1. Könige 7, Hiram und der Vorhof

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 7, Hiram und der Vorhof

Salomo ließ Hiram von Tyrus holen, damit er ihm die Gegenstände aus Erz bereite, die für den Vorhof des Tempels bestimmt waren. "Hiram war der Sohn einer Witwe aus dem Stamme Naphtali, (sein Vater aber war ein Tyrer) ein Arbeiter in Erz."

In der Wüste hatte Jehova für das Werk der Stiftshütte Bezaleel aus Juda und Oholiab aus Dan erwählt (2. Mose 35, 3035). Damals lag die Herstellung der Stiftshütte allein den Söhnen Israels ob. Das Volk war von den Nationen völlig getrennt und konnte daher mit ihnen keine gemeinsame Arbeit haben. Unter Salomo veränderte sich das Bild; d i e N a t i o n e n werden mit Seinem Volke zum Dienst Gottes verwandt. Der Gesalbte Jehovas herrscht über die Nationen und über das Volk Israel. Hiram gehört durch seine Geburt beiden an; das Bündnis Israels mit den Heiden bildet gleichsam seine Herkunft, eine beachtenswerte Tatsache, die der Szene, die wir vor uns haben, völlig angepaßt ist. 

Hiram "war voll Weisheit und Einsicht und Kenntnis, um allerlei Werk in Erz zu machen". Er ist gleichsam der Vertreter des Geistes Gottes (Jes. 11, 2) für diese Arbeit.

Zwei Metalle, Gold und Erz, spielen bei der Errichtung des Tempels eine hervorragende Rolle. Das G o 1 d ist immer das Sinnbild der göttlichen Gerechtigkeit, welche uns den Zutritt in die Gegenwart Gottes gibt; durch sie können wir uns vor Gott aufhalten. Wir besitzen sie in Christo in dem Himmel. Das E r z ist das Sinnbild der Gerechtigkeit Gottes, welche auf der Erde das entfaltet, was Er für den sündigen Menschen ist. Die Geräte des Tempels waren von Gold, die Geräte des Vorhofs waren von Erz und standen in Beziehung zur Erde. Hiram beschäftigt sich nur mit dem Erz. 

Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß das 1. Buch der Könige nicht von dem ehernen Altar redet, dessen Verfertiger doch Hiram ist (Vergl. 2. Chron. 4, 1). Dieser Altar stellt die Gerechtigkeit Gottes dar, der Sich zugunsten des sündigen Menschen offenbaren will, da wo dieser sich befindet, und in einer Weise, die ihm gestattet, G o t t z u n a h e n kraft des auf dem Altar dargebrachten Opfers. 

Das Buch der Könige enthüllt diesen Gesichtspunkt nicht, es redet zu uns von einem W o h n e n b e i G o t t in Seinem Tempel, und wenn es das Erz erwähnt, so stellt es dieses nicht als Bild der göttlichen Gerechtigkeit dar, durch welche wir Gott nahen, sondern als die Offenbarung dieser Gerechtigkeit vor den Augen der Welt, einer Gerechtigkeit, die das Reich und die Regierung Salomos und Christi kennzeichnet. Mit einem Wort, es ist die Gerechtigkeit Gottes, aber i n d e r R e g i e r u n g n a c h außen hin geoffenbart. 

Die in unserem Kapitel erwähnten Geräte des Vorhofs zeigen uns, was nötig ist, damit diese Offenbarung nicht verhindert werde. Der Geist Gottes, vertreten durch Hiram, beschäftigt sich hiermit. Wir finden also in den vorliegenden Kapiteln, wie Gott uns Sein Haus öffnet, damit wir dort bei Ihm wohnen sollen, indem Christus uns die hierzu erforderliche göttliche Gerechtigkeit (das Gold) darreicht; ferner wie der Sohn, als König der Gerechtigkeit, die Herrlichkeit Seines Reiches offenbart, und wie der Heilige Geist tätig ist, damit diese Gerechtigkeit den Augen aller Menschen auf der Erde ohne Hindernis dargestellt werde. 

