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Britta Mosgren, Schülerin einer norwegischen Kunstschule, kommt schon in ihren jungen Jahren nicht nur mit der Sonnenseite des Lebens in Berührung. Ein Umweg ist nötig, um in Liebe dem Mann folgen zu können, dem ihr Herz bereits gehörte, als sie es sich selbst noch nicht eingestehen wollte. Süddeutschland wird ihre neue gemeinsame Heimat. AUS einer ererbten, verstaubten Villa der Jahrhundertwende gestalten ihr Kunstsinn und praktisches Können ein „Haus in der Sonne". Renata, ihr lang ersehntes Kind, wächst in einer fröhlichen Familie auf, die sowohl in der Zeit der Arbeitslosigkeit, als auch während der Scheinblüte in den dreißiger Jahren intakt bleibt und immer wieder Quelle gemeinsamer Freuden ist. Eins aber wird hier und da deutlich spürbar: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein! Sie suchen Gottes Wort, besonders in Notzeiten. Doch kommt es zu keinem Leben aus Gott, weil der sie fordernde Alltag alle Anrufe Gottes erstickt. Dann tritt nach dem glücklich überstandenen Krieg und dem Aufschwung der Jahre danach eine nie vorstellbare Tatsache ein: Britta und Bernd leben getrennt voneinander. Aber gerade nun sind sie in der nicht leichten Schule Gottes, lernen es, sich selbst zu erkennen und öffnen sich dem Wirken Gottes, das sie nach menschlichen Irrwegen wieder zusammenführt. Eine Geschichte, die das Leben geschrieben hat.
Die Luft in der zweiten Klasse der Kunstschule war stickig heiß. Britta Mosgren hätte hebend gern ein Fenster geöffnet. Sie wußte aber, daß sich mindestens die Hälfte der Mitschüler sofort gegen die hereinströmende Kälte wehren würde, und so ließ sie es. Britta vergeudete ihre Kraft nicht gern an Nutzlosigkeiten.
Ohle Ström erteilte den Zeichenunterricht. An der Tafel hatte er einen Bilderrahmen befestigt, in den er nacheinander die Arbeiten seiner Schüler schob, uni sie mit ihnen zu besprechen. Er sparte dabei nicht mit harter Kritik. Obwohl Britta sehr gern zeichnete und auch ihren Lehrer als großen Könner schätzte, verabscheute sie diese Stunde, in der Ohle Ström in aller Öffentlichkeit die Zeichnungen in Einzelteile zerlegte. Sie wußte wohl, daß Kritik sein mußte und helfen konnte, aber wenn - dann unter vier Augen. Demut war nicht die Stärke Britta Mosgrens. Ihre Zeichnung lag noch umbesprochen auf dem Katheder. Sie wünschte brennend, diese Stunde läge schon hinter ihr. Herr Ström war ein mageres, quirliges Männchen, und Britta hatte das Gefühl, als schwirrten seine zappelnden Arme wie Insekten um die Tafel herum. Es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Die Hitze im Raum peinigte sie, aber vor allem das Warten auf die Besprechung ihrer eigenen Arbeit.
Eine Erinnerungszeichnung war als Thema gegeben
worden. Die Schüler sollten ein Erlebnis darstellen, das sie im letzten Sommer beeindruckt hatte. Britta war zunächst absolut nichts eingefallen, aber schließlich hatte sie sich doch an die Arbeit gemacht, und nun wartete sie mehr als unsicher auf des Lehrers Beurteilung.
Jetzt wurde die Zeichnung Arne Bards in den Rahmen geschoben. Britta war nun ganz bei der Sache. Arne galt als der weitaus begabteste Schüler. Ohle Ström formulierte das so: er erscheint mir wie ein Schwan im Ententeich. Sparte der Lehrer den anderen Schülern gegenüber oft nicht mit beißender Ironie, so fand er für Arnes Arbeiten fast immer Anerkennung und Lob. Selbst ein Künstler, dem seine Kunst nicht das tägliche Brot für die zahlreiche Familie und sich selbst gebracht hatte, war der kleine Mann gezwungen gewesen, die Stelle an diesem Institut anzunehmen. Und nun fand er eine wahre Herzensfreude darin, wenigstens einen unter den zahlreichen Schülern aufgespürt zu haben, für den sich seiner Meinung nach der Einsatz lohnte.
Arne hatte eine kleine Kirche auf einem Abhang gezeichnet. Britta glaubte beim Anblick des Bildes den Sommertag zu spüren mit seiner klaren Luft und dem Frieden der weiten Wälder. Herr Ström redete sich in Begeisterung.
„Diese bescheidene Kapelle ist unter Bards Pinsel zur Kathedrale geworden. Sie steht fest auf dem Boden und strebt doch kühn in den Himmel. Sehen Sie nur", rief er entzückt, „wie fein die Farben harmonie ren. Es genügt, wenn Bard in einen zarteJiimmel ein paar Wolken streut, um das Gefühl ilamenloser Leichtigkeit zu erwecken."
Die Klasse saß andächtig erstarrt da, und an Arnes roten Ohren konnte Britta erkennen, daß er sich entsetzlich genierte. Das Mädchen war stolz auf den Freund. In diesem Augenblick verzieh es dem Lehrer seine oft zynische Art den anderen Schülern gegenüber. - Leider kam nun ihre eigene Zeichnung in den Rahmen. In die ehrfurchtsvolle Stille brach plötzlich unterdrücktes Gelächter. Weshalb lachten die anderen? Britta sah sich vorsichtig um. Was war denn Komisches an ihrem Bild? Wie angenagelt saß sie auf ihrer Bank und verkrampfte die Hände ineinander. Herr Ström gebot Ruhe und hob beschwörend seine Hände gegen die Klasse. Sein Blick fiel auf Britta, der ohne viel Mühe anzumerken war, daß sie sich gern unsichtbar gemacht hätte.
„Ich glaube", sagte er in die jetzt heiteren und aufgeschlossenen Gesichter hinein, „Sie alle haben eben eine Entdeckung gemacht, nämlich: Britta Mosgren hat eine humoristische Ader."
Britta warfvorsichtig einen Blick unter ihren niedergelassenen Lidern hervor auf das Bild. Sie hatte durchaus nicht die Absicht gehabt, eine humoristische Zeichnung zu machen. Mißtrauisch betrachtete sie ihr Werk: An einem kleinen See saß ein Angler, dessen breiter Rücken eine gewisse Gleichgültigkeit auszudrücken schien. Die Frau neben ihm hatte wohl den hoch aufgeschichteten Reisighaufen zusammengetragen und
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