Steinberger Georg, In den Spuren Jesu Gesammelte Schriften

05/22/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Vorwort

Georg Steinberger (1865-1904) war Ende des 19. Jahrhunderts ein bekannter und begnadeter Schriftsteller und Seelsorger. Nach seiner Ausbildung auf St. Chrischona, Schweiz, war er zunächst als Prediger und Evangelist tätig und folgte im Jahre 1899 einem Ruf in das schweizer Erholungsheim Rämismühle bei Zürich. Immer wieder war er nicht nur in der Schweiz zu Evangelisationen und Bibelstunden unterwegs, sondern auch in Deutschland. Seine Kontakte zur
Deutschen Zeltmission führten zur Gründung der Schweizer Zeltmission.
In seinem kurzen Leben wurde er vielen Menschen durch seinen Dienst und seine Schriften zum Segen. Das vorliegende Buch ist eine Zusammenstellung seiner bekanntesten Bücher wie „Der Weg dem Lamme nach“, „Kleine Lichter auf dem Weg der Nachfolge“ sowie Schriften, die es wert sind, gelesen zu werden. Eine kurze Biografie über sein Leben zeugt, wie auch seine geistliche Hinterlassenschaft, von der Prägung der Heiligungsbewegung und von einem Lebensstil, dem er seit seiner Bekehrung treu geblieben ist: Glauben, Vertrauen, Gehorsam, Selbstverleugnung und Leidensbereitschaft. Dieses Zeugnis eines Lebens, in dem Christus der Mittelpunkt war, ist
auch in unserer heutigen Zeit glaubensstärkend und ermutigend.
Steinbergers Schriften werden noch heute viel gelesen. Sie sind dem Suchenden ein Wegweiser und dem Erretteten eine Stärkung. Gar manches Traktat anderer Verfasser ist bereits in Vergessenheit
geraten, warum nicht auch Steinbergers Schriften? Sie haben dem Menschen von heute noch etwas zu sagen.           Georg Walter

Die notwendigste Lebensfrage
Was muß ich tun, um errettet zu werden?Apg. 16,30
Diese Frage ist eine Lebensfrage, nicht eine Sterbensfrage, eine Frage für die Gegenwart, nicht fürs Alter. Sie ist auch die wichtigste Frage. Viele wichtige Fragen gibt es, aber die wichtigste von allen bleibt die: „Wie werde ich selig“ oder auch wörtlich – „gerettet“?
Ein Mann, der in eine Grube gefallen ist, mag viele wichtige Fragen im Blick auf Frau und Kind, auf Geschäft und Zukunft haben; aber sie alle werden zurücktreten vor der Frage: „Wie kann ich gerettet werden?“ Die Schrift sagt uns in Psalm 40, daß wir alle in eine grausame Grube des Verderbens und in den Schlamm der Sünde gefallen seien. Wie können wir gerettet werden? O welch eine wichtige Frage!
Gibt es eine Frage, die so hoch, so weit, so alles überragend ist als gerade diese? Was wird es dir oder mir bald ausmachen, ob wir in dieser Welt gingen oder fuhren, ob man uns grüßte oder mißhandelte, ob man uns achtete oder hinausstieß, ob wir reich waren oder arm? Aber
darauf wird es ankommen, ob unsere Seele gerettet ist oder nicht, ob unsere Übertretungen vergeben sind oder nicht, ob unsere Sünden bedeckt sind oder nicht, ob wir Jesus, den Bürgen und Mittler, haben, der vor Gott die Sache unserer Seele führt, oder ob Er uns sagen wird:
„Ich kenne dich nicht!“ Die Seele verloren, alles verloren!
Laß uns recht einfach zu Werke gehen mit dieser ungeheuer wichtigen Sache und zuerst fragen:
Was muß ich nicht tun, um selig zu werden?
1. Man muß seine Sünden nicht zudecken wollen durch Vergessen. Wir haben alle eine Vergangenheit. Vieles ist in unserm Leben geschehen! O, könnte ich es gutmachen!Aber da steht das schwarze Gespenst, das uns begleitet auf allen unsern Gängen, das mit uns ißt und trinkt, das in der Stille der Nacht an unser Lager tritt und den Schlaf von unsern Augenlidern verscheucht. Bemühe dich, es zu vergessen, und siehe, ob du es fertig bringst. Themistokles, ein griechisches Staatsoberhaupt, soll gesagt haben: „Die größte Kunst auf Erden ist das Vergessen.“ Aber ich glaube, daß diese große Kunst auf Erden nur wenige fertigbringen und in der Ewigkeit nicht ein einziger. 