Betrachten wir jetzt die Gegenstände, welche Hiram für Salomo in der Jordanebene gegossen hat. Sie gehören alle, wie schon gesagt, zum Vorhof des Tempels, d. h. zur äußeren Offenbarung der glorreichen Regierung Christi. 

Die Säulen (Verse 15-22)

Die vor der Halle des Tempels aufgestellten ehernen Säulen zogen den Blick des Beschauers zuerst auf sich. Sie brachten die Grundsätze des Reiches nach außen hin zur Darstellung. Wir haben schon gesagt, daß außer ihnen in dem Tempel von keiner Säule geredet wird. Sie wurden Jakin ( e r w i r d b efestigen) und Boas (in ihm ist Stärke) genannt. Das waren die beiden großen Wahrheiten, welche sinnbildlich einem jeden vor Augen geführt wurden, der an der gesegneten Herrschaft Salomos teil hatte. Alles kommt von Ihm: die Stärke ist in Ihm, in Ihm persönlich. Er stützt Sich durch Sich Selbst und bedarf keiner äußeren Hilfe irgendwelcher Art. Seine Stärke wird zum Befestigen gebraucht; sie hat nicht nötig, befestigt zu werden. Die Segnung im Tausendjährigen Reich stützt sich auf diese beiden Grundsätze, geradeso wie unsere Segnung gegenwärtig sich darauf stützt.

Der Thron Salomos, seine Regierung, die Beziehung seines Volkes zu Gott, sein Gottesdienst, alles war bildlich auf das gegründet, was Gott getan hatte: Er h a t t e Salomos Herrschaft b e f e s t i g t. Doch unter Salomo selbst redet die Säule Jakin (er w i r d befestigen, nicht: er h a t befestigt) von einer zukünftigen Befestigung, von welcher die Regierungszeit Salomos' nur ein schwaches Vorbild war. Die Säule Boas: in ihm i s t Stärke, redet von Vergangenem, Gegenwärtigem, Zukünftigem und Ewigem. Die Stärke ist i n 1 h m. Salomo, wie jeder gottesfürchtige König in Israel, mußte das verstehen. Von dem Augenblick an, da das Band mit Gott sich zu lockern begann, hatten König und Reich keine Kraft mehr.

 

Wir machen heute dieselbe Erfahrung. Philadelphia hatte "eine kleine Kraft"; aber seine Kraft war in Christo, denn Er hat den Schlüssel des David. Und der Herr sagt zu dieser Versammlung: "Ich werde dich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes"; mit anderen Worten: du sollst ein Jakin und ein Boas sein. In künftigen Tagen wird der arme, kraftlose Überrest öffentlich anerkannt werden. Christus mit Seiner unermeßlichen Kraft wird bewundert werden in allen denen, die geglaubt haben.

Wir brauchen indes nicht eine zukünftige Zeit abzuwarten, um dies zu e r f a h r e n ; denn Er ist unsere Kraft heute ebenso, wie Er es stets sein wird. Doch die Zeit wird kommen, wo die Zeugen Christi befestigt sein und in herrlicher Weise alles zur Schau fragen werden, was in Ewigkeit ihr Teil sein wird. "Ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen" (Offbg. 3, 12). 

Die Säulen liefen oben in Lilien aus: ein Bild, denke ich, von der Herrlichkeit dieses Reiches bei seinem Entstehen (Matth. 6, 28. 29). Eine andere bezeichnende Einzelheit war, daß sie Hunderte von G r a n a t ä p f e 1 n an ihren Kapitälen trugen. Der Granatapfel scheint im Worte das Bild der für Gott gebrachten Frucht zu sein. Das Kleid des Hohenpriesters war an seinem Saum abwechselnd mit Schellen und Granatäpfeln geschmückt (2. Mose 28, 3135). Die Schellen stellen das Z e u g n i s dar, die Granatäpfel die F r u c h t . Diese letzteren waren von blauem und rotem Purpur und Karmesin", d. h. sie stellten eine himmlische Frucht dar, welche zugleich der Würde des Herrn und Seiner königlichen Würde als Messias entspricht. Unsere Frucht muß den Charakter Christi tragen und Seiner würdig sein; andererseits muß sie unserem Zeugnis entsprechen und ihm gleich sein, wie die Granatäpfel an Zahl mit den goldenen Glocken übereinstimmten. Man findet bei den Christen oft mehr Glocken als Granatäpfel, mehr Worte als Früchte. 

