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Passagiere, die schon in dem roten klapprigen, aber noch funktionsfähigen Bus saßen, sahen gleichmütig aus dem Fenster und beobachteten das lärmende Treiben ihrer Stadt Lima oder unterhielten sich mit Verwandten und Bekannten, die sie hierher begleitet hatten. Draußen, an einem der Busfenster hinter dem Fahrer, stand ein alter Herr im hellen Anzug mit einem Stock in der Hand, auf den er sich gelegentlich stützte, und einem hellen Hut auf dem ergrauenden Haar, der ihn vor der glühenden Sonne schützen sollte. Er hatte ein schönes altes Gesicht mit lebhaften dunklen Augen und sprach auf eine Frau und deren Tochter ein. Besorgt und ermahnend klang seine Stimme. Die Frau im Innern des Busses wollte manchmal etwas ungeduldig erwidern, unterließ es jedoch, um den wohlmeinenden Vater nicht zu kränken. Pedro de la Cruz, ein Criollo (Kreole) mit einem guten Schuss Inkablut, hatte seine Tochter Isabella und seine Enkelin Gloria zum Bus begleitet.
Als der Bus sich endlich anließ loszufahren, nickte er auch freundlich Teresa Uro zu, die seine beiden Lieben auf dieser Reise begleiten sollte. Teresa Um war eine Quechua (Indianerstamm), die auf dem Altz)lano (Hochebene) aufgewachsen war und seit ihrem dreizehnten Geburtstag im Hause de la Cnn de Mandt arbeitete. Jetzt war sie siebenundzwanzig und recht zufrieden mit ihrem Schicksal. Ihre Tätigkeit, die aus einer Mischung von Haushaltsführung und Kinderbetreuung bestand, war nicht allzu schwer.
Dona Isabella zahlte ein für die Verhältnisse in Lima großzügiges Gehalt. Doch was sie am meisten an ihre arbeitgebende Familie band, war die jetzt zwölfjährige Gloria, die sie seit ihrer Geburt - zusammen mit deren Mutter - betreut hatte. Als Fünfzehnjährige hatte sie zum ersten Mal die neugeborene Gloria, ein weißhäutiges winziges Geschöpf mit Goldflaum auf dem kleinen runden Kopf, in den Armen gehalten. Von diesem Moment an liebte sie das Mädchen und wurde zu ihrer zweiten Mutter.
Gloria, die jetzt zwischen ihr und Dona Isabella saß, hatte das goldblonde Haar von einst behalten. Ihre blauen Augen suchten den Großvater in der kleinerwerdenden Menschenmenge. Doch in diesem Moment fuhr der Bus in eine Kurve, und der Abfahrtsplatz verschwand aus ihrer Sicht
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