Besteht die Versammlung seit Adam? Werner Mücher

05/02/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

1. EINLEITUNG

1.1. Besteht die Versammlung seit Adam?
Versammlung, Gemeinde oder Kirche Gottes - sind das nicht alle Gläubigen von Adam an? Vielleicht haben wir ähnliche Fragen schon gehört oder selbst gehabt. Lesen wir im Alten Testament nicht weit mehr als hundertmal von der Gemeinde? Nun, wir wollen in diesem Büchlein untersuchen, was das Neue Testament über die Versammlung Gottes sagt.

Um es schon gleich vorweg zu sagen: Es gibt gravierende Unterschiede zwischen dem Volk Israel im Alten Testament und der Versammlung Gottes im Neuen Testament. Als Gott sich dem Volk Israel offenbarte, erwählte Er sich aus den vielen Völkern der Erde ein einzelnes Volk. Im Neuen Testament hingegen hat Gott Menschen aus den verschiedensten Völkern zu einem völlig neuen Volk zusammengebracht (vgl. Apg 15,14), zu der Versammlung Gottes, und sich diesem Volk in einer viel weiter gehenden Weise offenbart, als das je in der Zeit des Alten Testaments der Fall war'.

Wie kommt es denn, daß die Stellung des Volkes Israel im Alten Testament so grundsätzlich verschieden ist von der Stellung der Versammlung im Neuen Testament? Die einfache Erklärung ist: Weil Jesus Christus, der Sohn Gottes, in der Zwischenzeit hier auf der Erde war, am Kreuz gestorben und auferstanden ist und nun verherrlicht zur Rechten Gottes sitzt. Durch Seine Menschwerdung und Sein Werk ist etwas völlig Neues geschaffen worden. Der Sohn Gottes selbst ist das Fundament.

 Seiner Versammlung (Mt 16,18). Und außerdem ist als Folge des Versöhnungswerkes der Heilige Geist am Pfingsttag auf die Erde gekommen, um in allen Gläubigen bleibend zu wohnen.
1 Im Alten Testament hat Gott sich Menschen gegenüber offenbart als Gott (Elohim), als HERR (Jahwe oder Jehova), als derAllmächtige (gegenüber Abraham) oder als der Höchste, um nur einige Namen Gottes zu nennen. Im Neuen Testament hat Gott sich als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart.

Und noch ein wichtiger Unterschied: Israel nimmt einen hervorragenden Platz in den Regierungswegen Gottes mit dieser Erde ein. Das gilt auch für seine Stellung im Tausendjährigen Reich, das „bereitet ist von Grundlegung der Welt an" (vgl. Mt 25,34). Die Versammlung Gottes hingegen ist Gegenstand des Ratschlusses Gottes vor Grundlegung der Welt (vgl. für die Versammlung in ihrer Gesamtheit Epheser 3,9.11 sowie für die individuellen Gläubigen, die zu ihr gehören, Epheser 1,4). Israel hat eine zeitliche und irdische Stellung, die Versammlung Gottes hingegen eine ewige und himmlische Stellung.
Ubrigens war die Versammlung Gottes zur Zeit des Alten Testaments unbekannt, wenn sie auch in manchen Bildern vorgeschattet ist. Sie war ein Geheimnis, das zum erstenmal von dem Herrn Jesus in Matthäus 16 mit Namen genannt und angekündigt wurde (vgl. § 3. 2.1.). Sehr eingehend schreibt der Apostel Paulus in Epheser 3 von diesem Geheimnis der Versammlung Gottes, das den „Söhnen der Menschen" in früheren Zeiten „nicht kundgetan worden" war, „wie es jetzt offenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten" (V 5). Die „Verwaltung des Geheimnisses" war von den Zeitaltern der verborgen in Gott, „damit jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Ortern durch die Versammlung kundgetan werde die gar mannigfaltige Weisheit Gottes, nach dem ewigen Vorsatz, den er gefaßt hat in Christus Jesus, unserem Herrn" (V 9-11).

