Tozer A.W. 1897-1963

01/18/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

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Ein herausforderndes Buch über die Eigenschaften Gottes und ihre Bedeutung für das tägliche Glaubensleben des Christen. Tozer hilft, eine angemessene Sicht der Majestät Gottes wiederzugewinnen.
>'Die Botschaft dieses Buches... ist gerade heute wichtig, denn die Gemeinde Jesu ist seit Jahren in einem Zustand, der sich zusehends verschlimmert. Die Gemeinde hat den Sinn für Gottes Majestät verloren. Sie hat ihre einstige Gottesvorstellung durch eine andere ersetzt, die niedrig und Gott unangemessen ist.«

Diese Sätze aus dem Vorwort geben die Richtung an, in die Tozer zielt. Er belegt, daß wir »mit dem Verlust des Majestätsbegriffs« auch «das Bewußtsein für Gottes Gegenwart und die Ehrfurcht vor ihm« verlieren. Seine Studie bietet Korrekturen an, indem er eine auf biblischen Aussagen basierende Gottesvcrstellung neu ins Gedächtnis ruft. 

Er behandelt die folgenden Eigenschaften Gottes: Dreieinigkeit, Unbedingtheit, Ewigkeit, Unendlichkeit, Unveränderlichkeit, Allwissenheit, Weisheit, Allmacht, Erhabenheit, Allgegenwart, Treue, Güte, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Gnade, Liebe, Heiligkeit, Souveränität.
A. W. Tozer (1897-1963) kannte sich in Philosophie und Literatur bestens aus.-.Als Pastor und Autor analysierte er wachsam die Strömungen des Zeitgeistes. Er begegnete dieser Herausforderung durch kompromißlose Proklamation des Wortes Gottes, dem allein er sich verpflichtet wußte.
ISBN 3-7751-1018-6


KAPITEL 1. 'Es ist wichtig, sich' Gott. 'richtig vorzustellen'
:0' Herr, allmächtiger Gott - nicht der Gott der Philosophen und-der Weisen, sondern der Gott der'Propheten und "Apostel 'und Vor allem der Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi - darf ich ‚es ungescholten wagen, von Dir zu reden?
'Die, welche Dich nicht kennen, sehen Dich als einen Gott, der Du in Wirklichkeit gar nicht bist. Und so beten sie nicht Dich an, sondern ein Gebilde ihrer eigenen Phantasie. Erleuchte deshalb unsere Sinne und laß uns Dich so erkennen, wie Du bist, auf daß wir Dich uneingeschränkt lieben und Dich recht preisen können. Im Namen, unseres Herrn Jesu Christi. Amen.

Eines Tages wird es wohl offenbar werden, daß ein Volk immer auf' dem ‚Niveau geblieben ist, auf dem auch seine Religion war, und die menschliche Geistesgeschichte wird gewiß zeigen, daß keine Religion je größer gewesen ist, als auch ihre Gottesvorstel-'hing es war. Die Gottesverehrung steht auf hohem oder auf niedrigem'Niveau, je nachdem ob der Gläubige' hohe oder niedrige Vorstellungen ‚Von Gott hat;
Deshalb ist die Gottesvorstellungselbstimmer die entscheidendste Frage 'für eine Gemeinde, und ebenso ist bei einem Menschen nicht das, was er.-in einem bestimmten Moment sagt oder tut, das ‚Bedeutsamste,': sondern seine Auffassung von Gott. Aufgrund eines verborgenen 'Gesetzes. der Seele neigen wir dazu, unserem..
geistigen .Gottesbild nachzustreben. Das trifft nicht nur auf den 'einzelnen Gläubigen zu, sondern auch auf die Gemeinschaft der Gläubigen,' die Gemeinde. Das Aufschlußreichste an einei Ge-
meinde ist stets ihre Vorstellung von Gott, und ihre Botschaft ist 'gekennzeichnet von dem., was sie über Gott sagt oder verschweigt—‚ünd manchmal ist das Schweigen beredter als alles Reden. Nie kann ‚eine Gemeinde verhindern, daß ihr Gottesbild enthüllt wird.