Die Granatäpfel von Erz schmückten den Kopf der Säulen. Wie könnte der göttliche Charakter vor allen dargestellt werden,

ohne eine reiche Frucht der Gerechtigkeit zubringen? Der Herr will mit Frucht gekrönt sein. Wenn die Kraft in Ihm ist, so ist es zu dem Zwecke, Frucht hervorzubringen. Er ist hienieden der wahre Weinstock, und als solcher hat Er keine andere Verrichtung. Die ganze Sorgfalt, die Er den Seinigen widmet, Seine ganze Zucht, hat zum Zweck, sie Frucht bringen zu lassen. Er muß sich vor aller Augen als Derjenige erweisen, der diese Frucht hervorbringt. 

Der Geist Gottes hat öffentlich eine Säule errichtet. Diese Säule ist Christus. Er trägt die Seinen, die ihre Kraft nur in Ihm haben. "Außer mir könnt ihr nichts tun." Was Gott pflanzt und was Seine Kraft aus Christo zieht, bringt notwendigerweise Frucht in Überfluß. Unsere Stelle bezieht sich genau genommen auf die Frucht der Gerechtigkeit, die unter der Herrschaft und der Regierung des Herrn zutage tritt. 

Wenn es sich um die Herrschaft Salomos handelt, so konnten die ehernen Säulen wegen der Untreue des Königs und seiner Nachfolger nicht erhalten bleiben. Sie sind von den Chaldäern zerschlagen worden (Jer. 52, 1723). Sein Reich hat nicht befestigt werden können, weil er seine Stärke nicht in Gott gesucht hat; doch wenn auch die wirklichen Säulen verschwunden sind, die moralischen Säulen bleiben. 

Der Tag wird kommen, wo Jehova, in welchem die Stärke ist, vor aller Augen zeigen wird, daß Er ein Reich in Gerechtigkeit aufgerichtet hat, das niemals erschüttert werden wird. Dann wird gesagt werden: "Jehova regiert, er hat sich bekleidet mit Hoheit; Jehova hat sich bekleidet, er hat sich umgürtet mit Stärke ­auch steht der Erdkreis fest, er wird nicht wanken. Dein Thron steht fest von alters her, von Ewigkeit her bist du" (Ps. 93,1. 2). 

Das eherne Meer (Verse 23-26)

Außer den Säulen enthielt der Vorhof des Tempels das eherne Meer. In 1. Chron. 18, 8 wird uns ausdrücklich gesagt, daß Salomo "das eherne Meer und die Säulen und die ehernen Geräte" aus dem Erz machte, welches David aus den Städten Hadaresers genommen hatte. Das Erz stellt, wie wir gesehen haben, die Gerechtigkeit Gottes dar, die dem Menschen dahin entgegenkommt, wo er sich befindet, um ihn zu befreien und um sich nach außen hin in der Weise kundzutun, wie man sie unter der herrlichen Regierung Christi sehen wird. Diese Gerechtigkeit zeigt sich hier in der Vernichtung der Macht des Feindes, den David besiegt hatte. Wir wissen, daß dies schon auf dem Kreuze Christi stattgefunden hat; doch wird unter Seiner Herrschaft der Gerechtigkeit die Macht Satans, der für tausend Jahre gebunden ist, aufgehoben werden, damit sie nicht mehr die praktische Reinigung der dem Herrn dienenden Heiligen verhindere. 