1.2. Drei Bilder der Versammlung im Brief an die Epheser
Das Thema der Versammlung Gottes ist sehr umfangreich. Wir legen daher unseren Betrachtungen im wesentlichen die drei wichtigsten Bilder zugrunde, unter denen sie im Neuen Testament gesehen wird, und zwar in der Reihenfolge, in der der Apostel Paulus sie im Brief an die Epheser behandelt. Wir kennen diese Bilder sehr gut aus dem tagtäglichen Leben: ein menschlicher Leib, ein Haus und eine Braut. Jedes dieser drei Bilder verdeutlicht ein wichtiges Merkmal der Versammlung.
1. Der Leib Christi (Eph 1,20-23):die unverbrüchliche Einheit zwischen Christus und der Versammlung und den Gliedern untereinander
2. Das Haus Gottes (Eph 2,19-22): die Wohnung des dreieinen Gottes
3. Die Braut des Lammes (Eph 5,25-32): die innige Beziehung der Liebe zwischen dem Sohn Gottes und der Versammlung
 
2. DIE VERSAMMLUNG ALS DER LEIB CHRISTI
2.1. Die Herrlichkeit des Hauptes
2.1.1. Haupt über das gesamte Universum
 
Wir wollen uns nun zuerst mit dem tiefsinnigen Bild der Versammlung als dem Leib Christi beschäftigen. Das wichtigste Merkmal dieses Bildes besteht darin, daß der Leib Christi eine untrennbare Einheit mit dem Herrn Jesus bildet, der nach vollbrachtem Erlösungswerk von Gott verherrlicht worden ist. Er ist das Haupt dieses Leibes.
 
Wenn wir also über die Versammlung Gottes als den Leib Christi nachdenken wollen, ist es angebracht, zuerst einige Augenblicke über die Bibelstellen nachzudenken, die uns den Herrn Jesus als Haupt vorstellen. Dabei kommen wir zu einer erstaunlichen Entdekkung. Wir lesen in der ersten Hälfte von Epheser 1: „Indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in ihm" (V 9.10).
 
Hier fällt das helle Licht des Wortes auf Gottes Ratschlüsse. Gott wollte die Ihm durch die Sünde entfremdete Schöpfung wieder zu sich zurückzuführen. Das ist dadurch möglich geworden, daß der Herr Jesus das Werk auf Golgatha vollbracht hat und daß Gott Ihn danach zum Haupt über das ganze Universum gemacht hat. Nun wartet Gott auf den Augenblick, wo Er Seinen Sohn öffentlich als Haupt über alle Dinge darstellen wird. Dieser erhabene Plan wird seine Erfüllung finden in der „Fülle der Zeiten", dem Friedensreich. Dann wird Christus sichtbar für das ganze Weltall über alles herrschen. Gott wird Himmel und Erde in einem wunderbaren System zusammenfassen und durch dieses Haupt in für uns jetzt noch unvorstellbarer Weise segnen. Dann wird für alle sichtbar werden, 
was der Herr Jesus zu Seinen Jüngern sagte, kurz bevor Er zum Himmel auffuhr: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde" (Mt 28,18).
 
Der Herr Jesus wird als Mensch über das gesamte Weltall herrschen, das Ihm als dem Sohn Gottes, dem Schöpfer aller Dinge (Joh 1,3; Kol 1,16), schon immer unterstand. Er hat durch Seinen beispiellosen Gehorsam als Mensch, der in dem Werk am Kreuz gipfelte, alles für Gott zurückerkauft, was durch die Sünde besudelt war. Gott hat es in Seinem Ratschluß festgelegt, Ihn als Lohn für das Werk auf dem Kreuz über alle Werke Seiner Hände zu setzen: „Was ist ... des Menschen Sohn, daß du auf ihn achthast? Denn ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt; und mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt" (Ps 8,4-6). Und obwohl diese Herrschaft des Herrn Jesus als Haupt über das ganze Weltall - alle Dinge in den Himmeln und auf der Erde - für die Welt noch nicht sichtbar ist, dürfen wir im Glauben doch bereits jetzt Seine Verherrlichung sehen (Heb 2,5-9).
 
2.1.2. Als Haupt über alles der Versammlung von Gott gegeben
Doch am Ende von Epheser 1 erfahren wir dann, daß der Herr Jesus noch in einer anderen Beziehung Haupt geworden ist: Gott hat nämlich in dem Christus gewirkt, „indem er ihn aus den Toten auferweckte; (und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Ortern, über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen, und hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt)" (V 20-23).
 
