Psalm 4
1 Ein Psalm Davids, vorzusingen, auf Saitenspiel. 2 Ei-höre mich, wenn ich rufe, Gott meiner Gerechtigkeit, der du mich tröstest in Angst; sei mir gnädig und erhöre mein Gebet! 3 Liebe Herren, wie lange soll meine Ehre geschändet werden? Wie habt ihr das Eitle so lieb und die Lüge so gern! (Bela)
Erkennet doch, daß der Herr seine Heiligen wunderbar führt; der Herr hört, wenn ich ihn anrufe. 5 Zürnet ihr, so sündiget nicht. Redet mit eurem Herzen auf eurem Lager und harret. (Bela) 6 Opfert Gerechtigkeit und hoffet auf den Herrn. 7 Viele sagen: „Wer wird uns Gutes sehen lassen?" Aber, Herr, erhebe über uns das Licht deines Antlitzes! 8 Du er= freuest mein Herz, ob jene gleich viel. Wein und Korn haben. g Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, daß ich sicher wohne.
Wir können diesem Psalm die Überschrift geben: Abendlied. Mögen die köstlichen Worte in Vers 9 immer unser Abendlied sein, wenn wir uns zur Ruhe legen.
Die textgenaue Überschrift lautet: „Ein Psalm Davids, dem Musikmeister auf Saitenspiel." Der Musikmeister war der Leiter aller musikalischen Darbietungen im Heiligtum. Man vergleiche dazu i. Chron. 6, 31 f., 1. Chron. 15, 16-22 und 1. Chron. 25, 1-7. Freunde sakraler Musik finden in diesen Abschnitten viel Interessantes darüber, wie Gott im Tempel gelobt wurde. Die Titel mancher Psalmen sind zweifellos von den Namen berühmter Sänger bestimmt, die auch die Musik dazu komponierten.
„Auf Saitenspiel". Es handelt sich um Saiten= oder Handinstru= mente, die ausschließlich mit der Hand gespielt wurden wie Harfen und Zimbeln. Die Freude der jüdischen Gemeinde war so groß; daß die Israeliten der Musik bedurften, um dem Hoch= gefühl ihrer Seele Ausdruck geben zu können. Unsere heilige Fröhlichkeit fließt nicht weniger über, wenn wir es auch vorziehen, sie auf geistlichere Weise auszudrücken. Anspielend auf diese Instrumente, die mit der Hand gespielt werden, sagt Gregor von Nazianz, der Kirchenvater (gest. um 390 11. Chr.): „Herr, ich bin ein Instrument, das auf die Berührung deiner Hand wartet." Laßt uns offen sein für die Berührung durch den Heiligen Geist, so werden wir zum Klingen kommen. Mögen wir erfüllt sein von Glauben und Liebe, so werden wir lebendige Musikinstrumente sein.
Einteilung: David betet um die Hilfe Gottes (Vers 2); er redet mit seinen Feinden (Verse 3-6); er vergleicht seine Zufriedenheit
ufrieden=heit und Sicherheit mit der Unruhe der Gottlosen (Verse 7—). Der Psalm ist eine köstliche Blume im Garten der Trübsal. Wie gut für uns, daß David durch viele Verfolgungen so tiefe geistliche Erfahrungen gesammelt hat, sonst hätten wir diese herr=lichen Glaubenslieder nie zu Ohren bekommen.
AUSLEGUNG
V. 2 David hat in seinem Leben oft die Barmherzigkeit Got= tes erfahren. Das macht ihn gewiß, daß Gott auch jetzt in der gegenwärtigen Not seine Hilfe erweisen wird. Es ist undenk= bar, daß Gott uns aus sechs Trübsalen errettet, um uns in der siebten im Stich zu lassen. Gott macht keine halben Sachen. Er wird nicht aufhören, uns zu helfen, bis unsere Not aufhört. Das Manna soll jeden Morgen vom Himmel fallen, bis wir über den Jordan gekommen sind (2. Mose 16, 35). Beachte, daß David zuerst zu Gott spricht und dann zu Menschen Sicherlich würden wir den Menschen gegenüber kühner und freier sein, wenn unsere Gemeinschaft mit Gott beständiger wäre. Wer es wagt, dem Schöpfer ins Angesicht zu schauen, wird vor den Geschöpfen nicht zittern.
