700 Fragen biblisch beantwortet A.Küpfer

12/09/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Das allgemeine große Interesse, das die Rubrik «Fragen und Ant­worten" in unserer Zeitschritt «Die letzte Stunde» gefunden hat, sowie der Wunsch vieler Freunde, dieselben gesammelt in einem Band zu besitzen, haben uns veranlaßt, dieser Bitte zu entsprechen.

Der große Dichter und Weise, Johann Wolfgang von Goethe, hat das Wort geprägt: «Gott gibt die Nüsse, aber Er beißt sie uns nicht auf!" Es ist unsere Aufgabe und unser Vorrecht, das «Knacken der Nüsse», d. h, das Lösen schwieriger Bibelstellen mit Gebet und Nachdenken selbst zu besorgen. Oft sind uns allerdings harte «Nüsse» zum Knacken aufgegeben wor­den und wir versuchten, mit Gottes Hilfe, auch auf diese die rechte Antwort zu geben, ohne damit auf deren absolute Richtigkeit und Vollkommenheit Anspruch machen zu wollen, denn all unser Erkennen ist Stückwerk und trägt den Stempel des Menschlichen und Schwachen.
Eine wertvolle Hilfe war uns auch der schriftliche «Fragen und Antworten-Nachlaß" von unserem lieben Heimgegangenen Bruder F. Kaupp in Freuden­stadt.
Wir hoffen und flehen zum Herrn, daß die im Laufe von fünfzehn Jahren erschienenen Fragen und Antworten, welche durch eine große Anzahl vermehrt wurden, vielen eine Hilfe und eine Ermunterung sein möchten. Gebe der Herr, daß die «700 Fragen biblisch beantwortet» vielen forschenden und suchenden Seelen Gottes ewiges Wort groß und kost­bar machen möchten!
Das walte Gott in Gnaden!   Der Verlag.

Nebenbemerkung:
Im großen und ganzen haben wir uns an die «Elberfelder-Bibelübersetzung» gehalten, da wir diese als die getreueste und genaueste erachten. Den mangel­haften Ausdruck «Reich» haben wir genauer mit «Königreich», «Weib» mit «Frau» wiedergegeben.
DIE PERSON DES HERRN


Frage Nr. 3: In welcher prophetischen Stelle ist angegeben, «wann» der Christus geboren werden sollte? 

Antwort: Eine prophetische Vorhersage des Geburtsdatums des Messias ist allerdings nicht direkt gegeben, aber eine solche, die auf das Auftreten des Messias hinweist, was gleichwertig Ist. Diese Stelle finden wir in Daniel 9, 25, wo gesagt wird, daß vom Ausgehen des Befehls, Jerusalem wieder aufzubauen, bis zur Ankunft des Messias 7 und 62 = 69 Wochen verstreichen sollten. Unter diesen Wochen sind Jahrwochen, also solche von je sieben Jahren verstanden. Der Anfangspunkt dieser 7 und 62 Jahrwochen = 483 Jahre ist also der könig­liche Befehl zum Wiederaufbau der Stadt Jerusalem. 

Nach Esra l nun ist im Erlaß des Königs Kores nur vom Tempel die Rede, und im Erlaß des Königs Artasasta an Esra (Kap. 7) ist auch nichts vom Aufbau der Stadt enthalten; da­gegen hatte die Sendung Nehemias ausdrücklich diesen Aufbau zum Zweck. Von diesem Befehl an sind demnach die 483 Jahre zu rechnen, d. h. nach der wissenschaftlichen Berechnung vom Jahre 457 vor Christi Geburt an.

 Wenn wir nun von diesem Datum aus 483 Jahre vorwärts rechnen und auch die 4 Jahre dazurechnen, um welche die christliche Zeitrechnung infolge eines Rechen­fehlers zu spät angesetzt ist, erhalten wir das Jahr 30 n. Ch., das Jahr, in dem unser Herr Sein öffentliches Wirken begann. Dies geschah nach Lukas 3,23: «Und Er selbst, Jesus, begann ungefähr dreissig Jahre alt zu werden.» Zudem hatten die Juden, wenn sie Gottes Wort beachtet hätten, auch im Auftreten Johannes des Täufers einen deutlichen zeitlichen Hinweis finden können. 

Sie kannten ja (vergl.Matth.17,10—13) das Wort Maleachi 3,1 sehr gut: «Siehe, Ich sende Meinen Boten, daß er den Weg bereite vor Mir her», und wußten, daß dieser der Vorläufer des Messias sein werde. Darum hätten sie aus der Predigt des Johannes, dessen Worte sich genau mit diesem Wort, sowie mit demjenigen am Anfang von Jesaja 40,3—8 deckte, über die Ankunft des Messias leicht im Bilde sein können.

Frage Nr. 4: Ist unter dem Stein in 4. Mose 24,17 der «Stern von Bethlehem» gemeint? 

Antwort: Sicherlich! Er wies den Weisen aus dem Morgenland den Weg (nicht er ging mit, wie das oft gesagt wird) nach Palästina und dort zeigte er ihnen den Weg nach Bethlehem. Die Verheißung in 4. Mose 24,17 geht aller­dings noch weiter.


Frage Nr. 6: Im Evangelium Johannes 8,56 lesen wir: «Abraham, euer Vater, frohlockte, daß er Meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn..» Wie ist dieser Vers zu verstehen? 

Antwort: Das bekannte Kapitel von den Glaubenshelden (Hebr.11) beginnt mit den Worten: «Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht. Denn in diesem haben die Alten Zeugnis erlangt.» So war es bei Abraham. Er schaute die Dinge «von ferne» (Hebr. 11, 13). So sahen und genossen die «Alten» das Zukünftige, als ob es Gegenwärtiges gewesen wäre. Wenn der Herr Jesus sagt: «Meinen Tag», so meint Er damit ohne Frage den Tag Seiner Geburt bis zum Tag der «Wiederherstellung aller Dinge» (Apg.3,21). Abraham ward die Verheißung, und er freute sich auf deren Erfüllung, die er im Glauben schaute.

Frage Nr. 7: wieso Jesus «Sohn des Menschen» genannt werden kann. Dazu hätte Er doch der Sohn Josephs sein müssen, um diesen Titel führen zu können;  

Antwort: Wenn Jesus der Sohn Josephs gewesen wäre, wäre Er e i n Sohn eines Menschen gewesen, aber nicht der Sohn des Menschen, der eine wahre Mensch, der Anfänger des neuen Menschengeschlechts. Dadurch, daß Er von Maria, einer Jungfrau, ohne menschlichen Vater geboren war, von Gott durch den Geist gezeugt, war Er nun sowohl Sohn des Menschen als auch Sohn Gottes. Er hatte sich erniedrigt, um von einer Jungfrau geboren zu werden und ist wie jeder andere Mensch in diese Welt eingetreten; darum ist Er der Sohn des Menschen. Maria, die Ihn gebar, war eine reine Jungfrau; somit war Seine Geburt wunderbar und unbefleckt - Er war Gottes Sohn.

Frage Nr. 8: In Hebr. 10, 5 lesen wir: «einen Leib hast Du mir bereitet», während es in Ps. 40, dem diese Stelle entnommen ist, heißt: „Ohren hast Du mir bereitet“ (V. 6).  

Antwort: Ohne Frage redet Ps. 40 prophetisch von der Menschwerdung des Sohnes Gottes. Als Mensch war Er gehorsam bis zum Tode, indem Er Seinen Leib als Opfer hingab. Das Ohr nun ist das Symbol des Gehorsams. Der Schreiber des Hebräerbriefes hat nun die Stelle aus Ps. 40 sinngemäß wiedergegeben — natürlich auch unter der Leitung des Heiligen Geistes, denn ihm war der Wortlaut ohne Frage wohlbekannt. 

Er wollte zum Ausdruck bringen, daß der Herr Mensch wurde: «Einen Leib hast Du Mir bereitet», um ihn auf dem Altar des Kreuzes hinzugeben, während: «Ohren hast Du Mir bereitet» sagen will, daß Er gehorsam war bis zum Tode. Ja, es ist ein Geist, der das göttliche Wort geschrieben hat, ein Verfasser, um uns all die Herrlichkeiten des Sohnes Gottes kundzutun.

Frage Nr. 9: Was muß ich darunter verstehen, wenn der Herr in Mark. 4,11 sagt: «Jenen aber, die draußen sind, geschieht alles in Gleichnissen»?

Antwort: Schon bei der Geburt des Herrn sehen wir, wie Er in dieser Welt empfangen werden sollte. Herodes trachtete darnach, das Kindlein zu töten; und nach einem Leben von Heiligkeit und Hingabe, voller Leiden und Schmer­zen, riefen die Juden: «Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche.» Der Herr Jesus wurde von Seinem Volke verworfen, darum kam ein Gericht der Verhärtung über dieses. Das Geheimnis des Königreiches Gottes war nur für die Auserwählten, zu den anderen, die von Ihm nichts wissen wollten, sprach Er lediglich in Gleichnissen. Es war ein Gericht, das über die Widerspenstigen kam. «Hörend werdet ihr hören und nicht Verstehen, und sehend werdet ihr sehen und nicht wahrnehmen» (Apg. 28, 26).

Frage Nr.10: Ist unter «Jehova» im Alten Testament immer der Herr Jesus gemeint?

Antwort: Gott, oder die Gottheit, ist «Geist». Hauch, Wind, Geist ist ein Begriff im Hebräischen. Erschaffenes ist sichtbar oder, in anderen Worten: Materie gewordene Gedanken der Gottheit. Wenn die Gottheit sich den Men­schen, die sie ins Dasein gerufen hatte, sichtbarlich offenbaren wollte, mußte sie sich auf irgend eine Weise «materialisieren», im Alten Testament in Men­schengestalt, z. B. bei dem Besuch der drei Männer bei Abraham. 

Da heißt es «Jehova». Der «Engel Jehova» ist dasselbe, der geheimnisvolle Stellvertreter des unsichtbaren Gottes, der unsichtbaren Gottheit. Als die Zeit erfüllt war, nahm der geheimnisvolle Stellvertreter, der «logos» (das «Wort»), nicht nur Menschengestalt an, sondern wurde wirklicher Mensch. Die Folgerung ist zwingend: Jesus ist Jehova; die Offenbarung Gottes in Sichtbarwerdung.

b) SEIN LEBEN UND SEINE LEHRE

Frage Nr. 11: Inwiefern war der Herr ein «Anfänger und Vollender des Glaubens»? 

Antwort: Christus ist nach Hebr. 2, 10 der «Anführer unserer Errettung» genannt. Wir machen uns die Sache am deutlichsten, wenn wir uns einen Hauptmann vorstellen, welcher der Kompanie vorangeht. Die Kompanie konnte sich vorerst ohne ihn in Marsch setzen. An einem gewissen Ort aber stößt er zu ihr und setzt sich nun an die Spitze. Es gibt nur den einen Hauptmann, der Anführer der Kompanie.  All die Vertreter des Zeugnisses: «Aus Glauben leben» von Abel an hatten sich in Marsch gesetzt. Das Ziel, die Herr­lichkeit (Apg.7,2.3; Hebr. 11, 8. 9, 15. 16), erreichten sie nicht (Hebr. 11, 39. 40). 

Zuerst mußte der Anführer zu ihnen gestoßen sein. Und Er kam und ging voran und erreichte das Ziel des Glaubens, d. i. die Herrlichkeit. So ist Er der Vollender, oder Zu-Ende-Bringer des Glaubens. Der Abstand, der immer zwi­schen dem Anführer und der Ihm folgenden Schar vorhanden ist, bestand und besteht bis zur Stunde: Keiner der genannten Schar hat bis jetzt die Herrlichkeit, das Vaterhaus, erreicht. 

Die meisten haben den müden Leib abgelegt und war­ten mit denen, die noch im Leibe wallen, auf den Kommandoruf des Anführers: Heraus aus dem Graben «Tod», oder: hinüber über den Graben (1. Thess.4,15—18). Dann werden sie durch Ihn, der allein als Vorangegangener den Tod bezwang, «Vollender des Glaubens» sein. Das Ausharren im Wettlauf wird seine Belohnung finden.

Frage Nr. 12: Worin bestand die Versuchung bei der Befragung des Herrn durch den Schriftgelehrten in Matth.22,35, welches das erste Gebot sei? 

Antwort:Dies war kaum eine Versuchung, um dem Herrn eine Falle zu legen, wie die Schriftgelehrten und Pharisäer so gerne zu tun pflegten, denn in Mark. 12, 28—34 ist zu erkennen, daß der Frager eher ein aufrichtig denkender Mann war. Vermutlich hatten die Schriftgelehrten in echt buchstabenreiterischer Weise abwägen wollen, welches der Gebote wohl das wichtigste, also in erster Linie zu beobachtende und das Halten desselben am verdienstlichsten sei. 

Unser Fra­ger war offenbar nicht befriedigt damit, daß man sich über diese Frage stritt; er dachte anders und fragte deshalb den Herrn um Seine Meinung. Der Herr Jesus zeigte in Seiner Antwort, worum es sich überhaupt bei den Geboten handle, nämlich ganz einfach — wie bei allen Geboten — dem Wesen und den Wünschen Gottes gemäß zu handeln; darin sei sowohl die Liebe zu Gott als auch zu den Mitmenschen eingeschlossen. 

Wie wir in Mark. 12, 32—33 lesen, entsprach die Antwort des Herrn augenscheinlich den Gedanken des Frage­stellers. Es mag ja wohl sein, daß die Frage aus einer überlegten Neugier gestellt wurde. Jedenfalls handelte es sich hier aber nicht um eine verfängliche Frage wie üblich.

Frage Nr. 13: Im Evangelium nach Matthäus steht, daß Gott bei der Taufe Jesu sagte: «Dieser ist Mein geliebter Sohn...-, während Markus und Lukas berichten, daß Er sagte: «Du bist Mein geliebter Sohn...» Wie kann man nun an der wörtlichen Inspiration der Heiligen Schrift durch den Heiligen Geist und an der Glaubwürdigkeit und Genauigkeit der biblischen Berichte und Bericht­erstatter angesichts einer solchen Verschiedenheit festhalten! 

Antwort: Wie sich in dem Aufbau der drei synoptischen Evangelien die Unumschränktheit des inspirierenden Geistes Gottes unverkennbar zeigt, so auch in der Berichterstattung über die einzelnen Geschehnisse. Ein naheliegendes vom Aufbau in Matthäus: Die Belehrungen der Kapitel 5—7 wurden, wie Sie wissen, zu weitauseinanderliegenden Zeitpunkten von Jesus gegeben. Markus und Lukas sind des Zeuge. 

Als Matthäus einige Jahre nach Jesu Weggang seinen Bericht zunächst für «das Volk» verfaßte, wollte Gott nun diesen Bericht über die nun zurücklie­genden Geschehnisse in dem Leben des Königs-Messias so dargestellt wissen, daß ein Gemälde entstünde, das den Juden in den eingezeichneten Zügen dies und jenes für s i e besonders Wichtige deutlich machen sollte. 

In vorliegendem Falle triff, — nur in Matthäus! — der Zug hervor: in Gnade nimmt der König-Messias unter den Bußfertigen Platz (Kap. 3,14.15), Er, der das nicht nötig hatte. Auf den diesbezüglichen Einwurf des Täufers bekundet Er, daß es schon seine Richtigkeit damit habe, wenn alles nach den Gedanken Gottes bei Ihm und dem Täufer gehen soll. Das ist so wertvoll und wohlgefällig in den Augen Gottes, daß Er Zeugnis gibt, daß dieser Täufling den anderen Täuflingen nicht gleichzustellen ist. Er will diese Bekundung Seines Wohlge­fallens an Seinem Sohn so durch Matthäus dargestellt wissen, daß es für die anderen Daseienden zu einer auffallenden Bezeugung wird: «Dieser ist Mein geliebter Sohn...!»

 Gott nimmt sich das Recht dazu, und wir, indem wir den Grund dazu erkennen, freuen uns innig darüber, und denken nicht, es sei ein Widerspruch. Wenn dann später Markus und Lukas dasselbe berichten sollen, jeder unter Wahrung des Gesichtspunktes, von dem seine Darstellung auszugehen hat, so dürfen s i e hervorheben, daß die Bekundung des Wohlgefallens Gottes ganz eigentlich in direkter Anrede an den Sohn geschehen sei: «Du bist Mein geliebter Sohn...'» Der Anlaß zu dem «Dieser» in Matthäus wird gar nicht erwähnt. Dafür findet sich bei Lukas die später noch mehrfach vermerkte und so herzbewegende Mitteilung: «Jesus betete!"

Frage Nr. 14: In Petr. 2,23 lesen wir, daß der Herr Jesus Christus gescholten wurde und nicht wieder schalt. Wie oft lesen wir davon! Bitte um möglichst ausführliche, wenn möglich vollständige Antwort mit Nennung der Namen, der Örtlichkeiten, der Bibelstellen usw.

Antwort:Ach ja, sündige Menschen haben es oft gewagt, den Herrn Jesus Christus, den vollkommenen Sohn Gottes, der ihnen doch die Gnade Gottes verkündigte und viel Güte und Liebe erwies, zu schelten und Ihm Vorwürfe zu machen, weil Er nicht handelte und redete, wie es ihnen paßte. Wenn wir, nicht bloß auf das Wort «schelten» abstellend, die nachfolgenden Schriftstellen betrachten, sehen wir, daß die Heilige Schrift eine ganze Anzahl Begeben­heiten in sich birgt, bei denen der Herr von den Menschen Schelte und Vor­würfe empfing. 

Oft zwar handelt es sich nicht eigentlich um ausgesprochene Scheltworte, aber vor dem Auge des allwissenden Herrn sind auch unausge­sprochene Gedanken soviel wie laut gesprochene Worte. Vor allem waren es die Pharisäer, Schriftgelehrten und Priester, die Ober­sten des Volkes gewesen, die dem Herrn immer wieder etwas vorzuwerfen wußten. Sie warfen Ihm vor, daß Er, im Hause des Zöllners Levi-Matthäus mit Zöllnern und Sündern umging (Matth.9,11; Luk.5, 30) und unterwegs mit ihnen sprach (Luk. 15, 1.2), und daß Seine Jünger am Sabbat unterwegs Ähren pflückten zum Essen (Matth.12,2; Mark. 2, 24). 

Sie machten Ihm Vorwürfe, als Er Dämonen vermöge Seiner Autorität austrieb (Matth. 12,24; Luk. 11,15); weil Er am Sabbat Kranke heilte bei verschiedenen Gelegenheiten (Luk. 13, 14; Joh. 5, 10 indirekt); wegen Übertretung gewisser überlieferter Gebote, die Er allerdings nicht anerkennen konnte (Math. 15,1. 2; Mark. 7,1—16). In Jerusa­lem, in Dalmanutha usw. verlangen sie ein Zeichen zu Seiner Legitimation (Mark. 8, 10—13); 

in Kapernaum murrten sie in ihrem Herzen, weil Er gemäß Seiner göttlichen Autorität dem Gelähmten Sündenvergebung zusicherte (Matth. 9, 4; Mark. 2, 7; Luk. 5, 21); desgleichen der Pharisäer Simon in seinem Hause we­gen der Sünderin, die zu Ihm kam, und die Leute von Jericho, weil der Herr bei Zachäus eingekehrt war, um dessen Seele zu gewinnen. 

Die Obersten der Juden schalten Ihn wegen dem geheilten Blindgeborenen (Joh. 9, 24—29); eben­so weil Er es geschehen ließ, daß die Kinder Ihn lobten und priesen bei Sei­nem Einzug in Jerusalem gemäß der Prophezeiung (Matth. 21, 16), Ja, sie fuhren Ihn an, mit welchem Recht Er den Tempel gereinigt habe und im Tempel lehre (Matth. 21,23; Mark.11,28; Luk. 20, 2). 

Aber auch das religiöse Volk im allge­meinen schalt Ihn öfter, nannte Ihn einen von einem Dämon Besessenen, einen Samariter, einen Lästerer, weil Er sich Gottes Sohn nannte (Joh. 7,20; 8,48; 10,20.33), besonders aber, als sie Ihn wegen der wunderbaren Speisung zum König machen wollten und Er es nicht duldete, sondern zu verstehen gab, sie müßten Ihn als das Brot vom Himmel aufnehmen und zwar als den für sie Ge­storbenen. 

Viele von denen, die bisher Ihm gefolgt waren, verließen Ihn dar­auf, bitter murrend, Seine Rede sei zu hart zum Annehmen (Joh. 6, 41, 60—62). Seine Mitbürger von Nazareth ärgerten sich so an Ihm, daß sie Ihn sogar er­morden wollten, wobei sie auch nicht an Scheltworten gespart haben. Als der Herr vor dem Hohenpriester als Seinem Richter stand und Er sich einmal recht­fertigte, da schalt Ihn ein Knecht und gab Ihm einen Backenstreich (Joh. 18, 19—22).

 Endlich haben sie Ihm vor Pilatus alles Mögliche, alle ihre eigenen Verschuldungen an den Kopf geworfen, obgleich der Richter selber immer wieder Seine völlige Unschuld feststellen mußte. Aber auch Seine damals noch ungläubigen Brüder machten Ihm Vorwürfe, weil Er zuerst nicht an das Laubhüttenfest nach Jerusalem gehen wollte, wenigstens nicht offiziell. Aber auch von denen, die Ihm nahestanden, ja Seinen Allernächsten, hat der Herr oft Scheltworte empfangen, weil sie Ihn nicht verstanden hatten. 

Einmal lesen wir, wie Seine Eltern Ihn als Zwölfjährigen schelten, weil sie nicht erfaßten, warum Er im Tempel, dem Hause Gottes, zurückgeblieben war. Einmal schalten Ihn die Jünger, als ob Er sie verderben lassen wollte, als Er im Schifflein auf dem See während eines wütenden Sturmes einmal ermüdet eingeschlafen war. Petrus aber wies Ihn sogar einmal ernstlich zurecht, als Er von Seinem Todeswege sprach, zwar war es ja in guter, aber falsch verstandener Meinung; der Herr aber erkannte den wahren Urheber des Gedankens hinter ihm, Satan (Mark. 8,32,33). 

Dreimal lesen wir von des Herrn Besuch bei den Geschwistern in Bethanien, auch da ging es nicht ganz ohne gewisse Vorwürfe an Seine Adresse ab: In Lukas 10,40 tadelt Martha zwar ihre Schwester, richtet den Tadel aber an den Herrn. Auch ihr Wort, als sie den Herrn empfing, als Er nach Lazarus' Tode gekommen war; «Herr, wenn Du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben», ist gewiß auch in tadelndem Sinne gemeint, weniger aber dasselbe Wort aus dem Munde Marias (Joh. 11, 32). 

Als beim letzten Abendessen bei diesen Geschwistern Maria aus dem Impuls des Herzens ihre kostbare Narde über Jesus ausgoß, tadelte Judas — und ihm nach auch die ändern Jünger — zwar direkt Maria, indirekt aber auch den Herrn, daß Er die Verschwendung ohne Einwendung geschehen ließ. 

Endlich, als Johannes der Täufer seine Jün­ger mit seiner zweifelnden Frage zum Herrn sandte (Matth. 11, 2—3 und Luk. 7,19), war ohne Zweifel auch ein gewisser Vorwurf darin verborgen, warum Jesus nichts von sich hören lasse, noch etwas zu seiner (Johannes) Befreiung tat. Diese Liste gibt uns eine ernste Belehrung, wie wenig menschlich logische Gedanken dem Herrn gerecht werden, wie wenig wir oft lernen für unsern Weg die Gedanken des Herrn, die eben höhere sind als unsere Gedanken, zu verstehen, denn auch uns passiert oft genug gleiches Versagen. 0 möchten wir uns mehr bemühen, die göttlichen Gedanken zu erfassen! 

Frage Nr. 16: Man wendet Ps.8,5: «Denn ein wenig hast Du Ihn unter die Engel erniedrigt; und mit Herrlichkeit und Pracht hast Du Ihn gekrönt» oft auf den Menschen an. Wenn der erste Teil auf den Menschen geht, dann muß auch der zweite auf den Menschen angewandt werden; Ich kann aber keinen Hinweis sehen, daß der Mensch mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt wird. Sollte, im Lichte von Hebr.2, nicht der ganze Vers auf den Sohn Gottes bezogen werden?

Antwort: Ja und Nein! Der ganze Vers muß auf den Sohn Gottes bezogen werden, kann aber auch auf den Menschen in Christus angewandt werden. Einst war die Herrschaft über die Erde Adam übergeben (1.Mose 1,28). Aber durch Sünde und Tod ging diese Herrschaft verloren, und die Herrlichkeit und Ehre, die auf Adam gelegt war, wurde in Schande und Unehre verwandelt. Durch das Kommen des Herrn Jesus Christus, den letzten Adam, den zweiten Menschen, wurde die verlorene Herrschaft wiederhergestellt. Unser Herr wurde etwas unter die Engel erniedrigt, wie wir dies auch sind — dergestalt nahm er die Stellung des Menschen ein, um Frieden zu machen durch das Blut Seines Kreuzes und «alle Dinge mit Sich zu versöhnen» (Kol. 1, 20). 

Ihm gebührt die Herrschaft über alles, und in der kommenden «Haushaltung» werden wir, die wir glauben und Teilhaber Seiner Errettung sind, Seine Miterben sein, welche mit Ihm herrschen werden. Der Mensch, welcher gelitten hat und ge­storben ist, ist mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, und wir werden den Thron mit Ihm teilen. In diesem Sinn kann auch der zweite Teil von Ps. 8, 5 auf den Men­schen bezogen werden.

Frage Nr. 17: Hat die Volksmenge bei der Taufe Jesu die Taube auch ge­sehen und die Stimme gehört? (Matth. 3,16-17)

Antwort: Das kann man nicht mit Bestimmtheit sagen, aber warum soll es nicht der Fall gewesen sein? Wir haben doch auch heute die schriftliche Überlieferung, warum hätte es dann dort verborgen sein sollen?

Frage Nr. 18: In des Herrn Gebet zum Vater in Joh.17 sagt der Herr in Vers 22: «Die Herrlichkeit, die Du Mir gegeben hast, habe Ich ihnen gegeben» und in Vers 24: «Vater, Ich will, daß die, welche Du Mir gegeben hast, auch bei Mir seien, daß sie Meine Herrlichkeit schauen.» Darf ich um ein Wort bitten?

Antwort: Zweierlei Herrlichkeiten! Die eine, die der Herr mit uns teilen will, die andere, die wir schauen werden, weil wir uns Seine persönliche Herrlichkeit natürlich nicht aneignen können.

DIE SCHÖPFUNG

Frage Nr. 19: Welcher Unterschied besteht zwischen «Der Garten Eden» und «Garten in Eden»? (vergl. 1.Mose 2, 8; 2,10.15; 3, 23. 24).

Antwort: Da 1.Mose 2,6.10 deutlich zeigt, daß Eden ein Bezirk war und der Garten innerhalb dieses Bezirkes lag, ein Teil desselben war, und zudem der Name «Eden» die Bedeutung «Wonne, Lieblichkeit» hat, so kann der Garten sowohl entsprechend seiner Lage als «in» Eden seiend oder der Bedeutung des Namens der Landschaft nach als selber «Eden», d.i. Lieb­lichkeit seiend, bezeichnet werden; denn war der Bezirk Lieblichkeit, so war es der Garten erst recht. Es liegt nichts besonderes hinter der Doppelbenennung. Setze Garten «Lieblichkeit» neben Garten «in Lieblichkeit», dann wird keine Schwierigkeit vorhanden sein. 

Die genauere Lesart «Garten Eden» findet dann ihre Anwendung; 1.Mose 2,15 könnte dann gelesen werden: «...setze ihn in Eden-Garten»; 1. Mose 3, 23. 24: «schickte ihn aus Eden-Garten hinaus ...; gegen Osten von Eden-Garten». Am besten wäre die sprachlich einzig richtige Wiedergabe, wie Englisch und Französisch dem Geiste dieser Sprachen nach sagen müssen «Garten Edens». 

Frage Nr. 20: Wieso konnte die Schlange im Paradiese reden?

Antwort: Das ist ganz einfach: Nicht die Schlange als Tier hat geredet, son­dern der Teufel, der in jener verhängnisvollen Stunde von ihr Besitz genommen hatte. Wir finden gleichartige Beispiele in Mark. 1,21—26 und im Besessenen von Gadara in Mark. 5, wo — in beiden Fällen — die Besessenen Worte reden, die dieselben unmöglich aus sich selbst reden konnten, sondern es waren ganz deutlich die innewohnenden Dämonen. 

Auch in Offb.13, wo der Antichrist, ohne Zweifel selbst ein Fleisch gewordener Dämonenfürst, sein Götzenbild reden macht, dürfte es sich um etwas derartiges handeln. Wirkliches Leben zu schaffen vermag der Teufel ja nicht (vergl. 2. Mose 8, 18), wohl aber sich hinter irgend eine Hülle, Tier oder Bild, zu verbergen, um unerkannt aus dieser heraus zu reden und die Menschen irrezuführen.

Frage Nr. 21: Wie denken Sie über die Bibelstelle in 1.Mose 3.14? Hat die Schlange Im Paradiese Beine gehabt?

Antwort: Da wir uns die Schlangen nicht anders vorstellen können als beinlose Geschöpfe, so entsteht für uns allerdings die Frage: wie hat denn die Schlange, ehe der Fluch über sie ausgesprochen wurde: «auf deinem Bauch sollst du kriechen» ausgesehen? Es gibt viele Bibelkritiker, die da sagen, die Schlange habe nie Beine gehabt. Es ist deshalb gut, wenn wir den Zweiflern begegnen können. Das steht auch im eigenen Interesse, denn der Feind benutzt alles, um Zweifel in unsern Herzen zu erwecken. 

Zweifel aber entstehen vielfach aus dem Nichtwissen. Wir wollen darum diese vermeintlich «kritische Bibel­stelle» gerne etwas näher ansehen und wir werden bald ein klares Bild haben. Wie die Schlange zuvor abgesehen hat, berichtet uns die Heilige Schrift aller­dings nicht. Doch erhellt aus dem Fluche, «auf deinem Bauch sollst du krie­chen», daß die Schlange vorher Beine gehabt haben muß. Aber mit diesem Beweis allein werden wir die Kritiker kaum überführen; sie wollen greifbare Tatsachen haben. Nun, die wollen wir ihnen bringen. 

Der verstorbene Atheist, Professor Ernst Haeckel, wies auf Grund seiner Forschungen nach, daß etliche Schlangen, z.B. die Riesenschlangen Boa und Tython, noch einige unnütze Knochenstückchen im Leibe haben, welche die Reste verlorengegangener Hinterbeine sind. (Reclams Universal Bibliothek, «Natur und Mensch», von E. Haeckel, Seite 39). Damit hat uns dieser ungläubige Gelehrte einen großen Dienst erwiesen, der dazu angetan ist, auch dem streng­sten Bibelkritiker klar zu machen, daß das Wort Gottes inspiriert (eingegeben) ist. 

Obiger bekannte Bibelleugner mußte selbst den Beweis erbringen, daß die Bibel wahr ist. Die Paradiesschlange hat Beine gehabt. Durch den Fluch: «auf dem Bauch sollst du kriechen», verlor sie die Beine. Die anatomische Ver­änderung ist, wie wir gesehen haben, heute noch nachweisbar. Was also Gottes Wort nicht sagte, ist durch das Objekt selbst nachgewiesen und zwar durch die «unnützen» Knochenstückchen bei den Riesenschlangen. Dieser Tatsachenbericht ergänzt und erklärt also aufs deutlichste die biblische Mitteilung. Wie weise ist Gottes Wort! Wie töricht der Unglaube!

Frage Nr. 22: Kann man aus den Stellen 2. Mose 32, 32—34 und Ps. 69, 28 schließen, daß jeder Mensch in das Buch des Lebens eingeschrieben wird? Beziehen sich beide Stellen auf dasselbe Buch?

Antwort: Zum richtigen Verständnis der alttestamentlichen Stellen über das Buch des Lebens müssen wir uns vor Augen halten, daß die Offenbarung des Alten Testamentes nicht über den Gesichtskreis der Belange Israels hinausgeht. Auch der Begriff des «ewig leben» geht nicht über die Erlangung eines — allerdings ewig während gedachten — Genusses der herrlichen Segnungen und Verheißungen Abrahams hinaus. Ferner ist das Volk Israel schon zum Voraus als Gottes Volk in Abraham erwählt worden. 

Es wird also in den genann­ten und manchen ähnlichen Stellen in seiner Gesamtheit als im Buche des Lebens eingeschrieben betrachtet, nicht aber die Nationen. Nun aber ist prak­tisch das Leben in der alttestamentlichen Haushaltung gemäß der unerbittlichen Forderung des Gesetzes vom Sinai vom Halten dieses Gesetzes, also vom «Tun» abhängig gemacht. 

Ebenso ist auch der Tod, bzw. der Verlust der An­wartschaft auf den Genuß des Lebens praktisch eine Folge der Übertretung desselben Gesetzes; man geht dadurch des Anrechtes der Einschreibung ins Buch des Lebens verlustig und wird somit wieder aus demselben ausgelöscht. Im Alten Testament wird also der Israelit nicht wie im Neuen Testament schon seiner sündigen Natur wegen als zum Voraus verloren betrachtet. Der Gedanke, daß etwa alle Menschen eingeschrieben seien, kann weder aus dem Alten noch aus dem Neuen Testament begründet werden. Der Name des wiederge­borenen Kindes Gottes steht ohne Frage im Buch des Lebens. Er ist eingetragen auf Grund des Werkes, das Jesus Christus am Kreuze vollbrachte, und kann nicht mehr ausgelöscht werden. 

Doch gibt es auch ein Buch des Lebens, das an Ver­antwortlichkeit gebunden ist. Der Charakter dieses Buches des Lebens ist darum auch ein anderer. Man kann aus diesem wieder ausgelöscht werden, analog dem Worte; «So komme Ich dir und werde deinen Leuchter aus seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Busse tust» (Offb. 2, 5). 

Frage Nr. 23: Ist ein Unterschied zwischen dem «Baum des Lebens» in 1. Mose 3 und demjenigen In Offb. 22?

Antwort: Wir müssen ohne Zweifel bei beiden Stellen an denselben Baum des Lebens denken. Er ist jedenfalls auch im Anfang als Träger gewisser Offen­barungen oder Segnungen des Lebens gedacht gewesen. Da aber der Mensch durch seine Sünde, das Essen von der Frucht der Erkenntnis des Guten und Bösen, den Tod über sich gebracht hatte, wurde der Genuß der Frucht des Baumes des Lebens und damit die Offenbarung der Geheimnisse desselben unmöglich gemacht, Adam und Eva wurden deshalb aus dem Paradies vertrie­ben und fortan verschwindet dieses samt dem Baum des Lebens aus dem biblischen Gesichtskreis. Im Tode des Erlösers Jesus Christus aber ist dem Glau­benden neues, unantastbares, göttliches Leben geschenkt worden, das nun die Vollendung der Offenbarung ermöglicht.

 Deshalb kann am Ende der Zeit, nach­dem der Fluch abgeschafft sein wird, das Paradies und darin der Baum des Lebens wieder erscheinen. Da dann die Hindernisse beseitigt sein werden, können die im Baum des Lebens geoffenbarten Gedanken zur vollen Ent­faltung gelangen; deshalb erscheint er in Offb. 22 als einer, der zwölf Früchte trägt, d. h. in der Zahl der Vollkommenheit, welche die göttliche Verwaltung, wie diese im Tausendjährigen Reich geschaut werden wird, symbolisiert. 

Frage Nr.24: Warum sind wohl der „Baum des Lebens“ sowohl im Alten wie im Neuen Testament zu finden?

Antwort: Wenn nun das Buch und der Baum und ebenso auch der Strom des Lebens im Anfang des Alten Testamentes und dann am S c h l u ß des Neuen Testamentes erscheinen, so liegt ein tiefer und zugleich erhabener Sinn darin. Alle diese Bilder sind ohne Frage Symbole der großen und herrlichen Gedanken Gottes, welche sonst gar nicht erfaßt und auch so nur mangelhaft ergründet und verstanden werden können. Im Anfang deuten sie, wie noch manch anderes, auf die damals noch nicht enthüllten Ratschlüsse Gottes hin, deren Kundmachung damals durch die Sünde verhindert wurde, bis durch das Werk am Kreuz diese hinweggetan und damit der Weg zur Offenbarung geöffnet wurde.

 So sehen wir am Ende des Neuen Testaments in denselben Bildern die restlose Erfüllung der Ratschlüsse Gottes und die volle Entfaltung Seiner Gedanken geoffenbart. Es gibt übrigens noch manche Parallelen zwi­schen dem ersten und dem letzten Buch der Bibel. Im ersten Buch Mose tritt Gott aus der Ewigkeit in die Zeit und beginnt Seine Gedanken und Wege zu entwickeln. Im Buche der Offenbarung findet Gottes Werk seine Vollendung, und m i t den herrlichen Ergebnissen desselben tritt Gott wieder aus der Zeit in die Ewigkeit zurück und wird wieder Alles in Allem sein.

Frage Nr. 25: Warum redet Gott in 1.Mose 1,26 von sich in der Mehrzahl: "Lasset uns!" ?

Antwort: «Gott»; die «Gottheit» steht im Hebräischen tatsächlich in der Mehrzahl: «Elohim», was sowohl «Götter» als der «eine Gott» bedeuten kann. Die hebräische Mehrzahl meint aber nicht nur eine Mehrzahl einzelner geson­derter Individuen, sondern auch eine Fülle, in der das Einzelne verschwindet, wie z. B. im Deutschen das Wort «Geäst»; es ist Einzahl, meint aber die Fülle am Baum, bestehend aus Ästen. 

Wir wissen, daß in Gott eine Fülle wohnt: «In Ihm (Christus) wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig» (Kol. 2, 9). Das Zeitwort bei Elohim — die Gottheit, steht im Hebräischen in der Einzahl: «Im Anfang schuf Elohim (Mehrzahl der Einzahl von Eloah), nicht schufen. Aber in «Lasset uns» (Mehrzahl) liegt deutlich der dreieine Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Es ist das Herz des dreieinen Gottes, das interessiert sagt:
«Lasset uns».

Frage Nr. 26: In 1.Mose 3,22 lesen wir»: « Und Jehova Gott sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unser einer, zu erkennen Gutes und Böses; und nun, daß er seine Hand nicht ausstrecke und nehme auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!» Ich habe Mühe, diesen Vers zu Verstehen. Können Sie mir helfen?

Antwort: Es war ein Akt der Barmherzigkeit, daß Gott «die Cherubim und die Flamme des kreisenden Schwertes» vor den Garten Eden setzte und da­mit den Zugang zum Baum des Lebens versperrte. Denn hätte Adam in seinem unbekehrten Zustand von dem Baum des Lebens gegessen, so hatte er ein Leben in ewiger Sünde, Schmach und Hoffnungslosigkeit erhalten. Wie furcht­bar wäre das gewesen! Ein Leben der ewigen Seligkeit kann der Mensch nicht in eigenem Wollen und Tun erreichen. Er muß sich beugen und Busse tun, dann kann und wird er durch den Glauben an den Erlöser auf Golgatha das ewige Leben als ein Gnadengeschenk empfangen.

Frage Nr. 27: Ist der Hase ein Wiederkäuer?

Antwort: Kurz und bündig können wir hier nach 3. Mose 11,6 und 5. Mose 14, 7 mit «Jawohl» beantworten, und diese Antwort dürfte für jeden, der an der wörtlichen Eingebung der Heiligen Schrift festhält, völlig genügen. Aber es mag interessant und wichtig sein, an das zu erinnern, was über die Frage, ob der Hase ein Wiederkäuer sei oder nicht, ein Fachmann, der Professor der Naturwissenschaften, Rütimeyer, in Basel, gesagt hat; «Daß der Hase wieder­käut ist mir nicht neu. 

Nur mache ich darauf aufmerksam, daß nach der heuti­gen anatomischen und embryologischen, nicht physiologischen Klassifikation (Einteilung) der Säugetiere die freilich in der populären Sprache als Titel beibehaltene Sitte das Wiederkäuen nicht als ein Einteilungsgrad für die wie­derkäuenden Tiere gilt, sonst müßte man am Ende die wiederkäuenden Fische usw. auch miteinbeziehen.»
In einfacher, allgemein verständlicher Sprache ausgedrückt heißt das: Die Bibel hat recht mit ihrem Satz: «Der Hase wiederkäut», wenn er auch nach der modernen Einteilung der Wissenschaft nicht unter die Klasse der Wiederkäuer gerechnet wird.

III. DER HEILIGE GEIST

Frage Nr. 28: Was ist das äußere Kennzeichen des mit dem Heiligen Geiste erfüllt sein ?

Antwort: Wenn dein eigenes Ich restlos aus deinem Gesichtskreis verschwin­det, dann wirst du mit dem Heiligen Geiste erfüllt sein.

Frage Nr. 29: In Joh. 7, 28 sagt der Herr: «Wer an Mich glaubt, gleichwie die Schrift sagt, aus dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen." Was will der Herr mit diesen Worten sagen?

Antwort: Zum ersten, daß Christus die Erfüllung alles dessen ist, was im Alten Testament gesagt und verheißen wurde. Zum zweiten sollte der Glaube sich nicht nur auf Teile, sondern auf die ganze Heilige Schrift stützen, dann wird, zum dritten, der volle Segen Gottes auf den Gläubigen ausgegossen sein. Wer an Jesus glaubt, empfängt den Heiligen Geist, und Diesen gibt der Herr nicht nach Maß.

Frage Nr. 30: Würden Sie mir etwas über die «Salbung des Heiligen Geistes» sagen?

Antwort: Das Wort «Salbung» erinnert an das Mit-Öl-Salben, wie wir es im Alten Bunde vielfach finden. Die «Stiftshütte» wurde mit Öl gesalbt: Opfer­gaben wurden mit Öl gemengt und gesalbt und im Psalm 133 wird die Lieblich­keit und Eintracht der Brüder mit dem Salböl verglichen, das vom Haupte des Hohenpriesters herabfließt bis auf den Saum seiner Kleider. Das Öl ist in der symbolischen Sprache der Heiligen Schrift ist ein Bild des Heiligen Geistes. 

Daß Er nur auf einen Menschen in Christus kommen und nur in den Geheiligten des Herrn wohnen kann, ist offenbar. Wir stehen als Gesalbte in der ganzen Würde des Christus vor Gott. Das Öl war wohlriechend. (Vergl. die Salbung des Herrn durch Maria, wo der Wohlgeruch das ganze Haus erfüllte.) Daß uns dies alles eine große Verpflichtung auferlegt, ist offenbar. Möchte der Wohlgeruch Seines Namens durch uns alle kundwerden!

Frage Nr. 31: Was bedeutet der Ausspruch in Joh. 3,34: «Gott gibt den Geist nicht nach Maß»?

Antwort: Dieser Ausspruch bezieht sich in erster Linie auf den Herrn Jesus selbst. Es geht dies aus dem Zusammenhang deutlich hervor. Johannes hatte gesehen, wie der Geist Gottes in der Gestalt einer Taube aus dem Himmel herabkam und auf ihm blieb. Dieser Geist wohnte in Ihm und aus Ihm redete Er. Der Geist Gottes nun ist etwas, das nicht mit viel oder wenig zugemessen wer­den kann; der Heilige Geist ist eine Person. «Es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle in Ihm zu wohnen.» Auch uns Gläubigen ist der Heilige Geist gegeben, Auch in uns wohnt Er nicht nach Maß, sondern in Person. Welch eine wunderbare Wahrheit!

Frage Nr. 32: In Matth.12,32 lesen wir, daß die Lästerung wider den Heili­gen Geist weder In diesem noch in dem zukünftigen Zeitalter vergeben werde. Müssen wir aus letzterem Ausdruck schließen, daß es nach dem Tode noch eine Vergebung der Sünden gibt ?

Antwort: Sie verwechseln das «zukünftige Zeitalter» mit der Ewigkeit, Das sind zwei ganz verschiedene Begriffe, die nichts miteinander zu tun haben. Das «zukünftige Zeitalter» ist das «Tausendjährige Reich», in welchem Christus als König und Herr auf Erden regieren wird. Das «gegenwärtige Zeitalter» d. h. dasjenige, in welchem der Herr auf Erden wandelte, war das Zeitalter der Gnade, das zukünftige aber das Zeitalter Seiner Macht und Herrlichkeit, Das Los jedes Menschen ist mit seinem Tode entschieden. 

Die Ge­rechten gehen ein in das ewige Leben, die Gottlosen in die ewige Pein. Lazarus wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß, der reiche Mann schlug seine Augen auf in der Pein; und zwischen beiden stand eine unüber­brückbare Kluft. Wer will es wagen, diese Worte, die der Herr selbst ausge­sprochen hat, welcher vollkommene Liebe, Güte, Sanftmut und Freundlichkeit ist, in Frage zu stellen, zu bezweifeln oder gar zu ignorieren, oder ihnen eine andere Bedeutung zu unterschieben, als Er, der Heilige, es gewollt?

Frage Nr. 33: Was ist mit «Sünde wider den Heiligen Geist» gemeint? Sind es Gottesleugner, Gottesfeinde, Gotteshasser ?

Antwort: Die Heilige Schrift redet in Matth.12,31 nicht von Sünde wider den Heiligen Geist, sondern von Lästerung. Der Herr richtet, wie wir aus V, 22—37 deutlich sehen, diese ernsten Worte an die Obersten der Juden, welche trotz bessern Wissens mit Willen und Absicht die Taten und Wun­der des Herrn Jesus als Beelzebub-Dienst bezeichneten. 

Diese völlige Umkehrung von Gut und Böse aus absoluter Verhärtung von Herz und Gewissen ist mehr als Sünde, es ist Lästerung des Geistes, welche durch sich selbst jede Vergebung verunmöglicht, weil sie selbst jede Wirksamkeit des Geistes Gottes abschneidet. Sonst aber ist durch die Wirksamkeit des Geistes Gottes auch die Umkehr eines Gottesleugners und auch des gröbsten Sündenknechtes möglich, solange die Gnadenzelt währt.

Frage Nr. 34: Laut Joh. 1,33 wird Jesus mit Heiligem Geiste taufen und in Kap. 20, 22 hauchte Er in die Jünger: «Empfanget den Helligen Geist». Warum wurde dies erst am Pfingsttag offenbart

Antwort: Lesen Sie Joh.16, 6—11 und Apg.1,4—5. Dort sehen Sie, daß der Herr zuerst zum Vater zurückkehren mußte, bevor der Heilige Geist kommen konnte. Gott handelt eben nicht nach den begrenzten menschlichen Begriffen. Es handelt sich hier doch um die Dreieinheit Gottes, welche für unser Erfassen, obwohl geoffenbart, in ihrem Wesen dennoch Geheimnis bleibt.

Frage Nr. 35: Ist der Heilige Geist nach der Entrückung noch auf der Erde ?

Antwort: Das ist nicht anzunehmen, denn inOffb.1,4 lesen wir, daß Er v o r dem Throne ist. Dieser Thron ist ohne Frage im Himmel. Er ist mit der Brautgemeinde, in ihr wohnend, bei der Entrückung in die Herrlichkeit zurück­gekehrt. Nun wird Er nicht mehr als der eine Geist der Gnade, sondern als der siebenfache Geist des Gerichts geschaut, analog dem veränderten Charakter des Herrn, nicht mehr als der gute und freundliche Hirte, als der Heiland und Erretter, sondern als der unerbittliche Richter, wie Ihn Offb. 1,12—20 beschreibt. In Offb. 4 erscheint der Heilige Geist sogar in dem Bilde von «sieben Feuerfackeln». 

So kennen wir den Heiligen Geist nicht. Wohl sind «die sieben Geister Gottes gesandt über die ganze Erde» (Offb. 5, 6), aber das will nicht sagen, daß der Heilige Geist in der Gerichtszeit in der gleichen Weise wirksam sei, wie heute. Wohl gibt es in jenen Tagen auch Gläubige auf der Erde — sowohl aus Israel, als aus den nichtchristlichen Nationen — welche durch den Geist zubereitet und Gottes Zeugen sein werden. Aber sie besitzen Ihn nicht, wie wir heute, als den Geist der Kindschaft, sondern mehr in alttestamentlicher Weise.

 Ihre Herzen sind nicht wie wir mit dem Himmel verbunden, sondern ihre Hoffnung ist das messianische Königreich, die Er­füllung alles dessen, was im Alten Testament geschrieben steht. Also ein Geist der Weissagung, der Prophetie; ein Geist, der nicht mehr wie heute um Gnade ruft, sondern um Rache und Gericht (Offb, 6,10), Er ist wirksam auf der Erde, aber nicht auf der Erde wohnend, sondern vom Himmel her alles das ausrich­tend und wirkend, was Gott in Jenen Tagen tun will, sei es zur Bewahrung der Heiligen oder zur Ausführung des Gerichts. Sobald aber am Ende der Offen­barung nochmals die Braut erwähnt wird, zeigt sich der Geist auch wieder als der eine Geist. «Der Geist und die Braut rufen; Komm! ... Amen; Komm Herr Jesu'» (Offb. 22,17, 20).

Frage Nr.36: Warum heißt es In Joh. 7, 39: «Der Geist war noch nicht», da doch z. B. David und die Propheten vom Geiste erfaßt wurden?

Antwort: Das Wort «Der Geist war noch nicht», bezieht sich auf die Her­niederkunft des Heiligen Geistes in Person, um bleibend in den Kin­dern Gottes zu wohnen. Dies war erst möglich, nachdem der Herr Jesus Sein Werk am Kreuz vollbracht halte und wieder zum Vater im Himmel zurück­gekehrt war; erst dann konnte Er Ihn, den anderen Sachwalter, herniedersenden (vergl. Joh. 16, 7—8). Dies ist dann am Pfingsttage (Apg. 2) ein für allemal erfolgt. 

Bis dahin war der Sohn Gottes der einzige Mensch, auf dem der Heilige Geist bleiben konnte. Durch das Werk des Christus auf Golgatha ist Er aber nun das Teil aller, die an Sein Erlösungswerk glauben. Wenn nun im Allen Testament vom Geiste Gottes die Rede ist, so heißt es dort immer: «Der Geist Jehovas kam oder geriet . . .», d. h. Er kam nur vor­übergehend auf den Betreffenden, und nur für die besonders dort berich­tete Begebenheit, aber Er blieb nicht auf ihnen.

Frage Nr. 37: Nach Luk. 11,13 gibt Gott den Geist denen, die Ihn darum bitten; nach Röm. 8,15 aber scheint es so, daß jeder Bekehrte ohne weiteres den Heiligen Geist bekommt. Wie ist das zu verstehen?

Antwort: Die Bitte in Luk. 11, 13 ist ebenfalls aus demselben Umstand zu er­klären wie Frage 36. Auch in den Evangelien ist der Stand der Dinge noch der Jüdisch-alttestamentliche. Die Stellung der Versammlung (Gemeinde) Gottes ist erst am Pfingsttage in Erscheinung getreten, als die Herniederkunft des Heiligen Geistes Tatsache geworden war. Darum war es vor Pfingsten richtig, um den Heiligen Geist zu bitten. Weil nun jeder Gläubige den Heiligen Geist besitzt und ohne denselben ja gar kein Kind Gottes sein könnte, ist es n a c h Pfingsten töricht, um den Heiligen Geist zu bitten. 

Wir haben in der Gnadenzeit keine neue Ausgießung des Heiligen Geistes zu erwarten. Wohl aber sollten wir eifrig darum bitten, daß unsere Herzen von dem Heiligen Geist so erfüllt sein möchten, daß wir die Kraft haben, die Werke Gottes zu wirken und ein treues Zeugnis für den Herrn, der uns durch Sein kostbares Blut erkauft hat, zu sein. Das, worauf wir heute sehnlichst warten, ist also nicht die Herniederkunft des Heiligen Geistes, sondern die Wiederkehr des Herrn selbst, um Ihn zu schauen und ewig bei Ihm zu sein. «Der Geist und die Braut sagen: Komm!» (Offb. 22,17).

Frage Nr. 38: Soll man um die Gabe des Heiligen Geistes bitten ? 

Antwort: Nein, da wir ja den Heiligen Geist in uns wohnend haben, wie können wir dann noch darum bitten? «Die Liebe Gottes ist ausgegossen in un­sere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist» (Röm. 5, 5; Eph. 1,13). Man wendet wohl ein, daß der Herr Jesus gesagt hat: «Wieviel mehr wird der Vater, der vom Himmel ist, den Heiligen Geist geben denen, die Ihn bitten?» (Luk. 11,13). 

Gewiß, damals war die Bitte völlig angebracht, denn der Heilige Geist war Ja noch nicht ausgegossen, denn der Herr Jesus mußte vorerst sterben und aus den Toten auferstehen und sich zur Rechten Gottes niedersetzen, ehe der Heilige Geist kommen konnte. In Joh. 7,39 lesen wir: «Der Geist war noch nicht, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.» Auch lesen wir nirgends, weder in der Apostelgeschichte noch in den Briefen, daß einer der Apostel, oder ein Gläubiger nach dem Pfingstag um den Heiligen Geist gebeten hätte. Wer heute um den Heiligen Geist bittet, kommt fast zweitausend Jahre zu spät.


Frage Nr. 40: Aus welchen Bibelstellen erkennen wir, daß der Heilige Geist eine Person ist ?

Antwort: Der Heilige Geist, die dritte Person der Gottheit, ist Gott wie der Vater Gott ist und der Sohn Gott ist. Gott aber ist eine Person, so kann auch der Heilige Geist nichts anderes sein, als eine Person. Er ist nicht bloß ein Einfluß, obwohl Er Einfluß ausübt; Er ist auch kein Ausfluß von Gott, obwohl Er durch den Vater und den Sohn gesandt wurde. Obwohl nicht sichtbar, ist Er eine Person, welche spricht, tröstet, sendet, leitet, warnt, ermahnt, usw., alles Dinge, die bestätigen, daß der Heilige Geist wirklich eine Person ist. Der Apo­stel Petrus sagt zu Ananias: «Warum hat Satan dein Herz erfüllt, daß du den Heiligen Geist belogen hast?.,. Nicht Menschen hast du gelogen, sondern Gott» (Apg-5, 3. 4). 

Hier wird der Heilige Geist Gott genannt; wer könnte es noch in Zweifel stellen, daß Er. der Gott ist, eine Person ist. Diese Per­son kann belogen und betrübt werden. Trotzdem der Heilige Geist ein körper­loses Wesen ist, wie auch Gott der Vater und Christus Jesus vor Seiner Mensch­werdung, ist Er eben doch eine Person. Auch die Engel sind körperlose Per­sonen, wer möchte bestreiten, daß sie keine Personen sind?

 In 1. Kor. 12 sehen wir, wie der Heilige Geist inmitten der Versammlung wirkt und Gaben austeilt; ferner in Apg. 13, 2—4, wie Er zum Dienst begabt und aussendet, usw. Hätte das alles Sinn und wäre es möglich, wenn der Heilige Geist nicht eine Person wäre? Eine Person, das dürfen wir nicht vergessen, ist ein lebendiges Wesen, das sich seines Seins bewußt ist, das denkt, will und handelt, also nicht wie ein lebloser, toter Gegenstand.

Frage Nr. 41: Warum haben die Samariter gemäß Apg. 6,14—17 und die zwölf Männer In Ephesus gemäß Apg. 19,1—7 den Heiligen Geist durch Händeauflegung empfangen, und warum die ersteren nach Gebet, die anderen nach der Wassertaufe ?

Antwort: In diesen beiden Fällen wurde das Händeauflegen notwendig, um die Einheit des Leibes (des Herrn Gemeinde oder Versammlung) darzutun wegen besonderer Umstände. Wir möchten vorausschicken, daß es bei Gott kein gesetzmäßiges Schema gibt und doch alles nach vorbedachtem Plan und in göttlicher Ordnung geschieht. Samaria war nach Jerusalem die erste christliche Gemeinde. Wir erinnern uns, daß Samaria ein vom Jüdischen Tem­pel in Jerusalem getrenntes Religionssystem hatte. Der Herr Jesus hatte aber am Jakobsbrunnen bei Sichar in Samaria selbst angedeutet, daß man weder in Jerusalem noch auf Garizim, sondern in Geist und Wahrheit anbeten werde (Joh. 4,23).

 Es sollte sich also vielmehr um den Herzenszustand als um den Ort handeln, eine Anbetung deren Mittelpunkt eine Per­son — Jesus Christus — nicht eine Örtlichkeit sein sollte. Diese Anbetung war nun bei den Gläubigen in Jerusalem Tatsache geworden; daher mußten die Gläubigen in Samaria mit denen in Jerusalem verbunden werden als zu einem und demselben Leibe. Sodann aber bestand in der Person das Zauberers Simon, der sich zwar «die große Kraft Gottes» nannte und sich auch halte taufen lassen, der aber mit der Macht Satans verbunden war, ein Hindernis für den Heiligen Geist. Dieser konnte deshalb nicht auf alle Samariter in globo (gemeinsam) herniederkommen, sondern mußte durch Händeauflegung jedem einzelnen mitgeteilt werden, damit Unechte, wie Simon, entlarvt und ausge­schieden würden.

 Dazu bedurfte es des ernstlichen Gebets der Apostel, jedoch nicht mehr der Wassertaufe, welche ja schon erfolgt war. Apollos war ein voll­ständiger "Außenseiter", der durch die Apostel weder bekehrt noch berufen worden war (Apg, 19,1), und bevor er durch Aquila und Priscilla hinsichtlich des Weges Gottes genauer unterwiesen worden war, sogar nur die Taufe des Johannes kannte. Dennoch verkündigte er in aufrichtigem Eifer Christus nach der Erkenntnis, die er hatte. 

Die Taufe Johannes' war aber bekanntlich nur eine Taufe zur Busse, nicht eine solche auf den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus, somit noch nicht die Taufe auf den Namen des Herrn J e s u, Daher holte Paulus diese Wassertaufe nach, nachdem er diese zwölf Jünger noch in der ganzen Wahrheit des Evangeliums von Jesus Christus unter­wiesen hatte. Andrerseits war auch hier die Handauflegung nötig, damit die Männer und mit ihnen das ganze Werk des Apollos, als zum Leibe (zur Ekklesia) gehörend, voll anerkannt seien. Wäre das Auflegen der Hände nicht erfolgt, so wäre das Zeugnis des Apollos sicherlich ein Anlaß zu Streit und schließlich gar zur Spaltung geworden. Möglicherweise wäre Apollos selbst mitsamt der Frucht seines Dienstes als nicht vollwertig beiseite gestellt worden.

Frage Nr. 42: An was kann man merken, dass man den Geist Gottes in sich hat? Kann jemand dem Herrn für alles Gute danken, ohne den Geist Gottes in sich zu haben?

Antwort: Das Danksagen steht in enger Beziehung zum Maße der Erkennt­nis Gottes. Auch ein Nichtwiedergeborener hat eine gewisse allgemeine Kennt­nis von Gott und kann in demselben Maß Gott danken. Freilich, das Danksagen für alles und in allem, wie es die Schrift versteht, z. B. in Eph. 5,20 und 1. Thess. 5,18, ist ohne den Heiligen Geist nicht möglich, schon aus dem einfachen Grunde, weil man ohne Ihn auch nicht die entsprechende Kenntnis von Gott als unserem Vater in Christus Jesus haben kann. 

Darauf weisen auch die genannten Stellen deutlich hin. Es gibt allerlei Kennzeichen der Innewohnung des Heiligen Geistes; nur muß man nicht etwa besondere auffällige Umstände, z.B. Gaben, darunter ver­stehen. Nach der Wiedergeburt wird der innewohnende Geist eine neue, deut­lich auf den Herrn gerichtete Lebensrichtung bewirken. Dann entbrennt ein Kampf zwischen Geist und Fleisch um die Herrschaft über unsere Herzen, weil der Geist uns anleitet und den Willen und die Verantwortlichkeit in uns weckt, Gott zu suchen und Sein Wohlgefallen zu tun, dem das Fleisch widerstreitet.

 Der Geist warnt uns vor sündigen und nicht gottgemäßen Wegen und über­führt uns, wenn wir gefehlt haben. Gerade dieser Kampf in uns und die Beun­ruhigung — nicht des Gewissens, sondern des Herzens (1. Joh. 3, 19—20) — wegen unseres Versagens und Verfehlens, das Selbstbeurteilen und Verurteilen im Lichte Gottes ist schon an sich ein Zeichen der Wirksamkeit des Heiligen Geistes in uns; denn sonst gäbe es doch gar keinen Kampf, noch Beunruhigung. 

Die Stelle 1.Joh.3,14 nennt ein weiteres Kennzeichen: die Einstellung zu den Brüdern, wenn man die Brüder liebt, ihre Gemeinschaft sucht; denn so­lange man unbekehrt ist, scheut man sie eher, weil man sich vom göttlichen Zeugnis getroffen fühlt, was nicht angenehm ist. Ferner wird der Heilige Geist, da Er bestrebt ist, auf alle Weise den Herrn zu verherrlichen und uns Ihm zu­zuführen, das Bedürfnis der Verbindung mit dem Herrn durch das Wort und das Gebet wirken. Er gibt uns Verständnis von dem, was droben ist und gleich­zeitig die Kraft, darnach zu trachten. Wenn sich dies im praktischen Leben auch alles nur in Schwachheit zeigen mag, so wird man es doch feststellen können. Ohne den Geist ist dagegen nicht einmal ein Verständnis davon erkennbar,

Frage Nr. 43: Ist es richtig zu sagen: «Wir beten Dich an, Gott-Vater, Sohn und Heiliger Geist!» Gibt uns das Wort Gottes einen Anhaltspunkt, um diese Ausdrucksweise zu stützen ?

Antwort: 1. Diese Frage kann nicht einfach mit Ja oder Nein beantwortet werden, selbst nicht in längerer Ausführung; denn es sind Dinge zu berücksich­tigen, welche keine Entscheidung nach der einen oder anderen Seite zulassen, Vergessen wir doch nicht, daß, wenn es um die göttlichen Dinge geht, weder unsere arme menschliche Sprache genügt, um sich umfassend genug darüber auszudrücken, noch unsere beschränkte Erkenntnis, um jene gänzlich zu erfassen, Darum dürfen wir solche Dinge nicht in menschlich geprägte Ausdrücke fassen, denn mit solchen sagt man auf der einen Seite oft zu wenig und auf der anderen Seite wieder zu viel. So muß wohl auch die vorliegende Frage erfaßt werden,
2. Das Wort gibt uns nirgends Anweisung oder sonstigen Hinweis für eine Anbetung des Heiligen Geistes, noch auch sonst eine Anleitung, zu lhm zu beten oder überhaupt Ihn anzureden. Dagegen lesen wir in vielen Stellen davon, daß Gott durch den Heiligen Geist alles wirkt, was Er tut, und auch was in uns und durch uns gewirkt wird, insbesondere auch die Anbetung, denn ohne den Heiligen Geist kann überhaupt nichts Göttliches gewirkt werden. So gesehen, erscheint die direkte persönliche Anbetung des Heiligen Geistes als etwas sozusagen Widersinniges,
3. Dennoch ist es nicht angängig, zu sagen, der Heilige Geist könne nicht angebetet werden; hier gilt das im ersten Abschnitt Gesagte in hohem Masse. Denn in Wirklichkeit können doch die drei Personen Gottes nicht voneinander getrennt werden. Sie bilden ja eine unauflösliche Dreieinheit, nicht bloß eine Dreieinigkeit. Wir müssen uns aber vor einer Ausdrucksweise hüten, welche in unsern Gedanken so etwas wie ein Triumvirat (Dreiherrschaft), also dreier selbständiger Gottheiten herausbildet. Dies wird, wenn auch ungewollt, doch der tatsächliche unwillkürliche Gedankenreflex sein, eine dieser Personen im verneinenden Sinn zu unterscheiden. 

Wenn auch die Heilige Schrift die drei Personen Gottes in ihren Offenbarungen und Handlungen ganz deutlich unter­scheidet und von ihnen in ganz unterschiedlichen Ausdrücken und Gedankenbildern redet, so tut sie es doch niemals in verneinendem Sinn. Sie zeigt aber auch, wie alle drei Personen Gottes, von der Schöpfung an bis heute und bis zum Abschluß allen Werkes, immer gemeinsam wirken, wenn auch in unter­schiedlicher Art. Jedenfalls kann der Heilige Geist niemals in unserer Anbetung als sozusagen Nichtbeteiligter gedacht werden. Und sobald unsere Blicke auf den Himmel gelenkt werden, verschwindet gleichsam die Unterscheidung der drei Personen, ja sie fließen in der Ausdrucksweise oft in eine einzige Person zusammen. Von dieser Seile gesehen, kann man sogar von einem Anteil des Heiligen Geistes an dar Anbetung reden.
4. Auf jeden Fall ist es sehr wichtig, daß wir uns wohl Rechenschaft geben müssen darüber, was wir in Rede und Gebet aussprechen und wie wir es formu­lieren. Wenn wir so, wie unsere Frage es tut, von den drei Personen Gottes in einem Ausdruck reden wollen, kann und darf es nur in ganz allge­meiner Weise, d. h. in ganz allgemein gefaßten Gedanken sein. Denn sobald wir auf Einzel heilen zu reden kommen, müssen wir uns bewußt sein, von welcher Person sie im Wort Gottes gesagt werden, und wohl acht geben, daß wir solche nicht auf eine andere Person anwenden, von der solches gar nicht gesagt werden kann. 

Denn was vom Vater geoffenbart ist, kann — mit ganz wenig Ausnahmen allgemeinerer Natur — nicht auch vom Sohn gesagt wer­den, und umgekehrt. Wenn wir dies nicht beachten, ergeben sich in unserer Rede traurige Sinnwidrigkeiten, welche Gott nicht ehren. Wenn wir uns z.B. an den Vater wenden, aber von Dingen reden, die Bezug haben auf den Sohn, so ist dies sicherlich eine unheilige Vermengung von Dingen, die unbedingt aus­einandergehalten werden sollten. Ebenso schlimm ist es, wenn wir vom Heili­gen Geist Dinge sagen, die nur vom Vater oder vom Sohn gesagt werden können. Wir kommen aber unbemerkt in solche Schwierig­keiten hinein, wenn wir uns in der Formulierung unserer Ausdrücke nicht an diejenige des Wortes Gottes halten. 

Die Heilige Schrift zeigt uns deutlich, was von jeder Person gesagt werden soll und darf. Deshalb ist es unsere Pflicht, uns von Ausdrucksweisen zu enthalten, welche uns in Gefahr bringen, Verkehrtes auszusagen.
Obwohl es in der Anbetung nicht unser Geist ist, der da redet, obschon er unsere Lieder und Gebete durchdringen soll, so ist es doch klar und gegeben, daß er empfindet und denkt, damit nicht gedankenlose Dinge gesagt und Aus­drücke gebraucht werden, welche nicht biblisch sind. Laßt uns dies beachten, denn es dient mit dazu, unsere Anbetung vor Gott wohlgefälliger zu gestalten,
Ein schönes Beispiel richtiger Erwähnung aller drei Personen ist der apo­stolische Gruß in 2. Kor. 13,13, wo von jeder etwas anderes gesagt wird.

Frage Nr. 44: Wenn jemand wiedergeboren ist, empfängt er dann sofort den Heiligen Geist? Muß er nicht zuerst die Erfahrung der Befreiung vom eigenen Ich gemacht und Macht über die Sünde empfangen haben ?

1.Antwort: Die Wiedergeburt kann doch nur durch den Heiligen Geist erfolgen, wie der Herr zu Nikodemus sagt (Joh. 3,5), Was anders kann die Wiedergeburt sein in ihrer praktischen Auswirkung als daß eben der Heilige Geist nun Wohnung nimmt in uns? Wie könnten wir überhaupt frei von unserem eigenen Ich werden und Sieg und Macht über die Sünde gewinnen außer eben durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes? Ohne diesen vermöchten wir ja rein gar nichts Gottgemäßiges zu tun, solange wir in diesem Leibe des To­des sind. 

Sieg und Macht über die Sünde ist eine Sache des steten Wachstums, wir werden sie erlangen in dem Masse, wie wir dem Heiligen Geiste dazu Raum lassen. Lesen Sie 1. Kor. 3, 16 und 6,19, wo Paulus sagt, daß der Heilige Geist in ihnen (den gläubigen Korinthern) wohne (nicht wohnen sollte!) und daß der Leib der Tempel des Heiligen Geistes s e i (nicht sein sollte!), und dies, obwohl er sie ernsthaft tadeln mußte, weil sie fleischlich gesinnt waren.

2. Antwort: Als Paulus den Korinthern schrieb, bei denen viel Fleischlichkeit und Unsittlichkeit war, sagte er: «Wisset ihr nicht, daß euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und daß ihr nicht euer selbst seid?» (1. Kor. 6, 19). Man beachte wohl, es heißt: «ist, wohnt, habt, seid», und nicht «wird» oder «sollte sein» usw. Dies zeigt wahr­lich nicht, daß eine besondere Befreiung von Sünde vor der Wohnungnahme des Heiligen Geistes stattgefunden hat. Sodann, wie könnten denn Gläu­bige diese «Befreiung vom Ich und von der Macht über die Sünde» überhaupt erlangen, außer eben durch den innewohnenden Heiligen Geist? Man empfängt den Heiligen Geist in demselben Augenblick, in dem man durch den Geist wiedergeboren und ein Kind Gottes wird; dies kann doch unmöglich von­einander getrennt werden, sondern gehört organisch zusammen.

Frage Nr. 45: Man sagt, daß die Gnade von keinem, der den Geist des Christus habe, zurückgezogen werde.  Aber hatte denn Judas nicht auch den Heiligen Geist?

Antwort: Nein, Judas gehört vielmehr, wie König Saul und Simon der Zau­berer, zu denen, die sich äußerlich zum Wort bekannten und dasselbe innerlich ablehnten. Wenn Sie aufmerksam lesen, was von Judas gesagt wird, werden Sie finden, daß er ein Habsüchtiger, ein Dieb war und sein Herz niemals wirk­lich dem Herrn übergeben hat. Wie oft hat der Herr ihn gewarnt; wie war er der stete Zeuge all der guten Worte, die der Herr sprach und aller Werke, die Er tat. Dennoch hat er dem Herrn sein Herz nicht aufgeschlossen, ja sogar beim heiligen Passahmahl geheuchelt, als er den Preis für den Verrat des Herrn schon in der Tasche hatte. 

Man kann sich fragen: «Warum hat der Herr den Judas doch in Seine Jüngerschar aufgenommen, wenn Er wußte, daß er ein Dieb war und Ihn verraten würde?» Wohl aus dem einen Grunde, damit Judas keine Entschuldigung halle und nicht sagen könnte: «Ja, wenn ich ein Jünger des Herrn gewesen wäre, so würde 'ich den Herrn wohl nicht verraten haben.» Ach, wie tief kann doch das menschliche Herz fallen; wie viele verraten den Herrn auch heute «um einen Judaslohn»!
Übrigens kann Judas den Heiligen Geist schon darum nicht gehabt haben, weil derselbe ja erst zu Pfingsten, als Judas schon tot war, auf diese Erde herab kam.

IV. TOD UND AUFERSTEHUNG

Frage Nr. 47: Wenn Jesus sagt: «Wenn ihr nun den Sohn des Menschen dahin auffahren seht, wo Er zuvor war», meint Er da Seine Himmelfahrt ?

Antwort: Ohne Frage, das wird uns noch klarer, wenn wir den Zusammen­hang beachten. Der Herr sprach davon, daß Er das Manna sei, das vom Himmel gekommen sei, ein Manna, das aber nicht genossen werden konnte, wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fiel und starb. Wenn jemand von diesem Brote ißt, wird er leben in Ewigkeit. «Das Brot, das Ich geben werde, das ist Mein Fleisch, das Ich geben werde für das Leben der Welt.» Aber die Juden ärger­ten sich über diese Worte. Der Herr nun sagt ihnen gleichsam: «Wenn ihr euch nun schon über Mein Sterben ärgert, welch ein Ärgernis wird für euch erst Meine Himmelfahrt sein!»

Frage Nr. 48: «Der Mich dir überliefert hat, hat größere Sünde» (Joh. 19,11). War es Judas oder der Hohepriester, der überlieferte?

Antwort: Weder Judas noch der Hohepriester ist ausschließlich gemeint, sondern die ganze Nation. Judas war lediglich der Einfädler, die Hohenpriester und die Ältesten die Drahtzieher, wie wir es in den Berichten der Evangelien lesen, «Ihr habt Ihn überliefert!» sagt Petrus zu den «Männern von Israel» (Apg, 3, 12. 13).

Frage Nr. 49: In Matth.12,40 sagt der Herr: «der Menschensohn wird drei Tage und drei Nächte in dem Herzen der Erde sein. Er hat aber nur zwei Nächte, Freitag—Samstag und Samstag—Sonntag, Im Grabe gelegen. Warum redet Matthaus von drei Nächten?

Antwort: Dies beruht auf der altmodischen und orientalischen Zeitrechnungs­weise, welche dort heute noch gilt. Danach wurde und wird 1. auch ein ange­brochener Tag wie ein voller gerechnet, und 2. begann und beginnt der Tag jeweils um sechs Uhr abends und dauert somit bis wieder um sechs Uhr abends, so daß die ganze Nacht zum folgenden Tage gerechnet wird. Somit ist auch im Falle des Herrn Jesus der erste Tag von Donnerstag abends sechs Uhr bis Freitag abends sechs Uhr, der zweite von Freitag bis Samstag abends und der dritte von Samstag bis Sonntag abends gerechnet, das ergibt dann drei Tage und drei Nächte. — 

Der Herr bestätigt damit das Zeichen des Propheten Jona, der gleichfalls solange im Bauch des Fisches war, ein Warnungszeichen, als die Juden im Unglauben ein Zeichen forderten. Er sagte ihnen damit, daß nach all den vielen Zeichen und Wundern für ihren Unglauben nur noch das eine Zeichen Seines Todes und Seiner Auferstehung — für sie zum Gericht — übrig bleiben werde.

Frage Nr. 50: Warum steht in Hebr.9,23 «Schlachtopfer in der Mehrzahl, da es doch nur e i n  besseres Opfer» gab ?

Antwort: Es gab im Alten Bund eine ganze Reihe verschiedener Opfer. (Vergl. die ersten Kapitel in 3. Mose; dann das Opfer am großen Versöhnungstage; das Opfer der roten Kuh in 4. Mose 19 usw.) Alle diese Opfer zusammen waren aber nur Symbole dessen, was kommen sollte. Zur Erfüllung des Vorge­schalteten bedurfte es besserer, wertvollerer Opfer, die nicht einer sündigen Schöpfung angehörten. Ein solches Opfer aber konnte allein unser Herr und Heiland, Jesus Christus, bringen. In Seinem einen Opfer aber haben alle ver­schiedenen Opfer des Alten Bundes miteinander ihre volle Erfüllung gefunden. Somit waren im Kreuzestode des Erlösers mehrere Opfer in einem einzigen vereint erfüllt. Darum steht «Schlachtopfer» in Hebr. 9,23 naturgemäß in der Mehrzahl.

Frage Nr. 51: Würden Sie mir eine genaue Zeitfolge geben von der Kreuzi­gung des Herrn?

Antwort: Sie finden dies aufgezeichnet in Matth.27,45—50; Mark. 15, 29—38; Luk.23,39—46 und Joh.19,22—30, möchte aber dabei bemerken, daß die Heilige Schrift keine genaue chronologische Reihenfolge gibt. Wir müssen die­selbe aus dem Zusammenhang zusammenstellen. Halten wir aber das eine fest: Es kam eine Finsternis über das ganze Land und zwar «von der sechsten bis zur neunten Stunde», das ist nach unserer Zeitrechnung von 12 bis 15 Uhr. Um die neunte Stunde schrie Jesus: «Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?» 

Danach rief Er nach dem Evangelium Johannes: «Mich dürstet!» und «Es ist vollbracht!» und endlich nach Lukas: «Vater! in Deine Hände übergebe Ich Meinen Geist!» «Und als Er dies gesagt hatte, verschied Er.» Das alles formt ein Ganzes. Eines folgt unmittelbar auf das andere. Wenn wir beachten, daß das Begräbnis des Herrn vor der zwölften Stunde stattgefunden haben muß, dann muß der Herr kurz vor der neunten Stunde gestorben sein.

Frage Nr. 52: Ich bitte um einige Erläuterungen zu Hebr. 9, 26: «Jetzt aber ist Er einmal in der Vollendung der Zeitalter geoffenbart zur Abschaffung der Sünde durch Sein Opfer.»

Antwort: Die Opfer unter dem Gesetz wurden vielmalig und verschieden­zeitlich dargebracht: täglich, sabbatlich, festtäglich, jährlich. Sie schafften die Sünde weder aus der Welt, noch aus dem Volke weg, waren im Gegenteil eine stete Erinnerung an dieselbe. Der Messias dagegen war von und bei Gott zu einmaliger Darbringung bereitgehalten. Zu der von Ihm gewollten Zeit offenbarte Er Ihn, indem Er Ihn in die Welt sandte. Einmalig bereitgehalten und einmalig dargebracht genügte, im Gegensatz z. B, zum Passahlamm, das alljährlich bereitgehalten und dann dar­gebracht wurde. Der Zeitpunktt der Sendung heißt Vollendung der verschieden gekenn­zeichneten Zeitabschnitte der Geschichte der Menschheit. 

Nachdem der Mensch in allen Zeitaltern bewiesen hatte, daß er die Sünde nicht loswerden konnte, daß die Welt ihr verhaftet blieb, war für Gott der Zeitpunkt gekommen, den bereitgehaltenen Träger der Verheißungen (Gal.3,16) zu offenbaren, d.h. zu senden, damit dieser durch das Opfer Seiner Selbst die Sünde mit einem Male in ihren Folgen unwirksam und dadurch den Weg zur Erfüllung der Verheißungen frei machte. Für den Glauben ist die Sünde in ihren Folgen als Verdammnis weggetan, jetzt in der Übergangszeit zur Ewigkeit ebenfalls; in der ewigbestehenden Neuschöpfung wird sie abgeschafft, d. h. nicht mehr sein. Das große Wort ist «jetzt»! Das will der Schreiber seinen gläubigen Zeitge­nossen, welche die Schriften und ihre eigene Geschichte zur Genüge kannten, einprägen. 

Die «Vollendung» der Zeitalter ist schon in Kapitel 1, 1 gemeint mit dem Aus­druck «Am Ende dieser Tage», d.h. der Tage, in denen Gott zu den Vätern durch die Propheten redete. Der in den  Übersetzungen nicht einheitlich wie­dergegebene Ausdruck «Ende der Tage» ist im hebräischen Alten Testament ein einheitlicher Ausdruck: «beacharith hajamin», d, h. «im Hinterstück der Tage». Zehnmal kommt er vor: 1, Mose 49,1; 4. Mose 24,14; 5. Mose 4,30; Jes. 2,2; Jer.23,20; 30,24; Hes.38,16; Dan. 10,14; Hosea 3,5; Micha 4, 1 und einmal ara­mäisch im gleichen Wortlaut Dan. 2, 28. Selbst jüdische Gelehrte und Schriftaus­leger sagen, daß damit die Tage des Messias gemeint seien, in welchen die große Wende der Zeiten eintreten werde.

Frage Nr. 53: Man hört oft sagen, daß Judas den Herrn hatte verraten müssen, weil es so geschrieben stehe. Kann man Judas dann, menschlich gesprochen, tadeln? Es gab ja zu allen Zeiten solche, welche als Werkzeuge Satans handeln mussten.

Antwort: Es ist klar, daß Judas als Werkzeug Satans gehandelt hat und daß damit Gottes Voraussage erfüllt wurde. Gottes Voraussage ist aber nie­mals Zuvorbestimmung. Es war sein eigenes unaufrichtiges, geld­liebendes Herz, das ihn zu der ruchlosen Tat anstiftete und das ihn schuldig machte. Vergleichen Sie 2. Sam. 24 und 1.Chron.21, welche eine ähnliche Be­gebenheit erzählen. An einem Ort ist es Satan, am anderen Ort ist es Gott, der David zur Volkszählung reizte. In beiden Stellen aber war König David freihandelnd voll verantwortlich für sein Tun. Stets und zu allen Zeiten trägt der Mensch um der ihm von Gott gegebenen Willensfreiheit zur sittlichen Entscheidung die volle Verantwortlichkeit für sein Tun und unter­lassen.

 Anderseits zeigen uns Stellen wie Hiob 26,14; 33,12—14; 34,10—15; 36,22.23, daß Gott erhabener ist als ein Mensch. Er bleibt uns nichts schuldig, aber wie kurzsichtig, klein und unwissend sind wir Seiner Weisheit gegenüber. Was die Großen dieser Erde betrifft, müssen wir die Geschichte Israels an Hand der Propheten studieren. Da sehen wir immer wieder, daß Gott solche «Großen» als Zuchtruten gebraucht, aber sie, die nach ihrem eigenen Gut­dünken zu handeln meinen, laden sich eine große Schuld auf und werden zu ihrer Stunde ihr Gericht empfangen. 

Satan reizt und treibt und benutzt sie in seinem Kampfe wider Gott. Sie sind für ihr Tun voll verantwortlich, denn sie haben volle Freiheit zu eigenem Willensentschluß, keiner handelt gezwungenermaßen ohne eigene Erkenntnisbeteiligung. So hat Gott auch in bezug auf Judas alles vorausgesehen, aber dieser war voll verantwortlich für das was er tat; seine Verantwortlichkeit war um so größer, als er drei Jahre mit dem Herrn hafte wandeln dürfen! Darum hat er gar keine Entschuldigung!

Frage Nr. 54: Was ist die Bedeutung von Joh.10,7, daß das Schweißtuch, welches auf dem Haupte Jesu war, nicht bei den Tüchern lag, sondern beson­ders zusammengewickelt an einem Ort?

Antwort: Dies ist einer der feinen Züge des göttlichen Wortes, worin sich die Heilige Schrift untrüglich als vom Heiligen Geiste inspiriert erweist. Gerade durch solche scheinbar nebensächliche Hinweise wird die Leugnung, Verdrehung oder Vergeistigung der Auferstehung Jesu Christi usw. unmöglich gemacht. Es wird wohl kein Teil des Neuen Testaments so eifrig durch alle möglichen Theorien angefochten, als eben die Mitteilungen von der Aufer­stehung des Herrn, aber auch bei keinem wird so vollständig Jede Möglichkeit einer Leugnung zunichte gemacht wie gerade bei diesem. 

Eben die Erwähnung solcher an sich geringer Nebenumstände dient dazu, alle Angriffe und Zweifel zu zerstreuen. Schon deren Erwähnung an sich ist ein Beweis der Authentizität (Glaubwürdigkeit) der biblischen Berichte. Ein künstlich fabrizierter Bericht hätte zweckentsprechend niemals derartige, nach menschlichem Ermessen durchaus belanglose Nebenumstände erwähnt. Für den Heiligen Geist aber waren und sind diese von großer Wichtigkeit. Durch die Erwähnung der Tücher macht der Heilige Geist die jüdische Lüge (Matth.28,11—15), daß die Jünger den Leib gestohlen hätten, ganz unmöglich. In diesem Fall wären die Tücher entweder in Unordnung zurückgelassen oder noch wahrscheinlicher einfach mitgenommen worden. 

Der Augenzeugenbericht der Jünger Petrus und Johannes aber besagt, daß die leinenen Tücher noch da waren und daß das Schweißtuch, welches auf Seinem Haupte war, beson­ders zusammengewickelt an einem Orte lag. Somit wird die einzige Möglich­keit der Auferstehung, nämlich durch Gottes Macht, als einer übernatürlichen Tatsache, für welche es keine stofflichen Schranken gibt, unwiderleglich bestätigt. Ferner ist durch die äußerliche Ordnung im Grabe, so wie die Jünger sie antrafen, erwiesen, daß die Auferstehung ohne jegliche Hast oder Überstürzung, in aller Ruhe vor sich gegangen ist.

Frage Nr.55: Wie muß ich den Vers In Joh.3,12 verstehen: «Wenn Ich euch das Irdische gesagt habe, und Ihr glaubt nicht, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage!»

Antwort: Im Allen Testament hatte der Herr die «irdischen Dinge» kund­getan, d.h. Verheißungen gegeben, welche das Volk Israel und mit ihm die Schöpfung betrafen, aber Israel hat den Verheißungen nicht geglaubt und ging Wege der Sünde und war in seiner Eigengerechtigkeit ferne von Gott. Nun war Christus auf diese Erde gesandt, die «himmlischen Dinge», welche im Alten Testament nicht kundgemacht waren, zu offenbaren.

 Aber Er muß gleich­sam sagen: Wenn ihr dem Alten Testament nicht geglaubt habt, wie werdet ihr dem Neuen Testament glauben? Und welch ein hohes, hehres Zeugnis des Himmlischen war doch vor die Juden gestellt! Christus, der Sohn des Menschen, Gottes Sohn von Ewigkeit her, war vom Himmel herabgekommen, und doch allezeit im Himmel. Von dort kam Er, aber stets war Er dort, denn Er war eine göttliche Person, die nichts von ihren göttlichen Rechten verloren hatte. Unbe­greifliche göttliche Wahrheit! Unfaßbar für uns menschliche Wesen!

Frage Nr. 56; Kann man aus den Worten des Herrn: «Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen!» schließen, daß Er vom Vater nicht verlassen gewesen sei?

Antwort: In betreff der Frage der Sünde hatte der Herr Jesus es nur mit Gott zu tun. Somit ist es Gott, der Ihn verlassen hat. Es scheint mir, daß es des­halb nicht korrekt wäre, von einem Verlassensein von Seiten des Vaters zu sprechen. Es ist gewiß, daß Jesus in den drei Stunden der Finsternis — als zur Sünde gemacht — keine Gemeinschaft mit Gott haben konnte. Dies war es auch, was für Ihn, den vollkommenen und gerechten Menschen, so furchtbar war; für Ihn, der ununterbrochen die Wonne in Gott gefunden hat. In der Gott­heit konnte es nie und hat es nie einen Bruch gegeben, die Einheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes wurde nie unterbrochen; dieselbe ist ohne Schatten und Wechsel. 

Es ist auffallend, daß Johannes nicht von dem Verlassensein von Seiten Gottes spricht, als Jesus am Kreuze hing, denn er hat das Brandopfer vor Augen, während Matthäus und Markus, die Christus als Sund- und Schuldopfer zum Gegenstand haben, das Gott-Verlassensein beto­nen. Er hat sich Gott geopfert in Seiner ganzen Vortrefflichkeit, und dies frei­willig, und Gott roch den Wohlgeruch der Vorzüglichkeit dieses Opfers. Die Erfüllung der vier verschiedenen levitischen Opfer zeigt uns die unerforschliche Unendlichkeit der Person des Christus. Dar Unterschied, den man in Johannes zwischen dem Geist und der Seele Jesu einerseits und den Herzen der Jünger andererseits macht, scheint mir nicht stichhaltig zu sein, denn der Gegenstand von Johannes 14 sind u.E. nicht die Zuneigungen. 

Der Herr Jesus wurde in Seinem menschlichen Geist und in Seiner mensch­lichen Seele erschüttert und zwar durch besondere Umstände, welche Ihn beeinflussen. Darum wendet er sich sofort, wie wir dies in Job. 12 sehen, in voll­kommener Abhängigkeit und Vertrauen an Seinen Vater; eine Unterwürfigkeit, die Ihn mit vollkommenem Frieden erfüllte. Das Wort des Herrn: «Euer Herz werde nicht bestürzt» soll uns vor Unruhe bewahren, welche durch gewisse Umstände nur zu leicht bewirkt wird. Das Vertrauen zu Gott (so wie es zwischen Jesu und Seinem Vater war) befreit uns von aller Unruhe und gibt uns den Frie­den Jesu, einen vollkommenen Frieden. 

Dieser Gegenstand ist so erhaben und so tief, daß wir ihn in dem Raum, der uns zur Verfügung steht, nicht weiter entwickeln können, aber vielleicht finden Sie in diesen kurzen Andeutungen etwas, das Ihnen dienen kann; dies in Erwartung einer besseren Erklärung, die Ihnen schon auf Erden werden kann, sicherlich aber droben in der Herrlichkeit.

Frage Nr.57: Handelt es sich in MaHh.10,23 und 16,28 um die Himmel­fahrt des Herrn oder um das Kommen des Messias zur Aufrichtung des Reiches)

Antwort: Matfh.10,23 betrifft in der Tat die Erscheinung des Messias zur Aufrichtung des Reiches für Israel; denn in diesem Kapitel sind ja die Jünger vom Herrn zur Verkündigung desselben ausgesandt worden. Übrigens war ja noch nichts anderes geoffenbart bis dahin. Erst von der Verwerfung des Herrn (Matth, 1 2) an beginnt die Verkündigung des neuen Evangeliums an alle, die da glauben, wie es die heutige christliche Haushaltung charakterisiert.

 In Kap. 16, 28 handelt es sich lediglich um eine Voranzeige der eine Woche spä­ter erfolgten Verklärung des Herrn in Gegenwart von Moses und Elias, zur Bekräftigung des Zeugnisses der Jünger. (Vergl. 2. Petr. 1, 16—21, wo Petrus darüber berichtet.) Daß sich das Wort hierauf bezieht, beweisen doch die Worte; «welche den Tod nicht schmecken werden».
 
Frage Nr. 58: In Job. 3,16 linden wir den Ausdruck «Eingeborenen Sohn» und in Hebr.1,16 der «Eingeborene». Worin besteht der Unterschied! In Kol. In Offb. 1, S der «Erstgeborene der Toten» ist. Ist beides das gleiche!

Antwort: a) Vom «Eingeborenen Sohn» lesen wir nur in den Schriften des Johannes (Joh. 1,14.18; 3,16; 1.Joh. 4, 9), Er will mit dieser Bezeichnung be­tonen, daß des Menschensohn vom Vater ausgegangen ist und von Ihm in diese Welt gesandt wurde. «Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns» (Joh, 1,14). Er ist der Eingeborene des Vaters. Damit wird die Große der Liebe Gottes unterstrichen. (Vergl. das Vorbild in 1.Mose 22,2, wo Gott zu Abraham sagte: «Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak»,) Den Titel «Erstgeborener» braucht die Heilige Schrift nur in Verbindung mit der Menschheit des Sohnes Gottes, womit aber auch der Vorrang des Herrn über alles betont wird, und dies ist gerade der Gegenstand von Hebr.1. Bei den Israeliten — und noch heute im arabischen Orient — hat der erstge­borene Sohn die Stellung eines Fürsten in seinem Geschlecht. 

Er ist darin dem Vater ebenbürtig. (Vergl. auch PS. 89, 27: «Ich will Ihn zum Erstgeborenen ma­chen, zum Höchsten der Könige der Erde»; ebenso Rom. 8,29; «der Erstge­borene unter vielen Brüdern.» Er läßt sich herab und nennt uns seine Brüder; doch uns geziemt es. Ihn zu ehren und Ihn «Herr» (nicht «Bruder») zu nennen.
b)Antwort: «Erstgeborener aus den Toten» und «Erstgeborener der Toten» betreffen denselben Gegenstand, die Auferstehung. Allerdings ist ein Unterschied zwi­schen diesen beiden Titeln des Herrn, Der «Erstgeborene aus den Toten» steht in Beziehung zu Seiner Brautgemeinde. Als solcher ist Er das Haupt des neuen, aus Gott geborenen Geschlechts. Durch Seinen Tod und Seine Auf­erstehung sind wir Sein Eigentum geworden; gehören nun Dem an, der als erster dem Tode erstanden ist. («Der Erstling», 1. Kor. 15, 20.23.) Die Bezeich­nung «Erstgeborener der Toten» geht noch etwas weiter. Christus ist als Sie­ger über Tod und Grab der Richter der Lebendigen und Toten. Als solcher hat Er die Schlüssel des Todes und des Hades; d. h. Ihm, durch den die Aufer­stehung der Toten kam (1, Kor. 15, 21), ist nun auch alle Gewalt über die Toten gegeben.

Frage Nr. 59: In Hebr. 1 wird gesagt, daß Gott Seinen Sohn nach vollbrachtem Werk auf Seinen Thron gesetzt habe, auch daß der Sohn sich selbst auf Seinen Thron gesetzt habe; aber als Gott hat Er doch den Thron des Vaters von Jeher Innegehabt) 2. Werden wir droben Gott schauen und in unserer Mitte haben oder werden wir nur unsern geliebten Herrn als verherrlichten Menschensohn schauen!

Antwort: l. Beides ist der Fall. Gewiß ist Gottes Sohn von jeher der Herr aller Welt gewesen, aber das Wort in Hebr. 1,5: «Du bist mein Sohn, heule habe Ich Dich gezeugt» bezieht sich auf Seine Menschwerdung; dies muß im Auge behalten werden. Als verherrlichter Menschensohn ist Er hernach zum Vater aufgefahren, und als solchen hat Gott Ihn dann zu Seiner Rechten auf Seinen Thron gesetzt. Dies bedeutet für den Sohn eine neue vermehrte Herrlichkeit, als Ergebnis Seines Werkes, eine Herrlichkeit, die wir mit Ihm teilen werden, während Seine ewige Herrlichkeit als Gott, die Er von Ewigkeit her hatte.

 Sein alleiniges Vorrecht bleibt (Joh. 17, 5). Jetzt sitzt also im Sohn ein Mensch auf dem Throne Gottes, was ja vorher nicht der Fall war. 2. Bitte, geben Sie acht, daß Sie nicht menschliche Vorstellungen auf den Himmel übertragen und daß Sie nicht durch Ihre Gedanken aus der Dreiein­heit Gottes drei Götter machen. Die drei Offenbarungen, Vater, Sohn und Heiliger Geist können wir mit unserem schrankenhaften Erkennen nie völlig erfassen. Im Himmel begegnen wir ebenfalls der Dreieinheit Gottes. Sobald aber unser Blick auf den Himmel gelenkt wird, verschwimmt diese deutliche Unterscheidung, 2. B. in 1.Joh. 3,1—2 heißt es einfach; wir werden l h n sehen. 

Wen? da ja hier sowohl vom Vater wie vom Sohn die Rede ist. Einfach Ihn ohne Unterscheidung, weil es sich gar nicht unterscheiden läßt. Ebenso in Offb. 4 sehen wir einfach Gott auf dem Thron sitzen, und in Kap, 5 sehen wir das Lamm nicht vor dem Throne, sondern inmitten des Thrones sieben, also zwei Personen und doch wieder wie Eine. Wir möchten auch an das Wort des Herrn erinnern: "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen..." (Joh. 14, 9). Wir kön­nen also nicht sagen, wir sehen den Vater nicht, obwohl dies nicht ausdrücklich gesagt wird. Wir müssen uns stets vor Augen halten, daß wir, wenn wir droben sein werden, alles ganz anders, viel erhabener und herrlicher finden werden, als wir es uns hienieden vorstellen können. Wir kommen da mit unseren Men­schengedanken viel zu kurz und können diesen hehren Dingen bei weitem nicht gerecht werden.

Frage Nr. 60:  Warum setzt sich Jesus in Mark. 16, 19 zur Rechten Gottes und später sieht Ihn Stephanus [Apg. 7, 56) zur Rechten Gottes stehen ?

Antwort: Es handelt sich in beiden Stellen um zwei ganz verschiedene Gedankenlinien und zwei verschiedene Charakterseiten unseres Herrn. In der ersten Stelle haben wir das Hohepriestertum und die Sachwalterschaft des Chri­stus, in der zweiten schauen wir Ihn in Seinem richterlichen und königlichen Charakter. In Mark. 16,19 setzt sich unser Herr, als Der, der das große Werk der Versöhnung für uns vollbracht hat. Der Opferdienst ist für immer abge­schlossen, weil das eine Opfer absolut und ewig vollgültig ist. Darum, zum Zeugnis für uns und auch folgerichtig im Sinne der Ehrung des Vollkommenen, der den Willen Gottes erfüllt hat, hat Ihn Gott auferweckt und zu Seiner Rech­ten gesetzt, bis daß die Zeit gekommen sein wird, wo der Sohn Seinen eigenen Thron der Herrschaft besteigen wird. Das Sitzen in Mark. 16, 19 entspricht dem Sitzen des Hohenpriesters in Hebr. 8, 1. 

Bei Stephanus handelt es sich um etwas ganz anderes, nämlich um ein Zeug­nis an die Feinde des Christus. Stephanus erinnert damit die Widersacher des Herrn an das ernste Wort, das Jesus selbst vor dem versammelten Synedrium gesprochen hatte: «Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommend auf den Wolken des Himmels» (MaHh.26,64). Mit diesem Sitzen kündigt der Herr Seinen Feinden das sich Setzen des Königs Israels zum Gericht als gerechter Richter an. 

Ein König zeigt sich dem Volk in seiner amtlichen Eigenschaft nur sitzend, sei es um eine ge­setzgebende Sitzung zu eröffnen oder um Recht zu sprechen. Sonst nur hoch zu ROSS oder stehend. Eben darum sieht Stephanus den Herrn nicht sitzend, sondern stehend, weil die Zeit zum Gericht noch nicht angebrochen ist. Noch währt die Zeit der Langmut und Gnade Gottes. Er ist langsam zum Zorn. Die Feinde müssen aber aus Stephanus Munde hören—welch ein vernichtendes Urteil — daß Der, den sie verworfen und getötet hatten, lebt und schon in Tat und Wahrheit zur Rechten Gottes erhoben ist. Es ist ohne Frage eine unmißverständliche Bestätigung der Ankündigung des Gerichtes, denn dem Menschen­sohn, jetzt erhoben und verherrliche), ist es gegeben, Gericht zu halten.

Frage Nr. 61: Gibt es eine Erklärung dafür, daß wir im Evangelium Johannes (Kap. 20,17) einerseits finden, daß der Herr es der Maria Magdalena verwehrt, Ihn anzurühren, während Er derselben Maria Magdalena (Matth. 28,9) erlaubt, Seine Füße zu umfassen ?

Antwort: Wir könnten gut verstehen, daß Maria, nachdem sie den Herrn, den sie tot wähnte, lebend gefunden hat, niederfällt und Seine Füße umfaßt, um Ihm zu huldigen. So berichtet es uns der Evangelist Matthäus. Der Herr hatte ihr aber noch Größeres kundgetan und das berichtet uns der Evangelist Johan­nes. Haben wir im Evangelium Matthäus das Bild des Herrn inmitten des jü­dischen Überrestes, also ein Bild vom messianischen Königreich hienieden, so führt) uns Johannes in ein ganz neues, bisher unbekanntes Verhältnis ein: die himmlische Stellung in Christus, dieselbe, wie sie der Sohn dem Vater gegenüber einnimmt. 

Als wahrer wirklicher Mensch hat Ihn Gott mit dem Heili­gen Geist Versiegel). Nun will Er aber alle die, welche als Frucht aus dem Weizenkorn, das in die Erde gefallen ist, hervorgegangen sind, mit dem glei­chen Geiste erfüllen, den Er empfangen hat, damit sie auch alle die Stellung einnehmen können, die Er droben einzunehmen im Begriff war. Darum die scheinbar zurückweisenden Worte: «Rühre Mich nicht an, Ich bin noch nicht aufgefahren zu Meinem Vater. Gehe aber hin zu Meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu Meinem Vater und eurem Vater, und zu Meinem Gott und eurem Gott». Wie unendlich höher ist diese Stellung als die, welche die Jünger bisher einnahmen. 

Maria Magdalena durfte die Vermittlerin dieser Bot­schaft sein: Nicht eine Herrlichkeit des Reiches, nein, eine Herrlichkeit der Kindschaft, ja eine Herrlichkeit, wie Er sie, erhöht und verherrlicht, droben beim Vater einnimmt. Zuvor mußte Er auffahren zum Vater, um uns diesen Platz zu­zubereiten, den Heiligen Geist herniederzusenden und dort die Seinen zu erwarten. In dieser neuen Stellung nennt der Herr Seine Jünger «Brüder» — es ist die neue, herrliche, kostbare, himmlische Stellung. Möchten wir sie in der Kraft des Heiligen Geistes genießen.

Frage Nr. 62: Geben Sie mir eine Erklärung über Joh. 1,29: «Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt weggenommen hat»!

Antwort: Lesen Sie bitte genau; es heißt nicht «weggenommen hat», son­dern «wegnimmt». Das ist ein wesentlicher Unterschied l Es richtet unseren Blick in die glorreiche Zukunft, die frei von Sünde, Unreinigkeit und Verderben ist, wo auch die Schöpfung vom Fluche erlöst sein wird. Die ganze Schöpfung ist des Herrn, denn Er hat den Acker gekauft und den Preis bezahlt mit Seinem kostbaren Blut. Nur diesem Kaufpreis ist es zu verdanken, daß heute, wo der Fürst dieser Welt noch regiert, die Schöpfung nicht aus den Fugen geht. Durch Gottes Hand bleibt sie bewahrt, und Er kann in Gnade und Erbarmen dem sündigen Menschen begegnen und den Gläubigen mit Seinen Segnungen erquicken. Q ^^ Gottes, Du hast selbst getragen, Unsern Fluch und unsre Sündenlast. Welcher Feind darf zu verdammen wagen Uns, Dein Volk, das Du erlöst hast?

Frage Nr.63: In der Auferstehungsgeschichte des Herrn liest man teils von einem, teils von zwei Engeln am Grabe. Wie erklären Sie das ?

Antwort: Allerdings reden Matthäus und Markus von einem, Lukas und Johannes von zwei Engeln. Soweit wir ermessen können, ist beides nebenein­ander möglich; denn sowohl die berichteten Begebenheiten als auch die Je­weiligen Einzel Umstände sind verschiedene. Wenn wir die Herrlichkeit der Talsache in Betracht ziehen, ist anzunehmen, daß mehr als nur das Berichtete vorgegangen ist. Die Einzelzüge sind ja jeweils vom Heiligen Geiste sicherlich dem speziellen Kerngedanken eines jeden Berichts entsprechend gewählt, nämlich dem besonderen Bild des Herrn in Jedem Evangelium gemäß. Wichtig ist jedenfalls, daß gerade diese verschiedenen Einzelzüge, z. T. Nebenumstände, überzeugende Beweise dafür sind, daß die Berichte natur­getreue Aussagen von Augenzeugen sind, oder auf solchen beruhen, und keine erdichteten Erzählungen.

 Denn, wenn es solche wären, wie Ungläubige gerne behaupten möchten, dann wäre alles, was dem menschlichen Verstand als un­wesentlich erscheint, weggelassen worden, um ein möglichst zweckmäßiges Bild zu präsentieren. Denn keine Begebenheit im Worte Gottes kann dem Un­glauben mehr im Wege sein, als die Auferstehung des Herrn, keine ist aber auch schwerer zu leugnen, als eben diese, und zwar gerade durch die Einbe­ziehung so mancher scheinbar belangloser Kleinzüge. Gerade solche machen die ungläubigen Scheinerklärungen unmöglich und geben dem Bericht den Stem­pel einer unbefangenen wahren Tatsache; so z. B. die Tücher, die die beiden Jünger gesehen haben.

 Wenn die Jünger den Leichnam weggenommen hätten, wie ausgestreut wurde, wären diese auch verschwunden gewesen. Nun aber lagen sie zusammengelegt (nicht weggeworfen) da, ein Beweis, daß der Herr ohne Hilfe einer Menschenhand daraus hervorgegangen, d. h. eben in eigener Kraft auferstanden ist. Betrachten wir die Erscheinung der Engel nun noch rein historisch, so stellen wir nach Matth. 28, 2 fest, daß ein Engel aus dem Himmel herniederkam, «den Stein wegwälzte und sich darauf setzte». Nach Mark. 16, 5 setzte er sich hernach zur Rechten in die Gruft. Wir haben also die Darstellung von Matthäus und Markus als ineinanderfliessend zu befrachten, wie die Harmonie dieser beiden Evangelien von selbst ergibt. 

Der Evangelist Lukas nun verbindet das Erlebnis der Maria Magdalena mit dem der anderen Frauen {Lukas 24,4.10) und ver­flicht alles in ein Ganzes und redet daher von den zwei Engeln, von denen auch das Evangelium nach Johannes spricht und uns kundtut, daß einer zu den Häuptern und einer zu den Füßen saß, da wo Jesus gelegen hatte (Joh. 20, 12). Wir sehen, daß die verschiedenen Darstellungen weder Widersprüche noch Schwierigkeiten enthalten. Es mögen Legionen von Engeln anwesend gewesen sein, aber Gott läßt den Menschen immer nur das von Ihm Gewellte und Sei­nem Geschöpf Nützliche mit Leibesaugen sehen und erkennen.

Frage Nr. 64: Es ist mir schwer verständlich, daß Moses in der Wüste eine Schlange und nicht ein Lamm erhöhte, da dies doch ohne Frage ein Symbol des Erlösungswerkes unseres Herrn und Heilands Jesus Christus auf Golgatha Ist. Würden Sie mir darüber Antwort geben ?

Antwort: Nun, dem Fragekasten - Onkel ist es genau so ergangen und er hatte es s. Zt. fast als eine Beleidigung aufgefaßt, daß der Herr mit einer Schlange verglichen wurde. Ach wie töricht sind unsere Gedanken! Wie man­gelhaft unser Verstehen! Christus wurde doch für uns zur Sünde gemacht und die Schlange ist das Bild des Fluches (1.Mose 3,14). Ferner schreib! Paulus an die Galater, daß Christus für uns ein Fluch geworden ist (Kap. 3,13).

Auch ist es nicht von ungefähr, daß die Schlange von Kupfer war; war doch auch der Brandopferaltar in der Stiftshütte mit Kupfer überzogen; Kupfer ist ein Bild der Gerechtigkeit Gottes der Sünde gegenüber. Welch ein wunderbarer Gott, der uns an diesen Bildern die Schrecklichkeit der Sünde, aber auch die Notwendigkeit der Sühnung vor unsere Augen stellt! 

Frage Nr. 65: Wollen Sie bitte etwas sagen über die drei finsteren Stunden und über das Gott-Verlassen-sein unseres Herrn am Kreuz von Golgatha ?

Antwort: Unser geliebter Herr hat am Kreuz von Golgatha in den drei finsteren Stunden den Zorn Gottes wider die Sünde ertragen müssen. Gott konnte mit der Sünde keine Gemeinschaft machen und darum war Er von Ihm verlassen. In Gethsemane ward Ihm der Kelch des Zorns Gottes vor Augen gestellt, darum bat Er im Bewußtsein der Furchtbarkeit dieses Kelches: «Vater, wenn es möglich ist, so laß diesen Kelch an Mir vorübergehen, doch nicht wie Ich will, sondern wie Du willst.

» Am Kreuze aber trank Er diesen Becher und darum ruft Er dort aus; «Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen!» Welch wunderbare Liebe tut sich in diesem Werke der Erlösung vor unseren Augen kund. Wer könnte die Tiefen der Leiden ermessen, die Er, unser Stell­vertreter, zu kosten hatte! Dies war der Preis, den Er bezahlen mußte, um uns von Schuld und Sünde freisprechen zu können!

Frage Nr. 66: Bezieht sich die «Blutvergießung» auf das Durchgraben von Händen und Füßen des Herrn, oder auf den Speerstich des römischen Kriegsknechtes ?

Antwort: Keines von beiden! Das Durchgraben von Jesu Händen, die blutige Geißelung, das Aufdrücken der Dornenkrone auf das Haupt des Herrn, selbst der Speerstich, der nach dem Tode des Herrn ausgeführt wurde, bedeuten nicht die Blutvergießung. Die Blutvergießung, ohne welche keine Vergebung ist, bedeutet vor allem den Tod des Herrn. Der Herr mußte das Leben da­hingehen, um uns vom Tode zu erretten; Sein Sterben ist unser Leben. Wir sind geheiligt durch das Opfer des Leibes von Jesus Christus; daraus geht her­vor, daß das Blut, durch das Opfer, das Christus dargebracht, die Süh­nung ist für unsere Sünden.

Frage Nr. 67: «Was unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens», so lesen wir in 1.Joh.1,1. Was bedeutet das ?

Antwort: Ja, es ist auffallend, daß der Apostel Nachdruck legt auf das «mit Händen betastet haben». Wir denken dabei an die Worte, die der Herr an Thomas und die Jünger richtete: «Reiche deinen Finger her und sieh Meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in Meine Seite» (Joh.20,27); «Seht Meine Hände und Meine Füße, daß Ich es selbst bin; betastet Mich und seht, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr seht, daß Ich habe» (Luk.24, 39). Der Herr will Seine wahrhaftige Auferstehung dokumen­tieren. Die Jünger hatten Seine Worte gehört, sie hatten Ihn mit eigenen Augen gesehen und ihre Hände hatten Ihn betastet. Johannes will sagen: «Ihr könnt ganz sicher sein, Christus ist das ewige Leben – das Leben in der Person des Christus». Das ist außerordentlich wichtig, denn die Gemeinschaft mit dem Vater ist davon abhängig.

Frage Nr. 68: Bitte erklären Sie mir die Auferstehung der Toten. Es Ist doch nicht zu leugnen, daß durch den Kreislauf der Natur (Erde - Pflanzen - Verwesung), Teile früherer Menschen wieder Teile anderer menschlicher Körper geworden sind. Müssen wir da nicht doch die Hoffnung auf eine leibliche Auferstehung aufgeben und an eine geistliche Auferstehung denken, denn wie kann der Leib einer Person angehören, wenn Teile davon zu verschiedenen Zeiten anderen Personen, schließlich gar der Tierwelt zugehörten ?

Antwort: Das war wohl auch die Frage, welche wir im ersten Korintherbrief finden: "in was für einem Leibe kommen sie?» Die Antwort lautet: "Tor, was du säst, wird nicht lebendig, es sterbe denn!» (1. Kor. 15, 35.36). Gewiß, der Kreislauf der Natur, — ohne Verwesung kein Wachstum —, ist nicht auf­zuhalten und nicht zu verändern. 

Es ist uns auch nie eingefallen, dies zu leug­nen, oder in bezug auf unseren Leib an ein göttliches Wunder zu denken, das dem natürlichen Verwesungsprozeß Ein half gebieten, oder die stofflichen Überreste zusammenhalten würde. Das ist auch alles nicht notwendig. Es ist doch nicht der gleiche Stoff, den wir ins Grab gelegt haben, der auferweckt wird. Warum sich denn mit diesem beschäftigen? Es wird gesät in Ver­wesung, es wird auferweckt in Unverweslichkeit! es wird gesät ein natür­licher Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib. 

Der natürliche Leib verwest, wird zu Staub, wird zu Erde, Erde bringt Pflanzen und Früchte hervor, und diese dienen wiederum zur Speise der Menschen. Wir sehen darin keine Schwierigkeit. Ein Beispiel wird es illustrieren. Roger Williams war der Gründer des amerikanischen Staates Rhode Island. Seine Nachkommen wollten ihn ausgraben, um ihm eine würdige Grabstätte zu geben und ein Denkmal darauf zu errichten. Aber ein Apfelbaum war auf seinem Grabe erstanden, dessen Wurzeln völlig in dem Leichnam aufgingen. Eine Wurzel war durch den Schädel gedrungen, durch das Rückenmark gegangen und hatte sich in den Hüften verzweigt bis zu den Füßen. 

Der ganze Leichnam war also als Nahrung für den Apfelbaum von diesem aufgezehrt worden. Das mag für den oberflächlichen Bibelleser ein Grund sein zu fragen: «Gibt es eine leib­liche Auferstehung?», für den Unglauben ein willkommener Anlaß, dieselbe kurzerhand zu leugnen. Aber was sagt die Schrift: «Und was du säst, du säst nicht den Leib, der werden soll, sondern ein nacktes Korn, es sei von Weizen oder von einem anderen Samen. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie Er gewollt hat» (l. Kor. 15,37.38). Wir brauchen also auf die Frage, ob der Stoff des verweslichen Leibes auferweckt wird, weil er in pflanzliche, oder tierische, oder menschliche Teile aufgegangen ist, keine Ant­wort zu geben, denn die Bibel sagt nicht, daß diese auferweckt werden. Von unserem Körper ist vor sieben Jahren, wie die Gelehrten uns sagen, gar nichts von dem gegenwärtigen Leib vorhanden gewesen; denn innert dieser Zelt wird jede einzelne Zelle des menschlichen Körpers erneuert. 

Die Stoffe unseres Körpers werden andauernd verbraucht und durch die Nahrung, welche wir aufnehmen, wieder ersetzt. Dennoch behalten wir das ganze Leben hin­durch denselben Körper. Die Veränderung des Stoffes bedingt keinerlei Ver­änderung der Gestalt. Deshalb braucht auch der Apostel das Bild von dem Samenkorn. Wovon bildet das Samenkorn die Garantie? Von der Ernte. So über­geben wir die sterbliche Hütte des Leibes als ein Samenkorn der Erde; nicht das Samenkorn wird auferstehen, sondern die aus ihm hervorgegangene Frucht. Ohne Saatkorn — keine Pflanze, die Pflanze aber ist derselben Art, wie das der Saat. Was wird nun am Tage der Auferstehung dem Grabe entsteigen? 

Nicht der Stoff des Körpers, der da gesät wurde, sondern etwas viel Schöneres, Größeres, Köstlicheres: ein Leib der Herrlichkeit. Im Gegensalz zu dem ver­herrlichten Leib, den der Gläubige bei der Auferstehung empfängt, wird der Ewigkeitsleib der Unseligen ein solcher der Schmach und Verachtung sein. (Vergl. PS. 73, 20.) Es wird ein anderer Leib aus dem Samenkorn hervor­gehen, nicht ein Geist, sondern ein wirklicher Leib, ein Leib der nicht sterben und nicht verwesen kann, also ein unsterblicher und unverweslicher Körper. Dieser Leib ist der gleichen Wesensart wie das Samenkorn war, sonst wäre die sterbliche Hüfte ja kein solches. Somit bleibt es bei der leiblichen Auferstehung; alle diesbezüglichen Einwände werden mit der Heiligen Schrift Lügen gestraft.

Frage Nr.69: Es wurde mir geltend gemacht, daß der griechische Urtext keine Satzzeichen hatte, und deshalb die Übersetzung der Worte des Herrn an den Schächer: «Wahrlich, Ich sage dir: Heute wirst du  mit mir Paradiese sein», unrichtig sei. Was sagen Sie dazu?

Antwort: Jedenfalls ist der Fragesteller ein Anhänger der unbiblischen Seelenschlaf -Theorie. Wenn sie eben nicht aus dem Wortlaut der Heiligen Schrift hervorgeht, muß sie hineingeschmuggelt werden. Die von Satan eingeflüsterte Lehre geht vor, das Wort Gottes kommt nachher, oder überhaupt nicht mehr. Diese Leute wollen den Satz so übersetzt haben: «Wahrlich, Ich sage dir heute; du wirst mit Mir im Paradiese sein!" Das ist aber nicht der Sinn der Worte Jesu. Lassen wir die Satzzeichen weg, dann lautet der Satz: «Wahrlich Ich sage dir heute wirst du mit Mir im Paradiese sein.» 

Das wäre also nach Ihrer Meinung der Urtext. Gut, aber sagt nun dieser Satz etwas anderes als der obige mit den unbedingt richtigen Satzzeichen, die wir nun einmal in der deutschen Sprache nicht entbehren können7 Nicht wahr; er sag) ganz genau dasselbe, nämlich, daß der Schacher «noch heute» mit Jesu im Paradiese sein würde. «Noch heute», so übersetzt der bekannte katholische Bibelübersetzer P. J. Perk, der gewiß diese Stelle unbefangen übersetzte, da die Katholiken doch in diese Zeit nach dem Tode sonst das Fegefeuer plazieren, und wenn einer dasselbe nötig gehabt hätte, würde das sicher dieser Übeltäter gewesen sein. 

ich möchte noch etwas sagen, wenn ich diese Satzzeichen-Jongleure — Sie sind nicht der erste, der mir diese Frage stellt — richtig beurteile, sind es dieselben, die dann skru­pellos nach dem «heute» einen großen Gedankenstrich machen — wenn auch nicht mit der Feder, so doch in ihren törichten Gedanken — um da Raum zu schaffen, daß der Schacher nicht «noch heute» ins Paradies ging, sondern dem Seelenschlaf verfallen sei, bis zum Tage der Auferstehung. Sie sehen, daß man dem Worte Gewalt antun muß, um aus dem «noch heute» einen nicht existierenden Seelenschlaf zu konstruieren. Finger davon!

Frage Nr. 70:  Warum sagt der Herr zu Maria Magdalena: «Rühre Mich nicht an!» (Joh.20,17) während Er Thomas aufforderte: «Reiche deinen Finger her und siehe Meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in Meine Seite» (Joh. 20,27).

Antwort: Maria Magdalena und Thomas versinnbildlichen zwei verschiedene Haushaltungen. Die erstere, die der Ekklesia, der Versammlung Gottes, die wohl keine irdisch - materiellen Hoffnungen hat, aber ein unvergänglich himmlisches Erbteil besitzt, während der letztere, Thomas, ein Vorbild des jüdischen Überrestes ist, der in das Tausendjährige Reich eingeführt wird und dem irdische, mit der Schöpfung verbundene Verheißungen gegeben sind. Im Bilde der Maria von Magdala erkennen wir, daß für uns «etwas besseres vorgesehen» ist (Hebr.11,40) als unseren Herrn leiblich anzurühren, und obwohl wir Ihn nicht sehen wie der jüdische Überrest, so frohlocken wir doch jetzt schon «mit un­aussprechlicher und verherrlichter Freude» (l. Petr, 1, 8).

Frage Nr. 71: ich bitte um eine Erklärung von dem Ausdruck in 1. Petr. 3,16: «Getötet nach dem Fleische, aber lebendig gemacht nach dem Geiste.»

Antwort: 1. Petr. 3,18 will das gleiche besagen wie Rom. 1,4: «Als Sohn Gottes in Kraft erwiesen durch Totenauferstehung». Wenn Christus als Mensch im Fleische, der Er war, in Frage kommt, dann freilich ist Er getötet worden; wenn aber der Geist, der in Ihm war, in dem Er lebte, wirkte, lehrte, durch den Er gezeugt war, mit dem Er nach Seiner Taufe gesalbt wurde, den Er auch in die Hände des Vaters bei Seinem Verscheiden übergab, in Betracht gezogen wird, dann ist es gar nicht denkbar, daß Er im Tode bleiben konnte. 

Darum wurde Er eben kraft dieses Geistes, der auch nur für kurze Stunden den Körper ver­lassen hatte, wieder lebendig gemacht, in einem Geist - Leibe. Dieser ist den Gesetzen, denen Er vorher wie wir unterworfen war, enthoben. Es ist ein Leib, der wohl Fleisch und Bein auf die ihm eigentümliche Weise als Geistleib hat, aber nicht Fleisch und Blut, welch letzteres das natürliche Leben bedingt (Luk. 24,39).

 Weder das Grabgewölbe, das die römischen Soldaten bewachten, noch die Türen, welche die Jünger verschlossen hielten, waren diesem Leib ein Hin­dernis. Darum, d. h. gemäß diesen Ausführungen, kann Paulus sagen: «Als Sohn Gottes in Kraft erwiesen und dem Geiste der Heiligkeit nach durch Toten­auferstehung.» Und darum kann Petrus auch fortfahren: «In welchem (d.h. in eben diesem Geiste der Kraft) Er auch damals denen predigen konnte, die (jetzt) Geister im Gefängnis sind. E r redete in Menschen durch den prophe­tischen Geist; damals zur Zeit der Sintflut, durch Noah. Indem Noah hinging, ging Christus hin.»

Frage Nr. 72: Darf man für die Toten beten?

Antwort: Hierüber brauchen wir nicht viele Worte zu verlieren. Das Beten für die Toten ist ein durchaus abgöttischer Brauch. Denn Gottes Wort sagt doch deutlich genug, daß die Entscheidung für das ewige Leben in dieser irdischen Lebenszeit fallen muß und mit dem leiblichen Tode endgültig entschieden ist. Wie sagt doch der Herr selbst dies so deutlich In Joh. 5, 25—29, wie sich die Scheidung für die zeitlich getrennten Auferstehungen zum ewigen Leben und zum Gericht durch das Hören oder nicht Hören der Stimme Gottes hienieden entscheidet. Wie eindringlich sagt doch das Evangelium, daß jetzt, heute, der Tag des Heils sei! (2. Kor. 6,2; Hebr. 3,8.15; 4,7). 

Die Lehre der All­versöhnung, welche noch eine andere Gelegenheit zur Entscheidung nach Aeonen lehrt, ist darum ein Betrug und eine völlige Verleugnung der biblischen Lehre. Beten für die Toten findet sich dort, wo sich die Vorstellung findet, daß die Geister der Verstorbenen zwar fortleben, aber keine Ruhe finden können und daher die Lebenden beunruhigen. Auch die katholische Lehre vom Fegefeuer, welche Totenmessen fordert, enthält etwas von diesem Element, hat auf alle Fälle keinerlei Stütze im Wort Gottes, ja sie ist der Lehre des Evangeliums absolut entgegen und übrigens erst etwa um 590 durch Papst Gregor l einge­führt worden.

Frage Nr. 73: Wie müssen wir die Kremation beurteilen! Ist diese nach Gottes Gedanken richtig oder nicht? Die Bibel sagt wohl nichts darüber.

1.Antwort: Die Kremation ist eine heidnische Gewohnheit; darum kennt die Bibel nur die Erdbestattung. Wie wir schon aus der Geschichte des Patriarchen Abrahams usw. ersehen können, ist damit der Gedanke der Hoffnung der Auf­erstehung des Leibes verbunden. (Vergl. dazu Hebr.11,8—16 und 1. Kor. 15.) Deswegen haben wir Menschen nicht das Recht, den von Gott geschaffenen Leib zu zerstören, wenn dieser auch nach 1. Kor. 15 verwesen muß infolge des göttlichen Urteils in 1.Mose3,19, um später dem neuen, ewigen Leib Platz zu machen, wenn des Herrn Stunde gekommen sein wird. 

Der letztliche Grundgedanke der Kremation (Verbrennung) ist kurz gesagt der der rest­losen Beseitigung. Die Frage, ob diese Bestattung die hygienischere sei, stehe dahin. Es sind zumeist die Ungläubigen, die sich kremieren lassen und zwar meist deshalb, weil sie glauben, dadurch eine Auferstehung zu verun­möglichen, was freilich vergeblich ist. Zu erwähnen wäre noch, daß Gott Moab tadelte, weil es die Gebeine des Königs von Edom zu Kalk verbrannte; Er nannte es eine Freveltat (Amos2,1).
2. Antwort: Das Verbrennen von Leichen ist keine natürliche Weise der Leichenbestattung, war auch in alten Zeiten nur bei heidnischen Völkern in Übung, aber auch da nicht bei allen, z. B. haben bekanntlich die alten Ägypter ihre Leichen einbalsamiert, somit aufbewahrt). Die natürliche Bestattungsweise ist die Grablegung, die Zurückgabe des menschlichen Körpers, der ja der Sünde wegen verwesen muß, an die Erde, wovon er ursprünglich genommen ist (1.Mose 3,19). 

Diese war bei den Hebräern die allgemein üb­liche, und bei den Männern und Frauen des Glaubens im Wort Gottes, welche größere Kenntnis der Gedanken Gottes erlangt hatten, war wohl auch ein ge­wisser Glaube an eine Zukunft nach dem Tode mitbestimmend, wenn sie auch keine eigentlichen diesbezüglichen Verheißungen hatten. (Vergl. Hebr. 11,10. 16.) Bezeichnend ist auch die Sorgfalt, mit der z.B. die Patriarchen ihre Grab­stätten bestimmten. In den wenigen Stellen im Wort Gottes, welche von Ver­brennen von Leichen reden, sieht man deutlich, daß dieses beim Volk Gottes und auch bei Gott selbst als etwas Schimpfliches galt, denn nach 3. Mose 20,14;
21,9; Josua 7,25 erfolgte dieses nur in Fällen besonderer Schande als Straf­verschärfung, und in Amos 2,1 und 6,10 erscheint das Verbrennen als eine Greueltat vor Gott. Wenn nun die moderne Kremation als hygienischer begründet wird, so ist dies aber nicht der Ursprung des Gedankens, sondern derselbe ist aus dem Widerspruch des Unglaubens gegen die Möglichkeit der Auferstehung ge­boren, welche des nachfolgenden Gerichtes vor Gottes Thron wegen dem Un­glauben im Wege ist. 

Da meint nun der Unglaube, durch Verbrennung der Leiche der Auferstehung vorbeugen zu können, weil er ja von der Leben schaffenden Kraft des Wortes Gottes keine Ahnung hat. Für uns gläubige Chri­sten ist die Erdbestattung das einzig Logische, weil damit doch das Warten auf die uns bestimmt verheißene Auferweckung durch die Stimme unseres ge­liebten Herrn verbunden ist; und sicherlich ist es für den Herrn erst recht ein Greuel, wenn die Seinigen sich «kremieren» lassen. Das Verbrennen mag, nach rein menschlichem Empfinden, ja hygienischer, ja feierlicher erscheinen; für die Ewigkeit spielt es keine Rolle, denn auch die Person mit kremiertem Körper muß vor Gottes Richterstuhl erscheinen.

V. DIE ZUKÜNFTIGEN DINGE
a) DIE ENTRÜCKUNG

Frage Nr. 74:  Was ist die Hoffnung der Kinder Gottes, der Ekklesia?

Antwort: Die herrliche Hoffnung der Gemeinde des Herrn ist, daß ihr hoch­gelobter Herr wiederkommen wird, um sie als die Seinigen zu sich ins Vater­haus zu nehmen, wie Er es auch persönlich verheißen hat (Job. 14,3). Nicht mehr lange, und Er wird kommen mit «gebietendem Zuruf», d. h. mit Seiner lebendig machenden Stimme, die auch die «Entschlafenen» auferwecken und Ihm zuführen wird. Weiter ist gesagt, daß Er mit der «Posaune Gottes» erscheint; Er wird Sein Volk aus allen Ländern des Erdenrundes sammeln zur Entrückung «in Wolken in die Luft». Nicht einer von den durch Jesu Blut von Seinen Sünden Gewaschenen wird zurückbleiben müssen; wie könnte der Herr ein Einziges Seiner Geliebten dahinten lassen! Alle werden für allezeit bei Ihm sein. 

Dabei wird der Leib der Niedrigkeit Seinem Leibe der Herrlichkeit gleich­gestaltet werden, damit wir fähig sind, Seine Herrlichkeit zu schauen. So wird Christus Seine geliebte Versammlung Gott und sich selbst darstellen, die nicht Flecken, oder Runzel, oder dergleichen habe. Ewiglich wird sie der Gegen­stand Seiner unbegrenzten Liebe sein. Auch wird der Herr, wenn Er später zum Gericht und zur Aufrichtung Seines Königreiches kommen wird, Seine Braut der feindlichen Welt vorstellen als die, welche Er geliebt hat (Kol. 3, 4). Was kann denn nun die Hoffnung der Brautgemeinde etwas anderes sein, als ihren Bräu­tigam zu erwarten (Offb. 22, 17)? Welch herrliche Hoffnung! (Vergl. 1. Kor. 15, 51—58; I.Thess.4,13—18; Phil. 3, 20—21; I.Joh.3,2.)

Frage Nr. 75: Sind die törichten Jungfrauen auch Gotteskinder, manche sagen es, und daß nur die «ganz Heiligen» entrückt werden ?

Antwort: Nein, die törichten Jungfrauen sind keine wahren Gotteskinder, haben niemals eine wirkliche Wiedergeburt durch den Heiligen Geist erlebt. Darum haben sie kein Öl in den Gelassen, d. h. eben nicht den Heiligen Geist empfangen, und von diesen heißt es in Rom. 8, 9: «Wenn jemand Gottes Geist nicht hat, der ist nicht Sein.» Sie sind nur scheinbare Christen, Mit­läufer, die zwar ein Bekenntnis — eine erlöschende Lampe, weil das Öl fehlt — haben, aber nie eine wahre Bekehrung durchgemacht haben, sie sind darum auch nicht bereit, wenn der Bräutigam kommt, Ja, sehen und hören nichts von Ihm. —

 Nur die ganz Heiligen werden entrückt? Das ist gar nicht möglich, denn welcher aufrichtige Christ kann und wird sich für so heilig halten, d. hundertprozentig, wie der Herr selbst, denn eine geringere kommt doch nicht in Frage? Wer könnte in diesem Falle noch Hoffnung haben, entrückt zu wer­den??? Doch kaum jemand! Du nicht und ich nicht. Wo bliebe aber der Triumph des Herrn über Tod und Teufel? Denn die Entrückung ist vor allem die Krönung der Liebe des Herrn selbst, der notwendige Schustern zu Seinem Triumph kommt erst beim Offenbarwerden vor dem Preisgericht (Richterstuhl) des Christus (2. Kor. 5,10) in Frage. 

Übrigens sind gerade die Verheißungen betr. der Entrückung absolut klar, d.h. alle Gläubigen einschließend, ohne jede Klausel gegeben. Wenn der Triumph des Herrn voll sein soll, dann will und muß Er doch alle Seine Erkauften, ohne eine einzige Ausnahme, zu Sich nehmen, sonst wäre jener nicht komplett! Vergessen wir nicht: wir sind aus Gnaden errettet, um aus Gnaden entrückt zu werden. Denkst du es auf einem anderen Wege zu erreichen? Wohl kaum!

Frage Nr. 76: Ist das Gleichnis von den zehn Jungfrauen eine Belehrung für die Juden oder für die Christen?

Antwort: Dieses Gleichnis ist ganz unzweifelhaft für die Christenheit bestimmt. Der gläubige Überrest Israels wird gar nicht dem Messias entgegen­gehen, sondern er erwartet Ihn, gemäß Seiner Verheißung in seiner Mitte, im Lande der Väter, wo Er ihm das Königreich des Segens aufrichten wird. Für uns Christen gilt das Gebot; «Gehet aus, Ihm entgegen", uns Gliedern der Ekklesia (Kirche) ist verheißen, daß Er uns mit mächtigem Zuruf zu Sich rufen wird, und daß wir in der Luft mit Ihm zusammentreffen werden (l.Thess.4, 13—17). 

Ferner gilt es der schläfrigen Christenheit, daß sie aus dem Schlaf aufgeweckt werden muß, nicht aber dem jüdischen gläubigen Überrest. Die­ser wird vielmehr im Dunkel der größten Bedrängnis zu seinem Gott und seinem Messias um Befreiung aus der Hand seiner vielen Feinde rufen. In Sach. 12 lesen wir auch, daß der Überrest dann den Messias unter tiefer Busse empfangen muß und bekehrt wird. Ganz anders aber, wenn der Herr uns Chri­sten zu Sich ruft, dann wird keine Zelt mehr, weder zur Busse, noch zur Bekeh­rung sein; es wird dazu für immer zu spät sein. Wie furchtbar, zu den «törichten Jungfrauen» zu gehören und dann draußen bleiben zu müssen!

Frage Nr. 77: Gibt es denn eine Zwischenpause bei der Entrückung, so daß die törichten Jungfrauen (Im Gleichnis Matth. 25) die klugen um Öl fragen können und woran erkennen sie dann diese?

Antwort: Nein, es gibt keine Zwischenpause. Lesen Sie bitte aufmerksam l. Kor. 15, 51—52: NEIN ! einem Nu, in einem Augenblick» und vergegenwärtigen Sie sich, daß die Stimme des Herrn, welche die entschlafenen Heiligen aufer­wecken und die noch Lebenden zugleich verwandeln wird, dieselbe Stimme dar Leben gebärenden Allmacht Gottes sein wird. Es ist dieselbe Stimme, die einst den Lazarus aus dem Grabe gerufen; dieselbe Stimme, die im Anfang die Schöpfung ins Dasein gerufen hat, von der es in PS. 33, 9 und 148,5 heißt: «Er sprach und es stand da». Sie sehen also selbst, daß es keine Zwischenpause geben kann. Denken Sie auch daran, daß diejenigen, welche nicht mit dem Herrn entrückt werden, weil sie nicht Sein sind, In jener Stunde den Herrn we­der sehen, noch Seine Stimme hören werden. (Vergl. Offb. 20, 5.) 

Das Gleichnis zeigt ja deutlich, daß die törichten Jungfrauen gar nicht dabei sein werden, wenn der Herr kommt: «die bereit waren, gingen ein zur Hochzeit». In jenem Augenblick wird es zu spät sein, für alle die, welche nicht schon vorher für Öl, d.h. für den Empfang des Lebens aus Gott und der Salbung durch den Heiligen Geist gesorgt haben. Dies und nur dies ist der einfache Gedanke in dem, was von den Törichten gesagt wird. Im Gleichnis beginnt das Fragen der Törichten ja schon gleich beim auf­weckenden Ruf, daß der Bräutigam komme, also schon jetzt.

 Gerade unsere ernste, bange Zeit ist dazu angetan, um dieses Fragen zu wecken. Geht nicht ein Gefühl durch die Christenheit, daß die bisherige liberale Ordnung und auch das Formchristentum ohne Leben und ohne die Kraft versagen muß und etwas Neuem Platz machen muß? Es wird sich auch immer ausdrücklicher zei­gen müssen, daß selbst ein nur äußerlicher christlicher Glaube ohne wirkliche Bekehrung und Busse, selbst das bloße Mitmachen eines christlichen Weges, versagen werden. Ist nicht schon heute ein vielfältiges Laufen nach allerlei Rat­gebern wegen der geistlichen Not zu erkennen? Nun, die klugen Jungfrauen werden sich selber dadurch kennzeichnen, daß sie die Seelen zu dem Einen hinführen, der allein Rat und Helfer ist und sein kann: Jesus Christus.

Frage Nr. 78:  Welche Bedeutung hat das Gleichnis von den zehn Jung­frauen? (Matth.25, 1—13.)

Antwort: Entgegen der vielfachen Behauptung, daß es sich um Juden han­deln würde, müssen wir feststellen, daß wir in den zehn Jungfrauen wohl die Christenheil erkennen müssen. Hätte es Israel zum Gegenstand, würden es ohne Frage zwölf Jungfrauen sein, entsprechend der zwölf Stämme Israels. Die Zweiteilung weist auf die wahren Christen einerseits und die Namenchristen andererseits hin. Es gibt solche, die Öl in den Lampen haben (Leben aus Gott in der Kraft des Heiligen Geistes) und solche, die dieses entbehren und sich mit einer Lampe (äußerer Form ohne Kraft) begnügen. Die einen erwarten den Bräutigam (den wiederkommenden Herrn), die ändern sind eingeschlafen, ver­passen die Ankunft des Herrn und werden, wenn sie später erwachen, vor ver­schlossener Türe stehen. Hoffnungslos sinken sie hinab in ewige Nacht und Fin­sternis.

Frage Nr. 79:  Betreffend der Entrückung von Henoch und Elias verstehe ich, daß Henoch ein Vorbild der Entrückung der wahren Gläubigen vor den Ge­richten ist. Was aber Elias) Was bedeuten der feurige Wagen und die feurigen Rosse; Feuer ist doch immer ein Symbol des Gerichts oder der läuternden Reinigung.

Antwort: Henoch ist in der Tat ein Vorbild der Entrückung der Gläubigen, nicht nur der Brautgemeinde, sondern aller, die dem Herrn angehören von Adam an bis zu Seiner Ankunft. Elias in gewissem Sinn zwar auch; aber als besonderer Verteidiger und Hüter des Gesetzes und Bundes Israels bezieht sich sein Vor­bild enger auf den Rahmen Israels. Diesbezüglich ist Elias ja auch ein Vorbild auf den Herrn Jesus als Messias und Verkündiger des Königreiches für Israel; und zwar Christus in Niedrigkeit. Als solcher war Sein Dienst, wie der des Elias, so gut wie fruchtlos geblieben (vergl.Jes.49), so daß Er nach Seiner Aufer­stehung in den Himmel zurückkehrte, was für das unbußfertige Israel Gericht bedeutete. Davon ist die feurige Erscheinung bei Elias ein Vorbild; auch davon, daß die Erfüllung der Verheißungen für Israel als Volk unter Gerichten erfol­gen werde (vergl. PS. 104, 3—4; Jes.66,15). 

In dieser Richtung weisen uns auch zwei wichtige Unterschiede zwischen Henoch und Elias. Die Entrückung Henoch blieb völlig ungesehen von den Menschen, wie ebenso diejenige der Gläubi­gen bei der Ankunft des Herrn, und sein Zeugnis blieb auch ohne eigentliche Fortsetzung, wie auch das Zeugnis der Brautgemeinde von der Gnade. Ganz anders aber bei Elias. Da war nur dessen vertrauter Diener und Geistesgenosse Elisa Zeuge seiner Entrückung, und sein Zeugnis an Israel wurde von Elisa, dem Propheten der Gnade fortgesetzt, freilich auf einer anderen Linie, der der Gnade, auch nicht mehr im öffentlichen Zeugnis an die Allgemeinheit, sondern an die einzelnen. Ist es nicht auch so mit dem Zeugnis des Herrn Jesus?

Das Zeugnis des Herrn von Seinem Königreich für Israel fand mit Seinem Tode ein Ende, aber das Zeugnis von Jesus als Welt-Heiland und Erlöser aus Gnade ist seither durch Seinen Heiligen Geist vermittels! der Apostel fortgesetzt worden und wird noch heule fortgesetzt durch Evangelisten und Lehrer. Vorbild der Entrückung der Gläubigen ist Elias vor allem in der Szene der Verklärung Jesu auf dem Berge als Vertreter der lebendig Verwandelten neben Mose als der im Tode Vorangegangenen und Auferweckten, in Verklärung mit dem Herrn, gegenüber den drei Jüngern als Vertreter des erneuerten glückli­chen Israel auf Erden.

Frage Nr. 80:  Da Gott den Tag der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus festgesetzt hat, hat es da noch Sinn, um Seine Wiederkunft zu bitten!

Antwort: Selbstverständlich, weist uns doch der Heilige Geist dazu an: «Der Geist und die Braut sprechen: Komm! So viel ich weiß, ist das die einzige Stelle, die uns ein Gebet des Heiligen Geistes mitteilt. In Rom. 8, 26 lesen wir, daß Er mit «unaussprechlichem Seufzen» betet. Sollte diesem nicht auch die Bitte: «Komm Herr Jesu!» zu Grunde liegen? Wie lautet das letzte Gebet des letzten Apostels des Herrn und das letzte Gebet der Heiligen Schrift über­haupt: «Amen, Komm Herr Jesus!» Sollte es denn nicht auch unser tägliches und stündliches Gebet sein: «Komm, Herr Jesus!» Lesen wir doch sogar von der Schöpfung, daß sie seufzend wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes (Rom, 8,19—23). Und im Hohelied ruft die Braut: «Siehe, da kommt Er, sprin­gend über die Berge, hüpfend über die Hügeln (Hohelied 2,8). Petrus legt sogar die Ankunft des Herrn in unsere Hände: «Erwartend und beschleunigend die Ankunft des Tages Gottes!» (2. Petr. 3, l 2.)

Frage Nr. 81:  Worin besteht der Unterschied zwischen «Parusia» und "Epiphania» des Herrn! Man hört öfter beide Ausdrücke In Verbindung mit dem prophetischen Wort.

Antwort: Parusia, griechisch — Ankunft, bezeichnet die persönliche Wiederkunft, genauer sogar Anwesenheit des Herrn, unterstreicht also in kost­barer Weise, daß der Herr selber persönlich wiederkommen wird, um uns zu Sich zu nehmen, daß also diese Verheißung nicht eine bloß figürliche Dar­stellungsweise ist, die man z. B. auf die Sterbestunde anwenden könnte, son­dern diese Verheißung ist eine absolute Realität, und zwar kommt Er persön­lich, denn die Entrückung ist nichts geringeres als der Schlußpunkt Seines Triumphes über Tod und Teufel; darum will Er auch selber kommen; Er kann nicht einen Engel senden, denn es ist in aller Form ein Akt seiner Liebe. 

Jedoch ist zu beachten, daß der Ausdruck «Parusia» nicht bloß auf die Ankunft zur Heimholung der Seinen angewandt wird, sondern oft beide Fälle zusammenfaßt, auch etwa auf das Kommen auf die Erde allein bezug hat, und zwar dann, wenn der Gedanke an unsere Verantwortlichkeit oder der Vergeltung im Vor­dergrund sieht, E p i p h a n i a, griechisch = Erscheinung oder Offenbarwerdung, bezieht sich ausschließlich auf das zweite Kommen auf die Erde, wenn der Herr allen Menschen sichtbar kommt in Herrlichkeit in Gesellschaft der verherrlichten Seinigen, zum Gericht über das Böse und zur Aufrichtung Seines Segensreiches. Damit wird das Schwergewicht auf die allen Menschen sichtbare Offenbarung des Herrn wie auch der Seinigen in himmlischer Herrlichkeit, zum Erschrecken der unerretteten Welt, gelegt, im Gegensatz zum Kommen in die Luft, wo Er nur von den Gerufenen gesehen wird, also eigentlich in ganz pri­vatem Charakter kommen wird.

Frage Nr. 82:  Wird ein Mensch von der Welt auch den Ruf Jesu hören?

Antwort: Sie denken wohl an den Ruf des Herrn, wenn Er kommt, um die Seinen zu sich zu nehmen? Nein, keiner, der noch nicht- errettet ist, kann ihn vernehmen, denn dieser Ruf kann nur durch den Heiligen Geist in uns ver­standen und vernommen werden. Es handelt sich weniger um ein Hören mit leiblichen Ohren, sondern um ein geistliches Hören und Unterscheiden der Stimme. Es ist der lebendig machende Ruf des Herrn, dessen Kraft die Seinigen auch zu sich ziehen wird, dem aber nur die antworten können, die wieder­geboren sind, weil nur sie ein neues Leben aus Gott haben.

Frage Nr. 83: Vielfach hört man, daß die Lehre von der Entrückung der wahren Kirche nur durch Paulus vertreten würde, in der Botschaft des Herrn selbst aber nicht enthalten sei, weshalb derselben nicht der Wert beizumessen sei, wie es geschieht. Was sagen Sie dazu?

Antwort: Wer das Wort wirklich aufmerksam und unter der Leitung des Heiligen Geistes liest, wird finden, daß sich Paulus durchaus auf das Wort des Herrn stützt. In Joh.14,3 lesen wir; «Wenn Ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme Ich wieder und werde euch zu Mir nehmen, daß wo Ich bin, auch ihr seiet.» Was will der Herr damit sagen? Redet Er vom Tode, wie viele behaupten? Das wäre eine sehr willkürliche Auslegung! Sagt Er nicht klar und deutlich, daß E r kommen werde, um uns zu sich zu nehmen. Wie kann man da vom Tode reden? Ist Seine hochgelobte Person ein Todesengel? Ist Er nicht viel mehr der Fürst des Lebens? Auch bildet die Entrückung den Schlußpunkt des Triumphes des Herrn über Tod und Satan, was bedeutet, daß es gar nicht anders sein kann, als daß E r s e l b s t kommt, um uns heimzuholen. 

Außerdem müssen wir festhalten, daß Paulus nicht anders geredet hat als durch den Heiligen Geist. Der Heilige Geist aber ist die dritte Person der Gottheit, wie Christus die zweite derselben ist. Wie können da in den Wahrheiten, die sie verkündigen, Unterschiede in deren Bewertung gemacht werden? Doch unmöglich! Ja, Satan ist mannigfach bemüht, uns in der lebendigen Erwartung der Wiederkunft des Herrn irre zu machen. Laßt uns wachen!

Frage Nr. 84: Sind die Auslegungen über die Entrückung, da» sie vor der Trübsalszeit erfolgen würde, richtig?

Antwort: Wir teilen voll und ganz die Ansicht, daß der Herr vor Beginn der Endgerichte in die Luft kommen wird, um die Seinigen zu sich zu nehmen, und daß dies allein den Gedanken und der Liebe Gottes entsprechen kann. Man verwechselt augenscheinlich «nüchterne und sachliche Prüfung» mit einer rein menschlichen Verstandestechnik und man scheint) nicht viel davon zu wissen, daß das Buch der Offenbarung in symbolischer Sprache geschrieben ist und daß Gottes Geist in diesen Bildern wunderbar liefe göttliche Gedanken und Tatsachen offenbart, die in direkten Worten weder ausdrückbar noch für uns faßbar wären. Mäh scheint auch die Stelle 2,Petr,1,20 «indem ihr zuerst dieses wisset, daß keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist», d.h. die alle Wahrheit, daß die Bibel sich selbst auslegt, nicht zu kennen. Die Auslegung der symbolischen Bilder ist in der Schrift selbst zu finden. 

Nur so kann man die in den Bildern veranschaulichten Gedanken Gottes herausfinden; damit kommt man aber zu einer ganz ändern Auslegung als der mancher Aus­leger. Es geht nicht an, auf alle Verkehrtheiten derselben einzugehen, das gäbe ein ganzes Buch, denn man wirft so vieles durcheinander und vermengt, was sorgfältig auseinander gehalten werden müßte. Die Offenbarung ist kein chro­nologisch geordnetes Gesamtgemälde, sondern gibt uns eine Reihe von Ein­zelbildern, welche jedes für sich ein Ereignis darstellen. 


Ich möchte nur einiges über Kap. 12 ausführen. Wenn man unter der Frau in Offb. 12 die Kirche und unter ihrem Sohn die wenigen getreuen Gläubigen des Endes versteht, irrt man gewaltig, um nicht mehr zu sagen. Richtig ist ja, wenn man sagt, daß die Kirche öfter unter dem Bilde einer Frau dargestellt wird; aber warum dies? Doch um damit ihre Stellung der Abhängigkeit vom Herrn als ihrem Mann und ihre natürliche Schwachheit darzustellen. Wie kommt man nun dazu, unter dem «männlichen Sohn», einem Bild von Kraft und Herrschaft, einen Teil von ihr, zu verstehen? 

Wenn man die Erklärung in der Schrift suchen würde, müßte man finden, daß z.B. die Opfer, die mit wenigen Ausnahmen, alle von männlichen Tieren genommen sein mußten, deutlich auf den Herrn Jesus selbst hinweisen. Gerade der Ausdruck, «der die Nationen weiden soll mit eiserner Rute», Ist doch ein mehr als deutlicher Hin­weis auf Ihn (vergl.Ps.2,9 und Offb.19,15). Nur auf den Herrn selbst ange­wandt hat dies einen rechten Sinn. Das Bild von Offb. 12, 1—6 ist nämlich eine Einschaltung, ein Gesamtüberblick über den gewaltigen Kampf Satans (des Drachen) gegen Christus, welcher Kampf ab V, 7 in eine neue Phase tritt. Dem­nach ist die Frau hier nicht die Kirche, sondern das Volk Israel (das im Alten Testament ebenfalls unter dem Bilde einer Frau dargestellt wird, z. B. in Hosea), aus dem Jesus Christus als Mensch hervorgegangen ist! Wird Er nicht als «Same der Frau» bezeichnet? 

Soll das an genannter Bibelstelle anders sein? Wie oft hat der Teufel im Lauf der Zeit doch das Geschlecht Jesu zu vertilgen gesucht: in Ägypten durch den Pharao, später durch Athalja (2. Kön. 11) und Haman (Esther 3), Ihn selbst durch Herodes und sc

hließlich durch die Kreuzigung. Es ist ihm nicht gelungen und wird ihm nie gelingen. Wenn man sagt, daß der Drache den männlichen Sohn verschlungen habe, so sagt man etwas, was nicht wahr ist; denn das steht nicht da, vielmehr wurde jener zum Throne Gottes ent­rückt. — «

Der Mond unter den Füßen» der Frau bedeutet Herrschaft dieser letzteren und daß der Frau Autoritäten unterworfen sind; wie kann da von der Kirche, welche jetzt gar nicht zu herrschen, sondern zu leiden hat, die Rede sein? Solche Auslegungen dürften bezeugen, wie wenig aufmerksam man das Wort gelesen hat. Wir möchten nur einiges bemerken zum Beweis einer der Drangsalszeit vor­ausgehenden Entrückung. In Offb. 19 wird Johannes aufgefordert, aufzuschrei­ben, «was ist und was nach diesem geschehen wird». Nun, was ist das, «was ist?" 

Es ist die christliche Zeitepoche, welche in den Bildern der sieben Ver­sammlungen in Kap. 2 und 3 der Offenbarung bis zur Ausspielung der abtrünni­gen und geistlich loten Namenchristenheit prophetisch dargestellt wird. Wenn man in diesen Versammlungen etwa bloß die sieben genannten Gemeinden jener Zeit erblicke), welchen Sinn hat dann ihre Erwähnung in der Heiligen Schrift, da sie doch längst untergegangen sind? Welch eine Fülle von Belehrun­gen aber finden wir, wenn wir sie als eine Schilderung von sieben verschie­denen Epochen der Kirchengeschichte bewerten. Auf welche Zeit konnte ferner Offb. 3,10, «so werde ich Dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird», angewandt werden, wenn nicht auf die Endzeit? Auch 2-Thess, 2, 7 zeigt dies.

 «Der, welcher zurückhält», kann nur der Heilige Geist sein, der allein die Macht dazu hat und der die Erde zu­sammen mit der wahren Kirche bei der Entrückung verlassen wird. Ferner beginnen Kap. 4 und 7 mit den Worten: «nach diesem», um anzu­deuten, «was nach diesem», d. h. nach der Entrückung der Kirche geschehen wird. Ein weiterer Beweis ist Kap. 6, 10—11, denn die Sprache der Seelen unter dem Altar geziemt sich doch nicht für die Glieder der christlichen Kirche, sondern entspricht derjenigen Israels, so wie sie in den Psalmen zum Ausdruck kommt. Wir haben also von da an nicht mehr die Heiligen der jetzigen Haus­haltung der Gnade vor uns, sondern die aus dem wieder in seine Rechte ein­gesetzten Volk Israel.

 In Rom.11,25 lesen wir auch ausdrücklich, daß die Errettung Israels erst erfolgen wird, wenn die V o l l z a h l der Nationen eingegangen sein wird, d. h. die christliche Brautgemeinde (die Heiligen der Endzeit sind Früchte des jüdischen Zeugnisses). Man anerkennt dies zwar, aber man gibt trotzdem keinen Raum für die Israel zugehörigen Umstände, wie die in Dan. 9, 24—27 wörtlich für Israel (dein Volk) bestimmte siebzigste Jahrwoche. Auch kommt die große Drangsalszeit, die in vielen all- und neutestamentlichen Stellen dem Volk Israel prophezeit ist, über die, «welche auf der Erde wohnen». Dies ist wieder nicht die Kirche, welche ja nicht auf Erden «wohnt», denn deren Glieder sind hienieden Fremdlinge und Pilgrime. Man kann also das dem Volk Israel Ge­sagte niemals auf die Kirche anwenden, ohne dem Gedankengang des Wortes Gottes Gewalt anzutun. Schenke der Herr uns geöffnete Augen, Sein Wort «recht zu teilen» (2. Tim, 2, 15).

Frage Nr. 85: Worauf bezieht sich das Schlafen in 1. Thess. f, 10: «...damit wir, sei es daß wir wachen oder schlafen, zusammen mit Ihm leben»?

Antwort: Das Schlafen bezieht sich hier auf die in Christus Entschlafenen. Christus ist für uns gestorben, auf daß wir, sei es daß wir, wenn Er kommt, wachen (leben), oder sei es, daß wir gestorben sind, zusammen mit Ihm (eben. Durch Jesu Tod am Kreuze ist der Tod für den Gläubigen kein Sterben mehr;
er wird vom Augenblick seines Abscheidens an bei Jesu im Paradiese sein. Der hier von Vers 9 an verfolgte Gedanke ist die Erlangung der Seligkeit, wo­bei zugleich auf die Ausführungen in Kap. 4,13—18, erinnert wird. Nur so hat das Wort einen rechten Sinn. Der «geistliche Schlaf» wird in der Heiligen Schrift doch immer als ein Fehlzustand bezeichnet und verurteilt, kann also auch hier nicht in Betracht kommen.

Frage Nr. 86: «Welcher euch befestigen wird bis ans Ende, daß ihr tadel­los seid an dem Tage unseres Herrn Jesus Christus» (1. Kor. 1,8). Ist unter dem «Ende» das Kommen des Herrn für die Brautgemeinde gemeint, und was muß ich unter dem «Tage unseres Herrn Jesus Christus» verstehen?