In diesen Versen machen wir eine weitere großartige Entdeckung. Nach der Auferweckung des Herrn Jesus hat Gott Ihn nicht nur zu Seiner Rechten erhöht und Ihm alles unterworfen, sondern Ihn danach als Haupt über alles der Versammlung gegeben. Gott hat Ihn also zuerst zum Haupt über das gesamte Universums gestellt, wie wir bereits oben gesehen haben, und Ihn dann - bekleidet mit die
 
2. DIE VERSAMMLUNG ALS DER LEIB CHRISTI
2.1. Die Herrlichkeit des Hauptes
2.1.1. Haupt über das gesamte Universum
Wir wollen uns nun zuerst mit dem tiefsinnigen Bild der Versammlung als dem Leib Christi beschäftigen. Das wichtigste Merkmal dieses Bildes besteht darin, daß der Leib Christi eine untrennbare Einheit mit dem Herrn Jesus bildet, der nach vollbrachtem Erlösungswerk von Gott verherrlicht worden ist. Er ist das Haupt dieses Leibes.
 
Wenn wir also über die Versammlung Gottes als den Leib Christi nachdenken wollen, ist es angebracht, zuerst einige Augenblicke über die Bibelstellen nachzudenken, die uns den Herrn Jesus als Haupt vorstellen. Dabei kommen wir zu einer erstaunlichen Entdeckung. Wir lesen in der ersten Hälfte von Epheser 1: "Indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in ihm" (V. 9.10).
 
Hier fällt das helle Licht des Wortes auf Gottes Ratschlüsse. Gott wollte die Ihm durch die Sünde entfremdete Schöpfung wieder zu sich zurückzuführen. Das ist dadurch möglich geworden, daß der Herr Jesus das Werk auf Golgatha vollbracht hat und daß Gott Ihn danach zum Haupt über das ganze Universum gemacht hat. Nun wartet Gott auf den Augenblick, wo Er Seinen Sohn öffentlich als Haupt über alle Dinge darstellen wird. Dieser erhabene Plan wird seine Erfüllung finden in der "Fülle der Zeiten", dem Friedensreich. Dann wird Christus sichtbar für das ganze Weltall über alles herrschen. Gott wird Himmel und Erde in einem wunderbaren System zusammenfassen und durch dieses Haupt in für uns jetzt noch unvorstellbarer Weise segnen. Dann wird für alle sichtbar werden, was der Herr Jesus zu Seinen Jüngern sagte, kurz bevor Er zum Himmel auffuhr: "Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde" (Mt 28,18).
 
Der Herr Jesus wird als Mensch über das gesamte Weltall herrschen, das Ihm als dem Sohn Gottes, dem Schöpfer aller Dinge (Joh 1,3; Kol 1,16), schon immer unterstand. Er hat durch Seinen beispiellosen Gehorsam als Mensch, der in dem Werk am Kreuz gipfelte, alles für Gott zurückerkauft, was durch die Sünde besudelt war. Gott hat es in Seinem Ratschluß festgelegt, Ihn als Lohn für das Werk auf dem Kreuz über alle Werke Seiner Hände zu setzen: "Was ist ... des Menschen Sohn, daß du auf ihn achthast? Denn ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt; und mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt" (Ps 8,4-6). Und obwohl diese Herrschaft des Herrn Jesus als Haupt über das ganze Weltall - alle Dinge in den Himmeln und auf der Erde - für die Welt noch nicht sichtbar ist, dürfen wir im Glauben doch bereits jetzt Seine Verherrlichung sehen (Heb 2,5-9).
 
2.1.2. Als Haupt über alles der Versammlung von Gott gegeben
Doch am Ende von Epheser 1 erfahren wir dann, daß der Herr Jesus noch in einer anderen Beziehung Haupt geworden ist: Gott hat nämlich in dem Christus gewirkt, "indem er ihn aus den Toten auferweckte; (und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern, über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen, und hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt)" (V. 20-23).
 
In diesen Versen machen wir eine weitere großartige Entdeckung. Nach der Auferweckung des Herrn Jesus hat Gott Ihn nicht nur zu Seiner Rechten erhöht und Ihm alles unterworfen, sondern Ihn danach als Haupt über alles der Versammlung gegeben. Gott hat Ihn also zuerst zum Haupt über das gesamte Universums gestellt, wie wir bereits oben gesehen haben, und Ihn dann – bekleidet mit dieser gewaltigen Herrlichkeit – der Versammlung als Haupt gegeben, damit sie die Herrschaft mit Ihm teile. 
 
