Kapitel 13, Der Mann Gottes

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 13 Der Mann Gottes und der alte Prophet zu Bethel

Ein Mann Gottes, ein neuer Prophet, kommt aus Juda, wo Jehova dem David noch eine Leuchte erhielt. Er kommt nach Bethel, um gegen Israel zu weissagen, und zwar in dem Augenblick als das Zehnstämmereich eben errichtet war. 

"Jerobeam stand bei dem Altar, um zu räuchern". Er, der das Priestertum selbst gemacht hatte und j e d e n, d e r L u s t h a t t e, d a z u w e i h t e (V. 33), konnte selbstverständlich keine hohe Achtung vor dem Priestertum haben. Der königlichen Autorität untergeordnet, war der Priester zu einem politischen Werkzeug in den Händen des Königs geworden; es war daher nichts Erstaunliches, daß der König sich das Recht anmaßte, die gottesdienstlichen Handlungen nach seinem Ge­fallen auszuüben.

Der Mann Gottes ruft aus g e g e n d e n A 1 t a r, nicht gegen das Götzenbild. Hassenswürdiger als alles andere ist in Gottes Augen dies, daß der Mensch sich einbildet, an die Stelle des Altars Gottes einen anderen setzen zu können. Gottes Altar ist durchaus e i n z i g a r t i g ; das hat Gott vor allen erklärt. Die Gläubigen haben e i n e n Altar, Christum, das Lamm Gottes (Hebr. 13, 10). Gott wird die gottlosen Menschen richten, welche einen anderen Altar neben den Seinigen setzen wollen. 

Ein durch den Menschen errichteter Gottesdienst kann nicht Bestand haben; das göttliche Gericht wird über ihn kommen, gleichwie über die große Hure in der Offenbarung. Doch Gott wird ihn nicht zerstören, ohne zugleich die Priester dieses unheiligen Dienstes auf ihrem eigenen Altar zu schlachten. Der Mann Gottes kündigt einen König an, und er nennt ihn 350 Jahre vorher mit Namen, einen König aus dem Samen Davids: Josia, der die Höhen Israels zerstören werde. Auch gibt er ein sofortiges Zeichen für das, was später geschehen soll: der Altar reißt, und die darauf befindliche Asche wird verschüttet. 

Die Hand dessen, der dies verhaßte System eingerichtet hatte, die Hand, die sich ausstreckte, um den Mann Gottes zu greifen, verdorrt in dem Augenblick, da Jerobeam meinte, den Zeugen Jehovas und Sein Wort beseitigen zu können. Diese Hand, die er nicht wieder an sich ziehen kann, bleibt in ihrer drohenden Gebärde gegen den Propheten und gegen Gott selbst ausgestreckt als ein Zeichen ihrer völligen Ohnmacht. Erst auf des Königs Bitte tritt der Mann Gottes für ihn ein; das Gericht wird für den Augenblick beseitigt, damit selbst ein Jerobeam noch Zeit zur Buße habe. 

Gott zeigt hier, daß Er Gott ist; Er behütet Seine Geliebten, Seine Zeugen, und übernimmt ihre Verteidigung. Er ist für uns, wie Er für Seinen Propheten war, und wer will gegen uns sein? Welche Sicherheit für das Zeugnis! Wir haben nichts zu fürchten, wenn Gott uns sendet. Niemand, selbst nicht der höchste Gewalthaber, kann uns greifen, wenn Gott es nicht erlaubt; und wenn ihm die Macht dazu überlassen wird, so geschieht es nur so weit, daß durch ihn die Absichten Gottes ausgeführt werden. So war es auch für Elias, für die Apostel Petrus, Johannes, Paulus, wie für alle Knechte des Herrn. 

Der Wert des Menschen, durch welchen Gott Zeugnis gibt, kommt so wenig in Betracht, daß der Name des Propheten in dieser Geschichte nicht einmal mitgeteilt wird. Er ist einfach ein Mann Gottes ; aber welch ein Titel ist das! Der Mann Gottes ist ein Diener, der Gott vor den Menschen vertritt, und dem Gott Sein Gepräge aufdrückt. Dieser Mensch redet für Gott, als Seine Aussprüche. Ein erhabener und ernster Dienst, der aber den Menschen zu nichts macht und jedes Vertrauen auf das Fleisch wegnimmt! 