‚Wäre es möglich, von irgendeinem Menschen eine umfassende Antwort auf die Frage zu bekommen, was ihm beim Gedanken an Gott durch den Kopf geht, so konnten wir mit Sicherheit die geistliche Zukunft dieses Menschen voraussagen Ware uns bekannt, was die einflußreichen und maßgebenden Persönlichkeiten des religiösen Lebens' heute von Gott denken,' so kömiten:wir'rnit" einiger Genauigkeit 'voraussehen, wo die Gemeinde morgen stehen 'wird.'

Ohne Zweifel ist der 'größte Gedanke, dessen -der menschliche Geist fähig ist, der Gottesgedanke, und' das bedeutendste Wort jeder Sprache ist ihr Ausdruck für Gott. Denken ‚und sprechen sind Gaben, die Gott den nach seinem Bilde gestalteten Geschöp-." fen gibt. Beide sind eng und unauflöslich mit ihm verbunden; Es,. ist höchst bedeutsam, daß das erste Wort das Wort war: »Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort«' (Joh 1,1). Wir können, reden, weil Gott redet. In ihm sind Wort und Gedanke ‚nicht:' voneinander zu trennen. ' 

Es ist für uns von größter 'Wichtigkeit, daß unsere Gottesvorstellung so nahe wie möglich an das wahre. Wesen Gottes heran reicht. Verglichen mit dem, was wir wirklich über Gott denken, sind Bekenntnisse unseres Glaubens von geringerer Bedeutung. Unsere eigentliche Gottesvorstellung kann unter dem Schutt landläufiger religiöser Auffassungen 'vergraben liegen, und. es bedarf einer wohlüberlegten und entschlossenen Suche, damit sie schließlich ausgegraben und erkennbar gemacht werden kann. Nur durch eine schmerzhafte Selbstprüfung ergibt sieh für uns die Möglichkeit, herauszufinden, was wir im tiefsten Grunde über Gott denken. '

Eine richtige Gottesvorstellung ist nicht nur die Grundlage für. 'die systematische Theologie, sondern' auch für das' praktische 'Glaubensleben. Sie'ist das Fundament des Gottesdienstes. Ist 'es' zu klein 'oder falsch 'gebaut, so: muß däs ganze Gebäude früher' 'oder später zusammenstürzen. Ich glaube kaum, daß es irgend welche Irrtümer in der Lehre 'oder Versagen im praktischen Christenleben gibt, die nicht letzten Endes alle auf unvollkommene .und niedrige Gottesvorstellungen zurückgeführt werden, können.
Meiner Meinung nach ist die Auffassung der heutigen Christen von Gott so dekadent, daß sie in keiner Weise der Würde Gottes, des Allerhöchsten, entspricht Daß dies auch bei. ernsthaften Gläubigen so ist, ist beinahe so etwas wie eine moralische. Katastrophe. . .. . .

Würde. man uns auf einen Schlag mit allen Problemen des Himmels und der Erde konfrontieren, so wären diese unerheblieb, verglichen mit der alles überragenden Frage nach Gott:.seiner Existenz, seinem Wesen und den Aufgaben, die wir als. sittliche Wesen ihm gegenüber haben.
Wer zum richtigen Gottesglauben gelangt, wird eine Menge irdischer Probleme los, denn er erkennt sofort, daß diese durch Dinge entstehen, die ihn höchstens noch für eine kurze Zeit beschäftigen.

Doch auch wenn die zahlreichen irdischen Probleme von ihm genommen wären, so würde an deren Stelle die mächtige Bürde der Ewigkeit auf ihm zu lasten beginnen, und zwar viel schwerer als alle Nöte der Welt vereint. Diese mächtige Bürde ist eineVerpflichtung Gott gegenüber. Sie beinhaltet die lebenslängliche Pflicht, Gott mit allen Kräften des Geistes und der Seele zu lieben, ihm völlig gehorsam zu sein und ihn anzubeten, wie es ihm gebührt. 