Da wacht bei allen das schlafende Gewissen auf, und sie müssen erfahren, daß dasselbe alles ganz gewiß weiß. Und das wird der Wurm sein, der nicht stirbt, und das Feuer, das nicht verlöscht. Der reiche Mann nahm nicht seinen Reichtum und sein Wohlleben mit in die Hölle; aber sein Gewissen nahm er mit. Das Gewissen ist ein Buch, das jede böse Tat, jedes böse Wort, jeden bösen Gedanken aufzeichnet. Und in Offenbarung 20 wird uns gesagt, daß alle die Bücher am Tage des Gerichts aufgetan werden vor Gott, vor Engeln und vor Menschen.
Und wehe dir, wenn da die Handschrift bei dir nicht ausgetilgt ist!
Viele meinen, weil sie ihre Sünden nicht erkennen, hätten sie keine. Aber dein Gewissen wird auf einmal aufwachen und lebendig werden, wie z. B. bei einem Ertrinkenden, dem in der Todesstunde in wenigen Sekunden sein ganzes Leben vor die Seele tritt. Die Sünden deiner Vergangenheit, die Menschen, die du belogen, betrogen und hintergangen hast, werden dir vor die Augen treten und dich nie mehr verlassen. Ich las von einem Mann, der im Zorn einen andern ermordet und seinen Leichnam in die Erde verscharrt hatte. Aber es schien ihm, als liege der Ermordete beständig in seinem Hause; das Bild des Toten wollte ihm nicht aus den Augen kommen. 

Der Mann wurde vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt, und während er im Gefängnis saß, hörte er beständig die Stimme des Ermordeten, und es war ihm eine Wohltat, hingerichtet zu werden. Er wollte lieber sterben als leben. Das Gewissen fing an, sein furchtbares Werk
der Verdammnis zu tun, und wird es tun für alle Ewigkeit.
Die Brüder Josephs wollten auch ihre Sünden vergessen, und es gelang ihnen auch wohl zwanzig Jahre lang. Aber da zogen sie eines


Tages nach Ägypten an den königlichen Hof, und siehe, da trat die
Sünde, die sie an ihrem Bruder begangen hatten, plötzlich wieder vor
ihre Seele, und Juda ruft in großer Seelenangst: „Das haben wir an unserm Bruder verschuldet!“ Viele Leute wollen Gras über ihre Sünden wachsen lassen, und es gelingt auch scheinbar, aber da wird ein Wort geredet, tritt irgendein Vorfall ein, und siehe, die Schuld, die alte
Schuld, die alte Klage: „Ich habe mich verschuldet!“ ist wieder da.
Einmal traf ich in der Bahn mit einer Lehrerin zusammen, die mir von ihren Lebensidealen erzählte. Ich sagte ihr: „Ihre Ideale sind sehr schön und anerkennenswert; aber was machen Sie mit Ihren Sünden?“ „Nun, die werde ich eben vergessen müssen“, erwiderte sie.
„Können Sie das?“ fuhr ich fort. Ihre Antwort auf diese Frage war eine Träne in ihren Augen. O wie viele bemühen sich, ihre Sünden zu vergessen! Aber das ist alles nutzlose Anstrengung. Es gibt etwas weit Besseres als Vergessen, es gibt eine Vergebung.