Wir haben in Epheser 1 somit eine doppelte Vorrangstellung des Herrn Jesus:
 
   1. Er ist das Haupt des gesamten Universums und ist danach
   2. das Haupt der Versammlung, die Sein Leib ist, geworden  (vgl. Kol 1,18).
 
Es gibt daher im gesamten Weltall nichts, was nicht den Füßen des Herrn Jesus unterworfen wäre, bis auf eine Ausnahme: Sein Leib – und das ist die Versammlung. Statt Ihm in diesem Sinn unterworfen zu sein, wird sie mit Ihm über das Universum herrschen . Sie ist als Sein Leib "die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt" (Eph 1,23). Obwohl Er alles umfaßt und erfüllt, ist doch die Versammlung in dem Bild als Leib Seine Fülle oder Vervollständigung.
 
Die Tatsache, daß Gott den Herrn Jesus zuerst zum Haupt über das gesamte Universum gemacht hat und Ihn dann der Versammlung geschenkt hat, macht deutlich, welch eine Wertschätzung Gott für die Versammlung hat: Gott hat nicht nur Seinen Sohn in den Tod gegeben, Er hat Ihn auch nach dessen Auferweckung und Verherrlichung der Versammlung als Haupt gegeben und sie damit überreich beschenkt. Auf diese Weise hat Gott der Versammlung eine Stellung gegeben, die mit unschätzbaren Segnungen verbunden ist.
 
2.1.3. Haupt der Versammlung nach der Auferstehung
In dem Brief an die Kolosser finden wir die Tatsache, daß der Herr das Haupt Seiner Versammlung ist, von einer anderen Seite aus betrachtet: "Und er ist vor allen, und alle Dinge bestehen durch ihn. Und er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, die der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe" (1,17.18). Christus ist vor allen. Das bedeutet zuerst einmal, daß Er zeitlich vor allen anderen existierte, denn Er ist der ewige Sohn Gottes. Es bedeutet aber auch, daß Er – als Er als Mensch in diese Schöpfung eintrat – rangmäßig den erhabensten Platz über allen geschaffenen Wesen einnahm. Außerdem bestehen alle Dinge durch Ihn, weil Er ihr Schöpfer ist. Nicht nur verdankt Ihm alles seine Entstehung, sondern Er erhält auch in jedem Augenblick alles durch Seine eigene Kraft (Heb 1,3).
 
Er ist als Schöpfer das Haupt der Schöpfung. Doch dann folgt eine Beschreibung Seiner Herrlichkeit, die noch darüber hinausgeht. Die erste Herrlichkeit ist die Herrlichkeit Seiner Macht, die in der Erschaffung zur Entfaltung gekommen ist. Die dann beschriebene Herrlichkeit als Haupt des Leibes ist die Herrlichkeit, die aus Seiner Liebe hervorgekommen ist. Diese Herrlichkeit ist verknüpft mit Seinem Tod und Seiner Auferstehung. Dadurch erst konnte Er das Haupt des Leibes werden. Und dadurch ist auch die gar mannigfaltige Weisheit Gottes zur Entfaltung gekommen. So ist Er auch der Anfang (der Versammlung) und nimmt den ersten Platz unter allen (aus den Toten) Auferstandenen ein. Wo immer wir den Herrn Jesus betrachten, will der Heilige Geist unsere Augen und Herzen öffnen, damit wir die überragenden Herrlichkeiten des Herrn Jesus besser erkennen können.
 
Er ist der Erstgeborene aus den Toten  und hat somit nicht nur als in die Schöpfung eingetretener Mensch eine Vorrangstellung vor allem Geschaffenen, sondern auch in der Welt der Auferstehung. Er hat in allem den Vorrang. Wie könnte es auch anders sein? Sowohl in der "sichtbaren" als auch in der "unsichtbaren" Welt nimmt Er den ersten Platz ein.
 
