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besondere Stärke der vorliegenden fünfbändigen Studienausgabe zum Alten und Neuen Testament ist ihre äußere und innere Geschlossenheit. Eines bedingt dabei das andere: die äußere Geschlossenheit zeigt sich darin, daß sämtliche Mitarbeiter demselben Lehrkörper angehören, nämlich dem des Theologischen Seminars in Dallas, USA. Dies wirkt sich dann aus in einer eindrucksvollen inneren Konformität mit ihrer dem biblischen Wortlaut verpflichteten - wenn man so will: ihrer fundamentalistischen Auslegung der Heiligen Schrift. Trotz mancher unterschiedlicher Auffassungen in der Bibelauslegung auch bei fundamentalistischen Exegeten, die dann offen dargelegt werden, spürt man dem Gesamtwerk ab, wie sehr hier mit dem Werkzeug der grammatisch-historischen Exegese alles wie aus einem Guß wirkt.
Daß dies nicht nur eine formale Methode ist, mit der die biblischen Texte gewissenhaft angegangen werden, sondern sich gleichzeitig als eine durchgehende heilsgeschichtliche Linie der Schriftauslegung auswirkt, wird dem Benutzer der Studienausgabe rasch erkennbar. Unbeschadet der Sorgfalt in der Einzelexegese wird hier nie aus dem Auge verloren, daß durch die gesamten Zeugnisse der Bücher der Heiligen Schrift ein durchgehender Plan Gottes erkennbar wird, der mit der Erschaffung der Welt beginnt, im ersten Kommen und im Erlösungswerk Jesu Christi seine Mitte hat und über die Wiederkunft Christi in der neuen, ewigen Welt Gottes seine Vollendung findet. Diese geistliche Erkenntnis ist in der Kirche ksu Christi unstrittig; sie ist keine Besonderheit der vorliegenden Studienausgabe.
Eine Besonderheit ist aber, und dies muß der Benutzer wissen und gegebenenlulls in Kauf nehmen, eine ganz bestimmte Sichtweise in der Setzung der Schwerpllnkte, was den Welt- und Heilsplan Gottes angeht. Die sich daraus ergebende durchgehende Linie - und sie wird allenthalben durchgehalten und deutlich ausgewogen - geht auf den Engländer John Nelson Darby (1800-1882) zurück, dessen Anhänger sich zur "Christlichen Versammlung" in England, Deutschland, den USA und anderswo zusammengeschlossen haben und nach ihrem Gründer »Darbysten« genannt werden. Als darbystische theologische Ausbildungsstätte sei eben jenes »Dallas Theological Seminary« genannt, aus dem das »Bible Knowledge Commentary«, die englische Originalausgabe der deutschen, fünfbändigen Studiensgabe zum Alten und Neuen Testament, hervorgegangen ist.
Es würde der exegetischen Qualität und dem hier dokumentierten Reichtum an hiblischem Wissen keinen Abbruch tun, wenn der Benutzer aus biblischen Gründen sich der darbystischen Hauptlehre vom »Dispensationalismus« (zu deutsch etwa die Lehre von der Führung oder Lenkung, nämlich Lenkung der Welt durch Gottes Plan) gerade in ihren beiden Hauptpunkten.
Das konsequente hermeneutische Verständnis der Bibel als der von Gottes Geist eingegebenen Heiligen Schrift macht diese fünfbändige Studienausgabe zum Alten und Neuen Testament zu einer bedeutsamen Bereicherung bereits veröffentlichter Bibelkommentare. Die sorgfältige Wiedergabe biblischer Aussagen ist besonders hervorzuheben, wobei das Illustrations- und Kartenmaterial dazu sehr hilfreich ist. Hervorzuheben ist im Blick auf andere Auslegungen der biblischen Bücher die Intention der Verfasser, der Auseinandersetzung mit anderen Exegeten, nicht zuletzt auch denen der historisch-kritischen Methode, nicht aus dem Wege zu gehen.
Eine große Bereicherung wäre es aber gerade im Hinblick auf Folgeauflagen, wenn die bibliographischen Angaben am Schluß der einzelnen biblischen Bücher sich eben nicht nur auf Werke uns nahezu unbekannter amerikanischer und weithin darbystischer Autoren beschränken würde, sondern wenn dann auch die Publikationen europäischer, vor allem deutscher Bibelausleger mit einbezogen würden. Dies wäre besonders für diejenigen Bücher gerade auch deutscher Exegeten unerläßlich, mit denen sich die hier vorgelegte Studienausgabe kritisch auseinandersetzt.
Ernsthaften Bibellesern wird mit dieser Studienausgabe gewiß eine große Hilfe zum selbständigen »Suchen in der Schrift« (Joh. 5,39) in die Hand gegeben.
