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Eine beliebte Erzählung der bekannten Autorin Kristina Roy, in der ein ergreifendes Lebensschicksal mit klarem Evangelium und entschiedener Nachfolge verbunden wird.
Motto: «Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene.» Matth. 20, 28
Der Bauer Ondrasik erhält einen Knecht, mit dem er zufrieden sein kann. Gerade als er Hilfe am meisten nötig hatte und nicht wusste, woher er sie bekommen sollte, da kam unerwartet und ungerufen ein junger Mann in sein Haus. Es war an einem Sonntagabend zur Zeit der größten Erntearbeit. Ondrasik saß im Obstgarten vor seinem Hause und stützte den sorgenschweren Kopf in die Hände. Plötzlich bellte im Hof der Fiedel und vor dem verwunderten Bauer stand ein junger, gesunder, gutgekleideter Mann. Nachdem sie sich begrüßt hatten, sagte er, er wäre hierher gekommen, um Arbeit zu suchen.
Ondrasik war keiner von denen, die gleich den ersten besten einstellten; aber der junge Mann gefiel ihm und er brauchte notwendig einen Arbeiter. Seine Frau lag krank. Die Schwiegersöhne waren fortgezogen, der eine letztes Jahr, der andere jetzt in diesem Frühjahr; sie waren nach Amerika hinübergefahren und riefen nun auch ihre Frauen nach. So blieb ihm nur die jüngste sechzehnjährige Tochter zu Hause. Einen Kuhhirten hatte er zwar, aber der hatte mit den jungen Burschen im Dorfe eine Schlägerei gehabt und lag nun krank bei seiner Mutter.
So nahm Ondrasik den jungen Mann auf. Er dachte: Probieren kann ich's immerhin; ich behalte ihn wenigstens solange, bis der Ondrej wieder gesund ist.
Sie einigten sich, wieviel Taglohn er bekommen sollte, und rechneten, wieviel Lohn es gäbe, wenn er über die ganze Ernte bleiben würde. In jener Nacht schlief Ondrasik so gut, wie schon seit langer Zeit nicht mehr, und seine Frau, wenn sie auch nicht schlafen konnte, brauchte doch wenigstens nicht darüber nachzugrübeln, wie ihr Mann die große Arbeit bewältigen würde.
Den Ondrasiks gefiel alles an ihrem neuen Arbeiter. Nur hatte er einen wunderlichen Namen: er hieß Method Ruansky. Zwar hieß der Apostel der Slowaken, der einst in Neutra gewohnt hatte und dem Volk das Wort Gottes predigte, auch Method; aber die Bauern gaben ihren Söhnen keine solche Namen, höchstens einige Katholiken, und Ondrasik war doch evangelisch.
Aber der Mensch gewöhnt sich an alles, und so gewöhnten sich die Leute im Dorf auch an Method, der sehr zurückgezogen lebte; das allgemeine Urteil von den Leuten, als sie vom Felde heimfuhren, lautete: «Ondrik hat einen guten Arbeiter bekommen!»
Einen wie guten, das wußte der Bauer selbst am besten! Er trank nicht, so würde er gewiß auch nicht mit der Dorfjugend raufen; er rauchte nicht, also würde er ihm die Scheune nicht anzünden. In der Woche arbeitete er von früh bis spät in die Nacht hinein, und am Sonntag las er. Ein böses Wort hörte man nicht von ihm, er war immer guter Laune. Wenn Dorka irgendeine Speise verdorben hatte und der Vater sie schalt, so entschuldigte er sie und war zufrieden.
Ondrasik gefiel das alles, darum wollte er ihn von Allerheiligen an als Knecht behalten.
«Gut», sagte Method, «ich bleibe bei Euch, wenn Ihr mich für zwei Jahre dingt und wenn ich mir dort bei dem Schuppen eine Wohnung bauen darf.» Der Bauer wunderte sich, was das für eine Wohnung sein könnte. «Ihr werdet sehen, welch schöne Wohnung es geben wird. Was ich jetzt dabei auslege, das könnt Ihr mir ja zurückerstatten, wenn es Euch gefällt und wenn Ihr sie verwenden könnt, falls ich einmal von Euch fortgehe. Wenn nicht, so werde ich das Häuschen auseinandernehmen und verkaufen.»
Ondrasik willigte ein. Als die ersten Regentage anbrachen, holte Method Bretter herbei und fing an zu zimmern. Als er fertig war, führte er den Bauern und seine Tochter hinein. Ondrik lachte. «Was für eine Stube er haben wird, schöner als wir! - Aber wie wird das im Winter sein?» «Nun, schlafen kann ich dort gleichwohl, und den Tag über kann ich mich ja bei Euch wärmen», war die Antwort. Von den übriggebliebenen Brettern zimmerte Method einen Tisch, dann kaufte er sich ein Strohbett») und einen ebensolchen Stuhl, und in der Ecke brachte er einen Schrank an mit Kleiderhaken.
Er hatte es hier sehr nett, besonders als er später die Fenster in das Dach einsetzte; denn durch diese konnte man auf die nahen Berge und Wälder sehen, die weiten Wiesen und Felder und den manchmal so schönen, wenn auch jetzt schon oft von Herbstnebeln verhüllten Himmel.
Ondr.iiks nächste Nachbarn waren Peträ's'»). Diese hatten einen schon zwanzigjährigen, sehr ordentlichen und stattlichen Sohn. Aber trotzdem sie wohlhabende Leute waren, konnte er weder lesen noch schreiben; das kam daher, daß er lahm war. Er konnte sich zwar im Hause langsam umherbewegen und auch etwas tun, aber weiter gehen konnte er nicht.
Frau Petra war ihr Sohn Samko das liebste ihrer Kinder. Der Vater war nicht besonders gut zu ihm; es ärgerte ihn, daß ein so großer Sohn im Hause nichts helfen konnte und daß er ihm nur immer zur Last fallen würde. Hätte Samko nicht die Liebe der Mutter gehabt, so wäre seine Jugend im Elternhaus eine ziemlich traurige gewesen; die Zukunft lag so düster vor ihm. Und wie es oft der Fall ist, daß gerade die, welche sich nicht rühren können, große Dinge in der Welt tun möchten, so war's auch bei ihm.
Einmal saß er am Sonntagnachmittag allein im Garten; alle waren fortgegangen; die einen waren beim Tanz, die anderen im Wirtshaus oder auf dem Felde.
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