Antwort: Wir können allerdings unter dem Ausdruck «bis ans Ende» an die Wiederkunft des Herrn denken, aber er will vor allem das eine betonen, daß der Herr unsere Herzen hienieden befestigen will, bis wir es nicht mehr benö­tigen. Das kann beim Ableben des einzelnen Gläubigen sein, oder beim Kom­men des Herrn für die gesamte Ekklesia (Kirche, Gemeinde).
Auf dem so schmalen Pfade
Gelingt uns ja kein Schritt,
Es gehe Seine Gnade
Denn bis zum Ende mit.
Was der «Tag» betrifft, so ist zu bemerken, daß unsere Verantwortlichkeit stets mit dem «Tag des Christus» in Verbindung steht, wahrend unsere Vorrechte es mit Seiner Ankunft zu tun haben. An Seinem Tage wird dem Herrn werden, was Ihm gebührt, so wie der Mensch unter der Zulassung Gottes heule den seinen hat. Der von den Menschen Verworfene wird dann zu seinem Rechte kommen und Er wünscht, daß wir, die wir nicht der Welt angehören, an Seinem «Tage» untadelig — Ihm entsprechend — erfunden werden.


Frage Nr.88:  Ist mit dem Ausdruck «Seine Erscheinung lieb haben» (2. Tim. 4,8) das Erscheinen in Macht und Herrlichkeit gemeint! Oder müssen wir an die Entrückung denken?

Antwort: Aus einem Vergleich mit I.Thess.4,14 und Tit,2,13 mit l, Thess. 2,19 ergibt sich, daß beides zutrifft. Die Schwierigkeit kommt daher, weil man einen ungebührlichen und einseitigen Gebrauch mit den Wörtern macht. Kannst Du kommen, ohne zu erscheinen, kannst Du erscheinen ohne zu kommen? Nicht wahr, das geht nicht. Du kannst kommen, erscheinen und etwas Leuch­tendes, Scheinendes an deinem Wesen haben, dann ist es ein Aufleuchten, ein Erscheinen im Sinne wie: "Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilands Jesus Christus.» Des Rätsels Lösung ist, daß es nach der Heiligen Schrift im Grunde nur ein, nur das Wiederkommen des Herrn gibt—wenn auch in verschiedenen Etap­pen. Das Alte Testament verhieß ein Kommen mit gleichzeitiger Ankündigung von Leiden und darauf folgenden Herrlichkeiten. 

Als Er gekommen war und gelitten hatte, ergab es sich, daß die Herrlichkeiten hinausgeschoben werden mußten. Christus trat für eine Zeitlang vom Schauplatz ab, um später als der Auferstandene und Verherrlichte wieder sichtbar zu werden. Wir finden in den Evangelien und in der Apostelgeschichte nichts anderes, wenn auch das Gleich­nis von den zehn Jungfrauen in Matth. 25 und das Versprechen des Herrn in Joh.14, wiederzukommen, um die Jünger in das Haus des Vaters zu führen, etwas besonderes an diesem allgemeinen Wiederkommen sind. Allerdings konnte dies erst verstanden werden, nachdem Paulus die Enthüllungen über Gottes Ratschluß betreffend die Versammlung und deren Entrückung erhalten und mitgeteilt hatte. Diese Enthüllung ändert aber gar nichts daran, daß die allgemeine Tatsache besteht: «Der Herr kommt wieder!» Die diesbezüglichen Bezeichnungen reden von verschiedenen Gesichtspunkten. 

Das mit «Ankunft» übersetzte Wort meint einfach das Wiederdasein nach langer Abwesenheit; um wieder da zu sein, muß man natürlich auch ankommen. «Erscheinung» meint einfach das Sich-wieder-zeigen, nachdem man nicht mehr gesehen wurde; Macht und Majestät tritt hinzu (Verklärung auf dem Berge; Psalm 110). Der Mittext erläutert es durchweg. Man bleibe vor allem in den Briefen ein­fältig und trage nicht Unterschiede hinein, wo die inspirierten Schreiber keine machen. Paulus empfing die Offenbarung, daß das Wiederkommen, die An­kunft, die Erscheinung des Herrn ein Vorspiel haben würde: Sein Hernieder­kommen in die Luft, um die Entschlafenen und lebenden Heiligen (die Ekklesia) zu sich zu bringen, um dann in Herrlichkeit mit ihnen zu erscheinen. 

Er spricht im 1. Thessalonicherbrief das als eine Zwischenerläuterung aus, um klar zu machen, wieso der Herr Jesus bei Seinem Wiederkommen, Seinem Wiedererscheinen die durch Ihn Entschlafenen mit Ihm bringen könne in Herrlichkeit (Kap. 4, 14). Kapitel 5,1 schliefst sich unmittelbar an das in Kapitel 4,14 Gesagte an. Nimm darum das Wort «Ankunft» (1. Thess. 2,19; 3,13; 2. Thess. 2, 1) im allgemeinen Sinne und lege nicht etwas hinein, was nicht darin ist. In der letztgenannten Stelle ist ja unser «Versammeltwerden zu Ihm hin» (I.Thess.4,14—17) als ein besonderer Teil Seiner Ankunft neben dem letzte­ren Ausdruck genannt. Und sechs Verse weiter in «Erscheinung Seiner Ankunft» (Kap. 2, 8} wird genau ausgesprochen, was wir ausführten: Du mußt gekommen sein, wenn du erscheinst.

 Es ist eben üblich geworden, mit dem Ausdruck «Kom­men des Herrn» an die Entrückung allein zu denken, unter Ausschaltung des weiteren Gedankenkreises, der dazu gehört. Das ist die Ursache der Verlegen­heit, in die uns diese Einseitigkeit bringt. In 1. Kor. 15 nennt Paulus das Vorspiel sogar ein Geheimnis, womit er sagen will: «Es geht nur die Eingeweihten an; im übrigen und für die Übrigen bleibt es ganz allgemein dabei: Jesus kommt wieder; Er erscheint wieder!»

Frage Nr. 89: Wenn wir In Tit. 2,13 von der «glückseligen Hoffnung und Er­scheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilands Jesus Christus» lesen, sind damit zwei Ereignisse oder eine Sache gemeint?

Antwort: Paulus schreibt von zwei ganz verschiedenen Dingen. Die «glück­selige Hoffnung» bezieht sich auf Jesu Wiederkommen für die Gläubigen der Jetztzeit, während die «Erscheinung der Herrlichkeit» das zweite Kommen mit den Seinen im Auge hat. m 1.Tim. 1,1 wird unser Herr und Heiland Jesus Christus ausdrücklich «unsere Hoffnung» genannt. Was wir erwarten, ist also eine Person, nicht ein Reich, nicht eine Krone, nicht irgend­welche Herrlichkeit, wie wertvoll diese Dinge an sich sind; nicht auf sie ist unser Glaubensauge gerichtet, sondern auf eine Person. Daraus erhellt von selbst, daß unsere Hoffnung ganz und gar außerhalb aller Prophetie steht; es ist eine glückselige Hoffnung.
Die «Erscheinung in Herrlichkeit» steht in Verbindung mit der Schöpfung und dem Volke Israel. Wenn Christus erscheint, so kommt Er zum Gericht. Dieses Ereignis liegt also später als die Wiederkunft für die Seinen. Kirche, Welt und Engel werden die Augenzeugen dieser Erscheinung sein, während das Kommen für die Seinen von der Welt nicht wahrgenommen werden wird.

Frage Nr. 90: Hebt der Tod unsere Hoffnung auf die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus auf?

Antwort: Keineswegs! Der Apostel Paulus schreibt an die diesbezüglich beunruhigten Thessalonicher: «Sei es, daß wir wachen oder schlafen (d.h. ob wir noch hienieden leben oder entschlafen sind), zusammen mit Ihm leben» (1. Thess. 5, 10). Das beweist, daß der Tod keinerlei Einfluß auf unsere geseg­nete Hoffnung hat. Der Tod kann wohl den Ort der Erwartung des Christus ändern, aber nicht verhindern, daß wir Ihn lebend oder entschlafen erwarten.

Frage Nr. 91: Was bedeutet der Ausdruck „die Entschlafenen“ {z.B. in 1.Kor.15,51 und 1.Theu.4,13)? Die abgerufenen Gläubigen sind doch im wachen Zustand beim Herrn.

Antwort: Allerdings, die heimgegangenen Gläubigen sind im wachen Zu­stande bei Jesus im Paradies, wie dies z. B. der Herr auch dem sterbenden Schacher verheißen hat. Das Paradies ist aber nur ein Übergangsstadium zwischen dem Ableben hienieden und dem Eingang ins Vaterhaus, In dieser Zeit ruht der Leib noch in der Erde, und dieses Ruhen und Warten auf die Auferstehung vergleicht) der Apostel mit dem Schlafe. Das ganze 15. Kapitel des ersten Korintherbriefes redet nur vom Leibe und nicht von Seele und Geist. Gleich wie beim natürlichen Schlaf der Leib ruht, der Geist aber und die Seele lebt (Träume), so wartet der Leib in der Erde auf die Ankunft des Herrn zur Entrückung, wo das Verwesliche (erst dann!) in Unverweslichkeit verwandelt und Seele und Leib wieder, aber in verherrlichtem Zustand, ver­einigt sein werden. Darum wird das Wort «die Entschlafenen» nur für solche gebraucht, die in Christus Jesus, d.h. gläubig sind. Dies geh) auch deutlich aus 1. Thess. 4, 13—18 hervor.

Frage Nr. 92: Auf welche Auferweckung bezieht sich das «Auferwecken am letzten Tage» (Joh.6,39.40.44. 54) ?

Antwort: Wenn Sie die vier Stellen aufmerksam lesen, werden Sie leicht erkennen können, daß es sich nur um die erste Auferstehung handeln kann, Beachten Sie, daß der Herr überall sagt: «Ich werde ihn auferwecken», das «Ich» ist betont. Weist dies nicht geradezu auf 1.Thess. 4,16 hin, wo Er selbst die Entschlafenen durch «gebietenden Zuruf», d.h. durch Sein lebendig ma­chendes Machtwort, wie in Joh.11 bei Lazarus, auferweckt)? Ein Bruder schreibt darüber: "Jesus will das ganze Werk, das der Vater Ihm übertragen hatte, vollkommen erfüllen.

 Derjenige, der vom Brote des Lebens gegessen hat, kann dem Leibe nach immer noch sterben, und wenn auch sein Geist beim Herrn ist, so will Gott doch Seine Erkauften nicht also bei sich haben, d. h. nicht den Leib in der Erde und nur den Geist im Himmel. Der Vater hat sie dem Sohn gegeben, Leib und Geist, so wie Er den Menschen erschaffen hat. Der Sohn will nichts von dem verlieren, was Ihm der Vater gegeben hat; Er will sich darum des Leibes ebenso annehmen, wie der Seele und wird sie daher am letzten Tage auferwecken, um sie Gott in einem vollkommenen Zustande darzustellen." 

Paulus schreibt an die Thessalonicher; «Wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, also wird Gott die durch Jesus Entschla­fenen mit Ihm bringen». Um sie «mit Ihm bringen» zu können, muß Er sie aber zuvor auferwecken. Als der Herr zu den Jüngern von der «Auferweckung am letzten Tagen sprach, war weder das Geheimnis der Kirche (Ge­meinde), noch das Geheimnis der Entrückung bekannt oder offenbar, darum konnte der Herr nicht anders zu den Jüngern reden.

Frage Nr. 93: Warum werden in 1. Kor. 15 und 1.Theis.4 die heimgegan­genen Kinder Gottes bald «Entschlafene» (1. Kor. 15, 20. 51: 1. Thess. 4,13.14. 15), bald «Tote in Christus» (1. Kor. 1f, 21. 29.52; 1. Thess. 4,16) genannt?

Antwort: Der erste Ausdruck «Entschlafene» kennzeichnet den Unterschied der Bedeutung des leiblichen Todes für die Gläubigen und für die übrigen unbekehrt Hinübergegangenen. Für uns Gläubige ist der Tod lediglich ein Ab­legen unserer irdischen, hinfälligen Hütte, welche allein dem Tode verfällt, wäh­rend die Seele und der Geist ins Paradies, ins Schauen des Herrn versetzt werden. Für uns ist der leibliche Tod somit nur der Portier, der uns zur vollen, realen Verwirklichung des ewigen Lebens beim Herrn führt, wo kein Aufhören des Lebens, wie es eben im Wort «Tod» enthalten ist, mehr sein wird. 

Der Ausdruck «Tote in Christus» steht in Verbindung mit der Auferstehung und bezieht sich nur auf den Leib der Gläubigen, nicht wie «Entschlafene» auf die ganze Person. Die Auferstehung betrifft Ja nur den Leib, welcher ja wirklich tot ist, nicht nur «entschlafen». Denn er muß ja, als von der Sünde verdorben, ver­wesen, und was aufersteht, ist nicht der alte Leib, sondern ein durch das Macht­wort des Lebens des Herrn neu ins Leben gerufener unverweslicher Leib. Er wird ja allerdings in derselben äußeren Ichheit, aber in neuer herrlicher Gestalt und neuer ewiger, höherer Wesenheit wieder erstehen.

Frage Nr. 94: In Verbindung mit dem «Mitternachtsruf» hört man oft von drei Signalen (Posaunen) reden. Gibt es Pausen zwischen diesen Signalen ?

Antwort: Sie denken dabei wohl an die Signale beim Aufbruch eines römischen Legionslagers; ganz richtig, da sind allerdings Pausen dazwischen. In bezug auf die Posaunen Gottes muß man aber wohl beachten, wann die drei Signale erfolgen. Die beiden ersten sind nämlich schon längst ertönt. Als die erste muß wohl die Verkündigung des Evangeliums als solche betrachtet werden, zu der ja auch die Wahrheit von der Wiederkunft des Herrn gehört, oder sagen wir genauer die erste Verkündigung durch die Apostel, bei denen die Erwartung des Herrn so überaus lebendig war. Bald wich dieser vorbildliche Zustand und machte großer Schläfrigkeit Platz. Schon die Schriften der sogen. «apostolischen Väter», die direkten Nachfolger der Apostel, erwähnen die Wiederkunft des Christus kaum noch.

 Eine weitere ernste Zeit war auch die Reformation, welche den Mitternachtsruf des 19. Jahrhunderts vorbereitete, welche wir wohl als die zweite Posaune ansehen dürfen. Wie nun das letzte Signal der aufbrechenden römischen Legionen «Marschieren» bedeutete, so wird unsere dritte Posaune die Stimme des Herrn selbst sein, welche uns aus dieser Welt herausruft und zu Ihm zieht. Bis dahin wird kein weiteres vorher­gehendes Signal mehr ertönen. Aber das zweite: «Siehe der Bräutigam!» ertönt heule und wird weiter ertönen, bis Er kommt!

Frage Nr. 95:  Welche Beziehung haben die sieben Posaunen in Offb. 8 mit der «Letzten Posaune» in 1. Kor. 15, 52?

Antwort: Gar keine! Erstere stehen in Verbindung mit der Gerichtszeit, die «Letzte Posaune» mit dem Gnadenruf, der die Kirche (Ekklesia) aus diesem Erden- und Tränental heimruft ins Vaterhaus.

Frage Nr. 96:  Ist es richtig zu lagen, daß Millionen entrückt werden? Die Heilige Schrift redet nur von einer «kleinen Herde» (Luk.12,32), von einem «gläubigen Überrest» (Luk.17; Matth. 24; Offb. 2 und 3) und Judas (Vers 14] redet nur von «Tausenden» Heiliger.

Antwort: Sie fassen die Frage einseitig und Verstandes- und buchstaben­mäßig auf. Einige Punkte, die Sie vermutlich nicht beachtet haben, werden genügen, um darzutun, daß des Herrn erlöste Schar eine große sein wird. Vergessen Sie zum ersten nicht, daß Sie nicht alle Gläubigen der Erde kennen; der Herr aber kennt sie, «in jedem Volk und Land». Es gibt ohne Frage deren mehr als Sie annehmen. Denken Sie nur an die großen Länder wie China, Indien, auch Rußland, wo so viel Märtyrerblut floß. Es ist heute so wie zur Zeit Elia, der auch klagte, «daß er allein übrig geblieben sei», aber der Herr laßt ihn wissen: «Ich habe mir siebentausend übrig gelassen, die ihre Kniee nicht gebeugt haben vor Baal.» Obwohl seit Jahrtausenden entschlafen, werden auch diese an der Entrückung teilhaben. 

Im Sendschreiben an Thyatira lesen wir: «Ich werfe keine andere Last auf euch; doch was ihr habt, haltet fest, bis Ich komme!» Also auch in der katholischen Kirche hat der Herr ein Volk, das Ihm gehört. Wenn Judas den Aufdruck gebraucht: «Siehe, der Herr ist gekommen inmitten Seiner heiligen Tausende», so will das doch nicht sagen, daß es nur zwei- oder dreitausend waren. Die «Tausende» reden doch in bildlicher Sprache von einer großen, ja, für uns Menschen unzählbaren Schar. Wenn am Pfingsttage allein dreitausend Seelen hinzugetan wurden, nach kurzer Zeit schon allein 5000 Männer uns genannt werden (Apg. 2, 41; 4,4), wollen Sie dann nicht einmal drüber nachdenken, daß seither die Gnade Gottes zweitausend Jahre lang weiter hinzugetan hat. 

Gewiß, der ungläubigen Masse gegenüber mag dies jeweils als eine «kleine Herde» erscheinen, aber bedenken Sie, daß bei der Entrückung nicht nur die Lebenden entrückt werden, sondern auch alle die im Herrn Entschlafenen, einschließlich aller alttestamentlichen Heiligen. Ich halte dafür, daß diese Schar eine Unzählbare sein wird. Es erübrigt sich, auf die weiteren Stellen einzugehen, da dieselben nicht die Entrückung, sondern die Erwartung Israels, das Königreich des Messias, zum Gegenstand haben,

Frage Nr. 97:  In Matth. 27,52.53 lesen wir: «Die Grüfte taten sieh auf und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt, und sie gingen nach Seiner Auferweckung aus den Grüften und gingen in die heilige Stadt und erschienen Vielen.» War das eine Auferweckung wie diejenige des Lazarus oder eine wirkliche Auferstehung für das Jenseits?

Antwort: Wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß die Auferstehung dieser «vielen entschlafenen Heiligen» keineswegs mit der Auferweckung des Lazarus zu vergleichen ist. Vor altem war es ein gewisses und unumstößliches Zeugnis von der Talsache der Auferstehung, die nicht wieder zum irdischen Leben, sondern in die Herrlichkeit führt; denn es ist nicht ersichtlich, daß aus der Auferstehung des Herrn selbst nur ein solches diesseitiges Zeugnis hervorgehen konnte. Auch empfingen diese entschlafenen Heiligen, welche auf­erweckt wurden, auf Grund des Todes und der Auferstehung des Herrn den gleichen Auferstehungsleib wie der Herr selbst. Es war also keine «Geister­erscheinung», denn es heißt ausdrücklich, daß die Leiber auferweckt wur­den, und wie hätten sie in diesem Auferstehungsleib wieder in das Grab zurückkehren können? Mit dem Auferstandenen gehörten sie nun einer ändern Welt an. 

Es erhellt dies deutlich daraus, daß ihre Leiber, als der Herr starb, zum Leben gerufen wurden, und nachdem Er auferstanden war aus den Grüften gingen und Vielen «erschienen». Der letztere Ausdruck will wohl besagen, daß sie nicht den Vielen erschienen, um wieder mit ihnen als Sterb­liche zu leben. 

Daß sie erst nach Seiner Auferstehung aus den Grüften gingen, zeigt, daß Christus — Er hat in allem den Vorrang (Kol.1,16) — der Erstling der Entschlafenen ist. Auch will diese Begebenheit uns dar­tun, daß auf Grund des Todes und der Auferstehung des Herrn das Grab all seine Schrecken für den Gläubigen verloren hat, denn die Auferweckten blieben ja bis zur Auferstehung des Herrn noch in den Grüften. So wird der Herr, wenn Er wiederkommt, die Toten in Christus auferwecken und mit einem unverweslichen Leibe bekleiden. Ganz und gar abwegig ist es, aus der Auferweckung dieser Entschlafenen an des Herrn Auferstehungstag auf eine sog. «fortlaufende Auferstehung» zu schließen. 

Eine solche stände in Wider­spruch mit l. Kor. 15, 20—23; 42—50. Ob diese Entschlafenen in vollem Sinne «für das Jenseits» auferweckt wurden, ist nicht ohne weiteres zu bejahen. Es ist auffallend, daß Matthäus allein uns von der Auferstehung dieser entschlafenen Heiligen berichtet. Nun hat aber Matthäus in besonderer Weise das «Reich» vor Augen, so daß wir wohl nicht fehlgehen, zu denken, daß der Herr gleich den Märtyrern in der Drang­salszeit der letzten Tage, welche für die Segnung im Tausendjährigen Reich auferweckt werden — nicht für den Himmel — auch diese auferweckt hat, um mit Ihm in diesem Reiche zu herrschen und zu regieren. Daß das «Reich», wegen dem Unglauben der Juden und der Verwerfung auch des Zeugnisses des Heiligen Geistes nicht aufgerichtet werden konnte, ändert daran nichts. Es genügt uns, zu wissen, daß diese Auferweckten mit Christus das Aufer­stehungsleben genossen und gemessen; dies zu sehen und zu wissen kann uns genügen.

Frage Nr. 98:  Wollen Sie mir bitte eine kurze Erläuterung über I.Thess.4,14 geben: «Denn, wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden Ist, also wird auch Gott die durch Jesus Entschlafenen mit Ihm bringen.»

Antwort: Die Versammlung in Thessalonich lebte in lebendiger Erwartung der nahen Wiederkehr des Herrn. Da nun aber etliche unter ihnen gestorben waren, fürchteten die Gläubigen, daß diese nun keine Möglichkeit mehr hätten, an der Wiederkunft des Christus teilzuhaben. Auch benutzte Satan diesen Um­stand, weil ihm die kostbare Hoffnung der Gläubigen ein Ärgernis ist, die Thessolonicher zu beunruhigen. 

Paulus aber klärt die Thessalonicher auf, daß dies nicht der Fall sei, die Heimgegangenen vielmehr zuerst bei der Wieder­kunft des Herrn aus den Gräbern auferstehen, und mit einem Herrlichkeitsleib versehen, mit Ihm kommen würden. Zu bemerken wäre noch, daß unser Weg der gleiche ist wie es beim Herrn der Fall war. Er starb, Er wurde begraben und ist auferweckt worden, so auch wir, wir können sterben, werden begraben werden, aber auferweckt werden, Ihm gleich. Das ist unsere herrliche Hoffnung!

Frage Nr. 99:  Was bedeuten die Worte: Die Toten In Christus werden zuerst auferstehen (1. Thess. 4,16), Das Wörtchen „zuerst“ ist es, das mir Schwierig­keiten macht, denn ich halte dafür, daß die Auferstehung der Toten in Christus gleichzeitig mit den lebenden Gläubigen stattfindet.

Antwort: Unser Gott ist ein Gott der Ordnung, darum wird auch die Ent­rückung, die selbstverständlich entschlafene und lebende Gläubige umfaßt, nach der gottgewollten Ordnung geschehen. Der Schwerpunkt der Belehrungen über die Entrückung liegt in der Frage: Haben die Entschlafenen auch Teil an der Entrückung? Darum erfolgt die diesbezügliche Beantwortung durch den Apostel Paulus zuerst. Aber auch die Auferweckung der Toten in Christus erfolgt zuerst und der «gebietende Zuruf mit der Stimme eines Erzengels und die Posaune Gottes» werden wohl auch von diesen zuerst gehört werden. Ausdrücklich sagt Gottes Wort: "darnach" werden wir, die Lebenden, zu­gleich mit ihnen entrückt) werden in Wolken dem Herrn entgegen. Das "zuerst» und das «darnach» sind aber so innig miteinander verbunden, daß die Ent­rückung doch als ein Geschehnis zu betrachten ist; aber die göttliche Ord­nung wird dennoch gewahrt.

Frage Nr. 100: Welche Kategorie von Gläubigen wird unter dem Ausdruck «die Toten in Christus» bezeichnet (1. Thess. 4,16]

Antwort: Ohne Frage keine Kategorie, sondern alle Gläubigen des Alten und des Neuen Testamentes; darum die einfache, alle umschließende Bezeichnung «die Toten». Dies umschließt die Braut des Lammes und auch die zur Hochzeit geladenen, oder der «Freund des Bräutigams» (Offb. 19,9; Joh, 3,29). Wie anders halten die Gläubigen des Alten Testaments als die Geladenen Zugang zum Hochzeitsmahl des Lammes, wenn sie nicht vorher entrückt worden, also aus den Toten auferstanden wären? Es dürfte schwierig sein, einen anderen Zeitpunkt hierfür anzusetzen als eben die Entrückung (1. Thess. 4).

Frage Nr. 101:  Wie müssen wir uns das Warten auf des Herrn Wiederkunft denken?

Antwort; Vor allem, daß es keine Verstandessache, sondern eine Herzensangelegenheit sein muß. Liebe ich den Herrn von ganzem Herzen, kann es für mich nichts anderes geben, als Ihn stündlich, ja jeden Augenblick zu erwarten. Läßt diese Liebe und Zuneigung nach, laßt auch das Harren und Warten auf den Herrn nach. Das zeigt uns das Sendschreiben an Ephesus; d«s ist das, was wir immer wieder erfahren. 0 laßt uns Seiner mit Inbrunst harren! Amen, komm Herr Jesus!

Frage Nr. 102:  Wird der Wiederkunft des Herrn noch eine große Erweckung vorausgehen?

Antwort: Eine viel gestellte Frage! Auch der Herr hat sie gestellt, aber im entgegengesetzten Sinne: «Wird wohl dar Menschensohn, wenn Er kommt, den Glauben finden auf der Erde?» (Luk.18,8), Ach, der Glaube wird klein und schwach genug sein, wenn Er erscheinen wird. Das laßt keinen Raum, um an eine Erweckung zu denken, wie sehr eine solche zu wünschen und zu begrüßen wäre-

Frage Nr. 103: Kann man aus der Stelle in Hebr.9,26 nicht entnehmen, daß es Gläubige gibt, welche an der Entrückung nicht teilhaben werden?

Antwort: Nein! Die Brautgemeinde ist eine und unteilbar. Von einer Herauswahl ist doch in diesem Verse absolut keine Rede. Zum erstenmal er­schien unser Herr auf der Erde, um das Werk der Erlösung zu vollbringen, und zum zweitenmal erscheint Er, um alle, die Seines Werkes aus Glauben teilhaftig geworden sind, ins Vaterhaus zu führen. Warum Unterschiede machen, wo Gottes Wort keine macht'

Frage Nr. 104: Bitte erklären Sie die Stelle Phil. 3,11. Wenn alle wahren Gläubigen teilhaben werden an der ersten Auferstehung, warum redet dann Paulus davon, «ob er auf irgend eine Weise hingelangen möge»! Als ein wahrer Gläubiger konnte sie ihm ja nicht entgehen!

Antwort; Manche Bibelübersetzungen sind hier unrichtig. Diese über­setzen Auferstehung der Toten; es muß aber heißen: aus den Toten. Auferstehen werden ja alle Menschen, ob errettet oder nicht. Paulus aber schaute vorwärts nach der Auferstehung aus den Toten, der besonderen Auferstehung der «Toten in Christus», welche bei Seiner Ankunft stattfinden wird (1. Kor. 15, 23). Die Stelle lautet genau: «Ob ich auf irgend eine Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten».

 Paulus erdul­dete Verfolgung und konnte jeden Augenblick getötet werden; er hatte Ge­meinschaft mit den Leiden des Christus, indem er Seinem Tode gleichgestaltet wurde. Er wußte aber, daß, welch ein Ende ihm auch beschieden sein würde, dies für ihn nur die Auferstehung aus den Toten bedeuten konnte. Das «ob ich auf alle Weise» bezieht sich auf die Leiden und das wahrscheinliche Martyrium, das «auf irgend eine Weise hingelangen» brachte ihm die Auf­erstehung, die ihn allen Leiden enthob. Für ihn war die Herrlichkeit, in welche er und alle Heiligen m Jenem Augenblick treten werden, so lebendige Wirk­lichkeit, daß er bereit war, auf dem Wege dazu alles, was es auch sei, zu erdulden. Solches war ihm Gemeinschaft mit den Leiden des Christus und Gleichgestaltung mit Seinem Tode, und die Ausauferstehung würde die Teil­nahme an der Herrlichkeit des Christus bedeuten. Nicht der geringste Schatten eines Zweifels, ob er dies erreichen werde, war in Paul! Gedanken; nur war es bei ihm nicht bloßes Wissen, sondern das Ziel seines Lebens, (Vgl. Rom. 8,17—18; 2. Kor, 4,16—18.)

Frage Nr. 105: Was geschieht mit den Menschen, die gottesfürchtig und gläubig sind, aber nicht auf den Herrn warten, weil sie vielleicht nichts vom Kommen des Herrn gehört haben! Ich denke an viele Gläubige in den Landes­kirchen und religiösen Gemeinschaften, die hierüber oft kein oder nur wenig Licht haben.

Antwort: Wenn eine Seele das Evangelium der Errettung aus Gnaden, glaubend an das Sühnungswerk des Christus angenommen hat, ist sie zum Leben aus Gott wiedergeboren und besitzt den Heiligen Geist. Sie entspricht den «klugen Jungfrauen» im Gleichnisse des Herrn und ist bereit, dem kommenden Bräutigam entgegenzugehen und Ihn zu empfangen. Es wird keines zurückgelassen von denen, die Sein sind, um des Triumphes Seiner Liebe, des bezahlten Kaufpreises auf Golgatha und Seines in ihnen wohnenden Heiligen Geistes willen (Rom. 8, 9—11). Solche Seelen mögen vielleicht wenig oder kaum Unterweisung über Jesu Wiederkunft gehabt haben, z. B. wenn jemand erst kurz vor dem Tode zum Glauben durchdringt. Immerhin ist zu sagen: Wie ist es möglich, daß Jemand, der wiedergeboren ist und als Gläu­biger doch im göttlichen Worte liest — ohne dies ja ein normales Christenleben nicht denkbar ist — die vielen, vielen Hinweise auf die Wiederkunft des Herrn übersehen kann? Müssen wir solche Menschen nicht fragen: «Wie liest du?» 

Freilich gibt es andrerseits auch viele Mitläufer. Sie kennen alles, wissen alles, machen alles mit, ja, sieben vielleicht gar im Dienste, aber sind nie zu einer wahren Bekehrung gekommen, und haben darum kein wahres Leben aus Gott. Wir müssen also ohne Frage unterscheiden zwischen einer unverschuldet man­gelhaften Unterweisung und einem gewollten Sichbegnügen mit einem Kopf­glauben, mit einer allgemeinen Religiosität. Alle diese, welche somit «kein Öl in den Gefäßen» haben, gehören zu den «törichten Jungfrauen» und werden zurückbleiben müssen. Anderseits spricht aber Luk.12,40: «Auch ihr nun, seid bereit; denn in der Stunde, in welcher ihr es nicht meinet, kommt der Sohn des Menschen», von einem Bereitsein — eine Mahnung, die sich an alle richtet. Es geht da um das ständige Wachen, marschbereit auf Parkett stehen, wirklich lebendig auf den Herrn warten. Auch Gläubige können bei allem Wissen, daß der Herr kommt, schlafen und in irdischem Gedankenkreis dahin träumen, also praktisch nicht bereit sein. Welch ein Schaden, welch eine Beschämung für solche Kinder Gottes, wenn der Herr plötzlich vor ihnen stehen wird!

Frage Nr. 106: Manche lehren, daß ein Gläubiger sogleich nach dem Tode den Lohn für seinen treuen Dienst empfängt. Was denken Sie darüber?

Antwort: Lesen Sie 2. Tim. 4, B! Paulus steht da kurz vor seinem Tode; er weiß, daß er bald ausheimisch von dem Leibe und einheimisch bei dem Herrn sein wird. Er hat den guten Kampf gekämpft, seinen ihm aufgetragenen Dienst treu erfüllt und den Glauben bewahrt. Was ist nun seine Erwartung in bezug auf den in Aussicht stehenden Lohn? Er schreibt: "Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tage; nicht aber allein mir, sondern auch allen, die Seine Erscheinung lieb haben.» Paulus redet also von einem bestimmten Tag, an welchem allen Gläu­bigen entsprechende Belohnungen und Kronen ausgeteilt werden. Auch 1.Kor. 3,13 weist auf diesen Tag hin: «der Tag wird es klar machen». 

Dieser Tag ist der im Worte Gottes oft erwähnte «Tag Jehovas», im Neuen Testament «Tag des Herrn» genannt, an dem der Herr Sein gerechtes Gericht ausüben wird. Es ist dies also ein zukünftiger Tag; ein Tag, der erst nach der Entrückung der Gemeinde des Herrn in Erscheinung tritt, er wird durch dieses Ereignis eingeleitet. An manchen Stellen, z.B. 2, Petrus 3, umfaßt dieser Tag all die Ereignisse, welche auf die Entrückung folgen werden. Für uns Kinder Gottes kommen natürlich nicht die Gerichte in Frage (2.Thess.1), sondern die in 2. Kor. 5,10 erwähnte Offenbarwerdung vor dem Richterstuhl des Christus (nicht vor dem «großen, weißen Thron» in Offb.20,11—15).

 Diese ist doch not­wendig, damit wir einmal unser Leben und Tun, sowie das, was der Herr für uns getan hat, im vollen Lichte erkennen können. Eine einfache logische Überlegung zeigt übrigens, daß dies unmöglich direkt nach dem Tode eines einzelnen erfolgen kann. Dann müßte die Auferstehung ja gleichsam am lau­fenden Band geschehen. Das ist aber undenkbar, weil wir den verklärter), himmlischen Leib erst bei der Entrückung empfangen und ohne diesen die Kronen und die Belohnung nicht erhalten können. Auch 1. Kor. 15,23 weist darauf hin: «Ein Jeder aber in seiner eigenen Ordnung: der Erstling Christus; sodann die, welche des Christus sind bei Seiner Ankunft; dann das Ende.» 

Es wird hier auf drei Phasen hingewiesen: die Auferstehung des Herrn selbst, dann die Auferstehung der Heiligen bei der Entrückung, dann «das Ende». So ist an eine "fortlaufende Auferstehung» nicht zu denken. Beachten Sie ferner die Wendung, die Paulus in 2. Tim. 4,8 gebraucht: «Fortan liegt mir bereit», d.h. er weiß zum voraus, daß diese Krone für ihn bereit gelegt (aufbewahrt) ist, aber die Verleihung selber erwartet er an einem späteren und ihm noch nicht bekannten Tage. 

Frage Nr. 107: Was geschieht mit unserem Hab und Gut, wenn wir entrückt sein werden?

Antwort: Erst dachte der Briefkastenonkel: Welch banale Frage' Soll er darauf eingehen? Er glaubt es doch tun zu sollen; zwar nicht in dem erfragten Sinn: Wer übernimmt das zurückbleibende Hab und Gut? aber vielmehr in bezug auf die Frage: Wird das zurückbleibende Gut nicht eine Anklage für dich sein? Hast du es in gottgewolltem Sinne verwaltet? Wird dich dein gesammeltes Vermögen am Richterstuhl des Christus nicht anklagen und die Frage erstehen lassen: 

Warum hast du nicht mehr davon für das Werk des Herrn mit den mannigfachen Bedürfnissen verwendet? Kannst du in dieser Hinsicht ohne Selbstanklage und ohne Gewissensbisse dem göttlichen Urteil über deine Ver­mögensverwaltung entgegenschauen? Die ernste Frage ist ja nicht die: Was habe ich für den Herrn geopfert? sondern: Wieviel habe ich zurückgehalten, dem Herrn entzogen? Also stellen wir die Frage richtig: Wird das Hab und Gut, das bei der Wiederkunft des Herrn zurück­bleibt, nicht etwa eine Anklage gegen dich sein? Wollen wir es nicht ernstlich und betend vor dem Herrn erwägen?

Frage Nr. 108:  Was ist unter dem ersten «nach diesem» in Offb. 4,1 zu ver­stehen? Viele sagen, es sei die Entrückung, von welcher aber doch erst im Verlauf des Verses die Rede ist: «Komm hier herauf», worauf dann ein zweites «nach diesem» folgt.

Antwort: Wir denken, daß sich das erste «nach diesem» einfach auf die Vision des Johannes als solche bezieht. Bis zum Schluß des dritten Kapitels reicht doch die erste Vision, in der Johannes die richterliche Person des Herrn Jesus Christus selbst schaut und Sein Urteil über Seine Versammlung (Ekklesia) abgibt. Wir schauen die innere und äußere Geschichte der Christenheit bis zu ihrem Gericht. Mit Kapitel 4 beginnt eine ganz andere Vision, in welcher nun­mehr — unter völligem Szenenwechsel — vor dem Seher die Ereignisse symbolisch vor Augen gestellt werden, welche auf die Entrückung folgen werden. 

Mit diesem doppelten «nach diesem» soll ohne Zweifel deutlich ge­macht werden, daß das, was nachfolgend gezeigt wird, eine gänzlich neue Folge von Ereignissen ist, welche zum Vorhergehenden in keiner Beziehung stehen und daß die Gnadenzeit nunmehr gänzlich abgeschlossen sei. Dieses Wort «nach diesem» kommt in der Offenbarung noch mehrmals vor, immer in einem ähnlichen Sinn eines Szenenwechsels in der Vision.

Frage Nr. 109:  Wie ist Johannes 11,26: «...und jeder, der da lebt und an Mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit» zu verstehen?

Antwort: Die Verse 25 und 26 gehören zusammen und geben einem ein­zigen großen Gedanken des Herrn Ausdruck. Die Schwierigkeit kommt nur daher, daß man i. jeden der drei Teilsätze für sich allein nimmt, und 2, dann einseitig den toten Buchstaben ins Auge faßt, anstatt den großen lebendigen Gedanken im ganzen. Man vergißt immer wieder, daß der orientalische Ge­dankengang, und damit auch der hebräische oder griechische Ausdruck, viel umfassender ist, als es unser deutscher Sprachschatz wiederzugeben vermag. Martha bekannte in ihrer Antwort nur den Glauben an eine allgemeine Auf­erstehung «am Jüngsten Tage». 

Der Herr aber teilt ihr mit, daß Er als Gottes Sohn Macht über den Tod habe und im Begriff sei, durch Sein Sühnungswerk am Kreuz diese Macht zugunsten derjenigen, welche an Ihn glauben, zu offen­baren, indem Er den Tod und den, der die Macht des Todes hat, überwinde und besiege. Deshalb könne und werde Er die Gläubigen aus den Toten heraus zu neuem, herrlichem Leben erwecken, wann Er wolle, was Er auch im Falle von Lazarus sogleich getan hat. Für die Gläubigen, welche durch Glauben ewiges Leben empfangen haben, hat der leibliche Tod seine Schrecken ver­loren; es ist nur ein Entschlafen, aus dem sie auf Seinen Ruf wieder aufwachen werden. 

Der Herr richtet unsere Blicke von Anfang an über den leiblichen Tod hinaus auf das ewige Leben bei und mit Ihm, In geheimnisvoller Weise ist da auch indirekt angedeutet, daß diejenigen, die in jenem Augenblick, wenn Er die Entschlafenen aufwecken wird, am Leben sein werden, überhaupt nicht durch den Tod gehen, sondern verwandelt werden. Beide Verse bilden zu­sammen ein geheimnisvolles Wortspiel, in dem die beiden Begriffe von Leben und Tod (der zeitliche und ewige) ineinander greifen. Martha hat es augen­scheinlich noch nicht erfaßt, konnte es auch nicht, da die eigentliche volle Offenbarung diesbezüglich ja erst durch die Vermittlung des Apostels Paulus gegeben wurde,

Frage Nr. 110:  Hat das 5. Kapitel im ersten Thessalonicherbrief noch Bezug auf uns, da wir nach der im 4. Kapitel beschriebenen Entrückung ja doch im Himmel sein weiden?

Antwort: Allerdings lesen wir in 1. Thess. 4 von der herrlichen Zusage des Herrn, der Entrückung. Kapitel 5 beschreibt, was nachher folgt. Da wir ja nun noch auf der Erde sind — obwohl die Erfüllung der Verheißung nicht mehr lange auf sich warten lassen wird —, so ist selbstverständlich auch das ganze fünfte Kapitel zu unserer Betehrung und Ermahnung geschrieben; Er­mahnungen, die eben gerade aus der Tatsache, daß es eine Entrückung gibt, gefolgert werden. Schließlich sind es doch wir, welche weder Zeiten noch Zeitpunkte zu wissen nötig haben.

 Dennoch sind auch die «klugen Jungfrauen» immer in Gefahr, einzuschlafen, wie uns das Gleichnis in Matthäus ja deutlich vor Augen stellt. Wir haben in Kapitel 5,1—7 eine Gegenüberstellung von zwei Dingen, worauf auch der Prophet Jesaja hinweist: «Der Morgen kommt, und auch die N a c h 11» (Jes.21,12). Die Gläubigen sind vom Tage; sie erwarten den herrlichen Morgen: Jesu Wiederkehr. Für alle die, welche den Herrn Jesus nicht als ihren Erlöser angenommen haben, beginnt im selben Augenblick die furchtbare Nacht der Gerichte.

Frage Nr. 111: Ich hörte, daß ein Bruder behauptete, daß das Gebet des Herrn: „..auf daß sie alle eins seinen, gleichwie Du Vater in mir und ich In Dir, auf daß auch sie in uns eins seien auf daß die Welt glaube, daß Du mich gesandt hast“ (Joh.17,21) noch nicht erhört worden sei. Dieses Gebet werde noch erhört werden müssen, bevor der Herr zur Abholung Seiner Brautgemeinde kommen könne. Ist dieser Gedanke biblisch?

Antwort: Nein, diese Behauptung ist durchaus irrig. Das Gebet des Herrn ist erhört. Die Kirche (die Gemeinde, die Versammlung) besteht, sie ist da. Das Wort des Herrn: «Auf diesen Felsen werde Ich Meine Ekklesia (Versamm­lung oder Gemeinde) bauen» (

Matth. 16,18) ist in seiner ganzen Fülle. Schönheit, Einheit und Pracht aus dem Erlösungswerk des Herrn hervorgegangen und am Pfingstag durch den Heiligen Geist gebildet worden. Es ist die Körperschaft, auf welcher nun in dem Namen Jesus Christus Gottes Wohlgefallen ruht. 

An dieser kostbaren Tatsache hat sich seit dem Pfingsttage auch gar nichts geändert. Sie ist in Gottes Augen heule noch das, was sie damals war. Auch die Welt hat diese Einheit gesehen (Apg. 4,32), denn eine solche Heiligkeit und Würde ging von ihr aus, daß sie nicht wagten — in ihrem unbekehrten Zustande — sich ihr anzuschließen, ja, mehr noch, sie priesen Gott über das, was sie mit eigenen Augen sahen (Apg. 5, 13). Daraus geht hervor, daß das Gebet des Herrn seine restlose Erhöhung fand, wie es denn auch nach dem göttlichen Ratschluß also erfüllt werden mußte. 

Selbstverständlich kann und wird sich daran in Ewigkeit nie mehr etwas ändern; denn was göttlich ist, bleibt, es ist ewig, wie sehr sich auch der Mensch bemühen mag, daran zu schütteln und zu rütteln. Gottes Haus ruht auf Felsen­grund und kann nicht und nie erschüttert werden. In Bewunderung dürfen wir dies schauen, genießen und in Anbetung vor Dem, der es zustande gebracht, niederfallen. Wie herzerquickend und erfreulich ist das schöne Bild von der vollkommenen Einheit und der Kraft, eine Kraft, die so groß war, daß die Stätte sich bewegte, wo sie beteten; und mit «großer Kraft» legten die Apostel Zeugnis ab (Apg, 4,31.33). 

Leider ist diese Einheit in ihrer praktischen Darstellung heule nicht mehr zu sehen. Sehr bald säte der böse Feind den Samen der Spaltungen und Trennungen unter die Heiligen, wie wir dies ja aus der Ge­schichte der christlichen Kirche deutlich erkennen, und was zu der traurigen Zerrissenheit des Volkes Gottes unserer Tage geführt hat. Ist hier eine Heilung möglich? Selbstverständlich wäre sie möglich, wenn man gewillt wäre, zu dem zurückzukehren, was von Anfang war, wie denn auch Johannes an die Gläubigen schreib!: «Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben» (1. Joh. 2,24). 

Leider bringt man selbst in geförderten christ­lichen Kreisen bei allem Eifer, der sonst z. B. für die Ausbreitung des Evange­liums getätigt wird, die Kraft nicht mehr auf, diesen Schritt zur Einheit, nicht bloß zur Einigkeit, zu tun, wie dies denn auch mannigfache Beispiele unserer Tage zeigen. So müssen wir mit Schmerz erkennen, daß der Riß un­heilbar geworden ist. Statt die Hoffnung nähren zu können, daß es sich ändern würde, wie sehr wir dies begrüßen und wünschen mögen, nimmt der Verfall eben doch von Tag zu Tag zu. 

Es ist gewiß richtig zu beten: «Herr, eine Dein Volk!», aber selbst wenn wir so großen Glauben haften, der Berge versetzen kann, so können wir uns doch nicht über Dinge hinwegtäuschen, die uns im göttlichen Worte klar bezeugt sind. Die Heilige Schrift, welche in allen Dingen maßgebend ist, gibt uns keine Zusage, daß die Parteiungen in den letzen Tagen der Christenheit aufhören würden. Im Gegenteil, sie sagt von Laodicäa, dem letzten Zustand der Christen­heit, wie aus dem letzten Sendschreiben in Offb. 3 deutlich

zu erkennen ist, daß der Herr diese laue, trage, satt gewordene, sich selbst gefallende Christen­heit ausspeien wird aus Seinem heiligen Munde. Das lautet doch ganz anders, als die Lehre von einer schlußendlichen Wiederherstellung der Kirche in apostolischer Einheit und Kraft. 

Die wahre Kirche — alle an Christus Jesus gläubigen und in Seinem Blute gewaschenen Seelen — wird Er sich entgegen­rücken in die Herrlichkeit, die tote Bekenner - Christenheit bleibt zurück zum Gericht. Nicht wahr, das ist doch wirklich nicht schwer, dies auseinander zu halten? Es Ist also unbedingt abwegig, die Wiederkunft des Herrn von einer Klausel abhängig zu machen; es sei denn die, daß die Seele errettet und wiedergeboren sein muß, was sich wieder nicht auf eigene Werke gründet, sondern auf die Gnade allein. Noch eins! Wenn die Ankunft des Herrn, sei es von der Erreichung eines gewis­sen Grades von Heiligkeit (welcher?), wir dies auch öfters gelehrt wird, oder wie Ihre Frage lautet, von der praktischen Einheit der zerrissenen Christenheit abhinge, dann konnte der Herr — das muß doch jede einsichtige Seele erkennen — nie kommen. 

Das steht aber wiederum im Gegensatz zum Worte Gottes, das uns anweist, den Herrn täglich und stündlich zu erwarten, (Matth. 24, 48—51; 25,6; I.Thess.1,10; Offb. 3, 10—11; 22,17. 20 u. a. St.) Es erübrigt sich zu sagen, daß jeder wahre Christ nach Heiligkeit und nach der Verwirklichung der Einheit trachten sollte, damit dürfen wir aber nicht klare Zeugnisse des göttlichen Voraussehens ignorieren oder gar in Frage stellen. Sicherlich sind alle Trennungen beklagenswert, aber was der Mensch nun einmal verdorben hat, das flickt Gott nicht wieder. Er bleibt Seiner Heiligkeit und Seinen Regierungswegen treu.
Aber — Gott sei gepriesen — wir dürfen uns an dem freuen, was unab­änderlich besteht, das sind die Gedanken des Herrn über Sein Volk in Christus Jesus. Dafür laßt uns dankbar sein! Ja, den Herrn, der es zuwege gebracht, wollen wir loben und preisen!

Frage Nr. 112: Darf ich um eine kurze Erklärung über die Ereignisse, wie sie uns 1. Kor. 15, 23. 24 aufzeigt, bitten?

Antwort: In 1. Kor. 15 haben wir bekanntlich eine Abhandlung über die Auferstehung des Leibes, und der angefragte Vers stellt die chronologische Ordn

ung derselben fest. Der erste Mensch, der auferstanden ist, war unser Herr Jesus Christus. Diese Tatsache bezeugt, daß Er den Tod überwunden hat. Damals war Er allein, um als Zubereiter des Weges zum Vater vorauszugehen (Joh. 14, l—3). In Seiner Auferstehung besitzen wir das Unterpfand, daß auch wir, die wir an Seinen Namen glauben, ebenfalls auf­erstehen werden. Darum folgt in unserem Verse als Zweites: «sodann die, welche des Christus sind bei Seiner Ankunft», also die Ankündigung unserer Auferstehung. Das wird sein, wenn Er die Seinen, bei Seiner Wiederkehr, heimführen wird ins Vaterhaus. Vers 24 faßt dann alles weitere Geschehen bis zu dem Gericht vor dem "großen, weißen Thron» in dem Wort «dann das Ende» zusammen. Alsdann werden auch die Verlorenen auferweckt werden, um vor dem Gerichtsthron zu erscheinen. Da dies aber außerhalb des Themas des Kapitels fällt, wird dies nur beiläufig erwähnt.

Frage Nr. 113: «Indem ihr die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus erwartet» (l. Kor. 1,7). Bedeutet dies Seine Erscheinung?

Antwort: Ja, es ist dasselbe Wort wie «Offenbarung», die Überschrift des letzten Buches der Heiligen Schrift. Es bedeutet Enthüllung dessen, was vor­her v e r hüllt war. Es ist offenbar, daß hier nicht von der Entrückung die Rede ist. Von dieser schreibt der Apostel erst im 15. Kapitel desselben Briefes. Paulus redet ganz allgemein von der Ankunft des Christus zur Verherrlichung der Seinigen und zum Gericht der  Welt.

Frage Nr. 114: Welches Kommen des Herrn ist in Hebr. 9, 28 gemeint?

Antwort: Hauptgedanke in diesem Vers ist, daß der Herr zur Seligkeit (Rettung) kommt für die, welche an Ihn glauben. Da der Brief an Juden ge­richtet ist, denken wir vorerst daran, daß die Wartezeit für den gläubigen Überrest eine Zeit großer Drangsale sein wird; aber der Herr wird sie bei Seinem Erscheinen aus aller Not erretten. Auch legt der Briefschreiber Wert darauf, zu betonen, daß Er sichtbarlich in diese Welt gekommen ist, um das Erlösungswerk zu vollbringen und daß Er wieder «erscheinen» wird (sichtbar werden), nachdem Er für die gegenwärtige Zeit unsichtbar ist. Aller­dings ist auch für die Gläubigen der Jetztzeit der Gedanke kostbar, daß der Herr Jesus kommen wird, um uns aus aller Not, Trübsal und Anfechtung heim­zuholen. Aus Obigem sehen wir also, daß in diesem Verse nicht die Frage, um welches Kommen es sich handelt, im Vordergrunde steht, sondern einfach Sein «Gesehenwerden» und die damit in Verbindung stehende Rettung aus aller Drangsal und Trübsal. 

Frage Nr. 115: Jemand behauptet, daß in Hebr.10.25 nicht vom Zusammenkommen der Versammlung, sondern von der Entrückung die Rede sei, weil der Ausdruck im Grundtext letzteres bedeute. Er sei nur noch in 2. Thess. 2,1 ge­braucht, wo es sieh nur um die Entrückung handelt. Wie verhält sich dies?

Antwort: Der Mann hat nicht recht und urteilt nur nach dem Buchstaben. Im Griechischen mag der Ausdruck Ja wohl an beiden Orten derselbe sein, was aber beim Übersetzen nicht hindert, daß verschiedene Worte nötig werden, wenn der Sinn richtig wiedergegeben werden soll. Man darf die bekannte Schwierigkeit beim Übersetzen nicht außer acht lassen, daß sich die gleichen Worte in verschiedenen Sprachen vielfach begrifflich nicht ganz decken. So eben auch hier. Wenn auch der Sinn in 2.Thess,2,1 nur auf die Entrückung Bezug hat, so doch keineswegs in Hebr. 10, 25. Dorf handelt es sich doch im ganzen Abschnitt um das Erscheinen vor Gott im Heiligtum, also um das Zusammenkommen als Versammlung. 

Auf was anderes könnte sich bloß die Andeutung auf die Gewohnheit, das Zusammenkommen zu versäumen, beziehen? Doch sicherlich nicht auf die Entrückung' Das wäre Ja widersinnig! Das ist ein einmaliger Akt, an dem man entweder als Kind Gottes teilnimmt, oder als einer, der die Erlösung verachtete und zurückwies, überhaupt aus­geschlossen ist. Zu versäumen gibt es für Kinder Gottes in dieser Hinsicht nichts, wohl aber kommt es leider beim Zusammenkommen als Versammlung nur zu oft vor, sogar als üble Gewohnheit, daß Errettete fern bleiben. Welch ein Verlust für den Betreffenden und für die ganze Versammlung!

Frage Nr. 116:  Wer sind die, die «durch den Glauben ein Zeugnis erlang­ten»? (Hebr.11,39—40)

Antwort: Das sind die Heiligen des Alten Testaments, welche ja bei der Wiederkunft des Herrn mitentrückt werden, bei Lebzeiten die Erfüllung der Verheißung also nicht erlangten und sie erst zusammen mit uns, den jetzt lebenden Gläubigen, eben bei diesem Ereignis empfangen werden.

Frage Nr. 117: Können Sie mir eine kurze Gegenüberstellung der beiden Kommen des Herrn geben: 1. für die Seinen  -   2. mit den Seinen!

Antwort: Den Schlüssel zu diesen beiden Kommen finden wir in I.Thess.4,17 und Sach.14,4. In ersterer Stelle finden wir des Herrn Wiederkunft für die Seinen wohl am deutlichsten mitgeteilt. An der letzteren hingegen wird uns Seine Ankunft auf dem Ölberg vor Augen gestellt, und zwar wird Er dort m i t den Seinen kommen. Klar ist, daß der Herr nicht mit den Seinen kommen kann, es sei denn, daß dieselben gen Himmel aufgenommen sind. Die Be­gegnung des Herrn mit den Seinen ist in der Luft, der Herr wird die Erde nicht berühren; Sein Kommen m i t den Seinen ist mit der Besitzergreifung der Erde verbunden. Jesu Kommen für die Seinen bleibt für die Welt verborgen; Sein Kommen mit den Seinen aber ist mit Herrlichkeit begleitet; die Welt wird Ihn sehen, aber nicht mehr als den Gnadenbringenden, sondern als den Richter,

Frage Nr. 118: Werden, wenn der Herr mit den Seinen vom Himmel her­niederkommt, alle Menschen gerettet werden?

Antwort: Nein, außer im Tausendjährigen Reiche wird die Zahl derer, die dem Herrn angehören, immer in der Minderzahl sein. «Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.» In der jetzigen Gnadenzeit sammelt der Heilige Geist eine Brautgemeinde aus allen Völkern heraus für den himmlischen Bräutigam;
in der Gerichtszeit wird ebenfalls nur ein Überrest aus Israel gerettet werden;
selbst die große Menge aus den Nationen steht in Minderheit zu denen, die vor dem großen weißen Thron erscheinen müssen und dem Gericht verfallen.

Frage Nr. 119: Ein Evangelist wendet sich, unter Berufung auf 1. Kor. 15,51: «Wir werden alle verwandelt werden», gegen die Annahme, daß nur die ganz treuen Glieder entrückt werden und die Anderen erst nach tausend Jahren auferweckt werden. Was sagen Sie dazu?

Antwort: Der Evangelist hat vollkommen recht, beachten Sie nur folgende Umstände:
1. Das Wort in 1. Kor. 15,51 ist eindeutig und sagt, daß alle, die nach Vers 23 zu denen gehören, «welche des Christus sind», bei Seiner Ankunft entrückt werden, und dies ohne jede Klausel! Das ist das einzig Logische; die Entrückung der Seinen ist in allererster Linie der Schlußstein zum Triumph des Herrn über Tod und Teufel, und dieser Sieg ist nicht vollendet, solange Seine Glieder sich nicht gänzlich jenseits des Todes befinden. Darum müssen es alle sein; denn wenn ein einziges Glied zurückbliebe, wäre der Triumph des Herrn nicht vollkommen.

2. Lesen Sie Rom. 8,11. Wegen des in uns wohnenden Heiligen Geistes müssen alle miteinander auferweckt werden. Wie wäre das möglich, wenn
nur ein Teil des Heiligen Geistes und nur ein Teil der Braut mit der Entrückung zum Vater zurückkehrte und das andere hienieden zurückbliebe? Entweder hat man Gottes Geist (Vers 9) und ist Sein, oder man hat Ihn nicht und ist überhaupt nicht Sein — ein Drittes gibt es nicht.

3. Nur die Treuen? Haben Sie auch bedacht, nach welchem Maßstab die Treue zu messen wäre? Doch nach der Vollkommenheit Gottes selbst, und wer wäre dann treu genug? Nicht wahr, niemand! Wäre das eine Ehre für den Herrn? Sicherlich nicht! Fragen Sie sich doch für Ihre eigene Person, ob Sie sich selber zu den Treuen rechnen dürfen. Ein aufrichtiger Christ wird dies nie wagen, und ich bin überzeugt. Sie auch nicht,

4. Wo steht etwas von einer späteren Auferstehung für die zurückbleibenden ungetreuen Gläubigen zum Leben? Nirgends. Das Wort redet nur von zwei Auferstehungen (Joh. 5,29 und Offb. 20, 4—6) — die eine zum Leben, die andere zum Gericht —, die allerdings tausend Jahre auseinander liegen. Beim Gericht vor dem großen weißen Thron verlautet gar nichts von solchen, die im Buche des Lebens gefunden werden, nur von solchen, die nicht gefunden werden. Ausdrücklich sagt der Herr von dem, der an Ihn glaubt: «Er kommt nicht ins Gericht» (Joh. 5, 24).

5. Man redet zur Stützung dieser verkehrten Ansicht von einer nötigen Läuterungszeit. In 1, Petr, 4, 17 lesen wir aber, daß diese jetzt, d. h. in der Lebenszeit des Gläubigen hienieden sei. Zeigen nicht die Lebensbilder in der Heiligen Schrift solche Läuterungszeiten? Wo sollen denn diese im Laut der prophetischen Geschichte Raum finden? Die große Drangsal in der Endzeit ist ja ausdrücklich die «Drangsal Jakobs», also des Jüdischen Überrestes- Und dann, was geschieht mit den «Untreuen» unter den bereits entschlafenen Gliedern?
Die Frage der Treue oder Untreue wird bei der Offenbarwerdung (nicht Gericht!) vor dem Richterstuhl des Christus aufgerollt (2. Kor. 5, 10; 1. Kor. 3, 12—15; 2. Tim. 4, 8 u.a. St,), zur Belohnung oder Beschämung.

Frage Nr. 120:  Werden nur sogenannte «Überwinder oder «treue Christen» an der Entrückung teilhaben?

Antwort: Vor allem möchte ich betonen, daß wir, wenn wir Gottes Wort studieren und auslegen wollen, uns in Demut die Erklärung von Gottes Geist geben lassen müssen, damit wir die Gedanken Gottes darin finden können, welche bekanntlich andere und zwar höhere als die der Menschen sind (Jes, 55). Wir müssen die Dinge vom Standpunkt Gottes, also sozusagen vom Himmel her anschauen lernen. Wir dürfen also nicht nach üblicher menschlicher Logik, menschlichen Maßstäben und Anschauungen rechnen und urteilen.

Diese ver­folgen stets den Zweck, den Menschen zu erhöhen und enthalten immer eine gewisse Dosis Selbstüberhebung. Solches Rechnen heißt nicht Gott recht­fertigen, sondern den Menschen, denn vor dem Dreimalheiligen ist des Men­schen eigener Wert gleich Null. Nur in der Herrlichkeit des Christus ist der Mensch vor Gott wohlgefällig. Sie machen nach alttestamentlichem Muster in bezug auf die Verheißungen Unterscheidungen zwischen getreuen und unge­treuen Gläubigen. Gott macht dagegen heule im Zeitalter der Gnade nur einen absoluten Unterschied zwischen denen die glauben und Sein sind, und denen die nicht glauben und nicht Sein sind. 

Nur in bezug auf den errettenden Glau­ben und was damit in organischer Verbindung steht, wie Wiedergeburt, Empfangen des Heiligen Geistes usw., setzt das Wort Gottes dem positiven «Wer» das negative "Wer nicht» gegenüber. In den Stellen, die Sie ange­führt haben, handelt es sich eben um diese Unterscheidung, um solche, welche als scheinbare Gläubige mitlaufen, aber ohne wahres Leben aus Gott nicht ans Ziel gelangen können. Sobald sich das Wort an wirkliche wiedergeborene Kinder Gottes wendet, ist keine solche Unterscheidung mehr, da ist die Aus­drucksweise anders. In manchen Stellen lesen die Verfechter Ihrer Ansicht ein negatives Gegenteil hinein, das die Heilige Schrift nicht kennt. 

Denn was Gottes Wort nicht ausspricht, das gehört auch nicht dazu und sollen auch wir nicht hinzufügen. Das gilt gerade auch in bezug auf die Überwinder. Sie denken da ohne Zweifel an das siebenfache Wort: «Wer überwindet» in Offb. 2 und 3. Gerade da steht aber kein «Wer nicht überwindet»; warum denn selbst ein solches dazu denken? Die Überwinder werden da nicht den schwachen Gläubigen, sondern dem Bösen, den eigentlichen Schaden in der Christenheit, das dem Gericht sowieso verfallen ist, gegenübergestellt. Die Verheißungen sind Trostverheissungen für Zeit und Ewigkeit, welche genau der Anfechtung des Bösen in Jedem Sendschreiben entsprechen, zur Ermunterung der Geprüften, damit sie die Anfechtungen überwinden möchten. 

Das hat doch nichts mit der Entrückung zu tun. Wie kann man behaupten: Nur die «Treuen» dürfen auf die Entrückung rechnen. Sicherlich darf man die Verantwortlichkeit der Gläubigen nicht über­sehen; die Regierung Gottes bleibt unverändert und unbestechlich. Aber wir dürfen damit nicht das Werk der Gnade Gottes und die Erfüllung der Ratschlüsse Gottes gemäß der Gnade auflösen. Wir müssen die Konsequenz aber noch erheblich weiter ziehen. Denn in diesem Fall könnte sich überhaupt niemand die Verheißungen der Entrückung (Joh.14,3; 1. Kor. 15,51—52: I.Thess.4,13—18) zu eigen machen, niemand hätte ein Recht noch Freimütigkeit dazu. Damit würde die Entrückung für uns wertlos und zwecklos. 

Biblisch beleuchtet, qualifiziert sich die Behauptung, daß nur die «Treuen» entrückt werden, als einen Angriff auf die Vollkommen­heit des Wortes Gottes und die Allgenugsamkeit des Werkes von Jesus Christus. Denn gerade diese Stellen, welche unmittelbar von der Entrückung reden, lauten doch so klar, so unbedingt und ohne jede einschränkende Klausel. Kein «so ihr anders", oder ein «wenn»;, oder dergleichen ist damit verbunden. Darum darf auch nichts dazu hineingelesen werden! Nein, die Entrückung hat im Grunde mit der Verantwortlichkeit gar nichts zu tun. Sie kommt nachher beim Offenbarwerden und dem Lohnverteilen vor dem Richterstuhl des Christus zu ihrem Rechte (2. Kor. 5, 10). 

Die Entrückung aller Gläubigen ist vielmehr ein Triumph der Liebe und Gnade des Herrn über Tod und Teufel, der eben erst dann vollständig ist, wenn Er alle die Seinigen, die Er mit Seinem Blut erkauft hat, jenseits des Todes und des Grabes ins herrliche Vaterhaus gebracht hat. Wäre aber dieser Triumph vollkommen, wäre Seine Liebe befriedigt, wenn Er so viele, ja wenn Er nur ein einziges Seiner Schafe zurücklassen müßte? 

Nein, gewiß nicht! Im Gleich­nis in Luk. 15 bringt Er das Schaf, zu dessen Rettung Er so tief hinabgestiegen ist. auch gänzlich nach Hause, nicht bloß halb. Übrigens wendet nicht eine menschliche rechte Mutter gerade den schwachen Kindern ihre größte Liebe zu, und Gott, der die Liebe ist, sollte Seine Kinder zurücksetzen? Das mögen Menschen tun, nicht aber der Herr! Ferner sagt Rom. 8, 11, daß Gott die Seinen «wegen Seines in ihnen wohnenden Geistes auferweckt». 

Nun, Gottes Geist hat in allen Wiedergeborenen Wohnung genommen, ohne Ausnahme, denn Wiedergeburt, Aus-dem-Geiste-geboren-sein und Wohnungnahme sind ein und dasselbe. Also wird Gott auch alle Erlösten ohne Ausnahme heim­führen. Wie könnte ein Teil der Gläubigen zum Himmel entrückt werden und ein Teil hier bleiben? Sicherlich haben wir allen Fleiß anzuwenden und allen Ernstes über unsern WandeI und unsere Gesinnung zu wachen, davon wollen wir auch nicht das geringste abstreichen. Nur dürfen wir uns nicht vermessen, uns selbst für treu zu halten, sondern wir sollten unserer steten Unzulänglichkeit bewußt sein. Dürfen übrigens solche, die Sie beschreiben, als «Gottes Kinder» angesprochen werden, als solche, die zu neuem Leben geboren sind? Das ist hier eben die große Frage, ob man wiedergeboren ist oder nicht.

 Es gibt viele bloß äußerliche «Christen», die wohl einen Kopfglauben besitzen, aber nicht durch Wiedergeburt Leben aus Gott empfangen haben und darum auch nicht durch den Gels) geleite) werden. Das ist dann schon richtig, daß es viele sogenannte «Christen» gibt, wo die Frage betreffs ihrer Wiedergeburt verneint oder doch offen gelassen werden muß. Solche freilich müssen sich auf ein Zurückbleiben gefaßt machen, denn nur der Wiedergeborene hat Teil an der Entrückung. Das ist aber etwas ganz anderes als «untreue» Kinder Gottes. In Hesekiel 33 ist gar nicht von einem ewigen himmlischen Leben im neutestamentlichen Sinn die Rede. 

Es geht dort einfach nach Ordnung des Gesetzes vom Sinai; wer es übertritt, muß getötet werden, wer es hält, wird am Leben bleiben. Im Gleichnis vom Weinstock (Joh. 15) steift sich der Herr Israel, dem unfruchtbaren Weinstock (Jes. 5) gegenüber, da folgten ihm allerlei «Jünger» nach. Studieren Sie den Weinstock in natura oder einen Obstbaum; dann werden Sie finden, daß die Schosse, die weggeschnitten werden, Wasser­schosse sind, die überhaupt zum Fruchttragen gar nicht geeignet sind. Fruchtschosse sind anders geartet. 

In Rom. 11 dreht es sich wieder um eine ganz andere Frage, um den Genuß der Berufung und der unbedingten Segnungen Abrahams. Da ist Israel seiner Abtrünnigkeit wegen beiseite gesetzt, aus , dem Genuß der Segnungen ausgeschaltet, und an seiner Stelle ist den Glau­benden aus den Nationen der Genuß der Segnungen Gottes zuteil geworden. Nun eröffnet Paulus hier als Warnung an die untreue Christenheit, daß sie, wenn sie wie Israel abtrünnig werde, auch wieder weggetan und Israel wieder eingesetzt werde. Das berührt wieder die Entrückung gar nicht. Es ist lediglich eine Warnung in ganz allgemeinem Sinne,

b) DIE ZEIT NACH DER ENTRÜCKUNG

Frage Nr. 121: Ersieht man aus Jes. 19,2, daß in Ägypten eine Revolution ausbrechen wird?

Antwort: Angeführtes Wort: «Ich will Ägypten aufreizen gegen Ägypten; und sie werden streiten, ein jeder wider seinen Bruder und ein jeder wider seinen Nächsten» läßt allerdings auf eine Revolution schlimmster Art schließen. Eine Vorerfüllung dieser Prophezeiung hat Ägypten allerdings schon erlebt. Es war in der Zeit, als die Großmacht Assyrien Ägypten hart bedrängte. Der 4, Vers deutet dies an: «Und Ich will die Ägypter überliefern in die Hand eines harten Herrn; und ein grausamer König wird über sie herrschen. 

Der Assyrerkönig Assarhaddon (672—666 v. Chr.) eroberte Ägypten, also noch vor Nebukadnezars Zeit, Später kam ein einheimischer Pharao, der harte Psammetich l., zur Herrschaft, der von noch grausameren Nachfolgern abgelöst wurde. Die weiteren Verse, die sich mit dem Wörtchen «und» eng an das vorherige anschließen, haben seitdem ebenfalls ihre Erfüllung gefunden. Es geschah dies vornehmlich unter der mohammedanischen Herrschaft. Wir glau­ben indes, daß wir dies aus folgenden Erwägungen heraus nicht als endgültige Erfüllung betrachten dürfen; Ägypten ist das Bild der ausgesprochen gottfeindlichen Welt, während wir in Babylon die religiöse Welt symbolisiert finden. Babylon hat keine Verheißung; es wird endgültig untergehen, aber Ägypten will Gott heilen und segnen. 

Ägyptens Fruchtbarkeit und Prospe­rität ist der Nil. Während Palästina, das Land der Verheißung, vom Tau und Regen des Himmels benetzt sein wird, ersprießt Ägypten alles nur aus der Erde, Es schaut nicht wie der Gläubige empor zum Himmel, um von dort den Segen zu erwarten, der Ägypter ist abwärts gerichtet, erdgebunden, das typische Bild der Welt. Trotzig frug Pharao Mose; «Wer ist der Gott, auf den ich hören soll?» Ägypten hat Gott schon einmal auf ernste Weise in Seiner Heiligkeit kennen gelernt und wird Ihn nochmals kennen lernen, wenn Er kommen wird, um den «Erdkreis zu richten in Gerechtigkeit». 

Dies wird aber erst sein, wenn die Brautgemeinde von der Erde weggenommen sein wird. Das Gericht über Ägypten hat noch eine besondere Note darin, daß es stets ein äußerst antisemitisches Land war: der Schrecken Judas. Das Blatt wird sich wenden und Vers 17 kündet uns: «Juda wird für Ägypten zum Schrecken sein». Wir haben also bei der Weissagung über Ägypten wohl mehr als nur eine lokale, nationale Angelegenheit, obwohl wir selbstverständ­lich auch dieses nicht in Abrede stellen. Selbst die vielen Kriege und die Revolution haben Ägypten nicht zur Einsicht) und Busse gebrach), wie soll es bekennt!? So wird auch am Ende der Tage das eiserne Regiment nicht genügen, seinen Stolz zu brechen. 

Darum weissagt Jesaja den wirtschaftlichen Zusammenbruch; der Nil, der Lebensnerv Ägyptens, wird versiegen, Dia Ratlosigkeit ist eine vollständige; «Weder Kopf noch Schwanz, weder Palme noch Binse», also weder der Obere noch der Untere, weder der Arbeitgeber noch der Arbeitnehmer, weder der Reiche noch der Arme, weder der Ge­bildete noch der Ungebildete, weiß einen Rat noch einen Ausweg, So weit muß es Gott kommen lassen, bis Ägypten sich beugt und den Herrn, den Gott Israels, anerkennen und sich ihm willig beugen wird. «Und Jehova wird die Ägypter schlagen und heilen; und sie werden sich zu Jehova wen­den, und Er wird sich von ihnen erbitten lassen und sie heilen», sagt uns der 22. Vers dieses interessanten Kapitels.

Frage Nr. 122:  Welche Rolle ist Ägypten im Endgeschehen zugedacht!

Antwort: Es ist keine Frage, daß Ägypten in der Prophetie eine wichtige Rolle spielt. Wir wollen nur einiges kurz erwähnen, um nicht wiederholen zu müssen. Im elften Kapitel des Propheten Daniel wird ein «König des Nordens» und ein «König des Südens» erwähnt. Der erstere symbolisiert Gog und Magog (Rußland) und alle Völker, die mit ihm im Streit wider Israel und sein Land verbündet sind. Der «König des Südens» repräsentiert Ägypten und damit wohl die ganze panafrikanische Welt. Beide Könige aber ringen um die Herr­schaft über Palästina, das der «Nabel (Mittelpunkt) der Erde» genannt wird (Hes.38,12).

 In diesen furchtbaren Kämpfen wird Ägypten schließlich unter­liegen, nachdem es vorher noch ein Bündnis mit den von Gott abgefallenen und dem Antichristen unterworfenen Juden gemacht hat (Jes.31). Jerusalem wird eingenommen und verwüstet werden; das Volk wird nach Ägypten fliehen, um dort seine Schätze in Sicherheit zu bringen (Jes. 30,6.7). Der König des Nordens aber wird in Ägypten einfallen und alle «Schätze an Gold und Silber und alle Kostbarkeiten» in seine Gewalt bringen (Dan. 11,43). Doch wird er in den Bergen Judas «zu seinem Ende kommen und niemand wird ihm helfen» (Dan. 11, 45).

 Im Tausendjährigen Reich finden wir Ägypten und andere Nationen, z. B. Assyrien, das zum «Königreich des Nordens» gehörte, mit Israel verbunden und Seiner Herrschaft unterworfen, «An jenem Tage wird eine Straße sein von Ägypten nach Assyrien; und die Assyrer werden nach Ägypten und die Ägypter nach Assyrien kommen, und die Ägypter werden mit den Assyrern Jehova dienen. An jenem Tag wird Israel als das dritte sich zu Ägypten und Assyrien gesellen, ein Segen inmitten der Erde; denn Jehova der Heerscharen segnete es" (Jes. 19, 23—25).

Frage Nr. 123 Wie lang ist die Zeit zwischen dem Kommen des Herrn für die Seinen und Seinem Erscheinen mit den Seinen?

Antwort: Diese Zeit ist an der Länge der Gnadenzeit gemessen sehr kurz. Sie dauert nur sieben Jahre, von der die erste Hälfte, dreieinhalb Jahre, noch ruhig, friedlich und in Sicherheit verlaufen wird. Die zweite Hälfte wird dann um so furchtbarer und schrecklicher sein, da in diese Zeit die persönliche Anwesenheit des Antichristen fallen wird (vergl. Dan. 9, 27; Otfb.6—19).

Frage Nr. 124: Ich hörte in einem Vortrag, daß es in der großen Drangsalszeit auch noch Gläubige gebe. Ist dem so? Und wer sind dieselben?

Antwort: Darüber gibt Offb. 7 klare Antwort. Es werden aus allen zwölf Stämmen Israels Gerettete sein, dargestellt in der symbolischen Zahl von je zwölftausend, das sind 144000. Weiter sehen wir eine unzählbare Schar aus allen Sprachen und Nationen, die durch Gottes Gnade durch die antichristliche Drangsal hindurchgeführt worden sind. Man denke aber nicht, daß diese aus der Namenchristenheit seien, dann wäre es dort gesagt. Auch stände dies ganz in Widerspruch mit dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen In Matthäus 25. Zudem ist anzunehmen, daß das Gericht über die Namenchristenheit in diesem Augenblick bereits vollzogen ist.

Frage Nr. 125: Welches sind die tonangebenden Mächte der Endzeit?

Antwort: Das dürften derer vier sein:
1. Der Antichrist. Er personifiziert den christlichen und den jüdischen Abfall von Gott. Er ist der falsche König, der in Jerusalem residiert.
2. Das «Tier». Das ist das Haupt des Römischen Weltreiches, assoziiert mit dem Antichristen. Letzterer gleichsam der General Stabschef des «Tieres»,
3. Der König des Nordens. Das kleine Horn in Daniel 8 (siehe Frage Nr. 166).
4. König des Südens. Er ist der große Widersacher des Königs des Nordens, da beide Herrscher über Palästina den Nabe! der Erde, sein wollen.
Alle diese vier Mächte sind geführt und geleitet von Satan, dem Fürsten der Finsternis und dem Gott dieser Welt.

Frage Nr. 126: In Dan. 7 lesen wir von einem kleinen Horn; was hat es zu bedeuten?

Antwort: Es ist zu beachten, daß es der Heilige Geist ist, der den prophe­tischen Plan bis in die kleinsten Einzelheiten entworfen hat. Die Prophetie bildet deshalb ein harmonisches Ganzes. Es ist deshalb wichtig, sich vom Herrn Licht und Verständnis geben zu lassen. Oft sagt das Wort in wenigen Zügen das, worüber menschliche Schriftsteller g<anze Bücher geschrieben haben. So braucht! der Heilige Geist nur drei Verse, um die Geschichte dreier Weltreiche (das babylonische, medisch-persische und griechische) zu zeichnen. Mehr als was in diesen Versen steht, sagen die dickbändigen Geschichtswerke nicht. (Siehe Dan.7, 4.5.6.) Kapitel 7 zeigt uns nun das vierte Weltreich, dessen Völker sich aber vorerst nur in oberflächlichem Zusammenhang befinden. Nun ersteht das «kleine Horn», welches das Reich zu einer eisernen Einheit schmiedet, gekenn­zeichnet durch besonderen Haß gegen die Heiligen (es fand seinen Reprä­sentanten schon in Pilatus, der Jesu überlieferte) und als Lästerer gegen Gott. Es ist mit dem Antichristen nicht identisch, wird aber das gleiche Ende finden. Es ist auch mit dem «kleinen Horn» in Dan. 8 nicht zu verwechseln,

Frage Nr. 127: Weshalb find in Dan. 9. 25 die 70 Wochen «In 7 Wochen, 62 Wochen und eine Woche» zerlegt!

Antwort: Die betreffende Stelle heißt: «Siebzig Wochen sind über dein Volk und deine heilige Stadt bestimmt. — Vom Ausgehen des Wortes, Jeru­salem wieder herzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind 7 Wochen und 62 Wochen. Straßen und Gräben werden wieder hergestellt und gebaut werden, und zwar in Drangsal der Zeiten. Und nach den 62 Wo­chen wird der Messias weggetan (ausgerottet, abgeschnitten) werden und nichts (in Israel) haben.» (Dan. 9, 24—26.) Von da ab, wenn das Gebot oder Wort, Jerusalem wieder aufzubauen, ausgehen wird, bis zur vollen Wiederherstellung Israels und der Stadt Jerusalem, sollten also 70 Jahrwochen verfließen, — Dieses Gebot ging aus unter dem persischen König Artaxerxes Langhand, im Jahre 457 vor Chr. (Neh. 2; Esra 7). 

Diese Zeit von 70 Jahrwochen (7x70 oder 490 Jahren) zerfällt also In drei Teile; in 7+62+1 Jahrwoche. Die 69 ersten Wo­chen, die bis zum Auftreten oder zur Kreuzigung des Christus verfließen sollten, sind also in zwei Teile geteilt. Die ersten 7 Jahrwochen (d. h. 49 Jahre) werden deshalb besonders vom Heiligen Geiste genannt und gezählt, weil in ihnen nach dem Exil die erste Wiedererbauung Jerusalems ausgeführt und vollendet wurde, was für Jehova und Sein Volk zugleich ein herrliches Ereignis war, in welchem vorbildlich die Bürgschaft gegeben ist, daß Jerusalem wieder einmal endgültig aufgebaut werden wird.

 Von dem Gebot, die Stadt wiederzubauen, im Jahre 457 vor Chr., bis zum Öffentlichen Auftreten des Christus sollten also 69 Wochen = 483 Jahre verfließen. Dies führt um auf das Jahr 26 nach Chr. für das Auftreten unseres Heilandes; und da die christliche Zeitrechnung nicht richtig ist, sondern 4 Jahre früher beginnen sollte (sie ist nämlich durch den im 6, Jahrhundert lebenden römischen Abt Oionysius um 4 Jahre zu spät angesetzt), so ergibt dies richtig die Zahl 30 nach der Geburt des Christus. Die siebzigste Jahrwoche (d. h. die letzten 7 Jahre, welche dem Tausendjährigen Reiche vorangehen müssen) ist also noch zukünftig! Es ist die Zeit großer Drangsal, besonders für die Juden, durch den Anti­christen hervorgerufen. In der Mitte der Woche wird er den Opferdienst aufhören lassen. Es beginnen die 3V? Jahre antichristlicher Schrecken und göttlicher Gerichte, die uns in besonderer Weise in den Kap. 6—19 der Offen­barung mitgeteilt sind.

Frage Nr. 128: Welchen historischen Zeitraum umfassen die siebzig Danielschen Jahrwochen? (Dan.9,24]

Antwort: Zum Verstehen der göttlichen Prophetie ist die Erkenntnis be­züglich der Danielschen Jahrwochen von eminenter Wichtigkeit, weil sich die gegenwärtige Gnadenzeit wie ein Keil zwischen die vergangenen 69 Jahr­wochen und der noch zukünftigen 70. Jahrwoche einschiebt. Dies verkennen bedeutet größte Verwirrung in prophetischen Dingen anzurichten. (Siehe auch Frage Nr. 127.) Diese 69 Wochen begannen, als Artaxerxes den Befehl gab, die Mauern Jerusalems wieder aufzubauen und endeten mit der Verwerfung des Messias. Die 70. Jahrwoche beginnt erst nach der Entrückung und endet mit der Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches.

Frage Nr. 129: Sind bei der Auferstehung der Erlösten auch die Märtyrer aus der Drangsalszeit inbegriffen?

Antwort: Bei der Auferstehung der Erlösten müssen wir wohl an die Ent­rückung denken. Diese geht der großen Drangsalszeit voraus, so können diese Märtyrer natürlich nicht daran teilhaben. Aber sie gehören zur «ersten Auf­erstehung». Lesen Sie bitte Offb. 20, 4—6. Auch in Offb. 14,13 werden die, welche im Herrn sterben, glückselig gepriesen. Wir sehen daraus, daß die Märtyrer ohne Wartezeit auferstehen und ins himmlische Erbe eintreten dürfen, anstatt auf die Aufrichtung des messianischen Königreiches warten zu müssen.

Frage Nr. 130: Haben die Juden schon am Tempelbau angefangen oder wird dies bald geschehen?

Antwort: Nein, trotzdem die Juden nun ihren eigenen Staat bekommen haben, liegt die Möglichkeit, so weit man heute sehen kann, noch in weiter Ferne. Denn fürs Erste muß doch der Tempel Gottes nach eigener Bestimmung (5. Mosel 6, 2. 5—6; 1.Chron.21,15—16.18;22,l) auf dem Platz des ersten Tempels erstellt werden, in Jerusalem. Aber heute ist Jerusalem samt Umge­bung noch gar nicht dem Judenstaat zuerkannt, sondern Jerusalem samt Um­gebung bis und mit Bethlehem hat sich die UNO zu eigener Verwaltung vorbe­halten, weil dort heilige Stätten der drei Religionen: Christentum, Judentum und Islam, bestehen. Zwar verlangten die Juden, daß die neue Stadt als Wohnort einer Großzahl Juden ihnen zuerkannt werde, aber das wurde ihnen nicht gewährt, weil gerade in diesem Teil sich viele christliche heilige Stätten und Anstalten befinden. 

Somit müssen die Juden diesen Platz erst noch er­kämpfen, bevor sie dort ihren Tempel errichten können. Zum Zweiten steh) jetzt dort der Felsendom, das große Heiligtum der Mohammedaner, der doch zuerst entfernt werden muß, bevor man bauen kann. Man kennt aber den nervösen Fanatismus der Moslime um ihr Heiligtum, womit sie selbst die ge­ringste Berührung durch Ungläubige als Entweihung betrachten. Der Ort ist ihnen heilig, weil dort nach ihrem Glauben Abraham den Isaak Gott geopfert und von dort ihr Prophet Mohammed zum Himmel gefahren sei, um seine Offenbarung, den Koran, zu empfangen. Es wird darum die Juden noch viele höchst erbitterte und blutige Kämpfe, auch ein Hauptteil der Drangsal Jakobs, kosten, bevor für sie der Weg zum Bau ihres Tempels frei sein wird.

Frage Nr. 131:  Was ist unter dem Ausdruck: "Bei den Flügeln werden stehen Greuel der Verwüstung, bis das Verderben, welches beschlossen ist, sich über die Verwüstung ergießen wird» (Dan. 9,27) zu verstehen? Was ist speziell unter den «Flügeln» gemeint ?

Antwort: Sie führen die lutherische Übersetzung an. Buchstäblich muß es heißen: «Wegen des Flügels der Greuel». Sinngemäß hat die «Elberfelder-Übersetzung» richtig übertragen; «Wegen der Beschirmung der Greuel», denn tatsächlich wird das Wort «Flügel» auch an anderen Stellen der Heiligen Schrift für «Schutz» gebraucht. Der Vers führt uns in die letzte Gerichtsperiode, in die zweite Halbwoche der großen Drangsalszeit. Der Götzendienst wird unter dem behördlichen Schutz (Flügel) des Antichristen 2u einem schreck­lichen Greuel vor Gott werden. Unter der «Verwüstung» — verschiedene über­setzten «die Verwüstete» — haben wir wohl Jerusalem zu verstehen. Weil Israel, obwohl in jenen Tagen in sein Land zurückgekehrt, sich dem größten Gottesfeind, dem Antichristen unterwirft und ihm huldigt, wird Gott den «Verwüster», den «König des Nordens» kommen lassen, der als «eine überflutende Geißel» ein entsetzliches Gericht über das abtrünnige Volk ausführen wird.

Frage Nr. 132: Würden Sie mir eine kurze Einteilung von Matth. 24 und 25 geben? Spricht der Herr hier prophetisch von den Juden oder von den Christen?

Antwort: Der Herr berührt sowohl die Zukunft der Juden als auch der Christenheit. Die Einteilung dürfte folgende sein: Matth. 24,1—14: Der Herr kommt für die Juden; das Evangelium des Königreiches wird verkündigt. Matth. 24,15—18: Es ist die Zeit der furchtbaren «Drangsal Jakobs». Ein­gehend wird der Zustand in Israel während der zweiten Daniel'schen Jahrwoche beschrieben (Dan.12,11). Matth. 24, 29—44 beschreiben die Ereignisse, welche dieser Drangsal folgen: die persönliche Ankunft des Herrn und die Sammlung des treuen Überrestes aus Israel, der vom «Tier» (Römisches Weltreich) und vom Antichrist verfolgt wird. Matlh.24,45 bis 25,30 ist ohne Frage ein Appell an die Christenheit (Gleich­nis von den zehn Jungfrauen) wachend zu sein und die Wiederkunft des Herrn zu erwarten. Matth. 25,31—46 beschließt die prophetische Schau mit der Wiederkunft des Herrn für die Nationen (Heiden).

Frage Nr. 133: Wer sind die «Brüder», die «Schafe und Böcke» in Matth. 15,31—461

Antwort: Der Wortlaut von Vers 31 zeigt deutlich, daß es sich hier um das zweite Wiederkommen des Herrn auf die Erde handelt, zum Gericht über alles Böse und zur Aufrichtung des Israel verheißenen Königreiches, also um einen Zeitpunkt nach der Entrückung der Kirche. Diese wird dann nicht mehr auf Erden, sondern im Vaterhaus sein, somit sind die «Brüder» Juden, Glieder des gläubigen Überrests Israels, welche ausgesandt) werden, um das «Evangelium des Königreiches» (Matth. 24,14) — also ein anderes als das jetzige der freien Gnade — zu verkündigen. Darnach nun, wie die Nationen diese Boten Gottes behandelt haben, werden diese vor dem Thron der Herrlichkeit beurteilt und unterschieden werden. 

Der König betrachtet die Aufnahme oder Verwerfung Seiner Boten (und damit Seiner Botschaft) als Seine persönliche Annahme oder Verwerfung. Wer diese Zeugen und ihre Botschaft angenommen und sich darunter gebeugt hat, wird mit «Schaf» be­zeichnet und zur Rechten des Königs gestellt und darf ins ewige Leben ein­gehen; wer aber Christus und Seine Sendboten verworfen und gehaßt hat, wird als «Bock» zur Linken gestellt und empfängt ewiges Gericht, und zwar ist beides endgültige Bestimmung. Es mögen noch einige Merkmale folgen, welche dieses Gericht von dem in Offb. 20 unterscheiden.
Offenbarung 20
Gericht über die Toten.
Richter ist Gott, in himmlischer Herrlichkeit.
Thron: groß und weiß, in himmli­scher Heiligkeit.
Hier nur einerlei Personen (Ver­dammte).
Hier Bücher der Werke und das Buch des Lebens.
Hier entfliehen Himmel und Erde, um dem ewigen Zustand Platz zu machen.
Hier nur Gott und Menschen in Szene. Matthäus 2f, 31—46
Gericht über Lebende.
Richter ist der «Sohn des Manschen», als König Israels.
Thron der Herrlichkeit des messianischen Königreiches.
Hier dreierlei: «Brüder», «Scha­fen und «Böcke»,
Hier keines von beiden, Urteil nach speziellem Umstand.
Hier kommt der «Sohn des Men­schen», um auf der Erde Sein Kö­nigreich aufzurichten; Himmel und Erde bleiben bestehen.
Hier der Sohn als König und Engel mit Ihm und Nationen.
In Joel 3 finden wir ebenfalls dieses Gericht auf Erden bei der Aufrichtung des messianischen Königreiches, aber hier erstreckt es sich ausdrücklich auf die Israel feindlichen Nationen insgesamt, als politische Einheiten.

Frage Nr. 134: Was sind die Leitgedanken in des Herrn großer Rede von Seinem Wiederkommen in MaHh.14—251

Antwort: Kapitel 24,1—44 bezieht sich auf das Kommen des Herrn für die Juden; Kapitel 24,45 bis Kap. 25, 30 auf Sein Kommen für die bekennende Kirche, und Vers 31—46 auf Sein Kommen in Beziehung zu den Nationen. Die Notiz in Kap. 24, 15 vom «Greuel der Verwüstung» ist ein höchst wichtiger Punkt — für die Zeit nach der Entrückung der Kirche — auf den wohl acht zu geben ist, für die Feststellung von Zeitangaben sowohl als zum Verständnis der Prophetie der letzten Tage. Wenn man ihn mit Dan.12,11 vergleicht, wird seine zukünftige Bedeutung klar, ebenso zeichnet er deutlich den Zeitabschnitt der furchtbaren großen «Drangsal Jakobs». 

Die Verse 16—28 beschreiben den schrecklichen Stand der Dinge in Palästina während der zweiten Hälfte der 70. Jahrwoche Daniels (,3Vz Jahren), ebenso die Zeit obiger Drangsal und die Verse 29—44 das, was auf das Ende dieser Drangsal folgt, die persönliche Erscheinung des Sohnes des Menschen in Herrlichkeit, sowie die moralische Anwendung auf die Gewissen der Jünger, der damaligen Vertreter der Mär­tyrer unter dem Tier und dem Antichristen. 

Die drei folgenden Gleichnisse, vom bösen Knecht, von den Jungfrauen und von den Talenten, zeigen den Zusammenhang zwischen dem Dienst in der Christus erwartenden Kirche und dem Dienst in der Welt. Sie sollten von jedem Heiligen und Knecht Gottes ernstlich beachtet werden. Das Gericht über die Nationen durch den Sohn des Menschen ist eine über­aus ernste Szene. Wenn wir diesen Abschnitt mit einiger Sorgfalt und Auf­merksamkeit lesen, werden wir erkennen, daß dies das letzte Gericht auf Erden bedeutet. 

Frage Nr-135: Wollen Sie mir eine Erklärung geben über die Stelle: «Der Menschenlohn wird Seine Engel aussenden, und sie werden aus Seinem König­reich alle Ärgernisse zusammenlesen und die das Gesetzlose tun; und sie werden sie in den Feuerofen werfen: da wird sein das Weinen und Zähneknirschen (Malfh.13,41.42). Wer wird «gesammelt» und wann wird dies geschehen!

Antwort: Das «Unkraut» (Vers 40), das, was der böse Feind, Satan, in den Acker der Welt gesät hat, das sind die «Ärgernisse», welche gesammelt werden. Es sind also alle «Kinder der Bosheit», alte Menschen, die sich ge­weigert haben, das Evangelium der Gnade anzunehmen und dem Gift des Unglaubens gehuldigt haben. Die Antwort über das «Wann» finden wir im 39. Verse des gleichen Kapitels. «Die Ernte aber ist die .Vollendung des Zeitalters'.» Die "Vollendung des Zeitalters» (gleichbedeutend mit dem Abschluß der «Zeiten der Nationen») erfüllt sich, wenn der Herr offiziell Seine Königsherrschaft auf der Erde antreten wird. 

Die «Zeiten der Nationen» be­gannen mit Nebukadnezar, dem König des ersten Weltreiches, und enden mit der Vernichtung des letzten Weltreiches, dem Römischen Weltreich, das aus dem Abgrund am Ende der Tage wieder erstehen wird. Wir dürfen also dabei nicht etwa an die Entrückung der Brautgemeinde denken; im Grunde auch nicht an die Geschicke Israels. Die Ernte ist allumfassend, unabhängig von Religion, Farbe, Sprache und Rasse. Wahrlich ein ernster Appell an alle sterblichen Menschen, Jesus als Heiland und Erlöser anzunehmen, um nicht an den Ort der Qual zu kommen, wo Weinen und Zähneknirschen sein wird in Ewigkeit.

Frage Nr. 136:  In Matth. 24, 28 heißt es: „Wo das Aas ist, da werden die Adler versammelt werden.» Wer ist das „Aas“ und wer sind die „Adler“?

Antwort: Das Bild bezieht sich auf einen in warmen Ländern häufigen Vorgang, daß ein toter Tierkörper die Geier von weit her anzieht, die dann das Bestattungsgeschäft, allerdings auf höchst widerliche Weise, vollziehen. Beiläufig sei erwähnt, daß es sich hier nicht um eigentliche Adler handelt, welche nur frisches, selbsterlegtes Fleisch verzehren, sondern um die nackthalsigen und kahlköpfigen Geier, sog. Aas- oder Schmutzgeier. Nun, mit diesem Bild wird ein Vorgang kurz vor der Erscheinung des Herrn auf Erden verglichen. Wer das «Aas» ist, finden wir in Jes.18,7 angedeutet: «Ein Volk, das weithin geschleppt und gerupft ist, und von einem Volke, wunderbar seit­dem es ist und hinfort, einer Nation von Vorschrift auf Vorschrift und von Zertretung, deren Land Ströme beraubt haben.» 

Es ist das Volk der Juden, das wegen seiner Sünde die Beute aller Nationen geworden und noch heute unter dieselben zerstreut ist. Es wird aber nach Gottes Verheißung wieder in das Land seiner Väter zurückkehren — was schon begonnen hat; aber auch dort werden die Nationen erneut über dasselbe herfallen, um Beute zu machen. Der große Reichtum, der sich mit der Rückkehr der Juden dort ansammeln wird, wird die Geier (Adler) anlocken. Die Geier, übrigens ein recht zutreffendes Bild, sind somit die Nationen der Erde, welche bekanntlich nach der Prophe­zeiung im Land der Juden ihr Gericht empfangen müssen. Dort, wo die Völker der Erde versammelt sein werden, also zu Harmagedon, wird plötzlich der Herr mit Seinen Heerscharen erscheinen, um die Nationen zu richten. Auch wird der Herr auf den Ölberg kommen, um das bedrängte Jerusalem zu befreien, Beachten wir, daß Matthäus 24 stets die Wiederkunft des Herrn als König und Messias für Israel im Auge hat.

Frage Nr. 137:  Wir lesen in Matth. 13, 30: «Laßt es beides zusammen wach­sen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte werde Ich den Schnittern sagen; Lest zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, um es zu ver­brennen; den Weizen aber sammelt In Meine Scheune». Geht dies Wort allein Israel an oder auch die Gemeinde (Versammlung, Kirche)?

Antwort: In den Gleichnissen in Matthäus 13 vom «Königreich der Himmel» ist von der Offenbarung Gottes und dem himmlischen Wesen auf Erden im allgemeinen die Rede. Die wahre christliche Kirche gehört natürlich auch zum Königreich der Himmel, doch ist sie nicht selbst das Königreich, welches viel weiter geht. Die Gleichnisse geben die Geschichte des Zeugnisses Gottes in dieser Welt im allgemeinen an, vom ersten Kommen des Herrn Jesu bis zum Abschluß der Regierungswege Gottes. (Vergleiche die Erklärung des Herrn in den Versen 37—43.) 

Der Acker ist weder die Kirche noch Israel, welches übri­gens als Volk mit Kapitel 12 beiseite gesetzt ist, sondern die gesamte Welt (Vers 38), in der ja überall das Wort von Jesu verkündigt wird. Das Gleichnis vom Unkraut redet besonders vom Gericht der Bösen, welche sich mit dem christlichen wie mit dem Jüdischen Zeugnis vermischt haben (unter Unkraut ist der Lolch zu verstehen, der dem Weizen sehr ähnlich ist). Dieses Gericht, die Ernte, die wir zum Beispiel in Offb.14 wiederfinden, erfolgt erst in der Endzeit, also nach der Entrückung der Kirche (welche hier nicht ins Gesichtsfeld tritt). 

Es wird durch die Engel ~ die Schnitter — ausgeführt- Nach Vers 30 wird zuerst das Unkraut zusammengelesen, während der Weizen, der treue jüdische Überrest und die große Volksmenge in Offb. 7 zurückbleibt, um in die Segnungen des Tausendjährigen Reiches eingeführt zu werden. Für die Kirche, von der dann die letzten drei Gleichnisse reden, verhält sich dies umgekehrt, wie das Gleichnis vom Fischnetz (Vers 47—50) andeutet. Dieses Fischnetz ist, wie leicht erkennbar, das Evangelium, in Verbindung mit der sichtbaren Gemeinschaft der Gläubigen; aber auch unechte «Christen» finden  sich darin. Die echten Fische (die wirklich erretteten und wiedergeborenen Gläubigen) werden in Körbe gesammelt, Gott will sie für Seine Zwecke verwenden, während die unechten ausgeschieden werden. 

Diese Aufgabe des Ausscheidens ist den Fischern selbst gegeben, also auch uns als Zeugen des Evangeliums; der Geist Gottes macht die Unechten, die Bösen, früher oder später offenbar, und wir haben die Pflicht, über die Ordnung im Hause Gottes zu wachen und diese Ausscheidung schon heute praktisch zu verwirklichen. Aber wohlverstanden, es handelt sich für uns nur um das Ausscheiden, d. h. Zucht zu üben; nicht aber um zu richten. Das Gericht erfolgt auch in diesem Gleichnis durch die Engel (Vers 49), da wir nicht klar genug sehen, ja nicht richtig beurteilen können, wie der Herr in Vers 29 andeutet.

Frage Nr. 138: In den deutschen Übersetzungen der Heiligen Schrift finden wir fast durchwegs das Wort «Reich», während es in ändern Sprachen mit «Königreich» (z. B. französisch «royaume», englisch «kingdom», holländisch «KoninkrijkB - Königreich) übersetzt ist. Es dünkt mich, daß das Wort «König­reich» den Sinn des inspirierten Textes besser wiedergeben würde. Was denken Sie darüber!

Antwort: Jawohl, das ist auch meine Meinung, daß hier ein schwerer Man­gel vieler deutscher Bibelübersetzer liegt. Die Lutherbibel und selbst die Elberfelder-Übersetzung sind an diesem Punkte verbesserungsbe­dürftig, weil zwischen «Reich» und «Königreich» kein Unterschied gemacht wird.
Bereits vor mehr als drei Jahrzehnten hat ein damals namhafter Verkündiger des Wortes Gottes diesen Mangel empfunden und seinem Herzen Luft gemacht in dem Ausruf und Stoßseufzer: «Wer gibt uns das Königreich wieder?» Denn auch neuere, moderne Übersetzungen wie Professor B. Weiss, Berlin {1909), Dr. L. Albrecht. Bremen (1919), Dr. Wiese, Stuttgart (1905) und D. Herrn. Menge, Goslar (1926) haben fast durchgehend immer nur «Reich» oder «Himmel­reich» oder «Reich Gottes», nirgends aber das klare Zeugnis und Bekenntnis von dem kommenden Königtum unseres Heilandes Jesus Christus und von Seiner Königswürde und Königsherrlichkeit.

Es lohnt sich festzustellen, wie z.B. Luk.1,33: «Und Er wird über das Haus Jakobs König sein ewiglich, und Seines Königreiches wird kein Ende sein» (wörtliche Übersetzung)von nachstehenden Übersetzern wiedergegeben ist: J.N.Darby, französische Ausgabe: «Royaume» = Königreich; dann die deutschen Übersetzungen: E.Weizsaker (Tübingen 1874): «Königreich»; Bern h. Weiss (Berlin 1909): «Königreich»; L. Albrecht (Bremen 1919): «Königtum»; Theob. Daechsel (Militsch 1926): «Königtum»; H. Menge (1926): «Königtum»; Deutsche Bibel (Basel 1825); «König» und «König­reich»; de Wette (1858): «König» und «Königtum»; Z wi n g l i - B i b e t (Zürich): «König» und «Königtum»; Luther: «König» und «Königreich»; Dr. Heinr. Wiese (Stuttgart 1921): «königlich herrschen» und «Seiner Königs­herrschaft wird kein Ende sein»; Konkordante Heilige Schrift, K n och (Stepenitz 1939): «König» und «Königreich». 

Letztere Ausgabe des Neuen Testamentes hat als einzige, wenigstens von den mir zugänglichen deutschen Übersetzungen, «Königreich» durch das ganze Neue Testament ein­heitlich an allen Stellen richtig wiedergegeben. Luther hat also nur an dieser einzigen Stelle im Neuen Testament «basileia» (griechisch) richtig mit «Königreich» übersetzt. Sehr schade, daß gerade da die sonst so vorzügliche und genaue «Elberfelder»-Übersetzung es unterlassen hat, auf die richtige Übersetzung einzugehen. 

Selbst Luk.1,33 machte sie ent­gegen den oben angeführten Übersetzungen keine Ausnahme, was wir bei der so wichtigen Stelle besonders bedauern. Der Engel Gabriel redet in Gottes Auftrag zu der jungfräulichen Mutter Maria von dem kommenden König­tum unseres Heilandes Jesus Christus, von Seiner künftigen Königswürde, Macht und Herrlichkeit! Im vorhergehenden Verse war von Davids Thron die Rede — Luther hat statt «Thron» durchgängig «Stuhl» gesetzt, dem Gebrauch seiner Zeit folgend (der «große, weiße Thron» in Offb. 20 ist selbst für Luther nur "ein großer, .weißer Stuhl», 

Wie nahe hatte es nun gelegen, wenn vom «Thron» gesprochen wird, an ein «Königreich» des Herrn Jesus Christus zu denken! Auch die katholischen Übersetzer Allioli (1830), der Jesuit Rösch (1937) und der Salesianerpriester Perk (1942) haben dort das Wort «Reich», obgleich diese Übersetzer sonst genaue und getreue Wiedergabe des Urtextes erstrebt haben. Im Alten Testament findet sich im 145. Psalm die eigenartige Tatsache, daß Luther im 11. und 12. Verse die «herrliche Pracht» und «die Ehre des Königreiches» des Messias rühmt, und im 13. Verse wieder zu dem schwächlichen, farblosen Wort «Reich» (satt «Königreich») zurückkehrt: »Dein Reich ist ein ewiges Reich, und Deine Herrschaft währt für und für.»

 Wieviel schöner, ansprechender hätte es geklungen, wenn Luther, nachdem er selbst Einblick in die königlichen Tatsachen genommen, die mit dem Wieder­kommen und der künftigen Herrlichkeit des Gottessohnes zusammenhängen, auch diese Talsache weitergegeben hätte; so aber tritt die eigentliche Tat­sache in die Erscheinung, daß sowohl Dr. H. Menge, wie auch die «Miniatur-bibeli» (Schlachter) in diesem Stück Luther's Übersetzung genau gefolgt sind! Obgleich beide Übersetzer bezeugen, alle ihnen zugänglichen, früheren Übersetzungen verglichen und benutzt zu haben, muß man hiernach an­nehmen, daß ihnen hier im 145. Psalm, wie auch im 45. Psalm und sonst an zahlreichen Stellen des Alten Testamentes wohl die Verdeutschung «König­reich» nicht begegnet ist, obgleich der hebräische Urtext, genau wie das Griechische, dieses Wort überaus häufig bietet! 

Denn die Weissagungen auf das Königtum des Messias sind Ja im ganzen Alten Testament so zahl­reiche, inhaltsreiche und mannigfaltige, daß man sich nur darüber verwundern muß, wie wenige Bibelleser diesen kostbaren Gedankenzügen nachgespürt haben und gefolgt sind! Man denke nur — um einige Beispiele anzuführen — an folgende Psalmen: 2, 24, 29, 47, 48 und 84; dann im Propheten Jesaja die Kapitel 6, 32, 33 und 52; dann Jeremia 10,10; 23,5; Micha 4; Sacharja 9,9.10 usw.
Den Gedanken des Herrschaftsbereiches des kommenden Königs der Wahr­heit in Seiner Herrlichkeit finden wir ja grundlegend im Matthäusevangelium. Ohne Frage ist dort die Bezeichnung «Himmelreich» (wörtlich «Königreich der Himmel»), «Gottesreich» (wörtlich «Königreich Gottes») vor­erst prophetisch gedacht. Durch die Verwerfung des Königs nahm nun Sein Königreich einen mehr innerlichen Charakter an. — 

Das Königreich ist mitten unter euch — und es erhebt sich nun die Frage, inwieweit im Einzelwesen, im Erlösten, die Herrschaft des 'Herrn Jesus in diesem Leben verwirklicht wird. Zuerst muß ein Gotteskind sich dem Herrn unterwerfen und zur Verfügung gestellt haben, dann wird der Herr nach Seiner Güte und Barmherzigkeit es zubereiten, es bilden, umgestalten, reinigen, vielleicht durch Leiden, durch Übungen oder auf welche Weise es ihm gefallt, daß es in die Herrlichkeit des himmlischen Königreiches passe. Keine Frage, daß an Seinem Tage — im Tausendjährigen Reich — die Herrlichkeit dieses Königreiches der Himmel voll und ganz nach innen und außen geschaut werden wird. Nicht vergessen wollen wir auch, daß die Glieder des einen Leibes, die Gläubigen der Gegenwart, zu Königen und Priestern gemacht sind; dafür sei unser Gott und Vater in Christus Jesus erhoben und gepriesen!

Frage Nr. 139: Worin unterscheiden sich das «Evangelium des Königreiches» und das «ewige Evangelium»?

Antwort: Vor allem muß betont werden, daß beide Zeugnisse anderer Art sind, als das heutige Evangelium der Gnade und Herrlich­keit. Sie gehören auch einer anderen Zeit an und beide werden erst ach der Entrückung der Ekklesia verkündigt werden. Das Evangelium des Königreiches steht in Verbindung mit den schon Abraham gegebenen Verheißungen und ist die endliche Erfüllung auch dessen, was der Herr selbst auf Seiner Erdenwallfahrt Israel zugesagt hat. 

Nach dem Abschluß des gegenwärtigen Zeugnisses wird Gott bekanntlich wieder mit Israel anknüpfen, und dann wird auch das Evangelium des König­reiches wieder gepredigt werden. Israel wird Inzwischen seinen Messias Jesus Christus und Sein am Kreuze vollbrachtes Erlösungswerk angenommen haben. Allerdings werden die Segnungen des Königreiches nicht auf Israel beschränkt sein, sondern auch allen Nationen gelten, die dem Messias und König Ehre geben und zur Anbetung nach Jerusalem kommen werden. (Vergl. Jes. 2, 4; 65, 66;Sach. 14.) 

Das ewige Evangelium wird ebenfalls in der großen Drangsalszeit verkündigt werden und zwar dann, wenn Satan auf die Erde geworfen sein wird; also sozusagen das göttliche Gegengewicht gegen die diabolische Ver­führung. «Ewig» wird dieses Evangelium genannt, weil es das einfache, allge­meine Zeugnis von Gott, dem allmächtigen Schöpfer und gütigen Erhalter des Weltalls ist; das Evangelium, das schon Henoch (Judas 14—15) und Noah (2. Petr. 2,4) gepredigt haben und dem auch Hiob gefolgt ist. Es erscheint uns wie ein verstärkender Nachdruck zum Evangelium des Königreiches, und gilt vor allem auch dem Nichtjuden, um ihn im Gehorsam gegen Gott, der der gerechte Richter und Rächer ist, zu festigen und zu ermuntern.

Frage Nr. 140: Welcher Unterschied besteht zwischen den Ausdrucken "Kö­nigreich der Himmel» und "Königreich Gottes»?

Antwort: Ich mochte voraussetzen, daß die meisten Bibelübersetzungen in Anlehnung an die Lutherbibel! (leider auch die sonst so vorzügliche «Elberfelder-Übersetzung») «Reich der Himmel» oder «Himmelreich» gesetzt haben. Es muß aber genau nach dem Urtext stets «Königreich» heißen.1 Der Aus­druck «Königreich des Himmels" kommt nur im Evangelium Matthäus vor (etwa dreißigmal), und zwar im Gegensatz zur rein irdisch - mate­riellen Erwartung der Juden. Damit will das Evangelium den gottgemäßen, himmlischen Charakter dieses Königreiches betonen, zugleich auch die Aufrichtung einer von dem alttestamentlichen, mosaischen Gesetz durchaus unter­schiedenen Haushaltung. 

Es lag dem Herrn viel daran, den Juden dies deutlich zu machen. Er spricht von ihm als «nahe gekommen», in Seiner Person; aber wirklich aufgerichtet kann es erst werden, wenn Christus in Macht und Herr­lichkeit wiederkehrt, eben um dieses Königreich aufzurichten. «Königreich Gottes» hingegen will mehr auf das Innerliche, das Geistige hinweisen. Es wird darum als bereits gekommen betrachtet und ist in der Person des Herrn Jesu schon vorhanden. Dieser Ausdruck gilt also auch der heutigen Haushaltung der Gnade, der Kirchenperiode. 

«Es ist inwendig in euch», sagt der Herr. Das «Königreich der Himmel" wird in seinem Kommen beobachtet werden können, wogegen das «Königreich Gottes» nicht kommt, «daß es beobachtet werden könnte» (Luk. 17, 20); es wirkt viel mehr im Stillen und im Verborgenen des Herzens. Es ist somit ein weitergehender Begriff, der öfters auch in rein sittlicher Hinsicht gebraucht wird, obwohl es den Gedanken des anderen auch umfaßt. Dennoch kann aus erwähnten Gründen der Aus­druck nicht einfach für den anderen gesetzt werden.

Frage Nr. 141: Was ist von dem »Königreich der Himmel» zu haften?

Antwort: Genau übersetzt muß es heißen «Königreich der Himmel» und «Königreich Gottes». Den Ausdruck «Königreich der Himmel» finden wir nur im Evangelium Matthäus, aber dort etwa dreissig mal. Das Evangelium Matthäus ist das Evangelium des Königs. Christus wird als König inmitten Israels herrschen, dann, wenn Israel als erneuertes Volk rufen wird: «Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!» (Matth. 23,39). Das «Königreich der Himmel» hat also mehr amtlichen Charakter, während das «Königreich Gottes» mehr die sittlichen Wesenszüge vor Augen führt. Es ist offenbar, daß nur Wiedergeborene, die der Heiligkeit des Herrn entsprechen, in das König­reich eingehen können. Es ist das Reich, in welchem Satan ausgetrieben ist. (Siehe Matth. 12,25— 29.)

Frage Nr. 142: Worin besteht der Unterschied zwischen dem «Königreich des Sohnes» und dem «Königreich des Vaters»!

Antwort; Das erstere zeigt uns wohl mehr den irdischen, dies­seitigen Aspekt der Herrschaft des Sohnes, wahrend das zweite uns die himmlische Sphäre des Vaters vor Augen stellt. Unter ersterem haben wir an das Tausendjährige Reich zu denken, beim zweiten an die himmlische Herrlichkeit. Eine Stelle aus Matth. 13 wird uns dies näher bringen: n D e r S o h n des Menschen wird Seine Engel aussenden und sie werden aus Seinem Königreiche alle Ärgernisse zusammenlesen, und die das Gesetzlose tun;
und sie werden sie in den Feuerofen werfen: da wird sein das Weinen und das Zähneknirschen. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in dem Königreiche ihres Vaters (Verse 41—43), Ehe Christus Sein Königreich auf Erden aufrichten wird, wird Er vorerst alles Böse, alle Gott­losigkeit im Gericht hinwegfegen; die ganze Schöpfung wird erneuert, wieder­geboren sein. Dann wird sich auch der Glanz der himmlischen Herrlichkeit auf diese Erde ergießen, wie uns dies im Vorbilde im Eingehen Moses und Elias in die Wolke der Herrlichkeit auf dem Berge gezeigt wird. Das himm­lische Reich, in welchem sich Christus und die Seinigen befinden, steht in Beziehung zum Vater, während Israel, ebenfalls erneuert und wiedergeboren, samt den Heiden (Nationen) in Beziehung zum Sohn, dem König und Messias, steht.

Frage Nr. 143: Warum wird für dieselbe Sache einmal «Königreich der Himmel» [Matth.13], ein andermal «Königreich Gottes» (Mark. 4] gesagt?

Antwort: Im Evangelium Matthäus wird uns Christus als der erwartete Messias vor Augen gestellt, der hienieden verworfen, aber in den Himmel aufgenommen wurde, und nun, trotz Seiner Verwerfung, ein Reich (Königreich) auf Erden hat, allerdings im geistlichen Sinne, nicht in äußerer Macht. Daher spricht Er von den «Geheimnissen» dieses Königreiches. Da der König, der das Reich inne­hat, von Gott zum Innehaben desselben verordnet ist, so ist das «Königreich der Himmel» tatsächlich das «Königreich Gottes». «Königreich Gottes» kann also immer gesetzt werden, wo «Königreich der Himmel» steht, nicht aber umge­kehrt. Im weiteren ist die Bezeichnung «Königreich der Himmel» eine überaus entschiedene Zurechtstellung der irdischen und fleischlichen Gedanken der Juden, sowohl über den Messias, als auch über Sein Königreich-

Frage Nr. 144: Ist das elfte Horn in D a n. 7, 24—15 der Römische Kaiser oder der König der Juden, der eigentliche Antichrist?

Antwort: Das kleine Horn in Dan. 7 ist der Kaiser, das Haupt des wieder­erstehenden Römischen Reiches; es wächst ja aus dem Kopf des vierten schreck­lichen Tieres heraus, welches dieses Reich darstellt. Es ist der, der in Offb. 17, 11 mit den Worten: Er ist auch ein «achter», eingeführt wird; mit dem «Er» statt «es» wird dort eine Person bezeichnet. Ferner wird in Offb. 13,5 vom ersten Tier genau dasselbe gesagt, wie vom kleinen Horn in Dan. 7,25. Der Antichrist in Jerusalem ist deutlich das zweite Tier in Offb. 13, 11, das «aus der Erde» d. h. aus dem Lande der Juden aufsteigen wird. Das kleine Horn in Dan. 7 kann also nicht der Antichrist sein.

Frage Nr. 145: Sind Sie der Ansicht, daß das Römische Reich schon im Entstehen sei) Heute sieht es nicht darnach aus.

Antwort: Sie irren, wenn Sie Ihre Rechnung auf die heutige Sachlage stützen. Wenn Sie die Weltgeschichte aufmerksam studieren, so werden Sie sehen, wie oft sich dieselbe durch an sich kleine Umstände gründlich ver­ändert hat, und wie wenig sind wir über die wirklichen Tatsachen des Ge­schehens unterrichtet t Auf politische Bündnisse und Freundschaften ist kein Verlaß; sie dauern nur so lang, als sie den Partnern nützlich sind, und brechen, wenn der Vorteil es wünschbar macht; Ungerechtigkeit ist ein schlechter Leim. Das kann aus der Geschichte der letzten Jahrzehnte zur Genüge ersehen wer­den. 

Vor allem aber müssen wir Gottes Regierung und Seine Offenbarungen über das Kommende in Rechnung stellen. Letzten Endes steht doch alles Ge­schehen unter der Leitung Seiner Hand und ohne Seine Zulassung geschieht nichts auf dieser Erde. Er hält Seine Zuchtrute solange aufrecht, bis Sein Zweck erreicht ist, und dann zerbricht Er sie, wobei es Ihm ein Leichtes ist, auf irgend eine unerwartete Weise eine plötzliche Wendung zu bringen. Dann kann keine Macht der Menschen Ihm in den Arm fallen. Gottes Offenbarungen haben aber keinen Raum für eine weitere — also eine fünfte — Weltmacht, sondern die
vierte, das kaiserliche Rom, unter Führung des Papsttums, wird wieder auf­steigen. Das kommende Rom wird nicht unter «Protektorat» und Hilfe einer anderen Macht, sondern in eigener Kraft wiedererstehen. Sicher ist, daß auch die gegenwärtige, scheinbar gegenteilige Entwicklung, früher oder später zum Wiederaufstieg des Römischen Reiches führen wird. Es wird dies kaum noch ein langer Weg sein. Auf welche Weise es wieder zustande kommen wird, ist uns verborgen. Was wir heute zu erwarten haben, ist vor allem die Wiederkunft des Herrn Jesus Christus für die Seinen. Erst wenn diese stattge­funden, werden die in bezug auf das Römische Weltreich vorausgesagten Dinge plötzlich und mit Macht zustande kommen. Das ist es, was wir immer betont haben.

Frage Nr. 146: Da ja Ägypten wohl auch zum endzeitlichen Römischen Reich gehören wird, wird dann der Kaiser den Antichristen Im Kampf gegen dieses unterstützen! Wer ist der König in Jes.19.4-SI

Antwort: Es kann wohl sein, daß die in Dan. 11,40—45 angeführten Kriegs­züge des Königs des Nordens und des Südens die Veranlassung zum Kriegszug des Kaisers nach Harmagedon sein wird. Es muß hier aber die Reihenfolge dar Ereignisse wohl beachtet werden, nämlich, daß der Kaiser und der Antichrist zuerst, vor den ändern beiden Königen, ihr Ende finden werden. Das ist aus Jes. 14, 24—27, wo Assyrien erst nach Babylon (Jes. 13) gerichtet wird, ersicht­lich. In der Geschichte ist aber bekanntlich Assyrien gerade durch die Babylonier vernichtet worden; wir müssen also an die Endzeit denken. In Sach.14 lesen wir von zwei Belagerungen Jerusalems durch den König des Nordens (vergl. Dan. 11, 40—50). Sach. 14,3 ist dann von einem Tage der Schlacht, welche Jehova geschlagen hat, die Rede. 

Es kann dies keine andere als Harmagedon sein. Der König des Südens ist demnach dort nicht dabei gewesen, also übrig­geblieben und wird vom König des Nordens vernichtet, welcher seinerseits als Letzter vom Herrn auf dem Ölberg gerichtet werden wird. Die Ereignisse in Sach. 14 betreffen ausschließlich die Schlußtage der Drangsal Israels. Die Prophezeiung in Jes.19 über Ägypten hat bis zu Vers 15 wie die aus­führlichere in Hes. 29 bis 32 weniger die Endzeit im Auge, als vielmehr die ganze Geschichte Ägyptens von den Zügen der Assyrerkönig (wenige Jahr­zehnte nach Jesajas Prophezeiung) an bis heute und ist also bereits erfüllt); erst in Vers 16 berührt sie eigentlich die Endzeit. Die Bürgerkriege begannen mit den assyrischen Eroberungszügen durch zwölf Statthalter, bis einer das Übergewicht errang (Psammetik l). Er ist der erste einer fast ununterbrochenen Reihe grausamer Könige, welche durch fremde Söldnerscharen herrschten. Mit den Raubzügen der Perser begann die Erfüllung der übrigen Verse- Von da an haben nach Hes, 30, 12 bis heute nur noch Fremde Ägypten-Land beherrscht und zwar der Reihe nach Perser, Griechen, Römer, Araber, türkische Stamme; auch die gegenwärtige Dynastie ist eine türkische.

 Diese alle haben das Land verwüstet und ausgesogen. Es ist immer mehr versandet, verödet, verarmt und heruntergekommen und so zu einem geringen Königreich geworden. Die Nach­kommen der Ägypter, die Kopten und Fellachen, sind ein geringes, schwaches Volk ohne rechtes Ehrgefühl geworden, namentlich unter der türkischen Mißwirtschaft, geradeso, wie es die Prophezeiung beschreibt: «An jenem Tage wer­den die Ägypter wie Weiber sein» (Jes.19, 16). Der 4. Vers in Jesaja 19 will uns weniger eine Persönlichkeit zeigen, als vielmehr dartun, daß die Herrschaft über Ägypten eine grausame sein würde.

Frage Nr. 147: Ich bitte um eine Erklärung von Matlh.10,23: «Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so flieht In die andere; denn wahrlich Ich sage euch. Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Menschensohn gekommen sein wird». Besonders das Letztere ist mir nicht klar.

Antwort: Der Evangelist Matthäus hat insonderheit die Zukunft und Herr­lichkeit des Volkes Israel im Auge, Von diesem Standpunkt aus — wie übrigens auch die ändern Evangelien •— übergeht er völlig die Zeit der Gnade, der Kirchenperiode. Die Jünger waren berufen, dem Volke Israel das Evangelium des Königreiches zu predigen, das den wiederkommenden Messias zum Gegen­stand hat. Nun ist es auffallend, daß der Herr nicht sagt «Messias», sondern «bis der (Menschensohn gekommen sein wird». Dieser Titel läßt eine viel größere Herrlichkeit erkennen, als sie dem Messias eigen ist. Zudem er­streckt sich die Messianitat des Herrn nur auf Israel, wahrend dem Menschen­sohn Macht und Herrlichkeit über die ganze Erde gegeben ist. Auch ist Er in dieser Eigenschaft Richter über alle. 

Als Menschensohn ist Er ferner Erbe über alles, was Gott für den Menschen bestimmt hat. Zu bemerken ist noch, daß die Predigt der Jünger — die Königsbotschaft von Jesus Christus — an die Städte Israels durch die Verwerfung des Sohnes Gottes seitens des Volkes der Juden unterbrochen worden ist, wie wir eingangs erwähnten, aber das Evangelium vom Königreiche wird nach der Entrückung der Brautgemeinde von dem gläubigen Überrest, wenn auch unter viel Ge­fahren und Verfolgungen, wieder aufgenommen werden, doch wird die Ankunft des Menschensohn es wie ein Blitz, so überraschend, plötzlich kommen, daß die Jünger nicht mehr in der Lage sein werden, ihren Auftrag restlos an alle israelitischen Städte zur Ausführung zu bringen. (Vergl. Matth. 24, 27.) Die Bot­schaft an Israel — das ist der Sinn der erfragten Stelle — kann und wird also erst vollendet sein und werden, wenn der Herr (zur Aufrichtung des Tausend­jährigen Reiches) wiederkommt.

Frage Nr. 148: In Matth. 10,23 lesen wir: «Denn wahrlich. Ich sage euch, ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Men­schen gekommen sein wird». Darf ich um eine Erklärung dieser Bibelstelle bitten?

Antwort: In Matth. 10 sendet der Herr Jesus Seine Jünger aus und zwar ganz ausdrücklich, um dem Volke Israel das fängst verheißene Segensreich des Messias zu verkünden, indem der Messias unter ihnen sei, um es ihnen zu bringen. Die ganze Verkündigung in den Evangelien hat diesen Charakter des Evangeliums des messianischen Königreiches. Infolge der gänzlichen Verwerfung des Christus seitens des ungläubigen Volkes wurde dieses Zeugnis abgebrochen und an dessen Stelle das Evangelium der Gnade auf Grund des Glaubens dargeboten.

 Nun, die ganze Verkündigung in Matth. 10 hat allein auf Israel Bezug, und wird sogleich nach der Entrückung der christlichen Brautgemeinde wieder aufgenommen werden. (Vergl. Rom. 11, 25.) Hierauf hat der angefragte Vers Bezug. Wie so oft in der Verkündigung an Israel, z.B. Matth. 24 und Sach. 9, sind das Kommen des Herrn damals in Niedrigkeit und das zukünftige Kommen in Macht und Herrlichkeit direkt miteinander verbunden, als ob kein Zwischenraum von etwa 2000 Jahren bestände; dieser ist eben durch die Ver­werfung des Christus entstanden und hat keinen Raum in der Weissagung für Israel.

Frage Nr. 149: Wie müssen wir die Stelle in Matth. 10,23 verstehen, wo der Herr zu den Jüngern sagt: "Ihr werdet mit den Städten Israeli nicht zu Ende sein, bis der Menschensohn gekommen sein wird?

Antwort: Das Kommen Jesu war bedingt; d. h. es war von dem Verhalten Israels abhängig, ob es seinen König und Messias annehmen oder verwerfen würde. Israel aber tat nicht Busse, die «Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn» konnten sich nicht über das halsstarrige Volk ergießen. Darum haben die Himmel «den zuvor verordneten Jesus Christus aufgenommen bis zu den .Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge'» (Apg.3,19—21). Somit wurde der Dienst der Apostel an den Städten Israels unterbrochen und wird erst nach der Entrückung der Brautgemeinde wieder seine Fortsetzung finden.

 Zudem ist das Volk heute ja in aller Herren Länder zerstreut. Ist aber Israel einst wieder gesammelt, wird auch diese Botschaft den Städten Israels neu verkündigt werden und alsdann, weil die Ankunft des Herrn eine plötzliche sein wird — gleichwie der Blitz ausfährt von Osten und scheint bis gen Westen, also wird die Ankunft des Menschensohnes sein (Matth. 24, 27) — werden die Jünger mit der Ausrichtung ihres Evangeliums «nicht zu Ende sein, bis der Menschensohn kommen wird». Die Botschaft an Israel kann also nicht vollendet werden, ehe der Herr wiederkommt. Ohne Frage ist die Belehrung des Herrn an die Jünger prophetisch. Sie redet von jener schweren Drangsalszeit, welche der Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches vorausgeht. Der Herr aber rüstet sie in liebevoller Fürsorge für alles aus, damit sie in dem Dienste für Ihn nicht ermatten. Selbstverständlich gilt dies auch für die Zeugen des Herrn in der Gegenwart. Der Herr weiß zu ermuntern und darzureichen, wie es für die derzeitigen Umstände notwendig ist.

Frage Nr. 150: Was ist unter «Schnur des Erbteils» in PS. 78, 55 zu verstehen!

Antwort: Dieser Psalm schildert die Wege Gottes mit Seinem Volk gemäß Seinen Ratschlüssen und in diesen Versen hier, wie Er Israel zu dem ihm verheißenen Erbteil führte, dort die Nationen vertrieb und jedem Stamm sein Erbteil genau mit der Meßschnur abgezirkelt, zuteilte. Schnur meint Meßschnur, eine etwas poetische Darstellung der Zumessung eines jeden Erbteils (vergl. z. B. PS. 16, 6).

Frage Nr.151: Warum sind in Matth. 10,9—11, Mark.6,8—10 und Luk. 9, 3—4 Unterschiede betreff des Mitnehmens von Tasche, Geld, Stab und Sanda­len! Warum haben wir in Luk. 22,35—36 eine entgegengesetzte Verordnung!

Antwort: Die Einzelheiten der verschiedenen Berichte lehnen sich an die Grundtendenz des betreffenden Evangeliums an. Was Matthäus und Lukas an­betrifft, sind diese Unterschiede nicht wesentlich. Wichtig ist jedenfalls, die Bedeutung der Anordnung zu erkennen. Sie muß aus den Gepflogen­heiten im Orient verstanden werden. Wenn man dort auf die Reise geht, nimmt man alles mit, eine Tasche mit Proviant, Geld im Gürtel, einen zweiten Leibrock (Unterkleid), einen Stab und Sandalen. Ferner ist Gastfreundschaft im Orient heilige Pflicht; jedermann, auch Unbekannte, haben Anspruch auf dieselbe im ganzen Umfang und Verweigerung derselben gilt als schwerer Verstoß gegen den Anstand. 

Beiläufig sei auch das Verbot, jemand zu grüßen, berührt: die Begrüßungen im Orient sind nämlich nicht wie bei uns kurze Formeln, sondern eine lange gegenseitige Orientierung, Damit sollten die Boten des Christus keine Zeit verlieren. Nach Matthäus und Lukas wurden die Jünger ausgesandt, um das Königreich zu verkünden; sie gingen im Auftrage des Königs des Reiches, Jesus Christus, aus, der für sie sorgte. Sie sollten daher in ihrer Erscheinung dartun, daß sie diesem Reiche und diesem König angehörten, und nichts mangelten, sondern den Segen mitbrachten. Markus 6 dagegen zeigt ein etwas anderes Bild. Hier ist nicht vom König­reiche die Rede, sondern nur von der Predigt zur Busse. Die Sendung der Jünger war die durch die Verkündigung des Heils vervollständigte Fortsetzung der Predigt Johannes des Täufers; die Boten tragen den Charakter des Christus als des «Rufenden in der Wüste» (Jes. 40, 3—11). Daher sollen sie Sandalen tragen, «beschuht sein mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens» (Eph.6,15), als Fremdlinge, worauf auch der Stab hindeutet. In Lukas 22,35—36 ist nun die Situation eine wesentlich veränderte. 

Solange der Herr Jesus hienieden war, sorgte Er für Seine Jünger. Er war in das Seinige gekommen und halte daher Anrechte auf Sein Volk; Er wirkte auch in diesem Sinne unter demselben. Nach Lukas 8,3 gab es ja viele, welche Ihm mit ihrer Habe dienten. Mit Lukas 22 aber beginnt die Leidenszeit des Herrn, und indem der Herr verworfen und von ihnen genommen werden sollte, wurde die äußere Lage für die Jünger eine andere. Sie — wie auch wir heute — befanden sich jetzt ebenfalls als Verworfene und Gehaßte in einer gottfeindlichen Welt, von der sie nichts Gutes zu erwarten haften. Sie konnten keine Freundschaft noch Gemeinschaft mit derselben haben, sondern waren, äußerlich befrachtet, auf sich selbst angewiesen. Aus diesem Grunde legt ihnen der Herr nahe, «ein Schwert zu kaufen», nämlich das Wort Gottes, und als Verworfene bedurften sie der Börse und der Tasche. Sie hallen mit Kampf, Anfechtungen und Ent­behrungen zu rechnen. Was damals für die Jünger galt, gilt heute auch für uns: «Denn für die Namen sind sie ausgegangen und nahmen nichts von den Nationen» (3. Job. 7).

Frage Nr. 152: Der Herr wies die Junge; an, auf der Straße niemand zu grünen (Luk. 10,41. Gilt das auch heute noch)?

Antwort: Selbstverständlich gilt dies nicht mehr für die gegenwärtige Gna­denzeit, so wenig wir heute einem Evangelisten zumuten können, er dürfe keine Sandalen tragen. Wir müssen uns in die Umstände versetzen, die zu obigem Gebote führten. Der Herr sandte Seine Jünger voraus in die Städte und Dörfer, und Er folgte persönlich nach. Sie waren Seine Herolde und halten die Bot­schaft dringend auszurichten, daß das Königreich nahe gekommen sei. Das Volk sollte sich bereiten, um den König zu empfangen. Ach, Er wurde nicht angenommen und weil Israel Ihn verwarf, verwarf Er Israel. So wird heute ein ganz anderes Evangelium unter ganz anderen Umständen verkündigt: die frohe Botschaft des Heils in Gnaden für Jeden Menschen. Es ist die Botschaft nicht des Königreiches, sondern des offenen Himmels, zugänglich für alle Menschen, zugänglich für alle verlorenen Sünder. Der Charakter der Macht und Autorität des Königreiches hat sich verwandelt in Liebe und Sanftmut, Gütigkeit und Freundlichkeit gegen alle, zu denen der Herr uns gesandt hat. Gewiß, auch
heute duldet die Bekehrung keinen Aufschub, da wir den Tag nicht kennen, da Er erscheinen wird, doch vollzieht sie sich unter anderen Gesichtspunkten, als der Eingang in das Königreich.

Frage Nr. 153: Es ist mir unerklärlich, wie der Herr nach Mark. 6,8 die Jünger zum Dienst «ohne Tasche, ohne Brot, ohne Geld» aussenden konnte. Diese Dinge lind doch zum Reisen und Leben unerläßlich.

Antwort: Mit natürlichem Auge befrachtet mag dies also erscheinen; aber Der, der die Jünger aussandte, übernahm in Seiner Macht, der alles zur Ver­fügung stand, die Verantwortlichkeit für ihre Sendung. Sie konnten also ge­trosten Mutes gehen und unbesorgt sein, der Herr würde sie sicher nicht versäumen und nicht verlassen. Wer in Seinem Auftrag steht, steht unter Seinem Schutz und Schirm. Er vermag allen Bedürfnissen zu begegnen und so hatten die Jünger nach ihrem Selbstzeugnis auch gar keinen Mangel gehabt (Luk. 22,35). Der Herr selbst war ja noch bei ihnen auf der Erde; Er hielt gleichsam selbst die Hand über sie; auch wachte 'Er über sie, daß keiner sie antasten konnte. 

Aber im Begriffe, diese Erde zu verlassen, da die Jünger nun allein den Weg zu gehen hatten, sagt Er zu ihnen: «Aber jetzt, wer eine Börse hat, der nehme sie und gleicherweise eine Tasche» (Luk, 22,36). Nicht daß der Arm des Herrn jetzt kürzer wäre — o nein — aber ihre Stellung war eine andere geworden. Er will sie darauf aufmerksam machen, daß gleich wie Er der Verachtung und der Gewalttätigkeit ausgesetzt war, nun auch sie gleich­sam für sich selbst sorgen müßten, den Kampf, den der Herr bisher für sie stritt, hatten sie nun selbst zu führen. Das mußte ihren Blick nach oben richten, denn statt daß das Königreich des Messias in Macht aufgerichtet werden konnte, heftete Israel seinen König ans Kreuz, und die Jünger blieben in einer Weit zurück, in welcher auch sie verworfen werden sollten. Doch wie dem auch sei, mit oder ohne Tasche, mit oder ohne Brot, mit oder ohne Geld, dem, der auf den Herrn vertraut, wird nichts mangeln (PS. 23).
Du sorgst für alle Dinge, so weise, treu und gut,
Nichts ist Dir zu geringe, drum mein Herz sorglos ruht,
Es ruht in Deiner Liebe, so selig und so frei,
Und wenn mir nichts mehr bliebe, Dein Vaterherz bleibt treu!

Frage Nr. 154: «Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird» Was will der Herr mit diesen Worten sagen ?

Antwort: Als der Herr hienieden war, bewahrte Er Seine Jünger vor Jeg­licher Verfolgung. Kaum aber war der Herr von dieser Erde weggenommen, begannen große Trübsale, wie wir dies in der Apostelgeschichte lesen. Wird die Kirche entrückt sein, so beginnt der getreue jüdische Überrest mit der Verkündigung des Evangeliums des messianischen Königreiches, das sie in die Städte Israels führt. Auch da werden die Folgen ihrer Freimütigkeit, ihres Bekenntnisses und die Liebe zu ihrem Messias mit Verfolgungen gepaart sein. Aber der Herr tröstet sie, daß diese Zeit nur kurz sein würde; sie würden noch nicht einmal mit den Städten Israels zu Ende sein, und schon wird ihr Herr und König kommen, sie befreien, an ihren Widersachern Gericht ausüben und das messianische Königreich aufrichten. Erfragter Vers erfüllt sich also kurz vor der Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches.

Frage Nr. 155: Ist der Antichrist heute schon da, und kann man ihn er­kennen?

Antwort: Danken Sie Gott, das» der Antichrist noch nicht erschienen ist;
und daß er nach 2, Thess. 2 auch nicht kommen kann, solange der Heilige Geist und die Brautgemeinde noch hienieden sind. Damit ist auch Ihre zweite Frage beantwortet. Allerdings ist der Geist des Antichristen allerorten erkennbar und wir finden Personen und Mächte, die offenbar vom Geiste aus dem Abgrund, eben dem Geiste des Antichristen, inspiriert sind.

Frage Nr. 156: Würden Sie mir die allgemeine Lage in Palästina während der Herrschaft des Antichristen skizzieren?

Antwort: Durch eine seefahrende Nation wird Israel, und zwar das zwölf­stämmige Volk. — heute sind die israelitischen Rückwanderer nur Reprä­sentanten der beiden Stämme Juda und Benjamin, dazu ein kleiner Überrest aus Levi — nach seinem Lande zurückgebracht werden- Tempel, Sabbat und Opfer werden wiederhergestellt sein. Der Assyrer — wohl zum Trotz — wird aber in das Land eindringen und ein furchtbares Blutbad anrichten und die schrecklichsten Greueltaten verrichten. Um sich gegen diesen Eindringling von Norden zu wehren, schließt Israel ein Bündnis mit dem Römischen Welt­reich, aber dieses bricht dasselbe und läßt den jüdischen Gottesdienst auf­hören.

 Ein Götzenbild wird an heiliger Stätte aufgerichtet, das Signal für die frommen Juden, zu fliehen. Während dreieinhalb Jahren wird Satan seine ganze Wut über die Getreuen auslassen. Diese schreien zu Gott, wie das in vielen Psalmen zum Ausdruck kommt. Niemand kann kaufen oder verkaufen, der nicht das Bild des Tieres an sich trägt. Dennoch ein Drittel des Volkes wird sich nach Sach.13,8—9 zu Gott bekehren, sie werden der Kern derer sein, die in das Tausendjährige Reich eingehen dürfen. Es ist klar, daß sich von einer restlos antichristlichen Zeit kein erbauliches Bild entwerfen läßt.

Frage Nr. 157: In 2. Thess. 2,3 lesen wir vom "Abfall" und vom «Menschen der Sünde». Was ist unter «Abfall» zu verstehen und in welchem Zusammen­hang steht er mit dem «Menschen der Sünde»)

Antwort: Unter dem «Abfall» ist wohl die völlige Degeneration (Entartung) und Korruption (Verlotterung) des Christentums zu verstehen. Nicht nur hat Sitte und Moral aufgehört zu bestehen, sondern die Masse, nicht bloß Einzelne, lehnt sich gegen Gott auf und hat sich ganz und gar von Ihm losgesagt. Sie ist reif zum Gericht. Die wahre Kirche ist in dieser Zeit bereits aufgenommen in den Himmel. Der Teufel ist auf die Erde geworfen und er hat sich im Antichristen, dem «Menschen der Sünde», gleichsam inkarniert (verkörpert). Genannter «Abfall» ist zweifelsohne das Produkt seiner Wirk­samkeit, da er, weil er weiß, daß er nur wenig Zeit zur Verfügung hat, seine Anstrengungen vervielfacht. 0 arme Christenheit, daß du den Tag deiner Heimsuchung erkannt hättest!

Frage Nr. 158: Ist der Antichrist schon gegenwärtig, wenn nicht, wann haben wir ihn zu erwarten)

Antwort: Danken Sie Gott, daß der Antichrist noch nicht gekommen ist, und daß die Kinder Gottes diese Ausgeburt der Hölle überhaupt nicht zu erwarten haben. Der, auf den wir warten, ist der wiederkommende Christus,
der Seine bluterkaufte Brautgemeinde heimführen wird Ins Vaterhaus. Wir haben die bestimmte und klare Verheißung, daß, ehe dies geschehen wird, der Antichrist nicht kommen kann. Lesen Sie sorgfältig 1. Thess. 2, 1—10. Dort finden Sie, daß gerade die Kirche (Ekklesia) und der in ihr wohnende Heilige Geist das Hindernis bilden, das sein Kommen zurückhält.

Frage Nr. 159: Es ist mir beim Lesen der Heiligen Schrift aufgefallen, daß der Antichrist wohl unter ganz verschiedenen Bezeichnungen erwähnt wird)

Antwort: Ja, das ist richtig. Ich will Ihnen neun seiner Titel nennen;
1. Antichrist. Diesen Titel finden wir nur in den Schriften des Apostels Johannes. Er «leugnet den Vater und den Sohn» (I.Joh.2,18—22).
2. Der Gesetzlose (2. Thess. 2,8). Bar jeder Unterwürfigkeit lehnt er sich auf und widerstreitet jedem göttlichen Gebot. Er ist sich selbst und niemand ein Gesetz. Sein Tun ist Willkür und Gewalt.
3. König. Da Christus König und Herr ist, setzt er sich selbst als Gegen­könig ein und wird in Jerusalem regieren (Dan,11,36).
4. Sohn des Verderbens (2. Thess. 2, 3). Daß aus solcher Auflehnung und Unbotmäßigkeit nur Zerrüttung, Chaos und Verderben hervorgehen kann, ist offenbar. Er ist aus dem Verderben hervorgegangen, gebiert nur Verderben und wird im Verderben enden.
5. Das andere Tier (Offb. 13, 11—16). Der Antichrist wird auch die Erlöser-Eigenschaften des Christus nachahmen. Er kommt wie ein Lamm, aber er redet nicht aus Gott wie das wahre Gotteslamm, sondern wie ein Drache, die Stimme des Abgrunds.
6. Der falsche Prophet (Offb.16,13; 19,20). Es wird ihm ein Leich­tes sein, inmitten einer abgefallenen Christenheit, die nach der Ent­rückung hoffnungslos zurückgeblieben ist, Anhänger und Zuhörer zu finden. Er wird ihnen sagen: «Keine Angst, wir werden es schon schaffen;
Jetzt kommt das wahre Heil und die wahre Freiheit!» So wird es auch mit dem degenerierten Judentum sein. Aber der, welcher aus dem Abgrund kommt, kann nur in den Abgrund führen.
7. Der törichte Hirte (Sach, 11,15). Auch das Hirtenamt ahmt der Antichrist nach. Doch sind nicht Stecken und Stab sein Hirtengerät, sondern verderbenbringende Geräte, zum Untergang der Herde.
8. Der Mensch der Sünde (2. Thess, 2, 3). Christus war die personifi­zierte Heiligkeit, der Antichrist die personifizierte Sünde.
9. Der Mann des Trugs und des Blutes (Psalm 5,6). Lüge und Tod kennzeichnen die Fußspuren des Antichristen.

Frage Nr. 160: Wird der Antichrist aus den Juden, oder aus den Nationen sein?

Antwort: Ich will Ihnen fünf Gründe angeben, daß der Antichrist ein Jude sein wird:
1. Wird Israel einen aus den Nationen annehmen, der sich ihnen als Messias vorstellt? Nicht wahr, kaum!
2. «Auf den Gott seiner Väter wird er nicht achten» (Dan.11,37). Kann da jemand anders als der Gott Israels in Frage kommen? Nimmermehr!
3. «Auf die Sehnsucht der Frauen wird er nicht achten» (Dan.11,37}. Wer anders als die Frau aus Israel begehrte die Mutter des Messias zu werden?
4. «Nicht weichen wird das Zepter von Juda, noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen hinweg, bis das Schilo (der Ruhebringende, Frie­denschaffende} kommt» (1. Mose 49, 9). Das läßt nicht auf einen nations­fremden Herrscher schlissen, der sich Israel vorstellen konnte, und von diesem akzeptiert würde.
5. Nach Offenbarung steigt das «andere Tier", der Antichrist, aus der Erde, nicht wie das erste Tier aus dem «Meere» (die Nationen), Daraus ist unzweideutig ersichtlich, daß der Antichrist aus den Juden sein wird.

Frage Nr. 161: In welchem Verhältnis steht der Antichrist »um Römischen Weltreich, das wieder erstehen soll?

Antwort: Genau so, wie zur Zeit, als der Herr Jesus hienieden war, sich Israel und Rom verband, um den Herrn der Herrlichkeit ans Kreuz zu heften, werden sie sich am Ende der Tage in der gleichen Feindschaft wider Christus erneut zusammenfinden. Ja, der Antichrist wird dem «Tier», dem Kaiser Roms, ein Standbild errichten und die Menschen zwingen, es anzubeten. Müssen wir uns wundern, wenn letzten Endes beide miteinander in den Feuersee geworfen werden? (Vergl.Offb.13,14—18, 19, 20.)

Frage Nr. 162: Wird die Freundschaft des Antichristen mit dem Römischen Kaiser auch nach dem Vertragsbruch |Dan. 9,27) fortbestehen Werden sie dann in der Verfolgung Israels gemeinsame Sache machen!

Antwort: Die Freundschaft der beiden wird eine mehr politische sein, bei welcher ausschließlich Nützlichkeitsgründe ausschlaggebend sind. Wir wollen folgende wichtige Dinge beachten:
1. Der Antichrist übt nach Offb. 13, 12 «die ganze Gewalt des ersten Tie­res vor ihm aus». Er ist also in enger Verbindung mit dem Kaiser, sowohl dessen Vasall und «Spiritus rector» (inspirierender Geist), als dessen Vertreter und Parteigänger. Beweise davon sind das Standbild des Kaisers, das der Antichrist im Tempel errichtet und dessen Ehrung als dem «Gott der Festungen», d.h. des Mars, der Staatsmacht des Kaisers (Dan.11,38—39).
2. Nach Dan. 9,27 schließt der Kaiser den Bund «mir den Vielen», also mit der Masse des abtrünnigen Israels. Der Antichrist wird dabei ohne Frage der rührige Mittelsmann sein. Dieser Bund wird für alle Beteiligten höchste politische Bedeutung haben. Denn Palästina wird in der Endzeit Brennpunkt und Schlüsselstellung der Weltpolitik überhaupt sein; dessen Besitz muß also dem Kaiser hochwichtig sein. Der Antichrist und die Juden wiederum haben den Schutz des Kaisers gegenüber dem König des Nordens nötig. Dies wird ohne Zweifel auch in Jes. 28, 15—18 mit dem «Bund mit dem Tode» angedeutet.
3. Der Vertragsbruch in Dan. 9,27 bezieht sich nach dem Wortlauf wohl nur auf religiöse Belange, auf die Unterdrückung des bisherigen jüdischen Gottesdienstes. (Vergl. auch Offb. 11, 1—13.) Dieser Vertragsbruch wird daher erst recht die schonungslose Durchführung der kaiserlichen Machtentfaltung gerade durch den Antichristen bedeuten und die große Drangsalszeit hervorrufen. Nach Offb, 13,5 beziehen sich die in diesem Kapitel geschilderten Dinge ausdrücklich auf die Zeit nach dem Vertragsbruch, d. h. auf die letzen 3'/; Jahre (= A7 Atonale).
4. An ein Auseinandergehen des Kaisers und des Antichristen ist also nicht zu denken. In Offb. 19,20 lesen wir ausessendem, daß beide miteinander in den Feuersee geworfen werden; sie sind also in jener Endschlacht unzweifel­haft beieinander.

Frage Nr. 163: Sehen Sie in Daniel 8 den Antichristen? Ich vermute in Vers 9 den Antiochus Epiphanes, der genau der Prophezeiung entspricht. Ist Vers 25 die Auslegung von Vers 9 und als Höhepunkt der alltestamentlichen Vor­bilder auf den Antichristen auch in bezug auf sein Ende zu werten!

Antwort: Das kleine Horn in Don. 8 bezeichnet den König des Nor­dens als den erbittertsten Feind Israels. Die Prophezeiung Daniels zeig! die Geschichte Israels verbunden mit derjenigen der Weltreiche, In Kapitel 8 wird vor allem die vergangene Geschichte des zweiten und dritten Weltreiches berührt. Ferner wird uns Antiochus IV Epiphanes, der Syrerkönig, also der König des Nordreiches, beschrieben. Diese Geschichte wird dann in Kapitel 11, 21—35 historisch weiter ausgeführt und zwar als Vorbild auf den König des Nordens der Endzeit, auf welche Vers 35 in Kapitel 11 unvermittelt hin­weist. 

Von diesem König des Nordens redet Jesaja ausführlicher unter dem Titel des «Assyrers» oder der «überflutenden Geißel» (Kap. 10,1—27; Kap. 28—30). In Dan. 11,36—39 erscheint allerdings der Antichrist in Palästina, ober in Vers 40 stürmen der König des Nordens wie der König des Südens wider ihn mit großer Wut und Macht. Das kleine Horn in Dan. 8 hat also nichts zu tun mit dem Antichristen, obwohl es demselben in seinem Charakter gleicht. Die Prophezeiung zeichnet im König des Nordens einen ebenso schrecklichen äußeren Bedränger der Juden, wie der Antichrist einer in ihrer Mitte sein wird.

Frage Nr. 164: Ist es richtig, daß .der Zahlenwert der Namen verschiedene» Despoten 666 beträgt? (Offb. 13,18.)

Antwort: Es ist zwar richtig, daß verschiedene Namen, so Napoleon Bona­parte, Nero, (auch die lateinischen Worte «Vikarius filii Dei», welche der Papst auf seiner Tiara [Papstkrone] trägt), nach den altgriechischen Zahlenwerten der Buchstaben auf den Zahlenwert von 666 berechnet werden können. Die Zahl kann ja auf unendlich vielerlei Weise zusammengesetzt werden. Die wahre Deutung muß überhaupt nicht allein auf der Linie der Buchstabenwerte, son­dern vor allem auch auf der symbolischen Linie gesucht werden. Sechs ist die Zahl des Menschen in seiner eigenen Große, Macht und Herrlichkeit, damit aber auch in seiner Unabhängigkeit und Rebellion Gott gegenüber. Die dreistellige Zahl 666 redet also von der dreifachen, satanischen Unabhängig­keit im Bösen. (Die Zahl 5 ist die Zahl des Menschen in seiner Abhängigkeit, darum ist die Grundzahl der Masse der Stiftshütte 5 oder 10 (zweimal 5). Christus allein entsprach diesem Masse, darum redet die Symbolik der Stifts­hütte von Ihm).

 Die einfache 6 finden wir bei Goliath: «seine Höhe war sechs Ellen und eine Spanne», «die Spitze seines Speeres war sechshundert Sekel Eisen», wie auch bei dem anderen Riesen, dem Manne von Gath: "er hätte sechs Finger an seinen Händen und sechs Zehen an seinen Füßen» (1. Sam. 17, 4; 2. Sam. 21, 20). Das goldene Standbild Nebukadnezars war sech­zig Ellen hoch und sechs Ellen breit. Hier sind es schon zweimal 6. Nebukadnezar, das goldene Haupt des ersten Weltreiches der Nationen (Dan. 2), wurde damit über alle Menschen erhoben. Beim Tier In der Offb, 13, also dem Römischen Kaiser, ersteht nun ein dreifaches 6. Die Zahl 666 bezeichne! also einen Menschen auf der höchstmöglichen Spitze menschlicher Werte, also einen Ausbund von Mensch in jeder Beziehung — der Übermensch.

 Die Zahl bedeutet nun nicht nur die des Namens, sondern auch des Tieres selbst, drückt also vor allem das Wesen des Tieres aus- Somit kann die richtige Lösung, wie auch Mauro in seinem Buche «Des Menschen Zahl» ausführt, erst gefunden werden, wenn das Tier da ist. Dieses kann aber erst nach der Ent­rückung erscheinen, denn alles was wir von Kapitel 4 der Offenbarung an lesen, wird erst «nach diesem», also nach der Abwicklung der Geschichte der christ­lichen Ära, erscheinen. Auch ist zu vermerken, wie Sie richtig anführen, daß das Tier in Offb. 13, l—10 in Rom seinen Thron haben wird-

Frage Nr. 165: In Dan. 7,25 lesen wir: «Und er wird Worte reden gegen den Höchsten und die Heiligen der höchsten Örter vernichten; und er wird darauf sinnen, Zelten und Gesetz zu ändern, und sie werden eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit in seine Hand gegeben werden». Von wem ist in diesem Verse die Rede?

Antwort: In Dan. 7 werden uns die vier Weltreiche, wie sie sich nach der Weltgeschichte auch tatsächlich folgten, vor Augen gestellt; die gleichen Weltreiche, wie sie uns auch im zweiten Kapitel des gleichen Propheten in dem gewaltigen Standbild Nebukadnezars gezeigt werden. Es sind dies das Babylonische, das medisch-persische, das Griechische und das Römische Welt­reich. Das letztere herrschte, als unser hochgelobter Heiland auf Erden wandelte; es ist aber in den folgenden Jahrhunderten untergegangen, doch wird es nach Offb. 13 und 17 in neuer Form und ganz und gar unter dem Einfluß Satans wieder erstehen. Der Kaiser dieses Weltreiches — die Heilige Schrift nennt ihn «das Tier» — wird in inniger Verbindung mit dem Antichristen handeln; gemeinsam kämpfen sie wider das Lamm und die Heiligen.