2. Man muß seine Sünden nicht mehr zudecken wollen durch Entschuldigungen.
Ich glaube, die größte Arbeit hat Gott mit dem Menschen, bis Er einen Sünder aus ihm gemacht hat. Sünder sind seltene Leute. Darum sagt auch Jesus: „Ich bin gekommen, die Sünder zu suchen. „Muß man die suchen? Ja, die muß man suchen. Jesus kam in eine Stadt, und da war eine Sünderin. Er ging durch Jericho, und viel Volk folgte Ihm nach; aber da war nur ein Sünder, dem Heil widerfahren konnte.
Unter diesen großen Hut: „Wir sind allzumal Sünder“, stellen sich die Leute noch gern; aber sobald man persönlich wird und sagt: „Du bist der Mann!“ da hat alle Willigkeit ein Ende. Nun, solange wir keine Sünder sind, können wir nicht selig werden; denn nur Sünder macht der Heiland selig. Es fragte einmal eine Dame, ob sie denn erst recht sündigen müsse, um eine Sünderin zu werden. Ach, sie wußte nicht, daß es auch von dem besten unter den Menschenkindern heißt: „Von der Fußsohle bis zum Scheitel ist nichts Gesundes an ihm, sondern eitel Striemen und Eiterbeulen.“
Der König Saul gab zu, daß er gesündigt habe; aber sofort entschuldigte er seine Sünde. Solange wir unsere Sünden entschuldigen, kann uns nicht geholfen werden. Bei unserm Gott ist viel
Vergebung, aber nur da, wo man seine Sünde erkennt, anerkennt und bekennt und, wo man an Menschen gesündigt hat, auch vor Menschen bekennt.
Du hast gelogen; aber du sagst: „Ich war gezwungen. Ich konnte doch nicht die Wahrheit sagen. Wie wäre das herausgekommen? Und was hätte das für Folgen gehabt?“
Allerdings hätte dich die Wahrheit in schwierige Dinge hineingebracht. Aber weißt du, wo dich die Lüge hinbringt? In den Feuerpfuhl! Denn „aller Lügner Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt.“ Unser Gott entschuldigt keine Notlüge und Die notwendigste Lebensfrage - Was muss ich tun? keine Geschäftslüge. Nicht bei Gott wird dein Teil sein, sondern bei dem Vater der Lüge.
Du hast gestohlen, und du sagst: „Ach, der ist noch reich genug, der spürt es nicht.“ Ja, der reiche Mann wird es nicht spüren; aber du wirst es in der Ewigkeit spüren als ein Brandmal in deinem Gewissen. Andere wollen ihre Diebstähle damit entschuldigen, daß sie den
Betrag in die Missionskasse oder in die Opferbüchse werfen. Aber das sind „räuberische Brandopfer“ (Jes. 61,8), die Gott, der das Recht liebt, haßt. Diese Dinge lassen viele nicht nur hier, sondern
auch in der Ewigkeit nicht zur Ruhe kommen. Der göttliche Weg ist
hier: „Wer seine Sünden bekennt und läßt, dem wird es gelingen.“
Du hast mit andern gesündigt, und du sagst: „Ich wurde verführt;
ich wurde mitgezogen. Meine Umgebung, meine Verhältnisse waren
derart, daß ich nicht anders konnte. Überhaupt kann es nicht so
schlimm sein; denn was ich tue, tut fast jeder Mensch.“ Lieber
Freund, tröstet es dich, verbessert es deine Lage, wenn du auf sinkendem Schiff dem sichern Tode entgegensehen mußt und dir sagen
kannst: Nun, es sind ja noch dreihundert andere mit mir in derselben
Lage? Sieh, wie eitel deine Entschuldigungen sind! Höre auf damit;
denn solange du dich entschuldigst, kann dir nicht vergeben werden.
Es heißt: „So wir unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht,
daß Er uns die Sünden vergibt.“
Aber furchtbarer als alles ist, wenn man seine Sünden damit entschuldigen will, daß man alle Festtage das heilige Abendmahl genießt und nach wie vor in seinen Sünden weiterlebt. In den vorhin
erwähnten Fällen hast du dich an Menschen versündigt, hier aber an dem heiligen Leib und Blut des Herrn. So oft du das Abendmahl genommen hast ohne Erneuerung des Herzens, ohne dein Leben Dem hinzugeben, der Sein Blut und Leben für dich gelassen, hast du es zum Gericht genommen. Setze dich einmal hin und zähle nach, wie oft du seit deiner Konfirmation am Abendmahl teilgenommen hast, ohne dein Leben wirklich zu ändern. Wisse es, du hast es jedes Mal dir zum Gericht empfangen; denn „wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich selbst Gericht, indem er den Leib nicht unterscheidet.“ (1.Kor. 11,29). Du wolltest mit diesen heiligen Dingen deine Sünden entschuldigen und hast dadurch nur Schuld auf Schuld gehäuft.

