1. Könihe 8, Einweihung Tempel

01/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

KAPITEL 8 Die Einweihung des Tempels

Nachdem der Tempel gebaut war und alle seine Geräte an ihren Platz gebracht waren, war es nötig, daß Der, für welchen Salomo alles dieses gemacht hatte, Selbst komme, um in Seinem Hause Seine Wohnung aufzuschlagen und Seinen Thron daselbst zu haben. Der Tempel war auf dem Berge Morija errichtet worden, an dem Ort, wo David seinen Altar gebaut hatte, auf der Tenne Ornans, des Jebusiters. Bis dahin war die Bundeslade unter Teppichen in Zion, der Stadt Davids, untergebracht. 

Salomo machte sich daran, sie mit allen Männern Israels, mit den Ältesten, den Häuptern der Stämme, und den Priestern von dort heraufzubringen in den Tempel. Es sind nicht mehr "die Auserlesenen in Israel" (2. Sam. 6, 1), wie zur Zeit Davids; das ganze Volk wohnt diesem endgültigen Feste bei. Es kann in der Tat endgültig genannt werden; denn die Einweihung des Tempels fand in den großen Tagen des Laubhüttenfestes statt, welches die ganze Reihe der jüdischen Feste beschloß (Vergl. 3. Mose 23). 

Es war " das Fest" in besonderem Sinne; wir lesen: "Und alle Männer von Israel versammelten sich zum König Salomo im Monat Ethanim, das ist der siebente Monat, a in F e s t e ". Dieses Fest umfaßte eigentlich sieben Tage, denen dann ein achter folgte, welcher "der große Tag des Festes" war (Joh. 7, 37). Es fand statt nach der Ernte und der Weinlese, den Bildern des Gerichts. Es war das Vorbild der wunderbaren Herrschaft Christi, wenn das Volk in Freude und Sicherheit in seinen Zelten wohnen und sich der auf immer entschwundenen Prüfungen der Wüste erinnern wird. Es ist die Freude des Tausendjährigen Reiches nach den vierzig Jahren der Züchtigung, welche sich das Volk durch seine Empörung zugezogen hatte. 

Der achte Tag, der große Tag, der Tag der Auferstehung und der neuen Schöpfung, ist dem Feste hinzugefügt, um anzudeuten, daß die himmlischen Heiligen, die Auferweckten, einen besonderen Anteil an dieser Freude haben werden. Es ist der himmlische Tag, der sich den irdischen Tagen anschließt. Als David die Bundeslade in die Stadt Davids brachte, war das mehr ein "Fest des Posaunenhalls" (2. Sam. 6, 15), eine Vorbereitung des Festtages Salomos. 

Hier ist der Tag in seiner Herrlichkeit angebrochen, und die Priester haben mit dem schließlich doch nur armseligen Zustand von Gibeon ein Ende gemacht. Alle Geräte des Heiligtums, der Altar, sogar das Zelt der Zusammenkunft (V. 4 und 64), sind jetzt an dem Orte vereinigt, wo sich die Bundeslade befindet. Das ist das Ende der S t i f t s h ü t t e ; von da ab ist keine Rede mehr von ihr. An diesem großen Feste bleibt allein das G e d ä c h t n i s Gottes übrig, dessen Zelt sich mit der Pilgerschaft Israels verbunden hatte. Gott hat endlich einen beständigen Ruheort in der Mitte Seines Volkes gefunden.*)

*) Beachten wir jedoch, daß wir hiermit eigentlich die Unterweisung des 1. Buches der Könige verlassen und in diejenige des 2. Buches der Chronika eintreten. Tatsächlich läßt unser Kapitel die Worte: "Stehe auf, Jehova, Gott, zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Stärke!" weg; und ebenso fehlt hier der Gesang, der im Tausendjährigen Reiche gehört werden wird: "Preiset Jehova, denn er ist gut, denn seine Güte währt ewiglich" (Vergl. 2. Chron. 6, 41; 7, 3. 6). Auch wird der achte Tag nur erwähnt, um uns zu sagen, daß an diesem Tage Salomo das Volk nach Hause entließ (i. Kön. 8, 66), während das 2. Buch der Chronika von der Festversammlung am achten Tage nach der ersten Woche der ,Einweihung des Altars und von der zweiten Festwoche redet (2. Chron. 7, 810). 