 Daraus ergibt sich, daß manche ihrer Handlungen übereinstimmen, d. h. vieles vom Antichristen Gesagte trifft auch auf das Tier zu und umgekehrt. In der erfragten Stelle ist es in erster Linie das «Tier», also der römische Cäsar, der wider Gott lästert, die Heiligen verfolgt, den jüdischen Gottesdienst beseitigt und an dessen Stelle Götzendienst und Abgötterei aufrichte). Diese schreckliche Zeit dauert «Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit», das sind, wie aus anderen Stellen bestätigt (Offb.11,2.3 u.a.) 42 Monate, 3'/2 Jahre oder 1260 Tage. Der Herr wird durch Sein persönliches Erscheinen diese furchtbare Zeit abkürzen, das «Tier» und den «falschen Propheten» (der Antichrist) in den Abgrund werfen und Seine messianische Herrschaft aufrichten. Dann wird «die ganze Erde voll sein der Erkenntnis Jehovas, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken» (Jes.11,9).

Frage Nr. 166: Würden Sie mir eine Erklärung über das «kleine Horn» in Dan. 8, 9 geben?

Antwort: in Dan. 8 ist von einem Weltreich die Rede, das mit allen vier, von denen wir im 7. Kapitel des Propheten Daniel lasen, nicht identisch ist. Es ist das Weltreich des Nordens, in der Schrift auch Öfters «Assyrer», «König des Nordens» oder «Gog und Magog» genannt. Sein Charakter ist dem des kleinen Hornes in Dan. 7 gleich: ein Gewalttäter, ein Lästerer, ein Feind Gottes. Das kleine Horn ist der Anführer der östlichen und nordischen Mächte, der äußere Feind des Volkes Gottes. Historisch hat er in Antiochus Epiphanes sein Vorbild gefunden; sein Gegenbild wird kurz vor der Aufrichtung des Tausend­jährigen Reiches erstehen.

Frage Nr. 167: Ist ein Unterschied zwischen Gog und Magog In Hes.38 und 39 und in Oflb.20,7—9, weil die Angaben verschiedene sind?

Antwort: 'Es ist zu beachten, daß wir wohl an beiden Stellen dieselben Namen haben, daß aber dennoch von zwei ganz verschiedenen Ereignissen die Rede ist, welche sogar tausend Jahre auseinander liegen; das erstere finden wir am Anfang des Tausendjährigen Reiches, das andere erst unmittelbar nach dessen Ende. Hes. 38 und 39 zeigen an, daß Gog und Magog vom äußersten Norden her kommen und ohne Frage das Russische Reich bedeuten. Sie wer­den am Ende der Tage in das Land der Juden einbrechen. (Vergl. Sach. 12, 2—3;
14,2; Joel 3,2.12 [Luther: Joel 4]; Offb. 16,14.16 usw., Gott benützt sie als Zuchtruten für das abtrünnige Israel, läßt sie aber darnach auch ihr eigenes verdientes Gericht finden. Rußland wird Israels letzter Feind sein und erst erscheinen, wenn Israel schon sein Land in Besitz genommen haben und sich der Ruhe unter dem Zepter des Messias erfreuen wird. Es ist das Tun und Wesen der gottfeindlichen Weltreiche, in Ruhe befindliche Völker zu erschüt­tern. In Gogs und Magogs Gefolge werden noch manche Völker genannt, worunter besonders der Name Gomer interessiert, aus dem der Name Germa­nien entstanden ist.

 Jedenfalls muß das Heer Gogs nach Kap. 39,9—15 ein ganz ungeheures sein, das selbst die heutigen Millionenheere noch weit über­trifft. In Offb. 20 aber verführt der Teufel am Ende des Tausendjährigen Reiches nochmals die Völker, «die an den vier Ecken der Erde sind». Die einfache Einflüsterung der Schlange, wie einst im Paradies, wird genügen, um die Men­schen erneut unzufrieden und begehrlich zu machen. Ach, das Menschenherz ist trotz allen Segens dasselbe trotzige und arglistige Ding geblieben wie vorher. Das aber wird auch das sofortige und endgültige Gericht von Seiten Gottes herausfordern, Wohl gelangen diese Heere nach Palästina, werden aber, ohne daß es zum Kampf kommt, für immer verschlungen. Der zweite Tod, der Feuer- und Schwefelsee, ist ihr ewiges Teil.

Frage Nr. 168: Werden Gog und Magog in der Schlacht von Harmagedon auftreten?

Antwort: Wohl kaum! Gog und Magog werden erst nach Harmagedon auf­treten. In dieser Zeit wird der Westen, das Römische Reich, und der Osten, die Könige von Sonnenaufgang, bereits zerstört und gerichtet sein. Nach Hes. 38,8 wird Gog und Magog, unter der Führung von Gomer (Germanien), erst erscheinen, nachdem Israel wieder im Lande der Väter, Palästina, gesammelt Sein wird. Es gibt hier so manche Fragen und Einzelheiten, welche kaum ge­nügend erkannt werden können, bis die tatsächliche 'Erfüllung vor der Türe ist.

 Am Ende des Tausendjährigen Reiches wird wieder eine große Gesellschaft von Nationen auftreten, welche sich äußerlich, wohl aus Furcht vor Strafe — Ungehorsam wird im Tausendjährigen Reich sofort gerichtet werden —, den Bedingungen des Reiches unterworfen hat. Diese Völkergemeinschaft wird Gog und Magog genannt werden. Man beachte, daß diese Haufen «von den vier Ecken der Erde» kommen; Gog und Magog aber vor dem Tausendjährigen Reiche nur von Norden. Der erste Anlauf Gog und Magogs — vor dem Millenium — und dessen Untergang wird uns in Hes. 38 und 39 geschildert, sein zweiter und letzter — nach dem Tausendjährigen Reich — In Offb. 20, 9.

Frage Nr. 169: Haben wir unter «Gog in Hes. 38 einen König oder ein Land zu verstehen?

Antwort: Sowohl Hes. 38 als 39 beginnt mit den Worten: «Gog vom Lande Magog, Fürst von Rösch» usw. Diese Ausdrucksweise zeigt deutlich das Ober­haupt dieses riesigen Reiches an, einen Mann von ungeheurer Machtfülle, der aber zugleich die Verkörperung des Reiches selbst ist, analog dem «Tier» in Offb. 13 und 17, mit welchem Ausdruck sowohl das kommende Römische Reich als auch dessen letzes Oberhaupt, der Kaiser, bezeichnet ist- Die in Hesekiel mit aufgeführten Volksnamen zeigen nun unmißverständlich an, daß unter diesem Reich kein anderes als Rußland verstanden ist, das heute schon be­gehrliche Blicke auf die biblischen Länder wirft. Zwar ist der russische Diktator kein eigentlicher König, aber er hat «Macht wie Könige», ja sogar mehr als titulierte Könige. Und gerade er ist, mehr als irgend ein anderes Landesoberhaupt, die Verkörperung seines Reiches.

Frage Hr. 170: Ist es im Blick auf Hes. 38 nicht bedeutsam, daß heute Moskau und nicht mehr Sf. Petersburg Rußlands Hauptstadt ist (Mesech = Moskau)!

Antwort: Bei der Deutung der Prophezeiungen auf die heutigen Ereignisse müssen wir uns aller Vorsicht und Zurückhaltung befleißigen, um nicht auf Irrwege zu geraten, da wir die Erfüllung derselben keineswegs in allen Einzel­heiten, sondern einstweilen nur in allgemeinen Grundzügen feststellen können. Gottes Wege wickeln sich eben nicht nach unserer kurzsichtigen Logik, sondern nach den höheren, uns im Einzelnen noch verborgenen Gedanken Gottes ab (Jes. 55, 8—10). Sie sind vielfach verschlungen und wunderbar und können keineswegs durchgehend verfolgt werden? sondern nur in einzelnen Blick­feldern, um dann wieder in ihren Spuren stückweise unsichtbar zu bleiben, so wie sie Agur (Spr.30,16—17) in vier Bildern treffend darstellt,
Wegen Moskau haben Sie Recht. St. Petersburg ist erst seit Peter dem Großen, aus Opportunitätsgründen, Hauptstadt geworden. Aber die angestammte Haupt­stadt war von Anfang an Moskau, das übrigens immerzu das eigentliche Zent­rum Rußlands gewesen ist.

Frage Nr. 171: Wie kommt es, daß auch Abessinien und Libyen im Gefolge Gogs zu finden sind, da sie doch wohl eher zum Römischen Reich gehören müssen ?

Antwort: Abessinien (Äthiopien) hat niemals zum Römischen Weltreich gehört; die Römer sind im Altertum nie über die Küstengebiete des Mittel­meeres hinausgegangen. Somit besteht auch kein Grund, daß es zum neu erstehenden Römischen Reich gehören muß. Unter dem in Hes. 38, 6 genannten «Put» verstehen manche Ausleger allerdings Libyen, was aber gar nicht er­wiesen ist; vergl. z. B. Nahum 3,9, wo beide nebeneinander genannt sind, also als zwei verschiedene Völker. Put ist demnach eher anderswo zu suchen; z.B. nennen die Fulbe in Westafrika, die einstmals aus Nordostafrika hergewandert sind, ihren Stammvater «Fut». Russische Wühlarbeit ist auch im schwarzen Erd­teil im Gange. Übrigens sind ja so ziemlich alle farbigen Völker (außer den arischen Hindu) hamitischen Ursprungs und die ethnographischen Zusammen­hänge derselben sind nur teilweise erforscht. Ebenso ist in bezug auf die Er­eignisse der Endzeit und deren Reihenfolge noch vieles unter einem Schleier verborgen; es kann bis dahin noch manche überraschende und tiefgehende Änderung geben. Einiges haben wir schon selbst erlebt!

Frage Nr. 172: Ist etwa unter einem der drei Hörner, die in Dan.7 vom kleinen Horn ausgerissen werden, an England zu denken, das demnach vom Römischen Kaiser vernichtet wird?

Antwort: Es trifft zu, daß sowohl England als Frankreich ihre Weltherrschaft und Vorherrschaft verlieren müssen. Sie werden Bundesglieder des Römischen Reiches unter Führung des kommenden Cäsaren werden. Dennoch können die drei Hörner Daniels kaum in drei gegenwärtigen Reichen gesehen werden. Denn diese sind ja Hörner des (römischen) Tieres selbst, das ja noch nicht da ist. Sodann werden sie «vor dem kleinen Horn», als dem kommenden Cäsaren «aus Satans Gnaden» ausgerissen, welchen ja das prophetische Bild selbst als eine zweite Phase des Römischen Reiches darstellt. Auf alle Falle sind diese drei Hörner auf ein noch zukünftiges Ereignis nach der Entrückung der christ­lichen Brautgemeinde zu deuten, wenn auch vielleicht damit wirklich das Ver­schwinden der gegenwärtigen Weltmächte gemeint sein mag. Jedenfalls darf nicht übersehen werden, daß es im Bilde des Johannes kein ausreißen von Hörnern gibt, sondern alle zehn bestehen und diese werden erst mitsamt dem Tier beseitigt. Es kann sich somit in Dan, 7 für diese drei nicht um einen Untergang überhaupt, sondern um einen Verlust der Machtherrschaft handeln.

c) DAS TAUSENDJÄHRIGE REICH

Frage Nr. 173: Was ist unter der «Wiederherstellung aller Dinge», von der Petrus in Apg.3,21 spricht, gemeint?

Antwort: Petrus setzt der Verheißung einer "Wiederherstellung aller Dinge» die Worte voraus: «Tut Busse und bekehret euch!» Ohne Busse keine Segnung; ohne gründliche Umkehr keine Wiederherstellung. Wird Israel einst erneuert werden, wird Gott ihm auch alle Verheißungen erfüllen, d.h. die Zeiten werden anbrechen, wo alle Dinge wiederhergestellt werden, so wie Gott es in Seinen Ratschlüssen vorgesehen hat. Wir lesen davon in Jes. 60 und 65 (vergl. auch Rom. 8, 18—23).

Frage Nr. 174: Wie steht es mit der Tierwelt im Tausendjährigen Reich?

Antwort: Auch die Tiere werden an den Segnungen des Tausendjährigen Reiches teilhaben. Alle Wildheit, alle Gefährlichkeit der Tierwelt wird aufge­hört haben. Der Wolf wird bei dem Lamm weilen. Der Löwe wird wie das Rind Gras fressen. Ein einziges Geschöpf steht noch unter dem Fluche: die Schlange; sie wird Staub fressen. Sie wird während der ganzen Dauer des Milleniums ein ernster Mahner sein: Gott ist Richter! (Jes. 65, 25; 11,6—9).

Frage Nr.175: Ist der Fluß in Hes. 47. der unter der Schwelle der Tempels hervorbricht, geistlich oder materiell zu verstehen?

Antwort: Dieser Strom, den der Psalmist «Bach Gottes» nennt und der «voll Wasser ist», wird allen materiellen und geistigen Bedürfnissen entsprechen. Er wird eine Quelle des Segens für die Menschen und für das Land sein. Ein Teil des Stromes, der sich in das Tote Meer ergießt, wird sogar dasselbe gesund, d. h. unsalzig machen. Es wird voller Fische sein. An den heute wüstenähnlichen Ufern des Flusses sind Bäume in Fülle; sie geben ihre Früchte zur Nahrung und ihre Blätter sind zur Heilung der Nationen.

Frage Nr. 176: Welches ist die Lebensdauer der Menschen im Tausendjährigen Reiches?

Antwort: Die Lebensdauer der Menschen im Tausendjährigen Reiche wird viel länger sein als heute. Alle Erlösten werden dasselbe überleben. Derjenige, der das hundertste Lebensjahr erreicht, wird noch als Jüngling betrachtet. Wenn jemand stirbt, so ist es wegen einer besonderen, schwerwiegenden Sünde.

Frage Nr. 177: In Hos. 2,21 lesen wir: «Ich werde den Himmel erhören, und dieser wird die Erde erhören; und die Erde wird erhören das Korn und den Most und das Öl; und sie werden Jisreel erhören.»

Antwort: Dieser Vers spricht in bildlicher Sprache von dem Segen, den Gott über Israel ausschütten wird, wenn es zu seinem Gott zurückgekehrt sein wird. Die Gebete der Heiligen werden erhört werden. Die Erde wird ihren Ertrag geben, und Korn, Most und Öl werden in Fülle vorhanden sein.

Frage Nr. 178: Wann hat Gott den «(Erstgeborenen in den Erdkreis einge­führt»! (Hebr. 1,6)?

Antwort: Es kann sich doch einzig und allein au{ den Zeitpunkt beziehen, wo Gott Den, der jetzt zu Seiner Rechten in der Herrlichkeit sitzt, Seine Herr­schaft auf der Erde, also im Tausendjährigen Reich, antreten läßt (vergl.Ps.89, 19—27; PS. 97, 1—7; 5.Mose 32,43).

Frage Nr. 179: Wer sind die Heiligen, die mit Christus herrschen tausend Jahre! (Oflb.20,4.]

Antwort: Es sind die Lebenden und die auferweckten Märtyrer, welche während der antichristlichen Drangsalszeit sich nicht vor dem Bilde des «Tieres» gebeugt und dessen Malzeichen nicht angenommen haben (vergl. Offb. 20, 4—6).

Frage Nr. 180: Wie soll ich mir das «Tausendjährige Reich» vorstellen?

Antwort: Das Tausendjährige Reich ist besonders dadurch gekennzeichnet, daß Christus als Messias und König auf der Erde inmitten des erneuerten Volkes Israel und der erneuerten Schöpfung wohnen wird. Das zerstreute Volk ist gesammelt und das Seufzen der Schöpfung hat aufgehört. Jerusalem, die Stadt Gottes auf Erden, vom Himmel her erleuchtet, wird als der Sitz des Königs Mittelpunkt aller irdischen Herrlichkeit sein. Friede und Gerechtigkeit wird vom Throne ausgehen, ein Schauspiel, wie es auf dieser Erde nie gekannt war. Satan
und sein finsteres Heer werden im Abgrund gebunden sein und niemand mehr verführen können. PS. 8, 1 wird erfüllt sein: «Jehova, unser Herr, wie herrlich ist Dein Name auf der ganzen Erde».

Frage Nr. 181: Welche Bedeutung haben die Ausdrücke «Tag Gottes», «Tag der Herrn» und «Tag des Christus»?

Antwort: «Tag Gottes» (2. Petr. 3,12) bezeichnet den Tag des Gerichts, der sowohl die Menschen als die Schöpfung betrifft. «Tag des Herrn» (2. Petr. 3, 10) bezieht sich auf die Zeit, da der Herr in Gerechtigkeit und Frieden regieren wird. Diesem Tage geht das Gericht über die verlorenen Menschen und ihre Werke voraus. «Tag des Christus»: Das wird der Tag sein, da Christus in alle Rechte ein­gesetzt sein wird, die Ihm gehören. In salomonischer Herrlichkeit wird Er re­gieren und die Erde wird erfüllt sein von Wohltaten und Segnungen ohne Zahl. Die auferweckten und verwandelten Heiligen werden mit Ihm sein, und mit Ihm herrschen und mit Ihm regieren. Das wird der «Tag des Christus» sein.

Frage Nr. 182: Was ist die Hoffnung der Schöpfung!

Antwort: Durch Adams Sünde wurde die Schöpfung verdorben und der Eitelkeit unterworfen, darum ist sie jetzt in Knechtschaft der «Verweslichkeit». Seit etwa sechstausend Jahren «seufzt die ganze Schöpfung zusammen und liegt zusammen in Geburtswehen bis jetzt» (Rom. 8, 22). Was ist denn nun aber ihre Hoffnung? Wann wird sie sich aus der Knechtschaft der Furcht und des Todes zur «herrlichen Freiheit» oder besser zur «Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes» erheben? 

Wenn unsere zukünftige Herrlichkeit entfaltet werden wird, dann wird auch die seufzende und leidende Schöpfung befreit werden, und darauf wartet sie sehnsüchtig: «Denn das sehnsüchtige Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes» (Rom. 8,19). Diese «Offenbarung der Söhne Gottes" wird erfolgen, wenn Christus in Herrlichkeit erscheint (Kol. 3, 4). Dann wird Jeder Fluch (1,Mose3,17—19), wodurch Todes­furcht, Mord, Krieg, Wüsteneien, Gifte, Ungeziefer, Bazillen usw. in die Schöpfung gekommen sind, weggenommen sein. Die ganze Erde wird ein herr­liches, wunderbares Paradies sein, PS. 45; Hos, 2, 18—22; Jes.11; 35; 65 be­schreiben die reichgesegnete Zukunft der Erde, 

Frage Nr. 183: Was hat die Schöpfung, das sichtbar und unsichtbar Ge­schaffene für eine Zukunft ?

Antwort: Durch die Sünde Adams ist die Schöpfung der Eitelkeit unterworfen, der "Knechtschaft des Verderbnisses" (Rom. 8, 21), Während sechs Jahrtausenden seufzte sie und tut dies bis zum heutigen Tage. Wird das immer so bleiben? Nein! Sie wird bei der glorreichen Wiederkunft des Herrn mit Seinen Heiligen, wenn Er das Tausendjährige Reich, das Königreich des Friedens, des Segens und der Gerechtigkeit aufrichten wird, von ihrem Seufzen befreit werden. Wie wir uns sehnen, beim Herrn zu sein, so seufzt die Schöpfung gleicherweise nach der «Offenbarung der Söhne Gottes» (Rom. 8, 19). Dann wird der auf ihr seit dem Sündenfall lastende Fluch weggenommen werden; es wird dann eine der Herrlichkeit Gottes entsprechende Schöpfung sein, PS. 65 und Hos. 2, 18—22 und viele andere Stellen reden von dieser wunderbaren Zukunft der Schöpfung.

Frage Nr. 184: Was hat das für eine Bewandtnis mit dem Tempel Hesekiels? Wird es im Tausendjährigen Reich auch noch Opferdienst geben ?

Antwort: Die Prophezeiungen in Hes. 40—48 geben allerdings eine geheim­nisvolle Schilderung der gottesdienstlichen Ordnung im Tausendjährigen Reich. Sind diese Angaben nicht der einzig logische und notwendige Abschluß der Israel vom glücklichen Messiasreich gegebenen Verheißungen? Es würde doch etwas ganz Wesentliches fehlen in der Weissagung über Israels zukünftige Herrlichkeit, wenn gerade über dieses zentrale Stück, von dessen Beziehungen zu seinem Gott, nichts gesagt würde. Aber die Einzelheiten vom Tempel, wie­wohl auf den altbekannten Grundlinien fußend, sind etwas anders gerichtet als beim früheren Tempel, wovon wir hier nur das Fehlen von fast allen Angaben über Materialien und Schmuck erwähnen wollen. Auch die Reihenfolge der letz­ten vorhergehenden Prophezeiungen beweist, daß es sich in diesen Kapiteln nur um das Tausendjährige Reich handeln kann: Kapitel 36 zeigt uns die innere Erneuerung des Volkes, Kapitel 37 das Wiederaufleben der als solche lange Zeit toten Nation, und die Kapitel 38—39 künden uns die Vernichtung des letzten furchtbaren Feindes Israels, Gog und Magog, des «Königs des äußersten Nordens».

 Darauf folgt nun ganz logisch die gottesdienstliche Ein­richtung des messianischen Königreiches. Da es sich hier wiederum um die Gerechtigkeit nach dem Gesetz, also um eine israelitische Haushaltung handelt, wird dann auch diese alttestamentlich anmutende Gottesdienstordnung wieder hergestellt werden. Dies geschieht auf Grund des Versöhnungswerkes auf Golgatha in erneuerter und vervollkomm­neter Gestalt, wie es sich für ein geheiligtes und gereinigtes Volk geziemt. Wenn im alten Bund zur Sühnung unzählige Opfer dargebracht wurden im Voraus­blick auf das Kreuz, und zwar von einem noch unerlösten Volk, so werden es dann zurückblickende Opfer sein, die ein erlöstes Volk in Dank und Anbetung für das ein für allemal vollbrachte Werk des Christus darbringen wird. Deshalb werden die Opfer einen vorwiegend anderen Charakter aufweisen, namentlich werden die Schuld- und Sündopfer zurücktreten. Wir lesen einzig in Kapitel 43 von einem einmaligen großen S ü n d Opfer für den Altar selber bei der Eröffnung von dessen Gebrauch, ohne Zweifel, weil derselbe noch auf die­ser sündenbefleckten Erde steht.

 Weiter sehen wir in Kapitel 45,18—20 ein ein­maliges Opfer am ersten Tag des Monats zur Entsündigung des Heiligtums dar­gebracht und dann für 'Falle von Sünden Einfältiger, die sich darüber nicht Rechenschaft geben können, und für versehentlich begangene Sünden. Sünde, die gewollt und bewußt geschieht, wird aber unter der Herrschaft der absoluten Gerechtigkeit sofort, ohne Gnade, mit dem Tode geahndet. Darum ist im All­gemeinen nur von Brand-, Trank- und Friedensopfern die Rede, die aber in großem Maßstäbe dargebracht werden. Deshalb sind auch die Masse des Altars (Kap. 43, 13—17) so merkwürdig große, entsprechend der Hauptaufgabe des damaligen Gottesdienstes, der ungehemmten Verherrlichung Gottes und des Königs Jesus Christus, woran dann auch die Nationen trotz ihrer entfern­teren Stellung entsprechend teilnehmen dürfen (Sach.14).

Frage Nr. 185: Kommen am Ende des Milleniums, trotz des großen Abfalls dort, nicht auch einige zur Erlösung? Sind das auch Erstlinge?

Antwort: Wir denken, daß während der ganzen herrlichen Zeit des Tausend­jährigen Reiches, während welcher ja die Tätigkeit Satans ausgeschaltet ist (Offb. 20, 1—3), viele sich belehren lassen und sich zum Herrn hinwenden. (Vergl. Jes. 2, 1—4 u. a. St.) Wenn aber am Ende des messianischen Reiches Satan wieder aus seinem Gefängnis losgelassen sein wird (Offb. 20,7), wird Satan wieder viele verführen. Von einer besonderen Wirksamkeit der Gnade in dieser Endperiode berichtet das Wort unseres Wissens nichts.

 Nicht ganz klar ist mir, was Sie mit den «Erstlingen» erfragen wollen. Das Wort «Erstling» deu­tet doch auf eine Anfangsfrucht, ein der Fülle vorausgehender Ertrag. Zum Beispiel wird der Herr Jesus der «Erstling aus den Toten» genannt. Das will sagen, daß Er der Erste ist, der aus den Toten auferstanden ist. In diesem Sinne wird der Ausdruck überall im Worte Gottes verstanden. Die Erretteten des Tau­sendjährigen Reiches aber sind ja zeitlich die Letzten, und entsprechend der dann ausgegossenen Fülle des Heiligen Geistes auch die Fülle der Ernte. Welch große Menge wird das sein!

Frage Nr. 186: War es nach dem Bericht in 3. Mose 18,13—27 richtig, da» Moses auf den Rat Jethros hörte und Häupter (Oberste) über das Volk setzte, hat doch auch Israel später einen König begehrt, war 
nicht nach den Gedan­ken Gottes war!

Antwort: Es dünkt mich, daß der Rat Jethros ein guter war. Im Vorbilde läßt uns diese Begebenheit einen Blick in das Tausendjährige Reich tun. Dorf wird Christus nicht allein herrschen, sondern Er hat Wohlgefallen daran, Reich und Herrschaft mit den Seinigen zu teilen. In Matth.19,28 lesen wir: «In der Wie­dergeburt, wenn der Sohn des Menschen sitzen wird auf Seinem Throne der Herrlichkeit, werdet ihr auf zwölf Thronen sitzen, richtend die zwölf Stämme Israel». Ja, es werden «Myriaden» mit Ihm sein, denn der Herr hat Wohlgefallen, den Seinen Seine Herrlichkeit kundzutun und sie als Teilhaber einzusetzen. Das Tausendjährige Reich wird ein Königreich der Ruhe, der Ordnung, der Gerechtigkeit sein und wie schön ist es, dies im Vor­bilde im genannten Abschnitte zu sehen.
Daß Israel später nach einem König verlangte, war natürlich eine Torheit, denn ein anderer König kommt neben dem Herrn der Herrlichkeit nicht in Frage. Dies hat aber nichts mit obiger Begebenheit zu tun und es sind zwei völlig verschiedene Dinge, welche sich nicht berühren.

Frage Nr. 187: Welches ist die Stellung und Hoffnung der Nationen im Tausendjährigen Reiche!

Antwort: «Alsdann werde ich die Lippen der Völker in reine Lippen um­wandeln, damit sie alle den Namen Jehovas anrufen und Ihm einmütig dienen», so kündet uns der Prophet Zephanja (Kap. 3, 9). Hieraus ersehen wir deutlich, daß in der Zukunft die Völker eine Hoffnung haben. Heute sammelt der Heilige Geist ein Volk aus allen Nationen und Sprachen. Später wird sich Gott den Völkern zuwenden, doch laßt uns nicht übersehen, daß die Ver­werfung des Evangeliums des Heils Gericht zur Folge hat. 

Derselbe Prophet sagt: «Denn Mein Rechtsspruch ist, die Nationen zu versammeln, die König­reiche zusammenzubringen, um Meinen Grimm über sie auszugießen, die ganze Glut Meines Zorns; denn durch das Feuer Meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden» (Zeph. 3, 8). Auf diese Zeit bezieht sich das «Alsdann» des Propheten. Es ist keine Frage, daß sich die Gerichte in besonderer Weise auf die «christlichen Nationen» entladen werden. Das läßt von vornherein den Ge­danken illusorisch erscheinen, daß das Evangelium die Welt erobern werde. Der Mitternachts ruf erschallt nicht, um eine Welt zu bekehren, sondern die schlafende Kirche aufzuwecken. Die Bekehrung der Nationen findet erst statt, wenn der Herr mit Seinen Heiligen wiederkommen wird. dann wird sich die Zeit erfüllen, von der die Propheten des Alten Testamentes so oft geredet haben. Gott wird Seinen Geist auf alles Fleisch ausgießen. Unter der Sou­veränität des Volkes Israel wird dann für die Nationen eine segensreiche 
Zeit anbrechen.

Frage Nr. 188: Will die Stelle in Mahn. 10, 22: «Wer aber ausharrt bis am Ende, dieser wird errettet werden» lagen, daß diejenigen, die zum tausendjährigen Reich errettet werden, verloren gehen können, wenn sie nicht bis zum Ende ausharren)

Antwort: Der Gläubige von heute, wie derjenige, der in der Zukunft errettet wird, sind es aus Gnaden; sie besitzen beide das ewige Leben, das unverlierbar ist. Obige Stelle redet von Gläubigen, welche i n der großen Drangsalszeit aus Juden und Nationen (nicht der Chri­stenheit, für diese ist die Türe dann auf ewig verschlossen) errettet werden. Sie werden vom Antichristen bedrängt und verfolgt und von ihren jüdischen Brüdern verraten werden, welche das «Tier» anbeten. Viel Trübsal und große Drangsal ist ihr Teil; ihr Los ist darum, auszuharren bis ans Ende, wo ihnen die Befreiung winken wird, wenn Christus in Herrlichkeit und Macht erscheinen wird. Christus wird sie aus ihrer bedrängten Lage erretten und befreien. Doch während sie darauf harren, sind sie durch ihren Glauben im Besitz der ewigen Errettung, aber es gilt — was übrigens für alle «Haushaltungen» aller Zeiten wahr ist —, daß der Glaube sich bewahre, nicht um selig zu werden, dazu bedarf es des Blutes Jesu, sondern um dem Namen des Herrn keine Schmach zu bereiten. So wird der Ausharrende alles ererben; der Herr «wird ihn über Seine ganze Habe setzen» (Matth-24. 47).

Frage Nr. 189: Werden »Ich unter den Überwindern, die wahrend der großen Drangsalszeit noch Gnade finden, auch «törichte Jungfrauen» (Matth. 15}, wie sie zuletzt Im Sendschreiben an Laodicäa (Offb. 3) geschildert wer­den, finden! Werden in das Tausendjährige Reich nur Gläubige aus den Juden 
und Heiden (Nationen) eingehen, oder auch solche törichte Jungfrauen!

Antwort: Wenn Sie das Sendschreiben an Laodicäa aufmerksam lesen, wer­den Sie finden, daß der Herr dieser Gemeinde mit dem Ausspeien aus Seinem Munde droht, falls sie nicht Busse tun würde. Fragen wir uns, wann dieses Ausspeien erfolgen wird und was es bedeutet! Der Zeitpunkt, wann es geschehen wird, wird sicherlich der der Ankunft Jesu zur Aufnahme der Sei­nigen sein. Mit dem Ausspeien aus Seinem Munde sagt sich der Herr von der zurückbleibenden Namenchristenheit völlig los, wie es kaum drastischer als durch "Ausspeien» ausgedrückt werden könnte. Somit ist von den Zurückgelassenen, also den törichten Jungfrauen, bei der Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches sicherlich niemand mehr vorhanden. Laodicäa gehört Ja noch dem Zeit­alter der Christenheit an, «dem, was ist» (Offb. 1, 19). Wir sehen es in der gegenwärtigen Gnadenperiode zeitlich nebeneinanderlaufend mit Philadelphia. In letzterem sehen wir die wirklichen Christen, die der Herr, weil sie Seinen Geist besitzen, aIs die Seinigen anerkennt, während Laodicäa, wie Sie richtig urteilen, die geistlich tote Namenchristenheit oder die «törichten Jungfrauen»
darstellt. An diese ergeht jetzt des Herrn Einladung, Ihm aufzutun; denn so­lange die Gnadenzeit, das «Heute», noch währt (Hebr.4,7), nimmt der Sünder­heiland alle Menschen an, welche sich Ihm in Bußfertigkeit nahen. Mit Jesu Wiederkunft aber ist die Gnadenzeit gerade für Laodicäa abgeschlossen. Die­jenigen jedoch, die der leblosen Kirche zugehören, wohl eine Form der Gott­seligkeit haben, aber deren Kraft verleugnen, bleiben zurück und alles Mensch­liche, Ungöttliche, das sie kennzeichnet, wird in Rom (der Hure, die auf dem Tiere sitzt) aufgehen. Diese wird durch das Tier (das Römische Weltreich) ihr Gericht empfangen (Offb. 17, 16).

 In der Drangsalszeit gibt es also keine Möglichkeit mehr zur Umkehr, denn weil sie der Lüge geglaubt haben, sind sie auch längst dem Irrtum verfallen (2. Thess. 2, 10—12). Sie sind nicht einmal mehr imstande, dem «ewigen Evangelium» (Offb. 14, 6), dem Evangelium in der einfachsten Form: «Fürchtet Gott und gebet Ihm Ehre», Folge leisten zu können. In das Tausendjährige Reich werden also nur der treue, geläuterte Überrest aus Israel und eine große Menge aus den nichtchrist­lichen Nationen eingehen, solche, welche dem Zeugnis dieses Überrestes geglaubt haben. Von der Christenheit, deren Zugehörige bei der Ent­rückung zurückbleiben, wird also niemand am Tausendjährigen Reich teilhaben;
die törichten Jungfrauen haben, wenn der Bräutigam gekommen sein wird, keinerlei Hoffnung, später doch noch 
gerettet zu werden. Möchte das in der lauen Christenheit doch beachtet werden!

Frage Nr. 190: Wie sind die ersten vier Vene von Jei.66 zu verstehen?

Antwort: Obwohl die letzten Kapitel des Propheten Jesaja uns die Herr­lichkeit des Tausendjährigen Reiches beschreiben, so sind doch die ersten vier Verse in Jes. 66 kein Bild vom Zustand in diesem Friedensreich. Der Herr spricht vielmehr von der Gesinnung, die notwendig ist, um der Segnungen des messianischen Königreiches teilhaftig zu werden; eine Gesinnung, die selbstverständlich auch heule notwendig ist, um vor Gott angenehm zu sein: «Aber auf diesen will Ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist, und der da zittert vor Meinem Worte» (Vers 2). 

Die Opfer der Gottlosen aber beachtet Gott nicht; selbst den Tempel, den sie Ihm bauen werden, kann Er nicht anerkennen. Sie mögen den Armen, den Elenden und den Zerschlagenen verspotten und sagen: «Jehova erzeige sich herrlich, daß wir eure Freude sehen mögen!» (Vers 5). Es ist dieselbe profane Sprache, die wir auch heute hören; «Wo ist die Verheißung Seiner Ankunft?» (2. Petr. 3, 4). Gott wird ihrer auch lachen und sie beschämen; "Er wird Vergeltung er­statten Seinen Feinden» (Vers 6). Der Herr wird erscheinen in Majestät und Pracht und alle Widersacher verderben, aber alle, die Sein gedachten und Ihn erwarteten, wird Er segnen; ein Grundsatz, der selbstverständlich auch in der gegenwärtigen Zeit zutrifft.

Frage Nr. 191: Ist in Psalm 7,7: «Die Schar der Völkerschaften wird Dich umringen; und ihretwegen kehre wieder zur Höhe» die Himmelfahrt Jesus gemeint oder etwas anderes!

Antwort: Nein, dieser Vers hat mit der Himmelfahrt des Herrn nichts zu tun, Die Psalmen bewegen sich im Rahmen der göttlichen Offenbarungen für Israel. Sie sind der Ausdruck der Gedanken, Gefühle und Gebete des jüdischen Überrestes in der Endzeit, die Zeit, in welcher er sich zu seiner Züchtigung und Läuterung in großer Drangsal befinde) und Jehova sich zeitweilig vor ihm verborgen hält. Darum bezieht sich hier der gläubige Überrest auf die Segens-Verheissungen für das Tausendjährige Reich und ruft zum Herrn, daß Er Seine Herrlichkeit wieder erscheinen lasse und daß Er eben «wieder zur Höhe», als der Gott Israels zum Berge Zion zurückkehren mochte.

d) DAS JENSEITS UND DIE ENGELWELT

Frage Nr. 192: In Hiob 1,16 lesen wir: «Die Sohn Gottes kamen, um sich vor Jehova zu stellen; und auch Satan kam in ihrer Mitte.» Sind diese «Söhne Gottes2  als Engel anzusprechen, und wenn ja, was hat Satan in deren Mitte zu suchen?

Antwort: Allerdings sind «die Söhne Gottes» Engel im Dienste unseres Gottes. Daß Satan in ihrer Mitte erscheinen kann, hat seinen Grund darin, daß er noch in den himmlischen Örtern und noch nicht auf die Erde geworfen ist. Er übt immer noch sein trauriges Handwerk aus, indem er sich bemüht, die Pläne und Absichten Gottes zu durchkreuzen. Zu diesem Zweck stellt er sich in den himmlischen Thronsaal, wo die Fäden der göttlichen Weltregierung zusammenlaufen und wo er auch seine Anklagen vorbringt. (Vergl. Sach. 3, 1. 2.) Seine Tage sind allerdings gezählt, denn Gott hat den Tag festgelegt, an welchem der «Ankläger der Brüder» auf die Erde und nachher in den ewigen Feuersee geworfen wird. (Vergl.Offb.12,7—9; 20,10.)

Frage Nr. 193: Wer ist unter den «Söhnen Gottes» in 1.Mose 6,2—4 zu verstehen! Waren dies Engel?

Antwort: Gewiß waren dies Engel, welche «ihren ersten Zustand nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben»; es sind ohne Zwei­fel jene, von denen in Judas 6 und 2. Petr. 2, 4 die Rede ist, daß «sie mit Ketten der Finsternis für das Gericht aufbewahrt sind». Das Geschlecht Seths können sie nicht sein, denn dann wäre die Frage zu beantworten, warum dem von diesem Geschlecht nur die Familie Noahs gerettet wurde. Der Ausdruck «Söhne Gottes» kommt im Alten Testament nur in folgenden Stellen vor: 1. Mose 6, 2. 4; Hiob 1,6; 2,1; 38,7, wo ja, darüber ist kein Zweifel, Engel ge­meint sind. Satan erscheint in Hiob l und 2 allerdings mitten unter ihnen. Als «Fürst der Gewalt der Luft» und Haupt der «geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern» tut er dies heute noch (Eph. 2, 2; 6,12), da sein Urteil um der Ratschlüsse Gottes willen noch nicht vollstreckt ist. 

Es waren also in 1. Mose 6 solche Engel, welche, als Satan, der einstige glänzende Che­rub, in Überhebung fiel, bei seinem Fall mitgerissen wurden. Dadurch wurden sie Engel Satans, Diener der Finsternis. In Offb.12,4 ist uns dies symbolisch dargestellt. Solche Geister müssen es gewesen sein, welche in unerlaubter Begier nach Inkarnation (Verkörperung, Fleischwerdung), sich den Menschen näherten und mit ihnen ein außergewöhnliches Geschlecht — Riesen — er­zeugten. Das mit «Riesen?) übersetzte hebräische Wort(Nephilim) bedeutet genau "Gefallene». Der sündhafte Verkehr zwischen Menschen und Geistern nimmt übrigens auch in unseren Tagen überhand, Spiritismus und alte verwandten okkulten Dinge bilden die Brücke dazu, ein Greuel vor Gott. Die bösen G

eister nehmen von dem Hause, aus dem der Geist des Christus ausgetrieben worden ist, wieder Besitz und zwar in weit schlimmerer Art als zuvor (Matth. 12, 43—45). Die schrecklichen Gestalten der Endzeit, das Tier und der Antichrist (vergl. Offb. 13 u. a. St.), dürften vermutlich mit wirklichen Inkarnationen von Dämonenfürsten in Zusammenhang stehen.

Frage Nr. 194: Sind unter den «Söhnen Gottes» in Hiob 1,6 Engel zu ver­stehen?

Antwort: Ohne Frage, denn in Hiob 38,7 preisen sie mit den Morgensternen Jehova, den Schöpfer Himmels und der Erde.

Frage Nr. 195: Seit wann gibt es Engel?

Antwort: Seit 1. Mose 1,1; anders läßt es sich nicht denken. Die Engel sind erschaffene Wesen, die zusammen mit ihrem Wohnbereich ins Dasein ge­rufen worden sein müssen. Sie sind in dem Wort «die Himmel» "Inbegriffen, welches im Hebräischen in der Mehrzahl steht. Damit sind außer allem Zweifel einerseits die gesamte unermeßlich große Sternenwelt und anderseits eben das Heer der Engel gemeint, womit sich Gott mit dienstbaren Geistern umgeben hat (Hebr. 1). Der eigentliche Zeitpunkt wird mit dem einfachen Wort «im An­fang» zusammengefaßt, ohne daß nähere Angaben darüber gemacht werden. Solche erübrigen sich auch, da wir damit bereits in das Gebiet des für uns unerfaßlichen Unendlichen fauchen.

Frage Nr. 196: Hat jedes Kind Gottes einen Schutzengel oder nur die un­mündigen Kinder?

Antwort: Sicherlich stehen alle Kinder Gottes unter dem Schütze Gottes, wozu Er sich nach Hebr. 1, 14 der Engel bedient: «Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt um derer willen, welche die Seligkeit ererbten sollen». Und wenn wir aus Eph. 2, 2 und 6,12 wissen, daß wir von den bösen Geistern des Fürsten dieser Welt umgeben sind, kann es anders sein, als daß unser um uns so liebevoll besorgter Herr sich auch Seiner mächtigen Engel zu unserem Schütze bedient? Ohnehin sind doch der Gefahren aller Art ungleich viel mehr als wir ahnen, und wie viele Male wir ohne unser Wissen vor Schaden, Unglück, Schädigung bewahrt geblieben sind, weiß der Herr allein. 

Wie oft mögen da die helfenden Hände der Engel wirksam gewesen sein. Auch hören wir von verbürgten Fällen, wo Zeugen Gottes von Mordplänen um­geben waren, welche aber nicht ausgeführt werden konnten, weil die Mörder ihr Opfer von einem oder mehreren Schutzengeln begleitet sahen. (Vergl. auch 2. Kön. 6,14—17). Ohne Frage sorgt unser geliebter Herr in besonderen Ge­fahren auch für besonderen Schutz.
Dennoch ist ein wichtiger Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern festzuhalten. Die letzteren kennen den Begriff «Gefahr» nicht, können sie daher auch nicht ermessen, deshalb läßt Gott ihnen einen besonderen Schutz durch Engel angedeihen. Es kann ja immer wieder beobachtet werden, wie kleine Kinder in gefährlichen Umständen, die sie normalerweise zu Tode gebracht hätten, heil aus der Gefahr herauskamen. Mit zunehmendem Alter vermögen sie die Gefahr selbst zu erkennen und ihr auszuweichen; sie sind nun verantwortlich, weise und vorsichtig zu wandeln. Niemals kann Engelschutz eine Ver­anlassung sein, etwas zu tun, das als Gottversuchen anzusprechen wäre. (Vergl. Matth. 4, 5—7.) Auf Ihre Frage zurückkommend ist zu sagen, daß insoweit die Mündigkeit des Kindes beginnt, der dem Kinde verheißene besondere Engelschutz aufhört, jedes Gotteskind aber die Verheißung von Hebr.1. 14 zeitlebens genießt.

Frage Nr. 197: Wer Ist Luzifer? Wo lesen wir von ihm in der Heiligen Schrift?

Antwort: Luzifer, das bedeutet Leuchtender, Lichtfürst. Es ist der Name, mit dem man den Teufel in seiner Stellung vor seiner Auflehnung gegen Gott und seinem Fall bezeichnet. Denn das war er nach Hes.28,12—15, wo er «gesalbter Cherub, das Bild der Vollendung, voll von Weisheit und voll­kommen an Schönheit» genannt wird. Teufel, griechisch Diabolos (= Verleumder und Satan). Widersacher heißt er erst durch und seit seinem Fall.

Frage Nr.198: Ist es heute auch noch der Fall, daß die im Herrn Entschla­fenen von den Engeln ins Paradies getragen werden? [Luk.16,22.]

Antwort: Ich wüßte keinen biblischen Grund zu nennen, warum dieses dem Lazarus gewährte Vorrecht nicht auch anderen und damit den heutigen Gläubi­gen zuteil werden sollte, und hoffe, Sie werden doch wohl die hehre Be­gleitung durch die Engel ins Paradies nicht unangenehm empfinden? Sind nicht die Engel «ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Seligkeit ererben sollen»?

Frage Nr. 199: In einer Ankündigung eines religiösen Vortrages las Ich, daß über den «Erzengel Raphael» geredet werden sollte. Gibt es einen sol­chen! Welches sind die Namen der Erzengel?

Antwort: Gottes Wort kennt nur einen einzigen Erzengel; Michael, der nur an einer einzigen Stelle (Judas 9) angeführt) wird. Es ist derselbe, der in Dan.10,13.21 «Fürst Israels» genannt wird. Selbst Gabriel in Luk.1, der einzige Engel, der außer Michael mit Namen genannt ist, wird nicht als Erzengel tituliert. Wir haben somit kein Rächt, von mehreren Erzengeln zu reden. — Raphael kommt nur in dem apokryphischen Buch Tobias vor, allerdings dort Erzengel genannt. Was aber über ihn erzählt wird, ist nicht einmal geistlich, geschweige göttlichen Ursprungs zu nennen, sondern gehört, wie das ganze Buch Tobias, in den Bereich orientalischer Märchen und Fabeln. Die spätere jüdische Legende berichtet von sieben Erzengeln, deren Namen genannt werden, aber es ist eine Anlehnung an persische und babylonisch-assyrische Lehren nicht zu verkennen. Dagegen darf wohl nach Hes.28,14 angenommen werden, daß der Teufel, bekanntlich ein abgefallener Engel, einst ein glanz­voller Lichtfürst (Luzifer), ein Erzengel gewesen ist, der sich nach Jesaja 14 und Hes. 28 über und wider Gott erhoben hat.

Frage Nr. 200: Wenn wir Gläubige «Söhne Gottes» genannt werden, wer sind dann die Engel?

Antwort: Keine Frage, die Engel sind höhere Geschöpfe als wir, die Men­schen; Hiob nennt sogar die Engel «Sohn Gottes» (Kap. 38, 7). Dies mag Ihre Frage noch schwieriger gestalten. Wenn wir uns jedoch die Belehrungen der Heiligen Schrift zu eigen machen, dürfte die Beantwortung nicht allzu schwer sein. Durch das Erlösungswerk auf Golgatha sind wir Kinder Gottes, also «Söhne Gottes» geworden. In diesem Sinne stehen die Engel, trotzdem auch sie «Söhne Gottes» genannt werden, nicht in einem Kindes-Verhältnis zum Vater; sie bedurften keiner Erlösung. Kein Engel würde es wagen, vor Gott hinzutreten und Ihn als «himmlischer Vater» anzureden. Wir Erlöste aber besitzen den Heiligen Geist als «Geist Seines Sohnes», der da ruft «Abba Vater!» (Gal. 4, 6). So sind wir «nicht mehr Knecht, sondern Sohn; wenn aber Sohn, so auch Erbe durch Gott» (Gal. 4, 7). Könnte ein Engel solches sagen? Nein! Er ist wohl Diener, aber nicht Gottes Kind. («Söhne Gottes» zeigt wohl seine Machtstellung als Diener des Allerhöchsten, aber nicht seine Kindschaft.) Der Engel ist nicht Kind und nicht Erbe. Engel begehren ja in dieses wundersame Geheimnis hineinzuschauen (1. Petr. 1,12). Diese Stellen zeigen also klar und deutlich, in welch unendlich höhere Stellung das Kind Gottes gebracht ist, als die Engel.3

Frage Nr. 201: Was haben wir unter dem «Engel der Versammlung» zu verstehen (Offb.2 und 3)?

Antwort: Mit dieser Bezeichnung ist keine menschliche Einzelpersonlichkeit verstanden, kann es nicht sein, da ja die Sendschreiben jeweils ganz deutlich an die ganze Versammlung gerichtet sind. Alle sieben Briefe zusammen wurden in ein Buch geschrieben und mußten an alle Versammlungen gesandt werden (Vers 11). Es sind Ja alles Ermahnungen an die Gesamtheit, sogar für alle Gemeinden aller Zeiten, 'also auch an uns. Ein «Engel der Versammlung» ist vielmehr — um die Worte eines erfahrenen Bruders zu gebrauchen — der mystische Vertreter einer Versammlung, welche hier in ihrer Verantwortlichkeit gesehen wird, oder besser gesagt: die personifizierte Verantwortlichkeit in ihrer verwaltenden Aufgabe der Versamm­lung. 

Wir können also einfach sagen, das bildlich dargestellte, personifi­zierte, kollektive Gewissen der Gemeinde, an welches Ja die Ermahnungen in der Tat appellieren. «Engel» sind Wächter der Heiligkeit Gottes, denken wir nur an die Seraphime in Jes. 6, die ihr «Heilig, heilig, heilig!» ausrufen. Sollte nicht dieses Bewußtsein in bezug auf Heiligkeit in Lehre und Wandel in der Versammlung Gottes wieder lebendig werden? Müssen wir nicht mit Beschämung bekennen, daß wir in der Wachsamkeit und in dem Bewußtsein, daß sich dem Hause Gottes Heiligkeit geziemt, lau und trage geworden sind? Wie lax und oberflächlich wird die göttliche Zucht gehandhabt! Gott helfe uns, wieder wirkliche «Engel der Versammlung» zu werden!

Frage Nr. 202: Ich bitte um Erläuterung der Ausdrücke: Fürstentümer, Ge­walt, Kraft, Heerscharen (Eph.1,21); Fürstentümer und Gewalten (Eph.3,10; 6,12; Kol. 2,15); Herrschaft, Gewalt, Macht 
(1. Kor. 15, 24)?

Antwort; Mit diesen Ausdrücken wird gezeigt, daß es unter den Bewohnern der Himmelswelt große Rangunterschiede gibt, wie etwa bei uns beim Mili­tär oder beim Beamtentum. Da haben wir einen General und den einfachen Füsilier, aber beides sind Soldaten; wir haben einen Bundespräsidenten und einen einfachen Sekretär, aber beides sind Beamte. So sind unter den Engeln mannigfache Stellungen, Autoritäten usw., aber alle Diener Gottes. Ein Engel ist ein «Bote». Wenn wir nun in Rom. 8 von «Engeln» und «Fürstentümern» lesen, so sind unter beiden Benennungen Engel zu verstehen.

 Ein Fürstentum hat aber einen höheren Rang als ein gewöhnlicher Engel. Letzterer mag Bot­schaften ausrichten; ein «Fürstentum» wird höhere Berufungen haben. So wie ein General kaum einen Botengang machen wird, dafür hat er Soldaten; so hat auch ein Bundesrat andere Funktionen als ein gewöhnlicher Sekretär. Also ist auch die Himmelswelt voller «Ordnungen», «Herrschaften», «Kräfte» und «Ge­walten». Selbst der ehemalige Engelfürst, der wohl der Alleroberste der Engelsfürsten war, Satan, hat seine mannigfachen Titel bis heute trotz seines Falles behalten. Er wird der «Fürst der Gewalt der Luft», «Weltbeherrscher dieser Fin­sternis», «Gott dieser Weih» usw. genannt.

Frage Nr. 203: Wenn der Apostel Paulus sagt, daß sie der Welt, den Menschen und den Engeln ein Schauspiel geworden sind, sind damit gefallene Engel gemeint (1. Kor. 4, 9)?

Antwort; Nein, das waren keine gefallene Engel. Von Satan und seinem Heer wird nicht in solcher Weise gesprochen. Die Apostel waren der Wut, dem Spott und der Brutalität der Kinder dieser Welt preisgegeben — ein Schau­spiel für Menschen und Engel. Für die Korinther hatte dies ein ernster Mahnruf sein sollen, die gottfeindliche Welt zu fliehen und lieber die Schmach des Christus auf sich zu nehmen, um das Wohlgefallen Gottes und die Bewunderung der Engel auf ihrer Seite zu haben.

Frage Nr. 204: In welcher Verbindung stehen die beiden Verse in 1. Kor. 15,41 und Dan.12,3?

Antwort: Beide Stellen nehmen Bezug auf den Sternenhimmel, aber haben dennoch miteinander nichts zu tun; nur die Bildersprache hat den gleichen Gegenstand gewählt. In Daniel wird gesagt, daß die Gerechten, welche dem Herrn treu gedient hoben, d. h. viele zur Gerechtigkeit geführt haben, leuchten werden in des Herrn Königreich wie die Sterne des Himmels. In 1.Korinther hingegen wird mehr der Unterschied hervorgehoben, daß der Glanz der einzelnen Sterne sehr verschieden ist. Also wird es auch in der Auf­erstehung der Seligen sein. Damit wollte auch Paulus der Behauptung, daß es keine Auferstehung gebe, entgegentreten.

Frage Nr. 205: Welches sind die Charakterzuge der himmlischen Stadt ?

Antwort: Die Mitteilungen der Heiligen Schrift über die himmlische Stadt sind sehr spärlich, aber wenn wir genau nachforschen doch mehr, als wir denken. Wir wollen 24 markante Züge des Neuen Jerusalem aufzeichnen:
1. Ihr Ursprung ist göttlich und ihr Zustand darum heilig (Offb. 21,10).
2. Die Herrlichkeit Gottes ist in ihr (Rom. 5, 2).
3. Ihr Licht und ihr Glanz ist wie ein Jaspisstein und wie ein Sardis (Offb, 4, 3).
4. Den Jaspisstein finden wir auch in den Mauern der Stadt und ihren Grund­lagen (Offb. 21, 18.19), andeutend, daß die Herrlichkeit Gottes das Licht und das Fundament dieser Stadt ist.
5. Die Große und Stärke der Mauer erinnert an die Sicherheit, die wir dort gemessen und an der wir uns ewiglich erfreuen werden (Offb. 21, 12).
6. Sie hat zwölf Tore und an den Toren zwölf Engel (Offb. 21, 12). Die Tore waren stets auch die Gerichtsstätten. Doch nicht den Engeln ist die Ver­waltung der Erde anvertraut, sondern den Menschen (2. Kor. 6, 2), und die zwölf Apostel werden herrschen über Israel, darum sind die Namen der zwölf Stämme an die Tore geschrieben. Dorf stehen auch die Engel zum Dienste bereit, denn sie erheben sich nie über die Stellung des Gehorsams.
7. Die Namen der zwölf Apostel des Lammes finden wir auf den zwölf Grund­lagen der Stadt (Offb. 21, 14). Die Apostel nehmen in der Ekklesia einen besonderen Platz ein, sie stehen den Juden sehr nahe.
8. Die Stadt, die Tore und die Mauern haben Kubusform (sie zeigt die Fülle des Christus) und werden mit himmlischem Maß gemessen (Offb. 21,15—17). Um die 'irdische Stadt zu messen, genügte eine «leinene Schnur» (Hes. 40), hier aber ist es ein «goldenes Rohr», die göttliche Gerechtigkeit sym­bolisierend.
9. Merkwürdigerweise mißt die Mauer nur 144 Ellen. Es ist eines Menschen Maß wie auch eines Engels; also zwölf mal zwölf, wohl der Ausdruck der Vollkommenheit der Kirche in der Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, die sowohl der der Menschen wie auch der der Engel entspricht und ihnen eigen ist.
10. Die Mauer ist von Jaspis (Offb- 21,18) und das bedeutet, daß die göttliche Herrlichkeit unsere Sicherheit ist. Daß das Gold rein und durchsichtig ist, redet davon, daß unsere Stellung in Christus einst vollkommen geschaut werden wird.
11. Die Tore sind Perlen (Offb. 21, 21), was bedeutet, daß Christus die Seinen geliebt hat und den großen Preis für die Perle bezahlt hat (Matth. 13, 46).
12. Die goldene Straße der Stadt zeugt davon, daß die Pilgerreise hienieden beendet ist. Kein Stäublein heftet sich mehr an unsere Füße.
13. Ein Tempel ist nicht mehr in ihrer Mitte (Offb. 21, 22), denn Gott und das Lamm sind ihr Tempel.
14. Die Stadt bedarf keines geschaffenen Lichtes, denn die unerschaffene Herr­lichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Lampe ist das Lamm.
15. Die Nationen werden im Lichte dieses himmlischen Glanzes wandeln. Allerdings sollten wir schon heute das Licht der Welt sein — dort werden wir es sein in Vollkommenheit (Matth. 5, 14—16).
16. Die Könige der Nationen werden ihre Herrlichkeit zu ihr bringen. (Vergl. Offb. 21, 24—26 mit 3.8—9.)
17. Die Tore werden nicht geschlossen, das Symbol einer vollkommenen und ununterbrochenen Sicherheit und Ruhe, sowie eines glücklichen, immer­währenden Tages.
18. In die Wohnung absoluter Heiligkeit wird nichts Unreines hineingehen (Offb. 21, 27). Nur diejenigen, die im Buche des Lebens eingetragen sind, werden in die himmlische Stadt eingelassen.
19. Der Thron Gottes und des Lammes wird die Quelle des Lebens sein {Offb. 22,1). Die Gnade herrscht durch Gerechtigkeit ungehindert zu ewigem Leben.
20. Nicht nur der Strom des Lebens, der erfrischt und erfreut, sondern auch der Baum des Lebens, der ununterbrochen seine Früchte spendet, wird unser Teil sein.
21. Kein Fluch wird in dieser Stadt sein (Offb. 22, 3).
22. Der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein und die Knechte werden Ihm ununterbrochen dienen.
23. Wir werden Sein Angesicht schauen (Offb. 22,4). Das ist noch viel hoher und kostbarer als selbst Harfen, Kronen und weiße Kleider.
24. Wir werden herrschen in die Zeitalter der Zeitalter (Offb. 22, 5). Das geht also weit über das Tausendjährige Reich hinaus, und damit schließt die wunderbare Beschreibung der Kirche, wie sie dort am himmlischen Ziel geschaut wird.

Frage Nr. 206: Was haben wir unter den »vielen Wohnungen» in Joh.14,2 zu verstehen?

Antwort: Doch unzweifelhaft das himmlische Jerusalem, das In Offb. 21 be­schrieben ist, diese herrliche himmlische Stadt, mit goldenen, glashellen Straßen, die in göttlicher Herrlichkeit erstrahlt und in der alle Erlösten des Herrn Raum und Ruhe finden werden. Die Beschreibung erfolgt allerdings in symbolischer Sprache, die Angaben lassen große Herrlichkeit ahnen. Es Ist ohne Frage eine Anlehnung an den materiellen Tempel. Dort waren nur wenige Wohnungen und nur die Priester hatten Zutritt. Im himmlischen Tempel aber ist Raum in Fülle und Wohnung für alle. Welche Gnade! Christus hat uns dort eine Stätte bereitet. Bis dahin konnte der Himmel unmöglich ein Wohnort für Men­schen sein, darum weist kein Wort im Alten Testament darauf hin. Erst durch das Werk am Kreuz und die Rückkehr des Sohnes Gottes zum Vater, jetzt als verherrlichter Mensch, ist der Himmel uns zur Wohnung ge­worden. Bei Seiner Wiederkunft werden wir Ihm gleichgestaltet sein und für die himmlischen Wohnungen durch die Verwandlung unseres Leibes passend gemacht werden (I.Joh.3,2).

Frage Nr.207: Wir wissen, daß «ausheimisch vom Leibe» das «einheimisch sein beim Herrn» bedeutet. In was für einem Leib bzw. Umstand befinden sich denn unsere vorangegangenen Lieben?

Antwort: Eigentliche Angaben sind uns darüber nicht gegeben und sind auch nicht notwendig. Sowohl das «Paradies» als der «Hades» sind nicht örtliche Bezeichnungen, sondern Zwischen zustände zwischen dem leib­lichen Tod und der Auferstehung des Leibes. Der Leib des Erdenlebens muß nach 1. Kor. 15 verwesen, weil er wegen der Sünde dem Tode verfallen und untauglich für die Ewigkeit ist, und den neuen, unvergänglichen Leib, werden wir alle ohne Ausnahme erst anläßlich der Auferstehung erhalten, d. h. erst auf das Machtwort des Herrn hin. Somit können die abgeschiedenen unsterb­lichen Seelen zwar ihre Gestalt, den sog. Astralleib, aber keinen stofflichen Leib nach unseren Begriffen haben. Über das Dasein in diesem Zwischenzustand wissen wir nur, was der Herr in der Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus sagt, daß der Reiche in der Flamme des Hades Pein leide, während Lazarus dagegen im Schosse Abrahams, d.h. in der Seligkeit, ge­tröstet werde, ferner daß Paulus in Phil. l sagt, daß das Weilen beim Herrn «weit besser» sei. 

Daß sowohl die ewige Glückseligkeit als auch die ewige Pein schon mit dem Abscheiden aus diesem Erdenleben beginnen, davon gibt es reichlich Beispiele. Freilich ist es noch nicht die volle Herrlichkeit des Vaterhauses, die wir in diesem Zwischenzustand gemessen werden, sondern diese wird erst dann unser Teil sein, wenn wir von unserem hoch gelobten Herrn selbst in dem Ihm gleich gestalteten Herrlichkeitsleib dort eingeführt werden. Aber Ihn selber schauen und gemessen werden wir schon im Paradies, weil ja mit dem Hinfallen des sterblichen Leibes alle Schrankenhaftigkeit in Wegfall gekommen sein wird. Ebenso haben auch viele, die trotz wiederholter Warnung ihre Bekehrung aufgeschoben oder den Herrn ganz verschmäht haben, schon vor dem Tod die Pein der Hölle verspürt.

Frage Nr. 208: Ist es richtig, wenn man sagt: Wir dürfen einst die Herrlich­keit, die unser hochgelobter Herr beim Vater hatte, ehe die Welt war, mit Ihm im Vaterhaus teilen! Andere meinen, daß wir nur die Herrlichkeit mit dem Herrn feilen können, die Er als Menschensohn vom Vater hat. Gibt es denn zwei Herrlichkeiten?

Antwort: Ohne Zweifel wollte der Bruder mit dem Wort aus Joh.17,5 ein­fach die Herrlichkeit des Himmels und des göttlichen Wesens im Sinn von 1. Joh. 3, 2 andeuten: «Wir werden Ihm gleich sein, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist». Es wird gut sein, wenn wir mit unseren Ausdrücken nicht über das hinausgehen, was die Schrift selbst über unser himmlisches Dasein aussagt. Wir dürfen nie vergessen, daß wir, wenn von himmlischen Dingen die Rede ist, ein für uns unerschlossenes Gebiet betreten, von dessen unvorstellbarer Wirklichkeit uns durch die wenigen Aussprüche des Wortes Gottes nur vereinzelte kleine Bruchstücke gezeigt werden. Auch wollen wir diese stehen lassen wo sie sind, und sie nicht durcheinander mengen. In Joh. 17,5 bittet der Herr als abhängiger Mensch den Vater, Ihn nach dem vollbrachten Werk wieder mit der ewigen Herrlichkeit zu bekleiden, die Er als der eingeborene Sohn im Schosse des Vaters hatte, ehe Er in diese Welt gekommen war. Es handelt sich also um eine ganz persönliche Angelegenheit des Herrn, Vergessen wir nicht, daß, wenn wir auch der himmlischen Natur und der Vollkommenheit Gottes teilhaftig geworden sind, wir doch nicht das Wesen des allmächtigen Gottes oder des Eingebornen im Schosse des Vaters selbst haben können. Wenn der Herr uns auch Seine Brüder und Genossen nennt (Joh. 20, 17; Rom. 8, 29; Hebr.3,14), so bleibt Er dennoch höher als wir. Er wird der Erstgeborene unter vielen Brüdern sein (d. h. auch ihnen gegen­über die Herrlichkeit eines über sie Erhabenen tragen). 

Er wird von Golf ge­salbt sein, «mehr als Seine Genossen» (Psalm 45, 7), kurz, Er wird einen Vorrang haben, hoch über alles hinaus (Kol. 1,18). In Offb. 19, 12 trägt Er «einen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur Er selbst», eine Wesenheit (da in der göttlichen Ordnung der Name der Ausdruck des Wesens des Trägers ist), die selbst für alle Geschöpfe des Himmels unerreichbar bleibt. Der Gedanke des Mit-Ihm-teilens, (oder zutreffender «teilhaben mit Ihm», teilhaftig sein, mitgenießen; der Ausdruck «teilen» im Zusammenhang «mit Ihm» kommt in der Schrift gar nicht vor), wird im Worte Gottes nur auf das mit Ihm herrschen und auf Thronen sitzen bezogen (Offb. 5,10; 20, 4; 2. Tim. 2,12), auch hierin unter Wahrung Seines Vorrangs (siehe Offb. 5). Doch dürfen wir die gesamte himmlische Herrlichkeit nicht davon trennen, da sie ja doch eine große, heute noch unvorstellbare Gesamttatsache ist. Wenn nun auch meist von der himmlischen Herrlichkeit in der Einzahl als zusammengefaßter Begriff die Rede ist, so ist es doch ganz richtig und sachgemäß, von Herrlichkeiten in der Mehrzahl zu reden. 

Denn die himmlische Herrlichkeit ist doch nicht eine bloß einfache, uniforme Wirklichkeit, sondern eine vielfältige und mannigfaltige Fülle, welche wir in alle Ewigkeit nie völlig ergründen können. Wohl aber werden wir immerzu neue Seilen, also Herrlich­keiten, entdecken und anbetend bewundern. In manchen Stellen der Heiligen Schrift, auch wo das Brustschild des Hohenpriesters beschrieben wird (vergl. 2-Mose 24,10; Hohelied 5, 14; Hes.1,16;Dan.10,5—6; Offb.4,3; 21.11;18—21 u. a. m.), werden die Herrlichkeiten des Herrn unter den Symbolen verschie­denfarbiger Edelsteine dargestellt als ein Zeugnis ihrer Vielfältigkeit. Dazu wird jeder auch seine persönlichen Herrlichkeiten haben, wie denn auch hienieden ein jeder Christ vom ändern verschieden ist. So wird in 1.Kor, 15,41—42 auch unsre Auferstehungsherrlichkeit mit der Sternenwelt verglichen, wo ja auch jeder Stern seine besondere Herrlichkeit hat, d.h. alle in verschie­denem Licht, verschiedenfarbig und verschieden stark erglänzen und gar ver­schiedene Existenzformen aufweisen (Einzelsterne, Doppel- und Dreifachsterne usw.), obwohl sie unserem Auge alle gleichmäßig licht erscheinen. Es wird also eine große, wunderbare und mannigfaltige Harmonie von Herrlichkeiten sein. Ein Beispiel von persönlichen Herrlichkeiten gibt uns Hes. 28,13, wo Satan vor seinem Fall als Luzifer, als Engel des Lichts, beschrieben wird, und ihm in den Symbolen von neun Edelsteinen ebenso viele Herrlichkeiten zuge­schrieben werden.

Frage Nr. 209: Inwiefern ist das Jerusalem droben unsere Mutter (Gal. 4, 26)? Ist es identisch mit dem himmlischen Jerusalem?

Antwort: Gewiß, das Jerusalem droben ist ein und dasselbe, wie das himm­lische Jerusalem, was könnte es sonst sein? Es wird an dieser Stelle lediglich dem irdischen Jerusalem gegenübergestellt als Einzelbild in der Beweisführung dieses Briefes. Das Gesetz Moses bedeutet Knechtschaft, die Errettung durch Jesus Christus aber ist aus Gnaden, von Gott geschenkt. Die Befreiung von dem Gesetz und der Genuß der Verheißungen, welche dem Abrahams ge­geben wurden, beruhen auf Glauben und nicht auf Verdienst. Darum ist auch das irdische Jerusalem als unter Knechtschaft dargestellt. Wenn nun Jerusalem hier Mutter ihrer Kinder genannt wird, so ist dies nur eine bildliche Darstellung. Jerusalem, das der Mittelpunkt Palästinas ist, wie auch Thron und Wohnsitz Gottes unter Seinem Volk, wird in vielen Prophetenstellen als Symbol der Gesamtheit erwähnt. Es ist die Mutter des Volkes und die Bewohner werden ihre Kinder genannt. 

Dieser Sinn geht besonders klar aus Jes.49,14—23; 54,1; Klagelieder l, 20; Hes. 36,12—13 hervor, wo Zion - Jerusalem einerseits klagt über die Wegführung ihrer Bewohner, wo sie aber andererseits die Versicherung einer Überfülle von Einwohnern in der Segenszeit des Herrn erhält. So ist auch das himmlische Jerusalem in Offb. 21 eine Darstellung der Brautgemeinde als Gesamtheit in ihrer Herrlichkeit und Ruhestellung und die, die in sie ein­gehen, sind niemand anders als die Heiligen aller Haushaltungen und Zeiten bis zur Erscheinung des Herrn zur Aufrichtung des Reiches. Mit dem Bild von Mutter und Kindern will also die organische Zusammengehörigkeit der ein­zelnen Gläubigen mit der Gesamtheit der Haushaltungen ihrer Zeitepoche ausgedrückt werden. Auf uns Christen angewandt heißt es also, daß wir nicht mit dem Jerusalem auf Erden, welches unter Knechtschaft des Gesetzes steht, zusammenhängen, sondern daß wir mit dem himmlischen Jerusalem verbunden sind, für das es kein Gesetz mehr geben kann.

Frage Nr. 210: Wird es unserer Glückseligkeit im Himmel nicht Abbruch tun, wenn wir daran denken, daß manche unserer Lieben, die nicht errettet worden sind, sich in der ewigen Verdammnis befinden?

Antwort: Nimmermehr! Die Glückseligkeit im Himmel ist eine absolut voll­kommene und kann durch nichts mehr getrübt werden. Wir dürfen das Himm­lische und Ewige nicht mit menschlichem Maßstab messen. Ist dies doch heute schon in gewisser Hinsicht der Fall, wann z. B. Paulus an die Korinther schreibt: «Als Traurige, aber allezeit uns freuend» (2. Kor. 6, 10). Beachten wir vor allem, daß wir in der himmlischen Herrlichkeit mit den Gedanken und dem Tun unseres hochgelobten Herrn völlig eins sind und wir nicht andere Gedanken haben können, als Er. Wenn wir betrübt sind über die, welche verloren gehen, wie viel mehr wird es der Herr sein! Desgleichen werden wir ein vollkommenes Bewußtsein Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit haben, darum werden unsere Gefühle auch ganz anderer Art sein, als heute, in der Gnadenzeit, wo wir mit Recht seufzen und flehen um die Errettung der Seelen, Doch müssen wir, was die Zukunft betrifft, uns dessen bewußt sein, daß Sein «Weichet von Mir, Verfluchte, in das ewige Feuer» (Matth. 25,41) auch das unsrige sein wird. Wir sind es, die nach des Herrn Wort die Welt richten werden. Ihre Besorgnisse haben in der Herrlichkeit also keinen Raum mehr.

Frage Nr. 211: Werden wir im Himmel auch noch essen und trinken? Ein Bruder behauptet dies auf Grund von Matth. 26,29 und Offb. 2, 7.

Antwort: Der Bruder überträgt verstandesgemäß irdische Begriffe auf himm­lische Zustände, was doch niemals angeht. Alle Angaben über das Jenseits sind im Wort Gottes ja nur in symbolischen Bildern gegeben, weil wir Ja die Wirk­lichkeit gar nicht fassen könnten. Darum wollen wir uns mit dem Mitgeteilten anbetend genügen lassen und die symbolische Bedeutung der Bilder erfassen. In Offb. 2, 7 ist der «Baum des Lebens» niemand anders als Christus selbst als einzige, unerschöpfliche Quelle alles dessen, was wir im Himmel gemessen: Gemeinschaft, Heiligkeit, Gerechtigkeit, Reinheit, Freude, Frieden, Liebe usw. Das «Essen» bedeutet somit das Empfangen und Genießen all dieser Dinge. Auch im irdischen Paradies war der Baum des Lebens ein Symbol des Herrn Jesus Christus (als Dem, in welchem die Ratschlüsse Gottes mit dem Menschen in Erfüllung gehen sollten). Damals war ja allerdings das Essen ein materielles, der Natur des Menschen gemäß. 

Im Himmel aber haben wir nicht mehr Sym­bole, sondern die herrliche Wirklichkeit selber; somit handelt es sich dort auch nicht mehr um materielles Essen und Trinken, sondern um das himmlische Gegenbild, den Genuß alles dessen, was wir vom Herrn droben empfangen werden. Ganz abwegig ist die Bezugnahme auf den Herrn selbst (Matth. 26, 29). Denn erstens kann doch beim verherrlichten Herrn, dem ewigen Sohn Gottes, keine Rede mehr von Essen und Trinken sein! Zweitens beachte man die beiden Ausdrücke: «neu trinken» und «vom Gewächs des Weinstocks». Wenn im Wort Gottes das Wort «neu» gebraucht wird in Verbindung mit himmlischen Dingen und Gedanken im Gegensatz zu gewöhnlichen Irdischen, dann wird damit der grundsätzliche und wesentliche Unterschied den letzteren gegenüber betont. Somit zeigt auch dieses Wort an, daß der Herr an ein ganz anders geartetes Essen und Trinken im Königreiche des Vaters dachte, als es auf Erden war. 

Ferner, wenn der Herr vom «Gewächs des Weinstocks» und nicht einfach vom Wein redete, so gedachte Er der Verordnung für den Nasiräer in 4. Mose 6, wonach dieser weder Wein noch Trauben gemessen durfte. Wem ist im Wort Gottes das Symbol der Freude; der Nasiräer aber mußte sich streng der irdi­schen, unreinen Freuden enthalten. Nun, der Herr Jesus war Nasir (== Abge­sonderter, Geweihter) im wahren Sinn des Wortes, nicht in formeller Beziehung, . denn Er trank ja Wein (vergl. Matth. 11,19), sondern in vollkommener, moralischer Weise. Jetzt aber begann Sein Leidensweg, auf dem es keine Freude gab bis zur Vollendung desselben in der Auferstehung im neuen verherr­lichten Leibe. Damit war Er aber in einem neuen, veränderten Wesenszustand, in dem Er auf Erden, soweit die Bibel berichtet, nur ein einziges Mal gegessen hat, und auch da lediglich, um die Jünger von Seiner wirklichen leiblichen Auferstehung zu überzeugen (Luk. 24,41—43). Er konnte wohl essen, mußte es aber keineswegs; wir lesen zwar noch ein paar Mal von Ihm in Verbindung mit einer Mahlzeit, aber nicht, daß Er gegessen hätte (Luk. 24, 30; Joh.21,1—14).

 Aber auch diese vierzig Tage bedeuteten nur einen Zwischen­zustand; mit Seiner Rückkehr zum Vater hat für den Herrn jede Beziehung zu irdischen Umständen aufgehört, und dasselbe wird auch für uns der Fall sein. Materielles Essen und Trinken steht in enger Beziehung zum Blut» das dadurch genährt und erneuert wird. Aus Luk. 24,39 sehen wir aber, daß im verherr­lichten Leibe kein Blut mehr sein wird — nur Fleisch und Bein •—; denn jenes ist ja der Träger des irdischen vergänglichen Lebens, das im Tode enden mußte. Darum wird es im ewigen Zustande kein materielles Essen und Trinken mehr geben.

Frage Nr. 212: Werden wir im Himmel auch noch das Abendmahl feiern? Matth. 26, 29; Matth. 22, 2—14 und Offb.19,9 deuten darauf hin.

Antwort: Die Frage ist unbedingt zu verneinen. Das Abendmahl ist ein Gedächtnismahl und vom Herrn Seiner Gemeinde für die Zeit Seiner Abwesen­heit gegeben, damit sie Ihn nicht vergessen möchte. Die Stelle in Matth. 26, 29: «Ich sage euch, daß Ich von nun an nicht mehr von dem Gewächs des Wein­stocks trinken werde, bis an dem Tage, da ich es neu trinken werde, in dem Königreiche Meines Vaters»» redet nicht vom Himmel, sondern von des Vaters Königreich, das Er auf der Erde aufrichten wird, wenn Er Seinem Sohn den Thron Davids in Jerusalem geben wird, daß Er inmitten des wiederher­gestellten und wiedergeborenen Volkes Israel herrschen und regieren solle in Gerechtigkeit. Ein Königreich ist gebunden an diese Erde und an diese Schöpfung. Israels Hoffnungen sind mit ihr verbunden. Zudem gibt es im Himmel keine Weinstöcke, dort ist alles geistig und nicht mehr materiell. Im Tausend­jährigen Reiche aber wird der Herr als König und Messias in einer ganz neuen Weise mit Israel vom Gewächs des Weinstocks trinken. Der Fluch wird von der Schöpfung weggenommen sein. Ein erneuertes Volk wird Ihm dienen und huldigen. Die Hoffnung der Gemeinde (Kirche, Versammlung) ist aber nicht mit der Erde, sondern mit dem Himmel verbunden. 

Von dort erwarten wir den Bräutigam, und Er wird uns in die himmlischen, ewigen Segnungen einführen. Wir werden Ihn sehen und Seine Nägel- und Wundmale werden in Ewig­keit davon zeugen, um welch einen Preis Er uns erkauft hat. Andere «Zeichen Seines Todes» werden wir nicht mehr benötigen; wir haben Ihn selbst, und das genügt vollkommen. Das Gleichnis von der königlichen Hochzeit in Matth. 22,2—14 redet nicht vom Abendmahl der Gemeinde (Versammlung), sondern lehrt, daß jeder Mensch sich jetzt für Jesus entscheiden muß, um nicht verloren zu gehen. Von einer Gedächtnisfeier ist hier keine Spur zu sehen. Das gleiche gilt für das Hochzeitsmahl des Lammes in Offb. 19, 9. Wie wollen Sie die Worte: «Tut dies zu Meinem Gedächtnis!» mit dem Hochzeitsmahl in Verbindung bringen? Zudem wird dort nicht gegessen und ge­trunken wie beim Abendmahl; es sind geistliche Freuden ewiger Glück­seligkeit in der Gegenwart Jesu, nicht aber eine Gedächtnis- oder Erinne­rungsfeier an den abwesenden Herrn! Christus wird wiederkommen, und wir werden Ihn sehen — in der Zwischenzeit — und nur in dieser — damit wir Seiner nicht vergessen, feiern wir das Abendmahl. «So oft ihr von diesem Brote esset und von dem Kelche trinket, verkündiget ihr den Tod des Herrn, bis Er kommt» (1. Kor. 11. 26). Aus dieser Stelle geht klar hervor, daß das Abendmahl nicht für den Himmel bestimmt ist.

Frage Nr. 213: Man sagt öfters, daß die Brautgemeinde ihre Wohnstätte im Himmel habe, andererseits aber, daß die «Hülfe Gottes» bei den Menschen auf der Neuen Erde sein werde (Offb. 21.2—3). Wie ist dies zu vereinen? Werden die alttestamentlich auferweckten Heiligen, die doch mit der Erde verbunden waren, ihre Wohnstätte im Himmel oder auf der Neuen Erde haben?

Antwort: Es ist wohl zuerst festzustellen, daß in Offb. 21,1—6 auch von einem Neuen Himmel und nicht nur von einer Neuen Erde die Rede ist. Das Alte ist vergangen, alles ist neu geworden! So geht es also nicht an, den Neuen Himmel und die Neue Erde zu trennen. Die Frage: Sind die alttestamentlichen Gläubigen oder auch schließlich andere Erlöste im Neuen Himmel oder auf der Neuen Erde, wird dadurch gegenstandslos. Wer auf der Neuen Erde ist, ist auch im Neuen Himmel und umgekehrt. Alles Materielle hat aufgehört (2. Petr. 3,11—13). Auch finden wir jetzt weder Juden noch Heiden mehr. Der Unterschied, der das Tausendjährige Reich noch charakterisierte, hat für immer aufgehört. Gott rede) nur noch von «Menschen», aller­dings sind es erlöste, glückselige, verherrlichte Menschen. Diese sind um die «Hütte Gottes», welches die Brautgemeinde des Herrn ist, geschart.

 Sie bildet in Ewigkeit der Mittelpunkt aller Herrlichkeit. Damit wäre das «wo» Ihrer bei­den Fragen beantwortet. Das Wesentliche ist aber, daß Jetzt alle Gläubigen: sowohl die heute durch den Heiligen Geist gesammelte Brautgemeinde, als die mit ihr entrückten alttestamentlichen Heiligen, auch die für das Tausend­jährige Reich auferweckten Märtyrer der großen Drangsalszeit und schließlich die Heiligen des Tausendjährigen Reiches alle, nun in einer nie mehr getrübten Freude und Wonne bei Christus sein werden. Alle Erlösten werden Bewohner des Neuen Himmels und der Neuen Erde sein. Über das weitere «Wie und was» gibt uns die Heilige Schrift keine Auskunft. Der ewige Zustand kann eben nicht von dem Zeitlichen verstanden werden; nicht kann das Diesseits das Jenseits erfassen. Einen einzigen Fingerzeig mag uns die bekannte Stelle in l. Job. 3, 2 geben; «Wir wissen ... daß wir Ihm gleich sein werden, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist». So wollen wir uns mit dem begnügen, was Gott uns geoffenbart hat, alles Weitergehen führt zur Unsicherheit und zu Ungereimtheiten. Es gilt auch hier:
Kein Mensch dies Wunder fassen kann, / Kein Engel kann's verstehen, /
Der Glaube schaut's und betet an, / Bewundert, was geschehen.

Frage Nr. 214: Geben Sie mir bitte eine Deutung von den Worten: «Deshalb beeifern wir uns auch, ob einheimisch oder ausheimisch. Ihm wohlgefällig zu sein. Denn wir müssen alle geoffenbart werden vor dem Richterstuhl des Chri­stus» [2. Kor. f, 9.10). Inwiefern können wir Ihm «ausheimisch» wohlgefallen?

Antwort: Wenn wir die Verse im Zusammenhang lesen, finden wir, daß es das Anliegen des Gläubigen sein soll, seinen Wandel im Blick auf den Richterstuhl des Christus einzurichten. Dann werden wir uns beeifern, «einheimisch», also noch in unserem Leibe, Gott wohlgefällig zu wandeln; sind wir «ausheimisch», also in Christus entschlafen, so wird am Richterstuhl des Christus offenbar werden, ob wir vor Seinem Angesicht «'Ihm wohlgefällig» sind. Können wir, ohne uns zu fürchten, an dieses Offenbarwerden denken?

Frage Nr. 215: «Des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen», sagt der Herr von der Ecclesia. Was ist unter den «Pforten des Hades» zu verstehen?

Antwort: Der Hades ist der Zwischenzustand zwischen dem Tode und der Auferweckung. Im Hades sind sowohl die Seligen als die Unseligen, aber durch eine liefe Kluft getrennt (Luk.16,26). Bei des Herrn Wiederkunft werden die Leiber auferweckt werden und mit einem Herrlichkeitsleib bekleidet, um darin ewiglich vor Gottes Vaterangesicht stehen zu können. Christus hat des Hades Pforten überwunden und wir mit Ihm.

Frage Nr. 216: Was ist der Sinn der Worte: «Damit Gott alles in allem sei» (1. Kor. 15, 28)?

Antwort: Christus war hienieden, um den göttlichen Auftrag auszuführen, alle Dinge wieder herzustellen, die durch die Sünde verdorben waren: Mensch und Schöpfung. Alle Feinde sollten unter Seine Füße gelegt und auch der Tod weggetan werden. Nachdem dies alles geschehen und jede feindliche Herrschaft, Gewalt und Macht weggetan sein wird, übergibt Er das Königreich Seinem Gott und Vater. Alle, die vor Ihm eine Verwaltung von Gott empfingen, haben versagt; Christus war treu in allem. So hat Gott Ihm auch alles unter­worfen. Nun aber unterwirft auch der Sohn sich Gott, selbstverständlich nicht in dem Sinne, daß Er aufhören würde, Sohn zu sein, aber wie Er, ruhen dann auch wir ewiglich in der unendlichen Liebe Gottes, und so wird Gott ewiglich alles in altem sein.

Frage Nr. 217: Ist der Hades eine Örtlichkeit? (Offb.20,13)

Antwort: Hades bedeutet das Unwahrnehmbare. Es kommt nie in der Mehr­zahl vor und hat keine örtlich bestimmte Lage. Des Herrn Seele war im Hades. Sein Geist in den Händen des Vaters. Seele und Geist können hier nicht als zwei Dinge betrachtet werden. Das "lch-habe-Lust-abzuscheiden» entspricht dem einen und dem anderen. Paulus scheide! ab und ist bei Christus und doch sicherlich auch im Hades. Jesus und der Schacher sind im Hades und zugleich im Paradies. Tod ist der Zustand, der sich auf den Leib bezieht, den die Seele verlassen hat. Wie «Tod» auf den Leib Bezug hat, so «Hades» auf die Seele, die von ihrer Behausung, dem Leib, getrennt ist. Und weil der Leib gewöhnlich ins Grab gelegt wird, 'ist von «gelegt werden» und «hinabfahren in» den Scheol, den Hades, die Rede. So auch bei denen, welche die Erde verschlang. Dathan und Abiram: «Wenn aber Jehova ein Neues schafft... und sie lebendig in den Scheol hinabfahren» (4. Mose 16,30).

 Die Leiber wurden von der Erde als ihrem Grab verschlungen, und die Seele entwich in den Zustand des Un­bekleidetseins. In Offb. 6, 8 zieht der Tod als Person gedacht durch die Lande, «und der Hades folgt ihm'». Die Menschen werden durch das Schwert, durch Hunger, Pestilenz und wilde Tiere dahingerafft, ihre Leiber werden zu Leich­namen! Alle, die dort umkommen, sind nun leiblos, und der Seele nach in den Bereich der Unwahrnehmbarkeit übergegangen. So gehen beide, Tod und Hades, als zwei gegenseitig sich ergänzende Heerzüge durch das Land. Jes. 14,15 erklärt die Vergänglichkeit, Scheol oder Hades als umgrenzte Örtlichkeit zu betrachten. Die Verbindung mit Grube oder Grab, in die der Leib kommt, gibt Anlas dazu. Auch Jakob ruft klagend aus: «Denn leid­tragend werde ich zu meinem Sohn hinabfahren 'in den Scheol!» (1.Mose 37,35). Tod, dieser Zustand ist der letzte Feind, der hinweggetan wird. Der nebenher laufende Zustand Hades wird damit auch hinweggetan und hört fürderhin auf zu existieren. Der Herr, «der tot war und lebendig ist», hat die Gewalt, diese Zustände aufzuheben, aus ihnen herauszuführen. Nachdem Satan in den Feuersee geworfen ist, säumt der Herr nicht, die Letzten, die sich noch im Hades befinden, herauszurufen und diese Zustände endgültig aufzuheben. «Und der Tod und der Hades geben die Toten, die in ihnen waren» und hören also damit auf zu existieren. «Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen» (Offb. 20, 14).

Frage Nr. 218: Was ist der Unterschied zwischen Tod und Hades, wovon der Herr die Schlüssel hat? (Offb. 1,18; 20,13).

Antwort: Die Schlüssel sind in der Heiligen Schrift, auch von alters her im Gebrauch der Menschen, das Symbol 
der Macht. Hier ist es die Macht über den Tod, die Macht, gestorbene Menschen zum Leben zurückzurufen. Diese Macht besitzt unser Herr, weil Er von Ewigkeit her das Leben ist und außerdem durch Seinen eigenen Tod und Auferstehung dieselbe auch noch erworben hat. Diese Auferweckung erstreckt sich nun einerseits auf die Auferstehung der in­zwischen in Verwesung aufgelösten Leiber der Verstorbenen und schließt andererseits auch die Wiedervereinigung mit ihren unsterblichen Seelen in sich. Der Tod bezeichnet hier die Gesamtheit der Leiber aller Verstorbenen, mögen sie nun in den Gräbern oder in der Meerestiefe (darum wird in Kapitel 20 auch das Meer erwähnt) ruhen, verbrannt oder einbalsamiert worden sein; sie alle werden in einem Ewigkeitsleib auf den Ruf des Herrn vor Ihm erscheinen müssen. Der «Hades» ist der Aufenthaltsort, oder besser gesagt, der Zwi­schenzustand der unsterblichen Seelen bis zu ihrer Wiedervereinigung mit ihren neuen, ewig bestehenden Leibern. Von diesem Zwischenzustand wissen wir nur, daß die Seligen bereits die Ruhe des Herrn gemessen; sie sind im Paradiese und schauen Sein Angesicht, wahrend die Unseligen, die Verdamm­ten, die das Heil in Christus nicht angenommen haben, schon gleichsam in einer Vorqual sich befinden und den Geruch des zweiten, ewigen Todes (Gerichtes) verspüren.

Frage Nr. 219: Was muß ich mir unter dem dritten Himmel vorstellen?

Antwort: Das wird Ihnen niemand sagen können. Paulus war in den dritten Himmel entrückt, aber er sagt nicht, daß er etwas gesehen hätte, sondern nur, daß er «unaussprechliche Worte hörte, welche der Mensch nicht sagen darf» (2. Kor. 12, 2—4). Immerhin haben wir unter dem dritten Himmel die Wohnung Gottes zu verstehen. Wir erkennen dies aus der Stiftshütte, die ein «Abbild der himmlischen Dinge ist» (Hebr. 9, 23), wo wir den Vorhof finden, dann das Heiligtum und zum dritten das Allerheiligste, wo Gott zwischen den Cherubinen thronte. Darüber dürfen wir nachsinnen, aber im Diesseits werden wir das Jenseits nicht erfassen, noch verstehen können; nicht kann das Zeitliche das Ewige ergründen oder sich eine Vorstellung davon machen. Vor diesen Dingen können wir lediglich den Hut abnehmen, und Den preisen, der im Allerheiligsten wohnt!

Frage Nr. 220: Würden Sie mir etwas über den ewigen Zustand sagen?

1. Antwort: Darüber lesen wir im göttlichen Wort nicht viel. Wie könnte auch das Zeitliche das Ewige erfassen, wie das Vergängliche das Unvergängliche ergründen? In Offb.21,1 lesen wir: «Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr». Gott wird alles neu machen. Die durch die Sünde des Menschen verderbte Erde wird im Brand mit gewaltigem Geräusch aufgelöst werden, desgleichen die Himmel, zu denen Satan mit seinen gefallenen Engeln Jetzt noch Zutritt hat. Nachdem diese auf die Erde geworfen sein wer­den, enden sie schließlich im Feuersee. Auch das Meer wird nicht mehr sein, wohl deshalb, weil es ein Bild der unruhigen Völkerscharen ist. Die Heilige Stadt, das neue Jerusalem — die himmlische Braut des Heilands — wird mit ihrem Schmuck angetan vom Himmel herniederkommen, um die Hütte oder das Zelt Gottes bei den Menschen zu sein.

 Das will sagen: Sie wird der Mittel­punkt der erlösten, verherrlichten Familie Gottes sein. Die Gläubigen aus dem Tausendjährigen Reiche, und zwar sowohl die Juden als auch die Gläubigen aus den Nationen, werden auf diese neue Erde hinübergenommen werden. Wie dies geschehen wird, wird uns im Worte Gottes nicht mitgeteilt. Der Vorgang mag ähnlich sein wie bei der Entrückung der Brautgemeinde. Im ewigen Zu­stand werden die Juden nicht mehr Juden und die Nationen nicht mehr Na­tionen sein; jeder völkische Unterschied wird aufhören. Gott nennt die Bewohner der neuen Erde einfach «Menschen»; allerdings sind es verherrlichte Menschen, denn andere wird es ja keine mehr geben. Die Brautgemeinde aber bildet den Mittelpunkt in den herrlichen Segnungen des himmlischen Vaterhauses. Sie wird es bleiben in Ewigkeit. Gleichwie in einer Familie nicht alle den gleichen Platz einnehmen, aber ein jedes an seinem Platze glücklich ist, wird auch im Him­mel eine ungeteilte, ewige Glückseligkeit und Freude aller sein. Gott wird alle Tränen abwischen aus den Augen der Seinen. Trauer, Leid und Schmerz wird nicht mehr sein. Alles Alte ist vergangen, alles ist neu geworden. Damit setzt Gott dem Werke des Christus eine ewig strahlende Krone auf! Er ist Sieger geblieben in allem; Gott sei gepriesen in Ewigkeit!
2. Antwort: Darüber sagt Gottes Wort sehr wenig. Wie könnte auch das Zeit­liche das Ewige erfassen, wie das Diesseits das Jenseits verstehen und ergrün­den? Unmöglich! Begnügen wir uns mit den kurzen Mitteilungen! Der Seher kündet: «Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde» (Offb.21, 1). Die «für ihren Mann geschmückte Braut» steigt hernieder auf diese Neuschöpfung, die Neue Erde; sie ist die Wohnung Gottes. Weder die Nationen noch Israel werden einen solch bevorzugten Platz einnehmen können. Sie können nicht «die Hütte Gottes bei den Menschen» sein. «Und das Meer ist nicht mehr.» Heute ist das Meer für die Schöpfung unentbehrlich, dann aber wird es nicht mehr notwendig sein; Gott selbst inmitten Seiner Neu­schöpfung wohnend, wird unser Leben, unsere Ruhe und Freude sein. «Und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.» Welch rührende Liebe Gottes! Heute noch wohnen wir im Tränental, aber bald kommt die Zeit, da keine Träne mehr fließen wird. Gepriesen sei der Herr, der selbst unsere Tränen trocknen wird! Kummer, Leid, Tränen, Trauer und Tod werden nicht mehr sein. Alles, alles wird neu sein! Gepriesen» sei unser Gott, der uns ein so herrliches Ziel vor Augen stellt!

Frage Nr. 221: Welches Königreich ist in 1. Kor. 15, 24 gemeint, das der Herr dem Gott und Vater übergibt?

Antwort: Obige Stelle will besagen, daß alle Ratschlüsse Gottes in bezug auf diese Erde und die Schöpfung, welche Gott Seinem Sohn zur Ausführung aufgetragen hat, durchgeführt sind. Der Herr kehrt gleichsam zum Vater zu­rück, sagend: «Alles was Du mir aufgetragen hast, habe ich ausgeführt»; Ihm damit alle Herrschaft zurückgebend. Gott, der dreieinige, wird dann alles in allem sein.

Frage Nr. 222: Welche Auffassung hatten die gesetzestreuen Juden von der Seele nach dem Tode?

Antwort: Das Alte Testament redet wenig vom Zustand nach dem Tode, was wohl die Sadduzäer, allerdings sehr zu Unrecht, dahin leitete, die Auferstehung überhaupt zu leugnen. Wie töricht! Wenn David singt: «Ich will Deinen Namen preisen immer und ewiglich!», so redet das von einer Glückseligkeit in Ewigkeit. Wie töricht waren also die Sadduzäer! Was sie leitete, war krasser Unglaube, zu dem das Alte Testament keinerlei Veranlassung bot. Allerdings redet das Alte Testament nicht von den goldenen Gassen des himmlischen Jerusalems, nicht von den Sängern am gläsernen Meer, nichts von den Kronen, die die Ältesten niederwerfen, um das Lamm zu preisen, und nichts von der geschmückten Braut, die vom Himmel herniederkommt. Aber daß der Selige «in Abrahams Schoß» glücklich sein würde, das wußte auch der Gläubige des Alten Bundes.

Frage Nr. 223: Bitte um Aufklärung über die Stelle in 1. Petr. 3, 19: «In wel­chem Er auch hinging und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind.»

Antwort: Ich weiß wohl, daß Kirchenväter wie Atanasius, Cirillo, Clemens usw. glauben, daß der Herr Jesus zu den Toten im Grabe gegangen sei, um ihnen die herrliche und frohe Botschaft Seines Werkes am Kreuze zu verkün­digen und jenen somit die Möglichkeit zu geben, gerettet zu werden. So hat auch die heutige Christenheit vielfach diese Lehre übernommen. Damit ist aber diese Auslegung nicht erwiesen. Wir müssen sie vielmehr aufs entschiedenste ablehnen und zwar aus folgenden Gründen: Die Verse 18—22 sind im Zusammenhang zu lesen. Christus, der Gerechte, hat ein für allemal für die Ungerechten gelitten. Er wurde gekreuzigt, starb und wurde begraben; aber der Geist Gottes war es, der Ihn lebendig machte. Die Worte «in welchem» beziehen sich also auf den Heiligen Geist, desgleichen «Er ging hin». Der «Geist des Christus» ging seinerzeit hin und predigte den Zeitgenossen Noahs. Noah war das Werkzeug, um die Menschen vor dem kom­menden Gericht zu warnen.

So ist es auch heute. Christus redet nicht persönlich zu den Menschen, sondern durch den Heiligen Geist. Er redet zu ihnen zu ihren Lebzeiten. Aber die Zeitgenossen Noahs verachteten die Botschaft Gottes, darum verfielen sie dem Gericht und sind nun im Gefängnis; aber keiner ist dort, der nicht zuvor die Gnadenbotschaft gehört hätte. Was geschieht nun mit den Menschen, die heute Gottes Gnadenbotschaft verwerfen? Ihr Teil wird das gleiche sein, wie das der Zeitgenossen Noahs: das Gefängnis, der Hades. «Nach dem Tode ist das Gericht», sagt Gottes Wort; also keine Gelegenheit mehr, gerettet zu werden. Das erfragte Wort ist also nicht anders zu verstehen als: «Der Geist des Christus in Noah predigte den Menschen (leider umsonst), und darum sind ihre Geister heute in Finsternis gebunden im Hades (Gefängnis). Gibt es eine Bibelstelle, die besagt, wie und wo und wann diese Geister wieder aus dem Gefängnis herauskommen werden? Ich wüßte keine. Es ist eben nicht zu leugnen: der Unglaube verfällt dem Gericht.

Frage Nr. 224: Ich hätte gerne eine Erklärung über 1.Petr.4,6: «Denn dazu ist auch den Toten gute Botschaft verkündigt worden, daß sie gerichtet werden möchten dem Menschen gemäß nach dem Fleische, aber leben möchten Gott gemäß nach dem Geiste.»

Antwort: Diese Worte sind eine Bestätigung dessen, was schon Hiob ausge­sprochen hat, nämlich daß die «gute Botschaft» sowohl den auf Erden Leben­den, als auch denen, die schon gestorben sind (den Toten) zu ihren Leb­zeiten in irgendeiner Weise verkündigt worden ist. Solches tut nämlich Gott zwei- oder dreimal, um das Leben des Menschen abzuwenden vom ewigen Verderben (Hiob 33, 29. 30). Aus diesen Versen eine sogenannte «Höl­lenfahrt des Christus» herauszukonstruieren, ist unsinnig. Professor Beck schreibt in seinem «Biblischen Wörterbuch» unter dem Artikel «Höllenfahrt»: «In den Evangelien wird von einer Höllenfahrt nichts gefunden. Warum sollte auch dergleichen geschehen sein? 'Die Unseligen davon zu überzeugen, daß Christus das Erlösungswerk hinausgeführt, und daß sie ewig im Kerker verharren müßten, wären vergebliche Anstalten ... Christus hat den Menschen gepredigt durch Seinen Geist, welcher von Ewigkeit ist, nach Seiner göttlichen Natur, und zwar nicht im Gefängnis, sondern den Geistern, die damals, als Petrus schrieb, im Gefängnis waren, aber zu Zeiten Noahs nicht glauben wollten. Überdies war es eine Bußpredigt, aber eine solche findet in der Holte keinen Platz.» Satan, der Vater der Lüge, der große Menschenmörder, will die Menschen glauben machen, daß es nach dem Tode noch eine Evangeliumspredigt gäbe und damit noch eine Möglichkeit, im Jenseits sich bekehren zu können, Gottes Wort weiß aber nichts davon.

Frage Nr. 225: Werden wir uns im Himmel erkennen?

Antwort: Sicherlich! Wir kennen uns doch hienieden — werden wir im Himmel weniger intelligent sein? Ja, wir werden sogar Abraham, Isaak und Jakob erkennen, die wir hienieden nie gesehen haben. Allerdings wird es kein Wiedersehen sein, so wie das hier auf Erden der Fall ist. Als «Söhne der Auferstehung» besitzen wir verherrlichte Leiber, dem Leibe der Herrlichkeit des Herrn gleich. Das Stoffliche ist hinweggetan. Die Neuen Leiber sind un-
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sterblich und damit auch unverweslich, geistlich und himmlisch. Nichts erinnert mehr an den vergänglichen irdischen Zustand. Sollten wir nicht fröhlich sein und jubeln, daß es also ist?

Frage Nr. 226: Bitte schreiben Sie etwas über den Seelenschlaf.

Antwort: Über den Seelenschlaf kann ich nichts schreiben, weil die Heilige Schrift keinen solchen kennt. Ich will Ihnen aber einige Hinweise geben, die Ihnen dartun, wie verwerflich solche Lehre ist. Schon einer der ältesten Kirchen­väter, Tertullian, (um 160—220 n.Chr.) schrieb: «Was ist unser Zustand in der Zeit zwischen dem Tode und dem Kommen des Herrn? Werden wir schlafen? Nein! Die Seele kann nicht schlafen; der Schlaf gehört nur dem Körper.» Auch der Reformator Calvin kämpfte gegen diese ketzerische Lehre des Seelenschlafs. In unseren Tagen sind es hauptsächlich die Sabbatisten, welche diesen Irrtum lehren. Wohl gebraucht das Wort den Ausdruck «entschlafen», aber das hat nichts mit Seelenschlaf zu tun, es bedeutet einfach «sterben». Daß Stephanus ent­schlief, will nicht sagen, daß er, menschlich gesprochen, schlief, sondern ein­fach, daß er starb. Gott wird «die in Jesu Entschlafenen mit Ihm bringen», das sind die «Toten in Christus», deren Leiber heute in der Erde ruhen (1. Thess. 4,14). «Etliche sind entschlafen» (1. Kor. 1S, 6), d.h. sie sind gestorben.

 Das Sterben des Lazarus liefert uns einen klaren Beweis (Joh.11). Der Herr sagt: «Lazarus schläft». Die Jünger meinten, er rede vom Schlaf des Leibes, und der Herr ergänzt: «Lazarus ist gestorben». Der Schlaf bezeichnet also den Tod. Entschlafen und Sterben sind für den Christen gleichbedeutende Begriffe; der Schlaf der Seele ist weiter nichts .als eine Erfindung Satans. Nach den Worten des Herrn ist die Seele des Lazarus getröstet (nicht einge­schlafen), und die Seele des reichen Mannes leidet Qual (auch nicht ein­geschlafen). (Luk.16.) Der Schacher ging ins Paradies, bestimmt nicht, um dort zu schlafen. Paulus, in den dritten Himmel entrückt, redet wohl von unaussprechlichen Worten, die er hörte; von Myriaden schlafender Seelen hat er nichts gesehen! Johannes schreibt in der Offenbarung von Seelen unter dem Altar; sie schlafen nicht, sondern rufen laut um Rache und um Gericht (Kap. 6, 9—10). Moses wurde von Gott selbst auf dem Berge beerdigt, wie kann er auf dem Berge der Verklärung den Jüngern sichtbar erscheinen, wenn er ge­schlafen hat? Nun, was wünschen Sie, in Todesschlaf zu verfallen während zweitausend Jahren und mehr, oder die Gemeinschaft des Herrn zu gemessen? Diese Frage stellen heißt sie beantworten. Auch sagt Paulus: «Bei Christus zu sein ist weit besser!» Nach den Seelenschlaf-Theoretikern hätte er sagen müssen: «Tröstet euch, bald ist alles Leid überwunden, dann werdet ihr — es ist weit besser — schlafen, schlafen, hundert Jahre, tausend Jahre, noch länger, immer schlafen, schlafen, schlafen! Arme, gottferne Schlaf-Theorie!

Frage Nr. 227: Wir lesen in 4.Mose16,33, daß die Rotte Korahs «lebendig In die Hölle hinunterfuhr». Nun wurde mir gesagt, daß heute noch niemand In der Hölle sei. Wie muß Ich mir das erklären?

Antwort: Wir müssen immer wieder auf eine exakte Wiedergabe des Ur­textes hinweisen; diese lautet: «Sie fuhren, sie und alles, was ihnen gehörte, lebendig in den S c h e o l hinab». Der Scheol ist aber nicht die Hölle, sondern der Zwischenzustand, in dem sich alle Abgeschiedenen, gläubig und ungläubig, wenn auch getrennt, befinden. Der reiche Mann und der arme Lazarus waren beide im Scheol oder Hades, wie wir in Luk-16 lesen, aber der eine war in der Pein (nicht Hölle) und der andere in Abrahams Schoß, d. h. in der Glück­seligkeit. Alle in Christus Entschlafenen sind im Paradies, also ;n dem an an­deren Stellen mit Scheol und Hades bezeichneten Zwischenzustand, und die Ungläubigen sind in der Pein. Die Holte (Gehenna) ist der Feuersee, in welchen alle Ungläubigen am Tage des Gerichts geworfen werden, der zweite Tod. Die Seligen aber gehen schon bei des Herrn Wiederkunft ein in die Herrlich­keit des Vaterhauses.

e) DIE GERICHTE

Frage Nr. 228: Was muß ich unter den Sternen, der Sonne und dem Monde und den «Kräften des Himmels», die «erschüttert» werden (Matth. 24, 29], ver­stehen ?

Antwort: Sonne, Mond und Sterne sind in der Heiligen Schrift stets Bilder von Machten und Gewalten. Die Sonne ist die oberste Gewalt, die Gott den Menschen anvertraut hat. Der Mond ist eine untergeordnete, von der Sonne abhängige Macht. Der Mond hat kein Licht in sich selbst; er kann nur das wiedergeben, was er empfängt. Wir denken an Israel, an Nebukadnezar usw. Die Sterne. Alle Mächte dieser Welt finden immer wieder ihre Nach­folger und Nachahmer. Aber in ihrer Unabhängigkeit und Loslösung von Gott, der Quelle des Lichtes, sind alle Autoritäten, die berufen waren. Licht zu ver­breiten, in Finsternis gehüllt. 

Was Wunders, wenn nun alles erschüttert wird, die Sonne schwarz wird wie ein härener Sack, und der Mond wie Blut, und die Sterne wie vom Feigenbaum geschüttelte Feigen zur Erde fallen? «Die Kräfte des Himmels», die für die Ewigkeit gegründet schie­nen, werden ebenfalls erschüttert. Im sechsten Siegel der Offenbarung lesen wir, daß »der Himmel entwich wie ein Buch, das aufgerollt wird». Der zürnende Gott, der so lange in Gnade und Erbarmen den Menschen gesucht, aber von ihm verworfen wurde, verwirft die, welche Ihn nicht begehrten und sich von Ihm .losgesagt haben. «Sie werden zu den Bergen und den Felsen sagen: Fallet auf uns und verberget uns vor dem Angesicht Dessen, der auf dem Throne sitzt und vor dem Zorne des Lammes; denn gekommen ist der große Tag Seines Zornes, und wer vermag zu bestehen?» (Offb. 6,16.17).

Frage Nr. 229: Was bedeutet der Ausdruck: «an jenem Tage» in Jes.24,21 und anderen Stellen; was die Worte: «Jehova wird heimsuchen die Heerschar der Höhe in der Höhe» im gleichen Vers?

Antwort: Sicherlich ist «Jener Tag» identisch mit dem «Tag des Herrn» — der allgemeine Tag des Gerichts 
(2.Thess. 2, 2 und andere Stellen). «Die Heerschar der Höhe in der Höhe» ist eine Anspielung auf die «geist­lichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern» (Eph. 6,12); sie werden mit Satan auf die Erde geworfen werden, da nach der Entrückung der Kirche für sie kein Platz mehr sein wird in dem Himmel (Offb, 12,7—9). In dieser Zeit wird auch der Antichrist offenbar sein. Man denke sich den furchtbaren Schrecken: Satan mit seinem Heer und auch der Antichrist wütend auf der Erde! Nicht umsonst wird dieser Tag "der große und furchtbare» genannt (Vergl. Mal. 4, 5). «Der Tag des Herrn» findet seinen Abschluß mit «dem Ver­gehen der Himmel mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brand werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden» (2. Petr, 3,10).

Frage Nr. 231: Ist das Gericht, von dem wir in Mafth.24,29—51 lesen, be­reits in Erfüllung gegangen? Wenn nicht, wann ist dasselbe zu erwarten?

Antwort: Dieses Gericht wird stattfinden, wenn der Herr Jesus, der Sohn des Menschen, in Herrlichkeit kommen wird, um Seine Herrscherrechte als König und Messias anzutreten. Das wird also vor der Aufrichtung des Tausend­jährigen Reiches sein. Die Brautgemeinde wird dann bereits in der Herrlichkeit sein, sie wird den Herrn begleiten. Das Gericht kommt über die dann lebenden Menschen, sowohl über die gottlosen Nationen, als über d<as abtrünnige Israel. Das Gericht über die Toten findet erst nach dem Tausendjährigen 'Reiche vor dem großen weißen Throne statt (Offb. 20, 11—15). Dann werden «die Him­mel vergehen mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber werden im Brand auf gelost und die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden» (2.Petr.3,10).

Frage Nr. 232: Was ist unter den Ausdrücken «Blut, Feuer und Rauchdampf» in Apg. 2,19 zu verstehen?

Antwort: Die Verse 17—21 in der Pfingstrede des Petrus sind bekanntlich eine Anführung aus Joel 2, 28—32, wo die Ausgießung des Heiligen Geistes am Anfang des Tausendjährigen Reiches beschrieben ist. Joel berichtet ausschließlich über die furchtbaren Gerichte Jehovas sowohl über die abtrünni­gen Juden als auch über die Feinde Israels, den Assyrer (Rußland) und die umwohnenden Völker, die heutigen Araber. Die Ausgießung des Heiligen Geistes erfolgt hier unmittelbar im Anschluß an diese Gerichte und die da­durch bewirkte Busse und Befreiung des treuen Überrests. Die Verse 30—31, welche die angefragten Worte enthalten, sind eine Einschaltung, die wohl den großen Kontrast zwischen der himmlischen Gabe des Heiligen Geistes und den schrecklichen Umwälzungen, die eben mit «Blut, Feuer und Rauchdampf» (kriegerische Verheerungen) angedeutet sind und den Tag des Gerichtes Jehovas Ober das abtrünnige Volk deutlich machen soll. Das heißt, diese drei Dinge werden das Teil der gottfeindlichen Juden und Nationen sein, wogegen das Teil des gläubigen Überrests die volle verheißene Segnung sein wird. Petrus hat dies ohne Zweifel angeführt, um dem zuhörenden Volk die nötige Busse und den rettenden Glauben an den Herrn und Heiland Jesus Christus recht eindringlich vor Augen zu führen.

Frage Nr. 233: Aus welchen Stellen ersieht man eindeutig, daß die Völker, welche Israel verfolgen, bestraft werden?

Antwort: In den Propheten finden sich sehr viele Stellen, welche davon reden; oft, wenn Jehova eine Nation als Zuchtrute gebraucht, finden wir in Verbindung damit auch die Androhung des göttlichen Gerichtes über diese Nation. Zwar reden manche von Völkern, welche damalige Nachbarn Israels waren; Jedoch ist die völlige Erfüllung auf die Zeit des Endes aufbewahrt, wo die Gerichte nicht mehr einzelne Menschen, sondern die Nationen erreichen weiden. Es gibt aber auch Stellen, welche allgemein das Strafgericht über die Verfolger Israels andeuten. Zuerst nennen wir Sach. 2,8—9: «Wer euch an­tastet, tastet Seinen Augapfel an». Ein wenig Nachdenken zeigt, was dies be­sagt: ganz empfindliche Schmerzen für die Feinde Israels, denn es gibt doch nichts empfindlicheres als den Augapfel. (Vergl. Jes. 10,12; 41,11—16; 51, 22—23; Jer.25,12—32; 30,11; 12.14—17; Hes.Kap.25 und 35; Joel 3 : Amos 9, 12; Obadja; Micha4,11—14; Zephanja2,8—11; 3,8; Sach. 9,13—15; 12,1—9; 14, 1—3, Matth.25,31—46.) Die einen Stellen besagen, daß diese Nationen denselben Taumelbecher werden trinken müssen, den sie Israel gegeben haben, andere, daß Israel an ihnen Rache und Strafe werde üben können; wieder andere, daß seine Haßer weggefegt und vertilgt werden, oder daß Jehova an ihnen Gericht für ihre Gewalttaten an den Juden üben werde. Joel 3 und Matth. 25,31—46 vor allem beschreiben das Gericht über alle Völker und Menschen, sowohl über die Nationen, als über die einzelnen Personen, und zwar für das, was sie gegen Israel verübt haben. 

Frage Nr. 234: Ist wirklich mit der Wiederkunft des Christus zur Heimholung (Entrückung der Brautgemeinde) die Gnadenzeit zu Ende, und gehen dann alle Zurückbleibenden ewig verloren? Wenn das so wäre, so könnte man doch im Blick auf die unbekehrten Seelen nicht bitten: «Herr Jesu, komm!»

Antwort: Es ist durchaus richtig, daß mit der Wiederkunft des Herrn — das ist die ernste Seite Seines Wiederkommens — die Gnadenzeit, d- h. die gegenwärtige Kirchen- oder Gnadenperiode unwiderruflich zu Ende ist. Die tote Namenchristenheit bleibt zurück; das sind die törichten Jungfrauen, und weil weder kalt noch warm, wird sie der Herr ausspeien aus Seinem Heiligen Munde. Allerdings werden in der Gerichtszeit noch Seelen gerettet (siehe Offb. 7). Aber das sind nicht Errettete aus der Christenheit, sondern aus den n .i c h t christlichen Nationen, die immer noch zwei Drittel der Bevölkerung der Erde ausmachen (Heiden). Alsdann wird der Antichrist sein Haupt erheben, der nicht erscheinen kann, solange die Brautgemeinde noch auf der Erde ist (2. Thess. 2). Die gläubigen Juden werden in erster Linie durch die kommende antichristliche Drangsalszeit gehen müssen, mit ihnen solche, die weder Juden sind, noch zur christlichen Kirche (Namenchristenheit) gehören. 

Sie meinen nun, wenn das so wäre, so könnten Sie nicht mehr beten: «Herr Jesu, komm!» Warum nicht? Doch erst recht! Je inniger Sie das Kommen des Herrn herbeisehnen, einen um so tieferen Eindruck wird es auf Ihre Umgebung und Mitmenschen machen und um so eher werden diese geneigt sein, sich zu bekehren. Wer sich dennoch weigert, sich retten zu lassen, solange es «heute» heißt, wird sein Gericht tragen müssen. Darum wollen wir eifrig sein und des Herrn Zeit auskaufen, daß noch viele den Heiland finden, daß nicht uns die Schuld treffe. Ich erwähne noch, daß zur Beantwortung Ihrer Frage die Lektüre des Gleich­nisses von den zehn Jungfrauen (Matth. 25) lehrreich ist. Wo lesen wir in der Heiligen Schrift, daß «törichte Jungfrauen» später noch Gelegenheit hätten, sich zu bekehren? Wo sagt das göttliche Wort, daß diese Türe, von der der Herr Jesus selbst doch deutlich sagt: «sie ward verschlossen", wieder auf­getan würde? So wollen wir uns an des Herrn Wort halten und inniger denn je rufen: «Herr Jesu, komm!»

Frage Nr. 235: Sind alle, die nicht zu „Erstlingen“ gehören, wirklich rettungslos verloren? Ein furchtbarer Gedanke!

Antwort: Es ist ja sicherlich ein furchtbarer Gedanke, daß alle die, welche die Erlösung durch das Werk des Christus nicht angenommen haben, verloren gehen. Es ist dies aber ihre eigene Schuld, weil sie die angebotene Gnade verschmäht haben. Gott ist ja so langmütig, daß Er trotz der überströmenden Bosheit der Menschen immer noch zuwartet, damit alle Gelegenheit haben, sich retten zu lassen. Er ist auch in dieser Richtung vollkommen gerecht (2, Petr. 3,9). Alle müssen Stellung dazu nehmen, entweder die Errettung oder das Verderben wählen. Da gibt es eben keine Neutralität, dann einer Stellungnahme ausweichen wollen, ist gleichbedeutend wie Nichtannahme.

Frage Nr. 236: In Pred.12,7 steht: «Der Staub kehrt zur Erde zurück, so wie er gewesen, und der Geist zu Gott, der ihn gegeben hat.» Gehen denn die Geister aller Menschen, der guten und der bösen, zu Gott beim Tode?

Antwort: Man muß den letzten Vers dieses Kapitels damit verbinden: «Denn Gott wird jedes Werk, es sei gut oder böse, in das Gericht über alles Ver­borgene bringen.» Dies ist es, was mit der Rückkehr der Geister zu Gott ge­mein! ist: um Ihm Rechenschaft zu geben. Um aber zu sehen, wann und wie dies geschehen wird, müssen wir das Neue Testament zur Hand nehmen, da das Alte nichts darüber sagt. (Siehe Job. 5, 28—29; 2. Kor. 5,10; Offb. 20, 4—6, 11—15.) Die Geister der entschlafenen Heiligen von Abe! an sind beim Ver­lassen des Leibes in die Gegenwart Gottes, ins Paradies, gegangen, wohin der Herr ging, als Er Sein Leben hinlegte und der Schacher am Kreuz ihm folgte (Luk.23,43; 2. Kor. 12, 2—4). Dort finden sie den Baum des Lebens in­mitten des Paradieses Gottes (Offb. 2,7; 22. 14). Die Geister der Unbußfertigen aber gehen an einen «Ort der Qual», um die Auferstehung zum Gericht zu erwarten (Luk.16,28; 2. Petr. 2, 9; Judas 7 und 13).

Frage Nr. 237: Wie steht es mit den Menschen, die nie etwas von Jesus gehört haben?

Antwort: Diese Frage, insbesondere im Blick auf die Heidenwelt, wird oft gestellt. Nun, eine Verantwortung haben alle Menschen, auch die Heiden­völker; denn alle haben gewisse allgemeine Zeugnisse von Gott, z. B. die Schöpfung und das Gewissen. Es dürfte kaum noch eine große Zahl Länder geben, die nie etwas von der Mission und der Bibel gehört haben. Man hat übrigens bei allen Völkern, in deren Gedankenwelt man bis jetzt eindringen konnte, gewisse Kenntnisse von einem großen Gott, der einst Welt und Men­schen erschaffen, von einem Sündenfall, einer Sündflut, von der ersten Ge­schichte der Menschheit usw. gefunden. Daneben hat man auch mancherorts besondere Zeugnisse. Weissagungen gefunden, welche auf eine kommende Botschaft der Gnade und des Heils hinweisen. Ach. daß die Menschen ihr gefolgt wären! Nun gibt es überall solche, die vielleicht mit Recht sagen könnten: «O, wie gern hätte ich die Botschaft aufgenommen, wenn ich davon gehört hättet Ich habe mich ja nach Licht gesehnt, aber es ist nicht zu mir gekommen».

 Ein alter Bruder hat auf eine solche Frage geantwortet: «Der Gott, der das Heilmittel gegeben hat und es kennt, vermag auch dasselbe anzu­wenden; wer sind wir, daß wir Ihm Grenzen setzen?» — Ja, laßt uns nicht vergessen, daß Gottes Liebe viel größer ist als wir ermessen können und daß sie mannigfache Wege findet, die bußfertige Seele zum Heil zu führen. Zu­dem lesen wir im Buche Hiob, daß Gott »ich jedem Menschen zwei-, dreimal offenbart, «damit seine Seele abgewendet werde von der Grube, daß sie erleuchtet werde von dem Lichte der Lebendigen» (Kap, 33, 29—30). Das dürfte jedem Fragesteller genügen. Auffallend aber ist, daß obige Frage den Gläubigen 'meistens von solchen gestellt wird, welche nicht gewillt sind, mit der Nachfolge des Herrn ernst zu machen und glauben, ihr Gewissen damit beschwichtigen zu können, indem sie wähnen, Gott einen Vorwurf machen zu können.

Frage Nr. 238: In Mark. 9,49 lesen wir: «Jeder wird mit Feuer gesalzen werden, und jedes Schlachtopfer wird mit Salz gesalzen werden». Was muß ich darunter verstehen?

Antwort: Dieses Wort erinnert uns an eine Bibelstelle im Hebräerbrief: «Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer» (Hebr. 12,29). Auch andere Stellen, die vom Feuer reden, stehen fast immer in Verbindung mit Gericht. Jeder Mensch muß einmal dem dreimal heiligen Gott begegnen: Entweder heute zum Heil, oder später zum Gericht. Das mit Salz gesalzene Schlachtopfer erinnert an eine völlige Hingabe an den Herrn. Wir sind berufen, «unsere Leiber darzustellen als ein lebendiges, Gott wohlgefälliges, heiliges Schlacht­opfer» (Rom. 12,1). Das Salz ist das Symbol der erhaltenden und bewahrenden Kraft, die dem Fäulnis-Prozess des Bösen im Leben und in der Lehre zu wider­stehen vermag.

Frage Nr. 239: In 1.Tim. 4,1 ist von «den letzten Zeiten», in 2. Tim. 3,1 von «den letzten Tagen» die Rede. Besteht ein Unterschied zwischen «Zeiten» und «Tagen»?

Antwort: Die «letzten Zeiten» haben offenbar Bezug auf das Papsttum. Wer über dasselbe ein Referat halten wollte, müßte ohne Frage l. Tim. 4,1—3 zur Grundlage nehmen. Dar Keim dieses furchtbaren Zerfalls der Christenheit ist uns im Sendschreiben an Thyatira beschrieben, den Höhepunkt finden wir im Mittelalter, das göttliche Gericht hierüber in Offb. 17—18. Die «letzten Tage» kennzeichnen die letzten Tage der Christenheit- Der zweite Brief an die Thessalonicher und der zweite Brief an Timotheus be­schreiben eingehend diese «letzten Tage». Die «letzten Zeiten» zeigen also das päpstliche Verderben; die «letzten Tage» die schließlich Rückkehr der Chri­stenheit in das Heidentum.

Frage Nr. 240: Mir machen die drei Gerichte über das Vieh In Ägypten et­welche Schwierigkeiten; können Sie mir helfen? In 2.Mose 9,6 lesen wir: «Es starb alles Vieh der Ägypten. Dann im 25, Vers des gleichen Kapitels ein neues Gericht: «Und der Hagel schlug im ganzen Lande Ägypten alles was auf dem Felde war, vom Menschen bis zum Vieh». (Welches Vieh, wenn nach Vers 6

doch alles Vieh umkam! Dann im 12. Kapitel: «Und es geschah um Mitternacht, da schlug Jehova alle Erstgeburt im Lande Ägypten... alle Erstgeburt des Viehs» [Vers 29]. (Wo kam die Erstgeburt her, wenn im zweiten Gericht der Hagel alles Vieh erschlug?
Antwort: Ziehen Sie nicht einzelne Verse aus dem Ganzen heraus, sondern lesen Sie das Kapitel von Anfang an. Dann finden Sie in Kap. 9, 3, daß Golf das Gericht über das Vieh, welches auf dem Felde ist, kommen lassen will; das Vieh im Stall blieb also verschont. Nun kommt das zweite Gericht und trifft wiederum das Vieh, das auf dem Felde ist. Nochmals bleibt das Vieh im Stall verschont und so kommt dann das dritte Gericht über die Erstgeburt des Viehs, das im zweiten Gericht verschont blieb, weil es im Stall war.
Frage Nr. 241: Warum predigt man so viel von «ewiger Strafe» angesichts solcher Stellen, wie «Die Seele, die sündigt, soll sterben» und «Der Sold der Sünde Ist der Tod», wo doch nichts von ewiger Strafe gesagt wird? Ich habe trotz fleißigem Suchen nicht eine einzige Stelle betr. individueller Bestrafung gefunden, außer in Offb. 20,10, wo aber nur drei genannt werden: Der Teufel, das Tier und der falsche Prophet.
1. Antwort: Bitte lesen Sie die Bibel sorgfältiger und aufmerksamer, und Sie werden sehen, daß das Wort Gottes an verschiedenen Orten von ewiger Strafe redet. Gerade in der von Ihnen angegebenen Stelle heißt es weiter (Verse 11 bis 15), daß alle, die nicht im Buche des Lebens verzeichnet sind, nach ihren Werken, d.h. also ganz persönlich (individuell) verurteilt und in den Feuersee geworfen werden, eben dahin, wo die obigen drei kommen werden. Zwei weitere Stellen reden sogar noch deutlicher, (n Matth. 25,46 sagt der Herr selber von denen, die der König in Seinem Gericht als Böcke zur Linken stellen wird, daß sie «hingehen werden in die ewige Pein». Dann lesen wir in Mark. 9, 43—50, daß der Herr dreimal vom «Wurm, der nicht stirbt» und vom «Feuer, das nicht erlöscht» redet.

 Was ist unter diesen beiden zu verstehen? Der Wurm ist das anklagende und nagende Gewissen, das dann nicht mehr mundtot gemacht werden kann, und die nie mehr schweigende Reue, bei der keine Um­kehr mehr möglich sein wird; das Feuer ist die verzehrende Leidenschaft und Gier der Sünde samt der Last ihrer furchtbaren Folgen, derer nicht mehr ge­wehrt werden kann. Wie aber ist ein Ende dieser Qual denkbar, da man die einzige rettende Hand zurückgewiesen hat, so das Gott sich nun endgültig von diesen Unglücklichen abgewandt hat und nie mehr an ihnen wirken wird? Diese Stelle beweist also mehr als nur deutlich, wie sehr individuell eines jeden Strafe sein wird.
2. Antwort: Wir haben aber dazu noch manchen Ausspruch des Herrn Jesus selber, der wörtlich von ewiger Qual spricht, z. B. Matth. 25, 41 und 46 (ewiges Feuer, ewige Pein), oder im Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus und andere; wie oft redet Er doch von Weinen und Zähneknirschen In Mark. 9, 42—48 aber gibt der Herr, sogar in dreifacher Wiederholung, viel­sagende Einzelheiten darüber, indem Er vom «Wurm, der nicht stirbt» und vom «Feuer, das nicht erlischt» redet. Was sind denn dieser Wurm und dieses Feuer? Nichts anderes als Qualen, welche der Mensch in seinem eigenen Innern findet! Der Wurm ist nichts anderes, als das, was dann unüberhörbar redet und fressen wird, indem er alle Sünden stets vor sich haben wird, und zwar
mit dem ganzen Berge ihrer Folgen und ihres Fluches und die Reue, nicht auf Gott gehört und gefolgt zu haben. Und das Feuer wird die unlöschbare Leiden­schaft der Sünde sein, der man machtlos ausgeliefert sein wird und die ver­zehrt, weil man sie nicht befriedigen kann.

Frage Nr. 242: Es wurde mir gesagt, daß das ewige Feuer der Höllenstrafe nur bildlich, symbolisch aufzufassen sei. Was sagen Sie dazu?

Antwort: Daß eine gewaltige Portion Frechheit dazu gehört, so etwas Klares, wie die Höllenstrafe nun einmal ist, einfach wegzuleugnen. Es ist der offenbare Geist der Lüge, der solches wagt. Dann wäre auch alles das, was Gottes Wort von der Herrlichkeit des Himmels sagt, auch nur ein Bild; etwas, was nie in den Gedanken Gottes gewesen wäre. Und wenn der Herr selbst — der wohlverstanden die personifizierte Liebe war — in Kapitel 9 des Evange­liums Markus dreimal sagt: «Wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt», so soll das nur ein Bild sein? Aber bitte wovon denn? (Verse 44, 46, 48). Es ist begreiflich, daß der Teufel solche Worte nicht wahr haben will. Bitte, weisen Sie dem, der mit solcher Lügenstimme Satans kommt, energisch die Türe. Will der Herr nicht vielmehr durch die Ausdrücke wie «nie sterbender Wurm», «Feuer, das nicht erlischt», «Feuersee», «Rauch ihrer Qual», der aufsteigt «von Ewigkeit zu Ewigkeit» usw., die Wirklichkeit des furchtbaren Loses derer bezeichnen, die Seinem Evangelium nicht geglaubt und dasselbe nicht ange­nommen haben? Wer sind wir, arme Erdenwürmer, die da wähnen, den klaren Aussprüchen Gottes Schranken anzulegen? Die Schläge des Gerichtes werden auf die fallen, die sich der Zucht des Wortes glauben entziehen zu können. 

Frage Nr. 243: Man hört jetzt so viel von einer Vernichtungslehre, doch zweifle ich daran, ob es eine solche gibt. Haben wir eine biblische Begründung?

Antwort: Sie zweifeln mit Recht. Die Bibel kennt keine Vernichtungslehre. Wenn wir uns vom Geiste Gottes leiten lassen, werden wir unschwer erkennen, daß, wenn die Vernichtung das Teil der einen ist, auch die anderen ihr ver­fallen. Der Tod ist also weder bei dem einen noch bei dem anderen eine Aus­tilgung der Existenz. Dem Unglauben mag eine solche Lehre passen, aber er wird sie nicht erleben, sondern sein Teil wird sein im Feuersee, der mit Schwe­fel brennt und nie ausgelöscht werden wird. Das Wort Gottes sagt, daß «der Rauch ihrer Qual aufsteigt von Ewigkeit zu Ewigkeit» (Offb. 14, 11); ferner «die einen gehen hin in das ewige Leben, die ändern in die ewige Pein»(Matth, 25, 46).

 Der Tod ist also für beide Teile Weiterexistenz, nicht Vernichtung oder Ausrottung, allerdings für die einen Qual und für die ändern Seligkeit. Wer da noch an einer Vernichtungslehre festhalten kann, also an einem Aufhören jeglichen Bewußtseins, kennt weder die Heilige Schrift, noch läßt er sich vom Geiste Gottes leiten. Welchen Sinn und welchen Nutzen hätte auch solche Lehre? doch nur den einen: «Laßt uns essen und trinken, denn morgen sterben wir» (1. Kor. 15, 32). So ist es auch mit nicht mehr in der Mitte des Volkes Gottes leben durfte. Da einen anderen Sinn hineinlegen, geht über den Rahmen der göttlichen Offenbarung hinaus. Von einer Vernichtung oder Ausrottung für die Ewigkeit ist gar keine Rede; dies ist eine Erfindung Satans.

Frage Nr. 244: Wie Ist das Gericht der Lebendigen in Matth.25,31—46 zu verstehen?

Antwort! Dieses Gericht findet kurz vor der Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches statt, und ist identisch mit dem Gericht in Joel 3. Beachte den genauen Wortlaut in Matth. 25, welcher ganz deutlich auf jenen Zeitpunkt hinweist. Da kommt zum Beispiel der Herr Jesus, als Sohn des Menschen, in Seiner könig­lichen und himmlischen Herrlichkeit auf die Erde 'um zu richten. Er richtet aus­drücklich nach dem Verhalten der Nationen gegenüber denen, die Er Seine Brü­der nennt, also den Angehörigen Seines Bundesvolkes Israel. Dieses hafte seine Boten zu den Nationen gesandt, um ihnen das Evangelium des Königreiches kundzutun und alle, welche diese Boten freundlich aufgenommen haben, dürfen am Leben bleiben und in die Segnungen des Tausendjährigen Reiches ein­gehen. Die feindseligen aber, die ihre Botschaft nicht annahmen, werden ge­richtet: «Gehet von Mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.»

Frage Nr. 245: Werden vor dem großen weißen Thron nur «Böcke» er­scheinen und verdammt werden, oder befinden sich dort auch Errettetete? Vor welchem Gericht erscheinen die Gerechten des Tausendjährigen Reiches?

Antwort: Nein, wir glauben nicht, daß ein einziger Gerechter, keiner, dessen Name im Buche des Lebens geschrieben steht, vor dem großen weißen Thron erscheinen muß. Abgesehen davon, dar ein Jeder, der glaubt an den Namen des Herrn Jesus während aller «Haushaltungen» (Zeitperioden), nicht ins Gericht kommt, und wenn es der Fall wäre, würde doch sicherlich der Heilige Geist irgendwo eine diesbezügliche Notiz gemacht haben. Auch wird ja deutlich gesagt, daß hier die Toten gerichtet werden — keine Lebenden —. Auch die «Böcke?» erscheinen nicht vor dem großen weißen Thron, denn dies werden nicht ein­zelne Personen, sondern ganze Völker sein, welche vor dem Tausendjährigen Reiche gerichtet werden (siehe Matth. 25).

Frage Nr. 246: Wann findet das Gericht über Tote und Lebendige statt?

Antwort: Ein Gericht über Tote und Lebendige in demselben Augenblick gibt es nach der Heiligen Schrift meines Wissens nicht. Das Gericht über die ' '»'S,,. Lebendigen, welches genau genommen ein Gericht über die am Ende "* der Tage lebenden Völker »ein wird, finden wir in Matth. 25, 31—46, das Gericht über die Toten in Offb.20.11—15 am großen weißen Thron be­schrieben. Das erstere findet vor, das letztere nach dem Tausendjährigen Reiche statt. Es liegt also zwischen den beiden ein Zeitraum von mehr als lausend Jahren. Alle, welche heute unversöhnt, d. h. ohne Christus und damit ohne Leben aus Gott, ins Grab sinken, werden erst nach dem Tausendjährigen Reiche auferweckt werden. Bis dahin sind sie im Totenreich (Hades). (Vergl. Luk.16,23.)

Frage Nr. 247: Ist das Feuer in 2. Petr. 3,10 wirkliches, buchstäbliches Feuer? Wo bleiben dann die wahren Gläubigen?

Antwort: Gewiß ist wirkliches Feuer gemeint, Wohl hat der Unglaube dar­über gelächelt und sich lustig gemacht, daß die Erde, die zu vier Fünftel von Wasser bedeckt ist, im F e u e r aufgelöst werden soll. Die Erfindung der furcht­baren Atombombe hat erneut dem göttlichen Worte Recht geben müssen; auch Wasser verwandelt sich, wenn der Wille des Herrn es mit Seinem Finger be­rührt, in furchtbare Feuersglut. Der Tag des Herrn beginnt mit Feuer und wird im allgemeinen Brand, da Himmel und Erde untergehen und aufgelöst werden, endigen. Dann wird Raum für den Neuen Himmel und die Neue Erde erstehen. Die Gläubigen werden von alt dem nicht berührt. Was die Brautgemeinde betrifft, ist sie ja längst beim Herrn in Sicherheit v o r den Gerichten, und was die Gläubigen aus dem Tausendjährigen Reich angeht, wird der 'Herr sie unbe­schadet in die ewige Herrlichkeit hinübernehmen. Über das «Wie» hat uns der Herr keine weitere Offenbarung kundgemacht. Wir dürfen das aber Seiner Allmacht, Weisheit und Liebe auch völlig überlassen. Seinen Geliebten wird n i e etwas «Ungerades» geschehen.

Frage Nr. 248: Um was für ein Gericht handelt es sich in Joel 3 (Luther)?Kap. 41; ist dasselbe mit demjenigen in Matth.25,31—46 identisch?

Antwort: Beide gehören offensichtlich zu demselben großen Gerichts­komplex, dem im Wort Gottes so oft erwähnten Tag der Rache, des Zorns und Grimms Jehovas, zu dem der Herr Jesus Christus in königlicher Herrlich­keit erscheinen wird. Dies beweist die gleichartige Einleitung beider Stellen, namentlich die beidseitige Notiz, daß Er «alle Nationen versammeln werde, um sie zu richten». Dennoch kann man nicht sagen, daß sie «identisch» sind, was die Einzelheiten beider beweisen. Sie sind vielmehr Einzelzüge, Einzelseiten, Einzelereignisse, z.T. auch zeitliche Einzelphasen, ebenso wie noch manche andere Berichte (z.B. die Gerichte in Sach.12,1—9; 14,1—15, Harmagedon in Offb.16, die Ernte und Weinlese in Offb.14, das Gericht in Offb.19, usw.), jedes von seinem besonderen Gesichtspunkt und in seinem besonderen Cha­rakter und Ziel gesehen. Die beiden Gerichte bringen verschiedene Einzelheiten und Umstände zum Ausdruck, die ja allerdings miteinander verbunden sind. In Matth. 25,31—46 finden wir eine eigentliche Gerichtssitzung, in der der König auf Seinem Throne sitzt.

 Dort wird über die Nationen das Urteil gefallt, und dabei Ausscheidung getroffen, je nach dem Verhalten auch der Einzelnen zu den Boten des Königs, die dieser Seine Brüder nennt. lnJoel3 dagegen sehen wir vielmehr die Nationen in corpore wider Israel hinaufziehen, und zwar geht es nach Vers 9—17 um einen Krieg wider den König aus Zion in offener Feldschlacht. Da handelt es sich um keine Ausscheidung nach Schafen und Böcken, sondern um einen vernichtenden Gesamtschlag über die Feinde Israels. Es ist dies offenbar eine andere und frühere Phase des großen Gerichts­tages. Vergessen wir nicht, daß Gottes Gedanken und Offenbarungen so inhalts- und umfangreich sind, daß sie nimmer durch Menschenworte erfaßt und ausgedrückt werden können. Gott kommt uns mit mancherlei Bildern zu Hilfe, um uns das sonst Unverständliche verständlich zu machen. Dies gilt auch vom großen Gerichtstag über das Böse in der Welt, der der Aufrichtung des König­reiches des Messias Jesus Christus vorangehen muß.

VI. DIE HEILIGE SCHRIFT

a) DAS ALTE TESTAMENT

Frage Hr. 249: Haben die Kinder Adams und Evas einander geheiratet, oder sind noch andere Menschen vor dem biblischen Bericht auf Erden gewesen, aus denen die Söhne Adams ihre Frauen genommen haben?

Antwort: Welch eine törichte Frage! Die Heilige Schrift ist die göttliche Offenbarung, also die unbedingte,  vollkommene Wahrheit. Laßt uns an diese halten und nicht an menschliche Klügelei. In bezug auf unsere Frage sagt sie in 1.Mose 1,28, daß Gott Adam und Eva geboten hat: «Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch Untertan.» Das heißt doch, daß das ganze Menschengeschlecht aus Adam und Eva hervorkommen soll. In Kapitel 5, 1—5 lesen wir weiter, daß Adam — also nach seinem Falle — zuerst Seth und nachher noch Söhne und Töchter gezeugt habe und 90 Jahre lang gelebt habe, also wohl schon selber eine ganz große Familie hatte, alle «nach seinem Gleichnis», d.h. als sündige Menschen. Und wenn Gott selbst den ersten beiden Menschen die Vermehrung anbefohlen hat, um die Erde zu füllen, dann war es damals auch gottgewollt, daß die Nachkommen sich dazu zusammentaten und Ehen schlössen. Erst durch die fortschreitende Sünde und die daraus entstandene Degeneration veranlaßt, hat Gott selbst einschränkende Gesetze erlassen, um das Böse aufzuhalten. Übrigens stimmen die alten Überlieferungen aller Völker der Erde mit der Bibel überein, daß die Menschheit aus einem einzigen ursprünglichen Menschenpaar hervor­gegangen sei und zwar nach einem Sündenfall. Dies "ist auch ein gewichtiger Beweis für die Wahrheit des biblischen Berichts über die Urgeschichte der Menschheit. Nur ungläubige Gelehrte, welche die Bibel nicht gelten lassen wollen, konstruieren aus vermeintlichen Fündlein etwas anderes.

Frage Nr. 250: Warum starb Adam nicht an dem Tage, da er von der ver­botenen Frucht aß? (1.Mose 2,17) Gott hafte es doch gesagt!

Antwort: Fragen Sie sich doch einmal, was Adam unter «sterben» ver­standen hat. Kannte er den Tod? Hatte er schon ein gestorbenes Wesen ge­sehen? Da in der Schöpfung alles «sehr gut» war, konnte kein Tod, kein Sterben sich bei irgend einem Geschöpf finden. Erst durch Adams Fall wurde die Schöpfung ins Verderben gezogen. Fragen Sie weiter: Nachdem Adam und Eva den Betrug der Schlange inne geworden waren und Mit auf einmal geöffneten Augen erkannten: «Wir sind nackt», wird da nicht das Gefühl über sie gekommen sein: «Jetzt sterben wir nach dem Wort unseres Schöpfers!»? Damit hatten sie aber noch nicht vom Tode das gesehen, was uns so geläufig ist. Werden sie, nach der durch die Schlange empfangenen Lektion noch gezweifelt haben, daß die Drohung Gottes nun wahr sei? Nach ihrem eigenen Empfinden, durchs Verstecken und sich Feigenblätter umtun, war die Verbindung mit dem Schöpfergott, von dem sie den Lebensodem in sich hatten, zerrissen; das mußte für sie die Bedeutung «Tod» haben, oder "das Sterben». (Sterben und Tod sind von einer Wurzel im Hebräischen, ähnlich wie wir im Deutschen sagen: ein Leben leben.) 

Dann am gleichen Tag noch, «bei der Kühle des Tages», d. h. gegen Abend, kommt die 'Unterredung Gottes mit den drei Schuldigen (1.Mose 3). Da erfährt Adam, daß der Schluß dessen, was er schon als Sterben, als Tod empfunden hat, ist, daß sein Leib früher oder später zum 'Erdboden zurückkehren würde. Ist das nicht genügend? Laßt uns immer natürlich bei den einfachen Tatsachen bleiben, wie sie 'uns gegeben sind! Adam ist also tatsächlich an dem Tage gestorben, >an dein er das göttliche Gebot übertrat. Was haben da die Röcke von Fell, was die Opfertiere, die übrigens nicht erwähnt sind, zu tun? Sie haben freilich etwas zu tun, aber nichts mit der Frage, ob die Drohung Gottes ihre Erfüllung gefunden habe, oder nicht. Laßt uns daran denken, daß Gott für das Verwirkte etwas Besseres gegeben hat; aber Seine Drohung macht Er wahr.

Frage Nr. 251: Ging die Sintflut über die ganze Erde, oder bedeckte sie nur einen Teil derselben?

Antwort: Nach der Heiligen Schrift bedeckte das Wasser die ganze Erde, denn in 1.Mose7,19 lesen wir, daß «alle hohen Berge, die unter dem Himmel sind, bedeckt wurden». Geologisch läßt sich das 'auch nicht anders denken, denn der Ararat, auf welchem nach der Abnahme der Wasser Noahs Arche endete, hat eine Höhe von 5211 Meter über Meer. Er ist also einer der höch­sten Berge der Erde. Des weiteren sagen uns die Wissenschafter, wenn alles Wasser in dar Atmosphäre und in den Wolken auf die Erde geschüttet würde, diese vom Wasser verschlungen würde, und wenn die Erde platt mit dem Wasser der Meere wäre, so würde sie drei Kilometer hoch mit Wasser bedeckt werden. Auch finden wir die Fossilien und Skelette der Tiere, Zeugen der einstigen Sintflut, auf der ganzen Erde verteilt. Auch ist fast allen Völkern der Erde die Geschichte der die ganze Erde bedeckenden Sintflut wohlbekannt.

Frage Nr. 252: Wollen Sie mir etwas über das «Licht» in 1.Mose 1, 3 und die «zwei großen Lichter» in 1.Mose 1, 16 sagen?

Antwort: Für den Unglauben ist es immer ein Stein des Anstoßes gewesen, daß die Bibel uns mitteilt, daß das Licht vor der Sonne geschaffen worden ist. «Welch eine Torheit», rief Voltaire, «Gott soll das Licht vor der Sonne geschaffen haben?» Dem großen Gottesleugner gleich Papageien viele das gleiche Argument. Der Gläubige aber weiß: «Durch Glauben verstehen wir, daß die Welten (und dazu gehört auch das Licht) durch Gottes Wort bereitet worden sind, so daß das, was man sieht, nicht aus Erscheinendem geworden ist» (Hebr.11,3). Außerdem hat die Wissenschaft längst festgelegt, daß es Licht gegeben haben muß, bevor die Sonne am vierten Tagwerk geschaffen wurde. Auch wissen wir, daß wir im Bereich der Elektrizität, des Radium, des Verbrennens usw. Lichtquellen haben, die vom Einfluß der Sonne völlig unabhängig sind. Gestützt .hierauf nehmen die Gelehrten an, daß die Urschöpfung eigenes Licht besaß. Dies ist aber durch den Fall Satans (Luzifer) in Dunkelheit verfallen. 'Damit dürfte genügend dargelegt sein, daß in dem biblischen Bericht von 1.Mose 1 alles in göttlicher Ordnung mitgeteilt ist. Betrachten wir noch kurz die für uns wesentliche symbolische Bedeutung des »Lichtes» und der «Lichter»; Am ersten Tag sprach Gott: «Es werde Licht!». Die volle Herrlich­keit des Lichtes haben wir in der Person des Herrn Jesus.

 Er ist das wahre Licht, und wenn Gott dem Lichte gebot, deutet das sehr klar auf das Kommen des Sohnes Gottes hin. An die viertausend Jahre schien das Licht in der Verheißung, und nachdem Christus gekommen war, Mensch wurde, für uns litt und starb, stehen die Gläubigen nun mitten im Tag. «Der Gott, der aus der Finsternis Licht leuchten ließ, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat, zum Lichtglanz der Erkenntnis Gottes im Angesicht des Christus» (2. Kor. 4, 6). Am vierten Tag sprach Gott: «Es werden Lichter an der Ausdehnung des Himmels... Und Gott machte zwei große Lichter: das große Licht zur Be­herrschung des Tages und das kleine Licht zur Beherrschung der Nacht, und die Sterne» (1.Mose 1, 14—16). Dem aufmerksamen Bibelleser bietet es keine Schwierigkeit, in der Sonne ein weiteres Bild von Christus zu sehen. Wie die Sonne der Mittelpunkt unseres Sonnensystems Ist, so ist Christus der Mittelpunkt der «geistlichen Welt». Der Mond, durch ein Fernrohr gesehen, bietet den Anblick eines ruinierten Naturzustandes, das treffende Bild des natürlichen, verlorenen Menschenkindes. Wir wissen auch, daß der Mond kein eigenes Licht hat, sondern das Licht, das er von der Sonne empfangt, zurückwirft. Darum sehen wir im Mond mit Recht ein Bild der Versammlung Gottes, berufen, das Licht, das sie von Jesus Chri­stus empfängt, in einer dunklen Welt wiederzustrahlen.

Frage Nr.253: Ist der Verfasser des ersten Buches Mose bekannt?

Antwort; Ich wüßte nicht, warum man daran zweifeln sollte, daß Mose auch wirklich der Verfasser des nach 'ihm benannten Buches ist; lesen wir doch in Apg. 7, 38, der «lebendige Aussprüche empfing, um sie uns zu geben»,

Frage Nr. 254: Man hört oft sagen, daß Noah 120 Jahre lang gepredigt habe. Woraus ist dies im Wort Gottes zu erkennen, oder wie werden diese 120 Jahre errechnet?

Antwort: Die Zahl «120 Jahre» findet sich in t. Mose 6,3: «Mein Geist soll nicht ewiglich mit den Menschen rechten, da er ja Fleisch ist; und seine Tage seien 120 Jahre.» Diese Zeit bezieht sich allerdings nur auf die der damaligen Menschheit festgesetzte Gnadenfrist als Beschluß Gottes. Dagegen findet sich keinerlei Hinweis darauf, daß die Zeitspanne auch Noah selber mitgeteilt wurde. Auch bleibt die Frage offen, ob Jehova dem Noah den Auftrag zum Bau der Arche unmittelbar bei der Beschlußfassung oder später erteilt hat. Der BAU der Arche, die Sammlung all der Tierarten und all der vielen Samen hat sicherlich lange gedauert, aber ob es wirklich 120 Jahre waren, ist keineswegs gesagt, jedenfalls nicht erwiesen. Auch wenn Noahs Predigt nicht so lange ge­dauert hat, so doch auch dann lange genug, daß die damaligen Leute hätten zum Nachdenken kommen können. Zu sagen, daß Noah 120 Jahre lang ge­predigt habe, ist also eine ungenaue Auffassung dessen, was die Heilige Schrift wirklich sagt. ! ,

Frage Nr. 255: Beim Auszug nannte Jakob den Ort «Bethel» (1. Mose 28,19); bei seiner Rückkehr aber «EI-Bethel» (1.Mose 35,7). Warum der Unterschied?

Antwort: Jakob, der Wanderer, am Ende seiner Irrfahrten außer Landes, wie auch seines Verweilens an unpassenden Orten des Landes nach seiner Rückkehr, ist endlich, veranlaßt durch das direkte Eingreifen Gottes (1.Mose 35,1), an dem Platz, von wo aus seine Wanderung begonnen hatte; und er tut das ent­sprechend Richtige: er baut einen Altar (Vers 7), weil er nicht nur zu dem rich­tigen Ort gekommen ist, sondern zu dem Gott selbst; der sich ihm an diesem Ort einst geoffenbart hatte. «Bethel», Haus Gottes, hatte er den Ort genannt bei seinem Auszug, «El-Bethel», Gott des Gotteshauses, nennt er ihn jetzt und wird nun ein Anbeter. Schätzen auch wir des Herrn Gegenwart in Seinem Hause?

Frage Nr. 256: Hat Noah an den Sabbat gedacht, wenn er die Taube Jeweils nach sieben Tagen fliegen ließ?

Antwort: Kaum, denn vom Sabbat ist erst in 2, Mose 16 die Rede. Noah konnte also von dieser Verfügung nichts wissen. Daß Gott am siebenten Tage ruhte von allem Seinem Werke, mag ihm bekannt gewesen sein, aber wie hafte er ohne Gottes ausdrückliches Gebot den Tag bestimmen können?

Frage Nr. 257: In 1.Mose 4,4 lesen wir, daß Gott auf die Opfergabe Abels blickte, aber auf Kain und seine Opfergabe blickte Er nicht. Liegt darin nicht eine gewisse Ungerechtigkeit?

Antwort: Gott schaut das Herz an und Er rechtfertigt den, der des Glaubens ist. Letzteren brachte Abel zum Ausdruck, daß er ein Lamm schlachtete, damit kundgebend, daß er verstand, daß er nur durch das •Blut eines Stellvertreters gerechtfertigt werden konnte. Kain verstand das nicht. Er brachte das Erzeugnis des Schweißes seines Angesichts, was Golf nicht annehmen konnte.

Frage Nr. 258: Man hört so wenig von Zippora, der Gemahlin Moses. Hat das eine vorbildliche Bedeutung?

Antwort: Nein, denn Z i p p o r a selbst ist das Vorbild von der Braut, die, während der Gemäht verworfen ist. Seine Verwerfung durch Seine Brüder (Israel) mit Ihm teilt. Desgleichen hört man wenig, d. h. nur einmal von Asnat, der Gemahlin Josephs (1. Mose 41, 45. 50). Warum? Weil der Verworfene, als ein zur Herrlichkeit gekommener, die Braut als M i t verherrlichte besitzt. Das alles regt nur zum Nachdenken an, aber die heutige Christenheit ist überaus denkfaul.

Frage Nr. 259: Wie kommt die Amme Rebekka, Debora, in das Gefolge Jakobs? (1. Mose 24. 59.)

Antwort: Eine Reihe von Jahren war dahingegangen, seit Jakob aus der Fremdlingschaft zurückgekehrt war, ohne nach Bethel zu gehen. Von Rebekka ist keine Rede mehr nach Jakobs Flucht. Sie war bei Jakobs Rückkehr wohl schon gestorben. Isaak wohnte zu Hebron. Was Wunder, daß die Amme Rebekkas nach ihrer Herrin Tod Sehnsucht empfand zu ihren Landsleuten, die mit Jakob aus Mesopotamien gekommen waren, und zu Jakob selber, dem Lieblingssohn ihrer Herrin, zurückzukehren. Also begab sie sich zu ihnen, die Entfernung war ja nicht so groß. Und wenn wir auch erst in Kapitel 35,27 lesen, daß Jakob zu seinem Vater Isaak kam, so bestanden doch wohl Beziehungen zwi­schen beiden Häusern, In Vorbildern des Alten Testamentes bedeutet der Mann das Tun und Verhalten dessen, auf den das Vorbild hingeht, die Frau aber die Stellung und den Zustand, welche oder welcher mit diesem Tun und Ver­halten in Verbindung ist.

 Jakob, das wandernde Israel, der «ewige Jude», ist endlich an das Ende seines Irrweges gekommen, nachdem er auch im Lande noch auf falschen Pfaden gegangen war. (Vergl. das heutige Israel im Lande.) Rebekka, ein Bild der vom 'Heiligen Geist 'dem Herrn zugeführten Braut, die Kirche (Ekklesia), ist nicht mehr da. Das Israel, in seinem Zustand vor alters, war der Kirche Amme (oder Wiege) gewesen; im Schosse dieses Zustandes wurde sie gehegt, wuchs heran, wie die ersten Kapitel der Apostelgeschichte zeigen, bis sie durch die Offenbarungen, die Paulus empfing (vergl. Gal. 2, 2 u. a. St.), 'in den Zustand des von der Amme Entwöhntseins eintrat; der Zustand des Israel vor alters, dargestellt hier durch die Amme Debora, dauert an, bis der Wanderer, der ewige Jude, am gottgewollten Ziel sein wird.

Frage Nr. 260: Warum mußten bei den Opfern außer dem Fett auch die beiden Nieren dargebracht, d.h. geräuchert werden (2. Mose 29,13)?