Wenn das unruhige Gewissen dem Menschen sagt, daß er nichts von alledem getan hat, sondern sich seit seiner Kindheit der schändlichen Auflehnung gegen die Majestät des Himmels schuldig genacht hat, so kann die innere Selbstanklage unerträglich werden.

Das  Evangelium vermag die Seele von dieser zerstörerischen Last zu befreien und den bedrückten Geist gegen Lobpreis auszutauschen. Solange jedoch der Mensch die Schwere dieser Last nicht verspürt, bedeutet ihm auch das Evangelium nichts. Und .bevor er nicht die Erhabenheit und Größe Gottes erkannt bat, wird es für ihn keine innere' Not geben. Für-den, der eine niedrige Auffassung von Gott hat, ist das Evangelium wirkungslos. 

Kaum eine Sünde, zu der das menschliche Herz fähig ist, ist Gott mehr ein Greuel als der Götzendienst; denn er ist eine Beleidigung Gottes. Das götzendienerische Herz setzt voraus, daß Gott anders ist, als er ist - schon dies ist eine ungeheure Sünde -‚ und ersetzt den wahren Gott durch einen, der der eigenen Vorstellung entspricht. Dieser Gott ist stets ein Abbild seines Schöpfers und wird gemein oder rein, grausam oder gütig sein —je nach der moralischen Verfassung des Geistes, dem er entsprungen ist. . .

Ein Gott, der in einem finsteren Herzen eines gefallenen Menschen geboren wurde, wird niemals, echte Ähnlichkeit mit dem wahren Gott aufweisen. »Da meinst du«,. sagt der Herr im Psalm zum Gottlosen, »ich sei so wie 'du« (Ps 50,21).

Dies ist zweifellos eine ernstzunehmende. Beleidigung. des Allerhöchsten, dem die Cherubime und Seraphime unaufhörlich zurufen: »Heilig, heilig, heilig ist der' Herr Zebaoth!« Geben wir acht, daß wir in unserem Stolz nicht der irrigen. Meinung verfallen, nur das sei Götzendienst, wenn man vor. Gegenständen niederkniet und sie anbetet und darum gäbe es ihn bei zivilisierten Völkern nicht! 

Das Wesen des Götzendienstes besteht im Festhalten an Gottesvorstellungen, die Gottes unwürdig sind. Er ‚nimmt seinen Anfang im menschlichen Geist und kann auch dort vorhanden sein, wo er sich nicht in äußeren religiösen Handlungen zeigt. »Obwohl sie von Gott wußten«, schreibt Paulus, »haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm' gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert« (Röm 1,21).

Dann folgte die Anbetung von Götzen in der Gestalt von. Menschen, Vögeln, vierfüßigen und kriechenden Tieren. Diese ganze Reihe entwürdigender Taten hat ihren Ursprung im Geist des Menschen. Verkehrte Gottesvorstellungen sind nicht nur die Quelle, aus der das verseuchte Wasser des Götzendienstes fließt, sondern sie sind selbst Götzendienst. Der Götzendiener macht sich seine eigenen Vorstellungen von Gott und handelt, als seien sie wahr. 

Wo in einer -Religion verdrehte Ansichten über Gott auftreten, 'führen sie bald zu deren Niedergang. Die lange Geschichte Israels zeigt dies. deutlich genug, und auch die Geschichte der Gemeinde Jesu beweist es. Eine erhabene Gottesvorstellung ist für die Gemeinde unbedingt notwendig; 'sinkt dieses Gottesbild auch nur ein wenig ab, so hat dies unweigerlich negative Auswirkungen auf 'den Gottesdienst und.die sittlichen Maßstäbe der Gemeinde. Der erste Schritt einer Gemeinde auf dem Weg nach unten ist immer dann getän, wenn sie ihre hohe Gottesvorstellung aufgibt. 

