Witt Dietrich, Der ewig reiche Gott 1

07/08/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Gleichnis vom Sämann (Mt 13, 3-23)

». das ist der, bei dem auf den Weg ges/fr ist« (V. 19)
Ein Bauemknecht kam eines Soimtagvornüttags aus der Kirche und erzählte bei Tisch seinem Herrn, der an jenem Morgen vom Kirchgang abgehalten gewesen war, wie schön der Pastor gepredigt habe. »Über welches Wort hat der Pastor denn gepredigt?« fragte der Bauer, dem es daran lag, auf diese Weise noch einen Segen zu bekommen.
»Das habe ich vergessen«, gab der Knecht zur Antwort.
»Was war denn der Schluß der Predigt?« war die weitere Frage des Hausherrn.
»Ach, den habe ich nicht mehr gehört, ich mußte vor Schluß schon die Kirche verlassen«, sagte der Knecht.
»Wovon hat der Pastor in der Predigt denn hauptsächlich gesprochen?« fragte der Mann noch einmal.
»Das kann ich nicht sagen«, erwiderte der schlechte Hörer des Wortes, »denn ich war so müde, daß ich nicht alles gehört habe.«

»... da kamen die Vögel und fraßen's auf« (V. 4) 

Als Moody, der gesegnete amerikanische Evangelist, in Irland Versammlungen hielt, hatte er großen
Zulauf. Auch ein junger Mann hatte ihn gehört und war aufs tiefste ergriffen worden. Am Tag darauf suchte ein älterer Mitarbeiter ihn zu sofortiger Übergabe an den Herrn zu bewegen, und der junge Mann war auch von der Notwendigkeit völlig überzeugt. Im selben Augenblick aber kam die Tochter des Arbeitgebers hinzu und zog die Bekehrung ins Lächerliche und zählte Fromme auf, die nicht ihrem Bekenntnis gemäß lebten. Diese spöttischen Bemerkungen beeinflußten den jungen Mann leider derartig, daß er sich nicht mehr zur Übergabe seines Lebens an Jesus entschließen konnte. Und er war dem Reich Gottes doch so nahe gewesen!
Das Erschütterndste dieser Geschichte: Es war seine letzte Gelegenheit gewesen, sich für Jesus zu entscheiden, denn nur eine knappe Woche nach diesen Ereignissen fand ihn seine Frau morgens tot im Bett.
». . die Sorge der Welt« (V. 22)
Ein gläubiger Mann bezeugte einst den Heiland vor dem Direktor einer chemischen Fabrik. »Nein«, sagte der Direktor, »ich habe eine unheilbar kranke Frau und zwei große Prozesse schweben, in denen für mich viel auf dem Spiel steht. Wenn Gott machen könnte, daß meine Frau gesund wird und daß ich die Prozesse gewinne, dann will ich an ihn glauben.«
Nach einiger Zeit traf der Mann den Direktor wieder. »Denken Sie nur«, sagte er, »meine Frau ist gar nicht unheilbar krank, wie sich jetzt herausgestellt hat, und den einen Prozeß habe ich auch gewonnen, seit wir uns sahen.« - »Nun«, antwortete der Gottesmann, »dann hat Gott ja getan, was Sie gefordert haben. Wollen Sie jetzt zu Jesus kommen?« - »Nein«, lautete die Antwort, »jetzt habe ich Wichtigeres zu tun!«

