Das vorliegende Buch berichtet vom Werden und Wachsen einer Gemeinde in einem primitiven Urstammdorf im Urwald Nord-Thailands. Die überseeische Missionsgemeinschaft (früher China-Inland-Mission) hat nach ihrem Rückzug aus China unter göttlicher Führung eine neue Arbeit angefangen. Das Buch „Der neue Pfad" (inzwischen vergriffen) vom gleichen Verfasser, führt uns in die Anfänge dieser Arbeit. Sein zweites Buch „Abenteuer am Elefantenberg" zeigt uns in spannender Weise etwas von den Gefahren, Strapazen und Entbehrungen eines Pioniermissionars, aber auch etwas von den göttlichen Segnungen und Bewahrungen. Das Abenteuer am Elefantenberg ist aber nur ein Teil der spannenden Geschichte. Wie ging es Peter, Rita und David weiter? Sie beteten um einen Arbeitsplatz. Deren gab es wohl viele, aber welcher war der vom Herrn bestimmte? In dem neuen Buch erzählen sie davon. Sie wurden in ein kleines Urwalddorf, Gelbbach, geführt.
Zuerst mußten sie eine neue Sprache lernen, um Menschen für Christus gewinnen zu können. Keiner im Dorf konnte lesen, es war auch noch kein Bibelteil in ihre Sprache übersetzt. Die Bewohner waren gebunden an ihre heidnischen Traditionen und voller Furcht vor dem Zauberer und den bösen Geistern. Erst als einige sich entschieden für den neuen und lebendigen Weg, den Jesusweg, fing der Widerstand an. Es ging auf und ab im Leben der jungen Gläubigen, so daß Peter und Rita oft mutlos wurden und sich fragten: Hat es überhaupt noch einen Sinn, auszuharren? Wie auf dem Weg treuer Hingabe in Buße und Glauben trotzdem eine Gemeinde entstand, davon berichtet dieses Buch. Peter und Rita dürfen mit dem Apostel Paulus bekennen: „Ich habe nicht nachgelassen drei Jahre, Tag und Nacht, einen jeglichen mit Tränen zu ermahnen" (Apg. 20, 31).
Inzwischen haben wir als Überseeische Missionsgemeinschaft erleben dürfen, wie unter jedem der acht verschiedenen Urstämme im Norden Thailands Menschen zum Glauben kamen und hier und da kleine Gemeinden entstanden.
Möge dieses dritte Bändchen aus der Feder von Missionar Scheuzger dazu beitragen, daß die Missionsflamme heller lodert, mehr Gebete emporsteigen und mehr geisterfüllte Arbeiter aufs reife Erntefeld hinausgehen!
Jakob Schweitzer
I. TEIL
Fragen ohne Antwort
„Alle hassen und verachten uns! Sie beschimpfen meine beiden Töchter und mich als Abtrünnige und Verräter! Selbst mein eigener Sohn flucht mir und droht, uns zu verlassen, falls wir nicht sofort auf den alten Weg zurückkehren würden. Was soll ich tun?"
Die alte Witwe schwieg erschöpft und fuhr mit dem schwarzen Schürzenzipfel über ihre Augen. Niemand antwortete ihr. Wußte denn keiner Rat?
Die große Laterne sprühte ihr blendend weißes Licht durch den stillen Raum. Ein paar freche Mücken hatten den Weg in die Hütte gefunden und surrten um diese einzige Lichtquelle, die an einem dicken Draht vom mittleren Dachbalken herabhing. Das Blätterdach war deutlich zu erkennen, und die Risse und Unebenheiten im festgetretenen Erdboden sahen nie so häßlich aus wie bei Petroleumlicht. Kein Wunder; denn tagsüber drang nur wenig Helle durch die Fugen und Spalten der fensterlosen Bambushütte. An den Wänden hingen ein paar farbenfrohe Bilder und eine mächtige Wandtafel, auf der einige große Buchstaben bezeugten, daß sie benützt wurde. Der beißende Rauch kam von den Holzscheiten, die auf dem Aschenhaufen neben der Haustür qualmten. Zwei rußgeschwärzte Pfannen standen neben dem schmiedeeisernen Dreibein, auf dem der Wasserkessel brodelte.
Um den großen Holztisch saßen fünf ungleiche Gestalten. Auf dem roten Plastiktuch lagen blau eingebundene Büchlein, doch niemand schenkte ihnen Beachtung; die Frage der Miaofrau beschäftigte alle.
Beide Mädchen überragten ihre Mutter schon jetzt, obwohl sie offensichtlich noch nicht ausgewachsen waren. Die ältere hieß Khu; ihre Schwester Gaying war das jüngste Kind der noch rüstigen Witwe. Diese hübschen Töchter redeten selten,