Moses und David werden Männer Gottes genannt; dieser Name wird auch den Propheten in einer Zeit des Verfalls gegeben. Timotheus war ein Mensch Gottes. 2. Tim. 3, 16 und 17 zeigt uns, daß er für seinen Dienst durch das Wort zubereitet war; 1. Tim. 6, 11, daß er diesen Dienst nur dann ausführen konnte, wenn er sein Leben und seinen Wandel in Übereinstimmung brachte mit dem, was er verkündigte. 

Die Gewalttätigkeit des Königs hatte sich gegen ihn selbst gewandt. Doch Satan hält sich noch nicht für geschlagen; er tritt auf den Schauplatz und sucht Jerobeam als Werkzeug zu benutzen. "Komm mit mir ins Haus", sagt der König, "und stärke dich, und ich will dir ein Geschenk geben. Hüten wir uns vor den Anerbietungen dieser Welt weit mehr, als vor ihren Drohungen. 

Wenn der Mann Gottes das Zeichen der Erkenntlichkeit des Königs angenommen hätte, so würde das von seiner Seite eine Tat des Ungehorsams gewesen sein, welche Jehova verunehrt hätte. Jerobeam wußte ohne Zweifel nicht, was Gott Seinem Knecht untersagt hatte; Satan aber wußte es sehr wohl. Eine Überlegung war aber auch dem gottlosen König zugänglich, nämlich daß der Mann Gottes, wenn er seine Gastfreundschaft und sein Geschenk annehmen, er sich bis zu einem gewissen Grade mit dem Manne verbinden würde, der Jehova verunehrt hatte, und daß er zugleich dadurch stillschweigend zu verstehen geben würde, daß die Dinge doch nicht so schwerwiegend seien, wie er anfangs gemeint habe. 

Dadurch wäre aber jedes Zeugnis vernichtet worden, und das wußte Satan sehr wohl. Doch der Prophet blieb treu; er folgte dem Beispiel Abrahams gegenüber dem König von Sodom und nahm nichts an; er gehorchte dem Worte Jehovas und wurde nicht durch die größten zeitlichen Vorteile in Versuchung gebracht: "Wenn du mir die Hälfte deines Hauses gäbest, so würde ich nicht mit dir hineingehen; und ich werde kein Brot essen und kein Wasser trinken an diesem Orte. Denn also ist mir geboten worden durch das Wort Jehovas und gesagt: Du sollst kein Brot essen und kein Wasser trinken, und du sollst nicht auf dem Wege zurückkehren, den du gegangen bist" (V. 8 und 9). 

Ob der Prophet versteht oder nicht versteht, was Jehova ihm zu tun geboten hat, sein Weg ist einfach: Gott hat zu ihm geredet; er m u ß gehorchen. Er darf nicht auf demselben Wege zurückkehren; das hätte geheißen, in einem seinem Auftrag entgegengesetzten Sinne zu wandeln. Es wäre eine Leugnung der Tatsache gewesen, daß Gottes Wege unbereubar sind. Und der Prophet gehorcht. 

Es gab in Bethel einen alten Propheten, welcher nicht nach Anordnung Gottes dort wohnte; denn Jehova benutzte ihn nicht für Seinen Dienst; er hatte sich aber mit seiner Familie dort niedergelassen. Vielleicht, sogar wahrscheinlich, hatte er mit dem falschen Gottesdienst Jerobeams nichts zu tun; aber schon dadurch, daß er in Bethel verweilte, hieß er gut, was dort geschah, und das hatte der Mann Gottes aus Juda für sich verstanden. Ob er es wollte oder nicht, der alte Prophet war mit dem Bösen verbunden, und das Ergebnis dieser Verbindung war, daß Gott ihn, trotzdem er ein Prophet war, nicht in das Geheimnis Seiner Gedanken eingeweiht hatte. Er erfuhr sie durch andere, durch seine Söhne, die ihm die Worte Jehovas berichteten. Gott offenbart weder Sich noch Seine Gedanken einem Diener, der sich in Verbindungen befindet, die Ihn verunehren. Dem alten Propheten war keine Offenbarung zuteil geworden; ein anderer wurde benutzt, während er für das Werk des Herrn unfruchtbar blieb. Wie kann man gegen Bethel weissagen, wenn man sich daran gewöhnt hat, dort zu leben? 