Antwort: Augenscheinlich gehörten die Nieren und auch «das Netz über die Leber» zum wertvollsten des Tieres; es mußte «zum lieblichen Geruch» Jehova geopfert werden. Von den Nieren lesen wir In verschiedenen Stellen des gött­lichen Wortes; «Des Nachts unterweisen mich meine Nieren» (PS. 16, 7). «Es prüft ja Herzen und Nieren der gerechte Gott» (PS. 7,9). «Es stach mich in meine Nieren» (PS. 73, 21). Wir sehen daraus, daß in den Nieren bildlich gesprochen die Energie des .Lebens sitzt. So war bei Christus Sein Innerstes Gott geweiht;
ein lieblicher Duft dem Herrn; Gott geweiht bis in den Tod.

Frage Nr. 261: Wie ist das Wort des Herrn zu verstehen; «Ich will das Herz Pharaos verhärten»?

Antwort: Pharao hat sich selbst das Gericht der Verhärtung zugezogen, weil er sich andauernd weigerte, das Volk Israel ziehen zu lassen. «Das Herz des Pharao verhärtete sich», lesen wir immer wieder (2. Mose 7, 13.22; 8, 15. 19.82; 9,7). Erst Kapitel 9,12 heißt es dann, daß Jehova das Herz des Pharao verhärtete. Ist nun Ungerechtigkeit bei Gott? Nimmermehr! So läßt Gott heute das Evangelium verkündigen, aber die Menschen verhärten ihr Herz und Ge­wissen. Sie wollen es nicht annehmen; wird Gott ungerecht sein, wenn er sie im Gericht zur Rechenschaft zieht und sie ob ihres Ungehorsams bestraft? Gewiß nicht!

Frage Nr. 262: Was bedeutet: «Ziehe deine Schuhe aus, denn der Oft, auf dem du stehst, ist heiliges Land» ?

Antwort: Mit diesem Wort wurden Mose (2. Mose 3,5) und Josua (Jos.5,15) darauf aufmerksam gemacht, daß sie da auf dem gleichen Boden mit Jehova. dem Heiligen Israels, standen; denn «der Engel Jehovas», wie auch «der Oberste des Heeres Jehovas» Ist niemand anders als der Herr selbst, der hier in sozusagen inoffizieller Gestalt in Gnaden dem Menschen Eis Helfer, nicht als eifernder Gott, nahe tritt. Die Schuhe sind an diesen Stellen das Sinn­bild des sündigen Menschen in seiner Unreinigkeit, seinem Eigenwillen und Stolz. Mit dem Ausziehen der Schuhe auf dem heißen Wüstensand mußten Mose und Josua die Verleugnung und Beiseitesetzung ihres Ichs, das nicht in die heilige Gegenwart Gottes paßt, anzeigen. Als der Herr Seine Jünger zu Zweien aussandte (Matth. 10) Sein Reich zu verkündigen, und dabei auch das Tragen von Schuhen verbot, brachte Er denselben Gedanken zum Ausdruck, nämlich den, daß zu Seinem Dienst Verleugnung des Ichs gehöre.

 Aus dem gleichen Grund durften die Priester im Alten Bund keine Schuhe tragen, sie verrichteten ihren Dienst vor Gott barfuß. Umgekehrt aber erhielt der verlorene Sohn (Luk.15) in des Vaters Hause Schuhe an die Füße, nachdem er durch sein Bekenntnis sein bisheriges ich gerichtet und aberkannt hatte. Dadurch wurde ihm, dem wiedergefundenen Sohn, durch des Vaters Gnade und Liebe ein neues Leben verliehen und symbolisch ausgedrückt: «Das alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden» (2. Kor. 5,17). Uns aber legt das Schuheausziehen nahe, daß wir, wenn wir dem Herrn irgendwie nahen wollen im Gebet, 'im Dienst, beim Zusammenkommen in der Versammlung, nicht unterlassen dürfen, das Ichleben mit seinen Gedanken, Beschäftigungen und Verunreinigungen gänzlich beiseite zu legen, damit E r dann allein Herz und Gedanken erfüllen kann. Weil wir aber dies so oft ver­gessen, mehr als daß wir daran denken, gemessen wir so wenig von der Gegenwart des Herrn und darum ist unser Dienst oft so mager und schwach. Möchten wir mehr mit unbeschuhten Füßen Gott nahen.

Frage Nr. 263: Ist «Stakte», welches nach 2. Mose 30,34—36 zum Räucherwerk gehörte, eine Pflanze? Welche Eigenschaften sind ihr eigen?

Antwort: Stakte, so wurde die beste Qualität der Myrrhe genannt, solche, die aus einer Art des Balsambaums (der an der Südküste Arabiens vorkommt) von selbst oder durch Einschnitte ausfließt und gefaßt wird. Die gewöhnliche. geringere Myrrhe ist vom Baumstamm oder auf dem Boden gesammeltes Holz. Stakte ist somit ein wohlriechendes, scharf und bitter schmeckendes Harz, das im Altertum sehr geschätzt war. Stakte, oder also «Myrrhe 1a Qualität», kommt auch noch in Psalm 45,8 und mehrmals im Hohenlied vor, weiter an drei Stellen im Neuen Testament in Matth. 2, als eine der Gaben der Magier aus dem Osten, in Mark. 15,23 und Joh.19,39 in Verbindung mit dem Tode Jesu. Er ist im Alten Testament der qualifizierte Ausdruck kostbaren Wohlgeruchs. Die Anwendung im Neuen Testamen) weist darauf hin, daß die symbolische Bedeutung des kostbaren Wohlgeruchs auf dem Leiden des Herrn Jesus beruht; denn wurde nicht auf Golgatha die Herrlichkeit Gottes am Höchsten enthüllt?

Frage Nr. 264: In drei Stellen 2. Mose 16, 31; 4. Mose 11,7—6 und 21, 5 wird In verschiedener Weise von dem Manna geredet. Was Ist deren Bedeutung?

Antwort: Die erste Stelle redet einfach von dem Wesen und dem Geschmack des Manna. So Ist auch das himmlische Manna köstlich und gut. Das zweite Wort zeigt uns, daß, je mehr Mühe sich der Genießer für die Zubereifung gibt, um so höher das Gemessen ist. Christus ist das lebendige Manna aus dem Himmel, und Je mehr Energie und Liebe ich zum Erforschen der Heiligen Schrift aufwende, um so köstlicher wird mir sein Wert und sein Genuß. Die letzte Stelle gibt uns die Belehrung, daß wir im Erfassen des Wortes nicht müde werden sollen, sonst laufen wir Gefahr, daß wir ungeduldig werden und anfangen, die einst so geschätzte Speise zu verachten. Christus genügt dann nicht mehr, die Träber der Welt sind wieder begehrt — da kann nur die Züch­tigung Gottes noch helfen. (Lies Hebr. 12.)

Frage Nr. 265: Durfte Moses, nachdem die Wolke das Zelt der Zusammenkunft bedeckte (2. Mose 40) noch in dasselbe hineingehen?

Antwort: Eine Stelle, daß er nicht mehr hingehen durfte, kenne ich nicht; wohl aber bejahende: 2. Mose 25,22; 3.Mose 1,1; 4. Mose 7,89; 17,4,7.8-10.

Frage Nr. 266: Ist das Brustschild des Hohenpriesters ein Bild vom Kreuz oder vom Ratschluß Gottes?

Antwort: Und von was allem noch? Warum sich nicht wenigstens einigermaßen unter die Autorität des Wortes und die Leitung des Heiligen Geistes stellen? Sie meinen doch 2. Mose 28,15—30? Ich gebe noch mal kurz die Be­deutung des Materials; Gold: göttliche Gerechtigkeit; Blau: das Himmlische; Purpur: königliche Herrschaft; Karmesin: gehorsam bis zum Tode; Steine mit ihrer Eingrabung: Zurückstrahlung der Herrlichkeiten des Christus; In G o l d    g e f a ß t und ins Brustschild gesetzt: göttliche Sicher­heit. Das Ganze: Die Gläubigen stehen 'allezeit in der Gunst göttlicher Liebe und Seiner Gerechtigkeit, und zwar entsprechend dem, was Christus persön­lich und offiziell ist. Alle Heiligen werden auf dem Herzen Jesu getragen vor Gott.

Frage Nr. 267: Wie ist der Vers In 3. Mose 13,13 zu verstehen: «Und siehe, der Aussalz hat sein ganzes Fleisch bedeckt, so soll er den, der das Übel hat, für rein erklären; hat es sich ganz in rein verwandelt, so ist er rein» ?

Antwort: Allerdings keine so leicht zu beantwortende Frage. Immerhin scheint mir die geistige Bedeutung sehr wichtig zu sein. Der Aussatz ist be­kanntlich ein Bild der Sünde. Hier ist alles, was im Innern vielleicht schon lange verborgen war, zum Vorschein gekommen. Keine Heuchelei und keine Verstellung ist vorhanden, das Bekenntnis ist ein ganzes und völliges: Nichts Gesundes vom Scheitel bis zu den Füßen. Kommt der Sünder s o zu Jesu, so wird er volle Vergebung finden; er ist ganz rein.

Frage Nr. 268: Gehörte das unreine Vieh, das all Opfergabe gebracht wurde, dem Priester (3. Mose 27,11—13?

Antwort: Jawohl! Wenn der Besitzer es wiederhaben wollte, so mußte er es lösen, d. h. die geschätzte Summe bezahlen, und nach Gottes Vorschrift noch einen Fünftel hinzutun.

Frage Nr. 269: Warum wurden die Leviten gemustert im Alter von einem Monat darüber? (4. Mose 3,15.42)

Antwort: Das 'ist schwer zu sagen; aber es wird vielleicht leichter sein, wenn wir uns einiges vor Augen halten.
1. Es war Gottes Absicht, ein Heiligtum zu machen, «daß Ich in ihrer Mitte wohne» (2. Mose 25,8).
2. Dieses Heiligtum brauchte selbstverständlich eine Bedienung. Hierzu waren die Leviten ausersehen {4.Mose 1,50).
3. Diese Bedienung hatte vom Tage der Aufrichtung des Zeltes an zu beginnen.
4. Im zweiten Jahre nach dem Auszug, am ersten Tage des ersten Monats, wurde die Wohnung aufgerichtet (2. Mose 40,2—17).
5. Genau einen Monat später (4. Mose 1,1) gab Gott die Weisung, die Anlaß zu Ihrer Frage gibt.
6. So ist es wohl nicht abwegig, zu folgern: Die am Tage der Aufrichtung der Wohnung vorhandenen männlichen Leviten vom eben Geborenen bis zum ältesten Greise, werden gleichzeitig zum 'Dienst abgesondert; nur erfolgte die Bekanntgabe dieser Tatsache einen Monat später.
7. Da diese Leviten als Stellvertreter der Erstgeborenen aller Stamme in den Dienst gestellt wurden (4. Mose 3,41), so war für die Zählung der Erstge­borenen aller Stämme der gleiche Termin maßgebend (Vers 40).
8. Wenn Sie nun auf den Gedanken kommen, nachzurechnen, so finden wir 7500 und 8600 und 6200 = 22 300. (4, Mose 3, 22. 28. 34.) Die Summe in Vers 39 beträgt aber nur 22000. Woher die Differenz? Ein Rechnungsfehler? Keines­wegs! Bedenken wir: unter den Leviten waren auch Erstgeborene, diese konn­ten nicht Stellvertreter für andere Erstgeborene sein; sie mußten selber gelöst werden. Eine nähere Untersuchung der Zahlen und Geburtsverhältnisse ergibt, daß 300 Erstgeborene unter den Leviten durchaus stimmen mag, diese sind also in Abrechnung zu bringen.

Frage Nr. 270: Wollen Sie mir bitte die beiden Worte «Nasiräer» und «Nazarener» deuten?

Antwort: Lesen Sie 4. Mose 6,1—21. Dort finden Sie das, was Gott in bezug auf das Nasiräertum verordnet hat. Es konnten sich demselben Männer und Frauen lebenslänglich oder für eine bestimmte Zeit unterziehen, z.B. bei den Pharisäern allgemein 30 Tage. Die drei hauptsächlichsten Merkmale waren: Kein Schermesser durfte auf das Haupt 'kommen; nichts vom Weinstock, von den Kernen bis zur Hülse, durfte er essen, noch Wein trinken und keinen Toten durfte er anrühren. Geschah dies doch, war das ganze Gelübde dahin. Nasiräer kommt von dem hebräischen Worte «Nadzir» und ist von dem Stammwort «Nadzar» abgeleitet, was «absondern» bedeutet. Ein Nasiräer war also jemand, der sich ganz oder für eine Zeit lang Gott völlig weihen wollte. Simson und Samuel (Richt. 13, 5.14; 1. Sam. 1,11) und im gewissen Sinne auch Johannes der Täufer (Luk.1,15) waren Nasiräer, also Gottgeweihte. Unschwer erkennen wir die tiefe geistliche Bedeutung des Nasiräertums; restlose und völlige Hin- und Übergabe an Den, der uns durch Sein 'kostbares Blut erkauft und zu Seinem Eigentum gemacht hat: Jesus Christus. 

Er war, obwohl auch Er sich den äußeren Kennzeichen nicht unterwarf — er war ja die Erfüllung des vorgeschalteten Nasiräertums — der vollkommene, restlos gottgeweihte Nasiräer, Das Wort «Nazarener» hat mit Nasiräer gar nichts zu tun. Wäre es mit letzterem verbunden gewesen, dann hätten die Juden unmöglich sagen können: «Was soll aus Nazareth Gutes kommen?» Es war eine niedrige verachtete Stadt und wenn der Prophet kündete: «Er soll Nazarener genannt werden», dann wollte er kundgeben, in welcher Niedrigkeit und Verachtung der «Sohn des Menschen» erscheinen würde (Matth. 2,23; vergl. Jes. 11,1 = Nazareth heißt: «Grüner Zweig»). 'Das Wort «Nazarener» finden wir im Alten Testament nicht; Matth. 2, 23 kündet deutlich, daß wir es im allgemeinen Sinn auffassen müssen. Der Geist, nicht der Buchstabe, macht lebendig.

Frage Nr. 271: Was muß ich unter «Buhler» und «Buhlerin» in 5. Mose 23,17 verstehen ?

Antwort: Die holländische Übersetzung sagt «Schandjungens». Es wären unmoralische Menschen beiderlei Geschlechts, die sich zu Ehren von Götzen wie Baal, Aschen usw. zu Werkzeugen der Unzucht gebrauchen Hessen. (Lies auch Röm.1.) Gleich Sodom und Gomorra wird sie das Gericht Gottes treffen.

Frage Nr. 272: Dürfte ich um ein kurzes Wort bitten über 5. Mose 33,2—3?

Antwort: Im 33. Kapitel des 5. Buches Mose haben wir durch Gottes Geist den Segen aufgeschrieben, womit Moses das Volk Israel gesegnet hat. Es ist voll rührender Erinnerung an die C<ite und Freundlichkeit Gottes, womit Er das Volk geleitet und geführt hat. In erfragten Versen erinnert sich Moses an den Tag, da Gott ihm am Sinai erschien, und hält dieses Ereignis in dichterischer Sprache fest. «Jehova ist vom Sinai gekommen und ist ihnen [nämlich den Kin­dern Israel) aufgegangen (gleich der Sonne in ihrer Auferstehungspracht} von Seir (welches gegen Osten vom Sinai liegt). Er ist hervorgestrahlt vom Berge Paran (Gebirge im Norden) und ist gekommen von heiligen Myriaden. (Die Engel Gottes, die Seinen heiligen Thron umgeben und die bei der Gesetzgebung eine große, wenn auch verborgene, Rolle spielten). Aus Seiner Rechten ging für sie Gesetzesfeuer hervor (5. Mose 33,2). Die Gesetzgebung war, wie wir wissen, mit Donner und Blitzen begleitet. Doch Gott will nicht ver­derben, Er liebt Sein Volk, und jeder einzelne ist in Seiner Hand, gleich wie ein Kind auf den Knien seines Vaters. In dieser bevorzugten Stellung empfangt es Seine Worte. Gnädiger und barmherziger Gott!

Frage Nr. 273: lst in Richt. 5,4 der Auszug aus Ägypten gemeint? Warum die Reihenfolge Seir, Edom, Sinai? Was bedeutet: „Auch troffen die Himmel, auch troffen die Wolken von Wasser“?
Antwort: a) Ohne Frage ist der Auszug aus Ägypten gemeint. Spätere Dichter und Propheten kommen darauf zurück: David in PS. 18 und 68 (2. Sam. 22); Asaph in PS. 77; Habakuk in Kapitel 3, haben dabei aber gleich ähnliche Geschehnisse in weiterem Raum vor Augen.
b) Die Reihenfolge ist nicht überall Seir, Sinai. Wo sie so ist, erklärt sie sich aus der Vorstellung der Dichter, daß das Zuhilfe-Erscheinen Gottes dem Sonnen­aufgang zu vergleichen ist, wie Mose sagt: «Jehova ist vom Sinai herabge­kommen und ist ihnen aufgegangen von Seir; Er ist hervorgestrahlt von dem Berge Paran...» (5. Mose 33). Dabei ist an die Himmelsrichtung Osten zu denken. Der Auszug und die drei Monate später sich anschließende Gesetz­gebung mit den furchtbaren Begleiterscheinungen sind in eins zusammengefaßt. Das Erscheinen des Messias bei Seinem Volke und Er selber heißen:
«Aufgang aus der Höhe» (Luk. 1, 78).
c) «Die Himmel, die Wolken troffen von Wasser.»» Da ist wohl an das Er­zittern der Erde, das Beben der Berge und des Sinai zu denken, für Auge und Ohr furchtbare Erscheinungen in Verbindung mit der Gesetzgebung (2. Mose 19, 16—19; 5. Mose 4,11; 33,2; Hebr.12,18—21). Mose prägte diese Ausdrücke. Debora nahm sie auf. David, Asaph, Habakuk erweitern sie mehr unter Einbe­ziehung der dichterischen Gestaltung, die Mose (2. Mose 15) dem Bericht über den Durchzug durchs Rote Meer gegeben hatte. Vergleiche auch, was zur Zeit Josuas Großes geschah (Jos. 10,11—14), und was Debora gesungen hafte, überhaupt alles das vor ihrer Zeit in dieser Hinsicht Geschehene. Und weil es für das spätere Eingreifen Gottes vorbildlich ist, betrachten sie es prophetisch und fügen Zukünftiges hinzu, machen daraus ein großes, alles Wundertun an Israel von A bis Z umspannendes Panorama.

Frage Nr. 274: Was bedeuten die leeren Krüge und deren Zerschlagen in Richter 7 ?

Antwort: Dieser Vorgang ist eine recht treffende bildliche Darstellung der Wahrheit, welche Paulus in 2. Kor. 4, und noch weitergehend in Kap. 12 an­führt. Jehova hatte neben Gideon noch ein schwaches, geringes, kleines Häuflein Kämpfer auserwählt. Diese alle trugen ihre Fackeln, das Bild des Lichtes Gottes in «irdenen Gelassen», wie Paulus wörtlich von den Zeugen des Herrn sagt (2. Kor. 4,7). Unser eigenes Ich muß zerbrochen und zerschlagen werden, damit es Gottes Wirken nicht hindern kann. Paulus selber ist das deut­lichste Beispiel dieser Wahrheit. Der Herr machte seine jüdische Religions­herrlichkeit gründlich zunichte. 2. Kor. 12 aber berichtet, wie er um seiner besonderen, hohen .Berufung willen auch noch persönlich zerbrochen werden mußte. Ein lebenslängliches Leiden, ein Dorn für das Fleisch zwang ihn zur Demut, damit Gottes Gnade sich durch ihn im vollen Masse bezeugen konnte. Auch Mose ging durch dieselbe Schule; er mußte zuerst sein persönliches Wertgefühl ablegen, sich selbst für untauglich halten, ehe Jehova ihn für seine große Aufgabe berufen konnte. Diesen Weg, der zuerst in die Tiefe hinab und dann erst aus derselben wieder herauf führt, können wir immer wieder im Leben der Knechte Gottes und Jedes einzelnen Gläubigen feststellen.

Frage Nr. 275: Warum gab Jehova der Frau des Manoah in Richter 13 den Befehl, nichts vom Weinstock zu essen noch zu trinken?

Antwort: Weil sie die Mutter des Simson werden sollte, der ein Nasiräer sein würde. Dies sollte er schon, wie die Schrift sagt, vom Mutterleib an sein. Darum das Kennzeichen des Nasiräertums, sich von Wein und starkem Getränk zu enthalten, schon bei der Mutter. Es liegt ein Segen im wahren Nasiräertum, d.h. im Abgesondertsein von der Welt und ihren Dingen. Das ist lehrreich auch für uns.

Frage Nr. 276: Nach der Bibel beginnt die Zeitrechnung mit dem Nisan als ersten Monat, also mit dem April, und endet mit Adar als letztem Monat (vergl. Esther 3, 7.13), die unsrige aber mit Januar. Welche Zeitrechnung Ist nun die richtige?

Antwort: Die Zeitrechnung der Bibel, d. h. das sogenannte heilige Jahr, be­ginnt allerdings nach Anordnung des Gesetzes (2. Mose 12; 13, 4) mit dem Monat Nisan (ungefähr April) und war für die Festlegung der von Gott verordneten Feste maßgebend. Daneben kennt die Bibel auch eine Zeitrechnung von Herbst zu Herbst, wonach die Juden heute noch rechnen, darum beginnt ihr Neujahr anfangs Oktober. Nun aber sind diese Jahre Mondjahre, d. h. solche von zwölf Mondumläufen (Jeder Umlauf um die Erde dauert 29^3 Tage), das sind zusam­men nur 354 Tage. Unsere Zeitrechnung aber richtet sich nach dem Umlauf der Erde um die Sonne, welcher ein Jahr dauert. Sie entspricht dem regelmäßigen Wechsel der Jahreszeiten, von Tag und Nacht usw. Damit unser Jahr, das nicht genau-365 Tage wahrt, sondern etwas mehr als 14 Tage länger dauert, immer wieder genau mit der tatsächlichen Zeit übereinstimmt, wird alle vier Jahre ein sogenanntes Schaltjahr mit 366 Tagen eingelegt. Diese Zeitrechnung besteht seit 1582; da man im alten Kalender Julius Cäsars dies nicht erkannt hatte. Allerdings ist die Verlegung des Jahresanfangs auf ersten Januar eine willkürliche. Es wäre sicher richtiger und logischer gewesen, den Jahresbeginn auf die Frühlings-Tag- und Nachtgleiche (21. März) zu verlegen, oder wenigstens gleich dem julianischen Kalender auf den ersten März. Aber das kann man heute nicht mehr gut ändern.

Frage Nr. 277: Wir lesen, besonders im Alten Testament, so oft vom «Horn»; z.B. «Erhöht ist mein Horn in Jehova» (1. Sam. 2,1), dann im Propheten Daniel von Hörnern, die emporsteigen. Was in ihre Bedeutung?

Antwort: Das Horn ist in der symbolischen Sprache der Bibel ein Bild von Macht. Denn die Hörner sind dem Tiere zur Verteidigung und zum Kampf ge­geben. Diese Macht kann sich im Guten wie auch im Bösen auswirken. Die Gläubigen vertrauten auf diese Macht: Gott war ihr «Horn». Aber auch die Israel feindlichen Mächte werden mit «Hörner» bezeichnet; Gott aber wird zu Gunsten Seines Volkes über alle triumphieren!

Frage Nr. 278: In 1. Sam. 2,18; 22,10 und 2. Sam. 6,14 lesen wir vom «lei­nenen Ephod», das getragen wurde. Was hat dieses zu bedeuten?

Antwort: «Linnen» war weiß und bedeutete: Reinheit. Es wurde zu prie­sterlichen Funktionen getragen. Dieses einfache Kleid stand im Gegensatz zu dem hohenpriesferlichen Kleide zur Herrlichkeit und zum Schmuck. Das eigent­liche «Ephod» vererbte sich durch Geschlechter hindurch.

Frage Nr. 279: Wie kam es, daß Saul David nicht kannte, obwohl er vorher im Hause des Königs Saul gespielt halte! (1. Sam. 17, 55; 16,19—23).

Antwort: Vermutlich kannte Saul David nicht, weil dieser nicht mehr mit königlichen Kleidern bekleidet war; vielleicht auch, weil aus dem Jüngling ein Mann geworden war,

Frage Nr. 280: Warum gerade das Begehren Sauls in 1. Sam. 18, 25?

Antwort: Weil andere Leibesteile nicht die Garantie boten, daß sie von Unbeschnittenen waren, also Philistern, den damaligen erbitterten Feinden Israels, die mit Saul in Fehde lagen. Ohren, Zehen, Nasen usw. hatten auch die Israeliten. Vorhaut aber hatte kein Israelit. Wenn David also Vorhäute ablieferte, so war Saul sicher, daß Philister getötet waren. Es gab zwar außer Isrealiten noch andere Beschnittene: Abraham beschnitt auch .Ismael und jedenfalls auch die Söhne der Ketura. (Siehe 1.Mose 7, 9—14; 23,18.19.) Ihre Nachkommen behielten die Beschneidung bei. David hatte heimlich auch solche überfallen können, und Ohren usw. bringen, nicht aber Vorhäute.

Frage Nr. 281: in 2. Sam. 22,26.27 lesen wir: «Gegen den Gütigen erzeigst Du Dich gütig, gegen den vollkommenen Mann erzeigst Du Dich vollkommen, gegen den Reinen erzeigst Du Dich rein und gegen den Verkehrten erzeigst Du Dich entgegenstreitend» (Luther: verkehrt). Würden Sie mir eine kurze Er­klärung hierzu geben?

Antwort: Gott begegnet jedem Menschen nach seiner Einstellung Ihm ge­genüber. Der Erzvater Jakob erdreistete sich gegen Gott zu kämpfen, wie verkehrt! Gott schlug ihn und Zeit seines Lebens mußte er mit einer «ver­kehrten» Hüfte durchs Leben hinken. Damit dürfte auch das andere keine Schwierigkeit mehr bieten.

Frage Nr. 282: Wer waren Krethi und Plethi?

Antwort: Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus sagt, daß es die könig­liche Leibwache war, also ohne Frage tapfere Soldaten. Die Elberfelder Übersetzung sagt: Kerethiter und Pelethiter (2. Sam. 8, 18). Als David vor Absolom floh, waren Kreth; und Plethi mit ihm, und sie waren es auch, die bei der Krönung Salomos den Thron umgaben.

Frage Nr. 283: Elia schlachtete die 450 Priester des Baal, aber von den 400 Priestern der Aschera, die ebenfalls vor Elia standen, wird nichts erwähnt. Sind diese auch gerichtet worden (1. Kön. 18,19.40)?

Antwort: Die Heilige Schrift gibt darüber keine Auskunft. ,_0b^ wie ver­schiedene Schriftausleger dartun, sie sich durch List dem Urteil irgendwie ent­ziehen konnten, ist sehr unwahrscheinlich. Wenn das Wort uns keine Mitteilung macht, müssen wir es eben anstehen lassen.

Frage Nr. 284: An wen müssen wir bei den «Gebundenen als auch den Freien« in 2. Kön. 9,8 denken! Sind es Juden oder Söhne Ahabs?

Antwort: Es können nicht Söhne Israels sein, denn dieses war in seinem Lande und frei. Aber das Haus Ahab hatte «Gebundene und Freie», und dieses sollte nach der Botschaft Gottes, die der Knabe des Elisa an den König Jehu, den er eben zum König gesalbt hatte, gebracht hatte, ausgetilgt werden.

Frage Nr. 285: Wer ist die «Schwester» in Hohelied 5,2—6 und wer die «kleine Schwester» in Kapitel 8,8—9? Sind erstere wir, die andere der gläubige Überrest aus den Juden?

Antwort: Nein, im Allen Testament haben wir nirgends die Brautgemeinde dargestellt, diese ist dort verborgenes Geheimnis. Die Braut im Hohenlied be­trifft also die irdische Braut des Christus, Israel. Die Ausdrucksweise …betr. der Schönheiten ist eine Beschreibung der irdischen Segnungen des Tausend­jährigen Reiches, wo Israel in seiner ganzen Schönheit vor dem Herrn sein wird. Die «kleine Schwester» meint den gläubigen Überrest aus den zehn Stämmen, der erst ganz am Schluß der Drangsalszeit auftauchen und mit Juda vereint werden wird im verhießenen Lande. Er macht somit die Erfahrungen der Drangsalszeit Judas nicht mit; er wird besonders geführt. Immerhin können wir auch für uns aus dem Hohenlied, aus den Schilderungen der Gedanken des Bräutigams, des Herrn also, und der Braut kostbare Belehrung ziehen und in einem noch höheren Sinn anwenden.

Frage Nr. 286: Wie konnte Elihu in Hiob 33,24 so deutlich von einer Süh­nung sprechen?

Antwort; Zum ersten sprach Elihu durch den Geist Gottes; zum zweiten kannte er die von Gott gegebene Verheißung im Paradies; zum dritten ist — wenn wir auch nicht genau wissen, wann Elihu gelebt hat, Hiob ist das Älteste Buch der 'Heiligen Schrift — er wohl mit den Opfern bekannt gewesen und hat vor allem das Opfer Abels gekannt. Sein Glaube schaute alles das, was mit der Sühnung in Verbindung stand.

Frage Nr. 287: Darf man die apokryphischen Bücher als Gottes Wort be­trachten, sie also in den Versammlungen lesen und darüber Betrachtungen anstellen?

Antwort: Nein, die Apokryphen des Alten und Neuen Testaments sind nicht Gottes Wort, machen auch nicht den Anspruch, dies zu sein; sie tragen auch keine Anzeichen, daß sie von Gott inspiriert waren, noch daß Er darin rede. Die alttestamentlichen Apokryphen gehören der letzten dunkeln Zeit vor der Herniederkunft des Sohnes Gottes an, in der Gott aufgehört hafte, zum Volk Israel zu reden. Die neutestamentlichen aber fallen ganz außer Betracht, da mit der Offenbarung, dem letzten Buch des Neuen Testaments, uns alles ge­geben ist, was zu wissen uns nützlich ist. Deshalb sind die neutestamentlichen Apokryphen in den evangelischen Bibeln überhaupt nicht enthalten, die alttestamentlichen nur in einzelnen, meist altern Ausgaben und nur unter dem deutlichen Vermerk: «Bücher, die Gottes Wort nicht gleich gehalten, aber doch nützlich und gut zu lesen sind». Zur Bibelbetrachtung eignen sich diese Bücher somit nicht, wenn auch einige, z. B. «Weisheit Salomos» oder «Jesus Sirach» nützliche Unterweisung geben mögen; geistliche Kraft vermögen sie aber nicht zu vermitteln, da sie nicht von Gott inspiriert sind. Vielmehr haben gerade die Apokryphen Anlaß zu vielen Irrtümern gegeben, und es stimmt durchaus, daß die katholische Kirche ihre schweren Irrtümer zum Teil auf die Apokryphen begründet, indem sie diese menschlichen Überlieferungen als dem Gottes Wort ebenbürtig betrachtet. 

Frage Nr. 288: Die Weissagung in Jes.7,14 fasse ich als eine Weissagung auf den Herrn auf, aber ich frage mich, ob nicht schon zu Jener Zelt etwas Ähnliches geschah. Indem eine Jungfrau gebar zu einem Zeichen in Israel?

Antwort: Sicherlich bezieht sich die Weissagung auf den kommenden Herrn, aber etwas Ähnliches ist in der Geschichte Israels nicht geschehen.

Frage Nr. 289: Ich hafte gerne eine Erklärung über Jes.66,3?

Antwort: Der erfragte Vers zeigt die tiefe Verdorbenheit eines unbußfertigen und ungläubigen Volkes, das sich des Herrn Namens brüstete, und im Herzen so ferne von Ihm war. Begreiflich, daß die Opfer, die es nur pflichtgemäß, aber nicht nach Vorschrift darbrachte, ein Greuel vor Gott waren. Gott konnte es nicht anders werten, wenn sie ein Rind schlachteten, als daß es vor Ihm war, wie wenn sie einen Menschen erschlagen hätten; also in Gottes Augen nichts anderes, als einer, der Blut vergießt. Ein Lamm zu opfern, weil sie von Ungerechtigkeit nicht abließen, war nicht mehr wert als einem Hunde das Genick zu brechen. Das Opfer 'kam nicht vor Gott; Er verabscheute es. Wer ein Speisopfer darbrachte, dem konnte Gott es nicht mehr werten, als wenn es Schweineblut gewesen wäre. Wer Weihrauch als Ged7ächtnisopfer darbrachte, aber nicht von seinen bösen Wegen umkehrte — vor Gott er­schien es wie eine Lobpreisung der Götzen. In welch furchtbaren Zustand war Israel geraten! Der Psalmist ruft uns zu: «Opfere Gott Lob, und bezahle dem Höchsten deine Gelübde!» (Psalm 50, 14.)

Frage Hr. 290: Wie muß ich Hes. 36,26 »Ich will euch ein neues Herz geben» verstehen?

Antwort: Das wird ja in den Versen 25—29 und ebenso in Jer.31,31—37 im einzelnen ausgeführt, das ist nichts anderes, als was im Neuen Testament durch den Ausdruck {(Wiedergeburt» gesagt wird, nur steht es dort im Rahmen der alttestamentlichen Offenbarung. Solange der Herr Jesus Christus nicht geoffenbart war, konnte natürlich auch nicht vom neutestamentlichen Gedanken der Wiedergeburt geredet werden; aber praktisch ist es nichts anderes. Für Israel handelt es sich dabei um etwas, das heute noch zukünftig ist und aller­dings auch auf dem Werke am Kreuze fußen wird und muß.

Frage Nr. 291: Wer ist Gog, der Fürst von Rosch, Mesech und Tuball (Hes. 28, 2. 3.]

Antwort: Der aufmerksame Leser der Propheten des Alten Testaments wird immer wieder auf den «König des Nordens» stoßen, öfters auch mit dem «Assyrer» identisch. Wie aus Hes. 28 hervorgeht, ist «Gog», der Fürst von Rösch, wir würden heute sagen, der Zar von Rußland. Sein Land heißt Magog. Me­sech erinnert an Moskau und Tubal an Tobolsk,

Frage Nr. 292: Bitte um eine Erklärung über den «Spruch über den König von Babel» (Jes.14)

Antwort: Fast das ganze Kapitel befaßt sich mit dem König von Babel. Er ist das typische Bild des religiösen Hochmutes, wie wir ihn vom Turmbau zu Babel bis zu Babylon in den letzten Tagen vor der Wiederkunft des Christus finden. Der Hochmut ist in Nebukadnezar, dem König von Babel, gleichsam personifiziert. Ruft er nicht in seinem Hochmut aus: «Ist das nicht das große Babel, das ich gebaut habe?»

Frage Nr. 293: «Verflucht sei der Mann, der meinem Vater die frohe Bot­schaft brachte und sprach: «Ein männliches Kind ist dir geboren!» (Jer. 20, 15.) Ich kann verstehen, wenn Jeremia, wie einst Hiob, sich selber verfluchte, aber daß er einen anderen verflucht, ist mir unverständlich.

Antwort: Mir ist das auch unverständlich! Es kennzeichnet das Übermaß von Erregtheit, die alle Dämme der Frömmigkeit und Gottesfurcht durchbricht — ist Ihnen das nicht auch schon «passiert»? Mehr brauchen Sie darin nicht zu sehen. Mein Vater sagte mir auch einmal, erregt über meine Unart; «Du verfluechte Bueb!» und er war sicher ein guter Vater. Menschlich ist es ver­ständlich von Jeremia, denn er hatte viel zu erdulden. Aber es bleibt ein pein­licher Beweis dafür, zu was auch der Frömmste fähig sein kann.

Frage Nr. 294: «Was hat mein Geliebter in meinem Hause zu schaffen, da die Vielen Arglist üben?» (Jer.11,15.)Wer ist der Geliebte?

Antwort: Ohne Frage Israel. Vergleichen Sie Jes. 7, 5—7.

Frage Nr. 295: Dürfte ich um eine Erklärung von Hes. 18, 24— 27 bitten!

Antwort: Der «Gerechte», von welchem in diesen Versen gesprochen wird, dürfte nicht aus Gott geboren sein, aber, im Gegensatz zu dem offenbaren Gottlosen, doch ein «gerechter» Mensch, der sich an die Gebote Gottes hält. Wenn ein solcher sich aber abkehrt und den gleichen Weg geht wie der Gott­lose, dann wird Gott ihm die früheren Gerechtigkeiten nicht anrechnen; er wird in seinen Sünden sterben. Der Gottlose dagegen, der sich von seinen bösen Wegen zu Gott bekehrt, wird volle Vergebung erlangen. Es liegt dem Pro­pheten daran, sowohl die Mangelhaftigkeit der menschlichen Gerechtigkeit darzutun, als auch die Unumschränktheit der göttlichen Gnade aufzuzeigen.

Frage Nr. 296: In Habakuk 3, 2 lesen wir: «Jehova, belebe Dein Werk inmitten der Jahre, inmitten der Jahre mache es kund». Warum wiederholt der Prophet die Worte «inmitten der Jahre»!
Antwort: Das zweimalige «inmitten der Jahre» läßt ohne Frage auf beson­dere Wichtigkeit schließen. «Inmitten der Jahre» wird Gott Seinen Zorn über Sein Volk und über die feindlichen Nationen ergießen; «inmitten der Jahre» aber wird Er sich auch derer erbarmen, die Ihn suchen. Zuvor hatte der Prophet in der Kleinheit seines Glaubens ausgerufen: «Wie lange, Jehova . . . und Du hörst nicht» (Kap. 1,2). Nun war er zur Erkenntnis gelangt, daß Gott alle Verheißungen zur Ausführung bringen wird. Wohl wird das Gericht «in­mitten der Jahre», also plötzlich, kommen, aber der Gerechte wird «inmitten» aller Drangsal bewahrt werden. Die Weissagung Habakuks redet wie alle Pro­pheten von der letzten Jahrwoche (sieben Jahre der Drangsal), welche über Israel kommen wird; aber «im Zorn gedenkt Gott Seines Erbarmens», wie Habakuk es auch im gleichen Verse zum Ausdruck bringt.

Frage Nr. 297: Was ist unter «Basilisken-Eier» zu verstehen lJei.59,5])

Antwort: Unter Basilisk verstanden die Allen eine geheimnisvolle, giftige Schlangen- oder Eidechsenart, die nach ihrer Behauptung auch giftige Eier gelegt haben soll. Es war also ein böses, grausiges Fabeltier. Der Wortlaut des Verses deutet auch tatsächlich auf Etwas Giftiges hin. Dagegen haben die heute von den Zoologen als Basilisken genannten Kamm- und Kroneidechsen, welche durchaus harmlos sind, gar nichts damit zu tun. Die geistige Bedeutung des Verses will besagen, daß, wer sich mit dem Bösen beschäftigt, sich damit einläßt oder paktiert, vom Bösen früher oder später selbst verschlungen wird.

Frage Nr. 298: Wie denken Sie über Jes. 53, 91

Antwort: Ich denke, daß sich diese Weissagung über des Herrn Tod restlos erfüllt hat. Die Menschen hatten beschlossen, des Herrn Leib bei den Gesetz­losen zu bestatten, und wenn es nach ihrem Willen gegangen wäre, dann hätten sie diesen — wie sie dachten — auf der Schädelstätte vermodern lassen. Aber des Herrn Leib war nicht verweslich, und weil Gott eingriff, wurde Sein Grab bei einem Reichen bestimmt, im Garten Josephs von Arimathia, weil, so fügt das Wort Gottes hinzu: «Er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in Seinem Munde gefunden wurde.»

Frage Nr. 299: Bitte erklären Sie mir das Wort: «Der Mann, der Mein Ge­nösse ist» (Sach.13,7). Warum hat Gott das Schwert wider Ihn erhoben!

Antwort: Laßt uns beachten, daß «Jehova» ein beschreibender Name der Gottheit ist: der Ewigseiende, der Unwandelbare. (Siehe die Vorrede zur «Elberfelder-Bibel».) Der Messias von Jes. 53, der Knecht Jehovas (ver­gleiche Frage Nr. 10) ist Mensch. Anders kann und darf das beiderseitige
Verhältnis nicht angesehen werden. Wir dürfen nicht die sprachliche Unrichtig­keit aufstellen: «Jehova schlug Jehova», denn Jehova hat nicht Jehova ge­schlagen. Wir müssen da unserem Denken Zügel anlegen. «Der Mann, der mein Genösse ist», so lautet der Text, und wir müssen ihn so stehen lassen. Wenn du erklären kannst, wieso der Sohn Mensch und Gott zugleich war und ist, dann kannst du versuchen, die gestellte Frage zu beantworten. Der Herr Jesus sagt: «Niemand erkennt den Sohn, als nur der Vater.» Da ist der Verstand ausgeschaltet; man betet an.

Frage Nr. 300: Geben Sie mir bitte eine Erklärung über Hes. 23.

Antwort: Ohola und Oholiba werden mit Jerusalem und Samaria verglichen. Sie trieben ägyptischen Götzendienst und kamen deshalb unter Gericht. Weil sie sich von Jehova abwandten, nennt Gottes Wort sie «Huren», Ist es nicht furchtbar, daß Gott am Ende der Tage auch die abgefallene, christuslose Christenheit eine «Hure» nennen muß?!

Frage Nr. 301: Dürfte ich um eine Erklärung von Sach.12,10—14 bitten!

Antwort: Gott wird «über das Haus Davids und über Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen», und das wird bewirken, wenn der Herr Jesus als König in Macht und Herrlichkeit erscheint, um das Tausendjährige Reich aufzurichten, daß sie Ihn erkennen werden als Den, welchen sie ver­worfen und ans Kreuz genagelt haben. Obwohl sie bereits vorher sich zu Gott bekehrten und über ihre Christusfeindschaft Leid trugen, werden sie erst jetzt, bei Seiner Erscheinung, die Große ihrer Schuld und Sünde erkennen. Das wird ein Wehklagen anheben, wie es nie gehört wurde, und jeder Stamm wird besonders wehklagen. Wie tief aber ihre Busse und ihr Leidtragen sein wird, so groß wird sich auch das göttliche Erbarmen über Israel und die Stadt Jerusalem erweisen.

b) DAS NEUE TESTAMENT

Frage Nr. 302: Wann wurden die Evangelien verfaßt? - wann die Apostelgeschichte?

Antwort: Dies kann man nicht mit Bestimmtheit sagen; denn man kann ja lediglich nach Spuren urteilen, wie weit zurück diese biblischen Bücher Allge­meingut gewesen sind. Auch läßt dies noch keine sicheren Schlüsse zu, wann jedes geschrieben worden ist. Man kann daher nur ungefähre Angaben machen. So verlegen die Gelehrten die Abfassung des Matthäus-Evangeliums, das ja als für die Juden bestimmt sehr wahrscheinlich das erste war, zwischen die Jahre 44—51 nach Chr., Markus und Lukas, sowie die Apostelgeschichte zwi­schen 63 und 66. Das Evangelium des Johannes ist erst viel später, erst nach dem Auftreten der gnostischen Sekten, zwischen 70 und 80 nach Chr. ge­schrieben worden, deutlich als Abwehr gegen jene.

Frage Nr. 303: Ist es richtig, daß das Evangelium Matthäus, nicht wie die übrigen Bücher des Neuen Testamentes in griechischer, sondern in hebräischer Sprache geschrieben wurde!

Antwort: Nein, es gibt keine neutestamentlichen Bücher oder Briefe, die in hebräischer Sprache geschrieben wurden. Auch ist keine Spur davon vor­handen, daß es Je ein hebräisches Evangelium Matthäus gegeben hat. Es ist allgemein anerkannt, daß das heutige griechisch geschriebene Evangelium Matthäus keine Zeichen einer Übersetzung an sich trägt, wie eine solche dies unbedingt haben müßte. Das griechisch geschriebene Matthäusevange­lium ist ein Originalwerk und keine Übersetzung. Weiter ist zu be­achten, daß das Volk Israel nach der babylonischen Gefangenschaft sich nicht mehr der hebräischen Sprache bediente, sondern es sprach das östliche Ara­mäisch, das aber auch wieder der griechischen Weltsprache weichen mußte. Es gab ja auch schon eine Übersetzung des Alten Testaments in griechischer Sprache, die sog- Septuaginta. Die Zitationen im Neuen Testament entsprechen denn auch dieser griechischen und nicht der alten hebräischen Fassung. Dies dürfte ebenfalls auf die griechische Sprache von Anfang an hinweisen. Be­achten wir ferner, daß das Evangelium Matthäus wohl im gleichen Jahr (62 n.Chr.) verfaßt wunde, als Paulus den Epheser, Kolosser und Philemonbrief schrieb; desgleichen Petrus seinen zweiten Brief ebenfalls in griechischer Sprache verfaßte und er war doch der Apostel der Beschneidung. So ist wenig ersichtlich, warum Gott, der das Neue Testament in seiner Gänze doch von Anfang an für die Nationen bestimmte, und nachdem schon ein großer Teil der neutestamentlichen Bücher geschrieben war, nun dieses Evan­gelium In hebräischer Sprache verfaßt hatte. Allerdings ist zu bemerken, daß Matthäus sein Evangelium in einem feinen, aber ausgesprochenen Griechisch jüdischer Struktur schrieb, das in Stil, Sprachgut und Denkweise jüdischen Cha­rakter hat, was seinen Grund darin haben mag, daß er dasselbe in Palästina geschrieben hat. So finden sich in seinem Evangelium manche spezifisch jü­dischen Worte (hebräisch und aramäisch) und, an das Alte Testament anlehnende, hebräisch-biblische Ausdrücke und Wendungen, selbstverständlich aber in grie­chischer Sprache. Das mag vielleicht der Grund gewesen sein, daß man meinte, das Evangelium Matthäus wäre ursprünglich in hebräischer Sprache verfaßt gewesen. Es trifft nicht zu.

Frage Nr. 304: «Wenn ihr nach dem Fleische lebet, so werdet ihr sterben» (Rom. 8,13). Bitte um eine Erklärung.

Antwort: Hier handelt es sich um die praktische Seite des Christentums. Die Stellung derer, «die in Christus sind», ist ja in Vers 1 klipp und klar, ohne Klausel und Einschränkung, festgestellt: «keine Verdammnis!» Somit sind wir als wiedergeborene Kinder Gottes nicht mehr «im Fleische», welches in den nachfolgenden Versen so recht deutlich in seinem Charakter als in Feindschaft gegen Gott befindlich, und darum dem Urteil des Todes unterworfen, darge­stellt wird. Wir sind nun im Geiste, nach dem Herrn orientiert. Doch ist um­gekehrt, solange wir noch in diesem Erdenleib wallen, das Fleisch noch vor­handen und sucht in uns zu wirken, stets fort durch die Versuchungen durch den Feind dazu angestiftet.

 Daher ist der in Rom. 7 und Gal. 5 geschilderte Kampf zwischen Geist und Fleisch auch für Gotteskinder nicht absolut zu Ende. Im praktischen Leben gilt es stets zu wachen und in Abwehrstellung gegen die Gelüste des Fleisches zu stehen. Dazu gehört auch, das Urteil über das Fleisch stets vor Augen zu haben und praktisch zu verwirklichen. Wenn wir dem Fleische Raum geben, werden die Folgen nicht ausbleiben. Ein mehr oder weniger lebloser geistlicher Zustand wird eintreten, während umgekehrt wirkliches geistliches Leben und geistliche Kraft nach dem Masse der Ent­haltsamkeit sich auswirken kann, als Frucht des Niederhaltens des Fleisches. Die Unterscheidung, ob Gotteskind oder nicht, Errettetsein oder Verlorensein, wird auch hier nicht vom praktischen Zustand abhängig gemacht, sondern von der Innewohnung des Geistes Gottes, welche, einmal erfolgt, bleibende Tat­sache ist.

Frage Nr. 301: In Rom. 8,13 lesen wir: «Denn, wenn ihr nach dem Fleische lebet, so werdet ihr sterben.)* Wie erklären Sie sich diese Stelle?

Antwort: Wenn wir den Sinn dieses Wortes richtig verstehen wollen, müssen wir die vorausgehenden elf Verse dazulesen. Dort stellt der Apostel grund­sätzlich die durch den Heiligen Geist wiedergeborenen Kinder Gottes den natürlichen, der Sünde wegen verurteilten und zum Guten kraftlosen Menschen gegenüber. Diese letzteren sind für Gott nicht nur völlig unbrauchbar, sondern in Feindschaft wider Ihn und stehen darum unter dem Urteil des Todes, wäh­rend die Gläubigen in Christus Jesus von Gericht und Tod völlig befreit sind. Wir haben also hier nicht eine Scheidung von fleischlich und geistlich ge­sinnten Christen, denn Gottes Kinder sind und bleiben erlöst und erkauft durch das kostbare Blut von Jesus Christus; auch würde dies ja Gottes Zusage und Wesen widersprechen. Wiedergeborene bezeichnet Gottes Wort als «im Geiste lebend», im Sinne von Rom. 8. In unserer Stelle wird nun, wiederum in grund­sätzlicher Erwägung, die praktische Konsequenz aus dieser neuen Stellung ge­zogen, nämlich vom Heiligen Geiste geleitet zu wandeln und zu leben und sich nicht durch eine fleischliche Gesinnung der verlorenen Welt gleichzu­stellen. Die Folge wäre der praktische Verlust der Segnungen eines Lebens im Geiste. Ein Leben der Freude im Herrn und des Sieges über die Macht der Sünde ist nur möglich, wenn wir in stetem Selbstgericht verharren, sonst wird es ein Leben des Seufzens und des Straucheins sein.

Frage Nr. 306: Wer sind die Himmlischen, die Irdischen und die Unterir­dischen in Phil. 2,10?

Antwort: Es ist weniger wichtig, wer diese Genannten alle sind, was der Geist Gottes hervorheben will, ist, daß alle im Himmel und alle auf der Erde, also Selige und Unselige, Erlöste und solche, die es nicht sind, Gott Ehre geben müssen, die einen zu ihrer ewigen Glückseligkeit, die anderen zu ihrem ewigen Fluche, Die Unterirdischen sind ohne Frage nur Un­selige, aber auch sie müssen, und wenn sie sich die Zunge abbeißen, sich beugen und Gott die Ehre geben. Welch ein Fluch für diese Ärmsten, die sich weigerten, sich zu bekehren und nun ewiglich ihr Versäumnis bereuen müssen l

Frage Nr. 307: Wollen Sie mir bitte etwas über den Vers sagen: «Nicht. daß Ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei; ich jage ihm aber nach, ob ich es auch ergreifen möge, indem ich auch von Jesus Christus ergriffen bin» (Phil. 3.12).

Antwort: Es genügt nicht zu wissen, daß man errettet ist, und denkt dabei: Was braucht es noch mehr? Allerdings, zur Errettung selber braucht es und gibt es keine Hinzufügung — das Werk auf Golgatha ist und bleibt vollkommen und allgenugsam — aber der Herr Jesus wünscht von uns doch mehr als nur das, daß wir die Gewißheit des Heils haben. Er begehrt unser ganzes Herz. Paulus verstand dies und darum streckte er sich voll und ganz nach dem Herrn Jesus selber aus. Ihn und die lebendige Kraft der Auferstehung zu erfassen, damit er die ganze Vollendung des Werkes des Herrn an sich selber, in seinem Dienste und in seiner Hingabe erreichen möchte, das war sein Ziel. Er wußte, daß er von Christus ergriffen war, aber er erkannte doch, daß er trotz der völligen Widmung für seinen Herrn, noch weit hinter dem großen Vorbild zurückstand. Deshalb bemühte er sich mit aller Energie, diesem herr­lichen Ziel naher zu kommen. Wie Sportsleute sich mit aller Kraft nach dem Kampfpreis ausstrecken, so gilt es auch für uns, uns von allem Ballast, von allem Zurückhaltenden frei zu machen, damit nichts unseren Lauf hemmen kann.

Frage Nr. 308: Was ist unter dem «Eifern für die geistlichen Gaben» zu verstehen?

Antwort: In kurzen Worten gesagt ist Untier «.Eifern um die geistlichen Gaben» zu verstehen: mit allem Eifer sich nach den Gaben ausstrecken, die zur Stärkung und Auferbauung der Gemeinde dienen. In Korinth übten sie allerhand Gaben aus. wie in Sprachen reden, die der Versammlung nicht zum Nutzen waren. Die Versammlung litt Not und darum sagt der Apostel: «Strebet nach der Liebe, und eifert um die geistlichen Gaben» 
(1. Kor. 14, 1).

Frage Nr. 309: Darf ich um kurze Erklärung der Stelle in Heb r. 10, 24 bitten! Wir lesen dort: «Und laßt uns auf einander achthaben zur Anreizung zur Liebe und zu guten Werken.»

Antwort: Schon sehr frühe begannen manche Hebräer, wohl infolge großer Verfolgungen, sich von den Gläubigen zurückzuziehen und die Zusammen­künfte zu vernachlässigen (Vers 25). Darum die ernste Ermahnung «aufeinander achtzuhaben» und die Heiligen, die in Gefahr waren abzuweichen, mit beson­derer Liebe zu umgeben und zu ermahnen, treu und fest zu stehen. Wenn wir in der Nähe des Herrn weilen, werden wir ein warmes Herz haben für andere. Wenn wir die Liebe des Herrn genießen, werden wir andere zur Liebe anreizen. Man wird ermuntert und ermuntert andere.

Frage Nr. 310: Würden Sie mir eine Erläuterung von 1. Kor. 12,3 geben: «Niemand kann im Geiste Gottes redend, sagen, Fluch über Jesus und nie­mand ,Herr Jesus!' sagen, als nur im Heiligen Geiste.»

Antwort: Gottes Wort zeigt uns die zwei entgegengesetzten geistigen Strö­mungen, wie sie jene Zeit, aber auch die gegenwärtige, kennzeichnet. Die Quintessenz der beiden sehen wir in den angeführten Aussprüchen. In der Gemeinde in Korinth waren viele geistliche Gaben, und sie wurden, leider, die Ursache der Überheblichkeit der Korinther. Satan benutzte dies und ließ etliche «Propheten» durch Dämonen reden. Diese werden nie Christus erheben und verherrlichen. Durch den Geist Gottes sind wir in die Lage versetzt, diese Geister sofort unterscheiden zu können.

Frage Nr. 311: Was haben wir darunter zu verstehen, wenn Gottes Wort ein «zweischneidiges Schwert, durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes» genannt wird? (Hebr.4,12.)

Antwort: Wir müssen vor allem im Auge behalfen, daß wir es hier nicht mit einem bloß geschriebenen Wort zu tun haben, sondern vor allem mit einem lebendigen Wort. Es ist Christus, der «Herzen und Nieren er­forscht». der im geschriebenen Wort selbst redet und wirkt. Damit wird ange­deutet, daß der Herr bis in unser tiefstes Inneres sieht. Nicht nur die nach Bussen sichtbaren Taten und hörbaren Worte, sondern auch alle unausge­sprochenen Gedanken und Gesinnungen, die die Beweggründe unserer Hand­lungen sind, die Überlegungen- und Urteile unserer Herzen, die wahren treibenden Kraft® und Gefühle, die unser Tun bestimmen, kennt der Herr. Ja noch mehr: Gottes Wort als das alles durchdringende göttliche Licht, wird, je mehr wir es auf uns wirken lassen, uns die vielfältigen, uns selber nicht immer klaren Vermengungen von göttlichem und eigenem Wollen und Denken, von Wahrhaftigkeit und Selbsttäuschung aufzeigen und auseinanderlegen: «zer­teilen». Gottes Wort hat zerteilende aufdeckende Wirkung bis in die hin­tersten Kammern des Herzens; nicht das Geringste kann verborgen bleiben, ganz einfach, weil wir es mit der absoluten, lebendigen Wahrheit zu tun haben, die, wie unser Vers sagt, gleichsam Gottes Auge ist.

Frage Nr. 312: Wie ist die Stelle in 1. Kor. 9, 27 zu verstehen: «Damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst verwerflich werde»?

Antwort: Dieses ganze Kapitel beschäftigt sich mit dem persönlichen Dienste des Apostels, indirekt auch mit dem Jedes Christen, als Zeuge des Christus. Im letzten Abschnitt führt nun Paulus aus, wie zu diesem Dienst, den er hier treffend mit einem sportlichen Wettkampf vergleicht, ein entsprechendes Verhalten, ein «Trainieren» gehört, moralische Straffung und Enthaltsamkeit von alledem, was Schwächung bedeutet. Er schließt dann mit dem Hinweis darauf, wie man denn von unserer heiligen Berufung und von unserem neuen Leben aus Gott zeugen könne, wenn man dies in seinem praktischen Verhalten nicht auch zum Aus­druck bringe, und sich in nichts von den Weltkindern unterscheide. Dann würde man sich ja nur Verurteilung und Verwerfung von seilen der Menschen zuzie­hen und damit auch das Zeugnis entwerten. Es ist also hier nur an ein prakti­sches diesseitiges Urteil gedacht, nicht an ewige Verwerfung. Die Schrift sagt ja deutlich, daß der Herr für untreue Kinder die Zuchtrute gebraucht, aber nicht um sie zu richten, sondern um sie zurechtzubringen,

Frage Nr. 313: Ich las in einer christlichen Broschüre, daß alle die, welche niemals vom Heil in Christus gehört haben, aber stets nach dem Guten gestrebt haben, nachher von uns «Erstlingen», die wir Könige und Priester sein werden, unterrichtet werden sollen, damit auch sie sich für Jesus entscheiden können. Für wen sollen wir Könige und Priester sein?

Antwort: Voraussetzen möchte ich, daß es keine Menschen gibt, denen sich Gott nicht so oder so geoffenbart hätte. Lesen Sie die ersten Kapitel des Römer­briefes und Hiob 33, 29. 30. In bezug auf die Heiden mochte ich erwähnen, was ein Bruder an einer Konferenz hierüber geantwortet hat: «Gott kennt das Heil­mittel und Er ist souverän, um es anzuwenden, wie Er will, darum wollen wir Gott keine Grenzen setzen, wo Er keine setzt. Gott ist gerecht und beurteilt einen jeden nach dem Maß seiner Erkenntnis und der Aufrichtigkeit seines Gewissens.» (Siehe Luk.12,42—48).In Offb.14,6.7 sehen wir, wie Gott den Menschen in der Drangsalszeit ein ganz vereinfachtes, sozusagen reduziertes Evangelium verkündigen läßt, das sogenannte «ewige Evangelium», das kurz lautet: «Fürchte! Gott und gebet Ihm Ehre!» Wem aber heute das Evangelium vom Heil aus Gnaden angeboten wird, und wer es nicht annimmt, wird darnach gerichtet werden. In bezug auf Könige und Priester dürfen wir nicht menschlichen Gedanken folgen. 1. Petr. 2, 4—10 und Offb. 5 sind hier wegleitend. Nach 1. Petr. 2 nehmen wir diese Stellung jetzt schon im Glauben ein und in Offb. 5 droben in voller Wirklichkeit und seliger Vollendung. Als Priester sind wir Anbeter Gottes und als Könige Gottes Vertreter, Gottes Zeugen und Statthalter vor den Menschen, und zwar beides schon heute. In Offb. 5 werden wir als Älteste betrach­tet, d. h. als Mitwisser der kommenden Dinge mit Attributen von Königen, Priestern und Sängern. Wie David werden wir Sänger-Könige sein; mehr als das: Priester-Könige und königliche Priester gleich Melchisedek in Ewigkeit.

Frage Nr. 314: «Lehrer, welches Gute soll ich tun, damit Ich ewiges Leben habe'» Was hat der reiche Jüngling wohl unter ewigem Leben» verstanden! tMatth.19,16).

Antwort: Ohne Frage, belesen in der Heiligen Schrift, kannte er die Stellen: Ps. 133, 3 und Jes. 4, 3, die vom «Leben in Ewigkeit» und vom «Eingeschrieben werden zum Leben», reden.

Frage Nr. 315: Was für eine Gerechtigkeit ist wohl in Matth. 5, 20 gemeint: «Wenn eure Gerechtigkeit nicht vorzüglicher ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht In das Königreich der Himmel eingehen»?

Antwort: Das Königreich, von welchem der Herr hier spricht, ist das König­reich, welches Er auf Erden aufrichten wird. Es wird in dem Sinne «König­reich der Himmel» genannt, weil es nach himmlischen Grundsätzen regiert wer­den wird. Um in dieses Königreich eingehen zu können, bedarf es einer besseren Gerechtigkeit, als die der Pharisäer und Schriftgelehrten. Von den Juden war eine Gerechtigkeit gefordert, die wohl im Halten des Gesetzes bestand, nicht eine solche, welche die Pharisäer mit allerhand selbstgewählten Geboten zu erreichen trachteten. Aber wer könnte diese Gerechtigkeit erreichen? «Da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer» (Rom. 3,12), «Aus Gesetzeswerken kann kein Fleisch von Ihm gerechtfertigt werden» (Rom. 3, 20). Es erheischt die Ge­rechtigkeit, von der Paulus spricht: die Gerechtigkeit Gottes in Christus Jesus.

Frage Nr. 316: Wer ist unter «den Armen im Geiste» (Matt. S, 3| zu verstehen?

Antwort: Das sind diejenigen, welche sich nicht von ihrem Verstande, son­dern einfältig glaubend von Gott leiten, demütig ihren Mangel an Einsicht erkennend, sich vom Herrn und Seinem Geist unterweisen lassen; mit solchen kann sich der Herr beschäftigen und sie zur Glückseligkeit der Gotteskindschaft führen. Ferner sind diejenigen Kinder Gottes «Arme im Geiste» und glück­selig zu preisen, welche wie Maria von Bethanien das Bedürfnis haben, sich zu Füssen des Herrn zu setzen, begierig sind, von Ihm zu lernen, wiederum im Gefühl ihres geistlichen Mangels. Solchen wird der Herr sich immer mehr offenbaren und sie in die Tiefen Seiner Gedanken hinein schauen lassen. Sie werden die Glückseligkeit der Gemeinschaft mit Ihm kosten und gemessen. In beiden Fällen stehen die «Armen im Geiste» im Gegensatz zu den sich Dün­kenden und sich Blähenden, die ob ihrer Weisheit (1. Kor. 1,19—25) oder ihrer Erkenntnis (1. Kor. 8, t—3) groß von sich denken. Ihr Dünkel ist ihnen hinder­lich, um wahre Einsicht und Erkenntnis beim Herrn zu suchen; so lernen sie niemals die Glückseligkeit in Christus Jesus kennen.

Frage Nr. 317: Ich habe einen Freund, der glaubt wohl an die Existenz Gottes und an Christus und an Seine Werke, aber .er kann nicht glauben, daß Christus Gottes Sohn ist.

Antwort: Daß Christus Gottes Sohn ist, kann nicht bewiesen werden, es ist eine Sache des Glaubens. Der Herr selbst sagte zu Petrus: «Fleisch und Blut haben es dir nicht geoffenbart, sondern Mein Vater, der in den Himmeln ist» (Matth. 16, 17). Was bewiesen werden kann, ist doch kein Glaube mehr, Glauben ist Wissen, und wenn der Glaube kein Wissen ist, dann ist es auch kein Glaube, wenigstens nicht ein solcher, der vor Gott irgendwelchen Wert hätte. Ich habe viele Schriften und Bücher, die Kostbares und Herrliches von Christus und Seiner Lehre enthalten, aber um sie werten und gemessen zu können, muß man glauben, daß Jesus der Sohn Gottes ist. Ich würde Deinem Freunde den Rat geben, mit Gebet und aufrichtigen Herzens die Evangelien zu lesen, da wird er sagen müssen, Der, von dem hier die Rede ist, kann unmöglich nur Mensch gewesen sein, und wenn er dann zum Evangelium Johannes kommt, wird er ausrufen: Wahrhaftig, Christus ist Gottes Sohn. Nur wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben.

Frage Nr. 318: Ist nach der Heiligen Schrift das Schwören gestattet! Ich denke an die Verse in Matth. 5,37 und Jak. 1,12.

Antwort: Christus hat vor einem Eide, den die Obrigkeit von uns verlangt, nicht gewarnt. Ein anderer kommt nicht in Frage. Die angeführten Verse reden von dem unnützen Schwören, Beeidigen, Bekräftigen. Es war eine Volksmentalität der Juden, alles, was sie sagten noch mit einem Eide zu bekräftigen. Sie schwören bei dem Himmel, bei der Erde, bei Jerusalem, bei ihrem Haupte usw. Das war eine sehr üble Angewohnheit. Jakobus warnt davor: «Vor allem. meine Brüder, schwöret nicht!» Ganz etwas anderes ist es bei dem Ablegen eines Eides vor der Obrigkeit. Ein einsichtiger, unvoreingenommener Bibel­leser wird das selbst herausfinden; z. B, der Hohepriester' sagt zum Herrn: «Ich beschwöre Dich bei dem lebendigen Gott, daß Du mir sagest, ob Du der Christus bist, der Sohn Gottes?» und der Herr Jesus antwortet in der gebräuch­lichen Eidesform: «Du hast es gesagt!» Und als Paulus sich gegenüber seinen Beschuldigern zu verteidigen hat, b e e i d i g t Er: «Gott ist Mein Zeuge, daß Ich nicht lüge!» Wir tun gut beim Anführen von Schriftstellen, stets dem Zusammenhang nachzuspüren, •!n welchem sie gegeben sind. Das wird uns vor Trugschlüssen bewahren.

Frage Nr. 319: Erklären Sie mir, bitte, das Wort in Matth.8,22: «Folge Mir nach, und laß die Toten ihre Toten begraben."?

Antwort: Ein selten klares Wort darüber, daß der Herr die ersten Ansprüche an eine errettete Seele hat. Es ist selbstverständlich nicht verboten, den ver­storbenen Vater zu begraben, aber es ist nicht das erste. Leider sind die Men­schen mehr mit den Toten beschäftigt als mit den Lebenden, Gehört unser Dienst nicht jedem, der da lebt? Weihen wir unsere Zeit und unsere Mittel der Errettung derer, die, wie die Schrift sagt, «zum Würgen hinwanken»? Lass die Toten ihre Toten 'begraben, wir wollen als Lebende den Lebenden den Weg des Heils weisen zu ihrer Errettung.

Frage Nr. 320: Wie ist das Wort: «Seid klug wie die Schlangen und ein­fältig wie die Tauben» [Matth. 10,16) zu verstehen?

Antwort: In Matth. 10 sendet der Herr die Jünger aus, um den Juden zu verkündigen, daß das «Reich der Himmel» nahe gekommen sei und gibt ihnen diesbezügliche Anweisungen. Bis Vers 14 betreffen diese ausschließlich ihre damalige Sendung während Seines Erdenwandelns. Von Vers 16 an aber blickt Er weiter auf die Zeit nach Seinem Weggang, da die Jünger fortfahren würden, Seinen Namen zu verkündigen. Jetzt gleicht die Sendung der Seinigen, also auch die unsrige, einer solchen von wehrlosen Lämmern unter böse Wölfe, Da heißt es nun klug zu sein wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben. «Klug wie die Schlangen» bedeutet, sich Rechenschaft darüber geben, daß der Sache, die wir vertreten, widersprochen werden wird. Damit wir nun nichts anderes tun, als was dieser Sache nützlich ist, heißt es «besonnen» zu sein, klug und nüchtern, damit nicht durch törichte Handlungsweise oder Reden die Sache des Herrn in unnötige Gefahren oder Schmach gebracht wird. Anderer­seits gilt es auch, einfältig wie die Tauben zu handeln, d. h. wenn wir ein­mal die Weisung Gottes erkannt haben, voranzugehen ohne weitere Berech­nungen mit Fleisch und Blut anzustellen. Luther übersetzt: «Ohne Falsch wie die Tauben», was einen etwas ändern Sinn ha), aber bei Kindern Gottes selbstverständlich sein sollte. Listen oder Kniffe, oder irgend etwas, das sich nicht auf der Linie der Wahrheit bewegt, sollte bei Gläubigen nicht gefunden werden. Auch hierin gilt es besonnen, einfältig und nüchtern zu sein.

Frage Nr. 321: Im Evangelium Matthäus lesen wir In Kapitel 17,20 und 21,21 vom «Berge versetzen». Das hat wohl eine besondere Bedeutung! Kön­nen Sie mir ein Beispiel davon sagen?

Antwort: Es dünkt mich, daß nichts in der Heiligen Schrift ohne besondere Bedeutung ist. Zudem ist es der Herr selbst, der zu den Jüngern spricht: «Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berge sagen: Werde versetzt von hier dorthin! und er wird versetzt werden; und nichts wird euch unmöglich sein.» So auch in Kapitel 21. Fürs erste wollen wir feststellen, daß es ein allgemeiner Grundsatz ist, daß wenn unsere Gebete in Übereinstimmung mit dem Willen des Vaters sind, Seine ganze Kraft und Macht uns zur Verfügung steht. Ohne Frage aber will der Herr noch etwas anderes sagen. Im 16. Kapitel des gleichen Evangeliums sprach der Herr zu Petrus: «Auf diesen Felsen will Ich meine Versammlung (Ekklesia, Gemeinde) bauen.» Wir wissen, daß Er sie aus allen Nationen — weil Israel versagte und Seinen König und Messias verwarf — sammeln würde.

 Wie sollte nun aber diese Gemeinde gebaut werden, wenn ganz Israel Ihm entgegen war. Auch wünschte der Herr, daß die Jünger sich Seine Plane und Gedanken zu ihren eigenen machen mochten. Es war wirklich ein großes Hindernis, ein großer Berg, der ihnen entgegen war. Doch konnten sie sich den Ausspruch des Propheten Sacharja zu eigen machen: «Wer bist du, großer Berg, vor Serubabel? Zur Ebene sollst du werden» (Sach-4, 7). Auch dort war es die widergöttliche Macht, die dem Tun Gottes entgegen war. Aber Gott trug den Sieg davon. So auch in unseren Stellen. Israel — der .Berg — i s f versetzt worden und nach Matth. 21, 21 buchstäblich ins Meer — ins Meer der Völker — geworfen worden. Israel als selbständige Nation ist verschwunden und ist inmitten der Nationen immer noch zerstreut.

Frage Nr. 322: Im Evangelium Matthäus, Kapitel 17,20 und 21,21 lesen wir vom «Berge versetzen». Das hat wohl eine besondere Bedeutung! Können Sie mir ein Beispiel davon geben?

Antwort: Der Herr hat dieses «Bergeversetzen» ohne Frage in die Hände eines jeden Glaubenden gegeben. Die Macht des Glaubens kann ein jeder erfahren, der zu einer Sache das nötige Gottvertrauen aufbringt. Wie oft kommt es doch im Leben der Gläubigen vor, daß sie sich vor große Schwierigkeiten oder Gefahren gestellt sehen, wo sie ihre ganze Ohnmacht erkennen müssen und weder Macht noch Wege sehen, jenen zu begegnen oder auszuweichen. Was bleibt noch übrig? Nur das eine, die Sache dem Herrn zu übergeben und auf Ihn zu warten, daß Er durch Seine Macht und Weisheit Ausweg und Hilfe schaffe. Der Glaube hat die Zusicherung, daß der Herr bestimmt mit Seiner Macht zu Gunsten Seines Kindes eingreifen werde. Hier zwei von vielen Bei­spielen: Die evangelische österreichische Gräfin De la Tour hatte bei Triest und in Kärnten große Anstalten zur Erziehung verwahrloster Kinder und Ver­sorgung von Alten und Gebrechlichen, mit dem einen Ziele, diese alle dem Herrn zuzuführen, gegründet. So ha) sie diese jahrzehntelang zum ewigen Segen Tausender geleitet.

 Da, kurz vor dem ersten Weltkrieg, erhob sich von katholischer Seife eine Hetze gegen sie, eine regelrechte Verfolgung, und es drohte die Vernichtung des Werkes, was um so gefährlicher war, weil sie von höchster Stelle ausging. Menschlich gesprochen, war sie mit ihrem Werk ver­loren. Die einzige Zuflucht war das gläubige Gebet zum Herrn, wovon auch ihr ganzes Werk allezeit getragen war. Siehe, bevor die Verfolgung endgültig ins Werk gesetzt werden konnte, kam der erste Weltkrieg und die Entwicklung nahm eine ganz andere Richtung. Zwar wurde das Werk bei Triest, weil im Kriegsschauplatz gelegen, zerstört, aber das in Kärnten blieb unangetastet und ist es heute noch. Von einer Katholisierung ist nicht mehr die Rede gewesen. — Wiederum war einem Bruder die Notwendigkeit einer großen. nicht ungefähr­lichen Operation eröffne). Der Gedanke daran lastete wie ein Berg auf seinem Gemüt, bis er auf einmal ruhig und getrost wurde. Freunde hatten für ihn zum Herrn gefleht. So konnte er dann die anderthalbstündige Operation ohne Nar­kose ruhig ertragen und seinen Leidensgenossen in der Klinik ein Zeugnis sein. Ist das nicht auch «Berge-versetzen»?

Frage Nr. 323: Wir lesen in Matth. 5,17, daß der Herr sagt, daß Er nicht gekommen sei das Gesetz und die Propheten aufzulösen, sondern zu erfüllen. Ist damit die Erlösung oder die Aufrichtung des messianischen Königreiches gemeint!

Antwort: Die Stelle bezieht sich sowohl auf die Erlösung als auch auf die Aufrichtung des Königreiches, denn die Erstellung des letzteren ist ja ohne Sühnung und Errettung nicht möglich. Auch Stellen wie Joh-12, 47; Matth. 9,13; 18,11; Luk. 12,57 reden hiervon; nur berühren diese Stellen besondere Einzelhei­ten oder Ergebnisse des gesamten großen Erlösungswerks, das eben viel weitgehender ist, als der Mensch zu erfassen vermag und sowohl die Grundlage unserer himmlischen Stellung ist als auch die .Errettung und den Eingang in das Tausendjährige Reich verbürgt. Matfh.5,17 befaßt sich besonders mit der Be­freiung vom Gesetz. Unser geliebter Herr war unter Gesetz geboren (Gal, 4, 4) und hat es für Seine Person auch erfüllt, wenn auch nicht nach dem Sinn der Pharisäer und Schriftgelehrten, sondern nach Gottes Gedanken. Christus hat aber auch der Forderung des Gesetzes dem Übertreter gegenüber entsprochen, indem er den Fluch des Gesetzes auf sich nahm und dafür den Tod erlitten hat. «Der Lohn der Sünde ist der Tod.» 

Natürlich kann man daraus nun nicht schließen, daß das Gesetz aufgelöst sei und keine Gültigkeit mehr habe. Es bleibt auch weiter die Mindestforderung Gottes an den Menschen, denn das Gesetz ist gut und heilig. Da der Mensch aber nicht imstande ist, dasselbe zu erfüllen, sollte ihn seine Unfähigkeit, Gottes Wohlgefallen zu erlangen, zur Busse leiten. Für den wiedergeborenen Christen aber, wie auch später für das erneuerte Volk Israel gilt nur der ganze Wille Gottes, der viel, viel weiter geht als das, was das mosaische Gesetz verlangte. Stellen wie Jer.31,31—34; Hes.36,25—32; Hebr.8,8—13 zeigen, daß, wenn der Heilige Geist in die Herzen ausgegossen ist. Er selbst all das Neue zu Gottes Wohl­gefallen wirkt. Dies gilt heute für die Gemeinde des Herrn, später — im Tau­sendjährigen Reich — für ganz Israel, ja, für «alles Fleisch», d. h. für die gesamte Bevölkerung der Erde.

Frage Nr. 324: Wie ist das Gleichnis in Matth. 20, 1—16 zu verstehen, wo der Herr für ungleiche Arbeitszeit gleichen Lohn gibt?

Antwort: Dieses Gleichnis muß in Verbindung mit dem letzten Abschnitt von Matth. 19 gelesen werden und bildet mit diesem eine Episode. Es gehört mit zur Antwort des Herrn auf die Frage des Petrus: «Siehe, wir haben alles verlassen und sind Dir nachgefolgt; was wird uns nun werden?» Die menschliche Tendenz möchte ihren dereinstigen Lohn in der Seligkeit nach der Grundlage ihres Verdienstes und ihrer Werke aufbauen. Der reiche Jüngling trug; «Lehrer, welches Gute soll ich tun, auf daß ich ewiges Leben habe?» (Matth. 19,16). So auch die erstgedungenen Arbeiter im Gleichnis, die als einzige zu einem fest­gelegten Lohn angestellt wurden. Demgegenüber zeigt der Herr:
1. daß in bezug auf das ewige Leben nichts vom Verdienst des Menschen abhängig ist, sondern einzig und allein von der Gnade Gottes, welche ja allein alles bewirkt, die Errettung, die Berufung und die Begabung, das ewige Leben selbst und auch der Lohn im Himmel. In dieser Beziehung macht Gott keine Unterschiede; denn alle Menschen sind gleicherweise auf die Gnade und das Erbarmen Gottes angewiesen. Was kann gegenüber dem, was der Herr den Seinen gibt, das Maß des Wirkens der so kurzlebigen Menschen ausmachen?
2. Gott rechnet überhaupt nicht nach der Menschen Maß und Gedanken; Er mißt nicht die Menge, noch sonst das äußere Ansehen der Werke, sondern den inneren Wert derselben; das was für Ihn, d. h. aus Liebe für Ihn gewirkt worden ist. Wer könnte da noch nach Lohn fragen? Darum kann manch kurzes Tagewerk, oder scheinbar ganz kleine Gaben für den Herrn kostbarer sein, als manch großes Werk, das unter Menschen Ruhm und Ansehen genossen hat. So ist z. B. Paulus viel später zum Apostelami berufen worden als die Zwölfte und doch konnte er schreiben, daß er viel mehr gearbeitet habe, als die anderen (1. Kor. 15. 8—10).

Frage Nr. 325: Der Herr sagte in der «Bergpredigt»: «Wenn dein rechtes Auge dich ärgert, so reißt es aus und wirf es von dir» und «wenn deine rechte Hand dich ärgert, so haue sie ab und wirf sie von dir» (Matth. f, 29. 30). Ist das wörtlich zu verstehen?

Antwort: Nein, es kann weder für die damalige Zeit, noch für heute wörtlich angewandt werden. Das' wäre ja eine Schändung des uns von Gott geschenk­ten Leibes. Der Orientale liebt die bilder- und blumenreiche Sprache, und auch der Herr hat, um verstanden zu werden, diesem Gebrauch entsprochen. Unsere knappe, bestimmte Redeweise ist östlichen Völkern fremd und ungewohnt. An genannter Stelle will der Herr dartun, daß wir mit Entschiedenheit alles, was sich zwischen Ihn und uns stellen könnte, Hinwegen. Es kann sein, daß es Dinge sind, die uns sehr nahe gehen und weh tun, besonders wenn es sich um Sachen handelt, die unsere Persönlichkeit berühren. Wenn wir dies in göttlichem Sinne erfassen, wäre nicht erkenntlich, wozu die körperliche Verstümmelung dienen könnte und welchen Wert sie hätte. Sicherlich hat das der Herr nicht gemeint. Welch ernste Mahnung aber liegt in des Herrn Unterweisung, über die Ein- und Ausgänge des Herzens zu wachen! (Vergl. auch Frage Nr. 332.)

Frage Nr. 326: in Matth. 12, 30 sagt der Herr: «Wer nicht für Mich ist, ist wider Mich»; in Mark. 9,40 dagegen: «Wer nicht wieder uns ist, ist für uns».  Wie ist dieser Gegensatz zu erklären?

Antwort: Das ist aus den gänzlich verschiedenen Umständen beider Bege­benheiten zu erklären. In Matth. 12 wurde der Herr von Seinen Hassen an­gegriffen, nachdem Er einen unglücklichen Menschen von einem Dämon befreit halte. Da zeigte Er Jenen, daß Nichtannahme Seiner Person nicht etwa Neu­tralität — denn in dieser Form kann es keine Neutralität geben, sondern nur ein Entweder-Oder — sondern direkte Ablehnung, Verwerfung bedeute, deren Folge unausweichlich das Gericht Gottes sein würde. Davon ist ja Pilatus ein beredtes Zeugnis, der ja auf alle Weise suchte, sich aus der Sache Jesu zu ziehen, aber doch zu Seinem Richter und Justizmörder wurde, weil er nicht Gerechtigkeit wallen ließ und keinen Mut hatte, zu seinem eigenen drei­fachen Bekenntnis der Unschuld Jesu zu stehen. — In Mark. 9 dagegen wendet sich der Herr gegen die geistliche Engherzigkeit der Jünger, welche den Stab brachen über einen offenbaren Zeugen des Herrn, der sogar in Seinem Namen wirkte, sich ihnen aber nicht angeschlossen hatte. Dabei erkannte der Herr, daß es den Jüngern nicht um die Nachfolge des Herrn zu tun war, sondern daß ihr Dünkel, Jünger des Messias zu sein, im Spiel war, als ob sie allein den richtigen Platz einnehmen würden. Und der Mann hatte mehr zu­stande gebracht denn sie, trotzdem sie die Nähe des Herrn genossen (Vers 14 bis 39). Es war somit Eifer um ihre, nicht um des Herrn Sache (der uns nicht nachfolgt) und dieser einseitigen «Nur wir-Einstellung gibt der Herr hier eine deutliche Absage.

Frage Nr. 327: «Und Er tat daselbst nicht viele Wunderwerke wegen Ihres Unglaubens» (Matth.13, 58). Ist das so zu verstehen, daß des Herrn Kraft abhängig ist vom Glauben der Menschen?

Antwort: Keineswegs! Des Herrn Macht ist in Ihm selber und Er bedarf dabei selbstverständlich nicht der Hilfe des Menschen. Er ist weder von Men­schen, noch von Umständen, noch von sonst irgend etwas abhängig. Er kann Seine Macht allezeit und allerorten offenbaren. Niemand kann Ihm in den Weg treten. Dennoch will Er Seine Macht nicht allezeit offenbaren. Wenn der Un­glaube der Menschen so groß ist, daß ein Wundertun keinen Wert hat, so offenbart Er Seine Macht nicht. Als Seine Vaterstadt Ihn verschmähte und ver­warf, sagte der Herr Jesus: «Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, außer in Seinem Vaterland ... und Er konnte daselbst kein Wunderwerk tun» (Markus 6, 5). Das will nicht sagen, daß Er dazu nicht imstande gewesen wäre, aber die Verdächtigung, die man Seiner Person entgegenbrachte, hinderte Ihn daran. Wie sollte der Herr heute angesichts des demütigenden Zustandes der verweltlichten Christenheit, der Verflachung in Sitte und Lehre — wofür wir alle mitverantwortlich sind — durch Wunderwerke Seine Sanktion geben? Der Herr bleibt auch in der Heiligkeit sich selbst treu!

Frage Nr. 328: Geben Sie mir bitte eine Erläuterung über Matth. 25, 31. 32!

Antwort: Dieses Gericht erinnert sehr an dasjenige von Joel 3,11.12. Wie sich das alles zutragen wird, weiß ich nicht, zerbreche mir auch nicht den Kopf darüber. Ich halte nicht dafür, daß sich alles an einem Tage abwickeln wird; der Herr hat ja Zeit. Und wenn es auch so wäre, so kann ich keine Ein­zelheiten darüber sagen. Es ist ein Gericht über Völker und Nationen? denn Nationen ist im Griechischen sächlich und «sie», die Er scheidet, steht in der männlichen Form, es sind also Personen. Vor allem wollen wir beachten, daß es sich in diesem Gericht nicht um die Namenchristenheit handelt, sondern um Nationen außerhalb derselben, zu denen die Boten des Königreiches gegangen sind, um ihnen die Botschaft Seiner nahen Ankunft zu bringen. Nach Joel ist der Ort des Gerichts das Tal Josaphat. Da ist Platz genug. Wie lange braucht der Herr zur Scheidung? Er kennt sie Ja schon!

Frage Nr. 329: Ist das «Evangelium» in Markus 16,15 das des zukünftigen Reiches oder das der gegenwärtigen Gnade Gottes?

Antwort: Unser Herr hat das Programm der Verkündigung in diesem Zeit­alter in Apg.1,8 gegeben. Dort wird zwar weder vom Reiche noch von der Gnade gesprochen; es heißt einfach: «Ihr werdet Meine Zeugen sein». Dieses Zeugnis ist natürlich die Gute Botschaft, durch welche der Mensch errettet wird, wie sie in den Eingangsversen von 1. Kor. 15 ausgeführt ist. Sie sollte in Jerusalem, ganz Judäa und Samaria und bis an die äußersten Enden der Erde verkündigt werden, was auch geschehen ist. Dennoch wird im Anfang der Apostelgeschichte bis zum siebenten Kapitel das Reich angeboten. Diese Botschaft wurde nur Israel und Jerusalem, nicht den Nationen verkündigt. Wenn Israel, gemäß Petri Worten, Busse getan hätte (Apg.3,19—21), so wäre Christus zurückgekehrt und die Segnungen des messianischen Königreiches wären zu ihm gekommen. Aber die Steinigung Stephanus' machte dem Appell an Jerusalem ein Ende. Dennoch wird nach Schluß der gegenwärtigen Haushaltung, nachdem Gottes Zweck für dieses Zeitalter (die Sammlung der Kirche) erfüllt ist, das Evangelium des Königreiches wiederum verkündigt werden. Hierauf bezieht sich Matth.24.14. 

Die Pre­diger werden bekehrte Juden sein, welche in die ganze Welt hinaus gehen werden als Herolde des kommenden Messias-Königs. Da nun die Juden nach Zeichen fragen, werden ihnen dann solche gegeben werden, wie wir Zeichen und Wunder im Anfang der Apostelgeschichte finden. Daher denken wir, daß das «Evangelium» in Markus 16,15 die kommende Verkündigung des Königreiches betrifft. Zuerst wurde es allerdings im Anfang der Apostelzeit verkündigt, und Zeichen folgten ihm, d. h. so lange bis Israel als Volk beiseite gesetzt wurde. Es wird ebenso wieder am Ende des Zeitalters verkündigt werden. Zeichen, Wunder, mächtige Taten usw. werden nirgends mit dem Evangelium der Gnade verbunden. Denn wir wandeln durch Glauben und nicht durch Schauen. Die Behauptung, daß die Verheißung des letzten Kapitels des Evan­geliums Markus der Kirche gehören und vorhanden sein sollten, ist eine Irre­führung und führt nur zu Fanatismus.

Frage Nr. 330: Was Ihre Antwort auf Frage Nr. 329 betrifft, finde ich. daß In Markus 16,1f doch das Evangelium der ganzen Welt verkündigt wird, und die Zeichen in Vers 17—18 denen, «welche glauben» folgen. Wie kann da, ohne dem Worte Gewalt anzutun, eine Trennung zwischen dem Evangelium des Reiches und dem der Gnade gemacht werden! Hat denn nicht Paulus auch Zeichen und Wunder getan und in 1. Kor. 12 von diesen Gaben geredet! Ihr Schlußsatz scheint mir daher als nicht im Einklang mit der Heiligen Schrift zu stehen.

Antwort: Die Antwort auf Frage Nr. 329 ist etwas kurz gefaßt und bedarf noch etwas längerer Ausführung. Richtig ist, daß die Verkündigung in den drei ersten Evangelien durchaus der des jüdischen Reiches entspricht. Erst im Evangelium Johannes, das ja viel später geschrieben wurde, beginnt die eigentliche Verkündigung der Gnade durch Glauben an Jesus Christus, wie sie die gegenwärtige Kirchenperiode kennzeichnet, und mit dem Pfingsttag hat dann die Sammlung der Ekklesia (Gemeinde) wirklich begonnen. Richtig ist auch, daß in der ersten Zeit, solange Israel als Volk nicht völlig beiseite gesetzt war — was erst im letzten Kapitel der Apostelgeschichte (28, 25—29) gemeldet wird — an dieses noch ein besonderes Zeugnis gerichtet wurde: die Person Jesu verbunden mit der Herrlichkeit des Königreiches dar­gestellt, in großen Zeichen und Wundern, wie solche auch das kommende Reich begleiten werden. Es waren dies nach Apg.19,11—12 nicht nur «ge­meine Wunderwerke», sondern außergewöhnliche Zeichen. Mit der Beiseitesetzung Israels hörte auch die Kundgebung der Herrlichkeit des Reiches auf, aber nicht nur deshalb, sondern der ja schon zu Lebzeiten der Apostel einsetzende Verfall war ebenfalls ein Anlaß, die Auswirkung dieser Herrlich­keit, also dieser Wundergaben, zum Verschwinden zu bringen. Wir finden darum keine Spur davon, daß diese Kräfte auch auf die Jünger oder Begleiter Pauli übergegangen wären; die Briefe an Timotheus und Titus lassen eher das Gegenteil vermuten.

 Darum würden solche Zeichen und Wunder, wie sie in der Anfangszeit geschahen, mit der heutigen Zersplitterung, Verwirrung und Schwache gar nicht in Einklang stehen. Allerdings hat auch Paulus viele große Wunderwerke vollbracht; er wandte sich Ja zuerst immer an die Juden, bis diese ihn ganz von sich stießen. Er hat jedenfalls schon während seiner Gefangenschaft keine Wunder mehr getan. Gewiß hat er in 1. Kor. 12 von den Wundergaben geredet. Genau besehen aber finden wir, daß er sie an den Schluß und vollends in Kapitel 14 in den Hintergrund stellt, um den alleinigen Nachdruck auf die «größeren Gna­dengaben», d. h. die, welche zum Dienst am Wort und zur Auferbauung der Versammlung dienen, zu legen. Diese letzteren, also Weissagung, Erkenntnis, Hirtendienst usw., stellt er in Kapitel 14 sogar als die allein wesentlichen Gaben, nach denen man eifern solle, dar. Somit stehen die Wundergaben auch heute in keiner Beziehung zum gegenwärtigen Zeugnis der Gnade und zur Aufer­bauung der Versammlung; denn wir haben ja, anders als in jener ersten Zeit, auch das ganze Neue Testament in Händen.

 Das geschriebene, lebendige Wort Gottes ist aber eins mit dem Herrn, der in dem Worte zu uns redet und das darum durch den Heiligen Geist selbst Gottes Kraft ist. Gewiß ist es gut, auf die Worte in Markus 16,15—18: «folgen denen, welche glauben» Nachdruck zu legen. Sie lassen eine völlige Trennung dieser Stelle von der heutigen Verkündigung der Gnade nicht zu. Diese Worte geben uns einen Fingerzeig, daß der einfältige und aufrichtige Glaube an die Güte, Wahrheit, Allmacht und Hilfsbereitschaft Gottes, wenn wir in allem Ernst und aller Abhängigkeit flehen und beten, auch heute noch derartige wun­derbare Erfahrungen machen kann. Immerhin muß festgehalten werden, daß die Worte: «denen, welche glauben» und die Verschiedenheit der Gaben in 1. Kor. 12—darunter auch: «einem ändern aber Glauben in demselben Geiste» (Vers 9) und dann Vers 29—30 die Frage: «haben alle?» —, mit aller Deutlich­keit zeigen, daß diese Erscheinungen keine Verallgemeinerung bedeuten. Hier nun, mit einer einseitigen Verallgemeinerung dieser Dinge, setzt die Gefahr einer Irreführung ein, die zum Fanatismus führen kann. Diese Gefahr ist namentlich in bezug auf Heilungen durch Gebet ungeheuer groß. Denn fast immer verfallen selbst treue und ernste Gläubige durch solche Erfahrungen in falsche Verallgemeinerung, indem sie das Wort; «Ich bin Jehova, der dich heilt (Luther: Ich bin der Herr, dein Arzt)» zu einem gesundheitlichen Schiboleth machen und gar nur auf körperliche Leiden beschränken. Sie sagen und lehren dann: «Der Gläubige braucht nicht krank zu sein», oder «Man hat keinen Arzt und keine Medizin nötig, das sei nur Mangel an Glaube», oder «Der Herr will nicht, daß man krank sei», oder «Wer seelisch gesund ist, ist auch körperlich gesund», oder «Arzt und Heilmittel rauben dem Herrn die Ehre» und dergl. 

Torheiten mehr. So legt man die Unumschränktheit und Mannigfaltigkeit Gottes in Schranken. Das Wort Gottes zeigt uns doch in seinen vielen Beispielen, daß sich Gott vorbehält, zu handeln, wie E r es für gut findet und daß Er auf ganz verschiedene Weise, selbst in gleichartigen Fällen, handelt und antwortet und niemals alles über einen Leist schlägt. (So z.B. in 2.Sam.5,17—25, wo Gott in zwei ganz gleichen Fällen gerade ent­gegengesetzt verfügt.) Es ist auch jedenfalls nicht von ungefähr, daß Paulus in mehreren Fällen von Krankheit gläubiger Genossen keinen Gebrauch von seiner Gabe der Heilung gemacht hat (Epaphroditus, Phil. 2, 26—27; Trophimus, 2. Tim. 4, 20; Timotheus, 1.Tim. 5, 23). Warum wohl? Gewiß hört Gott auf das Gebet einfältigen Glaubens, auch wenn solches mit irrigen Auffassungen ver­bunden ist, aber eine andere Frage ist, ob der Betreffende damit auch ent­sprechend dem «guten, wohlgefälligen und vollkommenen Willen Gottes» (Rom. 12, 2) gehandelt hat. Man beachte doch die in diesem Worte liegende Steigerung in bezug auf den Willen Gottes, der souverän und oft genug anders ist, als der Mensch denkt. Schreiber weiß aus eigener Erfahrung, wie Golf Seine Wunder auf verschiedene Art und Weise, ob mit oder ohne Arzt oder «Salben mit Öl» und «Handauflegung» vollbringt, wie Er aber auch Krank­heiten oder Gebrechen als Glaubensprüfung oder Bewahrung zulassen kann und wird (man denke an Paul! Dorn im Fleische, oder an Hiob). 

Wie oft wird Gott gerade durch stilles Dulden und Harren in vieljährigem Krank­sein verherrlicht! Dazu braucht es dann notabene größeren Glauben und mehr Kraft als zu einem möglichst raschen Hinwegbitten einer Krank­heit. Wie gerade von solchen Dulderlagern Ströme besonderen Segens auf die ganze Umgebung geflossen sind, dürfte allgemein bekannt sein. Wir wollen dies niemals außer acht lassen. Gerade darin fehlen die Anhänger einer Verallgemeinerung ihrer Heilungs­verfahren und geraten dann durch die der menschlichen Seele anhängende Einseitigkeit in einen solchen Eifer und Fanatismus, daß sie nichts anderes mehr zu sehen vermögen, und ihre Erfahrung und ihre Ansicht zu einer Lehre festigen und sogar zu der irrigen Ansicht gelangen, daß ohne dieses der Glaube mangelhaft und ungenügend sei! Es kommt dann dazu, daß diese Frage in den Vordergrund und Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und Wirksamkeit tritt, womit aber die Hauptsache, der Herr und das Zeugnis, immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird, ja schließlich zu einem Fanatismus ausartet, der außerstande ist, die fremden Geister zu unterscheiden (nach 1. Joh. 4, 1—6) und schließlich deren Beute wird.

Frage Nr. 331: Gibt es irgendeinen Grund, die Echtheit der letzten Verse des Evangeliums Markus (16,9—20] anzuzweifeln, außer daß gewisse Hand­schriften sie weglassen?

Antwort: Nein, durchaus nicht. Das Zeugnis für die Echtheit derselben ist überwältigend; denn jenen paar Handschriften stehen etwa 1200 gegenüber, die alle die Verse enthalten. Bei den zwei Manuskripten (darunter das Vatikanische), die sie weglassen, ist der Eingriff einer spätem Zeit offen ersichtlich. Beim «Vatikanus» ist nämlich die Seite einfach leer, beim ändern sind zwei Seilen ausgeschnitten und durch zwei andere, mit viel weitläufiger geschrie­benem Text, ersetzt. Dies ist im vierten oder fünften Jahrhundert geschehen, als die Priesterherrschaft schon Im Aufgang war. Da sind diese Werke wohl bedenk­lich erschienen, weil die Zeichen und Wunder längst aufgehört haften und die Erinnerung an den Unglauben der Apostel unbequem war und beides für die gläubige Annahme des Christentums gefährlich erschien. Darum mußte es einer soweit von der Wahrheit abgewichenen Priesterschaft klüger erscheinen, diese Verse zu unterdrücken. 

Doch tragen diese Verse unzweifelhaft den Stempel der göttlichen Inspiration; denn diese Zeichen und Wunder haben in der ersten Zeit ja tatsächlich das Zeugnis der Apostel begleitet — bis Israel, für welches diese noch ein extra Zeichen von der Herrlichkeit des von ihnen erwarteten Königreiches waren, gänzlich beiseite gesetzt war. Damit hören Zeichen' und Wunder offiziell auf, da für das christliche Zeugnis von der reinen Gnade d e r Glaube an das Wort Gottes allein gilt; sie werden wieder auftreten, wenn das Zeugnis des freuen jüdischen Überrests an die Stelle des christ­lichen getreten sein wird. Ferner bilden diese Verse, insbesondere die beiden letzten, erst den wahren logischen Schluß des ganzen Evangeliums. Dieses wird eingangs als der «Anfang» des Dienstes von Jesus Christus — denn der Gegen­stand ist bekanntlich die Darstellung des vollkommenen Dieners Gottes — bezeichnet. Dieser Dienst setzt sich aber auch nach Seinem Tode und Seiner Rückkehr in den Himmel in dem Zeugnis Seiner Heiligen fort bis heute, den Er vom Throne aus aktiv unterstützt, und damit muß der Bericht auch logischer­weise schließen. In jedem Evangeliumsbericht entspricht der Schluß in tiefem Sinn dessen Anfang; in Markus sind gerade die in Frage stehenden Verse der hier folgerichtige Schluß.

Frage Nr. 332: In Markus 9,43—48 spricht der Herr, daß wir, wenn unsere Hand, unser Fuß, unser Auge uns ärgert, wir diese abhauen und ausreißen sollen. Es geht mir wie den Jüngern: «Das ist eine harte Rede».

Antwort: Mir geht es auch so. Aber es sieht nun da, und wir müssen uns damit abfinden, d.h. alles, auch wenn es so kostbar wie Hand und Fuß und Auge wäre, das uns hindern könnte, in das ewige Leben einzugehen, abzu­streifen und wegzuwerfen; der Himmel ist mehr wert als alles zusammen. Wenn wir es von diesem Gesichtspunkte aus betrachten, dann ist die scheinbar so harte Forderung des Herrn gar nicht schwer. Laßt uns dies bedenken!

Frage Nr. 333: Bezieht sich das Wort «der nehme sein Kreuz auf» in Markus 8, 34 auf unser Kreuz? Der Herr sagt doch «sein (eigenes] Kreuz», nicht «Mein Kreuz»; ist es dasselbe Kreuz? Haben die Stellen Gal. 2, 20 und 5, 24 eine Be­wandtnis zu Mark. 8, 34?

Antwort: Das Kreuz, das wir in der Nachfolge des Herrn auf uns nehmen müssen, ist die praktische Verwirklichung unseres Mitgestorbenseins mit Christus am Kreuze nach Rom. 6 und des Mitgekreuzigtseins unseres alten Menschen samt seinen Leidenschaften und Lüsten. Ferner ist «im Kreuz aufnehmen» auch das eingeschlossen, was wir irgend an Ungemach in dieser Welt um Je s u willen zu tragen haben und das wir willig und nicht widerstrebend leiden sollten. Hiervon reden auch die beiden Stellen im Galaterbrief, die Sie also mit Recht anführen. Es ist das völlige in des Herrn Fußstapfen treten auf Seinem Wege der Verwerfung, des Widerspruchs und der Schmach von seifen dieser Welt. Insofern ist unser Kreuz auch das Kreuz des Christus, denn wir tragen es ja um Seines Namens willen, indem wir gewürdigt sind, nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden (Phil. l. 29). In Stellen wie Joh.19, 17 und 1. Kor. t, 17, 18, wo von dem Kreuze des Christus die Rede ist, finden wir eine andere, viel schwerere Seite des Kreuzes. In diesem Sinne konnte nur Er allein das Kreuz tragen und Er trug es für uns.

Frage Nr. 334: In Mark. 9,49 sagt der Herr Jesus: «Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden.» Was will Er damit sagen?

Antwort: Sowohl das "Feuer» als das «Salz» haben in der Heiligen Schrift ihre tiefe symbolische Bedeutung. Das Feuer redet von Gericht; das Salz wider­steht der Fäulnis und der Zersetzung. «Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer» (Hebr, 12, 29). Das sagt uns, daß Er «heilig, heilig, heilig» ist (Jes. 6, 3). Jeder muß einmal vor diesem heiligen Gott erscheinen; entweder jetzt zu seinem Heil, oder dann später zu seinem ewigen Verderben. Vom «Salz» sagt der Herr dann weiter; «Jedes Schlachtopfer wird mit Salz gesalzen werden. Das Salz ist gut... habt Salz in euch selbst» (Mark. 9, 49.50). Der Apostel Paulus schreibt an die Römer, daß sie ihre Leiber darstellen sollen als ein «lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer» (Rom. 12, 1). Ein Schlachtopfer im Alten Bunde war aber ohne Salz nicht denkbar (3. Mose 2, 13). Darum ruft uns der Herr zu, daß wir Salz in uns selbst haben sollen; d. h. uns befleißigen, in völliger Absonderung von der Welt und ihren Dingen zu wandeln. Je mehr wir dies verwirklichen, werden wir vor Zerstreuung und Verderben bewahrt.

Frage Nr. 335: Geben Sie mir bitte eine Erklärung über das Gleichnis vom «ungerechten» Verwalter in Luk.16,1—13.

Antwort: Wir können in dem «ungerechten» Verwalter ohne Frage eine tiefgründige Umkehr feststellen, das Tun eines erwachten Gewissens, das an­gesichts der Erwartung der Strafe nicht nur seiner Schuld bewußt wird, sondern auch sein Unrecht gegen andere gutmachen will. Wenn wir an den wohlbe­kannten Charakter orientalischer Beamter denken, welche ja ihre Einkünfte in der ungerechten Bedrückung und Ausbeutung ihrer Untergebenen suchten, wird uns das Gleichnis noch klarer. So ist in der Abänderung der Schuldscheine lediglich die Herabsetzung der eigenmächtig überhöhten Zinssumme auf die normale Basis zu suchen. So kann man auch das Lob des Hausherrn verstehen, und die Ausführungen des Herrn knüpfen sich dann in ungezwungener Logik an. Wenn Er in Vers 15 zu den Pharisäern, welche geldliebend waren, sagt: «Ihr seid es!», so ist obige Auffassung damit erhärtet. Die Pharisäer legten dem Volke große, nicht zu tragende Lasten menschlicher Gebote auf, rührten selbst aber keinen Finger, und machten so das göttliche Gebot zunichte. [Vergl. Matth.15,1—20; 23,4; Luk.11,37—54.)

Frage Nr. 336: Wie verhalt sich das Wort in Luk.7,47: «Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt» mit dem Grundsatz, daß wir nichts zur Vergebung der Sünden hinzufügen oder dafür tun können?

Antwort: Ich denke nicht, daß die Sünderin im Sinne Ihrer Frage etwas zu ihrer Errettung, d. h. Sündenvergebung, beigetragen hat. Das Wort, «denn sie hat viel geliebt» ist ja gar nicht an sie, sondern an den Pharisäer Simon ge­richtet. Der Pharisäer hatte den Herrn bestimmt nicht aus Liebe eingeladen, die Sünderin aber war unter einer großen Sündenlast gekommen, wissend, daß sie bei Jesu Vergebung finden würde; die Triebfeder hierzu war ihre Liebe zu dem Seligmacher. So hat sie nichts zu ihrer Errettung hinzugetan, aber in tiefer Dankbarkeit ihrer Liebe und Zuneigung zu Ihm Ausdruck ge­geben. Alles dieses finden wir bei Simon nicht. Darum der Vorwurf des Herrn: Sie hat viel geliebt; du nicht, denn du hast Mir keinen KUSS gegeben! Auch gibt der Herr selbst Ja den Grund ihrer Errettung an: «Dein Glaube hat dich gerettet!» (Vers 50).

Frage Nr. 337: Was müssen wir unter den «dürren Örtern» in Luk.11,24 verstehen?

Antwort: Ein unreiner Geist findet weder Ruhe, noch Labsal, noch Erquic­kung. Es ist weniger wichtig zu wissen, wo diese sind, als vielmehr was sie sind: dürre, Öde, leer. Furchtbares Los aller derer, die von Gott abgefallen sind! Prophetisch mag es die Bedeutung haben, daß, als Jesus inmitten des Volkes Israels war, der Böse gleichsam ausgeschaltet wurde. Aber Israel öffnete sein Herz dem Herrn nicht, und so gelang es dem Feinde, von dem Volke Israel völlig Besitz zu nehmen (Vergl. I.Thess.2,14—16). Darin liegt eine ernste Warnung für denjenigen, der erweckt ist, aber noch nicht bekehrt, nicht wieder­geboren und wieder zur Welt zurückgekehrt, daß er nun erst recht völlig in die Hände Satans fällt.

Frage Nr. 336: in Luk. 6, 35 lesen wir: «Leihet, ohne etwas wieder zu hoffen!» Was denken Sie darüber?

Antwort: So zu tun, wie es da steht. Gott will, daß wir selbst an unseren Feinden Barmherzigkeit üben sollen. Ist jemand in Not, so sollen wir ihm helfen, ohne wieder etwas vom Gegebenen zu erhoffen. Selbstverständlich sind diese Worte nicht ein Stützpunkt für Leute, die in Oberflächlichkeit und Gewissenlosigkeit Geld leihen für Dinge, die nicht notwendig sind, und zu denen sie Gott nicht geheißen hat, und das sie niemals zurückerstatten können. Solches Gebaren ist nichts anderes als den Bruder zu bestehlen, und in fast allen Fällen kann man da nur abraten. Wie viele sind erst durch großen Schaden klug geworden. Das gilt auch für das Bürge sein.

Frage Nr. 339: Was ist die Bedeutung des Wortes der Jünger an den Herrn: «Vermehre uns den Glauben!»! (Luk.17,5.)

Antwort: Die Jünger sagten dies im Anschluß an die Belehrung, die der Herr ihnen gab, daß sie Ihrem Bruder siebenmal am Tage vergeben sollten, wenn er spricht: «Ich bereue es». Gott selbst handelt so und wir sollten auch darin Seine Nachahmer sein. Die Jünger mochten fühlen, wie gering und schwach ihr Glaube war, um dies auszuführen. Der Herr aber sagt ihnen, daß es nicht auf das Maß des Glaubens ankomme, sondern von einem rechten Ge­brauch des Glaubens. Ein Senfkorn Glaube genügt, um ganze Berge zu ver­setzen. Auch ist die Macht Gottes unabhängig davon, ob unser Glaube groß oder klein ist, wichtig ist es, in Gott zu ruhen, und von Ihm alles zu erwarten.

Frage Nr. 340: Was bedeutet in Luk. 16, 9 der «ungerechte Mammon» und wer sind die «Freunde», die «euch aufnehmen»?

Antwort: P. Modersohn hat in einem Buche mit Recht auf den besonders ungerechten Charakter der Beamten im Orient hingewiesen, welche sich be­kanntlich durch Auspressung des Volkes bereichern, indem sie Abgaben ohne Ende und weit über die gesetzmäßigen Ansalze hinaus fordern. Der ungerechte Verwalter in Luk. 16 hatte nicht anders gehandelt. Als die Sache ans Licht kam, hat er klugerweise die ungerecht übersetzten Schuldscheine auf das Normale berichtigt. Deshalb konnte der Meister ihn loben und so findet das Gleichnis seine volle Erklärung. Der «ungerechte Mammon» ist somit der materielle Besitz, Geld und Gut, so wie er sich entwickelt hat durch die mensch­liche Eigennützigkeit. Nicht daß das Geld usw. an sich etwas Ungerechtes wäre;
aber durch den durch die Sünde verdrehten Sinn der Menschen hat Jede ein­zelne Frage, alles was mit Geld und Geschäft zusammenhängt, eine ungerechte Seite erhalten. Geld und Gut nach den Gedanken des Herrn gerecht zu verwenden, heißt, es in Seinem Namen für Sein Werk, Sein Volk und zum Besten der Not der Mitmenschen zu gebrauchen, nicht aber es für die Befrie­digung seiner Begierden auszugeben oder aufzuhäufen. Was wir für den Herrn ausgeben, das besitzen wir in Wirklichkeit, denn das wird Er segnen und reich­lich vergüten. Denn «was ihr irgend einem dieser Kleinen getan habt, das habt ihr Mir getan» sagt der Herr. Wenn Er hier von den «Freunden» sagt, sie wer­den «euch aufnehmen", so werden ja diejenigen, denen wir mit unserm Geld wohltun, den Herrn bitten, uns dafür zu belohnen, was Er ja auch zugesichert hat, oft schon hier auf Erden, erst recht aber droben, wenn Er uns einführt ins Vaterhaus, in die «ewigen Hütten». Die «Freunde» sind also wohl in bildlichem Sinne zu verstehen: Wirkt für den Himmel und der Himmel wird euch auf­nehmen.

Frage Nr. 341: Bitte um Erklärung von Luk. 16,9: «Und Ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, daß, wenn er zu Ende geht, ihr aufgenommen werdet in die ewigen Hütten.»

Antwort: Die Belehrung des Herrn in diesem Gleichnis beschränkt sich dar­auf, daß 1. jeder Mensch einmal über sein Erdenleben vor Gott Rechenschaft ablegen muß und 2., daß es darauf ankommt, dieses Erdenleben im Blick auf das zukünftige ewige Leben zu gestalten. Alles übrige fällt als bloßer Rahmen des Gemäldes außer Betracht. Alles, was auf dieser Erde in unsere Hand gegeben ist. Gaben und Güter, Zeit und Kräfte, ist uns von Gott, unserem Schöpfer, gleichsam nur zur Verwaltung gegeben, nicht als unser wirkliches Eigentum. Darum kommt es darauf an, wie und wofür wir dies alles verwerten. Wenn wir mit diesen Gütern nach den Gedanken des Herrn handeln, in Seinem Dienste treu sind, kurzum, das anvertraute Gut zu Seiner Verherrlichung ge­brauchen, wird Gott davon Notiz nehmen und es für uns zu ewigem Lohn und Besitz aufbewahren. 

Unter den «Freunden» versteht der Herr sich selbst, der Ja das, was wir den Menschen zu ihrem Besten in Seinem Namen tun, als für Ihn getan zurechnet. Was man von dem Anvertrauten nur für sich persönlich und nach eigenem Gutdünken und Gelüste verwendet, bringt keinen Ewigkeits­segen, was man aber im Dienst und im Namen des Herrn damit tut oder davon ausgibt, das wird uns zum wirklichen und bleibenden Besitz, der droben aufbewahrt ist. 'Die Belehrung hat somit wichtige Bedeutung sowohl für Unbekehrte als für Kinder Gottes. Für Unbekehrte gilt es, noch in diesem Erdenleben die Angelegenheit ihrer ewigen Zukunft zu ordnen und sich das Leben aus Gott und damit der ewigen Hütten zu sichern. Wir Gläubige aber dürfen nicht vergessen, daß unser praktisches Erdenleben an dem Lohne und der Krone droben gestaltend mitwirkt.

Frage Nr. 342: Wie erklären Sie das, daß der Herr Jesus in Luk. 18,19 nicht der «gute Lehrer» sein will?

Antwort: Ganz einfach, weil der Oberste den Herrn mit diesem Kompliment auf die gleiche Stufe mit sich selbst stellen wollte. Er glaubte, dem Herrn Ehre anzutun, wenn er Ihn mit «guter Lehrer» anredete und mit dem Attribut «gut» schloß er sich mit ein, nach der üblichen Meinung. Da will ihm der Herr bedeu­ten, 1. daß kein Mensch vor dem Auge Gottes wirklich gut sein könne und 2. daß Er, Jesus, mehr als ein Mensch sei. Wenn der Oberste Ihn wirklich als «gut» anerkenne, so müsse er auch anerkennen, daß Er der Gesandte Gottes, der verheißene Messias sei. Darum hält Er jenem dann den Spiegel des Ge­setzes vor und daß es nun gelte, Ihm, Jesus, nachzufolgen, um den Willen Gottes vollkommen zu erfüllen. Der Herr Jesus lehnt es somit gar nicht ab, «gut» zu sein, aber der Oberste schaute nicht Gott in Christus.

Frage Nr. 343: Ist Maria Magdalena ein Bild von der Braut?

Antwort: Wie kommen Sie auf diesen Gedanken? Der Herr gibt ihr doch den Auftrag: «Gehe hin und sage Meinen Brüdern ...» Die Kirche ist die Braut, aber diese 'ist erst nach der Ausgießung des Heiligen Geistes ins Dasein gerufen worden.

Frage Nr. 344: Wer sind die «Väter» in Joh. 4, 20 ?

Antwort: Wie aus dem Zusammenhang hervorgeht, sind es die Samariter, ein Mischvolk von Heiden und Juden, die, weil die Juden sie in Jerusalem nicht duldeten, auf dem Berge Garizim dem Gott Israels einen Tempel gebaut hatten. 

Frage Nr. 345: Was bedeutet die «eherne Schlange» ?

Antwort: Lesen Sie Joh. 3, 14—21. Dort ist die Erklärung deutlich. So wie in Israel in der Wüste jeder, der von einer Schlange gebissen war, und der auf die von Mose erhöhte kupferne Schlange blickte, volle Heilung fand, findet auch Jeder, der sündenbeladen, in Reue und Busse auf das Kreuz von Golgatha blickt, dort volle Vergebung und Ruhe für seine Seele. Ein Blick im Glauben zum Kreuze getan, Bringt Heil zu derselbigen Stunde.

Frage Nr. 346: in Joh. S, 15 lesen wir: «Der Mensch ging hin und verkündete den Juden, daß es Jesus sei, der ihn gesund gemacht habe». War es nicht un­dankbar von dem Geheilten, daß er den Juden sagte, daß Jesus ihn gesund gemacht habe, da er die Gesinnung der Juden aus der Fragestellung hätte herausmerken können?

Antwort: Gewiß, es war sehr undankbar von dem Manne, um nicht mehr zu sagen. Nicht eine Spur von Glauben, oder Nachdenken noch Dank ist in der ganzen Geschichte zu finden; das wunderbare Erlebnis hat augenscheinlich nicht den geringsten Eindruck zurückgelassen, dagegen lesen wir bei der feind­seligen Frage der Juden, daß er sich sogleich selber salviert (in Sicherheit bringt). Wie es um seine Einstellung stand, dürfte auch das warnende Wort des Herrn bei der nächsten Begegnung beweisen: «Siehe, du bist gesund gewor­den; sündige nicht mehr, damit dir nichts Ärgeres widerfahre» (Vers 14). Deu­tet dies nicht auf ein verstocktes Herz hin? Wie so ganz anders war es doch bei so vielen ändern Geheilten, z. B. Bartimäus, dem Blindgeborenen von Joh. 9, oder beim Gichtbrüchigen in Kapernaum.

Frage Hr. 347: Hat die Zahl 153 beim Fischfang in Joh. 21,11 irgendwelche Bedeutung?

Antwort: Ohne Frage, doch ist die Erklärung nicht gerade leicht. Vorerst wollen wir uns daran erinnern, daß der Herr, reich über alles, mehr als das Notwendige darzureichen vermag. Es war die Antwort des Herrn auf den Entschluß und den Glauben der Jünger «auf das Wort des Herrn hin» das Zugnetz auszuwerfen. Die Jünger zählten die Fische, die der Herr ihnen gegeben hatte und so dürfen wir uns gleicherweise all der vielen Segnungen erinnern, die der Herr uns in Seiner Gnade geschenkt hat. Schon der Sänger des Alten Bundes lobpries den Herrn: «Preise Jehova, meine Seele, und vergiß nicht alle Seine Wohltaten» (PS. 103, 2). Doch dürfen wir nicht vergessen, daß die Zahl 153, wie alle Zahlen der Hei­ligen Schrift, auch eine symbolische Bedeutung hat. Wenn wir sie zergliedern, ergibt sich folgendes: 70 40 12 10 7 5 4 3 2 – 153 Das ist die Summe aller heiligen und geheiligten Zahlen. Sie reden von der Vollkommenheit der göttlichen Offenbarungen und der Weg Gottes in Gnade und Erbarmen mit den Menschen. Eine weitere Zergliederung ergibt:
12 mal 12 plus 3 mal 3 = 153 Ohne Frage hat dies Bezug auf das Tausendjährige Reich. Dort wird die Ernte eine völlige und vollkommene sein. Das Netz zerreißt nicht und die Schiffe sinken nicht wie beim Fischfang in Luk.5. Die Zweiteilung mag darauf hinweisen, daß im Tausendjährigen Reiche zwi­schen den himmlischen und den irdischen Heiligen eine innige Verbindung besteht; es ist die Summe derer, die dem Sohn Gottes als Lohn der Mühsal Seiner Seele zu eigen sein werden, Ferner wollen wir beachten, daß der Herr schon Fische für die Jünger berei­tet hatte, ehe die Jünger die von ihnen gefangenen herbeibringen; wohl ein Hinweis darauf, daß der Herr vor Seiner Erscheinung, um die Königsherrschaft anzutreten, sich einen Überrest aus Israel, welcher an Ihn glaubt, zubereitet hat. Durch die Predigt dieser Getreuen des Herrn werden viele auch aus den Nationen diesem Überrest hinzugefügt werden. Eine ähnliche Zweiteilung haben wir in den 24 Ältesten (zweimal 12), welche die himmlische Familie, die entrückten Erlösten sowohl des Alten als des Neuen Testamentes darstellen (Offb.4,4; 5,8 usw.). Der verborgenen Schönheiten mögen noch mehr sein; lasset uns darüber nachsinnen!

Frage Nr. 348: Warum steht an verschiedenen Stellen im Neuen Testament, besonders wenn Geschichtliches erzählt wird, die Gegenwartsform? So z.B. bei der Fußwaschung Joh. 13,6: «Er kommt nun zu Simon Petrus».

Antwort: Es ist dies eine Eigenart der griechischen Sprache, die gerne, um das Geschehnis recht lebhaft, gleichsam als Selbsterlebtes vor Augen zu stellen, die Gegenwartsform benutzt. Der Herr hatte bereits mehreren Jüngern die Füße gewaschen; nun kommt die Reihe an Petrus. Jetzt hat der Evangelist Johannes etwas — selbstverständlich geleitet durch den Heiligen Geist — Besonderes zu berichten. Die anderen Jünger haben die Fußwaschungen ruhig geschehen lassen, nun kommt die Reihe an Petrus; er will es nicht zulassen. Wie anschaulich wird dies in der Gegenwartsform erzählt! Sie bezweckt, daß wir es, einem Filme gleich, an unseren Augen, Ohren und Herzen vorbeiziehen lassen. (Vergl. auch Matth.2,19; 4,8; 8.7; 8,20; Mark. 1,12; 1.40; 2,17; 3,20 u. a. St.)

Frage Nr. 349: Die Jünger stellten dem Herrn bei Gelegenheit der Heilung des Blindgeborenen die Frage: «Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern!» [Joh. 11, 2). Warum diese Frage?

Antwort: Es scheint mir, daß die Jünger fast so blind waren, wie der Blind­geborene. Hatten sie etwa das Augenlicht, weil sie ohne Sünde waren? Es dünkt mich, wenn es darauf ankäme, dann wäre der Fragekasten-Onkel und sämtliche liebenswerten Leser so stockblind wie der Blindgeborene. 0 du trügerisches phari­säisches Herz, das solche Frage stellen kann!

Frage Nr. 350: Was ist unter dem Mietling [Joh. 10,12] zu verstehen und was bedeutet dieses Wort?

Antwort: Ein «Mietling» ist ein Fremder, der gegen Bezahlung einen Hirtendienst übernommen hat, demselben aber nicht entspricht. Es geht ihm nicht um den Dienst, sondern um den Lohn. Ein solcher wird sich nicht um das Wohl der ihm anvertrauten Schafe kümmern, noch weniger diese in Erbarmen und Liebe pflegen und beschützen. Ein wahrer Hirte dagegen liebt seine Schafe unabhängig davon, ob sie ihm oder anderen gehören. Sein Verhältnis zu Ihnen ist ein vertrautes, sozusagen väterliches. Ein solcher setzt alles, wenn nötig auch sein Leben ein zum Besten der ihm übergebenen Schafe, während ein Mietling bei nahender Gefahr flieht und die Schafe im Stiche läßt. Solche Mietlinge gibt es heute und hat es immer gegeben. Sie nennen sich geistliche Führer und Seelenhirten, haben aber kein Verantwortlichkeitsgefühl Gott gegenüber, noch sind sie von der Liebe des Christus erfüllt, sondern vielmehr im Dünkel ihres Amtes herrschen sie über die Seelen. Sie haben weder Auge noch Herz für die Nöte derer, die ihnen anvertraut sind. Sie sind eben auch nicht von Gott berufen, sondern von Menschen nach menschlichen Gesichtspunkten erwählt.

Frage Nr. 351: Wollen Sie mir für Joh.17,19: «Ich heiligte mich selbst für sie, da» auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit» eine Erklärung geben. Christus war doch der vollkommen Heilige, wie konnte Er sich dann noch heiligen?

Antwort: Wir müssen zum ersten feststellen, daß «heiligen» auch den Sinn von «absondern» hat. Alle Geräte des Heiligtums im Alten Testament waren «geheiligt», das will sagen: für Gott abgesondert. So steh! die Heiligung des Herrn schon in Beziehung zu Seiner FIeischwerdung: «Welchen der Vater ge­heiligt und in die Welt gesandt hat» (Joh.10,36). Aber nicht nur das, oben angeführte Stelle will besagen, daß Er sich zu unseren Gunsten für Gott ge­heiligt und abgesondert hat, indem Er sich zu Seiner Rechten gesetzt hat in der Höhe. In dem verherrlichten Menschen droben erblicken wir Jetzt die ganze Wahrheit: Die Wahrheit, die auch uns für Gott «heiligen», d. h. «ab­sondern» will und kann. Hierfür hat Christus den Platz beim Vater einge­nommen, um sich dort für uns zu verwenden. Es ist ein kostbares Bewußtsein für unsere Herzen, zu wissen, daß Er allezeit in Gnaden für uns bemüht Ist, um uns in dem zu erhalten, wozu Er uns durch Sein Werk auf Golgatha ge­bracht hat. Das ermuntert uns, den Blick dorthin zu richten, wo unser großer Hohepriester voll zärtlichen Mitgefühls unermüdlich für uns tätig ist. Es erübrigt sich zu sagen, das der Herr selbstverständlich in absoluter Heiligkeit hienieden pilgerte; eine Heiligkeit, die nicht ergänzt werden konnte.

Frage Nr. 352: «Und dies ist Sein Gebot, daß wir an den Namen Seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, gleichwie Er uns ein Ge­bot gegeben hat», so lesen wir in 1. Joh. 3, 23. Es dünkt mich, daß die Worte «an den Namen Seines Sohnes glauben» hier so ganz unvermittelt und ohne Beziehung mit dem Vorhergehenden stehen. Wie denken Sie darüber?

Antwort: Erwähnter Ausdruck steht sowohl in Verbindung mit dem Vorher­gehenden, mehr noch aber mit dem Nachfolgenden. Johannes warnt vor dem Geiste des Antichristen, dem es vor allem darum zu tun ist, die Person des Herrn herabzusetzen, und der den Kindern Gottes aufdrängen möchte: Jesus Christus wäre nicht der im Fleische gekommene Sohn Gottes. Solches lehrten auch die Gnostiker: Kenntnis Habende, Wissende. Es waren meist solche, die aus dem Heidentum allerhand Götterlehren mit dem Christentum verquickten und mit der Lehre vom Sohn Gottes vermischten, und zwar unter dem Vor­geben, daß man zu weiterer und tieferer Erkenntnis fort­schreiten müsse!!! Das war und das ist teuflische Spekulation.

 Es ist deshalb im Griechischen eine besondere Form des Ausdrucks vom Glauben gebraucht, die auf das Gesagte hinweist und Ihnen die Antwort auf Ihre Frage erleichtert. Also man könnte auch so übersetzen: «Und dies ist Seine Ein­schärfung (Gebot), auf das zielt sie hin, daß wir dem Namen Seines Sohnes Jesus Christus Treue halten (volles Vertrauen schenken) und einander lieben usw.» Damit ist ohne Frage gemeint, unverbrüchlich bei dem zu bleiben, was Sein Name ausdrückt und was Er in Seiner Person ist, im Gegensatz zu dem in 1. Joh. 4, 2. 3 usw. Gesagten. 

Frage Nr. 353: Was will der Herr mit dem seltsamen Zwischensatz: «Wenn es nicht so wäre, würde Ich es euch gesagt haben» sagen? (Joh. 14, 2.)
Antwort: Wir glauben nicht, daß dahinter ein besonderer Gedanke ver­borgen ist, sondern daß es sich einfach um eine Bekräftigung des vorher Ge­sagten nach orientalischer Weise handelt. Denken wir nur daran, daß die Eröffnung, daß es ein Vaterhaus im Himmel, also droben viele Wohnungen gebe, für die Jünger, die noch immer an ihren irdischen Reichserwartungen hingen, etwas völlig befremdliches, neues war, so liegt es nahe, daß der Herr noch eine versichernde Bestätigung gab, damit ihr Glaube einen Ruhepunkt hätte.

Frage Nr. 354: In Apg.16,14 lesen wir von Lydia, daß sie Gott anbetete, ehe ihr Herz aufgetan ward; wie ist dies möglich?

Antwort: Warum soll das nicht möglich sein? Es hat doch zu allen Zeiten fromme Juden gegeben und es gibt auch heute noch solche, auch Katholiken usw., welche aus aufrichtigem Herzen Gott anbeten nach Maßgabe ihrer Er­kenntnis der Wahrheit Gottes. Waren Kornelius und der schwarze Kämmerer nicht auch solche, obwohl sie sogar von Hause aus Heiden waren? So war es auch bei Lydia; sie war eine wahre Gottesanbeterin, und darum gab sie wohl acht auf alles, was Paulus redete. Daß der Herr ihr das Herz auftat, will besagen, daß sie innerlich so stand, daß sie mit Freuden das, was Paulus brachte, erfaßte. Gott konnte sie zur vollen Wahrheit und zur vollen Erleuch­tung weiter führen und sie für Seinen Dienst benutzen. Wie viele gläubige Christen gibt es doch, welche Lydia keineswegs ebenbürtig sind und nie über die einfachen Anfänge des Glaubens hinauskommen?

Frage Nr. 355: Haben die vier Anker in Apg.27,29 etwas zu bedeuten?

Antwort: Die vier Anker gehörten zu der üblichen Ausrüstung der Meer­schiffe im Altertum. Da man damals ja keine Maschinen, noch technische Kräfte kannte, mußte alle Arbeit durch Menschen bewältigt werden. Dem entsprachen natürlich auch die Hilfsvorrichtungen. Somit bedurfte man an Stelle des heu­tigen gewaltigen Ankers, der mit Motoren gehandhabt wird, ihrer mehrere, vorn und hinten, welche weniger groß waren und mit Menschenkraft bedient werden konnten. Seemannskunst ist mit der Darlegung hier nicht einverstanden, denn ein Schiff, nahe an der Küste, darf im Sturm nicht hinten Anker auswerfen, um das Schiff zur Einstellung der Fahrt zu bringen. Es muß nach dem Wind drehen und die Anker vorn auswerfen. Nun, wir haben es mit einer anderen Autorität zu tun: des Herrn Hand war über dem Schiff. So sehen wir hier ein erneutes Beispiel davon, daß, wenn auch unserem Wissen und Können alles scheinbar entgegengesetzt ist, Gottes mächtige und gnädige Hand doch alles nach Seinem heiligen Willen und zu unserem Besten lenkt.

Frage Nr. 356: Warum ließ Gott es zu, daß Jakobus enthauptet wurde, während Er Petrus einen Engel sandte, um ihn aus dem Gefängnis zu befreien ? (Apg. 12, 2—17.)

Antwort: Es braucht eine große Glaubenskraft, um das Zeugnis von Jesus Christus mit dem Tode besiegeln zu können, damals wie heute. Nach Vers 3 wurde Jakobus getötet, weil Herodes das Zeugnis haßte und weil er damit die willige Untertänigkeit der Juden erkaufen wollte. Lieber allem müssen wir es aber der souveränen höheren Macht und Weisheit Gottes überlassen, warum er sich in Jakobus durch den frühen Tod, in Petrus aber durch dessen wunder­bare Befreiung verherrlicht hat.

Frage Nr. 357: Worin besteht der Unterschied zwischen «Zeichen» und «Wundern»? (Apg. 2, 43 u. a. St.]

Antwort: Dies ergibt sich eigentlich aus der Bedeutung, die wir jedem der beiden Worte im gewöhnlichen Gebrauch beider beilegen. «Wunder» nennen wir alles das, was geschieht, indem es aus dem gewohnten gesetzmäßigen Lauf der Natur heraustritt, das ungewöhnlich ist und das wir verstandesmäßig nach Theorie und Naturgesetz nicht erklären können, das also aus hö­herer, uns nicht erfaßbarer Macht, gewirkt sein muß. Wunder sind also nichts anderes als das, was direkt durch die Allmacht und Autorität Gottes zugunsten Seiner Geschöpfe gewirkt wird, unter Aufhebung des gesetzmäßigen Laufes der Natur. Eigentlich ist Ja alles Geschehen in Gottes Schöpfung ein Wunder, uns aber erscheint nur das Ungewohnte als ein Wunder. So muß das Wort auch in der Heiligen Schrift verstanden werden. Auch die Werke des Herrn Jesu waren in diesem Sinn Wunder. Allerdings waren sie, wenigstens ein großer Teil davon, zugleich auch Zeichen. Das Wort «Zeichen» gebrauchen wir im Sinn von Merkzeichen, Finger­zeig, Hinweis; das ist auch dessen Bedeutung in der Schrift, immer in der deut­lichen Absicht, daß wir Menschen darauf achten sollten.

 Darum waren die Wunder des Herrn Jesu auch Zeichen, d. h. Hinweise auf Seine Sendung, auf Seine Person als Gottes Sohn, auf Ihn als den Erfüller der Weissagungen der Propheten. Sowohl Seine Wunder, als auch Seine Reden zeugten deutlich davon, wer Er war und wen das Volk in Ihm hätte erkennen können. Es war Jehova, sein Gott, der Israel in der Person des Sohnes besuchte. Aber nun ist zu beachten, daß nicht nur die Wunder und Reden des Herrn als «Zeichen» angeführt werden, sondern noch manches andere, das dem gleichen Zwecke diente. So ist öfter von «Zeichen der Zeit» oder «Zeichen der Ankunft des Herrn» die Rede, ohne daß dabei an Wunder gedacht werden muß. In Luk.2,12 und 34 wird der Herr selbst ein «Zeichen» genannt. In der Apostelgeschichte finden wir oft «Zeichen und Wunder» zusammen genannt. Damit will der Heilige Geist einerseits durch «Zeichen» auf den Herrn Jesus, als den zuvor verkündigten und verordneten Christus, und andererseits durch «Wunder» auf die dabei wir­kende Macht und Herrlichkeit Gottes hinweisen.

Frage Nr. 358: Hat die Zahl 276 der geretteten Leute durch den Apostel Paulus beim Schiffbruch in Apg. 27, 37 symbolische Bedeutung?

Antwort: Das ist schwer zu sagen, da Anhaltspunkte dazu mangeln. Es ist auch fraglich, ob hier in der Zahl eine besondere symbolische Bedeutung liegt, da 276 im Wort Gottes nur hier vorkommt. Es ist um so schwieriger, als die Zahl gar verschiedene Sorten Menschen umfaßt. Die Erzählung als Ganzes hat wohl eine gewisse symbolische Bedeutung auf den Abschluß des christ­lichen Zeugnisses, also eine Vorschattung desselben. Dies allerdings auch nur in allgemeinen Umrissen, insofern nämlich, als man im Schiff ein Bild der all­gemeinen Namenchristenheit erblicken kann, welche als geistlicher Körper in Ver­fall geraten ist und schließlich im Gericht untergeht. Vorher aber werden die lebendigen Glieder des Christus daraus errettet und in Sicherheit gebracht. Weiter kann beachtet werden, daß Paulus als eifriger Beter dabei die Rolle einer schützenden und bewahrenden «Großmacht» ausgeübt hat, also so etwas wie eine Vorschattung des «Zurückhaltenden» (2. Thess. 2, 6—8) sein mag. Denn auf Paul! Gebet beruhte allein die Rettung der 276 Personen, was, nebenbei gesagt, zeigt, welch eine außerordentlich wichtige Rolle dem inbrünstigen Ge­bet der Knechte des Herrn Jesus Christus gerade in unserer ernsten, so deutlich das Gepräge des Endes tragenden Zeit, zukommt. 

Vor weitergehenden Deu­tungsversuchen möchten wir absehen, da die einzelnen Züge zu wenig geklärt erscheinen. Allenfalls könnte man noch sagen, daß ebensowenig wie die Schiffsbesatzung sich vom Schiff zurückzuziehen und die Kriegsknechte die Ge­fangenen zu töten vermochten, der Macht des Einflusses des Apostels wegen, auch in der Endzeit der volle Abfall vom Christentum und die Auslöschung des Zeugnisses von Jesus Christus nicht gelingen kann, solange die Brautgemeinde hienieden ist, und daß dabei dem Gebet der Seinigen eine bedeutungsvolle Rolle zukommt.
Frage Nr. 359: War Paulus der zwölfte Apostel, nachdem Judas Iskariot aus­geschieden war?

Antwort: Nein, Paulus wurde nie zu den Zwölfen gerechnet. Hierzu wurde von den Elfen Matthias durch das Los erwählt, wie aus Apg. 1,21—26 klar her­vorgeht. Paulus hatte einen besonderen Auftrag zu erfüllen und kam hier nicht in Betracht. 

Frage Nr. 360: Wo finden wir den «Sabbat-Weg» (Apg. 1,12) im Alten Testament ?

Antwort: Dieser kommt Im Alten Testament nicht vor. Die Schriftgelehrten haben später aus dem Verbot in 2. Mose 16, 29, daß niemand am Sabbattag das Lager verlassen dürfe, das Verbot begründet, seinen Wohnort überhaupt nicht zu verlassen. Zum Wohnort wurde damals noch ein Umkreis von 2000 Ellen gerechnet (etwa 800 bis 1000 Meter). Übrigens erfand man in der Folge allerhand ausgeklügelte Verfahren, um die Satzung zu umgehen und auszu­weiten. Es handelt sich hier also um eine rein menschliche Vorschrift Jüdischer Spitzfindigkeit, die zu des Herrn Zeit schon so fest eingebürgert war, daß sie zu einem allgemein gebräuchlichen Wegmaß wurde.


Frage Nr. 362:  Wollen Sie mir bitte eine Auslegung geben über das Wort «Wer bist du, der du das Wort nimmst wider Gott?  Wird etwa das Geformte zu dem Former sagen: Warum hast du mich also gemacht?»  Rom. 9,20.

Antwort: Zweifelnde und vor allem rebellisch veranlagte Leute stellen oft solche Fragen, wie: «Warum hat Gott es nicht anders — sie meinen «besser» — gemacht?» — So hört man von solchen: «Warum hat Gott das Böse aufkommen lassen?» — «Warum hat Er Satan nicht gleich bei seiner ersten Auflehnung wider Ihn vernichtet?» — «Warum hat Er den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen in den Garten Eden gestellt?» usw. Man möge vor allem daran denken, daß dies doch alles Dinge sind, welche unser menschliches Denk- und Fassungsvermögen weit übersteigen. Wären Sterbliche in der Lage, all dieses zu begreifen, würde Gott es uns sicher in Seinem Worte erläutert haben. Auch ist offenbar, daß Gott all das uns unverständliche Geschehen dazu benutzt hat, um uns Seine Gedanken der Güte und der Huld zu offenbaren und wir hätten wohl Sein Herz voll Liebe und Erbarmen sonst nie erkennen können. Darum wollen wir nicht «das Wort nehmen wider Gott», sondern in Demut uns freuen, daß auch das uns Unbegreifliche nur ein Mittel in der Hand des Herrn ist, um uns die größten Gnadengüter schenken zu können. Oft finden wir in der Heiligen Schrift Satans böse Schachzüge aufgezeichnet; Gott aber ließ auf die herrlichste Weise Gutes daraus hervorgehen, zum Wohl und Segen der Seinigen, Sollten diese Tatsachen, uns den «Geformten», bezüglich des Tuns, Redens und Schweigens unseres «Formers» nicht vollauf genügen?
Frage Nr. 363: Würden Sie mir eine kurze Erklärung über Rom. l, 7— 8 geben I
Antwort: Der Apostel stellt hier das Endziel des Menschen in seinen beiden Auswirkungen vor Augen: das «ewige Leben» im Gegensatz zu «Zorn und Grimm» und zwar beides vom Standpunkt der persönlichen Verant­wortlichkeit aus gesehen. Jawohl, in dem Sinne ist der Genuß der Herrlichkeit droben von unserem Tun hienieden abhängig.

 Das gottselige Leben endet droben im Vaterhaus und über das gottlose Leben kommt Zorn und Grimm. Das müssen wir so stehen lassen. Es ist die menschliche Seite und alles abhängig von unserem Wollen oder Nichtwollen. Was in allem Gottes Wirken betrifft, davon wird an dieser Stelle kein Bezug genommen. Wir dürfen eben nie zwei verschiedene Wahrheiten gegeneinander ausspielen. Wir müssen Jede an dem Platz lassen, wo Golf sie hingestellt hat.
Frage Nr. 364: Warum sind in der sogen. «Elberfelder Bibelübersetzung» in Rom. 8,1 die Worte: «Die nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste wandeln» weggelassen) Ist denn nicht der Wandel nach dem Geiste auch not­wendig, um ohne Verdammnis zu fein!
Antwort: Die Prüfung der vielen heute bekannten Handschriften hat erge­ben, daß der angefragte Salz eine spätere Einfügung ist, somit dem Urtext nicht entspricht. Diese Worte sind in Vers 4 des gleichen Kapitels am rechten Platz, Es genügt doch, «in Christus» zu sein, um keine Verdammnis mehr vor sich zu haben; aber der, der in Christus ist, beweist dies, indem er nach dem Geiste wandelt. Man kann selbstverständlich nicht in Christus sein und es gleichzeitig mit der Welt halten.
Frage Nr.365: Bitte um kurze Erklärung über das Wort: «Nicht alle, die aus Israel sind, diese sind Israel» (Rom. 9,6].
Antwort: Nicht alle Nachkommen Abrahams und Isaaks sind Israeliten, denn Ismael, von dem die heutigen Araber abstammen, sind auch Söhne Abrahams. Esau, von dem die Edomiter abstammen, war ein Sohn Jakobs. Im geistlichen Sinn will das erfragte Wort sagen: die natürliche Abstammung hat vor Gott keinen Wert, man muß aus Gott geboren sein. Diese allein sind Kinder Gottes, In Gal.6,16 spricht Paulus von dem «Israel Gottes», das sind alle, die durch Glauben mit Christus und mit all den Seinen verbunden sind.
Frage Nr. 366: «Also ist nun auch in der Jetzigen Zeit ein Überrest nach Wahl der Gnade» (Rom. 11,5). Was ist der Sinn dieser Worte?
Antwort: <n erster Linie bezieht sich das «in der Jetzigen Zeit» wohl auf die Tage der Apostel; wenn wir aber das Grundsätzliche in Betracht ziehen, dann bezieht es sich wohl auf die ganze Zeit, in welcher Israel als Volk verworfen ist, und die Ekklesia gesammelt wird. Es handelt sich hier nicht um das wenig oder viel des Überrestes, sondern darum, daß Gott, trotzdem Israel Ihn ver­worfen, Er ein Volk auf dieser Erde hat, das Ihn liebt und Ihm nachfolgt.


Frage Nr. 369: Wie soll ich Rom. 3, 25 verstehen: «Welchen Gott dargestellt hat zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben an Sein Blut, zur Erweisung Seiner Gerechtigkeit wegen des Hingehenlassens der vorhergeschehenen Sün­den unter der Nachsicht Gottes»?

Antwort; Im Allerheiligsten, der Stiftshütte, war die Bundeslade mit dem Sühnungsdeckel menschlichen Augen verborgen. Nur der Hohepriester durfte einmal im Jahr, am großen Versöhnungstag, eher nicht ohne Blut und nicht ohne Räucherwerk vor sich her zu tragen, in das Allerheiligste treten. Daß dies alles ein Vorbild auf Christus hin ist, das ist ja allgemein bekannt. Christus ist nun der wahre Gnadenthron geworden, und jedermann hat Zugang zu Ihm. Wie das Blut, auf den Sühnungsdeckel der Bundeslade gesprengt, die Beziehungen Israels zu seinem Gott aufrechterhielt, so wird heute jeder, der an des Blut des Heilands von Golgatha glaubt, von Sünde und Schuld gerettet. Am Kreuze sind aber nicht nur unsere Sünden gesühnt worden, sondern Gottes heiligen Forderungen ist Genüge geschehen, und mit der wunderbaren Gnade verbindet sich nun die göttliche Gerechtigkeit, Gott kann nun den Gottlosen rechtfertigen. Die Sünden sind unter der Nachsicht Gottes für immer hinweggetan, Gott will sich ihrer nicht mehr erinnern. Sein Name sei dafür gepriesen!

Frage Nr. 370: Hat Gott die Taufe an Stelle der Beschneidung gegeben?

Antwort: Nein! Um getauft werden zu können, muß man beschnitten sein, Warum? Weil die Beschneidung ein Sinnbild des mit Christus gestorben sein ist, die Taufe aber das Begräbnis des alten Menschen (Rom. 6). Nun, man kann erst begraben werden, wenn man gestorben ist; also muß die Be­schneidung (geistlicherweise) der Taufe vorausgehen. Am Kreuze wurde Chri­stus für uns zur Sünde gemacht und von Gott an unserer Statt gerichtet. Wer durch den Glauben an Christus daran Teil hat, also mit ihm gestorben ist, wird in der Taufe mit Christus begraben, und mitauferweckt durch den Glauben an die Wirksamkeit Gottes, der Ihn aus den Toten auferweckt hat (vergl. Kol.2,6—15).

Frage Nr. 371: Ist auch In der gegenwärtigen Zelt das Gesetz noch in Kraft für die, welche nicht glauben? (1. Kor. 15,56)

Antwort: Nein! Das Gesetz wurde den Juden und nicht den Nationen gegeben.

Frage Nr. 372: Würden Sie mir eine Erklärung über 1. Kor. 1, 30 geben?

Antwort: Wir können nicht anders Christen sein, als «aus Gott». Von Gott haben wir in Christus Jesus ewiges Leben. - Nach Gottes Wunsch und Willen ist uns Christus Jesus geworden Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung. Alles ist uns in Christus Jesus von Gott geschenkt, so bleibt kein Ruhm übrig für das Fleisch, die stolze menschliche Natur. Gottes Weisheit steht im Gegensatz zu den menschlichen Anmaßungen; Gerechtigkeit gegen­über dem pharisäischen Hochmut und gegenüber der Werkgerechtigkeit; Heiligkeit im Gegensatz zur Heiligkeit, die das Gesetz forderte, Erlösung gegenüber dem menschlichen Unvermögen, vor Gott passend zu sein. Die Er­lösung findet ihre Vollendung an dem Tage, an welchem der Herr die letzte Hand anlegen wird, um uns von jeder geistlichen und leiblichen Schwachheit für ewig zu befreien.

Frage Nr. 373: Bitte, erklären Sie, was in 1. Kor. 15, 29 das Wort: «für die Toten getauft werden» bedeutet. Wie kann man denn sich für andere taufen lassen, da die Taufe doch persönlichen Glauben voraussetzt!

Antwort: Das Wort hat gar nicht den Sinn, den Sie ihm da unterlegen. Wenn Sie Vers 29 in Verbindung mit den Versen 16—19 lesen, deren logische Fortsetzung der erfragte Vers und die folgenden sind, dann ist der wahre Sinn un­schwer 2 u erkennen. In jenen vorgehenden Versen widerlegt Paulus die Be­hauptung, daß es keine Auferstehung der Toten gebe, zuerst mit dem Hinweis, daß dann ja auch Christus nicht auferstanden wäre, somit die Predigt Seines Namens widersinnig wäre. In Vers 29 weist er nun darauf hin, daß die Lücken der heimgegangenen Gläubigen immer wieder durch neugetaufte Christen aus­gefüllt wurden. Damit will er beweisen, daß dies ja eine große Torheit wäre, wenn es keine Auferstehung der Tölen gäbe, denn dann wäre der Tod jener ein klarer Beweis, daß nichts an den herrlichen Zukunftsverheißungen, somit überhaupt nichts Begehrenswertes am Christentum sei. Denn für dieses Leben ist ja der Weg der Christen ein Weg durch Leiden und Entsagung, und ohne Auferstehung der Toten wären auch die Verheißungen auf eine herrliche Zu­kunft beim Herrn ein bloßer Bluff- Es handelt sich also nicht um Taufe für andere, sondern wie schon gesagt darum, daß die Lücken, welche die Märtyrer hinterließen, durch neue Gläubige, welche ihren Glauben in der Taufe bekann­ten, geschlossen wurden. Beachten Sie auch die Fußnote der «Elberfelder»-Bibel zu 1. Kor. 15. 29.

Frage Nr. 374: Denkt Paulus in 1. Kor. 8,13 nur an Opferfleischessen, oder an Fleischessen überhaupt? Es geht aus Vers 13 nicht klar hervor, wie der Apostel es meint.

Antwort: Dafür geht es aus Rom. 14 um so deutlicher hervor. Man erkennt dort aus Vers 2, daß ängstliche Gemüter glaubten, auf Fleischgenuß über­haupt verzichten und sich mit Gemüse begnügen zu sollen. Sie mochten es zur Erreichung eines höheren Grades von Heiligkeit für unerläßlich halten, was bei heidnischen Philosophen und Asketen, die der Gottheit näher kommen wollten, sehr im Schwange war; sie mochten an Vorbilder im Alten Testament denken, etwa an Daniel und seine 3 Freunde; auch daran, daß vor der Sintflut anscheinend von den Menschen kein Fleisch gegessen wurde, sonst hätte die dem Noah gegebene diesbezügliche Erlaubnis keinen rechten Sinn. Obwohl sie darin irrten, wie Vers 14 zeigt, mehr noch 1.Tim.4,1—5, so sollten doch die­jenigen, welche es besser verstanden, ihre Schwachheit ertragen, und lieber das Fleischessen und Weintrinken ganz bleiben lassen, als dem Schwachen ein Ärgernis in den Weg zu legen. (Siehe Rom. 14, 19. 21. 23.) So geht der Apostel in 1. Kor. 8 nach der Abhandlung über das Opferfleischessen oder - nichtessen der schwachen Brüder wegen auf das Essen überhaupt über, und weil er nun einmal beim Fleischessen ist, nimmt er das als allgemeines Beispiel, um dasselbe zu sagen, das er auch den Römern schreibt: aufs Fleischessen überhaupt verzichten, wenn es ändern zuliebe wünschenswert ist.

Frage Nr.375: Was haben wir unter «Weissagen» in 1. Kor. 14,3 zu verstehen? Kann man auch heute verborgene, unbekannte und zukünftige Dinge kundtun?

Antwort: Zur Apostelzeit wurden durch das Weissagen offenbar auch zu­künftige Dinge, geleitet durch den Heiligen Geist, mitgeteilt, denn das Wort Gottes war ja noch nicht abgeschlossen, das Neue Testament noch nicht oder nur teilweise vorhanden. Heute ist darin nichts mehr hinzuzufügen (Offb.22,18) und bezieht sich der Dienst der Weissagung jetzt auf die Mitteilungen der Ge­danken Gottes, ein Reden, durch welches die Zuhörer erbaut, ermahnt und ermuntert werden. Wenn es sich in der Darreichung um prophetische Belange handelt, so kann die Grundlage nichts anderes sein, als das, was im Fundament des göttlichen Wortes bereits niedergelegt ist. Wird dies beachtet, so wird die Versammlung Trost und Erquickung empfangen.

Frage Nr. 376: In 1. Kor. 10, 2 lesen wir, daß alle Israeliten auf Moses getauft wurden in der Wolke und in dem Meere. Haben Sie eine Erklärung hierfür?

Antwort: Gleichwie die christliche Taufe bezeugt, daß wir mit Christus ge­storben und auferstanden sind, so war der Durchzug durch das Rote Meer für Israel die Trennung zwischen Ägypten, dem Lande der Sklaverei, und Kanaan, dem Lande der Verheißung. Das gleiche gilt für die Wolkensäule, die Israel be­gleitete. Dieser Übergang von einem alten in einen neuen Zustand wird hier Taufe genannt, und weil Moses 'Führer und Wegbereiter des Volkes war, so wird der Durchzug durch das Rote Meer die Taufe Moses genannt.

Frage Nr. 377: Ist der Satz: «Nach 1. Kor. 3, 15 sind nicht alle Wieder­geborenen Auserwählte» richtig?

Antwort: Nein, denn 1. Kor. 3,15 redet nicht von Auserwählen, sondern von Belohnung. Wir wollen uns aber vorerst darüber Rechenschaft geben, was die beiden Ausdrücke «Wiedergeboren» und «Auserwählt» nach den Belehrun­gen der Heiligen Schrift bedeuten, «Wiedergeboren sein» heißt, aus Gott und aus Wasser und Geist geboren sein; d. h. der Natur Gottes teilhaftig geworden sein (Joh. 3). Ferner sind Wiedergeburt, Empfangen des Heiligen Geistes und des Ewigen Lebens unzertrennlich miteinander verbunden und praktisch als ein einziger Akt zu betrachten. Als Wiedergeborene aber sind wir Gottes Kinder, als Sohn und Erben Gottes eingesetzt (Rom. 8, 8—17). Man wolle diese Dinge doch nicht in toter Dogmatik, sondern in innerer geistlicher Folgerichtigkeit be­trachten. «Auserwählung» bezieht sich auf dieselbe Sache, nur wird damit mehr der herrliche Ratschluß Gottes und die Kostbarkeit der Bestimmung derer, die daran teilhaben, zum Ausdruck gebracht. Wir Gläubigen sind — das ist keine Frage — aus der Welt herausgenommen, also a u s erwählt. (Vergl., Joh. 13, 18; 15,16—19; l. Kor, 1,27.28; Jak, 2, 5.) Den Gedanken an eine Nichtauserwählung kennt die Heilige Schrift überhaupt nicht, im Gegenteil wissen wir aus vielen Stellen (Joh. 3,16; 5, 24; l. Joh. 5,1 u. a. m.), daß jedermann durch den Glauben zur Auserwählung gelangen kann. Wenn nun die Bibel nicht von «Nichtauserwählten» redet, warum sollen w i r denn davon reden? Der Gläubige aber weiß, vielleicht ohne es ganz zu verstehen, daß er auserwählt ist, und jedem Menschen steht der Weg dazu offen. Die Auserwählung ist ein Geheimnis der Gläubigen, das zweite tun wir aller Welt kund, damit sie sich an diesem Vorrecht beteiligen möchten. — Völlig unrichtig ist ebenfalls der Gedanke einer Auserwählung aus der Zahl der Gläubigen, eine Auffassung, die wohl auch in obiger Frage zum Ausdruck kommt. 

Wo überhaupt in der Bibel von «Auserwählten» die Rede ist (z. B. Luk. 18,7; Eph.1,4; Rom, 8, 33; Kol.3,12; I.Thess.1,4; 2. Tim. 2,10; I.Petr.2,9), da bezieht es sich ganz unmißverständlich auf die Gesamtheit der Gläubigen. Es gibt nicht eine einzige Stelle, welche die Auserwählung mit irgend etwas in Verbindung brächte, das geeignet wäre, unter den Kindern Gottes in bezug auf ihre himmlische Stellung und Berufung einen Unterschied zu machen. Vielmehr reden alle Stellen von den Gnadengedanken Gottes für die Seinen und von Seinem Ratschluß, gefaßt vor Grundlegend der Welt {Eph.1,4). Außerdem zeigt Rom. 8, 29—30, daß Gott alle wahren Gläubigen, und zwar ohne Ausnahme, den gan2en Weg bis zum höchsten Ziel Seines Ratschlusses, der Verherrlichung in Gleichförmigkeit Seines Sohnes führen will und wird. Wie man nun I.Kor.3 mit der Auserwählung verquicken kann, ist ganz unverständlich. Dort ist doch nur die Rede von der Verantwortlichkeit für unsere Arbeit für den Herrn hienieden. Man kann da Gott gemäß und durch den Geist Gottes wirken und dies wird dann blei­benden Wert haben und bei der Offenbarwerdung vor dem Richterstuhl des Christus uns zum ewigen Lohn gereichen; oder aber unser Tun ist von irdisch gesinnten Menschengedanken geleitet, kann daher die Feuerprobe nicht beste­hen und auch keinen Lohn einbringen. Von «Auserwählung» wird, wie wir schon oben bemerkten, nichts gesagt.

