1. Mose 12, 10-20 Abrahams Notlüge, Christlieb A.

03/27/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

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Als Abraham wegen einer Teuerung nach Ägypten zog, täuschte er dort den Pharao, indem er Sara als seine Schwester ausgab (V. 19). Diese Sünde entstand nicht auf einmal.
1. Der sorgende Abraham
Mit einer falschen Sorge begann die böse Geschichte. Abra. ham sprach zu seiner Frau: „Wenn dich nun die Ägypter sehen werden, so werden sie sagen: Das ist sein Weib, - und sie werden mich erwürgen und dich leben lassen" TV. 12). Welch trauriges Beispiel von einem Gläubigen, der sich in den Sorgengeist einläßt! Bisher hatte Abraham seinem Gott vertraut, war ihm gefolgt und hatte im Gebet immer neu Kraft und Licht für seinen Weg bekommen. Nun kommt um in Bunyans Bildersprache zu reden - der „Herr Verstand" hervor, um den „Herrn Glaube" auf die Seite zu drängen.
Hätte Abraham mit Sara zusammen die aufsteigende Sorge sofort dem Herrn hingelegt, so hätte Gott sicher einen Be. wahrungsweg ohne Lüge gewußt. Vielleicht wäre es zur Um kehr nach Kanaan gekommen und hätte Gott dort seine Kinder mit Speise versorgt. Oder Gott hätte die beiden in Ägyp ten mit seinem Schutz umhüllt. Er weiß viele Wege der Durchhilfe für die Seinen.
Ach, wieviel Gläubige lassen sich in den Sorgengeist ein, statt mit Danksagung für ihren wunderbaren und starken Herrn ihm alle Anliegen zu bringen!

2. Der falsche Gehorsam bei Abrahams Frau
Abraham sagte in seinem Sorgengeist zu Sara: „So sage doch, du seist meine Schwester" (V. 13). Hier war ein Punkt erreicht, wo der Gehorsam der Frau ihrem Mann gegenüber seine Grenze hätte finden müssen. Gewiß sollen die Frauen in vielem dem Mann den Vorrang lassen. Aber als Sara hier dein Rat ihres Mannes folgte, tat sie unrecht. Wenn der Mann ins Sorgen und Straucheln kommt, so soll die Frau ihm im Glauben aufhelfen und ihm nicht nachgeben. Gott schenke gläubigen Ehegatten, aber auch allen den Seinen die Gnade und den Mut, zur rechten Zeit ungehorsam zu sein, wenn der Befehl zur Sünde kommt!

3. Der vor der Welt zuschanden gewordene Abraham 
Abrahams Lüge wurde offenbar. Eskam doch heraus, daß San seine Frau war. Pharao merkte es. wohl an den göttlichen Plagen, die flut drückten von der Zeit an, als er Sara in sein
Haus genommen hatte (V 17) Wie schrecklich muß dieses Entdecktwerden für Abraham gewesen sein! Einen Knecht Gottes der Unwahrheit überführt sehen — was für ein peinliches Bild! Welche Folgen hätte das haben können!
Wie leicht konnte jetzt der Weltmann Pharao und seine Umgebung sagen ‚Das sind also die sogenannten Frommen, die sich für wahrhaft gläubig ausgeben? Da lugt der ‚Beste unter ihnen uns etwas vor und steht als Heuchler da''
Wie waren diejenigen verwirrt, die vielleicht Abraham den Namen des Herrn hatten predigen hören und dadurch gesegnet worden waren' Nun mußten sie traurig feststellen „Der Abraham kann schon predigen und beten, aber er wandelt nicht nach seinen Worten Er ermuntert, man solle Gott vertrauen, aber er sucht sich hier in Ägypten mit Notlügen zu schützen, statt ms Gebet zu gehen"
Und nahm nicht Abraham selber großen Schaden? Er ge= wahrte einer bestimmten Sande bei sich Einlaß, die sich fest.
setzte und später noch einmal vorkam (Kap 20) Hüten wir uns doch vor der Sunde in jeder Gestalt wie vor einer Schlange! Flehen wir um die Kraft der Bewahrung unseres
Gottes! Lassen wir uns auch warnen durch das, was wir V. 13 lesen. „Sage doch, du seist meine Schwester, auf daß mir 's wohlgehe um deinetwillen!" Wer nur sein eigenes Wohlergehen im Auge hat, der irrt leicht von Gottes Wegen ab. Wir wollen den fürchten, von dem 'unser zeitliches und ewiges Wohlergehen abhängt. Er kann uns bewahren, daß wir seinem Namen keine Schande machen.