Kurt Hennig Dekan i.R.
Herausgeber
Jobn F. WaJvoord, A.B., M.A., Th.M., Th.D., D.D. Präsident
Professor für Systematische Theologie
Dallas Theological Seminary
Herausgeber von Bibliotheca Sacra
(Zeitschrift des Dallas Theological Seminary)
Roy B. Zuck, A.B., Th.M., Th.D.
Akademischer Dekan
Professor für Bibelexegese
Dallas Theological Seminary
Schriftleiter von Bibliotheca Sacra
(Zeitschrift des Dallas Theological Seminary)
Beratende Herausgeber
Altes Testament:
Kennetb L. Barker, A.B., Th.M., Ph.D.
Geschäftsführender Sekretär des Bibelübersetzungskomitees der New International Version
Internationale Bibelgesellschaft
(1968-1981 Direktor und Professor für semitische Sprachen und Altes Testament,
Dallas Theological Seminary)
Eugene H. Merrill, A.B., M.A., M.Phil., Ph.D.
Assistenzprofessor für semitische Sprachen und Altes Testament Dallas Theological Seminary
1. Mose Allen P. Ross
Einführung
Das 1. Buch Mose, auch Genesis genannt, ist das Buch der Anfänge. Es enthält die weltbewegenden Berichte von der Entstehung des Universums und der Menschheit, des Einbruchs der Sünde in die Welt, der katastrophalen Folgen des Fluches als Strafe für die Sünde und der Anfänge des Planes Gottes, durch sein Volk alle Völker der Erde zu segnen.
Die meisten Bücher der Bibel beziehen sich in irgendeiner Form auf das 1. Buch Mose. Darüberhinaus hat der Gegenstand von 1. Mose seit Jahrhunderten das Interesse der Ausleger auf sich gezogen.
Was für die biblischen Wahrheiten allgemein gilt, gilt auch für 1. Mose. Es wurde zum Stein des Anstoßes für viele, die es voreingenommen oder rationalistisch lesen wollten. Für diejenigen aber, die es als das Wort des Gottes anerkennen, dem sie dienen, ist 1. Mose eine Quelle der Erbauung und Ermunterung. Sie gehen anders an die Fragen und Schwierigkeiten des Buches heran.
Der Titel des Buches. Das erste Wort des hebräischen Textes bere'sit ist zugleich der hebräische Titel des Buches und bedeutet »am Anfang«. Der griechische und lateinische Titel »Genesis« leitet sich von der griechischen Übersetzung des wichtigen Wortes in 1. Mose töledöt ab und bedeutet »Entstehung« oder »Entstehungsgeschichte«. In 1. Mose 2,4a findet sich in der Septuaginta das Wort geneseos: »Dies ist das Buch der Entstehungsgeschichte von Himmel und Erde«. Im Deutschen wird entweder der Titel »Genesis« verwendet oder das Buch als erstes der fünf Bücher Moses bezeichnet (vgl. zur Verfasserfrage im folgenden).
Verfasserfrage: Sowohl andere biblische Bücher als auch die jüdische Tradition schreiben den Pentateuch (1. Mose - 5. Mose, penta = fünf) Mose zu. Dies reichte für die meisten Leute in den Synagogen und Kirchen durch Jahrhunderte aus, um 1. Mose mit Sicherheit Mose zuzuschreiben.
Tatsächlich hätte auch niemand eine bessere Qualifikation zum Schreiben des Buches gehabt. Da Mose »in aller Weisheit der Ägypter gelehrt« wurde (Apg 7,22), mußte ihn sein literarisches Können dazu befähigen, die Traditionen und Berichte Israels zu sammeln und daraus ein Buch zusammenzustellen. Seine Gemeinschaft mit Gott am Horeb und während seines ganzen Lebens konnte ihm Hinweise für diese Aufgabe geben. 1. Mose stellt die theologischen und historischen Grundlagen für den Auszug (Exodus) und den Bund am Sinai dar.
Die mosaische Autorschaft der Genesis und des ganzen Pentateuch wird jedoch von kritischen Forschern verneint. Das ist kein moderner Standpunkt, denn schon in der frühesten Zeit des Christentums konnten sich einige Theologen nicht zwischen Mose und Esra als Autor entscheiden. Aber die moderne Ansicht, daß der Pentateuch aus verschiedenen Quellen zusammengestellt wurde, scheint ein Ergebnis des rationalistischen Skeptizismus zu sein. Benedikt Spinoza (1632-1677) glaubte, daß der Pentateuch von Esra geschrieben wurde, der eine Vielzahl von Traditionen, einschließlich einiger auf Mose zurückgehender Überlieferungen, benutzte.
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