 Diese Feuerprobe hat mit unserer Stellung als Kinder Gottes nichts zu tun, hat auf diese keinerlei Einfluß. Die Auserwählung jedoch betrifft unsere Stellung, denn sie gründet sich auf das Werk unseres Heilands auf Golgatha und dieses Werk behält seine Gültigkeit immer und ewiglich, im Gegensatz zu u n s e r m Werk, dessen Fortbestehen oder Ver­brennen nach I.Kor.3 sich vor dem Richterstuhl des Christus noch zeigen wird. — Die Stelle Joh. 6, 70: «Habe Ich nicht euch, die Zwölfte, auserwählt? und von euch ist einer ein Teufel», die etwelche Schwierigkeit bereiten könnte, bezieht sich nicht auf eine Auserwählung zum ewigen Leben oder zur Gotteskindschaft. Der Herr Jesus hatte ja zu Lebzeiten noch mehr Jünger, aus denen er die Zwölfte besonders berufen hatte. Daß auch Judas miteinbezogen wurde, hafte wiederum seine besondere Bedeutung: damit die Vorauskenntnis Gottes erfüllt würde. Für Judas selbst blieb die Verantwortung dieselbe wie für jeden ändern Jünger.

Frage Nr. 378: In 1. Kor. 7, 25 und 40 sagt Paulus: «Ich habe kein Gebot des Herrn; Ich gebe aber eine Meinung»; «Glückseliger ist sie aber, wenn sie also bleibt, nach meiner Meinung; ich denke aber, daß ich auch Gottes Geist habe». Sind diese Worte — die Meinung des Apostels — auch inspiriert! und also für uns bindend, oder sind sie es nicht und infolgedessen für uns unverbindlich? 

Antwort: Möchten Sie dem Worte entschlüpfen? Ich hoffe nicht! Gott hat es für gut gefunden, die Meinung des Apostels in Sein inspirierendes Wort aufzunehmen. Wenn wir auch feststellen, daß wir zwischen bestimmten, uns von Gott gegebenen Geboren und solchen, die durch des Geistes Weisheit dem Apostel insonderheit gegeben waren, unterscheiden müssen. Paulus selbst unterscheidet zwischen dem, was Gott ihm durch Inspiration gegeben, und dem, was seine «eigene Meinung» war. Das ist von großer Wichtigkeit, denn unser Glaube an die Inspiration empfängt dadurch besonderen Nachdruck; aber das, was Paulus, durch den Geist belehrt, sagt — auch wenn er es als seine Meinung taxiert — ist für uns ebenso wichtig 2u beachten, wie das andere. Eine gottesfürchtige Seele wird bestimmt dem, was des gottseligen Apostels Meinung war, Beachtung schenken, um ihm nachzuahmen trachten.

Frage Nr. 379: Wie ist die folgende Stelle zu verstehen: «So wir anders, wenn wir auch bekleidet sind, nicht nackt erfunden werden» (2. Kor. 5, 3)?

Antwort: Diese Stelle ist eine der wenigen im Neuen Testament, in denen das Wort «wir» ganz allgemein auf alle Menschen angewandt wird- Alle Menschen müssen diesen sterblichen Erdenleib einmal ablegen, ausziehen, und in der vom Herrn bestimmten Stunde in einem unsterblichen Auferstehungsleib auferstehen. Diese ganz allgemein aufgefaßte Auferstehung ist unter der Be­kleidung in Vers 3 zu verstehen. Soweit gilt dieses Wort also für alle Menschen ohne Ausnahme. Aber das tatsächliche Geschehen vollzieht sich in einer völlig verschiedenen und sogar zeitlich getrennten Weise für Gläubige und Unbekehrte (Offb. 20, 4). Alle die, welche durch Glauben errettet und wiedergeboren sind, werden nicht nur bekleidet, sondern sogar überkleidet. Sie werden mit weißen gött­lichen Kleidern der Gerechtigkeit und himmlischen Herrlichkeit, gleich denen des Herrn bei Seiner Verklärung auf dem Berge, angetan (Mark. 9, 3), d. h. mit ändern Worten, an ihnen wird die ganze 'Herrlichkeit des Herrn gesehen wer­den.

 Sie werden auch nicht vor dem Gerichtsthron stehen, sondern den Herrn umgeben als Seine Genossen. Alle Übrigen aber, welche unversöhnt in ihren Sünden gestorben sind, werden zwar auch in einem Auferstehungsleibe vor dem großen weißen Thron erscheinen müssen, aber keine von Golf verliehenen Kleider der Gerechtigkeit tragen. Vielmehr werden sie in allen ihren vielen Sünden dastehen müssen, welche dann durch nichts zugedeckt sind, sondern vor den durchdringenden Augen Dessen, der auf dem Throne sitzt, offen daliegen. In diesem Sinne werden sie alle «nackt», d. h. nicht mit Kleidern göttlicher Gerechtigkeit be­kleidet, erfunden werden. Daß dieses Wort «nackt erfunden» sich nicht auf Gläubige beziehen kann, geht ja schon aus der zeitlichen Trennung der beiden Auferstehungen hervor.

Frage Nr. 380:  In 2. Kor. 5, 14 lesen wir: «Denn die Liebe des Christus drängt uns, indem wir also geurteilt haben, daß Einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind». Würden Sie ein Wort über diesen Vers sagen?

Antwort: In diesem Verse läßt uns Paulus einen Blick in sein Herz tun, um aufzuzeigen, was der Beweggrund Seiner Evangelisationstätigkeit war. Die Liebe des Christus drängte ihn und die Apostel, den Verlorenen das Heil zu ver­künden, weil sie urteilten, daß das Heil nicht nur den Juden, sondern allen Völkern, allen Verlorenen verkündigt werden soll. Sie verwirklichten den Auftrag des Herrn: «Gehet hin in alle Welt!» 'Eine ernste Mahnung auch für uns!

Frage Nr. 381: In 2. Kor. 4,16 lesen wir, «daß, wenn unser äußerer Mensch verfallt, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert». Wie Ist das zu verstehen?

Antwort: Paulus dachte wohl in erster Linie an seine eigene Erfahrung. Niemand hatte ja so viel für den Herrn gelitten wie er, keiner so viel erduldet wie Paulus; es lag auf der Hand, daß dies nicht ohne Einfluß auf den Körper bleiben konnte. Das war scheinbar ein Verlust; dennoch diente der Verfall des äußeren Menschen zur Erneuerung und Kräftigung des inwendigen. An die Galater schreibt der Apostel: «Ich trage die Malzeichen des Herrn Jesus an meinem Leibe». Ist das Glaubensauge in aller Mühsal und Not des Leibes und der Seele auf den Herrn gerichtet, so wird der inwendige Mensch immer stärker und glücklicher.

Frage Nr. 382: «Daß wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm», so lesen wir in 2. Kor. 5, 21. Was ist der eigentliche Sinn dieser Worte?

Antwort: Mit diesen Worten wird dokumentiert, daß der Mensch keine Ge­rechtigkeit in sich selbst besitzt und daß Gott ihm eine solche, und zwar die, welche in Christus Jesus ist, schenken will. Gott gab Seinen Sohn, der keine Sünde kannte, und hat Ihn zur Sünde gemacht. Er starb für unsere Sünden und wurde, da Er Gott durch Seinen Gehorsam bis in den Tod verherrlichte, aus den Tölen auferweckt und erhöht zur Rechten Gottes. Die Herrlichkeit, die Er nun als Mensch droben besitzt, bezeugt allen Fürstentümern und Gewalten in den Himmeln Gottes Gerechtigkeit. Auf Grund des Sühnungswerks des Heiland-Gottes sind wir nun mit Ihm verbunden, so daß auch wir in Ihm Gottes Gerechtigkeit geworden sind. Welch unendliche Gnade!

Frage Nr.383: Wie müssen wir die Stelle in 1.Tim. 6,16 verstehen, wo wir lesen, daß Gott allein Unsterblichkeit hat?

Antwort: Es liegt auf der Hand, daß die Stelle besagen will, daß Gott allein in sich selbst Unsterblichkeit besitzt. Er kann sie aber verleihen wem Er will. So besitzen die Engel Unsterblichkeit, denn Gottes Wort sagt; «sie (die aus den Toten Auferstandenen) können nicht mehr sterben, denn sie sind Engeln gleich und sind Söhne Gottes» (Luk. 20,36). Daraus geht klar hervor, daß die Engel unsterblich sind. Wir haben also das Wort: Gott hat allein Unsterblichkeit, nicht so zu verstehen, als ob nur Einer (Gott) unsterblich sei, sondern daß nur einer Unsterblichkeit in sich selbst besitzt. Es ist also ganz falsch, daraus zu schließen und zu sagen: da nun Golf allein Unsterblichkeit besitzt, ist die Seele oder der Geist des Menschen nicht un­sterblich. Es hat Gott gefallen, den Menschen Unsterblichkeit zu übermitteln. «Denn gleichwie der Vater Leben in sich selbst hat, also hat Er auch dem Sohns gegeben Leben zu haben in sich selbst» (Joh. 5,26). Das Leben aber hat der Schöpfer bei der Erschaffung des Menschen diesem als Lebensodem in die Nase geblasen. 

So ward der Mensch eine unsterbliche Seele. Wenn der Mensch nach Apg.17,29 «Gottes Geschlecht» genannt wird, kann er das nicht sein ohne Unsterblichkeit zu haben; sonst wäre er nur des «Menschen Geschlecht», und nicht Gottes Bild und Herrlichkeit (1. Kor. 11, 7). Die Leugner der Unsterblichkeit glauben sich auf Stellen im Alten Testament stützen zu können, wie z.B. Prediger 9, 5. 6: «Die Toten aber wissen gar nichts», übersehen aber dabei, daß in der gleichen Stelle auch steht: «sie (die Toten) haben keinen Lohn mehr». Es ist doch augenscheinlich, daß Slalom seinen rein menschlichen Standpunkt zum Ausdruck bringt. Das Neue Testament aber offen­bart uns, was die Toten wissen und welchen Lohn sie, je nachdem sie Gutes oder Böses getan haben, haben werden. So ist es mit den anderen Stellen im Alten Testament; es erübrigt sich, darauf einzugehen.

Frage Nr. 384: Wo steht das Wort: «Alle Verheißungen der Schrift sind Ja und Amen in Christus, unserm Herrn, dem Hochgelobten!»?

Antwort: Diese kostbare Zusicherung steht in 2. Kor. 1,18—22 und heißt genau so: «Gott aber ist treu, daß unser Wort an euch nicht Ja und Nein ist. Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns gepredigt worden ist, durch mich und Sylvanus und Timotheus, wurde nicht ja und nein, sondern es ist ja in Ihm. Denn so viele der Verheißungen Gottes sind, in Ihm ist das Ja und in Ihm das Amen, Gott zur Herrlichkeit durch uns. Der uns aber befestigt in Christus und uns gesalbt hat, ist Gott, der uns auch versiegelt hat und das Unterpfand des Geistes in unsere Herzen gegeben.» Welch eine wunderbare Zusicherung unseres Gottes, der ja schon an sich unbedingte, voll­kommene Wahrheit ist. Nicht nur hat Gott Sein Wort bestätigt, Er hat uns auch versiegelt, d. h. für Sich reserviert und für jeden ändern unantastbar gemacht und uns Seinen Heiligen Geist als Unterpfand in die Herzen gegeben. Welch ein Vorrecht und welche Gnade!

Frage Nr. 385: Wie kann eine Existenz aufgebaut werden auf den Worten: «Wenn ich noch Menschen gefiele, wäre ich das Christi Knecht nicht» (Gal 1,10)?

Antwort: Auf den ersten Blick keine leicht zu beantwortende Frage. Wenn wir aber an die Güte und Freundlichkeit des Herrn denken, erkennen wir, daß Er selbst die Antwort darauf gibt. Wir werden ja nicht eine Existenz gründen, es sei denn, daß wir Ihn vorher gefragt haben. Haben wir betend und auf Ihn wartend unsere Wege vor Ihm ausgebreitet und Seinen Willen klar erkannt, dürfen wir mit Freimütigkeit den Weg gehen. Dann wird Er auch von Fall zu Fall alles nötige darreichen, und «wir dürfen weiter Seiner Führung zusehen». Vergessen wollen wir nicht, daß wir uns allezeit und in allem Unternehmen in einer uns feindlich gesinnten Welt befinden. Das bringt Übungen mit sich, Prüfungen, die der Feind gerne benutzt, um uns Erleich­terung zu schaffen und uns auf diese Weise völlig unter seine Botmäßigkeit zu bringen, d. h. «den Menschen zu gefallen)». Es braucht da oft wirklich eine gegründete Worterkenntnis, eine demütige Unterwürfigkeit unter die Leitung des Heiligen Geistes, ein restloses Verwirklichen-können: «Herr, nicht mein Wille, sondern der Deine geschehe!» Das scheint aber summa summarum doch eine schwere Sache zu sein! Nein, für ein gläubiges Herz ist es eine Freude, des Herrn Willen zu erkennen und ihn auch zu tun; das möchten wir aber nicht mit einer sklavischen Furcht verwechselt haben, die schließlich zu Kopfhängerei führt und zu gesetzlichem 'Nörgeln und Zweifeln.

 Lasset uns fröhlich Hand anlegen an des Herrn Werk, dann werden wir gar keine Zeit mehr haben, Knechte des Menschen zu sein. Welche Stellung wir auch im Leben einnehmen mögen, stets und allezeit sind wir des Herrn und nicht der Menschen Diener. Es gilt, Ihm wohlzugefallen. Ein jeder wird hier selb­ständig vom Herrn geführt und in Seiner Abhängigkeit wird er des Herrn Weg erkennen und gehen können. Der Herr helfe Ihnen, das Rechte zu tun! 
Frage Nr. 386: Was ist denn das «Malzeichen des Christus» das ja ein Jeder haben muß, um in die Herrlichkeit einzugehen?

Antwort: Sie denken wohl an ein Gegenstück zum «Malzeichen des Tieres» in Offb-13. Dieses bezieht sich aber a u s s c h l i e s s l i c h auf die Endzeit nach der Entrückung. In Offb. 7 lesen wir allerdings von einer Versiegelung des treuen jüdischen Überrestes, des Zeugnisses jener Zeitperiode. Dort handelt es sich aber nicht um ein bloßes Anbringen eines äußeren Zeichens im Sinne des Malzeichens des Tieres, sondern mehr um einen symbolischen Akt, eine Schutzmaßregel für diesen Überrest inmitten des Tiegels der großen Drangsal. Für unsere Zelt hängt es nicht von einem äußeren Zeichen ab, sondern vom Empfang des neuen inneren Lebens durch die Erlösung durch das Kreuzes­werk, der eigentlichen Bekehrung. Dieses innere, dem Herrn geweihte Leben sollte sich freilich im ganzen Wandel und Verhalten zeigen und logischerweise auch im äußeren Auftreten seinen Abdruck finden.

 Leider kommt dies bei vielen wirklich erretteten Gotteskindern nie so recht zum Durchbruch, weil sie im An­fangsstadium stehen bleiben oder ihr Denken nie über den irdischen Lebens­kreis zu erheben vermögen, obwohl alle Verheißungen für die Zukunft auch ihnen zugehörig sind. Allerdings schreibt Paulus in Gal.6,17 von «Malzeichen des Herrn», die er an seinem Leibe trage. Dies bezieht sich jedoch nur auf Paulus persönlich; denn damit meint er die Narben all der Mißhandlungen, die er um des Christus willen zu erdulden hatte. Solches ist aber bekanntlich noch lange nicht das Teil aller Kinder Gottes.

Frage Nr. 387: Erbitte einen Gedanken über das Wort: «Einer trage des anderen Lasten und also erfüllet das Gesetz des Christus» (Gal 6,2). Welche Last ist gemeint, die Jesus trug, und die auch wir tragen können?

Antwort: «Die Last unserer Sünden trug Jesus, das Lamm», singen wir in einem Liede- Nun, diese Last können wir allerdings nicht auf uns nehmen; diese hat und mußte Christus allein tragen, wenn wir von Schuld und Sünde gerettet werden sollten. Aber Christus hat auch «unsere Leiden getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen» (Jes. 53,4), und dies ohne Frage in dem Sinne tiefen und innigen Mitgefühls, wie wir das ja in dem Leben unseres Heilands hienieden wiederholt wahrnehmen. Das ist ohne Frage das, was Paulus den Galatern zur Nachahmung vor Augen stellen will.

Frage Nr. 388: In Gal.3,17 lesen wir: «Einen von Gott bestätigten Bund macht das vierhundertunddreissig Jahre danach entstandene Gesetz nicht un­gültig, um die Verheißung aufzuheben». Worauf bezieht sich das «danach»! Israel wohnte doch 430 Jahre in Ägypten (2. Mose 12, 40)!

Antwort: Rechnen wir vom Auszug Abrahams aus Mesopotamien bis zum Auszug Israels aus Ägypten, dasselbe Jahr der Gesetzgebung, dann ergeben sich 430 Jahre. Daß Israel nicht 430 Jahre in Ägypten zugebracht hat, ergibt sich aus 2, Mose 6, wo Moses uns sein Geschlechtsregister kundtut und bemerkt, daß sich das Wort, das Gott zu Abraham gesprochen, daß sie im vierten Geschlecht nach Kanaan zurückkehren würden, bewahrheitet hat; Levi, Kehat, Amram und Moses. Wenn wir nun annehmen, daß Kehat 30 Jahre alt war, als er mit Jakob nach Ägypten kam, dann hat er noch 103 Jahre in Ägypten gewohnt und Moses war 80 Jahre alt, als er Ägypten verließ, das sind 183 Jahre; Kehat war also 32 Jahre vor der Geburt Moses' gestorben, daraus ergibt sich, daß der Verbleib der Kinder Israel in Ägypten 215 Jahre war, während die anderen 215 Jahre von Abrahams Kommen nach Kanaan, oder vielleicht seinem Ausweichen nach Ägypten wegen der Hungersnot (1. Mose 12, 9. 10) bis zum Auszug Jakobs nach dorten zu rechnen sind. Mit diesen Zeitangaben stimmt das erste Buch Mose überein. Von Abrahams Ankunft in Kanaan bis zu Isaaks Geburt verliefen 25 Jahre. Isaak war 60 Jahre alt, als Jakob geboren wurde, und Jakob war 130 Jahre alt, als er nach Ägypten zog, das sind zu­sammen wieder 215 Jahre.

Frage Nr. 389: Erklären Sie mir bitte Gal.3,19, wo von «Engeln In der Hand eines Mittlers» die Rede ist, welche das Gesetz verordnet haben. Wer ist der Mittler?

Antwort: Der Mittler war Moses, Ihm hat Gott das Gesetz gegeben, aber Er gab es ihm durch von Gott beauftragte Engel. Engel sind keine Mittler, obwohl sie vor Gottes Angesicht stehen; sie sind Knecht® und Diener Gottes. Wo ein Mittler ist, sind notgedrungen zwei Parteien. So war Moses Mittler zwischen Gott und dem Volke. In Apg. 7,38 lesen wir von Mose: «Dieser ist es, der In der Versammlung in der Wüste mit dem Engel, welcher auf dem Berge Sinai zu ihm redete, und mit unsern Vätern gewesen ist; der lebendige Aussprüche empfing, um sie uns zu geben». Die Engel aber verbanden die Verkündigung des Gesetzes mit der Herrlichkeit und dem Glänze ihres Ange­sichtes wie der Psalmist sagt: «Der Wagen Gottes sind zwei Zehntausende, Tausende und Abertausende; der Herr ist unter ihnen: — ein Sinai an Heilig­keit» (Psalm 68,17),
Frage Nr. 390: Müssen wir aus Eph.5,18 schließen, daß wir keinen Wein trinken sollen?

Antwort: Gewiß nicht! Die Stelle sagt doch lediglich, daß wir uns nicht mit Wein (es können auch Bier, oder andere alkoholische Getränke sein), be­rauschen sollen; denn Betrunkenheit führt zur Ausschweifung. Der Herr selbst hat an der Hochzeit zu Kana aus Wasser Wein gemacht, das dürfte mehr als deutlich sein. In Psalm 104 zählt der Psalmist all die Gütigkeiten auf, womit Gott den Menschen und die Schöpfung erquickt, und da wird der Wein neben dem Brote genannt, damit «Wein des Menschen 'Herz erfreue». Auch bei den Opfervorschriften des mosaischen Gesetzes sehen wir, daß der Wein bei den Trankopfern eine Rolle spielte. Es kann also gewiß nicht davon die Rede sein, daß das Trinken von Wein ein Betrüben des Heiligen Geistes wäre. Sicherlich sollen wir im Trinken von Wein massig sein, aber das gilt für den Christen im Grunde auch für das Essen. Mäßigkeit in allem ist eine christliche Tugend. Wenn aber Weintrinken für Jemand eine Gefahr ist, dann allerdings enthält er sich besser ganz. Die Gegenüberstellung von Wein und Geist im erfragten Vers ist gewiß merkwürdig. Von Wein erfüllt sein führt zu Ausschweifung, also zu schwerer Sünde; mit dem Geiste erfüllt sein führt zur Gottseligkeit und zur Anbetung, zur Verherrlichung Gottes und zum wahren und fruchtbringenden Dienst an den Heiligen.

Frage Nr. 391: Auf wen bezieht sich das Wort in Eph. 1,17: «Erkenntnis Seiner selbst», auf den «Vater der Herrlichkeit» oder auf «unseren Herrn Jesus Christus»?

Antwort: Das angefragte Wort steht als Satzglied in Beziehung zum Haupt­wort und Satzgegenstand «Gott», wovon sowohl «unseres 'Herrn Jesus Christus» als «Vater der Herrlichkeit» nähere Bestimmungen sind. Der Gedanke ist der, daß Paulus wünscht, daß Gott uns Erleuchtung und Einsicht geben möge. Wir sollen nicht nur unsere Errettung glaubend erfassen, sondern auch Gott per­sönlich, Sein Herz, Seine Gedanken und Ratschlüsse immer besser kennen lernen und zwar in dem Charakter und in der Herrlichkeit, worin Er durch den Herrn Jesus Christus geoffenbart worden ist. Es ist also etwa das, was nach I.Joh.2,14 das Teil der Väter im Glauben ist. Im Epheserbrief wird Gott als Urheber und Lenker von Allem und der Herr in Verbindung mit der Versamm­lung als ihr Haupt und sie als Seine Fülle betrachtet. Die «Erkenntnis Seiner selbst» bezieht sich also direkt auf Gott den Vater, schließt aber die Erkenntnis der Person des Sohnes doch mit ein, da doch Gott ein dreieiniger Gott ist, nicht ein Trio von drei Göttern. Wir können Ja auch nicht den einen ohne den ändern erkennen.

Frage Nr. 392:  In Phil. 1,10+11 lesen wir: «Damit Ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag des Christus, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist, zur Herrlichkeit und zum Lobe Gottes». Bezieht sich das «die (welche)durch Jesus Christus ist» auf die «Gerechtigkeit» oder die «Frucht»? 

nicht rev.Elberfelder 1905: 
Phil 1,10+11 „...damit ihr prüfen möget, was das Vorzüglichere sei, auf daß ihr lauter und unanstößig seid auf 
                      den Tag Christi, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum ist, zur 
                      Herrlichkeit und zum Preise Gottes.“

Antwort: Das «die (welche)» bezieh! sich nicht auf «Gerechtigkeit», sondern auf «Frucht», denn am Tage des Herrn, d.h. am Preisgericht (Richterstuhl) des Christus werden die guten Werke der Kinder Gottes offenbar und es wird geschaut werden, daß es der Herr war, der diese Werke gewirkt hat, zur Herr­lichkeit und zum Lobe Gottes.

Frage Nr. 393: In Titus1,12 steht: «Kreter sind immer Lügner».  Ist das auch von den Gläubigen gesagt?

Antwort: Das wollen wir nicht hoffen! Wohl hat die Mentalität eines jeden Volkes Einfluß auf den einzelnen Menschen, also auch auf die Gläubigen, In solchem Falle werden die Gläubigen auch doppelt zu wachen haben, daß «sie gesund sind im Glauben» (Vers 13). Diese Gefahr erkennend, schreibt Paulus an Titus, der die Versammlungen auf Kreta betreute, «weise sie strenge zurecht».

Frage Nr. 394:  Was bedeutet Phil. 2,12: «Bewirkte eure eigene Seligkeit mit Furcht und Zittern»! und was will die Stelle «Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen» (Hebr.10,31) besagen! Ist dies gleichbe­deutend mit der «Zertrümmerung» der Seele?

Antwort: Diese beiden Stellen enthalten zwei ganz verschiedene Dinge. Die Philipperstelle redet nicht von der Errettung als solcher; diese kann )B nur durch Gottes Werk erlangt werden und ist auch ein für allemal vollbracht. Der Apostel ermahnt vielmehr die Philipper, nun allen Fleiß und Ernst anzu­wenden, um diese Errettung im praktischen Leben immer mehr und völliger zur Auswirkung gelangen zu lassen. Darum fährt er in Vers 13 fort: «Denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, nach Seinem Wohlgefallen». 0 ja, das neue Leben, das wir empfangen haben, muß unser ganzes Leben auch praktisch durchdringen und neu gestalten, und dazu braucht es angesichts unserer Mangelhaftigkeit und der Anstrengungen des Versuchers unsere stete gespannte Wachsamkeit. 

Wenn wir uns dessen ernstlich befleißigen, wird Gott sowohl den Willen dazu starken, als auch die nötige Kraft dazu geben. Die Hebräerstelle dagegen wendet sich an solche, die in Gefahr waren, das Bekenntnis zu Jesus Christus aufzugeben und wieder unter das Joch des mo­saischen Gesetzes zurückzukehren, somit wieder in die Knechtschaft der Sünde. Was bleibt dann noch zur Errettung der Seele übrig, wenn man den einzigen möglichen Weg zur Seligkeit von sich stößt? Doch nichts als Gottes Urteil über die Sünde, d. h. Gericht und Tod! Und dieses Gericht wird ja der le­bendige Gott, der Herr, der Richter, mit Augen wie Feuerflammen persönlich durchführen. Das ist doch etwas furchtbares, wenn man den Weg der Gnade Gottes kennen gelernt hat und denselben wieder verlaßt. Eine Zertrümmerung der Seele gibt es doch nicht — nur eine solche des materiellen Stoffes — die Seele des Manschen ist eine gottgeschaffene unteilbare Einheft.

Frage Nr. 391: Geben Sie mir bitte eine Erklärung über Phil. 1,18.

Antwort: Dieser Vers ist eine Bestätigung davon, in welch hoher Seelen­stellung sich der Apostel Paulus befand. Obwohl er Gefangener in Rom war, war das Evangelium nicht gebunden. Predigte er nicht in der Synagoge oder auf dem Markt, so predigte er eben nun den Soldaten, die ihn bewachten oder mit ihm in Berührung kamen, und viele von ihnen waren bekehrt worden. Andere wurden durch seinen Eifer ermutigt, ebenfalls in der Verkündigung des Evangeliums fortzufahren. Andere aber, leider, waren eifersüchtig auf Paulus, und begehrten dem Apostel Trübsal anzutun. Diese Prediger dachten nicht an das Hell der Seelen, sondern nur an sich selber. Sie wünschten, daß Paulus noch lange im Gefängnis bleiben möchte, damit ihre Gaben nicht in den Schatten gestellt würden. Ihre Beweggründe waren also ganz schlechte. Dennoch, sie verkündigten in ihren Predigten Christus. Darüber freute sich Paulus. Er dachte nicht an sich, sondern daran, daß der Name des Herrn ver­kündigt würde.

Frage Nr. 396: Bitte um eine Erläuterung von 1.Thess.4,6: «Daß ein Jeder von euch wisse, daß er seinen Bruder nicht übersehe noch hintergehe in der Sache, weil der Herr Rächer ist über dies alles, wie wir auch zuvor gesagt und ernstlich bezeugt haben».

Antwort: Lesen Sie diesen Vers in Verbindung mit Vers 3 und 5, dann werden Sie keine Schwierigkeiten haben. Gemeint ist ohne Frage, die Frau seines Nächsten nicht in Hurerei zu mißbrauchen, was bedeuten würde, der «Leidenschaft und der Lust» zu frönen, worüber der Herr selbst Rächer und Richter sein wird. «Gott hat uns nicht zur Unreinigkeit berufen, sondern in Heiligkeit.» (Vers 7.)

Frage Nr. 397: Geben Sie mir bitte eine Erklärung über 2.Thess.3,2. Was meint der Apostel mit der «Errettung von den bösen Menschen»?

Antwort: Schon frühe sind unlautere, böse Menschen in die Versammlungen eingeschlichen. Ihre Anwesenheit war nicht ohne Einfluß auf die Christen. Darum ermahnt der Apostel die Thessalonicher, daß sie zum Herrn flehen möchten, daß das Wort der Wahrheit seinen Lauf vollende und verherrlicht werde und daß diese bösen Menschen möchten offenbar werden und die Ver­sammlungen davon befreit. Etliche hatten sich bereits verführen lassen und waren vom gesunden Glauben und von der gesunden Lehre abgewichen, und darum bemerkt der Apostel noch: «Der Glaube ist nicht aller Teil».

Frage Nr. 398: Würden Sie eine Erklärung geben über 1.Tim. 1,4?

Antwort: Der Apostel Paulus verbreitet sich sehr eingehend mit der Frage der Witwen. Doch sind nach seiner Auffassung nur diejenigen Witwen, die keine Angehörigen haben. «Die aber wirklich Witwe und vereinsamt» ist [Vers 5), diese empfiehlt er der 'Fürsorge der Versammlung. Wenn sie aber erwachsene Kinder und Enkel hat, dann sind diese für den Unterhalt der Witwe verantwortlich.

Frage Nr. 399: «Sie fallen dem Urteil anheim, weil sie den ersten Glauben verworfen haben» (1. Tim. 5,12). Was muß ich unter dem «Urteil» und was unter dem «ersten Glauben» verstehen?

Antwort: «Urteil»; französische Übersetzung von J. N. Darby: «Im Fehler seiend». «Erster Glaube» will sagen: die erste Glaubenstreue an den Herrn Jesus, in welcher sie mit der Zeit nachließen und Christus als einzigen Weg und einziges Ziel aus dem Auge verloren.
Frage Nr. 400: «Jüngere Witwen aber weise ab; denn, wenn sie üppig ge­worden sind wider Christus, so wollen sie heiraten» [1. Tim. 5, 11). Was ist unter «üppig werden wider Christus» zu verstehen?

Antwort: Luther übersetzt ebenso unverständlich «geil werden», wahrend die französische Übersetzung von J. N. Darby leichtverständlich überträgt: «Car, quand elles s'elevent contre le Christ en s'abandonnant a leurs desirs» = denn, wenn sie sich wider Christus erheben, sich ihren Begierden hingebend, wollen sie heiraten». Das ist klar und bedarf keiner Erläuterung.

Frage Nr. 401: Bezieht sich der Vers: «Jaget dem Frieden nach mit allen und der Heiligkeit, ohne welche niemand den Herrn schauen wird» (Hebr. 12,14) auf Gläubige nach 1. Kor. 3,15 oder auf welche Klasse?

Antwort: Zunächst sei bemerkt, daß man sich unter «Heiligung» gewöhnlich etwas anderes vorstellt, als was die Schrift damit meint. Man denkt an eine Anstrengung des Menschen, zur Sündlosigkeit zu gelangen und zwar durch eigenes Bemühen und eigene Kraft. Das läuft aber auf ein «gesetzliches Chri­stentum» hinaus und führt unwillkürlich zu einer ganz unschriftgemäßen Hei­ligung des Fleisches. Das Fleisch aber kann nicht geheiligt werden, sondern ist dem Tode verfallen. Wir sind zur Seligkeit erwählt «in Heiligung des G e i s t e s» (2. Thess. 2,13), Wenn unser Herr in Joh. 17,19 sagt, daß Er sich selbst für uns heilige, so zeigt dies, daß Gottes Wort unter Heiligung etwas ganz anderes versteht, nämlich Absonderung vom Bösen, von der Welt und alledem was zu ihr gehört. Beachten wir den genauen Wortlaut von Hebr. 12,14. Er ist folgender: «Jaget dem Frieden nach mit allen und der Heiligkeit (oder dem Geheiligtem)». Alle Gläubigen, deren Sünden durch das am Kreuz geflossene Blut abgewaschen sind, werden von Gott als Heilige betrachtet. Es sind aus Gott geborene, neue Menschen, Glieder am Laibe des Christus. Unter den Korinthern gab es manche Schwachheil und doch bezeichnet sie der Apo­stel Paulus als Geheiligte (I.Kor.1,2). 

«Aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen unseres Herrn», schreibt er ihnen weiter (1. Kor. 6, 11). Wenn wir nun ermahnt werden, der Heiligkeit oder dem Geheiligtsein nachzujagen, so bedeute) dies d i e praktische Verwirklichung unseres Standes als Heilige. Paulus gibt uns in 2. Kor. 3,16 die richtige Anleitung dazu: das Betrachten des Herrn selbst, welches ein stetes Verleugnen unseres Ichs bewirkt. Wir möchten die Gläubigen nicht in Klassen einteilen. Wir sind Kinder Gottes so viele aus Gott geboren sind. (Vergl. 3, 26. 28.) 1. Kor. 3,12—15 hat denn auch einen anderen Gedankengang. Es handelt sich dort nicht um die Bewertung der Gläubigen, sondern um die Bewertung der geistlichen Arbeit, sowie ihrer Werke vor Gott überhaupt. Diese Stelle steht insofern in Zusammen­hang mit den Gedanken von Hebr. 12,14, als eben das schriftgemäße Geheiligt-sein, wie wir dies eben gezeigt haben, die Voraussetzung ist zum Bauen mit Gold, Silber und köstlichen Steinen. Nur die durch den Geist Gottes bewirkten Werke werden sich im Feuer der Prüfung vor dem Richterstuhl Christi bewähren.

Frage Nr. 402:  Ich bitte um eine Erklärung von Hebr. 4,5: «Wenn sie in Meine Ruhe eingehen werden».

Antwort: Die «Elberfelder-Bibel» gibt den Vers so wieder, wie er im Grie­chischen steht, und das Griechische hat ihn so aus dem Hebräischen (PS. 95) übernommen. Es ist eine dem Hebräischen eigene Redewendung, bei einem solchen, eine Drohung enthaltenen und mit «wenn» beginnenden Satz, diesen unvollendet zu lassen. Im richtigen Griechisch würde man nicht so sagen, wie auch im richtigen Deutsch nicht. Doch reden wir in der Familiensprache auch so, z. B, schilt eine Mutter mit ihrem Kinde; «Wenn du jetzt nicht aufhörst.., !»Andere Übersetzungen wollen es dem Leser deutlicher machen und sagen: «Sie sollen nicht in Meine Ruhe eingehen!» Aber der Leser des Alten Testaments kann an die Redeweise des Hebräischen gewöhnt sein, darum läßt es die «Elberfelder-Bibel» mit Recht so, wie es ist.

Frage Nr. 403: Was ist in Hebr. 4,15 unter «Schwachheiten» gemeint! Und warum mußte in Hebr. f, 1—3 für «Schwachheiten» geopfert werden?

Antwort: Es ist klar, daß unter «Schwachheiten» in Hebr. 4,15 niemals Sün­den verstanden werden können. Schwachheiten sind keine Sünden und Sünden sind keine Schwachheiten. Wie könnte unser hochgelobter und heiliger Vater mit der Sünde, über die Er eine tiefe Abscheu hat, Mitleid haben. Die Stelle will sagen, daß so wie der Heiland auf Seiner Erdenwallfahrt versucht wurde, so werden auch wir versucht. Satan ist bemüht, uns den Weg so schwer wie möglich zu machen. So wurde auch dem Herrn kein Wermutstropfen von Leid, Schmach und Hohn erspart. Er, der nun zur Rechten Gottes erhöht ist, weiß aus eigener Erfahrung, was es heißt, hienieden 'in Kampf und Leid zu sein. Da er aber nun selbst alles hienieden mitgemacht hat» vermag er denen beizustehen, welche jetzt durch Satans List und der Menschheit Bosheit versucht (geübt) werden. Nur in einem Stück war Er anders als wir. Er war ohne Sünde. Er kannte keine böse Lust. Diese war nicht in Ihm. Er konnte nur von außen her versucht wer­den. Dennoch gedenkt Er in vollkommenem Mitgefühl an die Seinen hienieden.

 Dieses Bewußtsein stärkt uns im Pilgerlauf und läßt uns feststehen und aus­harren bis Er kommt! Die befragten Verse in Hebr. 5, l—3 reden von dem Hohenpriester Aaron als Vorbild. Es ist ja die Weise des Hebräerbriefes, alles was wir an Schatten im Alten Testament finden, dem Lichte, der Person des Herrn, gegenüberzustellen. So haben wir dort eine Beschreibung Aarons. Er war kein vollkommener Priester wie der Herr Jesus. Christus war nicht schwach in sich, mangelhaft und irrend, wohl aber Aaron, darum mußte dieser zuerst für sich ein Opfer darbringen, ehe er für andere opfern konnte. Aaron konnte mit «Unwissenden und Irrenden» Nachsicht haben, denn er war ja selbst irrend und unwissend. Christus aber ist heilig. Ihm wurde nichts erspart, aber Er blieb heilig! Er mußte sterben, wenn Er eine Sühnung von Wert zustande bringen sollte. Da gab es keine Nachsicht, kein Übersehen, kein Zudecken. Für alles und alle hat Christus sterben müssen. Auch war Aaron «aus Menschen», d. h. aus sündigem Geschlecht. Christus war wohl wahrer Mensch, aber von oben, von Gott gekommen. Aaron mußte für Schwachheiten opfern, nicht so der Harrt Aaron war sündig, Christus war rein. Im Opfer für «Schwachheiten» war also Aaron kein Vorbild vom Herrn; wohl aber in vielen anderen Punkten, doch diese stehen ja jetzt nicht zur Besprechung.

Frage Nr. 404: Kann ein Kind Gottes auf Grund der Stellen in Hebr. 6,4+5 und 10,26+27 wieder verloren gehen?
 
Antwort: Unmöglich, denn es gibt doch so viele Stellen, welche die Unmöglichkeiten eines Verlorengehens Wiedergeborener bekräftigen, daß wir darauf kaum einzutreten brauchen. Niemals kann Gottes Wort an einer Stelle «Ja» und an anderer Stelle in bezug auf die gleiche Sache «Nein» sagen. Es dürfte mehr als genügen, folgendes anzuführen: Wiedergeburt bedeutet doch, daß wir durch Geburt, gezeugt durch das Wort (Jak. 1,18), in die Stellung von Gotteskindern gebracht sind. Das kann doch nicht wieder ungeschehen gemacht werden. Zudem hat Gott uns das Unterpfand des Geistes gegeben (Eph. 1, 13,14; 2. Kor. l, 22). Beachten wir ferner den unermeßlichen Kaufpreis, den Christus für uns bezahlt hat (1. Kor. 6, 20; Joh.10,15; 2.Kor.8,9; 1.Petrus 1,18.19 usw.); ferner die absoluten Zusicherungen in Joh.10,28—30; Hebr. 6,17—20; dann die grenzenlose Liebe Gottes, von der uns nichts im Himmel und auf der Erde trennen kann (Rom. 8, 31—39); zudem sind alle Verheißungen in Ihm Ja und Amen [2. Kor. 1, 20). Was nun die beiden Stellen in Hebr. 6 und 10 betrifft, so gibt es kaum Verse der Heiligen Schrift, welche der Feind so oft in falscher Anwendung benutzt, wie diese, um Kinder Gottes damit zu beunruhigen.

 Beachten wir, daß der Hebräerbrief, wie schon der Name sagt, an Juden gerichtet ist. Absicht des Briefes ist es, dem Schatten des Alten Bundes, das Bessere, Vorzüglichere, Vollkommenere gegenüberzustellen: Christus! Darum redet der Schreiber in Kapitel 6 von einem «Anfang», das waren die Schatten, welche auf Christus hinwiesen, aber dieser war Ja nun gekommen, so daß die Schalten keinen Wert mehr hatten. Auch die Stelle in Hebr. 10 warnt nun gewisse Juden, welche äußerlich sich dem Christentum zugewandt hatten, sich wieder zum Judentum zurückzuwenden, weil sie sich dann wieder mit den Feinden des Herrn eins­machen und die Wahrheit, welche sie gehört hatten, verleugnen würden. Beispiele hiervon sind Judas und Simon der Zauberer. Beide haben in einem gewissen Maß die Vorteile des Wandeins mit dem Herrn Jesus und die Wirk­samkeit des Geistes Gottes genossen, ohne aber ihr Herz völlig und endgültig dem Evangelium geöffnet zu haben. Wenn sie dies getan hätten, wäre ein solches Zurückgehen nicht der Fall gewesen. An solche Leute ist auch hier zu denken. Wenn man Christus nicht annimmt, ist keine weitere Reibung mehr möglich. Beachte auch die unpersönliche, lediglich grundsätzliche Redeweise an beiden Stellen, im Gegensatz dazu aber der entschieden persönliche Nach­druck in Hebr. 6, 9: «Wir sind aber in bezug auf euch, Geliebte, von besseren und mit der Seligkeit verbundenen Dingen überzeugt».

 Welche Ruhe, welche Sicherheit spricht aus diesen Worten! Notwendigerweise wollen wir aber die Ermahnungen, welche in genannten zwei Stellen liegen, nicht unbeachtet lassen, und uns daran erinnern, daß wir aus unserer Errettung kein Ruhekissen zur Trägheit und Gleichgültigkeit machen sollen, sondern uns zu wappnen haben, um nicht in kraftloses Bekennertum und in irdisch gesinntes Leben ab­zugleiten. Völlig irreführend aber ist die Auffassung, jene Stellen so anzu­wenden, daß den wirklichen Gläubigen die Heilsgewißheit und damit der göttliche Boden unter ihren Füssen entzogen wird.

Frage Nr. 405: Bitte erklären Sie mir Hebr. 13,17, wo wir lesen, daß Esau keinen Raum zur Buße fand.

Antwort: Esau war ein Ungöttlicher, d. h. ein Weltmensch, der sich völlig über Gott und Seine Anordnungen hinwegsetzte, wenn von ihm auch keine besonders bösen Taten gemeldet werden. Er mißachtete die gottgemäße Fremdlingschaft im Lande und verband sich durch Heirat mit dem Wildling Jsmael, dem Sohn der Magd, und machte sich so seßhaft. Dann, was noch weit schlimmer war, verkaufte er leichtsinnig zur Befriedigung einer fleisch­lichen Begier sein Erstgeburtsrecht an Jakob. Als sich dann Jakob, allerdings durch betrügerische List, auch den väterlichen Segen eroberte, da brauste Esau wohl auf. Aber er dachte nur an das materielle Vorrecht, das mit der Erstgeburt verbunden war, aber nicht im geringsten an die große Verheißung Gottes, die mit der Erstgeburt verbunden war. Er hatte ja mit dieser auch das Anrecht an jene gewissermaßen verkauft. So war er zufrieden, als sein Vater ihm nachher noch einen Segen gab, auch wenn dieser nur rein irdischer Art war. Er erkannte nicht, daß der eigentliche, göttliche Segen dem Jakob gehörte, und daß er diesen durch seinen Leichtsinn selber verscherzt hatte. Deshalb kamen ihm keine Gedanken der Beugung und Busse, sondern er sah nur Jakobs betrügerische List und wurde ihm feind. Unsere Stelle besagt, daß es Esau sehr um den Erstgeburtssegen zu tun war. Er grämte sich über dessen Verlust und empfand wohl Reue über die Einbusse des Erstgeburtsrechts, aber dies ist noch lange keine Busse, und wenn noch irgend ein Ge­danke von Umkehr gekommen wäre, so war es jetzt zu spät.

Frage Nr. 406: Mitten unter den mannigfachen Drangsalen, durch welche die ersten Christen zu gehen hatten, und die uns in Hebr. 11,33—36 aufgezählt sind, finden wir das Wort: «Deren die Welt nicht wert war». Was ist der Sinn dieser Worte?

Antwort: Ich denke, daß der Sinn dieser Worte der ist: Die Welt, in ihrer Feindschaft und in ihrem Widerspruch gegen Gott ist gar nicht wert, solche getreuen Zeugen in ihrer Mitte zu haben.

Frage Nr. 407: «Denn drei sind, die da zeugen: der Geist, das Wasser und das Blut, und die drei sind einstimmig» (I.Joh.5,8). Können Sie mir eine Erklärung über diese merkwürdigen Worte geben?

Antwort: Schon in den Dingen dieser Welt ist es üblich, wenn zwei Zeug­nisse einwandfreier Menschen übereinstimmen, daß dies als gültig und glaub­würdig betrachtet wird. Hier aber haben wir ein dreifältiges, übereinstimmendes Zeugnis und zwar nicht von Menschen, sondern von Gott selbst bezeugt. Gottes Zeugnis also ist sogar dreifältig. Und was bezeugt Gott auf dreifache Weise? Doch nichts anderes, als daß, wer an den Sohn Gottes glaubt, in Ihm das ewige Leben hat. Als Christus gestorben war — gestorben für eine verlorene Welt — nahm ein Kriegsknecht einen Speer und durchbohrte die Seite des Herrn. Es floß Blut und Wasser heraus, und der Geist Gottes gibt hiervon Zeugnis — die unerschütterliche Grundlage unserer Errettung.

Frage Nr. 400: Geben Sie mir bitte Auskunft über 2.Joh.7: «Denn viele Verführer sind in die Welt ausgegangen, die nicht Jesus Christus im Fleische kommend bekennen». Was will der Ausdruck «in die Welt ausgegangen» besagen?

Antwort: Der Ausdruck «Welt» (griech. Kosmos) ist hier das gleiche Wort wie in Joh.3,16: «Also hat Gott die ,Welt' geliebt». Es will also sagen, daß die Verführer danach trachten, ihre Irrlehre allen Menschen beizubrin­gen. Ganz und gar abwegig wäre es, hier den Ausdruck «Welt» zu der «Ge­meinde» in Gegensatz zu bringen. Das Wort «Welt» ist allumfassend, die gute und die böse ist damit gemeint; die Verführung richtet sich an Gläubige und Ungläubige. Einige übersetzen daher «in die Welt gekommen». Es liegt dies auch schon in dem Worte «Verführer» (griech.: Pianos), was auch mit Umherirrender übersetzt werden kann. Ein besonderer Charakter­zug der Verführung lag in der Leugnung der Gottessohnschaft des Christus. Es kamen natürlich auch andere Irrlehren hinzu, wie eben das Böse fortwährend neu Böses gebiert. Der Apostel Johannes bezeichnet einen solchen als einen «der nicht bleibt in der Lehre des Christus». Es waren also wohl solche, die einst in der «Lehre des Christus» standen, aber sich der Irrlehre zu­wandten. Wir müssen sie als Menschen betrachten, die kein Zeugnis davon abgeben, daß sie Leben aus Gott haben (die Frage, ob sie es hatten, müssen wir offen lassen). Solche dürfen wir nicht aufnehmen, ja nicht einmal grüßen. Tun wir es doch, so nehmen wir Teil an ihren bösen Werken. Wie ernst Ist das! (2.Joh.9—11).

Frage Nr. 409: Bitte geben Sie mir eine Erklärung über das Wort «Welt», das so oft im Worte Gottes vorkommt. Es interessiert mich vor allem, was in 1.Joh. 2,15 damit gemeint ist!

Antwort: Das Wort «Welt» wird allerdings in drei verschiedenen Anwen­dungen gebraucht. Wo es in Verbindung mit der Erschaffung der Welt vor­kommt, bedeutet es einfach die Gesamtheit der Schöpfung, das Weltall. In verschiedenen Stellen wird mit diesem Ausdruck die Erde als die Wohnung der ganzen Menschheit bezeichnet, wie es in der Umgangssprache auch oft vorkommt: z, B. «in der ganzen Welt»; «Weltumsegelung»; «Weltrundflug»; «weltbekannt» usw., wofür allerdings oft auch «Erdkreis», «bewohnte Erde» gebraucht wird. Darunter wird zugleich im engeren Sinn die gesamte Menschheit, weniger aber der Erdboden verstanden. Vor allem aber, in den meisten Stellen des Neuen Testamentes, bedeutet «Welt» die von Gott abgefallene. sündige menschliche Gesellschaft, sowie die von der Sünde und dem Teufel beherrschte Gesellschaftsordnung, kurzum alles, was das sündige Diesseitige bietet. Gerade in 1. Joh. 2, 15.16 ist dieses letztere ganz besonders der Fall. Hier ist alles das gemeint, was in der Hand des großen Überlisters den Gläubigen zur Verführung dienen muß, darum diese ernste Warnung. In zahl­reichen Stellen, wie Joh. 3,16; 2. Kor. 5,19; I.Tim.1,15 usw. sind der zweite und dritte Gedanke m H einander verbunden. Damit wird zum Ausdruck gebracht, daß die gesamte Menschheit sich in einem sündigen, gottfeindlichen Zustand befindet, nun aber Gegenstand der suchenden und rettenden Gnade Gottes geworden ist. In diesem Sinn nun sollen auch für uns die verlorenen Menschen Gegenstände unserer Liebe sein.

Frage Nr. 410:  Wie sind die Verse 10 und 11 im 2. Johannesbrief zu ver­stehen?

Antwort: Diese beiden Verse reden von den Irrlehren, welche nicht das einfache lautere Evangelium bringen; nicht das, «was wir von Anfang gehört haben» (1. Joh. 1, 24), d.h. das, was uns als das Wort Gottes vom Herrn per­sönlich, sowie von Seinen Aposteln mündlich und schriftlich, übermittelt worden ist. Diese Irrlehrer verkündigten, daß Jesus nicht im Fleische gekommen sei, d. h. nicht Golf von Ewigkeit her war und dann wahrer Mensch geworden ist, um uns durch Seinen Tod am Kreuze ewiges Heil und Rettung zu bringen. Diese falschen Propheten brachten allerlei Dinge, welche dem oben Gesagten Ab­bruch taten und in Widerspruch standen mit der Gesamtlehre der Heiligen Schrift. Vor diesen Menschen warnt nun Johannes die «auserwählte Frau» ernst­lich. Der Apostel legt ihr nahe, sich nicht mit ihnen einzufassen, ja sie nicht einmal zu grüßen. Es waren Leute mit anderem, fremdem Geiste, Ge­sandte des Lügners von Anfang, dieselben, von denen Paulus an Thimotheus schreibt, daß sie «eine Form der Gottseligkeit haben, ihre Kraft aber ver­leugnen, von diesen wende dich weg.

 Denn aus diesen sind, die sich in die Häuser schleichen und die Frauenzimmer gefangen nehmen usw.» (2. Tim. 3,5—6). Es Ist ein charakteristischer Zug gerade dieser gefährlichen Irrlehrer, daß sie in Abwesenheit der Männer die Frauen zu überreden suchen, wobei sie meist eine unheimliche Zungenfertigkeit entwickeln, so daß die, welche sich mit ihnen einlassen, nicht mehr mit ihnen fertig werden. (Kol. 2, 4; 2. Kor. 11,16). So gibt es da nur das eine, sich zu vergewissern, mit wem man es zu tun hat — meist bringen sie ja Druckschriften mit, aus deren Verleger bald die Her­kunft festgestellt werden kann — und sie dann kurz abzufertigen. Nicht umsonst richtet der Apostel die Warnung gerade an eine Frau, weil für sie die Gefahr, verführt zu werden, besonders groß war. Freilich müssen wir zwischen Ver­führern und Verführten unterscheiden. Erweisen sich letztere aber ebenfalls als Kanäle dieses Giftes des Irrtums, so gilt es, sich auch von ihnen abzuwenden, Der Herr aber möge uns allen ein einfältiges Herz geben, die Geister zu erkennen und zu unterscheiden.

Frage Nr. 411: Ich bitte um einige Erläuterungen zu 1.Joh. 2,1: «Wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten».

Antwort: Johannes gibt hier dem Herrn denselben Titel, den der Herr in Joh. 14,15 und 16 dem Heiligen Geist gibt. Der Parakletos (Sachwalter, Für­sprecher, Tröster) ist einer, der dem. welchem er beigegeben ist, sowohl Trost zuspricht und Mut einflößt als auch ihn gegen Anklagen verteidigt und recht­fertigt. So Ist der Heilige Geist unser Tröster, indem Er in der uns feindlichen Welt unseren Blick und unser Herz auf Ihn hin richtet, der für uns beim Vater ist (Joh. 15,26; 16,14; Apg.9,31); und Er ist für uns Rechtfertiger der Welt und ihrem Fürsten gegenüber, sowie zugleich auch deren Ankläger (Joh, 16, 7—11). Der Sohn hat uns zum Vater gebracht. Als der Mensch Jesus Christus beim Vater ist Er «der Gerechte». (Siehe Apg.22,14 — ein Titel Jehovas in Jes. 24, 16.) Er als hienieden gerecht gewesener Mensch kann zum Vater sagen: Sieh und nimm Mich an, an Stelle dessen, der als Dein Kind sich eine Sünde hat zuschulden kommen lassen; vergib ihm um Meinetwillen, der Ich für diese Sünde gebüßt habe. — Bekenntnis von seifen des Schuldigen ist vorausgesetzt (1, Joh. 1,9).

Frage Nr. 412: Ich bin seit drei Jahren bekehrt, habe aber noch keinen Frieden, habe auch nicht zugenommen im Geiste. Wie läßt sich die Stelle 1. Joh. 1,8 vereinen mit 1. Joh. 3, 9 und mit Mark. 6, 20, wo Johannes der Täufer ein heiliger Mann genannt wird?

Antwort: Sie schreiben, daß Sie bekehrt seien, aber noch keinen Frieden haben? Das heißt wohl, daß Sie noch keine Gewißheit Ihrer Errettung, Ihrer Annahme bei Gott haben, nicht wahr? Nun. da schauen Sie ohne Zweifel immer nur in sich selbst hinein und können so naturgemäß niemals Ruhe finden; denn in Ihrem Herzen können Sie bei aufrichtiger Denkweise niemals Gutes finden, sondern nur immer wieder Böses, d. h. Sünde. Sie geben sich wahr­lich mit noch vielen ändern Kindern Gottes der Täuschung hin, daß wir nach der Bekehrung absolut heilige Menschen sein würden. Das können wir aber hie­nieden niemals sein. Denn wenn wir auch durch die Wiedergeburt aus Wasser und Geist neue Menschen geworden sind, mit einem ewigen, göttlichen Leben, einem Leben, das unverlierbar und vollkommen ist, so behalten wir hienieden eben doch noch den alten Leib, in dem wir Knechte der Sünde und damit unter dem Urteil des Todes waren und der um dieses Urteils willen sterblich geblieben ist.

 Daher besteht auch nach der Wiedergeburt ein steter Kampf zwischen Geist und Fleisch in uns (vergl. Rom. 7; Gal. 5). Woher könnte ein solcher Kampf kommen, wozu wäre die Waffenrüstung in Eph.6,10—20 nötig, wenn wir durch die Bekehrung Zündholz würden und bleiben könnten? Heilige Menschen, die nicht den Kampf zwischen Geist und Fleisch zu kämpfen hätten, gibt es keine. Betrachten Sie einmal das Leben auch der großen Männer Gottes der Bibel. Wo ist einer, der ganz ohne Fehler wäre? Wo Sie auch Hinblicken, in Ihr eigenes Herz oder um sich herum, finden Sie immer mehr oder weniger diesen Kampf. Manche Gläubige geben sich allerdings zu wenig oder gar keine Rechenschaft darüber, daß es ihrem neuen Wesen entspricht, die­sen Kampf in der Kraft und Abhängigkeit des Geistes Gottes zu führen, daß wir befähigt werden, im Aufblick zum Herrn die Gelüste des Fleisches Im Tode zu halten. Wenn nun Johannes in seinem 1.Brief (Kap. 3» 9) sagt, daß der aus Gott Geborene nicht Sünde tut, weil Sein [d. h. Gottes) Same in ihm bleibe und daß er nicht sündigen könne, weil er aus Gott geboren sei, so müssen wir dies im Rahmen seines Gedankenganges auffassen und uns hüten, einen Vers herauszureißen. Johannes schreibt gegen die antichristliche Verführung und zu diesem Zweck zeichnet er das ewige Leben, sowie es uns vom Heiland selbst geoffenbart und mitgeteilt worden ist, nämlich vollkommen. Er beschreibt die Charakterzüge, in denen sich das göttliche Leben such bei uns offenbaren soll und zwar auf eine abstrakt grundsätzliche Weise. Der neue Mensch, der aus Gott geboren ist, ist diesem natürlich wesensgleich, kann also als solcher nicht sündigen. Dadurch, daß wir neue Menschen geworden sind und den Heiligen Geist besitzen, haben wir die Möglichkeit gewonnen, durch Seine Kraft zu über­winden und nicht sündigen zu müssen; aber wir dürfen dies nicht so auf­fassen, als ob wir in unserm jetzigen Leibe dazu gelangen könnten, nicht mehr sündigen zu können- Der Kampf zwischen Geist und Fleisch ist da, aber wie bereits betont, in der Kraft und Macht des Heiligen Geistes vermögen wir Sieger zu sein. 

Wenn Sie sich Ihrer Errettung freuen wollen, müssen Sie die Gewißheit allein beim Herrn suchen und vor allem Ihn bei Seinem absolut gültigen Wort nehmen, so wie Ihre Kinder Sie unbedingt beim Wort nehmen. Lesen Sie, was über die Errettung durch Glauben geschrieben sieht, z.B. in Joh.3,16; Joh. 5,24; Joh. 10,27—30; Rom. 8, 1; 8,31; 2, Kor. l, 19—21, Glauben Sie ohne zu zweifeln, ohne Rückhalt und ohne Wenn und Aber. Bitten Sie dabei auch den Herrn, Ihnen zu helfen, diese Stellen recht zu verstehen und Seine Ge­danken zu erfassen. Ich möchte Sie noch darauf hinweisen, daß gerade die Korinther, an denen betreffs ihres Wandels so viel auszusetzen war, mit «Hei­lige» angeredet werden (1. Kor. 1, 2). Wenn Sie darüber klagen müssen, daß Sie geistlicherweise nicht weiterge­kommen sind, dann mag das eben  von der mangelnden Gewißheit Ihrer Errettung herrühren. Wie können Sie vorwärtsschauen, vorwärtsschreiten, wenn Sie noch am Anfang herumlaborieren; wie können Sie danksagen, sich freuen? Erst wenn Ihre Errettung feststeht, indem Sie auf das unerschütterliche Funda­ment, Jesus, und Er als gekreuzigt, zurückschauen können, gewinnen Sie Kraft zum Wachsen und Wirken. Das beste Rezept ist: Vorwärts ans Ziel und auf­wärts auf den Herrn schauen, sich selber aus dem Auge verlieren.
2. Antwort: Das erste was der sündige Mensch tun muß, um Frieden zu erlangen, ist, auf seinem Wege einzuhalten und umzukehren. Das alles ge­schieht durch Glauben und im Glauben. «Ohne Glauben ist es unmöglich Gott wohlzugefallen.» Stellen wie Eph. 2, A—9 und Rom. 5,1. 2 bieten Ge­währ genug, daß Gott uns aus Gnaden rettet und uns rechtfertigt aus Glauben. Dieser Glaube ruht auf dem Erlösungwerke unseres Herrn Jesus Christus, und bringt uns Frieden mit Gott. Auf diesem Werke bauend und auf Gottes Wort achtend, werden wir in der Gnade wachsen. Wenn wir uns aber nicht rückhaltlos dem Herrn übergeben, dann wird geistliches Wachstum nicht oder nur in geringem Masse vorhanden sein. Mit einer völligen Übergabe steht aber auch ein beständiges Aufblicken zum Herrn in Verbindung. Wir sind in diesem Fall, dankbar der großen Errettung, die uns widerfahren ist, nicht mehr mit uns selbst beschäftigt, sondern mit dem Herrn. Sein Wille wird der unsrige, Sein Leben unser Leben. So gewinnt Christus Gestalt in uns. Paulus schreibt an die Galater: «Nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir» (Gal.2,20). Damit geht, gleichsam Hand in Hand, «sich der Sünde für tot halfen» (Rom. 6). Je mehr wir dieses beachten, wird das Wort Johannes praktisch Wirklichkeit werden: «Er kann nicht sündigen, weil er aus Gott ge­boren ist». Das was aus Gott ist (die neue göttliche Natur in Christus), kann nicht sündigen. Dennoch darf dies nicht dahin führen zu sagen: Jetzt habe i c h es erreicht, jetzt bin ich ohne Sünde.

 Nein, wir würden das weitere Wort Johannes ungültig machen; «Wenn wir sagen, daß wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns» (1. Joh. 1,8). So lange wir in dieser Hütte wallen, Ist die Sünde noch 'im Fleische, und wie man­ches mag noch vorhanden sein, das vor dem heiligen Auge Gottes nicht bestehen kann. Wenn ich aber meine Sünde bekenne, wird der Herr mir ver­geben und Ich genieße die kostbare Gemeinschaft mit Gott und erfreue mich Seines Friedens. Johannes der Täufer war nach dem Urteil des Herodes ein «gerechter und heiliger Mann»; ohne Zweifel war er auch wohlannehmlich vor Gott. Dennoch sagt er von sich in aller Demut: «Der nach mir Kommende ist stärker als ich, dessen Sandalen zu tragen ich nicht würdig bin» [Matth. 3,11). Paulus durfte sich rühmen, den guten Kampf gekämpft zu haben (2. Tim. 4, 7) und doch nennt er sich den «Ersten der Sünden» (1. Tim, 1,15) und sagt, wenn es sich um das Vollkommene handelt: «Nicht, daß ich es schon ergriffen hafte oder schon vollendet sei» (Phil. 3), während er sich zu gleicher Zeit auch unter die in Christus Jesu Vollkommenen einschließt (Vers 15). Nun, mein lieber Freund, nehmen Sie das Wort wie es da steht und nicht anders: «Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben!» Vertrauen Sie aber dem Herrn Jesus nicht nur in bezug auf Ihre ewige Errettung, sondern auch in bezug auf Ihren Wandel. Er wird Ihnen helfen, die Sünde für tot zu halten und Friede und Freude im Heiligen Geiste wird Ihr zeitliches und ewiges Teil sein.

Frage Nr. 413: Was ist unter dem «natürlichen Angesicht» in Jak. 1,23 zu verstehen?

Antwort: Wörtlich übersetzt lautet die Stelle: «Der sein Angesicht der Ab­stammung (oder Geburt, Entstehung) betrachtet hat». Wie genau drückt sich Gottes Wort aus' Gott will uns sagen, was wir von Natur, unserer Abstammung nach, sind, nämlich Zugehörige eines gefallenen Geschlechtes, tot in Sünden und Übertretung. Darum vermeidet es der Mensch, in den Spiegel des gött­lichen Wortes zu schauen, weil er sich darin sieht, wie Gott ihn befrachtet: verloren und verderbt. Deshalb wollen die Menschen nichts von Gottes Wort wissen, weil sie sich darin sehen wie sie in Wirklichkeit sind. 0 wie schwer fällt es dem Menschen, zuzugeben, ein armer Sünder zu sein, der der göttlichen Begnadigung bedarf, um errettet zu werden.
Frage Nr. 414: Bitte um Aufklärung über Jak. 2, 20 (der Glaube ohne Werke ist tot) und 1.Petr.1,10+11 (eure Berufung «wenn ihr diese Dinge tut» fest­zumachen). Die Katholiken meinen, daß hier die Rede davon sei, daß man nur durch viele gute Werke in das Himmelreich eingehen könne.

Antwort: Jakobus steht nur scheinbar in Widerspruch zu Paulus (Rom. 4). In Wirklichkeit fängt Jakobus da an, wo Paulus aufhört; denn er beschäftigt sich gar nicht mit dem Seligwerden, sondern mit der praktischen Verwirk­lichung des Errettet s e i n s. Er stellt seine These dem leeren Kopfglauben, einer theoretischen Rechtgläubigkeit ohne wahren, wirklichen Herzensglauben gegenüber. Diese Art Glauben nennt er tot, genau wie der Herr im Send­schreiben zu Sardes sagt: «Du hast den Namen, daß du lebest und bist tot». Jakobus betont einen tatkräftigen Glaubensgehorsam, der sich in der Erfüllung des Willens Gottes und den Wirkungen des neuen Lebens aus Gott in unsern Handlungen, Wandel, Verhalten und Reden als solchen erweist. Alle Werke, die Abraham zur Gerechtigkeit gerechnet wurden, waren solche des Glaubensgehorsams. Der Glaube war zuerst da, und durch diesen Glauben führte er gehorsam aus, was Gott von ihm verlangte (siehe Hebr. 11, 8—19), und ohne diesen Glauben wäre es ihm nicht möglich ge­worden. Darum sag! Paulus mit Recht, daß Abraham aus Glauben gerecht­fertigt wurde. Hier ist der springende Punkt der Frage. Heute verlangt Gott zur Errettung und Rechtfertigung der Seele nur ein einziges Werk: das Werk, das Gott in Seinem Sohn selbst am Kreuze vollbracht hat, und daß in bußfertiger Anerkennung des eigenen verlorenen Zustandes der verlorene Mensch dasselbe als ein Geschenk der Gnade aus Gottes Hand im Glauben annehmen möchte. 

Etwas anderes als das, weil es untauglich, unrein, aus sün­digen Händen stammt, kann Gott gar nicht annehmen. Zudem sind alle diese Werke, womit man die Seligkeit verdienen will, ja von dem Menschen selbst als sog. verdienstliche Werke taxiert und nicht von Gott gewertet noch an­geordnet. Sie gereichen darum nicht zu Gottes Verherrlichung und Ehre. Man hofft dabei selbst die Seligkeit zu verdienen, den Druck der Sündenlast und des unruhigen Gewissens los zu werden. Wer aber aufrichtig ist, muß ge­stehen, daß er damit nie zum Ziele gekommen ist, noch kommen kann. Diesen vollen Frieden erlangt man allein durch Glauben an das Kreuz von Golgatha. Jakobus führt ferner aus, daß der Leib nur durch den Geist das Leben hat und ohne diesen nur ein Leichnam ist. Ebenso könne von einem wahren Glauben, bzw. Glaubensgehorsam nur dann in Wahrheit gesprochen werden, wenn er sich durch seine Früchte als lebendig und tätig erweist. Wo keine solchen vorhanden seien, da müsse man am wahren Glauben zweifeln, denn dieser sei eine lebendige Kraft, die den Willen Gottes tut. Petrus verfolgt einen grundsätzlich gleichartigen Gedanken, nur etwas anders aufgebaut. Er beginnt ja seine Gedankenreihe in Vers 4 mit der Feststellung, daß die Leser dem Verderben entflohen seien, redet also wiederum nicht vom Wege der Errettung.

 Er mahnt vielmehr, weil wir entflohen sind, allen Fleiß anzuwenden, das göttliche Leben zu verwirklichen, damit diese von ihm genannten Früchte des Geistes (nicht Werke des natürlichen Menschen) reichlich und wahrhaft vorhanden sein möchten (Gal. 5). Jemand, bei dem diese Früchte nicht vorhanden sind, muß als fragwürdiger und undank­barer Christ gewertet werden. Diese Dinge bringen es mit sich, daß sie die himmlische Berufung in den eigenen Herzen «fest machen»; denn sie setzen innige Gebetsgemeinschaft mit dem Herrn und einen Wandel im Geiste voraus. Auch Petrus bespricht in seinem Brief mehr die Seife der Verantwortlichkeit der Gläubigen. Er redet vom Reiche Gottes und dem Offenbarwerden vor dem Richterstuhl Christi. [Vergl. 1. Kor. 3 und 2, Kor. 5, 10.) Er sagt ja auch nicht ein­fach: «Auf daß ihr eingehen möget», sondern, daß euch «reichlich dar­gereicht werden möge», d.h. daß das, was wir bei unserem Offenbar­werden empfangen werden, reichlich ausfallen möge. Dies ist selbst­verständlich von einer geistlichen Gesinnung und einem hingebenden Eifer in der Kraft des Heiligen Geistes abhängig.

Frage Nr. 415: In Offb.1,2 lesen wir vom «Worte Gottes» und dem „Zeug­nis von Jesus Christus". Worin besteht der Unterschied?

Antwort: Das «Wort Gottes» ist die Gesamt-Offenbarung unseres grossen Gottes. Unter dem «Zeugnis Jesu» (Offb.1,9; 19,10) ist das besondere Zeugnis des Buches der Offenbarung gemeint. Dieses ist ein vom übrigen Wort Gottes gänzlich verschiedenes Zeugnis. Schon im Alten Testament erscheint Gott zwar als ein gerechter, aber doch gnädiger Gott, aber in Sonderheit in der Person Jesu, als dieser auf Erden pilgerte, wurde Seine göttliche Gnade offenbar. Gott will uns wissen lassen, da Er sich in der Offenbarung als der unerbittliche, zürnende und rächende Gott kundgibt, daß Er dies in Übereinstimmung mit dem Sohn ist, damit nicht jemand auf den Gedanken kommen kann, Gott ist der Richter und Jesus bleibt der Gnädige. Das Wort Gottes in der Offenbarung ist auch das Zeugnis Jesu, der Vater und der Sohn sind auch im Gerichte eins. Es ist auch zu beachten, daß der Ausdruck «Zeugnis Jesu» nur in der Offen­barung vorkommt. «Der Geist der Weissagung (wie er sich in der Offenbarung kundgibt) ist das Zeugnis Jesu», d.h. Christus erscheint nicht mehr in dem Charakter als Erlöser, sondern in Seiner Eigenschaft als Richter.

Frage Nr. 416: Was bedeutet der Ausdruck «der Erstgeborene der Toten» in Offb. 1,5 ?

Antwort: Jesus Christus, der im gleichen Verse der «treue Zeuge« und der «Fürst der Könige der Erde» ist, ist auch der «Erstgeborene der Toten». Merk­würdigerweise ist der letztere Titel zwischen die beiden anderen eingefügt, steht also wohl in Verbindung mit denselben. Christus ist in allem Wandel und Wesen, in allem Tun und Lassen, als «der treue Zeuge», es gab keinen an­deren, erfunden worden. Den Heiligen und Gerechten konnte der Tod nicht zurückbehalten. Siegreich ist Er als der Erste — wenn auch nicht der Zelt nach — aus den Toten auferstanden. Die vor Christi Sterben aus den Toten auferweckt wurden, waren es nur auf Grund dieser Seiner Auferstehung, wie auch wir, die wir heute an Ihn glauben, mit 'Ihm auferweckt sind. Daraus ersehen wir klar, daß Er der «Erstgeborene», d. h. Haupt und Anführer der Auferstehung ist; Er ist der 'Erste, der in das Auferstehungsleben eingegangen ist. «Christus aus den Toten auferweckt, stirbt nicht mehr, der Tod herrscht nicht mehr über Ihn» (Rom. 6, 9). Er ist Sieger über Tod und Grab. Darum ist dem Todesüberwinder auch alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Der, welcher hienieden der getreue Knecht, «der treue Zeuge war», wird bald der «Fürst der Könige der Erde» sein. Alle Feinde werden zum Schemel Seiner Füße gelegt werden; alles wird Seiner Herrschaft und Seinem Zepter unterworfen sein. Schon Salomo sagte: «So will auch ich Ihn zum Erstgeborenen machen, zum Höch­sten der Könige der Erde» (PS. 89, 27).


Frage Nr. 418: Sie fragen nach der Bedeutung der «Nikolaiten» in Offb. 2,6 und 2,15.

Antwort: Ganz sichere Deutungen über das, was die «Nikolaiten» in der frühesten Zeit der Christenheit waren, haben wir nicht. Die Meinungen gehen deshalb auseinander und ich möchte mich nur auf das Wahrscheinlichste be­schränken. Dr. Dönges schreibt in seiner vorzüglichen Auslegung über die Offenbarung «Was bald geschehen muß», daß «Nikolaiten» von zwei Worten abgeleitet sei. Das eine «Nikon», welches Beherrscher, Sieger bedeute, das andere «Laios», das Volk bezeichne). — Daraus schließt man, daß damals schon die törichte Lehre sich breit machte, einen Unterschied zwischen Laien und Priestern zu machen, eine Sache, aus der viel Böses hervorgegangen ist. In Ephesus ist noch von Werken der Nikolaiten die Rede, während in Pergamus dieses Ungute schon als eine in die Kirche eingeführte Lehre bezeichnet wird. Also bereits ein gefestigtes System, nicht bloß eine Sekte, denn solche gab es in jener Zeit schon verschiedene, z. B. die Gnostiker usw. Die Schriften der «apostolischen Väter» lehnen einen Klerikalismus noch ab, aber in Pergamus hat eine interessierte Priesterschaft der grossen Masse diese Lehre bereits auf­gezwungen. Welch großer Jammer auf diesem, mehr als von irgendeinem an­deren Abirren von der göttlichen Wahrheit enstanden ist, ist nur zu offenbar.

Frage Nr. 419: Würden Sie mir in kurzen Zügen eine Übersicht über die sieben Sendschreiben in Offb. 2 und 3 geben?
Antwort: Ephesus: Die Liebliche oder Geliebte zeigt uns die Kirche in ihren Anfängen. Doch ging bei all dem Schönen und Kostbaren die innige Verbindung mit dem Herrn sehr bald verloren, was ihr von seifen des Herrn den ernsten Vorwurf einbrachte, daß sie die erste Liebe verlassen habe. Damit war der Keim des beginnenden Verfalls und Niedergangs gelegt. Smyrna : Die Bittere oder Bitterkeit. Die zweite Periode der Christenheit, das zweite und dritte Jahrhundert n.Chr. umfassend. Sie war durch furchtbare Verfolgungen seitens der heidnischen Machthaber gekennzeichnet. Doch der Herr war um Sein Volk bemüht und benutzte die Verfolgungen, um die Zu­neigung der Seinen zu Ihm wieder zu wecken. Pergamus : Hochburg. Diese Periode (300—600 n.Chr.) kennzeichnet die Zeit, in welcher das Christentum zur Staatsreligion erhoben wurde. Es war kein Fortschritt, sondern ein typischer Rückgang, da sich zu der äußeren Freiheit die innere Bindung an die Welt gesellte. Thyatira : Die Weihrauchspendende (600 n. Chr. bis zur Reformation), Thyatira kennzeichnet die Römische Papstkirche, wie sie wohl etwa 1000 Jahre aller Reform an Haupt und Gliedern widerstand. In ihr finden wir zum ersten­mal einen Überrest erwähnt, der innere Absonderung von allen Greueln bewahrt. Thyatira wird 'in «Babylon» ausmünden, wie uns dies in Offb. 17 und 18 gezeigt wird. Sardes : Überrest oder Entronnenes (Reformation bis zum Ende der Gnadenzeit). Das Zeitalter der Reformation setzt sich fort bis zum Ende; aber noch einem schönen und machtvollen Anfang erstarrte das Glaubensleben in toter Orthodoxie, und die Massen enden in Laodizäa.

 Philadelphia: Bruderliebe (die Zeit vor der Entrückung). Das von Gott anerkannte Zeugnis wurde in treuer Absonderung wiederhergestellt, so­weit dies mitten im Verfall noch möglich war; doch vergessen wir nicht, daß wir Philadelphia nur dann entsprechen, wenn wir Jesu Namen lieben und Sein Wort bewahren, also Seine Kennzeichen verwirklichen. Laodizäa: Die Volksgerechte. Laodizäa geht zeitlich mit Philadelphia parallel, doch wird sie auch nach der Entrückung fortbestehen, und im Gericht aus dem heiligen Munde des Herrn wegen ihrer Lauheit, die nur die Form festhält, aber die Kraft der Gottseligkeit verleugnet, ausgespieen werden. Damit schließt der so ernste prophetische Umriß der Geschichte der Christ­lichen Kirche, wie er uns in diesen Sendschreiben vor Augen geführt wird. Möchte auch seine praktische Bedeutung uns tief beeindrucken!

Frage Nr. 420: Bei welchem Kapitel der Offenbarung beginnt der eigent­lich prophetische Teil des letzten Buches der Heiligen Schrift?

Antwort: Genau genommen ist das ganze Buch der Offenbarung prophe­tisch. Kapitel zeigt uns den Herrn in Seiner zukünftigen richterlichen Gestalt; Kapitel 2 und 3 zeigen uns ein prophetisches Bild. wie sich die Christenheit entwickeln würde (und bis heute sich tatsächlich so entwickelt hat). Kapitel 4 und 5 lassen uns einen Blick tun In die zukünftige Herr­lichkeit des Herrn als Schöpfer und als den Sündenträger, das geschlachtete Lamm. Vom 6. Kapitel an haben wir eine große Folge prophetischer Bilder des Zukünftigen, sei es in Gnade und Herrlichkeit, oder in Heiligkeit und Gericht. 

Frage Nr. 421: In Offb. 2,4 lesen wir von der «ersten Liebe». Kann ein Einzelner oder eine ganze Versammlung sagen, daß sie noch In der «ersten Liebe» stünden?

Antwort: Eine Gewissensfrage! Wenn dir Jesus ein und alles ist, dann siehst du in der «ersten Liebe». Das gilt auch für eine ganze Versammlung.

Frage Nr.422: In Offb. 2,9 lesen wir: «Ich kenne die Lästerung von denen, welche sagen, sie seien Juden, und sind es nicht, sondern eine Synagoge Satans». Was will dies besonders für unsere Zeit besagen?

Antwort: Die Juden hatten Christus verworfen, so mußte Gott sich auch von ihnen trennen, Satan nahm die Stelle Gottes ein, so wurde ihre Synagoge eine «Synagoge Satans». Gleicherweise kann man heule vorgeben, ein Christ zu sein, und doch in Widerspruch mit Christus, mit Seinem Worte und mit Seinem Volke sein. Was ist die Folge? Die Kirche, die eine Kirche des Christus sein sollte, wird eine Institution, in welcher der Gott dieser Welt regiert, also eine Kirche Satans. Wie ernst!

Frage Nr. 423: Welche Bewandtnis hat es mit dem Auslöschen aus dem Buche des Lebens! (Offb.3,51. Man wendet dies oft auf Kinder Gottes an, daß sie wieder verloren gehen könnten.

Antwort: Dieses Wort vom Auslöschen steht in enger Beziehung zum Urteil über Sardes: «Du hast den Namen, daß du lebst und bist tot». Sardes = die Reformationskirche, machte den Anspruch lebendig zu sein auf Grund seiner Rechtgläubigkeit, des Festhaltens am Dogma der Rechtfertigung aus Glauben allein, gegenüber der toten Werkheiligkeit Roms. Sardes hatte nur noch «den Namen, daß es lebte", denn leider war aus dem lebendigen Glauben eine tote Rechtgläubigkeit ohne Leben aus Gott geworden, also ein leeres Bekennt­nis ohne Wiedergeburt, und das Einschreiben in ein Kirchenbuch war deshalb nur ein menschliches, dem kein göttliches Einschreiben entsprach. Wenn der Herr nun hier vom Auslöschen redet, so bezieht sich dies eben auf mensch­liches Einschreiben, welches mit dem Tode seinen Wert verliert, also ausge­löscht wird. Nichtsdestoweniger stellt dieses Einschreiben zur Zugehörigkeit zur Christlichen Kirche den Betreffenden unter Verantwortlichkeit, denn äußerlich begibt er sich dahin, wo das göttliche Leben sich entfalten sollte. Gott nimmt dieses in Seinem Buche zur Kenntnis. Die bluterkauften Kinder Gottes aber werden vom Herrn selbst mit Seinem Blute, das ihre Sünden ausgetilgt hat, nicht auf Papier, sondern in Sein eigenes vollkommenes Gedächtnis und auf Seine Brust eingetragen, ein Auszeichnen, das unauslöschlich ist. (vergl., auch die Stellen in Ps. 69, 28 und Jes. 4, 3, in denen das oben Gesagte auch angedeutet wird.) Der Herr braucht wohl diese Wendung «auslöschen»» der toten Sardeskirche gegenüber, weil sie die wahren Kinder Gottes gerade so verstieß und verfolgte, wie Thyatira es getan hafte. Aber Er anerkennt die Getreuen in ihr, und wird ihre Namen nicht auslöschen aus dem Buche des Lebens, während Er eine tote und verfolgende Kirche nicht kennt.

Frage Nr. 424: Bitte erklären Sie Offb.3,9: «Siehe, Ich gebe aus der Syna­goge des Satans von denen, welche sagen, sie seien Juden, und sind es nicht, sondern lügen; siehe, ich werde machen, daß sie kommen werden und hul­digen vor deinen Füßen und erkennen, daß l c h dich geliebt habe».

Antwort: Es gibt in diesem Vers zwei Punkte, worüber meistens Fragen entstehen. Das ist die erste Frage: Wer sind die, welche von der Synagoge Satans sind und sagen, sie seien Juden und sind es doch nicht? Das sind die Judaisierer. d. h. solche, vor denen Paulus die Galater warnte. Diese sagten, daß es ganz recht sei, an den Herrn Jesus Christus zu glauben, aber man müsse auch etwas dazu tun. Deshalb soll man verlangen, den Sabbat zu halfen, die Beschneidung zu vollziehen, Opfertiere darzubringen usw. usw. Durch solche Lehren erklären sie, daß das Blut unseres Herrn Jesus Christus nicht genüge, um Gott zu befriedigen, sondern es müßten noch eigene Werke hinzugefügt werden. Das heißt tatsächlich nichts anderes, als daß die Errettung durch Christus nicht genügt; es mußte noch etwas hinzugefügt werden. Dies ist eine falsche Lehre, die nicht von Gott. ist, sondern eine Lüge Satans. Die zweite Frage ist die, ob denn solche, welche hierin sündigen, gezwungen werden, den Gläubigen zu huldigen? Nein, sie werden lediglich dahin gebracht werden, in Gegenwart derer, welche Sein Wort bewahrt haben, dem Herrn zu huldigen, allerdings nicht zu ihrem Segen, sondern zu ihrem Fluch.

Frage Nr. 425: Wollen Sie mir eine kurze Definition über die «24 Ältesten» in Offb.4 und 5 geben!

Antwort: Ohne Frage sind damit die himmlischen Seligen gemeint, alle die glaubend an das Erlösungswerk heimgehen durften, oder bei des Herrn Wieder­kehr entrückt worden sind, und nun in der Wohnung des Vaterhauses sich befinden. Daß es vierundzwanzig sind, also zweimal zwölf, mag auf die Hei­ligen Alten und Neuen Testaments hinweisen. Die ersteren zwölf anlehnend an die zwölf Stämme Israels, die zweiten anlehnend an die zwölf Jünger des Herrn, Sie bilden droben eine Familie, wenn auch die Ekklesia in Ewigkeit ihre besondere Stellung wird innehaben dürfen.

Frage Nr. 426: Haben wir unter den 24 Ältesten in Offb. 4 und f die Kirche (Ekklesia) zu verstehen?

Antwort: Die 24 Ältesten, welche wir im A. und 5. Kapitel der Offenbarung finden, sind die Repräsentanten der himmlischen Familie, welche sich vor der grossen Drangsalszeit bereits im Himmel befinden. Die Zahl vierundzwanzig deutet auf Vollständigkeit hin, es fehlt keines. Das ist ein herrlicher Gedanke' David hatte 24 Priesterordnungen und 24 Sängerabteilungen, worauf die himmlische Schar hinweisen mag. Es sind 24; zweimal 12: die 12 Patriar­chen, die Repräsentanten der alttestamentlichen Heiligen; die 12 Apostel, die Repräsentanten der neutestamentlichen Heiligen, also alle Erlösten sowohl aus Israel wie der Kirche, der christlichen Haushaltung (Verwaltung). Sie sitzen in vollkommener Ruhe auf Thronen, wahrend über diese Erde die Donner und Blitze des Gerichtes ihren Anfang nehmen. Sie sind Könige und Priester und Sänger (Offb-5, 8—10). Die 24 Ältesten sind also nicht die Kirche als solche, sondern alle Erlösten der Entrückung. Dennoch wird die Kirche ewiglich Ihre gesonderte Stellung zur Seife des Herrn einnehmen (vergl. Offb. 21, 2—3).

Frage Nr. 427: In Offb. 5, 8 werden die «Gebete der Heiligen» mit «golde­nen Schalen voll Räucherwerk» verglichen; wer sind diese Heiligen?

Antwort: Die vierundzwanzig Ältesten auf den Thronen sind die symboli­schen Vertreter der bei der Ankunft des Herrn zu Ihm entrückten Heiligen, in ihrer amtlichen Stellung gesehen. Diese bedürfen im Himmel keiner Gebete mehr, sondern ihre Beschäftigung ist Anbetung des Herrn. Die erfragten Hei­ligen können somit nur solche sein, die noch auf Erden wallen, und zwar in der schrecklichen Endzeit der Gerichte Gottes, Die erstgenannten sind bereits Im Vaterhaus. Es werden aber diejenigen sein, welche in Kapitel 7 besonders er­wähnt werden, der gläubige Überrest Israels und die aus den Nationen, welche sich weigern, das «Tier» anzubeten. Sie müssen allerdings durch furchtbarste Drangsal gehen, weshalb die himmlischen Heiligen hier als sie unterstützend gesehen werden, indem sie Jener Flehen in besonderer Weise vor den Herrn bringen.

Frage Nr. 428: Haben wir in dem «Reiter auf weißem Pferd» des ersten Siegels» nicht Christus zu erkennen?  (Offb, 6,1+2).

Antwort: «Zoeklicht», eine in Holland erscheinende prophetische Zeitschrift, schreibt darüber: «Nein, das ist unseres Erachtens unmöglich, daß der Reiter auf weißem Pferd Christus sein kann. Zuerst müssen wir bemerken, daß es das Lamm selber ist, das die Siegel öffnet. Die Öffnung der Siegel hat Bezug auf die Ausführung des Gerichts, die Grundtage der Herrschaft Christi und die Wiederherstellung aller Dinge als die Frucht Seines Erlösungswerkes. Er kann also nicht auch gleichzeitig dieser Reifer sein. Ferner müssen wir be­merken, daß das weiße Pferd andere Pferde Im Gefolge hat: den Reiter auf rotem Pferd, auf schwarzem Pferd, auf fahlem Pferd. Das zweite (rote) Pferd bedeutet Krieg, das dritte {schwarze) Hunger, das vierte (fahle) den Tod. Das kann unmöglich das Gefolge des Christus sein, viel mehr aber des Anti­christen. Das weiße Pferd ist dann auch das Bild des scheinbaren Friedens, der unter der Herrschaft des Antichristen vorhanden sein wird, aber von einem plötzlichen Verderben, das über die Welt kommt, abgelöst wird (1 .Thess. 5, 3). Anders ist es mit dem weißen Pferd in Offb.19; dort ist es niemand anders als Christus. Er kommt hernieder, um das Gericht auszuführen und Seine Königs­herrschaft anzutreten. Sein Gefolge ist denn auch ein ganz anderes: .Und die Kriegsheere, die in dem Himmel sind, folgen Ihm auf weißen Pferden. angetan mit weißer, reiner Leinwand' (Vers 14). Auch geht Christus nicht als der heimliche Anonymus (Namenlose) durch die Welt, wie der weiße Reiter von Offb. 6, denn Sein Name ist: ,König der Könige und Herr der Herren' (Offb.19, 16).»

Frage Nr. 429: Man hört immer wieder, daß das weiße Pferd In Offb. 6,2 die Eroberung der Welt durch das Evangelium bedeute; kann das stimmen?

Antwort: Nein, weit gefehlt! Bei richtiger Aufmerksamkeit bei der Betrach­tung des Wortes Gottes unter der Leitung des Heiligen Geistes sollte die Ver­kehrtheit dieses Gedankens leicht ersichtlich sein. Zuerst einmal beachte man, daß alles von Kapitel 4 an, welches mit den Worten: «nach diesem» eröffnet wird, den Abschluß der Geschichte der Kirche, somit der gan­zen Periode dieser Haushaltung, bedeutet. Das Evangelium der Gnade hat somit in Jener letzten Zeit gar keinen Raum mehr. Sodann beachte man, daß das weiße Pferd in Kapitel 6 aus einem Siegel des Buches hervorkommt, wel­ches das Lamm zur Hand nimmt. Wir wissen ja, daß dieses Buch nicht Gottes Wort, das wir besitzen, bedeutet, sondern das Buch der Gerichte über das Böse in dieser Welt, welches das Lamm richten soll!. Die sieben Siegel desselben bringen bekanntlich die erste der drei Reihen (Siegel, Posaunen, Zornschalen) der göttlichen Gerichte über die Erde, und zwar handelt es sich hier um solche Gerichte, die aus dem bösen Tun der Menschen selbst erfolgen. Die Pferde der vier ersten Siegel bedeuten eine starke und stürmische Gewalt, in der diese Gerichte losbrechen werden, aber heute um der Brautgemeinde willen noch hinter den Siegeln zurückgehalten werden. 

Auch das weiße Pferd bedeutet eine böse Macht, welche in schneller, aber mehr kampfloser Weise sich über die ganze Erde, bzw. die Namenschristenheit verbreiten wird in einem mühe­losen Siegeslauf — ohne Zweifel der planmäßige Abfall der Namenchristen von Gott und Christus, woraus dann in rascher Folge die übrigen Siegelgerichte folgen werden. Nun, das Evangelium kann doch nicht aus einem Siegel eines Buches der Gerichte hervorkommen, sondern es ist uns aus dem Himmel durch unsern Herrn selbst geschenkt worden, auch ist sein Lauf sicherlich kein stürmischer Siegeslauf, vielmehr eher ein zähes Ringen um die Seelen der Menschen. Übrigens ist der Zweck des Evangeliums doch nicht die «Eroberung der Welt», wovon wir heute weiter entfernt sind als je, sondern die Sammlung der Brautgemeinde des Herrn Jesus Christus aus allen Nationen heraus.

Frage Nr. 430: Wollen Sie mir bitte eine Erklärung geben über die «Inseln» in Offb. 6,14?

Antwort: Die Offenbarung ist ein symbolisches Buch. Wir finden in ihr viele Ausdrücke, die wir bildlich zu verstehen haben. Dazu gehören auch, wie im gleichen Kapitel erwähnt, die Sonne, der Mond, die Sterne, die Berge und also auch die Inseln. Alle hier genannten 'Dinge deuten auf das hin, was fest und dauernd ist. Durch die Gerichte aber kommt alles ins Wanken; nichts wird mehr Beständigkeit haben. Alle Autoritäten, ob groß oder klein, werden aus ihren Stellen gerückt. Könige, Fürsten, Gewalten und Mächte sinken dahin, wie ein Orkan die unreifen Früchte des Feigenbaums abwirft. In Kapitel 16, 20 hoben wir das gleiche; aber hier werden die «Inseln» nicht nur «aus ihren Stellen gerückt», sondern «entfliehen», d. h. verschwinden völlig. Die Umwälzung ist eine totale und endgültige. Christus wird die Herrschaft antreten und Er duldet keine Rivalen neben sich. Alle Gottesfeindschaft und Gottlosigkeit wird hinweggetan sein und Friede und Gerechtigkeit werden den Erdkreis bedecken.

Frage Nr. 431: Sind wir heute nicht schon in der Zeit des vierten Siegels, dem Reiter auf fahlem Pferde, angelangt? Ich komme anders nicht zurecht mit der chronologischen Einteilung der Offenbarung und anderer prophetischer Stellen.

Antwort: Dennoch irren Sie sich in bezug auf die zeitliche Einteilung. Wir Christen haben mit diesen «Siegel-Gerichten» gar nichts zu tun. Der Hauptschlüssel zur Einteilung der Offenbarung findet sich in Kapitel 1,19: l. Was Johannes gesehen hat: den Herrn in Seinem richterlichen Charakter. 2, W a s ist, das ist die christliche Kirche oder Versammlung, deren ganze innere Geschichte in den sieben Bildern der Sendschreiben in Kap. 2 und 3 darge­stellt wird. 3. Was nach diesem, d.h. nach dem Abschluß der Geschichte der Kirche geschehen wird. Alles von Kap. 4 an, das Ja mit den Worten «nach diesem» beginnt, geschieht also erst nach Vollen­dung der Geschichte der Kirche, d. h. nach der Entrückung der wahren Christen. In Kap. 4 und 5 wird vorerst die Vorbereitung zu den Gerichten gezeigt. Dabei wird die christliche Brautgemeinde in den 24 Ältesten — als ihren symboli­schen Vertretern — bereits droben rings um den Thron Gottes her gesehen. Alle ihre Attribute, weiße Kleider, Kronen, Harfen, Rauchschalen, ihre Mit­wisserschaft an den Ratschlüssen, ihr Lobgesang in Kap. 5, 9—10, ihre Anbetung, die ihnen allein eigen ist, zeigen deutlich, daß die 24 Ältesten gar niemand anders darstellen können als die himmlischen Erlösten. (Vergl., auch 1.Petr. 2,4—9). 

Hieraus ergibt sich klar, daß die Entrückung zwischen Kap. 3 und 4 einzusetzen ist und alle Gerichte folgen nachher. Die Entrückung kann vielleicht als deren Eröffnungsakt gelten. Die ersten Gerichte in Kap. 6 erfolgen ja auch aus der Eröffnung der Siegel des Gerichtsbuches, das in Kap. 5 ja noch ungeöffnet gesehen wird. Von Kap. 6 an haben wir in den Heiligen auf Erden nur noch Juden und Früchte ihres Zeugnisses — Gläubige aus den Na­tionen — zu suchen, keine wahren «Christen» mehr, wie ja die Verse 9—11 deutlich zeigen. Es wird eben nach der Entrückung nochmals eine Zeit für die Juden sein, die zur Erfüllung der Hunderte von Prophezeiungen im Alten Testament in der Errichtung des Tausendjährigen Reiches führen wird. Nach Dan. 9, 24—27 ist noch eine ganze Jahrwoche von sieben Jahren bis zum Kom­men des Messias rückständig, die nach dem christlichen Zeitalter noch erfüllt werden muß. Dieses letztere ist nämlich eine Einschaltung ohne Zeitbestimmung in der biblischen, nur für Israel bestimmten und berechneten Chronologie. Die letzte Jahrwoche wird in Offb. 11—13 in zwei Abschnitten von Je dreieinhalb Jahren gezeigt, die erste in Kap. 11 als einer mehr ruhigen Zeit des Jüdischen Zeugnisses, die zweite, Kap. 12 und 13, als die der eigentlichen grossen anti­christlichen Drangsalszeit, Die Offenbarung bringt in Kap. 6—18 keine eigent­liche chronologische Darstellung, vielmehr eine gedankliche Folge, wobei die Zeitfolge oft von Einschaltungen und Einzeldarstellungen unterbrochen ist. Auch Kap. 7 ist eine solche Einschaltung, sozusagen ein Ausblick ans Ziel. Bei der Auslegung der Symbole in der Offenbarung muß man nach der Regel verfahren: «Die Schrift erklärt sich selbst», d.h. jene ist im Wort selbst zu suchen, wozu man sich eben Leitung und Erleuchtung durch den Heiligen Geist erbitten muß. Daran kehren sich leider viele Ausleger ganz und gar nicht.

Frage Nr. 432: Was ist die Bedeutung des «Weißen Pferdes» in Offb. 6! Dasselbe bereitet mir mehr Schwierigkeiten als die drei ändern, das rote, das schwarze und das fahle Pferd.

Antwort: Wie die ganze Offenbarung ein symbolisches Buch ist, so ist auch altes im sechsten Kapitel sinnbildlich. Man darf also nicht an wirkliche Pferde denken, sondern an das, was das Pferd in der symbolischen Sprache bedeutet. Es ist im allgemeinen ein Bild von großer Macht, gewaltigen Entwicklungen, Kriegen usw. Ich habe nie anders gedacht, als daß wir im weißen Pferd in Offb. 6 die Macht und Verführung des Antichristentums vor Augen haben. Satan ist der schlaue Nachahmer alles Göttlichen, wie dies gerade in der Offen­barung uns immer wieder gezeigt wird. Er kleidet sich weiß, aber es ist nur Schein: Scheinreinheit, Scheinheiligkeit, Scheinfrieden, Scheinkönigtum usw. Der Bogen deutet auf Fernkampf hin; sein Einfluß umfaßt die Welt, welche ihm huldigt. Dem wahren Christus setzten sie die Dornenkrone aufs Haupt; dem falschen, dem Gegenchristus (Antichrist) werden sie den Siegeskranz, das Diadem (Krone) aufsetzen. Die Person des Antichristen ist uns dann im 13. Kapitel (11—18) näher beschrieben.

Frage Nr. 433: ln Offb.6,6 heißt es: «und das Öl und den Wein beschädige nicht». Warum das? Mit Weintrinken wird doch viel gesündigt, wäre somit kein Schade! Oder ist es, weil der Wein im Abendmahlskelch als Symbol von dem Blute des Christus betrachtet wird?

Antwort: Mit dem Abendmahl hat dies absolut nichts gemein. In Offb. 6 haben wir es mit Gericht zu tun, Gerichten, die sich aus der Ungerechtigkeit und der Gewalttat der Menschen selbst entwickeln. Die Bedeutung von Wein und Öl lehnt sich dabei an Sprüche 21,17 an, Dorf bezeichnen die Ausdrücke menschliche Freude, Lustbarkeit, Luxus. Zu Teuerung und Hungersnot als gött­liche Gerichte im Sinne von Offb. 6 gehört also auch, daß wohl die lebensnot­wendigen Nahrungsmittel knapp und scharf bemessen sein werden, nicht aber, was nur zum Luxus und zum Freudentaumel gehört. Haben wir nicht einen deut­lichen Anschauungsunterricht darüber in der Rationierung während der Kriegs­zeit gehabt, die nur die lebensnotwendigen Artikel umfaßte, während die teuren und nicht notwendigen Genußmittel und anderer Luxus frei zu haben waren? Auch das gehört sicherlich gerade zum Gericht, daß dann, wenn das Licht der Welt und das Salz der Erde weggenommen sein wird, d. h. die zurück­haltenden Schranken (nach 2. Thess. 2, 6—8) gefallen sein werden, dem Wirken der Sünde, somit auch des Alkohols, dem Taumel der Leidenschaften, unge­hemmter Lauf gelassen wird.

Frage Nr. 434: Ist aus Matth.24,6—8 zu ersehen, daß wir jetzt in der Er­füllung dieser Weissagung leben, daß bald eine Christenverfolgung entstehen wird? Ist diese Verfolgung nicht identisch mit denjenigen in Offb. 6,11 und Offb.7,9—17?

Antwort: Alle diese Stellen haben mit uns Christen, die wir auf die Entrückung zum Herrn warten, nichts zu tun. Sie gelten nur dem gläubigen jüdi­schen Überrest der Endzeit und den durch diesen zu Gott Bekehrten aus den nichtchristlichen Völkern, Die 'Frage der Jünger bewegt sich ganz im Gesichtskreis der jüdischen Erwartung des messianischen Königreiches. Die «Vollendung des Zeitalters» bezieht sich auf dieses Königreich und auf den Tempel in Jerusalem. In Vers 4—8 durchgeht der Herr die Zeit des christlichen Zeugnisses in einer ganz allgemein gehaltenen Skizzierung der Ereignisse in Beziehung zu den Juden. Sie gellen also nicht der Christenheit, deren Zeit und Zeugnis hier nicht ins Gesichtsfeld tritt. Es handelt sich um rein jüdische Belange, wenn wir auch gewisse praktische Anwendungen daraus ziehen können. Mit Vers 14 geht die Schilderung ausgesprochen auf die Zeit nach der Entrückung der Ekklesia (Gemeinde) ein, mit Angaben, die deutlich jüdisch und örtlich, auf die Errichtung des Königreiches Israel in Palästina hindeutend, orientiert sind. Ganz abwegig ist die Anwendung irgend eines Ereignisses aus Matth. 24 auf unsere Tage. Wir bitten, hierzu Offb. 3,10 zu beachten, wo der Herr der Ver­sammlung in Philadelphia verheißt, daß es vor der Stunde dieser Drang­sale bewahrt werden soll — und zwar vor und nicht bloß «in», wie man oft unrichtig übersetzt hat, also sogar vor Jener Zeit, welche die Drangsale brin­gen wird. Die in Offb- 6,9—11 berührte Drangsal fällt allerdings mit derjenigen in Matth. 24, l—13 so ziemlich zusammen; aber auch da handelt es sich nicht um die Christenheit, sondern um gläubige Juden.

 Der Ruf um Rache geziemt sich gar nicht für Christen, welche Kinder der Gnade sind, denen der Herr in Matth. 5,44 auch eine ganz andere Belehrung gegeben hat. Die Sprache der Seelen unter dem Altar ist vielmehr dieselbe wie wir sie so oft in den Psalmen finden, also die des gläubigen Überrests aus Israel. Für diesen, der nur von Gerechtigkeit weiß, nicht von Gnade, ist dieser Ruf ordnungsgemäß. In Kap. 7, 9—17 handelt es sich dagegen um die große Drangsal der letzten Hälfte der Gerichtszeit. welche im Alten Testament so oft als der «furchtbare Tag des Grimms Gottes», der grossen Drangsal Israels, angekündigt wird, und welche den Inhalt der zweiten Hälfte von Matth. 24 bildet. In Offb. 7,14 ist genau übersetzt, nicht einfach allgemein von großer Drangsal die Rede, son­dern von «der grossen Drangsal», von einer bestimmten Gerichtszeit, welche in der Schrift anderswo ausdrücklich «die große Drangsal Israels» genannt wird. Auch bei dieser Volksmenge handelt es sich weder um Christen noch um Juden, sondern um Menschen aus den nichtchristlichen Nationen, welche durch das Zeugnis des jüdischen Überrests zu Gott gebracht werden. Der Wortlaut der Verse 9 und 10 läßt das unschwer erkennen.

Frage Nr. 435: In Offb. 6,16 und 9,6 suchen die Menschen den Tod und können ihn nicht finden, auch nicht durch Selbstmord?

Antwort: In beiden Stellen stehen die Menschen unter den Schrecken der Gerichte des Zorns Gottes, der dann in ungehemmtem Maß über die unbußfertigen Menschen ausgegossen werden wird. Sie mochten dann wohl dem­selben entfliehen, werden auch wohl alle Mittel dazu versuchen, denn der eine erfolgreiche Weg, den der bußfertigen Umkehr, wird ihnen dann verschlossen sein. Sie mögen dann den Tod suchen auf irgend eine Weise, wohl auch durch Selbstmord — womit man es Ja schon heute recht leicht nimmt — aber es kann nichts nützen. Den Qualen des Gerichtes Gottes kann man nicht ent­fliehen, auch durch den leiblichen Tod nicht, denn dann bleibt doch immer noch der zweite, ewige Tod im Feuersee, der viel schrecklicher ist. Aber es ist denkbar, daß ihnen selbst der leibliche Tod verwehrt sein wird und sie alle Gerichte auf Erden durchkosten müssen.

Frage Nr. 436: Worin besteht die «Versiegelung an den Stirnen» der 144000 Erwählten aus Israel? Ist es ein äußerlich erkennbares Zeichen?

Antwort: Ich zweifle nicht daran, daß sich diese 144000 Erwählten auch äußerlich von den ändern Menschen unterscheiden, allerdings nicht so, daß Gott ihnen 'irgend ein sichtbares Mal auf die Stirne drückt, wohl aber in ihrer Liebe, Sanftmut und Güte. worin sich wahre, ernste Christen doch heute schon von der Welt unterscheiden sollten. Die Welt wird in jenen Tagen in beson­derer Weise mit Zorn und Gewalttat gezeichnet sein, die Heiligen in ihrer Sanftmut werden darum auch um so mehr hervorstechen.

Frage Nr. 437: Welche Erlösten werden unter der «grossen Volksmenge» in Offb.7,7—19 dargestellt?

Antwort: Die «große Volksmenge» sind Erlöste, die sich, wie Vers 9 sagt, aus jeder Nation, Völkern, Sprachen und Stämmen rekrutieren. Im Gegensatz zur Kirche, zu der auch Erlöste aus den Juden gehören, finden sich in dieser «grossen Volksmenge» keine Israeliten. Diese finden wir im gleichen Kapitel gesondert in den «144000 Versiegelten aus allen Stämmen Israels». Das dürfte denen, die da meinen, die «große Volksmenge» wäre die Kirche, zu denken geben. Die Kirche sehen wir schon im 4. und 5. Kapitel droben im Vater­hause. Sie geht nicht durch d i e große Drangsalszeit, während von dieser "grossen Volksmenge» gesagt ist, daß sie «aus der grossen Drangsal kommen» (Vers 14). Sie ist also auf der Erde, nicht, wie die Kirche, im Himmel, denn der Seher sieht sowohl die 144000 aus Israel, als die große Volksmenge, auf der Erde. Sie sind lebend durch die große Drangsalszeit hindurchgegangen, also keine Märtyrer, und gehen nun ein in die Segnungen des Tausendjährigen Reiches, Die Kirche steht im Himmel um den Thron her (Kap. 4, 4), die große Volksmenge vor dem Thron auf der Erde (15). ^Sie dienen Ihm Tag und Nacht — fortdauernd, ununterbrochen — in Seinem Tempel. Nicht ein Tempel im Himmel, sondern der Tempel auf der Erde, im Tausendjährigen Reich. Der Herr wird über ihnen zelten: sie werden Seine glückselige Gemeinschaft in diesem Reiche genießen. Himmel und Erde werden einander so nahe gebracht sein, daß diese Freude der Erde auch die Freude des Himmels sein wird. Die vier lebendigen Wesen, die Ältesten (wieder ein Beweis, daß die große Volksmenge nicht die Kirche sein kann) und die Engel, beten Gott an und sagen: Amen! Werden auch Erlöste aus der Christenheit, welche bei der Entrückung zurück­bleiben, dabei sein? Das ist undenkbar. Die zurückbleibende Christenheit sind die «törichten Jungfrauen». Sie kommen vor die verschlossene Tür? Später wünschen sie Eingang.

 Der Herr sagt: Ich kenne euch nicht! Wer will die verschlossene Türe öffnen? Es gibt keine Bibelstelle, welche die verschlossene Tür je wieder öffnen läßt. Wer will dem Herrn sagen: «Du kennst sie doch»? Seit zwei Jahrtausenden wird der Christenheit das Evangelium ver­kündigt, Sie haben die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen und sich kräfti­gen Irrtümern zugewandt. In diesen Irrtümern werden sie ewiglich unrettbar verloren gehen. Nur die «klugen Jungfrauen» mit Öl in den Lampen — ein Bild des göttlichen Lebens in der Kraft des Heiligen Geistes — gehen zur himmlischen Hochzeit ein, die ändern bleiben draußen, ewiglich draußen. Die Tür ist verschlossen und kein Einwand und keine Wiederbringungslehre wird die göttlichen Angeln je wieder in Bewegung bringen können.

Frage Nr. 438: Wer Ist die Volksmenge in Offb.7,9—11 und wer die Ältesten in Kapitel 4,4.10—11?

Antwort: Um in diesen Fragen klar zu sehen, muß man von Offb.1,19 ausgehen, wo uns vom Heiligen Geist die Einteilung des Buches der Offen­barung gegeben ist. Was Johannes dort gesehen hat, ist bekanntlich der Herr Jesus als Richter und Beurteiler der Gemeinde, «Was ist» ist die Brautgemeinde, deren Geschichte uns in Kapitel 2 und 3 prophetisch gegeben ist. Diese findet mit dem Ausspeien des christuslosen Laodizäas ihren Abschluß. Mit Kapitel 4 beginnt die Geschichte der Ereignisse, welche «nach diesem» geschehen wer­den. Die Heiligen werden von da an im Himmel gesehen, und zwar eben im Bilde der oben erfragten Ältesten. Sie erscheinen als Könige und Priester (vergl. 1. Petr. 2, 5. 9), und sind Mitwisser der Ratschlüsse Gottes. Die Volksmenge in Offb. 7,9—11 ist die große Schar aus den Nationen, welche in der grossen Drangsalszeit für Israel zwischen der Entrückung und der Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches dem Zeugnis des gläubigen Überrestes aus Israel folgten und darum errettet wurden.

Frage Nr. 439: In Offb. 7,13—14 steht von solchen, die aus der grossen Trübsal kommen; sind dies solche, die bei der Entrückung zurückbleiben, aber doch den Antichristen nicht anbeten?

Antwort: Die Schrift sagt nur, daß es eine große Volksmenge sein wird, welche in jener grossen Trübsalszeit dem Zeugnis Gottes jener Zeit, also dem des jüdischen gläubigen Überrests, dem Evangelium des Königreiches des Messias (Matth. 24) geglaubt haben werden. Sie gibt uns aber keinerlei An­haltspunkte dafür, daß bei der Entrückung Zurückgebliebene dabei sein werden. Im Gegenteil sehen wir Matth, 25, l—13, daß der Herr die törichten Jungfrauen, welche zurückbleiben müssen, schlankweg verleugnet. Jedenfalls kann nicht angenommen werden, daß solche, welche jetzt die Wahrheit hören und kennen, dieselbe aber verschmähen, nachher noch eine andere Gelegen­heit haben werden, sonst würde nicht mit solchem Nachdruck ermahnt: «Heu­te, wenn ihr Seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!»

Frage Nr. 440: Sind die 144000 in Offb. 7 und die 144000 in Offb.14 die gleichen?

Antwort: Kaum' In Offb. 7 haben wir alle Stämme Israels, in Offb.14 nur Juda, Sie sind es, die heute schon In großer Zahl nach Palästina zurück­gekehrt sind- Sie sind es, die sich in besonderer Weise der Kreuzigung des Christus als Volk schuldiggemacht haben, denn die ändern zehn Stämme waren zu dieser Zeit Ja gar nicht im Lande. So können wir verstehen, daß Gott Jeden Teil für sich behandelt, und nicht in gleicher Weise in das Land ein­führt. Juda wird im Lande gereinigt von Schuld und Sünde, und Israel, das Zehn-Stämme-Volk unterwegs auf dem Wege. So müssen wir die beiden 144000 streng unterscheiden. Die 144000, die sich der Kreuzigung des Herrn nicht schuldig gemacht haben, weil sie wie gesagt nicht im Lande waren. werden sich — aus dem gleichen Grunde — auch nicht unter das Joch des Antichristen beugen.

Frage Nr. 441: Sind unter den 144000 Versiegelten in Offb. 7 nur Juden zu verstehen? Haben sie keine symbolische Bedeutung?

Antwort: Es ist nicht ersichtlich, weshalb unter den 144000 etwas anderes verstanden werden sollte, als Israel. Die anderen Völker sind doch der Gegen­stand der Weissagung in der zweiten Hälfte des gleichen Kapitels. Gott will das zwölfstämmige Volk, gesammelt und erneuert, wiedergeboren und gereinigt, in die Segnungen des Königreiches des Messias, das Tausendjährige Reich, einführen. Da aber die furchtbaren, antichristlichen Drangsale demselben vorausgehen, versiegelt sie der Herr, damit sie unbeschadet diese schwere Zeit — weil Gottes bewahrende Hand über ihnen ist — durchschreiten können. Symbolisch ist hingegen wie alle anderen Zahlen die Zahl 144000 = zwölfmal Zwölftausend. Die Zahl zwölf bedeutet eine dem Menschen anvertraute Ver­waltung: zwölf kleine Propheten, zwölf Jünger, zwölf Körbe voll Brocken usw. Haben wir hier gar zwölf mal zwölf, so bedeutet das eine vollkommene und vollendete Verwaltung nach Gottes Gedanken. Dazu wird Israel (nicht die Nationen) im Tausendjährigen Reich berufen und befähigt sein.

Frage Nr. 442: Warum wird der Stamm Dan nicht mit den anderen Stämmen In Offb. 7,4—8 aufgezählt?

Antwort: Das ist mit Bestimmtheit nicht zu sagen. Bemerkenswert ist, daß der Stamm Dan auch in der Aufzählung der Stämme in 1.Chron.1—7 fehlt; hingegen wird er im Tausendjährigen Reich wieder seinen Platz haben und im Norden Palästinas sein Erbteil finden (Hes.48,1). So wie unter den zwölf Jungem sich ein Verräter fand, wird ja auch einer der Stämme Israels den Antichristen stellen. Man hat vielfach angenommen, daß dies eben der Stamm Dan sei, indem man sich auf Stellen wie 1.Mose49, 17; Amos 8, 14 und Je r. 8, 16 stützt. Auch hat der Stamm Dan sich in besonderer Weise der Abgötterei schuldig gemacht (Richt. 18). Klar ist, daß Dan nicht versiegelt werden wird (Offb. 7), aber er wird, durch Busse und Umkehr von Gott begnadigt, wie oben erwähnt, ein Segensteil im messianischen Königreiche haben.

Frage Nr. 443: Sind die beiden Altare In Offb. 8,3: «der Altar» und «der goldene Altar" ein und derselbe Altar?

Antwort: Nein, das geht aus dem Gesamtinhalt des Abschnittes (Kap. 8, 1—5) hervor. Wir sind hier in eine Szene der Endgerichte versetzt: sieben Engel treten hervor, welche die Gerichtsposaunen blasen. Vorher aber er­scheint der Herr als Hohepriester — der «andere Engel» — um sich für die Heiligen, die zu jener Zeit auf der Erde sein werden, insonderheit den Überrest aus den Juden, zu verwenden. Er tritt hier an den «goldenen Altar», um «den Gebeten aller Heiligen", derer die droben Im Himmel und derer, die auf der Erde sind, «Kraft zu geben», auf daß diejenigen, welche durch die furchtbaren Gerichte zu gehen haben, bewahrt bleiben. Dieser ist somit ein Altar der Fürbitte, entsprechend dem Räucheraltar im Heiligtum der Stiftshütte. — Vom anderen Altar, der einfach «der Altar» genannt wird, aber nimmt der Herr selbst — in der noch verborgenen Gestalt eines Engels — Feuer, um es auf die Erde hinab zu werfen, was furchtbare Gerichte im Ge­folge hat. Dieser Altar ist also ein Altar des Gerichts, und entspricht somit mehr dem ehernen Altar im Vorhof der Stiftshütte.

Frage Nr. 444: Hat das «vollendete Geheimnis» in Offb. 10,7 Beziehung zur Entrückung der Kirche? Was ist mit dem «vollendeten Geheimnis Gottes» gemeint?

Antwort: Es handelt sich nicht um die Entrückung der Kirche, auch hat das "Geheimnis Gottes» nichts zu tun mit Eph, 3, 3. Es gibt noch andere Geheim­nisse Gottes als das der Kirche. Es ist zu beachten, daß das Geheimnis bei der siebenten Posaune vollendet wird, welche wieder nichts mit der letzten Posaune in 1.Kor.15,51—52 zu tun hat. Das «Geheimnis Gottes» besteht darin, daß Gott 6000 Jahre lang die Wirksamkeit des Geheimnisses der Gesetzlosig­keit zugelassen hat und daß Satans Wirken so lange fortdauern konnte. Gottes Volk hat immer darunter gelitten und leidet immer noch, ohne daß Gott bis­her eingeschulten wäre. Die schweigenden Himmel während dieser ganzen Zeit sind ein großes Geheimnis. (Vergl. Jes.64; Hab.1.) Wird dies immer so weiter gehen? Oder wird dieses Geheimnis einmal ein Ende haben? Wird Gott handeln, das Böse gestürzt und die Mächte der Finsternis zerschmettert werden? Jeder Christ weiß die Antwort. Die Propheten haben Gottes kommenden Sieg geweissagt. Christus kommt und wird die Herrschaft den Händen des Fürsten dieser Welt entreißen. Dann wird das Geheimnis gelöst, vollendet Werden. Beachten wir nur, was auf das Blasen der siebenten Posaune erfolgt: «Und der siebente Engel posaunte: und es geschahen Stimmen in dem Himmel, welche sprachen: Das Königreich der Welt unseres Herrn und Seines Christus ist gekommen, und  Er wird herrschen in die Zeitalter der Zeitalter» (Offb. 11,15).

Frage Nr. 445: Sind die zwei Zeugen In Offb. 11 die beiden Häuser Juda und Israel, oder sind es wirkliche Persönlichkeiten ?

Antwort: Es sind zwei wirkliche Persönlichkeiten, zwei mächtige Zeugen in der Kraft von Moses und Elias, als göttliches Gegengewicht gegen die unerhörte Macht Satans. Dieses Zeugnis wird zur Hauptsache in die 3Vi Jahre der grossen «Drangsal Jakobs» fallen, und zwar dort, wo der Antichrist seinen Thron haben wird — in Jerusalem. Das alles läßt sich aus dem Kapitel selbst ersehen. Aus diesem Grunde können nicht Juda und Israel gemeint sein; denn in dieser Zeit wird Ja nur Juda (mit Benjamin), d. h. der Teil, der sich der Tötung des Messias in besonderer Weise schuldig gemacht hat, im Lande sein. Nach Jes.11,11—17; 27,12—13; Hes.20,35—38 und Sach. 10,7—12 werden die zehn Stämme, die jetzt noch verschollen sind, von Gott außerhalb des Landes geläutert, da sie sich an der Tötung des Herrn Jesus nicht direkt mitschuldig ge­macht haben. Beachten Sie besonders Hes. 20, 38, wo ausdrücklich gesagt wird, daß diese zehn Stämme somit ihre Drangsal unter den Völkern durchmachen müssen und ohne Zweifel erst am Schluß der Gerichtszeit ins Land einziehen werden.

Frage Nr. 446: Wer ist die auf dem Monde stehende Frau in Offb. 12,1, und warum heilst es: «sie gebar einen männlichen Sohn? Wer ist das «entrückte Kind» ?

Antwort: Unverkennbar ist diese Frau ein Bild von Israel. Allerdings nicht Israel in der Geschichte, wie wir es kennen, sondern wie Gott es betrachtet; also Israel nach den Ratschlüssen Gottes, gefaßt von Grundlegend der Welt an. Wenn diese Frau die «Kirche» vorstellen soll, so erkläre man mir, wo und wann die Kirche eine Krone von zwölf Sternen trägt? Das ist doch typisch das zwölfstämmige Israel. Ferner gebar die Frau einen Sohn. Wann und wo hat die Kirche einen Sohn geboren? Es braucht wahrlich schon ein großes Maß von Unkenntnis und törichter Blindheit, hier die Kirche suchen zu wollen. Wenn man allerdings die Kirche und ihre Entrückung in die Zeit der grossen antichristlichen Drangsale verlegen will, muß man zu solchen Kunststücken Zuflucht nehmen. Israel hat den «Sohn» geboren—das Heil ist aus den Juden! nicht kann — man überlege — die Kirche den Heiland gebären. Wenn man die Wahr­heiten der Heiligen Schrift in einem auf den Kopf stellt, so muß man logischer­weise dasselbe auch im ändern tun. Israel ist «bekleidet mit der Sonnen; das will sagen: es ist mit der höchsten Autorität bekleidet, und daß «der Mond unter ihren Füssen» ist, daß sich ihre Herrschaft im Tausendjährigen Reich über alle Nationen ausdehnen wird. Auch die Zahl Zwölf weist hin auf eine anver­traute Verwaltung. Der Ausdruck «Männlicher Sohn» kann auch lauten: «Ein Männliches, ein Sohn». Es will wohl darauf hinweisen, was schon der Prophet Jesaja kundtut: «Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben und die Herrschaft ruht auf Seiner Schulter; und man nennt Seinen Namen: ...starker Gott...», Also das Wort «männlich» will wohl sagen: mannhaft, stark, mächtig. «Er wird alle Nationen weiden mit eiserner Rute» (Offb- 12.5) bestätigt dies. Da die Kirche nicht der Gegenstand der Offenbarung ist, d. h. vom 6. Kapitel an nicht mehr, so ist öfters darauf hingewiesen worden, daß die Entrückung der Kirche in der des «männlichen Sohnes» inbegriffen ist. Er wurde in den Himmel aufgenommen und die Seinigen werden es bei Seinem Kommen. Er das Haupt, wir die Glieder, Er der Himmlische und wir die Himmlischen (1. Kor. 15.48). Von dannen wird Er m i t den Seinen wiederkommen, um Israel das Reich auf­zurichten und «die Nationen zu weiden mit eiserner Rute». Er wird die Nationen zum Erbteil haben und die Enden der Erde zum Besitztum (Ps. 2).

Frage Nr. 447: Müssen wir die Zeitangaben in Offb. 12 und 13: Tage, Mo­nate, Jahre, buchstäblich oder symbolisch auffassen ?

Antwort: Ich denke, daß wir die 1260 Tage, die «Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit» und die «42 Monate», also dreieinhalb Jahre, buchstäblich aufzu­fassen haben, denn die Zeitrechnung in Dan. 9, 24—27 umfaßt siebzig Wo­chen (Jahrwochen), das sind 490 Jahre. Davon sollten 483 erfüllt werden bis zum Messias, was genau eingetroffen ist, zum Schrecken der ungläubigen Historiker, die diese Tatsache nicht leugnen können. Die letzten sieben Jahre harren noch der Erfüllung und da die 483 Jahre richtige Jahre waren, so ist doch nicht anzu­nehmen, daß die letzten sieben dann andere sein müßten. Sie werden in der Zeit zwischen der Entrückung und der Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches erfüllt werden. Die 1260 Tage oder dreieinhalb Jahre bezeichnen die zweite Hälfte dieser Jahrwoche, die durch besondere Schrecken der Gerichte gezeich­net sein wird.

Frage Nr. 448: Ist nicht anzunehmen, daß unter der Frau In Offb.12 die Gemeinde (Kirche) des Herrn zu verstehen ist? Ist vielleicht die Schweiz der dort genannte «Bergungsort»? 

Antwort: Ihre Annahme ist uns nicht unbekannt, stimmt aber mit dem bibli­schen Gedankengang nicht überein. Nach 2. Petr. 1 darf eine Auslegung nicht nach eigenen Gedanken und menschlicher Logik geschehen, sondern muß unter der Leitung des Heiligen Geistes in der Schrift selbst gesucht werden. Denn die Bilder wollen doch bestimmte Gedanken Gottes wiedergeben, deren Auslegung durch die Zusammenhänge In den verschiedenen Stellen seiner An­wendung gefunden werden muß. Daher muß man sowohl auf die eigentüm­lichen Ausdrücke, als auf die grundsätzliche Natur der Bilder wohl achten. In bezug auf das Buch der Offenbarung ist auch dessen Aufbau zu berück­sichtigen. Nach Kapitel 1,19 enthalten Kapitel 2 und 3 die Geschichte dessen, «was ist», d. h. der Kirche des Christus auf Erden, welche damit abschließt. Vom Kapitel 4 an ist die wahre Kirche nicht mehr auf Erden zu finden, sondern im Himmel, wo sie bis Kapitel 18 in den 24 Alertesten gesehen wird, welche ihre sozusagen offizielle Stellung um Gottes Thron repräsentieren. Alles von Kapitel 4 an gehört zu dem, was «nach diesem geschehen Mus», d. h. was nach der Vollendung der Geschichte und der Entrückung der wahren Gemeinde gesche­hen wird. Kapitel 4 und 6 sind darum auch durch, die Worte: «Noch diesem» eingeleitet. Ferner müssen wir beachten, daß .in Kapitel 6—18 nicht eine ge­schlossene chronologische Folge zu finden ist, sondern eine Kette von lauter Einzelbildern. So ist auch Kapitel 12 ein Abschnitt für sich, der uns den ge­samten Kampf Satans gegen den Herrn Jesus Christus, vom allerersten Anfang an, vor Augen führt.

 Die Verse 3 und 4 unseres Kapitels illustrieren ja deutlich Satans Erhebung und Abfall, der zwischen dem l. und 2. Vers von 1.Mose 1 zu denken ist und In Jes.14,12—15 und Hes.28,14—16 andeutungsweise ge­streift wird. Der Kampf gegen Gottes Sohn hat ja nicht erst mit dessen Erschei­nen begonnen. Beachten Sie weiter den Ausdruck: «männlicher Sohn» (nicht bloß Sohn), der «mit eiserner Rute weiden wird». Es kann also niemand anders, als unser Herr, Jesus Christus, der Richter und erbberechtigte König sein. Unter dem Bild der Frau (oder auch der Braut) wird überall in der Schrift das in sich selbst schwache und unvollkommene Volk Gottes bezeichnet. Im Alten Testa­ment und auch hier in Offenbarung 12 ist es Israel (vergl. z. B. Hosea), in Neuen Testament, i. B. Eph. 5, die wahre Gemeinde des Herrn Jesus Christus. Als ihr gesetzmäßiger Mann stellt sich im Neuen Testament Christus selbst dar. Hier in Kapitel 12 ist unter der Frau Israel gemeint, das Volk, aus dem Jesus Christus als wahrer Mensch hervorgehen sollte; es handelt sich nicht eigentlich um die persönliche menschliche Geburt, als vielmehr um Seine Abstammung als «der Same» aus Israel an sich.

 Nun, die ganze Geschichte Israels ist voll von Anstren­gungen Satans, dieses Volk als dem Träger der Verheißungen zu verderben, um das Erscheinen des Heilandes der Welt zu verhindern. Denken wir nur an die vielen Gefahren, wodurch Israel an den Rand des Untergangs kam, den aber Gott immer wieder verhinderte, so durch Pharao (2. Mose l—2), dann Ablag Haman, das Haus Ahabs und Athalja (den königlichen Samen) und Herodes zur Zeit der Geburt des Herrn. In Vers 5 wird dann die Geschichte des Herrn und Seiner Brautgemeinde auf Erden nur kurz gestreift und von Vers 6 an auf den Kampf Satans gegen den Herrn und Sein Volk Israel näher eingetreten. Dort stellt die Frau den gläubigen Überrest aus Israel dar, der das göttliche Zeugnis in der Endzeit fortsetzen wird. Dieses Zeugnis wird in seinem Charakter in den beiden grossen Zeugen in Offb.11 gezeichnet. Die Vertreter dieser irrigen Richtung betonen ja selbst die Sohnschaft der Glieder der Gemeinde von Jesus Christus, wieso kann die Gesamtkirche die Mutter sein? Die Gemeinde, die Ekklesia, d. h. die Herausgerufene, von Gott allein gezeugt und berufen, ist heute nur ein Überrest inmitten einer verwelt­lichten Gesamtkirche, aber doch nicht deren Sohn! Auch paßt das Bild des «männlichen Sohnes» wahrlich schlecht auf uns, die wir nur «eine kleine Kraft» haben l Selbstverständlich kann nicht unser liebes Schweizer Vaterland die Zufluchts­stätte der Frau sein. Wohl hat unsere Heimat die Aufgabe, den Unglücklichen des Krieges Hilfe und Beistand zu sein, aber deswegen dürfen doch noch keine Schlüsse in bezug auf die Frau in Offb.12,6 gezogen werden. Es darf nicht vergessen werden, daß die Geschichte Israels Im Worte Gottes stets in enger Verbindung mit dem Lande seiner Väter, also Palästina, verstan­den ist und daß alle Prophezeiungen für die Endzeit die Rückkehr des Volkes dorthin voraussetzen. So betrachtet, ist eine Flucht nach der Schweiz nicht denkbar. Es ist überhaupt gewagt, für noch Zukünftiges aus dem Tagesge­schehen ganz bestimmte Schlüsse zu ziehen; wir sehen Ja, wie die Lage sich oft unvermutet von heute auf morgen gründlich ändern kann.

Frage Nr. 449: Muß die Gemeinde des Herrn auf Grund von Offb.12,6. 14—16 eine Zufluchtsstätte suchen?

Antwort: Nein, denn im ganzen erwähnten Kapitel ist nicht von der Kirche, der Ekklesia, die Rede, sondern von Israel. Wohin sollte sie auch (liehen? Ist es nicht vielmehr unsere Berufung «stille zu sein und auf den Herrn zu warten?» Offb. 12 redet von den grossen Verfolgungen, welchen Israel in der grossen Drangsalszeit nach der Entrückung ausgesetzt sein wird. Dennoch wird sich der Herr dort einen gläubigen Überrest aussondern und ihm einen Zufluchtsort geben, wo ihn die Anläufe Satans nicht erreichen können.

Frage Nr. 450: Warum heißt es in Offb. 14,13: «Glückselig die Toten, die im Herrn sterben, von nun a n ?

1. Antwort: Diese Stelle bezieht sich nicht auf die Jetzige Zeit — wiewohl natürlich auch jetzt alle, die im Herrn entschlafen, glückselig zu nennen sind —, sondern auf die Zeit nach der Entrückung, und zwar im besonderen auf die zweite Hälfte der grossen Drangsalszeit, Denn dann wird eine Zeit gehäufter Gerichte sein, in der Menschen in großer Menge sterben, und auch viele Gläubige, die dem Lamm folgen und Ihm die Ehre geben, vom «Tiere» ge­tötet werden. Aber diese werden glückselig gepriesen, weil sie ja damit nur zur ewigen Ruhe eingehen und sogar ohne lange Wartezeit wieder aufer­weckt werden und somit zur ersten Auferstehung gehören. Sie werden mit dem Herrn und mit der Kirche herrschen (vergl. Offb. 20, A—6, wo wir dieses «Glückselig» wieder finden). Dabei ist auch zu beachten, daß die Gläu­bigen jener schrecklichen Zeit ja nicht dem himmlischen Volke zugehören, sondern sie erwarten das Reich des Christus auf Erden, wo sie auch die Be­lohnung ihrer Werke empfangen werden (vergl. Matth. 25, 31—46).

 Nun aber könnten sie sich in ihren Hoffnungen gelauscht fühlen, wenn sie noch so kurz vor der Errichtung des Königreiches den Märtyrertod erleiden; darum tröstet sie die Stimme des Herrn aus dem Himmel mit diesem «Glückselig». Der Aus­druck «von nun an» weist wohl einfach auf den besonderen Vorzug hin, welchen die Märtyrer jener letzten Tage vor ändern Zeiten haben, weil sie unmittel­bar, ohne vorangehende Wartezeit, in die Erfüllung ihrer Hoffnung eingeführt werden (vergl. Offb. 11, 11—12).
2. Antwort; Es mochte den Heiligen jener Tage, da in kurzem der Herr das Reich der Gerechtigkeit und des Friedens aufrichten würde, bemühend er­scheinen, nun des Märtyrertodes sterben zu müssen. Doch weil nun die Gerichte einen noch furchtbareren Charakter annehmen sollten, war es für sie kein Verlust, sondern ein großer Gewinn. Darum das, «von nun an». Nach Kap. 20, 4 würden sie zur Einführung in das Tausend­jährige Reich ja wieder auferweckt werden. «Sie lebten und herrschten mit Christus tausend Jahre.» Es ist rührend, wie die Stimme aus dem Himmel diese Getreuen tröstet. Im nächsten Kapitel sehen wir sie am «gläsernen Meer». Sie haben Harfen Gottes und singen das Lied Moses. Sie haben überwunden, das Feuer der Trübsal ließ keinen Flecken an ihnen zurück und das gläserne Meer spiegelt ihre Reinheit wieder. Ist es nicht auch für uns eine Ermunterung, auszuharren und den Herrn vom Himmel zu erwarten? 

Frage Nr. 451: Handelt es sich in Offb. 14,13—20 nicht ausschließlich um  das Gericht Über die Nationen! In welchem Zusammenhang steht dieses Gericht mit dem Volke Israel?

Antwort: In diesem Kapitel ist sowohl von den Nationen als von Israel (bzw. Juda und Jerusalem) die Rede. Vers 1—5 zeigt den gläubigen Überrest aus Juda, Vers 6—16 bezieht sich auf die Nationen und Vers 17—20 auf das abtrünnige Juda. Israel wird in der ganzen Bibel von den Nationen stets scharf geschieden. Als von Gott für Sich auserwählt, bleibt Israel für immer abgesondert; obwohl es heute unter die Nationen zerstreut ist. Gott rechnet es nicht unter dieselben, darum ließ Gott auch nicht zu, daß es sich mit den­selben assimiliere (vermische). Zwar war die Gefahr hierzu immer vorhanden, hatte aber sehr zugenommen, und das ist wohl mit ein Grund, daß Gott die furchtbaren Judenverfolgungen zu ließ, um diese Vermengung zu verhindern, Israel nimmt von Anfang bis zum Ende der Heiligen Schrift seine ihm eigene Stellung ein und daher haben wir hier zwei Bilder des Gerichts: Ernte und Weinlese. Die Ernte in Vers 14—16 betrifft sehr deutlich erkennbar die Nationen de- Erde, unter Ausschluß des Volkes Israel. (Vergl. Joel 3, 11—14.) Es ist das gleiche Gericht von dem wir in Matth.13 lesen. Dort wird uns gesagt: «Der Acker ist die Welt» (Vers 38). Nun ist die Ernte «überreif geworden» (Offb. 14, 15); dementsprechend wird das Gericht sein. In Vers 17—20 finden wir das Gericht über den Weinstock, «die Wein­lese». Der Weinstock wird öfters als Symbol auf Israel angewendet. (Vergl. Jes.5,1—7; Psalm 80,8—11; Matth.21,33—41.) Das Gericht betrifft hier Juda und Jerusalem. In Vers 20 werden darum auch Stadt und Land der Juden an­gedeutet. Während bei der «Ernte» noch Gerechte ausgesondert werden, welche verschon) bleiben, ist hier das Gericht ein totales, denn der gläubige Überrest ist durch die «Versiegelung» (Offb. 7) schon früher ausgeschieden worden. Nichts und niemand wird dem Zorn Gottes entgehen.

Frage Nr. 452: Muß man sich das Austrocknen des Euphrat buchstäblich oder symbolisch vorstellen ? (Offb. 16,12.)

Antwort: Die Kriegsheere, die den Euphrat zur Schlacht bei Harmagedon überqueren, sind wirkliche Heere, warum soll dann die Austrocknung des Stromes nicht auch eine wirkliche sein? Ich habe nichts dagegen, wenn Sie der Überschreitung auch einen symbolischen Sinn geben wollen, aber diesen müssen Sie sich schon selbst zurechtlegen.

Frage Nr. 453: Wer ist die große Hure, die auf den vielen Wassern sitzt in Offb.17,1?

Antwort: Kurz gesagt, die ungetreue Kirche, die nach der Entrückung der Ekklesia zurückbleibt. Die Untreue liegt In dem Buhlen mit der Welt, die Christus gekreuzigt hat; darum nimmt der Heilige Geist ein so schreckliches Wort, um die ganze Furchtbarkeit dieser ungöttlichen Verbindung zu doku­mentieren. Daß sie «auf vielen Wassern sitzt» will sagen, daß Satan aus allen Ländern und Völkern sich diese christuslosen Seelen sammelt, und sie vereinigt zu einer Einheit, die er selbst wieder mit der Große, Herrlichkeit und dem Ruhm dieser Welt krönt; so auf perfide Weise die wahre Gemahlin des Lammes nachahmend.

Frage Nr. 454: Was habe ich unter der Frau in Offb. 17 und 18 zu ver­stehen? Es wird auch «Babylon» genannt und man sagte mir, daß es Rom sei, aber Rom ist doch eine westliche und Babylon eine östliche Stadt! Muß man unter Babylon nicht mehr an ein orientalisches Reich oder eine östliche Herr­schaft denken?

Antwort: Es dünkt uns, daß es hier weniger um geographische Begriffe als vielmehr um sittliche Einstellung geht. So wird von dem abtrünnigen Jerusalem gesagt, daß es «Sodom und Gomorra» gleichgeworden sei. Keine Frage, daß wir in den Bildern von der Frau (Luther: Weib), von «Babylon», von der «grossen Hure» die apostate, abgefallene, degenerierte, christuslose Christenheit in ihrem letzten Stadium vor dem endgültigen Gericht haben. Sie hat unstreitig ihren Sitz in Rom, der Siebenhügelstadt (Offb. 17, 9). Babylon war keine Hügelstadt, sondern lag in der weiten Ebene der Flüsse Euphrat und Tigris. Während bei Rom der geographische Begriff zutrifft, ist dies bei Babylon nicht der Fall, denn es wird nicht wieder aufgebaut werden und ist heute noch Wüste. (Vergl.Jes.13; Jer.51.) Jedoch .ist Rom völlig von baby­lonischen Grundsätzen beherrscht und beeinflußt. Besteht auch Babylon als Stadt nicht mehr, der Geist Babylons ist geblieben und übt seinen zersetzenden, die göttliche Wahrheit unterminierenden Emfluß aus. Das ist der Grund, wes­halb Gott Rom mit Babylon identisch macht.

Frage Nr. 455: Wir lesen an verschiedenen Stellen im Alten Testament von einer Braut, so im Hohelied 4, 8.10.12, dann Ps. 45, der doch deutlich von einer Braut redet; ist das die gleiche wie in Offb. 19 und 21 ?

Antwort: Dem aufmerksamen Bibelleser fällt es nicht schwer, im Alten Testa­ment die Herrlichkeit der Neuen Schöpfung zu erkennen, während uns das Neue Testament, und 'in Sonderheit die Offenbarung, die Herrlichkeit des Him­mels vor Augen stellt. So ist auch das Volk, das diese beiden Sphären bewohnt, nicht das gleiche. Gewiß, auch auf der Erde wird nach ihrer Erneuerung und Wiedergeburt ein dem Herrn gehörendes Volk seinen Wohnsitz haben. Es lebt in inniger Gemeinschaft mit seinem Herrn und Erlöser und wird darum auch eine Braut genannt, wie diejenige, die der Herr ins himmlische Vaterhaus einführt.

Frage Nr. 456: Wer sind die drei Klassen von Seelen, welche wir in Offb. 20,4 finden: 1. Solche, die auf Thronen sitzen; 2. Seelen, die enthauptet wur­den, und 3. die, welche das Tier nicht angebetet haben?

Antwort: Alle drei Klassen sind Mitregenten des Christus im Tausendjäh­rigen Reich, also Teilhaber an Seinem Reiche. «Ich sah Throne und sie saßen darauf, und es wurde ihnen gegeben, Gericht zu halfen.» Das ist die erste Klasse der Heiligen, die genannt wird. Es sind ohne Frage dieselben, welche wir im vorhergehenden Kapitel finden. Es ist des Herrn Gemahlin, zur Hochzeit geführt und angetan mit feiner Leinwand (Offb. 19, 7—9). Die Bekleidung mit feiner Leinwand deutet an, daß es nicht Engel sein können, sondern Erlöste, solche, die überwunden haben durch des Lammes Blut und in Kleidern einhergehen, die ihnen als Lohn ihrer Treue vom Herrn selbst gegeben worden sind. Sie wurden durch den Herrn entrückt und kommen nun m i t Ihm vom Himmel herab, um an der gottlosen Erde Gericht auszuüben (Offb. 19,11. 14). Von der zweiten Gruppe lesen wir, daß sie «um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen» enthauptet wurden. Dies sind die Blutzeugen der Drangsalszeit. Während der Antichrist triumphierte, haben sie nicht aufgehört, von Jesu zu zeugen. Das erregte den Zorn des Widergöttlichen, der keine Toleranz und keinen Widerspruch gegen seine antichristlichen Ansprüche duldet.

 Für uns Christen gilt es heute; «Allezeit das Sterben Jesu am Leibe umhertragend, auf daß auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde» (2. Kor. 4,10). Die dritte Klasse von Heiligen sind solche, «welche das Tier nicht ange­betet haben, noch sein Bild, und das Malzeichen nicht angenommen haben, an ihre Stirn und an ihre Hand». Es sind also solche, die in ((Drangsal der Zeiten» sich geweigert haben, das Tier, d. h. das römische Oberhaupt des wiedererstehenden Weltreiches, anzubeten. Die Betonung: «Sie lebten und herrschten mit dem Christus tausend Jahre» läßt vermuten, daß auch diese Gruppe den Märtyrertod erlitten hat. Wie dem auch sei, sie erlangen vom Herrn eine gerechte Entschädigung für ihr Ausharren in Leiden und Drangsal. Auch sie werden «würdig geachtet... des Königreiches Gottes» (2. Thess. 1, 5); werden herrschen mit Christus im Tausendjährigen Reiche.

Frage Nr. 417: Wollen Sie mir bitte eine Erklärung von Offb. 10. 6 geben? Was bedeutet der Ausdruck «erste Auferstehung», und wer sind die «Priester Gottes und des Christus», und wer ist der «zweite Tod», der über jene keine Gewalt hat ?

Antwort: In der ersten Auferstehung sind alle Heiligen aller Zeit­alter zusammengefaßt. Wir dürfen in diesem Ausdruck nicht etwa bloß die Ekklesia sehen. Diese alle werden auch «Priester» sein, d.h. Gott an­beten und Ihn preisen, der sie in Christus Jesus erkauft und erlöst hat. Unter dem «zweiten T o d » ist kurzweg das Gericht zu verstehen, denn dasselbe hat über den. der des Glaubens an Christus ist, keinerlei Gewalt und keinerlei Recht mehr. Christus hat Satan überwunden, und wer Jesus als seinen per­sönlichen Heiland angenommen hat, dem kann der Fürst der Finsternis nichts mehr anhaben.

Frage Nr. 458: Wer sind die «Feiglinge» in Offb.21,8?

Antwort: Ohne Frage keine Gläubigen, denn diese werden und können nicht in den Feuersee geworfen werden. Es ist hier nicht die Rede von An­fechtungen und Zweifeln, die bei den Gläubigen eine gewisse Furchtsamkeit hervorrufen können, sondern von solchen Seelen, die zu furchtsam, eben 2 u feige sind, die Schmach des Christus, einer spottenden, höhnenden Welt gegen­über, auf sich zu nehmen und sich mit Freimut zum Herrn zu bekennen. Es sind auch solche, die die Schönheit und Kostbarkeit des Namens Jesu ge­schmeckt haben, und sich in die Nachfolge des Herrn gestellt hätten, wenn das Christsein nicht mit Kampf und Verachtung verbunden wäre. 0 ihr armen Feiglinge!

Frage Nr. 459: Wer sind die in Offb. 21, 24-26 + 22,2 genannten Nationen? 

Antwort: In Offb. 21,9 bis 22,5 wird die  himmlische, ewige Stadt, die Gesamtheit der himmlischen Heiligen, eingehend beschrieben und zwar 'in ihrer glorreichen Beziehung zu den Menschen im Tausendjährigen Reiche. Dies geht aus Kapitel 21,2 und 9 hervor, wo sie in ihrer Herrlichkeit und als Tempelwohnung Gottes und des Lammes zu den Menschen herabkommt. Die Nennung der Nationen bezieht sich auf diese Zelt der 1000 Jahre, da gibt es noch Na­tionen und Anlaß zu erleuchten und zu heilen. In Kapitel 21,1—8 ist aller­dings schon der ewige Zustand angedeutet, als Abschluß der historischen Folge der Kapitel 19 und 20; da ist keine Rede mehr von Nationen, nur noch von Menschen allgemein. Man darf nicht vergessen, daß die Ewigkeit für die im Himmel verherrlichten Heiligen — in 2.Petr.3,12—13 der «Tag Gottes» ge­nannt — schon mit der Entrückung beginnt. Die in den angeführten Stellen erfragten Nationen sind also solche, die im Tausendjährigen Reiche Gott die Ehre geben.

Frage Nr. 460: Wie kann man sich das in Offb, 22, 2 Gesagte vorstellen: «In der Mitte ihrer Straße und des Stromes, diesseits und jenseits, der Baum des Lebens»?

Antwort: Indem man sich von einem, der Griechisch kann, sagen läßt, daß «Straße» eigentlich breite Fläche oder breiter Weg bedeutet. Daß dann durch die Mitte dieser «Breite» der Strom mit hüben und drüben stehendem Baum (eigentlich Holz) fließt. Der scheinbar störende Gedanke: «in der Mitte des Stromes diesseits und jenseits der Baum des Lebens» ist dann ausgeschaltet. Darum erleichtern manche Übersetzer dem Leser das Verständnis dadurch, daß sie sagen: «In der Mitte ihrer Straße und diesseits und jenseits des Stromes . . “

Frage Nr. 461: Sind alle Menschen von Gott verflucht?

Antwort: Es ist nicht richtig zu sagen, der Mensch wurde verflucht. Gott hat nicht ihn, sondern den Erdboden verflucht. Daß er unter dem Fluch, der auf Gottes Erdboden liegt, leidet und seufzt ist offenbar. Der Gläubige aber freut sich der Zeit, wo «keinerlei Fluch mehr sein wird» (Offb. 22, 3).

Frage Nr. 462: Wer unrecht tut, tue noch unrecht, und wer unrein Ist, ver­unreinige sich noch» [Offb. 22,11). Wie ist diese Stelle zu verstehen?

1. Antwort: Dieser Vers führt uns ohne Zweifel an den Rand der Tage, da die Gnadenzeit vorüber ist und die Gerichtszeit beginnt. Alles bekommt einen bleibenden, unveränderlichen Charakter. Alles wird von endgültiger Dauer sein. Es wird keine Zeit mehr sein, um sein Unrechttun und sein Unreinsein zu ändern. Das muß jetzt, heute, geschehen, bei des Herrn Wiederkehr wird es zu spät sein. Der Herr hafte Johannes das neue Jerusalem vor Augen geführt, und kurz vorher schaute er mit Entsetzen das Endgericht am grossen, weißen Thron: die Glückseligkeit der einen und die ewige Verdammnis der anderen; an diesem Endzustand ist in Ewigkeit nichts mehr zu ändern. Der Herr sagte zu den Jüngern: «Gleichwie in den Tagen Noahs, also wird es auch sein in den Tagen des Menschensohnes: sie aßen, sie franken, sie heirateten ... bis zu dem Tage, da Noah in die Arche ging, und die Flut kam und sie alle umbrachte... desgleichen wird es an dem Tage sein, da der Menschensohn geoffenbart wird» (Luk. 17, 26. 27. 30). Sicherlich ist es keine Sünde, zu essen, zu trinken und zu heiraten; aber sträflicher Leichtsinn ist es, nur an das Irdische zu denken und nicht an das Ewige. So wird eben die Zeit kommen, da die Menschen mit dem Bösen nicht mehr brechen können, da dasselbe ausreift zum Gericht.
2. Antwort: Die Verse 10—13 müssen im Zusammenhang gelesen werden. «Versiegle nicht» (Vers 10) gibt Anweisung, daß das Geoffenbarte wohl zu be­achten und zu erwägen sei. Das Wort gibt gleichzeitig kund, daß die Erfüllung des Geschriebenen nahe ist und damit die Gnadenzeit, die gegenwärtige Haus­haltung (Verwaltung) ihrem Ende entgegengeht und einer neuen, der der Gerichte Platz machen wird. 

Die Möglichkeit, sich zu bekehren, sich von Unge­rechtigkeit und Unreinheit abzuwenden, wird vorbei sein. Von nun an muß Jedermann — das Böse kommt zur Reife — in seinen Sünden verharren, weil er es nicht anders wollte. Es ist keine Kraft mehr da, sie zu fliehen, der Sünder kann nicht mehr anders und wird in seinen eigenen Leidenschaften das unaus­bleibliche Gericht empfangen. Der Herr ist nahe, um einen jeden nach seinen Werken und seinem Tun zu richten, darum erfolgt in Vers 14 eine letzte Mah­nung, sich zum Herrn zu wenden. Angefragter Vers entspricht völlig dem Cha­rakter der Offenbarung, welche nicht das Zeugnis der Gnade Gottes, sondern Seines gerechten Gerichtes ist. Gott ist als der Beurteilter und Richter der Lebenden und Toten dargestellt, darum ist hier die Form absoluter und strenger Gerechtigkeit gewählt und angewandt.

Frage Nr. 463: In der Offenbarung lesen wir immer wieder «Wer überwindet», und dann in Kapitel 22,12: «Ich komme bald, und Mein Lohn mit Mir», Wie Ist dies aufzufassen?

Antwort: In beiden Fällen tritt der Lohn, die Vergeltung, ins Gesichtsfeld, den der Herr, der, wenn dieses Buch geöffnet wird, als Beurteiler und Richter erscheint, austeilt. Die Frage der Errettung wird hier nicht behandelt. In den sieben Sendschreiben stellt der Herr all das Böse fest, das sich in den Ver­sammlungen eingenistet hat, wie auch das Anerkennenswerte, und zwar beidenfalls in bezug auf den allgemeinen Zustand. Den Trägern des Bösen stellt der Herr Strafe und Gericht in Aussicht, denjenigen aber, welche trotz des allge­meinen niedrigen Zustandes sich von diesem Bösen fernhalten und es über­winden, entsprechende Belohnung.

 In den drei ersten Sendschreiben wird da­bei noch die ganze Versammlung (Gemeinde) angeredet, von dem vierten an aber werden diese Getreuen als ein Überrest vom übrigen Ganzen unter­schieden, mit Ausnahme von Philadelphia, weiches selbst diesen Überrest dar­stellt im Gegensatz zu Laodizäa, wo der Herr außerhalb der Kirche steht und nur noch einzelne sucht und ruft. Die Stelle in Kapitel 22,12 ist in demselben allgemeinen Charakter zu ver­stehen, der hier durch das Kommen des Herrn unterstrichen wird. Es wird ja so­wohl für die Seinigen zur Entrückung kommen, als auch zum Gericht an den Gottlosen. In Vers 14—15 folgt dann die Angabe der Scheidelinie zwischen beiden, welche nicht in Werken, sondern im Waschen der Kleider besteht. Erst von Vers 16 an redet der Herr wieder zu den Seinigen allein und zwar im Verhältnis Seiner Liebe und Zuneigung.

Frage Nr. 464: An wen sind die drei «Komm!» in Offb. 22,17 gerichtet?

Antwort: Das erste «Komm!» ist dar gemeinschaftliche Ausruf des Geistes und der Braut, die in innigster Gemeinschaft mit dem Herrn stehen und nichts sehnlichster wünschen, als daß Christus kommen möchte, um Seine bluterkaufte Gemeinde, die Ekklesia, heimzuführen ins Vaterhaus droben. — Das zweite «Komm!» ist nicht der allgemeine, sondern der persönliche Ruf des Ein­zelnen an den wiederkommenden Herrn. Daraus folgert die herzliche und drin­gende Einladung an den seufzenden und heilsverlangenden Sünder, daß er kommen möchte, um in Jesu Retterarmen Vergebung der Sünden und das ewige Leben zu finden. Das dritte «Komm!» ist also nicht an den Herrn, sondern an den Verlorenen gerichtet; er soll kommen und trinken aus dem Strome des Lebens.

c) SCHEINBARE WIDERSPRÜCHE

Frage Nr. 465: Bitte lösen Sie mir den Widerspruch: In 2.Sam.24,1 lesen wir, daß Jehova Israel reizte, um das Volk zu zahlen; in 1.Chron.21 wird das gleiche Satan zugeschrieben. Was nun?

Antwort: Diese NUSS ist ziemlich hart, die Sie mir da zu knacken aufge­geben haben. Wenn wir aber sorgfältig lesen, ist der Widerspruch wie immer nur scheinbar. Die gleiche Sache wird eben von ganz verschiedenen Gesichts­punkten aus betrachtet. Satan war darauf aus, David zu schaden und Unheil anzurichten. Vergessen wir nicht, er ist der große Widersacher, damals wie heute, darum bemüht er sich, zu verleiten und zu verführen. Auf der anderen Seite aber steht Gott, der es in Seiner Weisheit für gut fand, Satan gewähren zu lassen. Gott verführt nie zum Bösen, das besorgt Satan. Gottes Zorn war wider Israel, nicht gegen David entbrannt. Satan verleitete Israel zum Hoch­mut, und darum züchtigte Gott Sein Volk.

Frage Nr. 466: Wie müssen wir es verstehen, daß an gewissen Stellen steht, daß Gott von Angesicht zu Angesicht mit jemand sprach, und dann wieder, daß niemand Gott je gesehen hat?

Antwort: In 2. Mose 33 sehen wir, wie es gemeint ist, wenn Gott mit jemand von Angesicht zu Angesicht spricht. Dort lesen wir im 9. Vers: «Und es geschah, wenn Moses in das Zelt trat, so stieg die Wolkensäule hernieder und stand am Eingang des Zeltes und Jehova redete mit Mose». Und in Vers 11 wird beigefügt; «Und Jehova redete mit Moses von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet», Moses sah also nur die Wolkensäule, und in der Wolkensäule wohnte Jehova, der aus derselben mit Mose sprach. Am Ende des gleichen Kapitels sagt Moses zu Gott: «Lass mich doch Deine Herrlichkeit sehen». Der Herr aber antwortete ihm: «Du vermagst nicht Mein Angesicht zu sehen, denn nicht kann ein Mensch Mich sehen und leben» (Vers 20). Darauf wurde Moses in die Felsenkluft gestellt und Gott sagte ihm: «Und es wird geschehen, wenn Meine Herrlichkeit vorübergeht, so werde Ich dich in die Felsenkluft stellen und Meine Hand über dich decken, bis Ich vorübergegangen bin. Und Ich werde Meine Hand hinwegtun, und du wirst Mich von hinten sehen; aber Mein Angesicht soll nicht gesehen werden!» (Vers 22. 23.)