3. Man darf Buße und Bekehrung nicht aufschieben bis zur letzten Stunde.
Es sagt jemand: „Ich glaube bestimmt, daß aus hundert Bekehrungen auf dem Sterbebett neunundneunzig nichts wert sind.“ Von wie vielen unter allen Personen, deren Sterben in der Bibel erwähnt wird, lesen wir, daß sie sich in der letzten Stunde bekehrten? Von fünfzig? Nein! Vierzig? Nein! Dreißig? Nein! Zwanzig? Nein! Zehn? Nein! von einem Menschen, nur von einem, um zu zeigen, daß es eine Möglichkeit der Bekehrung in der letzten Stunde gibt, daß es
aber sehr unwahrscheinlich, furchtbar unwahrscheinlich ist! Wenn du es jemals gesehen hast, wie ein Mensch versucht, sich in der letzten Stunde zu bekehren, so hast du etwas überaus Trauriges gesehen. Von dem Augenblick an, in welchem der Mensch geboren wird, bis
zu dem letzten Augenblick gibt es dazu keinen ungünstigeren Augenblick als die Todesstunde. Da steht der Arzt mit seinen Mitteln, da steht der Rechtsanwalt mit seinem halb geschriebenen Testament, da ist die ganze bestürzte Familie, die ganze Vergangenheit steigt vor
uns auf. O, der Mensch ist ein Narr, der seine Bekehrung bis zur Todesstunde aufschiebt!
Nicht einmal bis zum nächsten Tag dürfen wir unsere Bekehrung
aufschieben. Nur das „Heute“ gehört uns, nicht das „Morgen.“ Nicht
einmal bis zur nächsten Stunde dürfen wir aufschieben. Ein treues
Kind Gottes erzählte mir vor nicht langer Zeit: In unserm Dorfe
wohnte auf einem Gut eine reiche Dame, der ich von Zeit zu Zeit
christliche Schriften brachte, sie einlud in unsere Bibelstunden und
ihr auch hie und da sagte, daß sie sich bekehren müsse. Eines Sonntagnachmittags trieb es mich innerlich, die Dame wieder zu besuchen und sie noch einmal ernstlich einzuladen. Als ich den Hof betrat, stand eine feine Karosse da mit zwei mutigen Pferden, und als ich die Treppe hinaufging, begegnete mir die Dame, bereit zum Ausfahren.
Ich lud sie wieder freundlich ein und sagte ihr unter anderem, daß sie doch auch etwas für ihre unsterbliche Seele tun müsse, wenn sie in den Himmel kommen wolle. „Ach was Himmel!“ sagte sie, und sich wendend und auf ihre Karosse deutend, fügte sie hinzu: „Sehen Sie, das ist mein Himmel!“ Mit diesen Worten ließ sie mich stehen, ging die Treppe hinunter, stieg in den Wagen und fuhr fort. Nach einigen Stunden lief die furchtbar traurige Nachricht durch unser Dorf:
Die notwendigste Lebensfrage - Was muss ich tun?
Die Gutsbesitzerin Frau H. ist tot! Sie wurde von den scheuen Pferden aus dem Wagen geworfen und an einen Stein geschleudert und wurde dort tot aufgehoben. O teurer Leser, schicke niemand weg und verachte niemand, der sich um deine unsterbliche Seele bemüht. Es
ist vielleicht ein Bote Gottes und vielleicht der letzte.
Es hat einer gesagt: Der Teufel fängt die meisten Seelen durch die
„lange Bank“, d.h. durch das Aufschieben. Die Bibel sagt: „Heute,
wie gesagt ist, heute, so ihr Seine Stimme hören werdet, so verhärtet
eure Herzen nicht.“ Die Bibel sagt: „Jetzt ist der Tag der Annahme,
jetzt ist der Tag des Heils.“ Der Teufel sagt: „Morgen ist es auch noch
Zeit; jetzt lege dieses Büchlein beiseite; schlage dir jetzt die beunruhigenden Gedanken aus dem Kopf, denke morgen darüber nach!“
Wem wirst du glauben, wem wirst du folgen?
Laß mich noch kurz sagen, was man tun muß, um selig zu werden. Nun, die Antwort ist sehr einfach. Aber gerade, weil sie so einfach ist, scheint es dem Menschen schwer zu sein, sie zu verstehen. Paulus antwortete dem Kerkermeister auf diese Frage: Glaube an den
Herrn Jesus Christus! Ganz einfach: Glaube!
Wenn man in unserer Christenheit fragt, was man tun müsse, um selig zu werden, erhält man fast durchweg die Antwort: „Man muß beten.“ Sagte Paulus dem Kerkermeister, er müsse ernstlich beten und weinen und trauern und mit lauter Stimme zu Gott rufen? Nein!
Dies alles mag in Begleitung der Bekehrung und des Glaubens sein;
aber das ist nicht glauben und nicht das, wodurch wir gerettet werden. Viele Christen wundern sich, daß dieser Heide so schnell glauben konnte. Ich denke darum, weil er in Sündennot war. Überhaupt ist in der Bibel der kurze Befehl: „Glaube!“ nur an zerbrochene und zerknirschte Herzen gerichtet. Wer nicht zerbrochen ist, kann mit dem Glauben einfach nichts anfangen. Aber laßt die Leute einmal in Sündennot kommen, dann hören sie bald auf zu sagen, glauben sei zu einfach und zu leicht. Dann braucht man ihnen auch nicht mehr zu erklären, was glauben ist, ebenso wenig wie man einem Ertrinkenden sagen muß, wie er das Rettungsseil fassen muß.