Alles dieses zeigt uns deutlich den verschiedenen Zweck Gottes in den beiden Erzählungen. Das Fest im 1. Buche der Könige ist notwendigerweise unvollständig, weil der verantwortliche König im Vordergrund steht; dasjenige im 2. Buch der Chronika ist vollständig, weil dieses Buch uns den König nach den R a t s c h 1 ü s s e n G o t t e s darstellt, folglich als ein weit vollkommeneres Vorbild von Christo. Die Ruhe im 1. Buche der Könige ist mehr das Ende eines ,Zeitabschnittes in der Geschichte des verantwortlichen Königs. Gott zeigt, daß Er, nachdem die Zeit der Gnade unter David vollendet war, unter Salomo end­gültig ruhen konnte, freilich unter der einen Bedingung, daß der König treu war. 

An diesem Tage werden zahllose Opfer, Brandopfer, Speisopfer und Friedensopfer dargebracht (V. 64). Die Freude der Gemeinschaft überwiegt alles: Salomo opfert allein an Friedensopfern zweiundzwanzigtausend Rinder und hundertundzwanzigtausend Schafe; und da der eherne Altar für alle diese Opfer zu klein war, heiligte er die Mitte des Hofes zum Opfern. 

Die Bundeslade wird an ihre Stelle gebracht, mit den Cherubim auf dem Versöhnungsdeckel, den Zeugen dieses Bundes, während die aufrechtstehenden und mit den Flügeln sich berührenden Cherubim als dessen Hüter betrachtet werden können. Von seiten Jehovas fehlte nichts; alles war sichergestellt. Gott wachte treu über die Ausführung Seines Willens. Doch wozu sollte das unter dem alten Bunde dienen, wenn der eine Teil, das Volk, diesem Bunde untreu war? So wird es nicht mehr sein, wenn Jehova mit Israel einen neuen Bund in völliger, bedingungsloser Gnade machen wird, wobei die Verantwortlichkeit des Volkes nicht mehr in Rechnung gezogen zu werden braucht. 

Die Cherubim bedeckten nicht nur die Lade, sondern auch i h r e S t a n g e n (V. 7). Von seiten Gottes war die Ruhe, die der Bund gab, ebenso sichergestellt wie der Bund selbst. Die Stangen der Lade, die Zeugen ihres Umherwanderns in der Wüste, sind von nun an unnötig und werden nicht mehr gebraucht; sie bleiben als Zeugen des Vergangenen an dem Ort der Ruhe selbst. In 1. Könige findet man nicht wie in 2. Chronika den Vorhang, wir haben schon gesagt warum; aber in beiden Büchern "wurden die Spitzen der Stangen vom Heiligen aus an der Vorderseite des Sprachortes gesehen; aber auswärts wurden sie nicht gesehen" (V. 8; 2. Chron. 5, 9). 

Das deutete offenbar die Ruhe Gottes an, und sie hatte einen ,am so höheren Wert, da sie begleitet war von dem beständigen Gedenken an das, was ihr voraufgegangen war. Wenn man jedoch dieser Ruhe versichert sein und sie genießen wollte, mußte man ins Heiligtum eintreten. Die Draußenstehenden konnten sich keine Rechenschaft darüber geben. Die endgültige Ruhe bei Gott ist das Teil derer, die bei Ihm weilen, der Priester, die in Seinem Hause wohnen. 

Noch andere Dinge kennzeichneten den Durchzug durch die Wüste in Verbindung mit der Bundeslade; es wurden in ihr Segnungen in kostbarer Weise aufbewahrt. Der goldene Krug, welcher das Manna enthielt, und der Stab Aarons, der gesproßt hatte, befanden sich zu der Zeit, da Salomo sie in den Tempel Gottes brachte, nicht mehr in der Bundeslade (V. 9; vergl. Hebr. 9, 4). In der Wüste gab Gott Sich als ein barmherziger Gott zu erkennen trotz der Strenge des Gesetzes, indem Er das Gesetz, welches verdammt, unter dem Versöhnungsdeckel verbarg und unter dem Schutze der Cherubim, der Sinnbilder des göttlichen Gerichts, die Gnade aufrichtete.