Frage Nr. 467: In 1.Joh.4,12 und 1. Tim. 6,16 lesen wir, daß niemand Gott je gesehen hat, noch sehen kann; wie sagt nun Stephanus In Apg. 7, 57: «Ich sehe den Himmel geöffnet, und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen» ?

Antwort: Wir finden etwas ähnliches in Offb. 4 und 5. Dort dürfen auch wir einen Blick tun in den Himmel und dort sehen wir, wie einst Jesaja, Gott sitzen auf erhabenem Throne. Engel und Älteste •(Heilige) umgeben Ihn und inmitten des Thrones steht Jesus, das geschlachtete Lamm. Die Heiligen fallen vor dem Throne nieder und sagen: «Du bist würdig, o unser Herr und unser Gott, zu nehmen die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht». So war es auch bei Stephanus. Er sah lediglich Gott in einer für uns wahrnehmbaren Gestalt, so wie es uns in 2. Mose 33, 20—23 gesagt ist. Die Wesenheit des dreieinigen Gottes können wir nicht sehen, denn Gott bewohnt ein unzugäng­liches Licht.

Frage Nr. 468: In 2. Mose 12 sagt Moses ausdrücklich, daß das Passahlamm am Spieß gebraten werden mußte, warum aber in 5. Mose 16,7, daß man es kochen solle?

Antwort: Zum Erforschen der Heiligen Schrift ist es unbedingt notwendig, eine gute Übersetzung, zum Beispiel die sog. «Elberfelder-Bibel» zu benutzen. Sie sehen, in welche Konflikte man kommen kann, wenn man keine solche zu Rate zieht. Nun, die Übersetzung in 5. Mose 16, 7 hat Luther unrichtig wieder­gegeben; schade, daß die Revisoren nicht auch diesen Fehler korrigiert haben. Es muß nämlich «braten» und nicht «kochen» heißen. Auch die englische Übersetzung hat „braten“.

Frage Nr. 469:  In 1.Sam.15,35 lesen wir, daß Samuel Saul nicht mehr sah bis zu dem Tage seines Todes, und in 1.Sam.19,24 sehen wir Saul vor Samuel weissagen. Wie ist der Widerspruch zu verstehen?

Antwort: Das ist ganz einfach und keineswegs ein Widerspruch. Es handelt sich doch in l.Sarn.19 keineswegs um eine Begegnung mit Samuel. Saul kam, um David gefangen zu nehmen, aber um dies zu verhindern, kam der Geist Gottes über ihn, und er ging, immerfort weissagend, bis er nach Najoth zu Rama kam. «Weissagend vor Samuel» will nicht sagen: persönlich vor Samuel stehend, sondern in seinem Sinn und Geiste, so wie man heute von einem Künstler sagt: er ist aus der Schule von dem und dem, während der Betreffende ihn vielleicht nicht einmal persönlich kannte.

Frage Nr. 470:  Man durfte die Bundeslade nicht sehen. Wie war es aber möglich, daß die sie Holenden nicht starben? (4. Mose 4,15; 1. Sam. 5,1+2)

Antwort: Das ist wohl so zu erklären, daß Gott aus Gründen zum Zwecke weiteren Eingreifens etwas geschehen läßt, das Er früher geahndet hatte. Gott gibt die Lade in die Hand des Bedrängers, nicht auf unnatürliche Weise, wie Er mit dem Dagon handelte, sondern einfach dadurch, daß Er dem Feinde etwas erlaubte, was sonst nicht geschehen durfte. Liegt es nicht auf der glei­chen Linie wie das, was dem David gestattet war zu tun, obwohl es verboten war.": die Schaubrote zu essen, und auch Seinen Genossen davon zu geben? Wenn anormale Zustande vorhanden sind, so zieht Gott sich in Seine Unum­schränktheit zurück, durchbricht Seinerseits die Schranken, die Sein Volk bereits durchbrochen hat, und handelt nach freiem Ermessen.

Frage Nr. 471: In 4. Mose 22 gibt Gott dem Bileam Befehl, mit den Männern zu gehen, die gekommen sind, ihn zu holen, und dennoch entbrannte Sein Zorn wider ihn, weil er das tat (Verse 20—22).

Antwort: Bileam hatte sich an das im 12. Vers gesprochene Wort Jehovas halfen sollen: «Du sollst nicht mit ihnen gehen; du sollst das Volk nicht ver­fluchen, denn es ist gesegnet.» Bileams Herz war aber zu sehr in dem «Lohn der Ungerechtigkeit» befangen, als daß er klar gesehen hätte. So muß es uns nicht wundern, daß er die Probe nicht bestand und sich als ein unwürdiger Diener des Herrn offenbarte, der den Zorn Gottes auf sich herab beschwor.

Frage Nr. 472: Hat Gott die Bösen lieb? Ps. 2,5; 5,5 und andere Stellen sagen, daß Er sie haut und ihnen alle Tage zürnt!

Antwort: Gott liebt und haßt sie zugleich. Wenn die Menschen Seine Liebe verschmähen, kommen sie eben unter Seinen Zorn und Sein Gericht. Lesen Sie sorgfältig Rom. 2. besonders die Verse 4—7. Gottes Liebe (Joh.3,16) verleitet Ihn niemals dazu, Seiner Gerechtigkeit zu vergessen. Im Gegenteil wird gerade in der guten Botschaft selber, welche ja ein so großer Beweis Seiner Liebe ist, Seine Gerechtigkeit enthüllt. Ich kenne aber keine Schrift­stelle, welche sagt, daß Gott den Bösen Iiebt. Er liebt den Sünder, nämlich den, der sich vor Gott als solcher erkennt und bekennt.

Frage Nr. 473: Wie soll man den scheinbaren Widerspruch erklären: In 1.Sam.28,6 heißt es: «Saul befragte Jehova, aber Jehova antwortete ihm nicht»; in 1, Chron. 10,13 dagegen: «Saul starb... weil er eine Totenbeschwörerin aufsuchte, um sie zu befragen; aber Jehova befragte er nicht».

Antwort: Der scheinbare Widerspruch erklärt sich aus dem Verschiedenen Charakter der beiden Bücher. Während das erste Buch Samuel die ganze Ge­schichte Sauls darstellt, begnügt sich 1. Chronika damit, das grundsätzliche Gesamtergebnis von Sauls Regierung als einer gottlosen darzustellen, um dann den König nach dem Herzen Gottes, David, einzuführen. Sauls Geschichte in 1.Samuel zeigt in der Tat, daß er in Wirklichkeit nicht im geringsten nach Golf fragte, sondern tat, was irgend e r wollte; darum mußte ihn Golf ver­werfen. Daran ändern auch die beiden Fälle In I.Sam.14 und 28, da Saul Jehova befragte, gar nichts, geschah es doch in einer völlig unheiligen und selbstsüchtigen Weise, indem er sich bloß der Macht Gottes zu seinen Gunsten bedienen wollte. Es ist weder von einer Gott ehrenden Abhängigkeit noch von Glauben irgend eine Spur bei Saul zu finden. In Kapitel 14 fragte er Gott erst auf des Priesters Aufforderung hin und nachdem er und das Volk sich vorher gröblich versündigt hatten, und in Kapitel 28 war es die verzweifelnde Angst vor dem Kommenden. Das war kein Befragen, das Gott hätte wohlgefällig sein können, darum konnte Er Saul auch nicht antworten.

Frage Nr. 474: Erklären Sie mir die Schwierigkeit zwischen 4. Mose 2,17 und 10,17+21.

Antwort: In 4. Mose 2,17 ist zu beachten, daß das «Zelt der Zusammen­kunft» (indem der Gedanke erweitert wird) eigentlich heißt: «das Lager der Leviten in der Mitte der Lager». Dieses Lager der Leviten umfaßte: 1. den Kern: Die Bundeslade mit dem Vorhang; dann den Räucheraltar, den Leuchter und den Schaubrottisch. 2. Die Wohnung, d. h. die vier Lagen Teppiche, den Eingangsvorhang, die Balken, die Riegel und die Sockel- 3. Den ehernen Altar, das eherne Becken, die Säulen, Sockel, Bindestäbe, Umhänge des Vor­hofes und dessen Eingangsvorhang. 4. Die Zelte der Priester und Leviten auf den vier Seiten außerhalb des Vorhofs mit seinen Bewohnern, 22300 männliche, ohne Frauen, Töchter und Knaben (Kap. 3). Es waren fünf Lager. Das «Zelt der Zusammenkunft» ist deswegen hier identisch mit dem «Lager der Leviten», weil diese «die Hut» dessen hatten, was alles zum Zelt gehörte [4. Mose 3, 25. 28. 31. 36. 38). Die allgemeine R e i s e v o r s c h r i f t war: Lager 1: Juda; Lager 2: Rüben; Lager 3: Levi; Lager 4: Ephraim; Lager 5: Dan. Die detaillierte Vorschrift hebt sieben Aktionen hervor, wel­che die allgemeine nicht aufhob: 1. Judas Lager, die Vorhut, geht voran und macht den Weg frei. 2. A u s dem Levitenlager heraus treten an die Priester, die Kehathiter, die Gersoniter und die Merariter, so viele ihrer zwischen 30—50 Jahre alt waren, um die Wohnung mit ihrem Zubehör abzumontieren. Die Priester stellen die Kehathiter an ihre Traglast (Kap. 4); die Gersoniter und die Merariter laden ihr Beförderndes auf die Wagen (4. Mose 7, 5—9). 3. Die Gersoniter und die Merariter reisen ab. Warum? 4. Mose 10, 21 b lesen wir: «Sie richteten die Wohnung auf, bis sie kamen.» 4. Rubens Lager bricht auf. 5. Das Lager Levis (Kap. 2, 17) mit den Kehathitern (Kap. 10, 21), die die Geräte des Heiligtums tragen, brechen auf; also mitten zwischen den zwei vorderen und den zwei hinteren Lagern (Kap. 2,17); auf diese anspielend, weil also die Lade direkt vor dem nächsten Lager, dem Ephraims, herzog, sagt der Psalmist: «Vor Ephraim, Benjamin und Manasse erwecke Deine Macht» (Ps. 80, 2). 6. Das Lager Ephraim bricht auf. 7. Die Nachhut, das Lager Dans, beschließt den Zug.

Frage Nr. 475: An verschiedenen Stellen des Wortes Gottes lesen wir: «Gott läßt sich gereuen» und an anderen Stellen wieder «Gott läßt sich nicht ge­reuen». (1.Mose 6,7; Jer.18,8.10; Jer. 42,10 usw.; 4. Mose 23,19; Hebr. 7,21 usw.) Ist das nicht ein Widerspruch?

Antwort: Wir müssen vorerst feststellen, daß die Heilige Schrift keine Widersprüche kennt. Selbst dann, wenn es so scheinen mag, dürfen wir nicht vergessen, daß es an uns liegt, wenn uns etwas unverständlich erscheint. Gott Selbst ist unveränderlich, keinerlei Wechsel ist in Ihm, Wohl aber wechseln die Gegenstände, nehmen wir nur das Tun des Menschen: wie wechselvoll ist es. Das bedingt aber, daß auch Gott Sein Verhalten dem Menschen gegenüber wechselt. Wie weh tat es dem Herzen Gottes, daß der Mensch so tief gefallen war: «Es reute Gott, daß Er den Menschen gemacht hatte» (Vergl. 1.Mose 6, 7). Auch in Jeremia lesen wir: «Vielleicht werden sie hören und ein Jeder von seinem bösen Weg umkehren; so werde ich mich des Übels ge­reuen lassen, welches ich ihnen zu tun gedenke, wegen der Bosheit ihrer Handlungen» (Jer. 26,3). Bileam rief dem König von Moab entgegen: «Nicht ist Gott ein Mensch, daß Er lüge, noch ein Menschensohn, daß Er bereue» (4.Mose23,19). Hier wird uns Gottes untrüglicher Wille, die Unveränderlich­keit Seines Wortes, der unerschütterliche Grund Seines Gnadenratschlusses vor Augen gestellt. Verschiedene andere Stellen bekunden das gleiche. So dürfte die Frage nicht mehr sehr schwierig sein. Den Schlüssel gibt uns Jer. 18,7—10 in die Hand, der alles klarlegt: «Einmal rede ich über ein Volk und über ein Königreich, es auszureißen und abzubrechen und zu zerstören; kehrt aber jenes Volk, über welches ich geredet habe, von seiner Bosheit um, so lasse ich mich des Übels gereuen, welches ich ihm zu tun gedachte. Und ein anderes Mal rede ich über ein Königreich und über ein Volk, es zu bauen und zu pflanzen; tut es aber, was böse ist in meinen Augen, so daß es auf meine Stimme nicht hört, so lasse ich mich des Guten gereuen, welches ich Ihm zu erweisen gedachte.»
Zusammenfassend können wir daher sagen: Gott bereut nie Seine Ratschlüsse und Gnadenwahl, wohl aber läßt Er's sich gereuen in der Vollziehung des angekündigten Gerichts, wenn der Mensch Busse tut, weil Gott in der Aus­übung der Gnade mehr verherrlicht wird, als in der Vollstreckung des Gerichts. Wir müssen bereuen und dann läßt Gott sich's gereuen, auf Grund Seiner Barmherzigkeit, die sich wider das Gericht rühmt! (Jak, 2, 13; M;cha7,18—19.)

Frage Nr. 476: Liegt zwischen 1.Mose 6, 5—7 und 8,21 nicht ein Widerspruch? Warum verdirbt Gott das eine Mal, während Er das andere Mal mit derselben Begründung erhält?

Antwort: Das .ist keineswegs ein Widerspruch, sondern im Gegenteil eine wunderbare göttliche Logik. Die Situation war eben vor Gott nicht in beiden Fällen die gleiche. In 1.Mose 6 war die Gottergebenheit der Menschen auf den höchsten Gipfel gestiegen, so daß Gott zum Einschreiten im Gericht ge­zwungen war, sollten nicht Seine herrlichen Ratschlüsse zunichte werden. Bis dahin hatte Gott zugesehen, versucht, mit den Menschen zu «rechten», d. h. sie zur Einsicht zu bringen. (Vergl. Jes. 1, 18.) Aber jetzt war es so weit gekommen, daß de- Zustand des Menschen hoffnungslos war und reif zum göttlichen Ge­richt. Doch Gott wollte nicht auf Seine Ratschlüsse verzichten; darum erfolgte das Gericht durch die Sündflut und nicht durch verzehrendes Feuer. Gericht durch Wasser enthält in Gottes Wort zugleich den Gedanken eines Neuanfangs des Lebens. (Vergl. 2, Petr. 3.) Darum wurde Noah aus den Fluten errettet und darum floß auch aus Jesu Wunde Wasser und Blut, d, h. mit dem Tod zugleich Leben.

 In 1.Mose8,21 nun befinden wir uns auf einer durch die Flut gereinigten Erde, und das erste, was Noah tat, war die Darbringung eines Brandopfer für Gott. Da roch Gott dessen lieblichen Geruch, d. h. Er sah darin Christus, den Erfüller Seiner Ratschlüsse, und dies bestimmte Gottes Haltung. Durch dieses Opfer auf einer gereinigten Erde konnte Gott die Men­schen in Christus sehen, konnte der Menschheit, die ja an sich keine andere geworden, sondern dieselbe sündige geblieben war — wie schon Noah bewies — in Gnaden entgegenkommen. An und für sich wäre die Entwicklung der Menschen allerdings wieder zum gleichen Ende gekommen wie vordem; wie­derum wäre das unerbittliche Gericht erforderlich gewesen, aber wie hätten dann die Ratschlüsse Gottes durch Christus erfüllt werden können? Darum erhielt Gott jetzt die Menschen mit derselben Begründung wie Er vorher das Gericht über sie verhängte. Gott wollte damit sagen, dieses Geschlecht sei unveränderlich böse und könne nichts Gutes hervorbringen, es bleibe daher nichts anderes übrig als das stellvertretende Sühnungswerk am Kreuz, und damit dies ermöglicht würde, müsse die Menschheit erhalten bleiben.

Frage Nr. 477: Warum gebietet der Herr im gleichen Kapitel (Mark. 5.19.43) einmal: «(Verkündige ihnen, wieviel der Herr an dir getan» und nachher lesen wir: «Er gebot ihnen dringend, daß niemand dies (die Auferweckung des Jairus Töchterlein) erführe»?

Antwort: Die gegenteiligen Anweisungen haben ihre Ursache in den ver­schiedenen Verhältnissen und der ungleichen Einstellung der Menschen. Im Lande der Gadarener wurde der Herr wegen Seiner Wundertat der Gnade weggeschickt; aber der Herr ist eben langmütig und hört in Seiner grossen Gnade nicht so schnell auf, das Verlorene zu suchen und den Menschen zu warnen. (Siehe Hiob 33, 29 sowie das Gleichnis vom verlorenen Schaf.) Darum läßt Er den geheilten Besessenen in Gadara zurück, damit, wenn jene auch ihn selbst nicht haben wollten, doch Sein Zeugnis fortbestehe. Gewiß hat sich auch hier Sein Wort (Joh.14,12) noch erfüllt, daß Er durch das Zeugnis Seiner Jünger mehr wirken werde als durch Seine persönliche Gegenwart. Das ha l sich ja in der Geschichte des Zeugnisses immer wiederholt. Selbst da, wo bei einem ersten Versuch große Feindschaft angetroffen wurde, fand es bei erneuerten Versuchen guten Eingang. In Mark. 5, 43, bei der Auferweckung von Jairus Töchterlein und ebenso Mark. 1, 44, beim Aussätzigen, haben wir eine ganz andere Sachlage. Da befand sich Jesus unter Leuten, die Zeichen und Wunder von Ihm erwarteten.

 Daraus ergab sich die große Gefahr, daß von solchem Zeugnis falscher Gebrauch gemacht wurde und es lediglich Stoff zu Sensation, bloßer Neugier und Geschwätz bieten würde. Vor allem aber sah Er darin wohl eine Gefahr für die Betreffenden selbst, indem sie durch das öftere Erzählen leicht in ihren eigenen Augen wichtig werden konnten, zu ihrem eigenen inneren Schaden. Es ist wichtig, von dem erfahrenen Heil zu reden, wenn der Herr uns besondere Gelegenheit gibt. Doch hier sah wohl der Herr die Gefahr, und dieser wollte Er vorbeugen, nicht dem Bekanntmachen an und für sich wehren. Bekannt wurden diese Wunder ja keineswegs. Die Geheilten selbst waren ja ohne Worte Zeugnis mehr als genug, und sicherlich noch ein eindrucksvolleres als vieles Reden. Darum weist Er den Aussätzigen hin auf die Erfüllung der Reinigungsvorschriften nach dem Gesetz (3.Mose14); in diesem Fall bezweckte Er wohl, daß auch die Priester, Seine Feinde, Ihm Zeugnis geben mußten.

Frage Nr. 478: Nach 3. Mose 23, 5+6 war das Passahfest am 14. Tage des ersten Monats und das Fest der ungesäuerten Brote begann am 15.Tage des ersten Monats. Nach Matth.26,17; Mark. 14,12 und Luk. 22, 7 scheint es so, als wenn die beiden Tage zusammenfielen. Wie ist diese scheinbare Differenz zu erklären?

Antwort: Beachte: 2. Mose 12,6 mit Fußnote der «Elberfelder-Bibel» und 5. Mose )6,6: «Beim Untergang der Sonne»; dann 2. Mose 12,8 «essen i n selbiger Nacht» und Vers 15: «sieben Tage Ungesäuertes essen». In 3. Mose 23,5.6 ist «das Fest» die zusammenfassende Benennung von beiden. Das Schlachten des Passahlamms geschah am Abend des vierzehnten Tages. Das Essen war dann schon am fünfzehnten und heißt «das Fest», gehört zum Feste, weil da das siebentägige Essen des Ungesäuerten begann. bei der Passahmahlzeit. Wenn wir das gut begriffen haben, kann uns die Benennung in Luk. 22,1.7 keine Schwierigkeiten mehr machen, weil das Essen des Passahs In den fünfzehnten fiel und Passah essen und Passahschlachten eben das « P a s s a h ». ist- Darum können die Evangelisten doch ganz gut sagen: »am ersten Tage der ungesäuerten Brote, da man das Passah schlachtete». Genau so hat es Paulus im Sinn, wenn er in 1. Kor. 5, 7.8 sagt: «Denn auch unser P a s s a h, Christus, ist geschlachtet, darum laßt uns F e s t f e i e r halten ...» Wenn du das Evangelium Johannes liest, wirst du auf noch größere «Schwierigkeiten» stoßen. Wenn du sie findest, dann frage wieder.

Frage Nr. 479: In Joh. 1,33 sagt Johannes der Täufer von Jesus: «ich kannte Ihn nicht», während aus Matth.3,14 doch augenscheinlich hervorgeht, daß er Ihn kannte. Wie Ist der scheinbare Widerspruch zu erklären?

Antwort: Beachten wir den Charakter der Evangelien, und die Schwierigkeit ist behoben. Matthäus schildert den Herrn als König und Messias. Als solcher erkannte Ihn wohl Johannes der Täufer. Aber das Evangelium Johannes zeigt uns den Herrn als Sohn Gottes. Als solcher konnte Ihn der Täufer nicht erkennen, hierzu war eine göttliche Offenbarung nötig.

Frage Nr. 480: Wie läßt sich die Handlungsweise des Apostels Paulus im Falle des Onesimus (Philemon 12) in Einklang bringen mit dem Verbot in 5. Mose 23,15—16: «Einen Knecht, der sich vor seinem Herrn zu dir flüchtet, sollst du seinem Herrn nicht ausliefern» ?

Antwort: Wenn Paulus noch ein unbekehrter Jude und Philemon noch ein Heide gewesen wäre, hätte Paulus allerdings den entlaufenen Sklaven Onesimus nicht zurücksenden dürfen; dann wäre das Gebot Moses für ihn verbindlich gewesen, zumal nach der römisch-heidnischen Ordnung Onesimus die schreck­liche Kreuzigungsstrafe zu gewärtigen gehabt hätte. Nun aber waren alle drei Beteiligten Angehörige des Herrn Jesus geworden, darum konnte Paulus nach dem vollkommenen Gesetz der Freiheit (Jak. 1,25; 2,13) handeln, als dem höheren, vorzüglicheren und vollkommeneren Gesetz, wodurch das Gesetz Moses beiseite gesetzt war. Gerade der Fall des Onesimus ist ein wunderbares Schul­beispiel der Beiseitesetzung des mosaischen Gesetzes. Er zeigt, wie das christ­liche Gesetz gehandhabt werden muß, damit in unsern Handlungen nach dem Vorbilde des Herrn vollkommene Liebe mit vollkommener Gerechtigkeit ver­bunden sei. Paulus hat dabei sowohl Philemon ab Onesimus gegenüber voll­kommener, ungeschmälerter Liebe Raum gegeben und dennoch die Gerechtig­keit sowohl gegenüber den Rechten des Philemon als Herrn des Sklaven, wie auch der Forderung des göttlichen Gebotes durchaus gewahrt. Die Ansprüche Philemons an Onesimus übernahm Paulus in eigener Person an Stelle des letztem, und dadurch, daß er beide, den Herrn und den Sklaven, auf den Bo­den der Bruderschaft in Christus stellte, hat er das Gesetz Moses durch das Gesetz des Christus ersetzt.

Frage Nr. 481: Warum steht in Apg.9,7, daß die Begleiter des Paulus die Stimme vom Himmel hörten, in Kap. 22,9 aber nicht? Wie ist dies zu erklären?

Antwort: In Kapitel 9 heißt es, daß die Männer also wohl die Stimme (An­merkung in der Fußnote der «Elberfelder-Bibel «Schall») hörten, nicht aber die gesprochenen Worte verstanden. Somit stimmen beide Stellen tatsächlich überein, ebenso wie in bezug auf die Wahrnehmung der Erscheinung des Lichtes. Da heißt es in Kapitel 22, daß sie ein Licht sahen, in Kapitel 9 aber, daß sie niemand sahen. Sie sahen wohl die große Lichterscheinung, aber keine Person. Sowohl die Erscheinung des Herrn wie dessen Worte an Paulus waren ganz persönlich für ihn bestimmt und gingen die Begleiter weiter nichts an; es genügte für sie die allgemeine Wahrnehmung, um als Zeugen die Er­scheinung bestätigen zu können. Wenn nun die Angaben in beiden Berichten in bezug auf Hören und Sehen abweichen, so liegt der Grund im Zweck des Berichtes. In Kapitel 9 ist der Schwerpunkt der, daß Saulus durch plötzliches Eingreifen des Herrn selbst aus seinem bisherig an Kurs geworfen wurde; im Bericht des Apostels vor den feindlichen Juden aber will dieser betonen, daß und wie er durch eine herrliche Erscheinung Jehovas selbst zum Apostel unter den Nationen berufen wurde.

Frage Nr. 482: Ist das nicht ein Widerspruch, wenn es In Apg. 9,7 heißt, daß die Begleiter Saulus' die Stimme hörten, aber niemand sahen, in Kapitel 22, 9 dagegen, daß sie das Licht sahen, aber die redende Stimme nicht hörten?

Antwort: Der Widerspruch ist nur scheinbar. Beides ist richtig und gibt zu­sammen die wahre Tatsache. Die Begleiter sahen wohl das plötzliche Licht­phänomen, aber nicht die persönliche Erscheinung, und sie hörten wohl den Schall, aber konnten die Worte nicht verstehen, vielleicht nicht einmal eine eigentliche Stimme unterscheiden. Beides war ausschließlich für Saulus be­stimmt. Die verschiedene Erwähnung nun entspricht der jeweiligen Tendenz der Erzählung. In der historischen Erzählung liegt das Schwergewicht auf dem Schrecken durch die plötzliche Erscheinung des Herrn, des Auferstandenen selbst, welche Saulus äußerlich und innerlich völlig aus dem Sattel warf und ihm ein endgültiges Halt auf seinem Wege gebot. In seinem eigenen Bericht dagegen in Kapitel 22 legt der Apostel den Nachdruck auf den Auftrag, den ihm der Herr damals erteilte. Da wird jeweils betr. der Begleiter gesagt, was sie davon als Zeugen miterlebt halfen und was ihnen verborgen blieb, weil es allein auf Paulus Bezug hatte.

Frage Nr. 483:  Wie kommt es, daß wir einmal lesen, daß die Begleiter des Apostels Paulus die Stimme Dessen, der mit ihm redete, hörten, und ein andermal, daß sie die Stimme nicht hörten? (Apg. 9,7+22,9)

Antwort: Die Erklärung liegt in den verschiedenen Bedeutungen des Wortes «hören». Im 9. Kapitel bedeutet es einfach «hören», und im 22. Kapitel «ver­stehen». Sie haben also wohl die Stimme gehört, aber die Worte nicht ver­standen.

Frage Nr. 464: Wie ist der Unterschied zu erklären zwischen 1. Sam.17,12 und 1.Chron.2,13-15: An der einen Stelle hat Isai acht Söhne und an der anderen nur sieben.

Antwort: Das mag daran liegen, daß Isai nach der Geburt von Ozem noch einen Sohn bekam, der frühe und unverheiratet gestorben ist, und so keine Notwendigkeit vorlag, ihn in das Geschlechtsregister aufzunehmen.

Frage Nr. 485: In Offb.13,1 sehen wir das «Tier» aus dem Meere auf­steigen, in Offb.17,8 aus dem Abgrund. Dürfte ich um eine Erklärung bitten?

Antwort: Kein Widerspruch, sondern ein doppelter Charakter. Das «Tier», das Haupt, der Cäsar des wiedererstehenden Lateinischen und Römischen Weltreiches, wird aus dem unruhigen, aufrührerischen Völkermeer erstehen. Wenn der Seher dasselbe auch aus dem Abgrund entsteigend zeigt, will das sagen, daß es völlig von Satan inspiriert, geführt und geleitet wird.

Frage Nr. 486:  In den Evangelien finden wir, daß einmal über einen Blinden und dann über zwei Blinde geredet wird (Matth. 9, 27; Mark. 8, 22). Ist das nicht ein Widerspruch?

Antwort: Widerspruch? Warum? Prägen Sie sich doch endlich einmal ein, daß es in der Heiligen Schrift keine Widersprüche gibt. Solche können nur in unseren bösen Herzen, von Satan inspiriert, entstehen. Es sind unbedingt beide Begebenheiten wahr. Es können doch, erstens: zwei ganz verschiedene Heilungen gewesen sein, und zweitens: wenn es nur eine war, so haben die anderen Evangelisten eben nur die Geschichte von einem der beiden erzählt. Wir wollen doch einfach sein und einfach denken! Das gleiche haben wir mit den Besessenen. In Matth. 8, 28 ist von zweien die Rede und in Luk. 8, 27 und Mark. 5, 2 von einem. Also im Evangelium Matthäus sind es zwei Blinde und zwei Besessene. Das ist nicht von ungefähr — wir wiederholen:
in der Heiligen Schrift gibt es nichts Widersprechendes und nichts von unge­fähr — denn das Evangelium des Matthaus ist das Zeugnis an die Juden und diese nahmen nichts an, es sei denn, daß es durch zwei Zeugen bestätigt war. Gott nimmt in Gnaden Rücksicht auf die Mentalität der Menschen. In den anderen Evangelien geht es um andere Richtlinien, darum auch die Auswahl der Geschehnisse anders.

Frage Nr. 487: Wie sind die zwei gegensätzlichen Stellen zu verstehen: «Die Erde... wird nicht wanken immer und ewiglich» {Ps. 104, 5), und «Himmel und Erde werden vergehen» (Matth.24,35)?

Antwort: Der Unglaube in seiner angeborenen Torheit ruft hier aus: «Welch ein Gegensatz!» Gegensalz? Nur in gottfernen Gehirnen gibt es Gegensätze, aber niemals im Wort Gottes. Wir kennen alle den Ausruf: «Der König lebe ewiglich!» aber denkt Jemand dabei, daß er nicht sterben wardel? Da kommt es Ihnen vielleicht doch in den Sinn, «ewig» nicht mit «endlos» zu verwechseln.

d) PERSONEN DER HEILIGEN SCHRIFT

Frage Nr. 488: Von Adam und Eva lesen wir, daß sie die Stimme Jehovas hörten, wenn Er im Garten bei der Kühle des Tages wandelte. War das ihr Gewissen? (1. Mose 3, 8)

Antwort: Nein! Wir müssen beim Wort bleiben; es war die S t i m m e  Jehovas. Wenn wir unser Gewissen zur Stimme Gottes machen wollten, dann hätten wir es mit einem armseligen Gott zu tun. Gott war es, der Adam und Eva besuchte und mit ihnen redete, und von einem Gewissen war da sowieso noch keine Rede. Wäre der Sündenfall nicht gekommen, so wäre es bei diesem idealen Zustand geblieben, aber nun wurde alles verdorben. Adam und Eva versuchten ihre Nacktheit mit Feigenblättern zu verbergen und versteckten sich vor Jehova. Die Furcht war an Stelle der glückseligen Gemeinschaft getreten.

Frage Nr. 489: Spötter behaupten, daß in 1.Mose 4,17 stehe, daß Kain in einem anderen Lande eine Frau gefunden habe, während doch bis dahin nur drei Menschen erwähnt seien. Wie ist das zu erklären?

Antwort: Ach, daß doch diese Leute die Bibel lesen möchten, bevor sie ihren losen Mund zur Kritik an Gottes Wort öffnen! An Jener Stelle ist nichts dergleichen gesagt, sondern daß Kain seine Frau, die er hatte, erkannt habe und daß sie dann in guter Hoffnung war und Henoch gebar. 1.Mose 5,4 steht, daß Adam und Eva Söhne und Töchter hatten; es waren somit mehr als drei Menschen auf Erden, Adam erreichte ein Alter von 930 Jahren und sah sein Geschlecht bis in die achte Generation. Man darf mit Recht an­nehmen, daß bis dahin die Erde zwanzig Millionen Menschen beherbergte, denn Gott hatte gesagt: «Seid fruchtbar und mehret euch!» (l. Mose l, 28). Damit fällt auch die bekannte Auslegung dahin, Gott hätte, wie Er es bei Adam getan, ihm eine Frau geschaffen. Wenn später (3. Mose 18) von Gott streng verboten war, mit einer leiblichen Schwester die Ehe einzugehen, war es in diesem Fall — das sinaitische Gesetz bestand ja noch nicht — sogar geboten, weil Er wollte, daß alle Menschen «aus einem Blute» stammen sollten. Das sagt Paulus den gebildeten Athenern (Apg. 17, 26). Damit dürfte die Frage: «Wo nahm Kain sein Weib her?» genügend geklärt sein. Wie große Narren sind doch die Spötter! Möchten solche Menschen nur einmal das Kapitel Jer. 10 durchlesen und auf das dort dreimal, nämlich Vers 8, 14 und 21 vorkom­mende Wörtlein "dumm" achten!

Frage Nr. 490: Wie ist 1. Mose 4,17 zu verstehen: Kain baute eine Stadt?

Antwort: Wir müssen bedenken, daß das Geschlecht Kains sich sehr schnell vermehrte. Unter «Stadt» ist wohl mehr eine feste, bleibende Ansiedlung zu verstehen, im Gegensatz zum Nomadenleben. Offenbar wollte Kain dem Fluche Gottes «unstet und flüchtig sollst du sein auf der Erde» (1. Mose 4,12) in Trotz und Auflehnung entgehen. Parallel mit dem Städtebau ging das Bestreben, das Leben möglichst angenehm zu machen. Die anmutigen Tone der Flöte und der Laute sollten das anklagende Gewissen betreff des Blutes Abels er­sticken; auch Künstler in Erz und Eisen treten auf — kurz, in der Familie Kains finden wir den Anfang der Kunst, der Wissenschaft und der Kultur. Und die späteren und heutigen Geschlechter? «Sie sind den Weg Kains» gegangen; den Weg des Menschen ohne Gott (Judas 11).

Frage Nr. 491: Worin bestand das Zeichen, das Gott an Kain machte? (1.Mose4,15)

1. Antwort: Das ist schwer zu deuten und wir tun besser zu sagen: «Wir wissen es nicht». Fest steht, daß Kain ein von Gott Gezeichneter war. Es war wohl das, was man heute noch ein «Kainszeichen» nennt: ein friedloser, düsterer, entsetzlicher Ausdruck im Antlitz und im Wesen. Von der Furcht ge­peinigt, daß seine eigene Familie — die Jüdische Überlieferung erzählt, daß Adam 33 Söhne und 23 Töchter hatte — wegen seinem Brudermord Rache an ihm nehmen könnte, machte ihn obendrein unstet und flüchtig. Es ist traurig, daß Kain — ach wie so viele Menschen auch heute — nicht eigentlich an seine Sünde denkt und darüber Leid trägt, sondern nur an die bitteren Folgen der­selben. In gottfeindlichem Trotz — wenn wir die Stelle recht verstehen — sagt er: «Meine Strafe ist zu groß, um sie zu tragen.» Keine Frage, der Fluch Gottes lag auf Kain und Gott behielt sich vor, das Gericht selbst — nicht durch Menschen — an ihm zu vollziehen.
2. Antwort: Jedenfalls wollte Jehova mit dem Malzeichen eine gewisse Warnung schaffen, um das Überhandnehmen der Gewalttat zurückzuhalten, Genützt hat es freilich wenig; bald war die ganze Erde von Gewalttat erfüllt, wie schon die Prahlerei Lamechs zeigt, und Kain, da er sich doch nicht ge­sichert fühlte, hernach eine feste Stadt zu seinem Schutz gebaut hat, das Urbild aller Machtentfaltung. Leichter ist das als Vorbild zu verstehen, nämlich als solches des flüchtigen, ruhelosen Judenvolkes, das auch seinen gerechten Bruder getötet hat: seinen Messias, Jesus Christus, Seitdem trägt es das Brand­mal des Mordes an sich; unstet und flüchtig muß es darunter furchtbar leiden. Seine Geschichte ist die Geschichte Kains. Aber weil Israel der Segen Abrahams gehört; «Wer dich segnet, ist gesegnet, und wer dir flucht, ist verflucht», Was durch Bileam bestätigt worden ist (4. Mose 24, 9), wird Gott auch an seinen Verfolgern furchtbar rächen, was sie an Israel Böses getan. (Vergl. Sach. 2, 8 und Matth.25,31—46.)

Frage Nr. 492: Bitte um eine Auslegung von 1. Mose 4, 6—7: «Jehova sprach zu Kain: Warum bist du ergrimmt, und warum hat sich dein Angesicht gesenkt! Ist es nicht so, daß es sich erhebt, wenn du wohl tust? und wenn du nicht wohl tust, so lagert die Sünde vor der Tür. Und nach dir wird sein Verlangen sein, du aber wirst über ihn herrschen.»

1. Antwort: Die Stelle ist nicht leicht auszulegen, am ehesten im Blick auf ihre prophetisch-symbolische Bedeutung, etwa so: Kain war ergrimmt, weil Jehova sein Opfer, ein solches von Früchten seiner eigenen Hände Werk, nicht angenommen hatte, weil es nicht Gottes, sondern Kains Ehre zum Ausdruck brachte, während Abel im Verständnis von Gottes Gedanken über Schuld und Sühne ein blutiges, daher Gott wohlgefälliges Opfer darbrachte, ein Vorbild des stellvertretenden Opfers von Jesus Christus. Das verletzte Kains Hochmut, weil damit Abel als Gerechter anerkannt war und er, Kain, sich dadurch ver­urteilt sah. Anstatt sich zu demütigen, ergrimmte er und ließ sich von seinem unbußfertigen Herzen leiten, weil er eben «aus dem Bösen» war (1. Joh. 3, 12). Hier hören wir Gott mit ihm in Gnaden rechten, um ihn zu warnen. Warum er denn zürne; wenn er selbst richtig und gut handeln wollte, hatte er doch keinen Grund dazu; denn Abel hatte keine Veranlassung gegeben, daß er ihm mit Haß und Zorn begegne. Gott sagt gleichsam, Kain käme ja das Erstgeburtsrecht zu und Abel würde sich ihm willig unterstellen, wenn Kain gut handeln wollte, und Kain würde als erster Anwärter den Segen davon ge­messen können. Aber wenn Kain eben nicht gut und richtig, in Abhängigkeit von Gott, handle, dann sei eben Sünde vorhanden und für diesen Fall sei das Sündopfer zur Sühne gegeben. Das hatte Abel verstanden und darum opferte er ein Lamm, wogegen Kain dies verweigert hatte. 

Das hebräische Wort, das hier mit «Sünde» wiedergegeben ist, bedeutet zugleich auch «Sünd­opfer». Symbolisch ist Abel bekanntlich das erste Vorbild auf den Herrn Jesus als den Gerechten, der um Seiner Gerechtigkeit willen von seinen Brüdern, den Juden, getötet wurde. Gleicherweise ist Kam das erste Vorbild des Volkes Israel, das seinen Messias verworfen und gekreuzigt hat. Es hätte als Gottes Buserwähltes Volk gleichsam das Erstgeburtsrecht (vergl. 2. Mose 4,22: «Mein Sohn, Mein Erstgeborener, ist Israel») an Gottes Segnungen gehabt, denn ihm waren sie zuerst gegeben. Aber es ward abtrünnig, und als Gott Seinen ver-heißenen Messias und Sohn sandte, haßte es diesen und tötete Ihn um Seiner Gerechtigkeit willen, wie Kain seinen Bruder. Daher mußte Israel es erleben, daß es — wenigstens zeitweise — seiner Segnungen verlustig ging und Gott sich einem ändern Volk, der Versammlung Jesu Christi, zuwandte. Die Ge­schichte des Apostels Paulus zeigt, wie Israel, wiederum gleich Kain, eifer­süchtig auf die aus den Nationen, die das Heil empfingen, wurde und diese auf alle Weise feindselig verfolgte. Die weitere Geschichte Kains als ruheloser Flüchtling und Emigrant ist ebenfalls ein Vorbild auf die Geschichte Israels.
2. Antwort: Ein tiefe; und weitgehendes Rechten Gottes mit Kain! «Warum bist du ergrimmt?» Ach, der Stolz des sündigen Menschen kann es nicht ertra­gen, daß Gott begnadigt. Der Mensch will den Zugang zum Paradies ertrotzen, darum haßt er alles, was mit der Gnade in Verbindung steht. Er hat Christus ans Kreuz gebracht und getötet. Gott wird das Blut von den Menschen fordern. Für die, welche glauben, ist das Blut des Christus zur Sühnung; für die, welche den Erlöser gleich Israel verworfen haben, kommt Sein Blut auf sie und ihre Kinder. Wer in der Welt verharrt, wird ihre Schuld teilen. Wer aber an Christus glaubt, dem will Gott das Blut des Herrn zurechnen; was der Mensch böse dachte, hat Gott zum Guten gewendet. «Ist es nicht so, daß es sich erhebt, wenn du wohl tust?» Wenn es einen Menschen gibt. der recht tut, d. h. ohne Sünde ist, wird Gott ihn annehmen. «Und wenn du nicht wohl tust, so lagert die Sünde vor der Tür.» Gott stellt dem, der nicht wohl tut, d. h. gesündigt hat, gleichsam ein Heilmittel, ein Sündopfer vor die Tür. Gott sag! zu Kain: Du hättest die Führerschaft haben sollen, du hättest der sein sollen, der Abel erleuchtete, du hättest so im Lichte des Verheißenen stehen sollen, daß Abels Verlangen nach dir gewesen wäre, Hilfe durch Christus zu bekommen, und du würdest dadurch über Abel geherrscht haben, daß du ihn zum Segen geleite) hättest. Gott könnte die Juden fragen: Wo ist Christus? Was habt ihr mit Meinem Sohn gemacht? Weil sie Ihn umgebracht haben, sind sie gleich Kain Flücht­linge und Unstete auf Erden. Dennoch will Golf sie nicht umbringen; Er be­wahrt die Juden, um an Seinem Tage die abgebrochenen Beziehungen wieder anzuknüpfen und Rache an denen zu nehmen, welche Sein Volk verfolgt haben-

Frage Nr. 493: Jemand behauptet, daß Melchisedek kein anderer sei als Sem, sowie daß Melchisedek Erbauer der Grossen Pyramide von Gizeh sei. Ist dem so?

Antwort: Nein, diese Behauptung hat weder Schrift-, noch sonst welchen Un­tergrund, sondern ist völlig aus der Luft gegriffen. Melchisedek ist durchaus eine historische Persönlichkeit. Die Ausgrabungen haben ergeben, daß er wirklich damals Priesterkönig von Salem oder Ursalin '— Jerusalem war, daß jene Könige der Hethiter und Jebusiter tatsächlich Priester Gottes des Höchsten waren und die Titel trugen, wie sie in Hebr. 7, 3 angegeben sind: «Ohne Vater und Mutter, ohne Geschlechtsregister, weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens habend». Die Hethiter wie die Jebusiter waren nach der Völkertafel in 1. Mose 10 Stämme der Kanaaniter, also Abkömmlinge Kanaans und damit Harns. Der Erbauer der grossen Pyramide bei Gizeh ist Cheops, einer der ägyptischen Könige der vierten Pharaonendynastie vor der Sündflut; Melchisedek aber hat ja erst längere Zeit nach der Flut gelebt. Die angefragte Annahme ist also so abwegig als nur möglich.

Frage Nr. 494: War Lot in Chaldäa, also schon vor seinem Auszug nach Kanaan, ein Gerechter?

Antwort: Petrus allein nennt Lot einen Gerechten (2. Petr. 2, 7). Zwar sagt das Alte Testament nur Ungutes über ihn, und auch Petrus nennt ihn lediglich den Sodomitern gegenüber als solchen. Nun ist allerdings ohne Glauben ein Ge­rechter nicht denkbar. Aber wenn nun die Heilige Schrift nichts vom Glaubenleben von Lot sagt, so wollen wir nicht weiter darüber grübeln. Was die Schrift in einem solchen Falle nicht sagt, wollen wir nicht festzustellen suchen.

Frage Nr. 495: Wie ist Richt. 11,28—40 zu verstehen? Hat Jephta wirklich seine Tochter geopfert, also geschlachtet? Menschenopfer waren doch Jehova ein Greuel?

Antwort: Jephta gelobte Jehova: «Wenn Du die Kinder Ammon wirklich in meine Hand gibst, so soll das was zur Tür meines Hauses herausgeht, mir ent­gegen, wenn ich in Frieden von den Kindern Ammon zurückkehre, es soll Jehova gehören, und ich werde es als Brandopfer opfern!» Jephta bezeichnete das Lebewesen, das ihm entgegenkommend zum Brandopfer erdacht war, nicht näher. Wie unüberlegt und verhängnisvoll l Jephta gleicht darin Herodes, der seiner tanzenden Tochter «bis zur Hälfte seines Königreiches» versprach, ein Gelübde, das dem treuen und gottesfürchtigen Herold des Herrn, Johannes dem Täufer, das Leben kostete. Es ist sogar nicht ausgeschlossen, daß Jephta in seinem Gelübde auch vor einem Menschenopfer nicht zurückschreckte, denn Israel hatte von den heidnischen Nationen vieles übernommen, was Jehova ein Greuel war. Klare Einsicht und Erkenntnis war in der Zeit der Richter verloren gegangen: «Jeder tat, was recht war in seinen Augen». 

Dieses Verhalten Jephtas müßte als völlig gottlos bezeichnet werden, andernfalls zum mindesten ganz unbedacht. Hierin mag der Grund liegen, daß' in Hebr. 11 sein Name nach Simson genannt wird, obwohl er zeitlich vor diesem lebte und obwohl auch Simon große Mängel in seinem Verhalten aufwies. Wie traurig muß der Zustand des Volkes Israel gewesen sein. Daß Jephta seine Tochter — sie war das erste Lebewesen, das ihm über die Schwelle entgegen kam—wirklich geopfert hat, scheint aus den Worten «er tat an ihr das Gelübde» hervorzugehen. Wenn man an den starren Fanatismus der Orientalen denkt, kann man dies auch gut verstehen. Nach dem Gesetz müßte ein Gelübde unbedingt bezahl) d.h. gehalten werden (5. Mose 23, 21—23), aber daß die Opferung eines Menschen vor Gott niemals gewollt war, darüber besteht gar kein Zweifel. (Vergl. Jes. 57, 5; Hes. 23, 39.) Hatte Jephta nicht besser getan, seine Kleider zerreißend sich zu demütigen und seine Schuld vor Gott zu bekennen, sicherlich würde Er ihm eine andere Lösung gestattet haben.

Frage Nr. 496: Aus welchem Stamm war Samuel?

Antwort: Es gibt in der Heiligen Schrift verschiedene Samuel, aber ich denke, Sie meinen den grossen Propheten Samuel. Nach I.Sam.1,1 wohnte er in Ephraim, aber nach 1. Chron. 6, 27, 34 war er aus dem Stamme Levi, der Sohn Elkanas und Hannas. Zu bemerken ist, daß die zwei Bücher Samuel nicht von ihm verfaßt sind, und nur zum Teil von Samuel berichten.

Frage Nr. 497: In Ps. 34 lesen wir in der Überschrift, daß David seinen Verstand vor Abimelech verstellte, während aus 1.Sam.21,11 hervorgeht, daß er dies vor Achis, dem König von Gath, tat. Wie ist dies zu verstehen?

Antwort: Es gibt selbstverständlich keine Widersprüche in der Heiligen Schrift, «Abimelech» war der Titel oder «Würdename» der philistäischen Könige, so wie die russischen Kaiser «Zaren», die ägyptischen Könige «Pha­raonen» genannt wurden. So war also auch Achis, der Philisterkönig, ein «Abi­melech». Wie wunderbar ergänzt sich Gottes Wort! — (Gath war von den fünf Hauptstädten Philistäas wohl die wichtigste. Sie war auch die Heimatstadt Goliaths.)

Frage Nr. 498: In 1. Kön. 3,12 steht, daß nach Salomo keiner mehr auf­stehen werde mit einem so weisen Herzen wie er; warum wird denn hier nicht an den Messias gedacht, der doch noch weiser war?

Antwort: Dieses Wort bezieht »ich nur auf die Bitte Salomos, Jehova möge ihm Weisheit geben, «um sein Volk zu richten und zu unterscheiden zwischen Gutem und Bösem», also bloß für seine Regierung. Leider ging Salomos Bitte nicht weiter als das, nicht auch um Weisheit für seinen eigenen persönlichen Weg, noch um Bewahrung auf demselben. Darum ging auch die Erfüllung nicht weiter und nur in dieser Beziehung ist Vers 12 aufzufassen. Das Wort ist also richtig. Mit dem Messias, Gottes Sohn, aber darf und kann doch ein Mensch niemals verglichen werden.

Frage Nr. 499: War die Flucht Davids vor Absalom eine Sache des Glau­bens oder nicht? (2. Sam. 15) 

Antwort: Wegen seiner Sünde ward David gesagt, daß «das Schwert nicht von seinem Hause weichen solle» (2. Sam. 12, 10). Das war ein Gericht über ihn, dem er sich ohne weiteres unterzog und die Flucht ergriff, es Gott über­lassend, ihn zu reffen und zurück zu bringen. Es dünkt mich, darin einen sehr schönen Zug zu sehen, der mit Unglauben und Leichtfertigkeit nichts zu tun hat, und der Ausgang bewies, daß David im Glauben handelte.

Frage Nr. 500: Wieso wurde Samuel aus Gelöbnis Jehova geweiht, da er als Levit doch sowieso schon zum Dienst Jehovas geweiht war?

Antwort: Bitte genau zu lesen! Der Levit diente vom dreißigsten bis zum fünfzigsten Lebensjahr (4. Mose 4). Die Mutter Samuels, Hanna, aber weihte ihren Sohn auf alle Tage seines Lebens als ein Nasiräer, auf dessen Haupt kein Schermesser kommen durfte (1. Sam. 1, 11).

Frage Nr.501: Warum sagen die Menschen zu David, daß er andern Göttern opfern soll (1. Sam. 26,19)?

Antwort: Das Wort geht ohne Frage aus der Feindschaft zum Ersten Sauls wider David und zum Zweiten der Menschen wider David hervor. David mußte denselben Haß wider ihn schmecken wie es der wahre David, Jesus Christus, von seilen der Menschen erdulden mußte. David wurde von Saul zu Unrecht verfolgt, denn dieser hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen; für den Übertreter aber gibt es eine Sühnung, so er gewillt ist, sie in Demut anzu­nehmen. Gott ist ein Gott, der gerne vergibt. Wo aber der Widerstand sich erhebt, um den Gläubigen von seinem Dienst im Heiligtum abzuwenden, ihn zu hindern, betrachtet es Gott wie Götzendienst; das Ende der Widersacher ist Gericht.

Frage Nr. 502: Wie soll ich den Ausdruck verstehen: «Rahel beweint ihre Kinder»! War das deswegen, weil Rahel Juda und Benjamin geboren hatte? (Matth.2,18)

Antwort: Nein! Juda war nicht der Sohn Rahels, sondern der Lea, Wir kön­nen wohl eher annehmen, daß Rahel, die Stammutter der Benjaminiter, alle jüdischen Frauen, die ihre umgekommenen oder weggeführten Kinder bewein­ten, verkörpert. In Rama, mitten im Stamme Benjamin, war der Sammelpunkt der wegzuführenden Juden (Jer.40,1).

Frage Nr. 503: Warum kam Rahel nicht in das Erbbegräbnis? War sie nicht gläubig?

Antwort: Aus der Erzählung ist der Grund nicht zu erkennen. Es ist nicht gut, die Begriffe, die wir als mit den göttlichen Wahrheiten vertraute Christen von Gläubigen haben, als Maßstab an das Verhalten von Menschen der alttestamentlichen Geschichte anzulegen. Und Vermutungen anzustellen, führt auch zu nichts. Es liegt viel näher, zu fragen: Welch geistlicher Sinn mag dem Ge­schehen zugrunde liegen? Im vorliegenden Fall ist zu erkennen: Der Sohn der Rechten erscheint. Seine Mutter stirbt. Ein Denkmal erinnert an sie, die die starb. — Dem entspricht in der zukünftigen Geschichte Israels: Der Mann des Glückes, der Mann der Rechten Jehovas der Heerscharen, auf dem Seine Hand ist; der Menschensohn, «den Er sich gestärkt hat» (PS. 80,17), tritt auf den Plan. Die Mutter des Messias, Israel, verschwindet dann seinem früheren Zustande nach, denn Israel, das mit dem in Macht gekommenen Messias in Verbindung sein wird, wird ein Israel in einem neuen Zustand sein (Hess.11,19; 18,31;32,26), hervorgegangen aus den Geretteten des Überrestes; das Gedächtnis aber von Alt-Israel, die Erinnerung, lebt fort in vielen Dingen und Namen, die wie ein Denkmal bestehen bleiben.

Frage Nr. 504: In 2. Mose 4,24 lesen wir, daß Gott Mose auf dem Wege aus der Wüste nach Ägypten in der Herberge zu töten suchte. Wie habe ich dies zu verstehen?

Antwort: Keine Frage, eine geheimnisvolle Begebenheit, die aber, wenn wir die Sache untersuchen, eine ganz natürliche Ursache hatte. Gott hätte Moses beauftragt, der Gesetzgeber Seines Volkes, das noch in Ägypten war, zu sein. Wie konnte es da anders sein, als daß er &ich doch selbst zuerst dem Gesetz zu unterwerfen hatte. Wenn ich, was ich lehre, nicht selbst tue, werde ich ver­werflich sein wie die anderen. Gott hatte geboten, alles Männliche zu beschnei­den. Zippora aber hatte bis zu diesem Tage vor dem «Messer» in bezug auf ihren Sohn zurückgeschreckt und ihn nicht beschnitten. 

Bildlich gesprochen bebte sie vor dem Kreuze zurück, wahrend die Verbindung mit Moses — ein Vorbild von Christus — doch den Tod für die sündige Natur in sich schloß. (Zippora ist wie bekannt ein Vorbild der mit Christus verbundenen Kirche.) Moses selbst hat in schwacher Rücksichtnahme auf seine Frau das Nicht-Beschnittensein seines Sohnes geduldet, darum mußte Gott Hand an Moses selbst legen. Jede Untreue in bezug auf das göttliche Gebot fällt auf uns selbst zurück. Sei es nun, daß Moses in der Herberge tödlich erkrankte, sei es aus einem anderen Grunde — Zippora erkannte sofort, um was es ging, griff unverzüglich zu dem Messer, um ihr Versäumnis nachzuholen und ihren Sohn zu beschneiden. «Da ließ Gott von ihm (Moses) ab.» Welch ernste Be­lehrung! Die Beschneidung bedeutet, daß wir das Fleisch beiseite setzen und Seinem Wort Raum geben sollen, anders kann der Dienst und das Zeug­nis nicht unter der Leitung und Macht des Geistes stehen.

Frage Nr. 505: Ist Zippora, die Gemahlin Mose aus Midian, nicht mit ihm in Ägypten gewesen und also nicht mit dem Volke aus Ägypten ausgezogen? (2. Mose 18,1—12)

Antwort: Es scheint so, daß Mose, ehe er seine Mission in Ägypten aus­übte, seine Gemahlin vorher nach seinem Schwiegervater Jethro zurücksandte, sonst hatte Jethro Zippora kaum mit ihren Söhnen, so wie in Vers 5—7 erzählt wird, Mose vorstellen können. Prophetisch betrachtet aber ist auch diese Begebenheit überaus schön. Zippora ist ein Bild der Kirche, welche wie sie aus den Nationen genommen ist. Während Israel durch große Drangsal und in völliger Sicherheit im Vaterhaus. Erst wenn Israel — das erneuerte und Prüfung geht, ist Zippora — die Kirche —weitab vom Schauplatz der Gerichte, wiedergeborene Volk — wieder in Erscheinung triff, wird auch die Kirche wieder an Seiner Stelle geschaut. Er ist ihr «Blutbräutigam», denn Seine Ver­bindung mit der Kirche gründet sich auf Seinen Tod (Sühnung) und Seine Auferstehung. Während Golf Israel befreit, steh) die Kirche weitab, wie seiner zeit Zippora. Aber auch die Nationen werden hören, was Gott Großes an Israel getan und werden kommen und anbeten. Welch herrliche Harmonie in dem Reiche des Friedens und der Gerechtigkeit!

Frage Nr.506:  Warum wurde Mirjam so schwer bestraft? Weil sie sich wegen der Heirat Moses aufhielt? (4. Mose 12,10)

Antwort: Es ist ein verhängnisvoller Fehler, sich gegen einen Knecht Gottes und dann noch gegen einen solch treue" Diener Gottes wie Moses aufzuhalten. Ihre Einstellung in dieser Sache war ganz verfehlt, denn Moses hatte in Übereinstimmung mit den Ratschlüssen Gottes gehandelt, indem er von dem herr­lichen Geheimnis Gottes, das von Ewigkeit her den Geschlechtern verbor­gen war — der Einheit des Christus mit der Kirche — ein wunderbares Vorbild lieferte. Sie nahm also indirekt das Wort wider Gott und nicht wider Moses, Müssen wir uns wundern, wenn sie solches Gericht traf? Der Herr bewahre uns vor übereilten Schlüssen und Reden.

Frage Nr. 507: War Elia den Heiden oder dem Volke Israel zugehörig?

Antwort: Daß der Prophet Elia aus den Heiden war, ist kaum anzunehmen, da ja sein Name «Elijah» = «Jehova ist mein Gott» bedeutet. Daß er in 1. Kön. 17, l «Beisasse Gileads» genannt wird, besagt noch nicht, daß er ein Unbeschnittener, die ja vom Passah ausgeschlossen waren, gewesen wäre. Er hatte wohl in Gilead, im Ostjordanland, gewohnt, was ihm die Bezeichnung «Beisasse» eintrug. Manche halten ihn als zum Stamme Naphtali zugehörig, was mit Sicherheit aber nicht festzustellen ist.

Frage Nr. 508: «Aber Ich sage euch, daß auch Elias gekommen ist, und sie haben an ihm getan, was irgend sie wollten, so wie über ihn geschrieben steht» (Mark. 9,13). Darf ich um eine Erläuterung bitten?

Antwort: Wenn Sie daran denken, daß Elias in der Person des Johannas des Täufers gekommen ist, dann haben Sie die Erklärung. (Vergl. Matth.11,14; 17,12; Luk.1,17; dann Matth. 14,8.10; Mark. 6, 25. 27; 1. Kön. 19, 2.10.) 

Frage Nr. 509: Hat König Hiskia im Glauben gehandelt, als er König Sanherib von Assyrien Gold und Silber schenkte, um von Ihm abzulassen? (2. Kön.18,13—16)

Antwort: Sicherlich nicht. Wenn er Gott gefragt hätte, würde Er ihm ohne Frage einen anderen Weg gezeigt haben. Die Folge seines törichten, un­gläubigen Handelns zeigt sich darin, daß der Zweck nicht nur nicht erreicht wurde, sondern Sanherib mit einem gewaltigen Heer nach Jerusalem zog. Jetzt aber zeigt sich der Glaube Hiskias. (Vergl. 2. Kön. 18,19—19, 37.) Auch treue Männer wie Hiskia, David usw. konnten irren und straucheln. Auch wir bedürfen der täglichen Bewahrung des Herrn.

Frage Nr. 510: Kann man in Jes. 36 von einer Bekehrung Hiskias reden?

 Antwort: Ja, wenn man es 2. Kön. 18,13—16 gegenüberstellt. Ich fürchte aber, daß man mit dem Worte «Bekehrung» in bezug auf Personen des Allen Testaments viel Mißbrauch treibt, «Bekehrung» im neutestamentlichen Sinne schließt doch die Wiedergeburt aus Wasser und Geist in sich. Das kommt im Alten Testament nicht in Frage.

Frage Nr. 511: Wenn Hiskia zu Jesaja sagt: «Nicht wahr? es wird Friede und Bestand sein in meinen Tagen», ist das als eine Bitte aufzufassen? (Jes. 39,8).

Antwort: Eine Bitte wohl weniger, aber eine mit einem gewissen Beben begleitete Aussage. (Siehe auch 2. Kön. 20,19.)

Frage Nr. 512: Was muß ich unter dem Mandelstab in Jer.1,11—12 verstehen?

Antwort: Ohne Frage steht dieser Mandelstab in Beziehung mit dem Dienste des Jeremia. Der Mandelbaum, der vor allen anderen Bäumen zu blühen an­fängt, heißt im Hebräischen: Der Wachsame. Denken wir dabei noch daran, daß ein Stab das Symbol der Führerschaft und der Zucht ist, dann erkennen wir gut, daß Gott dem Propheten sagen will: «Sei wachsam über Mein Volk, halte es in Zucht und führe es gut, dann wird es Mir zeitige Frucht bringen.»

Frage Nr. 513: Wie viele Marien erwähnt das Neue Testament?

Antwort; Das Neue Testament redet von sechs Marien, Es sind dies:
1.Maria, die Mutter des Herrn Jesus. Sie war aus dem könig­lichen Hause Davids; die Jungfrau, die der größten Gunst Gottes teilhaftig wurde: die Mutter des Herrn Jesus zu werden. Darum begrüßt sie der Engel Gabriel mit den Worten: «Sei gegrüßt, Begnadigte Der Herr ist mit dir!» (Luk.1,28).
2. Maria Magdalena. Sie hatte diesen Beinamen, weil sie von Magdala am See Genezareth gebürtig war. Der Herr hatte sieben Dämonen von ihr ausgetrieben und sie war eine von den Frauen, die dem Herrn Jesus mit ihrer Habe dienten (Luk. 8, 2. 3). Besonders rührend ist ihre Begegnung mit dem Herrn am Auferstehungsmorgen (Matth. 28; Joh. 20).
3. Maria von Bethanien. Sie war die Schwester von Lazarus und von Martha. Viel ist der Herr Jesus bei diesen Seinen Freunden im Hause in Bethanien eingekehrt. Bei einer solchen Gelegenheit, kurz vor Seinem Tode, hat Maria Ihn mit einer sehr kostbaren Salbe gesalbt, und so ist sie ein Vorbild wahrer Anbetung für alle Zeiten geworden (Joh. 12).
4. Maria, die Frau des Kleopas (Joh. 19, 25). Sie war die Mutter des Jakobus und des Joses. Wir finden sie sowohl zu Füssen des Kreuzes, als auch am Grabe (Matth. 27, 55. 56; 28,1).
5. Maria, die Mutter des Johannes Markus. Sie wohnte in Jerusalem und öffnete ihr Haus den Christen. Dort waren sie zum inständigen Gebet versammelt, als Petrus im Gefängnis war, und erlebten seine wunderbare Befreiung (Apg. 12,12).
6. Maria, eine Christin in Rom, deren Arbeit für die Versammlung der Apostel Paulus hervorhebt (Rom. 16, 6).

Frage Nr. 514: In Matth. 23,35 lesen wir von einem Zacharias, der zwischen dem Tempel und dem Altar ermordet wurde. Wo lesen wir von diesem Mann im Alten Testament?

Antwort: Lies 2. Chron. 24, 20—22, Sekaria =- Zacharias. Wir müssen beach­ten, daß in der hebräischen Bibel die Bücher der Chronika die letzten sind. Der Herr will also sagen, daß alles unschuldig vergossene Blut vom ersten bis zum letzten Blatt des Alten Testaments, über die Heuchler, die Schrift­gelehrten und Pharisäer kommen wird.

Frage Nr. 515: Ist das Wort in Mal. 3,1 und Matth.11,10: «Siehe, Ich sende Meinen Boten, daß er den Weg bereite vor Mir her» schon in Erfüllung gegangen?

Antwort: [n Mal. 4,5 lesen wir; «Siehe, Ich sende euch Elia, den Pro­pheten, ehe der Tag Jehovas kommt, der große und furchtbare". Diese Weis­sagung wird bei der zweiten Wiederkehr des Herrn zur Aufrichtung Seines Reiches und zum Gericht über die ungläubigen Erdbewohner erfüllt werden, In Matth. 17, 11 sagt der Herr: «Wohl kommt Elias zuerst, und wird alle Dinge wiederherstellen», fügt dann aber hinzu, daß Elias schon gekommen ist, aber daß sie ihn nicht erkannt, sondern an ihm getan, was sie wollten. Wenn sie Johannes den Täufer — und von diesem spricht der Herr — angenommen, d- h. seiner Predigt geglaubt hätten, dann würde Johannes Elias gewesen sein; da sie ihn aber verworfen und damit auch den Herrn Selbst, ihren König und Messias, so muß nun allerdings Elia später kommen, um die zweite Wieder­kunft des Christus einzuleiten. Darum sagt der Herr in Matth.11,14: «Wenn ihr es annehmen wollt, er ist Elia, der kommen soll.» Die Juden nahmen ihn nicht an, darum mußte Johannes sagen: «Ich bin nicht Elia.»

Frage Nr. 516: Bitte um Erläuterung von Matth. 11,11: «Wahrlich, Ich sage euch, unter den von Frauen Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer; der Kleinste aber im Königreiche der Himmel ist größer als er».

Antwort: Johannes der Täufer war der letzte der Propheten des Alten Bun­des; er stand also noch auf alttestamentlichem Boden. Er mußte aber den verheißenen Messias nicht, wie die früheren Propheten, als kommend verkün­digen, sondern als «Freund des Bräutigams» (Joh, 3, 29) konnte er Ihn als in Person gekommen einführen. Ihm wird also ein Vorrecht zuteil, das den früheren Propheten vorenthalten war (vergl. 1. Petr. 1, 9—12). Darin ist er also sicherlich größer als alle seine Vorgänger. Trotz alledem ist Johannes der Täufer im Gedankenkreis der irdisch und jüdisch begrenzten Offenbarung des Alten Testamentes geblieben. Durch die Verwerfung des Messias wurde die neue Offenbarung kund, welche himmlischen Charakter trug und dem Glaubenden Hoffnung auf himmlische Segnungen brachte. Das ist etwas viel Größeres, als was Johannes geschenkt war, ja selbst größer als das, was Israel im Tausend­jährigen Reich besitzen wird. Dann wird selbst der Geringste, der an dieser himmlischen Zukunft teilhaben wird, noch unendlich herrlicher, noch höher erhoben, also größer sein, als selbst Johannes der Täufer es war. Dieses Wort, «der Kleinste im Himmel wird größer sein», bezieht sich also auf die neutestamentlichen Segnungen, indem der Kleinste, der diese genießt, mehr besitzt, als der Größte unter dem Bunde des Alten Testamentes. Die alttestamentlichen Verheißungen sind irdischer Natur, die neutestamentlichen aber sind himmlisch.

Frage Nr. 517: Warum sagt der Herr in Matth.11,12—14 von Johannes dem Täufer: «Er ist Elias, der kommen soll», und in Matth. 17,12: «Elias ist schon gekommen» ?

1.Antwort: Der Herr bezieht sich dabei auf die Weissagungen in Mal. 3, l und 4,5, wo Gott einen Boten, einen Herold und Vorläufer vor Seinem per­sönlichen Erscheinen ankündigt und der Elias genannt wird. Wie vielerorts in den Propheten werden auch dort die beiden Kommen des Herrn, sowohl das in Niedrigkeit als auch dasjenige in Herrlichkeit in einem Atemzuge genannt, weil die Zeit der gegenwärtigen Gnadenhaushaltung gar nicht in Betracht gezogen wird. Letztere ist ja dem Alten Testament völlig unbekannt. Die Ju­den — auch die Jünger und sogar Johannes der Täufer selbst, woraus seine zweifelnde Frage zu erklären ist, — hatten eben nur das zweite Kommen, das­jenige in Herrlichkeit vor Augen. In Mark. 1,2 wird nun Johannes der Täufer unter Anführung von Mal. 3,1 eingeführt und in Luk.1, in der Ankündigung des Engels und im Lobgesang Zacharias (1,15—17; 76—77), unter Bezugnahme auf Mal. 4, 5—6. Obwohl Johannes der Täufer keine Wunder verrichtete, war seine Aufgabe grundsätzlich dieselbe und im gleichen Charakter wie die des Elias, nämlich das Volk zu seinem Gott und Herrn zurückzuführen und es innerlich auf die Ankunft seines Messias vorzubereiten.

 Er tut dies unter her­vortretender Betonung des Gerichtscharakters des Kommenden, in welchem Er denjenigen begegnen werde, die Ihn verwerfen würden. Sein Dienst galt also vor allem der Aufweckung des Gewissens, so wie es tatsächlich einst die Aufgabe Elias gewesen war. Auch der Ankunft des Herrn in Herrlichkeit und Gericht werden Herolde vorausgehen, nämlich die zwei Zeugen in Offb.11, in der gleichen Aufgabe wie Johannes oder Elias. Freilich werden sie, dem Cha­rakter der Haushaltung Israels und der Endzeit entsprechend, in der Kraft Moses und Elias auftreten, allerdings nicht diese beiden in Person sein, wohl aber aus­gerüstet mit außergewöhnlicher Wunderkraft. Ihre Wunder werden wieder solche des Gerichts sein, wie die der beiden alttestamentlichen Männer. Diese waren bei Johannes dem Täufer aus dem Grunde nicht vorhanden, weil er ja nur das Kommen des Herrn als nahe bevorstehend verkündigte. Die Enderfüllung steht noch aus: Elias wird noch kommen.
2. Antwort: Johannes der Täufer war nicht Elias in eigener Person. Es ist undenkbar, daß Gott Menschen aus dem seligen Zustand nochmals in das Erdenleben versetzt (vergl. Phil. l, 23). Er hat dies auch gar nicht nötig, weil Er sich zu jeder Zeit besondere Zeugen, ausgerüstet mit Macht und Autorität, erwecken kann. In Mal. 4 deutet die Prophezeiung übrigens auf den Tag des Zorns Jehovas vor der Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches hin, da müßte also Elias sogar zweimal wiederkommen. (Siehe auch Offb.11,5—6.) Der Heilige Geist will mit der Nennung des Namens Elias einfach recht deut­lich auf den ernsten und wichtigen Charakter der Sendung Johannes des Täu­fers, als Herold des Herrn, hinweisen. Durch die Erinnerung an Israels wohl­bekannten Propheten sollte sich das Volk zum Empfang seines Königs vor­bereiten. Der Name Elias wird symbolisch gebraucht, wie wir dies im Worte Gottes öfters finden, um in einfacher und doch zutreffender Weise Gottes Wille und Ansichten kundzutun.

Frage Nr. 518:  Warum hat Johannes der Täufer das «Königreich der Himmel» gepredigt? Wußte er, daß Christus verworfen werden und Seinen Sitz im Himmel nehmen würde? (Matth.3,2)

Antwort: Wohl betont Johannes, daß das Königreich der Himmel nahe gekommen sei, aber dies bildet nicht den Inhalt seiner Predigt, sondern «Tut Bussel» Johannes war also kein «Reichsprediger», sondern ein ausgesprochener «Bußprediger». Was er vom weiter Erfragten wußte, können wir nicht sagen.

Frage Nr. 519: Warum hat Saulus seinen Namen in Paulus geändert? (Apg.13,9)

Antwort: Ohne Frage, um darzutun, daß er auch in bezug auf seinen Namen ein anderer geworden war. Saulus ist hebräischen Ursprungs und bedeutet «Erbetener». Die Eltern des Saulus waren jedenfalls gottesfürchtige Leute, daß sie ihrem Sohn diesen Namen gaben. Paulus ist Griechisch und bedeutet «Klein, gering». Das war der Name, den er annahm, als er seine erste Mis­sionsreise antrat, um als der Apostel der Nationen aufzutreten, darum auch wohl die Annahme des griechischen Namens, denn Griechisch war damals die Weltsprache.

Frage Nr. 520: Ist der Apostel Paulus mehr als einmal in Rom gefangen gewesen? Wurde er in Troas bei Carpus wieder gefangengenommen? Was bedeutet die «erste Verantwortung» in 2. Tim. 4,16? Ist er damals wieder frei geworden?

Antwort: Nach der Heiligen Schrift ist Paulus zweimal gefangen gesetzt und nach Rom gebracht worden. Das erste Mal geschah die Verhaftung in Jerusalem anläßlich eines Aufruhrs der Juden, worauf er zwei Jahre in Caesarea, der Resi­denz des Landpflegers, in «leichter Haft» gewesen war. Von dort ist er auf seine eigene 
Berufung auf den Kaiser hin nach Rom gebracht worden (Apg. 23—26; Kap. 27 schildert dann seine Reise nach Rom). Nach zwei Jahren Haft in Rom, worüber außer Kap. 28 gar nichts mitgeteilt ist, wurde er wieder frei­gelassen (vergl. Philemon 22; Phil. 2, 24—25). Darnach hat Paulus, nach 1.Tim.1,3; 2.Tim.4,13 Griechenland und Kleinasien, und nach dem Brief an Titus (1,5; 3,12) auch die Insel Kreta besucht, woselbst er (in der Stadt Nikopolis) über den Winter zu bleiben gedachte. Damit brechen die Nachrichten über seine Reisen ab, weil er wieder verhaftet worden war; wo ist nicht gesagt. Er wurde wieder nach Rom gebracht, diesmal in Begleitung einzig vom Arzt Lukas (2. Tim, 4,11). Davon hören wir in 2. Tim. 4, 14—17. Bei einem ersten Verhör vor dem Kaiser Nero und vermutlich einer grossen Menge von Zuhörern (Vers 17), fand er in Alexander dem Schmied einen gefährlichen Feind, Er selbst mußte sich allein, ohne Beistand, verantworten, aber der Herr selbst stärkte ihn, so daß das Verhör zu einem herrlichen Zeugnis für den Herrn gereichte; ein Urteilsspruch erfolgte damals noch nicht. Nach den Versen 16—18 wurde er bald nochmals verhört, wobei er diesmal zum Tode durch Enthauptung verurteilt wurde. Aus den Versen 6—8 geht hervor, daß er damit gerechnet und sich völlig dazu bereit gemacht hat. Über eine Verhaftung des Timotheus ist nichts bekannt als die kurze Notiz in Hebr.13,23.

Frage Nr. 521: Wir wissen, daß die Leiden Jesu für alle Ewigkeit vollgültig sind; warum mußte Paulus nach Kol.1,24 sie noch ergänzen?

Antwort: Paulus redet hier selbstverständlich nicht von der sühnenden Kraft des Todes des Herrn, woran es nichts zu ergänzen gibt. Er redet vielmehr von den besonderen Leiden als Diener der Versammlung, welche ihm in besonderer Weise aus der Verkündigung der Erwählung der Versammlung aus allen Nationen erwuchsen. Sowohl die Apostelgeschichte als manche Stellen aus den Briefen zeigen uns, mit welch bitterem Haß die Juden Paulus verfolgten und gerade deswegen, weil er die Gnadenbotschaft Gottes auch den Nationen (Heiden) verkündigte. Ihr Religionsstolz konnte es nicht ertragen, daß nun auch die Nationen der göttlichen Offenbarung und des Heils teilhaftig werden sollten, ganz gleich wie sie, das bisherige irdische Volk Gottes, ohne daß ihnen irgendein Vorzug gegen jene blieb. In der Tat, auch ein Stück des Gerichts über dieses Volk! Hinter den Juden stand auch der große Feind und Widersacher, dessen bisher unbestrittenes Revier (die Heidenwelt) durch die neue Gnadenbotschaft angegriffen wurde. Dies brachte dem Apostel be­sondere Leiden ein, Leiden, die der Herr Jesus in dieser Art nicht durchgemacht hatte.

Frage Nr. 522: Paulus schreibt an die Korinther, daß er «einen Tag und eine Nacht in der Tiefe zugebracht habe». Was ist darunter zu verstehen? (2.Kor. 11,25)

Antwort: Wahrscheinlich hat Paulus bei einem Schiffbruch einen Tag und eine Nacht in einem Wrack zubringen müssen, über welches die stürmischen Wogen und Weiten des aufgewühlten Meeres hingeschlagen und es oft bedeckten.

Frage Nr. 523: Paulus schreibt an die Korinther: «Ich zerschlage meinen Leib und führe ihn in Knechtschaft, damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt, selbst verwerflich werde». (1. Kor. 9,17) Können Sie mir einige Beispiele ähn­licher Art angeben?

Antwort: Gewiß, lesen Sie die Lebensbilder der grossen Knechte Gottes irgend einer Zeit, so die der Missionspioniere des 19. Jahrhunderts, z.B. eines Hans Egede, der sich in Grönlands Eisgefilden betätigte, Meyer, der unter den Indianern arbeitete, dann F. Coillard, Levingstones, Zeisberger, A. Judson und viele andere, die sich wie Paulus völlig dem Herrn hingaben. Sie opferten Bequemlichkeit, eine aussichtsvolle Lebensbahn, ihre Gesundheit usw., um für den Herrn Seelen zu gewinnen. Denken Sie auch an Moody, Spurgeon, Tersteegen usw.; Sie werden finden, welch ungeheure Anstrengungen auch ihr Leib auszuhalten hatte. Die Liebe des Christus drängte sie bis zum letzten Atemzuge. Wie beschämend wenig verwirklichen wir von den christlichen Tugenden wie Liebe, Selbstverleugnung, Opfer, Hingabe. Diese Lebensbilder zeigen uns, was wirkliche Liebe zum Herrn und zu den Seelen zu tun vermag.

VII. DIE KIRCHE (EKKLESIA). ABENDMAHL, ANBETUNG

Frage Nr. 524: Am Schluß von Hebr. 11 lesen wir von den vielen Glaubens­zeugen: «Sie haben die Verheißung nicht empfangen, da Gott etwas Besseres vorgesehen hat, auf daß sie nicht ohne uns vollkommen gemacht würden». Wie ist das zu verstehen?

Antwort: Der Gedanke ist hier wohl der, daß die Glaubenshelden des Allen Bundes mit uns entrückt und mit uns in der Auferstehung gemeinsam verherrlicht werden sollen. Dennoch ist der Kirche, der Ekklesia, ein Teil gege­ben, das ihr in alle Ewigkeit eigen sein wird und das die Heiligen des Alten Testamentes nicht besaßen und nicht besitzen werden. Wir sind die Gemahlin des Herrn und damit in die innigste, unmittelbare Nähe des Herrn gebracht. Das ist das «Bessere», das uns geworden ist.

Frage Nr. 525: Was will das sagen: «Zu meinem Namen hin versammelt sein»? (Matth. 18, 20)

Antwort: Einfach das bewußte Zusammenkommen um die Person unseres Herrn selbst, wo Er selber Gegenstand unserer Beschäftigung ist, und wir b e w u ß t zu Ihm reden oder Seinen Namen verkündigen. Der Name ist nach Gottes Gedanken gleichbedeutend mit der Person selbst und drückt das Wesen derselben aus. Wie oft kommt im Wort Gottes dieser Ausdruck «Name Jehovas», «Name des Herrn» vor! Wir verstehen da ohne weiteres immer die Person des Herrn selbst. Vergleiche hierüber das Buch von G. Bneger: «Der Name, der über jeden Namen Ist».") Ebenso will der Ausdruck «zu Meinem Namen hin» oder «in Meinem Namen» darauf Nachdruck legen, daß wir in unserm Zu­sammenkommen uns der ganzen geoffenbarten Realität der Person des Herrn und Seiner tatsächlichen, wenn auch unsichtbaren Anwesenheit in unserer Mitte bewußt sein müssen, damit Seine Kraft wirksam sein kann. Wie oft geht man in die Versammlung, ohne sich der Realitäten des Herrn bewußt zu sein. Das ist dann freilich kein Versammeln zu Seinem Namen hin.

Frage Nr. 526: «Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin Ich in ihrer Mitte» (Matth. 18, 20). Ist das persönlich oder im Geist?

Antwort: Unbedingt persönlich! Das ist es doch, was Er verheißen hat. Wohl sitzt Er zur Rechten Gottes, bis Seine Feinde gelegt sind zum Schemel Seiner Füße, aber das hindert nicht, daß Er dennoch persönlich in unserer Mitte ist. Es scheint mir, daß man dieser hehren Tatsache Abbruch tut, wenn man sagt: Er ist lediglich im Geiste in unserer Mitte. Nein, Er ist per­sönlich da; vergessen wir doch nicht, daß Er Gott ist und deshalb all­gegenwärtig. Warum beschränken, wo es nichts zu beschränken gibt. Daß der Herr wirksam ist durch Seinen Geist, ist eine Sache für sich und ist mit Seiner persönlichen Gegenwart nicht identisch.

Frage Nr. 527: Ich las in einer Schrift, daß In den Versen: «Da ist ein Leib und EIN Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung. EIN Herr, EIN Glaube, EINE Taufe, EIN Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in uns allen» (Eph. 4, 4—6) drei Kreise wären; bin aber damit nicht zurechtgekommen.

Antwort: Das vorliegende Wort gibt uns eine siebenfältige Einheit der Gemeinde des Herrn. Diese siebenfache Einheit ist allerdings in sich wieder drei fach.
1. Ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung. Das ist die unteilbare oder innere Einheit, gebildet durch den Heiligen Geist. Sie umfaßt alle Heiligen, aber nur sie allein. Diese Einheit ist verbunden mit der einen Hoffnung, die nicht nur Jedes einzelne Glied, sondern der ganze Leib gemeinsam besitzt und die der Berufung entspricht, mit der er berufen ist, nämlich die ewige Herrlichkeit mit ihrem himmlischen Haupte zu teilen. Es ist die Einheit, wie sie sich für den Himmel kundgibt. Ihre Segnung ist deshalb eine unumschränkte und eine bedingungslos. Der Zugang zu diesem innersten Kreis, um mit erwähnten Schreiber zu reden, ist nur möglich durch die Taufe mit dem Heiligen Geist, also durch die Wiedergeburt.
2. E i n Herr, ein Glaube, eine Taufe. Das ist die verwaltende oder ä u ß e r e Einheit, wie sie sich unter der segenbringenden Autorität des e i n e n Herrn auf dieser Erde kundgibt. Der eine Herr ist es, der vom Himmel her Anspruch auf alles hat, doch hat Er sich darin Grenzen gesetzt, indem Er sich aus der Welt heraus Seine Brautgemeinde sammelt. Sie ist mit dem Herrn durch einen Glauben verbunden, und durch die eine Taufe bekennt sie, daß sie mit dem Christus gestorben und auferweckt ist (Rom. 6). Der Zugang zu diesem zweiten Kreise geschieht bekenntnismäßig durch die Taufe mit Wasser; es ist der Kreis der Verantwortlichkeit.
3. E i n Gott und Vater aller. Das ist die allumfassende Einheit, die sich auf den Vater als Schöpfer aller Dinge bezieht (Mal. 2,10). 

Durch die natürliche Geburt sind wir dem Schöpfer zugehörig. Mehr noch, allen denen, die aus Ihm geboren sind, gibt Er das ewige Leben. Als der Schöpfergott steht Er über allen und allem; dennoch hält Er sich von den Geschöpfen nicht ab­seits, sondern durchdringt alles, d.h. Er ist überall, und — herrliche Wahrheit — «in uns allen». Durch Seinen Heiligen Geist hat Er Wohnung in uns gemacht. Das wären die drei Kreise, von denen offenbar der Schreiber spricht. Sie sehen, daß der eine in den anderen eingreift und denselben jeweils erweitert, Der erste Kreis wäre also die innere Sphäre, den Leib des Herrn um­fassend; der zweite das christliche Bekenntnis und der dritte die Schöpfung. Wenn auch die Kirche als der Leib des Christus einzig und allein die erste Sphäre einnimmt, so findet sie doch auch einen Platz in den anderen.

Frage Nr. 528: Ist die Gemeinde (oder Versammlung) aus den Nationen der «Leib» oder die «Braut» des Christus? Und welches ist in diesem Zusammenhang die Stellung des Volkes Israel? Oder ist der «Leib des Christus» der Herr selbst zusammen mit der Gemeinde, wobei Er das Haupt ist, und dann Israel Seine Braut?

Antwort: Vor allem müssen wir, wenn wir die Bilder im Worte Gottes erklä­ren wollen, uns vor Schlüssen der menschlichen Logik hüten, denn damit kom­men wir unfehlbar zu kurz. Dadurch ist auch die Unklarheit, welche Ihre Frage verrät, entstanden. Wir müssen uns dabei unbedingt an das Schriftwort halten und uns den Tiefblick des Glaubens schenken lassen. Wir müssen uns immer bewußt sein, daß die uns von Gott geoffenbarten Gedanken weit über die menschliche Fassungskraft hinaus reichen, und eine Tiefe und Fülle ent­halten, wofür menschliche Worte nicht ausreichen. Gerade für die Beziehungen zwischen dem Herrn und den Seinigen ist uns eine so reiche Fülle an herrlichen und wichtigen Bildern geschenkt. Jedes Bild muß dabei durchaus für sich erfaßt werden, nicht in Verquickung mit ändern Bildern. Ebenso muß die christ­liche Gemeinde im Neuen Testament (inkl. die gläubigen Juden der Gnaden-Ära durchaus von Israel als Volk getrennt gehalten werden. Es sind dies zwei völlig selbständige Offenbarungen. Gerade diese Vielfalt macht die Schönheit und Fülle unseres Verhältnisses zu unserem hochgelobten Herrn aus. Jedes Bild zeigt eine andere Seite von dem, was der Herr für uns und wir für Ihn sind, uns selbst anscheinend parallele Bilder haben Jedes seine eigene wichtige Bedeutung. So enthält i. B. das Bild «Vater und Kinder» das Ursprungsverhältnis, die Wiedergeburt in der Gott eigenen Natur, «Söhne und Erben» die Anwartschaft auf unsere Teilhaberschaft an der Herrlichkeit und unser Rechts- und Erbschaftsverhältnis, die Herrschaft mit dem Herrn Jesus; «Erstgeborener vieler Brüder», die Wesensgleichheit mit dem Herrn, wobei Er jedoch den fürstlichen Vorrang als ewiger Sohn Gottes hat, somit dennoch unser Herr ist. Da sind wir ferner Seine Knechte, genauer Sklaven, als Sein teuer erkauftes Eigentum, andererseits Seine Freunde und Ge­nossen als vertraute Mitwisser Seiner Ratschläge und Beisitzer bei deren Er­füllung. Wir können hier nicht alle die köstlichen Bilder erörtern und wollen nur auf die beiden in Ihrer Frage berührten Verhältnisse, Leib und Braut, näher eintreten. Das Bild des Leibes zeigt, wie der Herr und die Gemeinde zusammen ein wunderbares organisches Ganzes bilden. 

Er ist dabei das leitende Haupt, und ebenso das Herz, von dem die aktive Liebe ausgeht, zu uns strömt, und wir sind die vielfach gearteten Glieder, und mit Ihm zusammen der Leib, wie Sie selber vermuten. Darum sagt l. Kor. 12,12: «Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder aber, obgleich viele, e i n Leib sind, also auch der Christus.» Es heißt hier der Christus, also mit Artikel, weil weder das Haupt allein, noch die Glieder allein den Leib bilden. Dieses Bild zeigt die Gemeinde als organische Einheit mit unserem Herrn, welcher als Haupt diese leitet durch Seinen Geist und ihr Kraft zum Wirken gibt, wobei jedes Glied seine eigene Gabe und Funktion hat, alle ein harmonisches Ganzes miteinander. Das Bild vom Weinstock und den Reben scheint ein ganz paralleles Bild zu sein, hat aber dennoch seine besondere Bedeutung. Es zeigt den Strom des Lebens, der von den Wurzeln des Weinstocks ausgeht und zu allen Ästen und Zweigen bis zum entferntesten Blättchen fließt, und wozu? Um Frucht zu bringen, aus dieser wiederum neues Leben gleich dem des eigenen Ursprungs, in immer wiederkehrender, unveränderlicher Folge- In diesem Bild haben wir also den Gedanken des Wachstums und der Fortpflanzung.

 Beide Bilder sind somit von gleich großer Bedeutung und Wichtigkeit. Das wohl herrlichste aller Bilder, das vom Bräutigam und der Braut, nun beschreibt den tiefsten und zartesten Ausdruck des ureigensten Wesens unseres Herrn, Seiner Liebe zu den Seinigen. Könnte eine feinere und innigere Dar­stellung der Liebe des Christus möglich sein, als wie sie der Heilige Geist durch Paulus in Eph. 5, 25—27 gibt? Unmöglich! Hier wird aber auch ganz deutlich gesagt, daß es sich auf die Versammlung oder Gemeinde bezieht, ebenso in 2. Kor. 11, 2. Es ist unerfindlich, wie man da das Volk Israel hineinziehen kann! Zudem wird in Offb.19 und 21 der Ausdruck «Braut des Lammes» ge­braucht, und in Kap. 21 wird diese sogar «als vom Himmel herniederkommend» gezeigt, was doch die ausschließliche Zugehörigkeit zur neutestamentlichen Offenbarung dartut. Dies auf Israel anzuwenden, heißt dem Bilde eigentlich Gewalt antun. Warum soll die Gemeinde nicht die Braut des Christus sein, nur weil sie nach anderer Seite auch als Sein Leib dargestellt wird? Wir wissen doch, daß erst die neutestamentliche Offenbarung die Fülle, das Vorzüglichere ist. Das Ziel der Braut ist ein himmlisches, also ein höheres als das Israels. Wie kann man nun ausgerechnet das höchste symbolische Bild auf etwas Geringeres an­wenden? Wie unlogisch ist dies doch! Allerdings wird auch das Verhältnis Jehovas zu Israel, Seinem irdischen Volk, ebenfalls in verschiedenen Bildern, z, T. ähnlichen, wie die der christlichen Gemeinde, dargestellt, wiederum, um die verschiedenen Seiten desselben zu entrollen. Jedoch sind diese nur im Alten Testament enthalten, und zwar in Tendenz und Reichweite von den Bildern der christlichen Gemeinde unter­schiedlich.

 Auch Israel ist allerdings als Braut oder Gemahlin des Herrn darge­stellt, aber nie als Braut des Lammes, sondern nur als die des alttestamentlichen Jehova, anlehnend an den Charakter des Hauses Israels, Man darf diese daher keineswegs mit den neutestamentlichen Bildern verwechseln. Allerdings deutet das Hohelied Salomos auf Israel hin als Braut; aber wir suchen hier vergeblich nach einer Andeutung der Hochzeit, überhaupt einer Vereinigung beider, noch irgend etwas wie in Eph. 5, daß sich der Herr für seine Braut selbst hingegeben habe, um sie sich geheiligt und verherrlicht darzustellen, d.h. für den Himmel passend gemacht habe. Israel ist eben nur die irdische Braut, im Rahmen des Alten Testaments, während die Braut im Neuen Testament die himmlische Braut des Christus ist. Haben wir nicht im Alten Testament Vorbilder dieser doppelten Brautschaft?, z. B. in den Frauen Jakobs, wobei Lea die Mutter des Samens nach dem Fleische, d.h. Israels, ist, und Rahel in ihren Söhnen die Mutter der Erb­schaft und zukünftigen Herrschaft ist (siehe bei Jakobs Segen), und ebenso bei David, dem König, dessen erste Frau Achinoam die Frau nach dem Fleische und die zweite, Abigail, diejenige nach dem Geiste und Glauben ist?

Frage Nr. 529: In Joh. 4,23 heißt es, daß die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden. Ein Ort ist nicht genannt, im Gegensatz zum Berg Garizim oder zu Jerusalem. Frage a): Ist heute die An­betung auf den Platz am Tische des Herrn beschränkt? Frage b): Gibt es neben der gemeinsamen Anbetung auch eine persönliche Anbetung im Kämmerlein oder nur ersteres?

Antwort: Vorausgehend möchte ich feststellen, was wahre Anbetung ist, Der «Botschafter». Jahrgang 1887, Seite 318, schreibt darüber treffend: «Wahre Anbetung ist das Ausströmen eines Herzens, welches Gott kennen gelernt hat als einen Geber, das den Sohn kennt, durch welchen die Gabe vom Himmel herab ihm zufließt; und das vom lebendigen Wasser des Heiligen Geistes ge­trunken und indem es getrunken, in diesem Geiste eine Quelle lebendigen Wassers gefunden hat, welches in das ewige Leben quillt und so zu seiner Quelle zurückfließt in Anbetung, Lob und Dank. Wahre Anbetung ist mit anderen Worten die Antwort eines Herzens, welches erkannt und erfahren hat, daß es durch Gottes Willen errettet und geheiligt ist und daß dieser Wille durch den Sohn Gottes ausgeführt wurde.» Anbetung ist also eine Darbringung von Früchten des Werkes des Herrn für und in uns, zur Verherrlichung der Person des Herrn und Gottes selbst. Bei Beantwortung obiger Fragen nun müssen wir feststellen, daß wir nicht bloß ein Konglomerat (Gemenge) vieler einzelner Gläubiger sind, sondern eine organische Einheit, der Leib des Christus und zugleich das Haus und der Tempel Gottes, was in unseren Zusammenkünften sichtbar zum Ausdruck kom­men soll.

 Als eine solche Einheit stehen wir vor Golf. Für diese Einheit ist in der Tat der Tisch des Herrn die einzige Gelegenheit zur Anbetung, denn nur da sind wir die Darbringenden, Huldigenden, wo wir sozusagen die Front Gott zukehren. Bei allen ändern Zusammenkünften dagegen sind wir die Nehmenden: wenn wir das Wort in irgend einer Form verkündigen und hören, empfangen wir von Ihm, um es weiter zu geben, wie einst die Jünger, als der Herr die Volksmengen speiste, und in den Gebetsversammlungen bringen wir Ihm unsere Bitten vor, sind also wiederum die Nehmenden, Nur am Tische des Herrn bitten wir nicht, sondern da legen wir unsern gefüllten Korb auf Gottes Altar und da sagen wir Ihm selbst, was Er durch Seinen Geist in unsere Herzen gelegt ha) (wie der Israelit in 5. Mose 26). So sollten wir wenigstens am Sonntag kommen, Ihm die Opfer des Lobes bringen, nicht um Segen für uns zu holen, der ja zwar nicht fehlen wird; wenn wir aber Ihm nichts bringen, weil unsere Herzen leer sind, müssen wir uns auch nicht wundern, wenn wir keinen Segen mitnehmen. Die einzelnen Glieder des Leibes betreffend kann man jedoch die Frage auch noch etwas anders beantworten. Man darf doch mit Fug und Recht fragen, ob denn unser Herz nur in dieser einen Stunde jeder Woche voll Dank, Lob und Anbetung sein soll oder kann. Da muß man doch sagen: Nein! 0, je mehr wir uns in Ihn, in Seine Offenbarung, in Sein Herz, Seine Liebe und Gedanken versenken, um so mehr wird unser Herz Anlaß finden, zu überströmen, und so oft wir durch den Geist uns mit Ihm und Seinem Wort beschäftigen, kann Herz und Mund auch des einzelnen Christen in Anbetung und Lob überfließen. Ist das Lied der Maria bei Elisabeth, die Huldigung der Weisen aus dem Morgen­land, die Salbung der Füße des Herrn durch Maria von Bethanien nicht auch Anbetung, ganz persönliche Anbetung? Gewiß, es sind gerade Beispiele, an denen man lernen kann, was Anbetung ist. 

Unser Leben sollte eine einzige Anbetung, e i n Lob für den Herrn sein, aber unserer Einheit in Christus Ausdruck gebend, ist sie nur am Tische des Herrn möglich. Das wollen wir wohl unterscheiden. Zusammenfassend darf also wohl gesagt werden, daß wahre Anbetung überall und zu jeder Zeit möglich ist. Wo irgend ein Herz überfließt in Lob und Dank bei der Betrachtung des Herrn, Seines Werkes und im besonderen der Liebe Gottes, sei es nun einzeln oder gemeinsam mit anderen, wird dies vor Gott wohlgefällig sein. Einzelne Gläubige (Apg. 16, 14; 18. 7; 1. Kor. 14, 25), wie auch Gruppen von solchen (Apg. 17,4. 17; 13,43.50) geben uns Zeugnis davon. Wollen wir indessen zugleich unserer Einheit in Christus Aus­druck verleihen, dann ist dies nur möglich in Verbindung mit dem Brechen des Brotes. «Denn e i n Brot, e i n Leib sind wir.» Am Tische des Herrn bekennen wir nicht nur unser Erlöstsein in Christus, sondern unser Einssein mit Ihm und mit allen Gläubigen.

Frage Nr. 530: Was genau bedeutet der Eckstein, der auch Kopfstein, Haupt der Ecke, Giebelstein usw. genannt wird? Gibt der Ausdruck «Eckstein» den ganzen Inhalt und Sinn wieder? (Siehe auch Ps. 118,22; Eph.2.20; 1.Petr.2,6; Ps.92,15; Sach. 4, 7)

1.Antwort: Zunächst sei festgestellt, da» der Ausdruck «Kopfstein» in Gottes Wort u. W. nicht vorkommt. Dieser ist, wie gerade die von Ihnen wiederge­gebene Auslegung dartut, nur geeignet, Verwirrung zu stiften. Sie knoten ver­schiedene Dinge zusammen, die nicht zusammen gehören. Darum ist auch diese Auslegung, so schön und richtig an sich der im Bilde der Pyramide dargelegte Gedanke auch sein mag, weder klar noch nach der Schrift. Mit verschiedenen Ausdrücken will die Schrift immer auch verschiedene Gedanken zur Darstellung bringen; darum stellt auch der «Eckstein» nur einen wichtigen Gedanken dar, aber nicht den; welchen Sie zitierten. Diesen finden Sie in Jes.28.t6 deutlich ausgedrückt: «Siehe, ich gründe einen Stein in Zion, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, aufs festeste gegründet (genauer: gegründetste Gründung)». Unter dem Eckstein versteht die Schrift also, wie es doch allgemein ausgelegt wird, jenen Grundstein, der jeweils als de- erste gelegt wird und meistens mit einer besonderen Feier verbunden ist. Dieser Eckstein ist berufen, Hauptträger des ganzen Baues zu sein. Er ist daher besonders wichtig und darum wird zum Eckstein auch immer ein beson­ders großer und starker Stein benutzt. So ist z. B. der Eckstein der Tempel­mauer (Salomos), den man bei den Ausgrabungen gefunden hat, ein Block von außerordentlicher Größe. An ihn reiht sich zunächst die ganze Grundlage, ebenfalls aus größeren Steinen, an. Daher bedeutet das Wort in der Ursprache genau «Haupt der Ecke», d. h. der wichtigste Stein der Ecke, der Hauptträger, aber nicht Kopfstein, was einen ganz ändern Sinn ergibt. In PS.92, 15 ist das Wort «Fels» gebraucht, womit auch der Herr bezeichnet wird, aber mehr im Sinn der von jeher bestehenden, unerschütterlichen und unveränderlichen Unter­lage, auf welcher der ganze Bau errichtet wird. In Matth. 7, 24—27 finden wir die ewige, göttliche und die menschliche Grundlage durch Fels und Sand dar­gestellt. «Eckstein» bezeichnet mehr den aktiven Träger, der zum Bau gehört. Außerdem wird in Sach. 10,4 und Jes. 22,23 auch noch das Wort «Pflock» vom Herrn gebraucht im Sinne eines festen Halt- und Angelpunktes, an dem alles hängt und um den sich alles dreht, der selbst aber unbeweglich steht. 

In Sach. 4, 7 haben wir nun einen ganz anderen Sinn, nicht den zu allererst gelegten, den Grundstein, sondern im Gegenteil den allerletzten, den ganzen Bau abschließenden und krönenden Stein, der daher Schluß- oder Giebelstein genannt wird. In Sacharja wird bekanntlich unser Herr als der Hohepriester und König Israels, beides in einer Person, dargestellt, sowie auch als der end­gültige Erbauer des Tempels (Kap. 6,13). In Kapitel 3 und 4 sind zunächst beide Würden getrennt. In Kapitel 3 steht der Hohepriester vor uns (Vers 8) und in Verbindung mit ihm erscheint in Vers 9 der Eck- oder Grundstein des Tempels.  Nun, die Grundlage der göttlichen Segenswege, auch für Israel, ist bekanntlich die Erlösung am Kreuz: «Ich will die Ungerechtigkeiten dieses Landes hinwegnehmen an einem Tage». Darum ist hier die hohepriesterliche Würde zuerst genannt, weil der Herr zuerst Sein hohepriesterliches Amt ausgeübt hat, indem Er Sein eigenes Blut für uns ins Heiligtum getragen hat (Hebr. 9). Die ganze Gnadenoffenbarung hat ihren Ausgangspunkt am Kreuz von Golgatha, Aber Christus ist auch Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks, also Priester in Ewigkeit. Sein Königtum auf Erden in Herrlichkeit wird erst am Ende der Zeiten geoffenbart werden, wenn Er als königlicher Richter wieder auf der Erde erscheinen wird. Erst nach stattgehabtem Gericht über die Erde wird Er Seinen Tempel vollenden und beide Würden in Seiner Person vereinen und in der ganzen Fülle ihrer Herrlichkeit und ihres Segens ausüben. Erst dann wird der ganze herrliche Bau des Hauses Gottes seinen völligen Abschluß und seine Krö­nung finden. Diese letzte Phase, nämlich das Königtum des Christus, steht heute noch aus; aber es wird nach Sach. 4 kommen und in seiner Vollendung im Schlußstein zum Ausdruck gebracht werden.
2. Antwort: Eine weitere gute Antwort den Eckstein betreffend, gibt Herr P. Schneller vom Syrischen Waisenhaus im «Boten aus Zion», die gewiß auch interessieren wird. Es ist die Erklärung eines Bethlehemer Baumeisters über die Bedeutung des Ecksteins eines Bauwerks, die unsere Auffassung, die wir gegeben haben, be­stätigt. Dieser sagt: «Das siehst du doch, daß das der wichtigste Stein ist, mit dem ich das Gebäude begonnen habe. Denn nach den durch ihn gelegten Linien richtet sich in die Länge, in die Breite und in die Höhe die ganze Gestalt des Baues. Darum nennen wir ihn Raas-es säuje, d. h. Haupt der Ecke.» Dies gibt in der Tat erst recht den vollen Sinn dieses Bildes vom Eckstein wieder; denn Christus ist ja sowohl der Träger als auch der absolute Maßstab und das vollkommene Vorbild Seines ganzen Hauses. Herr P. Schneller bezieht sich dabei speziell auf Matth.21,42—44, wo der Herr von sich als dem ver­worfenen Stein, der doch zum Eckstein wurde, redet. 

Er wurde in der Tat als Träger des erwarteten Königreiches von den Juden verworfen; aber schon lange müssen sie zu ihrem Erstaunen sehen, wie der Verworfene durch Gottes Macht dennoch der Eckstein des Hauses Gottes geworden ist, auf dem alles ruht, auch für die Juden. In Vers 44 verläßt der Herr dann das Bild des Baues und redet von sich allgemein als einem so gewaltigen Stein, daß der Mensch sich zu seinem Verderben an Ihm stößt und der unfehlbar jeden zerschmettert, auf den Er einmal im Gericht fallen wird, also gleich dem Stein im Traumgesicht Nebukadnezars, der nicht nur den metallenen Koloß in Trümmer legt, sondern auch zum Berge wird, der die ganze Erde füllt (Dan. 2, 35—36).
3.Antwort; Wir müssen vorerst betonen, daß es nicht «Grundstein», sondern «Eckstein» heißen muß. Dem Bau liegt das zugrunde, was die Apostel und Propheten des Neuen Testamentes, nachdem der Heilige Geist hernieder ge­kommen war, gelehrt haben. Insonderheit ist es die Lehre des Apostels Paulus. Er sagt; «Als ein weiser Baumeister habe ich die Grundlage gelegt» (1. Kor. 3). Was die Apostel und Propheten verkündigten war Christus, der eine Grund und die eine Grundlage. In Eph. 2, 20 ist nun nicht von einem Grund, sondern von einem «Haupt der Ecke» die Rede, Bei einem auszuführenden Bau wurde in einer Hauptecke ein besonderer Stein gelegt, der die Linienrichtung ergab und an den so oder so angebaut wurde, darum heißt es auch nicht «auf welchen», sondern «i n welchem», das will sagen, so mit Ihm verbunden, daß es ausschaut, wie aus Ihm herausgeworden, mit Ihm und untereinander zusammengefügt.

Frage Nr. 531: Im Epheserbrief lesen wir, daß wir «gesegnet sind mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus» (Kap. 1, 3). Wollen Sie mir bitte einige dieser Segnungen aufzählen?

Antwort: Um die Tragweite und die Fülle dieser «geistlichen Segnungen» zu erfassen, wird es vorerst notwendig sein, den Charakter derselben zu ver­stehen. Mit Recht ist im Hinblick auf die Erklärung dieser Stelle immer wieder dar­auf hingewiesen worden, daß Israel mit irdischen, materiellen Segnungen und die Kirche, des Herrn Gemeinde, mit geistlichen, himmlischen Segnungen gesegnet sei. Es trifft dies aber bei Israel nur teilweise zu, denn auch Israel hat geistliche Segnungen genossen. Denken wir an Nehemia, wenn er sagt: «Die Freude am Herrn ist eure Stärke» (Neh. 8, 10). Das ist ohne Frage eine rein geistliche Segnung. Wenn der Psalmist singt: «Glückselig der, dessen Übertretungen ver­geben, dessen Sünde zugedeckt ist»' (Psalm 32,1), dann hat das wiederum mit Materiellem nichts zu tun. Diese Reihe könnten wir, wie jeder Kenner des Alten Testamentes weiß, in die Länge fortsetzen. Dennoch müssen wir festhalten, daß Israel all seine geistlichen Segnungen als ein Volk genoß, das in Verbindung mit der Erde und mit der Schöpfung stand. Das wird auch bei seiner Wiederher­stellung in zukünftigen Tagen der Fall sein. Wohlfahrt, Reichtum, Gedeihen in Familie, Feld, Garten und Weinberg usw. war und ist ihm verheißen; sich aber nur mit Nahrung und Bedeckung zu begnügen, wie das der christlichen Zeitpe­riode gesagt ist (1.Tim. 6, 8), das würde einem Juden wie ein Fluch vorkommen. Nun könnte aber jemand einwenden, daß dann die Segnungen der Kirche weit hinter denen von Israel zurückstehen. G nein, herrliche Segnungen sind uns gegeben, aber sie stehen nicht in Verbindung mit dieser Erde und dieser Schöpfung, ja, in gewissem Sinne nicht einmal mit der Gegenwart, sondern mit dem Himmel.

 Allerdings genießen wir, als heute schon in die himmlischen Örter Versetzte, diese Segnungen im Vorgeschmack, aber solange wir in des Leibes Hütte sind, werden wir die Fülle derselben nie ergründen, noch erfassen können, noch werden wir imstande sein, uns von ihnen ein wahres, vollkom­menes Bild zu machen. Es dünkt uns, daß wir den Schwerpunkt in der Erklärung genannten Verses auf die Wörtchen «mit jeder» und «in Christus» legen müssen. «Mit jeder» will wohl sagen, daß gar keine Segnungen denkbar sind, mit denen die Gläubigen der Kirche nicht gesegnet waren, und das Geheimnis der Größe, Herrlichkeit und Schönheit dieser Segnungen ist in der Person unseres Erlösers und Heilan­des verankert. Von diesen Segnungen ist ohne Frage die Gabe des Heiligen Geistes, und dieser wieder als «Tröster», als «Fürsprecher» usw. eine solche. Dann eine Heimstätte im Himmel zu haben, wer ermißt die Tragweite dieser Segnung. Das alles sind Segnungen, die typisch der Versammlung gegeben sind. Was wußte Israel von Entrückung, von der Hinwegnahme der Kirche, die, ohne den Tod zu schmecken, in das Vaterhaus gebracht werden soll? Ewig in dieser bevorzugten Stellung als des Herrn Gemahlin,— das ist dem Alten Testa­ment völlig unbekannt. Mit dieser herrlichen Stellung sind aber all unsere Seg­nungen verbunden; wer könnte ihre Zahl ermessen, wer sie aufzählen, wer sie definieren und erklären?! 'Es sind himmlische Segnungen, und das Diesseitige wird nie das Jenseitige, das Zeitliche nie das Ewige völlig erfassen können. Vor allem ist eine dieser Segnungen unsere Gotteskindschaft. Kein Jude konnte sich rühmen, das Kind des himmlischen Vaters zu sein. Der «Geist der Sohnschaft» (Rom. 8,15; Gal. 4, 6) ist das Privilegium der Kinder. Gottes Kinder allein können In der ganzen Tragweile des Wortes rufen: «Abba, Vater!» So ist nun auch das «Abendmahl» oder der «Tisch des Herrn» ebenfalls ein — wenn auch nur für die Pilgerschaft hienieden gedachtes — besonderes Vorrecht der Versammlung Gottes.

 Er ist unser «Altar der Anbetung» geworden; der Vorgeschmack ewiger Anbetung. Im «hohepriesterlichen Gebet» (Joh. 17) erwähnt der Herr immer wieder «gleich­wie Wir», oder «gleichwie Ich», damit zeigend, in welch hohe Stellung gleicher Wesensart wir mit Ihm und in Ihm gebracht sind, eine Stellung, die weit über das hinaus geht, was David im 27. Psalm gesungen, erfleht und ersehnt hat (Psalm 27, 4), Die Himmelsstadt wird das irdische Jerusalem an Glanz und Herr­lichkeit weit übertreffen. Welch ein Vorrecht, in ihr wohnen zu dürfen! Die Be­wohner der Gottesstadt werden all die geistlichen Segnungen in ungeahnter Herrlichkeit und Größe genießen. So ahnen wir die Herrlichkeiten geistlicher Segnungen in den himmlischen Örtern, doch kein Sterblicher wird imstande sein, dieselben aufzuzählen, aber wir dürfen auf unsere Angesichter fallen und Den preisen und anbeten, Der uns zu solch hohen, alle Erkenntnis übersteigenden Segnungen geführt hat und noch führen wird.

Frage Nr. 532: Wie haben wir Joh.6,53—56 zu verstehen? Ist unter dem Essen Seines Fleisches und unter dem Trinken Seines Blutes das Abendmahl zu verstehen?

Antwort: In Johannes 6 redet der Herr von dem Leben durch den Glauben. Das allein schon sagt uns, daß es sich in den obigen Versen nicht um das Abendmahl handeln kann. Um uns erlösen zu können, mußte Christus sterben — davon redet allerdings auch das Abendmahl — aber das Abendmahl ist eine Gedächtnisfeier, und um eine solche handelt es sich hier sicherlich nicht, Wohl aber um persönliche Gemeinschaft. Diese zu gemessen bedingt, daß wir ver­standen haben, daß Christus Sein Leben als Schuldopfer für uns darlegen, Sein kostbares Blut für uns vergießen mußte, denn ohne Blutvergießung ist keine Vergebung möglich. Er ist das Passah, für uns geschlachtet. «Sein Fleisch ist wahrhaftig Speise; Sein Blut wahrhaftig Trank.» So haben wir das Leben durch den Tod. Das ist die große Belehrung dieses Kapitels, Die Verbindung mit Ihm muß eine persönliche sein. Das Abendmahl ist aber nicht der Ausdruck der persönlichen Gemeinschaft, sondern die Darstellung der Einheit des Leibes, also aller Erlösten. Auch empfangen wir im Abendmahl nicht das ewige Leben, sonst wäre es wirklich ein Gnadenmittel (Sakrament); dann müßten wir verlorenen Seelen nicht das Evangelium verkündigen, sondern das Abendmahl bringen. Es leuchtet ein, daß das nicht sein kann. Das Heil, das Leben, die Herrlichkeit sind einzig und allein in der Person, welche auf Golgatha starb, in dem Namen Jesu allein. Zudem empfängt man das ewige Leben nur einmal durch den Glauben an Sein Blut; das Abendmahl aber Ist
eine sich immer wiederholende Gedächtnisfeier, eine Erinnerung an Seinen Tod. Wer Christus hat, hat das Leben ewiglich und hat nicht nötig, es zum zweitenmal oder immer wieder zu empfangen.

Frage Nr. 533: Ist es möglich, daß man biblische Grundsätze, z.B. betreffend das Zusammenkommen der Gläubigen, derart in den Vordergrund stellen kann, daß sie sozusagen zu «Götzen» werden?

Antwort: «Zu Götzen machen» ist zu viel gesagt, denn bei diesen Grund­sätzen handelt es sich nicht einfach um formelle Regeln oder Gebote, sondern um Wünsche unseres Herrn. Haben wir sie richtig und lebendig erfaßt, wer­den sie in ihm unseren Herzen äußerst kostbar. Eine gewisse Gefahr in dieser Richtung besteht allerdings darin, daß man diese Grundsätze einseitig gesetzlich, starr dogmatisch erfaßt und hervorhebt — unsere natürlichen Herzen neigen dazu — dafür aber oft dem Wachstum und der Pflege des Innenlebens und dem praktischen Wandel nicht die nötige Beachtung schenkt. Dazu kommt die große Gefahr, an welche der Herr im Send­schreiben an Ephesus so ernstlich erinnert, nämlich das «Verlassen der ersten Liebe», d. h. daß das eigene «Ich» in den Vordergrund, ja selbst an die Stelle des Herrn tritt. In diesem Falle kann es auch ohne «kirchliche Organisation» zu einer erstarrten Gewohnheitsform kommen, Vor dieser Gefahr muß entschieden gewarnt werden, damit wir ihr nicht er­liegen, wie z. B, die «frommen» jüdischen Pharisäer, welche die Zeremonialvorschriften betreff Absonderung und Reinigung einseitig ausgebaut und eigen­mächtig noch andere hinzugefügt hatten, so daß die jüdische Religion heute deren mehrere Hundert hat. Damit sind die Pharisäer, wie der Herr Jesus ihnen selbst vorhält (Matth. 15,1—10), sogar mit den wahren göttlichen Geboten in Kollision und mit dem Herrn in bittere Feindschaft geraten. Derselben Gefahr ist auch die Kirche in Sardes erlegen, indem sie wohl nominell an den biblischen Hauptgrundsätzen festhielt, jedoch ohne diese lebendig zu verwirklichen. Sie waren ihr zum blassen Schibboleth geworden (Richt. 12); ihre ganze Theologie bewegte sich fast allein in rein theoretischen Erörterungen, während die Seelen geistlichen Hunger litten. Die Geschichte von Sardes zeigt deutlich, daß man die Glaubensdinge nicht bloß auf der theoretisch-dogmatischen Linie erfassen darf, um den Wünschen Gottes gerecht zu werden, sondern es geht um deren lebendige Verwirklichung, darum, daß sie zum wirklichen Inhalt unseres Lebens werden. Hier ist allerdings die Ermahnung am Platz: «Kinder, hütet euch vor den Götzen!» (I.Joh.5, 21).

Frage Nr. 534: Etliche sagen, daß wir - die Kirche [Gemeinde] – nicht die Braut seien, sondern nur Israel. Stimmt das ?

Antwort: Nein, eine solche Behauptung ist unbegreiflich, wenn man das Wort aufmerksam liest und nicht seine eigenen Gedanken hineinträgt; denn hier ist das Wort Gottes doch mehr als deutlich genug! Die Braut — Seine Gemahlin (Eph.5,25—33) — wird in Offb.21,2 und 9 als «aus dem Himmel herniederkommend» gezeigt. Wie kann man da von Israel reden? Israel kann doch nicht vom Himmel herniederkommen! Israels Gesichtskreis ist ausschließlich irdisch. Wohl wird Israel im Alten Testament auch eine Braut genannt, aber im Neuen Testament Ist die Rede von der himmlischen Braut und das kann nur die Versammlung, die bluterkaufte Gemeinde, sein.

Frage Nr. 535:  Wie ist 1.Kor.11,19:  «Denn es müssen auch Parteiungen (Luther: Rotten) unter euch sein, auf daß die Bewährten unter euch offenbar werden» zu verstehen?

Antwort: Parteiungen, die leicht zu Spaltungen führen können, haben ihren Ursprung immer in der Mitwirkung des Fleisches, des eigenen Ich, also des natürlichen Menschen in irgend einer Form. Meist sind es Führer, bei denen ein gewisses Geltungsbedürfnis, Dünkel, Rechthaberei, natürliche Gefühle, menschlicher Versland und Wille, ferner ein Mangel an Gnade vorhanden sind. Man vergißt, daß man an der Sache des Herrn steht und versäumt die tatsächliche stete Abhängigkeit vom Herrn. Alles das kann bei Spaltun­gen unschwer nachgewiesen werden. Solche Dinge sind meistens lange Zeit unter der Oberfläche mehr oder weniger verborgen, um dann bei einer sich bietenden Gelegenheit offenbar zu werden. Dann muß und wird es sich zeigen, wer «bewahrt» ist, d. h. wer noch in lebendiger, naher Verbindung mit dem Herrn und Seinem Wort und in wirklicher, demütiger Abhängigkeit von Ihm steht und darnach strebt, nicht Menschen, sondern Gott zu gefallen. Wer «unbewährt» ist, d. h, den Herrn aus den Augen verloren hat und nach Menschenweise handelt, betont das «Ich» und das «Wir». Er trauert weder über die preisgegebenen Wahrheiten der Heiligen Schrift, noch tragt er Leid über eingerissene Verflachung und Verweltlichung. Die Bejahung des Mensch­lichen und Verneinung des Biblisch-Göttlichen, sowie das Fehlen jeder wahren Beugung aber macht den U n bewährten in bezug auf ein geistliches, gottgemäßes Urteil unfähig und so müssen wir uns über manche Spaltungen, Rotten und Parteiungen unserer Tage nicht wundern. Auch sie sind ein Zeichen der Zeit, des sich auflösenden Endes, und lassen uns nur um so lauter rufen: Herr Jesu, komm!

Frage Nr. 536: Wie ist der Ausdruck «Grundlage der Apostel» in Eph. 2, 20 zu verstehen?

Antwort: In dieser Stelle ist die Rede von der Versammlung als dem Hause Gottes. Anhand dieses Bildes ist unschwer die Antwort auf obige Frage zu erraten. Bekanntlich wird bei einem Bau zuerst die Grundlage aus besonders großen und widerstandsfähigen Steinen gelegt. Darauf wird der ganze Bau aufgerichtet. Die Grundlage bestimmt auch die Gestaltung des Baues nach ihren Umrissen. Nun, ganz gleich ist es beim Bau des Hauses Gottes, dessen Baumeister der Herr selber ist. Christus ist der unerschütterliche Felsengrund, der Eckstein, auf den der Bau sicher und fest aufgebaut ist (Matth. 16,18; 7,24—25; 5. Mose 32, 4. 31; Ps.62,2; Ps.118,22; 1. Petr. 2, 4. 7). Die grund­legende Arbeit nun — Gründung und Aufbau der Versammlung —- wurde durch die Apostel, sowohl der Zwölf als auch durch Paulus und seine Mitarbeiter, getan. Sie erhielten vom Herrn die nötigen Offenbarungen, das, «was ihr von Anfang gehört habt» (1. Joh. 2, 24). Es sind die Grundelemente, auf die seither alle Knechte des Herrn als «Gottes Mitarbeiter» weitergebaut haben und auch wir, als auf der einen ein für allemal gegebenen göttlichen Grundlage weiter­bauen dürfen. Somit haben damals die Apostel «den Grund gelegt» (1.Kor.3, 10—11) und darum sind ihnen keine Apostel mehr nachgefolgt. Unmöglich kann es daher heute noch Apostel geben. Petrus redet in Kapitel 2 des 1.Briefs auch vom Hause Gottes. Er zeigt uns die einzelnen Gläubigen als lebendige Steine, aus denen der Bau, auf den Herrn Jesus als kostbaren auserwählten Eckstein gegründet, zu einem geistlichen Haus aufgebaut und zusammengefügt wird. Daran hat der Herr in Matth.16,18 gedacht, als Er in sinnvollem Wortspiel Petrus einen Stein nannte und vom Bauen der Versammlung redete. Petrus und alle Apostel, einschließlich Paulus und seine Mitarbeiter, bildeten demnach die erste Gruppe der Steine des Hauses Gottes, zusammen also die Grundlage desselben. Sie waren, um diese Grundlage bilden zu können, mit besonderer Kraft und Autorität ausgerüstet, eine Autorität, deren sich heute niemand mehr rühmen kann.

Frage Nr. 537: Gibt es heute nach der Schrift noch Apostel?

Antwort: Nein! Wenn man beachtet, wie das Wort Gottes den Dienst der Apostel kennzeichnet, ist leicht zu ersehen, daß es heute keine Apostel mehr geben kann. Vor allem mußten die Apostel persönlich vom Herrn berufen sein, so z.B. Matthias (Apg.1,15—26) und Paulus (Apg.9; Gal.1). Durch diese gött­liche Berufung hatten sie besondere Macht und Autorität erlangt, die für ihre besondere Aufgabe, wie sie uns in der Apostelgeschichte und in den Briefen entgegentritt, nötig war. Ihre Aufgabe bestand vor allem in folgendem:
1. Die Offenbarung des Neuen Testamentes zu vollenden, weil der Herr, als Er noch persönlich auf der Erde war, sie noch nicht völlig geben konnte (Joh. 16,12.13).
2. Die Verwaltung des Zeugnisses des Heiligen Geistes in der Macht und Herrlichkeit des Reiches des Messias, welches dem Volke Israel als letzte Be­mühung Gottes geschenkt war, kundzutun (Apg. 1—7). Die Verwerfung dieses Zeugnisses gab die Veranlassung zur Grundlage des gegenwärtigen Zeugnisses Gottes, d. h.
3. für das geistliche Haus, die Versammlung des lebendigen Gottes, den Grund zu legen (1.Kor.3,10; Offb.21,14).
Nachdem nun das ganze Wort Gottes Alten und Neuen Testamentes in die Hände der Menschen gelegt, einerseits Israel als Volk beiseite gesetzt war und Sein spezielles Zeugnis infolgedessen aufgehört hatte, und andererseits die Versammlung Gottes gegründet war und nun dem Wachstum überlassen wer­den konnte, war die besondere Aufgabe der Apostel beendet. Zudem sind die Apostel die Grundlage des «heiligen Tempels im Herrn» (Eph, 2,19—22); wie könnten sie nun wieder erscheinen, nachdem bald «der ganze Bau» zusammen­gefügt ist?

Frage Nr. 538: Warum darf das Abendmahl von einem Nichtwiedergeborenen nicht gefeiert werden?

Antwort: Die Begründung ergib sich leicht, wenn man die Bedeutung des Abendmahles richtig erkannt hat. Viele halten das Abendmahl für ein Mittel, ihre Sache mit Gott in Ordnung zu machen, also ihre Sünden abzuwaschen. Sie stützen sich dabei auf Joh. 6, 53—56, eine Stelle, welche man fälschlicherweise auf das Abendmahl anwendet. Das genaue Studium der Berichte in Matth. 26, Mark. 14, Luk.22,14—20 und vor allem in 1. Kor. 11,23—26, ergibt aber etwas ganz anderes, nämlich ein Gedächtnismahl an den Tod des Herrn am Kreuz. Lukas bringt dieses Mal deutlich in Beziehung zum Passahmahl, welches die Juden zur Erinnerung an die Rettung von der Tötung der Erstgeburt feiern mußten, zugleich als Hinweis auf das wahre Passahlamm, Jesus Christus, das die Sünde der Welt wegnehmen sollte. Dieser Gedanke beschäftigt nach Luk. 22,15.16 sichtlich den Herrn; da Er selbst 'in derselben Nacht das wahre Passahlamm werden sollte. Damm setzte Er nun an Stelle der Passahfeier das Gedächtnismahl Seines eigenen, ein für allemal erfolgten Opfertodes am Kreuz, wodurch die Glaubenden tatsächlich von ihren Sünden gereinigt und zu neuem Leben aus Gott geführt werden können. Die Feier des Abendmahls ist nach 1. Kor. 11. 26 eine stete Verkündigung dieser grossen Tatsache, ein Zeug­nis, das fortgesetzt werden soll «bis Er kommt», d. h. bis Er uns zu sich ins Vaterhaus nimmt und der Tod in Sieg verwandelt wird. Ferner sehen wir in 1, Kor. 10,15—17, daß dieses Mahl zugleich der sichtbare Ausdruck ist der völligen Gemeinschaft der Gläubigen mit dem Herrn und untereinander als a i n unteilbarer .Leib, dessen Haupt Er selbst ist. Damit ist auch der Gedanke Seines Altars verbunden. Daher ist dieses Mahl für uns verbunden mit Lob, Dank und Anbetung, ein dem wahren Golf, der in Christus Jesus unser Vater geworden ist, dargebrachter Dienst. Wie kann nun ein Unbekehrter. Nichtwiedergeborener, der das Opfer des Christus noch gar nicht Im Glauben für seine eigene Person angenommen und demnach noch gar nicht für sich wirksam gemacht hat, an dieses Opfer, als für sich vollbracht, zurückdenken und dafür danken? Wie könnte ein solcher mit den Erlösten glücklichen Herzens diesen Tod verkünden, in der sichern Hoff­nung des ewigen Lebens, so lange er diese noch gar nicht besitzt? Wie könnte er die Gemeinschaft mit Jesu und Seinen Gliedern verwirklichen, so lange er noch gar nicht zu diesen gehört? Wie kann er für etwas danksagen, das er noch gor nicht besitzt? Wie kann er das «Fest der Erlösung» feiern, da er noch gar kein Erlöster ist? Und wie vermöchte einer, der noch in seiner Sünde und mit Sünden beladen ist, das Abendmahl würdig zu essen? (1. Kor. 11, 27—32). Nach dieser Ermahnung Ist es für einen Gläubigen sehr ernst, dieses Mahl mit einer einzigen ungerichteten Sünde zu essen, das nicht ungestraft geschehen kann. Groß ist aber auch die Versündigung für jemand, dessen Sünden über­haupt noch nicht abgewaschen sind, der noch gar nicht mit Gott versöhnt, also nicht wiedergeboren ist.

Frage Nr. 539: Kann Thyatira In etwa noch ein Pfeiler sein nach 1. Tim. 3,15 im Blick auf Offenbarung 2,24?

Antwort: Keinesfalls kann Thyatira (die Römische Kirche) als Ganzes als Pfeiler der Wahrheit angesehen werden, da doch gerade die beiden zentralen Hauptsachen, die Person des Herrn Jesus und das Wort Gottes ja in nebensächliche Bedeutung und Geltung gedrängt sind, und die reine Wahrheit Gottes verfolgt wird. Wenn wir aber bedenken, daß mit «Pfeiler» nicht nur stützender Träger, sondern gleichsam Brückenkopf auf der Seite dieser Welt gemeint ist, kann der wirklich gläubige Überrest, den es auch heute gibt. in einem schwa­chen Maß so genannt werden. Er gehört zum mindesten auch zu dem, «das zurückhält, daß der Mensch der Sünde noch nicht geoffenbart werde» (2. Thess. 2, 7).

Frage Nr. 540: War Judas, der Verräter, wirklich auch beim Abendmahl? Nach Lukas scheint es, daß dem so war.

Antwort: Nein, Judas hat nicht mehr am Abendmahl teilgenommen, durfte es auch gar nicht. Im Evangelium Lukas haben wir auch nicht die chronologische, sondern die gedankliche Folge der Ereignisse. Matthäus und Markus zusammen mit Johannes 13 geben die wahre Reihenfolge bezüglich des Abendmahls. Aus den drei ersten Evangelien, also auch Lukas, geht hervor, daß der Herr und die Jünger zuerst das Jüdische Passahmahl aßen, und erst darnach oder gegen Ende setzte Er das Abendmahl ein. Das sagt gerade Lukas am deutlichsten. Die Eröffnung von Judas' Verrat gab Jesus natürlich vorher während dem Passahessen; denn das Einlauchen des Bissens in die Schüssel mit der Sauce (vergl. 2. Mose 12,8) kann sich doch nur auf dieses beziehen, und hätte beim Abend­mahl ja gar keinen Sinn, Johannes sagt aber noch deutlicher, daß der Herr den Bissen selber eingetaucht und dann Judas gereicht habe zum Zeichen. Dies war und ist heute noch eine orientalische Übung, welche Freunden und Gästen gegenüber als besondere Ehrung und Freundschaftszeichen gilt. 

Dem Verräter gegenüber bedeutete dies eine Warnung, die aber auf das bereits verkaufte Gewissen des Judas nur als ein Stachel wirkte, so daß er es in Seiner heiligen Gegenwart nicht länger aushalten konnte und hinausstürzte. Da er schon dem Teufel völlig Raum gegeben hatte (Joh.13,26—30), wie hätte er noch an dem Gedächtnismahl teilnehmen können? Unmöglich l Beachten wir auch die Be­lehrung von 1. Kor. 11, wo die ernsten Folgen gezeigt werden, wenn Gläubige unwürdig! ich, d. h. mit beflecktem Gewissen, «essen und trinken». Wie hätte der Herr selbst die Gedächtniszeichen Seines Todes dem reichen können, der gar kein Teil daran hatte, vielmehr sogar diesen Tod mit herbeigeführt hatte? Das ist doch wohl ausgeschlossen! Lukas zeigt in seiner Schilderung lediglich, wie Jesus daran denkt, daß Er nun selbst das wahre Passahlamm sein werde, das wirklich die Sünden weg­nehmen würde, somit das Passah als Vorbild in Ihm seine Erfüllung fände. Des­halb gibt Er den Seinen, die zur neuen Haushaltung der Gnade gehören, ein neues Zeichen, das der Erinnerung an Seinen Opfertod. Sie sollten Sein Ge­dächtnis feiern, «bis Er kommt» (1. Kor. 11, 26). Da paßte die Erwähnung von Judas' Verrat nicht hinein; daher folgt sie auch erst nachher.

Frage Nr. 541: Ist es richtig, am Tische des Herrn für den «für uns gebro­chenen Leib» des Herrn zu danken?

Antwort: Nein, dies entspricht ganz und gar nicht den Gedanken von Gottes Wort. Die Stelle in Joh.19,31—37 zeigt doch ausdrücklich, daß der Leib des Herrn nicht gebrochen wurde, ja, nicht gebrochen werden durfte. Darum ist auch der Herr gestorben, bevor die Soldaten kamen, um die Gebeine des Gekreuzigten zu brechen. (Beine und Gelenke wurden mit hölzernen Keulen zerschlagen; eine furchtbare Qual für die noch lebenden Gekreuzigten.) Da die Kriegsknechte sahen, daß der Herr schon gestorben war, zerbrachen sie Seine Gebeine nicht. Es war dies schon im Passahlamm vorgebildet. Kein Bein durfte an Ihm zerbrochen werden (2. Mose 12,46). Man kann also wohl sagen, daß der Leib des Herrn für uns dahingegeben, nicht aber daß er «gebrochen» wurde. Wir brechen allerdings miteinander das Brot, aber daraus dürfen wir nicht ableiten, daß der Leib des Herrn gebrochen wurde. Diese Handlung will lediglich sagen, indem wir das Brot untereinander teilen, daß der Herr für uns gestorben ist und wir alle, die wir daran teilnehmen, Glieder voneinander sind, Glieder mit allen denen, die des Herrn sind, denn Sein Leib ist einer.

Frage Nr. 542: Ist es erlaubt, neben unseren Zusammenkünften Fühlung mit anderen zu nehmen, um ihnen, wenn möglich, zur tieferen Schriftkenntnis zu dienen?

Antwort: Wenn ein Verständnis über die Zusammengehörigkeit des Volkes Gottes vorhanden ist, dann ist es selbstverständlich, daß wir danach trachten, dem Wunsche und dem Willen Gottes gemäß allen Gotteskindern, sofern der Herr uns hierfür eine Gabe gegeben hat, zu dienen. Wichtig ist es, den betreffenden Seelen in erster Linie in dem zu dienen, was sie an Gaben und Erkennt­nis missen. Hierzu gehört allerdings viel Weisheit, Liebe und Takt. Man wird, wie man sagt, nicht mit der Türe ins Haus fallen dürfen. Eine andere Frage ist, ob der Kreis, dem wir dienen wollen, unsere Auslegung des göttlichen Wortes akzeptiert. Die 'Erfahrung lehrt, daß man Gemeinsames, wie z. B. die Verkündi­gung des 'Evangeliums, wohl annimmt, sobald man aber die Seelen tiefer ';n die Geheimnisse und Lehren des göttlichen Wortes einführen will, auf Ab­lehnung stößt und als ein Fremdkörper schließlich nicht mehr erwünscht ist. Manche gehen — Gott sei es geklagt — aus niedrigen Motiven in andere Kreise und scheuen sich nicht, sich wieder mit dem eins zu machen, aus dem sie ehedem hinausgegangen sind. Hier handelt es sich natürlich nicht mehr um den Wunsch, anderen zu dienen, sondern darum, das bisherige zu verurteilen und abzulehnen. 

Es ergibt sich aus allem diesem die Frage, ob es nicht besser ist, die uns von Gott aufgetragene Arbeit zu tun, als sich in frucht­losem Bemühen für etwas einzusetzen, zu dem — im göttlichen Licht betrachtet — wir vielleicht doch nicht vom Herrn gesandt sind. Laßt uns daher die Arbeit tun, zu der wir berufen sind. Wenn wir uns z.B. der guten Schriften der Brüder bedienen, welche den Leser in das kostbare Wort Gottes einführen und sie erkennen lassen, welch wunderbarer und unerschöpflicher Schatz uns im Wort Gottes gegeben ist und welch eine segensreiche Stellung es bedeutet, aus dem Lager hinauszugehen (vergl. Hebr. 13,13), tun wir einen sehr wichtigen Dienst. Der beste und sicherste Weg ist ohne Frage immer der, der Seele persön­lich zu dienen; sie zu besuchen, 'Ihr gute Schriften zurückzulassen, damit sie dieselben in aller Ruhe im Lichte Gottes prüfen kann. Sicherlich wird aus dem aufrichtigen Bemühen, begleitet mit ernstlichem Gebet, der Herr Frucht und Segen hervorgehen lassen. Wieder andere haben versucht, Fühlung mit Kreisen von Gläubigen irgend einer Benennung zu nehmen, haben aber, statt Gutes hinzubringen. Ungutes mitgebracht. Sie haben törichte Lehren übernommen und versucht, diese unter den «Brüdern» einzuführen, und leider zuweilen noch offene Ohren gefunden. Andere haben sich ganz mit dem «Neuen» eins gemacht und sind fern geblieben.
Im Hinblick auf all diese betrüblichen Erscheinungen und Erfahrungen hat mich Ihre Frage mit großem Bedenken erfüllt und ich kann sie aus diesem Grunde nur mit Vorbehalt bejahen. Ein «Großer im Reiche Gottes» sagte kürz­lich bezüglich derer, die da meinen, überall mitmachen zu müssen, zum Schrei­ber dieses: «Das ist Hors d'oeuvre-Christentum»; es dünkt mich, er hat nicht neben das Ziel geschossen.

Frage Nr. 543: Finden Sie nicht, daß es demütigend ist, daß in der Chri­stenheit so wenig Leben vorhanden ist?

Antwort: Ja, es ist sehr demütigend, wenn wir feststellen müssen, daß oft wenig Leben unter den Christen zu finden ist. Allerdings, so wie das Leben jedes einzelnen sein besonderes Gepräge hat, so hat auch jede Örtliche Ge­meinde ihren ihr eigenen Charakter. Es gibt gehorsame Christen und gehorsame Versammlungen wie auch ungehorsame Christen und ungehorsame Versamm­lungen; zudem trägt, wie wir dies wiederholt betonten, die ganze Christenheit das Gepräge Laodizäas. Doch neben und parallel mit Laodicäa finden wir Philadelphia; die Gemeinde, welche «Sein Wort bewahrt und Seinen Namen nicht verleugnet» (Offb. 3,8). Wer wollte sich erdreisten zu sagen: «Wir sind Philadelphia»? Und doch, Philadelphia ist da; sie ist da, wo ihre Charaktere verwirklicht werden, aber es wäre doch wohl Vermessenheit, zu behaupten, daß man sie restlos verwirkliche.

 Gott wagt die Herzen und Er ermißt den inneren Zustand jeder Gemeinde, wo sie auch sei! Möchten wir die Ihm wohl­gefälligen Charakterzüge tragen und Seinen Wesenheiten entsprechen; dann wird das Leben, wahres göttliches Leben, sich auch ungehemmt entfalten. Nicht alles, was man «Leben» nennt, ist wirklich Leben; sonst müßten wir uns zu denen halten, die da glauben durch Tücherschwenken, Händeklatschen, mit viel Musik und Tam-Tam den Herrn zu ehren. Gewiß, da geht es laut und mit viel «Elan» zu und her; aber ist das göttliches Leben? Nimmermehr! Oder ist das göttliches Leben zu nennen, wenn man in unnüchterner Schwärmerei die Seelen zu äußerster Ekstase treibt, was dann oft in Schreien, Stampfen und Sich-am-Boden-wälzen ausartet? Gewiß nicht! Der Fragesteller wird sicherlich selbst dies alles nicht gutheißen. Was ist denn aber unter «mehr Leben» zu verstehen? Es kann doch sicher nur tiefere und innigere Gemeinschaft mit dem Herrn sein; denn Er ist die Quelle allen Lebens. Dieses aber gibt sich niemals im lauten Getue kund.

 Zu den Pharisäern sagt der Herr: «Das Königreich Gottes kommt nicht so, daß man es wahrnehmen könnte» (Luk.17,20). Wenn wir in Ruhe und mit glücklichem Herzen in tiefer Stille auf den Herrn warten — glückseliger Anblick! — dann ist das für manche Seele schon eine uner­trägliche Atmosphäre. Mit Entrüstung läuft sie davon mit dem Bemerken: «Welch eine .tote' Versammlung!» Die Abhängigkeit, das Warten auf den Herrn, ist solchen Seelen unerträglich. Es ist also vieles, was das Prädikat «Leben» bean­sprucht, absolut nicht als solches zu werten. Wenn wir aber unter «mehr Leben» eine tiefere Hingabe an den Herrn, tiefere, innigere Anbetung Seines Namens, anhaltendes und hingebendes Gebet, wirklichen Eifer für des Herrn Evangelium, vermehrtes freudigeres Erforschen Seiner Gedanken und opfer­freudigeres Geben verstehen, ja, dann einverstanden. Dann werden wir nicht mehr über Mangel an Leben zu klagen haben, obwohl zu sagen ist, daß wir den Zustand nie erreichen, da wir sagen können, jetzt sind wir am Höhepunkt angelangt.
Frage Nr. 544: Ist man verpflichtet, mit jedem Bruder, der noch zu irgend einer Benennung gehört, das Brot zu brechen?

Antwort: Eine Frage, die der Fragekasten Redakteur nur ungern beantwortet, weil er weiß, daß er manchem damit «wehe tut». Dennoch kann er nur mit einem «Nein» antworten, und dies aus folgenden Gründen: Wir bekennen am Tische des Herrn nicht nur die Tatsache, erlöst zu sein, sondern auch — und das ist wesentlich! —, daß wir mit allen Kindern Gottes einen Leib bilden, eine Körperschaft, durch den Heiligen Geist miteinander verschmolzen. Durch die Zugehörigkeit zu irgend einer innerkirchlichen oder außerkirchlichen Partei verleugne ich zwar nicht mit Absicht, aber praktisch diesen einen Leib. Der Apostel Paulus tadelt die gläubigen Korinther, daß sie Spaltungen anrichteten (l. Kor. 3,3.4) und anfingen, diese kostbare Wahrheit von der Einheit des Leibes zu verleugnen. Das Abendmahl ist nicht nur das Fest der Erlösung und die Gedächtnisfeier des Todes des Herrn, sondern auch die Darstellung der untrennbaren Einheit von dem einen Leibe — in dem einen Brote zum Ausdruck gebracht, «Denn e i n Brot, ein Leib sind wir, die Vielen (d. h. so viele irgend wiedergeboren und im Blute Jesu gewaschen sind von ihren Sünden), denn wir alle sind des einen Brotes teilhaftig» (1. Kor. 10, 17), Würde es sich beim Abendmahl nur darum handeln, daß wir Erlöste sind — unter Ausschluß aller anderen Wahrheiten, die beim Brot­brechen ebenfalls zur Darstellung kommen — dann könnten wir das ohne weiteres und mit Freuden tun.

 Da es nun aber dem Herrn gefallen hat, die kostbare Wahrheit von dem einen Leibe, der jetzt auf der Erde ist und der alle Kinder Gotte5 miteinander umschließt, mit dem Brotbrechen zu verbinden, so sind wir gehalten, darüber zu wachen und nicht nur zu fragen: «Bist du erlöst?», sondern auch: «Hast du die Wahrheit von dem einen Leibe verstan­den, und bist du bereit, dem Worte Gottes gehorsam zu sein und aus dieser Wahrheit die Konsequenzen zu ziehen?» Leider ist diese andere Wahrheit des Brotbrechens, wie wichtig und kostbar sie auch ist, wie vieles andere in der Christenheit, fast ganz verloren gegangen, und vielfach ist nur eine Karikatur von dem übrig geblieben, was in der Apostelzeit noch eine Selbstverständlich­keit war. Wollen wir nicht zu dem zurückkehren, was am Anfang war? Sicher wäre das dem Herrn wohlgefällig!

Frage Nr. 545: Warum benutzen wir in unsern Zusammenkünften weder Orgel noch Harmonium?

Antwort: Offenbar, weil unsere Lieder der wahre Ausdruck unserer Her­zen sein sollen, und weil die Beigabe von Musik allzu leicht menschliche Ge­fühle in Schwung bringt, was vermieden werden sollte. Übrigens wäre es nur von Nachteil für den Gesang, wenn ein Instrument nicht gut gespielt würde oder die Singenden dem vorzüglichen Spiel nicht ordnungsgemäß zu folgen vermöchten. Allerdings steht im Neuen Testament nichts von Musikbegleitung, wie es im alttestamentlichen Tempeldienst der Fall war. Das, worauf es ankommt und was das Wichtigste ist, ist doch, daß das, was wir singen, in voller Wahrheit aus dem Herzen kommt und nicht durch unsern wirklichen Zustand oder unser Verhalten zur Unwahrheit wird.

Frage Nr. 546: Gibt es in der evangelischen und in der anglikanischen Kirche auch Bischöfe, oder ist dies nur bei der katholischen Kirche der Fall? War Erzbischof Söderblom Katholik?

Antwort: Bischöfe gibt es in der Tat auch in einigen evangelischen «Kir­chen», vor allem in der anglikanischen, also in der evangelischen Staatskirche, aber auch in der lutherischen und in der methodistischen Kirche, sowie in der Herrnhuter Brüdergemeinde. In den drei letztgenannten haben sie aber nicht den Sinn und die Bedeutung, wie in der katholischen, besonders der römischen Kirche. Bei den Methodisten und Herrnhutern sind sie mehr Oberhirten, Häupter der Gesamtorganisation, ihre Befugnisse sind ähnlich denen der deutschen Generalsuperintendenten, ebenso in der preußischen lutherischen Kirche. In den skandinavischen (schwedischen, norwegischen und dänischen) lutherischen Kirchen ist es ebenso, nur daß dort nicht nur ein Landesbischof, sondern mehrere Bischöfe amten. Erzbischof Nathan Söderblom (1ß66—1931) war als Erzbischof von Upsala das Oberhaupt der lutherischen Kirche Schwe­dens; unter ihm standen noch mehrere Bischöfe. Ebenso ist auch der bekannte norwegische Kirchenführer Berggrav Bischof der lutherischen Kirche. Neben ihm wallen noch sechs andere ihres Amtes.

 Größere Bedeutung, schon mehr der römischen Kirche ähnlich, haben die Bischöfe der anglikanischen Kirche, bzw. der englischen Hochkirche; es sind neben 28 Bischöfen drei Erzbischöfe, die von Canterbury, von York und von Armagh, letzterer in Irland. Diese verfügen auch über die höchste Gerichtsbar­keit in kirchlichen Dingen und bei ihnen liegt das Endurteil über geistliche Fragen, und von Amtes wegen gehören sie auch als Reichsbarone zum Ober­haus (House of Lords) des englischen Parlaments. Vor allem ist der Erzbischof von Canterbury das in allen Dingen maßgebende Oberhaupt der englischen Hochkirche. Daneben haben natürlich auch die anglikanischen Kirchen der Do­minions (Teile des Britischen Reiches mit eigenem Parlament und eigener Regie­rung wie z.B. Canada, Australien usw.) und der Missionsgebiete ihre Bischöfe, jedoch ohne Sitz im Oberhaus.

Frage Nr. 547: Darf man das Abendmahl nur am Sonntag feiern? Ich denke an eine Familie in einer ferngelegenen Ortschaft. Ein oder zwei Brüder besu­chen sie gelegentlich. Dürfen sie mit diesen Geschwistern das Brot nicht brechen, weil es nicht Sonntag ist?

Antwort: Ich möchte voraussetzen, daß der Herr die Feier des Abend­mahls nicht paragraphiert hat. Es gibt kein diesbezügliches Gesetz. Alles ist kein «Müssen», sondern ein «Dürfen». Im Anfang der Apostelgeschichte lesen wir, daß die Gläubigen in Jerusalem alle Tage das Brot brachen. Später wurde es wohl allgemein am ersten Tag der Woche gefeiert; so in Troas (Apg. 20, 7). Dennoch besteht kein Gesetz, wenn auch allgemein und zwar aus verschiedenen Gründen, auf die wir jetzt nicht weiter eingehen können, der Sonntag der von Gott gegebene Tag hierzu ist, daß das Abendmahl nicht auch an einem ändern Tage gefeiert werden könnte. Ich erinnere mich, daß wir auf meinen Reisen im Balkan an einem Ort l a g l i c h das Brot mit viel Segen brachen und aus Vorsicht vor der nachstellenden Polizei immer erst nach Mitter­nacht. 0 laßt uns doch stets vom Herrn und von Seinem Worte leiten!

Frage Nr. 548: In einer abgelegenen Ortschaft befindet sich eine Familie, von der drei Glieder in Gemeinschaft sind mit den «Brüdern». Können diese brechen? Wieviel Geschwister sind als Minimum notwendig, um das Abendmahl leiern zu können?

Antwort: Selbstverständlich steht unter normalen Verhältnissen einer solchen Abendmahlsfeier nichts im Wege. Selbstverständlich ist ebenfalls, daß man dies nicht tun wird ohne das Einverständnis und Gutheißen der nächsten ört­lichen Versammlung, denn wir sind Glieder voneinander, weder «Fuß» noch «Auge» wird handeln ohne Wissen und Einklang mit dem «Leibe». Im übrigen gilt: «Wo zwei oder drei in Meinem Namen versammelt sind, da bin Ich in ihrer Mitte». (Lies 1. Kor. 12; Matth. 18, 20.)

Frage Nr. 549: Bitte um Aufschluß über 1.Kor.11,5: Wann betet oder weissagt eine Frau in der Versammlung? Am Tisch des Herrn erscheinen die Schwestern mit bedecktem Haupt, sollen sie dies nicht auch bei der Wort­betrachtung und In der Gebetsversammlung tun?

Antwort: Es wird nirgends gesagt, daß Frauen in der Versammlung, beim öffentlichen Zusammenkommen weissagen oder beten. In 1,Kor.14,34—40 und 1.Tim.2 lesen wir, daß die Frauen in der Versammlung schweigen sollen. Sie haben aber andere Gelegenheiten, die man inoffizielle nennen kann, z. B. die Töchter des Philippus in Apg. 21, 9 weissagten dem Pau­lus privatim, denn es betrat ihn persönlich. Es ist ja nicht ausgeschlossen, daß geistlich gesinnte Frauen auch Gaben zur Bedienung des Wortes empfangen, z. B. in der Heidenmission sind sie eine notwendige Ergänzung des Mannes, zum Dienst an Frauen und Kindern, Kranken usw. Schreiber kennt z. B. eine liebe, ernste Christin, welche eine schone Gabe der Schriftauslegung hat, die sie zur Unterweisung von einem Kreis einfacher Frauen in großem Segen benutzt. In den eigentlichen «offiziellen» Versammlungen aber tritt sie völlig zurück. So diente die bekannte, begabte Schwester Eva von Tiele-Winkler auch nur in ihrem eigenen Arbeitskreis. Die Unterweisung von 1. Kor. 11 dreht sich jedoch nicht um diese Frage; diese wird hier nur zur theoretischen Erläuterung der eigentlichen Frage nebenbei berührt. Hier handelt es sich um das Bedecken der Frauen in der Versammlung. Natürlich geht die Anordnung dahin, daß sich die Schwestern in allen Zusammenkommen als Versammlung vor dem Herrn, sei es zur Anbetung, Wortbetrachtung oder zum Gebet, bedecken. Die grundsätzliche Sachlage ist immer dieselbe: vor dem Herrn geziemt sich das Bedecken der Frauen, wie das Unbedecktsein der Männer. Im Familienkreis ist es der Frau überlassen, nach ihrem geistlichen Empfinden zu handeln. Die Heilige Schrift redet diesbezüglich nur vom Zusammenkommen als Versammlung.

Frage Nr. 550: Ist beim »Zurückziehen von jedem Bruder, der unordentlich wandelt», und «keinen Umgang mit ihm zu haben» auch die Unterbrechung der Gemeinschaft am Tische des Herrn gemeint oder nicht? Käme dies nicht einem Ausschluß gleich?

Antwort: Der «Botschafter» von 1884 (Seite 285) schreibt über diese Frage: «Ich möchte hier noch bemerken, daß im Worte Gottes von zwei Arten von Zucht die Rede ist, und wenn auch die Ausübung beider Arten schmerzlich ist, so ist doch die eine gelinder als die andere. Die erste Art wird in 2. Thess. 3,11—15 erwähnt, die andere in I.Kor.5,9—13. Die letzten Worte in 2. Thess. 3,15 beweisen, daß der, an welchem die Zucht ausgeübt wird, sich noch inner­halb der Versammlung befindet. Diese soll ihn nicht für einen Feind halfen; er soll ihr nicht, wie in Matth.18,17 gesagt wird, wie der Heide und der Zöllner sein, wie einer, der sich draußen befindet und für sie ganz und gar ein Frem­der geworden ist, sondern sie soll unermüdlich fortfahren, ihn als einen Bruder zurechtzuweisen. Aber obwohl der Betreffende noch innerhalb der Versamm­lung oder des Hauses Gottes steht, soll die Versammlung ihn dennoch als einen Unordentlichen bezeichnen oder bekanntmachen, damit niemand, der drinnen ist, Umgang mit ihm habe, daß er beschämt werde und seine Gesinnung und sein Verhallen andere.» Diese mildere Form der Zucht zieht also kein Verbot der Gemeinschaft am Tische des Herrn nach sich, denn das wäre allerdings nichts anderes als ein Ausschluß.

 Übrigens, wenn wir den Fall von 1, Kor. 5 ins Auge fassen oder irgend eine Stelle, wo von Hinsausten oder Trennung (und das ist auch der Ausschluß) die Rede ist, da handelt es sich um offenbar Böses, sei es böse Lehre oder moralisch Böses. Aber es gibt auch manches, das nicht in Ordnung ist, dem man nicht den Laut lassen kann und das eine gewisse Zucht nötig macht, das aber doch nicht eigentlich als offenbar Böses bezeichnet werden kann; in solchen Fällen ist dann die mildere Form von 2. Thess. 3 anzuwenden. Leider ist dies oft vergessen und der Ausschluß ange­wandt worden, wo die mildere Form am Platze gewesen wäre. Damit ist weit mehr Schaden angerichtet worden, als wir vielleicht ahnen. Anderseits aber wird auch oft der Abbruch des persönlichen Umganges, der in beiden Fällen ein wichtiges und wirksames Erziehungsmittel darstellt, nur mangelhaft durch­geführt. Dadurch wird die Zucht unwirksam gemacht und das Hauptziel der Zucht, die innere Wiederherstellung der fehlenden Seele, gehindert oder gar vereitelt. Dieses vorgenannte Ziel muß bei einer Zuchtausübung immer im Vordergrunde stehen, wenn sie zum Segen ausschlagen soll. Niemals aber sollten bei Ausübung der Zucht persönliche Beweggründe maßgebend sein. Aber gerade hier werden die meisten Fehler gemacht.

Frage Nr. 551: Was hat uns Neh. 7, 61—65, wo Priester usw. vom Priestertum ausgeschlossen wurden, weil sie ihr Geschlecht nicht nachweisen konnten, zu sagen in Verbindung mit 1.Petr.2,9?

