Wer aus Gott geboren ist, der sündigt nicht BdH 1853

02/18/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Wer aus Gott geboren ist, sündigt nicht

Botschafter des Heils in Christo 1853, 

Diese Worte werden sehr leicht und vielfach missverstanden und doch sind sie so einfach. Es bedarf nur des einfältig kind­lichen Glaubens, um sie recht zu verstehen und zu gebrauchen. Der Apostel will uns hier ebenso wenig zu einer fleischlichen Heiligung auffordern, als uns für die feinen subtilen Sünden blind machen; vielmehr will er unserem Glauben einen sicheren festen Halt und unserem Glaubenskampfe ein freudiges Auf­sehen geben. Darum ist es eine gute Botschaft, ein liebliches Evangelium, und hält uns recht wacker und nüchtern. Jagen wir einer falschen Heiligung nach, meine Freunde, so können uns diese und ähnliche Worte nur mutlos machen; nehmen wir es leicht mit der Sünde, so werden wir dadurch sicher. So ent­schieden sie nun aller fleischlichen Heiligung und Sicherheit entgegentreten, ebenso entschieden und freudig bekennt der Christ: „Wer aus Gott geboren ist, der sündigt nicht; er kann nicht sündigen." Lasset uns nun in den Sinn dieser Worte etwas näher eingehen.


„Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns" (Joh. 1, 14). „Wer nun glaubt, dass Jesus sei der Christ, der ist von Gott ge­boren" (1. Joh. 5, 1). Es ist etwas überaus Köstliches für ein Herz, das unter der Last der Sünde seufzt, wenn ihm das Ge­heimnis der Gottseligkeit kund wird, wenn es in Wahrheit in das Bekenntnis einstimmt: „Gott ist geoffenbart im Fleische; gerechtfertigt im Geiste" (1. Tim. 3, 16); „Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen" (1. Joh. 4, 2). Dies Kommen galt unserer Erlösung. Es sollte die göttliche Gerechtigkeit befriedigt und der Reichtum der Gnade an uns in Christo Jesu geoffenbart werden. Es ist nun vollbracht zum Preise unseres Gottes; aber nur der Glaube erfasst es und betet an. Für den Unglauben bleibt das Wort vom Kreuze die alberne Predigt; ihn dünket die Weis­heit und Kraft Gottes, nur Torheit und Schwachheit zu sein.

Der Mensch war Sünde und Ohnmacht, er stand unter dem Fluch und Zorn Gottes und sein Ende war Tod und ewige Ver­dammnis. Das war sein Los als Nachkommen des ersten Adams, in welchem durch Ungehorsam das Ebenbild Gottes verloren ward. Da erschien der zweite Adam, Jesus Christus; Er hüllte sich in Fleisch und Blut, weil auch wir gemeinsam dasselbe an uns tragen (Hebr. 2, 14); in diesem ist Er hingegangen und hat unsere Sünde an Seinem Leibe an das Fluchholz hinaufgetragen (1. Petrus 2, 24). Auf diesem Wege ist die Sünde, die uns von Gott trennte, beseitigt worden. An dieses Opfer allein hält sich der Glaube, der nichts Eigenes mehr zu bringen vermag. 

Er spricht ebenso zuversichtlich, dass alle Sünden getilgt seien, als ob er nie eine Sünde begangen hätte. Der Gläubige naht sich Gott mit Freimütigkeit; nicht mit einem von Sünde be­schwerten, sondern mit einem befreiten Gewissen, weil er Jesum ergriffen hat. Noch weiter geht der Glaube in seinem Bekennt­nis; da er ja nicht mehr auf das Sichtbare sieht, sondern unbe­dingt und mit völliger Gewissheit dem Worte Gottes traut. In Christo Jesu sieht sich der Gläubige vertreten und dargestellt. Jesus Christus ging mit uns, die wir durch den Glauben in Ihm sind, mit allen unseren Sünden Gott entgegen. Auf Ihn ward all unsere Schuld und Missetat gelegt. Die göttliche Gerechtig­keit aber traf den also Beladenen, und uns in Ihm, auf Golgatha. — „Verflucht ist, wer nicht hält alle Worte des Gesetzes, dass er darnach tue; und: „Welche Seele sündigt, die soll des Todes sterben." 

