Wurmbrand Richard, Andachten Erreichbare Höhen

04/06/2024
von Christ-und-Buch Günter Arhelger

1. JANUAR

Lehre uns unsere Tage zählen ... (Psalm 90,12 [Z])
Ein Amerikaner drängte einen Freund, der gerade aus Thailand in Amerika angekommen war: »Schnell, wir müssen noch diesen Bus erwischen!« Als sie endlich im Innern des Fahrzeuges waren, strahlte der glückliche Amerikaner zufrieden: »Wir haben drei Minuten gewonnen!« »Was willst Du damit anfangen?« fragte der Thailänder.
Die Menschen des fortschrittlichen Westens haben auf eine solche Frage keine Antwort. Unsere Generation hat vergessen, wie man geht. Wir können nur noch rennen und rasen.
Jesus lief niemals, er ging. Es gab auch damals schon Wagen, Pferde und Kamele; aber wir lesen nirgends, daß ER davon Gebrauch machte. Nur einmal wird davon berichtet, daß Jesus ritt, und das war auf einem Tier, dessen Schritt langsamer ist als der des Menschen.
Es ist richtig, Zeit zu sparen. Jede Minute ist ein kostbarer Edelstein — und wie oft erkennen wir seinen Wert zu spät. Es gibt eine Geschichte von einem Mann, der im Dunkeln an einem Fluß entlangging. Er stolperte über einen kleinen Sack mit Steinen, den er aufhob. Als Zeitvertreib vergnügte er sich damit, von Zeit zu Zeit einen Stein in den Fluß zu werfen. 

Er fand es beruhigend, das sanfte Plätschern des Wassers zu hören, wenn wieder ein Stein hineinfiel. Als er schließlich zu Hause ankam, waren nur noch zwei Steine im Säcklein übriggeblieben. Und da stellte er fest, daß es Diamanten waren. Wir rennen, um Minuten einzusparen, und vergeuden, was wir gespart haben, für wertlose Beschäftigungen,
Geschwätz und sinnlose Vergnügungen. Ein Kassierer ist verantwortlich für jeden Pfennig, der durch seine Hände geht. Ein Mensch, der siebzig Jahre gelebt hat, wird von Gott zur Verantwortung gezogen werden für siebenunddreißig Millionen Minuten.


2. JANUAR
Gott ist Liebe. (1. Joh. 4,8)
Ein aus dem Gefängnis entlassener russischer Christ schrieb in einem Brief: »Meine äußerliche Erscheinung ist nicht ansprechend.
Wie ein Sklave arbeitete ich in dem Arbeitslager unter der Erde. Durch einen Unfall blieb mein Rücken gekrümmt. Ein kleiner Junge starrte mich einmal an und fragte: >Onkel, was trägst du auf dem Rücken?< Obwohl ich dachte, der Kleine würde sich über mich lustig machen, entgegnete ich: >Einen Buckel.< >Nein<, sagte das Kind, >Gott ist die Liebe, und ER
kann keine Mißgestalten machen. Du hast keinen Buckel — du hast eine Kiste zwischen deinen Schultern.
In dieser Kiste sind Engelsflügel verborgen. Eines Tages wird sich die Kiste öffnen, und du wirst mit diesen Flügeln in den Himmel fliegen. Da begann ich zu weinen — vor Freude. Auch jetzt, da ich das schreibe, muß ich vor Freude weinen.«
Jeder Mensch hat irgendeinen »Buckel«, irgendeine körperliche oder seelische Not, etwas, das ihn von allen andern Menschen unterscheidet. Aber als Nachteil erscheinen uns diese Dinge nur, wenn wir sie aus der Perspektive unseres vergänglichen, irdischen Lebens betrachten. Denn jetzt sehen wir alles »nur stückweise« (1. Kor. 13,12). Und deshalb erscheinen uns unsere
Leiden und unser ganzes Leben so oft sinnlos.


Gott hat es zugelassen, daß dieser Mensch einen Buckel hat, jener irgendeine Krankheit; ein anderer leidet unter Armut oder Gefangenschaft, trägt Leid oder Kummer. Aber wir wollen uns nicht auf den üblichen menschlichen Standpunkt stellen und solche Dinge als Katastrophen ansehen. Wir wollen vielmehr alle diese Dinge aus dem Blickwinkel des geisterfüllten
russischen Kindes betrachten: Unsere Sorgenkisten verbergen Flügel, die uns eine Hilfe sein sollen auf unserem Weg in den Himmel!


