1. Könige 7, Häuser Salomos

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 7, 1-12 Die Häuser Salomos

"Und an seinem Hause baute Salomo dreizehn Jahre, und er vollendete sein ganzes Haus." Salomo hatte sieben Jahre gebraucht, um das Haus Jehovas zu bauen. Man erkennt daraus den Eifer, den er diesem Werke zuwandte. Zum Bau des herodianischen Tempels waren sechsundvierzig Jahre nötig (Joh. 2, 20). Der Dienst Jehovas ging im Herzen des Königs im Beginn seiner Laufbahn allem anderen voran. Sein eigenes Haus, das sicher weniger wichtig war als der Tempel, kostete ihn eine dreizehnjährige Arbeit. 

In dem vorliegenden Abschnitt ist die Rede von drei verschiedenen Häusern. Das erste wird "sein Haus" genannt. Es war das Haus, in welchem Salomo wohnte, seine Privatwohnung. Es wird uns wenig darüber gesagt, nur daß an Stelle der "Thronhalle", welche "das Haus des Waldes Libanon" kennzeichnete (V. 7), das Haus des Königs innerhalb der Eingangshalle (V. 6) "einen anderen Hof" hatte, welcher in derselben Weise ausgeführt war (V. 8). In diesem Hause richtete Salomo nicht; e r w o h n t e d a r i n. 

Es wird uns einigermaßen geheimnisvoll dargestellt; es ist e i n H a u s inniger Vertraulichkeit. Doch wird es unmittelbar nach dem Tempel erwähnt und bildet das Gegenstück zu diesem. Gott wohnte in dem Tempel, und hier gab es "viele Wohnungen" für die Seinigen. Der Tempel war ein Bild des Vaterhauses. Das Haus, welches wir hier vor uns haben, war das Haus des Sohnes (i. Chron. 17, 13). Wenn wir das Gegenbild davon im Neuen Testament suchen, so wenden sich unsere Gedanken sofort jener Kirche zu, hinsichtlich welcher der Herr gesagt hat: "Auf diesen Felsen will ich m e i n e Versammlung bauen". 

Die Kirche war, wie wir wissen, im Alten Testament nicht geoffenbart. Sie bildete ein Geheimnis, welches erst nach der Auferstehung des Herrn gekannt werden konnte. Doch spricht im Alten Testament nichts gegen diese zukünftige Offenbarung. Im Gegenteil scheint zuweilen ihr Platz dort im voraus angedeutet zu sein, um sie selbst im gewollten Augenblick einzuführen. Gewisse Vorbilder gehen über die jüdischen Beziehungen hinaus und lassen innigere ahnen. Denken wir nur an die Geschichte von Adam und Eva, von Rebekka und Isaak, von Abigail und David. Denken wir namentlich an die "Versammlung" im 22. Psalm und die Anführung der Stelle in Hebr. 2, 12. Betrachten wir schließlich dieses Haus Salomos, dessen herrlichen Bau uns das Neue Testament beschreibt. 

Die Herrschaft Christi im Tausendjährigen Reiche wird nicht nur durch Seine Beziehungen zu Seinem irdischen Volke und zu den Nationen gekennzeichnet sein, sondern auch d u r c h die herrliche, innige Verbindung der Kirche mit Ihm. Sie wird als die Braut das Weib des Lammes, gesehen werden. Doch wir wiederholen, daß die vorliegende Stelle keineswegs so weit geht; sie zeigt uns diese Dinge nur in dunklen und geheimnisvollen Umrissen. 

Anders ist es mit dem "Hause des Waldes Liban o n ". Der Name erinnert zunächst an die Bauart des Hauses, vielleicht auch an seine äußere bauliche Erscheinung. Es war von Z e d e r n h o 1 z erbaut. Überall, von innen und außen, zeigte es Zedernsäulen, welche, in langen Reihen angeordnet, ihm das Aussehen eines großen Waldes verleihen konnten. Andererseits kann man in dieser Benennung ein schönes Bild der glorreichen Regierungszeit sehen, von welcher wir soeben sprachen. Der Libanon blickte nach Tyrus und Phönizien hin und gehörte ihm sogar. Es bestand daher eine Beziehung zwischen diesem Hause und den Nationen, welche dem großen König untertan waren. Hier war es, wo Salomo als Beherrscher und Richter seines Volkes sowohl wie der Nationen seinen Sitz hatte. 