Der Name, mit dem der Herr hier angeredet wird, verdient besondere Beachtung. Er wird sonst nirgends in der Bibel gebraucht." Gott meiner Gerechtigkeit." David will sagen: Du, Gott, bist der Urheber, der Erhalter, der Richter, der Belohner meiner Gerechtigkeit; unter den vielen Anschuldigungen und harten Urteilen der Menschen berufe ich mich auf dich. Das ist Weisheit, die wir nachahmen sollten. Laßt uns unsere Angelegenheiten nicht vor die niedrigen Gerichtshöfe menschlicher Meinungen bringen.
Wir wollen sie dem höchsten Gerichtshof vorlegen: dem königlichen Gericht des Himmels; „Der du mich tröstest in der Angst." (Elberfelder Übersetzung: „In Bedrängnis hast du mir Raum gemacht.') Das Bild stammt aus dem militärischen Bereich. Eine Armee ist in einer Falle eingeschlossen und wird von allen Seiten durch den Feind hart bedrängt Gott hat die Felsen zerschmettert und mir Raum geschaffen; er hat die Schranken niedergebrochen und mich in die Weite geführt. Gott hat mein Herz weit gemacht mit Freude und Trost, als ich- ein Gefangener meiner Schmerzen und Sor= gen war. Bei Gott mangelt es nie an Trost. „Sei mir gnädig." Gerechterweise könntest du meinen Feinden erlauben, mich zu vernichten, weil ich viele und schwere Sünden begangen habe. Aber ich nehme meine Zuflucht zu deiner Gnade und bitte dich: Erhöre mein Gebet und führe deinen Knecht aus allen Trübsalen heraus. Die besten Menschen brauchen genauso• Gnade wie die schlechtesten. Was die Gläubigen an Gottes Hilfe erfahren, ist ebenso freie Gabe der himmlischen Gnade wie die Begnadigung von Sündern.
V. 3 „Liebe Herren, wie lange soll meine Ehre geschändet werden? Wie habt ihr das Eitle so lieb und die Lüge so gern! (Sela)" In diesem zweiten Teil des Psalms werden wir aus der Gebetskammer auf den Kampfplatz geführt. Wie unerschrok= ken und mutig ist der Mann Gottes! Er gibt zu, daß seine Feinde große Männer sind, aber er hält sie trotzdem für Toren und tadelt sie, als wären sie Weine Kinder. Er sagt ihnen offen, daß sie die Eitelkeit lieben, nach Lügen suchen, trügerischen Einbildungen zum Opfer fallen und böse Machenschaften pfle=gen. Er fragt sie, wie lange sie noch seine Ehre schänden und seinen guten Ruf zum Gespött machen wollen. Nur ein wenig von solcher Gemeinheit ist schon zuviel, warum machen sie immer weiter und schwelgen geradezu darin? Müßten sie nicht längst wissen, daß der Gesalbte des Herrn durch solche Schmä= hungen nicht überwunden werden kann? Sind ihre Bemühun=gen nicht immer wieder zunichte geworden? Wollen sie scher= zen, bis ihre Seele in die Hölle fährt, und so lange weiterlachen, bis überraschende Vergeltung ihr Gelächter in Heulen verwandelt? Der Psalmist fügt nun ein „Sela" ein und macht eine feierliche Pause. -Auch wir sollten hier etwas verweilen und darüber nachdenken, wie tief die Torheit in bösen Menschen wurzelt; wie sie in ihrer Bosheit beharren und schließlich darin untergehen. Wir beten die Gnade Gottes an, die uns zu ande= ren Menschen gemacht hat; die uns gelehrt hat, die Wahrheit zu lieben und die Gerechtigkeit zu suchen.