Zweierlei „ Geschäft" 1.Mose 13 und 14
1. Ein törichtes und doch höchst vernünftiges „Geschäft"
Wir lesen in i. Mose 13, 7: „Es war immer Zank zwischen den Hirten über Abrahams Vieh und zwischen den Hirten über Lots Vieh Aus dieser peinlichen, notvollen Lage sucht Abraham einen Ausweg, indem er seinem Neffen Lot in einer offenen Aussprache das Angebot macht: „Steht dir nicht alles Land offen? Scheide dich doch von mir. Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten; oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken" (V.9 ).
Abraham überläßt also dem jüngeren Lot die Wahl des Landes. Er ist bereit, auf allen Vorteil für sich zu verzichten und dem Neffen jeden Vorteil zu überlassen, -den dieser wünscht. Unter den Hirten Abrahams mögen manche gedacht haben: „Unser Herr handelt töricht. Er ist der Altere, er ist das Haupt einer großen Pilgerfamilie. Er soll zuerst und das Beste wählen." Aber so macht es Abraham gerade nicht. War.' um nicht? Er will zu den Friedenskindern gehören, und die
handeln anders als die Weltkinder! Sie können, - um dem Zank aus dem Wege zu gehen, auch auf einen berechtigten Vorteil verzichten. Abraham rechnet nicht nach dem Geldwert der Weideplätze. Er will auf jeden Preis in seligem Frieden bleiben. 

Die Vernunft hätte ihm anders geraten, aber der Friede Gottes regiert ihn zum Demutsweg hin. 0 hätten wir viele solcher Abrahamspilger! Inneren Frieden behalten - ist das nicht
schon ein gutes „Geschäft", das Abraham bei der Sache macht? Dazu kommt noch, daß Gott ihm sagt: „Hebe -deine Augen auf und siehe von der Stätte an, da d. wohnst, gegen
Mitternacht, gegen Mittag, gegen Morgen und gegen -Abend. Denn alles das Land, das - du siehst, will ich dir geben und deinem Samen ewiglich" (1. Mose 13,14 f.). Das Land, auf das Abraham verzichtet,bekomint er doch vonGott zugesprochen,
und noch viel mehr dazu. So ist schon manchem reich und überreich ersetzt worden, worauf - er um des Glaubens an Gott und um des Friedens unter den Menschen willen verzichtete. Wir haben darauf keinen Ansprach. Wir dürfen bei unserm Tun nicht dahin schielen; aber es ist oft bestätigte Erfahrung: Gott ist gern königlich in seinen Gaben.

