Keine Bewertungen gefunden
Der rote Erich war aufgesprungen und rief es einer Gruppe von etwa zehn Jungen zu, die ebenso eifrig wie laut miteinander diskutierten. Den Raum, in dem sich das Ganze abspielte, konnte man allerdings beim besten Willen nicht als Saal ansprechen. Es war eine Bauarbeiterbude, die längst ihren Zweck erfüllt und deren Abbruch man offenbar vergessen hatte. So diente sie seit längerer Zeit dem „Klub der Unabhängigen" als Unterschlupf
Heinz Schäfer geboren 1925 in Lahr (Schwarzwald) und dort aufgewachsen. Von 1942 bis 1947 in Krieg und Gefangenschaft, anschließend bis 1955 in der Industrie tätig. Dann der Ruf in die christliche Verlagsarbeit; über zwei Jahrzehnte Direktor eines christlichen Buchverlags, jetzt im Ruhestand, in dem es immer noch Aufgaben gibt: Predigt- und Vortragsdienst, Freizeitarbeit unter alten und jungen Menschen und - von beidem kräftig beeinflußt - ein bißchen Schriftstellerei.
Heinz Schäfer beweist, wie schon in seinem ersten Buch »Nebel rings um Ursula«, daß gehaltvolle Erzählungen nicht langweilig zu sein brauchen, ganz im Gegenteil: In jeder der in diesem Band enthaltenen fünf Geschichten sind so viele Spannungsmomente, daß die jungen Menschen - doch nicht nur sie, sondern auch Eltern und Erzieher-gepackt werden und inneren Gewinn davon haben. In der Titelgeschichte »Die doppelte Mutprobe« geht es um einen Halbstarkenklub, in der zweiten um eine gefährliche Bergbesteigung, die dritte spielt in der Schule, die vierte in einer alten Burgruine, und die letzte erzählt von einem Moped-Wettrennen. Alle fünf haben es mit der Bewährung christlichen Glaubens zu tun und eignen sich gut als Konfirmationsgeschenk für Jungen.
- die doppelte Mutprobe (der Halbstarkenclub)
- der heilsame Sturz (eine gefährliche Bergbesteigung)
- das ausgestrichene "e" (in der Schule)
- Gerd braucht Geld (die alte Bergruine)
- Zwei gingen nicht durchs Ziel (das Moped-Wettrennen)
Leseprobe:„Ruhe im Saal!" Der rote Erich war aufgesprungen und rief es einer Gruppe von etwa zehn Jungen zu, die ebenso eifrig wie laut miteinander diskutierten. Den Raum, in dem sich das Ganze abspielte, konnte man allerdings beim besten Willen nicht als Saal ansprechen. Es war eine Bauarbeiterbude, die längst ihren Zweck erfüllt und deren Abbruch man offenbar vergessen hatte. So diente sie seit längerer Zeit dem „Klub der Unabhängigen" als Unterschlupf. Da die Klubsitzungen zumeist am späten Abend stattfanden, hatte der dicke Klaus eines Tages unter dem Beifall der Meute eine Autobatterie angeschleppt, mit der man über eine primitive Lichtleitung an die Decke hinauf eine Glühlampe speiste. Auf die neugierige Frage der anderen, woher er denn das gute Stück habe, hatte er nur etwas Unverständliches vor sich hin gemurmelt. Hauptsache, das Ding sei da und man sehe jetzt endlich etwas!
„Wollt ihr jetzt gleich die Klappe halten!" fauchte Erich, als die Klubmitglieder trotz seiner Aufforderung weiterlärmten.
„Hab dich mal nicht so, Chef!" maulte Klaus. „Wir sollen wohl noch vor dir strammstehen? Wir sind doch hier nicht beim Kommiß! Und jetzt rück mal raus mit dem, was du offenbar in aller Feierlichkeit bekanntgeben willst!"
Der „Chef" sah den Sprecher einen Augenblick
mißbilligend an, dann begann er: „Wir haben heute abend einen Neuen unter uns, der in den ,Klub der Unabhängigen' aufgenommen werden möchte. Alfred hat ihn mitgebracht. Wie heißt du, Bübchen?"
Der Angeredete, ein Sechzehnjähriger mit blondem Haarschopf, war bisher ein wenig abseits gestanden. Jetzt lief er rot an und wollte aufbegehren. Alfred zwinkerte ihm beruhigend zu, so daß er nur kurz und abweisend antwortete: „Horst Sallmann."
„Und was treibst du?"
„Schlosserlehrling bei Goll & Co."
„Du möchtest wirklich in unseren Klub eintreten?"
„Klar, sonst wäre ich nicht da."
Es sollte forsch klingen, aber der rote Erich ließ sich nicht beeindrucken.
„Was meint ihr dazu, Leute?" fragte er und ließ mit der Miene eines Stammeshäuptlings seinen Blick über die Runde schweifen.
Zustimmendes Gemurmel erhob sich.
„Schön - wenn ihr einverstanden seid, dann nehmen wir ihn auf Probe. Kennst du schon unsere Satzungen?"
„Keine Ahnung."
„Die sollst du gleich bekommen." Der Chef zog mit elegantem Schwung seine etwas abgegriffene Brieftasche aus der Jacke und begann darin zu..
Keine Bewertungen gefunden