1.Könige 2,13 Grundfeste des Thrones

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 2,13-46, Gerechtigkeit und Gericht sind seines Thrones Grundfeste

Kaum ist der Thron bestiegen, so offenbaren sich die dein Königtum feindlichen oder fremden Elemente; doch der Charakter der Herrschaft der Gerechtigkeit besteht darin, daß sie alles unterdrückt, was nicht mit ihr in Übereinstimmung ist. In der Gegenwart Salomos kann das Fleisch sich nicht mehr geltend machen, noch seinen Neigungen freien Lauf lassen. 

Adonija wendet sich an Bathseba, damit sie dein König, ihrem Sohne, sein Begehren vorstelle. "Ist Friede dein Kommen?" fragt diese gottesfürchtige Frau. Sie mißtraut dem Sohne der Haggith. Sie weiß ganz gut, daß, wenn seine Pläne gelungen wären, sie und ihr Sohn Salomo hätten "büßen müssen" (Kap. 1, 21). 

Dieser Mensch scheint äußerlich gebrochen zu sein, in seinem Herzen ist er jedoch weit davon entfernt. "Du weißt", sagt er, "daß das Königtum mein war, und daß ganz Israel sein Angesicht auf mich gerichtet hatte, daß ich König sein sollte" (V. 15). Wie hätte nicht eine solche Behauptung in dem wahren König gerechte Entrüstung hervorrufen sollen? 

Er, Adonija, sollte alle Rechte auf die Nachfolge, auf die Krone und auf das Volk Davids haben? Seine Worte verraten an sich schon ein mißmutiges Herz, eine lange unterdrückte Bitterkeit, die sich Luft macht, weil nicht das mindeste Selbstgericht bei ihm vorhanden ist. Allerdings fügt er hinzu: "Das Königtum hat sich gewandt und ist meinem Bruder geworden, denn von Jehova aus gehörte es ihm". 

Aber ist das eine wahre Erkenntnis des Willens Gottes, eine wahre Unterwerfung unter den Thron der Gerechtigkeit? Adonija nimmt es so an, weil er nicht anders kann. Sicherlich gehört er nicht zu dem "willigen Volke" am Tage der Macht des Sohnes Davids (Vergl. Ps 110, 3). Nach seiner Meinung ist Salomo ein Eindringling, und was ist für Adonija in diesem Falle Jehova, der Salomo eingesetzt hat? 

"Und nun", sagt er, "bitte ich e i n e Bitte von dir; weise mich nicht ab! ... daß er mir Abischag, die Sunamitin, zum Weibe gebe." Abischag? diese Jungfrau, welche David bedient und ihn mit Sorgfalt gepflegt hatte, welche in der größten Vertraulichkeit mit dem König der Gnade gelebt hatte, sie sollte dies ein Empörer gegeben werden, den nur die Langmut Salomos bis dahin verschont hatte? Wie wenig kannte er David und Salomo!*) *) Wie wir schon früher gesagt haben, gibt uns die Schrift keinen stich­haltigen Grund, in der Sunamitin die von Salomo geliebte Sulamith des Hohen Liedes zu sehen. Auch sollten wir in der Anwendung dieser Vorbilder nicht über das hinausgehen, wa5 das Wort uns deutlich zeigt.

 Ihm Abischag geben, das würde heißen, ihm ein gewisses Anrecht auf die Nachfolge seines Vaters zuzuerkennen, eine gewisse Verbindung mit dem Königtum, welches er bei einer günstigen Gelegenheit als sein Eigentum beanspruchen könnte; es wäre die Anerkennung der Gesetzmäßigkeit seiner Behauptungen und der durch Joab und Ab­jathar geleiteten Verschwörung (V. 22). Sollte das Weib, wel­ches David als eine reine Jungfrau bedient hatte, diesem Unheiligen gegeben werden? 

Und wenn wir jetzt an die Kirche denken, wird wohl der König der Herrlichkeit jemals darin einwilligen, die Braut, welche Er Sich als König der Gnade erwählt hat, einem anderen abzutreten? Der Antichrist, der Mensch der Sünde, mag vielleicht glauben, Christo die Braut rauben zu können, indem er sich der abtrünnigen Christenheit bemächtigt, die zu dem großen

Babylon der letzten Tage geworden ist; allein seine Anstrengungen, sich an die Stelle Christi zu setzen, um Dessen Braut zu besitzen und sich des Reiches zu bemächtigen, werden sowohl für die Hure wie für ihn selbst in dem Feuer und Schwefelsee endigen. Hier, bei Adonija, läßt das Gericht nicht auf sich warten: er wird noch an demselben Tage getötet. 