3. JANUAR
Aber der Herr ist in seinem heiligen Tempel. Es sei vor ihm stille alle Welt! (Habakuk 2,20)
Vor zweitausend Jahren saß ein Staatsmann von Athen im Laden seines Friseurs. Während er darauf wartete, bedient zu werden, wurde seine Geduld auf eine harte Probe gestellt, denn der Friseur hielt, während er einen andern Kunden bearbeitete, eine ausführliche Rede über die herrschenden politischen Verhältnisse Athens. Als schließlich der Staatsmann an die Reihe kam, fragte der schwatzhafte Friseur: »Wie soll Ihr Bart geschnitten werden?« »Unter absolutem Stillschweigen«, antwortete der Gefragte. 

Diese Antwort ist in der Weltliteratur oft zitiert worden. Wir alle sind Opfer eines Anschlags gegen die Stille — und ohne Stille ist kein geistliches Leben möglich. Wir sind täglich dem Lärm vieler Erzeugnisse der modernen Zivilisation ausgesetzt: Motorfahrzeuge, Züge, Flugzeuge, Radios, Fernsehapparate, Haushaltgeräte und vieles andere mehr belasten  unsere Umwelt
mit den mannigfaltigsten Geräuschen. Daß auch das Gelärme und Geschrei von Kindern und das unaufhörliche, unnütze Geschwätz von Erwachsenen uns sehr empfindlich stören können, sei nur nebenbei erwähnt.


Ich kenne Christen, die während Jahren in Einzelhaft gehalten wurden, in vollkommener Abgeschlossenheit. Wenn solche Menschen wieder freigelassen werden, stehen sie fassunglos vor der Tatsache, daß die meisten Leute so viel sinnloses Zeug zusammenschwatzen. Wenn Sie zu Gott kommen wollen, müssen Sie zuerst einen Wall von Stille um sich schaffen. Schalten Sie alle Ruhestörer aus! Gehen Sie in eine stille Ecke und bringen Sie Ihrer Familie bei, daß Sie zu gewissen Zeiten ungestörte Ruhe haben möchten.
Aber Stille schließt Sie nicht von allem ab. Der Schmerzensschrei der Menschheit, das Weinen der Leidenden, der Jubel wahrer Freude, die e rnsten Gespräche, eine Vielzahl von Gottesdiensten und viele wissenschaftliche Erkenntnisse der Wahrheit, all diese Dinge sind bei Ihnen, wenn Sie in der Stille sind. Und über diesen Dingen werden Sie die Stimme
Gottes hören. Es wird Ihnen gehen, wie es dem HERRN Jesus ging, als er ganze Nächte in stillem
Gebet auf einsamen Bergen verbrachte: Sie werden von innen erleuchtet werden, wenn Sie auf diese Stimme hören.


4. JANUAR
Und der Engel kam zu ihr herein und sprach (zu Maria): Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir. (Lukas 1,28)
In einem kommunistischen Land wurde ein junger Häftling aus seiner Zelle vor die Richter geführt. Als er zurückkam, strahlte sein Gesicht. Seine Mitgefangenen fragten ihn, wie es ihm ergangen sei. Er antwortete: »Es war wie am Tag von Maria Verkündigung. Ein herrlicher Tag! Eine reine Jungfrau ganz allein, in Anbetung versunken. Plötzlich steht ein strahlender Engel
vor ihr. Er verkündet ihr, daß sie, ein Geschöpf, den Schöpfer als kleines Kind in ihren Armen tragen werde; daß sie ihren Schöpfer hegen und pflegen wird. 

Sie wird ihn waschen, wie er später Millionen von Menschen von ihren Sünden waschen wird. Sie, ein Geschöpf, wird den Schöpfer lehren zu gehen; sie wird ihn das ewige Wort Gottes sprechen lehren. ER wird die Freude und Sonne ihres Hauses sein.
Es wird auch furchtbar schwere Stunden geben. Sie wird am Fuße des Kreuzes stehen müssen, wenn der Sohn Gottes und zugleich ihr Sohn sterben wird zu unserer Rettung — aber das wird vorübergehen. ER wird wieder auferstehen und zum Himmel hinauffahren und ganz sicher wird ER seine Mutter schließlich zu sich nehmen. Und dann wird wieder Freude sein, unendliche, unvergängliche Freude.«
Die Mitgefangenen dankten ihm für die nette kleine Predigt und drängten ihn wieder, ihnen doch nun zu sagen, wie es ihm ergangen sei vor Gericht.
Er wiederholte: »Ich habe es euch doch schon gesagt. Es war wie am Tag von Maria Verkündigung. Die Richter lasen mein Todesurteil. Ist es nicht herrlich?
Perlentore, Straßen aus Gold, musizierende Engel, die Gemeinschaft der Heiligen — und die Hauptsache: Für immer bei Jesus sein!«
Jedes Jahr in unserem Leben ist ein Schritt näher zum Tod. Wir wollen jeden dieser Schritte freudig und voller Hoffnung tun. Jesus ist auferstanden! Wer an IHN glaubt, wird auch auferstehen!