Gleichnis vom Senfkorn (Mt 13, 31. 32)
4 »Das kleinste unter allen Samenkörnern« (V. 32) Vor Jahren überredete eine unbemittelte Näherin. einen Jungen, zur Sonntagsschule zu gehen. Dieser Junge bekehrte sich. Seinem späteren Einfluß war es zuzuschreiben, daß die Mission unter den Telu-gus ins Leben gerufen wurde, durch deren Arbeit viele Tausende von Ungläubigen den Heiland gefunden haben.
Die arme, kranke Nähern, die bald darauf starb, und der kleine Junge, der ihrer Einladung zur Sonntagsschule folgte, waren ein Senfkom, aus dem jener große, früchtereiche Baum der vielen Heidenchristen heranwuchs.
5
Ein schwarzer Junge am Kongo, der eine gewisse Zeit auf einer Missionsstation gelebt hatte, fand dort zu Jesus Christus. Bald darauf wurde er von der
Schlafkrankheit befallen. Er wußte, daß dies seinen Tod bedeutete, und sagte deshalb zu dem Missionar: »Ich möchte wieder heim zu meiner Mutter.« So ging er nach Hause zu seiner unchristlichen Mutter und erzählte dieser in seinen letzten Lebenstagen von Jesus und seiner Liebe. Als der Missionar zwei Jahre später nach Bonginda, dem Heimatort des Jungen, kam, hörte er, daß seine Mutter seit dem Tod ihres Kindes täglich an den Muß gehe, in die Richtung blicke, wo der weiße Mann wohnte, und zu des weißen Mannes Gott betete. Dreiunddreißig Personen fanden sich bald zusammen, die, durch des Jungen Zeugnis veranlaßt, mehr vom Heiland hören wollten. An diesem Ort wurde dann bald eine Missionsstation eingerichtet.
6
Vor mehr als hundert Jahren sammelte eine junge Dame sich eine Sonntagsschulklasse aus armen, verwilderten Straßenkindern zusammen. Unter ihnen war einer namens Bob, der schlimmste von allen. Der Leiter der Sonntagsschule sagte diesen Jungen, sie sollten in der Woche einmal zu ihm kommen; dann wolle er ihnen allen einen neuen Anzug schenken. Sie kamen, Bob auch, und jeder erhielt den versprochenen Anzug.
Nach einigen Sonntagen jedoch fehlte Bob in der Sonntagsschule. Die Lehrerin machte ihn ausfindig und sah, daß seine neuen Kleider zerrissen und beschmutzt waren. Er ließ sich überreden, wiederzukommen, und der Leiter gab ihm einen neuen Anzug.
Doch nach einigen Sonntagen fehlte er erneut. Als die Lehrerin ihn auffand, war auch der zweite geschenkte Anzug zerrissen und gänzlich verdorben.
Bob schien unverbesserlich zu sein. Die Dame berichtete das dem Leiter der Sonntagsschule, doch dieser bat sie, es noch einmal mit ihm zu versuchen; er habe den Eindruck, es sei etwas Gutes an Bob. So sagte man ihm einen dritten neuen Anzug zu, falls er regelmäßig zur Sonntagsschule kommen wolle. Das versprach Bob und erhielt einen dritten neuen Anzug. Er kam wieder zur Sonntagsschule, kam bald gern, bekehrte sich, wurde in die Gemeinde aufgenommen, wurde Lehrer und studierte schließlich Theologie.
Aus diesem schmutzigen, zerrissenen Jungen wurde der große Chinamissionar Robert Morrison, der die Bibel in die chinesische Sprache übersetzte und so den Millionen Chinas das Evangelium in die Hand gegeben hat.

7 Gleichnis vom Sauerteig (Mt 13, 33)
»Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter einen halben Zentner Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.«
Eine Missionarin war eben in Japan angekommen. Ihr Herz, so erzählte der Evangelist Kimura, brannte in Liebe und im Feuer des Heiligen Geistes. Die
Sprache kannte sie noch kaum, aber die Menschen liebte sie. So sammelte sie etwa 24 Jungen um sich, gab jedem von ihnen eine japanische Bibel in die Hand und ließ sie darin lesen, während sie selber ihre eigene Bibel vor sich hatte.
Eines Tages lasen sie die Geschichte der Kreuzigung Jesu. Dieser Bericht bewegte auch die Missionarin sehr stark und vertiefte ihre Hoffnung, daß die
Jungen Jesus als ihren Heiland erkennen möchten. Aus diesen Gedanken Wurde ein Gebet. Plötzlich
bemerkten die Jungen daß die Missionarin flehentlich zu Jesus betete, daß er doch die Jungen retten möchte. Das beeindrUC1 Sie so, daß sie jlij Herz dem Heiland gaben.
Von diesen Jungen sind einige tüchtige Männer geworden, und Kimura, ein Mami voll Glauben und Freude, ist einer von ihnen.
»Als ich«, erzählte er, »nach Hause kam und meinem Vater sagte, daß ich ein Christ sei, bekam
ich zunächst eine tüchtige Tracht Prügel; danach sollte ich umgebracht werden. Aber statt dessen bekehrten sich mehrere Glieder meiner Familie. Später kam ich nach ikazu Evangelist Moody, und nun durchziehe ich Japan und predige das Wort vom Kreuz.«

