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Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern
Es war ein Hausvater, der pflanzte einen Weinberg und führte einen Zaun darum und grub eine Kelter darin und baute einen Turm und tat ihn den Weingärtnern aus und zog über Land. Da nun herbeikam die Zeit der Früchte, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, daß sie seine Früchte empfingen. Da nahmen die Weingärtner seine Knechte; den einen stäupten sie, den anderen töteten sie, den dritten steinigten sie. Abermals sandte er andere Knechte, mehr denn der ersten waren; und sie taten ihnen ebenso.
Danach sandte er seinen Sohn zu ihnen und sprach. Sie wer= den sich vor meinem Sohne scheuen. Da aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: Das ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten und sein Erbgut an uns bringen! Und sie nahmen ihn und stießen ihn zum Weinberge hinaus und töteten ihn.
Wenn nun der Herr des Weinberges kommen wird, was wird er diesen Weingärtnern tun? Sie sprachen zu ihm: Fr wird die Bösewichter übel umbringen und seinen Weinberg andern Weingärtnern austun, die ihm die Früchte zu rechter Zeit geben. Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen in der Schrift: >'Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Von dem Herrn ist das geschehen, und es ist wunderbar vor unsern Augen«? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volke gegeben werden, das seine Früchte bringt.
MATTHÄUS 21133-45
Wenn wir einmal die Gleichnisse Jesu in ihrer Gesamtheit überblicken, können wir eine merkwürdige Beobachtung
chen: Alle Gleichnisse, die von der Natur handeln - von den Lilien auf dem Felde, den Vögeln unter dem Himmel, von dem Hirten und seinen Schafen -‚ atmen so etwas wie Frieden und bergende Ordnung. Dort aber, wo die Gestalt des Menschen im Mittelpunkt steht - ganz gleich, ob es um den Schalks= knecht, den ungerechten Haushalter, den reichen Mann oder
um wen es immer geht -‚ da kommt es zu dramatischen Verwicklungen, zu Konflikten und immer wieder zum Scheitern.
So ist es auch in diesem Gleichnis von den bösen Weingärt= nern. Hier taucht Christus nicht in der segnenden Gebärde der Thorwaldsenschen Christusplastik auf und auch nicht als der Hirte mit seiner Ausstrahlung von Wärme und Geborgenheit. Hier geht es um die Geschichte eines Zusammenpralls von Gott und Mensch. Diese Geschichte ist wie ein Drama in einzelne Akte gegliedert. Ihre wichtigsten Stationen werden durch einige holzschnittartige Bilder angedeutet.
Der historische Hintergrund, auf den Jesus dabei anspielt, ist leicht zu erkennen. Es handelt sich um Schuld und Schicksal des rätselhaftesten aller Völker, nämlich Israels. Mit diesem »ungeschliffensten und sprödesten Volke« (wie Lessing es einmal genannt hat) nimmt Gott Verbindung auf, um damit sicht= bar zu machen, daß er nicht die Renommierexemplare der Hu= manität, daß er nicht den Menschen in seiner Größe, sondern daß er den Menschen in seiner Fragwürdigkeit sucht und daß er dem menschlichen Geschick an seinen dunkelsten Stellen begegnen will. Er sendet diesem Volke seine Propheten und Gottesmänner. Er geht ihm mit einem Nachdruck und einer Eindringlichkeit nach, daß dadurch das Gleichnis fast gesprengt wird und geradezu unwahrscheinliche Züge gewinnt. Denn wo gäbe es einen Weinbergbesitzer, der es dulden würde, daß seine Pächter solches Schindluder mit seinen Leuten trieben, und der, statt als Chef mit der Faust auf den Tisch zu schlagen, inuner neue Versuche mit immer neuen Sendboten machte? Gerade diese Unmöglidiiceit, diese grobe Verzeichnung des Gleichnisbildes ist beabsichtigt. Denn sie soll im strengen Sinne die »unbegreifliche« Bemühung Gottes veranschaulichen, dem Menschen trotz seiner Verranntheit und Verblendung auf der Spur zu bleiben und den Kontakt mit ihn durchzuhalten.
Wir mögen uns so verrückt und so störrisch anstellen, wie wir wollen, Gottes Treue ist größer als unser Wahn. Wir mögen
uns tot stellen wie ein Tier und Gott als nichtexistent behan=deln, wir mögen ihn blasiert übersehen: Gott bleibt dennoch bei uns stehen und läßt uns nicht aus dem Auge.
So sendet Gott seine mahnenden und aufrüttelnden Prophe= ten, er läßt sie von den Menschen umbringen und wirft immer..
Reden über die Gleichnisse Jesu
- der verlorene Sohn 1.Teil
- der verlorene Sohn 2. Teil
- der reiche Mann und der arme Lazarus
- vierfacher Acker
- Senfkorn
- Unkraut unter dem Weizen
- still wachsende Saat
- ungerechter Haushalter
- böser Weingärtner
- Arbeiter im Weinberg
- Pharisäer und Zöllner
- anvertraute Pfunde
- Kosten für den Turmbau
- Schalksknedcht
- barmherziger Samariter
- Schatz im Acker
- köstliche Perle
- bedrängte Witwe
- kluge und törichte Jungfrauen
- königliche Hochzeit
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