2, Ein scheinbar gutes und doch ganz elendes „Geschäft"
So muß man das Geschäft nennen, das Lot gemacht hat. Er hat sich auf Abrahams großzügiges Angebot hin ganz vom sichtbaren Vorteil blenden lassen. Er hätte viel besser getan, als der Jüngere zu erklären: „Nein, wähle du zuerst, du bist der Ältere, ich will mich deinen Wünschen fügen." Vielleicht haben seine Frau und seine Hirten ihn mit zu seiner Entscheidung gedrängt: „Da hob Lot seine Augen auf und besah die ganze Gegend am Jordan. Denn ehe der Herr Sodom und Comorra verderbte, war sie wasserreich, bis man gen Zoar kommt, als ein Garten des Herrn, gleichwie Ägyp= tenland. Da erwählte sich Lot die ganze Gegend am Jordan und zog gegen Morgen" (1. Mose 13,10f.).
Wie ist das heute, wenn Menschen in wichtigen Lebens= fragen vor einer Entscheidung stehen, wenn sie z. B. einen Wechsel ihrer Berufsstellung erwägen? Ist nicht oft der äußere Vorteil der Beweggrund? Heben sie nicht wie Lot ihre Augen auf und sehen, „wo das Land am wasserreichsten ist"? Wieviel Elend ist dadurch schon entstanden! Hier wäre Mißtrauen uns selbst gegenüber oft am Platze. Beobachten wir Lot! Er zieht nach Sodom hin (13, 12), an einen äußerlich so lieblichen Ort. Aber schon bald tritt eine Ernüchterung ein, als er und seine Familie nähere Bekanntschaft mit den Leuten machen. Sie erkennen'. „Die Leute zu Sodom waren böse und sündigten sehr wider den Herrn"
(13, 13). Sie werden entsetzliche Dinge gewahr. Grobe Sün= den der Unzucht herrschen in jener Gegend. Der Reichtum hat die Bewohner offenbar völlig verderbt. Wie schwer, in einer solchen Umgebung leben zu müssen
Ein weiteres kommt bald hinzu. Fremde Könige unternehmen einen Kriegszug, durch den gerade die Gegend von Sodom und Comorra hart heimgesucht wird. Unter den Gefangenen, die weggeschleppt werden, befindet sich Lot. Auch seine ganze Habe nehmen die Feinde zur Beute (i. Mose 14, 12). Was ist nun aus dem „guten Geschäft" geworden, das Lot zu machen meinte? Es hat sich als elender Betrug erwiesen!

Ach, erbärmlicher Mammonsgeist, wie kannst du auch Gläubige auf Irrwege bringen! Schaut den gefangenen Lot mit seinem verlorenen Vermögen recht an! Wie arm kann man werden - innerlich und äußerlich - wenn man die ver.' gänglichen Dinge über die ewigen Schätze stellt!

Die Reibung zwischen Sara und Hagar 1. Mose 16
Sara, Abrahams Frau, trug schwer an ihrer Kinderlosigkeit. Sie führte ihrem Mann Hagar, ihre ägyptische Magd, zu. Das entsprach der Sitte des Altertums, nach der Kinder von Sklavinnen als der Herrin gehörig betrachtet wurden. Es erwies sich bald, daß auf diesem selbstgewählten Weg die Not nicht behoben war, sondern daß daraus eine größere Not wurde.

1. Saras selbsterdachter Weg
Sara sehnte sich nach einem Kind. Gott hatte die Verhei.' ßung gegeben, daß Abrahams Nachkommen so zahlreich sein sollten wie die Sterne am Himmel (i. Mose 15, 5). Nun kann Sara aber nicht warten auf die göttliche Stunde, sondern sie meint, Gott nachhelfen zu müssen mit ihren menschlichen Überlegungen und Plänen. Damit bringt sie sich aber vom Regen in die Traufe. Wir lesen von Hagar, daß die Hoffnung auf das Kind sie hochmütig ihrer Herrin gegenüber macht: „Sie achtete ihre Frau gering gegen sich" (V. 4). Bisher hatte Sara eine Magd um sich gehabt, mit der sie zufrieden war. Jetzt aber schaut die Magd verächtlich auf die Herrin herab und macht ihr das Leben sauer.
Es ist ein köstliches Ding, auf die Hilfe des Herrn zu harren, aber ein elendes Ding, sich selbst helfen zu wollen. Es ist selig, wenn uns Gott zu Hilfe kommt, aber es geht sehr unselig zu, wenn wir Gott zu Hilfe kommen wollen.