8 Der Schalksknecht (Mt 18, 21-35)
»Bezahle, was du mir schuldig bist!« (V. 18, 28) Ein Mann namens Samuel Holmes, der in Frank-fort/USA wegen eines Mordes im Zuchthaus eingekerkert lag, erhielt eines Tages Besuch von seinem alten Schulfreund Lucien Young. Dieser hatte vor Jahren durch tapfere Rettung einiger Menschenleben die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und als er sich nun an den Gouverneur Blackbum wandte, um seinem Schulfreund Begnadigung zu erwirken, da wurde ihm diese in Anbetracht seines Verdienstes gern gewährt.
Der Gouverneur unterzeichnete die Begnadigungsurkunde. Mit ihr in der Tasche eilte Young ins Zuchthaus zu seinem Freund. Doch ehe er ihm von seiner Begnadigung Mitteilung machte, fragte er ihn unter anderem auch, was er zu tun gedächte, falls er begnadigt würde.
»Was ich zu tun gedenke?« war die hastige Antwort. »Ich würde nach Lancaster gehen und den Richter Owsley samt dem Mann umbringen, der gegen mich gezeugt hat.«
Traurig, ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging Young von ihm weg; draußen vor der Zellentür zerriß er die Begnadigungsurkunde in Stücke.
Weil Holmes selbst nicht vergeben wollte, konnte ihm keine Vergebung zuteil werden.

9 Gleichnis von der königlichen Hochzeit (Mt 22, 5. 12)
»Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft« (V.5)
Der Evangelist Moody erzählte folgendes: Einst wollte ich die Versammlung in unserer Kirche gerade schließen, als noch ein junger Mann aufstand und die Leute mit großem Ernst ermahnte, sich doch beizeiten ganz für Christus zu entscheiden.
Er sagte, er habe kürzlich eine erschütternde Szene erlebt. Einer seiner Kollegen hatte einen Vater, der ihn stets mahnte, sich Jesus zuzuwenden. Er sagte aber dauernd: »Erst wenn ich älter bin, das hat jetzt noch Zeit.« Da hatte er einen Unfall und kam ins Krankenhaus Sein Zustand verschlimmerte sich ständig. Eines Tages erhielt er einen Brief von seiner Schwester. Man las ihm den Brief vor, weil er ihn nicht mehr selbst lesen konnte. Es war ein ernster Brief! Aber der Kranke war bereits so schwach, daß er ihn nicht mehr recht zu verstehen schien, bis man zum letzten Satz kam, der lautete: »Mein lieber Bruder, willst du nicht den Heiland annehmen, wenn du diesen Brief erhältst?«
Der Sterbende richtete sich mühsam auf und fragte: »Was sagen Sie?« und dann, auf das Kissen zurückfallend, seufzte er: »Es ist zu spät, zu spät!«

 10 »Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte« (V. 12)
Einst waren ein Negersklave und sein Herr Freunde des Evangeliums geworden. Der Sklave fand bald Vergebung und Frieden im Blut Jesu, der Besitzer aber nicht. Da kam er zu seinem Sklaven und sagte: »Wie kommt es, Sambo, daß du Frieden gefunden hast, während ich immer noch im Finstern bin?«
»Massa«, entgegnete der Sklave, »das verhält sich wohl so: Ein Mann kommt zu Sambo mit einem guten Rock und sagt: >Sambo, du mußt einen neuen Rock haben. Gib mir deinen alten und nimm diesen neuen!< Sambo sieht seinen Rock an und bemerkt, daß er viele Flecken hat und zu schlecht ist, als daß man ihn flicken könnte. Da sagt er: >Danke Ihnen, ich bin Ihnen sehr dankbar<, und zieht den neuen Rock an. Der Mann geht zu Massa und bietet ihm ebenfalls einen Rock an. Massa aber sieht den seinigen an und sagt: >Der ist noch nicht so schlecht. Er wird mir schon noch eine Zeitlang dienen. Ich behalte ihn lieber noch ein wenig.< Somit behält Massa seinen alten Rock, weil er noch nicht schlecht genug ist, weggeworfen zu werden; Sambo aber bekam einen neuen, weil sein alter ihm zu schlecht war.«

