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gebraucht
Bestell-Nr.: BN1913-50
Autor/in: Hedwig Weiss-Sonnenburg
Der Schlachtruf der Delawaren - Kleine Brockhaus-Bücherei 47
Preis: 2,90 €
Format: 15 x 10 cm
Seiten: 124
Gewicht: 80 g
Verlag: R. Brockhaus
Erschienen: 1966
Einband: Taschenbuch
Sprache: Deutsch
Zustand: deutliche Gebrauchsspuren
Beschreibung:
NORDAMERIKA IN DER MITTE DES 18. JAHRHUNDERTS Die Erzählung spielt zur Zeit der Kolonialkriege in Nordamerika, Mitte des 18. Jahrhunderts. Englische Pioniere bauen in Pennsylvanien eine Straße. John Hull ist der Neffe des Aufsehers und muß tüchtig mithelfen. Bei einem Erkundungsgang fällt er in die Hände der Delawaren. Er lebt mit ihnen als einer der Ihrigen: Sie gehen auf Jagd, bauen ihre Hütten, brechen sie wieder ab und ziehen weiter. In der winterlichen Hungerzeit teilen sie ihre letzten Vorräte so gerecht, wie John es noch nicht erlebte. Der elternlose Junge erföhrt hier mehr Zuneigung als unter seinen eigenen Landsleuten. Aber das Bewußtsein, daß er eigentlich ein Weißer ist, bereitet ihm dennoch Gewissensnöte, besonders wenn englische Gefangene ins Lager kommen. Mit ihnen, die er befreit, flieht er.
John hat seine Erlebnisse unter den Indianern aufgeschrieben; und nach diesem englischen Tagebuch, das über zwei Jahrhunderte erhalten geblieben ist, erzählt H. Weiss-Sonnenburg seine Geschichte.
LESEPROBE.
Es war zu Anfang des Jahres 1750. Noch tobte zwischen Engländern und Franzosen der Kampf um die endgültige Aufteilung des Kolonialbesitzes in Nordamerika. Immer näher schoben sich die englischen Siedler Virginiens an die Alleghany-Berge und an das Ufer des Ohio heran, während die Franzosen sich bemühten, längs der beiden Ströme Ohio und Mississippi eine dauernde Verbindung bis hinab zum mexikanischen Golf und St. Louis zu schaffen und vom Westen her das Vordringen der Engländer zu verhindern. Ein jahrelanger Kleinkrieg der beiden weißen Völker auf dem Boden Nordamerikas, der eigentlich den Indianern gehörte, ließ die Grenzer kaum zur Ruhe kommen und bereitete die künftigen Entscheidungen vor. Beide, Franzosen wie Engländer, suchten die Indianer durch Versprechungen an ihre Heere zu fesseln, und der Krieg wurde oft mit maßloser Grausamkeit geführt.
DER ÜBERFALL
Am Ostabhang der Alleghanies, ein paar Tagemärsche entfernt von der Stelle, wo heute Pittsburg liegt, wurde eine Straße gebaut. Sie sollte durch die wilden Wälder führen, in denen damals noch große Indianervölker lebten. Es waren englische Pioniere, die sich zusammengetan hatten, um durch den Bau einer guten befahrbaren Straße ihre auseinander liegenden Siedlungen zu verbinden. Zugleich aber wollten sie neues, jungfräuliches Land für ihre heranwachsenden Söhne und für die aus der alten Heimat neu zugezogenen Landsleute gewinnen.