2. Hagars häßlicher Hochmut
Nichts macht einen Menschen häßlicher und unangenehmer als der Hochmut. Es scheint ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Sara und ihrer Magd geherrscht zu haben. Sonst hätte jene die Hagar nicht ihrem Mann zugeführt, um da.' durch ihre Familie „aufzubauen" (V. 2). Aber dieses gute Verhältnis ist zu Ende, als -Sara den Hochmut der Magd spürt, die ein Kind erwartet. Es ist nicht gesagt, daß diese Verachtung sich in Worten ausdruckte Wenn es heißt „Sie achtete ihre Frau gering -gegen sich", dann ist wohl mehr an Hagars innere Stellung- gedacht, die Sara als bitter und demütigend empfand.

Es -gibt Leute, mit denen der Umgang angenehm war, so lange Gott sie in der Schule der Niedrigkeit hielt Vielleicht erlebten sie dann ein geistliches Wachstum, Gott gab ihrem Dienst Frucht, und sie fingen an, sich über die zu erheben, die weiter in stiller Geduldsarbeit Samen streuten Aus die. sein Hodimutsfehjer mußte Gott sie auf vielleicht schmerz. lichen Wegen zurechtbringen

3. Aus der Schule gelaufen
Gott wiil,:daß wir bei Demütigungen, -die uns Menschen bereiten,- nicht aus der Schule laufen. Die beiden Frauen Sara und Hagar hätten sich- gegenseitig erziehen können. Sara hatte zu lernen, wohin man mit Selbsthilfe und eigener Klugheit kommt. Hagar mußte ihren Hochmut wieder ab. legen. Aber beide verstanden die Schule Gottes nicht, sondern wollten ihr entlaufen und nicht durch die fruchte ihrer eige neu -Fehler geistlich klug werden.
Wir sehen die Sara, wie, sie im Ärger über das hochmütige Gebaren der Hagar nicht stille bleibt, sondern im häuslichen Leben ihre Magd zu drücken und - zu -quälen sucht. In falscher Willfährigkeit gibt ihr Abraham sogar das Recht dazu (V 6) Wir sehen die Hagar, wie sie nach einem Ausweg sinnt Aber anstatt über ihren Hochmut Buße zu tun und nun zwiefach demütig die Liebe ihrer Herrin wiederzugewinnen, lauft sie einfach davon ('7. ) Das sind - notvoile häusliche Reibungen und :Spannungen in Abrahams Familie Im Herzen Saras und Hagars stecktetwas, das in den Tod -gehört. Beide müssen zerbrochener, demütiger, geduldiger werden Beide machen die Schwieng= keiten dadurch größer, daß- sie --wohl den Fehler der andern empfinden, aber für den eigenen blind sind Wohl denen, die warten können, bis Gott andere demütigt und das nicht selber tun Sie werden Segen haben auch von schwierigen Menschen.

„Das soll dir eine Decke aer Augen sein" 1. Mose 20,16
In 1. Mose 2o wird - uns erzählt, wie Abraham -zum zweittenmal zur Lüge greift und Sara als seine Schwester ausgibt Dieses Mal heuchelt er vor Abimelech, dem König zu Gerar, der ahnungslos die Sara zur Frau nehmen will (V.5). Gott greift ein und hindert -den Abimelech an - dei -Sünde. -Wie früher vor Pharao in Ägypten steht der Gottesmann als der Blamierte da und muß sich von dem heidnischen König über sein Abweichen von der Wahrheit strafen lassen (V 9f) Wie traurig, daß Gläubige wiederholt in dieselbe Sünde gec raten! Aber welche Treue Gottes, daß er ihnen ihr Unrecht nicht durchgehen läßt, sondern sie entlarvt! Über Abrahams Beschämtwerden triumphiert dann doch wieder Gottes - zurechtbringende Gnade. 
In der Geschichte kommt ein auffälliger Ausdruck vor. Als Abimelech die Sara dem Abraham wiedergibt, macht er ihm
gleichzeitig ein größeres Geschenk von i000 Silberlingen und spricht zu Sara: „Siehe da, ich habe deinem Bruder -i000 Sil= berlinge gegeben. Siehe, das soll dir eine Decke der Augen sein vor allen, die bei dir sind, und allenthalben" (V. i6). - Der Erzähler fügt hinzu: „Und damit war ihr - Recht verschafft."