Er behütete vor Seinen Augen, samt diesem schrecklichen Gesetz, die Herrlichkeit eines Christus, der als das wahre Himmelsbrot auf diese Erde herabstieg, um Sein Volk zu nähren, nun aber auferweckt und als der Menschgewordene (das Manna) bekleidet ist mit einem herrlichen Leibe (dem goldenen Krug), welcher jetzt an dem geheimsten Ort der Hütte verborgen ist. Er behütete auch den Stab des Priestertums, der allein imstande war, das Volk wohlbehalten durch die Wüste zu führen. 

Diese beiden Gegenstände, das Manna und der Stab Aarons, werden unter der tausendjährigen Herrschaft, wie wir hier bildlich sehen, nicht mehr nötig sein. D e r B u n d w i r d a u f rechterhalten werden, da Gott der einzige vertragschließende Teil ist; das Priestertum wird nicht mehr Aaron, sondern Melchisedek zum Vorbild haben, und seine Verrichtungen werden nur im Segnen bestehen. Die Herrlichkeit des Menschen Christus wird, anstatt im Heiligtum verborgen, in der Person des wahren Salomo vor aller Augen geoffenbart sein.

"Und es geschah, als die Priester aus dem Heiligen herausgingen, da erfüllte die Wolke das Haus Jehovas; und die Priester vermochten wegen der Wolke nicht dazustehen, um den Dienst zu verrichten; denn die Herrlichkeit Jehovas erfüllte das Haus Jehovas" (V. 10 und 11). Welch eindrucksvolles Bild von dem, was selbst in den glorreichsten Zeiten der Herrschaft des Gesetzes nicht erlangt werden konnte! Die Gegenwart Gottes schloß diejenige der Priester aus. 

In dem himmlischen Heiligtum werden die Priester angesichts der Herrlichkeit stehen, da wohnen, daran teilnehmen können; aber in dem Tempel des Tausendjährigen Reiches wird nicht einmal das, was wir j e t z t s c h o n im Geiste haben, erreicht werden können. 

Darum beginnt Salomo in V. 12 damit, festzustellen: "Jehova hat gesagt, daß er im Dunkel wohnen wolle". Der Zugang war nicht geöffnet; die Einrichtung des Tempels zu Jerusalem blieb dieselbe wie die der Stiftshütte. Der Vorhang, der hier zwar nicht erwähnt wird, bestand nach wie vor (2. Chron. 3, 14). Doch Salomo wußte, daß dies nicht das letzte Wort der Ratschlüsse Gottes war, und er hatte Ihm ein Haus gebaut, eine Stätte zu Seinem Sitze für Ewigkeiten (V. 13). 

Nachdem der König sein Angesicht zu Gott gewandt hat, richtet er es auf die Versammlung Israels. Er übernimmt die Rolle Melchisedeks, während das aaronitische Priestertum nicht im Heiligtum stehen kann. Er segnet die ganze Versammlung Israels, und dann preist er Jehova. Er erinnert daran, daß die gewissen Gnaden Davids der Ausgangspunkt der Herrlichkeit seines Reiches sind, wie auch daran, daß diese Herrlichkeit von dem gesetzlichen Bunde abhängen wird. Gott hatte dem König der Herrlichkeit alles das erfüllt, was Er dem verworfenen und leidenden König verheißen hatte. 

Man findet hier in Salomo, wie in Christo, die Erfüllung aller Verheißungen, weil David, der verworfene König, der Gegenstand der besonderen Gunst Gottes, hienieden mit dem einen Zweck und dem einen Gedanken gewandelt hatte: einen Ruheort für den herrlichen Thron Jehovas zu finden. Christus hatte während all Seiner Drangsal nur das eine im Herzen, Gott zu verherrlichen, da wo die Sünde Ihn verunehrt hatte. Darum liebte Ihn der Vater und hat es bewiesen, indem Er Ihn zur Herrlichkeit erhöhte. 