5. JANUAR
Der Herr aber tat der Eselin den Mund auf.(4. Mose 22,28)
Wir glauben an die Bibel! Obwohl unser Verstand einige der biblischen Geschichten nur widerwillig akzeptiert, bleibt uns keine andere Wahl. Wenn wir es nämlich ablehnen, an die schwerverständlichen Teile der Bibel zu glauben, bleibt uns nur ein Ausweg übrig: Wir müssen anstelle davon unseren Glauben törichten Dingen schenken.
Die Atheisten höhnen: Die Bibel sagt, eine Eselin konnte sprechen! Aber das sagt die Bibel gar nicht. Es steht da vielmehr geschrieben: »Der HERR tat der Eselin den Mund auf.« Wo der allmächtige Gott ist, da wird es einer Eselin jederzeit möglich sein, zu sprechen.
Lassen wir den Glauben an Gott einen Augenblick auf der Seite. Was bleibt uns dann noch übrig? Die Ungläubigen behaupten, daß sich der Mensch aus den Affen entwickelt habe. Das bedeutet also, daß ein Tier, der Affe, eines schönen Tages zu sprechen begann, und zwar ohne die Hilfe eines höheren, intelligenteren Wesens als er selbst. Aber kein Kind lernt sprechen ohne von jemandem gelehrt zu werden. Wie konnte also ein Affe es fertigbringen, was ein menschliches Kind niemals kann?
Wir müssen also die Tatsache akzeptieren, daß ein Tier gesprochen hat: Entweder ein Tier, das von niemandem gelehrt wurde — wie es uns der Darwinismus lehrt — oder ein Tier, dessen Mund von dem weisen und allmächtigen Gott geöffnet wurde. Es ist ganz offensichtlich leichter, an die zweite Möglichkeit zu glauben.
Denken wir auch über die tiefere Wahrheit der ersten Worte, die ein Tier jemals gesprochen hat, nach: »Was habe ich dir getan, daß du mich geschlagen hast?« Eines Tages werden alle, an denen wir falsch gehandelt haben, diese Frage an uns richten. Was werden wir antworten? Auch wenn die, die wir schlecht behandelt haben, selbst schuld waren — war es wirklich notwendig sie »dreimal zu schlagen«, wie dies der falsche Prophet Bileam an seiner Eselin getan hat? Wäre nicht auch weniger mehr als genug gewesen?
Wir wollen nicht auf jene hören, die am Wort Gottes herumkritisieren, sondern vielmehr mit Ehrfurcht darüber nachdenken.


6. JANUAR
Denn so wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir hinfort kein anderes Opfer mehr für die Sünden. (Hebr. 10,26)
Eine alte christliche Legende erzählt, wie Gott der Herr seinen Engeln sein Vorhaben ansagte, einen Menschen nach seinem Bilde zu schaffen. Luzifer, der noch nicht gefallen war, rief: »Aber sicher wird der Herr diesem Geschöpf nicht die Macht geben, ungehorsam zu sein.« Der Sohn antwortete ihm: »Macht zum Fall ist Macht zur Auferstehung.«
Da beschloß Satan, abzufallen, und in seinem Fall riß er andere mit sich. Aber seine Erwartung, wieder emporgehoben zu werden, erfüllte sich nie — denn er war mutwillig abgefallen.
Als es sich ereignete, daß Maria Magdalena dem Herrn Jesus mit ihren Tränen die Füße wusch, begann Luzifer zu verstehen, daß die Kraft zu fallen mit der Kraft der Auferstehung verbunden ist. Er begann den tiefen Sinn der Worte des HERRN zu verstehen: »Ihr sind viele Sünden vergeben, darum hat sie mir viel Liebe erzeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt
wenig« (Luk. 7,47).
Der Teufel dachte, weil er die Macht über den Abfall habe, habe er auch die Macht über die Auferstehung. Deshalb versuchte er, den ersten Christen das mosaische Gesetz aufzuerlegen. Und durch diese Lehre machte er die Galater und viele andere Christen unsicher (Gal. 3,1). Auch heute noch versucht er die Gläubigen zu unterdrücken mit Vorschriften wie: du sollst das
nicht essen und jenes nicht anrühren (Kol. 2,21+22). Er versucht ihnen Furcht einzuflösen, um sie zu beherrschen. Aber wir halten uns an das Wort: »Für die Freiheit hat uns Christus frei gemacht; darum stehet fest und lasset euch nicht wieder unter ein Joch der Knechtschaft bringen!« (Gal. 5,1) und: »Wollen wir in der Sünde beharren, damit die Gnade noch größer werde?
Das sei ferne!« (Rom. 6,1). Die Sünde wird nie mehr der Inhalt unseres Lebens sein. Aber auch nicht die Verzweiflung, wenn wir gesündigt haben. Petrus konnte seine Brüder stärken, denn er bekehrte sich, nachdem er in schlimme Sünde gefallen war (Luk. 22,32).