Erfüllt es uns nicht mit einer tiefen Freude, und führt es uns nicht zur Anbetung, daß Er mit all diesen verschiedenen Herrlichkeiten bekleidet ist? Als Er hier auf der Erde war, hat Er in großer Niedrigkeit und Demut gelebt und ist sehr verkannt und verachtet worden.  Das steht nicht im Gegensatz zu Epheser 5,24, wo es heißt, daß die "Versammlung dem Christus unterworfen ist", weil es dort um das Bild der Ehe geht. An dieser Stelle wird sehr deutlich, daß der Titel "Erstgeborener" nicht nur zeitlich zu verstehen ist wie meistens im Alten Testament, sondern eine Vorrangstellung andeutet (vgl. Ps 89,27; Röm 8,29; Kol 1,15; Heb 1,6; Offb 1,5).
 
2.2. Der Leib ist eine Einheit
2.2.1. Die Einheit des Hauptes mit dem Leib leuchtet zum erstenmal hell hervor
Wir wenden uns nun einer außerordentlichen Begebenheit zu, wodurch der große Apostel Paulus zur Bekehrung gekommen ist: "Saulus aber, noch Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn schnaubend, ging zu dem Hohenpriester und erbat sich von ihm Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit, wenn er einige fände, die des Weges wären, sowohl Männer als Frauen, er sie gebunden nach Jerusalem führe. Als er aber hinzog, geschah es, daß er sich Damaskus näherte. Und plötzlich umstrahlte ihn ein Licht aus dem Himmel; und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Er aber sprach: Wer bist du, Herr? Er aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst" (Apg 9,1-5).
 
"Saul, Saul, was verfolgt du mich" (V. 4). Verfolgte Saul nicht die ersten Christen? Ja, und zugleich Christus im Himmel. Daran hatte Paulus nicht im Traum gedacht. Christus eins mit den Seinen? Da, wo sie sind, ist auch Er, nämlich auf der Erde. Und umgekehrt gilt: Da, wo Er ist, sind auch sie, nämlich im Himmel!  Diese Begegnung des Saulus mit dem verherrlichten Herrn hat sein Leben radikal verändert. Das Licht, das ihn umstrahlte, war die Ausstrahlung der Herrlichkeit unseres verherrlichten Herrn zur Rechten Gottes. Die anderen Apostel haben den Herrn nach der Auferstehung in Seinem Auferstehungsleib hier auf der Erde gesehen. Paulus kannte Ihn so nicht; er hat Ihn in der Herrlichkeit gesehen, völlig eins mit Seinen Gliedern auf dieser Erde.
 
Es ist nicht verwunderlich, daß es der Apostel Paulus war, dem der Herr all die erhabenen Offenbarungen bezüglich der Versammlung Gottes gegeben hat.
 
2.2.2. Die Geburtsstunde der Versammlung
Wenn es die Versammlung im Alten Testament noch nicht gab, wann ist sie denn dann entstanden? Auf diese Frage finden wir eine deutliche Antwort in Apostelgeschichte 2,1-4: "Und als der Tag der Pfingsten erfüllt wurde, waren sie alle an einem Ort beisammen. Und plötzlich kam aus dem Himmel ein Brausen, wie von einem daherfahrenden, gewaltigen Wind, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden einzelnen von ihnen. Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen" (Apg 2,1-4).
 
Das ist die Geburtsstunde der Versammlung. Wichtige Voraussetzungen waren erfüllt, daß dieses Ereignis stattfinden konnte: Gottes Sohn war Mensch geworden; Er hatte das Werk auf Golgatha vollbracht und hatte Sein Leben gegeben; Er war auferweckt und nun seit zehn Tagen in den Himmel zurückgekehrt und hatte Seinen Platz zur Rechten des Thrones Gottes eingenommen. Und nun kam der angekündigte Augenblick, wo Er vom Himmel aus den Heiligen Geist auf die Erde sandte (vgl. Joh 7,39). Was da am Pfingsttag geschah, war ein einmaliges historisches Ereignis. Seit diesem Augenblick wohnt der Heilige Geist bleibend in Menschen, die erlöste Sünder sind (vgl. Joh 14,16) . An genau diesem Tag wurden die Gläubigen zugleich "in einem Geist ... zu einem Leib getauft" und wurden alle "mit einem Geist getränkt" (1. Kor 12,13).
 