1. Geld als Decke
„Das soll dir eine Decke der Augen sein." Was wollte Abimelech damit sagen? Er hatte das tiefe -Bedürfnis, mit dem Geschehenen ganz ins Reine zu - kommen. Er- hatte unwissend eine fremde Ehefrau nehmen wollen: Deren Ehre -war in Ge= fahr gewesen. Gott hatte die Sünde verhindert. Nun schickte Abimelech Sara mit dem Geschenk zurück, und das sollte wie eine Decke sein. 
Wenn man eine Decke vor den Augen hat, so kann man nicht sehen. Mit seinem Geschenk wollte Abimelech der Sara sagen.,, Gebrauche die 1000 Silberlinge wie eine Decke, die dich mein Unrecht nicht mehr sehen läßt, die dich blind macht gegenüber dem, was geschehen ist." Als -Decke, die seine Unwissenheitssünde zudecken sollte, kannte der heidnische König- nichts besseres als ein Sühnegeld von 1000 Silberstücken. Das war eine beträchtliche Summe, damit mußte nach seiner Meinung alles quittiert sein.

2. Das Blut Jesu als Decke
Wir haben vor dem lebendigen, ewigen Gott mehr Sunde auf uns geladen als Abimelech, der beinahe die Ehre einer Magd Gottes angetastet hatte Wir brauchen viel mehr als er eine Decke, die unsere Vergangenheit zudeckt Abe; gibt es das, daß vor den Augen Gottes, die doch wie Feuerflammen sind und in das Innerste unseres Herzens und Wesens blicken, eine Decke hängt?
Ja es gibt cm Sühnegeld, das vor Gottes Augen eine gul= tige Decke ist über alles, was in unserm Leben an Schuld sich häuft. Das ist das Blut Jesu Christi Mochte Abimelech den= ken konnen, mit Geld sei einer verletzten Menschenehre auf-zuheilen die durch die 'Sünde der Menschen tausendfach beschmutzte Ehre Gottes kann mit allen Millionen der Erde nicht wiederhergestellt werden. Nichts Menschliches kann Decke unserer Schuld sein'
Aber unsere Sunde muß doch bedeckt werden, wenn wir im Leben und im Sterben einen Trost haben, wenn wir vor dem heiligen Gott in der Ewigkeit bestehen wollen Es gibt nur einen Weg dazu Arm, elend, blind und bloß müssen wir unter das Kreuz des Heilandes treten und bitten „Herr, mit deinem Vergebungsblut bedeck' meine Schuld!"
0 laßt mich diese selige Decke von Golgatha rühmen! Jesus mit seinem reinen Gehorsam, mit seinem völligen Liebesopfer hat unsere Schuld 'gesühnt und weggenommen. Gottes Auge ruht jetzt freundlich auf den Sündern, die ihn um Gnade anrufen. Es ist blind geworden für ihren Mangel und ihre Schande. Gott sieht alle, die glauben, eingehüllt in die Gerechtigkeit und Heiligkeit seines Sohnes.

Autorität in der Familie 1 Muse 35 1-4
„Und Gott sprach zu Jakob: Mache dich auf und ziehe gen Beth-El und wohne daselbst und mache daselbst einen Altar dein Gott, der dir erschien, da du flohest vor deinem Bruder Esau. Da-sprach Jakob zu seinem Hause und zu allen, die mit ihm waren: Tut von • euch die fremden Götter, so unter euch sind, und reinigt euch und ändert eure Kleider und laßt uns auf sein und nach ieth=Et ziehen, daß ich daselbst einen Altar mache. dem Gott, der mich erhört hat zur Zeit meiner Trübsal und ist mit mir gewesen 'auf dem Wege, den. ich gezogen bin. Da gaben sie ihm alle fl fremden Götter, die unter ihren Händen waren, und ihre Ohrenspangen; und er vergrub sie unter eine Eiche, die, neben Sichern. stand."
Eine auffallende Autorität tritt 'uns in diesem Text entz gegen. Jakob sagt zu seinen erwachsenen Söhnen: „Tut von euch die fremden Götter!" Ohne Widerstand werden . diese hergegeben und beseitigt. Woher hat dieser Vater solche Voll= macht? Was verleiht seinen Worten den gewaltigen Nachdruck, dem nichts widerstehen darf? Der Text läßt uns eine dreifache Quelle wahrer Autorität erkennen, die für alle Eltern, Erzieher und Ermahner sehr beachtenswert ist.