Das eherne Meer ist verschieden von dem ehernen Altar. Der Altar stellt die Gerechtigkeit Gottes dar, wie sie dem sündigen Menschen entgegenkommt, um seine Sünde durch das Blut des Opfers zu sühnen und ihn zu reinigen durch den Tod, so daß er Gott nahen kann. Aus der durchbohrten Seite Christi ist das B 1 u t, welches sühnt, und das W a s s e r, welches reinigt, hervorgeflossen. Unter dem Gesetz entspricht die Waschung der Priester bei ihrer Weihung der R e i n i gung durch den Tod. Sie wurden ganz und gar ge­waschen, und zwar e i n f ii r a 11 e m a 1 (2. Mose 29, 4; 3. Mose 8, 6). Diese Zeremonie geschah weder an dem ehernen Becken, noch an dem ehernen Meer. Sie wurde auch nie wiederholt. Sie stellte "die Waschung der Wiedergeburt" (Tit. 3, 5) dar, den Tod des alten Menschen, und die Reinigung, die den Gläubigen in eine ganz neue Stellung, die Stellung Christi vor Gott versetzt (Vergl. Joh. 13, 10). 

Das eherne Meer diente zur täglichen Reinigung der Priester; sie wuschen in ihm ihre Hände und ihre Füße. So wurden sie fähig gemacht, ihren Dienst auszuüben und da zu wohnen, wo Jehova wohnte (Es handelt sich, wie schon wiederholt bemerkt, in diesem Buch immer um das Wohnen, nicht um das Hinzunahen). So konnten auch die Jünger kein Teil mit Christo im Hause des Vaters haben, wenn Er nicht ihre Füße wusch (Joh. 13, 8). 

Diese Waschung geschieht durch das Wort Gottes kraft des Eintretens Christi als Sachwalter. Unter dem Gesetz wurde diese Waschung auf Hände und Füße, d. h. auf die Werke und auf den Wandel angewandt. Unter der Gnade findet nur eine Anwendung auf den Wandel statt; denn wir sind gereinigt worden von den toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen, und das hat ein für allemal stattgefunden, was unter dem Gesetz nicht möglich war. 

Das eherne Waschbecken der Stiftshütte ist einigermaßen verschieden von dem ehernen Meer des Tempels. Wir haben gesehen, daß das letztere die Offenbarung der göttlichen Gerechtigkeit war, welche die Macht des Feindes bricht, um die tägliche Reinigung der Priester möglich zu machen. In der Wüste war dieser Sieg noch nicht errungen. Das Becken wurde nicht aus Erz gegossen, welches den Feinden abgenommen war, sondern "aus den Spiegeln der Weiber, die sich scharten am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft" (2. Mose 38, 8). Diese Stelle spielt auf das an, was der Sünde des goldenen Kalbes folgte. Mose hatte ein Zelt außerhalb des Lagers aufgeschlagen und hatte es "Zelt der Zusammenkunft" genannt. 

Das ganze Volk mußte als Zeichen der Demütigung seinen Schmuck ablegen, und jeder, der Jehova suchte, ging hinaus zu dem Zelt der Zusammenkunft außerhalb des Lagers (2. Mose 33, 47). Die Spiegel der bußfertigen Weiber Israels dienten zur Herstellung des ehernen Beckens. Sie kamen, um ihre Sünde anzuerkennen und sich darüber zu demütigen; sie legten das ab, was bis dahin ihrer Eitelkeit gedient hatte. Wie sollten sie noch Gefallen daran haben, ihr natürliches Angesicht zu betrachten? 

Sie wollten und konnten sich nicht mehr beschauen. Sie verurteilten tatsächlich sich selbst, ihre Eigenliebe, ihre Leichtfertigkeit, alles, was dazu beigetragen hatte, daß sie Gott für ein Götzenbild aufgegeben hatten. D a s, w a s s i e i n ihrem sündigen Zustande darstellte, mußte vernichtet werden. Das eherne Becken stellt also die Gerechtigkeit Gottes dar, die das Gericht über den alten Menschen ausspricht, aber zu dem Zweck, daß der Gläubige die praktische und tägliche Reinigung durch das Wort empfangen kann. Um uns zu befreien, ist diese Gerechtigkeit an Christo ausgeübt worden. In Ihm verwirklichen wir jetzt das "Erkenne dich selbst", was dem sündigen Menschen unmöglich ist. 