Noch ernster ist es, daß dieser alte Prophet zu einem Werkzeug des Verderbens für den Zeugen Gottes wurde (V. 11-19). Welches Interesse hatte er doch daran, so zu handeln, wie er es tat? Dieses: wenn der Mann Gottes auf ihn hören würde, so war das gewissermaßen von seiten Gottes ein Gutheißen seiner Stellung in Bethel. 

Das Gleiche geschieht auch in unseren Tagen. Mehr als ein Diener des Herrn, der vom Bösen getrennt sein sollte, tritt in Verbindung mit einem anderen Diener, der nicht davon getrennt ist, und er tut dies sogar an dem Ort, wo Gott verunehrt wird. Der alte Prophet denkt nicht an die Folgen, welche für seinen Bruder aus der Untreue, in die er ihn bringt, hervorgehen müssen. Eine falsche Stellung macht uns selbstsüchtig und läßt uns der Redlichkeit ermangeln. 

Der alte Prophet holt den Mann Gottes auf dem Wege, der ihn von Bethel entfernte, wieder ein. Auf seine Aufforderung: "Komm mit mir nach Hause und iß Brot", antwortet der Mann Gottes ebenso bestimmt wie bei Jerobeam. Der alte Prophet erwidert: "Auch ich bin ein Prophet wie du; und ein Engel hat zu mir geredet durch das Wort Jehovas und gesagt: 

Bringe ihn mit dir in dein Haus zurück, daß er Brot esse und Wasser trinke", und das Wort Gottes fügt hinzu: " E r b e 1 o g i h n ". Doch wie konnte der Mann Gottes dieser Lüge nur einen Augenblick sein Ohr leihen? Wie konnte er annehmen, daß es in dem Worte, welches Gott an ihn richtete, Widersprüche gebe? 

Ach! gerade das ist es, was die untreuen Christen uns einzureden suchen, um ihren schlechten Wandel in ihren eigenen Augen zu rechtfertigen. Jeder, versichern sie uns, versteht das Wort anders. "Auch ich bin ein Prophet." Doch nein, Gottes Wille kann, Sein Name sei dafür gepriesen! n u r i n e i n e r W e i s e verstanden werden; und wer wird ihn verstehen, als nur der, welcher sich im Gehorsam gegen das Wort von dem Bösen trennt? 

Indem der alte Prophet sich an die brüderliche Zuneigung wandte, hatte er da Erfolg, wo das Anerbieten des Königs zurückgewiesen worden war. "Da kehrte er mit ihm zurück, und aß Brot in seinem Hause und trank Wasser." Der alte Prophet war doch ein frommer und achtenswerter Mann. Warum hätte der Mann Gottes nicht glauben sollen, was er sagte? 

Aber wie klein oder groß seine Frömmigkeit sein mochte, sollte das Wort eines Menschen mehr Gewicht haben, als das Wort Gottes? Der Prophet aus Juda fühlt sich durch das Alter, durch die Prophetenwürde seines Bruders, sowie durch seine liebevolle Teilnahme für ihn verpflichtet.  Teurer, gläubiger Leser! fragen wir uns einmal ernstlich: Welche Rolle spielen diese Bande in u n s e r e m religiösen Leben, wenn es sich für uns um die Frage des einfältigen Gehorsams gegen Gott handelt? 

Der alte Prophet wurde für seine Lüge hart bestraft (V. 2022); denn er wurde das Werkzeug Gottes, um gegen seinen Willen die Verurteilung seines Bruders, der sich auf sein Wort verlassen hatte, auszusprechen. Er wurde gezwungen, bei einem anderen das Böse zu verurteilen, welches er selbst getan hatte. "

Darum daß du gegen den Befehl Jehovas widerspenstig gewesen bist und nicht beobachtest hast das Gebot, das Jehova, dein Gott, dir geboten hat, und bist umgekehrt und hast Brot gegessen und Wasser getrunken an dem Orte, von welchem er zu dir geredet hat: Iß kein Brot und trinke kein Wasser! so soll dein Leichnam nicht in das Grab deiner Väter kommen". Wenn die Lüge des alten Propheten gestraft wurde, wieviel mehr dann der Ungehorsam des Mannes Gottes, den sein Dienst und die Offenbarung Jehovas in eine innigere Beziehung zu Ihm gestellt hatten!