1. Jakob redete mit seinen Söhnen, nachdem Gott mit ihm geredet hatte 
Laßt uns die Reihenfolge beachten: „Gott sprach zu Jakob" (V. 1). „Da sprach Jakob zu seinem Hause" (V. 2). Offenbar stand Jakob bei seinem Reden mit den Söhnen ganz unter dem Eindruck dessen, was Gott zu ihm geredet hatte. Er leitete den Einfluß des göttlichen 'Wortes weiter an die Söhne. Hier haben wir ein Geheimnis echter Vollmacht beim Ermahnen. Wenn Gott mit jemand geredet hat, so merkt man es ihm an. Dann steckt in seinen Worteü eine 'Kraft, so ‚daß man nicht leicht daran vorbeikommen kann So laßt uns denn zusehen, daß Gott erst mit uns redet in seinem Wort und im Gebet, bevor wir an das Ermahnen anderer herantreten!

2. Die Fehler, die Jakob andern abzulegen befahl, klebten ihm selbst nicht mehr an
Jakob gebot die Auslieferung der Götzen. Aus seiner Rede merken wir, daß er selbst keine fremden Götter hatte Denn während bei der Aufforderung, nach Beth=E1 aufzubrechen, er sich selbst mit einschließt (,‚Laßt uns nach: Beth=E.l ziehen!", V. )' so tut er dies bei der Ermahnung, die fremden Götter wegzutun, nicht. Da heißt es: „Tut von euch die fremden Götter, so unter euch sind" (V. 2)1 und nicht: „Laßt uns die fremden Götter von uns tun, so unter uns sind!"
Hätte Jakob selbst noch Götzen gehabt, so hätten seine Worte wenig Eindruck gemacht. Nun aherdie Söhne wußten, daß der Vater voll und ganz auf Gott allein vertraute und nichts mit Jenen verbotenen Schutzmitteln und Götzenbildern zu tun haben wollte, verfehlten seine Ermahnungen ihr Ziel nicht Das Leben des Vaters stand hinter seinen Worten Hier hegt ein zweites Geheimnis wahrer Vollmacht Wenn unser Leben die eigenen Worte abschwächt oder gar 1acher hch macht, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn unsere Worte vergeblich sind. Wenn wir selbst aber den Pfad vor angehen, den wir andern empfehlen, dann ist es anders Laßt uns zuerst auf uns selbst achthaben, daß nicht in uns noch steckt, wovon wir andere befreien wollen.

3. Jakob bezeugte seinen Söhnen die Herrlichkeit des richtigen Weges
Die Götzenbilder, welche Jakobs Familie ausliefern sollte, waren nach der Anschauung jener Zeit auch Schutzmittel für die Reise, worauf sich die Leute gern verließen.
Jakob nimmt ihnen dieses falsche, verbotene. Schutzmittel weg. Aber gleidizeitig zeigt er ihnen ein besseres, das er aus eigener Erfahrung kennt und dessen Kraft er bezeugen kann. Es ist das Gebet und das Vertrauen auf den lebendigen Gott. Diesen Schutz hatte Jakob in schwerer Zeit wunderbar er--fahren.
r=fahren. Er bezeugt seinen Kindern nicht nur im allgemeinen, daß Gärt Gebete erhört, sondern er preist ihnen den Gott an, der ihn persönlich zur Zeit seiner Trübsal erhört hat und mit ihm auf dem Wege gewesen ist. (V. ). Solche Worte sind dazu angetan, den Kindern Lust. und. Freudigkeit für den Weg des Glaubens zu erwecken. Das Schimpfen über die Torheit der Götzenbilder hätte längst nicht soviel ausgerichtet wie diese kostbare Empfehlung auf Grund eigener Erfahrungen Möge die Zahl der Eltern ..und Erzieher wachsen, die ihren Kindern aus eigenem Erleben heraus die Herrlichkeit. des Glaubensweges bezeugen und empfehlen können! Ihre Worte werden Macht haben.