Antwort: Wenn schon im Alten Testament für Priester und Leviten der Nach­weis ihrer Abstammung unumgänglich notwendig war, so gilt dieser Grundsatz erst recht für die Erlösten der gegenwärtigen Gnadenzeit, da wir doch alle auch Priester Gottes sind und zwar ohne Vorhang zwischen Ihm und uns. Wir sind dies sogar auf doppelte Weise: als Priester vor Gott (1. Petr. 2, 5) und als Ver­treter der Sache Gottes vor den Menschen (Vers 9). Wie könnten wir das sein, wenn wir nicht Gewißheit des Heils besitzen würden, die Wiedergeburt erlebt und als Kinder Gottes den Heiligen Geist empfangen hätten? Gibt es nicht unzählige sog. «Christen», welche die Sicherheit ihrer Errettung nicht verstehen und erfassen, die darum nicht weiterkommen, nicht zur Freude in Christus und zum inneren Wachstum gelangen? Sind solche fähig, das gesegnete Priestertum des Christus auszuüben, vermöchten sie jubelnd zu preisen, anzubeten und Seinen Ruhm zu verkünden? Nein, ihre Ungewißheit macht es ihnen unmöglich. Wird ihnen nicht auch die überzeugende Kraft im Zeugnis fehlen, weil nicht sieghafte Gewißheit und freudige Überzeugung die Triebfeder dazu ist? Ferner war wohl bei Nehemia die Möglichkeit mitbestimmend, daß die Aus­geschlossenen etwa Mischlinge mit fremdem Blut waren; nach dem Gesetz etwas ganz Unzulässiges. Auch wir haben über die Ordnung in der Versammlung zu wachen, damit wir nicht etwa Gemeinschaft mit der Welt, mit bösen Lehren und anderem, wovon wir uns absondern sollten, haben. Wie aber können wir dies erkennen und befolgen, wenn wir selbst unserer Stellung nicht gewiß sind, wenn wir selbst nicht den Heiligen Geist haben, um unterscheiden zu können, mit wem und mit was wir es zu tun haben? Das ist doch gar nicht möglich. 0, wie mancher Einbruch der Welt in die Versammlung des Christus, wie manche schmerzliche Erfahrung, wie manche traurige Spaltung hätte vermieden werden können, wenn man stets die Lehre aus dem Verhalten Nehemias beachtet und befolgt halte!

Frage Nr.552: Was ist besser, kniend oder stehend beten und anzubeten?

Antwort: Ob kniend oder stehend, wir sollten in jedem Fall unserer Ehr­erbietung Ausdruck geben, die wir unserem Herrn und Schöpfer schuldig sind. Erflehen wir im Gebet irgend etwas von dem Geber aller Gaben, dann wird es angebracht sein zu knien, aber erheben wir vielleicht durch eine Danksagung oder durch ein Lied gemeinsam unseren Gott und Vater, der uns in Christus Jesus erkauft hat zu Seinem Eigentum, dann wird es ebenso richtig sein, dies stehend zu tun.

Frage Nr. 553: Wenn wir zur Anbetung versammelt sind, ist es dann besser, dem Vater Anbetung zu bringen, oder dem Sohn?

Antwort: Im Hebräerbrief lesen wir, daß wir «durch Ihn (den Sohn) Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen möchten, das ist die Frucht der Lippen, die Seinen Namen (Jesus) bekennen» (Hebr. 13, 15). Vergessen wir auch nicht, daß wir weniger mit Christus, als dem Menschen, sondern vielmehr als dem Sohn, Gott selbst, beschäftigt sein werden. Auch steht geschrieben: «Wer den Sohn ehrt, ehrt den Vater» (Joh.5,23). Es wäre sicherlich nicht gut, da eine Schablone zu machen, nein, wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit, Freiheit unter der Leitung des Heiligen Geistes, auch 'in der Anbetung. Möchte unser Lob stets ein volles sein, in dem Bewußtsein, daß dem Lamm alle Ehre gebührt. So wird es auch im Himmel sein, wo wir niederfallen werden vor dem Lamm, das uns für Gott erkauft hat durch Sein Blut (Offb. 5, 9).

Frage Nr. 554: Welche Zusammenkunft ist die wichtigere, die Gebets- oder die Erbauungsstunde?
Antwort: Die eine ist so wichtig wie die andere. Ohne die Gebetsstunde verliert die Erbauungsstunde ihre Kraft, und ohne die Erbauungsstunde fehlt dar Gebetsstunde die Leitung von oben, das Licht und die Kraft.

Frage Nr. 555: Was sind Gefäße zur Ehre und zur Unehre in 2. Tim. 2, 20—21 ?

Antwort: Nun, was für Gefäße machen der Hausfrau Ehre und welche Un­ehre? Nicht wahr, Gefäße, welche mit Sorgfalt blitzblank gescheuert und in Ordnung gehalten sind, so daß sie Jedem Gast gezeigt werden können, ehren die Hausfrau. Gefäße aber, die von Nachlässigkeit in irgend einer Art zeugen, gereichen ihr zur Unehre. Ähnlich ist es im Hause Gottes. Dieses ist im Laut der Zeit zu einem ganz großen Haus geworden, zu dem System, das sich «christliche Kirche» nennt, in dem aber auch die wohl religiöse, aber dennoch unbekehrte Welt sich eingenistet hat. Die Gefäße sind wir, die Menschen (vergl. 2. Kor. 4, 7), welche Gott benutzen will, um hienieden Seine Herrlichkeit kundwerden zu lassen. In diesem «großen Haus» gibt es nun zweierlei Gefäße: gol­dene und silberne, d- h. wertvolle einerseits und hölzerne und irdene (tönerne), geringwertige andrerseits. Gold und Silber sind im Worte Gottes bekanntlich Symbole göttlicher Qualitäten, Diese Gefäße sind somit aus Gott geborene, durch den Heiligen Geist geleitete Menschen, welche allein zu Gottes Verherrlichung dienlich sind. Holz und Ton sind Erdensproßen und vergänglich, von ge­ringem Wert, also natürliche, trotz 'ihres christlichen Bekenntnisses doch unbekehrte, nicht wiedergeborene Menschen. Sie können naturgemäß nicht zur Verherrlichung Gottes dienen, weil sie der dazu erforderlichen Kraft, des Hei­ligen Geistes, entbehren. Von diesen sollen sich die Gefäße zur Ehre, die wahren Kinder Gottes, reinigen, d. h. deren Gemeinschaft, Jede Art von Zusammenspannung mit ihnen, meiden, weil sie dadurch nur in ihrem wahren Dienst für Gott gehindert werden können.

 Vor allem weist die Unterweisung dieses Kapitels auf falsche Lehrer hin, welche irgendwie gottverunehrende Lehren verkündigen und Uneinigkeit und Spaltung verursachen. Das heißt aber nicht, das große Haus verlassen (das wäre ein Ding der Unmöglichkeit, und eigene Häuser bauen, dahin geht die Ermahnung nicht, sondern sich zu reinigen (abzusondern) von den nichtigen Gefäßen. Diese sollten weggetan werden, analog der Verordnung über «Verbanntes» von Kreisbögen. (Vergl. 4. Mose 31, 21—24 und Josua 7,19—26.) Alles Gold und Silber, alles, was die Feuerprobe durchhält, also im Feuer geläutert ist, sollte in den Schatz des Heiligtums ge­bracht, alles übrige aber verbrannt und vernichtet werden. Das bedeutete auch eine Art Absonderung, eine Widmung für Gott, und dürfte ein vorbildlicher Fingerzeig sein für unser Verhalten in dieser Frage.

Frage Nr. 556: Was ist das «große Haus» in 2.Tim.1,20? Die bekennende Christenheit? Ist die Versammlung in dem großen Haus?

Antwort: Ein begabter Bruder schreibt darüber: «Wir reinigen uns, ohne deswegen aus dem Hause hinauszugehen, von den Gefäßen zur Unehre, mit denen es, zu einem großen Hause geworden, angefüllt ist». Das ist die be­kennende Christenheit. Ursprünglich deckte sich das «Haus Gottes" mit der «Versammlung des lebendigen Gottes» (1. Tim. 3,15). Wo auf der Erde war und ist der im Sohn geoffenbarte Gott zu finden? (m Judentum? Im Heldentum? Doch nur innerhalb des christlichen Bekenntnisses, also in der Christenheit, genauer gesagt im Christen t u m . Wenn eine Sache mit Fäulnis durchsetzt ist, die zuerst ohne Fäulnis war, so ist es nicht mehr die gleiche Sache. Wenn ein Krautkopf angefault Ist, können Sie sagen, das gesunde Kraut ist In dem ange­faulten Krautkopf. Oder aber Sie können sagen: das ist derselbe Krautkopf, nur ist er anders geworden. Verstehen Sie? Das Gebälk des Hauses bekommt einen Schwamm. Ist es nicht mehr das Haus? Das Haus bekommt Gefäße zur Unehre, ja sie füllen das Haus zum größten Teil; ist es nicht mehr das Haus? Nun darf eben nicht der Leib des Christus an Stelle des Hauses gesetzt werden. «Haus» stellt ein anderes Bild dar. Leib ist ein Organismus, also ein ganz anderes Bild. Wer nun sagt, die Versammlung ist das Haus Gottes, hat Recht. Wer so will: Die Versammlung ist im Hause Gottes, hat auch Recht. Laßt uns bei dem Gedankengang der Schreiber bleiben, dann kommen wir nicht in Zwiespältigkeit.

Frage Nr. 557: Müssen wir zwischen dem «Königreich» und der «Kirche» einen Unterschied machen?

Antwort: Sicherlich, und sogar einen sehr wesentlichen. Das «Reich», genauer heißt es «Königreich», umfaßt die zukünftige Offenbarung der Macht und Autorität des Herrn, vor allem in Seinen Beziehungen zu Israel und zu der Schöpfung (1. Kor. 15, 24; 2.Petr,1,16—l7; PS. 145). Die «Kirche» hingegen umfaßt die Sammlung all derer, die in der Gegenwart gerettet werden. Wenn vom «Königreich» die Rede ist, dann ist dies immer mit dem Gedanken, daß Christus der König und Messias ist, verbunden. Tritt die «Kirche» ins Blickfeld, dann sehen wir Christus als das Haupt Seines Leibes (Eph. 4,4; 5,23). Es gibt viele, die wohl ausserlich Christen sind, aber nie eine Wiedergeburt erlebt haben, diese gehören nach Gottes Wort wohl äußerlich zum «Reiche» (siehe Matth.13; 25,1—13); niemand aber kann der wahren «Kirche» (Ekklesia) ange­hören, es sei denn, daß er durch den Heiligen Geist zu dem einen Leibe hinzugefügt ist. Das «Reich» setzt ein christliches Bekenntnis voraus; die «Kirche» aber die Wirklichkeit des göttlichen Lebens.

Frage Nr. 558: Welcher Unterschied besteht zwischen «Reich» (Königreich) und «Kirche» (Gemeinde, Versammlung)?

Antwort: Das «Reich», oder besser gesagt «Königreich», ist der allgemein umfassende Schauplatz der entfalteten Autorität und Herrlichkeit Gottes, wie er uns In seiner letzten Konsequenz im Tausendjährigen messianischen Königreich gezeigt wird. Die «Kirche» dagegen ist die geschlossene Gemeinschaft dar Erlösten der gegenwärtigen Gnadenzeit. Wenn man vom «Königreiche» spricht, muss man an Christus als dessen König denken. Die Kirche dagegen steht in einer noch viel innigeren Verbindung und Beziehung zu Ihm; für sie ist Er ihr Haupt, der geliebte Bräutigam (Eph. 5, 23). Im Königreiche mag es solche geben, die nicht wirklich zu Gott bekehrt sind und nur ein äußeres Bekenntnis haben (Matth. 13; 25,1—12); zur Kirche können dagegen nur wirklich bekehrte und wiedergeborene Seelen gehören. Ja, wir sind sogar verpflichtet, das Böse aus unserer Mitte hinauszutun.

Frage Nr. 559: Was ist unter dem «Königreich der Himmel» In Matthäus zu verstehen Im Unterschied zu «Königreich Gottes», «Königreich des Vaters» und «Mein Königreich» ? (Luk. 22,30; Joh.18,56)

Antwort: Beide Ausdrücke, «Königreich der Himmel» und «Königreich Gottes», bezeichnen die heutige Haushaltung oder Verwaltung der Gnade. Sie stehen im Gegensatz zu der Haushaltung des Gesetzes im Alten Testament, denn sie sind nach göttlich geistlichen Grundsätzen regiert und haben himmlisch­ jenseitigen Charakter. «Königreich der Himmel» kommt nur in Matthäus vor, wo unser Herr vornehmlich als der verworfene Messias dargestellt und aus­drücklich der jüdisch irdischen Erwartung gegenüber gestellt wird. Das «König­reich Gottes» ist im wesentlichen dasselbe, wird auch in Markus und Lukas u.a. in den gleichen Verbindungen gebraucht wie «Königreich der Himmel» in Matthäus. Es hat aber in vielen ändern Stellen noch einen mehr inneren, geistlich moralischen Charakter, ist also doch ein weiterer Begriff. Beide wurden als «nahe gekommen» angekündigt. Jedoch zeigt der Herr andernorts, daß das «Königreich Gottes» in Seiner Person gekommen und schon in der Mitte des Volkes sei (Matth. 12,28; Luk. 17, 21). Das konnte aber vom «Königreich der Himmeln nicht gesagt werden, solange der Messias noch nicht verworfen und ;n den Himmel zur Rechten Gottes zurückgekehrt war, denn das «Königreich der Himmel» ist das Ergebnis der Verwerfung des Messias und Seiner Rückkehr in den Himmel, die Darstellung und Entfaltung des Königreiches Gottes in seinem himmlischen Charakter. Doch hat das «Königreich der Himmel» auch einen äußerlichen Charakter, der beobachtet werden konnte, während der Herr vom «Königreich Gottes» sagt, «daß es nicht komme, daß man es beobachten könne» (Luk. 17,20) und «inwendig in uns sei». Das heißt also, daß dieses einen ausgeprägt moralischen Charakter hat. (Vergl. Rom. 14,17.) Wenn der Herr die Seinen zu sich entrückt haben und in Macht und Herrlich­keit erscheinen. Sein Königtum und Sein tausendjähriges Friedensreich antreten wird, dann wird das «Königreich der Himmel» übergehen in das «Königreich des Vaters» und zugleich in das «des Sohnes des Menschen», welche beide miteinander verbunden sind und zugleich bestehen. In Matth. 13, 41—43 wer­den beide nebeneinander erwähnt: «Der Sohn des Menschen wird Seine Engel senden, und sie werden aus Seinem (des Sohnes) Königreiche zusammenlesen alle Ärgernisse und die das Gesetzlose tun... 

Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne im (Königreich ihres Vaters'». Das erstere, das «König­reich des Sohnes» ist auf der Erde; aus ihm werden die Ärgernisse und die Gesetzlosen zusammengelesen und ins Feuer geworfen werden; das letztere, das «Königreich des Vaters» ist die Szene himmlischer Herrlichkeit. Das Tausend­jährige Reich wird also doppelte Herrlichkeit haben: eine himmlische Herrlich­keit: das «Königreich des Vaters», und eine irdische Herrlichkeit: das «König­reich des Sohnes». (Dieses letztere ist das Königreich von dem auch in Luk. 22, 30 und in Job. 18, 36 die Rede ist.) Der herrliche Platz, an welchen Christus und Seine himmlischen Heiligen versetzt sind, wird da unmittelbar mit dem Vater in Verbindung gebracht, während der niedrige Schauplatz, wo die wieder­hergestellten und bekehrten Juden und Nationen zur Segnung gesammelt werden, mit dem Sohn des Menschen auf der Erde in Verbindung stehen. In 1. Kor. 15, 24 lesen wir noch, daß Christus, der Sohn des Menschen, am Ende der tausend Jahre, wenn Er Herrschaft und Gewalt und Macht weggetan haben und alle Feinde unter Seine Füße gelegt und auch den letzten Feind, den Tod, beseitigt haben wird, das Königreich dem Gott und Vater übergeben wird, daß Ihm alles unterworfen und Gott alles in allem sei. in einigen ändern Stellen, z.B. Kot. 1,13 «Königreich des Sohnes Seiner Liebe» und 2,Petr.1,11 «ewiges Königreich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus», werden Cha­rakterzüge des himmlischen Bereichs der ewigen Herrschaft des Herrn dar­gestellt, an dem wir himmlische Heilige auch teilhaben werden.

Frage Nr.560: Haben wir heute unter dem Königreich der Himmel die Gemeinde zu verstehen?

Antwort: Heute nicht, in der Vergangenheit nicht und auch 'in der Zukunft nicht. Das Königreich ist nicht die Gemeinde und die Gemeinde ist nicht das Königreich. Wohl können wir sagen, daß die Gemeinde mitten im Königreich ist, denn dieses umfaßt heute alles, was sich bekehrt oder nicht bekehrt zum Christentum bekennt. Die Gleichnisse In Matth. 13 sind uns da eine große Hilfe. Die Gleichnisse vom Unkraut unter dem Weizen, das Senfkorn, das zum großen Baum wird, der Sauerteig, der alles durchsäuert, das sind Bilder vom König­reich; die Gleichnisse vom Schatz im Acker, die Perle von großem Wert und das Fischnetz sind Bilder von der Gemeinde. Wichtig ist, zu beachten, daß, wenn die Kirche entrückt sein wird, das Königreich hienieden bestehen bleibt. Aber wenn der Herr kommt, wird Er alle Ärgernisse aus dem Königreich ent­fernen, und dann soll das Königreich tausend Jahre bestehen.

VIII. BEKEHRUNG, HEILIGUNG, ERWÄHLUNG

Frage Nr. 561: Was Ist für ein Unterschied zwischen «Erwählung» und «Zuvorbestimmung» ?

Antwort: Die Erwählten sind alle Gläubigen, die Golf aus der Welt heraus­gerufen hat. «Die Miterwählte in Babylon» grüßt die Heiligen durch Petrus (1. Petr. 5,13). Zuvorbestimmung oder Berufung geht etwas weiter, indem es mit dem in Beziehung steht, wozu Gott die Einzelnen, Seinem Ratschluß gemäß, zu einer besonderen Aufgabe berufen hat. So sind wir auch berufen, bestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig zu sein. In Eph.1,5 lesen wir von der Zuvorbestimmung zur Sohnschaft "n Jesus Christus. Erwählung hat  es mit Per­sonen zu tun; Zuvorbestimmung mit den Segnungen und Vorrechten, die unser Teil sind. Beides, obwohl unterschieden, sind die Frucht von Gottes Ratschluß ehe die Welt war.

Frage Nr. 562: Ist «aus dem Geiste geboren» und «mit dem Geiste ver­siegelt» das gleiche?

Antwort: Nein! Durch die Wiedergeburt aus Wasser und Geist sind wir zu Neuem Leben, zum Leben aus Gott gelangt; unsere Sünden sind im Blute des Christus gewaschen und vor Gott auf ewig hinweggetan. Der Geist Gottes hat diesen Glauben in uns durch das Wasser (das Wort Gottes) bewirkt. Der in uns wohnende Geist ist aber für Gott das Siegel, das heißt, Er hat uns für Ihn gestempelt, wir sind versiegelt, das Unterpfand, daß wir die Herrlichkeit erreichen.

Frage Nr. 563: Was für ein Unterschied liegt in den beiden Ausdrücken «Versöhnung» und «Sühnung»?

Antwort: Da möchte ich zuerst hervorheben, daß nicht Gott versöhnt werden musste, wie dies leider oft 'irrtümlich gelehrt wird. Christus hat das große Werk der Versöhnung zustande gebracht und uns dadurch in die Gegenwart Gottes gebracht, als solche, die nun mit Colt versöhnt sind. Die Versöhnung kam also uns zugute. Sühnung ist eine Seife des Versöhnungswerkes und nicht von diesem zu trennen. Allerdings ist die Sühnung für Gott, obwohl sie unsere Sünden betrifft. «Christus ist die Sühnung für unsere Sünden»; Gott hat «Seinen Sohn gesandt als eine Sühnung für unsere Sünden» (1.Joh.2,2+4,10). Die Süh­nung begegnet also den gerechten Forderungen Gottes im Blick auf unsere Sünden. Das ist wiederum nicht so zu verstehen, daß, weil die Sühnung zustande gebracht wurde, Gott uns nun lieben könne. G nein, es ist eine ganz falsche Auslegung zu sagen: Durch den Tod des Christus hat Er das Herz des Vaters zu dem Menschen zurückgebracht. Nochmals nein! Gott hat uns geliebt, und darum Seinen Sohn uns zur Sühnung gegeben; nicht: Er hat Seinen Sohn ge­geben, daß Er uns lieben könne. Er liebte uns, darum gab Er; nicht Er gab und darnach liebte Er. Möchte das doch wieder recht verstanden werden!

Frage Nr. 564: Man hört oft von gegenwärtiger und zukünftiger Vergebung sprechen. Ist das richtig?

Antwort: Nein, es gibt keine vergangene, gegenwärtige, noch zukünftige Vergebung. Die Vergebung ist einmalig, aber göttlich und darum auch ewig, vollkommen und unerschütterlich. Daß der Mensch doch aufhören möchte, gött­liche Dinge zu begrenzen und aufzuteilen!

Frage Nr. 565: Erlangt man die Wiedergeburt durch die Taufe?

Antwort: Nimmermehr Die Taufe ist für Gläubige. Sie bekennen, daß sie durch den Sohn zum V a f e r gekommen sind, und vom Vater den H e l -l i gen Geist empfangen haben. Das kann natürlich nur der Wieder­geborene sagen. Durch das Wasser der Taufe empfangen wir nichts, weder Vergebung der Sünden, noch das ewige Leben. Aber wir müssen diese Dinge empfangen haben, sonst hat es keinen Sinn zu taufen.

Frage Nr. 566: Aus Luk.4,22 scheint es so, als ob die Juden die Worte des Herrn akzeptierten; warum dann diese Feindschaft?
Antwort: Es ging wohl weniger um die Worte der Gnade, die der Herr aus­sprach, als daß vielmehr der arme Sohn des Joseph aus dem verachteten Nazareth mit solchen Worten wagte aufzutreten. Der Herr, ihre tiefsten Ge­danken wohl erkennend, zeigt ihnen ihre wahre gottfeindliche Herzensstellung — darum wollten sie Ihn vom Felsen hinunterstürzen.

Frage Nr. 567: Was für eine Versuchung ist in 1.Kor.10,13 gemeint; eine Versuchung zur Sünde, Martyrium oder Untreue?

Antwort: Die Versuchung wird eine «menschliche» genannt, was uns wohl durchblicken läßt, daß es eine Versuchung von Bussen her war, also nicht zur Sünde, sondern Prüfungen, hervorgerufen durch Verfolgungen; es kann also auch schließlich zum Martyrium führen, aber die Zusicherung besteht, daß der Herr Gnade und Kraft auch zum Letzten geben wird. Satan hat keine Macht über die Seele; der Herr Selbst wird uns vor Untreue Ihm gegenüber bewahren. Satan mag wüten, aber Gott wird dafür sorgen, daß er nicht weiter gehen kann, als Er es zuläßt. Das ist ein starker Trost! Das macht das Herz ruhig, sicher und friedvoll!

Frage Nr. 568: Wie ist Joh. 20, 23 zu verstehen, da doch Gott allein Macht hat, Sünden zu vergeben?

Antwort: Es handelt sich hier nicht um die Machtvollkommenheit, Sünden zu vergeben. Diese steht allein Gott zu, denn es sind auch Seine Gebote, welche durch unsere Sünden verletzt worden sind. Man muss unsere Stelle durchaus in Verbindung mit den zwei vorangehenden Versen erfassen. Gerade so, wie einst Gott dem natürlichen Menschen den Lebensodem eingehaucht hatte (I.Mose 2,7), so teilt hier der auferstandene Herr den Seinen symbolisch Sein Auferstehungsleben, das Leben des Geistes, das neue Leben mit. Kraft dieses Lebens des Geistes können wir nun in der Verkündigung des Evangeliums Vergebung der Sünden verheißen, von Seiten des Herrn natürlich, nicht aus eigener Macht. Ferner sind wir befähigt, zu unterscheiden, wo ein Werk des Heils gewirkt worden ist, um solchen zu bestätigen, daß ihre Sünden vergeben sind, den Unbußfertigen aber zu bezeugen, daß ihre Übertretungen noch auf ihnen sind. — Solches war vor dem Tod und der Auferstehung des Herrn nicht möglich. Im allen Bund kannte man nur die Vergebung seitens der Regierung Gottes als einer Befreiung von einem wegen begangener Sünden verhängten Gericht. Solche Gerichte konnten sowohl Gottesfürchtige als Gott­lose treffen, und ebenso konnten im Falle von Busse beide Kategorien davon befreit werden. So ist Ahab in 1. Kön. 21, 29 ein Beispiel eines Gottlosen, dem vorläufig vergeben wurde, und David in 2.S<im.12 ein solches eines Mannes Gottes, den das Gericht traf (vergl. PS. 103), ebenso der Mann Gottes in 1. Kön. 13. Doch betraf alles nur zeitliche Gerichte und zeitliche Vergebung und hat mit ewiger Verdammnis oder mit ewigem Heil gar nichts zu tun. Dieses letztere haben auch damals diejenigen, die geglaubt haben, nur auf Grund des später durch Christus auf Golgatha erfüllten Werkes erlangt. Aber das war Jenen noch verborgen, so daß sie hierüber keine Einsicht hatten. Diese Erkenntnis ist erst durch das Auferstehungsleben des Herrn, das uns nun geschenkt ist, mit­geteilt worden. Wir haben nun die Befähigung erlangt, beurteilen zu können, ob jemand Vergebung der Sünden ha), also das ewige Leben besitzt, oder nicht.

Frage Nr. 569: «Welchen ihr die Sünden vergebet, denen sind sie vergeben, welchen ihr sie behaltet, sind sie behalten» (Joh.20,23). Können wir aus dieser Stelle schließen, daß Menschen (Priester) Sünden vergeben oder die Vergebung verhindern können?

Antwort: Es ist klar, daß Menschen niemals, auch keine Priester «kraft ihres Amtes», Sünden vergeben können. Das Wort ist in erster Linie an die Apostel gerichtet und hat selbstverständlich Gültigkeit für alle wahren Gläubigen; denn sie sind das priesterliche Volk. Durch die Predigt des Evangeliums gelangt die Botschaft des Heils an eine verlorene Menschheit und jeder, der da glaubt, erlangt Vergebung der Sünden. Wir denken nicht, daß obiges Wort an eine einzelne Person gerichtet ist, obwohl es jeden angeht, sondern es soll einfach aufzeigen, daß durch die Predigt vom Kreuze nun allen Menschen Heil wider­fahren kann. Denken wir an die gewaltige Predigt des Petrus am Pfingsttage, da empfingen 3000 Seelen Sündenvergebung und wenn Petrus den Zauberer Simon der Heuchelei überführt, hat er diesem die Sünde «behalten». So oft wir das Evangelium verkündigen und die Seelen widerstehen der Botschaft der Gnade, behalten wir ihnen die Sünden, weil Gott es also in Seiner Heiligkeit angeordnet ha). Beachten wir auch, was der Apostel Paulus dem reumütigen Kerkermeister auf seine Frage: «Was muß ich tun, daß ich errettet werde?» sagt; «Glaube an den Herrn Jesus Christus!» und keineswegs: «So vergebe ich dir die Sünden, kraft meines Amtes.» Laßt uns in Einfalt des Herrn Wort fest­halten!

Frage Nr. 570: Würden Sie mir eine Definition von «Sünde» und «Sünden» geben?

Antwort; Bei den «Sünden» handelt es sich um das, was wir getan haben, bei der «Sünde» um das, was wir sind. Christus starb für unsere «Sünden» und ich bin in Christus der «Sünde» gestorben. Die «Sünden» sind mir vergeben, aber die «Sünde» kann nicht vergeben werden; Gott kann sie nur verurteilen. Daß ich als Sünder auf die Welt gekommen bin, muß mir nicht vergeben wer­den, aber ich muß aus diesem Zustand freigemacht werden. Das bin ich in Christus.

Frage Nr. 571: Wollen Sie etwas über das Wort schreiben: «Jeder, der in Ihm bleibt, sündigt nicht» und «Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel» (1. Joh. 3,6+8)

Antwort: Manche Gläubige lehren, wie Sie wissen, daß man auch im prak­tischen Leben ganz sündlos werden könne. Gewiss, es soll unser heiliges Bestreben sein, die Sünde in jeder Gestalt zu überwinden; wir können auch Sieger darüber werden, nimmer aber absolut sündlos sein, wie unser geliebter Herr es war. Dies sagt uns Johannes in dem gleichen Briefe, dem Sie obige Stellen entnommen haben. In Kapitel 1,8—10 sagt er; «Wenn wir sagen, daß wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns», ja, er geht noch weiter und nennt es Gott zum Lügner machen, weil Er in Seinem Worte doch deutlich unsere sündige Natur zeichnet, und so lange wir in diesem Leibe sind, dieselbe in uns tragen, 1.Joh.1,8 nennt also die Behauptung, sündlos zu sein, mit Recht Selbstbetrug, denn sie wird deut­lich von einem überheblichen Dünkel getragen, der schon in sich selber Sünde und Widerspruch gegen Gott ist. Es geht auch nicht an, zu sagen, wie man etwa hört, wenn man in eine Sünde gefallen ist; «Ja, das hat der Teufel getan!», denn wie konnte er uns zur Sünde verleiten, ohne unser eigenes willfähriges Mittun? Dagegen zeugt doch schon die Tatsache des Geschehenen und unser Gewissen, wenn man ihm Gehör schenken wollte. Ferner ist das Wort: «Wenn jemand gesündigt hat — wir haben einen Sach­walter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten» (1. Joh. 2,1) eine ernste Warnung für alte Gotteskinder. Wozu aber einen Sachwalter, wenn Kinder Gottes nicht mehr sündigen können? Hat Gott sich geirrt? Warum dieses Wort, wenn wir es nicht nötig haben? Ist es nicht so, daß Gott weiß, daß wir sündi­gen — es soll nicht sein, aber es kommt vor — und uns ein Hilfsmittel zur Wiederherstellung gibt? «Wenn wir (er redet zu Gläubigen) unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, daß Er uns die Sünden vergibt» (1. Joh, 1,9). Wenn Sie nun in diesem Lichte die erwähnten Verse betrachten, dürften sie Ihnen keine Schwierigkeiten mehr bereiten.

Frage Nr. 572: Was muß ich mir unter «Sünde zum Tode», für die man nicht beten soll, vorstellen?
 (1. Joh. 5,16+17)

Antwort: Die «Sünde zum Tode» kann wohl kaum genannt resp. direkt bezeichnet werden, da es sich nicht um eine besondere Sünde handelt. Das wesentliche ist wohl nicht die Sünde als solche, sondern die Umstände, unter welchen sie vollzogen wird. So war es bei Annanias und Sapphira. Heuchelei und Lüge sind böse Sünden, aber hier wurden sie unter besonders erschweren­den Umständen begangen, welche deren Ernst noch bedeutend erhöhten. Mit­leid und Fürbitte kam hier nicht in Frage, nur tiefe Abscheu. Es war eine «Sünde zum Tode». Etwas ähnliches haben wir in Korinth. Dorf war Unord­nung und Mangel an Zucht eingerissen. «Der Leib wurde nicht mehr unter­schieden», und so das Mahl des Herrn entehrt. Die Gläubigen vernachlässigten das Selbstgericht und nahmen Teil am Tische des Herrn, ohne an dessen Heiligkeit zu denken. Sie wurden durch ein Gericht des Herrn vom Schauplatz dieser Welt weggenommen. Es war eine «Sünde zum Tode». Wie überaus ernst ist dies alles! Möchten wir im Selbstgericht verharren, damit der Heilige Geist nicht betrübt wird. Wenn das geistige Unterscheidungsvermögen abnimmt und das Gewissen sich verhärtet, so kann ein Kind Gottes tiefer fallen als selbst die Welt, und sich so ein Gericht des Todes von seifen des Herrn zuziehen. Es ist eine «Sünde zum Tode». Ernst ermahnt uns Gottes Wort: «Seid heilig, denn Ich bin heilig'»

Frage Nr. 573: Bitte um Auskunft über Matth.5,35—26. Kann man daraus schließen, daß es nach dem Tode noch eine Art Reinigungsprozeß gibt?

Antwort: Nein, dieser Gedanke ist vollständig abwegig. In das himmlische Licht können nur vollkommen reine Wesen eintraten. Alle Unvollkommenheit, alle Spuren von Sünde, müssen vorher beseitigt werden. Dies wird schon Tat­sache sein, wenn wir entrückt werden, denn es ist offenbar, wenn wir ewig bei Ihm sein wollen, so müssen wir sein wie Er ist (vergl. l. Joh. 3, 2). Gott sei gepriesen! Durch das Werk von Jesus Christus sind wir Jetzt schon vollkom­men gemacht, heilig und rein wie Er, und es erheischt nur noch, daß unser Leib der Niedrigkeit umgewandelt werden wird in einen Leib, gleichförmig Seinem Leibe der Herrlichkeit. Trotz dieser wunderbaren Stellung, die wir in Christus Jesus besitzen, wird aber doch wohl kein wahrer Gläubiger von sich sagen, daß er praktisch, also nicht nur der Stellung, sondern auch dem Zustand nach, Gottes Heiligkeit entspreche. Welch eine Vermessenheit würde das sein! Wohl müssen wir alle vor dem Richterstuhl des Christus erscheinen, aber nicht um gerichtet zu werden, sondern offenbar zu werden, in welcher Treue wir unserm Herrn nachgefolgt sind. Je nach der Hingabe, dem Eifer und der Treue in Seinem Kampf und Dienst werden wir Lohn empfangen. Daß aber nach dem Tode noch ein Reinigungsprozeß stattfinden müsse, dafür bietet die Heilige Schrift keine Grundlage und keinerlei Anhaltspunkte. In Matth. 5—7, also in der sogenannten Bergpredigt, redet der Herr vor» den sittlichen Grundsätzen, welche das Reich, das Israel erwartet, kennzeichnen. 

Er redet also zu Juden und zwar nach den Richtlinien des Gesetzes vom Sinai. Christus, der Messias, erläutert das Gesetz, wie Gott es versteht, und wie Er es erfüllte. Wohl redet Er in den vorhergehenden Versen vom Verhalten gegen die Brüder, aber mit dem Altar (Vers 24) wird Gott eingeführt, vor dem Israel steht. Er, der Heilige Israels, ist die «Gegenpartei», mit dem sich Sein Volk verständigen soll, «damit der Richter es nicht dem Diener überliefere, und es ins Gefängnis geworfen werde». Von Vers 25 an handelt es sich also um eine Rechtsfrage, um die Bezahlung einer Schuld. Das Gesetz stellt hier Israel als Schuldigen vor Gott; es hat Gott nicht gegeben, was es Ihm hätte geben sollen. Oft war es durch die Propheten gewarnt worden, aber das Volk hörte nicht. Jetzt, da Gott durch Seinen Sohn zu ihm redete, war Israel die letzte Gelegenheit gegeben, Busse zu tun. Es tat aber nicht Busse, häufte vielmehr seine Sünden und heftete den König und Messias ans Kreuz. So musste Gott Seine Drohung: «Du wirst in das Gefängnis geworfen werden, und nicht von dannen herauskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlt hast» ausführen. Israel ist 'in der Tat seitdem unter den Nationen wie in einem Ge­fängnis und muß das volle Maß — bis auf den letzten Heller — der voraus­gesagten Drangsal durchmachen und durchkosten, bis es zur Einsicht seiner Blutschuld kommt und Busse tut (Vergl. 3. Mose 26).

Frage Nr. 574: Bitte erklären Sie Matth. 13, 33. Ist an dieser Stelle, im Ge­gensatz zu den anderen, der Sauerteig nicht doch ein Bild vom Guten?

Antwort: Auch in Matth.13, 33 bedeutet der Sauerteig Böses. Es ist doch keine logische Schriftauslegung, zu sagen, im Wort Gottes ist der Sauerteig immer ein Bild vom Bösen, nur in Matth. 13, 33 bedeute er Gutes, nämlich die Durch­dringung der Menschheit mit der guten Botschaft des Evangeliums. Sauerteig (d- h. Säuerung, Aufblähung) ist doch ein Prozeß der Verderbnis. Das weiße, reine Feinmehl ist ein Symbol der Person und der Lehre des Christus. Die obige verkehrte Lehrweise macht nun aus den drei Maß Feinmehl ein Symbol der verderbten Menschheit und aus dem Sauerteig ein Bild der guten Botschaft. Sie stellt damit den biblischen Sinn direkt auf den Kopf. Die Frau ist nicht die Kirche, nicht die Braut des Christus, sondern eine andere Frau, welche Jene zu sein behauptet, welche aber in der Heiligen Schrift als Hure gebrand­markt ist. (Die abtrünnige Christenheit.) Diese hat den Säuerungsprozeß in die Christenheit eingeführt und diese verdorben.

Frage Nr. 575: Ist es recht, wenn David, da Simei seine Sünde bereute und David ihm geschworen hat, daß er nicht sterben müsse, nachher seinem Sohn Salomo dennoch die Bestrafung Simeis anbefahl?
 (1. Sam. 16,11; 19,16—23)

Antwort: David hat durchaus richtig gehandelt. Beachten Sie nur die betr. Schriftstellen genau! Als Simei David fluchte, wußte David, daß es mit zur Züchtigung wegen seiner eigenen Sünde (2. Sam. 11—12) gehörte, deshalb ertrug er es, solange die Zucht währte. Es war aber ein Majestätsvergehen gegen den Gesalbten Gottes, deshalb verlangte es eine Sühnung. David aber wollte mit Recht seinen Sieg und seine Wiederherstellung nicht mit Blut beflecken, darum ließ er Simeis Bekenntnis einstweilen in Gnade gelten. Aber eine Busse klingt doch aus Simeis Worten keineswegs heraus; er ist einer der sechs Fälle in der Schrift, bei denen das Wort: «Ich habe gesündigt» ein leichtfertiges Wort ist, das nur der Furcht vor Strafe entspringt. Es war kein wirkliches Schuldbekennt­nis. Die übrigen Worte bestätigen, daß er viel mehr mit David um die Erlassung der Strafe markten wollte und gerne «Fünf gerade gelassen» hätte. Das ist doch alles andere als Selbstgericht. 

Vergleichen wir damit Davids Busse in Kap. 12 und 1.Chron.21 und die Busse des verlorenen Sohnes im Gleichnis! Wo aber kein Selbstgericht ist, wird das Gericht Gottes die Folge sein. David überließ das Verfahren übrigens Salomos Ermessen, der Simeis Schicksal sehr weise in dessen eigene Hand stellte. Dieser führte dann durch neue Schuld und Mißachtung das Königs seine Strafe selber herbei, ebenso leichtfertig, wie er vorher Salomos Verfügung gutgeheißen hatte. Wir haben hier ein Vorbild der gerechten Regierung Gottes, welche keine Schuld ungestraft läßt, die aber auch zuwarten kann, bis das Maß voll Ist. Es kommt im Leben öfter vor, daß jemand erst im späteren Leben harte Strafe für eine längst begangene Sünde erleiden muß. Wahre Busse und Selbstgericht bewahren davor.

Frage Nr. 576: In 1. Joh. 3,8 lesen wir: «Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel, denn der Teufel sündigt von Anfang. Hierzu ist der Sohn Gottes geoffenbart worden, daß Er die Werke des Teufels vernichte». Wollen Sie mir diesen Vers erklären ?

Antwort: Es handelt sich hier nicht um eine Belehrung über die neue und alte Natur, sondern, so wie Br. Darby ganz richtig sagt, um zwei Familien. Im folgenden Vers lesen wir «Sein Same bleibt in ihm»; d.h. Gottes Same, die Wesensart, das Leben, welches durch das aufgenommene Wort in ihm gezeugt wurde. Betrachten wir das Kind Gottes also (und Johannes betrachtet es s o), so kann es gar nicht sündigen, denn dieses Leben ist göttlich. Die alte Natur läßt Johannes hier aus dem Spiel, um durch seine Feststellung eben die praktische Auswirkung der göttlichen Natur zu unterstreichen. Bei den «Söhnen des Teufels» haben wir den gleichen Grundsatz; Satan hat den Menschen die sündige Natur gegeben; er kann also nicht anders, als seiner Natur nach handeln und die ist eben böse (Matth. 13, 38). Im Gegensatz dazu besitzen alle wiedergeborenen Seelen das göttliche Leben und dieses kann seiner Natur nach nicht sündigen.

Frage Nr. 577: Bitte erklären Sie mir 1.Joh.2,2. Inwiefern ist der Herr die Sühnung für die Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt?

Antwort: Daß Jesus Christus Sühnung für die Tatsünden der an Ihn Glau­benden sei, setzt Johannes als wohl erfaßt voraus. Weniger Verständnis scheint er aber für die Tatsache vorauszusetzen, daß der gesamte Kosmos durch die Sünde als abstrakte geistige Wesenheit durchseucht ist. Es ist Außerachtlassung dieses Gedankens, was die wohlgemeinte, aber übel angebrachte Erweiterung des Textes durch Übersetzer zu «Sünden der ganzen Welt» veranlaßt hat. Johannes hafte das auf Griechisch auch ganz gut sagen können, wenn er gewollt hätte. Die Sünde soll aus der Welt überhaupt verschwinden. Nur da­durch, daß Er durch Sein Opfer die Sühne dafür ist, kann das geschehen. Der ganze Kosmos, die ganze Welt ist mit Sünde behaftet vor dem heiligen Gott. Darum ist eine Sühnung «für die ganze Welt» notwendig. Er ist sie.

Frage Nr. 578: Bitte um Erklärung von 1.Joh.3,20: «Daß, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles kennt».

Antwort: Da wir uns noch in irdischer Schwachheit und Unvollkommenheit und in unserm alten, dem Todesurteil verfallenen Leib befinden, sind wir, so­lange wir hienieden leben, der Möglichkeit, zu sündigen, unterworfen, und, obwohl wir als neue Menschen jetzt die Macht haben, der Sünde zu wider­stehen, so werden wir doch oft genug von derselben übereilt. Wenn wir nun wirklich auch praktisch aus der Wahrheit sind, dann wird nicht nur das Gewissen, sondern noch mehr das Herz uns strafen, weil wir unsern Herrn und Gott, den Vater betrübt haben. Es handelt sich hier nicht um die Gewissensfrage des unversöhnten Sünders, denn als Kinder Gottes dürfen wir wissen, daß diese Seite ja durch das Kreuz erledigt 'ist. Doch dürfen wir die Sünde deswegen nicht leicht nehmen, als ob der Fall automatisch durch das Blut Jesu gereinigt werde, sondern unser gläubiges Herz sollte die Sache als eine Verunehrung Gottes erkennen und dabei daran denken, daß Er sie in ihrem ganzen Umfang mit allen Hinter- und Untergründen kennt und Seiner Heiligkeit gemäß nicht dulden kann. Darum sollten wir nach I.Joh.1,9 nie unterlassen, uns durch Selbstgericht davon zu reinigen, vor allem, bevor wir an den Tisch des Herrn treten. Wenn wir dies aufrichtig und demütig tun, dann werden wir die Größe Seiner Treue und Gerechtigkeit in Gnaden erfahren. Andrerseits aber — und dies hat unsere Stelle vor allem im Auge — wird ein Christenherz, welches in Wahrheit das sucht, was droben ist, und von einem Fehltritt übereilt wurde, aufrichtig betrübt und beunruhigt sein. In solcher Ein­stellung brauchen wir uns aber nicht zu fürchten, als ob wir nun der Gnade verlustig gehen müßten, wie es so oft in mißverstandener und einseitiger Weise gelehrt wird. Wir dürfen wissen, daß die Gnade Gottes für die Seinen un­veränderlich ist und bleibt, daß sie unendlich größer ist als unser Er­messen und besser als wir, sowohl unsere menschliche Schwachheit als unsere Gesinnung, wie auch das sühnende Werk in seiner Tragweite und Vollkommen­heit kennt und uns zur Busse Ieitet. Wir müssen auch hierin festhalten, daß Gottes Gedanken viel höhere sind, als unsere oft so einseitigen und enggefaßten Meinungen. Wir denken leicht zu gering, um nicht zu sagen, menschlich klein von unserem grossen Herrn und Gott.

IX. ISRAEL

Frage Nr. 179: Seit wann besteht im Worte Gottes die Bezeichnung «Juden» für das von Gott auserwählte Volk?

Antwort: Zum erstenmal wird in der Heiligen Schrift das Wort «Juden" in 2. Kön. 16, 6 gebraucht und zwar wohl im Gegensatz zu Israeliten, Männer des Zehn-Stämme-Volkes; während die «Juden», Männer aus Juda, dem Zwei-Stämme-Volk zugehörig waren. Das Wort «Juden» entstand also erst nach der Zweiteilung des Reiches. Mordokai bekannte, daß er ein Jude sei (vergl. Esther 3, 4). Pilatus, verletzt und empört, ruft aus: «Bin ich ein Jude?» (Joh. 18, 35).

Frage Nr. 580: Zu welcher Zeit wurde der in Jer.31,31—34 (vergl. Hebr. 8,8—12) erwähnte Bund gemacht?

Antwort: Dieser Bund ist noch nicht abgeschlossen, kann auch nicht gemacht werden, solange die Juden als Volk noch nicht zu Gott und zu ihrem Messias, Jesus Christus, umgekehrt sind. Noch heute ist die Decke — trotz mancher er­freulicher Erscheinungen — vor den Augen der Masse des jüdischen Volkes. Wenn Israel, durch die große Trübsal geläutert, Den erkennen wird, «welchen sie durchstochen haben», also bekehrt und wiedergeboren sein wird, sind die Voraussetzungen für das Bündnis gegeben. Das Gesetz wird dann im Innern seines Herzens sein. Es wird aber nicht ein Bund gleich dem vom Sinai sein, der sich auf Gegenseitigkeit gründete und den Israel brach, nein, dieser Neue Bund wird auf dem Fundament des Erlösungswerkes von Golgatha aufge­baut sein. Darum heißt es in Hebr. 8: «der Bund, den Ich dem Israel er­richten werde», nicht mit Israel. Gott übernimmt die ganze Verantwortung für diesen Bund, denn Christus Ist am Kreuz gestorben, so daß Gott alle Seine gemachten Verheißungen dem Volke restlos erfüllen kann und das wird im Tausendjährigen Reiche geschaut und genossen werden. Nun beziehen manche zu Unrecht diesen Bund auf die christliche Ära (Haushaltung), indem sie die Worte des Herrn, welche Er bei der Einsetzung des Abendmahles gesprochen hat: «Dies ist der Neue Bund in Meinem Blute», falsch auslegen. Er sagte doch diese Worte zu Seinen Jüngern, welche damals den treuen Überrest Israels darstellten, also noch auf jüdischem Boden standen. Die christliche Ära begann mit dem Pfingsttage, da die Ver­sammlung Gottes, als für den Himmel berufen und der Haushaltung der Gnade angehörend, aus Gottes Hand hervorging. Der Begriff «Bund» wird also zu Unrecht mit der gegenwärtigen Gnadenzeit in Verbindung gebracht. Auch kann Gott, der Vater, nicht mit Seinen Kindern einen Bund eingehen. Einen Bund macht man mit einem Volke, aber doch nicht mit Kindern. Allerdings sind auch wir durch kein anderes Blut gerettet, als das, welches die Grundlage des «Bundes» sein wird.

Frage Nr. 581: Weiß man heute, wer und wo die zehn «untergegangenen» Stämme aus Israel sind?

1.Antwort: Nein, wir wissen es nicht; aber Der, welcher sie zerstreut hat, wird sie auch wiederfinden. Er wird die Engel senden und sie werden sie herbeibringen von allen Enden der Erde. (Vergl. Jer. 31,8—9; Matth. 24, 31; Jes.66,19—20.)
2. Antwort: Dies entzieht sich heute noch unserer sichern Kenntnis. Die Großkönige von Assyrien haben die zehn Stämme zum größten Teil in ihre Länder verteilt (2. Kön, 17, 6) und siedelten andere Völkerschaften an ihrer Stelle in Palästina an. Es entsprach ihrer Politik, die unterworfenen Völkerstämme unter­einander zu vermischen und zu einem Volk zu assimilieren, also eine Art Gleichschaltungsprinzip [vergl. 2. Kön. 17, 24—33). Da sich Gott nicht weiter mit den Zerstreuten beschäftigte, sondern nur mit den Zurückgekehrten, dem «Überrest», sind keine geschichtlichen Angaben mehr über die zehn Stämme auf uns gekom­men, so daß sich ihre Geschichte im Dunkel der Zeit völlig verloren hat. Dennoch hat Gott sie nicht aus dem Auge gelassen und kennt sie gleichwohl, wie Er ja auch von allen Völkern vollkommene Kenntnis nimmt, wie die Völkertafel im 1.Buch Mose dartut. Er setzt Könige ein und setzt Könige ab- Wenn dann Seine Stunde gekommen sein wird, wird Er auch die vergessenen zehn Stämme wieder aus der Versenkung auftauchen lassen und in ihr Erbteil einführen. Schon heute sind einige wenige Spuren gefunden worden, die den Schleier etwas lüften. So wohnen nach dem «Zions Freund» 'im Herzen von Mesopotamien etwa 9000 Juden, welche behaupten, dem Stamme Ad anzugehören, und nur hebrä­isch reden. Deren Vorfahren sind nicht nach Jerusalem zurückgekehrt, weil sie (gemäß einer Prophezeiung) sich nicht der Tötung des Messias schuldig machen wollten und die erst zurückkehren wollen, nachdem der Messias Sein Reich auf­gerichtet habe. Ebenso berichtet Dr. v. Weisl aus Jemen in Südarabien, daß dort, mitten in der Wüste, viele Juden in etwa 70 Oasenstädten wohnen, die das Gesetz Moses halten und behaupten, allein die reine Lehre zu bewahren und der Rest der zehn Stämme zu sein. Auch sonst gibt es in Arabien und Meso­potamien und sonst noch im westlichen Asien manche weniger bekannte und abgeschieden lebende Judenstämme, welche zu einem grossen Teil den Talmudismus und Rabbinismus nicht kennen. Es können aber unter den asiatischen Juden auch manche Nachkommen der zwei Stämme des Reiches Juda sein, wie z.B. ein Stamm von 25 000 Seelen im nordöstlichen Arabien, welche sich Nach­kommen der Rekabiter nennen und noch heute die Gebote ihres Stammvaters Jonadab (Jer. 35) befolgen und auch den Talmud ebenfalls nicht kennen. Von manchen Forschern werden verschiedene Stämme in Kurdistan, Persien, Afghani­stan, für Überreste der zehn Stämme gehalten, so von H. v. Staden die schwar­zen Juden in Kotschin (Malabar, Südindien), die sich selbst auch dafür halten, aber nur wenige Überbleibsel der Jüdischen Religion haben und eine starke Mischung mit indischem Typus aufweisen. In Afghanistan hat man alte Inschriften gefunden, welche sich nur aus dem Althebräischen deuten Hessen, und gewisse Überlieferungen scheinen dort auf die zehn Stämme zurückzuweisen. Endlich halten sich auch die Zigeuner für Nachkommen eines der zehn Stämme. Immer­hin, wenn man jetzt auch noch keine sichere Kunde über den Verbleib der zehn Stämme hat, so ist doch gewiss, daß sie noch vorhanden sind, und daß der Herr sie zu Seiner Zeit zu rufen und in ihr Land zu führen wissen wird. (Vergl. Jes. 11,11—16; Jer. 31; Hes. 37, 15—28; Sach. 10, 6—12; Hes.20. 34—38; Hos. 2,14—15.)

Frage Nr. 582: Geht die Hoffnung Israels jetzt in Erfüllung?

Antwort: Die Hoffnung Israels läßt sich nicht von der Anerkennung ihres Messias, Jesus Christus, dem Sohn Gottes, trennen. Solange das Volk der Juden sich nicht schuldig bekennt, seinen Erlöser und Messias verworfen und an das Kreuz geheftet zu haben, wird seine Hoffnung, das Land der Väter endgültig zu besitzen, nicht in Erfüllung gehen. Der Prophet Jeremia schreibt: «Du Hoffnung Israels, sein Retter in der Zeit der Bedrängnis, warum willst du sein wie ein Fremdling im Lande, und wie ein Wanderer, der zum Übernachten eingekehrt ist?» (Kap. 14, 8). Wird Israel aber einmal rufen: «Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!», dann «wird ganz Israel errettet werden» (Rom. 11, 26; Matth. 23, 36). Gott selbst wird sich für Sein erneuertes und wie­dergeborenes Volk einsetzen und wider dessen Feinde streiten; Er wird Seine Füße auf den Ölberg setzen und alle Seine Feinde vernichten. Dann werden die gesegneten, herrlichen Tage des Tausendjährigen Reiches anbrechen und alle Israel gegebenen Verheißungen werden ihre restlose Erfüllung finden. Doch laßt uns nie vergessen, solange die Brautgemeinde, die Ekklesia, noch hienieden weilt, kann sich dies alles nicht erfüllen. Erst wenn sie entrückt sein wird, wird der Herr die Beziehungen mit Seinem irdischen Bundesvolk wieder anknüpfen.

Frage Nr. 583: Haben wir unter der «Königin, die zur Rechten des Königs in Gold von Ophir steht» (Ps. 45,9) an die Versammlung (Ekklesia] zu denken?

Antwort: Nein! die «Königin» ist Israel, allerdings nicht in seinem heutigen Zustand, sondern in dem des Tausendjährigen Reiches. Vorher wird es Den erkennen, den es durchstochen hat und in Busse und Umkehr wird es erneuert und wiedergeboren sein. Das Verhältnis der Gemeinde zu ihrem Herrn ist das der «Braut». Christus ist weder unser «König», noch wir die Königin, Wohl wer­den wir ein Königtum genannt, gemacht zu Königen und Priestern, aber das ist etwas ganz anderes als Königin sein. In Offb.21,9 zeigt der Engel dem Seher Johannes die «Braut», die «Gemahlin» des Lammes. Von einer Königin ist nicht die Rede. Auch bei der Hochzeit des Lammes ist von der «Gemahlin» die Rede, die sich bereitet hat, von der Königin wird wieder nichts erwähnt (Offb. 19,7—9).

Frage Nr. 584: Wie ist das Wort: «Wahrlich ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles dieses geschehen ist» (Matth. 24,34; Luk. 21, 32) zu verstehen?

Antwort: Dieses Wort ist gerade für das Geschehen unserer Tage bedeut­sam. Dieses Geschlecht, das «nicht vergehen soll» ist das Volk der Juden, und zwar in seinem dem Herrn Jesus feindseligen und Gott widersprechenden Charakter. Es wird und muß trotz dieser halsstarrigen Einstellung fortbestehen und die Drangsale, welche in den oben angeführten Kapiteln bezeichnet sind, voll und ganz durchkosten. .Erst nach der Entrückung der bluterkauften Brautgemeinde, also nach Abschluß des gegenwärtigen Gnadenzeitalters, wird Gott einen Überrest aus den Juden erretten und erneuern. Die große Masse der Juden, dann dem Antichristen folgend, kommt mit diesem in den Gerichten um und wird für immer ausgetilgt werden. Das Volk Israel wurde seinerzeit unter alle Völker zerstreut, weil es seinen König und Messias, Gottes eingeborenen Sohn, überlieferte und ans Kreuz nagelte, dennoch muß es nach dem Prophetenwort inmitten der Völker er­halten bleiben: «Siehe, ein Volk, das abgesondert wohnt und unter die Nationen nicht gerechnet wird» (4. Mose 23, 9; Hes. 20, 32—33). Nach seinem vermessenen Wort vor Pilatus: «Sein Blut komme über uns und unsere Kinder», musste es gerade von der Christenheit durch Jahrhunderte hindurch Furchtbares leiden und durchmachen. Als dieser Druck dann im 19. Jahrhundert nachließ und Israel nach und nach in fast allen Ländern bürgerliche Gleichberechtigung erhielt, suchte ein großer Teil, die Reformjuden, gemäß dem Rate seines Philosophen Mendelssohn (1729—1786), sich unter den Nationen wohnlich zu machen und sich mit ihnen zu assimilieren, d.h. durch Verlassen der jüdischen Religion und Eigenart und besonders durch Heiraten mit Nichtjuden usw. in den Völkern aufzugehen. 

Dies ist nicht geglückt und konnte auch nicht glücken. Es wäre gegen Gottes Willen gewesen und die Juden waren der über sie ausge­sprochenen Zucht entronnen, und damit würde das Wort des Herrn ungültig geworden sein. «Der Himmel und die Erde werden vergehen, Meine Worte aber werden nicht vergehen», so sagt Gott in Seinen untrüglichen Schriften. Wohl kann Gott eine Zeitlang zusehen, aber niemals Seinen Wahrspruch auf­geben oder vergessen. Wenn nun heute die Juden in steigendem Masse von den Nationen ausgesondert, Ja ausgestoßen werden und in furchtbare Not und Drangsal geraten, so ist das eine überaus gewaltige und ernste Predigt, daß Gott Seine Worte zu Seiner Zeit erfüllt, sich nicht spotten läßt (Gal. 6, 7), und niemand Seine Verfügungen und Sein Vorhaben zunichte machen kann.

Frage Nr. 585: Meint der Ausdruck «Israel Gottes» in Gal. 6,16 die Kirche als Leib des Christus oder bekehrte Juden? Geben Sie mir bitte eine Erklärung hierüber.

Antwort: Der weitere Text zeigt, daß alle wahren Gläubigen, sowohl aus der Beschneidung, den Juden, als auch der Vorhaut, d- h. aus den Nationen (Heiden), gemeint sind. William Kelly schreibt hierüber folgendes: «So viele nach die5er Richtschnur wandeln werden — Friede über sie und Barmherzigkeit, und über den Israel Gottes.» «So viele nach dieser Richtschnur wandeln»; Hier blickt Paulus m. E, auf Gläubige aus den Nationen, wie ja auch die Galater solche waren. Diese «Richtschnur» ist die des neuen Lebens, Chri­stus selber. Dann fügt er bei: «Friede über sie und Barmherzigkeit, und über den Israel Gottes». Dasjenige Israel, welches Gott allein anerkennt, besteht nur aus den wirklich gläubigen Juden. «Israel Gottes» scheint mir hier nicht so sehr ein allgemeiner Ausdruck für jeden Heiligen zu sein, als vielmehr für Gläubige aus Israel, solche, welche zu Christus Jesus Zuflucht genommen haben. Es wird hier von zweierlei gesprochen. Der erste Satz betrifft mehr die Gläu­bigen aus den Nationen, und der «Israel Gottes» sind die jüdischen Heiligen, nicht einfach Israeliten dem Buchstaben nach. Nur diese sind wahre Israeliten, welche die Gnade willig gemacht hat, den vom Volke verworfenen Erlöser anzunehmen; sie sind das göttlich anerkannte Israel, das jetzt, solange die Haushaltung der Kirche wahrt, dem Leibe des Christus — Glieder wie die aus den Heiden — hinzugefügt ist.

Frage Nr. 586: «Die gepflanzt sind in dem Hause Jehovas werden blühen in den Vorhöfen unseres Gottes» [Ps. 92,13]. Bitte erklären Sie mir diesen Vers, besonders den Unterschied zwischen dem «Hause Jehovas» und den «Vorhöfen».

Antwort: Der Psalm ist, soweit wir sehen, einer von denen, welche die Vorrechte der Gerechten (Gläubigen) gegenüber den Ungerechten (Gottlosen) besingt. Diese letztem mögen wohl Gelingen haben auf 'ihren Wegen, dennoch sind sie der Vergänglichkeit und dem Gericht geweiht. Der Gerechte aber ist auf das unerschütterliche Werk Gottes gegründet. Er steht damit auf sicherem Grunde; denn der Herr selbst hat ihn gepflanzt und erhält ihn aufrecht, von Ihm empfängt er Leben, Kraft und Freude. Der Genuß der Gnaden Gottes ist darum auch ein unerschöpflicher, der uns immer wieder, ja laufend zu teil wird. Dabei scheint uns der Ausdruck «Haus Jehovas» hier mehr die Tatsache, die Zugehörigkeit zum Hause Gottes, die ja ein bleibendes, fortbestehendes Besitztum ist, vor Augen zu stellen, das «Blühen in den Vorhöfen» dagegen mehr den Genuß dieser Tatsache, die Frucht der praktischen Verwirklichung anzudeuten. Freilich müssen wir in Betracht ziehen, daß wir in den Psalmen auf jüdischem Boden stehen und diese den Offenbarungen des Alten Bundes gemäß abgefaßt sind. Darnach konnten die Israeliten nur bis zu den Vorhöfen hinzutreten. Aber demjenigen, dem das Weilen in der Gegenwart Jehovas inniges Begehren und Lust war, zog es dahin, um nachzusinnen, Gott anzu­schauen, anzubeten, wie z. B. David in 'PS. 27, 4 dies kundgibt. Das Anschauen und Suchen des Angesichts Jehovas hat David Schritt für Schritt auf dem Wege zum Bau des Tempels geleitet. Das heißt für uns, daß wir zwar der Stellung nach ein- für allemal durch den Herrn in Ihn selbst eingepflanzt sind und blei­ben, daß wir aber nur dann wahrhaftig lebendig zum Genuß Seiner Segnungen und Freuden und zum Fruchtbringen gelangen, wenn wir wirklich in Seiner Gegenwart und Gemeinschaft leben.

Frage Nr. 587: Was bedeutet der «Frühregen und Spätregen» in Jak. 5,7? Bezieht sich dies auf Israel? Manche denken an eine Erweckung, ein Wieder­aufleben der Kirche vor der Entrückung.

Antwort: Der Schwerpunkt in Jak. 5,7 liegt auf dem geduldigen Ausharren der Bedrängten, denen das Harren und Warten des Landmanns als Vorbild gegeben wird. Ein solcher kann wohl säen, aber für die Ernte muß er es darauf ankommen lassen und einfach geduldig warfen bis die Ernte reif ist. Ebenso müssen wir auf die Ankunft des Herrn warten, Tag für Tag, nur mit absoluter Sicherheit des wirklichen Eintreffens. Für die Ernte im Orient sind die «Früh­regen» anfangs November und die «Spätregen» im März bis Mai not­wendig, um eine 'Ernte zu gewährleisten. Die Winterregen dienen nur zur Fül­lung der Zisternen. Im Sommer aber dörrt der heiße Sirocco, der Wüstenwind, alles völlig aus. Die «Frühregen» müssen die harte Erde für die Winter­frucht wieder welch machen, und reichlicher « S p ä t r e g e n » ist nötig, damit die Sommerfrucht wachsen und reifen kann; denn sobald der Wüstenwind auf­tritt, ist alle Vegetation in kurzem verdorrt. «Früh- und Spätregen» haben aller­dings eine gewisse geistliche Bedeutung in bezug auf die Ausgießung des Heiligen Geistes und beziehen sich als Ganzes auf Israel. Nur Israel wird eine zweite und dann umfassende Ausgießung erleben (Joel 2, 28—32) — den Spätregen, der dann dem Herrn die volle Frucht bringen wird. Die Heilige Schrift gibt uns keinen Grund, auf eine neuerliche Erweckung der Kirche zu rechnen. Diese hat ja schon zu zwei Malen ein großes Wiederaufleben erlebe, zur Reformationszeit und im 19. Jahrhundert nach der französischen Revolution, Die Ereignisse unserer Tage, die ja deutlich auf die Dinge nach der Ent­rückung hinlenken, scheinen auch keinen Raum dazu zu lassen. Und, wie gering ist die Wirkung der heutigen ernsten Lage im großen und ganzen auf die Gemüter und Herzen der sog. Christen! Fürwahr, nur Niedergang ringsum!


Frage Nr. 589: Worin besteht die Hoffnung Israels?

Antwort: Jehova — Jesus, der Erlöser, ist auch die Hoffnung Israels, wie der Prophet sagt: «Du Hoffnung Israels, sein Retter in der Zeit der Bedrängnis» (Jer.14,7—9). «Ganz Israel wird errettet werden.» Wie und wann? Es gibt keine Rettung für Israel als Volk, bis es seine Schuld anerkennt (Hosea 5,15) und zu seinem lange verworfenen Messias umkehrt und sagt: «Gesegnet, Der da kommt (nicht der gekommen ist!) im Namen des Herrn» (Matth. 23, 39); dann werden sie Ihn sehen. Durch Gnade haben wir Ihm geglaubt, den wir nicht gesehen haben (1. Petr. 1,8). Israel aber wird wie Thomas glauben, wenn es Ihn sehen wird (Joh, 20,29). Die Segnung Israels — die durch die Busse, hervorgerufen durch das Schauen Dessen, den sie durchstochen haben, hervor­gebracht wird — ist noch zukünftig, wie Sacharja deutlich zeigt. Das, nicht wie einstens durch die Römer, sondern durch die Mächte der Endzeit, den König des Nordens, belagerte Jerusalem, das eingenommen, aber ein zweites Mal belagert werden wird, wird für den Herrn die Gelegenheit sein, um mit Seinen himmlischen Heiligen einzugreifen (Sach. 14,5). Er wird Seine Füße auf den Ölberg setzen, um Sein Volk zu befreien und dessen Feinde zu vernichten. Israel wird dann in Busse weinen 'in der Gegenwart seines Messias, wie einst Jakobs Söhne in der Gegenwart Josephs. Dann wird die Zeit und Vorbedingung gekommen sein, da das Königreich wieder Israel übergeben werden wird (Apg.1,6—7). Die herrlichen Voraussagen der Propheten und das Thema der alttestamentlichen Sänger wird buchstäblich erfüllt sein. Im 72. Psalm finden wir eine tatsächliche und wahre Beschreibung der Tage des Tausend­jährigen Reiches, das nun seinen Anfang nehmen wird. Somit wird Israels Hoffnung, sowohl in bezug auf die Bekehrung als Volk, als auch in bezug auf die Herrlichkeit des Reiches, die persönliche Wiederkunft seines Messias sein. «Der Erlöser wird kommen für Zion und für die, welche in Jakob von der Übertretung umkehren, spricht Jehova.» Ach, wie kann man die so klare, so deutlich ersichtliche Bedeutung der zahlreichen Prophezeiungen des Alten Testamentes, welche eine so herrliche Zukunft für Israel eindrücklich nahe legen, leugnen oder umdeuten!

Frage Nr. 590: Was bedeutet «Wurzel» und «Geschlecht» Davids? (Offb. 22,16)

1. Antwort: Unser Herr Jesus Christus ist sowohl die Quelle, der Ursprung aller Verheißungen, welche David gegeben sind, als auch — dem Fleische nach — aus Davids Stamm geboren: Sein Geschlecht. Das ganze Dasein Israels ist ja auf Verheißung gegründet. Schon in Isaak, der geradezu als Geschenk der gött­lichen Verheißung geboren wurde, nachdem der Mutterleib nach der Natur schon erstorben war, ist dies deutlich gezeichnet. Auch die Berufung Davids war wiederum ein Akt Gottes außerhalb der natürlichen Ordnung, da er ja der jüngste und, menschlich gesprochen, der geringste unter acht Brüdern war. So kann also vom Stamme Davids in ganz besonders begründetem Sinne gesagt werden, dass seine Wurzel im Herrn selbst war. Er war nach dem Wort Jesajas nur «ein Wurzelsproß aus dürrem Erdreich» (Jes. 53, 2). Als von der Jungfrau geborener Mensch ist der Herr auch das «Geschlecht» d. h. der «Sproß» Davids, sein Nachkomme, der Verheißene. Als solcher ist Er der Träger aller dem Volke Israel gegebenen Verheißungen, der, durch den und in dem alles erfüllt werden soll. Als der «Sproß» wird Er noch in ändern Prophezeiungen erwähnt, z. B. Jes. 11,1; Jer. 23, 5—8; 33,15. Als solcher ist Er auch in den Stammbäumen (Geschlechtsregister) 'in Matth. 1 und Luk. 3 aus­gewiesen. Der letztere führt seine Linie auch rückwärts zu Gott: Wurzel und Geschlecht zugleich. Somit wird in diesem Ausdruck — «Wurzel» und «Ge­schlecht» — die göttliche und die menschliche Seite des Herrn in einem ver­bunden.
2.Antwort: Dieser Ausdruck ist kurz gefaßt der Kernpunkt des göttlichen Ratschlusses. Im göttlichen Ratschluß wurzelt ja die Berufung Israels als Gottes Volk und wiederum die 'Davids zum Königtum, mit der Bestimmung, dass aus seinem Geschlecht der Herr Jesus Christus, der König der Könige und der Herr der ganzen Welt hervorgehen sollte. Dies zu bezeugen, haben wir die beiden Stamm bäume von Jesus Christus. In Matthäus 1 haben wir denjenigen das Joseph, das Geschlecht Davids, aus dem der rechtmäßige König hervor­gegangen ist. Der Stammbaum in Lukas führt umgekehrt die Abstammung Jesu bis auf Adam und sogar auf Gott selbst zurück. Damit ist bewiesen, dass der Herr sowohl das Geschlecht, d.h. Nachkomme (Sproß und Erbe) Davids, als auch die Urwurzel des Hauses David ist. Hier wird mit dem Herrn Jesus der Stamm Davids als in Gott selbst wurzelnd dargestellt. Nach der menschlichen Seite stammle der Herr Jesus in der Tat von David ab, aber als Sohn Gottes, als das schöpferische Wort Gottes (Joh.1,1—2) ist Er der Urheber des Hauses Davids.

Frage Nr.591: Wer sind die 144000, welche in Offb.14,2 singen und auf Harfen spielen?

Antwort: Wir müssen vor allem beachten, dass die 144000 auf dem Berge Zion stehen. Es sind also Lebende auf der Erde, die dem Herrn angehören. Wir müssen aus dieser Tatsache schließen, dass es auch solche hat, die nicht mehr auf dieser Erde sind, sondern als Märtyrer und Überwinder in der Herr­lichkeit droben sind. Diese singen dem Herrn ein neues Lied vor den vier lebendigen Wesen und vor den vierundzwanzig Ältesten. Erstgenannter Überrest auf der Erde lernt das Lied dieser Märtyrer, dem Lamm zur Ehr. Die einen wie die anderen sind Juden.

Frage Hr. 592: Warum musste die Kuh, deren Asche mit dem Wasser ver­mengt wurde, eine rote sein? 
(4. Mose 19)

Antwort: Es ist ohne Frage ein Hinweis auf das vollkommene Opferlamm, Jesus Christus. Es durften keinerlei Flecken an ihr sein, sie musste rot und nichts anderes sein. Auffallend ist, dass die Anordnung in Verbindung mit der roten Kuh nicht im 3. Buch Mose, dem Buche der Opfer, sondern im 4. Buch Mose, dem Buche der Wüstenwanderung, steht — ein weiterer Hinweis darauf, dass Christus, der keine Sünde kannte, und am Ende Seines Lebens sagen konnte: «Der Fürst dieser Welt kommt und hat nichts in mir», all unseren Bedürfnissen auf der Wüstenreise zu entsprechen vermag.

Frage Nr. 593: Wir lesen im Alten Testament wiederholt von „Turteltauben“ und «Jungen Tauben», welche zum Opfer dargebracht wurden.

Antwort: «Turtel» ist männlich und heißt im Hebräischen «thor», lateinisch: «turtur». Das hebräische Wort für junge Tauben heißt: «Söhne von Tauben», Wir sehen also, dass auch bei den Opfern von Vögeln das männliche hervor­sticht.

Frage Nr. 594: Warum musste der Altar in 2. Mose 20 von Erde oder von unbehauenen Steinen sein? Warum durfte beim Bau des Tempels kein eisernes Werkzeug benutzt werden? (1. Kön. 6,7)

Antwort: Die Erklärung kann nur in der wunderbaren Symbolik des gött­lichen Wortes gefunden werden. Das harte Gesetz vom Sinai entsprach keines­wegs den ursprünglichen Absichten Gottes mit den Menschen, sondern «es kam daneben ein» (Rom. 5, 20), d.h. Gott wurde durch die Vermessenheit des Men­schen, Gottes Willen in eigener Kraft tun zu können, veranlaßt, dasselbe zu geben, damit der Mensch daraus ersehe, 1. was dem Willen des dreimal heili­gen Gottes entspricht und 2. wie überströmend des Menschen Übertretung sei. Israels Überhebung hinderte Gott daran, dass Er Seine Gedanken der Gnade offenbaren konnte. Dennoch konnte Er es nicht unterlassen, Seinem Erbarmen in symbolischen Bildern Ausdruck zu geben. Der Altar von Erde redet von dem, was der Mensch ist: nichtig, schwach, von der Erde, Kinder Adams, dessen Name ja «Eingeborener» bedeutet. Der Altar von unbehauenen Steinen dagegen redet von dem, was Christus als Mensch auf Erden war; vollkommen, heilig und gerecht. Auch ist Er nicht das Produkt menschlichen Verstandes, philosophischer Klugheit oder überheblicher Wissenschaft. Der Altar von Erde zeigt uns Christus in Seiner voll­kommenen Menschheit, derjenige von «unbehauenen Steinen» Christus in Sei­ner Gottheit. Der Wille Gottes ist nun, dass wir dies gläubig anerkennen, denn unsere Rettung ruht auf Seiner Person, welche das Werk der Sühnung auf dem Kreuzaltar vollbrachte. So groß und herrlich wie Seine Person, so groß und herrlich ist auch Sein Werk. Kein menschliches Hinzutun kommt hier in Frage; es ist nichts zu ergänzen und nichts hinzuzufügen.
Zu diesem Bilde gehört noch, daß man nicht auf «Stufen zum Altar» steigen durfte. «Stufen» bedeuten hier Selbsterhöhung und die Menschheitsgeschichte hat sattsam bewiesen, wie sie nur ihren Hochmut und damit ihre Blöße zu offen­baren vermag. Dass beim Bau des Tempels «kein eisernes Werkzeug" gebraucht werden durfte, hat eine ähnliche Bedeutung (1. Kön. 6, 7). Zu beachten ist vorerst, dass der Tempel eine andere Bedeutung hat als die Stiftshütte. Letztere zeigt mehr die Stätte des Dienstes der Versöhnung, vor allem: Christus in Niedrigkeit. Der Tempel hingegen stellt mehr die Anbetung, das Wohnen Gottes inmitten Seines Volkes, Sein Thron und Seine Regierung in Vordergrund: Christus in Herrlichkeit. Der Gedanke der Sühnung tritt — weil mehr als ein für alle­mal geschehen betrachtet — zurück, darum werden die Sündopfer weniger hervorgehoben. (Vergl. l. Kön. 5—8. 1. Chron, 22 bis 2. Chron. 7). Am Schluß von l. Chron. 21 wird die «Stiftshütte» als Wohnung Gottes hinweggetan und von Kap. 22 an der Tempel mit dem herrlichen ganz neuen Dienste des Lobes und der Anbetung eingeführt. Dieser Tempel, obwohl in erster Linie Schatten des Dienstes und der Herrlichkeit im Tausendjährigen Reich, ist auch ein Vorbild der Gläubigen der Gegenwart, der Versammlung (Ekklesia), welche ja auch ein Tempel Gottes, ein Haus aus lebendigen Steinen erbaut, genannt wird. (1.Petr.2; Eph.2,20—22.) Nun, Steine am «geistlichen Haus?» können nur erlöste, wiedergeborene Menschen sein, desgleichen kann dereinst die Wohnung und Herrlichkeit Gottes nur unter einem erneuerten und wiederhergestellten Israel aufgerichtet werden. Der Geist Gottes wird auf alles Fleisch ausgegossen sein (Joel 2,28; Luther 3,1.) Dieser Gedanke kam auch beim Tempel 5alomos zum Ausdruck, und zwar darin, dass alle Steine schon im Steinbruch zubereitet und völlig fertig behauen zum Tempel gebracht wurden, und zwar so wunderbar genau, dass die Steine ein völlig festes Gefüge ohne Mörtel bildeten; keine Fuge war bemerkbar, wie es z. B. die Ausgrabungen an der Tempelmauer bewiesen haben. Deshalb sollte und konnte auch auf dem Bauplatz selbst kein eisernes Werkzeug verwendet werden. «Nicht durch Kraft und nicht durch Macht, sondern durch Meinen Geist, spricht Jehova der Heerscharen» (Sach. 4, 6).

Frage Nr. 595: Welches Maß, nach heutigem gemessen, ist wohl unter Elle beim Tempelbau 1.Kön.6,2 zu verstehen? Können das gewöhnliche Ellen sein, wenn so viele tausend Arbeiter daran beschäftigt waren?

Antwort: Es sind die üblichen althebräischen Ellen zu sechs Handbreiten (je 80,65 Millimeter) gemeint, also etwa 50 Zentimeter. Erst später gab es größere zu sieben Handbreiten. Diese Masse sind schon durch den Tempelplatz be­dingt. Betreffend der vielen tausend Arbeiter bitten wir, den Abschnitt Kapitel 5, 12—18 genau zu lesen. Alle diese waren Fronarbeiter im Libanon oder Lastträger und Steinhauer im Gebirge. Nach 2. Chron. 2,17—18 rekrutieren sie sich aus Fremd­lingen; Knechte des Königs von Tyrus waren darunter. Ferner wurden diese ab­wechselnd beschäftigt, nicht alle zugleich, und dann ist zu beachten, dass es damals keine technischen Hilfs- und Transportmittel gab. An deren Stelle wurde im Altertum alles mit Handarbeit gemacht, wobei mit den Menschenleben nicht immer gerade sorgfältig umgegangen wurde. Am Tempelbau selbst wurden die Steine nur zusammengefügt, denn wir lesen in Kapitel 6, 7, dass keinerlei eiserne Werkzeuge verwendet werden durften. Alle Teile wurden fix und fertig von weit her herbeigeschafft. Dabei war alles so genau gearbeitet, dass z. B. die Quader der Mauer ohne Gebrauch von Mörtel von außerordentlicher Soli­dität waren, wie z. B. die Ausgrabungen an der Tempelmauer ergeben haben. Wenn wir dies alles berücksichtigen, ist die Zahl der Arbeiter am Tempel selbst gar nicht so groß gewesen.


Frage Nr. 597: Warum müssen nach dem Propheten Hesekiel die Juden wieder Opfer darbringen?

Antwort: Die Beantwortung wird nicht allzu schwer sein, wenn wir beden­ken, dass Hesekiel nicht die Herrlichkeit der Kirche im Auge hat, sondern die Erneuerung und Wiederherstellung Israels im Tausendjährigen Reich. Nun läßt sich schlechterdings Israel ohne einen materiellen Tempel nicht denken. Wie aber sollte ein Tempel seinen Zweck erfüllen ohne Opfer, und wie ein jüdischer Gottesdienst sich ohne solche gestalten? Das ist nicht gut möglich. Trotzdem scheint uns, dass wir vorerst den Darbringenden, also den Anbeter, betrachten müssen. Er ist wiedergeboren; damit hat er das Opfer von Gol­gatha in seiner ganzen Tragweite, soweit das ein Mensch überhaupt zu fassen vermag, erkannt. So sind ihm die Opfer, die er darbringt, nicht wie zur Zeit Abrahams, Moses und Davids, Hinweise auf den kommenden Erlöser, sondern rückblickend auf das Kreuz — ähnlich wie wir es beim Abend­mahl tun — erkennt er in dem Gekreuzigten die Grundtage seiner Errettung und seiner Segnungen. .Gott wird ohne Frage Sein Heiligtum, wie es zur Zeit Salomos war, inmitten Seines Volkes wieder aufrichten, und all die Opfer, die erneut dargebracht werden, sind ein Hinweis darauf, was ihr König und Messias für sie — Sein Volk, in dessen Mitte Er sichtbar gegenwärtig ist — getan hat.

Frage Nr. 598: Warum finden wir in 4.Mose 28 und 29 in der Aufzählung der Feste Jehovas das Fest der Erstlingsgarbe nicht?

Antwort: Es geht hier nicht um eine Zusammenstellung der Feste, sondern um die Feststellung der Opfergaben {Kap. 28, 2; 29, 39). Beachten wir ferner, dass in 5. Mose 16 nur drei Feste genannt werden; das Passah, das Fest der Laub­hütten und das Fest der Wochen. Dreimal musste Israel vor Jehova erscheinen, (Vers 16), doch zum Feste der Erstlingsgarbe, zum Posaunenschall und zum Versöhnungstag musste es nicht erscheinen, obwohl auch diese gerade so gut Feste Jehovas waren wie das Fest der ungesäuerten Brote, das Fest der Wochen und das Fest der Laubhütten. Auch der Sabbat war ein Fest. Beachten wir die Gegenbilder: 1.Bei der Erstlingsgarbe, bei der Auferste­hung des Herrn, hatte Israel keinen Anteil, der .Herr war allein. 2. Beim Po­saunenschall, d. h, wenn Israel nach langer Zeit der Verstoßung wieder ins Ge­dächtnis Jehovas kommen wird, hat Israel wieder nichts beizutragen; alles geschieht nach dem Willen und der Vorsehung Gottes. 3. Mit der Tat der Opferung am grossen Versöhnungstag, d. h. mit dem Kreuz des Christus, stehen die Juden nur in Verbindung mit ihrer grossen Schuld; nicht als solche, die bislang Nutzen von Seinem Werk gehabt hätten. Der auferstandene Messias ist heute noch für Israel gänzlich verborgen und diesem wird hier Rechnung ge­tragen. 

Frage Nr. 599: Was bedeutet der Altar «Hed» und wo lesen wir von ihm? 

Antwort: Von diesem Altar «Hed» lesen wir in Josua 22; das Wort bedeutet «Zeuge». Die zweieinhalb Stämme, die sich im Osten des Jordan niedergelassen halten — um der reichen Viehgründe willen —, begannen, nachdem sie vom Kampf zur Ruhe gekommen waren, den Jordan als eine trennende Schranke zwischen ihnen und den übrigen Stämmen zu empfinden. Nicht mit Unrecht befürchteten sie. dass der Fluß zwischen ihnen zu einer Erkaltung der Zusammen­gehörigkeit und zu einer Lostrennung von den übrigen Stämmen führen könnte. Daher bauten sie diesen Altar am Jordan als Zeuge der Zusammengehörigkeit und der Erinnerung an die gemeinsame Geschichte und an den gemeinsamen Gott. Die "Elberfelder" Bibel benutzt statt des Wortes «Hed» den Ausdruck «Zeuge».

Frage Nr. 600: Das Passahmahl sollte vom Volke Israel so begangen werden, dass ein gebratenes Lamm mit ungesäuertem Brote und mit bitteren Kräutern gegessen wurde. Bezüglich des Weines ist mir keine Bibelstelle des Alten Testamentes bekannt. Warum finden wir aber bei der Passahfeier des Herrn mit den Jüngern Kelche, doch offenbar mit Wein gefüllt?

Antwort: Es ist richtig, dass wir bei der Passahfeier (2. Mose 12) keinen Hin­weis auf den Wein finden. Nichtsdestoweniger war es bei den jüdischen Festen, so auch beim Passah, üblich, wenn der Hausvater für alle genossenen Segnun­gen Gott gedankt hatte, in Kelchen Wein herumzureichen. Da müssen wir uns nicht wundern, wenn der Herr bei der Passahfeier mit Seinen Jüngern das gleiche tat, und diesen Brauch erweiterte, indem Er das Abendmahl einsetzte. Bei der 'Feier des Passah nahm der Herr einen Kelch (nicht den Kelch, denn es waren mehrere) und daran anschließend «den Kelch nach dem Mahle», welchen Er dann den «Kelch des Neuen Bundes in Seinem Blute» nennt (Luk.22,14—20). Während Israel beim Passahfest des glorreichen Auszuges aus Ägypten und damit auch der Befreiung aus dem Sklavenjoche des Pharao gedachte, gedenken wir bei der Feier des Abendmahles des Todes unseres Herrn, der auf Golgatha Seinen Leib — dargestellt im Brote — dahingegeben und Sein kostbares Blut — dargestellt im Weine — für uns ver­gossen hat. Wenn auch nicht beim Passah, so doch bei den Brand-, Speis- und Schlacht­opfern, wird des Trankopfers im 2., 3. und 4. Buch Mose öfters Erwähnung getan. Dasselbe bestand in einem Viertel Hin Wein (etwa ein kleines Gläschen), das über das Opfer ausgegossen Wurde. Auf diesen Opferbrauch bezieht sich der Apostel Paulus in Phil. 2, 17 und 2. Tim. 4, 6.

Frage Nr. 601: Warum ist in Hebr. 9,4 ein Goldenes Räucherfaß erwähnt, während wir im Alten Testament meines Wissens kein solches finden?

1.Antwort: Im 2. Buch Mose finden wir die Verordnungen über die «Ein­richtung» des Heiligtums; da wird im 25. Kapitel wie im 40. Kapitel zuerst die «Lade des Zeugnisses» genannt. In Hebr. 9, 4 finden wir dagegen zuerst das «goldene Räucherfaß» und erst nachher die Lade des Bunde; erwähnt. Der Heilige Geist will ohne 'Frage auf das wahre Heiligtum und den darin stattfindenden Gottesdienst hinweisen. Schon der erste Vers spricht von Gottesdienst, die Einrichtung tritt in den Hintergrund. Das Räucherwerk, aus vier besonderen Bestandteilen gemacht, gesalzen und dann zu Pulver zerstoßen, war «hochheilig», ein Sinnbild des Dienstes des Christus zu Gottes Lob und Herrlichkeit. Wahrer Gottesdienst kann nur durch Ihn gewirkt werden. (2. Mose 30,34—38). Aus dieser Stelle geht hervor, dass das Räucherwerk v o r das Zeugnis gelegt werden musste. Der Dienst des Christus in der Gegen­wart Gottes steht also mehr in Verbindung mit dem Zeugnis, als mit dem Throne (Bundeslade), Gewiss steht es mit beiden in Verbindung, aber zuerst mit dem Zeugnis und dann erst mit dem Throne, Die Verbindung ist so innig, dass im Vorbild (also im Alten Testament) kein Gefäß genannt wird; nach­dem nun aber die Wirklichkeit eingetreten ist und das «Gefäß» in der Person des Sohnes Gottes gekommen ist, wird jetzt im Hebräerbrief auch das «Räucherfaß» genannt. Sicherlich bestand das «Raucherfaß» schon im Jüdischen Gottesdienst, aber es wird aus genannten Gründen im Alten Testament nicht erwähnt. Da uns im Hebräerbrief die Vollkommenheiten der Person und des Werkes von Jesus Christus vor Augen gestellt werden, so darf es uns nicht befremden, wenn wir eine abweichende Reihenfolge in der Darstellung finden. Wir haben hier das Wesen der 'Dinge, in der «Stiftshütte» aber die Schalten hiervon.
2. Antwort: Es ist zu beachten, dass in Hebr. 9 nur Gegenstände im Aller­heiligsten aufgezählt sind. Hierin liegt gerade der Schlüsse! zur Erklärung. Es wird ja auch im Alten Testament berichtet, dass der Hohepriester, wenn er das Sühnungsblut in das Allerheiligste tragen mußte — nur einmal im Jahre — zuvor eine Pfanne glühender Kohlen und Räucherwerk hineinbringen und vor die Bundeslade stellen musste (3, Mose 16). Damit wurde die Bundeslade für ihn unsichtbar gemacht, somit bestätigt, dass es selbst für den Hohepriester unmöglich war, vor den dreimal heiligen Gott zu treten. Diese Unmöglichkeit blieb während der alttestamentlichen Ära trotz allem vergossenen Blute praktisch gewahrt, denn das Blut von Tieren hatte nur symbolischen Wert, damit Gott die Verbindung mit Seinem Volk überhaupt aufrecht erhalten konnte. Eben dies wird ja in Hebr. 9 und 10 ausgeführt, und dies ist auch der Kern­punkt der ganzen Belehrung, den grossen Unterschied zwischen dem Opfer des Alten Bundes und dem des Herrn Jesus hervorzuheben. Im alttestamentlichen Opferdienst war trotz allem keine Überbrückung der Kluft, die den Menschen vor Gott trennte, möglich; im Opfer des Herrn Jesus dagegen haben wir die vollkommene Beseitigung alles dessen, was diese Trennung bedingte. Sym­bolisch konnte dies nicht deutlicher gezeigt werden, als durch das Räucherfaß, dessen Rauch die Bundeslade vor den Augen des Hohenpriesters verbarg. 

Wenn nun dieses Räucherfaß im Allen Testament auch nicht Weiter erwähnt ist, beweist dies noch nicht, dass es nicht vorhanden war. Allerdings gehörte es in dieser Gestalt augenscheinlich nicht der Stiftshütte an (siehe 3. Mose 16), sondern vielmehr dem Tempel Salomos. Wir wissen, dass David «durch den Geist» (1. Chron. 28,12) alles für den Tempel sowohl als für den Gottesdienst und sämtliches Gerät vorbereite! und neu angeordnet und auch erweitert hat. Dies geschah ganz in Übereinstimmung zur gänzlich anders gearteten Be­stimmung und Bedeutung des Tempels. Denn, wenn die Stiftshütte das gesamte Erlösungswerk des Herrn verkörperte, so ist der Tempel dagegen als Wohnung Gottes inmitten Seines Volkes (1. und 2. Könige) und als Ort des Herzunahens zur Anbetung (1. und 2. Chronika) dargestellt. Dazu ist Salomos Königtum be­kanntlich ein Vorbild des vollkommenen Reiches des Messias am Ende der Zeiten, in dem alte Symbolik der Vergangenheit ihre vollkommene Erfüllung finden wird. Daher ist in der vorbildlichen Schilderung des Tempels alles das, was an die Wüstenwanderung erinnert (z. B. der goldene Krug mit dem Manna und der Stab Aarons) und darum auch das goldene Räucherfaß als ein Zeugnis der Unvollkommenheit und Pilgerschaft weggelassen.

X. RELIGIONEN UND SEKTEN

Frage Nr. 602: Wer war der erste Papst?

Antwort: Wer zuerst den Titel Papst, «Papa», d. h. Vater, gebraucht hat, kann nur durch das Studium der langen Reihe der Päpste herausgefunden wer­den. Wichtiger ist das Werden des tatsächlichen Anspruchs, resp. wie es zu dieser schwerwiegenden Entgleisung gekommen ist. Die Bischöfe von Rom hatten im zweiten Jahrhundert angefangen, einen höheren Rang als die anderen zu beanspruchen, zunächst für Italien, gestützt auf die Stellung Roms, die es als Weltmetropole innehatte. Später hoben sich in der Christenheit vier Patri­archen, die von Rom, Konstantinopel, Alexandrien und Antiochien, aus allen Bischöfen hervor, von denen die drei letzteren gegen Rom immer mehr in den Hintergrund gedrängt wurden. Innocenz l. (402—417) verlangt® als erster, dass alle wichtigeren kirchlichen Angelegenheiten ihm zur Entscheidung vorzu­legen seien. Sein Nachfolger, Bonifaz l. (418—422), beanspruchte dann das eigentliche Primat (Vorrang) für die ganze Christenheit. Leo l., der Große, brachte diesen Anspruch in ein festes Dogma, welches er auf das bekannte Wort des Herrn In Mafth.16,18 gründete, womit der Herr dem Petrus, dem «Apostelfürsten», das erste Bischofsamt verliehen hätte. 0 e l a s i u s t. (492—496) nahm das Primat des römischen Stuhles und die oberste Gewalt über die Christenheit, selbst mit Einfluss des Kaisers, entschieden in Anspruch. Mit Gregor l., dem Grossen (590—604), begann die eigentliche päpstliche Ära, wiewohl er sich selbst noch «Bischof von Rom» nannte. Erst Bonifaz . (607, Regierungszeit: 10 Monate) nahm den Titel «Allgemeiner Bischof der Christen­heit» an. «Pontifex maximus» war ursprünglich der Titel des obersten Priesters des römischen Heidentums gewesen. Diesen Titel hatte Kaiser Konstantin der Große (306—337) getragen und neben dem des Oberhauptes der Christenheit beibehalten; von ihm haben ihn die Päpste übernommen. Es scheint aber, dass der Titel «Heiliger Vater» oder «Papst» erst viel später angenommen wurde. Der Herr selbst aber hat gesagt: «Ihr sollt auch nicht Jemand auf der Erde euren Vater nennen, denn einer ist euer Vater, der in den Himmeln ist» (Matth. 23, 9), Das Vatikanische Konzil von 1870 hat dann der Entwicklung des Papsttums durch die Dogmatisierung der päpstlichen Unfehlbarkeit noch die Krone auf­gesetzt.

Frage Nr. 603: Die Katholiken nennen Maria bekanntlich «Mutter Gottes» und begründen dies mit der Begrüßung, welche Elisabeth, die Mutter Johannes des Täufers, der Jungfrau zuteil werden ließ: «Woher mir dieses, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?» (Luk.1,43).Kann man daraus schließen, daß der Ausdruck «Mutter Gottes» berechtigt ist?

Antwort: Es wird immer gut sein, wenn wir uns an den Wortlaut der Heiligen Schrift halten. Diese kennt die Bezeichnung «Mutter Gottes» nicht. Elisabeth hat mit dem Wort: «Mutter meines Herrn» nicht an den Sohn Gottes, sondern an den vom Volke Israel erwarteten Messias gedacht. Johannes der Täufer bezeugt später selbst, dass ihm die Gottessohnschaft Jesu erst bei Gelegenheit Seiner Taufe geoffenbart worden sei (Joh. 1, 33), Die Botschaft Gabriels an Zacharias, den Mann der Elisabeth — sie waren verwandt mit Maria (Luk. 1,36) — enthält ebenfalls nichts von der Gottheit Jesu. Wohl wurde Maria gesagt, dass das Kind, das sie gebären würde, «Sohn Gottes» (Luk. T, 35) genannt werden sollte. Maria hat diese Offenbarung aber kaum in ihrer ganzen Tragweile erfaßt und wohl wie später andere Mitteilungen, die sie nicht ver­stand, in ihrem Herzen bewahrt. (Vergl. Luk. 2, 19; 2,33; 2,50—51.) An mehr als an den Messias Israels konnte Elisabeth nicht gedacht haben; wie denn ein Bekenntnis aus jüdischem Munde, dass Jesus Gottes Sohn sei, nicht denkbar war. Christus 5elbst hat es doch erst bei Seiner Lehrtätigkeit kundgemacht. In der Anrede «Mutter meines Herrn» hat Elisabeth einfach, dem orientalischen Gebrauch gemäß und auch wohl in der Erkenntnis, dass das Kind der Maria größer sein würde als das ihre, trotzdem Elisabeth die Ältere war, ihre Ehrung der Mutier des Größeren zum Ausdruck gebracht. Aus diesem Wort also ableiten zu wollen, man müsse Maria die «Mutter Gottes» nennen, ist ganz und gar abwegig. Die Heilige Schrift nennt Maria wohl die «Mutier Jesu» (Joh.2,1.3; 6,42; Apg-1,14). Der Herr selbst setzte bekanntlich die fleischliche Verwandtschaft beiseite, wenn Er Seinen vom Vater übertragenen Dienst betätigte. Alles weist darauf hin, dass der Heilige Geist deutlich Marias Mutterschaft von der gött­lichen Seite getrennt gehalten hat und nur auf die Seite der Menschheit angewandt wissen will. Wohl musste der Sohn Gottes, um als Mensch auf dieser Erde erscheinen, leiden und sterben zu können, durch einen mensch­lichen Mutterleib als Kind geboren werden und aufwachsen wie jeder andere Mensch. Aber die «Mutter Gottes» konnte Maria schon darum nicht sein, weil Jesus Gott von Ewigkeit her war — Gott also unmöglich geboren werden konnte — wie dies der Anfang vom Evangelium Johannes und Sprüche 8,22—31 deutlich dartun.

 Das gleiche finden wir in Hebr.1, wo auch die Zeu­gung als Mensch erwähnt wird (nach PS. 2), wobei aber vor allem die Sohn­schaft des Herrn von Ewigkeit her betont wird. Vor dem fünften Jahrhundert findet sich in der christlichen Kirche keine Spur von einem Marienkults. In dem Masse aber, wie die Kirche verflachte und der Sohn Gottes «voller Gnade und Wahrheit» durch die Verweltlichung, sowie die wachsende Macht des Klerus in einen strengen, zürnenden Jehova vom Sinai entstellt wurde, wuchs das Bedürfnis nach einer milderen, fürbittenden Instanz, was logischerweise zum Weicheren, zum Weiblichen, zu Maria, führen musste. Ach, so hat man die «Gesegnete unter den Frauen» zu etwas gemacht, was das Wort Gottes völlig mißbilligt. Sagt Maria nicht selbst, dass sie einen Heiland bedürfe (Luk. 1,47). wie kann sie dann eine «Mittlerin» sein? Da, wo wir in der Heiligen Schrift das letzte Mal von Maria lesen, ist sie in einer Gebetsversammlung, wo sie unter den Betenden den ihr gebührenden Platz im Staube einnimmt vor Gott und dem erhöhten Christus (Apg. 1, 14). Zum Schluß möchten wir noch darauf hinweisen, dass S i m e o n, das Kindlein Jesus auf seine Arme nehmend, Joseph und Maria segnete, aber nicht das Kindlein: Das Geringere kann nicht das Bessere segnen (Hebr. 7, 7). Desgleichen lesen wir von den Weisen aus dem Morgenland, dass sie dem Kinde huldigten und nicht der Maria (Matth.2,1). Ach, dass Rom dieses doch beachten möchte!

Frage Nr.604: Wann wird das Papsttum untergehen?

Antwort: Die Antwort über diese Frage finden wir in Offb.17—18. Der auf­merksame Leser wird erkennen, dass Babylon mit dem politisch wirtschaftlich religiösen System des Papsttums identisch ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass dies alles, wenn auch heute schon in seinen Grundzügen vorhanden, noch nicht zur Reife gelangt ist, was erst nach der .Entrückung der wahren Kirche stattfinden wird. Wir müssen also annehmen, dass die Macht der Römisch katholischen Kirche an Bedeutung noch sehr zunehmen wird, wie dies denn auch sei) Jahr­zehnten immer mehr der .Fall war. Nach der Entrückung der Kirche wird der Antichrist offenbar werden und er wird mit dem Haupt des wiedererstehenden Römischen Reiches, das wiederum von der Katholischen Kirche inspiriert ist, ein Bündnis machen für dreieinhalb Jahre (Dan. 9, 27). Jede Toleranz wird auf­hören und die Gläubigen aus den Juden und den Nationen werden verfolgt werden. Jedoch wird es nicht der Antichrist, sondern das politische Rom (der Zehn-Staaten-Bund) sein, der das Papsttum schlagen, zertreten und für immer beseitigen wird. Rom wird nie wieder aufstehen. Wenn das Gericht über alle Gottlosigkeit ausgeführt sein wird, wird Christus Sein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit aufrichten. Das Papsttum findet also sein Ende nach der Entrückung der wahren Kirche, kurz vor der Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches.

Frage Nr. 605: Warum verbietet die katholische Kirche das Lesen der Bibel?

Antwort: Wir müssen heute die Frage anders fassen: «Warum verbieten immer noch viele Priester das Lesen der Heiligen Schrift, nachdem doch Dir Papst selbst das Lesen der Bibel empfiehlt?» Die Antwort kann man kurz fassen: Viele Priester weiten päpstlicher sein als der Papst. Es sind dies aber nicht die gottesfürchtigen, sonst würden sie Sein Wort lieben und verbreiten. Anderer­seits gab es jederzeit viele fromme Katholiken, die das Wort Gottes geliebt und verbreitet haben. In der Herzog'schen Real-Enzyklopädie lesen wir dar­über folgendes Wissenswerte: «In den katholischen Teilen Deutschlands war anfangs des XIX. Jahrhunderts die Bibel selten. Um so größer war das Erstaunen in London, als unmittelbar nach der Gründung der Britischen und Aus­ländischen Bibelgesellschaft ein Brief von einem katholischen Priester aus Süddeutschland einlief, der seine große Freude über die Gründung der Bibelgesellschaft in London aussprach und versicherte, dass außer ihm viele katholische Priester das Lesen der Heiligen Schrift wünschen und fördern. Es war damals ein erfreulicher Umschwung in der katholischen Kirche einge­treten. An der Spitze dieser Bewegung standen Männer wie 'Freiherr von W e s s e n b e r g (1774—1860) und B i s c h o f S a i l er (1751—1832). So konnte W ! 11 m a n n , der Vorstand des Priesterseminars zu Regensburg 1805 eine Katholische Bibelgesellschaft Regensburg gründen. Er selbst übersetzte das Neue Testament ins Deutsche. Ein Gleiches taten die Priester Gossner in München und Professor Leandervan Ess in Marburg. Diese Übersetzungen wurden von der Regensburger Gesellschaft gedruckt und von jenen Männern aufs eifrigste verbreitet. Bischof Salier selbst empfahl das Lesen der Bibel, Wessenberg erklärte, er werde alles aufbieten, damit Jede Familie in seinem Sprengel eine Bibel habe.

 Und wenn W i t t m a n n in der Verbreitung der Bibel die beste Waffe gegen den Unglauben sah, so erkannte Gossner darin das Band, das die durch Land und Meere, durch  Verfassung und Kultus getrennten Christen vereinige. Das Werk hafte den er­freulichsten Fortgang.» Im Frühjahr 1817 wurde die Regensburger Bibelgesellschaft aufgehoben. Eine päpstliche Bulle verbot die Verbreitung der Bibel. Dia «Unfehlbarkeit» des Papstes berührt uns eigenartig, die das Lesen der Heiligen Schritt einmal verbiete! und dann wieder empfiehlt! Aber wer merkt das? In dem päpstlichen Empfehlungsschreiben für «Das Neue Testa­ment», übersetzt von P.Johann Perk, Salesianerpriester, Verlagsanstalt Benziger, Einsiedeln, vom 31. Oktober 1945 lesen wir: «Mögen die Blätter des erhabenen Buches von recht vielen immer und immer wieder gelesen werden, und möge das Licht, die Kraft und die Erbauung, die ihnen inne wohnt, allen Lesern ohne Unterlaß in reichstem Masse zuströmen zur Befrachtung der Wahrheit, zu einem christlichen Lebenswandel und zur Erreichung ihres seligen Zieles.»
In Stuttgart besteht seit 1935 das Katholische Bibelwerk, das in der Zeit seines Bestehens bereits rund fünf Millionen Bibeln und Bibelteile ver­breite* hat. Dasselbe gibt auch einen jährlichen Bibelleseplan heraus, der in neunzehn Diözesen kirchenamtlich verbreitet wird. In zehn Jahren wur­den 138 Bibelkonferenzen abgehalten. Der schon erwähnte katholische Professor Leander van Ess 'in Marburg schrieb 1814 von der Vortrefflichkeit der Bibel als Volksschrift und von dem Nutzen, welchen man von ihrer Verbreitung erwarten kann. Augustinus sagt: «Die Heilige Schrift, die den größten Geister n genug Stoff zum Denken gab, gibt auch den K i n d e r n die ihnen angemessene Speise.» Nun, ich habe Ihre Frage vielleicht nicht so beantwortet, wie Sie erwarteten, aber ich dachte, der Bibelverbreitung besser zu dienen, wenn ich etwas von dem erwähne, was Katholiken zur Verbreitung der Bibel getan haben und tun.
Lassen Sie mich noch sagen — und das ist das Wichtigste —, was die Heilige Schrift selber vom Bibellesen sagt: «Forschet in den Schriften» (Joh. 5,39). Nach der Übersetzung von Leander van Ess; auch Dr. Schlögl, 0. Cist. o. ö. Professor an der Wiener Universität; ferner die holländische Übersetzung (London 1910): «Onderzoekt de Schriften»; die englische Übersetzung: «Search the scriptures»; auch einige Luther-Ausgaben: «Sucht i n der Schrift!» und die französische Übersetzung «Pau-Vevey» 1872: «Sondez les ecritures» Apg.17, 10.11 lesen wir, dass die !n Beröa «edler gesinnt waren als die in Thessalonich; sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten und durchforschten, ob dies sich also verhielte». Kol.3,16: «Lasset das Wort des Christus reichlich in euch wohnen, indem ihr in Weisheit euch gegenseitig lehret und ermahnet (ermuntert)...» 2,Petr.1,19: «So besitzen wir das prophetische Wort befestigt, auf welches zu achten ihr wohltut, als auf eine Leuchte, die an einem dunklen Ort leuchtet.»

Frage Nr. 606: Sie bezweifeln, daß die Bedeutung des Wortes «Dominikaner», Domini canei: des Herrn Spürhunde bedeute.

Antwort: Können Sie mir dann vielleicht eine Erklärung geben, warum die Dominkaner in ihrem Wappen einen Hund haben, der eine brennende Fackel in seinem Munde trägt?! Das dürfte Ihnen doch wohl schwer fallen. Gegen Tat­sachen kann man eben nicht Sturm laufen.

Frage Nr. 607: Was ist von der Oxfordbewegung zu halten´?

Antwort: Mit dem mir übersandten Zeitungsausschnitt bin ich mit manchem einverstanden, besonders mit dem Schlußsatz. Ich glaube auch, wenn es gele­gentlich gelten sollte, die «Via cruc'is» zu gehen, die Schmach des Christus zu tragen, die Schar der Anhänger kaum so zahlreich wäre! Die Angaben über die Entstehung der Oxfordbewegung sind aber in genanntem Artikel unzu­treffend. Der Schreiber des Artikels scheint keine diesbezüglich kompetente Persönlichkeit zu sein. Die von Bischof (Kardinal) Newman 1833 ins Leben gerufene Bewegung war eine katholisierende, Rom zustrebende Richtung in der englischen Hochkirche, Ritualisten oder Traktarianer genannt. Der Urheber der heutigen Oxfordbewegung ist Buchman. Sie begann ungefähr 1908. (Siehe die Schrift: «Ein Wort zur Gruppenbewegung» von Pfarrer Lüscher.) Die Be­wegung von 1833 durch Newman hat allerdings auch in Oxford begonnen, hat aber mit der Buchman'schen absolut nichts zu tun. Auch scheint mir, dass der Artikelschreiber das Wesen der Oxfordbewegung nicht erkannt hat, denn was er tadelt, ist sie doch, oder hat doch die Tendenz, eine große Weltbewegung zu werden. (Siehe auch das Heftchen: «Ist die Oxford-Bewegung biblisch?» Verlag Müller-Kersting. Preis 50 Rappen.)

Frage Nr. 608: Was Ist der Unterschied zwischen freisinnigem und positivem Christentum?

Antwort: Die Scheidelinie zwischen beiden ist nicht leicht zu erkennen, da es vielerlei Schattierungen gibt. 
Etliche halten äußerlich an der biblischen Lehre fest, andere scheinen bis zur offenen Verleugnung der biblischen Wahrheiten zu gehen. Dann gibt es solche, die durch irgendwelche Verwässerung, Vergei­stigung gewisser Wahrheiten und Ablenkung von der zentralen Hauptsache zum mindesten die Wirkung der Kraft des Wortes Gottes abschwächen. Diese alle aber fallen unter das Urteil von 2. Tim. 3, 5: «Die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen; und von diesen wende dich weg». Nun, was ist diese Kraft der Gottseligkeit? Doch nichts anderes, als was in 1. Joh. 4,1—3 als Kennzeichen des Zeugnisses des Heiligen Geistes gezeigt ist: «Jeder Geist, der Jesus Christus im Fleische gekommen bekennt, 'ist aus Gott; und jeder Geist, der nicht Jesus Christus im Fleische gekommen bekennt, ist nicht aus Gott; und dies ist der Geist des Antichrists.» Nun, die Wahrheit, dass «Jesus Christus im Fleische gekommen», ruht vor allem auf den zwei Säulen göttlicher Offen­barung: 1.daß Jesus Christus ewiger Sohn Gottes ist, der zur Errettung der Menschen und zur Sühnung der Sünden wahrer Mensch geworden ist, und 2. dass nur durch Sein Sterben am Kreuz und die Vergießung Seines Blutes Versöhnung mit Gott und ewiges Leben erlangt werden kann.

 Diese beiden Kar­dinalwahrheiten sind dem natürlichen Menschen, der Welt und dem mensch­lichen Denken ein schwerer Anstoß. Deshalb weichen die freisinnigen Pfarrer, welche dies ja auch für sich selber nicht glauben und anwenden wollen, diesen Wahrheiten in ihren Predigten aus, reden so, wie es dem Menschen gefällt und stellen sich über das Wort Gottes, anstatt sich gehorsam unter die Leitung desselben zu stellen; sie erlauben sich eine freie Auffassung nach ihrem Sinn. Die positiv gläubigen Pfarrer aber halten am ganzen Wort Gottes und der Auslegung durch den Heiligen Geist fest. Wie manche Pfarrherren haben schon ihren Dienst verlassen müssen, weil sie entschieden die biblische Wahrheit verkündigten und die Leute vor die Notwendigkeit der Bekehrung stellten. Dies will die Welt, auch die namenchristliche, nicht hören (I.Joh.4,5—6), und dies ist die eigentliche Scheidelinie zwischen beiden Lagern.

XI. FRAGEN PRAKTISCHER NATUR

Frage Nr.609: Warum durfte der Israelit sein Feld nicht mit zweierlei Samen besäen? 
(3. Mose 19,19).

Antwort: Wenn Gott ein Gebot gibt, hat Er Seine gewichtigen Gründe; sie zu übersehen oder gar zu mißachten, wird sich früher oder später rächen, Gott wollte, dass die verschiedenen Samen, die zur Speise der Menschen dienten, sich nicht vermischen und damit zugrunde gehen sollten. Es ist auch heute eine allgemeine Binsenwahrheit: je reiner eine Kultur, desto besser ist sie.

Frage Nr. 610: «Ein jeglicher, der diese Hoffnung zu Ihm hat, reinigt sich selbst, gleichwie Er rein ist» (1.Joh.3,3). Haben wir in diesen Versen die fortschreitende, praktische Heiligung zu verstehen?

Antwort: Gewiss, und zudem sind diese Verse ein Beweis, dass auch im Gläubigen noch die Sünde wohnt, über welche er zu wachen hat, dass sie sich nicht betätigt. Mit unserer vollkommenen Errettung, das heißt mit unserer Stellung in Christus, hat dies nichts zu tun.

Frage Nr. 611: Was für ein Unterschied ist zwischen «Bruderliebe» und «Liebe»? (2. Petr. 1, 7)

Antwort: Das ist ein Hinweis darauf, dass unsere Liebe nicht nur auf die «Brüder» beschränkt werden darf, die uns wieder lieben. Der Herr sagt: «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.» Das will sagen, dass wir alle Menschen lieben sollen; denn wir haben einen Schöpfer. Sie mögen uns sympathisch sein oder nicht, wir sollen sie alle lieben, «Denn wenn ihr nur die liebet, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr?» (Matth. 5,46). Ach, wie viele Christen gehen lieblos an ihrem Nächsten vorüber; reden nie ein Wort von Jesus mit ihm, haben das ganze Jahr nicht einen Traktat einem Menschen gegeben, um ihn auf das Heil in Christus aufmerksam zu machen? Arme, lieblose, kalte Chri­stenheit!

Frage Nr. 612: «Ein Richter der Witwen ist Gott in Seinem Heiligtum» (Psalm 68,5). Was ist der Sinn dieser Stelle?

Antwort: Eine Witwe, der Stütze ihres Mannes beraubt, ist naturgemäß vielen Ungerechtigkeiten, wenn nicht gar Gewalttaten, ausgesetzt; aber Gott weiß ihnen zu begegnen und der Witwe Seinen besonderen Schutz angedeihen zu lassen.

Frage Nr. 613: Wie ist in 1.Joh.2,28 das Beschämtwerden bei der Ankunft des Herrn zu verstehen? Wir haben gedacht, dass beim Kommen des Herrn zur Aufnahme der Seinen bzw. am Richterstuhl ein Beschämtwerden möglich ist, nicht aber, wenn der Herr mit Seinen Geliebten in Herrlichkeit erscheint. Ist im Blick auf das Wort: «wenn Er geoffenbart werden wird» ein solcher Gedanke richtig?

Antwort: Nein, dieser Gedanke ist durchaus abwegig. Wenn die Geliebten mit dem Herrn in Herrlichkeit erscheinen werden, dann wird dies voll und ganz zu ihrem — also unserem — Triumph, zur Rechtfertigung vor den Menschen sein. Da ist doch jegliche Beschämung von vornherein aus­geschlossen, denn unsere gesamte Vergangenheit ist restlos hinter Gottes Rücken geworfen. Wir haben ja schon beim Eintritt ins Vaterhaus das neue Lied (Offb. 5, 9} gesungen, in dem jede Erinnerung an unser Erdenleben weggelassen wird, Warum so spezialisieren? Warum sozusagen bürokratisch nach dem Buchstaben messen? Die einzelnen Akte der Ankunft des Herrn entsprechen der Offen­barung des Apostels Paulus. Johannes aber zeigt eine ganz andere Linie. Er beschäftigt sich nicht so sehr mit der Lehre, als vielmehr mit der Tatsache, dem Wesen des ewigen Lebens selber, also mit dem Herrn Jesus als unserem Leben, mit seinem grundsätzlichen Charakter, wie es sich bei uns offenbart. Er berührt daher die Ankunft des Herrn nur ganz allgemein. Mit den Gerichten haben Ja die Briefe des Johannes überhaupt nichts zu tun. So denkt Johannes bei dem Offenbarwerden unseres Herrn einfach an unser Zusammentreffen mit Ihm, wenn wir Ihn zum ersten Mal in Seiner Herrlichkeit schauen werden. Da kann es allerdings schon eine Beschämung geben, wenn wir dann nicht so an­getroffen werden, wie es Ihm wohlgefällig und für den herrlichen Augenblick passend ist.

Frage Nr. 614: Kann ein Gläubiger sagen, dass er an Hand des Wortes Gottes in jeder Lebenslage (Führungen und Verhältnisse) sofort erkennen kann, wie er handeln oder sich verhalten soll?

Antwort: Wenn dabei gedacht wird, man könne in irgend welchen Fragen, die an uns auf der Pilgerschaft herantreten und die einen Entschluß unsererseits erfordern, nur die Bibel aufschlagen und dann einen Vers, der gerade ins Auge fällt, als Antwort von seifen Gottes betrachten, dann ist dies nicht nur falsch, son­dern verwerflich, ja sogar Gott versucht. Die Heilige Schrift gibt uns keine solchen Anweisungen. Wenn aber eine Seele in schwierigen Umständen einen schwer­wiegenden Entschluß, der vielleicht das ganze Leben beeinflussen kann, fassen muss, dann wird sie — wenn sie anders gottesfürchtig ist — sich im Gebet und Flehen an Gott wenden und um Klarheit, Leitung und Bewahrung bitten, dass sie keinen übereilten Schrift tut. Es erfordert dies vor allem eine innige Gemeinschaft mit dem Herrn und eine tiefe Unterwürfigkeit unter Sein Wort — eine Unterwürfigkeit unter Sein Wort, die nicht so zu verstehen ist, als ob man lediglich die Heilige Schrift wie ein Lexikon öffnen könnte, um da unter einer bestimmten Rubrik die begehrte Antwort zu finden. Geübte Sinne, um Gottes Willen unterscheiden zu können, sind wohl sehr von unserem Wachstum im Glauben und einer f l eisigen Erforschung des göttlichen Wortes abhängig. Dann aber können wir auch in Kindeszuversicht Ihm völlig vertrauen; Er wird uns recht führen.

Frage Nr.615: In 1.Joh.3,15 lesen wir das Wort: «Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Menschenmörder, und Ihr wißt, daß kein Menschenmörder ewiges Leben bleibend In sich hat.» Kann man denn ewiges Leben wieder verlieren?

Antwort: Um diese Frage geht es hier nicht. Wir müssen uns hüten, mit dem Worte Gottes mathematische Gleichungen aufzustellen. «Dass ein Menschen­mörder nicht ewiges Leben in sich bleibend (wörtlich: wohnend; siehe Fußnote der EIberfelder-Bibel) hat», dürfen Sie nicht daraus machen: «Kann ein Wieder­geborener das ewige Leben verlieren?» Wie es sein kann, dass ein Mensch als Wiedergeborener das gleiche Böse tun kann, wie ein Nicht-Wiedergeborener, also grundsätzlich dieselbe Strafe verdient und doch ewiges Leben hat und behält, das wird anderswo auseinandergesetzt (1 - Job. 2, 1. 2). Johannes schreibt immer abstrakt, d. h. er stellt durchweg Grundsätze auf und wir müssen uns hüten, dieselben durcheinander zu werfen, oder gegeneinander auszuspielen. Nur dann werden wir die ganze Tiefe und die ganze Tragweite des Gesagten erfassen. In dem vor uns liegenden Fall gilt es für uns einfach zu sagen: Es ist wahr, was Johannes von dem sagt, der seinen Bruder haßt — er .ist ein Men­schenmörder, Wie können wir also unseren Bruder hassen? Das ist es, was Johannes in unseren Herzen erreichen will, nichts anderes, darum fügen wir auch kein: «Ja, aber» hinzu. Warum die Stelle so kompliziert machen, da sie so kindlich einfach ist? Es ist dasselbe Wort wie: «Wenn ihr nach dem Fleische lebet, werdet ihr sterben, ihr Christen!» 

Frage Nr. 616: Was meint der Apostel Paulus für Lasten, wenn er schreibt: «Einer trage des anderen Lasten»?  Worin besteht das «Gesetz des Christus» (Gal.6,2), das er damit verbindet?

Antwort: H. C. Voorhoeve beantwortet diese Frage sehr gut in seiner Be­trachtung über die Briefe des Apostels Paulus: Band IV: Der Brief an die Galater, der in unserem Verlag erschienen ist. Er schreib): «Wenn die törichten Galater ein Gesetz verlangten, hier war eins: das Gesetz des Christus, das heißt die Regel Seines Lebens hienieden. Er war stets für andere tätig. Er tat in keiner einzigen Handlung Seines Lebens Seinen eigenen Willen, Er opferte 'in allem sich selber und stellte sich zu allen Zeiten in den Dienst anderer. Er war heilig, gehorsam und treu in Liebe. Welch ein herrliches Vorrecht, Ihm hierin nachzu­folgen! Sicherlich, die vielen Schwierigkeiten, Übungen und Versuchungen, die mancherlei Schwachheiten, welche die Kinder Gottes niederbeugen, geben uns Gelegenheit genug, unser Mitgefühl für die Heiligen an den Tag zu legen. Andere zu trösten und ihnen zu helfen, die Lasten, unter denen ein Bruder seufzt, auf sich zu nehmen, das heißt das Gesetz des Christus zu erfüllen. Wenn wir für alle die Bedürfnisse und Schwierigkeiten der Heiligen wahres Mitgefühl zeigen, wenn wir den schuldigen Bruder im Geist der Sanftmut zu­rechtweisen und ihn zu Gott zurückführen, dann wandeln wir im Geiste des Christus und erfüllen das Gesetz Seines Herzens.

Frage Nr. 617: Sind wir Gläubige vom «Kampf ums Dasein» befreit, da nach Matth.6,24—34 der Herr unsere Versorgung übernimmt! Ist dem so, dass wir wohl arbeiten sollen, aber nicht um Verdienstes oder Gewinnes willen, dass Einkommen ohne Arbeit, z. B. Zinsen nehmen, Handel treiben mit Gewinn, auch Sparen und Zurücklegen für spätere böse Tage, Sünde sei?

Antwort: Nein, wer also urteilt, betrachtet das praktische, tatsächliche Leben höchst einseitig. Freilich, mit dem, was die Welt «Kampf ums Dasein» im Grunde meint, Kampf um den Platz an der Sonne, um Besserstellungs- Preis- und Lohnkämpfe und dergleichen, welche vielfach mit gewalttätigem Druck und Benachteiligung und Verdrängung anderer verbunden sind, mit solchem sollten Kinder Gottes nichts zu tun haben. Aber etwas anderes ist es mit der Arbeit für das Lebensnotwendige. Dias weist uns Gottes Wort als unsere Pflicht an; es geht da ja nicht um das eigene Ich, sondern um unsere Pflichten gegenüber unseren Angehörigen. Nur der, welcher direkt >in den Dienst des Herrn selbst berufen ist, hat das Recht, von diesem Dienst zu leben, d. h. von den von ihm Be­dienten das Nötige für seine Bedürfnisse zu erwarten; vergl. 1. Kor. 9, wo Paulus sich darüber ausspricht. Aber gerade dort, wie in Apg. 20, 33—35 und 2. Thess. 3, zeigt er, wie er .aus guten 'Gründen auf dieses Recht verzichtet und vorgezogen habe, das Nötige für sich und seine Begleiter durch seiner Hände Arbeit zu erlangen. Und in 1. Tim. 3, 8 sagt er: «Wenn jemand für die Seinigen und besonders für die Hausgenossen nicht sorgt, so hat er den Glau­ben verleugne! und ist schlechter als ein Ungläubiger».

 Was nun die Stelle in Matth. 6 anbelangt, müssen wir doch zwischen Sorgen und Sorgen unterscheiden, zwischen Sorge als pflichtige Fürsorge und Umsicht einerseits und Sorgen als Kümmern, Befürchten, Zagen andrerseits. Das kann nicht so verstanden sein, daß wir die Fürsorge, die das Wort also an ändern Stellen als unsere Pflicht darstellt, nun auf den Herrn abwerfen dürfen. Unsere moralische Pflicht haben wir selbst zu erfüllen, soweit es in unseren Krallen steht. Aber was diese Kräfte übersteigt, oder wo wir keinen Rat wissen oder keinen Ausweg sehen, oder Nöten gegenüberstehen, vor denen wir ohnmächtig sind, das alles dürfen und sollen wir ruhig dem Herrn im einfältigen Glauben anheimstellen; Er wird in irgendeiner Weise eingreifen und helfen. In bezug auf das «Gewinne machen» können wir auch nicht so einseitig den­ken, auch da gibt es Unterschiede. Freilich, Gewinne, die unmoralisch genannt werden müssen, wie z.B. Spekulationsgewinne, Lotterien usw. sind für Gläubige nicht statthaft, weil sie ohne Ausnahme Verluste anderer bedeuten, ebenso übersetzte Konjunkturgewinne. Aber etwas anderes ist doch die meist kleine Gewinnmarge im Handel; diese bedeutet doch vor allem die Deckung der eige­nen, meist erheblichen Handlungskosten und der eigenen Lebensbedürfnisse, und dazu sind in der heutigen Geschäftsordnung die Preise vorbedingt durch den Konkurrenzkampf, Konjunktur, staatliche Eingriffe usw. Und Gewinne ohne Arbeit sind dies auch nicht, denn auch das Handeln erfordert viel geistige Tat­kraft und bringt körperliche Ermüdung mit sich. In bezug auf das Zinsenbe­ziehen müssen wir jeden einzelnen Fall für sich befrachten. Für wie viele, die arbeitslos geworden sind, oder alters- oder krankheitshalber nicht mehr arbeiten können, sind einige Zinsen von großer Hilfe.

Frage Nr. 618: Soll der Gläubige an der Lösung sozialer Fragen zum Wohl der Allgemeinheit mitarbeiten, oder sich passiv verhalten? MUSS das Salz sich nicht mit dem Teig vermischen, wenn es wirksam sein soll?

Antwort: Sicherlich keine leicht zu beantwortende Frage, aber wenn Sie jegliche diesbezügliche Frage dem helfenden Herrn zu Füßen legen, wird Er Ihnen sicher Rat und Wegleitung geben. Wenn ein Weg nicht klar ist, ist es am besten, ruhig zu warten, bis Gewißheit vorhanden und man den Schritt oder den Weg in völliger Übereinstimmung mit dem Herrn und Seinem Wort gehen kann. Einer an den Herrn gestellten «sozialen Frage» in Luk.12,13—14, stellt Er sich völlig ablehnend gegenüber. Wir würden nicht so schroff geant­wortet haben, aber des Herrn Antwort ist die richtige und also auch für uns allein maßgebend. Es scheint mir, daß unsere Aufgabe nicht in der Lösung und Mitarbeit sozialer Fragen liegt, sondern im Suchen der Interessen des Herrn auf dieser Erde, d.h. in der Verkündigung des Wortes Gottes, im Dienst an verlorenen Seelen und in der Wohlfahrt und in der Auferbauung der Ge­meinde (Versammlung). Hier liegt der träge und vernachlässigte Punkt unserer Tage, Erfüllen wir diese Aufgabe mit Ernst, so wird uns für das andere kaum noch viel Zeit bleiben.

 Dies aber bedeutet selbstverständlich nicht, daß wir Hand und Herz für die Nöte der Zeit verschließen sollen. Beachten wir aber in erster Linie, was das Wort sagt: «Also steht geschrieben, und also musste der Christus leiden und am dritten Tage auferstehen aus den Toten, und in Seinem Namen Busse und Vergebung der Sünden gepredigt werden allen Nationen .,. ihr aber seid Zeugen hiervon!» (Luk. 24, 46—48). Ent­sprechen wir dieser Aufgabe, dann werden wir in einer verderbten Welt ein gutes Salz sein. Der Apostel Paulus schreibt an die Korinther: «Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist nützlich; alles ist erlaubt, aber nicht alles erbaut» (1. Kor. 10, 23); desgleichen an die Philipper: «... damit ihr prüfen möget, was das Vorzüglichere sei, auf daß ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag des Christus» (Phil. 1,10).

Frage Nr. 619: Wie wirkt sich die himmlische Berufung der Kirche in Bezie­hung zur Welt aus, z. B. in der Ausübung des Militärdienstes, in bezug auf Mit­gliedschaft einer Gewerkschaft usw.?

Antwort: Nun, über das Verhalten der Gläubigen im Verkehr mit der Welt im allgemeinen, geben uns die Worte des Herrn Jesus und viele einzelne An­weisungen in den Briefen reichlich Auskunft, die sich dahin zusammenfassen lassen, daß wir der Welt gegenüber durchaus genau nach Wahrheit und Gerech­tigkeit handeln sollen, und dies gemessen nach dem höheren Gesetz der Liebe (Rom, 13,7—10). Die Umstände, die Sie speziell anfragen, betreffen unsere Beziehung zur Obrigkeit, solche der Neuzeit, die nicht einfach mit Ja oder Nein zu beantworten sind. Vor allem müssen wir das Wort des Herrn festhalten: «Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist», ferner müssen wir die Ermahnung in Rom. 13, daß wir der Obrigkeit Untertan sein sollen, befolgen. Was irgend von den Geboten der Obrigkeit getan werden kann, ohne in Konflikt mit dem Willen Gottes nach Seinem Wort zu kommen, müssen wir selbstverständlich erfüllen. Aber was gegen Gottes Gebot verstößt, oder uns in die Dinge dieser Welt verwickelt und uns somit vom Herrn abzieht, davor müssen wir uns hüten. Die angesagten Dinge bedürfen aber einiger nähern Betrachtungen, da sie sowohl Rechte als auch Pflichten sind, denen wir uns nicht einfach entziehen können. Der Militärdienst ist auch eine Pflicht, nicht nur gegenüber der Obrigkeit, sondern dem ganzen Volk, ist im Urgrund als Abwehr und Schutz unser selbst gedacht. Allerdings geht es im Kriegsdienst ums Töten. Wir haben aber die Möglichkeiten, uns entsprechend einteilen zu lassen, z.B. in Sanität, Verpflegung, wo man nicht töten muss. Aber andererseits soll man auch nicht vergessen, welchen unmeßbaren Segen gläubige Soldaten ihren Kameraden sein können, besonders im Kriege.

 Da muss man sich schon vom Herrn leiten lassen, welchen Weg man gehen soll. Etwas anderes ist die Frage des Beitritts zu einer Gewerkschaft oder einem weltlichen Verein. Davon muss sich ein Christ allerdings fernhalten, wenn er das Gebot der Absonderung von der Welt aufrecht erhalten will. Denn kaum ist irgendwo die Gefahr, ins Weltgetriebe mitgerissen zu werden großer, als in solchen Vereinigungen; denn zumeist ist mit der Mitgliedschaft ein gewisser Zwang verbunden, besonders in den Gewerkschaften. Ein Bruder hat nicht zu Unrecht solche Vereinigungen mit den Unkrautbündeln im Gleichnis in Matth.13 verglichen, die ins Feuer geworfen werden, wo wir doch nicht mit drin sein sollen und wollen. Allerdings gibt es heute Fälle von Beitrittzwang, z.B. in manchen Berufen zur Gewerkschaft, Da ist dann die Entscheidung schwer, besonders wenn man sich dabei nicht wenigstens auf die vorgeschriebene einfache Pflicht beschränken kann. Da muss man sich dann den Weg vom Herrn direkt erbeten. In jedem Fall, wie die Entscheidung auch sei, bedarf es der Kraft eines lebendigen, von der Liebe zu Christus getragenen Glaubens. Im Übrigen gilt 2, Kor. 6, 14—7,1 als allgemeine Regel für unser Verhalten.

XII. FRAGEN GEISTLICHER NATUR

Frage Nr. 620: In Ps. 8,4; 144,3+4 und Hiob 7,17 lesen wir; „Was ist der Mensch?“ Ist es in allen drei Stellen immer das gleiche?

Antwort: H i ob meint ohne Frage: Der Mensch ist zu unbedeutend, als daß Gott auf ihn achten würde. P s a l m 8. Wenn wir das Himmelszelt betrachten, die Majestät der Sterne und dies mit dem auf der Erde krabbelnden Menschenkinde vergleichen, dann ist der Unterschied allerdings gewaltig. Ja, was ist der Mensch? Und dennoch, Gott sandte Seinen Sohn in der Gestalt des Menschen, und dieser ist es, den Gott über alle Himmel gesetzt hat. Psalm 144 meint dasselbe, nur mit der Beifügung: Warum dann warten mit dem Gericht, daß endlich der Segen über die komme, die Ihm vertrauen.

Frage Nr. 621: Was für ein Unterschied besteht zwischen «erkauft» und «erlöst» ?

Antwort: Die christliche Sprache hat die biblischen Begriffe oft so durch­einander gewürfelt und wechselseitig für das Gleiche gebraucht, daß es heute vielfach schwierig ist, dieselben wieder auseinander zu schachteln. So ist es mit «erlöst» und «erkauft» gegangen. Beide sagen das Gleiche und doch nicht das Gleiche. In Eph. 1, 14 haben wir beide Begriffe beieinander; «Zur Erlösung des erworbenen (erkauften) Besitzes». «Erlöst» will sagen: Ich stehe in der Gunst Gottes; «erkauft"; der Preis zu meiner Erwerbung ist bezahlt. Wenn ich einen Sklaven kaufe, so ist er mein, aber immer noch ein Sklave. Die Schöpfung ist «erkauft», was die Vergangenheit betrifft, aber sie ist noch nicht «erlöst», das liegt noch in der Zukunft. Daß Gott uns aus der Sklaverei Satans losgekauft hat, bewirkt wohl, daß wir Jetzt einen anderen Meister haben — Gott —, die Erlösung aber bedingt nicht bloß einen anderen Meister, sondern auch einen anderen Zustand. In der Wiederherstellung aller Dinge wird dann das Erkauftsein und das Erlöstsein in Vollkommenheit geschaut werden. Heute sind wir, obwohl erkauft, noch im Wartezustand auf die volle Erlösung.

Frage Nr. 622: Finden Sie nicht auch, daß das Wort «Fleisch» in der Heili­gen Schrift in verschiedenartiger Weise gebraucht wird?

Antwort: Gewiss, aber nie in widersprechendem Sinne. Es bedeutet einer­seits einfach das menschliche Leben, ohne auf den Zustand einzugehen, der dieses kennzeichnet. — Im weiteren aber braucht der Apostel Paulus das Wort «Fleisch», um alle die sündigen Begierden zu kennzeichnen, also das Böse ;m Menschen. — Der Herr sagt: «Wer Mein Fleisch isset»; damit die Hingabe Seines Lebens in den Tod andeutend, um uns den Weg zu Gott zu öffnen. — «Das Wort ward Fleisch» •= Christus, der Sohn Gottes, ist auf diese Erde gekommen, um wahrer Mensch zu werden. — Paulus hatte einen Pfahl (Dorn) im Fleische = Gott hat dem grossen Apostel etwas — was es war wissen wir nicht — auferlegt, um ihn in Demut zu erhalten.

Frage Nr. 623: Ist das neutestamentliche Priestertum auf das alttestamentliche aufgebaut?
Antwort: Nein! Das alttestamentliche Priestertum hat seine Erfüllung restlos in Christus Jesus gefunden. Das neutestamentliche hat damit gar nichts zu tun. Vorhang ist aber zerrissen und der Zugang ins Allerheiligste jedem Gläubi­gen geöffnet. So ist unser Priestertum ein solches, das geistliche Schlachtopfer darbringt, «die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen» (Hebr. 13, 15). 

Frage Nr. 624: Inwiefern taten die Jünger größere Werke als der Herr? und wie ist die Begründung zu verstehen: «Weil Ich zum Vater gehe»? (Joh.14,12)

Antwort: Nachdem der Heilige Geist hernieder gekommen war, fügte Er dem Auferstandenen und Verherrlichten droben viele Seelen hinzu. Am ersten Tag gleich 3000, während in der Zeit, als der Herr hienieden war, nur ein kleines Häuflein Ihn umgab. Diese waren mit Christus für diese Erde verbunden, der Dienst der Apostel aber war, die Seelen mit dem Himmel zu verbinden. das war das «Größere», und nur möglich, weil Christus zum Vater gegangen ist.

Frage Nr. 625: Konnten die Pharisäer willen, daß der Herr Jesus Gottes Sohn war ?

Antwort: Ja, sie mußten es wissen, daß Christus Gottes Sohn war; sie sahen ja Seine Werke. Aber sie wollten es nicht wahr haben. Aus diesem Grunde fällt ihre Lästerung so sehr ins Gewicht. Sogar die Dämonen wussten, daß Christus Gottes Sohn war (Mark. 5, 7; Luk.4, 41; 8,28).

Frage Nr. 626: Ist Bekehrung und Wiedergeburt dieselbe Sache? 

Antwort: Selbstverständlich! Eine Bekehrung ohne Wiedergeburt wäre ja ohne Leben aus Gott und darum wertlos, wie eine Wiedergeburt ohne Be­kehrung unmöglich ist. Wir müssen lediglich beachten, daß Bekehrung mehr die menschliche und Wiedergeburt mehr die göttliche Seite betrifft, wenn eine Seele aus der Finsternis gerettet und zum göttlichen Licht geführt wird, aber trennen lassen sie sich nicht.


Frage Nr.628: Was bedeutet der Ausdruck «Kraft der Sünde»? (1. Kor. 11, 56) 

Antwort: Statt Kraft zu geben, um sie zu lassen, reizt sie erst recht zum sündigen. Dadurch fühlt sich das Gewissen unter einer unentrinnbaren, drücken­den Macht.

Frage Nr. 629: Welches sind die «zwei unveränderlichen Dinge» in Hebr. 6,18?

Antwort: Die «zwei unveränderlichen Dinge, wobei es unmöglich war, daß Gott lügen konnte», sind Seine Verheißungen und der Eidschwur, womit Er die Verheißungen befestigt hat. Gottes Verheißungen sind unver­änderlich, aber um der Schwachheit der Menschen entgegenzukommen, die schnell des Harems auf die Erfüllung derselben müde werden, hat Er sie mit einem Eidschwur bekräftigt, und wenn selbst unter Menschen der Eid das Ende alles Widerspruchs ist, wieviel mehr bei Gott, Ist das nicht ein kostbarer Trost?

Frage Nr. 630: Warum wurde in der Heiligen Schrift das griechische Wort «Abba» mit übernommen, da wir in der deutschen Sprache doch das Wort «Vater» haben?

Antwort: „Abba“ ist ein syrisch-chaldäisches Wort und bedeutet «Vater». Es kommt dreimal im Neuen Testament vor: Mark. 14, 36; Rom.8,15 und Gal. 4,6; und an allen drei Stellen folgt unmittelbar das Wort «Vater», Das ist auf­fallend! «Abba» kommt kein einziges Mal im Allen Testament vor. Auch das ist merkwürdig, indem das Hebräische Wort für «Vater» (abba) eine besondere Zuneigung ausdrückt. «Abba» ist also wahrscheinlich die syrische Form von dem hebräischen Wort, und so können wir gut begreifen, daß es an den drei angeführten Stellen vorkommt. Welch eine besondere Kraft liegt in den Worten unseres Heilandes in Mark. 14,36: «Abba, Vater! Alle Dinge sind Dir möglich; nimm diesen Kelch von Mir weg; doch nicht was Ich will, sondern was Du willst!» Welch ein Bewußtsein von der ewigen Liebe des Vaters liegt in diesen Worten! So auch in Rom.8,15. Der Geist der Sohnschaft befähigt uns nicht allein «Vater» zu rufen, sondern lehrt uns auch, es in demselben Bewußtsein der Zuneigung der väterlichen Liebe zu tun, wie es beim Herrn Jesus der Fall war. Dies stimmt wieder völlig überein mit Gal. 4, 6: «Weil ihr aber Söhne seid, so ha) Gott den Geist Seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, der ruft: «Abba, Vater!» Der Herr Jesus sagt: «Niemand kennt den Sohn, als nur der Vater, noch kennt jemand den Vater, als nur der Sohn, und wem der Sohn Ihn offenbaren will» (Matth.11,27). Herrliches Vorrecht! Unaussprechliche Gnade! Der Sohn führt uns in die Gemeinschaft des Vaters, lehrt uns den Vater kennen, und läßt uns die unendliche Liebe und unaussprechliche Zartheit des Vaterherzens genießen.

Frage Nr. 631: Nach 1. Joh. 1,8 können wir auch nach der Bekehrung noch sündigen. Sind diese Sünden dann auch durch das Werk am Kreuz vergeben?

Antwort: Da wir auch nach der Bekehrung im alten Leib verbleiben, in dem wir in Sünden empfangen und gelebt haben, und der deshalb dem Tode un­terworfen ist, sind wir immer noch der Versuchung zur Sünde und dem Sündi­gen ausgesetzt, wiewohl wir durch den Sieg des Christus die Macht haben, diese zu überwinden. Wenn wir wiederum gesündigt haben, zeigt uns 1-Joh. 1,9 den Weg, wie wir völlige Versicherung der Vergebung auch dieser Sünde erlangen können. Wenn wir bußfertig unter Selbstgericht unsere Sünde vor Gott bekennen, wird Er uns gemäß Seiner unwandelbaren Treue und Gerech­tigkeit vergeben im Blick auf das am Kreuz auf Golgatha vergossene Blut, welches alle Sünden des Glaubenden gesühnt hat, obwohl sie damals noch zukünftig waren. Das will nun allerdings nicht heißen, daß wir erneut «unter das Blut Jesu kommen» müssen, denn dies geschieht ein für allemal bei der Bekehrung. Es handelt sich einfach darum, daß wir unsere Sünden vor Gott wirklich als Sünden erkennen, bekennen und verurteilen. «Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, daß Er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.»

Frage Nr. 632: Jemand äußerte zu einem Bruder, daß die Kirche dem Sauerteig gleiche, der die Menschheit durchsäure. Darf man unter dem «Königreich der Himmel» (Matth. 13, 33 und Luk. 13, 20—21) die Versammlung verstehen?

Antwort: Dieses Gleichnis wird allerdings oft so ausgelegt, als ob das Evan­gelium, gemeint ist die christliche Kirche, die ganze Menschheit durchdringe, wozu ja der Ausdruck: «gleich einem Sauerteig» leicht verleitet. Wahr ist ja, daß das Evangelium vielfach eine veredelnde und läuternde Wirkung selbst auf Sitten, Sprache usw. der heidnischen Umwelt ausgeübt hat. Doch eine genaue Beachtung sowohl des Gesamtgedankengangs als auch der biblischen Ausdrucks­weise weist einen ganz ändern Weg. Zunächst muss man doch beachten, was der Herr mit diesen sechs Gleichnissen vom Königreich der Himmel darlegen will. Er bezeichnet mit «Königreich der Himmel» die Tätigkeit Gottes in dieser Welt, was Er hier wirkt und wie Er sich bezeugt. Die Versammlung aber ist keineswegs dieses Reich selber, sie erscheint ja auch erst in den drei letzten Gleichnissen. Die drei ersten Gleichnisse stellen das Zeugnis Gottes allgemein dar, und zwar, wie es unter den Händen der Menschheit verdorben wird. Das Unkraut unter dem Weizen zeigt die äußere Vermischung mit der Welt, das Senfkorn, wie das Zeugnis äußerlich groß und mächtig wird, und der Sauerteig, wie es auch als Lehrsystem gründlich verdorben wird. Nun wird der Sauerteig als solcher nicht mit dem Königreich der Himmel verglichen, sondern mit dem Vorgang des Durchsäuerns, Der Sauerteig ist in der Schrift ja immer ein Bild des Bösen, vor allem von böser Lehre, aber auch von moralischem Verderben.

 Was bedeutet z. B. das ungesäuerte Brot, das Israel während der Passahtage essen musste? Doch absolute Reinheit des Lebens! Vergleiche auch die Stellen wie Mafth.16,6; Mark.8,15; Luk.12,1; l.Kor.5,&—8; Cal. 5, 9, welche doch deut­lich genug sind. Umgekehrt ist doch das Mehl in gewissem Sinn und ebenso die Zahl drei ein Bild von etwas an sich Vollkommenem; wie kann da dieses Bild auf die sündige Menschheit angewendet werden? Unmöglich! Das Gleich­nis will zeigen, wie sogar die von Gott verkündigte Wahrheit verdorben worden ist, sobald sie der Verantwortlichkeit des Menschen anvertraut war, und wir wissen ja aus den sieben Sendschreiben (Offb. 2 und 3) und aus der Kirchen­geschichte gut genug, in welchem Masse und wie bald dies wahr geworden ist. Darum ist hier eine Frau die handelnde Person; die Frau (Luther: Weib) ist stets das Symbol der Gemeinde Gottes im Gegensatz zum Mann als Bild des Herrn Jesus Christus. Heule ist ja allerdings die Kirche die handelnde Person, aber das Königreich wird ja nicht mit der Frau (Weib) verglichen, sondern mit der Gesamttatsache. Das Königreich ist ein viel umfassenderer Begriff als Versammlung.

XIII. EHE UND FAMILIE

Frage Mr. 633: Worauf erkennen wir die Einehe in der Heiligen Schrift? Hat Gott sie geboten und von wann an?

Antwort: Lesen Sie Matth.19,4—9. Geboten aber hat Gott sie nirgends. Nur ist sie deutlich als Sein Wille erkennbar. Siehe 1.Tim. 3, 2.12 und TU. 1,6, Diesen Willen zu respektieren ist unsere Aufgabe. Wenn aber ein Christ ge­wordener Heide (oder auch Jude) zwei oder mehrere Frauen hatte, war es gegeben, daß er eine oder alle bis auf eine entließ. Welche sollte er ent­lassen? Welche als die Eine behalten? Wenn er, durchdrungen von dem, was sich nach Gottes Schöpferordnung geziemt, in Güte, wenn auch mit Schmerz, ein Übereinkommen mit der oder den zu Entlassenden traf... gut! Wenn es sich aber aus irgend einem Grunde nicht machen ließ, was dann? Da wäre ein Gebot fatal gewesen. Wir erkennen: es ist alles im voraus schon weislich bedacht im Tun und in den Verordnungen Gottes.

Frage Nr. 634: Die Söhne der Nebenfrauen Jakobs erbten mir. lsmael, als Sohn der Nebenfrau Abiahams, nicht. War das, weil Abraham ein Sohn verheißen war?

Antwort: Ja, wir haben hier zwei Grundsätze, zwei Linien, die sich gegen­seitig ausschließen. Bei Jakob und seinen Söhnen war das nicht der Fall. 

Frage Nr. 635: War es recht, daß David mehrere Frauen hatte?

Antwort: Ich weiß nicht, wir heute unter ganz anderen Lebensbedingungen ein Recht haben, diese Frage zu stellen. Wer in den Sitten und Gebrauchen der Heiligen im Alten Testament bewandert ist, wird die Frage nicht ohne weiteres mit «Ja», und nicht ohne weiteres mit «Nein» beantworten können. Nach Gottes Schöpferordnung ist die Frage unbedingt zu verneinen. Mann und Frau soll "ein Fleisch» sein- Kann da noch eine Nebenfrau in Frage kommen? Nein! Das Gesetz duldete aber das, was der Mensch der Schöpferordnung ent­gegengesetzt eingeführt hatte, seiner Herzenshärtigkeit wegen. So lesen wir z.B. in 5. Mose 21: «Wenn ein Mann zwei Frauen hat...» So hat Ihre Frage, genau genommen, keine Berechtigung, was das Alte Testament betrifft. Über das Heute brauchen wir keine Worte zu verlieren. Nach dem Neuen Testament ist der Mann mit zwei Frauen ein Ehebrecher.

Frage Nr. 636: Was will der Herr mit den Worten In Matth.19,11+12 sagen; und was ist im besonderen unter Verschnittenen zu verstehen?

Antwort: Wir haben in diesen und den vorhergehenden Versen eine Be­lehrung darüber, daß die Ehe eine gottgewollte Einrichtung ist. Der Mensch aber möchte in seinem sündhaften Eigenwillen die göttliche Ordnung durch­brechen und alles nach seinem eigenen Gutdünken gestalten. Daß dies früher oder später das Gericht Gottes hervorrufen wird, ist klar. «Verschnittene» (grie­chisch: Eunuchos, wovon das Wort «Eunuch» abgeleitet ist) will sagen: Ent­mannte. Es gab solche, die von Geburt an mit einem Gebrechen behaftet waren und deshalb zur Enthaltung von der Ehe gezwungen waren (Vers 12). Andere waren von Menschen gewaltsam entmannt worden, um sie zum Ledig­bleiben zu zwingen, um diese um so besser — es waren meistens Sklaven — für ihre Zwecke ausbeuten zu können. 

Eine dritte Kategorie hatte sich selbst verschnitten, wohl um sittlichen Versuchungen aus dem Wege zu gehen. Dies hat in völlig falscher Auffassung die katholische Kirche veranlaßt, das Eheverbot für die Priester zu begründen, trotzdem sich Gottes Wort an anderer Stelle klar darüber ausspricht und Nicht-Verehelichung (Zölibat) eine Lehre der Teufel nennt (1.Tim. 4,1—3). Viele Ausleger haben deshalb geurteilt, daß dies geist­lich aufzufassen sei, wie z.B. in der Bergpredigt vom Augenausreißen die Rede ist. «Wer es zu fassen vermag, der fasse es», schließt der Herr Seine Unter­weisung. Gewiss will Er damit sagen, der Einzelne möge für seine Person sich die Erleuchtung über seinen Lebenspfad von Gott selbst schenken lassen.

Frage Nr. 637: Bitte um Erklärung von Matth. 19,12.

Antwort: Der erfragte Vers gehört zu einer Erläuterung, die der Herr über die Heiligkeit der Ehe gibt, als Antwort auf eine Frage, die die Pharisäer an den Herrn stellten, um Ihn zu versuchen, d, h. Ihm eine Falle zu stellen. Aus dem menschlich Bösen aber ließ der Herr Gutes hervorkommen, und wiederholt wäre uns wohl manche ernste Belehrung nicht geschenkt worden, wenn nicht die Torheit des Menschen dazu Veranlassung gegeben hätte. So ist es auch hier. Der Herr antwortet in Gnaden. «Verschnitten geboren» will sagen: von Geburt an mit einem Gebrechen behaftet zu sein, das das Eingehen einer Ehe verunmöglicht. «Von Menschen verschnitten» will be­sagen, durch operativen Eingriff zur Ehelosigkeit verurteilt. Sicher ist dies nicht nach Gottes Gedanken, denn Gott schuf den Menschen, Mann und Frau, mit dem Befehlt: «Mehret euch!» (1. Mose 1,28). Die Ehe ist eine göttliche Ordnung, und es ist nicht weise, göttliche Ordnungen durch Eigenwilligkeit bei­seite zu schieben. 

Die einen haben die Menschen durch Verstümmelung zur Keuschheit gezwungen, andere haben sich, um keusch zu bleiben, selbst ver­stümmelt, andere sind mit Keuschheitsgelübden ins Kloster gegangen, um dort ihre Natur «abzutöten». Allerdings haben manche sich "um des Herrn willen verschnitten >i, um nicht in die Sünde der Unkeuschheit zu fallen. aber auch dieser Weg ist nicht gottgewollt. Die Gnade ist groß und mächtig genug, in und außerhalb der Ehe, zu einem gottwohlgefälligen Leben fähig zu machen, damit Erlöste in der Kraft des Heiligen Geistes mehr als Überwinder würden.

Frage Nr. 636: Wie ist Spr.23,14: «Du schlägst ihn mit der Rute, und du errettest seine Seele von dem Scheol» zu erklären?

Antwort: Dar Vers ist mit dem vorhergehenden zusammen zu lesen, dann ist der Sinn 'nicht schwer zu erraten. Es ist eine ähnliche Unterweisung für die Kindererziehung, wie sie in Hebr. 12, 4—11 für die Kinder Gottes seitens Gottes als Vater ausgeführt wird. Es ist ja ein alter Erziehungsgrundsatz, daß die Kinder Zügel und auch Zucht nötig haben, damit sie nicht von ihren natürlichen Neigungen und der auch ihnen schon innewohnenden Sünde zügellos werden. Sie werden dadurch, natürlich bei weiser Anwendung der Zucht, vor Abwegen bewahrt, denen sie sonst verfallen würden. Es gehört natürlich entsprechende Unterweisung dazu; aber diese allein tut es nicht; denn bekanntlich fruchten bloße Gebote und Verbote auch bei der Jugend nicht, sie müssen oft durch Strafen unterstrichen werden, damit ihr Ernst eindrücklich gemacht wird. Be­kanntlich reizen Verbote und Gebote, denen keine Züchtigung folgt, gerade zu Übertretung und dies ist meistens der Beginn der schielen Bahn, die ins Verderben führt.

Frage Nr. 639: In Spr. 29,15 heißt es: «Rute und Zucht gebiert Weisheit»; wie ist dies zu verstehen?

Antwort: Wenn die christliche Erziehung sicherlich in der Liebe Jesu Christi und unter aller Ermahnung nach den Unterweisungen der Schrill erfolgen soll, so gehört doch auch Zucht, ja sogar die Rute, zu einer Gott wohlgefälligen Erziehung. Denn die sündige Adamsnatur regt sich in Eigenwillen, Ungehorsam, Jähzorn usw. schon im ganz kleinen Kinde. Schon da zeigt sich, was Jeremia sagt (Kap. 17,9): «Arglistig ist das Herz, mehr als alles, und verderbt ist es; wer mag es kennen». Ein weiser Erzieher beginnt schon in den ersten Lebensjahren mit Zügel und Zucht, wobei die Rute — seien es Schläge oder ein anderes geeignetes Strafmittel — nicht immer erspart werden können; schon da kann es sozusagen auf eine Kraftprobe zwischen dem Willen der Eltern und dem des Kin­des ankommen. 

Wohl dem, der dies in Weisheit durchführt! Aber je später man beginnt, um so schwerer wird die Erziehung werden. Wenn die Rute gespart wird, da fehlt allerdings die Erziehungsweisheit, denn dann lernt das Kind nicht, seine Unarten zu zügeln und von ihnen los zu werden, noch seinen Willen vor dem anderer zu beugen und wird dann Sklave seiner Sünden. Unglücklich in sich selbst, wird es auch eine schwere Übung für seine Eltern und Nächsten. Dann werden schließlich die Eltern, anstatt ihre Autorität über ihr Kind aus­üben zu können, von demselben gemeistert werden. Das Wort Gottes redet sehr ernst von der mangelnden Rute, so in Spr. 23, 13—14 und im zweiten Teil des von Ihnen gefragten Verses. Freilich ist es ebenso wenig Weisheit, wenn man die Rute im Zorn und im Übermaß gebraucht, da man auf solche Weise das Kind leicht zur Verstockung führen kann,

Frage Nr. 640: Bitte, erklären Sie, was «und dein Haus» in Apg. 16, 31 sagen will, da doch die Errettung eine ganz persönliche Sache ist?

Antwort: Zu oft wird nicht die volle Antwort von Paulus und Silas an den Kerkermeister beachtet: «Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du errettet werden, du und dein Haus». Der letzte Passus sollte von christ­lichen Eltern wohl beachtet und im Sinn behalten werden. Natürlich ist diese Verheißung eine bedingungsweise, denn niemand kann ohne persönlichen Glauben an den Herrn Jesus Christus errettet werden. In Eph. 6, 4 werden christliche Väter ermahnt, ihre Kinder «in der Zucht und Ermahnung des Herrn aufzuziehen». Wenn Elfern ihre Kinder im Herrn erziehen, wenn der gläubige Mann oder die gläubige Frau der Ermahnung der Schrift gemäss leben (Eph. 5,22—23), können wir gewiss sein, daß unsere Lieben, "unser Haus», früher oder später auch zum Glauben kommen und errettet werden.