Wer wird sich in den Charakterzügen des Mannes Gottes wiedererkennen? "Du bist widerspenstig gewesen", sagt Jehova zu ihm. Wer wird sich in den Charakterzügen des alten Propheten wiedererkennen? "Bist auch du ein Prophet?" 0 dann bedenke, daß der Augenblick kommen wird, wo du selbst den Fluch über dein Werk und die Strafe über die, welche du mit dir fortgezogen hast, aussprechen wirst! Und was wird dir dann übrigbleiben? Wird es eine Krone, sein? 

Die S c h l a n g e, in der Gestalt eines Engels des Lichts, hatte den Mann Gottes betrogen. Er findet den L ö w e n auf seinem Wege. Die außergewöhnlichen Umstände seines Todes zwingen jeden, das Eingreifen Gottes zu erkennen. Es wird dem Löwen nicht gestattet, irgendetwas anderes zu tun, als das Wort Jehovas auszuführen. Der alte Prophet, das Werkzeug des Falles seines Bruders, ist Zeuge 'der Folgen dieses Falles. Wie mußte das sein Gewissen erreichen und seine Seele mit Schmerz und Trauer erfüllen! Sein Werk ist zunichte gemacht und verurteilt; doch Gott benutzt dies, um ihn zurechtzubringen. 

Er selbst ist nicht verloren. "Wenn ich gestorben bin", sagt er zu seinen Söhnen, "so begrabet mich in dem Grabe, in welchem der Mann Gottes begraben ist; leget meine Gebeine neben seine Gebeine. Denn das Wort wird gewißlich geschehen, welches er durch das Wort Jehovas ausgerufen hat wider den Altar, der zu Bethel ist, und wider alle Höhenhäuser, die in den Städten Samarias sind" (V. 31 und 32). 

Er ist in seiner Seele wiederhergestellt, bevor er stirbt, und bestätigt durch sein eigenes Zeugnis dasjenige seines Bruders gegen den Altar zu Bethel, indem er dieses Zeugnis auf alle Höhen der Städte Samarias ausdehnt. Was auch unsere Untreue sein möge, Gott will nicht ohne Zeugnis bleiben. Der Schwächste, der Schuldigste unter uns, kann, wenn er Buße tut, dessen Träger werden. In seinem Tode legt der alte Prophet Zeugnis von seiner Verbindung mit dem Manne Gottes ab. 

Doch kein Zeugnis hält Jerobeam in seiner götzendienerischen Bahn auf (V. 33 und 34). Die von ihm eingeführte Religion liegt ihm mehr am Herzen, als das Wort Jehovas; und doch hatte dieses unfehlbare Wort ihm alles schon vorher durch den Mund Achijas angekündigt. Er hatte es an der Hand der Tatsachen auf seine Wahrheit hin prüfen können, er hatte die Segnungen ohne Ergebnis für seine Seele empfangen; "~m wird er bald die über ihn kommenden Gerichte kennenlernen.

Kapitel 14, Jerobeam und Achija

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 14 Jerobeam und der Prophet Achija

"zu selbiger Zeit erkrankte Abija, der Sohn Jerobeams . Das war ein überaus empfindlicher Schlag und eine Ursache zu großer Besorgnis für den König. Wenn dieser Lieblingssohn, sein Nachfolger, starb, was sollte dann aus dem Königtum werden, dessen Besitz, er mit so viel Geschicklichkeit sich zu sichern geglaubt hatte: Jerobeam war, was die Menschen einen großen Staatsmann nennen. Er hatte ohne Zweifel noch andere Söhne; aber dieser, der Erbe, genoß die Gunst Gottes und des Volkes. 

So kommt die Torheit der menschlichen Berechnungen, die ohne Gott gemacht werden, ans Licht. Jehova hatte Jerobeam das Reich zugesichert; doch dieser hatte vorgezogen, es sich selbst zu sichern, indem er Jehova verließ. Er mußte die Probe darauf machen, ob sein Weg der Weg der Weisheit war. Mit dem Tode hatte er nicht gerechnet; seine Pläne hatten das Einzige außer acht gelassen, dem d e r M e n s c h niemals entrinnen kann, und so waren sie jetzt nahe daran zunichte zu werden. 

Was war da zu tun? Jerobeam erinnert sich des Propheten, der über ihn geredet hatte, daß er König über dieses Volk sein würde". Das war ein Kundiger; " e r wird dir kundtun", sagt er zu seinem Weibe, "was dem Knaben geschehen wird". Jerobeam erkennt die Fähigkeit des Mannes Gottes an und meint, daß er ihm zu Hilfe kommen könne. Ein Ding fehlt ihm, welches immer der unbekehrten Seele fehlt: das Gefühl nämlich, es mit Gott zu tun zu haben; es kommt ihm nicht in den Sinn, daß er sich in Gottes Gegenwart befinden würde.

