Das Antlitz der Liebe, Gerard Jarlot

Zehn Gemälde berühmter Meister zeigt dieser Band, zehn Kunstwerke von reifer Schönheit.

Zehn Schicksale werden erzählt von Frauen, die als »grandes amoureuses« eingingen in die Geschichte der Kunst; Frauen auf Fürstenthronen und einfache Mädchen aus dem Volk.

Nicht immer war es die eigene Liebesbeziehung des Malers zu seinem Modell, die ein Bild entstehen ließ. Stets aber war es die Kraft der Liebe, die diese Frauen aus der Anonymität heraushob, sie der Vergänglichkeit, dem Vergessen entriß.

Liebe war es - diese Macht, die von der Hingegebenheit an einen Menschen ausgeht - deren Faszination sich der Künstler vermöge seiner erhöhten Sensitivität nicht entziehen kann, die ihm das Werkzeug in die Hand drückt. Liebe, ein Gefühl, das stärker zu sein vermag als der Urtrieb der Selbsterhaltung, ein Gefühl, das allem Lebenden seinen Weg vorzeichnet, sich steigernd vom einfachen Hingezogensein bis zur höchsten Sublimierung, in der diesseitiges Empfinden sich paart mit religiöser Inbrunst und Sehnsucht.

 

Der Ausdrucksmöglichkeit schöpferischer Menschen verdanken wir diese Werke von bleibender Schönheit, völlig verschieden in Art und Aussage, verschieden je nach Auffassung und Temperament. Unterschiedlich nach Charakter und Typ der Dargestellten.

Das Bild Picassos, des großen alten Mannes der europäischen Malerei, zeigt Fernande in der Ablösung der klassischen Periode seines Schaffens von der kubistischen. Verrät es etwas von der Besessenheit, mit der er sie liebte?

Die große Liebe Apollinaires und Marie Laurencins regte Rousseau zu beider Porträt an. Ein Hauch der treuherzigen Unschuld, die ihm eigen war, liegt über dem Bild.

George Sand, die »femme libre«, inspirierte Euge'ne Dclacroix zur Wiedergabe ihrer fatalen Schönheit in einer Zeit, als ihre Verbindung mit Alfred de Musset das Gespräch von Paris war.

De la Tours Gemälde von der bezaubernden aber ehrgeizigen Marquise de Pompadour zeigt sie auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Jedoch über alle politischen Ambitionen hinaus hing sie Louis XV. in echter Liebe an. Botticellis angebetete Simonetta Vespucci war das Vorbild für die meisten seiner Bilder, deren zauberhafte Anmut bei aller Sinnenfreude von gefühlvoller Innerlichkeit und der Subtilität seiner Auffassung zeugen. Bewunderung und Verehrung waren die Initiatoren, die Jean Fouquet zur Darstellung Agnes Sorels, der feinsinnigen und klugen Maitresse Charles VII., veranlaßten.

Zehn Frauenschicksale wecken in dem Betrachter die Frage: »Wie wurdest Du geliebt? Hing man Dir an in Treue? Verehrte man Dich wunschlos und hingebend? Liebte man Dich fordernd und ungestüm? Vergaß man, um Dich zu besitzen, gesellschaftliches Gebot und Selbstachtung?«

Zehn Liebesgeschichten geben die Antwort darauf.

Cathrin Seifert