V. 4 „Erkennet doch, daß der Herr seine Heiligen wunderbar führt; der Herr hört, wenn ich ihn anrufe." (Elberfelder Oben. setzung: „Erkennet doch, daß der Herr den Frommen für sich abgesondert hat! Der Herr wird hören, wenn ich zu ihm rufe.") „Erkennet doch." Toren wollen nicht lernen. Deshalb muß ihnen immer und immer wieder dasselbe gesagt werden, be= sonders dann, wenn es eine so bittere Wahrheit für sie ist: Die Frommen sind von Gott erwählt und durch die Gnade von der Welt abgesondert. Ungläubige Menschen können die Lehre von der Erwählung nicht ertragen; aber sie ist eine herrliche und gut bezeugte Wahrheit, die einen angefochtenen Gläubi= gen wirklich trösten kann. In der Erwählung liegt die Garantie für eine vollständige Errettung und für die Erhörung am Thron der Gnade. Der uns für sich erwählt hat, wird ganz gewiß auch unsere Gebete hören. Die Erwählten des Herrn werden nicht verurteilt und verdammt. Ihr Schreien soll nicht ungehört ver= hallen. David war König durch göttliche Verordnung, und wir sind das Volk des Herrn durch göttliche Verordnung. Wir wollen unseren Feinden mutig ins Gesicht sagen, daß sie gegen Gott und seinen Willen kämpfen, wenn sie uns ins Verderben stürzen wollen; Wenn wir auf den Knien liegen und beten, wollen wir daran denken, daß wir abgesondert sind als Gottes eigener, kostbarer Schatz. Das wird uns neuen Mut geben und uns mit Kraft und Glauben erfüllen. „Sollte Gott nicht retten seine Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm rufen?" (Luk. iS, 7). Weil er uns erwählt hat und uns liebt, kann er nicht anders, als uns auch zu erhören.
V.5 „Zürnet ihr, so sündiget nicht. Redet mit eurem Herzen auf eurem Lager und harret. (Sehr)" (Elberfelder Übersetzung: „Zittert, und sündiget nicht! Denket nach in eurem Herzen auf eurem Lager, und seid stille! Sela.") „Zittert, und sündiget nicht." Wie viele drehen dieses Wort um und sündigen, aber zittern nicht! Wenn die Menschen doch diesen Rat annehmen würden und mit ihrem eigenen Herzen redeten! Ganz bestimmt ist reine Gedankenlosigkeit e i n Grund dafür, daß Menschen so wahnwitzig sind, Christus zu verachten und das Heil von sich zu stoßen. Wenn ihre Leidenschaften nur einmal zur Ruhe kommen würden, damit sie innerlich gesammelt über ihr ver=-gangenes
ergangenes Leben und ihren kommenden Untergang nachdenken könnten! Ein denkender Mensch müßte doch genug Versstand besitzen, um die Torheit und Wertlosigkeit der Sünde einzusehen. Sünder, bleib stehen, bevor du den letzten Schrift tust! Lege dich auf dein Lager und überdenke dein Leben. Wirf deine Seele nicht weg für nichts. Laß die Vernunft zu Wort kommen. Laß die lärmende Welt eine Weile zurück und laß deine arme Seele mit dir reden. Besinne dich, bevor du dein Schicksal besiegelst und für immer ein ruinierter Mann bist! Se1a." Sünder, halte einen Augenblick stille und denke nach!
V. 6 „Opfert Gerechtigkeit und hoffet auf den Herrn." Wenn die Empörer auf die Mahnung des letzten Verses gehört hätten, würden sie jetzt rufen: „Was sollen wir tun, um gerettet zu werden?" Sie werden auf das Opfer gewiesen und ermuntert, ihr Vertrauen auf den Herrn zu setzen. Wenn der Israelit ein Opfer in rechter Weise darbrachte, war es ein Sinnbild für den Erlöser, das großartige Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt sühnt. So liegt in dieser Mahnung des Psalmisten das ganze Evangelium. Sünder, nimm deine Zuflucht zu dem Opfer von Golgatha und setze dein ganzes Vertrauen darauf; der dort für uns Menschen starb, ist der Herr, Gott selbst.
V 7. „Viele sagen: ‚Wer wird uns Gutes sehen lassen?' Aber,
Herr, erhebe über uns das Licht deines Antlitzes!" Wir kom= men hier zu dem dritten Teil des Psalms. Der Glaube des An= gefochtenen findet seinen Ausdruck in Äußerungen der Zu= friedenheit und des Friedens.