Frage Nr. 641: Ist Kinderlosigkeit ein Ehescheidungsgrund? Nach meinem Verständnis Ist dies kein Grund für eine Trennung.

Antwort: Wenn Sie die Stellen in Matth. 19, 1—12; Mark.10,1—12 und I.Kor.7,10—11 und 39 aufmerksam lesen, müssen Sie doch sehen, daß sowohl der Herr Jesus selber als auch der Apostel Paulus in aller Deutlichkeit, ja mit seltener Schärfe erklären, daß Ehescheidung überhaupt gar nicht statthaft, son­dern ein sündiger Bruch der Ehe ist, «Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.» Die Ehe ist keineswegs eine vertragliche Übereinkunft, die nach Belieben wieder aufgehoben werden kann, sondern ein vor Gott getanes Gelöbnis, das durch die Zeugenschaft Gottes absolut bindend ist. Nicht nur das, sondern der Herr selbst sagt, daß sie von Anfang an eine von Gott eingesetzte Naturordnung ist — und zwar 'nach Eph. 5 ein Abbild des Ver­hältnisses zwischen dem Herrn und der Versammlung, also eine heilige Sache —, in welche hineinzugreifen der Mensch nicht befugt ist. Der einzige zulässige Grund zu einer Scheidung ist Hurerei seitens eines Teiles, Das war im Grunde auch im Alten Bund mit Israel dasselbe, wenn auch Mose die Scheidung unter der Bedingung eines Scheidebriefes gestattet (5. Mose 24,1—4). Denn ein solcher bedingt doch die Angabe eines triftigen Grundes, und der einzige dort angegebene Grund ist: «Wenn er etwas Schamwürdiges an ihr gefunden hat». Unter der Haushaltung der Gnade, da unser Leben von der Liebe Gottes ge­leitet werden soll, ist eine Ehescheidung von noch viel ernsterer Tragweite. Ein Bruder, der sich scheiden ließe. außer wegen Hurerei, würde somit ebenso ­wohl wie der hurende Teil zuchtfällig, Ferner ist zu beachten, daß die Heilige Schrift klipp und klar sagt, daß Ge­schiedene gebunden sind, solange der andere Teil lebt, und solange nicht wieder heiraten dürfen, bis dieser gestorben ist. 

Einer, der dies nicht beachtet, würde der Zucht ebenso verfallen wie derjenige, welcher sich der Hurerei schuldig macht. In 1. Kor. 7, 39 finden wir aber noch einen wichtige  n 'Fingerzeig, indem Paulus dort schreibt, daß eine christliche Ehe «im Herrn» geschlossen werden soll. Das sagt ja auch das allgemeine Sprichwort: «Ehen werden im Himmel ge­schlossen». Paulus aber meint damit nicht nur, daß Gläubige nur Gleichgesinnte heiraten sollten, sondern, daß sie einander vom Herrn erbeten und auf Ihn harren sollten. Dann das Zusammenpassen ist doch eine so wichtige und nicht einfach lösbare Sache, daß nur die Zusammenführung durch den Herrn volle Gewähr für das Gelingen geben kann. Nur Er kennt die Herzen so völlig, um jedem das Entsprechende zuzuführen. Viele Menschen sind Ja in sich einfach, aber lange nicht alle, so daß es manchem schwer fällt, die richtige Wahl zu treffen. Wenn. man weiß, daß die Heirat mit Gottes Wille geschlossen ist, dann ist dies auch die Gewähr, daß, wie auch der Lebensweg sich gestalten mag, es nach Gottes Gedanken ist und wenn Gott einer Ehe Kinder versagt, dann muss man — und mit der Gnade kann man es auch — das hinnehmen. Gott hat nach Seinem weisen Willen auch dieses richtig angeordnet, unabhängig davon, ob wir es erkennen oder nicht. Sicherlich sind Kinder gottgewollte Ordnung; aber wenn Er selber uns solche versagt, dann weiß Er wohl warum und dann ist es gut, auch dazu «Ja» zu sagen.

Frage Nr. 642: 
1.Weiche Gründe gestalten einem Christen, sich vom un­gläubigen Teil scheiden zu lassen?
2. Darf eine geschiedene Person nach der Schrift auf keinen Fall mehr eine Ehe eingehen, auch wenn die Scheidung im unbekehrten Zustand erfolgt ist?

Antwort: Beide Fragen werden durch dieselben Stellen beantwortet, die wir zuerst folgen lassen; «Ich aber sage euch; Wer irgend seine Frau entlassen wird, außer auf Grund von Hurerei, macht, daß sie Ehebruch begeht; und wer irgend eine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch» (Matth. 5,32; 19,9). «Den Verheirateten aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, daß eine Frau nicht vom Manne geschieden werde (wenn sie aber auch geschieden ist, so bleibe sie unverheiratet oder versöhne sich mit dem Manne) und daß ein Mann seine Frau nicht entlasse» (1. Kor. 7, 10—11). Beide Stellen, von denen die erstere in Matth. 19, 2—12 vom Herrn selbst noch ausführlicher besprochen wird, sind also ganz deutlich und unmißverständlich. In der christlichen Haushaltung ist es überhaupt nicht der Wille Gottes, daß Ehen wieder geschieden werden sollen: «Was nun Gott zusammen­gefügt hat, soll der Mensch nicht wieder scheiden» (Matth. 19, 6); denn nach Gottes Gedanken ist die Ehe das Spiegelbild des Verhältnisses zwischen dem Herrn und Seiner Brautgemeinde, so war sie schon bei ihrer Einsetzung bei Adam gedacht (Eph. 5, 22—33; 1. Kor. 11, 2—15». Unter wahren Christen gibt es also nur einen einzigen Grund, der zu einer Scheidung berechtigt, der aber unter ihnen gar nicht vorkommen sollte: Hurerei. Diese ist an sich schon ein Bruch der Ehe, und die Scheidung ist dann nur die gesetzmäßige Folge der Schuld. Sonst kann es auch einem ungläubigen Teil gegenüber keinen Grund zur Scheidung geben. Dieser kann sie von sich aus allerdings begehren und durchführen, aber dann ist nicht der gläubige Partner der handelnde Teil. Ebenso lehnen die angeführten Stellen die Wiederverheiratung eines Ge­schiedenen als unzulässig deutlich ab, indem eine Scheidung vom gegenseitigen Gelöbnis nicht entbindet. Aus diesem Grunde gibt das göttliche Wort keine Freiheit zur Eingehung einer neuen Ehe, solange der andere Teil noch lebt. Nur der Tod kann eine Ehe rechtmäßig losen und erst wenn dieser beim einen Teil eingetreten ist, ist der Überlebende frei, wieder zu heiraten (Rom. 7, 2—3; 1. Kor. 7, 39). In den Herzen von Kindern Gottes sollten Ehescheidungsbegehren gar keinen Raum finden, und wenn sie ihre Ehe «im Herrn» schlössen, d. h. jeder Teil den anderen aus der Hand des Herrn entgegennahm, werden solche Gedanken überhaupt nicht in Erscheinung treten.

Frage Nr. 643: Ist dies schriftgemäß, wenn manche lehren, da« Kinder gläubiger Eltern, die jetzt nicht glauben und sich bekehren wollen, noch nach der Entrückung Gelegenheit haben, errettet zu werden, nur nicht an der ersten Auferstehung teilhaben werden. Deutet nicht das Gleichnis von den zehn Jung­frauen das Gegenteil an? Wie ist es mit den Kindern ungläubiger Eltern?

1.Antwort: In der Tat rede! dieses Gleichnis von der Ankunft unseres Herrn, um die Seinen zu sich zu nehmen, d.h. alle diejenigen, die in jenem Augen­blick Sein sind. Die Törichten sind solche, welche die Wahrheit gekannt haben, ihr aber nicht gefolgt sind, um sich von ihren Sünden waschen zu lassen und als neue Menschen aus Gott wiedergeboren zu werden. Der Gang zum Krämer dürfte andeuten, daß sie nachträglich noch das Versäumte nachholen wollen; aber es wird zu spät und vergeblich sein. Sie werden, wenn sie nachträglich anklopfen, nicht nur die Türe unabänderlich verschlossen finden, sondern der Herr verleugnet sie sogar auf klare, eindeutige Weise. In 2.Thess.2,10—12 sagt der Heilige Geist überdies, daß Gott denen, welche die Liebe zur Wahr­heit nicht angenommen haben, um errettet zu werden, eine wirksame Kraft des Irrtums senden wird, auf daß sie der Lüge glauben, zu ihrem Gericht. Sie wer­den dann dieser Lüge glauben müssen; denn es wird sich nicht einfach um kräftige Irrtümer handeln, sondern um eine satanische Macht, welche dazu zwingen wird, wovon wir schon heute manche Beispiele haben. Auf alle Fälle wird es dann ungleich schwerer sein, der Lüge zu widerstehen und sich zur Wahrheit zu bekennen, als jetzt. Es wird dann nicht mehr diese langmütige ausharrende Wirksamkeit des Geistes Gottes an den Herzen geben wie heute, sondern es wird sich um sofortige Entscheidung auf Leben oder Tod, für oder wider den Herrn handeln. So unbeschränkt auch die Gnade ist, so hat doch deren langmütige Geduld eine Grenze. (Vergl. Matth. 24, 37—39; 25,10.)

 Auf keinen Fall sind wir berechtigt, etwas Derartiges zu lehren, wie Ihre Frage andeutet. Denn heute lautet doch unsere Botschaft, die wir zu verkündigen haben, deutlich: «Heute, wenn ihr Seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht». In der Belehrung von Hebr. 3 und 4 finden wir diese ernste Mahnung dreimal, und in Kap. 3, 13 heißt es: «Ermuntert euch selbst jeden Tag, so lange es heule heißt, damit niemand von euch verhärtet werde durch Betrug der Sünden; das ist doch deutlich. Hat nicht jeder schon von Beispielen gelesen, oder es selbst erlebt, daß solche, welche die Bekehrung verschmäht haben, ob­wohl sie der Notwendigkeit derselben bewußt waren, nach her, gleich wie Esau, nicht mehr Busse tun konnten, so sehr sie darnach verlangten? Heißt die Möglichkeit einer nachträglichen Bekehrung zu verkündigen, nicht geradezu den Leichtsinn in dieser Beziehung zu nähren und zu ermuntern? Will man gnädiger sein als Gott? Seine Heiligkeit schmälern? Sein klares Wort vernebeln? Seinen Bußruf schwächen? Ganz irrtümlich ist die Auffassung betr. der ersten Auferstehung. Aus Offb. 20,4—6 ersehen wir, daß alle diejenigen, welche um des Zeugnisses Jesu und der Wahrheit willen getötet werden, bis zur Erscheinung des Herrn zum Gericht noch zur ersten Auferstehung gehören. Diese werden in Offb. 14,13 glückselig gepriesen, weil sie, wie die beiden Zeugen in Kapitel 11, ohne lange Warte­zeit wieder aufgeweckt werden, Gewiss, wir wollen anhalten in Flehen und Gebet, daß niemand von unseren Angehörigen die Gnadenzeit versäume.


2. Antwort: Darüber, ob Kinder ungläubiger Eltern mitentrückt werden oder nicht, gibt die Heilige Schrift genügend Klarheit und zwar in dem Sinne, daß man die Frage verneinen muss. Desgleichen besteht die ernste Wahrheit, daß, wer nicht entrückt wird, dem Gericht verfällt. Dies ist vorerst ein zeitliches Gericht, das aber vom ewigen abgelöst werden wird. Was aber nun die unmündigen Kinder betrifft, bleibt für sie des Herrn Wort; «Ihrer ist das Himmelreich». Er wird die Kinder vor dem ewigen Gericht, dem zweiten Tod, verschonen, sie werden diesem nicht verfallen. Wir müssen dies durchaus aus­einander halten. Zum Beispiel gebrauchte Israel die profanen Worte: «Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder» {Matth. 27, 25). Welch furcht­bare Erfüllung hat dies in der Belagerung und Einnahme Jerusalems durch den römischen Feldherrn Titus im Jahre 70 nach Christus gefunden! Israel schlachtete seine eigenen Kinder, um sie zu essen. Aber Tausende wurden bei der Ein­nahme ermordet oder sind sonst elendiglich umgekommen. Und hat sich das Wort «und über unsere Kinder» nicht bis auf den heutigen Tag erwahrt? Was erlebt Israel, jung und alt, in der furchtbaren antisemitischen Zeit? Was sagt Jeremia? «Ich werde sie zerschmettern ... die Väter und die Kinder allzumal» (Jer.13,14), Ähnlich lauten viele andere Bibelstellen, Welch eine furchtbare Verantwortung für solche Eltern, die sich weigern, das Heil in Christus anzunehmen und so nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Kinder in ein furchtbares Gericht bringen, aus dem allerdings der Herr die Kinder, wenn auch nicht dem leiblichen, wohl aber dem ewigen Tod, wie wir schon bemerkten, entreißen wird. «Also ist es nicht der Wille eures Vaters, der in den Himmeln ist, daß eines dieser Kleinen verloren gehe» (Matth. 18, 14). Liebe unbekehrte Eltern, ergreift die Rettung in Christus schon um eurer Kinder willen! Wir leben in sehr ernsten Zeiten, das Kommen des Herrn ist sehr nahe, darum entfliehet dem kommenden Zorn. «Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus!» (Apg.16,31).

XIV. VERSCHIEDENES

Frage Nr. 644: «Welches ist der Weg zur Wohnung des Lichts, und die Finsternis, wo ist ihre Stätte? daß du sie hinbrächtest zu ihrer Grenze, und daß du der Pfade zu ihrem Haufe kundig wärest. Du weißt es ja; denn damals wurdest du geboren, und die Zahl deiner Tage ist groß.“ So lesen wir in Hiob 38,19—21. Wollen Sie mir die Bedeutung dieser Frage und Antwort kundgeben?

Antwort: Auf die Frage, die Gott an Hiob richtet, gibt Er selbst in spottender Weise Antwort: "Du weißt es ja!» Die Bedeutung ist, daß Gott Hiob in lieb­licher Ironie seine Torheit vor Augen stellen will; dem, der dachte, er könnte das Tun Gottes in Frage stellen. Wenn Hiob den Pfad des Lichtes und der Fin­sternis nicht unterscheiden konnte, d. h. den Pfad zu ihrem Hause nicht finden konnte, wie konnte er dann den Weg verstehen, auf welchem er zu Dem geführt werden sollte, in dem alles Licht für Seine Erlösten wohnt. Wir hören Den reden, der zu Nikodemus sagte: «Der Wind weht, wo er will. Du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt, noch wohin er geht» (Joh. 3, 8).

Frage Nr. 645: Wie soll man das Wort verstehen: «Auf Jehova traue ich; wie sagt Ihr zu meiner Seele: Fliehe wie ein Vogel nach eurem Berge» (Ps. 11,1)

Antwort: Der Psalmist antwortet hier auf die Ängstlichkeit eines verzagten Herzens, das ob der Gesetzlosigkeit in der Welt erschrocken ist. Er will betonen, daß der Gläubige keinen Grund hat, sich zu fürchten, sondern wie schwer sich auch sein Lebensweg gestalten mag, auf Jehova vertrauen darf und soll, der alles in Seinen Händen hat, der alles regiert und vor dem sich letzten Endes auch der Gottlose beugen muss. Zusammengefaßt bedeutet der ganze Vers das demütige «Ich will vertrauen!», das der Glaube der Verzagtheit entgegen­stellt. Gott schenke uns allen solches Vertrauen!

Frage Nr. 646: Was bedeutet «Wer Dank opfert»! Was ist für ein Unterschied zwischen «Danken» und «Dank opfern»?

Antwort: Luther übersetzt «Wer Dank opfert». Der Urtext lautet: «Wer Lob opfert, verherrlicht Mich» (PS. 50, 23). Der Sinn ist der gleiche, Hebr. 13, 15 lesen wir: «Laßt uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen». Diese Stelle ist ohne Frage ein An- ^ klang an die besonderen Dankopfer des Alten Bundes. Wir denken nicht, daß man zwischen «Danken» und «Dank opfern» einen Unterschied machen sollte, obwohl es uns scheint, daß «ein Opfer des Lobes darbringen» ein stärkerer und umfassenderer Ausdruck als "Danken" ist. «Danken» und «Danksagen» im Neuen Testament ist ja auch das gleiche; allerdings sollte es nicht nur in V/orten — dies kann rein verstandesmäßig geschehen —, sondern auch im ganzen Wesen, Tun und Lassen des Christen zum Ausdruck kommen. Unnötig zu sagen, daß der Höhepunkt des «Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen» am Sonntag in der gemeinsamen Anbetung seinen Ausdruck findet.

Frage Nr. 647: Was bedeutet Ps. 12, 6: «Die Worte Jehovas sind reine Worte — Silber, das geläutert in dem Schmelztiegel zur Erde fließt, siebenmal ge­reinigt» ?

Antwort: Der Psalmist stellt hier das Wort Gottes den Worten und Hand­lungen der Menschen gegenüber, welche so wenig zuverlässig, so ungenau, so viel mit Lug und Trug vermischt sind, und auch so viel leeres, wertloses Ge­schwätz enthalten. Demgegenüber sind alle Worte Gottes vollkommen, heilig und wahr, in jedem Ausdruck genau zutreffend und wohlgewogen, so daß nichts daran zu deuteln noch zu rüffeln ist, obwohl sie oft in großer Kürze gehalten sind. Sie sind die reine und vollkommene Wiedergabe der Gedanken und des Wesens Gottes, ohne die geringste Beimischung zweckloser oder gar zweifelhafter Worte. Gottes Wort ist gleich dem Silber im Schmelztiegel, das dann den Grad vollkommener Reinheit erlangt hat, wenn der Silberschmied sein eigenes Bild darin spiegeln sieht. Die Worte «Jehovas» sind darum auch klar und unmißverständlich; Mißverstehen oder Nichtverstehen kommt ausschließlich von unserem mangelhaften Fassungsvermögen und unserer Schwer­fälligkeit im Verstehen der göttlichen Gedanken her,

Frage Nr. 648: Was bedeuten die «Bande» und die «Seile» in Ps. 2, 3: «Lasset uns zerreißen ihre Bande, und von uns werfen ihre Seile»?

Antwort: Dies will uns einfach in einem poetischen Bilde die Auflehnung der trotzigen Menschen gegen Gott vor Augen führen. Ist es nicht das, was wir auch in unseren Tagen sehen? Immer frecher und ungehemmter trachten die Menschen nach Ungebundenheit, die sie fälschlicherweise «Freiheit» nennen, Gottes Gebote werden ungescheut übertreten und Seine Ordnungen planmäßig beiseite geschoben. Gut und Böse wird auf den Kopf gestellt, ja Gottes Leitung und Regierung abgelehnt und geleugnet. Man scheut sich nicht, Gott, der Herr und Gebieter ist, vom Throne zu stoßen. Diese «Bande» und «Seile» sind somit Gottes Gebote, Seine Zügel und Seine Regierung. Alles Göttliche möchte der sündenverfinsterte Mensch «zerreißen» und «von sich werfen». Aber, «der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet ihrer» (Ps. 2, 4).

Frage Nr. 649: In Joh. 10, 34 erinnert der Herr an die Worte des 83. Psalms:«Ihr seid Götter» (Vers 61. Wie ist das zu verstehen?

Antwort: In Psalm 82 rechnet Gott mit den leidigen Richtern, welche berufen gewesen wären, nach dem Gesetz Gottes zu urteilen und zu richten. Sie waren somit als Sprecher und Vertreter Gottes anzusehen. Nach I.Chron.23 und 26 mußten diese aus den Leviten genommen werden, also aus denen, welche mit dem Gesetz Gottes in besonderer Weise vertraut waren. Wenn nun der Herr Jesus, angesichts der Haltung der Obersten des Volkes, die ihn wegen Seines An­spruchs, Gottes Sohn zu sein, tadeln, ja steinigen wollten, sich auf diesen Aus­spruch in Psalm 82 beruft, so will Er damit folgendes dokumentieren: Wenn der Heilige Geist jene Richter, welche doch Fehlbare und schwache Menschen waren, mit «Götter» betitelte, wieviel mehr habe Er das Recht, sich so zu nennen, da Er doch durch Seine Werke, Wunder und Zeichen, wie auch durch Seine wunderbaren Worte, seine Autorität und Allmacht, also Seine Göttlichkeit be­stätigt hatte und bewiesen, daß Er also nicht nur Mensch sei, sondern nichts anderes als Gottes Sohn sein könne. Sie hätten somit Beweise Seiner Gottes­sohnschaft genug gehabt, wenn sie dieselben hätten annehmen wollen. Wenn der Psalmist die Richter «Gölten» nennt, so waren sie dies gleichsam «ex officio», d. h. Kraft ihres Amtes als Richter. So könnten auch heute Richter nicht ihres Amtes walten und Schuldige verurteilen, wenn Gott eben nicht die Einrichtung der Obrigkeit gegeben hätte. Es war ein wirklich sehr hoher Titel, den Gott selbst hier den Menschen gegeben hat. 

Frage Nr. 650: Ich bitte um eine Erläuterung des Ausdrucks «In Christus». 

Antwort: Bis zur Verherrlichung des Christus zur Rechten Gottes war der Mensch lediglich auf sich selbst gestellt, auf sich selbst angewiesen im Verkehr mit der Gottheit; höchstens hatte er in Israel den Hohenpriester als Mittler. In dem nun kund wurde, durch Paulus besonders, daß der Mensch zur Herr­lichkeit Gottes berufen sei und daß Gott selbst alles dazu Erforderliche veranlaßt und Christus dieses ausgeführt habe, traf dies alle menschlichen Erwartungen Übertreffende ein; «Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wäret, durch das Blut des Christus nahe geworden» (Eph.2,13). Wie wollten wir uns vor Gott aufhatten, wo, auch wenn wir von Sünden rein wären? w i e mit Ihm als dem Vater eins sein? wenn wir nicht mit Christus, mit dem Sohn, eins wären und zwar dadurch, daß der Vater in Christus ist, Christus im Vater und in uns und wir in Christus (Joh. 17). Mit «in Christus» ist zunächst der Weg gemeint, den Gott bestimm) hat, daß wir i m Sohn, i n Christus, vor ihm seien, aber dann ist ferner die Tatsache damit gemeint, daß jeder an Christus Glaubende Christus einverleibt ist, trotzdem er eine Per­sönlichkeit für sich selbst bleibt. Das war etwas so Ungeheuerliches, daß Paulus es immer wiederholt. Wir müssen uns in die Seele eines Menschen der dama­ligen Zeit hinein denken, um das fast Unglaubliche in seiner Seele Gestalt gewinnen zu sehen. Wir dürfen da unsere Vertrautheit mit dem Ausdruck nicht als Maßstab nehmen.

Frage Nr. 651: Könnten Sie uns einige Auskunft über folgende Verse geben: «Denn Ich will nicht, daß ihr unkundig leid, Brüder, daß unsere Väter alle unter der Wolke waren und alle durch das Meer hindurchgegangen sind, und alle auf Moses getauft wurden in der Wolke und in dem Meere, und alle dieselbe Speise aßen, und alle denselben geistlichen Trank tranken; denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, welcher nachfolgte! Der Fels aber war Christus» (1. Kor. 10,1—5)

Antwort: In 1. Kor. 10,1—13 unterweist Paulus die gläubigen Korinther über die Frage des Bekenntnisses der Christenheit und will ihnen zeigen, daß ein solches ohne wahres Leben aus Gott durch den Heiligen Geist gar keinen Wert habe. Er benutzt hierzu die Geschichte des Volkes Israel, welche uns als Vorbild gegeben ist, daß wir daraus lernen möchten. Alle Bilder, die Paulus hier er­wähnt, stellen recht klar und drastisch dar, wie die äußeren Dinge eines Bekennt­nisses an sich noch keine Garantie für wahren Glauben und wahres Leben aus Gott sind. Denn genau so, wie es in Israel war, steht es heute in der Christen­heit. Israel war unter der Führung der Wolke, welche das Volk bei Tage be­schirmte und bei Nacht erleuchtete, ausgezogen, um ins verhießene Land zu ziehen, In dieser Wolke wohnte Jehova. Alle waren auch durch das Rots Meer hindurchgegangen, welches ein Sinnbild des Todes des Christus unter dem Gericht Gottes ist. Die Gegenbilder der Wolke und des Meeres hat auch die bekennende Christenheit: Die Gegenwart Gottes und die Kenntnis des durch das Erlösungsblut erlangten Heiles. «Alle sind auf Moses getauft worden in der Wolke und im Meere» (Vers 2). Israel hatte da eine Art Taufe, welche das Wort Gottes mit der christlichen vergleicht. Israel wurde sozusagen auf Mose, ihren Führer und Mittler, getauft, sie trugen sozusagen die Livree Moses, wie die Christenheil diejenige des Christus, nämlich Seinen Namen und Sein Be­kenntnis trägt.

 Jene hatten diese Taufe in der Wolke und im Meere; das christ­liche Bekenntnis aber anerkennt als Herrn einen lebendigen Christus, der die Christen beschützt und erleuchtet; einen gestorbenen Christus, auf den sie ge­tauft sind; denn es ist wohl zu beachten, daß die Taufe nichts anderes ist, als das äußere Zeichen des christlichen Bekenntnisses. Israel hatte ferner das Manna gegessen und das Wasser aus dem Felsen getrunken, geistlicherweise sind dies Vorbilder des Sohnes Gottes, der aus dem Himmel herabgekommen ist, um das Volk zu nähren, und des Heiligen Geistes, um es zu tränken. Diese Segnungen gehören auch der Christenheit, von der gesagt wird, sie habe «die himmlische Gabe geschmeckt und sei des Heiligen Geistes teilhaftig geworden» (Hebr. 6, 4—5). Es ist aber wohl zu beachten, daß hier nichts gesagt wird von den jüdischen Opfern, den Vorbildern der Erlösung, noch vom Essen des Fleisches und Trinken des Blutes des Christus, weiches das diese letzteren nun vermocht, Israel zu erretten, oder vermag ein bloßes Be­kenntnis die bekennende Christenheit zu erretten? Von allen den aus Ägypten ausgezogenen erwachsenen Männern haben nur zwei, Männer des Glaubens, den Jordan überschreiten können, um ins Land Kanaan einzutreten.

 Alle übrigen mußten in der Wüste sterben, weil sie den Zorn und das Gericht Gottes herausgefordert hatten. Sie hatten 1. nach bösen Dingen gelüstet und 2. waren sie Götzendiener geworden; nicht das goldene Kalb, sondern das begleitende Freudenfest wird erwähnt, was auch die bekennende Christenheit charakterisiert: «Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken und sie standen auf, um zu spielen». 3-Sie haften mit den Töchtern Moabs, den Feinden Gottes, Hurerei getrieben; 4. Gott versucht und 5. gemurrt und dem Willen Gottes ent­gegengesetzt gehandelt. Gilt nun dies alles nicht auch von der toten Namen­christenheit, welche ebenso wie einst Israel dem Gericht Gottes verfallen ist? Der Apostel redete dann zu denen, welche nicht bloße Bekenner des Christus sind, sondern Leben aus Gott haben. Ein jeder prüfe sich, ob diese Dinge nicht etwa bei ihm gefunden werden können! Begehrt mein Herz böse Dinge? Finde ich Freude an materiellen Dingen und weltlichen Vergnügungen? Zweifle ich an der Liebe des Christus? Bin ich unzufrieden, daß Prüfungen meinen Weg begleiten? 0 laßt uns wachen und nüchtern sein, daß nicht das Gericht Gottes uns ereile! Es erhebt sich hier die ganze Frage unserer Verantwortlichkeit, so wie Paulus im 9. Kapitel von der seinigen redet. Vorliegende Stelle will also dartun, daß es darauf ankommt, nicht bloß durch äußere Normen wie Taufe, Konfirmation, Abendmahl, Bekenntnisse usw. zur christlichen Kirche zu gehören, sondern durch Bekehrung und neues Leben wirklich Christ zu sein. Alles Formelle nützt an sich ebensowenig wie die Geburt als Israeli) etwas nützte, wenn er sich nachher dem Götzendienst anheim gab. Wahrer lebendiger Glaube allein macht wahre Christen, wie auch nur Treue und Gehorsam in bezug auf die göttlichen Gebote einen von Gott anerkannten Israeliten machten.

Frage Nr. 652: Es wurde mir vorgeworfen, daß der Herr Jesus dem Diener, der Ihn schlug, geantwortet habe, er habe nicht gewußt, daß es der Hohe­priester sei. Was sagen Sie dazu?

Antwort: Ach, die oberflächlichen Kritiker! Es war doch nicht der Herr Jesus, sondern der Apostel Paulus, der das sagte, daß er nicht gewußt habe, daß es der Hohepriester sei- (Vergl. Apg. 23, 1—5.) Vielleicht denkt der Kritiker an Joh. 18, 19—23, was aber eine ganz andere Begebenheit ist. Paulus musste ein rasch gesprochenes Wort mit der in obiger Frage erwähnten Entschuldigung zurücknehmen. Nach Gal. 4, 15 scheint Paulus ein Augenleiden gehabt zu haben. Da er nun nicht gut sehen konnte, erkannte er den Hohenpriester nicht. Wie aus der Erzählung geschlossen werden kann, war der Hohe Rat [das Synedrium) durch den römischen Obersten zusammengerufen worden. Man saß also nicht nach jüdischer, gesetzesmäßiger Weise zu Gericht; und darum wurden auch die offiziellen israelitischen Normen nicht gewahrt, denn der Einberufer und oberste Richter der Versammlung war der Römer. So ist das Verhalten des Apostels ver­ständlich: er konnte nicht wissen, ob der Hohepriester zugegen war.

Frage Nr.653: Haben wir eine Bibelstelle, aus der zu ersehen ist, daß das Evangelium schließlich «die ganze Welt erobern» wird?

Antwort: Nein. Am Schluß von Matthäus 28 gibt wohl der Herr den Jüngern den Auftrag, die Nationen zu Jüngern zu machen und sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen; aber nirgends steht, daß alle Menschen und alle Nationen bekehrt würden. Schon der Schluß von Mark. 16,16—17 setzt eine Scheidung der Menschen voraus in solche, die glauben und solche, die nicht glauben, und so ist es auch bisher immer gewesen und ist es heule noch. Jetzt, wo wir bestimmt am Ende der Gnadenzeit stehen, hat ein großer Teil der Menschheit sogar nicht einmal das Evangelium gehört. Übrigens besagt schon das griechische Wort «ekklesia» (= Gemeinde, Ver­sammlung) an sich, daß das heutige Volk Gottes aus allen Völkern heraus gesammelt werden soll. Das Wort in Matthäus 28 ist eben in der Absicht so absolut gefaßt im Gegensatz zur Ordnung im Alten Bund, wo Israel allein das Volk Gottes war und allein Gottes Offenbarung besaß.

 Auch In bezug auf die Verkündigung des Evangeliums vom messianischen Königreiche, das das erneuerte Israel allen Nationen bringen wird, und obwohl dann die ganze Fülle des Geistes ausgegossen sein wird, lesen wir nicht, daß es die «ganze Welt erobern» wird. Es wird Nationen geben, die sich zu Gott bekehren werden, aber keineswegs alle. Denn viele werden sich wohl äußerlich der Herrschaft des Messias unterwerfen (siehe Sach. 14, 16—21); aber nicht wahrhaft von Herzen, denn wir lesen in Offb. 20, 7—10, daß der Teufel am Schluß der tausend Jahre Messiasherrschaft wieder zahlreiche Nationen von den Enden der Erde verführen wird, zum Kriege wider Jerusalem und daß diese im Gericht verzehrt werden. Übrigens ist ja der größte Teil der Christenheit schon längst wieder in die Finsternis des Heidentums zurückgesunken, und heute schon beginnt in der ganzen Christenheit der prophezeite Abfall, doch auch nichts anderes als ein Zurücksinken in die Finsternis. Dies alles zeigt doch klar, daß es zu allen Zelten ein Großteil Menschen gegeben hat und immer geben wird, die Gottes Botschaft nicht gehorchen wollen und nicht von ihr «erobert» worden sind.

Frage Nr. 654: Was hat es für eine Bewandtnis mit den Prophetenschulen im Alten Testament, entsprechen diese den heutigen Bibelschulen?

Antwort: Nein, im Worte Gottes kommt der Ausdruck «Prophetenschule» gar nicht vor, wir lesen nur von «Propheten» oder «Söhnen von Propheten». Das waren allerdings Gruppen von Männern, die in besonderer Gemeinschaft mit einigen grossen Propheten standen. Erstere haben wohl die Propheten bedient und sind wahrscheinlich von ihnen in der Weisheit Gottes unterwiesen worden, so daß sie etwa auch zu untergeordneten prophetischen Aufträgen benutzt wurden (z.B. 1. Kön. 20, 35—43; 2. Kön.9,1), aber sie können nicht als Vor­bereitungsschulen für das Prophetenamt aufgefaßt werden, wie etwa die Bibel­schulen für den Predigtdienst; denn die Berufung zum Propheten erfolgte durch persönlichen Ruf direkt von Gott und durch Seine direkte Inspiration. Übrigens wird diese Erscheinung nur von den Propheten Samuel, Elias und Elisa, also von Männern, die zu ganz besonderem Auftrag berufen waren, berichtet; gerade bei den spätem, predigenden Propheten verlautet nichts mehr von sog. Prophetenschulen. Nur bei Samuel lesen wir von Propheten, welche spontan vom Heiligen Geiste ergriffen und gewissermaßen verzückt wurden, dies aber nur für eine kurze Zeit, wohl S a u l zum besonderen Merkzeichen (I.Sam.10,5; 19,20). Man erkennt aber aus den Berichten wohl, daß sie sich dessen, was sie taten und sagten, nicht voll bewußt, sondern eben verzückt waren. Die von Gott beru­fenen Propheten aber waren mit ihrer ganzen Seele bei dem, was sie auszu­richten hatten.

Frage Mr.655: Sind Bibelschulen nach Gottes Gedanken oder genügen das Wort Gottes, der Heilige Geist und die Versammlung, um die Brüder für den Dienst am Evangelium und für die Gemeinde auszurüsten? Gibt es Gründe, welche die Gründung einer Bibelschule rechtfertigen?

Antwort: Sie haben gewiss recht, wenn Sie sagen, daß wir im Worte keiner­lei Anweisungen finden, welche die Gründung von Bibelschulen im landläufigen Sinne rechtfertigen, und daß die Gaben zum Dienst allein vom Heiligen Geist ausgeteilt und unter Seiner Leitung ausgeübt werden sollen. Dennoch darf nicht übersehen werden, daß die heutige Sachlage durch den Verfall der Christenheit so gestört, zerrissen und verworren ist, daß praktische Fragen oft nicht mehr so gradlinig mit «Ja» oder «Nein» entschieden werden können. Eins ist sicher, am Wort Dienende sich völlig unter die Leitung des Heiligen Geistes stellt. Aber ich habe mit ändern Brüdern die Beobachtung gemacht, daß ein bloß einseitiges Betonen dieser Leitung zu einer nur formellen Auffassung derselben geführt hat und die Folge davon ist naturgemäßes ein schwacher und magerer Dienst. Das entspricht sicherlich nicht den Gedanken des Herrn, welcher wünscht, daß die Fülle des Wortes dargereicht werden möchte.

 «Dienst am Worte» ist nicht nur «Gabe» an sich, sondern setzt auch eine gründliche Kenntnis des Wor­tes Gottes voraus. Hiervon ist die Qualität des Dienstes abhängig. Wir urteilen, daß es Vermessenheit ist, über das göttliche Wort reden zu wollen, ohne es zu kennen. Wie unendlich groß ist doch das Gebiet der Gedanken Gottes, welche in Seinem Wort enthalten sind. Wie gering ist demgegenüber unsere Erkenntnis] Wie blind ist oft unser Geistesauge in manchen ernsten und wichtigen Dingen, welche an uns herantreten. Warum sollen wir nicht die uns zur Verfügung stehenden Hilfsmittel, z. B. Betrachtungen über Gottes Wort von begabten Brü­dern, oder auch Konferenzen, Bibelkurse usw., welche uns tiefer in das göttliche Wort einführen, unseren Blick weilen und unseren Geist schärfen, be­nutzen? «Bibelschulen», wenn sie keinen anderen Zweck als den eben genann­ten haben, können als verlängerten und bereicherten Bibelunterricht ange­sprochen werden. Freilich gilt dies alles nur unter der Voraussetzung, daß die geschriebenen Betrachtungen, Bibelkurse, Bibelschulen, wirklich unter der Leitung des Heiligen Geistes stehen, ohne dies wird keine wirkliche Ausrüstung zustande kommen. Wenn aber eine «Bibelschule» lediglich den Zweck verfolgt, ähnlich einer Universität, christliche Prediger zu «fabrizieren», und diese sich dann auf ihr theologisches Studium oder ihr Bibelschulzeugnis stützen und sich deshalb zum Dienst berufen wähnen, dann kann solches unmöglich nach den Gedanken Gottes sein.

 Wenn aber ein Gläu­biger, der dem Herrn aufrichtig dienen will und eine Bibelschule durchlaufen hat, das Gewonnene demütig unter die Leitung des Geistes Gottes stellt, wird der Herr sich nicht zu ihm bekennen? Ist es nicht erstaunlich, wie Großes der Herr durch Pfarrer, Missionare, Prediger, welche wohl alle eine «Ausbildung» genossen haben, gewirkt hat und noch wirkt? Allerdings bekannten sie, daß sie viel zu verlernen hätten. Sicherlich hat dies vor allem die demütige Abhängigkeit vom Herrn und die Leitung des Heiligen Geistes zustande gebracht. Wir wollen das mit Freuden anerkennen und uns erinnern, was der Herr in Mark. 9, 38—40 gesagt hat und wollen weitherzig sein, wie Paulus in Phil. 1, 18. Der Herr benutzt verschiedene Werkzeuge auf verschiedene Art und auf ver­schiedenen Wegen. Was wir zu tun haben, 'ist, einen Unterschied zu machen zwischen Unternehmungen, die in Abhängigkeit und im Blick auf den Herrn unternommen sind und unter Seiner Leitung stehen, und solchen, bei denen dies wohl nicht gesagt werden kann. Es ist vielleicht wenig bekannt, daß auch Br. Darby bei zwei Gelegenheiten, da er sich in Lausanne aufhielt, mit mehreren Jungen Brüdern, welche den Wunsch hatten, sich dem Dienst am Evangelium zu widmen, fast ein Jahr lang die Bibel gelesen und täglich das Brot mit ihnen gebrochen hat. Einige von diesen jungen Brüdern sind dann nach Frank­reich gereist, um dort in einer Gegend, welche tief im Unglauben und in der Finsternis steckte, das Wort vom Kreuz zu verkündigen,

Frage Nr. 656: Sind Sie zu Ihrem Dienst am Evangelium und zum Schreiben Ihrer Zeitschrift «Die letzte Stunde« berufen oder «geweiht» worden?  Welche theologische Schule haben Sie besucht?

Antwort: Nichts von alledem! Wozu auch? Berufen? Ja, allerdings, aber nicht von Menschen, sondern von Gott, sonst wäre jede Arbeit 'illusorisch. «Geweiht»? Wo wäre die biblische Begründung, daß der am Werke dienende Bruder durch Alle Gläubigen sind berufen, daß sie «hingehen und Frucht brin­gen», da ist kein Unterschied. Auch kann man Gaben nicht anlernen, sie müssen von Gott geschenkt sein. Ist jemand von Colt beauftragt, das Evange­lium zu predigen, so wird Gott ihm auch die Gäbe geben. Denken wir an Hudson Taylor, Georg Müller, Ch. H. Spurgeon, D. L. Moody u.a. m.; wer hatte sie «berufen», wer «geweiht», wer «ordiniert»? Niemand, und doch welch gesegnete Werkzeuge Gottes waren sie!

Frage Nr. 657: Warum verfluchte der Herr den Feigenbaum, da doch noch «nicht die Zeit der Feigen war»? (Mark. 11,13).

Antwort: G. Lisco schreibt darüber: «Es war noch nicht die Erntezeit für die überwinterten Feigen, so daß sie 
schon hätten können abgenommen sein, und da der Feigenbaum die Früchte eher treibt als die Blätter, so ließ das Vor­handensein dieser um so mehr auch Früchte erwarten. Indem nun der Herr weder frühreife, noch überhaupt Früchte fand, so war es ein unfruchtbarer Feigenbaum.»

Frage Nr. 656: Muß ein Gläubiger, wenn er gesündigt hat, «wieder unter das Blut kommen? Wird da nicht die einigende Kraft des Blutes Jesu Christi falsch angewendet?

1. Antwort: Allerdings wird «die reinigende Kraft des Blutes von Jesus Chri­stus» oft genug falsch angewendet. Man denkt sich die Sache so ähnlich, wie das nochmalige Begehen des Weges eines Verlorenen zu Jesu. Das kann natür­lich unmöglich richtig sein. Der Errettete und Wiedergeborene ist doch in die Stellung der Gotteskindschaft gebracht. Das ist ein einmaliger Akt und kann nicht erneuert werden; eine Tatsache, welche bleibend ist. Wenn ein Kind geboren ist, ist es und bleibt es geboren. So ist es mit der Stellung des Kindes Gottes, es ist durch die Wiedergeburt zum Leben gelangt und bleibt darin, es kann nicht zweimal geboren werden, denn die Gotteskindschaft beruht auf der ewiglich unerschütterlichen Grundlage des Erlösungswerkes von Golgatha. Schmerzlich ist die Tatsache, daß das praktische Leben wegen des noch in uns wohnenden Fleisches hinter dieser erhabenen und herrlichen Stellung zurück­bleibt. Auch Kinder Gottes fehlen, irren, straucheln. Auch der Apostel hat sich davon nicht ausgenommen (Jak. 3, 2). Da wir nun aber durch die Sünde befleckt werden, ist eine ständige Waschung erforderlich. Durch das Wort und den in uns wohnenden Heiligen Geist sind wir in den Stand gesetzt, unsere Wege und unser Leben zu erkennen und zu beurteilen. Wenn wir nun gesündigt haben — es m u ß nicht vorkommen, aber es kann vorkommen — muss selbstredend eine Waschung erfolgen. Dazu genügt aber keineswegs ein bloßer Gedanke an das Kreuz von Golgatha. Es gilt, unsere Sünden als Sünde zu erkennen, und vor dem Vater zu bekennen: «Wenn wir unsere Sünden be­kennen, so ist Er treu und gerecht, daß Er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit» (I.Joh.1,9). Ein gründliches Selbstgericht muss selbstverständlich vorangehen. (Vergl. die Brüder Josephs in 1-Mose 44.) Dann wird unser Vater Gott sich selber, d. h. Seiner Heiligkeit treu sein, welche ja keine Sünde ungerichtet lassen kann, aber auch Seinem Worte treu und gerecht, indem E r das Blut Seines Sohnes ansieht, und im Blick auf das an Jesu vollzogene Gericht uns vergibt. Insofern behält das Blut seine reini­gende Kraft für alle unsere Sünden; denn nur im Blick auf dieses Blut können wir von seiten des Vaters auf Vergebung rechnen (1.Joh. 1,7). «Wenn jemand gesündigt hat, wir haben einen Sachverwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten» (l. Joh. 2, 1). Vergessen wir also bei allem dem nicht, daß unsere Gotteskindschaft ewig und unverlierbar ist; daß nicht ein verlorener Sünder um Annahme bei Gott bittet, sondern ein Kind (Gottes Kind) den Vater (den himmlischen Vater) um Vergebung bittet.

 Also nicht eine «Neuvergießung» des Blutes, sondern ein Bekenntnis: «Vater, ich habe gefehlt, :ich bin untreu und ungehorsam gewesen».
2. Antwort: Es zeugt nicht von völligem Erfassen der grossen Errettung, welche uns durch Jesu Blut geworden ist, noch von einem Verständnis, was Rechtfertigung bedeutet, wenn man also betet. Viele Stellen der Heiligen Schrift bezeugen die völlige Abwaschung der Sünden durch das Sühnungswerk von Golgatha. (Vergl. Hebr. 9, 24—-28; 10, 10—18, besonders Vers 17.) Warum sollen, wenn Gott versichert, daß Er «unserer Sünden nie mehr gedenken» will, oder wie Jes.38,17 uns sagt, daß Gott dieselben «hinter Seinen Rücken geworfen hat», wir noch derselben gedenken? Ist es nicht Mißtrauen gegen das klare Zeugnis des göttlichen Wortes? Was die leider immer wieder vorkommenden Sünden betrifft haben wir ja eine deutliche Anweisung in I.Joh.1,7: Ernstes Selbstgericht! Dann ist Gott treu und gerecht, daß Er uns vergibt. «Treu» Seiner Heiligkeit gegenüber, «gerecht», weil wir wissen, daß die Sünde auf ewig gesühnt und hinweg getan ist. Bei alledem findet keine neue Blutvergießung mehr statt; dieses ist einmal geflossen und fließt nie wieder.
3. Antwort: «Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, daß Er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.» Diese Steile sagt uns nun allerdings nicht, daß wir «unter das Blut kommen» müssen, wohl aber, daß wir unsere Fehltritte in demütigem Bekenntnis vor den Herrn bringen sollen, so wie Kinder ihre beschmutzten Kleider der Mutter brin­gen. Ein solches ernstliches Bekenntnis wird der Herr annehmen. Er wird, getreu Seinem Worte, uns vergeben, uns reinigen von der begangenen Sünde und uns freimachen. Wie könnten wir sonst unseren Pilgerweg bis ans Ziel vollenden? Das ist eine der Lehren von Joh. 13, welche — beachten Sie das wohl — gerade dem Petrus gegeben wurden, der ein paar Stunden später den Herrn verleug­nete. Lesen Sie bitte recht sorgfältig Petri Geschichte in den Stellen: Joh. 13, 1—11; Luk.22,31—34; 22,54—62, besonders Vers 61; Mark. 16, 7; Joh. 20, 3—10; Luk. 24, 12 und 34; Joh. 21, Hier haben Sie ein Beispiel davon, wie sich der Herr zu unseren Fehltritten stellt, wie Er handelt und was unser Weg in solchem Falle ist.

Frage Nr. 659: Kommt das Verbot des Blutessens nicht auch in Anwendung für Bluttransfusionen?
 (Apg. 15, 29)

Antwort: Sicherlich nicht! Blutessen und Bluttransfusion sind doch ganz ver­schiedene Dinge, Wenn man Blut ißt, ißt man zu eigenem Nutzen sozusagen das "Leben» eines ändern, von etwas Getötetem, tut also etwas, wozu man nicht berechtigt ist. Blut genießt man doch auch nur zur Frönung eines Gelüstes, sei es, daß man es esse oder trinke. — Bei der Bluttransfusion handelt es sich dagegen um ein Opfer seitens eines Lebenden, der sein lebendes Blut gibt, um ein entfliehendes Leben zu retten, also um etwas völlig Entgegengesetztes. Es ist ein Dienst der Nächstenliebe und darum sicher Gott wohlgefällig.

Frage Nr. 660: Ist es dem Gläubigen gestattet, Blut zu essen?

Antwort: Das Enthalten von Blut war eines der vier notwendigen Stücke, welche denen aus den Nationen, die sich zu Gott bekehrt hatten, zur Beobach­tung von den Aposteln und Alertesten in Jerusalem übermittelt wurden (Apg. 15,20—29; 16,4). Es waren die vier Stücke, die auch vordem schon von denen verlangt wurden, die inmitten des Volkes Israels Jehova anbeten wollten. Diese Forderung entsprach den Anordnungen Gottes, die Er bezüglich des Gottes­dienstes Seinem Volke gestellt hatte. (3. Mose 7, 26. 27; 17, 10—14.) Aber auch im zivilen Leben hatte Jehova Seinem Volke bei allen erlaubten Speisen das Blut als den Träger des Lebens vorenthalten. Es sollte gleich Wasser auf die Erde gegossen werden. (5. Mose 12,15.16.23—25.) Vor allem aber ist zu beachten, daß, ehe es ein Bundesvolk Israel gab, Gott dieses Gebot den Menschen gab und somit ist dieses Gebot für alle Menschen maßgebend. Wir finden es nach dem Segen, womit Gott den Menschen nach dem Gericht der Sündflut segnete. (1. Mose 9,4.) Das Leben gehört Gott, der es gegeben hat und die Ehrfurcht vor dem Schöpfer soll den Menschen veranlassen, Seine Anordnungen zu würdigen und sich ihnen zu fügen, dann wird ihm auch die Erkenntnis der Zweckmäßigkeit göttlicher Verordnungen zuteil werden. Dann werden solche Verordnungen nicht als «gesetzlicher Zwang» empfunden, sondern man bewundert die Weisheit Gottes, die sich 'in Seinen Gesetzen und Geboten offenbart.

Frage Nr. 661: Wäre das Evangelium auch zu den Nationen gekommen, wenn Israel den Herrn angenommen hätte?

Antwort: Nein, bei der dazumaligen dünkelhaften Einstellung der Juden wäre das Evangelium kaum zu den Nationen gelangt. Die Juden hätten es für sich behalten. Davon ist ja der Prophet Jona ein sprechendes Beispiel. Lesen Sie auch Apg. 22, 21—33, wo das Volk selbst Antwort auf Ihre Frage gibt: die Juden hörten Paul! Verantwortung ruhig an, bis er den Auftrag, mit dem Evangelium zu den Nationen zu gehen, erwähnte. Dieses erregte ihre höchste Wut und eben deswegen wollten sie ihn beseitigen. Noch heute, wie damals, halten sich die Juden für das einzig auserwählte Volk Gottes, das schon durch seine Ab­stammung von Abraham von vornherein die Garantie der Seligkeit besitze, während die «Gojim», die Nichtjuden, keine Aussicht dazu hätten, mögen sie auch noch so gottesfürchtig sein, schon darum nicht, weil sie keine Juden sind. Die Kontroverse des Herrn mit den Juden in Joh. 8 und die Belehrung von Rom. 9 geben Zeugnis von dieser Einstellung. Wie schwer ist es doch selbst den Jüngern geworden, die Zwischenwand der Umzäunung abzubrechen, wie die Kapitel 10, 11 und 15 in der Apostelgeschichte zeigen! In Rom.11,25 sagt der Heilige Geist geradezu, daß Israel zum Teil Verstockung widerfahren sei, damit den Nationen Heil widerfahren könne. Daran denkt der Herr auch in Seinen Dankesworten in Matth. 11,25—26. Das bleibt so, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen sein wird, und so lange muss sich Israel gefallen lassen, daß es Gottes Botschaft aus dem Munde von Christen aus den Nationen entgegen­nehmen muss (Jes.28,11; 1. Kor. 14, 21; Rom. 10, 19). Erst nachdem die Vollzahl der Nationen eingegangen sein wird, dann wird Israel gesammelt und innerlich erneuert werden, und dann erst wird es fähig und willig sein, die Segnungen Gottes mit den Nationen zu teilen und ihnen Gottes Botschaft zu bringen.


Frage Nr. 663: Ein lieber Gläubiger behauptet, daß wir als «Heidenchristen" nur auf die Briefe des Apostel; Paulus zu hören hätten, alles Übrige gelte nur für die Juden, auch die Evangelien. Wie antworten Sie darauf?

Antwort: Das ist natürlich ein Fündlein bloßer Verstandestheorie ohne jeden Untergrund, ja ohne irgendwelche biblische Logik. Wahre Schriftkenntnis weiß, daß das Wort Gottes ein Ganzes bildet und allen Menschen gegeben ist. Schon der eine Umstand beweist dies, daß das ganze Neue Testament in Griechisch und nicht in der Mundart der Apostel geschrieben ist, d. h. in der damaligen Weltsprache. Wenn etwas für die Juden allein wäre, hätte es der Heilige Geist sicher nicht griechisch, sondern hebräisch schreiben lassen. Es sprechen aber noch wichtigere Gründe gegen jene Behauptung. Gerade Paulus hat bekanntlich ein und dasselbe Evangelium sowohl den Juden als auch den Heiden verkündigt; nur der Anknüpfungspunkt ist verschieden: bei den Juden ist es das Alte Testament, das sie kannten, bei den Heiden natürlich sind es ihre Kenntnisse von Gott, ihr Gewissen, die Schöpfung, ihre Götterlehre usw. Ferner brauchen wir nicht nur die Lehre über das Heil, wovon übrigens die Briefe nur eine Fortsetzung sind, sondern das Heil selbst, welches uns vornehmlich in den Evangelien dargestellt wird; wir brauchen aber nicht nur das Heil als solches, sondern die lebendige Person des Herrn Jesus selbst, um für alle unsere Bedürfnisse Rat zu finden! Den Herrn finden wir aber gerade am ausdrücklichsten in den Evangelien. Und alle die grundlegenden Worte des Heils, wie Matth. 11, 28—30; Joh. 3,16, auch das Gleichnis vom verlorenen Sohn. die Darstellung des Herrn als Den, der gekommen ist, das Verlorene zu suchen und zu erretten, alles das, was zum Rettungsanker so vieler Millionen Sünder geworden ist, steht in den Evangelien.

 Auch das wichtige Wort des Kaiphas in Joh. 11, 50—52, daß Jesus nicht nur für Israel sterben müsse, steht in den Evangelien. Übrigens sind Ja die Schriften des Lukas direkt an Theophilus, einen Griechen, gerichtet, nicht an einen Juden. Sollen diese nicht auch für uns «Heidenchristen» sein? So könnte noch manches als Beweis angeführt werden, aber das Gesagte dürfte wahrlich genügen. Möge der liebe Gläubige sich wirklich vom Heiligen Geiste leiten lassen, und nicht von seinen eigenen Gedanken! Das Wort Jesu, das er anführt aus Matth. 15 (Ich bin nicht gekommen, als nur zu den verlorenen Scha­fen Israels) hat Er doch nur in dem besonderen Fall der Syrophönizierin gesagt, welche Ihn «Sohn Davids" titulierte, wozu sie keinen Anspruch hatte. Wohl aber durfte sie dem «Heiland der Welt» nahen. Hat Er nicht auch dem römischen Hauptmann in Kapernaum auf seinen Glauben geantwortet? Sind denn nur die Juden verlorene Schafe, nicht auch die Nationen? Jedenfalls brauchen auch wir alles im ganzen Neuen Testament ebenso sehr wie die Juden, selbst die­jenigen Teile, welche ausgesprochen jüdische Gesichtspunkte betreffen, wie das Evangelium Matthäus und der Hebräerbrief.

Frage Nr. 664: Wie verhält es sich mit dem «Zehnten geben» im Neuen Testament?

Antwort: Im alten Bund war das Zehntengeben allerdings ein striktes Gebot. Mammonsdienst hat zu allen Zeiten das Herz des Menschen regiert, darum wollte Gott Sein Volk zum Geben erziehen. Trotzdem lesen wir in Jesaja, Amos und besonders Maleachi, daß Gott den Juden vorwerfen musste, daß sie Ihm den schuldigen Zehnten vorenthalten oder in schlechter Ware gegeben haben! Im Neuen Testament ist nun der Charakter dieser Abgaben — oder Opfer, wenn man will — ein ganz anderer. Da möchte ich auf 1. Kor. 16, 1—2 und 2. Kor. 8 und 9, sowie die Unterweisung des Herrn wegen dem Scherflein der Witwe hin­weisen. In 2. Kor. 8 und 9 wird dargestellt, wie diese Gaben für die verschiedenen Bedürfnisse im Werke des Herrn nur ein kleines Entgelt unsererseits für all den Se­gen sei, den wir durch sie empfangen haben. Der Herr erwartet von uns deswegen, daß wir «fröhliche Geber» seien, die gerne und in völliger Freiheit opfern, nicht aus Gesetzeszwang, wie bei den Juden, sondern aus dank­barer Liebe. Ein Opfer ist immer mit einer Selbstverleugnung ver­bunden. Wo die Liebe vorhanden ist und uns antreibt, geben wir gerne und rechnen nicht viel hin und her, gleichgültig ob wir arm oder reich sind. Der Herr sieht das Herz des Gebers an. Wer dem Herrn aus fröhlichem Herzen gibt, kommt niemals zu kurz, was aber bei scharfem Rechnen, gezwungenem oder gar gleichgültigem Geben stets der Fall sein wird.

Frage Nr. 665: Welches ist die Hoffnung des treuen Knechtes des Herrn?

Antwort: Die Hoffnung des Knechtes (Magd) des Herrn ist: bei der Ankunft und Gegenwart des Herrn die Frucht seiner Arbeit zu finden (1. Thess. 2, 19). Es kommt dabei vor allem darauf an, w i e der Knecht gearbeitet hat, ob sein Werk die Prüfung durch Feuer aushält, d. h göttlich gewirkt war, denn nur dann ist es wertbeständig und wird sich vor des Herrn Preisgericht (Richterstuhl) zu seinem Lohne auswirken (1. Kor. 3,13—14; 1. Joh. 2, 28). Es werden uns vier verschiedene Kronen als Lohn und Ermunterung gezeigt: Die Krone der Herrlichkeit wird, wenn der Erzhirte erscheinen wird, dem treuen Arbeiter, der jetzt mit Hingabe die Herde hütet, aufgesetzt werden (1. Petr. 5, 1—4). Die Krone der Gerechtigkeit wird ebenfalls als Belohnung treuen Dienstes, aber auch allen, welche Seine Erscheinung lieb haben, zuteil werden (2. Tim. 4,8). Jeder Christ wird eine goldene Krone empfangen (Offb. 4, 4) und zwar eine unvergängliche (1. Kor. 9, 25). Die treuen Zeugen, die ihr Leben nicht geliebt bis zum Tode, werden die Krone des Lebens empfan­gen (Offb. 2, 10). Man hüte sich aber davor, sich dieses materiell, also irdisch­ menschlich vorzustellen, so wie etwa der Papst eine dreifache Krone trägt, denn alles Himmlische wird ja viel herrlicher und erhabener sein, als wir uns dies mit unseren menschlichen Gedanken vorstellen können. Beachten wir lieber die ernste Warnung in Offb. 3, 11: «Ich komme bald; halte fest was du hast, auf daß niemand deine Krone nehme!»

Frage Nr. 666: Ich habe von meiner Mutter her die Gabe von Gesichtern und Träumen; haben diese etwas zu bedeuten?

Antwort: Lassen Sie sich nur nicht durch Träume und «Gesichte» beun­ruhigen. Träume, welche irgend eine Bedeutung haben, sind außerordentlich selten und dann sind sie so klar ausgeprägt, daß keine Zweifelsfrage darüber aufkommen kann. Träume sind gewöhnlich Reaktionen der Nerven auf schon Erlebtes, Dinge, die uns besonders erregt oder beschäftigt und auf unsere Nerven gewirkt haben. Nervöse, und dabei geistig und seelisch sensible Per­sonen haben viel leichter Träume als Menschen mit starken Nerven. Sie haben vermutlich nach Ihren Angaben die seelisch stark reagierende Natur von Ihrer Mutter geerbt. Darum sind Ihre Träume unruhig, verschwommen, wechselnd im Bild, wie dies auch Ihre Ausführungen zeigen. Schlimme Träume erfolgen meist dann, wenn Druck auf Herz oder Magen vorhanden ist, oder nach aufregenden Erlebnissen. Schreiber kennt dies aus eigener Erfahrung zur Genüge und weiß, daß alle diese Träume wertlos sind- Laßt uns mit den Träumen beschäftigt sein, die uns im göttlichen Worte mitgeteilt sind! Dann benötigen wir sowieso keine eigenen.

 Gott wünscht nicht, daß wir Seinem Worte, das vollkommen und abgeschlossen ist, noch etwas hinzufügen, weder Gesichte, Botschaften noch Träume. Ich erinnere mich, daß ich einmal zu einer leidenden Frau kam, die mich mit den freudigen Worten begrüßte: «Letzte Nacht hatte ich einen schönen Traum. Ich habe den Heiland gesehen und Er hat zu mir gesagt: ,du bist erlöst; du bist Mein!'» Ich sagte zu der Frau: «Ich fürchte, der Teufel hat Ihnen diesen Traum eingegeben», «Wieso?», fragte die Frau entsetzt. «Erlauben Sie mir die Frage: Wovon hat Sie der Herr erlöst?» «Ja, das weiß ich allerdings nicht.» «Nun, ich denke, der Herr Jesus erlöst die Menschen von ihren Sünden.» «O nein, das kommt bei mir nicht in Frage; ich bin eine gute und brave Frau. Sie können den Herrn Pfarrer fragen, er wird es Ihnen bestätigen.»  Lieber Leser, ich brauche wohl keinen Kommentar hinzuzufügen. Träume sind nicht nur Schäume, sie können oft ihren Ursprung im Abgrund haben, wie es bei dieser selbstgerechten Frau der Fall war.

Frage Nr. 667: Ich bin Mitglied in einem Arbeiterverband und beziehe dort Arbeitslosenunterstützung, um meine Pflichten gegen Frau und Kinder zu er­füllen. Wie soll ich mich als Christ dazu stellen, es läßt mir keine Ruhe.

Antwort: Das ist vor allem eine Frage Ihres eigenen Glaubens und Gewissens. Niemand darf sein Gewissen zu dem seines Bruders machen, noch das Maß seines eigenen Glaubens zu dem seines Bruders; denn jeder hat sein eigenes Innenleben, das je nachdem von anderen ganz verschieden ist. Im Reiche Gottes gibt es keine Gleichschaltung, sondern Einheit in Mannigfaltigkeit. Wenn es sich nur um den Unterhalt Ihrer Familie in Zeiten der Arbeits­losigkeit handeln würde und Ihre Zugehörigkeit zu diesem Verband keine weiteren Verpflichtungen und Bindungen hatte, dann wäre die Frage nicht so sehr eine Gewissenssache, Aber es handelt sich hier ohne Zweifel um eine Gewerkschaft mit allerlei politischen Tendenzen und mit nicht bloß äußeren, sondern auch inneren Fesseln, welche einen Christen in Konflikt mit den gött­lichen Geboten und mit seinem Gewissen bringen können. Darum haben Sie keine Ruhe; Ihr Gewissen mahnt Sie, verurteilt Sie an diesem Platze, und wenn dies der Fall ist, ist e? ein guter Ratgeber und es ist geraten, ihm zu folgen. Wenn Sie den Schritt, aus dem Verband auszutreten, tun wollen, muss es aber durchaus aus eigener Überzeugung geschehen. 

Es ist sehr schwierig, hier Ratgeber zu sein. Ich wiederhole, daß ich Ihnen keinen verbindlichen Rat gebe, sondern nur einige Fingerzeige. Aber es ist wohl so, daß mit dem Austritt nicht nur Ihre Unterstützung in Frage gestellt wird, sondern wohl auch Ihre Verdienstmöglichkeit überhaupt, welche so vielfach an die Bedingung der gewerkschaftlichen Organisationen geknüpft sind. Darum wird ein Austritt ein so folgenschwerer Schritt sein, daß er nur in unbedingtem Glaubensgehorsam und in einem absoluten Vertrauen auf die Leitung des Herrn erfolgen sollte. Das alles ist aber Sache ihres eigenen Glaubenslebens und Sie sollten vor allem versuchen, in Gebet und Flehen zum Herrn Erkenntnis zu erlangen, welchen Weg Sie einschlagen sollen, denn sonst werden Sie kaum die nötige Spannkraft zum Durchhalfen und Ausharren haben. Wenn Sie diesen Schritt in der vollen Gewißheit mit Jesu, Ihrem Heiland, tun können, dann gehen Sie diesen Weg in Frieden und in Ruhe. Einen wirklichen Glaubensschritt wird der Herr ehren und Sie werden erfahren, daß Er Sie nicht verlassen und versäumen wird! Der Herr ist treu! Mein Gebet begleitet Sie in der Fürbitte! E r leite und segne Sie!

Frage Nr. 668: Was ist mit der Seelenwanderung?

Antwort: Diese Lehre 'ist eine ganz unsinnige indische Philosophie und Religion, welche keine Erlösung durch einen Erlöser kennt, sondern der Mensch muss sich gewissermaßen selber erlösen durch Versenkung in das unpersönliche All. Man kann aber diesen Prozeß stören durch irgendwelche Verfehlungen in seinem Leben und muss dies dann in einem weiteren Leben in einer niedri­geren Kreatur, einem Tierleben, je nach der Größe der Verfehlung büßen. Auch die Frau gilt da als die niedrigere Kreatur, die das ersehnte Ziel nicht erreichen kann; vielmehr gilt schon als Mädchen geboren sein als Strafe. Daher geht das Streben dahin, später dann als Mann geboren zu werden; denn nur der Mann hat Aussicht, ins «Nirwana», die Auflösung im AI! einzugehen, was ja soviel als das Nichts ist. Wenn sich aber ein Mann verfehlt, muss er auch wieder die ganze Wanderung durch viele Existenzen durchlaufen, bis er endlich wieder als Mann geboren wird. In konkreter Wirklichkeit ist dies eigentlich eine direkt endlose, ruhelose Existenz der Seele in niedrigem Zustand. Welch elender Gedanke) Und das Ende vom Lied ist nur das — Nichts. Darum will der Hindu kein Tier töten. Die Geschichte der indischen Religion ist übrigens ein typisches Lehrbeispiel zur Darstellung des Heidentums in Rom. 1, 18—32.

Frage Nr. 669: Worin unterscheiden sich Seele und Geist?

 Antwort: Der Mensch ist eine Dreieinheit: Leib, Seele und Geist. Diese sind aufs innigste miteinander verbunden und wirken in allem was wir vornehmen zusammen. Man kann wohl sagen, daß der Leib der Träger des materiellen Lebens, das Werkzeug der Seele ist. Die Seele ist der empfindende Teil; der Geist aber der erkennende, überlegende und denkende Teil. Alle drei, Leib, Seele und Geist bilden zusammen unser «Ich», ohne daß es möglich wäre, die­selben gegeneinander abzugrenzen. Bei jeder Handlung, auch bei der Sünde, sind stets alle drei beteiligt. Eine sichere Abgrenzung, was Seele und was Geist ist, ist demnach nicht gut möglich. Wesentlich ist aber die Unterscheidung zwi­schen der Seele des Menschen und der Seele des Tieres. Auch das Tier wird eine «lebendige Seele» genannt. Die Erschaffung des Tieres erfolgte lediglich auf das Gebot des Herrn hin. 

Es ist darum nur eine Zweiheit: Leib und Seele, ohne Geist, Vom Menschen aber lesen wir, daß die Dreieinheit Gottes ihn mit Hän­den formte, «in Unserem Bilde und nach Unserem Gleichnis»; auch wurde ihm der «Odem des Lebens» eingehaucht. Damit wurde der Mensch ein viel vollkom­meneres Geschöpf als das Tier; er wurde ein Abbild von Seinem Schöpfer. Mit dem Odem Gottes aber empfing der Mensch die Möglichkeit, mit Gott zu ver­kehren und Gemeinschaft mit Ihm zu haben; zugleich empfing er damit gleich­sam ein Teil von Gott selbst, dadurch wurde er unsterblich, für die Ewigkeit bestimmt. Daß durch die Sünde alles verdorben wurde, und wie Gott in Christus Jesus ein Neues schuf, steht hier nicht zur Diskussion. Es erübrigt sich, noch zu sagen, daß durch die Auferstehung Leib, Seele und Geist wieder verbunden sein werden, welche durch den Tod — der Sünde Sold — getrennt gewesen waren.

Frage Nr. 670: Darf man Zeichen verlangen, um Gewißheit über eine Hand­lung, oder über einen Weg, den wir gehen oder nicht gehen sollen, zu erlangen?

Antwort: Zeichen verlangen ist bei einem Gläubigen ein Zeichen von wenig inniger Gemeinschaft mit dem Herrn; es zeugt von einem schwachen Glauben und von einer recht ungenügenden Kenntnis von dem, was unser Herr und Gott ist und will. Wohl ist Gott, die Schwachheit in der Erkenntnis übersehend, zu­weilen in Seiner erbarmenden Liebe entgegengekommen. Haben wir aber nicht Gottes vollkommenes Wort in Händen? Vermag es uns nicht in allen Fragen Auskunft zu geben? Ist nicht der Heilige Geist beschäftigt, uns an Hand des göttlichen Wortes in allen Lebensfragen zu unterweisen? Je näher wir beim Herrn sind und Seine Gemeinschaft genießen, um so besser werden wir Seine Stimme vernehmen und versehen. Nach Rom. 12, 2—3 vermögen wir zu unter­scheiden, was der «gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes» ist. Verzieht der Herr in einer besonderen Angelegenheit mit Seiner Antwort, dann ist es sicher ein Zeichen dafür, daß wir ruhig warten sollen, bis Er uns völlige Klarheit gibt. Der Herr hat für alles auch Seine bestimmte Stunde.

Frage Nr. 671: Was sagen Sie zum Bürge sein?

Antwort: Die Antwort finden Sie in Spr. 6,1—5 und 11,15, beidemal die­selbe Warnung. Der Bürge muss für einen ändern haften, über dessen Ergehen und Handeln man keine Macht hat. Selbst, wenn der Betreffende an und für sich selber alle Gewähr bietet, können irgendwelche Umstände oder Ereignisse eintreten, daß man Zahlung leisten muss. Und, wenn man jenes dann selber nicht erfüllen kann, welche traurige Folgen können daraus entstehen, nicht nur für den Bürgen selber, sondern oft durch ihn auch für andere! Wie viel Unglück ist durch Bürge sein über ganze Familien hereingebrochen. Gib dem Bruder was du hast, aber nicht das, was du nicht hast.

Frage Nr. 672: Bitte geben Sie mir eine Anleitung über den Unterschied zwischen Glauben und Werken, da hierüber viel Unklarheit herrscht.

Antwort: Die Unterscheidung wird einfach, wenn man beachtet, daß die Ausführungen über diese beiden Dinge sich auf ganz verschiedenen Gedanken­linien bewegen. Paulus, der besonders die errettende Gnade verkündigt, gibt uns die Belehrung über die Rechtfertigung aus Glauben. Diese ist ein Geschenk der Gnade Gottes, da der Mensch von Natur, wie das Gesetz erwiesen hat, völlig unfähig ist, etwas zu tun, das ihn von dem Todesurteil befreien und vor Gott wohlgefällig machen könnte. Die Werke, womit der Mensch sich die Seligkeit verdienen will, kommen aus unreinen Händen und Herzen; sie ent­sprechen weder dem Willen Gottes, noch gereichen sie zu Seiner Verherr­lichung. Darum kann Gott die Werke des Menschen zu seiner Seligkeit nicht annehmen. Lesen Sie, was Gott über Israels Werke in Jes. 1 und Sach. 7 sagt; dort finden Sie die grundsätzliche Bewertung menschlicher Werke. Die Briefe des Johannes und J a k o b u s dagegen reden nicht von der Errettung, son­dern von dem praktischen Leben des Wiedergeborenen. Jakobus legt Wert darauf, daß sich der wahre lebendige Glaube durch die Werke, welche der Heilige Geist im Gläubigen bewirkt, erweisen müsse. Diese sind denen des natürlichen Menschen völlig entgegengesetzt.

 Ein bloßer Kopfglaube, der nicht durch Busse und Glauben zu Gott geführt hat, kann keine Glaubenswerke her­vorbringen, denn er ist vor Gott tot. Der natürliche, wilde Baum bringt zwar auch Früchte, aber sie sind ungenießbar, herb und wertlos. Nur der veredelte Baum bringt genießbare Früchte hervor, ein Bild des mit Christus verbundenen Gläubigen. Johannes beschreibt das ewige Leben, wie wir es vom Herrn emp­fangen haben, und wie es sich auswirkt. Er redet also von dem, was das neue Leben ist und sein soll, neben dem aber auch das alte, vom Teufel verderbte Fleisch mitwirken will.

Frage Nr. 673: Um die Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts lebte der «Pro­phet» Stormberger Im Bayrischen Wald (gestorben 1806). Seine Prophezeiungen bis zur Gegenwart sind eingetroffen. Werden seine Prophezeiungen, welche Schreckliches für die Gegenwart und fernerhin weissagen, ebenso eintreffen?

Antwort: Diese Prophezeiungen sind wohl interessant und auffällig. Doch dür­fen wir, wie bei allen derartigen Voraussagungen, zwei Dinge nicht übersehen. Vor allem haben wir es doch nicht mit einem Propheten mit göttlichem Auftrag zu tun, er hat deshalb keinen Anspruch auf unbedingten Glauben als an unumstößliche Wahrheit. Ferner ist es ja leicht, in bereits Geschichte gewordenen Ereignissen Erfüllungen derartiger Weissagungen zu erblicken, weil sie oft nicht klar gefaßt sind und man alles mögliche daraus lesen kann. Für die zukünftigen Prophezeiungen müssen wir uns alle Reserve auflegen, und dahingestellt sein lassen, was sich erfüllen wird. Die Weissagungen sind zu wenig bestimmt, als daß man daraus eine Geschichte der wirklichen kommenden Ereignisse kon­struieren könnte. 

Sie sind in ihren Grundzügen ganz allgemein abgefaßt und enthalten keinerlei Anhaltspunkte in bezug auf Zeitpunkte oder Zeitspanne. Einige Sätze, z. B. «Alles Schlimme ist dann vorbei, alles Böse überstanden», könnte man ja auf die ganze Zeit bis zur Aufrichtung des Königreiches des Christus anwenden. So besehen, entbehren sie allerdings nicht einer ge­wissen Wahrscheinlichkeit, welche aber über den Wert jedes menschlichen Urteilens nicht hinausgehen. Vergessen wir nicht, daß unser Herr die Welt­geschichte lenkt wie Er will, und wir wissen, daß Er das Böse zurückhält, solange seine geliebte Brautgemeinde noch auf Erden weilt (2.Thess.2,6—7). Darum haben wir keinen Grund, den Stormbergerschen Prophezeiungen irgendwelchen Wert beizulegen, noch uns ihretwegen irgendwie zu beunruhigen.

Frage Nr. 674: Kann der Zeitraum, auf welchen sich die «Vollendung des Zeitalters» bezieht, genau begrenzt werden?

Antwort: Dieser Ausdruck findet sich nur an drei Stellen im Evangelium Matthäus (Kap, 13, 39—40; 24,3; 28,20), welches ja auf dem Boden der jüdi­schen Verheißungen des messianischen Reiches aufgebaut ist. Das fragliche «Zeitalter» ist somit das der Abtrünnigkeit und Beiseitesetzung Israels einer­seits und der «Zeiten der Nationen» (Luk. 21, 24) andererseits. Es umschließt also zugleich die Ära der christlichen Haushaltung. Dieses «Zeitalter» begann mit der Beiseitesetzung Israels und wird in den Gerichten der Endzeit und mit der Erscheinung des Messias, Jesus Christus, zur Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches seine Vollendung und seinen Abschluß finden.

Frage Nr. 675: Ist es angebracht, wenn Christen kritisieren?

Antwort: Im landläufigen Sinn hat das Wort kritisieren einen üblen Beige­schmack. Wir denken dabei an Leute, ich möchte sie nicht Christen nennen, die an allem und an jedem etwas auszusetzen, zu nörgeln, zu bemängeln, eben etwas zu kritisieren haben. Selbstverständlich sollte dies bei wahren Gläubigen nicht der Fall sein. Etwas anderes Es) es, wenn wir alles, was in diesem Erdenlauf an uns herantritt, prüfen, ob es vor Gott wohlgefällig ist, da ist Kritik sicher am Platze. Es ist auffallend, daß das Wort K r i t i k e r im Neuen Testament nur ein­mal vorkommt. Es ist zwar mit «Beurteiler» übersetzt, heißt im Griechischen aber «kritikos», wovon das deutsche Wort "Kritiker» abgeleitet ist. Wir finden es in Hebr. 4, 12: «Denn das Wort Gottes ist ein Beurteiler (kritikos) der Gedan­ken und Gesinnungen des Herzens.» Auf Menschen finden wir dieses Wort im Neuen Testament nicht angewandt, obwohl sie so viel zu kritisieren haben. Gott selbst hat sich also das Recht der Kritik vorbehalten, und das sollte uns dahin leiten, im Kritisieren vorsichtiger zu sein.

Frage Nr. 676: Was ist wichtiger, die reine Lehre festzuhalten oder einen reinen Wandel zu führen?

Antwort: Gott hat uns zwei gesunde Beine gegeben. Wie kann man nun besser gehen, wenn das rechte Bein krank oder verletzt ist, oder das linke? Ich glaube, mit dieser Gegenfrage die Ihrige beantwortet zu haben. Hüten wir uns, so oder so zu hinken!

Frage N;. 677: Wollen Sie mir bitte im Hinblick auf den allgemeinen Zustand der Christenheit den Grund des Krebsganges angeben?

Antwort: Ihre Frage ist ein ernstes Signal; ein gellender Mahnruf, aufzu­horchen. Ihn überhören wäre Vermessenheit, Taubheit, Blindheit. Keine Frage, wir stehen am Rande eines Abgrundes, in den hineinzuschauen jedes einsichtige Herz nachdenklich machen muss. Man verstehe uns aber nicht falsch. Wir ver­kennen nicht all das Gute, was Gott in Seiner Gnade auch heule noch wirkt — ist doch die Schar der erlösten Seelen heute um ein vielfaches größer als zur Zeit der Apostel; die Werke der Mission und anderer Liebestätigkeit haben ein Ausmaß erreicht, wie es noch in keinem Jahrhundert der Fall war. Der Eifer vieler, das kostbare Evangelium der Gnade Gottes verlernen Seelen nahe zu bringen, hat uns oft gerührt, dennoch — Krebsgang allerorten! Mit Recht und Besorgnis fragen wir, was sind die Gründe, die tiefliegenden Ursachen des Niederganges und des Verfalls? Ohne Frage ist der Krebsgang zeitbedingt. An verschiedenen Stellen redet Gottes Wort in dem Sinne, daß die Endzeit eine böse Zeit sein und der Verfall fortschreiten würde. [Vergl. 1.Tim. 4, 1; 2. Tim. 3, 1. 13; 1. Petr. 4, 17; Jud.17.18.) In den Sendschreiben an die sieben Gemeinden in Offb. 2 und 3 kommt dies besonders zum Ausdruck. In Ephesus haben wir das Verlassen der ersten Liebe und in Laodicäa ist der Herr genötigt, die lau gewordene Christen­heit auszuspeien aus Seinem heiligen Munde. Das zeigt uns deutlich, wo der Krebsgang seine tiefste Ursache hat: Das Christentum ist kein persönliches Verhältnis mehr zu Christus, man begnügt sich mit der äußeren Form, darum ist die Herzenszuneigung zum Herrn erkaltet und erstarrt. Das bedingt nicht nur einen sittlichen Verfall, man löst sich auch gleichzeitig von der Lehre des Christus (2. Joh. 9); verbreitert den Weg und verwässert das Zeugnis. Daß auf solchem Boden nichts Ersprießliches wachsen kann, ist offenbar. Geistlich gesinnte Herzen erkennen, daß wir uns gleichsam in einem brennen­den Hause befinden. Es gilt also, nicht nur selbst hinauszugehen, sondern die Mitbewohner zu warnen und herauszureißen, selbst auf die Gefahr des eigenen Lebens hin. Retten wir mit Furcht, was noch zu retten ist! Unsere Hilfsquelle ist der Herr selbst. Er kann und will uns bewahren und je mehr das Gesamtzeugnis verfällt, gilt es, persönlich treu zu sein; denn aus dem Zeugnis des Einzelnen ergibt sich das Zeugnis der Gesamtheit. Laßt uns Vertrauen haben zu Dem, der «ohne Straucheln zu bewahren und uns vor Seiner Herrlichkeit tadel­los darzustellen vermag mit Frohlocken» (Judas 24).

Frage Nr. 678: Ist es richtig, daß Gläubige «Christusse» genannt werden?

Antwort: Deine Frage, ob Gläubige «Christusse» genannt werden können, hat mich erschreckt. Wie kann man zu einer solchen Überlegung kommen! «Ihr seid des Christus» oder andere und ähnliche Ausdrücke darf man doch nicht also ummodeln- Wo bleibt da die Ehrfurcht vor der erhabenen Person des Herrn? Wo die Unterwerfung unter das göttliche Wort? Wo die Leitung des Heiligen Geistes? Die Ehrfurcht vor der über alles erhabenen Person des Herrn verbietet uns doch, daß wir uns Ihm gleichstellen, trotz des kindlich einfältigen Verkehrs in der glückseligen Gemeinschaft mit Ihm. Der Erlöste sagt doch nicht zu seinem Erlöser, den er liebt: «Ich bin wie Du!» Und wenn Christus sich nicht schämt, uns Brüder zu nennen, gibt uns das noch lange nicht das Recht, daß wir l h n Bru­der nennen. Die Unterwerfung unter das Wort erheischt von uns, keine anderen Deutungen vorzunehmen, als wie das Wort selbst uns dazu die Handhabe bie­tet. Ich erinnere mich eines Ausspruches, der gelegentlich gemeinsamer Wortbetrachtungen immer wieder gefallen ist: «Brüder, laßt uns darauf bedacht sein, uns biblisch auszudrücken!» Gläubige «Christusse» zu nennen, ist aber eine beklagenswerte, den Herrn betrübende Entgleisung. Unter der Leitung des Geistes, die eine zarte, peinlich genaue Wiedergabe des Wortes erheischt, würde man einen solchen Ausdruck ohne weiteres ausmerzen. Es ist schon ein Großes, daß wir uns nach des Herzen hohem Namen «Christen». nennen dürfen. Aber auch mit dieser Bezeichnung werden wir nicht prangen wollen, denn wir lesen nirgends in der Schrift, daß die Gläubigen selbst sich diesen Namen beilegten, sondern vielmehr, daß die «Jünger» zuerst in Antiochien Christen genannt wurden (Apg. 11, 26). Daß aber der Heilige Geist die Benennung «Christ» anerkannt hat, geht aus 1. Petr. 4, 16 hervor. Zwischen diesen beiden Ausdrücken jedoch, «Christen» bzw. «Christusse» ist ein größer Unterschied, den zu beachten wir wohl tun.

Frage Nr. 679: Geben Sie mir bitte eine Erklärung über das Fasten!

1. Antwort: Ich vermute, daß Ihre Frage die ist, ob wir heute noch fasten sollen, denn das Fasten als solches bedarf ja keiner Erklärung. Die Frage ist aber unbedingt zu bejahen, obwohl wir selbstverständlich keine Fastentage und keine Vorschriften über das Fasten haben, noch festlegen wollen. Das Fasten ist heute etwas durchaus freiwilliges, aber nichtsdestoweniger etwas, das Gott wohlgefällt, wenn es in rechtem Sinn und Geist ausgeübt wird. Denken wir an den traurigen Zustand in der Christenheit! Wäre es nicht ange­brachte, Fastentage einzuschalten? Freiwillig, persönlich in der Stille, oder mit ein oder zwei vertrauten Brüdern und in Flehen, Fasten und Gebet, sich von allem Weltlichen, Zerstreuenden absondern in einer ernsten, heiligen Widmung für den Herrn! Sollte es Gott nicht wohlgefällig sein?
2. Antwort: Fasten als bloße formelle religiöse, oder gar verdienstliche Übung, gehört zu den leiblichen Übungen, welche nach 1.Tim. 4, B «zu wenig nütze sind». Es hat Ja in gewissem Sinn und Maß einen Wert als Mittel zu unserer Selbstzügelung, als Hilfsmittel zur Enthaltsamkeit, die uns empfohlen wird und den Christen wohl ansieht. Wenn im Neuen Testament auf Fasten hin­gewiesen wird, z. B. in Matth.17,21, dann ist der Hauptgedanke der der inneren und äußeren Konzentration auf den Herrn. Da ist die Rede von «Gebet und Fasten», welches beides in innerem Zusammenhang steht. Richtige intime andauernde Gebetsgemeinschaft mit dem Herrn, inniges zielbewußtes Gebetsringen und Flehen um große Dinge, sind immer mehr oder weniger mit Fasten — nicht nur Nichtessen und -trinken, sondern von allem, was die Widmung, Hin­gabe und Gemeinschaft unterbrechen und die Gedanken und Herzen ablenken kann — verbunden. Die in solchen Fällen nötige Konzentration, d. h. Kräftesammlung, ist das Maßgebende, nicht das Fasten als solches.

Frage Nr. 660: Warum wird an vielen Orten noch ein zweiter Oster- und Pfingstag (Ostermontag und Pfingstmontag) gefeiert?

Antwort: Wir finden im Neuen Testament überhaupt keine Anweisung irgend welche dieser Feste zu (eiern. Die im Alten Bunde verordneten haben als Schatten in Christus Jesus und in der Herniederkunft des Heiligen Geistes ihre Erfüllung gefunden. Warum sich noch an Schäften klammern, wenn wir die Person selber haben? Ein einziges Fest Ist uns gegeben, wenn wir es so nennen wollen — das Abendmahl.

Frage Nr. 681: Wir lesen von den Juden, als sie Jesus in das Prätorium brachten, daß sie nicht hineingingen, um sich nicht zu verunreinigen, weil sie das Passah essen wollten (Joh. 18,58). Es war aber doch eist Donnerstag.

Antwort: Aus der Heiligen Schrift geht hervor, daß der Herr am Donners­tag abend, also am Tage vor Seiner Kreuzigung, mit Seinen Jüngern das Passah gefeiert hat. Es war der 14. Tag des Monats Nisan. Darauf folgten die sieben Tage des Festes der ungesäuerten Brote, die mit dem Passah e i n Fest bildeten, wie wir dies aus 2. Mose 12 ersehen können. Darum wurde der Sabbat, der in diese Zeit fiel, der «große Sabbat» genannt (Joh. 19,31) und darum wollten die Hohenpriester nicht in das Prätorium hineingehen — das Haus des Heiden war nicht vom Sauerteig gereinigt — damit sie sich nicht ver­unreinigten, und damit verhindert würden, an dem mehrtägigen Feste weiter teilzunehmen, was sie kurzweg «Passah essen» nannten. Zorn, ein Leben in Seiner 

Frage Nr. 682: «Denn ein Augenblick ist in Seinem Gunst» (Ps. 30, 5}. Wie ist dieser Vers zu verstehen?

Antwort: Gottes Zorn dient zur Züchtigung, aber sie währt nicht länger als es nötig ist: einen Augenblick! d. h. einen Augenblick gemessen an der Länge der Zeit der Segnung. Wohl ein typischer Vers, gezeichnet für die Zelt der Drangsal des gläubigen Überrestes aus Israel.

Frage Nr. 683: In 1.Mose 6,6 lesen wir, daß es «Jehova reute» und in 4. Mose 23,19: «Nicht ein Mensch ist Gott, daß Er lüge, noch ein Menschensohn, daß Er bereue». Würden Sie mir den scheinbaren Widerspruch erklären?

Antwort: Keine Frage, was Gott verheißt, das hält Er; aber wie will Gott Seine Verheißungen erfüllen, wenn die, an welchen Seine Verheißungen in Erfüllung gehen sollten, sich so betragen, daß Gott Seine Verheißungen nicht erfüllen kann. Der Widerspruch liegt also nicht bei Gott, sondern bei den Men­schen, und so muss es Gott gereuen, Verheißungen gegeben zu haben.

Frage Nr. 684: Geben Sie mir bitte eine kurze Erklärung über Matth.25,29: «Jedem, der da hat, wird gegeben werden, und er wird Überfluß haben, von dem aber, der nicht hat, von dem wird selbst was er hat, weggenommen werden.» 
Antwort: Der in diesem Vers enthaltene Grundsatz ist von größter Wichtig­keit. Wenn wir durch die Gnade Gottes die Wahrheit, die in Christus Jesus ist, angenommen haben, denn gehören wir zu denjenigen, welche «haben». Wenn aber jemand Kenntnis der Wahrheit hat, aber dieselbe nicht in einem wahren Herzensglauben verwirklicht, dann wird er früher oder später die Erkenntnis verlieren, weil Gott sie ihm wegnimmt. Wenn die Wahrheit wirklich in mein Herz eindringt, demütigt sie mich, weil sie all das Böse meines Herzens auf­deckt. Eine bloße Erkenntnis aber, die das Gewissen nicht berührt, bläht auf. Ja, es kann dahin kommen, daß man sogar die Wahrheit, welche man einmal bekannt hat, verleugnet und schließlich ein Feind derselben wird.

Frage Nr. 685: An welchen Jakobus müssen wir denken, dem der aufer­standene Herr Jesus persönlich erschienen ist? (1. Kor. 15, 7)

Antwort: Es war Jakobus, der den Brief geschrieben hat. Aus Apg.12,17; 21, 18; Cal. 2, 9 ersehen wir, daß er in der Gemeinde in Jerusalem einen bevor­zugten Platz inne hatte- Paulus lagt uns, daß er mit Petrus und Johannes als eine Säule der Versammlung geachtet war. 

Frage Nr. 686: Werden früh verstorbene Kinder auf die gleiche Weise er­rettet wie Erwachsene?

Antwort: Es ist selbstverständlich, daß niemand, weder jung noch alt, anders errettet werden kann, als einzig und allein durch das Sühnungswerk unseres grossen Heilandes Jesus Christus. In Matth.18,1—14 verbreitet sich der Herr Jesus über die Errettung der Kinder. Dort lesen wir, daß der Herr zu den Jüngern sagt: «Also ist es nicht der Wille eures Vaters, der in den Himmeln ist, daß eines dieser Kleinen verloren gehe». Bedenken wir wohl, daß die Un­mündigen nicht deshalb errettet werden, weil sie «unschuldig» sind, auch nicht deshalb, weil sie gläubige Eltern haben, auch nicht deshalb, weil für sie gebetet wurde, sondern einzig und allein deshalb, weil sie durch Gottes Gnade errettet sind. Der Herr Jesus ist gekommen, um das Verlorene zu erretten. Dazu gehören auch die Kinder. Auch diese sind in Sünden empfangen und geboren und können nur durch das Blut des Heilandes gerettet werden; sie sind in Sün­den und Missetaten verloren wie die Grossen, da sie demselben sündigen, verlorenen Geschlecht, auf dem der Fluch Gottes ruht, angehören. Wer anderes lehrt, tastet die Grundlagen des Christentums an. Gott kann in Seiner Gnade, auf Grund des allgenugsamen Opfers von Jesus Christus, und auf Grund des vergossenen, kostbaren Blutes Seines Sohnes die Kinder annehmen, ihnen das ewige Leben schenken, sie reinigen und zu sich nehmen, und der Herr Jesus sagt uns, daß Er dies tut. Dadurch fallt auch der Einwand dahin, daß nur die Kinder gläubiger Eltern gerettet würden.

Frage Nr. 687: Sind die 500 Brüder, denen der Herr Jesus als Er auferstanden war, erschienen ist (1. Kor. 15, 6), die gleichen wie die, welche, als Er gestor­ben war, auferweckt wurden und vielen In der Stadt erschienen?  (Matth. 27, 51—53)

Antwort: Nein, es sind nicht die gleichen. Es bestand kein Bedürfnis, daß der Herr sich den letzteren offenbarte, da sie ja selbst die Zeugen Seiner Auferstehung waren, und diese frohe Botschaft in die Häuser Jerusalems brachten.

Frage Nr. 688: In Luk.1,17 lesen wir: «Und er wird vor Ihm hergehen in dem Geist und der Kraft des Elias, um der Väter Herzen zu bekehren zu den Kindern und Ungehorsame zur Einsicht von Gerechten, um dem Herrn ein zu­gerüstetes Volk zu bereiten.» Ich verstehe, daß es sich hier um einen Hinweis auf Johannes den Täufer handelt, aber wie soll ich den Satz verstehen «er wird der Vater Herzen bekehren zu den Kindern»?

Antwort: Was der «Engel des Herrn» dem Zacharias zu sagen hatte, war die Wiederherstellung und Erneuerung aller Dinge. Was diesem voraus geht ist der völlige Zerfall der sozialen, religiösen, wirtschaftlichen und auch familiären Ordnung. Die Unbotmäßigkeit der Jugend hat Ja heute schon einen grossen Tiefstand erreicht. Es wird nicht so bleiben. Im Tausendjährigen Reich werden die familiären Verhältnisse wieder normal sein. Väter und Kinder werden ge­meinsam sich in Glückseligkeit im Herrn erfreuen und Ihn preisen.

Frage Nr. 689: In 2. Mose 21,6 lesen wir, daß ein Sklave, der frei wurde, aber freiwillig seinem bisherigen Herrn weiter dienen wollte, vor die „Götter“ gebracht werden mußte. Was muß ich unter «Götter» verstehen? 

Antwort: Lesen Sie bitte neben der ehrwürdigen Lutherbibel auch die genaue «Elberfelder-Übersetzung», dann werden Sie finden, daß dort das Wort «Götter» mit «Richter» übersetzt ist. Das braucht keine Erklärung mehr. Die «Ältesten» oder «Obersten» des Volkes also mußten dem hebräischen Knecht mit einer Pfrieme sein Ohr durchbohren, um seinen immerwährenden Dienst damit zu besiegeln,

Frage Nr. 690: «Aber von den Tagen Johannes des Täufers an bis jetzt wird dem Königreiche der Himmel Gewalt angetan und Gewalttuende reißen es an sich», so lesen wir in Matth. 11,12. Was ist die Bedeutung hiervon?

Antwort: Weder die Obersten noch die Schriftgelehrten wollten etwas von Johannes dem Täufer noch von dem Herrn Jesus wissen und mehr als das, sie hinderten die Menschen, wo sie irgend konnten, deren Botschaft anzunehmen, und sich zu Gott zu bekehren und Christus als Erlöser und Messias anzunehmen. Christus aber ist die Tür in das Königreich der Himmel. Diese Türe sollte nach der Auffassung der Widersacher geschlossen bleiben, aber es gab eben doch solche, die an den Herrn Jesus glaubten und sich den Zutritt zu Ihm erzwangen. Wenn man eine Türe gewaltsam zuhält, dann muss sie auch gewaltsam geöffnet werden, sonst kann man nicht durch dieselbe eintreten. Das ist wohl der Sinn dieser Stelle. Es war Glaubensenergie notwendig, um angesichts der vielen Feinde des Herrn dennoch zu Ihm zu gelangen.

Frage Nr. 691: Wer ist der „andere Jünger“ in Joh.18,16? 

Antwort: Wir finden diesen Ausdruck der «andere Jünger» mehrmals im Evangelium Johannes. Offenbar meint der Schreiber des Evangeliums sich selber, aber er will seinen eigenen Namen nicht nennen. So verhält es sich auch mit der Bezeichnung: «der Jünger, den Jesus liebte», der ebenfalls mehrmals vor­kommt.

Frage Nr. 692: Wissen die in Jesus Entschlafenen etwas von der Bekehrung der Sünder auf Erden?

Antwort: Ich glaube wir tun nicht gut, wenn wir den himmlischen und ewigen Dingen Schranken auferlegen. Wenn ein Sünder sich bekehrt, so ist Freude vor den Engeln Gottes. Freude im Himmel, Freude bei Gott, Freude bei den Menschen, warum nicht Freude bei den Entschlafenen, die doch bei Christus sind?

Frage Nr. 691: Was verstehen Sie unter dem Nadelöhr? Matth. 19,24 

Antwort: Darüber gibt es viele Auslegungen, aber ich bin immer der Meinung gewesen, daß der Herr Jesus meint, was Er sagt. Ein Nadelöhr ist eben ein Nadelöhr, was soll es anders sein? Wenn Deine Mutter nähen will, muss sie einen Faden durch das Nadelöhr der Nadel ziehen. Da schlüpft allerdings kein Kamel hindurch, aber ebensowenig kommt ein Reicher in das Königreich der Himmel, es sei denn, daß er mit oder ohne Reichtum, arm, bitter arm und elend wird, dann kann seiner Seele geholfen werden. Der Selbstsatte wird so wenig selig, wie es unmöglich ist, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr geht. Die Jünger haben es auch gut begriffen, denn sie fragen: «Wer kann dann errettet werden?» Auch der Talmud sagt, wenn er von einer Unmöglichkeit spricht: «Eher geht ein Elefant durch ein Nadelöhr!»

Frage Nr. 694: Was bedeuten die Wolle Hiobs: «Wenn ich wie Adam meine Übertretungen zugedeckt habe, verbergend in meinem Busen meine Misse­tat» (Kap. 31,33)?

Antwort: Hiob führte ein makelloses Leben, das ist unbestritten. Auch machte er es nicht wie Adam, der sich vor Gott versteckte; aber darum ging es nicht; Hiob mußte lernen, sich selbst zu verabscheuen. 

Frage Nr. 695: Ist aus Jes. 65,20 «Und dort wird kein Säugling von einigen Tagen... mehr sein» zu schließen, daß im Tausendjährigen Reich keine Kinder mehr geboren werden?

Antwort: Keinesfalls! Im Tausendjährigen Reich werden viele Kinder geboren werden. Auch Kindersterblichkeit wird ein unbekannter Begriff sein. Kein Mann wird in der Mitte der Jahre weggerafft — nur wer gewalttätig sün­digt, gleichsam mit erhobener Hand — wird aus dem Lande ausgerottet werden.

Frage Nr. 696: Haben wir unter dem «Tal Josaphat» (Joel 3,21 das Kidrontal zu verstehen?

Antwort: Viele nehmen es an, aber wir haben es doch wohl mehr mit dem Symbolischen zu tun. Darauf deutet schon sein Name hin: «Der Herr ist Richter.» Gott versammelt die Völker, obwohl sie wähnen in eigener Kraft gegen Jerusa­lem zu ziehen, um sie dort zu richten, ob all ihrer Gottlosigkeiten. Auch erinnert uns der Name an den König Josaphat (2. Chron. 20), dessen Geschichte sich auf­fallender Weise mit derjenigen der Befreiung des jüdischen Überrestes durch das Gericht Gottes über die Nationen deckt. Das Tal Josaphat ist also das Tal, wo Gott Seine Feinde richten wird.
Frage Nr. 697: Befindet sich Satan jetzt schon in der Hölle?

Antwort: Nein! Satan wird erst nach dem Tausendjährigen Reich, — er wird während demselben im Abgrund (nicht Hölle) gebunden sein — nachdem er für kurze Zeit gelöst wird, in den Feuersee geworfen, der mit Feuer und Schwe­fel brennt. (Lies aufmerksam Offb. 20.)

Frage Nr. 698: Wir lesen an einer Stelle der Schrift das Wort: «Grüße niemand!» Warum? Was ist die Bedeutung?

Antwort: Es ist ein Wort Elisas an Gehasi in 2. Kön. 4, 29. Auch der Herr hat den Jüngern befohlen, niemand zu grüßen (Luk.10,4). Es will dies wohl andeuten, daß die Ausführung eines Auftrages vom Herrn nicht durch umständliches Grüßen und Reden aufgehalten werden soll. Den Heiligen des Neuen Testamentes ist gesagt, daß sie einander grüßen sollen mit heiligem KUSS; den aber, der die Lehre des Christus nicht bringt, nicht ins Haus aufzunehmen und ihn nicht zu grüßen. Wer ihn grüßt, macht sich teilhaftig seiner Sünden (2. Joh. 10 und 11). 

Frage Nr. 699: Nachdem der Herr n Joh. 6,56 davon gesprochen, daß man Sein Fleisch essen und Sein Blut trinken müsse, um in Ihm zu bleiben, sagt Er nachher: «Ärgert euch dieses? Wenn ihr nun den Sohn des Menschen dahin auffahren sehet, wo Er zuvor war»? Darf ich um eine kurze Erklärung bitten?

Antwort: Viele von Jesu Jüngern, welche Seine Rede über das Essen von Seinem Fleisch und vom Trinken Seines Blutes gehört hatten, sagten: «Diese Rede ist hart; wer kann sie hören?» Darauf erwidert der Herr den murrenden Jüngern: «Ärgert euch dieses? Wann ihr nun den Sohn des Menschen dahin auffahren sehet, wo Er zuvor war?» Der Herr will damit andeuten, daß wenn die Jünger sich schon daran ärgerten, was Sein Leiden und Sein Sterben betraf, wieviel mehr werden sie sich ärgern, wenn Er in den Himmel hinauffährt! Der Glaube an des Herrn Sendung ging ihnen völlig ab. Sie verkannten Ihn und darum verstanden sie Ihn nicht.

Frage Nr. 700: Wie muß man sich die Verschiedenheit der Inschrift am Kreuze in den vier Evangelien erklären?

Antwort: Entgegen der Gewohnheit, den Grund der Verurteilung in einer Sprache anzugeben, schrieb Pilatus denselben in drei Sprachen:
Lateinisch: Die offizielle Sprache oder Amtssprache des Römischen Reiches. 
Griechisch: Die Volkssprache, wie auch die Sprache der Wissenschaft und Kunst. 
Hebräisch: Die Nationalsprache der Juden, auch die Sprache der Religion. Aber warum leitete der Heilige Geist die Evangelisten, jeden in seiner Art die Inschrift wiederzugeben? Um in ihrer Gesamtheit ein vollkommenes Zeugnis von Dem abzugeben, der am Kreuze hing. Die Bibelkritik formt daraus Widersprüche, aber die Heilige Schrift kennt keine solche. Wie lauteten die In­schriften? 
Matthäus: «Dieser ist Jesus, der König der Juden.» 
Markus: «Der König der Juden.» 
Lukas : «Dieser ist der König der Juden.» 
Johannes: «Jesus, der Nazaräer, der König der Juden.» 

Zusammengefaßt:  «Dieser ist Jesus von Nazareth, der König der Juden!» 

Frage: Wie kann Ich es erklären, daß Jesus Christus gleichzeitig wahrer Gott...

02/07/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 2: Wie kann Ich es erklären, daß Jesus Christus gleichzeitig wahrer Gott und wahrer Mensch war! Ich kann damit nicht zurechtkommen. 

Antwort: Das kann man nicht erklären und das ist auch nicht etwas, worüber wir «zurechtkommen» müssen. «Der Glaube schaut´s und betet an!» Die Luft, in der wir leben, ist aus zwei Gasen zusammengestellt, die voneinander geschie­den werden können; wenn es aber geschieht, bleibt keine Luft, keine Atmo­sphäre mehr übrig, um leben zu können. 

So ist unser Herr wahrer Gott und wahrer Mensch, Könnten wir Ihn teilen, so wäre Er nicht mehr der von Gott Gesandte, nicht mehr das Wort, das Fleisch wurde. Johannes, der uns Christus insonderheit als den Sohn Gottes vor Augen stellt, schreibt (Kap. 4,6): «Jesus, ermüdet von der Reise, setzte sich also an die Quelle nieder.» Ist das nicht aus­nehmend schön und wunderbar! Wir wollen uns niederwerfen und anbeten!

Frage: Apostelgeschichte, Warum haben die Samariter gemäß Apg. 6,14-17 und die zwölf Männer In Ephesus gemäß Apg. 19,1-7

12/23/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 41: Warum haben die Samariter gemäß Apg. 6,14-17 und die zwölf Männer In Ephesus gemäß Apg. 19,1-7 den Heiligen Geist durch Händeauflegung empfangen, und warum die ersteren nach Gebet, die anderen nach der Wassertaufe ?

Antwort: In diesen beiden Fällen wurde das Händeauflegen notwendig, um die Einheit des Leibes (des Herrn Gemeinde oder Versammlung) darzutun wegen besonderer Umstände. Wir möchten vorausschicken, daß es bei Gott kein gesetzmäßiges Schema gibt und doch alles nach vorbedachtem Plan und in göttlicher Ordnung geschieht. Samaria war nach Jerusalem die erste christliche Gemeinde. Wir erinnern uns, daß Samaria ein vom Jüdischen Tem­pel in Jerusalem getrenntes Religionssystem hatte. Der Herr Jesus hatte aber am Jakobsbrunnen bei Sichar in Samaria selbst angedeutet, daß man weder in Jerusalem noch auf Garizim, sondern in Geist und Wahrheit anbeten werde (Joh. 4,23).

 Es sollte sich also vielmehr um den Herzenszustand als um den Ort handeln, eine Anbetung deren Mittelpunkt eine Per­son — Jesus Christus — nicht eine Örtlichkeit sein sollte. Diese Anbetung war nun bei den Gläubigen in Jerusalem Tatsache geworden; daher mußten die Gläubigen in Samaria mit denen in Jerusalem verbunden werden als zu einem und demselben Leibe. Sodann aber bestand in der Person das Zauberers Simon, der sich zwar «die große Kraft Gottes» nannte und sich auch halte taufen lassen, der aber mit der Macht Satans verbunden war, ein Hindernis für den Heiligen Geist. Dieser konnte deshalb nicht auf alle Samariter in globo (gemeinsam) herniederkommen, sondern mußte durch Händeauflegung jedem einzelnen mitgeteilt werden, damit Unechte, wie Simon, entlarvt und ausge­schieden würden.

 Dazu bedurfte es des ernstlichen Gebets der Apostel, jedoch nicht mehr der Wassertaufe, welche ja schon erfolgt war. Apollos war ein voll­ständiger "Außenseiter", der durch die Apostel weder bekehrt noch berufen worden war (Apg, 19,1), und bevor er durch Aquila und Priscilla hinsichtlich des Weges Gottes genauer unterwiesen worden war, sogar nur die Taufe des Johannes kannte. Dennoch verkündigte er in aufrichtigem Eifer Christus nach der Erkenntnis, die er hatte. 

Die Taufe Johannes' war aber bekanntlich nur eine Taufe zur Busse, nicht eine solche auf den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus, somit noch nicht die Taufe auf den Namen des Herrn Jesu, Daher holte Paulus diese Wassertaufe nach, nachdem er diese zwölf Jünger noch in der ganzen Wahrheit des Evangeliums von Jesus Christus unter­wiesen hatte. Andrerseits war auch hier die Handauflegung nötig, damit die Männer und mit ihnen das ganze Werk des Apollos, als zum Leibe (zur Ekklesia) gehörend, voll anerkannt seien. Wäre das Auflegen der Hände nicht erfolgt, so wäre das Zeugnis des Apollos sicherlich ein Anlaß zu Streit und schließlich gar zur Spaltung geworden. Möglicherweise wäre Apollos selbst mitsamt der Frucht seines Dienstes als nicht vollwertig beiseite gestellt worden.

700 Fragen biblisch beantwortet A.Küpfer 
Müller Kersting Verlag

Frage: 1.Johannes, An was kann man merken, dass man den Geist Gottes in sich hat? Kann jemand dem Herrn für alles Gute danken

12/23/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 42: An was kann man merken, dass man den Geist Gottes in sich hat? Kann jemand dem Herrn für alles Gute danken, ohne den Geist Gottes in sich zu haben?

Antwort: Das Danksagen steht in enger Beziehung zum Maße der Erkennt­nis Gottes. Auch ein Nichtwiedergeborener hat eine gewisse allgemeine Kennt­nis von Gott und kann in demselben Maß Gott danken. Freilich, das Danksagen für alles und in allem, wie es die Schrift versteht, z. B. in Eph. 5,20 und 1. Thess. 5,18, ist ohne den Heiligen Geist nicht möglich, schon aus dem einfachen Grunde, weil man ohne Ihn auch nicht die entsprechende Kenntnis von Gott als unserem Vater in Christus Jesus haben kann. 

Darauf weisen auch die genannten Stellen deutlich hin. Es gibt allerlei Kennzeichen der Innewohnung des Heiligen Geistes; nur muß man nicht etwa besondere auffällige Umstände, z.B. Gaben, darunter ver­stehen. Nach der Wiedergeburt wird der innewohnende Geist eine neue, deut­lich auf den Herrn gerichtete Lebensrichtung bewirken. Dann entbrennt ein Kampf zwischen Geist und Fleisch um die Herrschaft über unsere Herzen, weil der Geist uns anleitet und den Willen und die Verantwortlichkeit in uns weckt, Gott zu suchen und Sein Wohlgefallen zu tun, dem das Fleisch widerstreitet.

 Der Geist warnt uns vor sündigen und nicht gottgemäßen Wegen und über­führt uns, wenn wir gefehlt haben. Gerade dieser Kampf in uns und die Beun­ruhigung — nicht des Gewissens, sondern des Herzens (1. Joh. 3, 19—20) — wegen unseres Versagens und Verfehlens, das Selbstbeurteilen und Verurteilen im Lichte Gottes ist schon an sich ein Zeichen der Wirksamkeit des Heiligen Geistes in uns; denn sonst gäbe es doch gar keinen Kampf, noch Beunruhigung. 

Die Stelle 1.Joh.3,14 nennt ein weiteres Kennzeichen: die Einstellung zu den Brüdern, wenn man die Brüder liebt, ihre Gemeinschaft sucht; denn so­lange man unbekehrt ist, scheut man sie eher, weil man sich vom göttlichen Zeugnis getroffen fühlt, was nicht angenehm ist. Ferner wird der Heilige Geist, da Er bestrebt ist, auf alle Weise den Herrn zu verherrlichen und uns Ihm zu­zuführen, das Bedürfnis der Verbindung mit dem Herrn durch das Wort und das Gebet wirken. Er gibt uns Verständnis von dem, was droben ist und gleich­zeitig die Kraft, darnach zu trachten. Wenn sich dies im praktischen Leben auch alles nur in Schwachheit zeigen mag, so wird man es doch feststellen können. Ohne den Geist ist dagegen nicht einmal ein Verständnis davon erkennbar,

Frage: 2. Korinther, Ist es richtig zu sagen: «Wir beten Dich an, Gott-Vater, Sohn und Heiliger Geist!»

12/23/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 43: Ist es richtig zu sagen: «Wir beten Dich an, Gott-Vater, Sohn und Heiliger Geist!» Gibt uns das Wort Gottes einen Anhaltspunkt, um diese Ausdrucksweise zu stützen ?

Antwort: 1. Diese Frage kann nicht einfach mit Ja oder Nein beantwortet werden, selbst nicht in längerer Ausführung; denn es sind Dinge zu berücksich­tigen, welche keine Entscheidung nach der einen oder anderen Seite zulassen, Vergessen wir doch nicht, daß, wenn es um die göttlichen Dinge geht, weder unsere arme menschliche Sprache genügt, um sich umfassend genug darüber auszudrücken, noch unsere beschränkte Erkenntnis, um jene gänzlich zu erfassen, Darum dürfen wir solche Dinge nicht in menschlich geprägte Ausdrücke fassen, denn mit solchen sagt man auf der einen Seite oft zu wenig und auf der anderen Seite wieder zu viel. So muß wohl auch die vorliegende Frage erfaßt werden,
2. Das Wort gibt uns nirgends Anweisung oder sonstigen Hinweis für eine Anbetung des Heiligen Geistes, noch auch sonst eine Anleitung, zu lhm zu beten oder überhaupt Ihn anzureden. Dagegen lesen wir in vielen Stellen davon, daß Gott durch den Heiligen Geist alles wirkt, was Er tut, und auch was in uns und durch uns gewirkt wird, insbesondere auch die Anbetung, denn ohne den Heiligen Geist kann überhaupt nichts Göttliches gewirkt werden. So gesehen, erscheint die direkte persönliche Anbetung des Heiligen Geistes als etwas sozusagen Widersinniges,
3. Dennoch ist es nicht angängig, zu sagen, der Heilige Geist könne nicht angebetet werden; hier gilt das im ersten Abschnitt Gesagte in hohem Masse. Denn in Wirklichkeit können doch die drei Personen Gottes nicht voneinander getrennt werden. Sie bilden ja eine unauflösliche Dreieinheit, nicht bloß eine Dreieinigkeit. Wir müssen uns aber vor einer Ausdrucksweise hüten, welche in unsern Gedanken so etwas wie ein Triumvirat (Dreiherrschaft), also dreier selbständiger Gottheiten herausbildet. Dies wird, wenn auch ungewollt, doch der tatsächliche unwillkürliche Gedankenreflex sein, eine dieser Personen im verneinenden Sinn zu unterscheiden. 

Wenn auch die Heilige Schrift die drei Personen Gottes in ihren Offenbarungen und Handlungen ganz deutlich unter­scheidet und von ihnen in ganz unterschiedlichen Ausdrücken und Gedankenbildern redet, so tut sie es doch niemals in verneinendem Sinn. Sie zeigt aber auch, wie alle drei Personen Gottes, von der Schöpfung an bis heute und bis zum Abschluß allen Werkes, immer gemeinsam wirken, wenn auch in unter­schiedlicher Art. Jedenfalls kann der Heilige Geist niemals in unserer Anbetung als sozusagen Nichtbeteiligter gedacht werden. Und sobald unsere Blicke auf den Himmel gelenkt werden, verschwindet gleichsam die Unterscheidung der drei Personen, ja sie fließen in der Ausdrucksweise oft in eine einzige Person zusammen. Von dieser Seite gesehen, kann man sogar von einem Anteil des Heiligen Geistes an dar Anbetung reden.

4. Auf jeden Fall ist es sehr wichtig, daß wir uns wohl Rechenschaft geben müssen darüber, was wir in Rede und Gebet aussprechen und wie wir es formu­lieren. Wenn wir so, wie unsere Frage es tut, von den drei Personen Gottes in einem Ausdruck reden wollen, kann und darf es nur in ganz allge­meiner Weise, d. h. in ganz allgemein gefaßten Gedanken sein. Denn sobald wir auf Einzel heilen zu reden kommen, müssen wir uns bewußt sein, von welcher Person sie im Wort Gottes gesagt werden, und wohl acht geben, daß wir solche nicht auf eine andere Person anwenden, von der solches gar nicht gesagt werden kann. 

Denn was vom Vater geoffenbart ist, kann — mit ganz wenig Ausnahmen allgemeinerer Natur — nicht auch vom Sohn gesagt wer­den, und umgekehrt. Wenn wir dies nicht beachten, ergeben sich in unserer Rede traurige Sinnwidrigkeiten, welche Gott nicht ehren. Wenn wir uns z.B. an den Vater wenden, aber von Dingen reden, die Bezug haben auf den Sohn, so ist dies sicherlich eine unheilige Vermengung von Dingen, die unbedingt aus­einandergehalten werden sollten. Ebenso schlimm ist es, wenn wir vom Heili­gen Geist Dinge sagen, die nur vom Vater oder vom Sohn gesagt werden können. Wir kommen aber unbemerkt in solche Schwierig­keiten hinein, wenn wir uns in der Formulierung unserer Ausdrücke nicht an diejenige des Wortes Gottes halten. 

Die Heilige Schrift zeigt uns deutlich, was von jeder Person gesagt werden soll und darf. Deshalb ist es unsere Pflicht, uns von Ausdrucksweisen zu enthalten, welche uns in Gefahr bringen, Verkehrtes auszusagen.
Obwohl es in der Anbetung nicht unser Geist ist, der da redet, obschon er unsere Lieder und Gebete durchdringen soll, so ist es doch klar und gegeben, daß er empfindet und denkt, damit nicht gedankenlose Dinge gesagt und Aus­drücke gebraucht werden, welche nicht biblisch sind. Laßt uns dies beachten, denn es dient mit dazu, unsere Anbetung vor Gott wohlgefälliger zu gestalten,
Ein schönes Beispiel richtiger Erwähnung aller drei Personen ist der apo­stolische Gruß in 2. Kor. 13,13, wo von jeder etwas anderes gesagt wird.

Frage: Johannes 3. Wenn jemand wiedergeboren ist, empfängt er dann sofort den Heiligen Geist?

12/23/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 44: Wenn jemand wiedergeboren ist, empfängt er dann sofort den Heiligen Geist? Muß er nicht zuerst die Erfahrung der Befreiung vom eigenen Ich gemacht und Macht über die Sünde empfangen haben ?

1.Antwort: Die Wiedergeburt kann doch nur durch den Heiligen Geist erfolgen, wie der Herr zu Nikodemus sagt (Joh. 3,5), Was anders kann die Wiedergeburt sein in ihrer praktischen Auswirkung als daß eben der Heilige Geist nun Wohnung nimmt in uns? Wie könnten wir überhaupt frei von unserem eigenen Ich werden und Sieg und Macht über die Sünde gewinnen außer eben durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes? Ohne diesen vermöchten wir ja rein gar nichts Gottgemäßiges zu tun, solange wir in diesem Leibe des To­des sind. Sieg und Macht über die Sünde ist eine Sache des steten Wachstums, wir werden sie erlangen in dem Masse, wie wir dem Heiligen Geiste dazu Raum lassen. Lesen Sie 1. Kor. 3, 16 und 6,19, wo Paulus sagt, daß der Heilige Geist in ihnen (den gläubigen Korinthern) wohne (nicht wohnen sollte!) und daß der Leib der Tempel des Heiligen Geistes s e i (nicht sein sollte!), und dies, obwohl er sie ernsthaft tadeln mußte, weil sie fleischlich gesinnt waren.

2. Antwort: Als Paulus den Korinthern schrieb, bei denen viel Fleischlichkeit und Unsittlichkeit war, sagte er: «Wisset ihr nicht, daß euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und daß ihr nicht euer selbst seid?» (1. Kor. 6, 19). Man beachte wohl, es heißt: «ist, wohnt, habt, seid», und nicht «wird» oder «sollte sein» usw. Dies zeigt wahr­lich nicht, daß eine besondere Befreiung von Sünde vor der Wohnungnahme des Heiligen Geistes stattgefunden hat. Sodann, wie könnten denn Gläu­bige diese «Befreiung vom Ich und von der Macht über die Sünde» überhaupt erlangen, außer eben durch den innewohnenden Heiligen Geist? Man empfängt den Heiligen Geist in demselben Augenblick, in dem man durch den Geist wiedergeboren und ein Kind Gottes wird; dies kann doch unmöglich von­einander getrennt werden, sondern gehört organisch zusammen.

Frage: Römer 5. 5, Soll man um die Gabe des Heiligen Geistes bitten ?

12/22/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 38: Soll man um die Gabe des Heiligen Geistes bitten ? 

Antwort: Nein, da wir ja den Heiligen Geist in uns wohnend haben, wie können wir dann noch darum bitten? «Die Liebe Gottes ist ausgegossen in un­sere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist» (Röm. 5, 5; Eph. 1,13). Man wendet wohl ein, daß der Herr Jesus gesagt hat: «Wieviel mehr wird der Vater, der vom Himmel ist, den Heiligen Geist geben denen, die Ihn bitten?» (Luk. 11,13). 

Gewiß, damals war die Bitte völlig angebracht, denn der Heilige Geist war Ja noch nicht ausgegossen, denn der Herr Jesus mußte vorerst sterben und aus den Toten auferstehen und sich zur Rechten Gottes niedersetzen, ehe der Heilige Geist kommen konnte. In Joh. 7,39 lesen wir: «Der Geist war noch nicht, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.» Auch lesen wir nirgends, weder in der Apostelgeschichte noch in den Briefen, daß einer der Apostel, oder ein Gläubiger nach dem Pfingstag um den Heiligen Geist gebeten hätte. Wer heute um den Heiligen Geist bittet, kommt fast zweitausend Jahre zu spät.

Frage: Epheser Nach Röm. 5, 5 und Eph. 1,13 haben alle Gläubigen den Heiligen Geist;

12/22/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 39: Nach Röm. 5, 5 und Eph. 1,13 haben alle Gläubigen den Heiligen Geist; wie sind aber Apg. 8, 11—17 und 19,2 zu verstehen? Besaßen sie vielleicht den Heiligen Geist, kannten aber dessen Kraft nicht, wie wir z. B. in Röm. 15, 13; Apg. 1,8 und 10,38 lesen?

Antwort: Ja, alle Gläubigen empfangen durch die Wiedergeburt den Heili­gen Geist, sie ist ja ohne diesen nicht denkbar (Joh. 3,5). So wie man die Wiedergeburt nur einmal erleben kann, empfängt man auch nur einmal den Heiligen Geist, Die angefragten Stellen betreffen besondere Fälle. In Apg. 8,14—17 ist die Rede von Samaritern, welche bekanntlich von den Juden, weil jene ein Mischvolk waren und einen eigenen Gottesdienst hatten, nicht als zu ihnen gehörig anerkannt wurden. 

Da nun aber in Christus nicht Jude noch Grieche noch Barbar ist, sondern alle Glieder eines Leibes sind, mußte die Taufe mit dem Heiligen Geist von Jerusalem aus geschehen, damit diese Einheit sichtbar dokumentiert und die Gefahr einer Spaltung vermieden würde. Wie weise ist Gott! In Apg. 19, 2 handelt es sich um Leute, welche nur die Taufe des Johannes empfangen hatten. Diese Taufe aber war nur eine solche zur Busse, gleichsam zum Tode, aber nicht gleichzeitig zur Auferstehung und zu neuem Leben in Christus; also mehr eine vorbereitende Taufe, die der Vergebung der Sünden vorausging.

 Die Taufe mit dem Heiligen Geiste kann aber nur durch den Herrn Jesus erfolgen, wie das Johannes ja auch selbst bezeugte: «Ein anderer wird auch mit Heiligem Geiste... taufen» (Matth. 3,11). «Mit dem Heiligen Geiste erfüllt s e i n  ist nicht das Gleiche wie den Heiligen Geist empfangen. Ernsteres bezieht sich auf die aktive Wirksamkeit desselben in den Gläubigen; das Erfülltsein und Erfülltwerden mit dem Heiligen Geiste ist nicht selbstverständlich, sondern sehr von dem Herzenszustand des Kindes Gottes abhängig. 

Der Geist Gottes kann Seine Kraft in einem Gläubigen, der sich Ihm nicht völlig ausliefert, sondern geteilten Herzens ist, nicht aus­wirken. Er kann «betrübt» (Eph.4,30), ja «gedämpft» und sogar «ausgelöscht» (1. Thess, 5, 19) werden durch ungöttliches Verhallen. Das Erfülltwerden mit Heiligem Geiste nach Apg. 1, 4 und 4,31 ist eine spe­zielle Auswirkung der Kraft und Macht des Heiligen Geistes in besonderer Lage, Umständen und auch Gefahr. Daß der Heilige Geist in uns ungehemmt wirksam sein kann, sollte sicherlich ein ernster und anhaltender Gebetsgegen­stand bei uns sein!

Frage: Apostelgeschichte, Aus welchen Bibelstellen erkennen wir, daß der Heilige Geist eine Person ist ?

12/22/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 40: Aus welchen Bibelstellen erkennen wir, daß der Heilige Geist eine Person ist ?

Antwort: Der Heilige Geist, die dritte Person der Gottheit, ist Gott wie der Vater Gott ist und der Sohn Gott ist. Gott aber ist eine Person, so kann auch der Heilige Geist nichts anderes sein, als eine Person. Er ist nicht bloß ein Einfluß, obwohl Er Einfluß ausübt; Er ist auch kein Ausfluß von Gott, obwohl Er durch den Vater und den Sohn gesandt wurde. Obwohl nicht sichtbar, ist Er eine Person, welche spricht, tröstet, sendet, leitet, warnt, ermahnt, usw., alles Dinge, die bestätigen, daß der Heilige Geist wirklich eine Person ist. Der Apo­stel Petrus sagt zu Ananias: «Warum hat Satan dein Herz erfüllt, daß du den Heiligen Geist belogen hast?.,. Nicht Menschen hast du gelogen, sondern Gott» (Apg-5, 3. 4). 

Hier wird der Heilige Geist Gott genannt; wer könnte es noch in Zweifel stellen, daß Er. der Gott ist, eine Person ist. Diese Per­son kann belogen und betrübt werden. Trotzdem der Heilige Geist ein körper­loses Wesen ist, wie auch Gott der Vater und Christus Jesus vor Seiner Mensch­werdung, ist Er eben doch eine Person. Auch die Engel sind körperlose Per­sonen, wer möchte bestreiten, daß sie keine Personen sind?

 In 1. Kor. 12 sehen wir, wie der Heilige Geist inmitten der Versammlung wirkt und Gaben austeilt; ferner in Apg. 13, 2—4, wie Er zum Dienst begabt und aussendet, usw. Hätte das alles Sinn und wäre es möglich, wenn der Heilige Geist nicht eine Person wäre? Eine Person, das dürfen wir nicht vergessen, ist ein lebendiges Wesen, das sich seines Seins bewußt ist, das denkt, will und handelt, also nicht wie ein lebloser, toter Gegenstand.

Frage: Offenbarung, Ist der Heilige Geist nach der Entrückung noch auf der Erde ?

12/21/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 35: Ist der Heilige Geist nach der Entrückung noch auf der Erde ?

Antwort: Das ist nicht anzunehmen, denn in Offb.1,4 lesen wir, daß Er v o r dem Throne ist. Dieser Thron ist ohne Frage im Himmel. Er ist mit der Brautgemeinde, in ihr wohnend, bei der Entrückung in die Herrlichkeit zurück­gekehrt. Nun wird Er nicht mehr als der eine Geist der Gnade, sondern als der siebenfache Geist des Gerichts geschaut, analog dem veränderten Charakter des Herrn, nicht mehr als der gute und freundliche Hirte, als der Heiland und Erretter, sondern als der unerbittliche Richter, wie Ihn Offb. 1,12—20 beschreibt. In Offb. 4 erscheint der Heilige Geist sogar in dem Bilde von «sieben Feuerfackeln». 

So kennen wir den Heiligen Geist nicht. Wohl sind «die sieben Geister Gottes gesandt über die ganze Erde» (Offb. 5, 6), aber das will nicht sagen, daß der Heilige Geist in der Gerichtszeit in der gleichen Weise wirksam sei, wie heute. Wohl gibt es in jenen Tagen auch Gläubige auf der Erde — sowohl aus Israel, als aus den nichtchristlichen Nationen — welche durch den Geist zubereitet und Gottes Zeugen sein werden. Aber sie besitzen Ihn nicht, wie wir heute, als den Geist der Kindschaft, sondern mehr in alttestamentlicher Weise.

 Ihre Herzen sind nicht wie wir mit dem Himmel verbunden, sondern ihre Hoffnung ist das messianische Königreich, die Er­füllung alles dessen, was im Alten Testament geschrieben steht. Also ein Geist der Weissagung, der Prophetie; ein Geist, der nicht mehr wie heute um Gnade ruft, sondern um Rache und Gericht (Offb, 6,10), Er ist wirksam auf der Erde, aber nicht auf der Erde wohnend, sondern vom Himmel her alles das ausrich­tend und wirkend, was Gott in Jenen Tagen tun will, sei es zur Bewahrung der Heiligen oder zur Ausführung des Gerichts. Sobald aber am Ende der Offen­barung nochmals die Braut erwähnt wird, zeigt sich der Geist auch wieder als der eine Geist. «Der Geist und die Braut rufen; Komm! ... Amen; Komm Herr Jesu'» (Offb. 22,17, 20).

700 Fragen biblisch beantwortet A.Küpfer 
Müller Kersting Verlag

Frage: Johannes, Warum heißt es In Joh. 7, 39: «Der Geist war noch nicht», da doch z. B. David und die Propheten

12/21/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr.36: Warum heißt es In Joh. 7, 39: «Der Geist war noch nicht», da doch z. B. David und die Propheten vom Geiste erfaßt wurden?

Antwort: Das Wort «Der Geist war noch nicht», bezieht sich auf die Her­niederkunft des Heiligen Geistes in Person, um bleibend in den Kin­dern Gottes zu wohnen. Dies war erst möglich, nachdem der Herr Jesus Sein Werk am Kreuz vollbracht halte und wieder zum Vater im Himmel zurück­gekehrt war; erst dann konnte Er Ihn, den anderen Sachwalter, herniedersenden (vergl. Joh. 16, 7—8). Dies ist dann am Pfingsttage (Apg. 2) ein für allemal erfolgt. 

Bis dahin war der Sohn Gottes der einzige Mensch, auf dem der Heilige Geist bleiben konnte. Durch das Werk des Christus auf Golgatha ist Er aber nun das Teil aller, die an Sein Erlösungswerk glauben. Wenn nun im Allen Testament vom Geiste Gottes die Rede ist, so heißt es dort immer: «Der Geist Jehovas kam oder geriet . . .», d. h. Er kam nur vor­übergehend auf den Betreffenden, und nur für die besonders dort berich­tete Begebenheit, aber Er blieb nicht auf ihnen.

700 Fragen biblisch beantwortet A.Küpfer 
Müller Kersting Verlag

Frage: Lukas, Nach Luk. 11,13 gibt Gott den Geist denen, die Ihn darum bitten; nach Röm. 8,15...

12/21/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 37: Nach Luk. 11,13 gibt Gott den Geist denen, die Ihn darum bitten; nach Röm. 8,15 aber scheint es so, daß jeder Bekehrte ohne weiteres den Heiligen Geist bekommt. Wie ist das zu verstehen?

Antwort: Die Bitte in Luk. 11, 13 ist ebenfalls aus demselben Umstand zu er­klären wie Frage 36. Auch in den Evangelien ist der Stand der Dinge noch der Jüdisch-alttestamentliche. Die Stellung der Versammlung (Gemeinde) Gottes ist erst am Pfingsttage in Erscheinung getreten, als die Herniederkunft des Heiligen Geistes Tatsache geworden war. Darum war es vor Pfingsten richtig, um den Heiligen Geist zu bitten. Weil nun jeder Gläubige den Heiligen Geist besitzt und ohne denselben ja gar kein Kind Gottes sein könnte, ist es n a c h Pfingsten töricht, um den Heiligen Geist zu bitten. 

Wir haben in der Gnadenzeit keine neue Ausgießung des Heiligen Geistes zu erwarten. Wohl aber sollten wir eifrig darum bitten, daß unsere Herzen von dem Heiligen Geist so erfüllt sein möchten, daß wir die Kraft haben, die Werke Gottes zu wirken und ein treues Zeugnis für den Herrn, der uns durch Sein kostbares Blut erkauft hat, zu sein. Das, worauf wir heute sehnlichst warten, ist also nicht die Herniederkunft des Heiligen Geistes, sondern die Wiederkehr des Herrn selbst, um Ihn zu schauen und ewig bei Ihm zu sein. «Der Geist und die Braut sagen: Komm!» (Offb. 22,17).

700 Fragen biblisch beantwortet A.Küpfer 
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Frage: Psalm 133, Würden Sie mir etwas über die «Salbung des Heiligen Geistes» sagen?

12/20/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 30: Würden Sie mir etwas über die «Salbung des Heiligen Geistes» sagen?

Antwort: Das Wort «Salbung» erinnert an das Mit-Öl-Salben, wie wir es im Alten Bunde vielfach finden. Die «Stiftshütte» wurde mit Öl gesalbt: Opfer­gaben wurden mit Öl gemengt und gesalbt und im Psalm 133 wird die Lieblich­keit und Eintracht der Brüder mit dem Salböl verglichen, das vom Haupte des Hohenpriesters herabfließt bis auf den Saum seiner Kleider. Das Öl ist in der symbolischen Sprache der Heiligen Schrift ist ein Bild des Heiligen Geistes. 

Daß Er nur auf einen Menschen in Christus kommen und nur in den Geheiligten des Herrn wohnen kann, ist offenbar. Wir stehen als Gesalbte in der ganzen Würde des Christus vor Gott. Das Öl war wohlriechend. (Vergl. die Salbung des Herrn durch Maria, wo der Wohlgeruch das ganze Haus erfüllte.) Daß uns dies alles eine große Verpflichtung auferlegt, ist offenbar. Möchte der Wohlgeruch Seines Namens durch uns alle kundwerden!

Frage: Johannes, Was bedeutet der Ausspruch in Joh. 3,34: «Gott gibt den Geist nicht nach Maß»?

12/20/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 31: Was bedeutet der Ausspruch in Joh. 3,34: «Gott gibt den Geist nicht nach Maß»?

Antwort: Dieser Ausspruch bezieht sich in erster Linie auf den Herrn Jesus selbst. Es geht dies aus dem Zusammenhang deutlich hervor. Johannes hatte gesehen, wie der Geist Gottes in der Gestalt einer Taube aus dem Himmel herabkam und auf ihm blieb. Dieser Geist wohnte in Ihm und aus Ihm redete Er. Der Geist Gottes nun ist etwas, das nicht mit viel oder wenig zugemessen wer­den kann; der Heilige Geist ist eine Person. «Es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle in Ihm zu wohnen.» Auch uns Gläubigen ist der Heilige Geist gegeben, Auch in uns wohnt Er nicht nach Maß, sondern in Person. Welch eine wunderbare Wahrheit!

Frage: Matthäus, In Matth.12,32 lesen wir, daß die Lästerung wider den Heili­gen Geist weder In diesem noch in dem zukünftigen Zeitalter vergeben werde.

12/20/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 32: In Matth.12,32 lesen wir, daß die Lästerung wider den Heili­gen Geist weder In diesem noch in dem zukünftigen Zeitalter vergeben werde. Müssen wir aus letzterem Ausdruck schließen, daß es nach dem Tode noch eine Vergebung der Sünden gibt ?

Antwort: Sie verwechseln das «zukünftige Zeitalter» mit der Ewigkeit, Das sind zwei ganz verschiedene Begriffe, die nichts miteinander zu tun haben. Das «zukünftige Zeitalter» ist das «Tausendjährige Reich», in welchem Christus als König und Herr auf Erden regieren wird. Das «gegenwärtige Zeitalter» d. h. dasjenige, in welchem der Herr auf Erden wandelte, war das Zeitalter der Gnade, das zukünftige aber das Zeitalter Seiner Macht und Herrlichkeit, Das Los jedes Menschen ist mit seinem Tode entschieden. 

Die Ge­rechten gehen ein in das ewige Leben, die Gottlosen in die ewige Pein. Lazarus wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß, der reiche Mann schlug seine Augen auf in der Pein; und zwischen beiden stand eine unüber­brückbare Kluft. Wer will es wagen, diese Worte, die der Herr selbst ausge­sprochen hat, welcher vollkommene Liebe, Güte, Sanftmut und Freundlichkeit ist, in Frage zu stellen, zu bezweifeln oder gar zu ignorieren, oder ihnen eine andere Bedeutung zu unterschieben, als Er, der Heilige, es gewollt?

Frage: Matthäus, Was ist mit «Sünde wider den Heiligen Geist» gemeint? Sind es Gottesleugner, Gottesfeinde, Gotteshasser ?

12/20/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 33: Was ist mit «Sünde wider den Heiligen Geist» gemeint? Sind es Gottesleugner, Gottesfeinde, Gotteshasser ?

Antwort: Die Heilige Schrift redet in Matth.12,31 nicht von Sünde wider den Heiligen Geist, sondern von Lästerung. Der Herr richtet, wie wir aus V, 22—37 deutlich sehen, diese ernsten Worte an die Obersten der Juden, welche trotz bessern Wissens mit Willen und Absicht die Taten und Wun­der des Herrn Jesus als Beelzebub-Dienst bezeichneten. 

Diese völlige Umkehrung von Gut und Böse aus absoluter Verhärtung von Herz und Gewissen ist mehr als Sünde, es ist Lästerung des Geistes, welche durch sich selbst jede Vergebung verunmöglicht, weil sie selbst jede Wirksamkeit des Geistes Gottes abschneidet. Sonst aber ist durch die Wirksamkeit des Geistes Gottes auch die Umkehr eines Gottesleugners und auch des gröbsten Sündenknechtes möglich, solange die Gnadenzelt währt.

Frage: Johannes, Laut Joh. 1,33 wird Jesus mit Heiligem Geiste taufen und in Kap. 20, 22 hauchte Er in die Jünger: «Empfanget..

12/20/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 34: Laut Joh. 1,33 wird Jesus mit Heiligem Geiste taufen und in Kap. 20, 22 hauchte Er in die Jünger: «Empfanget den Helligen Geist». Warum wurde dies erst am Pfingsttag offenbart

Antwort: Lesen Sie Joh.16, 6—11 und Apg.1,4—5. Dort sehen Sie, daß der Herr zuerst zum Vater zurückkehren mußte, bevor der Heilige Geist kommen konnte. Gott handelt eben nicht nach den begrenzten menschlichen Begriffen. Es handelt sich hier doch um die Dreieinheit Gottes, welche für unser Erfassen, obwohl geoffenbart, in ihrem Wesen dennoch Geheimnis bleibt.

Frage: Matthäus, Im Evangelium nach Matthäus steht, daß Gott bei der Taufe Jesu sagte: «Dieser ist Mein geliebter Sohn...-, während

12/19/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 13: Im Evangelium nach Matthäus steht, daß Gott bei der Taufe Jesu sagte: «Dieser ist Mein geliebter Sohn...-, während Markus und Lukas berichten, daß Er sagte: «Du bist Mein geliebter Sohn...» Wie kann man nun an der wörtlichen Inspiration der Heiligen Schrift durch den Heiligen Geist und an der Glaubwürdigkeit und Genauigkeit der biblischen Berichte und Bericht­erstatter angesichts einer solchen Verschiedenheit festhalten! 

Antwort: Wie sich in dem Aufbau der drei synoptischen Evangelien die Unumschränktheit des inspirierenden Geistes Gottes unverkennbar zeigt, so auch in der Berichterstattung über die einzelnen Geschehnisse. Ein naheliegendes vom Aufbau in Matthäus: Die Belehrungen der Kapitel 5—7 wurden, wie Sie wissen, zu weitauseinanderliegenden Zeitpunkten von Jesus gegeben. Markus und Lukas sind des Zeuge. 

Als Matthäus einige Jahre nach Jesu Weggang seinen Bericht zunächst für «das Volk» verfaßte, wollte Gott nun diesen Bericht über die nun zurücklie­genden Geschehnisse in dem Leben des Königs-Messias so dargestellt wissen, daß ein Gemälde entstünde, das den Juden in den eingezeichneten Zügen dies und jenes für s i e besonders Wichtige deutlich machen sollte. 

In vorliegendem Falle triff, — nur in Matthäus! — der Zug hervor: in Gnade nimmt der König-Messias unter den Bußfertigen Platz (Kap. 3,14.15), Er, der das nicht nötig hatte. Auf den diesbezüglichen Einwurf des Täufers bekundet Er, daß es schon seine Richtigkeit damit habe, wenn alles nach den Gedanken Gottes bei Ihm und dem Täufer gehen soll. Das ist so wertvoll und wohlgefällig in den Augen Gottes, daß Er Zeugnis gibt, daß dieser Täufling den anderen Täuflingen nicht gleichzustellen ist. Er will diese Bekundung Seines Wohlge­fallens an Seinem Sohn so durch Matthäus dargestellt wissen, daß es für die anderen Daseienden zu einer auffallenden Bezeugung wird: «Dieser ist Mein geliebter Sohn...!»

 Gott nimmt sich das Recht dazu, und wir, indem wir den Grund dazu erkennen, freuen uns innig darüber, und denken nicht, es sei ein Widerspruch. Wenn dann später Markus und Lukas dasselbe berichten sollen, jeder unter Wahrung des Gesichtspunktes, von dem seine Darstellung auszugehen hat, so dürfen s i e hervorheben, daß die Bekundung des Wohlgefallens Gottes ganz eigentlich in direkter Anrede an den Sohn geschehen sei: «Du bist Mein geliebter Sohn...'» Der Anlaß zu dem «Dieser» in Matthäus wird gar nicht erwähnt. Dafür findet sich bei Lukas die später noch mehrfach vermerkte und so herzbewegende Mitteilung: «Jesus betete!"

Frage: 1.Mose, Wieso konnte die Schlange im Paradiese reden?

12/19/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 20: Wieso konnte die Schlange im Paradiese reden?

Antwort: Das ist ganz einfach: Nicht die Schlange als Tier hat geredet, son­dern der Teufel, der in jener verhängnisvollen Stunde von ihr Besitz genommen hatte. Wir finden gleichartige Beispiele in Mark. 1,21—26 und im Besessenen von Gadara in Mark. 5, wo — in beiden Fällen — die Besessenen Worte reden, die dieselben unmöglich aus sich selbst reden konnten, sondern es waren ganz deutlich die innewohnenden Dämonen. 

Auch in Offb.13, wo der Antichrist, ohne Zweifel selbst ein Fleisch gewordener Dämonenfürst, sein Götzenbild reden macht, dürfte es sich um etwas derartiges handeln. Wirkliches Leben zu schaffen vermag der Teufel ja nicht (vergl. 2. Mose 8, 18), wohl aber sich hinter irgend eine Hülle, Tier oder Bild, zu verbergen, um unerkannt aus dieser heraus zu reden und die Menschen irrezuführen.

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Frage: 1.Mose, Wie denken Sie über die Bibelstelle in 1.Mose 3.14? Hat die Schlange Im Paradiese Beine gehabt?

12/19/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 21: Wie denken Sie über die Bibelstelle in 1.Mose 3.14? Hat die Schlange Im Paradiese Beine gehabt?

Antwort: Da wir uns die Schlangen nicht anders vorstellen können als beinlose Geschöpfe, so entsteht für uns allerdings die Frage: wie hat denn die Schlange, ehe der Fluch über sie ausgesprochen wurde: «auf deinem Bauch sollst du kriechen» ausgesehen? Es gibt viele Bibelkritiker, die da sagen, die Schlange habe nie Beine gehabt. Es ist deshalb gut, wenn wir den Zweiflern begegnen können. Das steht auch im eigenen Interesse, denn der Feind benutzt alles, um Zweifel in unsern Herzen zu erwecken. 

Zweifel aber entstehen vielfach aus dem Nichtwissen. Wir wollen darum diese vermeintlich «kritische Bibel­stelle» gerne etwas näher ansehen und wir werden bald ein klares Bild haben. Wie die Schlange zuvor abgesehen hat, berichtet uns die Heilige Schrift aller­dings nicht. Doch erhellt aus dem Fluche, «auf deinem Bauch sollst du krie­chen», daß die Schlange vorher Beine gehabt haben muß. Aber mit diesem Beweis allein werden wir die Kritiker kaum überführen; sie wollen greifbare Tatsachen haben. Nun, die wollen wir ihnen bringen. 

Der verstorbene Atheist, Professor Ernst Haeckel, wies auf Grund seiner Forschungen nach, daß etliche Schlangen, z.B. die Riesenschlangen Boa und Tython, noch einige unnütze Knochenstückchen im Leibe haben, welche die Reste verlorengegangener Hinterbeine sind. (Reclams Universal Bibliothek, «Natur und Mensch», von E. Haeckel, Seite 39). Damit hat uns dieser ungläubige Gelehrte einen großen Dienst erwiesen, der dazu angetan ist, auch dem streng­sten Bibelkritiker klar zu machen, daß das Wort Gottes inspiriert (eingegeben) ist. 

Obiger bekannte Bibelleugner mußte selbst den Beweis erbringen, daß die Bibel wahr ist. Die Paradiesschlange hat Beine gehabt. Durch den Fluch: «auf dem Bauch sollst du kriechen», verlor sie die Beine. Die anatomische Ver­änderung ist, wie wir gesehen haben, heute noch nachweisbar. Was also Gottes Wort nicht sagte, ist durch das Objekt selbst nachgewiesen und zwar durch die «unnützen» Knochenstückchen bei den Riesenschlangen. Dieser Tatsachenbericht ergänzt und erklärt also aufs deutlichste die biblische Mitteilung. Wie weise ist Gottes Wort! Wie töricht der Unglaube!

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Frage: 2.Mose, Kann man aus den Stellen 2. Mose 32, 32—34 und Ps. 69, 28 schließen, daß jeder Mensch..?

12/19/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 22: Kann man aus den Stellen 2. Mose 32, 32—34 und Ps. 69, 28 schließen, daß jeder Mensch in das Buch des Lebens eingeschrieben wird? Beziehen sich beide Stellen auf dasselbe Buch?

Antwort: Zum richtigen Verständnis der alttestamentlichen Stellen über das Buch des Lebens müssen wir uns vor Augen halten, daß die Offenbarung des Alten Testamentes nicht über den Gesichtskreis der Belange Israels hinausgeht. Auch der Begriff des «ewig leben» geht nicht über die Erlangung eines — allerdings ewig während gedachten — Genusses der herrlichen Segnungen und Verheißungen Abrahams hinaus. Ferner ist das Volk Israel schon zum Voraus als Gottes Volk in Abraham erwählt worden. 

Es wird also in den genann­ten und manchen ähnlichen Stellen in seiner Gesamtheit als im Buche des Lebens eingeschrieben betrachtet, nicht aber die Nationen. Nun aber ist prak­tisch das Leben in der alttestamentlichen Haushaltung gemäß der unerbittlichen Forderung des Gesetzes vom Sinai vom Halten dieses Gesetzes, also vom «Tun» abhängig gemacht. 

Ebenso ist auch der Tod, bzw. der Verlust der An­wartschaft auf den Genuß des Lebens praktisch eine Folge der Übertretung desselben Gesetzes; man geht dadurch des Anrechtes der Einschreibung ins Buch des Lebens verlustig und wird somit wieder aus demselben ausgelöscht. Im Alten Testament wird also der Israelit nicht wie im Neuen Testament schon seiner sündigen Natur wegen als zum Voraus verloren betrachtet. Der Gedanke, daß etwa alle Menschen eingeschrieben seien, kann weder aus dem Alten noch aus dem Neuen Testament begründet werden. Der Name des wiederge­borenen Kindes Gottes steht ohne Frage im Buch des Lebens. Er ist eingetragen auf Grund des Werkes, das Jesus Christus am Kreuze vollbrachte, und kann nicht mehr ausgelöscht werden. 

Doch gibt es auch ein Buch des Lebens, das an Ver­antwortlichkeit gebunden ist. Der Charakter dieses Buches des Lebens ist darum auch ein anderer. Man kann aus diesem wieder ausgelöscht werden, analog dem Worte; «So komme Ich dir und werde deinen Leuchter aus seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Busse tust» (Offb. 2, 5). 

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Frage: 1.Mose, Ist ein Unterschied zwischen dem «Baum des Lebens» in 1. Mose 3 und demjenigen In Offb. 22?

12/19/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 23: Ist ein Unterschied zwischen dem «Baum des Lebens» in 1. Mose 3 und demjenigen In Offb. 22?

Antwort: Wir müssen ohne Zweifel bei beiden Stellen an denselben Baum des Lebens denken. Er ist jedenfalls auch im Anfang als Träger gewisser Offen­barungen oder Segnungen des Lebens gedacht gewesen. Da aber der Mensch durch seine Sünde, das Essen von der Frucht der Erkenntnis des Guten und Bösen, den Tod über sich gebracht hatte, wurde der Genuß der Frucht des Baumes des Lebens und damit die Offenbarung der Geheimnisse desselben unmöglich gemacht, Adam und Eva wurden deshalb aus dem Paradies vertrie­ben und fortan verschwindet dieses samt dem Baum des Lebens aus dem biblischen Gesichtskreis. Im Tode des Erlösers Jesus Christus aber ist dem Glau­benden neues, unantastbares, göttliches Leben geschenkt worden, das nun die Vollendung der Offenbarung ermöglicht.

 Deshalb kann am Ende der Zeit, nach­dem der Fluch abgeschafft sein wird, das Paradies und darin der Baum des Lebens wieder erscheinen. Da dann die Hindernisse beseitigt sein werden, können die im Baum des Lebens geoffenbarten Gedanken zur vollen Ent­faltung gelangen; deshalb erscheint er in Offb. 22 als einer, der zwölf Früchte trägt, d. h. in der Zahl der Vollkommenheit, welche die göttliche Verwaltung, wie diese im Tausendjährigen Reich geschaut werden wird, symbolisiert. 

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Frage: 1.Mose, Warum sind wohl der „Baum des Lebens“ sowohl im Alten wie im Neuen Testament zu finden?

12/19/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr.24: Warum sind wohl der „Baum des Lebens“ sowohl im Alten wie im Neuen Testament zu finden?

Antwort: Wenn nun das Buch und der Baum und ebenso auch der Strom des Lebens im Anfang des Alten Testamentes und dann am S c h l u ß des Neuen Testamentes erscheinen, so liegt ein tiefer und zugleich erhabener Sinn darin. Alle diese Bilder sind ohne Frage Symbole der großen und herrlichen Gedanken Gottes, welche sonst gar nicht erfaßt und auch so nur mangelhaft ergründet und verstanden werden können. Im Anfang deuten sie, wie noch manch anderes, auf die damals noch nicht enthüllten Ratschlüsse Gottes hin, deren Kundmachung damals durch die Sünde verhindert wurde, bis durch das Werk am Kreuz diese hinweggetan und damit der Weg zur Offenbarung geöffnet wurde.

 So sehen wir am Ende des Neuen Testaments in denselben Bildern die restlose Erfüllung der Ratschlüsse Gottes und die volle Entfaltung Seiner Gedanken geoffenbart. Es gibt übrigens noch manche Parallelen zwi­schen dem ersten und dem letzten Buch der Bibel. Im ersten Buch Mose tritt Gott aus der Ewigkeit in die Zeit und beginnt Seine Gedanken und Wege zu entwickeln. Im Buche der Offenbarung findet Gottes Werk seine Vollendung, und m i t den herrlichen Ergebnissen desselben tritt Gott wieder aus der Zeit in die Ewigkeit zurück und wird wieder Alles in Allem sein.

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Frage: 1.Mose, Warum redet Gott in 1.Mose 1,26 von sich in der Mehrzahl: "Lasset uns!" ?

12/19/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 25: Warum redet Gott in 1.Mose 1,26 von sich in der Mehrzahl: "Lasset uns!" ?

Antwort: «Gott»; die «Gottheit» steht im Hebräischen tatsächlich in der Mehrzahl: «Elohim», was sowohl «Götter» als der «eine Gott» bedeuten kann. Die hebräische Mehrzahl meint aber nicht nur eine Mehrzahl einzelner geson­derter Individuen, sondern auch eine Fülle, in der das Einzelne verschwindet, wie z. B. im Deutschen das Wort «Geäst»; es ist Einzahl, meint aber die Fülle am Baum, bestehend aus Ästen. 

Wir wissen, daß in Gott eine Fülle wohnt: «In Ihm (Christus) wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig» (Kol. 2, 9). Das Zeitwort bei Elohim — die Gottheit, steht im Hebräischen in der Einzahl: «Im Anfang schuf Elohim (Mehrzahl der Einzahl von Eloah), nicht schufen. Aber in «Lasset uns» (Mehrzahl) liegt deutlich der dreieine Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Es ist das Herz des dreieinen Gottes, das interessiert sagt:
«Lasset uns».

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Frage: 1. Mose, In 1.Mose 3,22 lesen wir»: « Und Jehova Gott sprach: Siehe .. und lebe ewiglich!

12/19/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 26: In 1.Mose 3,22 lesen wir»: « Und Jehova Gott sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unser einer, zu erkennen Gutes und Böses; und nun, daß er seine Hand nicht ausstrecke und nehme auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!» Ich habe Mühe, diesen Vers zu Verstehen. Können Sie mir helfen?

Antwort: Es war ein Akt der Barmherzigkeit, daß Gott «die Cherubim und die Flamme des kreisenden Schwertes» vor den Garten Eden setzte und da­mit den Zugang zum Baum des Lebens versperrte. Denn hätte Adam in seinem unbekehrten Zustand von dem Baum des Lebens gegessen, so hatte er ein Leben in ewiger Sünde, Schmach und Hoffnungslosigkeit erhalten. Wie furcht­bar wäre das gewesen! Ein Leben der ewigen Seligkeit kann der Mensch nicht in eigenem Wollen und Tun erreichen. Er muß sich beugen und Busse tun, dann kann und wird er durch den Glauben an den Erlöser auf Golgatha das ewige Leben als ein Gnadengeschenk empfangen.

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Frage: 3. Mose, Ist der Hase ein Wiederkäuer?

12/19/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Frage Nr. 27: Ist der Hase ein Wiederkäuer?

Antwort: Kurz und bündig können wir hier nach 3. Mose 11,6 und 5. Mose 14, 7 mit «Jawohl» beantworten, und diese Antwort dürfte für jeden, der an der wörtlichen Eingebung der Heiligen Schrift festhält, völlig genügen. Aber es mag interessant und wichtig sein, an das zu erinnern, was über die Frage, ob der Hase ein Wiederkäuer sei oder nicht, ein Fachmann, der Professor der Naturwissenschaften, Rütimeyer, in Basel, gesagt hat; «Daß der Hase wieder­käut ist mir nicht neu. 

Nur mache ich darauf aufmerksam, daß nach der heuti­gen anatomischen und embryologischen, nicht physiologischen Klassifikation (Einteilung) der Säugetiere die freilich in der populären Sprache als Titel beibehaltene Sitte das Wiederkäuen nicht als ein Einteilungsgrad für die wie­derkäuenden Tiere gilt, sonst müßte man am Ende die wiederkäuenden Fische usw. auch miteinbeziehen.»
In einfacher, allgemein verständlicher Sprache ausgedrückt heißt das: Die Bibel hat recht mit ihrem Satz: «Der Hase wiederkäut», wenn er auch nach der modernen Einteilung der Wissenschaft nicht unter die Klasse der Wiederkäuer gerechnet wird.

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