2.2.3. Die Einheit der einzelnen Glieder untereinander
Das Bild des Leibes stellt uns jedoch nicht nur die Einheit der Glieder mit ihrem himmlischen Haupt vor, sondern auch die Einheit der einzelnen Glieder untereinander. Darüber schreibt der Apostel im Römerbrief: "Denn ebenso, wir in einem Leibe viele Glieder haben, aber die Glieder nicht alle dieselbe Tätigkeit haben, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, einzeln aber Glieder voneinander. Da wir aber verschiedene Gnadengaben haben, nach der uns verliehenen Gnade: es sei Weissagung, so laßt uns weissagen nach dem Maß des Glaubens; es sei Dienst, so laßt uns bleiben im Dienst; es sei, der da lehrt, in der Lehre; es sei, der da ermahnt, in der Ermahnung; der da gibt, in Einfalt; der da vorsteht, mit Fleiß; der da Barmherzigkeit übt, mit Freudigkeit" (12,4-8).
 
Nachdem Paulus in diesem Brief die Lehre der Rechtfertigung ausführlich dargelegt hat (Kapitel 1-8) und über das Schicksal Israels gesprochen hat (Kapitel 9-11), beginnen mit Kapitel 12 Unterweisungen für das Leben als Christen. Dabei kommt der Apostel sehr schnell auf das Verhalten der einzelnen Gläubigen untereinander zu sprechen und gebraucht das Bild des Leibes.
 
Eine wichtige Voraussetzung für ein gutes Funktionieren der Beziehungen ist Bescheidenheit und Besonnenheit (V. 3). So wie der menschliche Leib viele Glieder und Organe hat, die alle unterschiedliche Funktionen erfüllen, so hat auch der Leib Christi viele unterschiedliche Glieder, die ebenfalls alle ihre unterschiedliche Gabe und Aufgabe haben. Sie haben nicht alle dieselbe Tätigkeit. Es gibt einen großen Reichtum an unterschiedlichsten Gaben. Dennoch bilden alle Glieder zusammen eine unverbrüchliche Einheit. Indem jeder einzelne seine Aufgabe erfüllt, dient er dem Wohl des Ganzen.
 
Hier in Römer 12 geht es darum, daß trotz der Einheit des Leibes alle Glieder unterschiedliche Aufgaben haben, wodurch es eine große Mannigfaltigkeit gibt. In 1. Korinther 12 liegt der Schwerpunkt auf dem Umgekehrten: trotz des Vorhandenseins einer großen Mannigfaltigkeit ist der Leib dennoch eine Einheit.
 
In Epheser 4, wo davon die Rede ist, daß es der verherrlichte Herr im Himmel ist, der jedem einzelnen Gaben (dort "Gnade" genannt; V. 7) gibt, werden einige Gaben einzeln aufgeführt: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer. Wenn es um das Verhältnis der Glieder zueinander geht wie hier in Römer 12, dann wird einfach ihr Dienst genannt: Prophezeiung, Dienst, Lehren, Ermahnen, Geben, Vorstehen (im Sinne von Führen) und Barmherzigkeit üben.
 
Wir wollen den letzten Satzteil in Römer 12,6 nicht übergehen: "nach der uns verliehenen Gnade". Das können wir uns nicht genügend einschärfen: jede Gabe ist empfangene Gnade. Wir haben nichts aus uns selbst, sondern es ist verliehen. Wenn uns das bewußt ist, werden wir bescheiden unsere Aufgabe erfüllen. Echte Demut zeigt sich darin, daß wir anderen dienen und ihnen von dem mitteilen, was uns geschenkt ist. Ein selbstsüchtiges Für-sich-Behalten ist das genaue Gegenteil. Auch hier gilt: Je mehr wir geben, desto reicher werden wir.
 
2.2.4. Einheit trotz mannigfaltiger Verschiedenheit der Glieder
Nun wenden wir uns dem bereits erwähnten Abschnitt in 1. Korinther 12 zu: "Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist; und es sind Verschiedenheiten von Diensten, und derselbe Herr; und es sind Verschiedenheiten von Wirkungen, aber derselbe Gott, der alles in allen wirkt. Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben. Denn dem einem wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist; einem anderen aber Glauben in demselben Geist, einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in demselben Geist, einem anderen aber Wunderwirkungen, einem anderen aber Weissagung, einem anderen aber Unterscheidungen der Geister; einem anderen aber Arten von Sprachen, einem anderen aber Auslegung der Sprachen. Dies alles aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie er will. Denn so wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: so auch der Christus" (V. 4-12).
 