Das Haus des Waldes Libanon hatte eine Länge von hundert Ellen (vierzig mehr als der Tempel), eine Breite von fünfzig und eine Höhe von dreißig Ellen. Es ruhte auf vier Säulen­reihen. Auf jeder der beiden Seiten des Hauses erhoben sich auf drei Lagen von Balken drei Reihen von je fünfzehn, allem Anschein nach übereinander liegenden Zimmern in drei Stockwerken wie die des Tempels.*) Ihre Fenster wurden gegenüberliegend angeordnet, d. h. wahrscheinlich gingen die einen nach außen hin, die anderen nach dem Inneren des Gebäudes, der Säulenhalle hin. Über diesen Zimmern befand sich eine Zederndecke, welche das Dach bildete und zugleich den mittleren Teil des Gebäudes bedeckte, der diese Bedeckung durch vier Säulenreihen stützte. Dieser mittlere Teil selbst bestand aus zwei Hallen. Da war zunächst die Säulenhalle, mit Recht so genannt wegen der sechs seitlichen Säulenreihen und der vier Säulenreihen, die sich in der Mitte der Halle erhoben; sodann die Thronhalle oder Gerichtsh a 11 e , die hinter der ersten lag und den Abschluß des Gebäudes bildete.**) Im Hintergrund dieser Halle erhob sich der wundervolle Thron, auf den wir weiterhin noch zurückkommen müssen.

*) Der Ausdruck Fenster gegen Fenster d r e i m a 1 " (V. 5) kann, wie uns scheint, kaum anders verstanden werden. Diese Zimmer enthielten die goldenen Schilde, die Salomo für seine Leibgarde hatte machen lassen; denn das Haus des Waldes Libanon diente zugleich als Zeughaus (Kap. 10, 16. 17; 14, 2628; Jes. 22, 8).

**) Der Ausdruck "Säulenhalle" läßt vermuten, daß die seitlichen Zimmer sich nicht über die Hälfte der Länge des Gebäudes hinaus erstreckten und keinen Blick auf die Thronhalle gewährten. 

Vor der Säulenhalle befand sich eine Eingangshalle, deren Maße uns nicht angegeben sind. Sie war ebenfalls mit Säulen geschmückt und hatte einen Aufgang oder eine Freitreppe, über welche man in das Haus gelangte. Man kann sich leicht das Majestätische dieses Bauwerkes vorstellen. Wenn man das Auge durch den Wald von Zedernsäulen in dem mittleren Teil bis in die zweite Halle schweifen ließ, in deren Hintergrund sich der kunstvoll gebildete goldene und elfenbeineme Thron erhob, so konnte man auf diesem Thron den glorreichen König betrachten, Salomo, den Friedlichen, Jedidjah, den Geliebten Jahs, dessen Weisheit niemals übertroffen wurde, ihn, den gerechten und Recht übenden König. 