Da das Hindernis, welches das Fleisch und Satan unserer täglichen Reinigung in den Weg legten, beseitigt ist, lehrt uns das W a s s e r des ehernen Meeres, daß wir ohne diese Reinigung keine Gemeinschaft in Dienst und Wandel mit Gott haben können, und daß jede Regung des Fleisches im täglichen Leben niedergehalten werden muß. 

In Offenb. 4,6 finden wir das Meer wieder, wie in dem Vorhof des Tempels Salomos, aber es ist ein "gläsernes Meer, gleich Kristall". Es ist das endgültige Ergebnis der Gerechtigkeit, welche den Sieg über Satan errungen und ihn zunichte gemacht hat. Die, welche da vor Gott stehen, befinden sich in einem fortdauernden Zustande der Heiligkeit und Reinheit, indem sie ihren unveränderlichen Charakter erlangt haben und sozusagen für immer kristallisiert sind. In dem kristallenen Meere kann man sich nicht mehr waschen; man i s t das, was dieses Meer darstellt ' ewiglich vor Gott. 

In Offenb. :15, 2 finden wir eine zweite himmlische Szene. Da ist ein gläsernes Meer, mit Feuer gemischt, an welchem die Überwinder über das Tier und über sein Bild stehen. Es sind die Gläubigen aus den Nationen, welche, nachdem sie durch die Drangsal gegangen und bis zum Märtyrertode standhaft geblieben sind, an der ersten Auferstehung teilhaben. Sie besitzen die völlige und endgültige Reinheit erst, nachdem sie die Feuertaufe erlitten haben. 

Kehren wir jedoch zum ehernen Meer zurück. Es ruhte auf zwölf Rindern, die zu je drei nach den vier Himmelsrichtungen hin blickten. Das Rind ist eines von den vier Tieren, welche die Merkmale des Thrones (Offbg. 4) bilden, und die wirkenden Eigenschaften Gottes, die Grundsätze Seiner Regierung, darstellen. Das Rind bezeichnet bekanntlich die Festigkeit und das Ausharren Gottes in Seinen Wegen. 

Die zwölf ehernen Rinder sind die vollständige (und zwar in jedem Sinne vollständige) Darstellung dieses Ausharrens Gottes in Seinen Wegen, durch das es Ihm gelingt, Israel unter das Zepter des Messias zu bringen, indem Er es fähig macht, in Heiligkeit vor Ihm zu stehen. Das will nicht sagen, daß in dem Tausendjährigen Reiche, wovon das Reich Salomos ein Vorbild ist, die Reinigung eines Volkes von Priestern nicht mehr nötig sei. Die Sünde wird noch nicht von der Welt weggenommen sein. 

Ohne Zweifel wird sie eingeschränkt und in ihrem Hervortreten behindert werden, weil Satan dann gebunden ist; aber das Fleisch wird nicht verändert sein (das ist unmöglich), noch weniger beseitigt sein (das wird erst geschehen), und das Wort Gottes wird in den Händen Christi, des Hohenpriesters, immer seine reinigende Kraft behalten. 

Es ist interessant, festzustellen, daß das M e er in dem Tempel Hesekiels nicht erwähnt wird; nicht als ob es dann nicht da wäre, aber seine Bedeutung wird sozusagen in den Hintergrund treten. Dagegen hat der A 1 t a r dort den wichtigsten Platz; und obwohl das Sündopfer noch dargebracht wird, wird doch dem Brandopfer und dem Friedensopfer die Hauptrolle zugewiesen. Wie die Säulen, wurde auch das M e e r von den Chaldäern zerschlagen (Jer. 52, ~J,0). 