 Wie hätte er anders seine Frau dazu verleiten können, sich zu verstellen? Selbst dieser gottlose König konnte nicht annehmen, daß man sich durch eine Verkleidung vor Gott verbergen könne. Aber weil er nicht an Gott denkt, entgeht ihm auch das Band, das zwischen dem Propheten und Gott besteht. Was der Mann Gottes gesagt hatte, war in Erfüllung gegangen; es war also der Mühe wert, ihn zu befragen. Jerobeam würde fast genau so gehandelt haben, wenn er es mit einem Wahrsager zu tun gehabt hätte. Verstelle dich", sagt er, damit man nicht wisse, daß du das Weib Jerobeams bist". 

Er hatte in der Tat gute Gründe dafür. Was mußte sein Volk sagen, wenn es ihn, den Anführer, der in allen Stücken eine neue Religion geschaffen hatte, zu den Vertretern der alten Religion, den Propheten Jehovas, zurückkehren sah, um bei diesen Hilfe und Licht zu suchen? Und weiter, hatte er nicht zu seinem Schaden erfahren, daß diese Propheten ihm nicht wohlgesinnt waren? Aber es war ja nicht möglich, daß Achija, der einst Gutes über ihn geredet hatte, ihm günstiger gestimmt war.  Auf alle Fälle verstelle dich, rät Jerobeam, und bringe ihm einige Geschenke; nicht wie es der Würde einer Königin angemessen wäre, das würde uns verraten können; aber ein Geschenk ist immer gelegen, wenn man einen Propheten befragen will! 

"Achija, der Siloniter" genannt (Kap. 11, 29; 12, 15), war in seiner Stadt im Gebiet Ephraims geblieben. Es gefiel Gott, auch in Israel einen Propheten zu haben, aber wie sehr gefiel andererseits dieser Ort dem Propheten Jehovas! In Silo war die Stiftshütte während der langen Zeit der Richter und unter dem Priestertum Elis geblieben. Man konnte sich jetzt, wo man nicht mehr zum Tempel in Jerusalem hinaufging, in Israel daran erinnern. 

Es verblieb wenigstens den Treuen, die gezwungen waren unter den zehn Stämmen zu wohnen, das Andenken an den Gottesdienst von ehemals, an die anfänglichen Segnungen, welche mit der Gegenwart der Stiftshütte zu Silo verknüpft waren. "Gehet hin", sagt Jehova, "nach meiner Stätte, die zu Silo war, w o s e 1 b s t i c h z u erst meinen Namen wohnen ließ". 

Ein Mann des Glaubens sollte nicht vergessen, daß der Name Jehovas dort gewohnt hatte, und konnte daher auch dort wohnen. Achija hatte in Silo vielleicht nicht mehr Beschäftigung als vorher der alte Prophet in Bethel; aber er war dort von dem Götzendienst abgesondert und fähig, die Mitteilungen Gottes zu, empfangen, der einst Seinen Namen in Silo hatte wohnen lassen. 

Wie gut ist es, sich in den Tagen des Verfalls an die ersten Dinge zu erinnern! Man findet da immer wieder Gott; denn wenn auch Seine Wege den Zeiten entsprechend sich verändern mögen, so verändert Er Selbst Sich doch nie. An den Orten, wo Er im Anfang Seinen Namen hat wohnen lassen, kann Er Sich immer noch der gläubigen Seele offenbaren. 

Achija wohnte also in Silo und wartete. Scheinbar war alles gegen ihn; wie konnte er im Dienst noch nützlich sein? "Achija konnte nicht sehen, denn seine Augen waren starr wegen seines Alters", lesen wir; aber die müden Augen des Propheten hatten nicht, wie bei Eli, seinen geistlichen Blick getrübt. Auf diese Weise war er in unmittelbarer Verbindung mit Jehova geblieben. Gott redete zu ihm und offenbarte ihm, wer zu ihm kommen werde, und zu welchem Zweck, und daß es unter Verstellung geschehen werde (V. 5). 