Es war ein schöner, klarer Frühlingsmorgen. Aus dem Gras der Prärie stiegen Vögel jubelnd in die Luft, und lustig klang das Hämmern und Klopfen der Äxte und Hacken bei der schnell fortschreitenden Arbeit an der neuen Straße. Der alte Smith, der das Amt eines Aufsehers übernommen hatte, schritt unruhig auf und ab. Immer wieder stieg er auf den kleinen Hügel am Rand der Straße und blickte lange in die Ferne. Es machte ihm Sorge, daß die Planwagen mit den Lebensmitteln noch nicht eingetroffen waren. Sollte ihnen etwas zugestoßen sein? Seine scharfen Augen schweiften über die Prärie bis zu den dicht bewaldeten Berghängen. Aber ringsum lag die Welt in tiefstem Frieden. Fürchtete er einen Überfall der Indianer? Lange war man von ihnen unbehelligt geblieben, und schon lange war keiner der weißen Männer aus den Siedlungen mehr im Kampf gegen die Rothäute gefallen. Immerhin, er wollte zwei der Leute ausschicken, nach den Wagen zu sehen, denn die Mittagszeit rückte heran, und das kleine Lager an der Straße war ohne Proviant.
»Stork«, rief er. Ein hochgewachsener Mann kam langsam heran, die Hacke über der Schulter. »Du mußt reiten, um nach den Wagen zu sehen, sie sind längst überfällig. Eile dich, und John, mein Neffe, soll dich begleiten.«
Stork legte seine Hacke fort und rief dem Jungen, der bei einer anderen Gruppe arbeitete, zu: »John, du sollst mit mir reiten, fix hol die Pferde von der Weide!«
Im hohen Bogen warf John die Hacke aus der Hand. Das ließ er sich nicht zweimal sagen! Das ewige Hacken war eine gar zu trostlose Beschäftigung für einen zwölfjährigen Jungen. John HuIl war Waise, und sein Onkel, der alte Smith, hatte ihn zum Straßenbau mitgenommen. Schon im frühen Alter fing das Mannsvolk der damaligen Zeit an zu arbeiten. John war ein kräftiger, gutgewachsener Knabe mit schmalen blauen Augen und einem dunkelblonden, von der Sonne stellenweise gebleichten Haarschopf. Froh stülpte er jetzt seinen breitkrempigen Trapperhut auf, steckte sein Bowiemesser in den Gürtel und trollte sich pfeifend davon. Prüfend betrachtete er eine Weile die weidenden Tiere. Dann fing er geschickt den starken Braunen ein, der seinem Onkel gehörte, sattelte ihn und trabte weiter hinaus, um auch den alten Fuchswallach einzufangen und ihn für Stork aufzuzäumen. Mit dem Wallach am Zügel kam er ins Lager zurückgeritten.
Aber Stork, ein kurz angebundener Geselle, rief ihm schon von weitem zu: »Runter vorn Gaul, den Braunen werde ich selber reiten.«
»Ist ja gar nicht deiner«, murmelte John trotzig, aber da faßte der lange Stork nach der Peitsche, die an seinem Gürtel hing, und langsam glitt der Knabe von dem Braunen herab. In diesem Augenblick haßte er Stork und wünschte ihm alle Indianer der großen Wälder auf den Buckel. Viel lieber wäre er allein geritten; denn er liebte es, nach Indianerart dem Pferde die Zügel zu lassen und wild dahinzujagen.
Nun trabten sie die Straße hinunter, deren Windungen sie an übersichtlichen Stellen durch einen Ritt quer über die Prärie abkürzten. Einige Stunden später hielten sie auf einer kleinen Anhöhe und entdeckten von dort eine ferne Staubwolke. Ja, ihre scharfen Augen täuschten sie nicht. Es waren die erwarteten Wagen. Eins, zwei, drei Planwagen, die, von starken Pferden gezogen, langsam näher kamen. Keiner fehlte, alles war in Ordnung.
Der Mann und der Knabe stiegen einen Augenblick von den Pferden, lockerten die Sattelgurte und ließen die Tiere ein wenig Gras abzupfen.
Dann sprangen sie wieder auf. Stork wollte auf der Straße zurückreiten, aber John sagte, man brauche nur die Hälfte der Zeit, wenn man uni den Hügel
herum ein Stück über die Prärie jagen würde. Stork runzelte die Stirn und sah nach den nahen, dicht bewaldeten Bergen hinüber.
»Dort hinten«, sagte er, »liegen die Jagdgründe der Delawaren. Wenn auch der größte Teil der Bande jetzt, von den
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