Die Becken und ihre Gestelle (Verse 27-40)

Das eherne Meer diente zur Reinigung der Priester; die zehn Becken, fünf auf der rechten und fünf auf der linken Seite des Vorhofs, waren da, "um darin zu waschen was zum Brandopfer gehörte" (2. Chron. 4, 6). In 3. Mose 1, 9 wird uns gesagt daß der Priester Aas Eingeweide und die Schenkel" des Opfertieres mit Wasser wusch. Mit anderen Worten: das Vorbild mußte mit der kommenden Wirklichkeit, der Opferung Christi für Gott in vollkommener Reinheit, in Übereinstimmung gebracht werden. Der, welcher Sich als ein duftender Wohlgeruch geopfert hat, war die Heiligkeit selbst und bedurfte keinerlei Waschung; das Vorbild dagegen mußte gewaschen werden, damit es die Vollkommenheit des Opfers Christi darstellen konnte. 

In dem Brandopfer erblicken wir das Opfer Christi, wie Er Sich Selbst Gott opfert und Ihn in allem, was Er ist, verherrlicht, und zwar hinsichtlich der Sünde. Der Vollkommenheit dieses Opfers gemäß kann Gott uns annehmen. Da das Schlachtopfer vor Gott keine Befleckung aufweisen durfte, mußte erwiesen werden, daß es vollkommen war, daß diese Reinheit sich nicht nur auf den Wandel, sondern auch auf das ganze Innere des Opfers erstreckte. 

Diese Wahrheit wurde durch das Wasser in den Becken dargestellt. In dem Meere wuschen sich die Priester. Alle nahmen Zuflucht zu diesem einen Mittel, um von den Befleckungen ihres Wandels gereinigt zu werden; Christus, zur Sünde gemacht, ist die Quelle der Reinigung der Seinigen; Sein Wort ist das Mittel dazu. Indes waren z eh n Becken nötig, um die Schlachtopfer zu waschen, welche die Reinheit vor Gott darstellen sollten; sie waren wohl das Sinnbild der vollkommenen Reinheit Christi.

Die Becken gehörten nicht zur Stiftshütte in der Wüste, obwohl auch in dieser ohne Zweifel geeignete Gefäße zum Waschen des Brandopfers vorhanden gewesen sein dürften (2.Mose27,19;38,30). Sie bekundeten im Reiche die Vollkommenheit des Brandopfers, der Grundlage der Annahme des Volkes vor Gott. Diese Reinheit, diese Heiligkeit des Opfers genügt allen Anforderungen der Regierung Gottes. Auch sehen wir, wie die Gestelle und die Schulterstücke der Ges t e 11 e , auf welchen die Becken ruhen, durch ihre Verzierun­gen alle Merkmale dieser Regierung zur Schau tragen.*)

*) Mit Ausnahme der Adler. Wir haben schon weiter oben gesagt, daß die Schnelligkeit der Gerichte nichts zu tun haben kann mit einer Herrschaft der Gerechtigkeit und des Friedens. 

Auf den Gestellen selbst waren "Löwen, Rinder und Cheru­bim" **) eingegraben: göttliche Stärke, Ausdauer und Einsicht. Das Brandopfer wird diesen Eigenschaften gemäß rein dargestellt. Sie schaffen gleichsam ein Opfer, nach dem das Volk von Gott wohlgefällig angenommen werden konnte, indem es mit dem Opfer einsgemacht wurde. Man konnte auf den "Gestellen" lesen, was der Gott war, der Seinem Volke ein Mittel gegeben hatte, um bei Ihm zu wohnen.

**) Die Cherubim haben hier einfach menschliche Gestalt wie auf den Wänden des Tempels. In Hesek. 41, 19 haben sie zwei Angesichter, das eines Löwen und das eines Menschen: Macht und Einsicht welche allein die endgültig errichtete Herrschaft Christi kennzeichnen werden. In Hesek. 1 besitzen die vier lebendigen Wesen je vier Angesichter, denn dort handelt es sich darum, den Thron Gottes Im Gericht darzustellen. 

Diese Becken, die je nach Bedürfnis auf ihren Rädern hin. und hergeschoben werden konnten, stellte man in die Nähe der Erhöhung für den Altar, damit die Schlachtopfer b e s t ä n d i g als rein erwiesen würden.