Alles das konnte das leibliche Auge Achijas nicht unterscheiden; aber Jehova hatte ihm aus Gnaden Seinen eigenen Blick verliehen. E r hatte alles gesehen. Er sah in die Gegenwart und in die Zukunft. Achija weiß und sieht, weil Jehova weiß und sieht. Eine derartige Segnung kommt nur vor, wenn das Herz in Gemeinschaft mit Gott ist. 0 wäre sie nur immer unser Teil! 

Nicht unsere Schwachheiten verhindern die göttlichen Mitteilungen, bis zu uns zu gelangen; nein, unsere Weltförmigkeit und unser Uni­gehorsam bilden das ernste Hindernis. Gott erfreut sich an schwachen Gefäßen, wenn das Herz treu für Ihn ist; und die schwächsten (Paulus war ein öffentliches Zeugnis dafür) empfangen in dieser Welt die kostbarsten Offenbarungen. 

"Ich bin mit hartem Worte zu dir gesandt", sagt Achija zu dem Weibe Jerobeams. Da er nicht zu dem Weibe des Königs gehen kann, führt Gott sie zu ihm, Er, der alles so geordnet hatte: von der Erkrankung des Kindes bis zu den Gedanken und Entschlüssen Jerobeams, um diesen vor das Wort zu stellen, welches Jehova durch den Propheten wider ihn sandte.

 "Du bist nicht gewesen wie mein Knecht David, der meine Gebote beobachtet hat und mir nachgefolgt ist mit seinem ganzen Herzen, daß er nur tat was recht ist in meinen Augen" (V. 8). Hätte David so von sich selbst reden können? Nein, weder er noch irgendein Mensch. Doch Gott hatte ihn gezüchtigt wie einen Sohn, den man aufnimmt, und die Züchtigung hatte ihre Frucht hervorgebracht. Kraft des Opfers hatte Gott die Sünde Seines Knechtes hinwegtun können, um nicht mehr daran zu denken, und nur die in seinem Herzen hervorgebrachten Früchte, Sein Eigenes Werk, zu betrachten, an dem Er Sein Wohlgefallen haben konnte. 

Doch zu Jerobeam sagt Er: "Du hast es ärger gemacht als alle, die vor dir gewesen sind, und bist hingegangen und hast dir andere Götter und gegossene Bilder gemacht, um mich zu reizen, und h a s t mich hinter deinen Rücken geworfen"(V.9). Jerobeam hatte auf Gott verzichtet, hatte Ihn verachtet wie einen nutzlosen Gegenstand. 

Ist es heute anders? Der Mensch verzichtet auf Gott wie auf etwas, womit man nicht mehr zu rechnen braucht; er verbannt Ihn aus seinem Leben, wirft Ihn hinter seinen Rücken, um Ihn nicht weiter zu sehen. V o r sich hat er die Verfolgung seiner Pläne, seines Ehrgeizes und seines Wohlseins; was er hinter sich hat, daran denkt er nicht. 

Doch es kommt ein Augenblick, wo er, wie Jerobeam, sich umwenden und Auge in Auge dem Gott begegnen muß, den er für nichts geachtet hat. Dann hört er das schreckliche Wort: "Ich werde hinter dem Hause Jerobeams her ausfegen, w i e in a n d e n K o t ausfegt, bis es mit ihm aus ist" (V. 10). Gott wird ihn den Hunden und den Vögeln des Himmels hinwerfen. 

Das ist ein Wort für die Zukunft; und für die Gegenwart steht der Tod auf der Schwelle: "Wenn deine Füße in die Stadt eintreten, wird das Kind sterben". 

E s w i r d s t e r b e n ! Welch ein Gericht über Jerobeam' welche Gnade für das Kind! Es war von Jehova auserwählt. "An ihm allein ist etwas Gutes gegen Jehova gefunden worden im Hause Jerobeams". Die Augen und das Herz Gottes ruhten auf diesem schwachen Sprößling eines dem Untergang geweihten Geschlechts. So hatte Gott auch hier einen Überrest nach Wahl der Gnade. 

