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Das Ende einer Karriere und was danach kommt: Ein Läufer, amerikanische Olympiahoffnung, wird nach einem Autounfall querschnittsgelähmt und erlebt alle Phasen der Hoffnungslosigkeit. Alles scheint vorbei zu sein. Aber da fängt alles neu an: Beruf, Ehe, Familie, Freunde - das Leben ist anders, als er es sich als junger Mensch gedacht hatte, aber es ist auch jetzt lebenswert, randgefüllt für den, der es sich füllen lässt. Ein mutiges und mutmachendes Buch
fünf ... sechs.. . sieben... Trainer Lloyd Olds sah aufmerksam zu, wie sein bester Langstreckenläufer auf der kleinen Hallenbahn Runde um Runde lief. Zweiundzwanzig Runden gehörten zu einer Meile. Obwohl acht oder zehn andere Läufer über die Bretter der alten Turnhalle stampften, konzentrierte sich sein geübtes Auge nur auf einen. Olds schaute am Ende jeder Runde auf seine Stoppuhr und nickte beifällig. Potter hatte beinahe seine Bestzeit erreicht. Er lief, als befinde er sich auf dem Sportplatz statt bei der routinemäßigen Übung.
dreizehn . . . vierzehn... Plötzlich weitete sich der Blick des Trainers: Hinter der eilten Gestalt, deren Bewegungen völlig koordiniert und rhythmisch waren, sah er eine andere, schlaksig, unbeholfen, ungeübt, die ihr wie ein Schatten folgte! Olds ging mit langen Schritten zum Trainer der Neulinge hinüber. »Hör mal, Marshall, wer ist denn der Grünschnabel dort, der ständig hinter Potter herläuft?« Marshall grinste. »Ja, ich habe ihn auch schon beobachtet. Einer von den Burschen von Tumriege iog. Sein Name fällt mir gerade nicht ein.«
zwanzig... einundzwanzig... zweiundzwanzig... Der schlaksige Läufer strebte eilig auf den Umkleideraum zu. Da trat ihm Trainer Olds in den Weg. »He, Sie, kommen Sie doch mal her! « Der junge Mann gehorchte nur zögernd. Es war fünf Uhr, und er hatte es offensichtlich eilig, fortzukommen. »Ja?« Der Trainer musterte den etwa 1,80 m großen Studenten von oben bis unten, nahm nur ganz nebenbei Kenntnis von dem welligen braunen Haarschopf, den offen blickenden blauen Augen und dem hageren Gesicht und richtete dann seine Aufmerksamkeit besonders auf die langen, sehnigen Beine und übergroßen Füße und die breite Brust, die bei einer so hageren Gestalt überraschte. Der Bursche war die Meile gerade in einer selbst für einen »alten Hasen« ausgezeichneten Zeit gelaufen und atmete nicht einmal schwer!
»Wie heißen Sie, mein Sohn?« »Arnett, Roger Arnett.« »Wissen Sie eigentlich, hinter wem Sie hergelaufen sind?« »Nein.« »Das war LeRoy Potter. « Die blauen Augen sahen ihn höflich, aber unbeeindruckt an. »Du lieber Himmel, sagt Ihnen der Name gar nichts?« »Leider nicht. Sollte er mir bekannt sein?« »Mein lieber Arnett, Potter ist nicht weniger als unser bester Langstreckenläufer. Er hat in Michigan viele Rekorde aufgestellt und ist beinahe Zweiter im USA-Wettkampf gewesen.« Der Tainer lächelte schief. »Wahrscheinlich wissen Sie auch nicht, wer ich bin. Also, ich bin Olds, Trainer der Universitäts-Läufermannschaft.«
»Oh, es tut mir leid, daß ich das nicht wußte, Mr. Olds. Aber - ich habe eben noch keine Zeit gehabt für Sport.« »Nun, von jetzt an werden Sie Zeit finden.« Der Trainer bohrte ihm einen Finger m die breite Brust. »Hören Sie, Arnett, ich wünsche, daß Sie jeden Abend herkommen und laufen. Marshall sagt Ihnen, wieviel Runden, und gibt Ihnen Unterricht in der Technik. Sie werden 1 Läufer, verstanden?«
»J - ja. Aber - ich habe ziemlich viel zu tun. Ich weiß nicht genau -« »Hören Sie zu, mein Junge!« Der Trainer war es gewohnt, Befehle zu geben und sie befolgt zu sehen »Sie sind so ungeübt und linkisch wie nur möglich. Sie sind größer als ein Durchschnittsläufer, und Ihre Füße sind zu groß. Aber hier haben Sie etwas mitbekommen « Er bohrte seinen Finger tiefer in den breiten Brustkorb »Vielleicht ein besonders gutes Herz oder besonders gute Muskeln. Vielleicht ist es nur Schneid. Ich möchte gern wissen, ob Sie auch sonst noch etwas mitbekommen haben, den Willen zu siegen. Wie steht es damit?«
»Ich - ich weiß nicht, Mr. Olds .« »Sagen Sie mir das eine, mein Sohn!« Die scharfen Augen des Trainers hielten den unsicheren Blick des jungen Mannes fest »Wurde es Ihnen nicht mächtig Spaß machen, jemanden wie LeRoy Potter zu schlagen?« Als die blauen Augen aufblitzten, nickte Olds befriedigt »Sie werden Zeit finden«, sagte er zuversichtlich. Roger Arnett stürzte in den Umkleideraum, duschte schnell und zog sich an. So kurz das Gespräch gewesen war, sein vollbesetzter Stundenplan war dadurch gefährlich in Unordnung geraten.
Als Roger an diesem Tag Ende Februar 1929 die alte Turnhalle verließ, war es fünf Uhr fünfzehn nachmittags. Von den vier Stunden Schlaf, die er sich gestattete, fehlte bereits eine Viertelstunde. Aber die kalte Winterluft war noch belebender als die warme und kalte Dusche. Tief einatmend machte er sich auf den Weg, vorbei an dem großen, runden Wasserturm, dem steinernen Wahrzeichen von Ypsilanti, und rannte bis zum Gasthaus McDougall an der Normal Street, wo er für vierzig Cents eine einfache, aber herzhafte Mahlzeit aus Roastbeef, Kartoffeln, Gemüse und Pudding hinunterschlang, das größte Drittel seiner täglichen Ein-Dollar-Ration
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