Geborgen in den Ängsten der Zeit, Gerhard Naujokat

11/20/2023
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

Himmel und Erde werden vergehen. - Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erde. -. Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr. Matthäus 24,35; 2. Petrus 3,13; Offenbarung 21,1

Vor wenigen Jahren erschien ein aktuelles Sachbuch des Wissenschaftlers Professor Dr. Snyder in Amerika »Todeskandidat Erde« mit dem Untertitel »Programmierter Selbstmord durch unkontrollierten Fortschritt«. Bundesminister Genscher schrieb das Vorwort dieses Buches und stellte fest: '>Die Frage ist weltweit gestellt. Müssen wir den technischen Fortschritt mit unserer Gesundheit oder gar mit dem Leben bezahlen? Ich gebe die Antwort: Wir müssen nicht, aber wir können. Die Menschheit hat sich in das Abenteuer Technik gestürzt, ohne die möglichen Folgen zu bedenken, ja, ohne die möglichen Folgen alle bedenken zu können. Denn wer sagt uns, ob es sich nicht erst an unseren Enkeln und Urenkeln rächt, wenn wir heute unsere Umwelt vergiften.«

Inzwischen spitzt sieh das Problem immer mehr zu. Wird der Faden allen Lebens vom Menschen selbst durchschnitten? Sind wir »Programmiert zum Untergang«, wie ein Buchtitel sagt? Die mahnenden Stimmen werden lauter, aber oft von politischen Interessen überspielt. Herbert Gruhl spricht den Mißbrauch der Menschheit und den Raubbau der Erde deutlich aus in seinem Buch: »Ein Planet wird geplündert - Die Schreckensbilanz unserer Politik«. In die gleiche Richtung zielt die Veröffentlichung von Erhard Eppler, »Ende oder Wende?«. 

Überaus weitsichtig waren die 70 Wissenschaftler aus 25 Ländern, die sich im »Club of Rome« zusammengefunden hatten und über »Die Grenzen der Menschheit« diskutierten. Alle Gesprächsteilnehmer waren sieh darüber einig, daß der Entwicklung der Menschheit in der Endlichkeit dieser Erde Grenzen gesetzt sind. Wird der Fortschritt zu unserem Untergang? Es müssen also nicht die unheimlichen globalen Vernichtungswaffen das Ende der Erde einleiten, es können ebenso die Überindustrialisierung, die Umweltverschmutzung, die Welteriiährungsprobleme, die Ausbeutung der Rohstoffe, die Vergiftung der Atmosphäre, Wasser- und Temperaturprobleme sowie eine biologische oder psychische Manipulation sein. »Wir benutzen die Erde, als wären wir die letzte Generation« (Ren Dubos). Die Bedrohung ist da. Nur Leichtfertigkeit wird sie leugnen. Gewaltige Veränderungen sind in den nächsten Jahrzehnten nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich.
Christen sind Realisten. Sie schauen der Vergänglichkeit ins Auge. Sie lügen sich nicht in die Tasche, als ginge alles auf dieser Erde immer so weiter. Die Bibel weiß etwas von kommenden Katastrophen, von bevorstehendem Chaos. Christen sind darum keine Schwarzmaler, sondern Menschen, die die Heilige Schrift ernst nehmen. Und diese sagt die Begrenzung der Welt und des Kosmos voraus: »Himmel und Erde werden vergehen.« Was allerdings von Jahrzehnt zu Jahrzehnt deutlicher wird, ist die Tatsache, daß der Mensch an der Vernichtung der Lebensexistenz in geradezu wahnsinniger Weise beteiligt ist. Noch nie in der Weltgeschichte war der Zwiespalt zwischen Lebenserhaltung und Lebenszerstörung so groß wie heute.
Das alles ängstet den Christen nicht. Er fühlt sich von der Wirklichkeit nicht erschreckt. Der Christ macht sich nicht abhängig vom Stand der Technik und vom Wohlergehen dieser Erde. Sein Heil erwartet er nicht von dieser Welt, sondern er wartet auf Grund der Verheißung der Heiligen Schrift auf eine neue Zukunft, einen neuen Himmel und eine neue Erde, die die Ewigkeit einleiten werden.

 Der Christ weiß von der Überheblichkeit, der Kurzsichtigkeit, der Gewinnsucht und dem krankhaften Machtwahn des Menschen, der zur Selbstzerstörung fähig ist. Wir leben in einem Zeitalter der perfekten Mittel, aber der seelischen Labilität Verlust der Zukunft oder dem hellen Tag entgegen und der verworrenen Ziele. Eine Welt gerät in Angst, in Angst als Folge einer tiefen Unsicherheit. In einem solchen Dasein ist der Christ gewiß kein Übermensch, aber er hat geistliche Leitlinien, sein Maßstab ist das biblische Wort. Was macht es, wenn diese Welt untergeht? Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. 