Das ganze prachtvolle Haus war gebaut worden, um der Bundeslade eine Wohnstätte darin zu bereiten (V. 21). Die Verantwortlichkeit des Volkes sollte unter einer neuen, bis dahin unbekannten Regierungsform auf die Probe gestellt werden, unter der Regierung der Herrlichkeit nämlich, wobei jedoch die Gesetzestafeln die Richtschnur für diese Verantwortlichkeit blieben. So wird es auch im Tausendjährigen Reiche sein. Satan wird während der Dauer dieses Reiches gebunden sein; die Menschen werden nicht mehr durch seine Listen verführt werden, und die Herrschaft der Gerechtigkeit wird sie zwingen, sich ihren Forderungen zu unterwerfen. 

Salomo vollführt hier (V. 2230) in Wirklichkeit den priesterlichen Dienst. Er steht v o r d e m A 1 t a r , angesichts der ganzen Versammlung Israels. Dort breitet er seine Hände aus gen Himmel und nimmt den Charakter des M i t t 1 e r s an. Er ist wohl, wie schon gesagt, das Bild Melchisedeks, des Königs der Gerechtigkeit und des Friedens. Wie Melchisedek erkennt und verkündigt er in Jehova, dem Gott Israels, den Allerhöchsten, der Himmel und Erde besitzt.

 Er erkennt an, daß Gott Seinen Bund bewahrt (Israel hatte ihn nicht bewahrt) und Seine Güte. Hätte Er ohne diese Seinen Bund bewahrt, so würde das die endgültige Verurteilung des Volkes bedeutet haben. Dennoch entsprach selbst diese Güte dem Bund des Gesetzes: Gott bewahrte sie denen, die vor ihm wandelten mit ihrem ganzen Herzen. 

Sodann fleht er zu Gott, Seinem Knechte David zu halten, was Er ihm verheißen habe. Die ganze Treue Gottes gegenüber den Seinigen hängt von dem ab, was Er Christo verheißen hat. Man würde hier den Boden der reinen Gnade betreten, wenn es nicht ein W e n n gäbe. "Es soll dir nicht an einem Manne fehlen vor meinem Angesicht, der da sitze auf dem Throne Israels, w e n n n u r deine Söhne auf ihren Weg acht haben, daß sie vor mir wandeln, so wie du vor mir gewandelt hast.

" Wie verurteilt dieses "wenn nur" uns alle! Es 'hat den weisen Salomo verurteilt, wieviel mehr uns Armselige! Handelt es sich darum, unter dieser Herrschaft der Verantwortlichkeit etwas, was es auch sei, von Jehova zu erlangen, so sind wir von vornherein verurteilt. Es ist selbstverständlich, daß auch die Gnade eine Verantwortlichkeit im Gefolge hat für die, welche ihrer Herrschaft angehören; doch diese Verantwortlichkeit ist eine ganz andere. Man könnte sie mit den Worten ausdrücken: "Laßt uns das sein, was wir sind", während die gesetzliche Verantwortlichkeit sagt: "Laßt uns das werden, was wir sein sollen". 

"Aber", fährt Salomo fort, "sollte Gott wirklich auf der Erde wohnen?" Selbst im Tausendjährigen Reiche wird das nicht der Fall sein. Gott als solcher wird über der Erde in Seiner Versammlung, dem neuen Jerusalem, wohnen. Wenn die ewigen Himmel und die ewige Erde nach Offbg. 21, 3 da sein werden, wird Gott auf der Erde bei den Menschen wohnen. Salomo, der dies wußte, bittet Gott, daß " S e i n N a in e daselbst sei", dieser Name, der zugleich Seine Person Selbst darstellt. 

Er bittet, daß Gott von der Stätte Seiner Wohnung im Himmel den König, Seinen Knecht, und Sein Volk Israel hören möge, wenn sie sich nach Seinem Hause hinwenden würden. Er drückt zugleich das Bewußtsein aus, daß der eine oder andere der Vergebung bedürfen: "Höre und v e r g i b ! " 

Weiterhin zählt Salomo die verschiedenen Fälle auf, wo diese Bitten und diese Vermittlung sich an Jehova wenden würden. 