Vergänglicher und unvergänglicher Besitz in Josephs Leben 1.Mose 39,1-40,8
In diesem Abschnitt können wir dreimal beobachten, was in Josephs Leben flüchtig verging und was wahren Bestand hatte

1 Vergängliches und unvergängliches Gluck
Joseph lernte beides kennen Daß es für ihn vergängliches Glück gab, zeigen die Worte: „Joseph ward hinab nach Ägypten geführt" (39, i). Er besaß lange Zeit das Glück seiner Heimat. Er lebte bei seinem Vater Jakob, der ihn mit viel Liebe umgab Bei diesem Vater fehlte ihm nichts Aber dies Gluck war kein bleibendes Durch den Neid seiner Bruder, die ihn in die Grube warfen und dann als Sklaven verkauf= ten, wurde es zerstört. Nie kam die Zeit wieder, wo sein liebender Vater für ihn sorgte. Er mußte bei fremden Leuten sein Brot essen Ja es gibt vergängliches Gluck Auch Hei= mat und Familienglück bleiben nicht immer. Das haben wie
Joseph viele erfahren. .
Aber neben diesem zertrümmerten taucht in unserm Text ein unzerstörbares Gluck auf Der Herr war mit Joseph daß er ein glücklicher Mann ward" (39, 2). Nach menschlichem Ermessen hätten wir uns Joseph als einen unglücklichen., heimwehkranken, verbitterten, mit Gott und Menschen ha= dernden jungen Mann vorstellen können. Aber das Gegenteil war der Fall. Er, der als Sklave in der Fremde lebte, war glücklich. Nicht großer Besitz, nicht angenehme Verhältnisse, nicht hohe Ehre machten ihn zufrieden, sondern die Gemein= schaft mit Gott, die Erfahrung seiner Nähe und. Fürsorge. Von dem irdischen Vater war er getrennt Aber der himm= lische Vater war bei ihm. Hier liegt das unvergängliche Glüdc, das ein jeder von uns durch Christus auch erlangen darf. Die durch den Glauben an ihn Gottes Kinder werden, dürfen in froher und starker Gewißheit bekennen: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?' (Röm. 8,31).

2 Vergängliche und unvergangliche Gunst
Joseph gewann die Gunst seines Vorgesetzten, . des Potiphar: „Er fand Gnade vor seinem Herrn" (39, 4). Diese Gunst war so groß, daß Joseph über alle Güter Potiphars gesetzt wurde. Er durfte im Hause und in der Landwirtschaft, in dem ganzen Besitz Potiphars schalten und walten, wie ei wollte. Sein Herr setzte ein unbegrenztes Vertrauen auf Joseph. Aber diese Gunst war eine vergängliche. Durch die Verleumdungen von Potiphars Weib wurde sie in einer einzigen Stunde ver= nichtet sie verwandelte sich in Ungunst und Zorn Sein Herr, der ihn bisher immer erhaben und geehrt hatte, [ich den Lügen seines Weibes das Ohr und warf den völlig unschul« digen Joseph ins Gefängnis (' zo) So lernte Joseph die Vergänglichkeit der Menschengunst gründlich kennen. Es ging ihm wie später dem Paulus in Lystra, der erst vergöttert und dann gesteinigt wurde (Apg 14,11-19),