Wir wissen um die helle Zukunft unseres Gottes. Darum brauchen wir keine Angstsuggestion zu erzeugen, sondern erheben unsere Häupter, weil sich unsere Erlösung naht.
Der Mensch hat durch Freibeutermethoden unsere Erde derartig in Unordnung gebracht, daß er kaum noch in der Lage ist, die Ordnung wiederherzustellen. Der moderne Turm zu Babel besitzt schwindelnde Höhe. Jetzt beginnt er zu knirschen. Die Risse des Endstadiums treten hervor. Gottes Gericht deutet sich an. Ist es noch ein Ruf zur Umkehr, zur Neubesinnung? Sicher - aber noch mehr: Es ist die Ankündigung des Neuen, des Kommenden. Es gilt den Blick auf dieses Neue zu richten. Der Apostel Johannes tat es in prophetischer Vorschau: »Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde.

« Er wußte: Diese Welt ist nicht ewig. Unsere Zeit ist kurz und beschränkt. Ihr ist ein prägnantes Ende gesetzt. Einmal hatte sie ihren Anfang, und einmal hat sie auch ihr Ziel. Das bestimmt die ganze Lebensgestaltung des glaubenden Christen: Nur wer ernst nimmt, daß diese Welt vergeht, wird sich nicht an sie verkaufen, nicht an sie binden, sich nicht im Alltäglichen aufreiben. Man wird lernen, diese Welt in den rechten Proportionen zu sehen und versuchen so zu leben, daß das Kleine klein und das Große groß erscheint.
Jesus Christus hat diese Welt so eingeschätzt. Er starb für den Menschen, um ihn aus den Bindungen des Daseins, der Schuld und der Sünde zu erlösen. Irdisches kettet, Menschliches bindet, aber Göttliches befreit. Niemand richte sich auf dieser Erde seßhaft ein, als gelte es für die Ewigkeit. Alles vergeht. Sogar die Materie. Was wir hier haben, sind alles nur Milchzähne: sie kommen, wackeln und machen etwas Besserem Platz.
Die Vision des Endes bedeutet für den Christen keine Weltuntergangsstimmung, sondern den Morgen einer neuen Welt. Über die
naturwissenschaftlichen und technischen Fragen der »Neuwerdung« wollen wir nicht streiten. Entscheidend scheint mir die Auslegung von Joh. Chr. Blumhardt zu sein: »Der Heiland wird nicht als Kaputtmacher kommen. « Darum widerstehen wir allen möglichen Sektierern, die aus einer Welle der Weltangst oder einer Katastrophenstimmung Kapital schlagen wollen. Es wird Spekulanten genug geben, die uns »die Hölle heiß machen«. 

Das tut die Bibel nicht. Die Gemeinde des Herrn Jesu Christi braucht nicht den Kopf zu verlieren. Aber sie sollte gerüstet und vorbereitet sein auf »den Tag des Herrn«, auf die neue Welt Gottes. Am Ende steht nicht das Chaos, am Ende steht der lebendige und erhöhte Herr selber. Christen warten auf dieses weltumspannende Geschehen. Eine Gemeinde, die nicht darauf wartet, ist keine Gemeinde Christi. Christus allein ist unsere Zukunft.
In den Verfolgungen der ersten Jahrhunderte schauten die Christen in ständiger Bedrohung auf den kommenden Herrn und holten von daher ihren Todesmut. Heute haben wir weithin vergessen, daß uns das Ziel des Evangeliums noch bevorsteht, daß Anfechtung und Warten, Anfeindung und Selbstverleugnung dazugehören. Ist Christsein billig geworden? Es wird sich zeigen, wenn »Himmel und Erde vergehen«.
Gott hat klare Pläne. Er weiß um die Ordnung des Geschehens. Aber mit den Einblicken, die er uns gönnt, ist er sparsam. Eine kleine Andeutung wird uns gemacht in dem Satz: »Und das Meer ist nicht mehr.« Das Meer, die Urflut, das abgründige saugende Nichts, das Chaos, das diese Welt bedroht - es wird einmal nicht mehr sein. Einmal wird die Angst zu Ende sein, die Angst aller Kreatur vor dem Ertrinken im Nichts, in Leere und Sinnlosigkeit. Es wird die Güte und Liebe Gottes offenbar, die sich niederschlägt in der kommenden Welt und dem heutigen Menschen schon gegeben ist in dem Sohn Jesus Christus.

ISBN-13: 9783878930136
Format: 20,5 x 13,5 cm
Seiten: 109
Verlag: Verlag des Weißen Kreuzes
Erschienen: 1977