1. Der erste Fall ist p e r s ö n 1 i c h (V. 31. 32). Es ist die Bitte zu Gott, daß Er den Schuldigen verurteilen möge, wenn ihm der Eid vor dem Altar "in diesem Hause" auferlegt werde, und daß Er den Gerechten gerecht spreche. Die Gegenwart Gottes in Seinem Hause macht die Ungerechtigkeit unmöglich. Es ist die einfache und allgemeine Wahrheit von der persönlichen Vergeltung, wie sie unter dem Gesetz gekannt ist, wenn Gott es Sich gefallen läßt, in der Mitte eines Volkes im Fleische zu wohnen. 

2. Salomo setzt den Fall (V. 33. 34), daß das V o 1 k gegen Jehova gesündigt habe und daß Dieser ihm deswegen Feinde erwecke, um es zu schlagen. Wenn nun das Volk umkehre und

Jehova i n 5 e i n e in H a u s e suche, so möge Gott vergeben und es wieder in sein Land zurückbringen. 

3. Er nimmt an, daß Plagen, Dürre, Hungersnot, Heuschrecken, Angriffe seitens der Feinde usw. über das Land kommen würden wegen der Treulosigkeit seiner Bewohner. Wenn in ihren Herzen Buße gefunden würde, so möge Er Sich an dem Flehen eines e i n z e 1 n e n genügen lasse, wenn er seine Hände gegen dieses Haus hin ausbreite; Gott möge dann vom Himmel her hören und vergeben, aber indem Er einem jeden nach seinen Wegen gebe, auf daß Er gefürchtet werde. Es ist immer das Gesetz mit Gnade vermischt, welche das Gesetz zulassen kann, wenn Gott Wirklichkeit im Herzen findet (V. 3540). 

4. Auch für d e n F r e in d e n gibt es Hilfsquellen (V. 4143): er kommt aus fernem Lande, weil er von dem großen Namen und der starken Hand Jehovas gehört hat, und er richtet seine Bitte an Ihn gegen das Haus hin . Gott möge ihn hören im Himmel und ihn erhören; denn der König wünscht, daß alle Völker der Erde, ebenso wie sein Volk Israel, den Namen Jehovas kennen und fürchten möchten. Hier gibt es weder Gericht noch eine bedingungsweise Seg­nung. 

Der außerhalb des Kreises des Gesetzes stehende Fremde naht Gott durch den Glauben und empfängt eine volle Segnung. Das ist in wenigen Worten ein schönes Gemälde der Segnung der Nationen im Tausendjährigen Reiche, deren Vorrechte sich aus der Tatsache herleiten, daß Gott Sein Haus in Jerusalem hat, in der Mitte Seines Volkes. 

5. In den Versen 44 und 45 finden wir nicht die Fehltritte des Volkes, sondern den Fall, daß Israel nach dem Willen Gottes handelt und durch diesen Willen dahin geleitet wird, mit seinen Feinden Krieg zu führen. Das ist eine bemerkens­werte Tatsache. Nachdem die Nationen den Gott Israels an. erkannt haben, ist dieses Volk selbst ein williges Volk, um die Feinde Jehovas zu bekämpfen. D a s H a u s ist von da an der Mittelpunkt der Segnung und der Stärke des Volkes. 

6. Die Verse 4653 reden von dem Ende der Geschichte Israels als eines verantwortlichen Volkes. Sie sind in G e f a n g e n s c h a f t geführt wegen ihrer Sünde. Salomo ist hier ein P r o p h e t. Er redet im voraus von dem, was diesem Volke unter dem Gesetz notwendigerweise begegnen muß; denn da ist kein Mensch, der nicht sündigte. Dennoch ist noch eine Hilfsquelle vorhanden. 

D a s H a u s ist da, und Gott kann Seine Verheißungen nicht verleugnen. Salomo beruft sich dabei nicht aufs Gesetz, sondern auf die Gnade. Aus reiner Gnade hatte der Gott der Verheißungen Sein Volk aus Ägypten errettet  würde Er diese Gnade selbst unter der Herrschaft des Gesetzes verleugnen können? Sie sind Sein Volk; wird Gott sie verlassen? Nein, wenn sie sich in Buße nach dem Lande, nach der Stadt und dem Hause hin­wenden, wird Gott auf sie hören. Daniel ist ein Beispiel dafür (Dan. 6, 11). 