7. JANUAR
».. .da sahen die Söhne Gottes, daß die Töchter der Menschen schön waren . . .« (1. Mose 6,2)
Ein sehr altes jüdisches Buch, »Sepher Ierahmeel«, erzählt folgende Geschichte von Joseph, Jakobs Sohn: Eine große Anzahl hochstehender ägyptischer Damen kamen zum Hause von Potiphar, um den ungewöhnlich schönen jüdischen Diener zu sehen. Frau Potiphar pflegte ihren Gästen einen Apfel anzubieten und ein Messer, um diesen damit zu schälen. Wenn nun Joseph
eintrat, um die Damen zu bedienen, schnitten diese sich in die Finger, weil sie so überwältigt waren vom Anblick des stattlichen Jünglings. Dann sagte Frau Potiphar zu ihren Freundinnen: »Ihr habt diesen Mann eine Minute gesehen und seid bezaubert. Nun versteht ihr, weshalb ich, die ich ihn immer um mich herum habe, vor Begierde brenne.«
Obwohl Frau Potiphar wahrscheinlich sehr schön war, gab sich Joseph nicht der Sünde hin, sondern hielt seinen Leib heilig. Wir sollten seinem Beispiel folgen.
Aber wenn jemand in dieser Beziehung sündigt, sollten wir ihn oder sie nicht zu hart verurteilen. Wir wollen barmherzig sein gegenüber denjenigen, die zu dieser menschlichen Schwäche neigen und verstehen, daß Geschlechtlichkeit die größte Kraft unse rer Natur ist. Wir
wollen auch nicht über uns selbst verzweifeln, wenn wir oft versucht werden oder sogar sündigen. Um uns Hoffnung zu machen, berichtet das erste Buch der Bibel, daß sogar die Söhne Gottes (wer immer sie waren — die Auslegungen darüber sind unterschiedlich) dieser
Versuchung nicht widerstehen konnten.
Es steht geschrieben: Meine Kindlein, dies schreibe ich euch, auf daß ihr nicht sündigt. Und ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.« 1. Joh. 2,1. Weil gerade diese Versuchung oft so stark und mächtig ist, ist auch der Sieg über sexuelle Anfechtungen groß und herrlich.


8. JANUAR
»Und indem er säte, fiel etliches auf den Weg; da kamen die Vögel und fraßen es auf.« (Matth. 13,4)
Wie kommt es, daß viele Menschen voller Freude Gottes Wort aufnehmen, während bei anderen die Vögel, d. h. schlechte Gedanken, den guten Samen zerstören? Als Josef im Gefängnis in Ägypten war, erzählte ihm der Hofbäcker Pharaos, der mit ihm eingesperrt war, einen Traum: »Auch mir hat geträumt, ich trüge drei weiße Körbe auf meinem Haupt, und im obersten Korbe
war allerlei gebackene Speise für den Pharao; und die Vögel aßen es aus dem Korbe auf meinem Haupt« (1. Mose 40,16 + 17). Joseph deutete den Traum und sagte dem Bäcker, daß er in drei Tagen gehängt werden würde.
Der bekannte Rabbi von Dubna wurde einst gefragt, wie Joseph denn diese Bedeutung des Traumes habe wissen können. Er antwortete: »Ein Maler malte einmal einen Mann mit einem Korb voll Brot auf seinem Kopf. Da kamen die Vögel und pickten an dem Bild herum, weil sie glaubten, es ei richtiges Brot. Ein Mann staunte: >Was für ein guter Maler! Wie natürlich er dieses Brot gemalt hat!< Aber es war gar kein guter Maler. Er konnte den Mann nicht so natürlich malen, daß die Vögel vor ihm zurückschreckten! In diesem Sinn hatte auch Joseph den Traum des Bäckers verstanden: Wenn die Vögel es wagten, ihm das Brot aus dem Korb zu picken, dann war er ein toter Mann.« 
Die schlechten Gedanken können den Samen des Wortes Gottes nicht verderben bei einem lebendigen Christen. Wohl aber bei jemandem, der wie eine Vogelscheuche ist. Vogelscheuchen haben keinen Geist. Sind Sie überzeugt, daß Ihr Glaube lebendig ist?