Vielleicht ist zum besseren Verständnis dieses Abschnitts eine kleine Übersicht hilfreich:
1. Es gibt eine große Verschiedenheit von Gnadengaben, Diensten und Wirkungen (V. 4-6)
2. Alle Gaben sollen zum Nutzen der anderen ausgeübt werden (V. 7)
3. Beispiele für die unterschiedlichen Gaben (V. 8-10)
4. Es ist der Geist Gottes, der alles austeilt, wie Er will (V. 11)
5. Nun folgt der Vergleich mit dem menschlichen Leib (V. 12)
 
Auch in diesem Abschnitt liegt der Schwerpunkt auf der großen Verschiedenheit der Gaben. Die Vorstellung von einer militärischen Uniformität, bei der alle gleich sind, ist dem Wort Gottes völlig fremd. Hat Gott nicht alles in einer großen Vielfalt geschaffen? So wie es in der Schöpfung eine große Vielfalt an Arten und Formen gibt – keine zwei Grashalme oder Schneeflocken sind völlig gleich –, so ist das auch bei den Gläubigen. Das biblische Bild ist Einheit einerseits und große Vielfalt andererseits. Menschliches Reglementieren bei der Ausübung der Gaben ist ein Eingriff in die Freiheit, die der Herr bei den Gläubigen sehen will. Dabei können sich die einzelnen Gaben nicht entfalten, wie der Herr es beabsichtigt hat.
 
Die Kraft zur Ausübung jeder einzelnen Gabe gibt ein und derselbe Geist. Bei den Heiden gab es kein übereinstimmendes Handeln, weil sie alle durch unterschiedliche Geister (Dämonen) getrieben wurden. Weder Satan noch seine Dämonen sind ja allgegenwärtig. Allgegenwart ist allein ein Kennzeichen Gottes. Der Geist Gottes kann gleichzeitig in Millionen von Gläubigen wirken. Und sein Wirken hat immer das eine Ziel: die Auferbauung der Gläubigen und die Verherrlichung des Herrn Jesus

0. VORWORT   5
 
1. EINLEITUNG
1.1. Besteht die Versammlung seit Adam?      6
1.2. Drei Bilder der Versammlung im Brief an die Epheser   7
 
2. DIE VERSAMMLUNG ALS DER LEIB CHRISTI
2.1. Die Herrlichkeit des Hauptes    8
2.1.1. Haupt über das gesamte Universum    8
2.1.2. Als Haupt über alles von Gott der Versammlung gegeben    8
2.1.3. Haupt der Versammlung nach der Auferstehung   9
 
2.2. Der Leib ist eine Einheit   11
2.2.1. Die Einheit des Hauptes mit dem Leib leuchtet zum erstenmal hell hervor 11
2.2.2. Die Geburtsstunde der Versammlung 11
2.2.3. Die Einheit der einzelnen Glieder untereinander 12
2.2.4. Einheit trotz mannigfaltiger Verschiedenheit der Glieder   13
 
2.3. Der Leib hat viele Glieder, die alle ihre eigene Aufgabe haben   16
2.3.1. Die Quelle der Gaben ist das Haupt des Leibes  16
2.3.2. Das Haupt bedient sich der Gaben 17
 
2.4. Die unterschiedlichen Gaben und Dienste 18
2.4.1. Gegenüberstellung 18
2.4.2. Ein Bild aus dem Alten Testament 18
2.4.3. Die Personen-Gaben 19
2.4.3.1. Apostel 19
2.4.3.2. Propheten 21
2.4.3.3 Evangelisten 22
2.4.3.4 Hirten   23
2.4.3.5 Lehrer   24
 
2.4.4. Die Gnadengaben in 1. Korinther 12,8-10.28 25
2.4.4.1. Wort der Weisheit 25
2.4.4.2. Wort der Erkenntnis 25
2.4.4.3. Glauben 25
2.4.4.4. Heilungen 26
2.4.4.5. Wunderwirkungen 27
2.4.4.6. Prophezeiung 27
2.4.4.7. Unterscheidungen der Geister 27
2.4.4.8. Arten von Sprachen 28
2.4.4.9. Auslegung von Sprachen 29
2.4.4.10. Hilfeleistungen 30
2.4.4.11. Regierungen 30
 