Er blieb aufrecht inmitten der schweren Heimsuchung, der einzig Gerechte, der für das Volk betete und sich für das Volk demütigte  und hat Gott nicht auf ihn gehört? Aber ein Größerer als Daniel, Salomo, der König der Herrlichkeit selbst war da. Er sagt zu Gott: "Deine Augen seien offen für das Flehen d e i n e s K n e c h t e s und für das Flehen deines Volkes Israel". Und dieser Salomo ist nur ein schwaches Bild von dem wahren König, dem wahren Knechte Jehovas. 

Das Eintreten Christi für Sein Volk bewirkt, daß Gott es aufs neue annimmt. Er stellt es wieder her zum Ruhme Dessen, der die Verheißungen gegeben hat, und zur Verherrlichung Seines Geliebten. So hängt die künftige Wiederherstellung des Volkes von der Tatsache ab, daß der wahre Knecht Jehovas vor Ihm ist, sowie von der Tatsache, daß Gott Seinen Gnadencharakter, der lange vor dem Gesetz geoffenbart ist, nicht verleugnen kann. 

Ein anderer charakteristischer Zug: Salomo geht in seinem Gebet über David hinaus bis zu Moses. Je mehr das Volk

Gottes sich von Ihm entfernt hat, um so mehr kehrt der Glaube zu dem zurück, was im Anfang errichtet wurde. Die Wege Gottes mit Seinem Volke können sich ändern je nach der Treue oder Untreue des Volkes, so daß Gottes Handlungsweise einer Zeit seiner Geschichte entsprechen und einer anderen Zeit nicht entsprechen kann; aber die Ratschlüsse Gottes ändern sich niemals. Seine Vorsätze bleiben von Ewigkeit her dieselben. 

Das ist es, was den Apostel am Ende seiner Laufbahn, als der Verfall der Kirche schon offenbar war, sagen läßt: ..Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist, in der Hoffnung des ewigen Lebens, welches Gott, der nicht lügen kann, v e r heißen hat vor den Zeiten der Zeitalter" (Tit. 1, 1. 2). Das ist es auch, was Salomo die Worte in den Mund legt: "

Du hast sie ausgesondert, dir zum Erbteil aus allen Völkern der Erde, so wie du durch deinen Knecht Mose geredet hast, als du unsere Väter aus Ägypten herausführtest, Herr, Jehova!" (V. 53). 

So ist es stets. Der Glaube findet in den dunkelsten Zeiten seine sichere Zuflucht in dem, "was von Anfang war" (i. Joh. 1, 1; 2, 7. 24; 2. Joh. 5. 6). "Ihr, was ihr von Anfang gehört habt, bleibe in euch!" 

Salomo hatte vor Jehova gekniet, um für sein Volk einzutreten; jetzt erhebt er sich, um die ganze Versammlung Israels zu segnen. Er preist Gott vor allem dafür, daß Er Seinem Volke Ruhe gegeben hat, eine Ruhe, die von derjenigen abhing, in welche Jehova gerade eingegangen war, Er und die Lade Seiner Stärke. Der König erkennt die völlige Erfüllung eines jeden Wortes Gottes an: "Kein einziges Wort ist dahingefallen von allen Seinen guten Worten, die Er durch Seinen Knecht Mose geredet hat" (V. 56). 

Er stellt seine eigene Fürbitte als einen Beweggrund hin, daß Gott Sein Volk segnen möge, und das Ergebnis dieser Segnung soll sein, daß "alle Völker der Erde erkennen, daß Jehova Gott ist, keiner mehr" (V. 60). Das wird in Erfüllung gehen in dem Tausendjährigen Reiche Christi, auf welches diese ganze Geschichte, wie wir immer wieder gesehen haben, uns beständig hinweist. 

Indessen, damit diese Segnung eintrete, ist es nötig, daß "das Herz Israels ungeteilt mit Jehova, unserem Gott, sei, um in seinen Satzungen zu wandeln und seine Gebote zu beobachten". Es ist immer die gesetzliche Bedingung, welcher zu genügen dem fehlbaren König und Volk unmöglich war, und die allein in Christo ihre Erfüllung gefunden hat.