Gleichnis vom verlorenen Groschen (Luk. 15,8-10)    -
„Freuet euch mit mir; denn ich habe meinen Groschen gefunden, den ich verloren hatte. Also auch, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut" (V. 9)
Ein Sohn erzählt: Mein Vater war zur Zeit, aus der diese Erzählung stammt, als Lehrling bei seinem ältesten Bruder in Rendsburg angestellt, der ein großes Möbelgeschäft leitete; die verwitwete Mutter wohnte bei ihm und führte ihm den Haushalt.
Eines Tages nun gab der ältere Bruder meinem Vater den Auftrag, nach der Bank zu gehen und da einen Hunderttalerschein in kleines Geld umwechseln zu lassen, da er am andern Tag seine Arbeiter damit entlohnen wollte; dabei gab er ihm die strengsten Weisungen, ja recht vorsichtig-mit dem Geld zu sein, was natürlich auch fest versprochen wurde.
Der Weg zur Bank führte über die Eider. Dort, bei der Brücke, trifft der Junge andere an, die eifrig mit einem Spiel beschäftigt sind; er will an ihnen vorbei, aber sie versperren ihm den Weg und suchen ihn zu überreden, an ihrem Spiel teilzunehmen. Nach einigem Zögern gibt er nach und läßt sich überreden. Dabei legt er seine Mütze auf das breite Geländer der Brücke und unter die Mütze den Hunderttalerschein; er glaubte, ihn dort gut geborgen zu haben.
Und nun geht es an das Spiel, nicht besonders lange, und doch viel zu lange; denn während der Zeit war ein Windstoß gekommen und hatte die Mütze samt dem Hunderttalerschein in den Fluß geweht, so daß, als sein Eigentümer sich nun wieder auf den Weiterweg zur Bank machen wollte, er zu seinem größten Schrecken das Geländer leer und Mütze und Geld verschwunden fand.
Endlich, nach langem Suchen, gelang es ihm, die Mütze wiederzufinden, und zwar im Wasser schwimmend. Aber das Geld, das Geld, wo war das? Er wagte vorläufig gar nicht, nach Hause zurückzukehren, sondern schlich sich erst nach Verlauf einiger Zeit durch die Hintertür ins Haus hinein, traf da die Mutter in der Küche und bat sie, mit ihm in die Schlafstube zu kommen, er sei in großer Not und Angst und wisse nicht, was er tun soll.
Als nun die Mutter hinaufkam, da sah sie gleich an dem verstörten Gesicht ihres Jungen, daß ihm etwas besonders Schlimmes passiert sein müsse, und als er dann ein offenes Geständnis seiner Schuld abgelegt hatte, sagte sie in tiefem Mitleid mit dem armen, reumütigen Jungen: „Mein Kind, ich weiß dir keinen Rat zugeben, weiß auch niemand, der uns jetzt helfen könnte, doch - einen weiß ich, komm, wir wollen beten und den anrufen, der gesagt hat: ‚Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen."
„Dieses Gebet der Mutter", erzählte mein Vater, „war der Wendepunkt in meinem inneren Leben, das gab mir den ersten wirklich nachhaltigen Anstoß zu einem neuen Leben und wurde somit die erste Veranlassung, unter des Herrn wunderbarer Leitung später dem Ruf Folge zu leisten und in den Dienst der Brüdermission in Südafrika einzutreten." - 
Doch zurück zu meiner Erzählung. Die Mutter sagte: „Ich will gleich mit dir gehen und dir noch einmal am Fluß suchen helfen; bei Gott ist nichts unmöglich, vielleicht läßt er uns das Geld doch wiederfinden." Und so gingen sie zum Fluß.
Dort suchen sie eine Zeitlang ganz vergeblich am Ufer entlang, in der Hoffnung, unter den angeschwemmten Blättern den verlorenen Geldschein wiederzufinden, bis sie zuletzt an eine Stelle kamen, wo der lange Zweig eines Strauches ins Wasser hinabhing und etwas Gras und Laub aufgefangen hatte. Mit einem langen Stock gelang es ihren, den Zweig herzubiegen, so daß sie denselben untersuchen konnten; und da, verborgen unter nassem Gras und Laub, fanden sie den verlorenen Hunderttalerschein! ganz durchnäßt, aber sonst noch ganz unversehrt!

@1995 VLM Verlag