Nachdem das Haupt der Verschwörung, der falsche König, seinem Lose überliefert worden ist, trifft der Richterspruch Salomos den Priester, der von David lange ertragen worden war, über welchen aber Jehova schon vor den Ohren Elis das Urteil gesprochen hatte (l. Sam. 2, 35). Man findet hier den Grundsatz wieder, der in den Worten: "

Ich habe Jakob geliebt, Esau aber habe ich gehaßt" (Mal. 1, 2), zum Ausdruck kommt, in Worten, die dreizehnhundert Jahre später ausgesprochen wurden als die: "Der Ältere wird dem Jüngeren dienen" (i. Mose 25, 23). In den letzteren gibt sich die freie Wahl Gottes kund; das U r t e i 1 aber wird erst gesprochen, nachdem Esau sich als der unversöhnliche Feind Gottes und Seines Volkes erwiesen hatte. So ist es auch mit Abjathar. Hundertfünfunddreißig Jahre nach der Ankündigung des Gerichts wird er aus dem Priestertum gestoßen, nachdem er durch sein Bündnis mit dem Empörer eine Ursache zum Gericht gegeben hatte. 

So führt sich die Herrschaft der Gerechtigkeit ein durch das Gericht über alle, welche unter die Gnade und Langmut Gottes gestellt waren, diese aber nicht dazu benutzt hatten, ihr Herz und ihre Handlungen mit jener Herrschaft in Übereinstimmung zu bringen. Abjathar war um so schuldiger, weil er "die Lade des Herrn Jehova vor David getragen" hatte; auch hatte er an dessen Trübsalen von Anfang an teilgenommen (l. Sam. 22, 20). 

Indem er so an dem Zeugnis des Gesalbten Jehovas teilgehabt hatte, hatte er auch mitgelitten. Salomo erkennt das an; aber in dem einzigen Falle, wo die Treue Abjathars auf die Probe gestellt wurde und es sich um d i e Ehre des Sohnes Davids gehandelt hatte, hatte er Schiffbruch gelitten und seinen Herrn verlassen. Das lange aufgeschobene Wort Jehovas geht in Erfüllung: Abjathar wird verstoßen. 

Sodann kommt Joab. Von ihm wird ausdrücklich gesagt, daß er sich "nicht nach Absalom geneigt" habe, welche Anwand­lung dazu er auch gehabt haben mag, wie wir dies im 2. Buche Samuel sahen. Aber es war ein weit schwereres Vergehen, sich von der Herrschaft der Gerechtigkeit bei ihrer Errichtung abzuwenden; denn das bewies einen gänzlichen Mangel an Furcht angesichts dessen, der dazu bestimmt war, sich als König der Herrlichkeit auf seinen Thron zu setzen. 

Joab flieht in das Zelt Jehovas und erfaßt die Hörner des Altars. Doch das kann ihn nicht retten. Das Wort Gottes ist gegen ihn: "So jemand wider seinen Nächsten vermessen handelt, daß er ihn umbringt mit Hinterlist  von meinem Altar sollst du ihn wegnehmen, daß er sterbe" (2. Mose 21, 14). Salomo erinnert sich dieses Wortes. Nachdem das Urteil über Joab gesprochen ist, ist es z u s p ä t ; der Altar kann ihn nicht mehr schützen. Die Rache muß an ihm vollzogen werden, damit "David und seinem Samen und seinem Hause und seinem Throne F r i e d e sei auf ewig von seiten Jehovas" (V. 33); denn sonst würde das Blut auf dem Hause Davids geblieben sein. Seine Ehre erforderte das Gericht. 

Schließlich kommt Simei an die Reihe. Er wird durch Salomo unter seine eigene Verantwortlichkeit gestellt und nimmt dies an. Er offenbart dadurch eine völlige Unkenntnis seines sündigen Zustandes und infolgedessen auch seiner Unfähigkeit, zu gehorchen. Hatte Israel nicht ebenso gesprochen, als das Gesetz ihm vorgelegt wurde? "

Alles was Jehova geredet hat wollen wir tun" (2. Mose 19, 8). So sagt Simei: "Das Wort ist gut; so wie mein Herr, der König, geredet hat, also wird dein Knecht tun" (V. 38). Der unglückliche Mann wußte, daß Ungehorsam sein Tod war, und daß sein Blut auf seinem Kopfe sein würde  und doch war er unfähig, nicht ungehorsam zu sein. 

Er konnte nicht auf zwei entflohene Sklaven verzichten; und um dieses eintägige Gut wieder zu erlangen, opferte er sein Leben! Welch ein Bild von der Welt, die das Gesetz Gottes kennt, sich demselben aber weder unterwerfen will noch kann, sobald ein vorübergehender Vorteil sich zwischen sie und den Willen Gottes stellt! Simei wird nach seinem eigenen Wort verurteilt: "

Das Wort ist gut, das ich gehört habe" (V. 42). Der unter Verantwortlichkeit gestellte Mensch, der diese Verantwortlichkeit annimmt und darin fehlt, kann unter der Herrschaft der Gerechtigkeit nicht geduldet werden.