Ich predigte einmal an einem Ort, und da wurde auch eine Frau erweckt. Sie kam zu mir, und ich betete mit ihr und ermahnte sie zu glauben. Am nächsten Abend brachte man die Frau wieder mit der Bitte, ich sollte mit ihr beten. Ich sagte: „Nein, das tue ich nicht, die Frau soll glauben.“ Aber ich betete für sie. Sie brachte auch ihr Kind mit in jene Versammlung, und auch das Kind wurde erweckt und sagte am nächsten Morgen zur Mutter: „Aber Mutter, wenn wir verloren gingen! Geht das Feuer in der Hölle nie aus? Muß man da immer brennen und kann nie verbrennen?“ Die Mutter mußte dem Kind sagen: „Nein, das Feuer geht nie aus; man muß ewiglich brennen.“ Das Kind fuhr fort: „Ja, Mutter, willst du dich nicht bekehren?“
„Gewiß“, sagte die Mutter. Nach einer Stunde fragte das Kind wieder: „Mutter, bist du jetzt bekehrt?“ „Nein“, sagte die Mutter, „wenn
ich nur wüßte, wie ich es anfangen sollte!“ Eine Stunde später fragte das Kind wieder: „Mutter, bist du jetzt bekehrt?“ „Ach nein, Kind“,seufzte die Mutter. „Aber Mutter, wenn du in die Hölle kämst und müßtest brennen und könntest doch nicht verbrennen!“ sagte das
Kind. Da brach die Mutter zusammen und schrie laut: „Heiland, was
muß ich tun? Ich nehme meine Zuflucht zu Dir, Du bist für die Gottlosen gestorben und auch für mich.“ Und siehe, da zog Friede und
Ruhe in ihre Seele ein. Sie wurde in jenem Augenblick Jesu Eigentum und freut sich heute mehr denn je, daß sie es ist.
Siehe, lieber Leser, das ist Glauben, wenn man als Mühseliger und
Beladener zu Jesus kommt und aus Seiner Hand die Vergebung empfängt. Nicht vergessen sollst du deine Sünden, sondern vergeben will
sie dir Gott. Gott haßt die Sünde, aber Er liebt den Sünder. Trotzdem
der verlorene Sohn sein Gut umgebracht mit Prassen, bleibt ihm doch
das Vaterhaus offen, das Vaterherz ihm zugetan und die Vaterliebe
so brennend, daß sie dem Verlorenen entgegeneilt, sobald sie ihn umkehren sieht. Man hat mit Recht gesagt, daß der Ruf Gottes an Adam:
„Wo bist du?“ ein Ruf tiefen Schmerzes gewesen sei. Gott hat zuerst den Verlust empfunden und deshalb auch den ersten Schritt getan.
Gott hat immer den ersten Schritt getan, auch den ersten Schritt zur
Versöhnung mit uns.
„Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit Sich selbst“
Er hat Den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, auf daß uns in Ihm die Gerechtigkeit zuteil würde, die vor
Gott gilt. Denn wie wir ohne unser Dafürkönnen durch den ersten
Die notwendigste Lebensfrage - Was muss ich tun? 
Menschen, Adam, verloren gingen, so sind wir ohne unser Dazutun durch den zweiten Menschen, Christus, wieder gerettet. Wir gingen alle in der Irre, waren blind und unbekümmert um unsere Seelen, taten nichts und konnten nichts tun für ihre Rettung. Aber da trat Gott
ein. „Der Herr warf unser aller Sünde auf Ihn“ (Jes. 53,6). Gott selbst hat unsere Sünde in Seine Hand genommen und hat sie mit Seinen eigenen Händen auf Seinen Sohn geworfen. Nicht du mußt deine Sünden auf den Sohn werfen. Nein, das tat Gott (Römer 8,3).
Ein Ungläubiger las einmal Jesaja 53 und rief verwundert aus:
„Wenn das wahr ist, dann bin ich auch erlöst, und zwar von Gott selber.“ Der Ungläubige hatte mehr Licht über die Erlösung als viele, die sich Gläubige nennen. Er hat recht: wir sind erlöst, und zwar von Gott selber.
Die Vergebung ist da; sie ist ein Geschenk von Gott bereitet für jeden. Die Bibel redet von einer Vorbereitung für den Himmel, aber nicht von einer Vorbereitung, um zum Heiland zu kommen. Die einzige Vorbereitung hierzu ist, daß wir wollen versöhnt und erlöst sein. Ein Mädchen, das wegen seiner Sünden sehr beunruhigt war, fragte mich einmal: Darf ich denn so von heute auf morgen glauben an die Vergebung? Ich sagte: #ein! Die Bibel hat ein doppeltes #