Diese Thronhalle war die "Halle des Gerichts ". Hier befand sich der Sitz der Regierung über die Nationen, der Ort, wo Gerechtigkeit geübt wurde. Das Haus des Waldes Libanon verband sozusagen die Regierung über Israel mit der über die Nationen. Dieses Haus, in welchem man überall auf Säulen traf, bildete einen Gegensatz zu dem Tempel, wo es keine Säulen gab, ausgenommen die beiden am Eingang des Hauses stehenden, Jakin und Boas; wenigstens wird keine Säule erwähnt weder im Heiligen noch im Sprachort. Das Haus Gottes wird durch sich selbst gestützt und bedarf bei seiner vollkommenen Festigkeit keinerlei Stütze. Die Herrlichkeit Gottes genügt Sich Selbst, abgesehen davon, daß Gott der Vater Seine Kinder mit ihr verbindet und ihnen eine Wohnung in ihr gibt. Mit der Herrschaft Christi über die Nationen wird es anders sein. Die Heiligen sind berufen, daran teilzunehmen, mit Christo die Welt zu richten (Vergl. 1. Kor. 6, 2; Ps. 2, 9; Offbg. 2, 26. 27). Der Herr wird an Seiner Regierung Teilnehmer haben, die immer bei dem König wohnen werden, wie einst die Gefährten Salomos im Hause des Waldes Libanon wohnten. So hatte Jehova auch Priester, die bei Ihm in Seinem Tempel wohnten. 

Das d r i t t e H a u s ist das der heidnischen Gemahlin, der Tochter des Pharao. Über dieses wird kaum mehr gesagt, als über das Haus, in welchem der König wohnte. Wir wissen nur, daß es nach dem Plan der Halle (wahrscheinlich der Säulenhalle) des Libanonhauses gebaut war. Wir haben weiter oben gesagt, daß die Vereinigung Salomos mit der Tochter des Pharao nicht die Beziehungen des Herrn zu der Kirche vorbildlich darstellt, sondern diejenigen der Nationen, der ehemaligen Bedrücker des Volkes Gottes, zu dem Messias. Diese ohne Zweifel herrliche Vereinigung trägt nicht dieselbe Innigkeit zur Schau, wie diejenige des Messias mit Israel, noch viel weniger wie diejenige Jesu mit der Kirche.*)

*) Dennoch ist sie weit inniger als die mit den Völkern, welche jenseits der Grenzen des Reiches wohnen. Unter den Nationen gibt es verschiedene Klassen. Unter der Regierung Salomos wurden diejenigen, welche von den Kanaanitern übriggeblieben waren, als Fronarbeiter verwandt (2. Chron. 2,17. 18; 8, 79). Andere Nationen, wie Tyrus, halfen freiwillig an diesem Werke mit. Ägypten und Assyrien, die ehemaligen Unterdrücker Israels, werden sich im Tausendjährigen Reich Jehova zuwenden und Ihm gemeinschaftlich dienen. "An jenem Tage wird Israel das dritte sein mit Ägypten und mit Assyrien, ein Segen inmitten der Erde; denn Jehova der Heerscharen segnet es und spricht: Gesegnet sei mein Volk Ägypten, und Assyrien, meiner Hände Werk, und Israel, mein Erbteil!" (Jes. 19, 24. 25). 

Die Verse 912 verbinden die Herrlichkeit dieser Häuser mit derjenigen des Tempels und seines inneren und äußeren Vorhofs. Die nämlichen wertvollen Steine wurden für alle diese Gebäude verwandt. Ihre Grundlagen waren die gleichen. Kein Material kam zur Verwendung, welches mit dem Charakter Jehovas und Salomos nicht in Übereinstimmung gewesen wäre.

Diese drei Häuser geben uns mit dem Tempel eine kurzgefaßte Darstellung von dem, was die glorreiche Herrschaft des Sohnes Gottes, des Sohnes des Menschen und des Sohnes Davids kennzeichnen wird. Es wird dort einen himmlischen Bereich geben, das Haus des Vaters, wo ein Volk von Priestern bei Ihm wohnen wird  eine herrliche Versammlung, das Haus des Sohnes, Seine besondere Wohnung und Seine Braut. 

Man wird ferner einen irdischen Bereich finden, gewissermaßen eine heidnische Braut, die an den Segnungen des Bundes teilnehmen wird  eine Regierung über alle Nationen, die dem Zepter des großen Königs unterworfen sind, ohne von Israel zu reden, welches seiner Untreue wegen so lange beiseitegesetzt war, dann aber dem neuen Bunde gemäß in Gnade angenommen sein wird als die jüdische, geliebte Braut, der Mittelpunkt der irdischen Regierung des Messias.