In die Erhöhung oder Bekrönung am oberen Teile der "Gestelle" waren nur Cherubim (Menschen) und Löwen und Palmen eingegraben, wie auf den Wänden des Tempels in Hesekiel (Kap. 41, 18. 19).*) Stärke und Einsicht krönen die Grundlage der Regierungswege Gottes. So werden dereinst göttliche Stärke und Einsicht ihre Blicke zur Seite auf die Palmen, die Sinnbilder des Triumphes und der friedlichen Beschirmung, richten können. F r i e d e a u f E r d e n ! Die Friedensherrschaft wird dann errichtet sein in Gerechtigkeit; was hier die Becken des Brandopfers vorbildlich ankündigen, wird dann auf den Wänden des Tempels zu lesen sein.

*) In unserem Buche tragen die Wände außerdem noch aufbrechende Blumen, vielleicht weil die volle Entfaltung der Herrschaft noch nicht da war. Diese aufbrechenden Blumen fehlen in 2. Chron. 3, 57. 

Gott wurde durch das Brandopfer verherrlicht. Alles, was Er war, wurde durch das heilige Opfer ans Licht gestellt. Unter der herrlichen Regierung Salomos hatte das Volk Israel diese Dinge überall vor Augen; doch sollte wohl dieses Reich, welches der Verantwortlichkeit des Menschen anvertraut war, sich halten können? 

Es ist zu beachten, daß die Becken, welche in 2. Chron. 4, 6 nur eine kurze Erwähnung finden, hier bis in die kleinsten Einzelheiten beschrieben werden, weil es sich um die äußere Offenbarung dessen handelt, was Gott in Seiner Regierung und in Seinem Reiche ist. Diese Offenbarung Gottes zeigt sich in Christo, der angesichts der Welt herrscht.

Hiermit schließt das Werk Hirams. Es stellte (in Vorbildern) die durch die Macht des Heiligen Geistes in dieser Welt bewirkte Enthüllung dessen dar, was Christus ist, und was Gott Selbst ist in Seiner Regierung. 

Die goldenen Geräte (Verse 48-51)

Die go1denen Geräte werden hier, wie in 2.Chron.4, nicht als das Werk Hirams, sondern als das Werk Salomos hingestellt. Der König der Herrlichkeit beschäftigt sich mit all den Gegenständen, durch welche die göttliche Gerechtigkeit in ihrem herrlichen innersten Wesen gezeigt wird. Er allein kann sie offenbaren. Die Fürsprache (der goldene Altar), die Darstellung in Christo (der Tisch mit den Schaubroten), das Licht des Geistes (der Leuchter), die untergeordneteren Geräte des Heiligtums, entsprechen dieser durch Ihn errichteten Gerechtigkeit. Selbst die Türflügel des Heiligtums drehen sich in Angeln von Gold. Wie könnte man ohne göttliche Gerechtigkeit in das Allerheiligste eintreten und dort wohnen? 

Wir haben in diesem Kapitel die äußere Darstellung des Reiches gesehen und, als dazugehörend, einen herrlichen Tempel, der in Bildern dem himmlischen Teil dieses Reiches entspricht und in welchem die Priester bei Gott wohnen.

Alles was unter der Regierung der Gnade bereitet worden ist, muß das Haus Jehovas unter der Regierung der Herrlichkeit schmücken. Der Plan zu allem rührte von David her, nicht von Salomo, noch weniger von Hiram, wie die Rationalisten behaupten (i. Chron. 28, 11-19). Die erste Regierung hatte die Herrlichkeit der zweiten vorbereitet. 

Ein leidender und verworfener Christus geht einem in Herrlichkeit erscheinenden Christus voran. Was David getan hatte, war anscheinend geringer als das Werk Salomos, das Material scheinbar geringer als das herrliche Bauwerk; aber in Wirklichkeit diente die Arbeit Davids dem, was die ganze tausendjährige Segnung darstellt, zur unentbehrlichen Grundlage.