3. DIE VERSAMMLUNG ALS DAS HAUS GOTTES
3.1. Hinweise und Vorbilder aus dem Alten Testament   31
3.1.1. Gott suchte bereits im Garten die Nähe des Menschen   31
3.1.2. Gott erscheint Jakob in Bethel  31
3.1.3. Die erste Wohnung Gottes auf der Erde: das Zelt der Zusammenkunft 32
3.1.4. Der Tempel: Wie kann Gott in einem Haus wohnen?   33
3.1.5. Gott begehrt eine Wohnstätte der Ruhe   33
 
3.2. Was sagt das Neue Testament über das Haus Gottes? 34
3.2.1. Die feste Grundlage dieses Hauses   34
3.2.2. Das Haus Gottes im Epheserbrief   35
3.2.3. Die Versammlung als der Tempel Gottes   37
3.2.4. Das große Haus aller Bekenner   38
3.2.5. Priesterdienst im Haus Gottes 40
3.2.6. Die Hütte Gottes im ewigen Zustand 41
3.2.7. Zur Besinnung 42
 
4. DIE VERSAMMLUNG ALS DIE BRAUT DES LAMMES
4.1. Die Erschaffung von Adam und Eva 44
4.2. Christus hat die Versammlung geliebt 46
4.3. Die Hochzeit des Lammes 47
4.4. Die Braut, das Weib des Lammes im Tausendjährigen Reich 48
4.5. Das Weib des Lammes im ewigen Zustand 49
4.6. Zusammenfassung der Kapitel 2-4 49 
 
5. DIE ÖRTLICHE VERSAMMLUNG
5.1. Der Grundsatz des Versammelns: Da ist ein Leib 50
5.2. Die Versammlung in Korinth ist "Christi Leib"   50
5.3. "Versammelt zu meinem Namen" – die Frage nach der Autorität 52
5.4. Die Leitung in den Zusammenkünften 53
5.5. Das Wirken des Geistes Gottes in den Zusammenkünften 54
5.6. Die Ausübung der Gaben  55
5.7. Zusammenfassung 56
 
5.8. Ämter in der Versammlung 58
5.8.1. Älteste oder Aufseher 58
5.8.2. "Brüderbesprechungen oder -stunden"  60
5.8.3. Diener   60
 
5.9. Das Zusammenkommen als Versammlung 62
5.9.1. Brotbrechen 62
5.9.1.1. Das Gedächtnis an den Herrn 62
5.9.1.2. Die Verkündigung des Todes des Herrn 63
5.9.1.3. Das Ausdrücken der Gemeinschaft des Leibes Christi 63
5.9.1.4. Die Anbetung des Vaters 64
5.9.1.5. Ein Volk in der Wüste 65
5.9.1.6. Wo brachte das Volk seine Opfer dar? 65
5.9.1.7. Der Brandopferaltar 66
5.9.1.8. Die verschiedenen Opfer 66
5.9.1.9. Wer durfte diese freiwilligen Opfer darbringen?   67
5.9.1.10. Wer sind nun die Priester? 67
5.9.1.11. Was taten die Priester? 68
5.9.1.12. Die Darbringung des Räucherwerks 68
5.9.2. Zusammenkommen zum Gebet   69
5.9.2.1. Im Heiligtum 71
5.9.3. Zusammenkommen zur Belehrung und Auferbauung 72
5.10. Zusammenfassung 74
 
6. DIE ORDNUNG IN DER VERSAMMLUNG
6.1. Einleitung 75
6.2. Was ist Zucht? 75
6.3. Zurechtbringen 76
6.4. Zurechtweisung, Ermahnung 76
6.5. Bezeichnung   77
6.6. Öffentliche Zurechtweisung   77
6.7. Handeln mit einem Sektierer   78
6.8. Schweigen in den Zusammenkünften   79
6.9. Persönliches Vergehen   79
6.10. Ausschluß 80
6.11. Anhang: "Dem Satan überliefern" 82
6.12. Zum Überdenken   83
 
 
7. PHILADELPHIA UND LAODIZEA
7.1. Philadelphia 84
7.2. Laodizea 86
 
ISBN: 3892873585 (ISBN-13: 9783892873587) Format: 20,5 x 13,5 cm Seiten: 130 Gewicht: 190 g Verlag: CSV Hückeswagen Erschienen: 1996 Einband: Taschenbuch