da schlossen sich die Grenzen, Paul Gasser

Vor vierzig Jahren fand der Zweite Weltkrieg seinen Abschluß. Damit ging für ganz Europa ein Zeitabschnitt zu Ende, der geprägt war von Haß, unbeschreiblichen Greueltaten und großem Leid. Das nationalsozialistische Machtstreben Hitlers forderte nebst Hunderttausenden von Kriegsopfern auch den Tod von fünf Millionen Juden. «Nie mehr Krieg», sagten damals die einen, «daß so etwas überhaupt geschehen konnte», fragten sich die anderen.

Auch wenn sich Hitlers Ideologien im übrigen Europa nur in beschränktem Maße durchzusetzen vermochten, machten sich damals verschiedene Nationen mitschuldig durch ihre passive Haltung und das Nichtwahrhabenwollen von Tatsachen. Keine Ausnahme machte damals die Schweiz, die durch ihre Flüchtlingspolitik den Zielen der Nationalsozialisten entgegenkam. Mit der Begründung «Das Boot ist voll» wurden am 19. August 1938 die Grenzen für Flüchtlinge aus Deutschland und Osterreich geschlossen. Die Folge davon bedeutete für viele von ihnen den sicheren Tod.
Der Wiener Herrenschneider Willy Birnbach (sämtliche Namen wurden aus Rücksicht auf noch lebende Personen abgeändert) gehörte zu jenen, die die Grenze in die Schweiz noch vordem verhängnisvollen Entscheid überschritten hatten. Seine Pläne, den zurückgebliebenen Vater nachzuholen, wurden dann allerdings jäh durchkreuzt. Statt ein Leben in Freiheit beginnen zu können, endete es schließlich in Ungewißheit.