Das war genug, und die Gerechtigkeit Gottes musste sich auch völlig als Gerechtigkeit erweisen. Dies ist geschehen am Fluchholz, als Christus den Tod der Missetäter starb und wir in Ihm. „Er ward für uns zur Sünde gemacht." Der Leib also, der dem Gesetz der Sünde unterworfen war, wurde am Kreuze, in Jesu, vom Tode getroffen und ist dadurch ganz be­seitigt worden. Die Sünde, bei allen, die durch den Glauben in Jesu sind, hinweggetan. Die Sünde kann ihre Kraft und Herrschaft nur in denen ausüben, die nicht im Glauben stehen, bei den Glaubenden hat sie nichts mehr zu richten, noch zu fordern, weil das geschehen ist. Die Gerechtigkeit Gottes hat sodann auch ihr Genüge an den Glaubenden: Gott selbst war in Christo und hat Sich völlig zufriedengestellt durch Sich selbst.

Der Tod konnte den nicht halten, der Gott vertraut hatte und das Leben selber war. Das Gericht war beendigt und alles beseitigt worden, was sich irgendwie zwischen Gott und uns stellen konnte. Jetzt offenbarte sich an uns, den Glaubenden, der Reichtum Seiner Gnade und Liebe. Hielt uns keine Sünde mehr gefangen, konnte kein Gesetz mehr einen Fluch über uns aussprechen, weil der Tod beiden volles Recht hatte zuteil wer­den lassen, so konnte uns auch mit Jesu, unserm Leben, das Grab nicht behalten. Wie Er durch die Herrlichkeit des Vaters auferweckt wurde, also auch wir. Ein neuer Mensch entstieg dem Grabe, an dem die Gerechtigkeit Gottes nichts mehr fand. Er war gerecht, heilig und ohne Tadel und darum setzte Ihn auch Gott zu Seiner Rechten. Er hatte Sich selbst erniedrigt und ward völlig gehorsam, darum hat Ihn auch Gott erhöht und Ihn hoch über alles gesetzt, was im Himmel und auf Erden ist; als Kind und Erbe ist Ihm vom Vater im Himmel ein ewiges, un­verwelkliches Erbteil, eine unaussprechliche Herrlichkeit ge­worden.

 Der Glaube sieht sich nur, in Jesu; wo Dieser ist, da bleibt auch Er. BIS zur Rechten Gottes, bis zur Herrlichkeit des Vaters folgt Er und betet an. Er erfüllt das Herz mit Lob und Preis, dass es laut rühmend mit dem Apostel spricht: 0, welch eine Tiefe des Reichtums, beides der Weisheit und der Erkennt­nis Gottes" (Röm. 11, 33). Der Gläubige richtet unverwandt sein Auge auf Jesum und erblickt in Ihm die ganze Fülle der Gnade und Liebe. Nur er versteht die Worte: „So ist nun nichts Ver­dammliches an denen, die in Christo Jesu sind" (Röm. 8, 1.). Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden" (2. Kor. 5, 17). Der Gläubige sieht sich mit den Augen Gottes an und da sieht und bekennt er, dass er in Jesu versöhnt, gerechtfertigt und geheiligt dargestellt und dem Vater lieb und wert ist. Er hat Jesum im Glauben angezogen und darum hat er das ewige Leben und ist hienieden schon, in dasselbige eingegangen.

Der Sündenleib ist getötet und die Knechtschaft der Sünde aufgehoben. Es ist alles neu geworden; wir sind aus Gott ge­boren, sind in Christo auferstanden und in den Himmel versetzt. Sollen wir nun wieder einen neuen Sündendienst aufrichten?

Dann wäre Christus ja ein Sündendiener. Wisset ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Soll ich nun die Glieder Christi nehmen und sie zu Gliedern der Sünde machen? Das sei ferne. Vielmehr halten wir gläubig fest, dass wir der früheren Herrschaft und Gemeinschaft ganz entstorben sind, dass alles neu geworden ist, dass der ganze Dienst, ja unser ganzes Verhältnis ein anderes geworden ist. Eine solche Sprache des Glaubens führt der Apostel Johannes fast durchgängig in seinem ersten Briefe. Er spricht von den Christen, als spräche er von Christo selbst; auf die ungläubigen Einwendungen des menschlichen Herzens nimmt er gar keine Rücksicht. Er redet von den Chri­sten, als solchen, die in Christo der Sünde gestorben und nun mit Ihm auferstanden und in den Himmel versetzt sind. 

