Was ist eigentlich dieses MINDERWERTIGKEITSGEFÜHL? Wie entsteht es, und wie können wir damit fertig werden?
Hier erhalten wir eine praktische Lebenshilfe, keine zeitkritische Studie. Darum erhalten wir hier einen neuen Denkanstoß, wenn wir in irgendeiner Weise mit unserem Leben nicht zufrieden sind und uns danach sehnen, wieder Mensch zu sein, d.h. der nicht einfach konsumiert, sondern einen tieferen Sinn im Dasein sieht.
INHALT
Einleitung . 7
Fragen der Identität
Die verlorene Identität ...................................... 9
Das übernommene Bild ..................................... 10
Das verletzte Selbstwertgefühl
Der gekränkte Stolz ......................................... 13
Die bittere Konsequenz ..................................... 14
Beruf und Minderwertigkeitsgefühl ........................... 16
Ehe und Minderwertigkeitsgefühl ............................. 17
Jung sein um jeden Preis ..................................... 20
Wie kommt es zu einem Minderrvertigkeitsgefiihl?
Das gefährdete Kind ........................................ 22
Der Fehlstart .............................................. 24
Nur ein Mädchen .......................................... 32
Organminderwertigkeit ..................................... 34
Ausgleichsversuche oder Irrwege
a) Allgemein
Auf der Suche nach sich selbst ................................-35
Die neue Autorität .........................................36
b) Verschiedene Kompensationsversuche
Ich bin nicht da ............................................ 39
Totstellreflex .......... . ................................... 40
Niemand ist so krank wie ich ................................. 41
Die Flucht in den Traum .................................... 42
Die Anpassung ............................................ 43
Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie .................... 45'
Ich will dir helfen' .......................................... 46
Eifersucht ................................................. 47
Sexualität als Selbstbestätigung ............................... 49
Anerkennung ‚m jeden Preis ................................. 50
Die negative Berühmtheit .................................... 53
Das verlockende Angebot ................................... 54
sche Revolution wird in besonderer Weise im pädagogischen Bereich deutlich. Die kritische Methode wird zum Lehrprogramm. Aber nicht Abschaffung aller Werte und Auflösung der Tradition, nicht Urschrei und Promiskuität werden den Menschen erlösen. Das alles sind nichts als perverse Versuche, die den Menschen noch tiefer in die Versklavung treiben.
Es gibt keine Freiheit ohne Grenze. Wenn unter Selbstverwirklichung nichts anderes verstanden wird als das egoistische Ausleben eigener Triebhaftigkeit, so wird eine Generation Aufständischer herangezogen, deren Ziel lustvolle Zerstörung ist.
Ist der Mensch glücklicher geworden? Er hat seine vermeintlichen Rechte kennengelernt. Aber seine Verantwortung wurde weithin verschwiegen. Der Mensch ist stolz auf seine Erfolge. Ihm ist in der Tat gelungen, wovon Generationen vor ihm nicht einmal zu träumen vermochten. Doch jeder Fort-Schrit•t ist zugleich ein weiterer Schritt-fort. Fort von dem Ursprung, der auch Ziel des Menschen ist. Wenn wir uns den Menschen heute ansehen, müssen wir uns fragen: Ist er durch all sein Wissen weitergekommen?
Trotz aller Aufklärung kann er das Dunkel in sich selbst nicht aufhellen.
Trotz aller Kenntnisse ist er unwissend geblieben.
Trotz aller Sozialisierung ist er ärmer geworden als je. Denn er weiß nicht, wer er ist.
Trotz aller Fortschritte in der Medizin hat es noch zu keiner Zeit so viele kranke Menschen gegeben.
Trotz aller Psychologie ist der Mensch orientierungsloser denn je. Bei aller Selbstherrlichkeit fühlt er sich minderwertig. Unterlegen. Ausgeliefert. Und krank.
Fragen der Identität
Die verlorene Identität
Was ist eigentlich Identität? Wir sprechen von Identifizierung, wenn der Name eines Toten nicht bekannt ist. Anhand von Beweisstücken oder einer gerichtsmedizinischen Untersuchung soll herausgefunden werden, wer dieser Tote war. Identifizierung ist die völlige tJbereinstimmung, die Wesensgleichheit. Wie das Spiegelbild, das eine Person widerspiegelt.
In der Schizophrenie ist das Wesen des Menschen, sein Ich, gespalten. Diese Absplitterung ist nicht Er - selbst, sondern ein Teil von ihm, das er zugleich als fremd empfindet.
Identität umfaßt den Kern des Menschen, sein Wesen, seine Persönlichkeit. Es stehen nicht zwei Wesen einander gegenüber; obschon dieses Wesen verschiedene Gesichter tragen kann, sind sie doch Ausdruck ein und derselben Person. Identität ist auch nicht eine Maske, die man tragen oder ablegen kann. Identität ist die wirkliche Seinsweise. Das, was der Mensch in Wirklichkeit ist.
Wenn ich meine Identität verloren habe, so weiß ich nicht mehr, wer ich bin. Bin ich der eine - oder der andere. Oder vielleicht beide zugleich? Ich kann meinen Kern, mein eigentliches Selbst, nicht wiederfinden. Ich lasse mich zu Handlungen oder Bemerkungen hinreißen, vor denen ich erschrecke, weil sie mir fremd sind. Ich selbst bin mir ein Fremder geworden.
Solange ich nicht zu mir selbst zurückgefunden habe, leidet dieses Ich und sehnt sich nach der Vereinigung, dem Eins-Sein mit sich selbst.
Nun hat jeder eine bestimmte Vorstellung von sich selbst, wobei das Bild einem Wunschdenken entspringen kann und nicht mit der Realität übereinzustimmen braucht.
Dieses Bild, das der Mensch von sich selbst hat, ist geprägt worden im Laufe der Jahre und entsteht durch Beziehung zu einem andern, einem Gegenüber. Ohne Spiegel könnten wir unsere eigene Gestalt, unser eigenes Gesicht nicht wiederfinden.