Betrachtungen über den Brief an die Philipper, G.C. Willis

05/07/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Vorbemerkung zu Kapitel XXIV

PAROUSIA: ‚Gegenwart'; ICATERGAZOMAI: ‚(be)wirken, ausführen'
Das kleine Buch von Dr. J. H. Moulton, „VON ÄGYPTISCHEN SCHUTTHAUFEN'*), gibt einen kurzen Bericht darüber, wie vor ungefähr sechzig Jahren hunderttausende alter Papyrusstücke in den Sandwüsten Ägyptens gefunden wurden. Einige davon hafte man dazu benutzt, einbalsamierte Krokodile auszustopfen. Unter diesen Papyrusresten gab es alte Briefe, Obungshefte von Kindern, die sie in der Schule vollgeschrieben hatten, und endlos viele Petzen, die als unbrauchbar weggeworfen worden waren. Viele davon waren etwa in derselben Zeit geschrieben worden wie das griechische Neue Testament. Durch diese alten Papyrusstüdcchen können wir jetzt eine Menge über gewisse Wörter im griechischen Neuen Testament erfahren, die wir vorher nie genau verstanden haben.


Wir wollen jetzt über Vers 12 im zweiten Kapitel des Philipperbriefes nachdenken, und in diesem Vers werden wir zwei der Wörter finden, auf die diese alten Urkunden aus Ägypten helles Licht geworfen haben. Es sind die beiden griechischen Wörter p a r o u s l a, das ‚Gegenwart' oder aber ‚Ankunft', und katergazom ai, das ‚bewirken, ausführen' bedeutet. Das erste der beiden Wörter, parousia, hat den buchstäblichen Sinn ‚Seite an Seite von ... sein', in unserem Vers im Philipperbrief bedeutet es ‚Gegenwart'. In 2. Kor 10, 10 wird es ebenfalls mit „Gegenwart" übersetzt (,‚Die Briefe, sagt man, sind gewichtig und kräftig, die Gegenwart des Leibes ist schwach"); an allen anderen Stellen aber im Neuen Testament ist es mit „Ankunft" übersetzt worden. Im allgemeinen ist dieses Wort für die Bezeichnung der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus vorbehalten.

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Ich besitze ein wirklich wertvolles Griechisch-Lexikon aus dem Jahre 1880 von Dr. Cremer; dort heißt es:,, Es ist nicht einfach, zu erklären, wieso der Begriff diesen doppelten Sinn erhielt." Hören wir, was Dr. Moulton zu sagen hat über das Wort, zu dem Dr. Cremer etwa 35 Jahre vorher so gerne etwas erfahren hätte;
„Unser Herr gebraucht, wenn Er von Seinem Wiederkommen spricht, das Wort parousia, und in den später entstandenen Teilen des Neuen Testaments ist es schon ein feststehender Begriff dafür geworden. Nun, dieses Wort, das, so gebraucht, ‚Ankunft' oder ‚Gegenwart' bedeutet, hatte früher einen noch viel weiteren Bedeutungs-Hintergrund. Ägyptische Papyri des dritten und zweiten vorchristlichen Jahrhunderts geben uns einige Hinweise, die die ersten Herausgeber dieser Papyri noch völlig verwirrten. ... Es gibt da ein aus zwei Hauptwörtern zusammengesetztes Wort, s t e p  a - n o u p a r o u s i a, das wir jetzt zu verstehen gelernt haben. Die Ptolemäer, die nach Alexander d. Gr. in Ägypten geherrscht haben, waren im allgemeinen nicht gerade beliebt, und ich muß sagen, daß ich auch nicht finden kann, daß sie Beliebtheit verdient hätten. König Georg von England war kürzlich in Lancashire, einer Provinz Englands, und dort ritt er überall im Lande umher, ging in die Hütten, redete mit den Leuten, und alle behielten ihn als einen gütigen König in Erinnerung. Königliche Besuche können so aussehen. Die königlichen Besuche der Ptolemäer aber waren von ganz anderer An. Wenn der König in entfernte Teile des Landes kam, gab es begeisterte Kundgebungen, aber sie waren alle vorher vorbereitet worden. Zuerst war der Steuereinnehmer zu jedem einzelnen gegangen und hatte den Leuten Geld aus der Tasche geholt - die, sogenannte Kronen-Steuer. Für den Besuch wurde dann als angeblich freiwilliges Opfer dem König eine Krone aus Gold angefertigt, die die spontane Regierungstreue des Volkes zeigen sollte. - Der Bericht läßt deutlich werden, wie dieses Wort p a r o u s ja gebraucht wurde. Dadurch, daß es die Bedeutung ‚Besuch des Königs' erhielt, war es,. ohne daß man es merkte, im voraus für den Zeitpunkt bereitgestellt worden, an dem der König der Könige in großer Niedrigkeit kam; Seine Ankunft nannte man Parusie. Wir aber vertrauen von ganzem Herzen auf die Erfüllung des Versprechens Seines zweiten Besuches, des letzten und größten, der eines Tages statthaben wird - wir wissen nicht, wann."
Wie schön, daß der Geist dieses Wort gebraucht für die Wiederkunft meines Herrn! Er kommt, tun bei mir „gegenwärtig" zu sein, mir „zur Seite", und ich werde Ihm „zur Seite" sein! In phil 2, 12 war Paulus an der Seite seiner lieben Bekehrten in Philippi gewesen, jetzt aber war er abwesend. Das Wort für „Gegenwart" ist par - ousia, das Wort für „Abwesenheit" a p - o u s  a, ‚weg seiend von'. In einer Hinsicht ist unser Herr jetzt abwesend - a p - o u s i a -‚ aber bald, sehr bald,: „über ein gar Kleines", und Er wird da sein - par-ot1sia.
Ober das andere Wort, katergazomai, müssen wir noch ausführlich sprechen. Ich will deshalb nicht versuchen, es hier zu beschreiben, sondern wir warten besser, bis wir über Vers 12 reden.
1 „Front Egyplian Rubbiah Heapa"

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