Durch Glauben wurde Mose nach seiner Geburt von seinen Eltern drei Monate lang verborgen gehalten, weil sie sahen, daß er ein schönes Kind war." Hebräer 11,23
Die Mutter Moses hatte ihr Kind verborgen. Ich glaube, wenn sie und ihr Mann hier wären, würden sie eine lange Geschichte von den damaligen Ereignissen erzählen können. Sie könnten von den spionierenden Nachbarn erzählen und wie sie selbst wegen ihrer eigenen Kinder Furcht hatten, daß sie beim Spielen ihren kleinen Bruder durch ein unbedachtes Wort verraten könnten. Die Mutter mußte zu vielen Mitteln greifen, um ihren Sohn zu verstecken, und gebrauchte dazu all ihre Klugheit und ihren gesunden Menschenverstand.
Einige Leute meinen, wenn man Glauben hätte, könnte man wie ein Narr handeln. Aber der Glaube macht einen Menschen weise. Es ist einer der bemerkenswertesten Punkte beim Glauben, daß er geheiligter, gesunder Verstand ist. Er ist nicht Fanatismus. Glauben heißt, Gott zum größten Faktor in unseren Berechnungen machen und dann nach der gesündesten Logik rechnen.
Es heißt nicht, unsere Hand in kochendes Wasser stecken in der Meinung, daß wir uns nicht verbrennen werden. Glauben bedeutet, auf Gott trauen und in bezug auf Gott handeln, wie wir es sollten. Es heißt, ihn nicht als eine Null behandeln, sondern als eine alles überragende Ziffer bei allen unseren Berechnungen. In diesem Sinne ist der Glaube wirklich Vernunft, die vergeistlicht und aus der gewöhnlichen Sphäre herausgehoben ist.
Die Mutter wünscht, daß der Herr ihr Kind bewahren möge; aber sie weiß: Gott will, daß sie das Werkzeug dazu sein soll, und deshalb verbirgt sie es.
Kritische Ausleger klagen, der Glaube dieser Eltern sei etwas schwach gewesen. Sie hätten das Kind in eine große Gefahr gebracht, indem sie es in einem Kästlein von Schilfrohr dem großen Strom aussetzen. Nun, ich sehe nichts davon. Durch den Glauben taten sie das Bestmögliche. Wenn Gott nichts von ihrem schwachen Glauben sagt, würde es Vermessenheit von unserer Seite sein, seinen Urteilsspruch zu ändern.
Dann stieg er hinauf und legte sich auf das Kind und legte seinen Mund auf des Kindes Mund und seine Augen auf desselben Augen und seine Hände auf desselben Hände und breitete sich also über dasselbe." 2. Könige 4,34
Wir sehen in dieser Geschichte, daß wir, wenn wir einem Kind geistliches Leben bringen wollen, uns seinen Zustand vergegenwärtigen müssen. Bs ist tot. Gott will, daß du fühlst, daß das Kind so tot in Übertretungen und Sünden ist, wie du es selbst einmal warst. Gott will, daß du, lieber Lehrer, mit diesem Tod in Berührung kommst, durch schmerzliches, zermalmendes, demütigendes Mitgefühl.
Ein sterbender Mensch ist nötig, um sterbende Menschen aufzuwecken. Ich glaube nicht, daß man einen Brand aus dem Feuer reißen kann, ohne die Hand so nahe zu bringen, daß man die Hitze des Feuers fühlt. Du mußt ein Bewußtsein des furchtbaren Zornes Gottes und den Schrecken des zukünftigen Gerichts haben; sonst wird es dir an heiliger Energie in deiner Arbeit fehlen und damit an einer der wesentlichsten Voraussetzungen des Fruchtbringens.
Wenn du dich in den Zustand des Kindes hineinversetzt und deinen Mund auf den seinen und deine Hände auf seine Hände legst, mußt du bemüht sein, dich so weit wie möglich der Natur, den Gewohnheiten und dem Temperament des Kindes anzupassen. Dein Mund muß die Worte des Kindes ausfindig machen, so daß das Kind versteht, was du meinst. Du mußt die Dinge mit den Augen eines Kindes sehen; dein Herz muß die Gefühle eines Kindes haben, so daß du ihm ein Freund und Gefährte bist.
Der Prophet beugte sich über das Kind. Er war ein erwachsener Mann und der andere nur ein Knabe. Wer zu Kindern sprechen kann, ist deshalb noch kein Narr. Um die Kleinen zu lehren, haben wir unsere fleißigsten Studien, unsere ernstesten Gedanken, unsere reichsten Kräfte nötig. Du wirst ein Kind nicht lebendig machen können, ohne dich vorher zu ihm herabgebeugt zu haben. Der weiseste Mann muß alle seine Fähigkeiten anstrengen, wenn er mit Erfolg ein Lehrer der Jugend sein will.