- Aber neben dieser vergänglichen zeigte sich eine unver« gänghche Gunst: „Joseph lag im Gefängnis. Aber der Herr war mit ihm und neigte seine Huld zu ihm" (9, nf.). Got« tes Gnade und Gunst blieben dem Joseph treu. Diese unver« gängliche Gunst darf jeder von uns erfahren und kennen lernen. Gerade diejenigen, welche den Wankelmut und die Vergänglichkeit menschlicher Liebe und Gunst erfahren haben; dürfen eine Huld suchen, die sich niemals ändert. Schon Jesaja hat davon geschrieben: „Es sollen wohl Berge weichen und flugel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen" (Jes 54,1o)

3 Vergängliche und unvergängliche Schönheit
Joseph besaß eine vergängliche Schönheit: „Er war schön und hübsch von Angesicht" (39 6) Aber gerade diese äußere Schönheit wurde Anlaß zu seinem Unglück, indem Potiphars Weib dadurch angezogen wurde. Die. Verleumdungen der schändlichen Frau brachten ihn ins Gefängnis. Äußere Schön« heft ist nicht das Wichtigste. Sie vergeht. Joseph besaß noch eine andere Schönheit. Sein ganzes Verhalten bewies eine innere Schönheit, die bis in die Ewigkeit hinein von Bedeutung ist
Zu dieser, inneren Schönheit rechnen wir zunächst seine Keuschheit, in der er allen Verlockungen zur sinnlichen Lust widerstand und die Sünde wie eine Schlange mied. Zu dieser inneren Schönheit gehörte ferner, seine Liebe, in der er die ihm unterstellten Gefangenen nach dem Grund ihrer Gefangen« schalt teilnehmend fragte (40, 6 f.).. Vor allem gehörte dazu seine Demut. Er rühmte sich nicht etwa seiner besonderen Fähigkeit der Traumdeutung, sondern gab Gott allein die Ehre (4o, 8).
Eine keusche, liebevolle und demütige Herzensstellung machen einen Menschen von innen her wahrhaft schön. Auch wir dürfen sie erlangen, indem wir uns in der Glaubensge. rneinschaft mit Jesus umgestalten lassen von einer Klarheit., zur andern in das Bild dessen, der allein vollkommene Schön« heit besitzt (z. Kor. 3,18).

Zwei Reisewinke 1.Mose 45
Josephs Bruder bekommen in diesem Kapitel zwei Winke und Mahnungen für ihren Reiseweg, die auch wir beachten wollen.
1. „Seht euren Hausrat nicht an" (V.18)!
Diese Mahnung kommt aus dem Munde Pharaos, des ägyptischen Königs. Er hatte durch Joseph die Brüder und ihren alten Vater Jakob eingeladen, nach Ägypten zu ziehen: „Ich will euch Güter geben in Ägyptenland, daß ihr essen sollt das Mark im Lande" (1'. aS). Aber er scheint zu fürS ten, daß Josephs Angehörige durch den Blick auf ihren Besitz und Hausrat sich abhalten lassen könnten, der königlichen Einladung zu folgen. Was sie auch immer ihr eigen nannten - wie war es armselig demgegenüber, was in dem reichen, fruchtbaren Ägypten auf sie wartete!
Gott bietet uns durch Jesus die Heimat im ewigen Vater= haus an. Er lädt uns ein, im Land seiner Gnade, seines Frie« dens und seiner Treue zeitlich und ewig zu wohnen. Was sind dagegen alle Schätze und Güter Ägyptens! Aber wie viele Menschen starren auf ihren „Hausrat", halten ihren .eigenen Kram und Tand fest und verachten und verlieren das wahrhaftige „Mark im Lande"! Laßt uns Gerhard Tersteegens Mahnung an die Pilger nach Kanaan beachten:

Drauf wollen wir's denn wagen, es ist wohl wagenswert, 
und gründlich dem absagen, was aufhält und beschwert. 
Welt, du bist uns zu klein, wir gehn durch Jesu Leiten 
hin in die Ewigkeiten: es soll nur Jesus sein!