir die Verbindung mit der Welt meiden oder pflegen, wird unsere Religion einen himmlischen oder einen irdischen Charakter tragen. "An diesen hing Salomo mit Liebe." 

Und das war derselbe König, dessen Lippen durch göttliche Eingebung für andere hatten Weisheit träufeln lassen und die diesen den Weg gezeigt hatten, welchen man der Fremden gegenüber einhalten muß, um nicht verwickelt zu werden "in alles Böse inmitten der Versammlung und der Gemeinde" (Sprüche 5, 114)1 Derselbe Mann, welcher im 7. Kapitel der Sprüche so ausführlich über die schrecklichen Folgen eines schändlichen Wandels redet!  Welche Verblendung! Welch ein trauriges Schauspiel! 

Er hatte andere unterwiesen und unterwies sich selbst nicht. Er, das verantwortliche Haupt des Volkes, tat die Dinge, von denen das Volk sich fernhielt, die aber, weil der König solche Fehltritte beging, nicht nur über ihn das Gericht brachten, sondern auch über diejenigen, welche er hätte weiden, führen und beschützen sollen. 

"Seine Weiber neigten sein Herz", wird in Vers 4 noch einmal gesagt. Es ist etwas Schreckliches, wenn "das, was in der Welt ist", sich in das Herz einnistet, es allmählich in Besitz nimmt und so dessen Zuneigungen von seinem einzigen Gegenstand abzieht, um es auf schlechte, schändliche und strafbare Dinge hinzulenken. 

Beachtenswert ist dabei, daß diese Dinge sich nicht so ohne weiteres in dem Leben des Glaubensmannes zeigen, oder wenigstens, daß ihre Folgen nicht immer sogleich zutage treten. "Und es geschah z u r Z e i t, als Salomo alt war, da neigten seine Weiber sein Herz anderen Göttern nach." Es bedurfte Zeit, um aus der fleischlichen Saat Frucht hervorkommen zu lassen. Wer hätte glauben können, daß Salomo, der Erbauer des Tempels, der einst auf seinen Knieen gelegen und angesichts des Volkes seine Hände zu Gott ausgebreitet hatte, ein Götzendiener werden würde? 

Freilich, heute würden manche ihn einen Mann mit einem w e i t e n Herzen nennen, der die Gewissensfreiheit anderer achtet; man würde seinen Götzendienst mit irgendeiner hübschen Aufschrift schmücken, wie: menschenfreundliche Bestrebungen, gesellschaftliche Rücksichten oder dergleichen. Aber welchen Wert haben alle menschlichen Meinungen? 

Die Frage ist einfach die, was Gott von der Sache denkt, und  G o t t wird ver u nehrt. "Salomo tat was böse war in den Augen Jehovas." Für die fremden Weiber Höhen bauen und ihnen zu gestatten, daß sie ihren Göttern opfern, war an sich schon hassenswert genug; denn es hieß, sich ihrer Götzenverzehrung anschließen, ja, sich damit einsmachen * Aber Salomo ging noch weiter. Er " w a n d e 1 t e der Asthoreth na c h , der Gottheit der Zidonier, und dem Milkom, dem Greuel der Ammoniter". Er wird selbst als ein Anbeter von Götzenbildern betrachtet. 

"Salomo folgte Jehova nicht völlig nach wie sein Vater David, d. h. er folgte Ihm nicht bis ans Ende nach. Und doch "war Jehova ihm zweimal erschienen", zuerst in Gibeon und dann nach der Einweihung des Tempels. Gott hatte ihn betreffs des Götzendienstes ausdrücklich gewarnt (Kap. 9, 69), indem Er ihm dessen schreckliche Folgen für das Volk zeigte; aber Salomo hatte Sein Gebot nicht beachtet! David hatte schwere und demütigende Fehltritte begangen; doch hatte er wenigstens immer Gott vor Augen behalten.

 Selbst nach seinem Fall ist sein erstes Wort: "Ich habe g e g e n J e h o v a gesündigt". Alle Trübsale dieses Mannes des Glaubens hatten nur die Verherrlichung seines Gottes zum Zweck, und das Ende seines Lebens hatte, in Verbindung mit der völligen Verurteilung des eigenen Ichs, die Gnade verherrlicht. Doch so war es nicht bei Salomo. Man hört von ihm nicht einmal den Schrei eines aufgewachten Gewissens, wenn das schreckliche Wort: "Darum, daß solches bei dir gewesen ist", in seine Ohren dringt, wie einst das Wort: "Darum, daß du mich verachtet hast", seinem Vater zugerufen wurde. 

Wir werden sogar erfahren, daß die Züchtigung Gottes ganz andere Gefühle in seinem Herzen hervorruft. Aber Gott will, daß er alles wisse, was kommen soll. Das Königreich, dieses Reich der Herrlichkeit, das sich durch göttliche Macht bis zu den Grenzen der Nationen ausgedehnt hatte, soll ihm gewaltsam entrissen werden; sein Sohn soll nur noch e i n e n Stamm, Juda, be­halten, denn Benjamin zählt kaum mit. 

In e i n e m Augenblick soll alles zusammenstürzen: Macht, Majestät, Reichtum, Ruhm, eine Ehre wie nie zuvor, Unterwerfung der Völker usw., und nur ein armer, von Gott bewahrter Überrest soll in dem Sturme übrigbleiben, wie ein schwaches Boot, das Rahe, Segel, Mast und Tauwerk verloren und nur noch seinen Kompaß und sein Steuerruder behalten hat. 

Soweit es den Menschen betrifft, ist es mit diesem Reiche aus. Doch welch einen Ausblick bietet die Zukunft! Wenn dereinst das Gericht über das Reich Satans, über das Tier und den falschen Propheten ausgeführt sein wird, wird das Reich des göttlichen Salomo erscheinen, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft, um dann nicht mehr abhängig zu sein von dem fehlbaren Gehorsam des Menschen, sondern von der unfehlbaren Verantwortlichkeit des Königs, den Gott salben wird auf Zion, Seinem heiligen Berge.