Dem Niedergang einer christlichen Gemeinde geht in der Regel eine Aufweichung:der'theologisöhen Grundlagen voraus. Auf die Frage: »Wie ist Gott?« gibt sie eine falsche Antwort, und hieraus folgen alle weiteren Schritte. Auch wenn sie noch an ihrem theoretischen Glaubensbekenntnis festhält, so wird dies doch nicht mehr in die Praxis umgesetzt. Die Anhänger dieser Gemeinden machen sich so ein Bild von Gott, das nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun bat, und das bedeutet 'Irriehre der heimtückischsten und tödlichsten Art.

Die .schwerwiegendste Aufgabe, die der Gemeinde heute gestellt wird, ist, ihre Gottesvorstellung so zu reinigen und aufzuwerten., daß sie Gottes wieder würdig ist. Das sollte in allem Beten und Wirken an erster Stelle stehen. Den größten Dienst erweisen wir der nachkommenden Generation von Gläubigen, indem wir immer die erhabene Gottesvorstellung, die wir von unseren
jüdischen und christlichen Vorfahren bezeugt bekommen haben, unverändert weitergeben. 

Das wird sich für sie als von größerem Wert erweisen als das, was Kunst oder Wissenschaft zu ersinnen vermögen.

Du Gott Bethels, von dessen Hand
Dein Volk noch ernährt wird;.
Der Du während dieser ermüdenden Pilgerfahrt
 Alle unsere Väter geführt hast!

Unsere Gelübde, unsere Gebete bringen wir nun 
Vor Deinen Gnadenthron.
Gott unserer Väter! sei der Gott
Ihres nachfolgenden Geschlechtes.
PHILIP DODDRIDGE

Jeremia 20,12 Denn dir habe ich meinen Rechtsstreit anvertraut Tozer A.W.

01/18/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Und du, HERR der Heerscharen, der du den Gerechten prüfst, Nieren und Herz siehst, lass mich deine Rache an ihnen sehen! Denn dir habe ich meinen Rechtsstreit anvertraut. Jeremia 20,12

Sei vollkommen ehrlich, wenn du betest! 
Ein wichtiges Element wahren Betens wird in unserem unechten Zeitalter nur allzu leicht übersehen. 
Dieses wichtige Element ist einfach schlichte Ehrlichkeit! 
Der fromme David M’Intyre schrieb einmal: »Ehrlichkeit geziemt uns, 
wenn wir in Seiner reinen Gegenwart knien.« 
Dann fuhr M’Intyre fort: »Bei einer Gelegenheit hatte Jeremia Gott falsch wiedergegeben. Er schrie wie im Zorn: ›HERR, du hast mich 
betört, und ich habe mich betören lassen.‹ 
Das sind schreckliche Worte, die er vor dem äußert, der die un­wandelbare Wahrheit ist. Aber der Prophet sprach aus, was er fühlte, 
und der Herr vergab ihm nicht nur, sondern begegnete ihm dort und segnete ihn.« 
Ich erinnere mich eines anderen ungewöhnlich eindringlichen geistlichen Schreibers, der zu größter Ehrlichkeit beim Beten riet, selbst 
bis zu einem Maße, das ans Unverschämte grenzt. »Wenn du beten willst« – so sagte er – »und verspürst gar keine Lust dazu, dann sag es Gott mit ungeschminkten Worten. Wenn dich Gott und geistliche Dinge langweilen, dann bekenne es unumwunden.« 

Dieser Rat mag manchen überempfindlichen Heiligen erschrecken, trotzdem ist er ganz und gar in Ordnung. Gott liebt die lautere Seele, selbst wenn sie sich in ihrer Unwissenheit tatsächlich der Unbesonnenheit beim Beten schuldig gemacht hat. Der Herr kann Unwissenheit schnell kurieren – aber für Unehrlichkeit gibt es kein Heilmittel. 
Wir können an dieser Stelle etwas lernen, wenn wir wollen!