Inhalt
Vorwort 005
Die notwendigste Lebensfrage - Was muß ich tun? 007
In der Schwebe 016
Komm zum Kreuz! 025
Buße, ein himmlisches Geschenk 050
Der Gnadenstrom 071
Ohne Fühlen will ich trauen! 089
Ein Überwinder von innen heraus! 097
Das Geheimnis eines siegreichen Lebens 103
Der Weg dem Lamme nach 124
Kleine Lichter auf dem Weg der Nachfolge 175
Kreuzesgemeinschaft 175
Verborgenes Leben 177
Der Glaubenskampf 179
#icht in Anfechtung fallen 181
Gebetsleben 183
Innere Erfahrungen 185
Überfließendes Leben 187
Unheiligkeiten andrer 189
Der Ausweg 191
Gesegnetes Bibellesen 193
Das Examen 195
Die Ruhe im Kreuz 197
Grundsatz des Kreuzes 199
Ein Segen sein und Segen empfangen 201
Praktische Heiligung 203
Christus – auch der Letzte 205
Sabbatruhe 207
Schritthalten mit Gott 209
Umgestaltung und Hoffnung 211
Die zuvorkommende Gnade 213
Das „Ja“ des Geistes 215
Vergebung und Reinigung 217
Führungen 219
Wer überwindet! 221
Verborgene Opfer 223
Die wiederherstellende Gnade Gottes 225
Anfechtungen 227
Reinigung und Dienst 229
Hingabe und Segen 231
Unsre Zusammengehörigkeit mit Christus 232
Der Geist der Selbstentsagung 234
Bleibt in Meiner Liebe! 236
Lebst du in der Gegenwart Gottes? 248
Eine wunderbare Begegnung 256
Alttestamentliche Vorbilder der Braut des Lammes 266
Anleitung zum segensreichen Bibellesen 301
Heilsgewißheit 323
Aus dem Nachlaß von Georg Steinberger 330
Steinbergers Leben und Wirken 364

@2012 Rudolf Kretzek