Er führt nur die Sprache des Glaubens, der die Dinge besitzt, die er glaubt. Nur einige Steilen will ich hier anführen: „So wir im Lichte wandeln, so haben wir Gemeinschaft untereinander" (Kap. 1. 7). „Und dann merken wir, dass wir ihn erkannt haben, so wir seine Gebote halten. Wer da sagt: Ich kenne ihn und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner und in solchem ist die Wahrheit nicht" (Kap. 2, 3. 4). „Wer in ihm bleibet, der sün­digt nicht; wer da sündigt, der hat ihn nicht gesehen, noch er­kannt". „Wer da Sünde tut, der ist ein Teufel". „Ein jeglicher, der aus Gott geboren ist, der tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt bei ihm, und kann nicht sündigen, denn er ist aus Gott geboren". 

„Und was wir bitten, werden wir von ihm nehmen, denn wir halten seine Gebote und tun was vor ihm wohlgefällig ist" (Kap. 3, 6. 8. 9. 22). „Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt, und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat". „Wir wissen, dass, wer von Gott geboren ist, der sündigt nicht; sondern wer von Gott geboren, der bewahrt sich, und der Arge wird ihn nicht antasten" (Kap. 5, 2, 3. 18).

Es wird uns hier nicht schwer zu erkennen, dass der Apostel von solchen redet, die in Christo Jesu vollkommen dargestellt sind, „welche nicht von dem Geblüt, noch von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind." Von dem Leib der Sünde, der am Kreuz in Christo Jesu getötet ist, wird keine Notiz genommen; der Glaube hält ihn für völlig vernichtet. Die frühere Macht und Herr­schaft, welcher wir unterworfen waren, ist in Jesu gebrochen, und in Ihm kann uns nichts schaden. Es ist aber dies nur ein Werk des Glaubens und nicht des Schauens. In der Wirklichkeit sehen wir den Leib, worin das Gesetz der Sünde sein Werk hatte, noch an uns und das macht manche irre. Der Glaube aber hat dieselbe Kraft, die. Dinge, die er glaubt, auch in der Wirk­lichkeit zu haben. Er ist es, der uns allein in Christo Jesu hält und uns untadelig wandeln läßt; doch bleibt er fortdauernden Anfechtungen unterworfen. In meinem Fleische finde ich noch alle Anknüpfungspunkte für das, was fleischlich ist, und nur, wenn ich im Glauben stehe, hat nichts Macht über mich. Ohne Glauben, mag ich auch noch so viele Jahre ein Christ gewesen sein, komme ich wieder unter die Herrschaft der Sünde und des Todes. Unzählige Feinde sind beschäftigt, mir meinen Glauben zu rauben, und darum bleibt in diesem Leben ein steter Kampf. 

Ohne Kampf bin ich schnell eine Beute des Unglaubens, und der Sündenleib, den der Glaube in Jesu als getötet ansah, wird, wenn ich so sagen darf, wieder aus dem Grabe hervorgezogen und tritt unter den Dienst der Sünde. In diesem Dienste bleibe ich, solange der Unglaube währt; nur der Glaube allein versetzt mich aus demselben in Jesum. In diesem Sinne spricht auch der Apostel, uns zu trösten, nachdem er vorher ermahnt hat: „Meine Kindlein solches schreibe ich euch, auf dass ihr nicht sündigt. Und wenn jemand gesündigt hat, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Chri­stum, den Gerechte n" (1. Joh. 2, I). Es soll keiner, der mutlos geworden, der den Glauben verlassen, den Sündenleib wieder angesehen, und nicht im Kampf beharrte, in seinem Un­glauben bleiben, sondern sofort zu Jesu seine Zuflucht nehmen, in Ihm ist die Versöhnung, in Ihm sind wir gerecht.

So tröstlich es nun einerseits für uns ist, zu finden, dass wir nicht Ursache zum Verzagen haben, ebenso entschieden fordert uns auch andererseits die Geduld und Güte Gottes auf, nicht zu sündigen. Es ist sehr betrübend, diese Trostworte aus dem Munde solcher zu hören, die da leichtsinnig wandeln. Sie wollen darin eine. Unmöglichkeit sehen, der Sünde nicht zu dienen. Finden sie bei sich so oft Glauben und Unglauben wechseln; fin­den sie, wie sie in Gedanken, Worten oder Werken immer wie­der der Sünde dienen, so soll dies der Maßstab eines Christen sein. Ihr eigenes Gewissen aber, wenn sie nur darauf achten wollten, sagt ihnen, dass sie in dem rechten christlichen Ernst nicht einhergehen, und ihren hohen himmlischen Beruf wenig kennen und beachten. „Lasset uns von aller Befleckung des Geistes und des Fleisches reinigen" (2. Kor. 7, 1). „Es trete ab von aller Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennt" (2. Tim. 2, 19). „Darum Brüder, tut desto mehr Fleiß, euern Be­ruf und Erwählung fest zu machen. Denn wenn ihr solches tut, so werdet ihr nicht straucheln" (2. Petri 1, 10). 