Sogar unter Davids Anhängern gab es viele, die lieber sehen als glauben wollten. Das liegt uns leider allen! Selbst der wiet dergeborene Gläubige sehnt sich manchmal nach sichtbaren Zeichen der Güte Gottes in Wohlstand und Glück und ist traurig, wenn die Dunkelheit alles Gute verhüllt. Für Weltmenschen aber ist das eine ständige Frage:,, Wer wird uns Gutes sehen lassen?" Niemals sind sie zufrieden; ihre hungrigen Mäuler wenden sich nach allen Seiten; ihre leeren Herzen sind bereit, jede angenehme Täuschung in sich aufzunehmen, die Betrüger erfinden können. Wenn alles versagt, überlassen sie sich schnell dem Zweifel und erklären, daß es überhaupt nichts Gutes gibt, weder im Himmel noch auf der Erde. Der echte Gläubige jedoch ist ein Mensch ganz anderer Prägung. Sein Angesicht ist nicht nach unten gerichtet wie das eines Tieres, sondern nach oben wie das eines Engels. Er trinkt nicht von den schmutzigen Pfützen des Mammons, sondern von der Quelle des ewigen Lebens. Das Licht von Gottes Angesicht ist genug für ihn. Das ist sein Reichtum, seine Ehre; seine Gesundheit, sein Ehrgeiz und seine Freude. Wenn er das hat, will er nichts anderes mehr. Ach, daß der Heilige Geist noch völliger in uns wohne und unsere Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus noch fester werde!
V. 8 „Du erfreuest mein Herz, ob jene gleich viel Wein und Korn haben' (Elberfelder Übersetzung: „Du hast Freude in mein Herz gegeben, mehr als zur Zeit, da ihres Korns und ihres Weins viel war.") jemand hat gesagt: „Es ist besser, eine Stunde lang Gottes Gnade im bußfertigen Herzen zu spüren, als ein Leben lang im wärmsten Sonnenschein zu sitzen, den diese Welt bieten kann." Christus im Herzen ist besser als Korn in der Scheune oder Wein im Faß. „Du bist bei mir" ist ein besseres Lied als der Gesang der Schnitter: „Ente einge=bracht!" Meine Scheune mag leer sein, aber ich bin erfüllt von reichem Segen in Jesus Christus. Ich wäre arm ohne ihn, auch wenn ich die ganze Welt besäße.
V. q „Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, daß ich sicher wohne.":Liebliches Abendlied! Ich werde nicht aufbleiben und aus Furcht Wache halten, son= dem mich niederlegen. Ich werde nicht wachbleiben und ängst= lich auf jedes Geräusch achten; sondern mit Frieden liegen und schlafen, denn ich habe mich vor nichts zu fürchten. Wer die Flügel Gottes über sich hat, braucht keinen anderen Schutz. Bewaffnete Wächter bewachten das -Bett Salomos, aber ganz
bestimmt hatte er- keinen gesünderen Schlaf als sein Vater David, der auf hartem Felsen liegen mußte und von blutdürstigen Feinden verfolgt wurde. Achte auf das Wörtchen „allein"; es bedeutet, daß nur Gott Davids Beschützer war. Wenn David auch allein war, ohne menschlichen Schutz, befand er sich doch in guter Obhut, denn er war allein mit Gott. Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. Wie viele schlaflose Stunden haben wir deshalb, weil wir uns in einer ungläubigen und ungeordneten Gemütsverfassung befinden! Tief und fest schlafen diejenigen, die der Glaube in den Schlaf wiegt. Kein Kissen ist so weich wie eine göttliche Verheißung, keine Decke so warm wie die Geborgenheit in Christus.
0 Herr, gib - uns dieses tiefe Ruhen in dir, daß wir uns wie David im Frieden niederlegen und jede Nacht schlafen kön= nen, solange wir leben. Und wenn die Zeit für uns gekommen ist, wollen wir in Frieden sterben, um in Gott zu ruhen.
