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Valentin wurde an einem kalten, stürmischen Herbsttag geboren. Als ich das Knäblein zum erstenmal auf den Armen hielt, war es mir, als hätte der gnädige Gott alle Seile der Liebe um uns geschlungen. Als Pate hielt ihn Valentin Orplich, der Bäcker, über die Taufe und legte ihm den Namen Valentin bei. Den Knaben in Gottesfurcht zu erziehen, war unser Anliegen; dass dem menschlichen Bemühen Grenzen gezogen sind, das hatte ich schon in der Schule erfahren. Aber gewollt habe ich es redlich, und Margarethe wusste in ihrem Herzen immer noch einen guten Rat, wenn ich mit meiner Weisheit am Ende war.
Das Herz des Kindes ist wie weiches Wachs, das Bild des Heilands lässt sich ihm einprägen; in späteren Jahren kann das nicht mehr geschehen, es sei denn, das Herz werde in heißer Trübsal wieder weich. In seinem sechsten Jahr nahm ich ihn in die Schule, und bald konnte er den Morgen- und Abendsegen mit lauter, klarer Stimme ohne Stocken beten. Unter der Jugend des Städtchens gewann er früh ein großes Ansehen, denn er war klug und mutig, und dabei hatten ihn doch alle gern als einen guten Kameraden, weil er ein weiches Gemüt hatte und gegen jeden hilfsbereit war.
Des Schenkwirts Büblein hat er, wiewohl er selber erst zehn Jahre zählte, unter den Hufen der Pferde hervorgerissen, schenkte ihm, als es nicht aufhören wollte mit Weinen, seine Sonnenuhr von Messing und ist dann weitergegangen, als ob nichts geschehen wäre. Im Hungerjahr 1622 hat er sein Stücklein Brot, das klein genug ausfiel, mit den Nachbarskindern geteilt, die unter den Schulbänken nach Brotkrumen suchten.
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