Das Reich der Himmel gehörte diesem jungen Knaben. Er konnte nicht in Israel bleiben; Gott wollte ihn von dem Schauplatz des Gerichts wegnehmen, um ihn bei Sich zu haben. Er war ein Gerechter. "Der Gerechte kommt um, und niemand nimmt es zu Herzen, und die Frommen werden hinweggerafft, ohne daß jemand es beachtet, daß der Gerechte vor dem Unglück hinweggerafft wird. Er geht ein zum Frieden" (Jes. 57, 1. 2). So wurden die Gerechten, die Zeitgenossen Noahs, weggenommen kurz vor dem Hereinbrechen der Flut; so wird es auch mit den Heiligen geschehen an dem nahen Tage der Ankunft des Herrn: "

Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, welche auf der Erde wohnen" (Offbg. 3, 10). "Und was? ... Sogar jetzt!" Ja, das Gericht ist vor der Tür; es wird kein Verzug mehr sein. 0 wenn doch die Gewissen der Menschen erreicht werden könnten, ehe es zu spät ist! . . . "Sogar jetzt!" Wie erinnert dies an das Wort in Offbg. 22: "Die Zeit ist nahe. Wer unrecht tut, tue noch unrecht, und wer unrein ist, verunreinige sich noch usw." 

Aber neben Jerobeam sollte auch das Volk gerichtet werden (V. 15 und 16); nicht nur weil sein König es verleitet, sondern weil es selbst gesündigt hatte. Sie haben ihre Ascherim gemacht, indem sie Jehova reizten". Es mußte gerichtet werden nach dem in Röm. 5, 12 ausgesprochenen Grundsatz: "Gleichwie durch e i n e n Menschen die Sünde in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod, und also der Tod zu a 11 e n Menschen durchgedrungen ist, weil sie a 11 e gesündigt haben".

Von diesem Augenblick an ist die Geschichte Jerobeams zu Ende. Die Geschichtsschreiber der Könige von Israel haben sie wohl verzeichnen können, aber Gott übergeht sie mit Stillschweigen. Wenn Er im 2. Buche der Chronika etwas davon erwähnt, so geschieht es im Blick auf den Charakter Abijams, des Nachfolgers Rehabeams.*) Nadab, der Sohn Jerobeams, wird der Nachfolger seines Vaters.

*) Wir vergleichen absichtlich nicht die Schilderung im 2. Buche der Chronika mit der hier vorliegenden. Es ist besser, die Tatsachen gerade an der Stelle reden zu lassen, wo Gott sie niederschreibt. Würde man anders handeln, so käme man in Gefahr, Grundsätze zu vermengen, die unterschieden bleiben sollen, und einen Teil des Segens zu verlieren, den Gott mit jedem Buche Seines Wortes verknüpft hat. So werden wir uns, mit Ausnahme der bereits berührten Einzelheiten, enthalten, hier das zu besprechen, was Gott uns nicht in den Büchern der Könige gegeben hat. 

In den Versen 21-31 wird mit einigen Worten der Geschichte Rehabeams, des Königs von Juda, gedacht. Es scheint nicht, daß er selbst den Götzendienst in seinem Lande eingeführt habe. Es war vielmehr das Tun des Volkes; aber indem Rehabeam das Böse in seinem Lande aufkommen ließ, war er ebenso schuldig wie Juda, weil er für dessen Verhalten verantwortlich war (Vergl. 2. Chron. 12, 1. 2. 14). Zweimal (in V. 21 und 31) wird gesagt: "Seine Mutter war Naama, die Ammonitin".

Wie hätte diese Tatsache ohne Einfluß auf die Sünde Judas bleiben können, da doch Salomo dem Moloch, dem Greuel der Kinder Ammon, Höhenhäuser errichtet hatte wegen dieses Weibes oder ihrer Landsmänninnen, wenn es solche unter den Weibern des Königs gab? Der Götzendienst hält gleichen Schritt mit dem schrecklichsten Verderben (V. 24; Röm. 1), und solche Dinge geschehen in der Mitte des Volkes Gottes! Gott hatte "die Städte der Ebene" zerstört und vor Seinem Volke diese Nationen vertrieben, deren Missetaten den Gipfelpunkt erreicht hatten. Was muß Er mit Juda tun? 

Sisak, der König von Ägypten, zieht wider Jerusalem hierauf (V. 25-28). Der ganze Wohlstand Salomos, die Schätze des Tempels, die Reichtümer des Hauses des Königs, die goldenen Schilde seiner Leibgarde, alles wird weggebracht, und das so bald! In weniger als siebzehn Jahren ist das Reich des Sohnes Davids zertrümmert, seine ganze Herrlichkeit zu Boden geworfen, mit Füßen getreten! Das Gold ist verschwunden, nur das Erz ist geblieben (V. 27).  Abijam, der Sohn Rehabeams, wird König an seines Vaters Statt.