ERLÄUTERUNGEN
V. 3 Wir können uns gut vorstellen, daß der Herr Jesus selbst an einem Abend diesen Psalm Wort für Wort betete, als er sich nach vergeblichen Gesprächen aus dem Tempel zu seiner Ruhestätte nach Bethanien zurück7og. Und wir können ihn immer noch als einen Ausdruck seines Herzens lesen, das sich nach dem Heil der Menschen sehnt und sich in seinem Gott freut. - Andrew Bonar.
Wer Sünde liebt, liebt die Eitelkeit, hascht nach Seifenblasen, hält sich an einem Strohhalm fest und vertraut auf ein Spinn= gewebe. -
Als Gelimer, der letzte König der Vandalen, von dem römischen Feldherrn Belisar als Gefangener im Triumphzug herum= geführt wurde, rief er aus: „Eitelkeit über Eitelkeit, es ist alles ganz eitel!' - Thomas Brooks.
V. 4 Erkennet doch, daß der Herr den Frommen für sich ab= gesondert hat" (Elberfelder Übersetzung). Wenn Gott einen Menschen erwählt, dann erwählt er ihn für sich selbst. Er will mit dem Menschen Gemeinschaft haben, ihn sich zum Freund und Begleiter machen und seine Freude an ihm haben. Aber nur Heiligkeit macht es möglich, daß wir mit dem heiligen Gott leben.,, Ohne Heiligung wird niemand den Herrn sehen" (Hebr. 12, 14). Das ist Gottes Ziel mit uns. - Thomas Goodwin.
V.5 Wenn du dich in der Frömmigkeit üben willst, gewöhne dich daran, Zwiegespräch mit dir selbst zu führen. Unterhalte dich mit dir selbst. Der griechische Philosoph Antisthenes gab eine ausgezeichnete Antwort auf die Frage, welchen Gewinn ihm sein ganzes Studium gebracht hätte. Er habe dadurch ge=lernt, mit sich selbst zu leben und zu sprechen. Selbstgespräche sind die besten Gespräche. Frage dich, warum du erschaffen worden bist, zu welchem Zweck du lebst, wie du gelebt hast, wieviel Zeit du verschwendet hast, wieviel Liebe du mißbraucht hast und welches Urteil du verdient hast. Gib dir selbst Re= chenschaft darüber, wie du deine Gaben gebrauchst und das in dich gesetzte Vertrauen rechtfertigst. Denke darüber nach, welche Vorsorge du für die Stunde deines Todes treffen soll= test und ob du auf den Tag des großen Gerichtes vorbereitet bist. „Auf eurem Lager." Die Einsamkeit und Stille der Nacht ist die beste Gelegenheit zu solchen Selbstgesprächen. Wenn nichts um uns her unsere Augen und Sinne ablenken kann, können wir sie ganz nach innen richten. - George Swinnock.
V. 7 Wer wird uns Gutes sehen lassen?" Der Mensch wünscht sich Gutes; er haßt das Übel, weil es ihm Schmerzen, Leiden und Tod bringt. Er möchte gern das höchste Güt finden, das ihn ganz zufriedenstellt und ihn vor dem Übel bewahrt. Aber die Menschen verstehen das „Gute" falsch. Sie suchen es in der Befriedigung ihrer Leidenschaften, weil sie nichts anderes kennen als das Glücksgefühl durch die Befriedigung ihrer Sinne. Deshalb verwerfen sie das geistlich Gute, und sie lehnen Gott ab, der allein alle Sehnsüchte und Wünsche des Herzens erfüllen kann..— Adam Clarke.
V. 7 „Herr, erhebe über uns das Licht deines Antlitzes!" Das war der hohepriesterliche Segen. Das Licht von Gottes Angesicht ist das Erbteil aller Gläubigen. Es schließt die Versöh= nung mit Gott, die Heilsgewißheit, die Gemeinschaft mit dem Herrn und seinen Segen ein. - C. H. Spurgeon.
V. 7-8 Gott schenkt manchmal den Gerechten Reichtum, damit Reichtum nicht als etwas Böses angesehen wird. Aber er gibt ihn auch den Gottlosen, damit er nicht als das höchste Gut verstanden wird. Wir können uns hier auf Erden mit vielen Sicherheiten umgeben und enden trotzdem im ewigen Elend. Diese Welt ist wie eine schwimmende Insel; wer darauf seinen Anker wirft und festmacht, wird mit hinweggeschwemmt. Es ist besser, Gott zu haben ohne irgend etwas anderes, als alles andere zu besitzen ohne Gott. - William Secker.