9. JANUAR
. . . schauet und fraget nach den vorigen Wegen, welches der gute Weg sei. . . (Jer. 6,16)
Ein Jäger rief seinem Hund zu »Nero, such!« Nero blickte seinen Meister an und antwortete: »Ich habe nichts verloren.«
Was haben denn die Christen verloren, das sie nun mit so vielen Anstrengungen suchen müssen? Viele suchen neue Wege der Anbetung und verlieren sich im Okkulten. Und doch ist das Altbewährte immer noch da. Der Glaube, der Abel, König David, Maria Magdalena und Petrus gerettet hat, ist auch für uns gut genug. Es ist nicht wahr, daß der christliche Glaube ausprobiert und als unzulänglich erfunden worden ist. Wir haben ihn nur nicht wirklich praktiziert. Niemand wird je eine bessere Erlösung finden, als die durch das Blut Christi, das für uns vergossen worden ist, und niemand wird je eine bessere Lehre bringen können, als die Lehre Jesu von der Liebe. Ein gelangweilter Tourist schlenderte durch die Säle des Louvre und sagte zu einem Wächter: »Ich kann gar nichts Besonderes an diesen Bildern finden.« Der Wächter anwortete: »Nicht wir beurteilen diese Bilder. Durch sie werden wir beurteilt.«

Die Wahrheit des Christentums ist seit langem erprobt und bleibt unabhängig von menschlichen Meinungen bestehen- Das Kreuz, das von der Erde bis in den Himmel reicht, ist das Kriterium, an dem alle Religionen, alle -ismen, alle Philosophien und Philosophen, alle, die sogenannte Wahrheiten vertreten, gemessen werden. Ob wir nun Christus, dem Begründer des herrlichen Christenglaubens nachfolgen, oder ob wir »den Kindern gottloser, verachteter Leute« (wie die Gründer fremder Religionen in Hiob 30,8 genannt werden)
unseren Glauben schenken — wir können dem »Gemessen- und Gerichtetwerden« nicht entrinnen. Wir wollen weise wählen — für die Ewigkeit.


10. JANUAR
Maria aber ... sieht zwei Engel... (Joh. 20,11 +12)
Man kann auf zwei verschiedene Arten vor einem Grab stehen und es betrachten. Petrus und ein anderer Jünger des Herrn Jesus kamen am Ostermorgen zum Grab ihres Meisters und fanden es leer. Sie sahen darin nur die leinenen Tücher, in die der Leichnam gewickelt gewesen war. Auch Maria Magdalena erblickte ein leeres Grab, aber sie sah dort, wo der Leichnam des Herrn Jesus gelegen hatte, zwei Engel. Viele Menschen von heute sehen nur die zerbröckelnde christliche Zivilisation, aber andere können hinter all den schrecklichen Dingen, die vor unseren Augen geschehen, die Engel sehen, die am Aufbau des herrlichen Gottesreiches arbeiten.


Wie kommt ein Mensch dazu, Engel zu sehen, oder ihre Anwesenheit zu fühlen? Die Apostel waren Männer, die eifrig mit der Arbeit im Dienste des Herrn beschäftigt waren. Aber Maria hatte still zu den Füßen des Herrn gesessen und seinen Worten gelauscht (Luk. 10,39), als er Mose und die Propheten auslegte.


Wahrscheinlich hatte sie von seinen Lippen die Geschichten mancher Heiligen und Märtyrer vernommen, und diese Gestalten waren ihr ganz vertraut geworden. Einer Kirche, die die Erlebnisse von Heiligen und Märtyrern nicht an ihre Gläubigen weitergibt, gehen lebenswichtige Aspekte verloren. Wir wollen »Moses und die Propheten« lesen und daran denken, daß dies »geschrieben wurde zur Warnung für uns, auf welche das Ende der Welt gekommen ist« (1. Kor. 10,11). Wir wollen den Kontakt mit unseren Zeitgenossen, die für Christus leiden, aufrechterhalten. Unsere Augen werden dabei geöffnet werden!

Autor/in:    Richard Wurmbrand
Erreichbare Höhen - Andachten 3 Minuten-Lektüre
ISBN:    3921213177 (ISBN-13: 9783921213179)
Format:    19 x 12 cm
Seiten:    464
Gewicht:    415 g
Verlag:    Stephanus Edition
Erschienen:    1978