Das sind Er­mahnungen, die kraftlos an solchen leichtfertigen Herzen vor­über gehen; auch suchen sie den Ernst derselben durch allerlei Spitzfindigkeiten zu schwächen. Bei vielen mangelt es auch an der richtigen Erkenntnis; sie verstehen nicht das Wesen des Glaubens und Unglaubens. Leider wird dies aber von einigen unter ihnen anerkannt; und viel lieber beharren sie in einem mangelhaften Wandel; aber sie- beweisen damit einen großen Undank gegen den Reichtum der uns in Christo geschenkten Gnade und Herrlichkeit. Nicht wenige gibt es auch, die den alten und neuen Menschen in der Weise trennen, dass sie meinen, der alte sei auf der Erde und lebe fleischlich, während der neue im Himmel sei und Gott diene. Es wird dabei in dem Wollen des Guten, (die Anerkennung, dass das Gesetz gut ist) und dem Tun des Bösen, (der Erfahrung, dass wir Fleisch sind), der neue und alte Mensch erkannt. 

Aus dem oben gesagten ist aber zur Genüge bewiesen, und der Apostel Johannes uns deutlich sagt, dass der aus Gott geborene eine neue Kreatur sel, der nicht nur das Gute wolle, sondern auch tue, und der nicht sündige. Der alte und der neue Mensch können nie zusammen leben und regieren. Der neue Mensch geht aus dem Tode des alten hervor; beides vermittelst des Glaubens. Durch denselben können wir uns nur dann als auferstanden und mit Jesu in den Himmel versetzt sehen, wenn wir dafür halten, dass wir in Ihm gestorben sind und dies durch Wort und Wandel vor Gott und Menschen bezeugen.

Als aus Gott Geborene,. als mit Christo Auferstandene kön­nen wir der Sünde nicht dienen, es ist unmöglich. Aber solange ich hienieden des Glaubens lebe, und ich nur alles vermittelst des Glaubens habe, der noch dazu mancherlei Prüfungen unter­worfen ist, solange ist es möglich, dass ich ermatte und für eine Zeitlang in den Unglauben zurücksinke. Wenn dies geschehen, so bin ich wieder unter der Macht der Sünde und in ihren Dienst getreten. Es ist also, wenn ich anders mit Geduld in dem verordneten Kampf laufe, das Sündigen nicht etwas Gewöhn­liches, sondern etwas Außerordentliches; nicht etwas, was eben nicht anders sein kann, oder also sein muß, sondern etwas, was nur dann geschieht, wenn wir nicht im Aufsehen harrten. Lasset uns aber unseren hohen Beruf nicht aus den Augen verlieren, meine Brüder, und im Kampf des Glaubens nicht ermatten.

 Es ist etwas Herrliches zu wissen, dass uns in Jesu nichts schaden kann, dass wir in Ihm vor aller List und Bosheit der Feinde gesichert sind. Es ist etwas Herrliches, in dem Bewusstsein ein­hergehen zu können, dass die Sünde alle Macht und Herrschaft an uns verloren hat, dass wir nicht sündigen können, wenn wir anders in Ihm bleiben. Das Bewusstsein macht unsern Gang gewiss und gibt Mut im Kampfe. Darum lasset uns in all unserm Wandel unsern Dank für Sein großes Opfer beweisen. Dringen auch Versuchungen aller Art auf uns heran, sehet unverrückt auf Jesum und lasst euch mit nichts ein. Bald haben wir auch den Siegespreis errungen und dann werden wir uns freuen mit unaussprechlicher Freude.

Möge der Heilige Geist immer tiefer in die Erkenntnis Gottes und Christo Jesu dringen, und unseren Herzen den Reich­tum Seiner Gnade und Herrlichkeit, die wir in Christo haben, immer besser verstehen und schätzen lassen.

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