V. 8 „Du erfreuest mein Herz." Die Tröstungen, die Gott den Leidtragenden schenkt, erfüllen das Herz ganz (Röm. 15, 13; Joh. 26, 24). Die Freude, die Gott ins Herz gibt, läßt es über.. fließen (z. Kor. y, 4). Äußere Freuden können das Herz eben= sowenig ausfüllen wie ein Dreieck einen Kreis. Nur die geist.. lichen Freuden sind wirklich zufriedenstellend (Es. 63, 6). Weltliche Freuden zaubern vielleicht Fröhlichkeit ins Gesicht, aber der Geist Gottes gibt echte Freude ins Herz (Sach. 10, 7; Joh. 26, 22; Luk. 1, 47). Wein und Korn können erfreuen, aber nicht befriedigen; bei allem bleibt eine Leere und ein Mangel. Nur die Freuden des Heiligen Geistes erfüllen wirklich das Herz (Es. 94, 19). Der Unterschied zwischen den himmlischen und irdischen Freuden ist so groß wie zwischen einem Gastmahl, an dem man wirklich teilnimmt, und einem Mahl, das nur an die Wand gemalt ist! - Thomas Watson.
V. 9 Dieser Vers zeigt uns, wie Gott sich bis ins kleinste um uns kümmert und wie er seine Liebe uns ganz persönlich zuwendet. Wir sollten uns dessen mehr bewußt werden, daß Gott in der stillen Kammer und in allen Stunden der Krankheit und des Schmerzes bei uns ist.
Seine Fürsorge und Liebe gilt den schwachen Gläubigen ebenso wie denen, die auf dem Kampfplatz sind. In dem Wort des Esalmisten „ich liege und schlafe" liegt etwas Köstliches: vollkommenes Vertrauen. Mancher Gläubige legt sich wohl nieder, kann aber nicht schlafen. Das Leid oder die schwere Belastung ist schon vorüber, und doch kommt in der Stille der Einsamkeit die Niedergeschlagenheit zurück. Man spürt nichts mehr von der Kraft Gottes, und das Vertrauen ist nicht mehr da. In der Stille liegt die Gefahr der Versuchung. Oft werden in der Stille der Kammer höhere Anforderungen an Vertrauen und Glauben gestellt als auf dem Kampfplatz. Wenn wir doch lernen würden, auch in den persönlichsten Dingen Gott mehr und mehr zu Vertrauen!
Er ist nicht nur der Gott unseres Gotteshauses, sondern auch der Gott unserer Kammer. Laßt uns ihn mehr und mehr hin= einnehmen in die kleinsten Dinge unseres alltäglichen Lebens! Dann werden wir die innere Ruhe haben, die uns jetzt noch fremd ist. Wir werden uns weniger vor dem Krankenbett fürchten. Wir haben einen getrosten und frohen Mut. Wir können dann sagen: „Ich liege und schlafe ganz in Frieden. Das Morgen will ich Gott überlassen!" Als Bischof Ridley den Märtyrertod erleiden sollte, erbot sich sein Bruder, die letzte Nacht bei ihm zu bleiben; aber der Bischof lehnte ab. Er sagte, er gedenke zu Bett zu gehen und so ruhig zu schlafen, wie er es in seinem Leben immer getan habe. - Philipp Power.
PREDIGTHILFEN
V. 2. Thema: Frühere Beweise der Hilfe Gottes als Begründung für die Bitte, daß Gott auch in der gegenwärtigen Not helfen möge. - Das Wort „Gott meiner Gerechtig= keit" eignet sich ebenfalls als Text. .-- Der Schlußsatz könnte das Thema abgeben: Auch die zuversichtlich= sten Gläubigen müssen immer aus Gottes Barmherzig= keit und Gnade leben.
V. 4. Thema: Gebetserhörungen für bestimmte Menschen. In der Predigt ist auszuführen, was für Menschen es sind, die dieses Vorrecht beanspruchen dürfen.
Wer ist für Gott abgesondert? Wer hat ihn äbgeson= dert? Warum und wozu? Wie kann man das den Menschen bewußt machen?
V. 5.„Seid stille.” Ein guter und praktischer • Rat, der aber sehr schwer zu befolgen ist. Welches ist die beste Zeit für die Stille? Was braucht man, um still werden zu
können? Welches sind die Folgen? Welche Menschen brauchen diesen Rat am meisten? Beispiele!
V. 7. Wonach die Welt verlangt und wonach die Gemeinde sich sehnt. Die Stimme •des Volkes ist nicht immer die Stimme Gottes.
V. 8. Die Freude des Gläubigen.
1. Ihre Quelle: Du."
2. Ihre Zeit: Jetzt - „Du erfreust".
3. Ihr Sitz: „mein Herz".
4. Ihr besonderer Wert;,, ob jene gleich viel Wein und Korn haben".
V. 9. Der Frieden und die Sicherheit des Gläubigen.
V. 3-9. Die Mittel, die ein gläubiger Mensch nutzen sollte, um gottlose Menschen für Christus zu gewinnen:
1. Ermahnung (V. ).
2. Unterweisung (V. 4).
3. Ermutigung (V. 5-6)
4. Zeugnis vom Glück echter Frömmigkeit (V. 7-5). 5. Bestätigung dieses Zeugnisses durch ein Leben im Frieden des Glaubens (V. 9).
Vorwort
Zum dritten Mal geht nun eine Auswahl aus Spurgeons Psalm men=Auslegung, der „Schatzkammer Davids", hinaus. Diesmal ist es ein Doppelband, weil er sich einem der Hauptgebiete des Psalters zuwendet, dem Vertrauen und der Errettung des Beters. Selbst bei diesem verstärkten Umfang konnten bei weitem nicht alle Psalmen berücksichtigt werden, die eigentlich hierzu gehörten und die wir gern in die Sammlung aufgenommen hätten. Es war nicht ganz leicht, die Auswahl zu treffen. Wer der Gemeinde den Psalter in Predigt oder Bibelstunde nahebringen möchte, hat hier eine Fundgrube lebensvoller Er= läuterung des Textes.
Darüber hinaus aber wird unmittelbare Seelsorge geübt an Ieidgepriiften Gotteskindern, die im Dunkel ihrer Lebensführung nach Licht ausschauen. Kraftvoll er= klingt das Dennoch des Glaubens, das bei durchaus klarem Blick für die Nöte und Bedrängnisse völlig gewiß ist, daß Gott die Seinen nie im Stich läßt. Man kann den Psalter mit Fug und Recht das Bilderbuch Got= tes nennen. Hier wird lebendiger Anschauungsunterricht erteilt. Und Spurgeon bewegt sich nie in der verdünnten Atmosphäre bloß gedanklicher Auseinandersetzung, er greift immer ins volle Leben. Gelegentlich, wie bei Psalm 91, wird die Auslegung zu einem ergreifenden persönlichen Zeugnis. Und was für ein helfendes Geleit in das Gebetskämmerlein ist es, wenn Spur geon an anderer Stelle sagt: „Es ist gut, wenn unsere Gebete das Spiegelbild der göttlichen Verheißungen sind." Solche Gold= körner gibt es viele. Es lohnt sich, danach zu suchen. Man hätte der Sammlung auch den Titel „Schule der Betet" geben können. Mögen Zweifelnde hier Anreiz finden, mit Beten zu beginnen, und solche, die müde wurden, neue Zuver= sicht bekommen. Allen Lesern aber wünschen wir, so selbstverständlich vom Leben ins Beten und vom Beten ins Leben zu finden. Karl Schütte Wildbad im Schwarzwald, April 1964
Psalm 4
Psalm 23 ........... 18
Psalm 27 ........... 28
Psalm 31 ........... 41
Psalm 34 ........... 57
Psalm 36 ........... 70
Psalm 37 ........... 80
Psalm 57 ........... 101
Psalm 62 ........... 110
Psalm 91 ........... 120
Psalm 116 .... ..... 136
Psalm 121 .......... 152
Psalm 138 .......... 158
Psalm 146 .......... 168
@Oncken 1964